Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. März 2017, 20:18 Uhr

Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur Reformations- und Nachreformationszeit in Mönchhagen.

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Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person – mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.

Mönchhagen und die Reformation

Die Reformation in Mecklenburg

Slüter-Denkmal vor der Petrikirche in Rostock. Auf den Treppenstufen zum Denkmal steht geschrieben: Grabmal des Magisters Joachim Slüter, welcher im Jahre des Herrn 1523 das Evangelium in dieser Stadt rein zu predigen anfing, deshalb vergiftet ward und am Pfingsttage 1532 starb. Foto: privat

1523 begann auch für Mecklenburg das Zeitalter der Reformation, die hier hauptsächlich durch Joachim Slüter (Rostock) und Heinrich Never (Wismar) vorangetrieben wurde.

Joachim Slüter wurde um 1490 in Dömitz geboren und starb 1532 in Rostock, wo er ab 1517 als Priester in der Petrikirche wirkte. Er begann, Predigten in niederdeutsch zu halten, was bei der eher einfachen und armen Bevölkerung in der östlichen Altstadt Rostocks mehr als gut ankam. Bei der (damals rein katholischen) Kirche kam dies weniger gut an und Slüter musste nach Morddrohungen 1525 zeitweise die Stadt verlassen. Der Rostocker Rat hielt jedoch zu Slüter. Dort, wo er begraben wurde, steht seit 1862 ein Denkmal vor der Petrikirche in Rostock.

Die Lehren des Reformators Martin Luther verdrängten die Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche. Rostock war schon 1531 offiziell evangelisch; 1549 setzte Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg die lutherische Lehre für alle Landstände durch, womit die Reformation praktisch per Landesgesetz eingeführt worden war. Da Kaiser Karl V. die reichsrechtliche Anerkennung des Protestantismus jedoch verhindern wollte und Johann Albrecht I. sich nicht allein gegen den Kaiser stellten konnte, schloss er sich mit anderen norddeutschen Fürsten gegen den Kaiser zusammen. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde den Protestanten dann Religionsfreiheit zugesichert. Johann Albrecht I. löste bereits 1552 fast alle mecklenburgischen Klöster auf, verleibte sie den herzoglichen Domänen ein (also seinem eigenen Besitz) und beraubte die Kirche damit ihres Einflusses. Der Landesfürst wurde Kirchenoberhaupt in seinem Land und gewann so weiter an Macht.


Bedeutung der Reformation für Mönchhagen

Da Mönchhagen zu Beginn der Reformation dem Kloster Marienehe gehörte, hatten die Umwälzungen auch Folgen für das Dorf.

Rostock wurde schon 1531 offiziell protestantisch und löste 1534 die Klöster innerhalb der Stadt auf, darunter auch das erwähnte Johanniskloster der Dominikaner.

Herzog Heinrich der Friedfertige war eher zurückhaltend gewesen, wenn es um Enteigungen der Kirche ging. Nach seinem Tod am 6. 2. 1552 befahl sein Nachfolger Herzog Johann Albrecht I. jedoch bereits einen Monat später am 6. 3. 1552 die Enteignung der noch bestehenden Klöster, darunter Dargun, Doberan und Marienehe. Am 15. 3. 1552 stürmten auf seinen Befehl hin 300 Bewaffnete das Kloster Marienehe. Der vom Kloster beim Reichskammergericht angestrengte Prozess nützte diesem nichts; 1559 wurden die Klostergebäude abgebrochen und die Steine zum Schlossbau nach Güstrow gefahren.

Universität Rostock; Hauptgebäude am Universitätsplatz in der Rostocker Innenstadt. Simon Pauli der Ältere (1534–1591) war Pastor an der Jakobikirche in Rostock und Professor der Theologie an der Universität Rostock, zudem auch viermal der Rektor der Uni und erster Stadtsuperintendent von Rostock. Foto: privat

Die Ländereien der Klöster teilten die Herzöge Johann Albrecht I. und sein Bruder Ulrich von Mecklenburg-Güstrow 1557 unter sich auf. Ulrich bekam die westlich der Warnow gelegenen ehemaligen Klosterdörfer Sievershagen, Schutow, Elmenhorst und Marienehe. Johann Albrecht I. bekam die übrigen Dörfer und damit auch Mönchhagen. Aus den Einnahmen der früheren Besitztümer der Klöster Doberan und Marienehe stellten die Herzöge jährlich 1500 Taler der Universität Rostock zur Verfügung, um Professorengehälter zu bezahlen. Damit hat auch Mönchhagen seinen Anteil an Wissenschaft und Bildung geleistet.

Die endgültige Aufteilung dauerte noch bis 1611, zumal auch der Prior der Kartause Marienehe nicht auf deren Rechte an den Pachtgeldern verzichten wollte. Die Urkunden, die dieses Recht bezeugten, hatte er bei der Flucht aus dem Kloster gerettet. Von 1553 an waren es dann die Vögte des Domanialamtes Ribnitz, die die Pachtgelder in Mönchhagen eintrieben. (H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine Mecklenburgische Chronik. Altstadt-Verlag, Rostock, 2001)

Somit war Mönchhagen durch die Säkularisierung landesherrlicher Besitz geworden. Bis 1857 gehörte das Dorf zum Amt Ribnitz-Damgarten (wobei zumindest Mönchhagen von Hirschburg aus verwaltet wurde), danach zum Amt Toitenwinkel.

Mit dem Gedankengut der Reformation dürften die Mönchhäger Bauern durch den Pastor Simon Pauli Berührung gekommen sein, einem protestantischen Theologieprofessor an der Universität Rostock. (Johann Albrecht I. hatte bereits nach 1552 protestantische Theologen an die Universität Rostock berufen). Simon Paulis Bild befindet sich heute in der Aula der Universität Rostock. David Wolter, der von 1573 bis 1622 in Volkenshagen als Pastor tätig war, nennt Simon Pauli im Visitationsprotokoll vom 14. bis 17. 2. 1607 als seinen Amtsvorgänger. (Mönchhagen hat nie eine eigene Kirche gehabt, sondern immer zur Kirchgemeinde Volkenshagen gehört.)

Einwohner Mönchhagens zur Zeit der Reformation

Hallier zufolge besaß Mönchhagen 1557 eine Schmiede, eine Mühle und eine Stellmacherei, zudem waren 15 Hufen bewirtschaftet. Neben diesen 15 zu Dienstgeld verpflichteten Vollhüfnern gab es auch einen Kätner. Das war das Ergebnis einer Bestandsaufnahme anlässlich des Eigentümerwechsels vom Kloster zum Herzog (Hallier nennt als Quelle: Copienbuch der Academie Rostock RA III A 149, Doberanische und Marienehische Pechte 1557–1801, Universitätsarchiv Rostock) Die Ländereien der Hufen dürften auch damals schon in Streifen rechts und links der Dorfstraße gelegen haben, wo die Schmiede und die Mühle damals gelegen haben, lässt sich nicht mehr sicher nachvollziehen – als Mühlenstandort kommen der alte Mühlteich im Oberdorf in Frage oder derjenige im Unterdorf, in der Nähe des heutigen Feuerwehrgerätehauses.

Die Pfarrsprengel wurden in unregelmäßigen Abständen visitiert, d. h., es kamen Kirchenbeamte und machten eine Bestandsaufnahme, im Sprengel aber auch im Pastorenhaus. Mönchhagen gehörte zum Pfarrsprengel Volkenshagen, zum Gottesdienst mussten die Mönchhäger daher jeden Sonntag nach Volkenshagen wandern und in Volkenshagen wurden (und werden) sie auch beerdigt. Die in den folgenden Abschnitten vorkommenden Namen der Mönchhäger Bauern stammen aus den jeweiligen Visitationsprotokollen der Kirche (Pastor Kliefoth, 1873, siehe Kasten unten); die Namen werden hier vom Unterdorf zum Oberdorf hin aufgeführt. Die Schreibweise der Namen in den Visitationsprotokollen unterlag damals keinen festen Regeln. So sind z.B. die Namen Holler, Haller, Halleer, Halleur und Hallier nur unterschiedliche Schreibweisen des heutigen Namens Hallier.

Einschub: Visitationsprotokolle

Die Visitationsprotokolle sind überliefert von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen: Nachrichten über die Kirchgemeinden Volkenshagen; Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci. zweiter Theil. Die eingepfarrten Ortschaften. 1873

Bei einer Visitation wurden sämtliche Kirchen eines Sprengels besichtigt, d.h., Kirchenbeamte haben eine Bestandsaufnahme gemacht. Auch das Pastorenhaus, die Pastorenwohnung, wurde visitiert, es wurde genau aufgelistet, bspw. welches Mobiliar sich darin befand. Die Kirchenvisitationen hat es nicht von Anfang an gegeben, die älteste in Mönchhagen ist von 1598 überliefert. Die Visitationen fanden relativ unregelmäßig statt, manchmal lagen bloß ein paar Jahre dazwischen, manchmal aber auch 10 oder 20 Jahre. Sie dienten auch der Kontrolle der Pastoren. Bei der Gelegenheit wurde auch ein spezieller Gottesdienst gehalten, der hinterher ausgewertet wurde. So wurde Pastor Jeremiah Stein nach dem 30-jährigen Krieg angemahnt, er solle sich wieder mehr des Glaubens befleißigen.

Visitationsprotokoll 1598

  1. Heinrich Brandt
  2. Tilke Brandt
  3. Laurenz Bolte
  4. Achim Mollemann
  5. Peter Winter
  6. Hans Fredrich
  7. Jasper Winter
  8. Claus Säger
  9. Andreas Holler
  10. Hans Lüssow
  11. Achim Witte
  12. Hans Holler (Hans Sager)
  13. Mathias Fretwurst (Chim Voss)
  14. Hans Holler
  15. Hinrich Lüssow
  16. Peter Holler


Bäuerliches Leben im 16. Jahrhundert

In der Regel wurde ein Hof an den ältesten Sohn weitergegeben – von vererben kann man eigentlich nicht sprechen, denn der Grundherr bestimmte letztlich, wer den Hof bewirtschaftete. Er war der Eigentümer des Hofes, der Hofbesitzer lediglich Pächter. Auch wenn der Hofbesitzer den Hof heruntergewirtschaftet hatte (sei es verschuldet oder unverschuldet wegen bspw. Krankheit), konnte der Grundherr den Sohn einer anderen Familie als neuen Hofbesitzer einsetzen. Dieser war dann aber meistens nur ein Interimswirt, wuchsen Söhne des abgesetzten Bauers heran, konnten einer von ihnen als neuer Hofbesitzer eingesetzt werden. Das galt auch für den zweiten Ehemann der Witwe eines verstorbenen Hofbesitzers, auch er hielt den Hof seiner Frau nur als Interimswirt, bis einer der Söhne aus der ersten Ehe alt genug war, den Hof zu übernehmen.

Den Hof übernehmen konnte immer nur ein Sohn, in der Regel der älteste. Die jüngeren Brüder konnten nur hoffen, durch Heirat zum Hofbesitzer zu werden – indem sie entweder eine Tochter eines Bauern ohne männliche Erben oder die Witwe eines Bauern heirateten. Ansonsten blieb ihnen nur, sich als Knecht beim Bruder oder einem anderen Bauern zu verdingen oder ihr Glück in der Stadt zu versuchen.

Margrethe von Monkehagen …

geriet Ende der 1570er Jahre in den Verdacht der Hexerei. Sie starb 1580 im Hexenturm zu Rostock, bevor man noch mit der peinlichen Befragung (so nannte man die Folter zur Erzwingung von Geständnissen damals) begonnen hatte. Sonst wäre sie möglicherweise auf dem Scheiterhaufen gelandet. Zwei Jahre später wurde ihre Freundin Anneke Jans „mit Ruten gestrichen“ und der Stadt verwiesen, ebenfalls wegen Zauberei. Anneke hatte die Zauberei von Margarethe gelernt – wie genau die Zauberei aussah, erfährt man aus den Protokollen des Rostocker Niedergerichts:

[...], daß sie unbenutzten Poth genommen und Wasser darin gefüllet und unbenuttet Wachs darin weich gemachet, auch den Saum von der frawen hembde genommen, und hatte ein Licht davon gemacht und dasselbe Angesticket und umbgekehrt niederwarts brennen lassen, dass die trupen auf unbenutzet Stul gefallen. Solchs hatte sie von Margrethen zu Monckehagen, so vor zwey Jahren gestorben, gelernet.

Anneke Jans war Hebamme und Krankenpflegerin und sollte einen Hans Sedorp von Geschwüren heilen. Weil der Ausschlag jedoch schlimmer statt besser wurde, bezichtigte die Frau des Kranken Anneke Jans der Hexerei. (Ludwig Krause: Fundchronik. Stadtarchiv Rostock)

Glockengießerwerkstatt Rickert de Monkehagen

Es ist zwar möglich, dass Rickert de Monkehagen irgendwie mit Mönchhagen in Verbindung stand (was der Name nahezulegen scheint), aber es gibt überhaupt keinen Hinweis darauf, ob und wie das der Fall gewesen sein könnte.

Die Werkstatt hat lt. Wikipedia von 1374 bis 1464 in mehreren Städten in Nordostdeutschland gearbeitet, hatte ihren Hauptsitz aber wohl in und um Rostock. Eine der Glocken der Rostocker Marienkirche stammt aus dieser Glockengießerwerkstatt. Wegen des hohen Bedarfs an Brenn- und Ausgangsmaterial wurden die Glocken vor Ort gegossen – damit ersparte man sich den Transport des Materials sowie auch der fertigen Glocke. Deshalb ist es nicht möglich, die Monkehagen-Werkstatt einem bestimmten Ort zuzuordnen.

Die weitere Geschichte Mönchhagens

Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet: