Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur Reformations- und Nachreformationszeit in Mönchhagen.
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Die Napoleonischen Kriege
Auch die Napoleonischen Kriege gingen nicht spurlos an Mecklenburg vorbei, das im November 1806 von französische Truppen besetzt wurde. Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz wurden französische Provinz, die von einem Generalgouverneur Napoleons verwaltet wurde. Große Teile der Bevölkerung wurden der französischen Armee unterstellt und mussten in den von Napoleon geführten Kriegen gegen England, Österreich und Russland als Soldaten dienen. Für die meisten von ihnen bedeutete dies den Tod.
Nach dem Wiener Kongress
Auf dem Wiener Kongress 1815 wurden beide mecklenburgischen Landesteile zu Großherzogtümern erhoben und beide Regenten nannten sich Großherzog von Mecklenburg und hatten das Recht auf die Ansprache „Königliche Hoheit“.
1820 wurde in Mecklenburg die Leibeigenschaft aufgehoben. Für die Landbevölkerung war dies jedoch eine Münze mit zwei Seiten: Zwar erlangten sie nun ihre persönliche Freiheit – die Grundbesitzer hatten zuvor aber auch etliche Fürsorgepflichten wie Beschäftigungssicherung, Sozial-, Kranken- und Altersversorgung übernommen, was nun wegfiel. Statt dessen hatten die Grundbesitzer nun ein Kündigungsrecht, wodurch viele Landarbeiter ihre Arbeit verloren, und damit meist auch die Wohnung. Sie behielten zwar formal ihr durch Geburt erworbenes Heimatrecht in Mecklenburg, hatten an ihrem Heimatort aber kein Auskommen mehr. Zudem fanden sie auch an keinem anderen Ort des Landes Arbeit und Wohnung – in Mecklenburg brauchte man die Erlaubnis der Obrigkeit, um sich ansiedeln zu können. Damit war den Bauern eine echte Selbstständigkeit verwehrt und viele von ihnen waren zur Auswanderung gezwungen.
Einwohner Mönchhagens zwischen 1809 und 1836
Nach Pastor Kliefoth
Visitationsprotokoll 1809
10 Hauswirthe, die „wüste“ Papiermacherhufe, die „wüste“ Windmühlen-Hufe, und 1 Cossate, der vormals Schmied war.
- David Brandt
- Johann Brandt
- Claus Halleur
- Jochim Halleur
- Winter
- Franz Halleur
- Hennings
- Brandt, der Schulze
- Jochim Jesse
- Hinrich Halleur
Visitationsprotokoll 1823
10 Hauswirthe, die beiden Müller, der Cossate und 1 Krug
- David Brandt
- Hans Brandt
- der Krug
- Clas Hallier
- Joachim Hallier
- der Kossate Hermann Hallier
- der Schulze Winter
- Franz Hallier
- Hennings
- die Papiermühle
- die Kornmühle
- Joachim Jesse
- Schulzin Brandt
- Hinrich Hallier
- der Heidekrug
Visitationsprotokoll 1836
- David Brandt
- Johann Brandt
- Krüger Doppe
- Claus Hallier
- Jochim Hallier
- Winter
- Jochim Friedrich Hallier
- Christian Hallier
- Papiermüller Ledder
- Kornmüller Ebell
- Jesse
- Schulze Brandt
- Harten
- der Heidekrüger Schmidt
- der Kossate Hinrich Hallier
Die Volkszählung von 1819
nennt als Hauswirthe (Hofbesitzer); leider ohne die Hufennummer zu nennen: Joachim Hallier, Joachim Hallier, Joachim Jeß, Joachim Winter, Johann Hennings, Joachim Hallier, Heinrich Hallier, Johann Brandt, David Brandt (Joachim Hallier gab es wirklich dreimal als Hauswirth), zudem den Krüger Joachim Heinrich Kröger als Besitzer eines Hofes.
Insgesamt wurden 267 Einwohner gezählt, darunter ein weiterer Krüger Joachim Jahnke, der Vieharzt Gebhard Galenbeck, der Schuster Christoph Boling, der Müller Carl Boldt, der Papiermüller Johann Ledder (sowie auch ein Papiermachergeselle, der in Christiania geboren war, dem heutigen Oslo), zwei Schneider Gottfried Möller und Johann Hallier und der Schullehrer, der ebenfalls Gottfried Möller hieß. Neben den Hauswirthen wurden noch 2 Büdner, 4 Kathenmänner, der Cossate Hermann Hallier und 18 Einlieger gezählt.
Für alle anderen Einwohner wird in der Spalte „Stand oder Gewerbe“ die familiäre Beziehung zum Haushaltsvorstand (Ehefrau, Sohn, Tochter, Mutter usw.) angegeben oder ein landwirtschaftlicher Beruf wie Knecht, Kuhhirte oder Gänsehirtin. Interessanterweise gab es neben den Dienstmädchen auch Dienstjungen. Ein Heinrich Hallier hatte Seefahrer angegeben.
Es muss damals für Ortsfremde nicht einfach gewesen sein, eine bestimmte Person ausfindig zu machen – es gab allein acht Halliers mit dem Vornamen Joachim und mindestens genauso viele Dorothea Halliers.
Dolberg beschreibt in seiner Küstenwanderung für einige Dörfer, dass man sehr unter sich blieb. Kein Rövershäger nahm sonst eine Frau aus einer anderen Ortschaft, kein Mädchen von dort einen Mann, der anderswo angesiedelt war. Dadurch sind näher oder ferner fast alle Familien mit einander verschwägert. (L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885) Das dürfte auch in Mönchhagen nicht anders gewesen sein – woraus sich die Häufigkeit einiger Namen erklärt und auch die Tatsache, dass es über Jahrhunderte dieselben Familiennamen blieben.
