Sturmfluten an der Ostseeküste
Info Über die Ostsee und Info über Sturmfluten in Warnemünde
Sturmfluten an der Ostseeküste
Chronologische Liste der nachweisbaren Fluthochwasser im südlichen Ostseeraum
Chronologische Liste der nachweisbaren Fluthochwasser im südlichen Ostseeraum
- 1304 Allerheiligenflut
- Pomerania (2009 THOMAS HELMS VERLAG ISBN 978-3-940207-41-8)
- Johannes Bugenhagen - S 278
- "Im Jahr 1304 kam ein ungeheurer Meeressturm auf, die Luft tobte so, dass sehr viele Häuser, Türme und Kirchen zerstört, viele Schiffe zertrümmert wurden und versanken. In derselben Nacht als das geschah, ist auch ein neuer Ankerplatz oder der große Hafen entstanden, der Niedeep (Neuers Tief) genannt wird."
1779 Brüggemann - Neukrug Insel Usedom (heute Heringsdorf):
- Dieses Dorf ist größtenteils von der Ostsee fortgerissen, und der dazu gehörige Acker gänzlich versandet worden, daher alle Einwohner, außer 2 Fischer, welche da selbst auf hohen Bergen wohnen, diesen Ort verlassen müßen.
Wolgaster Anzeiger
- Wolgast, 06.12.1883
- Nachdem wir eine Reihe von Jahren von Sturmfluthen verschont geblieben, ist am Dienstag Abend wieder ein solches Unwetter mit all seinen Schrecknissen über uns hereingebrochen. Bis gegen 8 Uhr Abends wehte der Wind leicht aus Südwest, dann sprang er plötzlich um nach Nordost, wurde von Minute zu Minute stärker und steigerte sich bis zum heftigen Orkan. Schon um 9 Uhr begann das Wasser schnell zu steigen, und mit Angst und Besorgnis sahen die in den niedrig an der Peene gelegenen Stadttheilen Wohnungen in lebhafter Erinnerung an die furchtbare Sturmfluth vom Jahre 1872 den unter dumpfen Donnergetöse sich immer näher heranwälzenden Wogen entgegen.
- Ueberall wurden Vorkehrungen getroffen, dem Eindringen des Wassers in die Häuser und Keller vorzubeugen, das Vieh wurde aus den Ställen in Sicherheit gebracht, alle Fenster, Thüren, Laden u. f. w. wurden befestigt, so gut es in der Eile ging. An der Badstelle und an der Koppel bemühten sich die Fischer und andere Leute, ihre Böte und Fahrzeuge zu bergen und zu retten, was noch zu retten war. Gegen 2 Uhr hatte der Sturm den höchsten Grad erreicht. Das Wasser war 5-6 Fuß über den Normalstand gestiegen und hielt sich in dieser Höhe bis gegen 7 Uhr. Dann fing es an abzulaufen und war am Vormittag schon um 2 Fuß gefallen. Hat diese Sturmfluth hier auch nicht so viele Verwüstungen angerichtet, wie die im Jahre 1872, so ist der entstandene Schaden doch immerhin ein sehr beträchtlicher. Um Einzelheiten anzuführen, mag hier erwähnt werden, daß die Amazonenbrücke vollständig zertrümmert, auseinandergerissen und fortgeschwemmt ist. Ein Theil derselben trieb gestern Morgen bei der Stadtwäsche, ein anderer bei der Zugbrücke, in deren Nähe sich, nebenbei bemerkt, eine colossale Menge von aufgebündeltem, vom Lande abgespültem Rohr aufgestaut hatte. Die an der Amazonenbrücke entlang laufende Gasleitung ist zerbrochen und das Wasser in die Gasrohre eingedrungen.
