Ostseebäder Geschichte
Zusammenstellung von Themen, wie sich die Ostseebäder entwickelt haben.
Seebrücken
Seebad – Entwicklung – England (Brighton) - Vorbild
Heiligendamm 1793 erstes deutsches Seebad
Erste Seebrücke auf der Insel Wollin:
1885 Misdroy auf Wunsch des Kaisers – Nach Kronprinz auch den Namen:
„Kaiser Friedrich-Brücke“
Vorher Anlandung der Schiffe an der „Laatziger Ablage“ als Binnenhafen ausgebaut Brücke 1906 auf 360 m verlängert.
Vorbild für die anderen Seebäder
Schiffsanleger und Flaniermeile Geschäfte, Gaststätten, Gepäckabfertigung, (man brachte Federbetten und Hausrat mit)
Fahrkartenverkauf, Zeitungen
Hauptportal in der Mitte der Promenade
Seebrücken werden zu Prestigeobjekte für die Seebäder. Beliebter Aufenthaltsort der Gäste
Seebäderverkehr entwickelt sich – Stettin - Swinemünde Schiffsanleger werden gebraucht
- Seestege
- Seebrücken
Reise mit den Schiffen wird zu den größten Urlaubserlebnissen. Aus einem Heringsdorfer Badeprospekt ist folgende Beschreibung zu lesen:
„ Die Reise bis Stettin per Bahn und von da mit den herrlichen Schnelldampfern zählt zu den interessantesten Schiffahrten unseres Vaterlandes. Das Leben in dem mächtig aufstrebenden Stettiner Hafen hat für den Binnenländer einen gewaltigen Reiz. Das Schiff passiert die großen Schiffswerften. Nach einstündiger Fahrt treten die Ufer zurück und es öffnet sich das weite Becken des Stettiner Haffs. Durch die Kaiserfahrt gelangt man nach knapp dreistündiger Reise nach Swinemünde und durch die Molen in die offene See. Am Strand zur Linken zeigen sich zunächst die hellschimmernden Häuser Ahlbecks, nordwestlich davon, aus dem Waldesgrün hervorlugend, bietet sich das liebliche Heringsdorf den Blicken dar. Der Dampfer legt an der Kaiser-Wilhelm-Brücke an, so daß die Reisenden, ohne ein schwankendes Boot benutzen zu müssen, das Land erreichen. Das große Gepäck wird direkt zur Gepäckabfertigung , die sich links am Ausgang der Brücke befindet, befördert und kann sofort auf die dort haltenden Droschken verladen oder später abgeholt werden....“
Voraussetzungen für Seebrücken
1871 - Reichsgründung - Französische Kriegskontributionen - „Gründerjahre“
Kaiser Wilhelm II. übernahm 1888 den Thron. - gute wirtschaftliche Entwicklung - Zeit zum Vergnügen und Erholung - Flotten andere Länder besuchen Swinemünde - erste Seebrücken voller schaulustiger und promenierender Menschen
Zum Anlegen der Dampfer werden Seebrücken errichtet. Bevor die Seebrücken vorhanden waren, wurden die Gäste "ausgebootet". Das heißt umsteigen in kleinere Boote, um an Land zu kommen.
Um 1890 beginnt ein Bauboom auf den Inseln Usedom und Wollin
Gästezahlen steigen - Einwohnerzahlen steigen
Fischerei geht zurück – Tourismus steigt
Dem Straßenbau folgt die Eisenbahn
1863 Eisenbahn:
- Anklam - Züssow - Stralsund
- Züssow – Wolgast
1876 Eisenbahn:
- Ducherow – Karnin – Usedom – Swinemünde (eingleisig)
1908 Strecke zweigleisig 1894 Eisenbahn:
- Swinemünde – Heringsdorf
1886 Umsteigen in Karnin - mit Dampfschiff zum Anleger nach Zinnowitz – Achterwasser
Wasserweg aber noch bequem. Mit Dampf betriebene Schiffe – „Kronprinzessin Elisabeth“ 1826-1846 jährlich 3000 Passagiere!