Der Krug in Niedermönckhagen
Auch der Niedermönckhäger Krug wurde versteigert. In der Rostocker Zeitung vom 6. Mai 1819 wird die Versteigerung zum 17. Juni 1819 angekündigt. Ersteigert wird sie vom Forstinspektor Becker aus Rövershagen. Für diesen ist der Krug jedoch nur eine Geldanlage, bewirtschaftet wird der Krug ab 1820 von Jahnke als Pächter.
Einschub: Hermann Friedrich Becker
Becker wurde 1766 in Rostock geboren, besuchte die Große Stadtschule und studierte an der Rostocker Universität Mathematik, Physik, Architektur und Ökonomie. 1792 wurde er Forstinspektor in der Rostocker Heide, wobei er seinen Amtssitz in Rövershagen hatte. Becker begründete eine geregelte Forstwirtschaft, u. a. verbot er die Waldweide und ließ kahl geschlagene Flächen wieder aufforsten. Zudem hielt er Vorlesungen an der Universität Rostock. 1846 setzte er sich zur Ruhe und zog nach Rostock, wo er 1852 starb. An dem schönen Weg entlang alter Eichen von Hinrichshagen Richtung Wiethagen steht an der Kreuzung, wo es rechts nach Wiethagen geht, ein Gedenkstein für Hermann Friedrich Becker. Viele der Eichen sind 200 Jahre alt und gehören zu denen, die Becker zur Aufforstung des Waldes gepflanzt hat – wie auch die, die dem Stein gegenüber steht. |
Dolberg erzählt vom Krug in Grahl, dass die Fischer aus Fischland, wenn sie nach Rostock zum Markt fuhren, verpflichtet waren, im Grahler Krug einzukehren. Tat ein Fischer dies nicht, sondern benutzte eine andere Straße nach Rostock, hatte der Krüger das Recht, eins der Pferde zu pfänden. Nachdem die Chaussee gebaut war, wollten die Fischländer auch diese benutzen dürfen und kauften sich dafür beim Krüger frei. Ähnliche Regelungen dürften auch für andere Krüge bestanden haben. (L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)
Aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender
Der Staatskalender war eine Art statitisches Jahrbuch, in dem die Lage des Herzogstums im jeweiligen Vorkalenderjahr festgehalten wurde. Darin enthalten sind bspw. Postkutschen- und Bahnverbindungen, Anzahl von Höfen und Werkstätten auf den Dörfern, die Namen derer, die wichtige Ämter innehatten usw.
1798 | 15 Hauswirthe (also Erbpächter), 2 Krüge, 1 Korn- und 1 Erb-Papiermühle |
1820 | 10 Voll-, 1 Halbhüfner, Schule, 1 Erbzinsmann, 2 Krüge, Wind- und Papiermühlen |
1862 | 6 Halb-, 1 Achtelhüfner, 6 Erbpächter, 2 Krüge, 8 Büdner, 5 Häusler, Erb-Windmühle und Erb-Papiermühle, Schule |
Einschub: Sitten und Gebräuche im 19. Jahrhundert
Dolberg berichtet in seiner Küstenwanderung auch über Sitten und Gebräuche in den Heidedörfern. Zwar nennt er hier nie explizit Mönchhagen, aber dort wird es nicht anders gewesen sein als in den Nachbardörfern. So galt eine frühzeitige Taufe als wichtig – dann ein ungetauftes Kind lief Gefahr, von den Unterirdischen geholt zu werden. Verhindern konnte man das, indem man ständig Licht bei dem Neugeborenen brennen ließ. Schafften die Unterirdischen es dennoch, ein Kind zu stehlen, legten sie an seiner Stelle eins von ihren hin. Bemerkte man einen solchen Tausch, sollte der Vater tun, als wollte er das Unterirdischen-Kind mit der Axt erschlagen – vor Angst um ihren Nachwuchs machten die Unterirdischen den Tausch dann sofort rückgängig. Typisch für die Heidedörfer war der Gebrauch des Lottens. Ein Lott war ein Stück Zweig von ca. 2,5 cm Länge. In dieses wurde das Zeichen geritzt, das auch das Haus oder die Wohnung des Eigentümers markierte. War nun Gemeinschaftsarbeit aufzuteilen oder Gemeinschaftsland, warf man alle Hölzchen in eine Mütze und der bekam die Arbeit oder das Land, dessen Zeichen gezogen wurde. Zu der Zeit, als Dolberg sein Buch schrieb (1885), waren die Zeichen an den Häusern schon verschwunden, aber an Geräten, Karren oder auch an Markierungspfosten auf Äckern und Wiesen wurden die Zeichen noch verwendet. (L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885) |
Brand durch Blitzschlag
Am 8. Aug. 1857 zündete der Blitz an den zu der Winterschen Hufe zugehörigen Kathen, und die darin wohnenden Kathenleute Mann und Ton-Albrecht brannten ab. Die Gemeinde brachte für die Abgebrannten etwas über 40 M zusammen.
(Kliefoth, 1873)
Erbpächter und Hauswirthe 1858 bis 1873
Nach Pastor Kliefoth
(Nachrichten über die Kirchgemeinden Volkenshagen. Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci. zweiter Theil. Die eingepfarrten Ortschaften. 1873)
Diese Aufstellung hat Pastor Kliefoth in seinen Aufzeichnungen mit 1858 datiert, sie enthält aber auch Angaben zu späteren Jahren; ist also wahrscheinlich von ihm aktualisiert worden. Kliefoth hat beginnend am westlichen Ende die Höfe durchgezählt. Seine Nummerierung stimmt nicht mit der offiziellen Nummerierung der Hufen überein, ist daher nicht mit derjenigen auf der Karte unter Lage vergleichbar. Die auf der Karte verzeichnete offizielle Nummerierung (die man so auch in etlichen Akten wiederfindet) dürfte die Reihenfolge der Entstehung/Gründung wiedergeben. Mithilfe der unten aufgeführten Volkszählung von 1867 lassen sich für alle Nummern Kliefoths die entsprechenden offiziellen Nummern eindeutig bestimmen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Mönkhagen große Veränderungen. Im Jahre 1873 gab es hier: 1 Hauswirth, 15 Erbpachtstellen, zu welchen auch die beiden Krüge, die beiden Mühlen und der Cossate gehörten, 8 Büdner, 6 Häusler, 1 Schmied, 1 Schullehrer und 33 Katenleute und Einlieger.
Die Zahl der Hauswirthsstellen hatte sich vermehrt, bis auf eine waren aber alle in Erbpachtstellen umgewandelt worden. Zudem war eine Reihe von Büdnereien und Häuslereien entstanden. Ein Erbpächter war im Gegensatz zum Hauswirth selbstständig – er konnte selbst über sein Gehöft verfügen und bestimmen, wie er wirtschaftete. Im Gegensatz fiel aber auch die Fürsorge des Grundherrn weg, der dem Hauswirth bspw. Bauholz zur Verfügung stellte, wenn ein Gebäude ersetzt werden musste.
Dennoch war die Einwohnerzahl in den letzten Jahrzehnten heruntergegangen. Mönkhagen zählte Martini 1845: 342 Seelen, Mart. 1858: 333 Seelen, Mart. 1872: 310 Seelen.
1. Die Witwe David Brandt (= Hufe 1)
Sie führte nach dem Tode ihres Mannes etliche Jahre die Wirtschaft mit ihrem Sohn und übergab sie ihm dann. 1871 wurde ihr Sohn Erbpächter.
2. Johann Brandt (= Hufe 2)
Er starb in „in guten Jahren“ am 11. 1. 1865 in Folge einer Operation eines Bruchschadens. Seine Frau starb am 18. 8. 1868 an Magenkrebs. Der Sohn Johann war schon vor dem Tod der Mutter verheiratet mit einer Tochter des Wirtschafters auf der Papiermühle Walm. Er wurde 1871 Erbpächter.
3. Erbkrüger Rosenow (= Hufe 16)
Es hat seit alten Zeiten 2 Krüge in Mönckhagen gegeben, der eine an der alten Rostock-Ribnitzer Landstraße, der andere an der alten Rostock-Marlower Landstraße, zwischen welchen beiden Landstraßen sich das Dorf erstreckt. Von dem letztgenannten Kruge wird unten die Rede sein, hier ist der an der Straße von Rostock nach Ribnitz gemeint, also der am Stillen Frieden. Die Witwe des 1771 verstorbenen Jahnke heiratete einen Käding und wird 1780 als Krügerwitwe Kädingen genannt. 1836 wird Doppe hier genannt, um 1845 Vesten, dann Rosenow und um 1873 Bürger. Dieser hatte nur einen Sohn, welcher am 18. 2. 1872 starb. Es dürfte sich hierbei um den Niedermönckhäger Krug am Stillen Frieden gehandelt haben.
4. Clas Hallier (= Hufe 3)
Er war ein alter 70jähriger Mann von gutem Rufe, der auch gottesfürchtig zu sein schien, und wiederholt, wenn er zur Kirche kommen konnte, sich das Sacrament zeigen ließ, wobei er stets, zwar sehr geplagt, aber doch recht andächtig zu sein schien. Nach wiederholten mißlungenen Versuchen, sich ein Leides anzuthun, machte er am 6. Aug. 1864 seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Da er kinderlos war, ward die Stelle in Erbpacht verkauft an die Witwe Bastian, welche sie mit ihrem ältesten Sohn noch 1872 bewirtschaftete. Ihr zweiter Sohn fiel im deutsch-französischen Krieg 1870 bis 1871.
5. Kossat Joch. Hallier
(dies dürfte die Hufe 4 gewesen sein, da diese sehr viel weniger Land umfasste als die anderen; hier wohnt 1867 ein Christian Hallier.)
Mit dieser Kossatenstelle war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden. Von 1662 bis 1743 wird die Familie Lantau auf dieser Stelle genannt. 1758 wird hier Hans Halleur genannt, 1809 wird der Cossate Halleur genannt mit dem Vermerk, dass er vormals Schmied war. Die Schmiedegerechtigkeit scheint dann auf den Heidekrug übergegangen zu sein, mit welchem am Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden war. Nachdem auch diese Schmiede eingegangen war, hat Mönchhagen lange Jahre keine Schmiede gehabt, bis Babendererde 1869 eine Schmiede errichtete. Auf der Kossatenstelle wohnte die Familie Hallier weiter, bis Joch. Hallier 1865 seine Stelle an Christian Hallier, einen Bruder des Claus Hallier (Nr. 4/Hufe 3), verkaufte. Christian Hallier war bis dahin der Katenmann seines Bruders gewesen. Christian Hallier hatte einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn starb kurz nach der Konfirmation. Die Tochter heiratete den Bruder des Hauswirts Johann Brandt (Nr. 2/Hufe 2). Hallier wollte die Stelle seinem Schwiegersohn übergeben, dieser starb aber nach einjähriger Ehe durch einen Sturz in der Scheune. Die junge Witwe heiratete dann einen Schütt, der die Stelle weiter bewirtschaftete.
6. Erbpächter Fritz Harten (= Hufe 5)
Diese Stelle war, bis Harten sie kaufte, eine Zeit lang unbewohnt und wurde von Häschendorf aus bewirtschaftet. Sie war deshalb sehr heruntergekommen. Harten war unbemittelt und kränklich. Er konnte bei allem Fleiß nicht bestehen und verkaufte seine Stelle 1869 an Gustav Alert, welcher mit der Tochter des Pächters Stichert aus Willershagen verheiratet war.
