Ortschronik Mönchhagen: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Infobox Ortschronik
 
{{Infobox Ortschronik
 
  | ort = Mönchhagen
 
  | ort = Mönchhagen
 
  | zeit = 1252–Gegenwart
 
  | zeit = 1252–Gegenwart
  | urheberrechte = Wiebke Salzmann
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  | urheberrechte = Gemeinde Mönchhagen
  | erstellung = seit 2012, noch in der Entstehung
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  | erstellung = seit 2012
 
  | publikation = unveröffentlicht
 
  | publikation = unveröffentlicht
 
  | inhalt = Geschichte des Ortes Mönchhagen
 
  | inhalt = Geschichte des Ortes Mönchhagen
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  | status = in fortlaufender Bearbeitung
 
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Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen.  
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Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den einführenden Artikel zur '''Lage und Gliederung des Ortes und seiner Straßen in alten Karten.'''
  
 
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.
 
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.
  
Umgekehrt können Die Hinweise gern unter dem Reiter „Diskussion“ oder direkt an meine E-Mail-Adresse senden:
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Umgekehrt können Sie Hinweise gern an meine E-Mail-Adresse senden:
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[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]
 
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]
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Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person – mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.
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'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''
  
 
==Der Ort Mönchhagen==
 
==Der Ort Mönchhagen==
 
===Lage und Gliederung===
 
===Lage und Gliederung===
  
Das Dorf Mönchhagen ist eine lang gestrecktes Straßendorf, das sich über ca. 3 km längs des Radelbaches hinzieht. Der Radelbach entspringt bei Billenhagen und mündet bei Peez in den Breitling, weshalb er auch Peezer Bach genannt wurde und wird. Im Oberdorf nannte (und nennt) man ihn auch Mühlbach. Im Unterdorf, auf Höhe des heutigen Feuerwehrgerätehauses teilt sich der Bach in den Nord- und den Südarm. Der Südarm hieß auch Papernitz oder auch Fribäk. Die Unterteilung Mönchhagens in Oberdorf und Unterdorf gibt es bis heute: Das Oberdorf liegt östlich, das Unterdorf westlich der heutigen Bundesstraße B 105. Das Dorf liegt quer zur B 105, die Dorfstraße verläuft parallel zum Bach.  
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Das Dorf Mönchhagen ist eine lang gestrecktes Straßendorf, das sich über ca. 3 km längs des Peezer Baches hinzieht. Der Peezer Bach entspringt bei Billenhagen und mündet bei Peez in den Breitling und heißt im Oberdorf auch Mühlbach. Im Unterdorf, auf Höhe des heutigen Feuerwehrgerätehauses, teilt er sich in einen Nord- und einen Südarm, wobei das Dorf dem Nordarm folgt. Der Südarm fließt durch die Felder und hieß auch Papernitz oder Fribäk.  
  
[[File:Hoehenlinien moenchhagen.jpg|thumb|An den Höhenlinien erkennt man, wieso das Oberdorf Oberdorf und das Unterdorf Unterdorf heißt – das Gelände fällt von Ost nach West ab (in Richtung Ostsee, die mehr westlich als nördlich liegt).
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Die Unterteilung Mönchhagens in Oberdorf und Unterdorf gibt es bis heute: Das Oberdorf liegt östlich, das Unterdorf westlich der heutigen Bundesstraße B 105. Mönchhagen erstreckt sich also quer zur B 105.
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[[File:Hoehenlinien moenchhagen.jpg|thumb|400px|An den Höhenlinien erkennt man, wieso das Oberdorf Oberdorf und das Unterdorf Unterdorf heißt – das Gelände fällt von Ost nach West ab (also in Richtung Ostsee, die mehr westlich als nördlich liegt).
 
Man sieht hier auch, warum sich der Peezer Bach hinter dem Teich teilt – er muss dem Hügel ausweichen und es gibt keinen Grund, die eine oder die andere Seite zu bevorzugen.
 
Man sieht hier auch, warum sich der Peezer Bach hinter dem Teich teilt – er muss dem Hügel ausweichen und es gibt keinen Grund, die eine oder die andere Seite zu bevorzugen.
 
Topografische Karte: Landesamt für Innere Verwaltung M-V (www.laiv-mv.de); einsehbar online unter: [[https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php]];
 
Topografische Karte: Landesamt für Innere Verwaltung M-V (www.laiv-mv.de); einsehbar online unter: [[https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php]];
© GeoBasis-DE/M-V, 2016]]
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© GeoBasis-DE/M-V, 2016.
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Farbige Kennzeichnung der Höhenlinien als eigene Ergänzung]]
  
Aus dem Peezer Bach holten die Bauern ihr Trinkwasser, was sich in der Anlage einiger Gehöfte widerspiegelte: Deren Gebäude – Scheune, Haus und Geräteschuppen – waren früher hufeisenförmig gruppiert, dabei wies die Öffnung dieser Hufeisenform in Richtung Bach (Quelle: Norbert Grosser: Dorfchronik Mönchhagen, unveröffentlicht). Bei diesen so genannten Dreiseithöfen bildeten die Wirtschaftsgebäude die Schenkel des „Hufeisens“, das Wohnhaus lag quer dazu.
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Aus dem Peezer Bach holten die Bauern ihr Trinkwasser, was sich in der Anlage einiger Gehöfte widerspiegelte: Deren Gebäude – Scheune, Haus und Geräteschuppen – waren früher hufeisenförmig gruppiert, dabei wies die Öffnung dieser Hufeisenform in Richtung Bach (Quelle: Norbert Grosser: Dorfchronik Mönchhagen, unveröffentlicht). Bei diesen so genannten Dreiseithöfen bildeten die Wirtschaftsgebäude die Schenkel des „Hufeisens“, das Wohnhaus lag quer dazu an der Dorfstraße.
  
 
Man erkennt auf alten Karten, dass die Gehöfte alle südlich der Dorfstraße liegen. Am westlichen Ende des Unterdorfes ist bis heute nur die Südseite der Dorfstraße bebaut. (In Rövershagen soll es andersherum gewesen sein).
 
Man erkennt auf alten Karten, dass die Gehöfte alle südlich der Dorfstraße liegen. Am westlichen Ende des Unterdorfes ist bis heute nur die Südseite der Dorfstraße bebaut. (In Rövershagen soll es andersherum gewesen sein).
Ludwig Dolberg beschreibt die Katen und Bauernhäuser in Rövershagen, es ist aber davon auszugehen, dass diejenigen in Mönchhagen nicht anders ausgesehen haben:
 
:''Die Katen waren lange, strohgedeckte Gebäude und wurden von bis zu vier Familien bewohnt. Jede Familie hatte eine Stube, ein paar Kammern und eine Küche. Die Bauernhäuser beherbergten Menschen und Vieh in friedlicher Gemeinschaft. Auf der nach dem großen Hof gelegenen Giebelseite gelangt man zwischen zwei Vorbauten, über welche das Walmdach sich fortsetzt, durch eine Thür, hoch genug, einem beladenen Fuder Einlaß zu gewähren, auf die mächtige Diele. Über der Diele wurde Heu und Getreide gelagert. Auf der einen Seite der Diele lagen die Vorrats- und Gesindekammern, auf der anderen Seite die Pferde- und Kuhställe. Am Ende befanden sich die Wohnräume der Bauernfamilie (zwei Stuben, ein oder zwei Kammern sowie die Küche, die ebenfalls eine Thür nach draußen hatte, und die Speisekammer). An den Seiten des großen Hofes mit kleinem Teich und Brunnen liegen die Scheune, ein Schauer für Wagen und Ackergeräthe und der Schweinestall. (Ein Schauer ist ein großes Vordach, unter dem die Wagen Platz fanden.''
 
(L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)
 
  
 
===Drei Straßen kreuzten Mönchhagen===
 
===Drei Straßen kreuzten Mönchhagen===
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Am westlichen Ende des Unterdorfes kreuzt die mittelalterliche Fischländer Landstraße Mönchhagen. Kommt man aus Richtung B105, ist der nach links führende Teil der Fischländer Landstraße heute nur noch ein Feldweg; der nach rechts verlaufende Teil ist die Straße „Stiller Frieden“, deren Fortsetzung auf die Bäderstraße führt. Die Fischländer Landstraße verband früher Rostock mit Wustrow, wo Rostock damals seinen Hafen hatte. Damals transportierten die Händler ihre Waren auf dieser Straße – hierin liegt wohl der Grund, dass diese Straße auch Bernsteinstraße genannt worden sein soll.
 
Am westlichen Ende des Unterdorfes kreuzt die mittelalterliche Fischländer Landstraße Mönchhagen. Kommt man aus Richtung B105, ist der nach links führende Teil der Fischländer Landstraße heute nur noch ein Feldweg; der nach rechts verlaufende Teil ist die Straße „Stiller Frieden“, deren Fortsetzung auf die Bäderstraße führt. Die Fischländer Landstraße verband früher Rostock mit Wustrow, wo Rostock damals seinen Hafen hatte. Damals transportierten die Händler ihre Waren auf dieser Straße – hierin liegt wohl der Grund, dass diese Straße auch Bernsteinstraße genannt worden sein soll.
  
[[File:Hansischer Botenweg.png|thumb|Der Verlauf des Hansischen Botenweges auf einer modernen Karte nachgezeichnet. Im Bereich Gelbensande gab es neben der hier gezeichneten Südtrasse noch die Nordtrasse des Botenweges. Bei Willershagen wurde verlief der Weg längs der gestrichelten „Abkürzung“. (orange: weiterhin als Straße existierende Abschnitte; rot: heute nicht mehr bzw. nur als Weg existierende Abschnitte)
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[[File:Hansischer Botenweg.png|thumb|400px|Der Verlauf des Hansischen Botenweges auf einer modernen Karte nachgezeichnet. Im Bereich Gelbensande gab es neben der hier gezeichneten Südtrasse noch die Nordtrasse des Botenweges. Bei Willershagen wurde verlief der Weg längs der gestrichelten „Abkürzung“. (orange: weiterhin als Straße existierende Abschnitte; rot: heute nicht mehr bzw. nur als Weg existierende Abschnitte)
Kartenbild ©Hansestadt Rostock (CC BY 4.0)
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Kartenbild ©Hansestadt Rostock (CC BY 4.0);
Kartendaten ©OpenStreetMap (ODbL) und LkKfS-MV]]
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Daten von [http://www.openstreetmap.org OpenStreetMap] - Veröffentlicht unter [http://opendatacommons.org/licenses/odbl ODbL] - und LkKfS-MV; farbige Kennzeichnung als eigene Ergänzung]]
  
 
Im Oberdorf wurde Mönchhagen durch den Hansischen Botenweg gekreuzt. Diese Handelsstraße verband Rostock mit Ribnitz und verlief über: Rostock-Rieckdahl, Alt-Bartelsdorf, östlich Klein-Bentwisch, Klein-Kussewitz, Mönchhagen-Düwelsberg, Heidekrug/Flugplatz, Volkenshagen-Heide, Schweinemast Rövershagen (gegenüber dem ehemaligen Landkrug), Behnkenhagen, Schwarzenpfost, Gelbensande, Ribnitz. Als Straße existiert um Mönchhagen heute noch der Teil vom Oberdorf bis zur Schweinemast/Rövershagen. In der anderen Richtung ist es nur noch eine Stichstraße bis zu einem Wohnhaus.
 