- Der Steg zur Badeanstalt ist ebenfalls der Wucht der Wellen erlegen und die Bohlen ? desselben treiben in der Peene umher. Auf dem Schloßplatz, wo viele Straßen unter Wasser standen, war letzteres auch in einzelne Häuser und Keller eingedrungen. Das neue Bollwerk ist stark beschädigt. An manchen Stellen sind große Steine herausgerissen und an anderen haben sich umfangreiche, fußtiefe Löcher gebildet.
- Viele Fischerböte sind voll Wasser geschlagen, geborsten und gesunken, andere sind fortgetrieben und auf den Strand gelaufen; überall sieht man zertrümmerte Bretterzäune und zusammengestürzte Schuppen u. f. m. Von den auf See befindlichen Schiffen, die natürlich auch schwer von dem Unwetter zu leiden gehabt haben, ist bis jetzt noch gar keine Nachricht hier.--- Nachts um 12 Uhr wurde in süd-östlicher Richtung ein größerer heller Feuerschein bemerkt, der Morgens um 4 Uhr an Intensivität noch nichts verloren hatte. Wo das Feuer gewesen, ist bis jetzt noch nicht bekannt.
Wolgaster Anzeiger
Zinnowitz, 7. Dezember 1883
- Die letzte Sturmfluth hat auch an unseren Strand wieder große Verwüstungen angerichtet. Von Coserow bis nach Peenemünde stößt man alle Augenblicke auf Boots- und sonstige Trümmer. Den Carlshagener, Zempiner und Zinnowitzer Fischern sind sämmtliche Böte zerschlagen. Das alte Damenbad ist zum Theil zertrümmert; Bretter, Balken u. f. m. von demselben sind von den Wellen bis in den Strandweg geworfen. Die Dünen, welche nach der Sturmfluth von 1872 neu angepflanzt wurden und schon eine ansehnliche Höhe erreicht hatten, sind vollständig weggespült, wie wegrasiert. Der ebenfalls im Jahre 1872 mit großer Arbeit und vielen Kosten aufgeworfene Damerower Damm ist ca. 100 Meter weit durchbrochen; die Anpflanzungen darauf sind total zerstört.
- Die Passage über die Damerower Landenge ist nur noch am Strande möglich, bei hohem Wasser ist sie ganz aufgehoben. Carlshagen und Peenemünde waren voll unter Wasser gesetzt. Die Leute mußten mittels Böten aus ihren Wohnungen gerettet werden.
- Auf der Oie ist der Bretterschuppen des Rettungsbootes vom Ufer heruntergestürzt, zerschellt und die einzelnen Theile sind nach allen Windrichtungen hin getrieben. Der neue Damm zwischen Bannemin und Hammelstall ist ebenfalls an einer Stelle ganz durchbrochen, an anderen Stellen unterspült. Die Banneminer und Zinnowitzer Wiesen, stehen noch vollständig unter Wasser und bilden einen großen See.
Bericht aus dem Jahr 1887
In einem Reiseführer von Zinnowitz aus dem Jahre 1887 erfahren wir: „Der Damerower Durchbruch – Es ist dies eine von Wald und Dünen freie Stelle, ein schmaler Landstrich, nur einige hundert Schritte breit, welche das Binnengewässer, das Achterwasser von der Ostsee trennt. Vormals war hier ein Ausfluß der Peene in die Ostsee, der aber bereits vor dem Jahre 1100 versandete. Aber die zürnende und oft wüthende aufgeregte See scheint es noch nicht vergessen zu haben, und besonders in den letzten beiden Jahrhunderten nimmt sie immer energischere Anläufe, sich hier wieder einen freien Durchgang zu schaffen. Immer neue, immer kostspieligere Arbeiten sind darum nöthig, ihr Einhalt zu thun und die Küsten nachhaltig zu schützen. Wer aber wird schließlich Sieger bleiben? der schwache Mensch?! die große See?!