Stettin hat sich gut entwickelt – zweitgrößter Hafen – nach Hamburg. Drittgrößte deutsche Hafenstadt Swinemünde – Militärhafen und Seedienst nach Ostpreußen 1829 Molenbau abgeschlossen –
Leichterhafen – geleichtert fahren nach Stettin (wegen Tiefgang)
1855 – Leuchtturm Greifswalder Oie erbaut 1859 – Leuchtturm Ostswine erbaut
1875-1889 Bau der „Kaiserfahrt“ (12 km Kanal – 10 m Tiefgang) – kürzere Fahrzeiten
1865 – Gründung der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Kiel
- 1882 Gruppe in Zinnowitz aufgebaut
- 1893 Gruppe in Heringsdorf aufgebaut
Bäderschiffe – Lebensader der Seebrücken
Reedereien sorgen für Anlegesteg – um mehr Passagiere zu gewinnen.
1843 – entsteht die Stettin-Swinemünder Dampfschifffahrtgesellschaft
1853 – entsteht der Stettin-Swinemünder Dampfschifffahrtsverein
Reederei Bräunlich – Stettin lässt Schiffe bauen: Für Passagiere, aber auch Fracht und Schleppdampfer zur Auslastung. Unter den Namen: Divenow, Princen Royal Viktoria, Misdroy, Wolliner Greif, Wilhelm, Haff, Falke
Die Stettiner Dampfergesellschaft stellt - ODIN 1902 und HERTA 1905 in Dienst, da die Gästezahlen steigen.
1995 – Die Insel- und Hallig Reederei – jetzt „Adler“ übernimmt Seebrückenverkehr von den Brücken: Ahlbeck, Heringsdorf, Bansin, Koserow und Zinnowitz
Material der Seebrücken
1835 baut Misdroy / Insel Wollin drei hölzerne Badeanstalten (Misdroy ist großer Holzumschlag und -handelsplatz)
Holz als erster Baustoff – Erkenntnisse durch Erfahrung, wie gebaut werden muss. Es entstehen „Wunder aus Holz“, es sind bautechnische Meisterleistungen!
1872 – schwerste Sturmflut im 19. Jahrhundert. Danach entstanden bessere und größere Badeanstalten auf den Inseln
1911 neben der alten Seebrücke in Swinemünde wurde neuer Schiffsanleger errichtet – Erster aus Beton
1913 schwere Sturmflut – großer Schaden – daraufhin Abriss der gesamten Anlage in Misdroy
Eisgang beschädigt die Brücken – kalte Winter an der Ostsee in den Jahren 1923, 1928 und 1942
Der II. Weltkrieg bringt große Einschnitte – Schiffe werden zu Kriegsdiensten eingezogen. Obwohl die Anlagen nicht bombardiert oder gesprengt werden, zerfallen sie, weil sie nicht gepflegt werden. Zum Ende des Krieges von den Seebrücken noch Rückzug der Wehrmacht mit Schiffen.
Zu DDR Zeiten anfangs keine finanziellen Möglichkeiten zum Wiederaufbau, nach dem Mauerbau 1961 politisch nicht mehr gewollt, da im Grenzbereich der Ostsee.
Nach der Einheit Deutschlands 1990 – Wiedererstehen der Seebrücken an der Ostseeküste, besonders der Inseln Usedom und Rügen, mit Förderprogramm des Landes für den Tourismus.
Bis 1994 - 53 Millionen DM Fördermittel durch das Land MV-P.
Kleinere Brücken nur bis Windstärke 4 anfahrbar, anfällig bei starkem Wellengang und Eis. Ausnahme die Heringsdorfer Brücke.
Seebäder auf Usedom
Swinemünde
1824 erste Badedirektion auf der Insel Usedom
1869 eine 84m lange Strandhalle aus Holz mit Türmchen errichtet
Hat den Hafen – braucht keinen Schiffsanleger - Seebrücke ist nur Prestigeobjekt – 100m Bootsanleger für Segler und kleine Motorboote. 1898 geweiht mit 2 größeren Türmen als Aussichtsplattform.
Gäste:
- 1890 – 4.933
- 1905 - 32.928
1911 neben der alten Seebrücke neuen Schiffsanleger errichtet – erster aus Beton
Heute Anlegen der „Adler“ Schiffe im Stadthafen mit politischen Problemen.
Ahlbeck
Das Seebrückengebäude – einzige historische Bauwerk dieser Art an der Ostseeküste von MVP erhalten geblieben.
1852 Erste Badegäste – Kinder des Gutspächters Holtz aus Stolpe / Usedom
1882 Ahlbeck wird eine Gemeinde (königlich und adlig)
1891 Erster Seesteg
Eine erste Aussichtsplattform (1882 erbaut) wird abgelöst durch eine Seebrücke mit Aufbauten.