Im Oberdorf wurde Mönchhagen durch den Hansischen Botenweg gekreuzt. Diese Handelsstraße verband Rostock mit Ribnitz und verlief über: Rostock-Rieckdahl, Alt-Bartelsdorf, östlich Klein-Bentwisch, Klein-Kussewitz, Mönchhagen-Düwelsberg, Heidekrug/Flugplatz, Volkenshagen-Heide, Schweinemast Rövershagen (gegenüber dem ehemaligen Landkrug), Behnkenhagen, Schwarzenpfost, Gelbensande, Ribnitz. Als Straße existiert um Mönchhagen heute noch der Teil vom Oberdorf bis zur Schweinemast/Rövershagen. In der anderen Richtung ist es nur noch eine Stichstraße bis zu einem Wohnhaus.
  
 
In der Volkszählung von 1867 geben Anwohner die Adresse am Hansischen Botenweg mit „Oberlandweg“ und an der Fischländer Straße mit „Niederlandweg“ an.
 
In der Volkszählung von 1867 geben Anwohner die Adresse am Hansischen Botenweg mit „Oberlandweg“ und an der Fischländer Straße mit „Niederlandweg“ an.
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Insgesamt war der Hansische Botenweg sehr viel länger – er verlief von Brügge bis nach Danzig. Auffällig ist, dass die Orte mit der Endung „hagen“, also die alten Hagenhufendörfer sich rechts und links des Hansischen Botenwegs aneinanderreihen – man hat entlang des Wegs in Bachnähe immer wieder Wald gerodet und Dörfer gegründet.
  
 
An der Nahtstelle zwischen Oberdorf und Unterdorf zieht sich seit 1842 die heutige B 105 durch Mönchhagen, die frühere Chaussee.
 
An der Nahtstelle zwischen Oberdorf und Unterdorf zieht sich seit 1842 die heutige B 105 durch Mönchhagen, die frühere Chaussee.
  
Insgesamt war der Hansische Botenweg sehr viel länger – er verlief von Brügge bis nach Danzig. Auffällig ist, dass die Orte mit der Endung „hagen“, also die alten Hagenhufendörfer sich rechts und links des Hansischen Botenwegs aneinanderreihen – man hat entlang des Wegs in Bachnähe immer wieder Wald gerodet und Dörfer gegründet.
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===Mönchhagen in alten Karten===
 
===Mönchhagen in alten Karten===
  
Hier zum Vergleich eine Karte von 2015 sowie eine Skizze einer Karte von 1788 und einer von 1894.
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Hier zum Vergleich Karten von Mönchhagen aus den Jahren 1786 bis 2015.
Im Vergleich sieht man, dass die heutige Straßen nach Häschendorf Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht existierte, während der Hansische Botenweg als eine der Hauptverbindungen noch über Klein Kussewitz Richtung Rostock führte.
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Im Vergleich sieht man, dass die heutige Straße nach Häschendorf Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht existierte, während der Hansische Botenweg als eine der Hauptverbindungen noch über Klein Kussewitz Richtung Rostock führte.
  
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Datei:Moenchhagen Karte Schmettau 1786.jpeg|Mönchhagen auf der schmettauschen Karte von 1786 (online auch einsehbar unter [https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php])  
 
Datei:Moenchhagen Karte Schmettau 1786.jpeg|Mönchhagen auf der schmettauschen Karte von 1786 (online auch einsehbar unter [https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php])  
Datei:Moenchhagen kartenskizze 1788.png|Skizze nach der schmettauschen Karte von 1786, mit farbigen Hervorhebungen  
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Datei:Moenchhagen kartenskizze 1788.png|Skizze nach der schmettauschen Karte von 1786, mit farbigen Hervorhebungen; ''eigene Arbeit''
Datei:Moenchhagen Karte Messtischblatt 1888.jpeg|Mönchhagen auf dem Messtischblatt von 1888 (online auch einsehbar unter [https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php])  
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Datei:Mönchhagen Karte von der Dorffeldmark Mönchhagen 1855-1894.jpg|Karte von der Dorffeldmark Mönchhagen; kopiert im Jahre 1984 von einer Karte von 1855; ''Original im Privatbesitz von Wolfram Vormelker''
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Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''
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Datei:Moenchhagen Karte Messtischblatt 1888.jpeg|Mönchhagen auf dem Messtischblatt von 1888 (online auch einsehbar unter [https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php])
 
Datei:Moenchhagen Karte topographisch um 1900.png|topographische Karte von Mönchhagen, um 1900; Landesamt für Innere Verwaltung M-V (www.laiv-mv.de); einsehbar online unter: https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php; © GeoBasis-DE/M-V
 
Datei:Moenchhagen Karte topographisch um 1900.png|topographische Karte von Mönchhagen, um 1900; Landesamt für Innere Verwaltung M-V (www.laiv-mv.de); einsehbar online unter: https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php; © GeoBasis-DE/M-V
file:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI).
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Datei:Moenchhagen Karte 2015.jpeg|Karte von 2015, Daten von [http://www.openstreetmap.org OpenStreetMap] - Veröffentlicht unter [http://opendatacommons.org/licenses/odbl ODbL], mit eigenen Ergänzungen
 
 
Karte aktuell.jpeg|Karte von 2015, aus dem OpenSource-Kartenprojekt openstreetmap ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de]).
 
 
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====Zur Karte von 1894====
 
====Zur Karte von 1894====
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Die Karte trägt im Original den Vermerk „kopirt von der Karte de 1855 im Jahre 1894“.
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Die erwähnte Karte aus dem Landeshauptarchiv Schwerin und die hier veröffentlichte aus dem Privatbesitz von Wolfram Vormelker sind zwei Ausgaben derselben Karte, sie unterscheiden sich lediglich durch die handschriftlichen Ergänzungen. So sind die Grenzen der Hufen nur in der Karte des Landeshauptarchivs eingezeichnet, weshalb ich für die Skizze der Hufen diese Karte verwendet habe (die im Original hier nicht veröffentlicht werden darf).
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Zur Skizze der Lage der Hufen um 1894:
  
 
Die in gelb eingezeichnete Straße ganz rechts am Rand der Gemarkung Mönchhagens ist der Hansische Botenweg – er endete nach dem Bau der Chaussee offenbar etwa an der Gemeindegrenze. Die Beschriftung „nach Rostock“, die auf der Karte noch verzeichnet war, ist später mit Bleistift durchgestrichen worden. Bis zum 2. Weltkrieg hatte Mönchhagen um die 300 Einwohner.
 
Die in gelb eingezeichnete Straße ganz rechts am Rand der Gemarkung Mönchhagens ist der Hansische Botenweg – er endete nach dem Bau der Chaussee offenbar etwa an der Gemeindegrenze. Die Beschriftung „nach Rostock“, die auf der Karte noch verzeichnet war, ist später mit Bleistift durchgestrichen worden. Bis zum 2. Weltkrieg hatte Mönchhagen um die 300 Einwohner.
Eingezeichnet sind die Hufen, die Büdnereien und die Häuslereien. Alle drei wurden damals durchnummeriert (römische Ziffern), Adressen wie heute gab es noch nicht. Die Häuslereien I bis XX sind grau mit roten Ziffern, die Büdnereien I bis VIII orange mit blauen Ziffern; die Hufen in verschiedenen Pastellfarben mit grünen Ziffern. Die zugehörigen Gebäude haben jeweils entlang der Straßen gestanden. Dunkelgrün ist Gemeindeland, in Schwarz ist die Lage einiger besonderer Gebäude wie der Windmühlen und des Bahnhofes gekennzeichnet. Eingetragen sind auch die angrenzenden Feldmarken – Mönchhagen war umgeben von Höfen, d. h. Gütern, mit unterschiedlichen Eigentümern. Die Güter Jürgeshof und Purkshof gehörten dem Heilig Geist Hospital in Rostock, das Gut Volkenshagen dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock, das Gut Klein Kussewitz war ein Rittergut und die Güter Nienhagen und Häschendorf waren wie auch Mönchhagen Domanialbesitz, gehörten also dem Großherzog.
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Eingezeichnet sind die Hufen (also die größeren Höfe, die ihren Besitzern erlaubte, allein von der Landwirtschaft zu leben), die Büdnereien und die Häuslereien. Alle drei wurden damals durchnummeriert (römische Ziffern), Adressen wie heute gab es noch nicht. Die Häuslereien I bis XX sind grau mit roten Ziffern, die Büdnereien I bis VIII orange mit blauen Ziffern; die Hufen in verschiedenen Pastellfarben mit grünen Ziffern. Die zugehörigen Gebäude haben jeweils entlang der Straßen gestanden. Dunkelgrün ist Gemeindeland, in Schwarz ist die Lage einiger besonderer Gebäude wie der Windmühlen und des Bahnhofes gekennzeichnet.  
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Eingetragen sind auch die angrenzenden Feldmarken – Mönchhagen war umgeben von Höfen, d. h. Gütern, mit unterschiedlichen Eigentümern. Die Güter Jürgeshof und Purkshof gehörten dem Heilig Geist Hospital in Rostock, das Gut Volkenshagen dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock, das Gut Klein Kussewitz war ein Rittergut und die Güter Nienhagen und Häschendorf waren wie auch Mönchhagen Domanialbesitz, gehörten also dem Großherzog.
  
 
====Zur Karte von 2015====
 
====Zur Karte von 2015====
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Die beiden Neubaugebiete entstanden ab 1997 bzw. ab 2015; bis dahin war Mönchhagen ein reines Straßendorf und hatte nur drei Adressen: Oberdorf und Unterdorf sowie Transitstraße für die an der B 105 liegenden Häuser. Mit den Neubaugebieten verdoppelte sich die Einwohnerzahl fast, die vorher bei ca. 600 gelegen hatte.
 
Die beiden Neubaugebiete entstanden ab 1997 bzw. ab 2015; bis dahin war Mönchhagen ein reines Straßendorf und hatte nur drei Adressen: Oberdorf und Unterdorf sowie Transitstraße für die an der B 105 liegenden Häuser. Mit den Neubaugebieten verdoppelte sich die Einwohnerzahl fast, die vorher bei ca. 600 gelegen hatte.
  
===Peezer Bach und Mühlenteich===
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===Alte Flurnamen===
 
 
[[Datei:Moenchagen muehlenteich und Papiermuehle damalige Lage.jpg|thumb|Die ungefähre Lage von Papiermühle, Mühlgraben und Mühlenteich. Über dem r von &bdquo;Papiermühle&ldquo; liegt das heutige Feuerwehrgerätehaus, über dem roten Punkt die alte Scheune, darüber das gelbe Gebäude der Kita. Die Straße nach Häschendorf liegt etwa am linken Rand des Teiches und folgt dann dem Südarm. Am rechten Bildrand das Gelände der Fa. AET, dahinter das Neubaugebiet.]]
 