Im Jahre 1736 erfolgte ein Durchbruch der schmalen Lauf mehr als 56 Ruten Breite; erst im Jahre 1741 gelang es den Durchbruch zu verstopfen; beträchtliches Holzmaterial war erforderlich, das die Pudagla´schen Amtsbauern anfahren mussten, und die Bauern der adligen Dörfer auf dem Gnitz mussten helfen. Im Frühjahr 1780 setzte ein großer Sturm die Insel Usedom drei Wochen lang unter Wasser, die Stranddünen bei Damerow widerstanden dem Anprall der Wogen, unterlagen dagegen im Jahre 1785 bei einem abermaligen großen Sturm vollständig den Wellen. Die langjährigen Arbeiten wurden durch diesen wiedergekehrten Durchbruch vollständig vernichtet. Jetzt errichtet man zwei bis drei Reihen Verzäunung auf vier Fuß Höhe, wodurch sich ein neuer Dünenwall bildete; aber auch dieser wurde im Jahre1791 von einem rasenden Nordoststurme zum großen Theile
wieder vernichtet; im November des folgenden Jahres durchbrachen die Fluten diesen Wall vollends in einer Breite von 600 Ruten und vernichteten alle Äcker des Dorfes Damerow. ( auch des gegenüber des Rieckes liegenden Dorfes Zempin) Nun versuchte man es mit Steinpackungen, aber auch alle diese mit großen Kosten hergestellten Arbeiten erwiesen sich der Gewalt des Wassers gegenüber noch weniger wirksam, denn schon im Jahre 1799 waren die Steinpackungen vollständig durch die Wellen fortgerissen und im Sande vergraben, sodaß keine Spur von ihnen übrig blieb. Im Jahre 1818 entschloß man sich, die Herstellung der Schutzwälle dem nachmaligen Herrn Dünen-Inspector, einem Förster Schrödter zu Pudagla, zu übertragen; diesem erfahrenen und tüchtigen Manne gelang es mittelst Verzäunungen, Anpflanzungen von Strandhafer ec. Einen sehr widerstandsfähigen Dünenwall zu schaffen, der noch auf der Landseite durch unmittelbare Strandschonungen von Kiefern und Laubholz einen besonderen Schutz erhielt. Diese Befestigungen erwiesen sich als wirksam, bis die am 12. und 13. November 1872 eintretenden zwei Schreckenstage der verheerenden Sturmfluth alle Resultate des intelligenten langjährigen Fleißes wiederum mit einem Schlage vernichtete. In weiter, nicht zu ermessender Ferne war es, als ob die See von unten gehoben würde, als ob sie maßlos und reißend schnell zu einem Gebirge emporwüchse, welches das Festland zu überschütten drohte; der Meeresspiegel wurde nach der Westseite förmlich geschoben wie ein Tuch. Die Fischerböte konnten nicht mehr gesichert werden; die niedrigen Dämme, die Damerower Landwege wurden überfluthet, die Wogen ergossen sich durch die Königliche Forst über Wiesen und Äcker und rissen Alles mit sich fort. Jahrhunderte alte Bäume verschwanden spurlos und schwammen entwurzelt und zu Splittern, gleich Grashalmen geknickt, umher, die Saaten wurden vernichtet, denn mehr als fußhoch lagerte der angeschwemmte Kieselsand auf den Fluren. Diese Sturmfluth zertrümmerte auch die Badeanstalt in Zinnowitz. Die Königliche Pudaglaer Forst (dazu gehört der gesamte Küstenschutzwald der Insel Usedom) hatte besonders durch dies Ereignis gelitten, und um den Waldbruch aufzuarbeiten, brauchte man hier in vier Jahren kein Holz zu schlagen. Die Schiffsunfälle waren zahllos. Der Dampfer „Memel – Packet“, welcher die regelmäßigen Verbindungen zwischen Stettin und Memel unterhält, war am Abend des 12. November am Swinemünder Hafen vorbeigetrieben, und nachdem ihm das Steuer gebrochen und durch die über Bord gehenden Wellen das Feuer im Maschinenraum ausgelöscht war, der Gewalt des Windes und der Wellen preisgegeben. Seine Strandung erfolgte bei Zinnowitz gegen 5 Uhr morgens. Seine Besatzung, 17 Personen, darunter eine Dame, wurden unter Leitung des Herrn Kirchberg in Zinnowitz mittelst Rettungsleine glücklich gerettet. Dieser Dampfer stand mitten auf den Dünen. ...... Bei Zempin fand die Strandung des Schoners „Albert Alma“ statt; das Schiff mit gekappten Masten wurde gleichfalls, wie „Memel – Packet“, soweit auf den Strand geworfen, dass auch dieses, als das Wasser wieder gefallen war, auf dem Trockenen saß; auch hier gelang die Rettung der Mannschaft. Schoner „Carl Albert“ wurde sogar in den Damerower Wald geschleudert, wo er sich zwischen den Bäumen festklemmte. Die Mannschaft rettet sich dadurch, dass sie an den Stämmen der Bäume herunterkletterte. Das Vieh brachte man auf höher gelegene Plätze nach Coserow. Um sich selbst zu retten, war kein Säumen, und sofort wurden die ältesten Leute und die Kinder theils getragen, theils auf Wagen nach Coserow geschafft. Das Dorf Damerow ist durch diese Sturmfluth bis auf einige Häuser verschwunden. ....“
- Die schmalste Stelle der Insel Usedom beim Museum ONH, wo letztmalig im Dezember 1913 die Insel geteilt wurde
Wie entstehen Sturmfluten an Usedoms Küste
Wie kommt es zu solchen schweren Sturmfluten; wie zu diesen extremen Wasserständen und deren Kraft, die Bemühungen ganzer Generationen zunichte macht? Sie entstehen durch zufälliges Zusammenwirken von meteorologischen und hydrologischen Vorgängen, so dass nie ein Ereignis dem anderen gleicht. Mögliche Vorgänge treffen zusammen:
Die Ostsee wird durch wochenlange Südwest- bis Westwinde mit Nordseewasser aufgefüllt. Das kann bis zu einer Höhe von 0,5 m betragen. Bei eintretender Windstille beginnt eine Rückschwingung mit Staueffekt an der südwestlichen Ostseeküste, die bis 1 m möglich ist. Wenn aber keine Windstille sondern eine Windrichtungsänderung auf Nord bis Nordost eintritt, kommt zu dem Schwingungsstau der Windstau des Wassers und dieser kann bei Windstärke 9 – 10 bis zu 2,20 m über Normal-Mittelwasser führen. In Richtung Nordost von unserer Küste aus gesehen, hat die Ostsee eine Ausdehnung von 750 km. Wenn ein Abfließen des Wassers in die Nordsee über Beltsee und Kattegatt durch die Windrichtung nicht möglich ist, kommt es an der südwestlichen Ostseeküste zu erhöhten Wasserständen. Dazu kommt, dass die Mündungsflüsse der Oder (Peene, Swine, Dievenow) ihr Wasser nicht in die Ostsee bringen können und ein Rückstau entsteht oder es kommt zum Rückfluss mit Salzwasser. Wir sprechen dann vom einlaufenden Strom. Für unseren Raum bedeutet es, dass der Wasserstand des Achterwassers, eine Bucht des Pennestroms, ebenfalls steigt. Wenn der Wasserstand der Ostsee dann schnell wieder sinkt, kommt es zu einer unvorstellbaren starken Strömung der Flüsse und an den entstandenen Durchbrüchen von den überschwemmten Wiesen. So wurde der Rieck, nach der Sturmflut von 1913 bis fünf Meter tief ausgewaschen und wird heute als Hafen für Sportboote mit größerem Tiefgang genutzt. Die oben erwähnten Schreckenstage vom November 1872 sind die höchsten seit Wasserstandsdaten registriert wurden. Es sind sehr schwere Sturmfluten aus den Jahren 1304, 1320, 1625 und 1694 bekannt, aber nur durch archäologische Nachweise zu vergleichen. Durchbrüche an gleicher Stelle bei Damerow wie 1872 gab es am 31.12.1904 und der bis heute letzte Durchbruch am 30.12.1913. Die Sturmflut im November 1995 wurde als die schwerste Sturmflut, nach der Wasserhöhe von 1872 registriert. Die Koserower Messstelle