7. Hauswirt Joachim Winter (= Hufe 6)
Er war ein alter, anständiger Mann, war früher Kirchenjurist, und war 1873 noch Schulvorsteher. Weil er keine lebenden Erben hatte, wurde ihm die Stelle nicht in Erbpacht übergeben. Er war in Mönkhagen daher zu der Zeit der einzige Bauer nach alter Weise.
8. Johann Hallier (der Eibenhof war Hufe 7)
Er wurde 1871 Erbpächter; sein Sohn nahm am Krieg 1870 bis 1871 teil. Auf seinen Hof steht die Eibe (Unterdorf Nr. 19).
9. Erbpächter Johann Heidtmann (= Hufe 8)
Bisher wohnte auf dieser Stelle auch eine Familie Hallier. Der alte Hauswirt Christian Hallier hatte einen Sohn und eine Tochter. Da er den Sohn für unfähig hielt, die Wirtschaft zu führen, wollte er sie der Tochter vererben. Deshalb kaufte er sie als Erbpachtstelle und übergab sie der Tochter, die mit einem Bastian verheiratet war. Da die Ehe unglücklich war, wurde sie am 20. 12. 1853 geschieden. Am 21. 12. 1854 heiratete die Tochter dann erneut, diesmal den Schullehrersohn Johann Heidtmann aus Altenhagen. Nach dem Tode des alten Brandt wurde Heidtmann 1868 Schulze.
10. die Papiermühle (= Hufe 15)
Diese Wassermühle hat schon sehr lange bestanden, war aber ursprünglich eine Kornmühle, und ist nicht lange vor 1649 von dem Landesherrn zu einer Papiermühle gemacht. Der letzte Kornmüller war Claus Witte.
Der erste Papiermüller war Simon (Hinrich) Hennings; noch 1757 befindet sich hier ein Hennings. Um 1780 gehörte die Papiermühle Feistel, nach 1791 war sie in Besitz von Heinrich Detlef Behrens. Um 1809 lag die Papiermühle wüst, 1836 hatte Ledder sie und 1845 Dähn. Vor 1858 wurde sie vom Rentier Peters angekauft, der sie an seinen Sohn vererbte. Die Peters haben nie in der Mühle gewohnt, sondern sie durch den Wirtschafter Walm bewirtschaften lassen. 1863 wurde der Mühlenarbeiter Ledder durch einen herunterfallenden Balken erschlagen. 1873 wurde die Papiermühle an den Erbpächter Jesse für 15 500 Mark verkauft (Nr. 12/Hufe 9). Die Mühle selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits völlig verfallen. Die Stelle hatte ihren Wert nicht durch die Mühle, sondern durch die dazugehörige schöne Hufe. Sie war nur deshalb nicht schon lange eingegangen, weil die Großherzogliche Kammer um 1850 einen Prozess gegen die Güter Klein Kussewitz, Groß Kussewitz und Poppendorf anfing, der 1873 noch nicht beendet war. Die Güter rieselten widerrechtlich ihre Wiesen mit dem Wasser des Baches, der die Mühle antrieb und wurden deshalb wegen Wasserentzugs angeklagt.
11. die Kornmühle (= Hufe 13)
Diese Windmühle ist erst entstanden, nachdem die Wassermühle zu einer Pepiermühle umgewandelt war. Sie scheint 1743 noch nicht bestanden zu haben, wird aber 1758 erwähnt, scheint aber etwas älter zu sein. 1757 bis 1773 gehörte sie Schänke, 1780 bis 1785 Joachim Bockoldt, um 1786 bis 1801 bewirtschaftete sie Otto Lemke, 1809 lag sie wüst. Um 1826 gehörte sie Köhn, um 1836 bis 1845 Ebell, um 1857 Wiencke. Ebell kaufte sie zurück und schenkte sie seiner Adoptivtochter Maria Grabow aus Evershagen. Maria Grabow heiratete den Hauswirtssohn Joh. Eggert aus Bernitt und Ebell setzte seinen Schwiegersohn „vollständig ein“, baute ihm auch eine schöne neue Mühle. Dieser war aber kein einsichtiger Mann und sehr kränklich. Er kann kaum bestehen; und seine Verhältnisse wurden noch schlechter, nachdem er um 1854 die Krempinsche Stelle (Nr. 15/Hufe 14) gepachtet hatte. Seine Frau starb 1871 und er verpachtete die Kornmühle, aber ohne den Acker.
Nachtrag zu Kliefoth: Die Mühle lag auf der Hufe XIII und wurde dann von Prüter erworben.
12. Witwe Jesse (= Hufe 9)
Ihr Mann starb 1857; er war Kirchenjurist. Sie bewirtschaftete die Stelle mit ihrem Sohn, bis dieser volljährig war und als Bauer eingesetzt wurde. 1871 wurde er Erbpächter.
13. Schulze Heinrich Brandt (= Hufe 10)
Er starb am 28. 9. 1868. Sein Sohn Heinrich übernahm die Stelle. Er war mit einer Tochter der Jesse (Nr. 12/Hufe 9) verheiratet, allerdings (bis 1873) kinderlos. 1871 wurde er Erbpächter.
14. Erbpächter Brusch (= Hufe 11)
Er war Holländer (womit aber wohl weniger ein Niederländer als vielmehr der Leiter einer Milchwirtschaft gemeint ist), seine Hufe befand sich in ausgezeichnetem Zustand. 1860 starb seine Frau. Er verkaufte seine Stelle, zog sich nach Rostock zurück und kaufte dann eine große Erbzinsstelle in Steinfeld. Franz Bilderbeck aus Lübeck erwarb preisgünstig die Mönchhäger Stelle. Er war mit einer Tochter des Bentwischer Pastors Bunge verheiratet. Bilderbeck war Alkoholiker und ließ seine Wirtschaft verkommen, 1866 ging er konkurs. Er ging ohne seine Familie nach Lübeck zurück und von dort nach Amerika. Seine Frau ging mit den Kindern nach Rostock und ernährte sich dort als Lehrerin. Die Erbpachtstelle kaufte der ehemalige Nienhäger Gutspächter Behm und ließ sie durch den Tagelöhner Räth bewirtschaften.