1896-1898 29.05. (Pfingsten) Einweihung ersten 4 hölzernen Türme, die auf die Plattform aufgebracht wurden. Später wurde diese mit einem 300 m langer Landesteg erweitert.
1908 amtliche Benennung als „Seebad Ahlbeck“
1998 – 100 Jahre Feierlichkeiten
Restaurant – hatte 2 gegenüberliegende Aufbauten. Der westliche Teil hatte den Ausschank und einen „Keller“ Holzkasten als Getränke – Lagerung. Der östliche Teil bildete eine große Freilichtbühne (nach vorn geöffnet und überdacht). Beiderseits Umkleideräume für die Künstler.
Auf der Freifläche standen Tische und Stühle. Die Abgrenzung geschah mit den vier quadratischen Türmen. Es war noch kein Schiffsanleger! Wahrscheinlich wurden die Gäste mit kleineren Booten vom und an das Schiff gebracht (ausbooten).
Ein seitlicher Bootsanleger wurde angebaut, später ein 200–300m langer Anleger. Mit der Zeit erfolgten weitere Umbauten, erst mit Plane überdacht, dann ab
1935 ein verbindendes festes Dach. Grünlich gestrichener 250m Landungssteg.
1941/42 vom Eis zerstört
1952 der Saal auf der Seebrücke wird wiedereröffnet, Tanzveranstaltungen, Amateursängerwettstreit.
Von 1970 an Rekonstruktion, Stahlträger, Beton, Erneuerung des Unterbaues – DENKMALSCHUTZ
1986 gesamte Aufbauten erneuert. Für Loriots Film (ca. 1990) „Papa ante portas“ wurde es weiß gestrichen.
Nach der Wende wurde von der Gemeinde ein Pächter für die Brücke gesucht – Pachtvertrag für 25 Jahre mit „Tom Dooley“ aus Bosten, USA – Er hat nichts verändert, Ärger mit der Gemeinde, Gemeinde baut selbst den neuen Bootsanleger mit Fördermitteln des Landes. Der Streit kam in die Medien, brachte am Ende Werbung für Ahlbeck.
1993 Eröffnung 10.07. neuer Landungssteg – 280m lang, 3m breit
1997 Titel Seeheilbad
Heringsdorf
1878 ein rechteckiges Bauwerk aus Holz ohne Aufbauten – für kleinere Boote, die die Personen zum Dampfer brachten.
1879 Seebad
1891 Grundsteinlegung für Brück, zu Baubeginn vom Kaiser schon den Namen erhalten
1893 erbaut und war bis 1946 erhalten – „Kaiser Wilhelm Brücke“ mit Gesamtlänge 500m. Die Eingangszone lag auf dem Strand. Vor dem Anleger wurden Wellenbrecher eingerammt. Nach der Eingangszone befand sich noch ein hallenartigen Bau für die Abfertigung der Passagiere. Der Eingangsbereich war kunstvoll mit Holzblenden und Türmen verziert. Es gab Abo – Karten zum Betreten der Brücke für den Sommer für 2 Mark oder zum einmaligen Betreten von 10 Pfennig. Boote hatten 4, 6 oder 10 Mark Anlegegebühr je nach Größe zu zahlen. Beim Ein- oder Ausladen musste pro 50kg - 10 Pfg. bezahlt werden, außer Passagiergepäck.
1900 im Sommer brachen Brückenteile unter der Last der Wartenden ein – einige stürzten ins Meer, aber alle kamen mit dem Schrecken davon.
1902 ein seitlicher Anbau zum Anlegen von Motorbooten.
1910 im Mai brach durch einen Kurzschluss in der Wohnung des Brückenwärters ein Feuer aus. Die rechte Seite des Holzbauwerkes mit dem Musikpavillon brannte ab. Die Anlegestelle war nicht nutzbar und musste schnell repariert werden – bis zum Saisonbeginn am 20. Juni.
1946 Schaden am Brückenkopf und Restaurant durch Lagerfeuer russischer Wachsoldaten
1958 Brandstiftung vernichtete prachtvollen Reste der Seebrücke
1995 Pfingsten neue Brücke eingeweiht 508m lang – 50 m östlich von der alten Brücke entfernt. Für 27 Millionen DM ohne Fördermittel – durch private Investition von Beac Immobilien-Gesellschaft errichtet.