  
Etwa dort, wo der Weg nach Häschendorf heute Mönchhagen verlässt, teilt sich der Peezer Bach in zwei Arme – das lässt sich auf allen drei Karten wiederfinden, allerdings ändert sich der Ort der Teilung von Karte zu Karte. Auf der aktuellen Karte fehlt zudem der Mühlenteich, der auf einigen älteren Karten an dieser Stelle eingezeichnet ist.
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In der Karte von 1788 ist der Teich vorhanden, im Messtischblatt von 1888 nicht mehr. In der Karten der Dorffeldmark von 1894 ist er wiederum eingezeichnet – aber diese Karte wurde kopiert von einer Karte von 1855 und möglicherweise an dieser Stelle nicht aktualisiert. Zusammen mit Informationen aus der Akte 5.12-4/2 12048 zur Papiermühle (Landeshauptarchiv Schwerin) kommt man zu dem Schluss, dass der mit dem Ablassen des Teiches nach 1850 begonnen wurde und er bis spätestens 1900 nicht mehr existierte; die Papiermühle war in 1870er Jahren bereits abgerissen.
 
Heute ist nur noch ein Rest vom Mühlenteich (oder eigentlich nur noch ein sumpfiges Areal mit Schilf bestanden) hinter dem Gelände der Fa. Göllnitz zu sehen, wenn man der Straße nach Häschendorf ein Stück über die Brücke über den Peezer Bach folgt.
 
  
Die Papiermühle war eine Wassermühle und lag am heutigen Ortsausgang nach Häschendorf – diese  Straße gab es im 19. Jh noch nicht. Hier teilt sich der Peezer Bach in Nord- und Südarm. Nach der Teilung knickt der Nordarm nach Norden ab, um sich dann direkt hinter den Grundstücken wieder nach Westen zu wenden. Ähnlich war der Verlauf auch 1788. Hier hatte man den Mühlengraben zwischen Teich und Nordarm gezogen und an diesem die Mühle errichtet. Die Schleife über Südarm und abknickendem Nordarm konnte man vermutlich als Umfluter nutzen und hier das Wasser bei Reparaturarbeiten um die Mühle herumleiten.Die Papiermühle lag am Mühlgraben, den man zwischen dem Mühlenteich und dem nach Norden abknickenden Nordarm des Baches gezogen hatte, dies ist auf der Karte von 1788 zu erkennen.
+
Quelle: Wossidlo-Archiv, [https://wossidia.de wossidia.de]
  
==Spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)==
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'''Erläuterungen zu den Mönchhäger Flurnamen:'''
  
===Die Neubesiedlung mit Deutschen===
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[[Kategorie:Flurnamen]]
====Heinrich der Löwe und Niklot====
 
  
Bis zum Mittelalter war das Gebiet des heutigen Mecklenburgs von slawischen Völkern, u. a. den Obodriten, besiedelt. 1147 versuchten sächsische Feudalherren, die Slawen mit militärischer Gewalt zu unterwerfen und ihnen den christlichen Glauben aufzuzwingen. Dieser Versuch ging als Slawenkreuzzug oder Wendenkreuzzug in die Geschichte ein, war Teil des zweiten Kreuzzuges und dauerte drei Monate. Dabei zogen sächsische, dänische und polnische Fürsten gegen die Elbslawen (Wenden), unter ihnen Heinrich der Löwe. Neben der Missionierung der slawischen „Heidenvölker“ war das eigentliche Anliegen (wie so oft), die eigene Macht zu erhalten und auszudehnen. Vor allem Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär hatten großes Interesse an den Slawengebieten: ersterer beanspruchte das Gebiet nördlich der Elbe, letzterer die Gebiete südlich davon. Der Slawenkreuzzug war der Auftakt für die zunehmende Machtausdehnung der sächsischen Fürsten im Slawengebiet.
+
Im Mai 1928 sammelte Dr. Babendererde folgende Flurnamen; als Gewährsmann wird der frühere Erbpächter Sass angegegeben, Alter 82 Jahre:
Auch die Kirche profitierte vom Slawenkreuzzug: Die deutschen Bistümer Oldenburg und Mecklenburg hatten Vorposten im Slawenland, die jedoch dem Slawenaufstand zu Beginn des 11. Jh. zum Opfer fielen. 1149 konnte der Bremer Erzbischof die Bistümer dann erneuern.
 
  
Der Gegner der deutschen Eroberer auf slawischer Seite war der Obodritenfürst Niklot, der nach dem Slawenkreuzzug 1147 zum Vasall Heinrich des Löwen wurde. Niklot musste Tributzahlungen an Heinrich den Löwen leisten und um dies tun zu können, unternahm er Raubzüge an die dänische Küste. Darüber beschwerten sich die Dänen bei Kaiser Barbarossa, der sich wiederum mit Heinrich dem Löwen einigte – dieser sollte Niklots Raubzüge unterbinden. Daraufhin begehrte Niklot 1158 gegen den Sachsenherzog auf, wurde aber von Heinrich und dem dänischen König 1160 geschlagen. Niklot steckte seine Burgen in Brand, verschanzte sich in der Burg Werle, fiel dort aber bei einem Ausfall aus der belagerten Burg.
+
* Steinbecksgraben (der Graben, der die Nordgrenze des Gemeindegebietes bildet)
Heinrich der Löwe baute neben der von Niklot verbrannten Burg Zuarin auf der jetzigen Schlossinsel die Stadt Schwerin als Stützpunkt seiner Macht auf. Zudem holte er Siedler aus Flandern und Westfalen ins Land.
+
* Fribäk (der Südarm des Peezer Baches)
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* Marbäk (der Nordarm des Peezer Baches)
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* Möhlendiek (Teich, der früher ein Mühlteich war; hier stand eine Wassermühle, die Papiermühle)
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* Stiller Frieden (Straße, die am Westende von der Dorfstraße nach Norden abgeht, früher war hier eine Häuslerreihe; ein Spottname &ndash; da in diesen Häuslereien viel Zank und Streit herrschte)
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* Billerbarg (ein Ackerabhang an der Fischländer Landstraße, wo sie die südliche Grenze des Gemeindegebietes quert)
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* Pipernessbrügg (Brücke der Fischländer Landstraße über den Südarm des Peezer Baches, auch Piperness genannt)
  
====Mönchhagen und Halle/Westfalen: Die Halliers====
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Eine Ergänzung nahm im Juni 1930 der Mönchhäger Lehrer Utermark vor:
  
Die westfälischen Einwanderer des 12. und 13. Jh. haben auch in Mönchhagen ihre Spuren hinterlassen: Der im Laufe der Geschichte des Dorfes immer wieder mehrfach vorkommende Name Hallier (auch in anderen Schreibweisen wie Alleer, Holler, Halleer, Haller, Hollehr, Holleer, Hallehr, Halyer, Haller, Hallör; Hans-Joachim Hallier: Das Dorf. Eine mecklenburgische Chronik; Altstadt Verlag Rostock, 2001) bezieht sich auf die Stadt Halle in Westfalen. Von dort her ist im Mittelalter ein Teil der ersten Mönchhäger Siedler zugewandert.
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* Eibe (seltener Baum)
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* Auf dem Berg (Dort etwas ausgebaut, also abseits vom Dorf, wohnten zwei Büdner &ndash; dies waren Büdnerei 8 und ab 1920 noch Büdnerei 10)
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* Heidekrug (Bezeichnung für ein ausgebautes Gehöft; Utermark vermutet, dass der Name daher kommt, dass hier früher ein Krug war &ndash; die Akten belegen dies. Zudem vermerkt er, dass der Acker teilweise leichter Sandboden sei.)
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* Mühlenweg (Utermark vermerkt: An demselben lag bis vor dem Krieg eine Mühle, die später abgerissen ist. Da Utermark die Einträge 1930 vorgenommen hat, dürfte der erste Weltkrieg gemeint sein. Leider fehlt die Nummer auf der Originalkarte, sodass nicht einwandfrei nachvollzogen werden kann, ob Utermark hier die Wassermühle oder die Windmühle auf der Hufe 13 meint. Da in Karten der 2. Hälfte des 19. Jh. die Windmühle noch eingezeichnet ist, die Wassermühle aber nicht, ist zu vermuten, dass der Stichweg zur Windmühle gemeint ist.)
 +
* Armkaten (Utermark vermerkt: Gemeinde- oder Armenhaus; ein altes eigenartig gebautes Haus, ohne Schornstein, das nach Aussage der Leute schon mancherlei Zwecken gedient hat)
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<br clear="all">
  
====Die Zeit nach Niklot und Heinrich dem Löwen====
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[[Datei:Moenchhagen flurnamen 1928-30.jpeg|thumb|400px|Die Flurnamen in Mönchhagen noch einmal als Bild, falls die interaktive Karte mal nicht funktioniert. eigenes Werk auf der Grundlage der Kartenquelle: [https://openstreetmap.de openstreetmap.de]]]
  
Macht schafft immer auch Neider: Niklots Sohn und Nachfolger Pribislaw verbündete sich mit christlichen deutschen Fürsten in Nord- und Mitteldeutschland, denen Herzog Heinrich der Löwe ebenfalls zu mächtig zu werden drohte. Im Obodritenaufstand von 1164 konnte Pribislaw den ganzen Südosten seines väterlichen Besitzes zurückerobern. Angesichts des deutsch-slawischen Bündnisses gab Heinrich so weit nach, dass er Pribislaw das Erbe Niklots als Lehen gab. Damit hatte Pribislaw der Einwanderung deutscher Siedler im Raum des Schweriner Sees eine Grenze gesetzt.
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Im Jahre 1180 wurde Heinrich der Löwe geächtet. Das nutzen die Dänen, die ihrerseits Feldzüge gegen die Slawen in Pommern geführt hatten, und festigten ihre Vormachtstellung bis zur Recknitz. In Mecklenburg entbrannte danach eine Reihe von lang anhaltenden Kämpfen; erst mit der Vorherrschaft Dänemarks im südlichen Ostseeraum kehrte allmählich Ruhe ein. 1185 unterwarfen sich die mecklenburgischen Slawenfürsten Borwin von Ilow und Mecklenburg und Niklot von Rostock.
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===Die Eibe===
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Der berühmteste Baum Mönchhagens, die alte Eibe, steht auf dem Privatgrundstück Unterdorf 19, direkt an der Dorfstraße. Während die meisten Mönchhäger die Eibe als Überrest des früheren Waldes ansehen, vermuten andere, dass die Eibe aus Anlass des Freikaufes einiger Mönchhäger Bauern gepflanzt wurde und dass sich an dieser Stelle der Hof des ersten Mönchhäger Schulzen befunden hat.
  