15. Erbpächter Possehl (= Hufe 14)
Diese Stelle befand sich auf dem Hopfenberg. Der Berg wird heute Düwelsberg genannt und befindet sich im Oberdorf auf der rechten Bachseite (hinter der früheren wassertechnischen Anlage aus dem Mittelalter). Sie hatte nur ca. 10 000 Quadratruten Acker und entstand zwischen 1830 bis 1840 durch Abtrennung aus Nr. 14/Hufe Nr. 11. Sie wurde von Harten aufgebaut. Nach ihm bewohnte sie Possehl. Dieser war als Wunderdoktor weithin bekannt und hatte ein schlechtes Verhältnis zum Volkenshäger Pastor Kliefoth. Kliefoth beschreibt ihn in seinen Aufzeichnungen als sehr dick und so gebrechlich, dass er kaum auf eigenen Füßen gehen konnte; zudem soll er ein sehr schmutziges und ekelhaftes Äußeres gehabt haben. Trotzdem kamen viele vornehme Besucher zu ihm. Er unterhielt sogar ein eigenes Sprechzimmer in Rostock und wurde dadurch reich. Als der Pastor ihn erstmalig besuchte, hielt Possehl ihn für einen Kunden und erzählte, dass er beim Besprechen auch Gottes Namen verwende. Als der Pastor sich zu erkennen gab, wurde der Wunderdoktor so laut und heftig, dass der Pastor flüchten musste. Seitdem hatten beide nur Ärger miteinander.
Possehl verkaufte 1854 schließlich seine Stelle an Krempien, ging nach Gehlsdorf und errichtete dort eine eigene Praxis. Krempien lebte 1873 noch im Ort, hatte den Acker aber an Eggert (Nr. 11/Hufe 13) verpachtet.
16. der Heidekrug (= Hufe 12)
Er lag an der Rostock-Marlower Landstraße und wurde früher wegen der Nähe zum Finkenberg auch „Finkenberger Krug“ genannt. Eine Zeitlang gehörte eine Schmiede zum Heidekrug (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts). Mit dem Schmied und Krüger Hermann Friedrich Possehl schloss die Pfarre im Jahr 1762 über einen der Pfarre gehörenden Block-Acker einen Pacht-Contract ab, infolgedessen der Heidekrug noch 1873 eine jährliche Abgabe an die Pfarre zu entrichten hat.
1780 bis 1802 wohnte dort der Schmied und Krüger Georg Heinrich Klingenberg, bis 1809 Bogislaw Christoph Erdbeer, dann F. Kröger, 1836 bis 1845 Schmidt, von da an Boller. Die Schmiede war 1873 längst eingegangen, der Krug war abgebrannt und mit der an der Chaussee (heutige B 105) liegenden Büdnerei Nr. 4 verbunden.
Nach der Volkszählung von 1867
Die Nummerierung in der Volkszählung entspricht der offiziellen Hufennummer, wie sie auch in der Karte von 1894 benutzt wird. In der Tabelle ist auch die Anzahl der zum Erbpachthof gehörenden Katen verzeichnet. Deren Bewohner hießen Einlieger.
Erbpachtgehöft Nr. | Besitzer | Bemerkung | Anzahl Katen |
1 | David Brandt | 2 | |
2 | Johann Brandt | 2 | |
3 | Wilhelm Bastian | 2 | |
4 | Christian Hallier | ||
5 | Friedrich Harten | ||
6 | Joachim Winter | 1 | |
7 | Johann Hallier | 2 | |
8 | Johann Heydtmann | Schulze | 2 |
9 | Elisabeth Jeß | Witwe | 2 |
10 | Heinrich Brandt | 1 | |
11 | Carl Käth | Wirtschafter | |
12 | Georg Boller | Heidekrug | 2 |
13 | Johann Eggert | Erbmüller | |
14 | Johann Krempien | ||
15 | Joachim Walm | Wirtschafter Besitzer: Peters aus Rostock | 2 |
16 | Peter Bürger | 1 |
Büdnereien in Mönchhagen
Nach Pastor Kliefoth (1873)
Die Lage der Büdnereien ist in Orangebraun mit blauen römischen Ziffern auf der Karte von 1894 eingetragen. Die Nummerierung scheint mit der auf der Karte übereinzustimmen.
- Mahning; zwischen Hufe IV und V
- Meuser, früher Ehlers; zwischen Hufe III und VI
- Schmied Sievers, früher Schröder, Rademacher, Ledder, Schulze Heidtmann (Erbpächter Nr. 9), Schmied Babendererde, Schmied Paul Hagen. Schmied Babendererde hat die neue Schmiede gebaut, deren Gebäude noch heute gegenüber dem Feuerwehrgebäude steht. Später folgte hier der Schmied Paul Hagen.
- Krüger Jahn; dies ist der sonst mit dem Heidekrug (Hufe XII) verbundene Krug. Jahn war leider ein sehr unkirchlicher Mann (sagt Pastor Kliefoth). Büdnerei 4 liegt an der Chaussee (heute B105).
- Timm, früher Stalbohm; an der Chaussee (heute B 105) (neben der Shell-Tankstelle)
- Tischler Lau; an der Chaussee (heute B 105)
- Witwe Brandt, deren Mann früher Chausseewärter war; er war ein Bruder des Schulzen Brandt; an der Chaussee (heute B 105)
- Düwel auf dem Hopfenberg; der junge Düwel erbte die Büdnerei 1873 von seinem Vater. Davor gehörte sie einem Hallier.