22 Geschäfte, 19 Ferienwohnungen, Kino
Am Brückenkopf Gasstätte, Windschutzscheiben auf dem Brückensteg
2010 Umbau der Mittelplattform - weitere Geschäfte
2015 verkauft an einen Fond deutscher Versicherungsgesellschaften
Es ist jetzt auch prachtvollste Seebrücke der Ostseeküste und ist die längste Seebrücke Kontinentaleuropas.
Planung – Seehafen am Kopfende
Bansin
1897 Ortsteil als Seebad errichtet
Seit 1901 selbständige Gemeinde
nach 1905 Seebrücke gebaut ohne Aufbauten
Brücke sehr hoch über dem Wasser – in der Mitte zwei Teilstücke als Brücke mit Bogen ausgebaut
1994 am 11.03. neue Brücke Einweihung 285 m lang – an gleicher Stelle
1997 Titel Seeheilbad erhalten
Ückeritz
1270 Ersterwähnung
1893 erste Badegäste, einfacher Anleger
1925 auf den Fotos noch keine Brücke
1996 Titel Seebad
Loddin
1270 Ersterwähnung Kölpinsee (seit 1910 Ortsteil von Loddin)
1895 erste Häuser entstanden
nach 1911 Seebrücke gebaut als einfacher Anleger ohne Aufbauten nach 1945 erfolgte kein Neubau
1996 Titel Seebad Loddin mit den OT Kölpinsee und Stubbenfelde
Koserow
1347 Ersterwähnung
1846 erste Badegäste
erst einfacher Anleger 1928 Umgestaltung der Seebrücke
1941/42 Seebrücke durch Eis und Seegang zerstört
1993 Neue Seebrücke eingeweiht – 261m lang, 2,50m breit, Wassertiefe am Brückenkopf 3,50m. Für Rettungsschwimmer ein Turm angebaut.
1996 Titel Seebad
2019/2020 Abriss der alten baufälligen Seebrücke.
2021 Einweihung der neuen Seebrücke. Sie ist 280 m lang, 3,50 m breit, ruht auf 67 Gründungspfählen und an ihrem Ende befindet sich eine Veranstaltungsplattform und ein 8m hoher Glockenturm (Vinetaglocke). Die Brücke verläuft in drei Bögen und nicht gerade. Kosten über 7 Millionen €.
Zempin
1571 Ersterwähnung
1930 bis 1945 Seebrücke - einfacher Anleger ohne Aufbauten erbaut von den Gebrüdern Wittmiß aus Göhren / Insel Rügen
Sie waren Eigner mehrere kleinere Dampfer. 1934 Seebrücke auf der Titelseite der Werbung
1996 Titel Seebad
Karlshagen
1829 als Fischerkolonie gegründet – Erholungsort seit 1997
1837 Namensgebung nach Karl Triest
1885 erste Badegäste
Seesteg 100m lang und 2,50m breit nach dem II. Weltkrieg nicht wiedererrichtet.
1997 Oktober Titel „Erholungsort“ verliehen.
2001 Titel Seebad erhalten
Trassenheide
1995 am 15.03. Anerkennung staatlicher Erholungsort.
1997 im Oktober Titel Seebad erhalten
Zinnowitz
1309 Ersterwähnung
1851 Badeerlaubnis
1886 Landungsbrücke in der Störlanke am Achterwasser (heute „Flicka“)
1890 Seebrücke
1895 verkauft der Fiskus Forstbestand in Strandnähe – Baumöglichkeit
1909 Verlängerung auf 500m – „Vineta – Brücke“
1993 - 14.05 Grundsteinlegung für neue Brücke – 315 m lang –„Vineta – Brücke“ aus Beton – Stahlkonstruktion mit Holzbelag.
Die Anreise erfolgte mit Dampfer oder Eisenbahn
Dampfer
Lassan. So berichtete die „Stralsundische Zeitung“ vom 5. Mai 1896 gleich von zwei verschiedenen Verkehrsmitteln in einem Beitrag. „Der Dampfer ,Fortschritt’, der Usedomer Dampfschifffahrt=Gesellschaft gehörig, hat jetzt wieder seine regelmäßigen Fahrten zwischen Stettin und dem Badeorte Zinnowitz aufgenommen. Am Donnerstag jeder Woche bietet er auch für die Bewohner Lassans und Umgebung eine bequeme Verbindung mit Zinnowitz und Usedom, da er an diesem Tage Morgens 9 Uhr, am hiesigen Bollwerk anlegt und Abends 6 Uhr hierher und nach Usedom zurückkehrt.“
Schiffslinien über die Ostsee im Jahr 1926
Dampfer auf Ostseelinien
Salon-Schnelldampfer ODIN INFLA-Berlin Bericht pdf
- Interessante Informationen sind auch unter Die Braeunlich Reederei zu finden.