Nach den ständigen Kriegen war das Land entvölkert und Pribislaws Nachfolger, sein Sohn Heinrich Borwin I. (1172 bis 1227), förderte wiederum ab etwa 1200 die Einwanderung deutscher Siedler (zumeist aus Niedersachsen und Westfalen).
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Wie alt die Eibe tatsächlich ist, ist unbekannt, da die Schätzung des Alters von noch lebenden Eiben schwierig ist. Forstinspektor K. F. Becker hat in seinem Buch ''Beschreibung der Bäume und Sträucher, welche in Mecklenburg wild wachsen'' von 1791 ihr Alter auf 1500 Jahre geschätzt. Noch älter, nämlich bis zu 2000 Jahre, schätzte sie um 1900 der Botaniker J. Trojahn, während der Dendrologe H. Edelbüttel 1935 ein Alter von 330 Jahren angab. Heutige Fachleute schätzen die Eibe auf 550 bis 600 Jahre.  
  
====Hagenhufendörfer====
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Dann wäre sie frühestens zu Beginn des 15. Jh. gekeimt, also zu einer Zeit, als Mönchhagen bereits 200 Jahre lang existierte.
  
[[Datei:Buchenwald im Mildenitz-Durchbruchtal.JPG|thumb|Buchenwald im Durchbruchtal der Mildenitz. Die Gletscher der Eiszeit zermahlten das Gestein unter sich und schoben Geröll vor sich her. Unter dem Gletscher entstanden die Grundmoränen aus Geschiebemergel, vor sich lagerten die Gletscher das Geröll zu Wällen ab, den Endmoränen. Die Mildenitz hat eine solche Endmoräne durchschnitten und das Durchbruchtal geformt.]]
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Ludwig Krause schreibt in seiner Fundchronik (Stadtarchiv Rostock), dass die deutschen Siedler die Eiben häufig stehen ließen, wenn sie den Wald rodeten. Zwar sei ihm kein speziell in Mecklenburg herrschender Aberglaube im Zusammenhang mit Eiben bekannt, aber die Eibe galt allgemein als Totenbaum und es sei schwer vorstellbar, dass sie im Mittelalter nicht auch in Mecklenburg diesen Ruf hatte.
  
Die Siedler rodeten die dichten Buchenwälder, die auf den schweren Böden der Endmoränen wuchsen. Sie vermaßen das Ackerland und teilten es in so genannte '''Hufen'''. Eine Hufe umfasste Ackerfläche mit dazugehöriger Hofstelle in einer Größe, sodass eine Familie davon leben und genügend Steuern und Kirchenzehnte abliefern konnte. Je nach Bodenbeschaffenheit schwankte die Hufengröße daher, bis sie im 18. und 19. Jh. vereinheitlicht wurde.
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Auf die Weise entstanden die so genannten Hagenhufendörfer, die noch heute an den Ortsnamen mit der Endung „-hagen“ erkennbar sind, da die Rodungen „Hagen“ genannt wurden. Die Höfe reihten sich entlang der Dorfstraße auf, bei den Hagenhufendörfern handelte es sich also um Straßendörfer. Die Hufen, also die Ländereien der einzelnen Höfe bildeten langgestreckte Rechtecke quer zur Dorfstraße. Auf den alten  Karten ist dies noch gut zu erkennen.
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Moenchhaeger Eibe1939.jpg|Die alte Eibe Mönchhagens auf einem Foto von 1939; im Hintergrund die Gaststätte Piehl (heute ein privates Wohnhaus) auf der anderen Straßenseite; Blick vom Eibenhof in Richtung Straße; ''Foto: privat''
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Datei:Moenchhagen_Eibe 2012.jpg|Die alte Eibe im Jahr 2012, im Hintergrund das gegenüberliegende (private) Gebäude, in dem früher die Gaststätte Piehl war. Blick vom Eibenhof in Richtung Straße; ''Foto: privat''
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Moenchhagen_Eibe_2015.jpg|Die alte Eibe im Jahr 2015; Blick entlang der Dorfstraße von West nach Ost; ''Foto: privat''
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Im Gebiet der Rostocker Heide ist schön zu sehen, dass die Siedler entlang des Hansischen Botenweges nach Osten vordrangen und sich immer dort, wo ein Bach den Weg kreuzte, entlang des Baches niederließen (persönliche Mitteilung Wilfried Steinmüller). Im Falle Mönchhagens ist dies der Peezer Bach gewesen.
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===Peezer Bach und Mühlenteich===
  
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[[Datei:Moenchagen muehlenteich und Papiermuehle damalige Lage.jpg|thumb|400px|Die ungefähre Lage von Papiermühle, Mühlgraben und Mühlenteich. Über dem r von &bdquo;Papiermühle&ldquo; liegt das heutige Feuerwehrgerätehaus, über dem roten Punkt die alte Scheune, darüber das gelbe Gebäude der Kita. Die Straße nach Häschendorf liegt etwa am linken Rand des Teiches und folgt dann dem Südarm. Am rechten Bildrand das Gelände der Fa. AET, dahinter das Neubaugebiet. ''privates Foto'']]
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[[Datei:Moenchhagen Bachverlauf 1764-heute.png|thumb|400px|Die Änderungen im Bachverlauf von 1786 bis heute. Vor 1764 war der Verlauf vermutlich wie 1900, denn 1764 grub der Papiermüller Hennings einen Graben zwischen beiden Bacharmen, der zwischen Mühle und Teich lag. Den Verbindungsgraben, wie er 1786 existierte, kann es damals also noch nicht gegeben haben, er hätte den Graben von Henning überflüssig gemacht. Der Verbindungsgraben von 1786 diente als Umfluter für die Mühle; als die Mühle verschwand, war auch der Umfluter nicht mehr notwendig. Um 1900 war dann auch der Mühlteich abgelassen. Der Stand von 1900 blieb bis in die 1970er Jahre; seit mindestens 1980 hat der Bach den heutigen Verlauf. Die Verlegung der Stelle, wo sich der Bach teilt, geschah wohl in den 1970er Jahren. ''Quelle: eigenes Werk'']]
  
===Die Gründung von Mönchhagen===
 
  
Die Häufung von Namen, die auf eine Herkunft der Einwohner aus Westfalen hindeutet, sowie die Endung auf „-hagen“ erzählt schon einiges über die Gründung Mönchhagens: Offenbar haben westfälische Siedler sich hier niedergelassen und zunächst den Wald roden müssen, um Ackerland zu gewinnen. Weitere Hinweise gibt die Silbe „Mönch“ im Ortsnamen. Die Vermutung liegt nahe, dass bei der Gründung des Dorfes Mönche oder ein Kloster eine Rolle gespielt haben. Mönchhagen scheint also nicht aus einer ursprünglich slawischen Siedlung hervorgegangen zu sein; Orte slawischen Ursprungs enden dagegen meist auf „-itz“, „-in“ oder „-ow“. Das Gründungsjahr liegt nach so vielen Jahrhunderten im Dunkeln, die erste schriftliche Erwähnung Mönchhagens findet man in einer Urkunde von 1252.
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====Der verschwundene Mühlenteich====
  
In einem Artikel im Rostocker Anzeiger vom 19. September 1909 von Ludwig Krause ist dazu zu lesen:
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Etwa dort, wo der Weg nach Häschendorf heute Mönchhagen verlässt, zeigen einige ältere Karten einen Mühlenteich. Auf aktuellen Karten sucht man ihn vergebens.  
  
<span style="border-style: solid; border-width: 2px; margin: 2px">:''Wann Mönkhagen angelegt wurde, wissen wir nicht genau. In der Verkaufsurkunde über die Rostocker Heide vom Jahre 1252 wird es zuerst erwähnt. Da Fürst Borwin bei der Grenzbestimmung aber noch ausdrücklich angibt, Mönkhagen solle nicht mehr als 20 Hufen umfassen, so war seine Feldmark damals jedenfalls noch nicht genauer vermessen und nicht viel früher erfolgt ist. Auch von wem diese Gründung veranlasst wurde, ist nicht bekannt. Nur soviel scheint aus der ersten Namensform: Indago monschorum (der Hagen der Mönche) hervorzugehen, daß ein Mönchskloster der erste Besitzer des Ortes war, vielleicht das livländische Cisterciensienkloster Dünamünde, das 1235 Besitzungen in unserer Umgegend hatte.''</span>
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In der Karte von 1788 ist der Teich vorhanden, im Messtischblatt von 1888 nicht mehr. In der Karte der Dorffeldmark von 1894 ist er wiederum eingezeichnet – aber diese Karte wurde kopiert von einer Karte von 1855 und möglicherweise an dieser Stelle nicht aktualisiert. Zusammen mit Informationen aus der Akte 5.12-4/2 12048 zur Papiermühle (Landeshauptarchiv Schwerin) kommt man zu dem Schluss, dass mit dem Ablassen des Teiches nach 1850 begonnen wurde und er bis spätestens 1900 nicht mehr existierte; die Papiermühle war in 1870er Jahren bereits abgerissen.  
  
====Die erste Erwähnung von Mönchhagen====
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Heute ist nur noch ein Rest vom Mühlenteich (oder eigentlich nur noch ein sumpfiges Areal mit Schilf bestanden) hinter dem Gelände der Fa. Göllnitz zu sehen, wenn man der Straße nach Häschendorf ein Stück über die Brücke über den Peezer Bach folgt.
  
Auf Heinrich Borwin I folgte dessen Sohn Heinrich Borwin II. Dessen Söhne teilten den Besitz im Jahre 1229 unter sich auf: Johann bekam Mecklenburg, Nicolaus erhielt Werle, Pribislaw erhielt Parchim und Heinrich Borwin III. bekam Rostock mit dem dazugehörigen Landbesitz.
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Die Papiermühle war eine Wassermühle und lag am heutigen Ortsausgang nach Häschendorf – diese  Straße gab es im 19. Jh jedoch noch nicht. Hier teilt sich der Peezer Bach in Nord- und Südarm. Nach der Teilung knickt der Nordarm nach Norden ab, um sich dann direkt hinter den Grundstücken wieder nach Westen zu wenden. Ähnlich war der Verlauf auch 1788. Zusätzlich hatte man den Mühlengraben zwischen Teich und Nordarm gezogen und an diesem die Mühle errichtet. Die Schleife über Südarm und abknickendem Nordarm konnte man vermutlich als Umfluter nutzen und hier das Wasser bei Reparaturarbeiten um die Mühle herumleiten.  
Heinrich Borwin III. ist nun auch für die Mönchhäger Geschichte von Bedeutung, denn er hat eine für die Stadt Rostock, für Mönchhagen und für die gesamte Rostocker Heide äußerst wichtige Urkunde hinterlassen – eben jene Urkunde von 1252, die auch Krause in seinem Artikel erwähnt. Die Übersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche lautet:
 
  
:''Wir, Borwin von Gottes Gnaden, Herr von Rostock, tun kund allen Christen, welche diese Urkunde lesen: Die menschlichen Handlungen und Einrichtungen würden oft sehr ungewiss oder ganz unbekannt werden, wenn nicht durch schriftliche Nachrichten die Kenntnis derselben erhalten würde. Daher mögen sowohl die jetzt Lebenden als auch Nachkommen wissen, dass unser Großvater seligen Gedächtnisses, Herr Borwin, auf den Rat seiner Söhne die Stadt Rostock gegründet und durch nachstehendes Privilegium gesichert hat.
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Die Papiermühle lag am Mühlgraben, den man zwischen dem Mühlenteich und dem nach Norden abknickenden Nordarm des Baches gezogen hatte, dies ist auf der Karte von 1788 zu erkennen.
Da wir nun gleiche, ja größere Zuneigung zu gedachter unserer Stadt hegen und mit väterlicher Vorsorge auf das Beste und den Nutzen ihrer Einwohner Bedacht nehmen, so bestätigen Wir ihnen bereitwillig und unabbrüchlich alle Gerechtsame des Lübeckschen Rechts, so wie sie solche unter Unsern Vorfahren besessen haben. Ferner hat die Bürgerschaft unserer Stadt Rostock einen Wald nebst Grund und Boden für 450 Mark Pfennige von Uns mit gutem Vorbedacht erworben, dessen Grenze folgendergestalt bestimmt sein soll. Sie geht von Hinrichsdorf, welches zwanzig Hufen begreift, nach Mönchhagen, das ebenfalls zwanzig Hufen aber nicht mehr enthalten soll; von da zieht sie sich nach Volckenshagen von elf Hufen und verfolgt den geraden Weg nach Ribnitz zu der Stelle, wo vormals Wilhelm Vulebresme ermordet worden ist. Dann geht sie nach dem Zarnezstrom, und von da durch den Grasweg jenseits bis zur See endlich längs derselben bis an das östliche Flussufer bei Warnemünde. Diesen Flächenraum erhält die Stadt mit allen Nutzungen als Weide, Wiesen, Holzungen, Acker, Wasser und Wasserläufe mit Ausnahme der Mast für unsere Schweine und acht Hufen bei dem Zarnezstrom, welche Wir den Mönchen zu Doberan in Gnaden zugewiesen haben. [...]
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Damit nun diese Unsere Verleihung stets in aller Kraft und Wirksamkeit bleiben und weder von Uns noch Unsern Nachkommen zurückgenommen werde, bekräftigen Wir die gegenwärtige Urkunde durch Beidrückung Unseres Siegels und die Unterschrift glaubwürdiger Zeugen.''
 
  
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====Ein Bach mit zwei Armen und wechselnden Verläufen====
  
Die Mark war damals keine Münzeinheit, sondern eine Gewichtseinheit für Edelmetalle. Eine Mark entsprach damals gut 230 g Silber. Aus dieser Mark wurden silberne Pfennige geschlagen.
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Etwa dort, wo der Weg nach Häschendorf heute Mönchhagen verlässt, teilt sich der Peezer Bach in zwei Arme – das lässt sich auf allen drei Karten wiederfinden, allerdings ändert sich der Ort der Teilung von Karte zu Karte.  
Die Kaufsumme von 450 Mark entsprach einer Summe von ungefähr 50&nbsp;000 Vorkriegsmark; der tatsächliche Wert der Rostocker Heide wurde 1899 mit 2 Millionen Goldmark angegeben, nach einer anderen Schätzung von 1918 betrug er 7–8 Millionen.  
 
  
'''Bedeutung der Urkunde für Mönchhagen'''
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Der Südarm trägt auch den Namen Fribäk (Freibach) &ndash; das könnte mit seiner Bedeutung als Freiarche (Umfluter) zusammenhängen.
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Nach den Aufzeichnungen der Flurnamen hieß der Nordarm Maabäk. Hier könnte (!) ein Schreib- oder vielleicht auch schon Hörfehler des Sammelnden vorliegen. In anderen Dörfern hießen die beiden Bäche bei einer Mühle Fribek und Mahlbek &ndash; Fribek für den Umfluter (die Freiarche), Mahlbek für den Bacharm, der das Mühlrad antrieb.
  
*Sie ist die älteste Urkunde, welche die Existenz des Dorfes Mönchhagen – im lateinischen Urtext Indago Monachorum genannt – belegt, und gibt somit ein Mindestalter des Ortes an.
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In den Karten vom Ende des 19. Jh fehlt die Verbindung zwischen Süd- und Nordarm, in dieser Zeit verließ der Nordarm den Teich über den Mühlbach, d. h., beide Bäche verließen den Teich getrennt statt sich erst nach dem Abfluss aus dem Mühlteich zu trennen. 1900 war zwar der Teich nicht mehr vorhanden, die Teilung des Baches lag aber auf dem Gelände des ehemaligen Teichs, also weiter östlich und nördlich als heute. Der Nordarm verlief auf dem heutigen Firmengelände der Fa. Göllnitz und dann direkt hinter der alten Scheune vorbei und weiter entlang des Dorfrandes. In den 1970er Jahren wurde dann der heutige Bachverlauf hergestellt, wo sich Nord- und Südarm erst bei der Brücke teilen.
*Sie erlaubt eine Schätzung der (geplanten) Größe des Dorfes, da sie festhält, dass Mönchhagen nicht mehr als 20 Hufen umfassen soll. Eine Hufe waren in Mecklenburg etwa 13 ha, das Dorf hätte also damals um die 250 ha umfasst.
 
*Die Schenkung von acht Hufen an die Doberaner Mönche könnte ein Hinweis darauf sein, welches Kloster an der Gründung von Mönchhagen Anteil gehabt haben könnte.
 
  
====Welche Mönche gründeten Mönchhagen?====
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Datei:Moenchhagen bachverlauf lage stellmacherei 1970er Jahre.JPG|Die Stellmacherei lag über dem Nordarm des Peezer Baches, so wie er damals verlief &ndash; nämlich direkt am Ortsrand über das Gelände der heutigen Fa. Göllnitz und an der alten Scheune hinter der Feuerwehr entlang. ''Foto: privat''
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Datei:Peezer Bach Moenchhagen bachaufwaerts der Teilung 2016.JPG|Der heutige Verlauf des Peezer Baches bachaufwärts der Teilung. Links ist das Schilf zu erkennen, dass den sumpfigen Rest des Mühlteichs bildet. Fotografiert von der Straße nach Häschendorf aus, Blick nach Osten. ''Foto: privat''
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Datei:Peezer Bach Moenchhagen Teilung 2016.JPG|Ein kleines Stück bachabwärts der Brücke an der Straße nach Häschendorf teilt sich heute der Peezer Bach in den Nord- und den Südarm. Ersterer fließt auf dem Bild nach rechts, letzterer geradeaus. Blick nach Westen. ''Foto: privat''
  
'''Zisterzienser aus Doberan?'''
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Da in der Schenkungsurkunde von 1252 festgehalten ist, dass acht Hufen beim Zarnezstrom an das Kloster Doberan gehen, käme als möglicher Gründer Mönchhagens somit das Zisterzienserkloster Bad Doberan infrage. Leider ist nicht bekannt, wo genau sich diese Schenkung bei dem Zarnezstrom befand.
 
 
 
Das Kloster Doberan besaß Ländereien östlich von Rostock – 1248 erhielt es Dänschenburg, 1250 Behnkenhagen, 1268 Zarnewanz, 1308 Prangenort und 1365 Sanitz (Sven Wichert: Das Zisterzienserkloster Doberan im Mittelalter. Die Überlassungen sind in Urkunden festgehalten, die im Mecklenburgischen Urkundenbuch enthalten sind, und zwar lt. Wichert die Urkunden 603, 640, 1141, 3147 und 9379, in derselben Reihenfolge wie oben die Ortsnamen.)
 
 
 
Der in der Urkunde angegebene Zarnezstrom ist der heutige Stromgraben, der bei Gelbensande beginnt und zwischen Torfbrücke und Graal-Müritz in die Ostsee mündet und der bis heute die östliche Grenze der Rostocker Heide bildet (Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 46 (1881), S. 3–168)
 
Sodass die acht Hufen des Klosters Doberan wohl am heutigen Stromgraben gelegen haben, irgendwo zwischen Gelbensande und Graal-Müritz.
 
 
 
Da das Kloster Doberan erst 1218 die Erlaubnis bekam, Leute anzusiedeln, wäre Mönchhagen dann frühestens 1218 gegründet worden.
 
 
 
'''Oder Zisterzienser aus Dünamünde?'''
 
 
 
In dem oben zitierten Zeitungsartikel im Rostocker Anzeiger von 1909 stellt Ludwig Krause die Vermutung an, Mönche aus dem Kloster Dünamünde (ebenfalls Zisterzienser) könnten die Namensgeber Mönchhagens gewesen sein. Dünamünde (lettisch: Daugavgriva) ist heute ein Teil von Riga, der lettischen Hauptstadt.
 
(Die alte Bezeichnung Livland umfasste die Gebiete der heutigen Staaten Estland und Lettland.)
 
Der Fluss Daugava (deutsch: Düna) mündet in Riga in die Ostsee. Allerdings ist die heutige Mündung nicht die, die der Fluss im 13. Jh. hatte. Damals floss die Daugava in einem heute noch als Altarm vorhandenen Bett. Der heute als Vecdaugava bezeichnete Teil Rigas an diesem Altarm der Düna war damals eine Halbinsel in einer Flussschleife. Auf dieser Halbinsel wurde im Jahr 1205 das Zisterzienserkloster Dünamünde gestiftet. Das Kloster wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts an den Deutschen Orden verkauft und in eine Burg umgewandelt. Von dieser sind im Wohngebiet Vecdaugava nur noch Erdwälle mit einem Graben vorhanden.
 
 
 
Es klingt zunächst etwas merkwürdig, dass ein Kloster im fernen Lettland ein Dorf in Mecklenburg gegründet haben soll, aber so unmöglich scheint das gar nicht zu sein:
 
Im Dezember 1235 bestätigte Papst Gregor IX. dem Kloster Dünamünde die in der Herrschaft Rostock belegenen Güter Bentuwisk (Bentwisch), (Indagno Volquini) Volkenshagen und Wostrowe (Wustrow) auf Fischland. (Mecklenburgisches Urkundenbuch Band I). Es ist daher durchaus möglich, dass dazu auch das Land zwischen Bentwisch und Volkenshagen gehörte – und damit die Wälder, in denen dann Mönchhagen gegründet wurde.
 
Damit wäre Mönchhagen zwischen 1235 und 1252 gegründet worden.
 
  
Welches der beiden Klöster die Gründung Mönchhagens angestoßen hat (oder ob es am Ende ein ganz anderes drittes war), wird wohl im Dunkel der Geschichte bleiben müssen. Aufgrund der räumlichen Anordnung der jeweiligen Klosterländereien kann man jedoch vermuten, dass die Gründung Mönchhagens durchlettische Mönche die plausiblere Annahme ist. Denn die Ländereien der Doberaner Zisterziensermönche lagen weiter vom heutigen Mönchhagen entfernt als Bentwisch und Volkenshagen – während diese beiden Orte Mönchhagen mehr oder weniger einschließen und in direkter Nachbarschaft liegen.
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====Feilenhauerei und Stellmacherei====
  
====Die Eibe====
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Ende des 19. Jh entstand am Nordarm (dem früheren Mühlbach) eine Feilenhauerei (also ein Betrieb zur Herstellung von Feilen). Auch die Feilenhauerei hatte einen Wasserantrieb, der jedoch nicht recht funktionierte und zum Konkurs des Betriebes führte. Später stand hier die Stellmacherei, das Gebäude befand sich dort, wo hinter dem Feuerwehrgerätehaus Richtung Häschendorf noch einige Büsche stehen.
  