Die Büdnereien Nr. 3 und 8 wurden bereits in der Zeit von 1836 bis 1845 erwähnt. Das legt nahe, dass die mit niedrigeren Nummern ebenfalls schon existiert haben.
Nach der Volkszählung von 1867
In der Volkszählung werden die offiziellen Nummern der Büdner genannt. Auch Büdnereien waren offenbar groß genug, um noch Katen vermieten zu können. Die Bewohner der Katen werden als Einlieger bezeichnet. Der Beruf ist in der Tabelle nur angegeben, wenn er nicht Büdner oder Arbeitsmann lautete.
Nr. | Besitzer | Beruf | Anzahl Katen |
1 | Heinrich Maning | ||
2 | Johann Meuser | ||
3 | Marie Schröder | Witwe | 1 |
4 | Joachim Brandt | 1 | |
5 | Johann Lau | Tischler | 1 |
6 | Joachim Timm | 1 | |
7 | Casper Jahn | Gastwirth | |
8 | Jochim Düwel |
Beide Listen stimmen fast überein – nur die Büdnereien 5 und 6 sind vertauscht. In Büdnerei 7 nennt die Volkszählung von 1867 einen Gastwirth; dies dürfte die spätere Gaststätte „Stadt Ribnitz“ sein, die heute ein Motel (neben der ESSO-Tankstelle) ist.
Häuslereien in Mönchhagen
Nach Pastor Kliefoth (1873)
Die Lage der Häuslereien ist in Grautönen mit roten römischen Ziffern auf der Karte von 1894 eingezeichnet. Wenn man davon ausgeht, dass damals nur 6 Häuslereien existiert haben, müssen das die mit I bis VI auf der Karte bezeichneten sein. Wenn Kliefoth aber von West nach Ost durchgezählt hat, ergibt sich folgende tatsächliche Nummerierung:
Kliefoth | offiziell | Häusler |
1 | 6 | Foth, die jüngste Häuslerei, erst 1871 erbaut. Sie lag an der Fischländer Straße |
2 | 2 | Suhrbier |
3 | 1 | Schneider Block, früher Hallier |
4 | 5 | Hallier, in der Mitte des Dorfes |
5 | 3 | Chausseewärter Meibohm |
6 | 4 | Witte an der Chaussee |
Diese Zuordnung passt auch zu den Angaben – 1, 2 und 6 lagen an der Fischländer Straße; 5 liegt in der Mitte des (Unter-)Dorfes; in 3 wohnte der Chausseewärter und 4 liegt ebenfalls an der Chaussee.
Die mehrfach genannte Chaussee ist die heutige B 105. Pastor Kliefoth bemerkt in seinen Aufzeichnungen, dass diese Straße von Rostock nach Ribnitz in den Jahren 1841 bis 1842 vollendet wurde.
Nach der Volkszählung von 1867
Die Volkszählung von 1867 erfasst nur 5 Häuslereien – Häuslerei 6 wurde Kliefoth zufolge ja auch erst 1871 errichtet:
Nr. | Name | Beruf |
1 | Carl Block | |
2 | Joachim Suhrbier | |
3 | Heinrich Maybohm | Chausseewärter |
4 | Claus Witte | |
5 | Heinrich Hallier |
Die Volkszählung bestätigt die Zuordnung der Kliefothschen Nummerierung zur tatsächlichen also.
Details zur Einwohnerzahl
Nach der Volkszählung von 1819 betrug die Einwohnerzahl von Mönchhagen 267 Personen, stieg dann an, war dann aber wieder rückläufig (Zahlen nach Kliefoth): Martini 1845: 342, 1858: 333, 1872: 310 Einwohner.
Die Volkszählung von 1867 ermittelte als Zollabrechnungs-Bevölkerung 329 Personen, davon 305 in Mönchhagen und 24 im Heidekrug.
Möglicherweise liegt eine der Ursachen für den Einwohnerschwund von 1858 bis 1872 in der Choleraepidemie des Jahres 1859. In Volkenshagen starben vom 8. 8. bis 8. 9. 1859 dreiundzwanzig Personen an der Krankheit. Für Mönchhagen ist kein Zahlenmaterial nachweisbar.
Folgende Äußerungen Kliefoths werfen kein gutes Licht auf die damalige Bevölkerung – über die Jahre seiner gesamten Amtszeit bis 1872/73 bemerkt er: Die Tagelöhner sind gleichgültig, weil sie als Arme sowieso in den Himmel kommen. Die Vornehmen sind ihnen schlechte Vorbilder. Die Dienenden sind ungehorsam, widersetzlich, anspruchsvoll und herausfordernd. Sie kündigen sehr schnell und benehmen sich unzüchtig. Die Alten sind auch nicht besser.
Das Verhältnis von ehelichen und unehelichen Kindern gibt Kliefoth mit 1 : 1 an. Er bemerkt auch noch, dass kaum eine Braut bei der Hochzeit eine Jungfrauenkrone tragen darf.
Vielleicht erklärt das, warum die Hebamme in der Volkszählung von 1867 als Bewohnerin des Armenkatens genannt wird … Dies scheint schon damals ein schlecht bezahlter Beruf gewesen zu sein und die vielen unehelichen Kinder haben offenbar die Lage nicht verbessert.
Im Armenkaten haben 1867 fast 20 Personen gewohnt.
Chaussee und Postkutschenverkehr
Die Postsäule und die Chaussee
Seit der neue Radweg zwischen Mönchhagen und Purkshof fertig ist, hat man Gelegenheit, ungehindert ein Denkmal der Verkehrsgeschichte zu bestaunen: den Meilenstein auf Höhe der Shell-Tankstelle, aber auf der anderen Straßenseite am Radweg. Meilensteine (auch Postmeilensteine oder eben Postsäule genannt) wurden im 18. und 19. Jhdt. aufgestellt. Ihre Entfernungsangaben dienten ursprünglich der Post, um Beförderungszeiten und Gebühren für Post- und Personenbeförderung festzusetzen. Nachdem man mit dem Bau von Chausseen begonnen hatte, markierten die Steine auch die Entfernungen entlang der ausgebauten Landstraßen. Laut einer Info-Tafel der Forschungsgruppe „Meilensteine“ stammt der Mönchhäger Stein von ca. 1842–1846.