viel durch das Unwetter aus und der letzte gemessene Wert lag bei 23 m/s und einem Pegel von...... Die Schwere der Sturmflut wird auch durch die Dauer des Nordoststurmes bestimmt. Durch die menschlichen Anstrengungen in den vorausgegangenen Jahren, die Ufer zu befestigen und die Schwachstellen zu stärken, kam es auf der Insel Usedom am Außenbereich nicht zu Durchbrüchen, wohl aber zu großen Abtragungen von 6 – 8 m. Nach Messungen der letzten 300 Jahre verlieren wir in unserem Strandbereich im Durchschnitt 0,90 m Land pro Jahr. An Luftaufnahmen auf Postkarten aus dem Jahre 1940 können wir dies schon erkennen.
Durch Berichte der Tochter Erna (geb. 1907) des Lehrers Wilhelm Ballmann, der seit 1903 in Zempin unterrichtete, wissen wir, dass die Flut des Jahres 1913 mit Schneesturm und Eis kam. Viele Familien flüchteten sich in das einzige Klassenzimmer des Ortes, da die Schule etwas höher lag. (heute Fischerstraße 12). Den Fachwerkhäusern wurden die Wände aus Lehm ausgewaschen, die Felder und Wiesen wurden mit Sand und Schlamm überspült. Die Wintersaat war vernichtet. Wochenlang standen tiefe Pfützen im ganzen Ort. Auch das Trinkwasser, welches man durch Hofpumpen erhielt, hatte Salzwassereinbruch. Fischerboote zerschellten oder wurden abgetrieben. Sie berichtete, dass ihre Mutter ihren Vater angefleht hatte, damit sie mit ihren sieben Kindern diese schreckliche Insel verlassen möchten, da solche Sturmflut immer wieder kommen kann. Und der Lehrer verlässt mit der Familie zu Ostern im Jahre 1914 Zempin und zieht weit hinein aufs Festland, wo er eine neue Arbeitstelle fand. Aber wo sollten die Bauern und Fischer, die hier etwas Land und Erwerbsmöglichkeiten hatten hin? Sie lebten in sehr ärmlichen Verhältnissen und versuchte wieder von vorn anzufangen. Berichtet wird auch, dass der Vater von Elisabeth Franz (1914-1991), Herr Wegner mit Pferd und Wagen von Koserow kam und nach Hause wollte, er sah zwar den Durchbruch, dachte aber, das Rinnsal wird der Pferdewagen doch überqueren, aber die Flut riss ihn mit, Pferde und Wagen versanken, er konnte sich ans Ufer retten. Aber immer half die Gemeinschaft, die schlimme Not zu lindern. So bekamen die Bürger von Zempin im Jahre 1872 eine Spende von 695 Taler und für die Sturmflut von 1904 ist verzeichnet, dass Staat und Privathilfe einsetzte. So erhielten von den 300 Einwohnern 30 Personen in Zempin 1125,95 Mark. Auch nach der Sturmflut von 1995 wurden zur sofortigen Beräumung des Strandes (Wurzel, Bäume, Steine) 25.587 DM vom Staat bereitgestellt. Außerdem bekam das Seebad Fördermittel für einen neuen Kurpavillon und eine neue eiserne Treppe, die so konstruiert ist, dass bei weiterer Abtragung diese Treppe mit einem Kran versetzt werden kann. Die Sturmflut vom 1. und 2. November 2006, wird als die schwerste in den letzten 50 Jahren bezeichnet, sie hatte eine kürzerer Verweildauer als die Flut 1995. Da an der gesamten Außenküste der Insel Usedom viel Sand weggespült wurde, kam es zur Sofortmaßnahme des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur. Auf 2000 m Länge wurden in Zempin 100.000 m³ Sand aufgespült. Dazu wurde Sand aus ca. sieben km entfernt in der See lagernden Stätte mit einem Saugspülbaggerschiff gewonnen. Dieses Schiff fuhr dann in die Nähe der Küste und spülte den Sand, gemischt mit Wasser, über eine flexible Rohrleitung auf den Strand. Am Ende des Möwenweges in Richtung Koserow wurden die Bäume gerodet, um höhere Dünen zu schaffen, die mit Strandhafer bepflanzt wurden.
Alte Maße: 1 Fuß = Preußen 31,4 cm 1 Rute = Preußen 3,76 m
- Media:Sturmfluten 2020.pdf Verlag epubli
Berichte Sturm und Küstenschutz
Sammlung von Daten
1780 im Frühjahr wurde die Insel von einer dreiwöchentlichen so weit reichenden Überschwemmung heimgesucht, wie sich die ältesten Leute nicht zu entsinnen wussten. Anhaltende Seewinde stauten die Binnengewäser dermaßen auf, dass Wiesen und Hütungen nebst allen niedrige gelegenen Feldern überschwemmten.
Die Strand-Düne bei Damerowwar ein Jahr vorher tüchtig in Stand gesetzt worden, so dass sie sich gut hielt. (Gadebusch)
1785 ebenfalls im Frühjahr wurden die Stranddünen durch Sturmfluten außerordentlich angegriffen, ein Durchbruch bei Damerow erfolgte. (Gadebusch)
1814 an einem Tag 14 Schiffe bei Swinemünde gestrandet! (Gadebusch)
Robert Burkhardt Chronist der Insel Usedom - 1909 Chronik Zinnowitz:
1830 am 04. April Verbindung zwischen Störlanke und Ostsee wieder entstanden, wie sie bis zum 14. Jahrhundert bestand.
1872 Zinnowitz stand 24 Stunden meterhoch im Wasser
- Sturmflut - Friedrich Spielhagen - Hinstorff Verlag 1996 ISBN 3-356-00694-0 Roman über die Sturmflut von 1872
Sturmfluten und Küstenschutz
- 2024 24.Oktober OZ
- Sturmflutschutz
Neue Buhnen auf dem Darß vor Prerow
An der Ostseeküste vor Prerow (Darß/Fischland) werden ab Anfang Oktober neun neue Buhnen gebaut und sechs bestehende verlängert. Bauherr für den rund einen Kilometer langen Bauabschnitt ist das Land Mecklenburg-Vorpommern, wie das Umweltministerium am Montag in Schwerin mitteilte. Am Strand würden Buhnenpfähle aus Kiefernholz eingebaut, ab der Wasser-Strand-Linie dann in See Buhnenpfähle aus FSC zertifiziertem Hartholz, da dieses resistent gegen die Schiffsbohrmuschel (teredo navalis) seien. Die Kosten liegen bei rund einer Million Euro. Bis Ende Februar 2025 werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Insgesamt seien für den Schutz der Außen-, Bodden- und Haffküsten in Mecklenburg-Vorpommern seit 1991 rund 550 Millionen Euro aufgewendet worden, hieß es. Unter anderem seien fast 30 Kilometer Küstenschutzdeiche verstärkt oder neu angelegt worden. Damit habe der Schutz der Menschen, Ortschaften und Güter in hochwassergefährdeten Gebieten erheblich verbessert werden können. Die Schutzanlagen sichern Ministeriums-Angaben zufolge heute Gebiete mit insgesamt rund 200.000 Einwohnern und Vermögenswerte von mehr als 2,9 Milliarden Euro.
Buhnenbau
Die Buhnen bewirken, dass uferparallele Strömungen in ihrer Strömungsgeschwindigkeit soweit vermindert werden, dass keine Sanderosion stattfindet und stattdessen die mitgeführten Sedimente akkumuliert werden.
Dünen bepflanzen
Der Strandhafer
von Hugo SCHEELE * Künstler Hugo SCHEELE
- Hat Deinem Kleid das kühle Grün
- Vielleicht das nahe Meer verlieh´n,
- Und mischte seinen lichten Schein
- Der blaue Sommerhimmel drein? -
- Hat Die die herbe Windesbraut
- Die schmale Wange so gerauht?
- Du lebst im allerärmsten Sande,
- Im unbarmherz´gen Sonnenbrande,
- Neigst still das Haupt, gehst in den Grund,
- Suchst Wasser mit der Wurzel Mund,
- Umschlingst das Land in Läng´ und Breite,
- Greifst mit den Fühlern in die Weite,
- Und hälst der Wanderdünen Lauf
- Mit Deinen Eisenklammern auf.
- So hilfst Du dieses Land gestalten,
- Zu schützen es und zu erhalten. -
- In Zeiten großer Hungersnot
- Gab Deine Ähre karges Brot,
- Und wollt´ es auch so recht nicht munden,
- Hat´s doch den Überwinder überwunden. -
- Drum sei mit Liebe dem begegnet,
- Der so wie Du das Land begegnet!
Sagen
- Das neue Tief.
- Die Insel Rügen war früher mit dem festen Lande verbunden. Die jetzige Halbinsel Rügens, das Mönchgut genannt, soll nämlich mit Pommern zusammengehangen haben. Manche sagen zwar, es sey schon in den ältesten Zeiten davon getrennt gewesen; aber es war dies nur durch einen schmalen Strom, der soll, wie einige Leute sagen, so schmal gewesen seyn, daß zur Noth ein Mann herüber springen konnte. Andere dagegen behaupten, er sey wohl etwas breiter gewesen, aber gar nicht tief, so daß man dadurch einen Steg von Pferdeschädeln und anderen Knochen gemacht habe, über den man von Pommern nach Rügen habe gehen können. So viel ist gewiß, daß da, wo jetzt das neue Tief ist, vordem das trockne Land von Rügen war; man kann noch jetzt bei niedrigem und stillem Wasser unten auf dem Grunde des Meeres an einigen Stellen Eichen und Tannenbäume erblicken.
- Das wurde nun auf einmal anders in einer einzigen Nacht im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts; man kann nicht einig darüber werden, ob es in den Jahren 1302, oder 1303, oder 1308, oder 1309 gewesen ist. In einem dieser Jahre soll es aber sicher vorgefallen seyn. Da entstand ein schrecklicher Sturmwind, der durch die ganze Ostsee ging, so daß er an allen ihren Küsten entlang die Kirchen und Häuser einwarf. Der riß auch mit einem Male das Land zu Rügen von Pommern ab, also daß ein schöner Theil Rügens in die See versank, da wo sie der große Bodden heißt. Zwei ganze Kirchspiele sollen hier vergraben liegen, das von Ruden und das von Carven. Es blieb davon nichts übrig, als das kleine Inselchen, der Ruden genannt, welches mitten im Bodden liegt.
- Das Fahrwasser, welches auf solche Weise zwischen diesem Ruden und der Insel Rügen entstanden ist, hat man seitdem das neue Tief geheißen. Dasselbe ist besonders ein gutes Tief für die Stralsunder geworden. Denn nachdem der Gellen vor dem Sunde von den Niederländern mit ihrem Ballast fast vertieft geworden, wäre die Stadt gar verdorben, wenn sie das neue Tief nicht hätte.
- Nicolaus Klempzen, vom Pommerlande, S. 14.
- Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 7.
- Stolle, Geschichte der Stadt Demmin, S. 605.