- Fahrpläne 1930 und 1937
Eisenbahn u. Luftfahrt
Weitere Informationen sind unter: „Fähren und Brücken Usedom“ zu finden.
Literatur Entwicklung bis 1912
Anfänge des Badewesens
Von den Anfängen der Seebäder in der Inselmitte
Wenn ein Ort eine Genehmigung erhielt ein Seebad zu eröffnen, musste sie oder die Betreiber als erste Investition ein Badehaus auf dem Strand errichten. Oft wurden diese Häuser, die auf Pfählen aus Holz errichtet wurden, Opfer von Stürmen. So berichtet der Lehrer Carl Koch, Koserow, dass die 1851 erbauten Badehütten bis auf den letzten Stumpf fortgerissen wurden und viele der Mut verließ weiter für ein Seebad zu wirken. Aber in allen Seebädern entlang unserer Küste fanden sich Menschen, die sich immer wieder dafür einsetzten, um eine neue Erwerbsquelle zu erschließen.
Man errichtete weit getrennt voneinander das Damen- und das Herrenbad, vorher gab es die Badekarren. Jahre später gab es dann das Familienbad. Die Entwicklung ging weiter. Es kamen dann die Badehütten, die Strandkörbe und heute die zusammenfaltbaren Strandmuscheln, um seinen Badeplatz zu dokumentieren, es sich bequem zu machen und die Sachen abzulegen.
Das Badeleben am Strand können wir uns nicht anders als so frei und ungezwungen vorstellen, wie wir es heute kennen. Aber wie war es vor über hundert Jahren in der Anfangszeit des Badebetriebes? Eine ansprechende Beschreibung liefert uns der Lehrer Carl Koch aus Koserow, der das „Seebad Coserow“ in seinen Anfängen in seinem Buch aus dem Jahre 1867 schildert:
„...Die Badeplätze sind durch eine entsprechende Entfernung, so wie es der Anstand erheischt, getrennt, und um Unglücksfälle, die durch zu weites Hineingehen in die See entstehen könnten, zu verhüten, mit Pfählen ausgeprickt, zugleich für Schwächliche noch Stricke zum Halten angebracht. In den von Brettern errichteten, verschließbaren Badehütten, die Vormittags, während der gewöhnlichen Badestunden geöffnet stehen, kleidet man sich aus und an. Ein kleiner Sitz, Tisch und Spiegel, ein Stiefelknecht, eine Waschwanne und ein Riechel zum Aufhängen der Kleider sind das Geräthe dieser kleinen Gebäude. Der Bademeister im Herrenbade und die Badefrau im Damenbade haben die Bedienung zu verrichten, die Badewäsche zu trocknen und aufzubewahren, solchen aber, die nicht damit versehen sind, Wäsche gegen eine mäßige Taxe zu vermiethen.
Am besten und jedenfalls am billigsten wird man dabei fortkommen, wenn man sich die Badewäsche selber hält, die aus einem weiten wollenen Bademantel und einigen groben Handtüchern besteht, deren raues Gewebe die wohlthätige Reaction sehr befördert. Manche erfahrene Hydropathen bringen auch große leinene Tücher mit, die nicht wenig zum Comfort des Bades beitragen. Der Bademantel, gefertigt aus groben Flanell, ohne Aermel, den man sich nach dem Auskleiden und wenn man aus dem Wasser kommt, überwirft, muß so weit und faltig sein, daß er vorne weit übergeschlagen werden kann. Am Hals muß er mit einem großen Knopfe, nicht mit Bändern zugemacht werden können. In Ermangelung eines Bademantels bedient man sich statt dessen auch wohl eines leinen Lakens. Das Baden in Kleidern ist durchaus schädlich, vermindert den Wellenschlag, verhindert ein schnelles Abtrocknen und Ankleiden und giebt sehr leicht zu Erkältungen Anlaß.
Gewiß geschieht kein Verstoß gegen die Sittlichkeit, wenn Männer von Männern, Frauen von Frauen beim Baden, wo jeder mit sich selbst und den Wellen zu beschäftigt ist, als daß er nach Anderen zu schauen Zeit und Lust hätte, Kopf und Schultern zu sehen bekommen, denn der übrige Körper ist vom Wasser bedeckt. Es hat weit mehr Annehmlichkeiten, sich frei und ungehindert in dem Ocean bewegen zu können, und die züchtigsten Frauen haben bald nachdem sie andere Damen auf diese Weise baden sahen, keinen Anstoß darin gefunden, sich ganz entkleidet der See hinzugeben.
Ein buntes Leben und Treiben entfaltet sich in den Vormittagsstunden auf den Badeplätzen. Hier wird eine junge Anfängerin von der Badefrau in die See getragen und trotz ihres ängstlichen Hilferufens unbarmherzig geduckt. Ehe sie die Zeit hat sich von dem verschluckten Salzwasser zu erholen und das in der Nase befindliche Wasser auszuschnaufen, kommt schon eine zweite Welle und eine dritte. Man bedaure sie nicht, denn der erste Schreck ist vielleicht überwunden, und morgen wird sie dann kaum die Badezeit abwarten können.
Auch das erbärmlich schreiende Kind beklage man nicht, welches die Badefrau am Arm fasst und durch freundliches Zureden der salzigen See entgegenführt. Es schlägt mit Händen und Füßen um sich und will zur Mutter zurück, die am Ufer steht und von da aus die ganze wichtige Operation leitet; vergebens, denn der Arzt hat es befohlen. ..... Dort sieht man einen munteren Kreis junger Mädchen in übersprudelnder Lebenslust Nixen und Tritonentänze aufführen.....
Für die Benutzung des Badeapparates und seine Bequemlichkeiten, für die Dienste des Bademeisters oder der Badefrau zahlt man an die Badekasse für ein einzelnes Bad den mäßigen Preis von 1 ½ Sgr.
Will indeß Jemand die Badeanstalt nicht benutzen und wohlfeiler und einfacher baden, der steckt sich ein Handtuch in die Tasche, geht etwas weiter, östlich am Strande hinaus, benutzt den Strand als Toilettenzimmer und zahlt dafür – nichts.“ Diese Art hat sich, wie wir sehen dann durchgesetzt. Die Ansichtskarten zeigen leider nur die äußere Ansicht der Badehäuser. So ein Badehaus war aber auch immer ein beliebter Fotohintergrund. Es gibt unzähliger Erinnerungsfotos auf den Treppen der Badehäuser.
In dem Büchlein ist vieles festgehalten, was sonst längst in Vergessenheit geraten wäre. So werden Verbindungen gesucht und dargelegt, wie Kulthandlungen aus der vorchristlichen Zeit in der christlichen Zeit Wandlungen unterworfen wurden.
„ ..Im Heidentum brachten die Menschen eine Gabe dem Gewässer freiwillig dar. Als die Franken im Jahre 539 den Po überschritten, opferten sie dem Wasser dieses Flusses die Weiber und Kinder der Kriegsgefangenen. Die Alemannen brachten an den Strudeln der Flüsse Pferdeopfer dar.
In der Schweiz pflegt man noch heute den Seen, Brunnen und Quellen an bestimmten Tagen Brot, Früchte und Blumen darzubringen. In ähnlicher Weise pflegen die Badegäste im Seebad Kolberg noch bis in die neuere Zeit hinein beim ersten und letzten Bad Blumen ins Meer zu werfen.
Kinder boten am Ufer zu diesem Zwecke kleine Sträußchen feil. In Swinemünde pflegten früher die in der See badenden Frauen, wenn sie das letzte Bad genommen hatten, einen Kranz ins Meer zu werfen; nahm die See ihn mit fort, so war das ein Beweis, dass das Leiden nicht wiederkehrte.....“
Amtsspeigel 03/2004
Strandkorb Entwicklung
Rettungsschwimmer
zum Bild Heinz Kleinschmidt: Links: Heinz Kleinschmidt (Berlin) 30 Jahre leitender Schwimmmeister in Zempin mit Wolfgang Eckert (Dresden) rechts: Rettungsschwimmer (1965- 1970) in Zempin, davor hockend: Günter Kleinschmidt.
Badeorte Usedom heute=
- 2023 Modellregion Insel Usedom ab 01.04.2023
- Gästecard Usedom inklusive Bus & Bahn
- •Schließt alle Buslinien der UBB(Ausnahme Wolgast-Greifswald) ein.Mo-Fr ab 9 Uhr & Wochenende/Feiertag ganztags gültig
- •Bahnen der DB Regio AG zwischen Swinemünde und Züssow& zwischen Zinnowitz und Peenemünde
- •Fahrradmitnahme & Hunde sind nicht inkludiert
- •Für Übernachtungsgäste, Tagesgäste, Zweitwohnungsbesitzer und Dauercamper
Antisemitismus in deutschen Nord- und Ostseebädern 1920–1935
Zur Einstellung zu Juden:
Eine Zusammenstellung mit Daten von Michael Wildt
Leuchttürme / Leuchtfeuer
- Seezeichen
Zur Orientierung der Seefahrer
An Küsten – Sandbänken, Riffen Hafeneinfahrten engen Fahrstraßen
früher: Kirchturmspitzen, Bergkuppen, auch Bäume
- Seit 1982 internationale Regelungen
- SEEZEICHEN sind durch FORM und FARBE eindeutig zu unterscheiden
- LICHTSIGNALE
- RADARWORTBAKEN (mit Morsecode)
Man unterscheidet:
- TAGSEEZEICHEN – NACHTSEEZEICHEN und NEBELSEEZEICHEN
- TAGSEEZEICHEN
- Leuchttürme,
- rot gestrichenen Feuerschiffe,
- feste Seezeichen
- NACHTSEEZEICHEN
- Leuchtfeuer,
- Feuerschiffe,
- Leuchtbojen
- NEBELZEICHEN
Nebelhorn (von Bord eines Schiffes oder stationär an einem Hindernis) Nebelboje mit Lichtsignallaterne bei Nebel – wird bei Konvoifahrt von einem Schiff ausgesetzt, damit das nachfolgende nicht auffährt.
- LEUCHTTÜRME
Im Mittelmeerraum schon vor Christus Seehandel und auch Leuchtfeuer
Greifswalder Oie
Siehe Greifswalder Oie
Swinemünde
Swinemünde – Leuchtturm
1805 – am Kopf des Ostpackwerkes (Vorgänger der Ostmole) Leuchtbude aus Brettern und Spiegeln
1814 stranden bei Sturm 10 Segelschiffe vor der Einfahrt!
1818 – Beginn des Molenbaues (beide Seiten) – östliche Seite ca, 1500 m ins Meer.
1828 – darauf eine 12 m hohe Laternenbake – 5 oder 6 Hohlspiegeln mit je einer Lichtquelle im Halbkreis. Lampen wurden mit Rüb- oder Rapsöl betrieben. – Sichtweite ca. 15 km!
1854 Beginn des Bau eines achteckigen Leuchtturmes am Ostufer der Swine unter Leitung des Berliner Oberbaurat Severin
1.12.1857 – Probebetrieb, 1.1.1859 – Inbetriebnahme
Höhe: fast 70 m, Durchmesser ca. 7 m, Wandstärke – 1 ½ Meter, Leuchtweite ca. 40 km! Kosten: 60.000 Taler 300 Stufen
Betrieben mit Rapsöl – nur unbewegliche Lampe! Flammenhöhe und Docht mussten überwacht werden – Docht nachstellen (wie bei Petroleumlampen), täglich mussten 16 kg Öl hinaufgeschafft werden!
Gürtellinse – Durchmesser fast 2 Meter
Westmole – 1020 m - Mühlenbake 1873 / 74 errichtet
Umbauten:
1902 / 03 neu ummauert mit hartgebrannten Steinen – wird rund! Unterbrochenes Feuer – 4 Sek. brennen – 1 Sek. dunkel – durch Einbau von Blenden – Drehung durch Mechanik, wie an einer Pendeluhr. Seil lief in der Mitte des Turmes in ganzer Länge – für eine Nacht –
Nach 1920 elektrischer Anschluss – Glühbirne (4200 W) mit Ersatzbirne in Kipprichtung und Motor für Umdrehungen der Blenden eingearbeitet. Technisierung lässt den Beruf des Leuchtturmwärters wegfallen.
1945 durch Bomben nur beschädigt. 1959 Bauschäden beseitigt.
1997 vollständige Instandsetzung – hohe Kosten