Die Chausseen (oder Kunststraßen) werden im Meckl.-Schwerinschen Staatskalender (eine Art statistisches Jahrbuch) von 1843 erstmals erwähnt – wobei die Staatskalender immer den Zustand des Vorjahres wiedergeben. In Mecklenburg-Schwerin hatte man 1826 mit dem Bau von Chausseen begonnen, zunächst von der preußischen Grenze nach Boizenburg. 1843 wurde im Staatskalender die Chaussee durch Mönchhagen erstmals erwähnt und zwar mit den Endpunkten „Rostock“ und „Ribnitz“. Auch die Postkutschenfahrpläne (ebenfalls im Staatskalender) sind ein Indiz, dass die Chaussee von Rostock nach Ribnitz 1842 gebaut wurde – aus der 1842 noch zweimal pro Woche gehenden Fahrpost wird 1843 eine täglich gehende Personenpost. Das könnte auf eine Verbesserung der Straßenverhältnisse hindeuten.
Pastor Kliefoth gibt in seinen Aufzeichnungen ebenfalls an (im Jahr 1873), die Chaussee sei 1841/42 gebaut worden.
Der Meilenstein wird beim Chausseebau mit aufgestellt worden sein, also vermutlich ebenfalls 1842.
Man unterschied Ganz-, Halb- und Viertelmeilensteine. Der Mönchhäger Stein trägt die Aufschrift „1 Meile nach Rostock“, ist also ein Ganzmeilenstein. Eine Meile betrug etwa 7,5 km. Die Chaussee begann mit Kilometer 0 am Neuen Markt in Rostock, Mönkhagen lag bei Kilometer 9,5 (Staatskalender von 1895); die Meile hat sich demnach wohl auf die östliche Stadtgrenze bezogen.
Chausseewärter
In Bentwisch und in Altheide gab es Chausseehäuser. Das Chausseehaus war das Dienstgebäude des Chausseewärters – zwar wird im Staatskalender kein Chausseehaus für Mönchhagen erwähnt, aber ein Chausseewärter ist auch in Mönchhagen belegt. In der Volkszählung von 1867 wird in der Häuslerei 3 der Chausseewärter Heinrich Maybohm genannt, nebst Ehefrau, zwei Töchtern und einem Sohn. Die älteste Tochter war Schneiderin, die anderen Kinder gingen noch zur Schule. Häuslerei 3 lag an der Kreuzung Chaussee/Dorfstraße – wenn man von Rostock kommt, auf der rechten Seite direkt hinter der Kreuzung (siehe auch die Karte von 1894 weiter oben). 1900 wird in der Volkszählung als Chausseewärter Friedrich Järn (o. ä.) genannt. Der Chausseewärter hatte die Straße sauber zu halten, Löcher zu flicken, aber auch Strafen zu kassieren und Mautgebühren. Dabei sollte er die Reisenden aber nicht drangsalieren: Plackereien gegen Reisende [...] wird mit Leibes- oder Gefängnisstrafe, während welcher ein Arbeiter auf Kosten des arretirten Chausseewärters zu halten ist [...] heißt es in Instructionen für Chausseewärter, die zwar aus Sachsen stammen, in ähnlicher Form aber auch hier gegolten haben dürften.
Die aus den Akten zu Häuslerei 3 und 4 sowie zu Büdnerei 4, dem Kirchenbuch Volkenshagen und den Volkszählungen bekannten Chausseewärter sind:
um 1850: Joachim Brandt (er wohnte in Büdnerei 4)
um 1851 bis mindestens 1867: Heinrich Maibohm (er wohnte in Häuslerei 3)
um 1875: Heinrich Millahn (er wohnte in Häuslerei 4, in der sich später der Kolonialwarenhändler Kentzler befand)
um 1887: Joh. Lau (siehe unten)
um 1893: Wilhelm Ludwig Christian Richter
um 1900: Friedrich Järn (oder ähnlich)
Die unterschiedlichen Wohnungen deuten daraufhin, dass es in Mönchhagen tatsächlich kein festes Chausseehaus gegeben hat. Häuslerei 3 lag direkt an der Kreuzung, Häuslerei 4 war das nächste Haus Richtung Stralsund und weiter in die Richtung folgte als nächstes Büdnerei 4.
Wilhelm Richter wird im Kirchenbuch von 1893 als Chausseewärter vermerkt, im Eintrag zur Taufe seiner Tochter am 15. Oktober 1893. Eine der Patinnen war Emma Lau, die im Kirchenbucheintrag als Chausseewärtertochter in Mönchhagen bezeichnet wird. In Häuslerei 4 wird nach dem Chausseewärter Millahn ab 1887 ein Joh. Lau als Bewohner genannt, dem 1903 eine Emma Loheit, geb. Lau folgte. Daraus ist zu schließen, dass wahrscheinlich Joh. Lau ebenfalls Chausseewärter war.
(Auf den Chausseewärter Richter machte mich einer seiner Urenkel aufmerksam – vielen Dank dafür!)
Postkutschenverkehr
Walkmühle, Marterkasten, Knochenknacker waren lt. dem Internetlexikon Wikipedia noch gemäßigte Schimpfnamen für die Postkutschen. Diese waren nicht nur unbequem, sondern mit 5–10 km/h auch kaum schneller als ein Wanderer. Entsprechend ungenau waren die Zeitangaben zum „Postcours“ im Meckl.-Schwerinschen Staatskalender von 1800: Die Stralsunder Fahrpost fuhr sonntags und donnerstags vormittags von Rostock nach Stralsund (was sich wie auch Damgarten damals in Preußen befand), mittwochs und sonntags vormittags ging es zurück (genauer waren die Abfahrtszeiten nicht angegeben). Es ging über Bentwisch, Finkenberger Krug (so wurde der Heidekrug früher auch genannt; hier sind dann wohl die Mönchhäger zugestiegen), Landkrug, Willershagen, Ribnitz und Damgarten. In Behrenshagen war Pferdewechsel.
Die Postkutsche dürfte also den Hansischen Botenweg genutzt haben – die Chaussee gab es vor 1842 noch nicht (s. o.).
40 Jahre später (1839) enthält der Fahrplan dann immerhin schon Uhrzeiten, wenn auch immer noch mit weiten Spannen – Abgang aus Rostock sonntags und donnerstags nachmittags 4–5 Uhr (nach Ankunft der Fahr- und Reitposten von Hamburg und Lübeck), Ankunft in Stralsund montags und freitags morgens 9 Uhr; Abgang von dort dienstags und sonnabends nachmittags 4 Uhr, Ankunft in Rostock mittwochs und sonntags morgens 8–9 Uhr (also nach 16 Std. Fahrzeit!). Ab 1843 fuhr die Post täglich von Rostock nach Stralsund: Abfahrt abends um 8 Uhr, Ankunft am folgenden Tag morgens um 6–7 Uhr, womit die Fahrt dann nur noch 10 Std. dauerte. Nun wird sie auch ausdrücklich als Personenpost bezeichnet (vorher als Fahrpost). Allerdings wird als nächste Haltestelle nach Rostock Ribnitz aufgeführt. Deshalb geht leider nicht daraus hervor, ob die Post die neu gebaute Chaussee oder weiterhin die alte Straße über den Finkenberg genutzt hat – es ist aber wohl wahrscheinlich, dass die Postkutsche die Chaussee nutzte. In Fahrplanveröffentlichungen in Staatskalendern späterer Jahre gibt es wieder Details zum Fahrtverlauf: Es ging über Bentwisch und Rövershagen nach Ribnitz, was dem Verlauf der Chaussee entspricht. 1883 hatte sich die Fahrtzeit mit 8,5 Std. nahezu halbiert und es gab nun zwei Fahrten pro Tag und Richtung.
Postkurse 1883 – Personenpost zwischen Rostock und Stralsund (73 km)
Erste Post | Zweite Post | ||||||
Rostock | 9 Uhr vorm. | Stralsund Stadt | 12 Uhr 25 vorm. (also 00:25 Uhr) | Rostock | 5 Uhr 40 nachm. | Stralsund Stadt | 10 Uhr 55 vorm. |
Bentwisch | 9 Uhr 45 | Stralsund Bahnhof | 12 Uhr 35 vorm. | Bentwisch | 6 Uhr 25 nachm. | Stralsund Bahnhof | 11 Uhr 5 vorm. |
Rövershagen | 10 Uhr 30 | [...] | Rövershagen | 7 Uhr 10 nachm. | [...] | ||
Ribnitz | 12 Uhr 10 | Damgarten | 5 Uhr 25 | Ribnitz | 8 Uhr 50 nachm. | Damgarten | 3 Uhr 50 nachm. |
Damgarten | 12 Uhr 40 | Ribnitz | 5 Uhr 55 | Damgarten | 9 Uhr 20 nachm. | Ribnitz | 4 Uhr 20 nachm. |
[...] | Rövershagen | 7 Uhr 35 | [...] | Rövershagen | 5 Uhr 50 nachm. | ||
Stralsund Bahnhof | 5 Uhr 20 nachm. | Bentwisch | 8 Uhr 20 | Stralsund Bahnhof | 1 Uhr 50 vorm. | Bentwisch | 7 Uhr 35 nachm. |
Stralsund Stadt | 5 Uhr 30 | Rostock | 9 Uhr vorm. | Stralsund Stadt | 2 Uhr vorm. | Rostock | 7 Uhr 15 nachm. |
Im Prinzip gab es auch noch Reit- und Fußpost, diese werden aber für unsere Gegend im Staatskalender nicht aufgeführt. Aber irgendetwas in der Art muss es hier auch gegeben haben, denn von den Haltepunkten der Fahrpost musste die Post ja noch auf die anderen Dörfer gelangt sein. Möglicherweise hat dies jemand quasi nebenamtlich für einen Zusatzverdienst erledigt – siehe dazu den nächsten Abschnitt zur Postagentur. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Zweck des Posthorns (das ja heute noch das Symbol der Post ist): Wenn die Postkutsche eintraf, hielt sie auf dem Dorfplatz und der Postillion blies sein Horn. Dann wussten alle Bewohner, dass die Post da ist, konnten ihre Post abholen, aber auch welche abgeben. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in den Orten Briefkästen aufgestellt, die der Gemeindevorsteher leerte und die Briefe dem Landbriefträger übergab. Der wiederum musste sich vom Gemeindevorsteher per Stempel bestätigen lassen, dass er die Gemeinde auch tatsächlich auf seiner Runde besucht hatte. Von 1852 an war eine tägliche Postzustellung angestrebt.
Das Zeitalter der Postkutschen ging in unserer Gegend am 31. Mai 1889 zu Ende:
- Heute Nachmittag 5 1/2 Uhr ging die letzte Fahrpost von hier nach Ribnitz ab. Den mit Laub festlich geschmückten Postwagen führte ein Postillion in Staatsuniform und lenkte denselben, das Lied „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus“ blasend, in langsamer Fahrt vom Postgebäude die Straße entlang.
(Mecklenburgische Zeitung, 1. 6. 1889)
Denn am 1.6. wurde die Bahnstrecke Rostock–Ribnitz in Betrieb genommen.
Die weitere Geschichte Mönchhagens
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.
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