Der berühmteste Baum Mönchhagens, die alte Eibe, steht auf dem Grundstück Unterdorf 19. Sie ist zwischen 500 und 1500 Jahren alt und wahrscheinlich ein Überrest des Urwaldes, in den Mönchhagen hineingebaut wurde &ndash; und somit womöglich ein Zeuge der gesamten Dorfgeschichte.
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====Der Peezer Bach als Löschwasserversorgung====
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'''Damals ...'''
  
===Die Wohnbedingungen im frühen Mönchhagen===
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Die Löschwasserversorgung wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder zu einem Problem. Hauptlieferant für Löschwasser war der Peezer Bach. Besonders im Sommer, wenn der Wasserstand niedrig war, musste der Bach jedoch angestaut werden. Hinweisschilder markierten die Wasserentnahmestellen und regelmäßige Kontrollen waren notwendig. 1964 gab es bspw. 4 Staustufen. 1972 sperrte man den Südarm des Peezer Baches ab und leitete das Wasser in den Nordarm, um dort den Wasserstand hoch zu halten.
====Zur Größe der Höfe====
 
  
Die niedersächsischen und westfälischen Bauern kamen so bereitwillig in das zum Teil urwaldähnliche Rodungsgebiet, weil einerseits ihre ehemaligen Heimatgebiete (relativ betrachtet) dicht besiedelt waren, und die Siedler andererseits in den Rodungsgebieten während der ersten Zeit – meist 10 Jahre – keine Feudalabgaben zu zahlen brauchten. So kamen hauptsächlich jüngere Bauernsöhne (also diejenigen, die nicht erbten) und andere Landlose.
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Erst mit dem Bau der Wasserleitung (1964 bis zum Kindergarten, 1974 dann bis zum Stillen Frieden) wurden auch Hydranten installiert, die Wasser lieferten für die Erstbekämpfung von Bränden.
  
Berechnungsgrundlage bei der Verteilung des Landes war die so genannte Hufe. Der Begriff wird in mehreren Bedeutungen verwendet in diesem Zusammenhang ist diejenige Bodenfläche gemeint, die eine Familie ernähren konnte (und den Bauern genug Überschüsse einbrachte, dass sie auch dem Gutsherrn noch ausreichend Steuern zahlen konnten). Je nach Bodenbeschaffenheit war eine Hufe daher unterschiedlich groß. Erst später wurde die Größe einer Hufe normiert.
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Trotzdem gab es Jahre, in denen im Bach kaum noch Löschwasser zu fördern war. In den Jahren 1969 und 1973 war der Bach nach einer langen Trockenheit sogar ausgetrocknet, wie aus den Aufzeichnungen der FFw hervorgeht. Am 5.7.73 heißt es im Protokoll:
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:<span style="color:#006600">''Löschwasserversorgung durch die lange Trockenheit ist der Bach leer, Wasserleitung des Ortes ist zur Zeit die einzige Wasserversorgung; Erstbekämpfung mithilfe der Hydranten; die LPG stellt Wasser in den Fäkalienwagen zur Verfügung.''</span>
  
Hagenhufendörfer wie Mönchhagen waren Rodungsdörfer, deren Gehöfte sich meist entlang der Dorfstraße aufreihten. Ludwig Krause hebt in seiner Fundchronik hervor, dass sich in Mönchhagen die Gehöfte ausnahmslos an der Südseite der Dorfstraße befanden, im Gegensatz zu Rövershagen, wo sie auf der Nordseite lagen. Er beruft sich auf das Werk von Dolberg aus dem Jahr 1885.
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Wenn die Wasserleitung aufgrund eines Defektes kein Wasser lieferte, konnte das in einem trockenen Sommer zu einem ernsten Problem werden, wie am 28.6.78:
Das Ackerland wurde hinter der Hofstelle als breiter Streifen in den Wald gerodet, sodass die Äcker der Höfe wie Handtücher nebeneinanderlagen. Oft, wie auch in Mönchhagen, wurde auf der anderen Straßenseite ebenfalls ein Ackerstreifen gerodet. Diese einstige Streifenstruktur beidseitig der Dorfstraße ist in der Karte von 1894 noch zu erahnen. Nimmt man die dort noch erkennbaren Streifen und misst sie aus, kommt man auf eine Breite von ca. 200 m und eine Länge von je ca. 1 km nördlich und südlich der Dorfstraße. Das ergibt eine Flächengröße von etwa 40 ha pro Hufe. Bei 16 Hufen wären das um die 600 ha für das ganze Dorf gewesen.
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:<span style="color:#006600">''Bei [...] brannte eine Holzmiete, die dicht am Haus stand. [...] gab es einige Schwierigkeiten: 1. Die Hydranten konnten nicht benutzt werden, da sie seit Jahren nicht gewartet wurden; 2. im Ortsnetz der Wasserleitung war kein Wasser; 3. auch der Bach war in Folge der langen Trockenheit trocken. Nur mit Hilfe der Nachbarn und das schnelle Eingreifen der FFw konnte größerer Schaden verhindert werden.''</span>
  
Nach Hallier (H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine mecklenburgische Chronik. Altstadt-Verlag, Rostock, 2001) waren die Hufen, da sie Rodungsland waren, von der Entrichtung des bischöflichen Zehnten befreit, mussten aber Abgaben an den Fürsten zahlen, bei denen zwischen der Bede, einer Art Grundsteuer, und dem Pachtzins unterschieden wurde. Diese Abgaben waren für die ersten 3 Jahre erlassen worden. Nach dem Verkauf der Rostocker Heide an die Stadt Rostock war die Bede weiterhin an den Fürsten, die Pacht jedoch an Rostock zu zahlen.
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Die Löschwassersituation entspannte sich 1986 etwas, denn seitdem werden die Abwässer des Düngemittelwerkes in Poppendorf in den Peezer Bach eingeleitet.
  
====Zur Bewirtschaftung der Felder====
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'''... und heute:'''
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[[Datei:Moenchhagen Peezer Bach Sohlschwelle 2013.JPG|thumb|Zeigt die Sohlschwelle, die das Wasser hauptsächlich in den Nordarm des Peezer Baches leitet, um die Löschwasserversorgung im Unterdorf sicherzustellen. Nur bei Hochwasser läuft auch Wasser in den Südarm. ''Foto: privat'']]
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Nach wie vor ist der Peezer Bach die Hauptlöschwasserquelle und nach wie vor ist der Wasserstand i.d.R. nicht ausreichend. Seit 2012 befindet sich eine Sohlschwelle im Südarm des Baches, die bei Niedrigwasser das Wasser im Nordarm hält. Schilder weisen hier auf die Löschwasserentnahmestellen hin. Diese befinden sich an den Brücken, weil der Bach dort auch mit Fahrzeugen erreichbar ist (an Löschwasserentnahmestellen herrscht übrigens Halteverbot).
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Es gab zwei Wege, das Land zu bewirtschaften:
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==Die Geschichte Mönchhagens==
Zum einen in Mehrfelderwirtschaft – hierbei war das Land in Schläge aufgeteilt, auf denen nacheinander Sommergetreide und Wintergetreide angebaut wurde und das Land im dritten Jahr brach lag. Dabei wurde auf dem ganzen Schlag jeweils dasselbe angebaut und jeder Bauer hatte an jedem Schlag seinen Anteil. Bearbeitung und Ernte fanden für alle gleichzeitig statt und waren genau geregelt (man nannte das '''Flurzwang'''). Da es keine Wege gab, wurde so vermieden, dass die Arbeiten des einen die Felder des anderen zerstören konnten.
 
In den Hagenhufendörfern wie Mönchhagen soll es keinen Flurzwang gegeben haben, da hier jeder Bauer seine eigene geschlossene Fläche hatte (Die Bauern- und Waldarbeiterdörfer im Naturpark und seinem Umfeld. Schriftenreihe Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern und Förderverein Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide e.V., 2012). Auf der schmettauschen Karte erkennt man aber Querlinien, die die streifenförmigen Grundstücke unterteilen, und zwar alle in gleicher Weise. Dies deutet darauf hin, dass auch hier alle Hufen auf dieselbe Weise in Schläge unterteilt waren.
 
  
====Die Bauweise der Höfe====
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Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.
  
Neben Sitten und Trachten brachten die Siedler auch ihre Bauweise in die neue Heimat mit. In Mecklenburg war daher lange Zeit das Niedersächsische Hallenhaus typisch, ein lang gestrecktes Fachwerkhaus mit hohem Strohdach und niedrigen Wänden. Dieser älteste Haustyp umfasste in einem Gebäude Wohnung, Stall und Scheune. Das Eingangstor – die Grotdör – befand sich an der Giebelseite und führte in die große Durchfahrtsdiele. Die Diele war auf beiden Seiten durch die Ständer begrenzt, die die ganze Last des Daches trugen und damit die Außenwände entlasteten. Im Innern gab es zunächst keine Stuben, statt dessen umfasste die Mitteldiele den Wohn- und Herdplatz ebenso wie die Stallungen. Im 16. Jahrhundert wurden dann die die Wohnräume zu beiden Seiten der Grotdör untergebracht, in der sogenannten Abseite. Dies war der Raum zwischen den tragenden Ständern der Diele und den Außenwänden.
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*[[Ortschronik Mönchhagen]]
Leider ist der hier beschriebene Haustyp in Mönchhagen nicht mehr erhalten.
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*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]
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* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]
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* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]
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* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]
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* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]
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* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]
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* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]
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* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]
  
Als derzeit ältestes Haus in Mönchhagen gilt das Wohnhaus im Unterdorf 35, das laut Inschrift 1744 erbaut wurde (ehemals Hufe 2, heute der „Rosenhof“).
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Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:
  
In der Fundchronik von Ludwig Krause (Rostocker Stadtarchiv) ist in einer Notiz von 1906 zu lesen, dass das echte altsächsische Bauernhaus in Mönchhagen noch mehrfach vorhanden ist, obwohl es infolge von Neubauten im Abnehmen begriffen sei. Sogar sogenannte Rauchhäuser (also Häuser ohne Schornstein) fänden sich noch mehrfach.
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*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]
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*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]
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*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]
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*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]

Aktuelle Version vom 8. April 2024, 19:15 Uhr



Kenndaten der Ortschronik
OrtMönchhagen
Zeitlicher Schwerpunkt1252–Gegenwart
UrheberrechteGemeinde Mönchhagen
Erstellungszeitraumseit 2012
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Ortes Mönchhagen
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den einführenden Artikel zur Lage und Gliederung des Ortes und seiner Straßen in alten Karten.

Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.

Umgekehrt können Sie Hinweise gern an meine E-Mail-Adresse senden:

ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de

Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person – mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.

Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.

Der Ort Mönchhagen

Lage und Gliederung

Das Dorf Mönchhagen ist eine lang gestrecktes Straßendorf, das sich über ca. 3 km längs des Peezer Baches hinzieht. Der Peezer Bach entspringt bei Billenhagen und mündet bei Peez in den Breitling und heißt im Oberdorf auch Mühlbach. Im Unterdorf, auf Höhe des heutigen Feuerwehrgerätehauses, teilt er sich in einen Nord- und einen Südarm, wobei das Dorf dem Nordarm folgt. Der Südarm fließt durch die Felder und hieß auch Papernitz oder Fribäk.

Die Unterteilung Mönchhagens in Oberdorf und Unterdorf gibt es bis heute: Das Oberdorf liegt östlich, das Unterdorf westlich der heutigen Bundesstraße B 105. Mönchhagen erstreckt sich also quer zur B 105.

An den Höhenlinien erkennt man, wieso das Oberdorf Oberdorf und das Unterdorf Unterdorf heißt – das Gelände fällt von Ost nach West ab (also in Richtung Ostsee, die mehr westlich als nördlich liegt). Man sieht hier auch, warum sich der Peezer Bach hinter dem Teich teilt – er muss dem Hügel ausweichen und es gibt keinen Grund, die eine oder die andere Seite zu bevorzugen. Topografische Karte: Landesamt für Innere Verwaltung M-V (www.laiv-mv.de); einsehbar online unter: [www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php]; © GeoBasis-DE/M-V, 2016. Farbige Kennzeichnung der Höhenlinien als eigene Ergänzung

Aus dem Peezer Bach holten die Bauern ihr Trinkwasser, was sich in der Anlage einiger Gehöfte widerspiegelte: Deren Gebäude – Scheune, Haus und Geräteschuppen – waren früher hufeisenförmig gruppiert, dabei wies die Öffnung dieser Hufeisenform in Richtung Bach (Quelle: Norbert Grosser: Dorfchronik Mönchhagen, unveröffentlicht). Bei diesen so genannten Dreiseithöfen bildeten die Wirtschaftsgebäude die Schenkel des „Hufeisens“, das Wohnhaus lag quer dazu an der Dorfstraße.

Man erkennt auf alten Karten, dass die Gehöfte alle südlich der Dorfstraße liegen. Am westlichen Ende des Unterdorfes ist bis heute nur die Südseite der Dorfstraße bebaut. (In Rövershagen soll es andersherum gewesen sein).

Drei Straßen kreuzten Mönchhagen

Am westlichen Ende des Unterdorfes kreuzt die mittelalterliche Fischländer Landstraße Mönchhagen. Kommt man aus Richtung B105, ist der nach links führende Teil der Fischländer Landstraße heute nur noch ein Feldweg; der nach rechts verlaufende Teil ist die Straße „Stiller Frieden“, deren Fortsetzung auf die Bäderstraße führt. Die Fischländer Landstraße verband früher Rostock mit Wustrow, wo Rostock damals seinen Hafen hatte. Damals transportierten die Händler ihre Waren auf dieser Straße – hierin liegt wohl der Grund, dass diese Straße auch Bernsteinstraße genannt worden sein soll.

Der Verlauf des Hansischen Botenweges auf einer modernen Karte nachgezeichnet. Im Bereich Gelbensande gab es neben der hier gezeichneten Südtrasse noch die Nordtrasse des Botenweges. Bei Willershagen wurde verlief der Weg längs der gestrichelten „Abkürzung“. (orange: weiterhin als Straße existierende Abschnitte; rot: heute nicht mehr bzw. nur als Weg existierende Abschnitte) Kartenbild ©Hansestadt Rostock (CC BY 4.0); Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL - und LkKfS-MV; farbige Kennzeichnung als eigene Ergänzung

Im Oberdorf wurde Mönchhagen durch den Hansischen Botenweg gekreuzt. Diese Handelsstraße verband Rostock mit Ribnitz und verlief über: Rostock-Rieckdahl, Alt-Bartelsdorf, östlich Klein-Bentwisch, Klein-Kussewitz, Mönchhagen-Düwelsberg, Heidekrug/Flugplatz, Volkenshagen-Heide, Schweinemast Rövershagen (gegenüber dem ehemaligen Landkrug), Behnkenhagen, Schwarzenpfost, Gelbensande, Ribnitz. Als Straße existiert um Mönchhagen heute noch der Teil vom Oberdorf bis zur Schweinemast/Rövershagen. In der anderen Richtung ist es nur noch eine Stichstraße bis zu einem Wohnhaus.

In der Volkszählung von 1867 geben Anwohner die Adresse am Hansischen Botenweg mit „Oberlandweg“ und an der Fischländer Straße mit „Niederlandweg“ an.

Insgesamt war der Hansische Botenweg sehr viel länger – er verlief von Brügge bis nach Danzig. Auffällig ist, dass die Orte mit der Endung „hagen“, also die alten Hagenhufendörfer sich rechts und links des Hansischen Botenwegs aneinanderreihen – man hat entlang des Wegs in Bachnähe immer wieder Wald gerodet und Dörfer gegründet.

An der Nahtstelle zwischen Oberdorf und Unterdorf zieht sich seit 1842 die heutige B 105 durch Mönchhagen, die frühere Chaussee.



Mönchhagen in alten Karten

Hier zum Vergleich Karten von Mönchhagen aus den Jahren 1786 bis 2015. Im Vergleich sieht man, dass die heutige Straße nach Häschendorf Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht existierte, während der Hansische Botenweg als eine der Hauptverbindungen noch über Klein Kussewitz Richtung Rostock führte.

Zur Karte von 1788

Straßen sind in gelb gezeichnet; besonders hervorgehoben sind die Dorfstraße, die Fischländer Landstraße und der hansische Botenweg. Im Vergleich zur Karte von 1894 fällt auf, dass die Häuslereien am Stillen Frieden und die Büdnereien längs der Chaussee (wie auch die Chaussee selbst) noch nicht existierten, es gab nur die lange Reihe von Höfen entlang der Dorfstraße.

Zur Karte von 1894

Die Karte trägt im Original den Vermerk „kopirt von der Karte de 1855 im Jahre 1894“.

Die erwähnte Karte aus dem Landeshauptarchiv Schwerin und die hier veröffentlichte aus dem Privatbesitz von Wolfram Vormelker sind zwei Ausgaben derselben Karte, sie unterscheiden sich lediglich durch die handschriftlichen Ergänzungen. So sind die Grenzen der Hufen nur in der Karte des Landeshauptarchivs eingezeichnet, weshalb ich für die Skizze der Hufen diese Karte verwendet habe (die im Original hier nicht veröffentlicht werden darf).

Zur Skizze der Lage der Hufen um 1894:

Die in gelb eingezeichnete Straße ganz rechts am Rand der Gemarkung Mönchhagens ist der Hansische Botenweg – er endete nach dem Bau der Chaussee offenbar etwa an der Gemeindegrenze. Die Beschriftung „nach Rostock“, die auf der Karte noch verzeichnet war, ist später mit Bleistift durchgestrichen worden. Bis zum 2. Weltkrieg hatte Mönchhagen um die 300 Einwohner. Eingezeichnet sind die Hufen (also die größeren Höfe, die ihren Besitzern erlaubte, allein von der Landwirtschaft zu leben), die Büdnereien und die Häuslereien. Alle drei wurden damals durchnummeriert (römische Ziffern), Adressen wie heute gab es noch nicht. Die Häuslereien I bis XX sind grau mit roten Ziffern, die Büdnereien I bis VIII orange mit blauen Ziffern; die Hufen in verschiedenen Pastellfarben mit grünen Ziffern. Die zugehörigen Gebäude haben jeweils entlang der Straßen gestanden. Dunkelgrün ist Gemeindeland, in Schwarz ist die Lage einiger besonderer Gebäude wie der Windmühlen und des Bahnhofes gekennzeichnet. Eingetragen sind auch die angrenzenden Feldmarken – Mönchhagen war umgeben von Höfen, d. h. Gütern, mit unterschiedlichen Eigentümern. Die Güter Jürgeshof und Purkshof gehörten dem Heilig Geist Hospital in Rostock, das Gut Volkenshagen dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock, das Gut Klein Kussewitz war ein Rittergut und die Güter Nienhagen und Häschendorf waren wie auch Mönchhagen Domanialbesitz, gehörten also dem Großherzog.

Zur Karte von 2015

Die beiden Neubaugebiete entstanden ab 1997 bzw. ab 2015; bis dahin war Mönchhagen ein reines Straßendorf und hatte nur drei Adressen: Oberdorf und Unterdorf sowie Transitstraße für die an der B 105 liegenden Häuser. Mit den Neubaugebieten verdoppelte sich die Einwohnerzahl fast, die vorher bei ca. 600 gelegen hatte.

Alte Flurnamen

Quelle: Wossidlo-Archiv, wossidia.de

Erläuterungen zu den Mönchhäger Flurnamen:

Im Mai 1928 sammelte Dr. Babendererde folgende Flurnamen; als Gewährsmann wird der frühere Erbpächter Sass angegegeben, Alter 82 Jahre:

  • Steinbecksgraben (der Graben, der die Nordgrenze des Gemeindegebietes bildet)
  • Fribäk (der Südarm des Peezer Baches)
  • Marbäk (der Nordarm des Peezer Baches)
  • Möhlendiek (Teich, der früher ein Mühlteich war; hier stand eine Wassermühle, die Papiermühle)
  • Stiller Frieden (Straße, die am Westende von der Dorfstraße nach Norden abgeht, früher war hier eine Häuslerreihe; ein Spottname – da in diesen Häuslereien viel Zank und Streit herrschte)
  • Billerbarg (ein Ackerabhang an der Fischländer Landstraße, wo sie die südliche Grenze des Gemeindegebietes quert)
  • Pipernessbrügg (Brücke der Fischländer Landstraße über den Südarm des Peezer Baches, auch Piperness genannt)

Eine Ergänzung nahm im Juni 1930 der Mönchhäger Lehrer Utermark vor:

  • Eibe (seltener Baum)
  • Auf dem Berg (Dort etwas ausgebaut, also abseits vom Dorf, wohnten zwei Büdner – dies waren Büdnerei 8 und ab 1920 noch Büdnerei 10)
  • Heidekrug (Bezeichnung für ein ausgebautes Gehöft; Utermark vermutet, dass der Name daher kommt, dass hier früher ein Krug war – die Akten belegen dies. Zudem vermerkt er, dass der Acker teilweise leichter Sandboden sei.)
  • Mühlenweg (Utermark vermerkt: An demselben lag bis vor dem Krieg eine Mühle, die später abgerissen ist. Da Utermark die Einträge 1930 vorgenommen hat, dürfte der erste Weltkrieg gemeint sein. Leider fehlt die Nummer auf der Originalkarte, sodass nicht einwandfrei nachvollzogen werden kann, ob Utermark hier die Wassermühle oder die Windmühle auf der Hufe 13 meint. Da in Karten der 2. Hälfte des 19. Jh. die Windmühle noch eingezeichnet ist, die Wassermühle aber nicht, ist zu vermuten, dass der Stichweg zur Windmühle gemeint ist.)
  • Armkaten (Utermark vermerkt: Gemeinde- oder Armenhaus; ein altes eigenartig gebautes Haus, ohne Schornstein, das nach Aussage der Leute schon mancherlei Zwecken gedient hat)


Die Flurnamen in Mönchhagen noch einmal als Bild, falls die interaktive Karte mal nicht funktioniert. eigenes Werk auf der Grundlage der Kartenquelle: openstreetmap.de


Die Eibe

Der berühmteste Baum Mönchhagens, die alte Eibe, steht auf dem Privatgrundstück Unterdorf 19, direkt an der Dorfstraße. Während die meisten Mönchhäger die Eibe als Überrest des früheren Waldes ansehen, vermuten andere, dass die Eibe aus Anlass des Freikaufes einiger Mönchhäger Bauern gepflanzt wurde und dass sich an dieser Stelle der Hof des ersten Mönchhäger Schulzen befunden hat.

Wie alt die Eibe tatsächlich ist, ist unbekannt, da die Schätzung des Alters von noch lebenden Eiben schwierig ist. Forstinspektor K. F. Becker hat in seinem Buch Beschreibung der Bäume und Sträucher, welche in Mecklenburg wild wachsen von 1791 ihr Alter auf 1500 Jahre geschätzt. Noch älter, nämlich bis zu 2000 Jahre, schätzte sie um 1900 der Botaniker J. Trojahn, während der Dendrologe H. Edelbüttel 1935 ein Alter von 330 Jahren angab. Heutige Fachleute schätzen die Eibe auf 550 bis 600 Jahre.

Dann wäre sie frühestens zu Beginn des 15. Jh. gekeimt, also zu einer Zeit, als Mönchhagen bereits 200 Jahre lang existierte.

Ludwig Krause schreibt in seiner Fundchronik (Stadtarchiv Rostock), dass die deutschen Siedler die Eiben häufig stehen ließen, wenn sie den Wald rodeten. Zwar sei ihm kein speziell in Mecklenburg herrschender Aberglaube im Zusammenhang mit Eiben bekannt, aber die Eibe galt allgemein als Totenbaum und es sei schwer vorstellbar, dass sie im Mittelalter nicht auch in Mecklenburg diesen Ruf hatte.

Peezer Bach und Mühlenteich

Die ungefähre Lage von Papiermühle, Mühlgraben und Mühlenteich. Über dem r von „Papiermühle“ liegt das heutige Feuerwehrgerätehaus, über dem roten Punkt die alte Scheune, darüber das gelbe Gebäude der Kita. Die Straße nach Häschendorf liegt etwa am linken Rand des Teiches und folgt dann dem Südarm. Am rechten Bildrand das Gelände der Fa. AET, dahinter das Neubaugebiet. privates Foto
Die Änderungen im Bachverlauf von 1786 bis heute. Vor 1764 war der Verlauf vermutlich wie 1900, denn 1764 grub der Papiermüller Hennings einen Graben zwischen beiden Bacharmen, der zwischen Mühle und Teich lag. Den Verbindungsgraben, wie er 1786 existierte, kann es damals also noch nicht gegeben haben, er hätte den Graben von Henning überflüssig gemacht. Der Verbindungsgraben von 1786 diente als Umfluter für die Mühle; als die Mühle verschwand, war auch der Umfluter nicht mehr notwendig. Um 1900 war dann auch der Mühlteich abgelassen. Der Stand von 1900 blieb bis in die 1970er Jahre; seit mindestens 1980 hat der Bach den heutigen Verlauf. Die Verlegung der Stelle, wo sich der Bach teilt, geschah wohl in den 1970er Jahren. Quelle: eigenes Werk


Der verschwundene Mühlenteich

Etwa dort, wo der Weg nach Häschendorf heute Mönchhagen verlässt, zeigen einige ältere Karten einen Mühlenteich. Auf aktuellen Karten sucht man ihn vergebens.

In der Karte von 1788 ist der Teich vorhanden, im Messtischblatt von 1888 nicht mehr. In der Karte der Dorffeldmark von 1894 ist er wiederum eingezeichnet – aber diese Karte wurde kopiert von einer Karte von 1855 und möglicherweise an dieser Stelle nicht aktualisiert. Zusammen mit Informationen aus der Akte 5.12-4/2 12048 zur Papiermühle (Landeshauptarchiv Schwerin) kommt man zu dem Schluss, dass mit dem Ablassen des Teiches nach 1850 begonnen wurde und er bis spätestens 1900 nicht mehr existierte; die Papiermühle war in 1870er Jahren bereits abgerissen.

Heute ist nur noch ein Rest vom Mühlenteich (oder eigentlich nur noch ein sumpfiges Areal mit Schilf bestanden) hinter dem Gelände der Fa. Göllnitz zu sehen, wenn man der Straße nach Häschendorf ein Stück über die Brücke über den Peezer Bach folgt.

Die Papiermühle war eine Wassermühle und lag am heutigen Ortsausgang nach Häschendorf – diese Straße gab es im 19. Jh jedoch noch nicht. Hier teilt sich der Peezer Bach in Nord- und Südarm. Nach der Teilung knickt der Nordarm nach Norden ab, um sich dann direkt hinter den Grundstücken wieder nach Westen zu wenden. Ähnlich war der Verlauf auch 1788. Zusätzlich hatte man den Mühlengraben zwischen Teich und Nordarm gezogen und an diesem die Mühle errichtet. Die Schleife über Südarm und abknickendem Nordarm konnte man vermutlich als Umfluter nutzen und hier das Wasser bei Reparaturarbeiten um die Mühle herumleiten.

Die Papiermühle lag am Mühlgraben, den man zwischen dem Mühlenteich und dem nach Norden abknickenden Nordarm des Baches gezogen hatte, dies ist auf der Karte von 1788 zu erkennen.

Ein Bach mit zwei Armen und wechselnden Verläufen

Etwa dort, wo der Weg nach Häschendorf heute Mönchhagen verlässt, teilt sich der Peezer Bach in zwei Arme – das lässt sich auf allen drei Karten wiederfinden, allerdings ändert sich der Ort der Teilung von Karte zu Karte.

Der Südarm trägt auch den Namen Fribäk (Freibach) – das könnte mit seiner Bedeutung als Freiarche (Umfluter) zusammenhängen. Nach den Aufzeichnungen der Flurnamen hieß der Nordarm Maabäk. Hier könnte (!) ein Schreib- oder vielleicht auch schon Hörfehler des Sammelnden vorliegen. In anderen Dörfern hießen die beiden Bäche bei einer Mühle Fribek und Mahlbek – Fribek für den Umfluter (die Freiarche), Mahlbek für den Bacharm, der das Mühlrad antrieb.

In den Karten vom Ende des 19. Jh fehlt die Verbindung zwischen Süd- und Nordarm, in dieser Zeit verließ der Nordarm den Teich über den Mühlbach, d. h., beide Bäche verließen den Teich getrennt statt sich erst nach dem Abfluss aus dem Mühlteich zu trennen. 1900 war zwar der Teich nicht mehr vorhanden, die Teilung des Baches lag aber auf dem Gelände des ehemaligen Teichs, also weiter östlich und nördlich als heute. Der Nordarm verlief auf dem heutigen Firmengelände der Fa. Göllnitz und dann direkt hinter der alten Scheune vorbei und weiter entlang des Dorfrandes. In den 1970er Jahren wurde dann der heutige Bachverlauf hergestellt, wo sich Nord- und Südarm erst bei der Brücke teilen.

Feilenhauerei und Stellmacherei

Ende des 19. Jh entstand am Nordarm (dem früheren Mühlbach) eine Feilenhauerei (also ein Betrieb zur Herstellung von Feilen). Auch die Feilenhauerei hatte einen Wasserantrieb, der jedoch nicht recht funktionierte und zum Konkurs des Betriebes führte. Später stand hier die Stellmacherei, das Gebäude befand sich dort, wo hinter dem Feuerwehrgerätehaus Richtung Häschendorf noch einige Büsche stehen.

Der Peezer Bach als Löschwasserversorgung

Damals ...

Die Löschwasserversorgung wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder zu einem Problem. Hauptlieferant für Löschwasser war der Peezer Bach. Besonders im Sommer, wenn der Wasserstand niedrig war, musste der Bach jedoch angestaut werden. Hinweisschilder markierten die Wasserentnahmestellen und regelmäßige Kontrollen waren notwendig. 1964 gab es bspw. 4 Staustufen. 1972 sperrte man den Südarm des Peezer Baches ab und leitete das Wasser in den Nordarm, um dort den Wasserstand hoch zu halten.

Erst mit dem Bau der Wasserleitung (1964 bis zum Kindergarten, 1974 dann bis zum Stillen Frieden) wurden auch Hydranten installiert, die Wasser lieferten für die Erstbekämpfung von Bränden.

Trotzdem gab es Jahre, in denen im Bach kaum noch Löschwasser zu fördern war. In den Jahren 1969 und 1973 war der Bach nach einer langen Trockenheit sogar ausgetrocknet, wie aus den Aufzeichnungen der FFw hervorgeht. Am 5.7.73 heißt es im Protokoll:

Löschwasserversorgung – durch die lange Trockenheit ist der Bach leer, Wasserleitung des Ortes ist zur Zeit die einzige Wasserversorgung; Erstbekämpfung mithilfe der Hydranten; die LPG stellt Wasser in den Fäkalienwagen zur Verfügung.

Wenn die Wasserleitung aufgrund eines Defektes kein Wasser lieferte, konnte das in einem trockenen Sommer zu einem ernsten Problem werden, wie am 28.6.78:

Bei [...] brannte eine Holzmiete, die dicht am Haus stand. [...] gab es einige Schwierigkeiten: 1. Die Hydranten konnten nicht benutzt werden, da sie seit Jahren nicht gewartet wurden; 2. im Ortsnetz der Wasserleitung war kein Wasser; 3. auch der Bach war in Folge der langen Trockenheit trocken. Nur mit Hilfe der Nachbarn und das schnelle Eingreifen der FFw konnte größerer Schaden verhindert werden.

Die Löschwassersituation entspannte sich 1986 etwas, denn seitdem werden die Abwässer des Düngemittelwerkes in Poppendorf in den Peezer Bach eingeleitet.

... und heute:

Zeigt die Sohlschwelle, die das Wasser hauptsächlich in den Nordarm des Peezer Baches leitet, um die Löschwasserversorgung im Unterdorf sicherzustellen. Nur bei Hochwasser läuft auch Wasser in den Südarm. Foto: privat

Nach wie vor ist der Peezer Bach die Hauptlöschwasserquelle und nach wie vor ist der Wasserstand i.d.R. nicht ausreichend. Seit 2012 befindet sich eine Sohlschwelle im Südarm des Baches, die bei Niedrigwasser das Wasser im Nordarm hält. Schilder weisen hier auf die Löschwasserentnahmestellen hin. Diese befinden sich an den Brücken, weil der Bach dort auch mit Fahrzeugen erreichbar ist (an Löschwasserentnahmestellen herrscht übrigens Halteverbot).

Die Geschichte Mönchhagens

Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet: