Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918

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Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1918.

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Quellenlage zwischen 1870 und 1920

Titelseite des Gemeindebuches von 1907; Foto: privat

Für die folgenden Jahre bis 1945 liegt leider kein Aktenmaterial mehr vor. Die Aufzeichnungen aus Mönchhagen Mönchhäger wurden in der Zeit des Nationalsozialismus nach Rostock gebracht, wo sie während des Krieges verbrannten. Die Aufzeichnungen der Kirche in Volkenshagen für die Zeit von 1873 bis 1945 wurden nach Auskunft des verstorbenen Pastors Peters wegen der guten Papierqualität 1945 zu Zigarettenpapier verarbeitet. Erhalten sind nur zwei Bände mit Protokollen der Sitzungen der Gemeindeversammlung von 1871 bis 1945. Daher stützen sich die folgenden Abschnitte u. a. auf diese Sitzungsprotokolle und Interviews mit Einwohnern, die der frühere Ortschronist Norbert Grosser durchführte.

Die Situation 1870

(Protokoll vom 12. Januar 1870; Akte 5.12-4/2 12034 Landeshauptarchiv)

Anlässlich der Sitzung zur Gemeinde-Dotation beschreibt der Schulze Heydtmann die Lage in Mönchhagen:

Der Dorfsverband besteht aus fünf bäuerlichen und aus neun Erbpachtgehöften, ferner aus den beiden Erbmühlengehöften, nämlich der Korn- und der Papiermühle, auch acht Büdnereien und fünf Häuslereien, aus dem Schulgehöfte und aus dem Armenkaten.

Bei den verschiedenen Hauswirthen, Erbpächtern und Büdnern wohnen 27 Einlieger. Im Armenkaten sind 4 Familien untergebracht und auch die Dorfshebamme. Für sie wird eine Jahresmiethe von 10 M an die Armenkasse gezahlt. Überdies muß die Dorfschaft die Wohnung unterhalten. Was die Communallasten anbelangt, so werden zunächst interessieren die über die Feldmark gehenden beiden Landstraßen von Rostock über Rövershagen nach dem Fischlande und die alte Landstraße von Rostock nach Ribnitz.

Ungeachtet der von Rostock nach Ribnitz erbauten Chaussee können beide Landstraßen nicht eingezogen werden. Die Fischlander-Landstraße unterhält namentlich die Verbindung der Stadt Rostock mit der Rostocker Heide, ferner mit dem Fischlande, namentlich in Bezug auf den Verkehr der Seefahrer und mit den Ortschaften des alten Amtes Toitenwinkel und dem Forsthof Gelbensande. Die Holzfuhren sind sehr bedeutend und die Straße bedarf fortdauernder Nachsicht. Sie erstreckt sich von Hinrichsdorf ab an der Grenze zwischen der Erbpachthufe Nr. XVI und der Erbpachthufe Nr. II, geht sodann bei den Häuslereien vorüber und führt endlich durch die Hufe Nr II bis zur Feldmark Rövershagen.

Unfern der Grenze mit Hinrichsdorf liegen über den Fribach, welcher hier 3 verschiedene Durchläufe hat, 2 Felsen- und 1 Holzbrücke. Zu der letzteren Brücke wurden in früheren Jahren die Holzmaterialien unentgeltlich gegeben, späterhin wurde eine bezügliche Bitte abgelehnt. Ihre Beschaffenheit ist derart, daß ein Neubau über kurz oder lang nicht wird vermieden werden können. Die Kosten werden gut und gern auf 500 M zu veranschlagen sein.

Die alte Landstraße nach Ribnitz geht von der Chaussee rechts ab, führt durch die Erbpachthufe XI, sodann an der Grenze mit Kl. Kussewitz weiter, hierauf durch die Erbpachthufe Nr. XII und mündet ein auf die Feldmark Volkenshagen. Diese Straße führt von Rostock ab nach Behnkenhagen, Willershagen u. s. w. Auch in dieser Straße liegt eine bedeutende Holzbrücke, welche vor etwa 6 Jahren neu erbaut wurde unter Hergabe sehr beträchtlicher Holzmaterialien von Seiten hoher Cammer (d.h. aus Schwerin).

Die Unterhaltung beider Landstraßen mit ihren Brücken ist also eine Last für die Dorfschaft, welche unter Umständen ihre Kräfte übersteigen kann. Sodann kommt die Schule in Betracht, sie wird augenblicklich besucht von 57 Kindern. Bei der Größe der Feldmark aber wird es nicht an neuen Ansiedlungen fehlen und die Zahl der Schulkinder wird zunehmen, so daß die Einrichtung einer 2ten Schule nicht fern liegen dürfte. In Betracht mag ferner der Armenkaten kommen, dessen Unterhaltung demnächst lediglich Sache der Gemeinde sein wird.

Unter diesen Umständen mag eine genügende Gemeindedotation im Interesse des Ortes liegen.

Die Situation 1873

Fassen wir die wirtschaftliche Lage des Dorfes um die Zeit der Gründung des Kaiserreiches 1871 noch einmal zusammen:

Mönchhagen hatte 1873:

  • 1 Hauswirt
  • 15 Erbpachtstellen, darunter
    • 2 Krüge
    • 2 Mühlen
    • 1 Kossate
  • 8 Büdner
  • 6 Häusler
  • 1 Schmied
  • 1 Schullehrer
  • 33 Katenleute und Einlieger, welche meist in Rostock arbeiteten.

Um die Jahrhundertwende sind in Mönchhagen neue Häuslereien entstanden. So wurde 1881 die Häuslerei 11 aus der Hufe XI herausgelöst, wo Carl Beckmann dann eine Mühle errichtete; und 1898 wurde aus Hufe Nr. X die Häuslerei Nr. 15 abgetrennt. Das Großherzogliche Ministerium legt am 21. Januar 1898 fest, dass Von der Häuslerei No 15 zu Mönkhagen it von Johannis 1898 ab die Hufensteuer für einen bonitirten Scheffel jährlich mit 14 Pfennigen zu zahlen ist.

Erbpacht

Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren die Bauern nicht Eigentümer ihres Landes, sondern Pächter. Eigentümer waren der Landesherr, Rittergutsbesitzer oder die Städte. Mönchhagen war ein Domanialdorf, gehörte also dem Landesherrn. Der kümmerte sich nun nicht selbst um die Verwaltung, das war Aufgabe des Domanialamtes. Zuständig für Mönchhagen war erst das Amt Ribnitz, ab xxx das Amt Toitenwinkel.

Im 18. Jahrhundert waren die Pachtverträge Zeitverträge meist über 12 Jahre. Allerdings konnte das Amt einen Bauern auch während der Vertragslaufzeit ablösen, wenn er schlecht wirtschaftete. Die Bauern hatten also wenig Planungssicherheit, zudem neben der Pacht noch weitere Abgaben zu leisten und waren daher nicht sonderlich motiviert, über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren oder den Zustand von Feld und Hof zu verbessern. Mit Beginn der industriellen Revolution gab es jedoch immer mehr Menschen, die von der Landwirtschaft mit ernährt werden mussten. Nach und nach wurden bessere Bedingungen für die Bauern eingeführt, 1821 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft.

Ende der 1860er Jahre wurde in Mecklenburg-Schwerin die Vererbpachtung eingeführt. Während ein Zeitpachthof nur an einen Sohn vererbt werden konnte, nicht aber an Enkel oder Geschwister des verstorbenen Pächters, konnte der Erbpächter davon ausgehen, dass auch bei Kinderlosigkeit der Hof in der Familie blieb.

Der Erbpachthof Nr. III um 1900. Foto: privat

Großherzog Friedrich Franz II erließ am 16.11.1867 die Verordnung über die Grundzüge der Vererbpachtung, die dann zwischen 1868 und 1875 umgesetzt wurde. Was für viele Bauern sicher eine Verbesserung darstellte, dürfte viele auch die Existenz gekostet haben – es wurden nämlich ganze Dörfer zwangsweise auf Erbpacht umgestellt. Das war deswegen praktisch, weil vorher auch alle Bauern eines Dorfes Zeitverträge mit identischen Laufzeiten hatten. Das bedeutete, die bisherigen Zeitpächter mussten ab einer bestimmten Grundstücksgröße entweder binnen weniger Jahre die sogenannten Erbstandsgelder zahlen (quasi der Kaufpreis für die überlassenen Gebäude und deren Inventar) oder den Hof verlassen und an den Grundherrn zurückgeben.

Bauernhufen in Mönchhagen

In Mönchhagen wurde nicht das ganze Dorf auf einmal auf Erbpacht umgestellt. In der Akte 5.12-4/2 12034 findet sich ein Protokoll des Amtes Toitenwinkel vom 15. März 1869 geht es um die Vererbpachtung. Es werden 5 Bauernhufen und 8 Erbpachtgehöfte genannt, zudem noch die Erbmühle und die Erbpapiermühle. Die bäuerlichen Hufen (also die noch nicht vererbpachteten) waren: Hufe I mit 21 207 Qradratruten (QR); Pacht: 285 M 36 Pfg Hufe 2 mit 22 069 QR; 266 M 40 Pfg Hufe 6 mit 20 860 QR; 232 M 36 Pfg Hufe 7 mit 20 353 QR; 236 M 36 Pfg Hufe 9 mit 19 110 QR; 214 M

Zu diesen Bauernhufen werden in der Akte einige Details aufgeführt:

Die Gebäude waren auf allen Gehöften alt, aber gut erhalten, und Wohn- und Wirthschaftsräume gut und zweckmäßig eingerichtet. Der Viehbestand war herrschaftlich, gehörte also wohl dem Großherzog.

Hufe I

Der Hauswirth David Brandt, 32 Jahre alt, wurde im Jahre 1861 eingewiesen, seine Ehe ist mit 3 Kindern gesegnet; der Gehöfterbe ist 3 Jahre alt. Die Mutter bezieht den Altentheil. Geschwister, welche zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden.

Wohnhaus, Scheune, Viehhaus, Altentheilskaten, Stall. Den Stall hatte die Zimmerbesichtigungsbehörde zum Abbruch bestimmt, dem Hauswirth aber keine Materialien zur Reparatur bewilligt, der wollte den Stall aber mit eigenen Mittel instand setzen.

5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 17 Hühner

Hufe II

Der Hauswirth Johann Brandt, 31 Jahre alt, eingewiesen im Jahre 1865, eine Tochter. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.

Wohnhaus, Scheune, Viehstall, Altentheilskaten. Der Hauswirth gab an, dass sein Vater den Stall aus eigenen Mitteln gebaut hatte und dass auch demnächst keine Reparatur-Hölzer bewilligt seien.

5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 6 Gänse, 9 Hühner

Hufe VI

Der Hauswirth Winter ist einige 60 Jahre alt, seine Frau lebt noch, sie ist gegen 60 Jahre alt. Die Ehe ist immer kinderlos gewesen. Weder Altentheilsberechtigte noch Geschwister, welche eine Abfindung zu beanspruchen haben, sind vorhanden.

Wohnhaus, Scheune, Pferdestall, Altentheilskaten

6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner

Hufe VII

Hauswirth Johann Hallier ist 52 Jahre alt, wurde im Jahre 1854 eingewiesen, er hat 2 Kinder; der Gehöftserbe ist 19 Jahre alt. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.

Wohnhaus, Scheune, Stall, Wagenschauer, Altentheilskaten

6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 1 Sau, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner

Hufe IX

Hauswirth Jess ist 25 Jahre alt, er wurde in termino Jahnnis d. J aufgelassen. Der Sohn ist einige Wochen alt. Geschwister, die zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden; nur eine abgefundene Schwester ist vorhanden. Die Mutter bezieht den Altentheil.

Wohnhaus, Scheune, Stall, Altentheilskaten

6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 5 Kühe, 1 Starke, 1 Kalb, 5 Schweine, 5 Gänse, 13 Hühner

Erbpachtverträge

Da es sich bei der Erbpacht nach wie vor um eine Pacht handelte, musste der Bauer eine jährliche Abgabe leisten – das konnte eine im Grundbuch festgelegte Summe sein (Geldkanon) oder ein Betrag, der sich nach dem durchschnittlichen Kornpreis der letzten 20 Jahre richtete (Kornkanon). Bei den Domanialbauern war jedoch das sogenannte Kanonkapital die Regel: Dabei wurden die jährlichen Zahlungen kapitalisiert – es wurde also berechnet, welches Kapital angelegt werden müsste, um über die Zinsen dem Großherzog die jährliche Pacht zu garantieren. Diese Summe wurde als Hypothek ins Grundbuch eingetragen. Zunächst bedeutete das für den Bauern eine ebensolche regelmäßige Zahlung wie beim Geldkanon – der entscheidende Unterschied war, dass er (ab 1875) die Hypothek kündigen konnte, sofern er genügend Geld beisammen hatte, und sich damit der regelmäßigen Zahlungen entledigen konnte. Der Erbpachtvertrag ansonsten blieb in Kraft. Vererbpachtungsverhältnisse durften mit Inkrafttreten des BGB 1900 nicht mehr neu abgeschlossen werden, bestehendes Landesrecht wurde aber nicht aufgehoben – weshalb in den beiden Mecklenburgs die Vererbpachtung bis 1918 die (fast) einzige Form des Hofbesitzes war.

Im Landeshauptarchiv in Schwerin finden sich alte Erbpachtcontracte der Mönchhäger Hufen. In dem Erbpachtcontract der Hufe XIII vom 30.12. 1881wird festgehalten, dass die Ländereien 46 ha 44 a 84 m2 umfassen und der Canon zu 16 425 Mark capitalisiert wird. Dazu heiß es in §.4:

Das Capital (Kaufgeld) steht zu vier pro Cent Zinsen, welche in Quartalraten allemal 14 Tage vor dem Ablaufe eines Quartals an die anzuweisende Stelle Unserer Verwaltung – bis auf Weiteres an Unser Amt – von dem Erbpächter auf seine Gefahr und Kosten gezahlt werden.
[...]
Das Capital kann seitens des Erbpächters halbjährig zu den landesüblichen Terminen gekündigt werden.
[...]
Unsererseits dagegen verzichten Wir auf die Befugnis zur Kündigung dieses Capitals.

Der Pächter lief also keine Gefahr, dass der Verpächter ihm die Hypothek kündigte und ausgezahlt haben wollte. Der Nachfolger (Sohn) des damaligen Erbpächters hat diesen Canon zum Johannistermin 1919 gekündigt, also am 24. Juni.

Das erwähnte Amt war zu der Zeit für Mönchhagen das Domanialamt Toitenwinkel. Es verwaltete und kontrollierte die Höfe auf Domanialgebiet. In Beschwerde- oder Streitfällen berieten sie die Hohe Cammer zu Schwerin auch, da das Amt im Gegensatz zu den Großherzoglichen Ministerien die nötigen Informationen zur Lage vor Ort hatte – es findet sich in den Akten ein Fall zu einem Streit, den der Erbpächter von Hufe XIII in Mönchhagen mit dem Hospital zum Heiligen Geist in Rostock hatte. Diesem gehörte damals das Gut Purkshof und es ging um die Einleitung von purkshofschem Drainwasser in einen Graben auf dem Gebiet der Hufe XIII, wodurch die Nachbarhufen in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil der Graben deren Wasser bei Starkregen nicht mehr fasste. Deren Erbpächter wollte den Fall auf den Großherzog abwälzen mit dem Argument, da der Wert der Hufe durch die zusätzliche Einleitung aus Purkshof geschmälert würde, wäre der Großherzog als Eigentümer der eigentlich Geschädigte. Das Amt verfasste ein neunseitiges Schreiben, in dem es den Fall und die Vorgeschichte sehr detailliert schilderte und am Schluss eine Empfehlung ausspricht, wie die Hohe Cammer sich verhalten sollte (nämlich sich durchaus selbst in den Gerichtsprozess einzuschalten, weil sein Eigentum betroffen ist, die Auseinandersetzung des Erbpächters mit seinen Nachbarn wegen des Wasser ihm aber selbst zu überlassen).

Darüberhinaus übernahm der Großherzog jedoch keine Verpflichtungen – weder wurde der Zustand der in einer Anlage aufgeführten und als Acker, Wiese, Weide und Unbrauchbar klassifizierten Ländereien gewährleistet, noch Entschädigungen gewährt bei Zu- und Unglücksfällen wie Misswachs, Viehsterben, Feuer-, Hagel-, Wasser-, Sturm- und Wildschaden, Mäuse-, Wurm- und Schneckenfraß, sowie wegen Kriegserleidungen. Auch gingen sämtliche aus dem letzten Pachtverhältnis bestehenden Verpflichtungen wie Gewährung von Altentheilen oder Alimenten auf den neuen Pächter über. Neben dem Pachtkanon gab es noch weitere Abgaben und Verpflichtungen wie Steuern, Abgaben für die Pfarre, die Schule, gemeinnützige Einrichtungen des Dorfes – aus einem Gemeindeprotokoll geht bspw. hervor, dass die Bauern reihum Armenholz fahren mussten.

In §.6 wird zwar festgehalten: Die Bewirtschaftung und Benutzung des Erbpachtgrundstückes steht zur freien Entschließung des Erbpächters. Dann kommen aber eine ganze Reihe großer „Abers‟. Das Erbpachtgrundstück muss ein landwirtschaftlicher Betrieb bleiben, darf nicht geteilt und auch nicht mit anderen zusammengelegt werden. Den letzten Punkt konnte man umgehen und zwei Höfe bewirtschaften, es mussten aber auf jeder Hufe die für eine Eigenständigkeit erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude unterhalten werden.

Der Bauer konnte also frei wirtschaften, solange die Hufe in der übernommenen Form erhalten blieb, und die Hufe auch vererben oder auch verkaufen. Allerdings hatte der Großherzog in diesem letzteren Fall ein Vorkaufsrecht, das er auch zu Gunsten Dritter, insbesondere der Gemeinde, in Anspruch nehmen konnte. Erbpächter muß das Hauptexemplar des Kaufcontractes bei dem Amte einreichen und die Erklärung über die Ausübung des Vorkaufsrechts vier Wochen abwarten. Wenn dieselbe binnen dieser Zeit nicht erfolgt, so wird eine Verzichtleistung für diesen Veräußerungsfall angenommen, heißt es in §.9.

Auch im Erbfall hatte der Großherzog noch Mitspracherecht, der neue Erbpächter musste anerkannt werden. In den Akten zur Hufe XIII finden sich mehrere solcher Dokumente – so wurde der Erbpächter, um dessen Contract von 1881 es bisher ging, bereits im Juli 1875 als Erbpächter anerkannt, sein Sohn im November 1906 und der – damals noch minderjährige – Enkel wurde noch im September 1933 in Grundlage des geltenden Erbpachtvertrages anerkannt.

Die Häusler 1869

(Akte 5.12-4/2 12034)

Mönchhagen hatte 1869 5 Häusler, von denen wohnten zwei an der Chaussee, zwei am Rostock-Rövershäger Landwege (der Fischländer Landstraße). Die fünfte Häuslerei lag gegenüber der Bauernhufe 6.

Jede Häuslerei hatte 15 Quadratruten Land und einen Hofplatz. Unmittelbar angrenzend hatten sie noch Pachackerparzellen von je 200 Quadratruten.

Erbpächter und Katenmann: Das Einsadeln

In den Katen wohnten meist die Arbeiter oder Tagelöhner des Erbpächters (Hofbesitzers). Diese wechselten dann gelegentlich auch mal und es musste geregelt werden, wem die Ernte auf dem Land des Katens zustand. Im Prinzip hatte der Katenmann Anspruch auf zwei Ernten aus dem von ihm produzierten Dung. Das bedeutete, dass ihm auch nach seinem Wegzug noch die Ernte zustand, wenn er das Land mit Dung befahren hatte; sein Nachfolger hatte im ersten Jahr keinen Anspruch auf die Ernte von Winter- und Sommergetreide, und im zweiten Jahr auch erst auf das Wintergetreide, nicht aber auf das Sommergetreide. Zum einen gedieh das Getreide noch vom Dung des Vorgängers, zum anderen musste der neue Katenmann ja auch erst einmal genügend Dung ansammeln. Dies nannte man sich einsadeln.

Wenn man eineinhalb Jahre keine Ernten einfahren kann, stellt sich natürlich die Frage des Überlebens. Deshalb lieferte häufig der Hauswirth im ersten Jahr seinem Katenmann Korn. Dafür verlor der Katenmann dann bei seinem Auszug den Anspruch auf die noch ausstehenden Ernten, diese standen dann dem Hauswirth zu, quasi als Bezahlung für das beim Einzug gestellte Getreide. Insgesamt bekam der Katenmann in jedem Fall für jedes Jahr, das er im Katen wohnte, zwei Getreideernten.

Nach der revidierten Gemeindeordnung von 1869

Gemeinde-Statut für die Dorfschaft Mönckhagen und Heidekrug

(aus der Akte 5-12-3-1 7368, Landeshauptarchiv Schwerin)

Zur revidierten Gemeinde-Ordnung für die Domanialortschaften vom 29 Juni 1869 wird mit Genehmigung des hohen Ministerii des Innern hiedurch statutarisch das Nachfolgende bestimmt.
Zu § 1
1. Der Gemeindebezirk umfaßt die ganze Feldmark, also auch das Erbpachtgehöft Heidekrug.
2. Die Gemeinde-Ordnung tritt mit dem 1. Juli 1870 in Kraft.
Zu §11
Der Gemeinde-Vorstand besteht aus dem Dorfschulzen und 2 Schöffen.
Zu §13
Die Dorfversammlung besteht außer den Mitgliedern des Gemeinde-Vorstandes und den Hauswirthen und Erbpächtern, dem Schullehrer, 2 Vertretern der Büdner und 1 Vertreter der Häusler.
Amt Toitenwinkel zu Rostock, 1870

Der Heidekrug gehörte also seit dem 1. Juli 1870 zu Mönchhagen.

Gemeinde-Dotation

Mit der revidierten Gemeindeordnung erhielt die Gemeinde Ländereien am 28. April 1871 zum Eigentum, die so genannte Gemeinde-Dotation. Das bedeutete, dass Pachteinnahmen ab dann an die Gemeinde gingen, nicht mehr an den Großherzog. Umgekehrt war die Gemeinde dann auch selbst verantwortlich für die Unterhaltung der Gemeindeeinrichtungen wie Armenkaten, Schule, Brücken ...

Die Gemeindedotation sollte 5 % der Gesamtfläche einer Gemeinde (344 752 Quadratruten in Mönchhagen) betragen, das wären in Mönchhagen rund 17000 Quadratruten gewesen. Das zur Verfügung stehende Land, also Land, das nicht dauerhaft verpachtet war, betrug aber gerade mal 3000 Quadratruten. Von den Erbpächtern konnte man nichts nehmen, die verbliebenen 14000 Quadratruten hätten also von den Bauernhufen abgespalten werden müssen. Man hat dann vom Gemeindeland folgerichtig das Land der Erbpachthufen abgezogen, damit umfasste das Gemeindeland nur noch 129 038 Quadratruten und die Dotation musste nur noch 6500 Quadratruten umfassen.

Die zur Disposition stehenden Flächen waren:

  • Das Acker-Reservat am Roevershaeger Wege inklusive des Unbrauchbaren: 749 Quadratruten
  • Die Reservate an der Rostock-Ribnitzer Chaussee incl. Unbrauchbaren: 1120 Quadratruten
  • das Reservat neben der Häuslerei Nr. 5: 144 Quadratruten
  • das Reservat am Purkshoefer Wege: 209 Quadratruten
  • das Ackerstück Nr. 563 in Nähe der Büdnerei Nr. 8: 100 Quadratruten
  • die s.g. Deikswiese (?): 225 Quadratruten
  • der Armenkaten mit den umliegenden Garten- und Ackerflächen in dem Umfange von 368 Quadratruten
  • in Summe: 2915 Quadratruten

Damit war nur noch ein Rest von 3700 Quadratruten auf die Bauern umzulegen – wovon die immer noch nicht begeistert waren, aber doch froh, deutlich weniger abgeben zu müssen als erst befürchtet.

Durften Häusler und Einlieger Flächen auf diesen Ländereien bis dahin nutzen, durften sie dies für weitere 6 Jahre tun, also für die Ernten 1871 bis 1876. Auch die Hebamme des Ortes behielt ihre Wohnung im Armenkaten und ihre Ackernutzung.

Dies wird im Grundbrief für die Gemeinde Mönchhagen vom 28. Januar 1871 festgehalten:

§4
Die Überweisung an die Gemeinde (deren Vorstand) geschieht bei Einführung der Gemeinde-Ordnung.
Die Pachtverhältnisse wegen der zur Dotation gehörigen Einlieger-Ländereien bleiben in Geltung, und gehen alle Rechte und Verpflichtungen aus denselben auf die Gemeinde über, jedoch mit der Maßgabe, daß die Gemeinde die Ländereien den derzeitigen Inhabern unter den bisherigen Bedingungen bis Michaelis 1876 zu belassen hat, vorausgesetzt, daß die Inhaber ihre contractlichen Verpflichtungen erfüllen und nicht besondere, schon den bisherigen Pachten begründete Auflösungsgründe als: Wegzug, Aufgebung des eigenen Haushalts, Ausscheiden aus der Classe der Einlieger u. s. w. (mit Ausschluß der Kündigung) eintreten.
Auch hat die Gemeinde der Hebamme Jess für die Zeit ihrer Anstellung ihre Wohnung im Armenkaten und die bisherigen Dienstländereien zur unentgeltlichen Nutzung zu belassen.
Wegen der übrigen zur Dotation gehörigen Ländereien hat die Gemeinde in die bestehenden Pachtverhältnisse zu Recht und Pflicht einzutreten.

Die Grenzen der Gemeindeflächen wurden mit Pfählen abgesteckt. Dem Gemeinde-Vorstand wurde hierauf die Gemeinde-Dotation zum Eigenthum und zur selbständigen Verwaltung und Nutzung überwiesen, ihnen auch der Grundbrief de dato den 28ten Januar 1871 behändigt.

Mit den Ländereien erhielt die Gemeinde allerdings nicht das Jagdrecht, dies behielt der Großherzog für sich.

(Landeshauptarchiv Akte 5/12-3-1 7369)

Ernennung von Schulze und Schöffen

Der Schulze und die beiden Schöffen bildeten den Gemeindevorstand. Heydtmann war seit 1866 Schulze.

Auszüge aus einem Protokoll, gehalten im Großherzoglichen Amt Toitenwinkel zu Rostock, am 1. Dezember 1870. Anwesend waren:

  • der Schulze Erbpächter Heydtmann von Mönckhagen
  • der Erbmüller Eggers
  • der Hauswirth Winter vom Gehöft Nr. 6
1. Der Schulze Heydtmann ist auf seinen geleisteten Diensteid zurückgeführt und dessen Geltung für seinen nunmehr erweiterten Wirkungskreis, sodann sind zu Schöffen und Mitgliedern des Gemeindevorstandes ernannt:

die anwesenden Erbmüller Eggers und Hauswirth Winter. Dieser Gemeindevorstand ist nicht nur auf die gewissenhafte Erfüllung seines Berufes verpflichtet, sondern auch angewiesen, von jeder Erledigung einer Stelle in seiner Mitte dem Amte sofort Anzeige zu machen.

3. Der Schulze Heydtmann ist in Betreff der Organisation der Dorfversammlung mit der bevorstehenden Leitung der Wahlen der beiden Vertreter der Büdner und des Vertreters der Häusler beauftragt und verpflichtet, den Namen der Deputierten dem Amte binnen 14 Tagen anzuzeigen.
4. Der von der Gemeinde zur Besoldung des Amtsarztes vierteljährlich zu leistende jährliche Beitrag wird der Gemeinde mitgetheilt werden, sobald die (?) von hoher Cammer genehmigt ist. Arztfuhrgelder sind nicht zu zahlen. Die Apotheker werden benachrichtigt werden, daß vom 1 October d. J. an die Gemeinde ihre Arznei, gleichwie Bruchbänder, Bandagen etc. selbst zu bezahlen hat. Dem Gemeindevorstand ist mitgetheilt, daß die Gemeinde in den Contract mit Herrn Dr. Benefeld zwar vorläufig eintritt, jedoch berechtigt ist, denselben halbjährlich zu den üblichen Quartalen aufzukündigen, mithin zuerst zu Weihnacht d. J., daß diese Kündigung jedoch schriftlich zu geschehen hat und wovon dem Amte Mittheilung zu machen ist.
7. Die Schulgebäude zu Mönckhagen sowie der Armenkaten daselbst werden der Gemeinde hiermit überwiesen und wird die Baulast seit dem 1 October d. J. auf die Gemeinde übergehen. Die Ländereien der Schule, sowie die zur Dotation bestimmten Gemeindeländereien werden der Gemeinde zu besonderen Acten überwiesen werden.
8. Der Schulze Heydtmann ist noch besonders auf die nach §5 Nr 2 der Gemeindeordnung ihm obliegenden Pflichten hingewiesen, namentlich wegen der Ausstellung von Meldescheinen und Heimathscheinen.
9. Der Gemeindevorstand ist angewiesen, sich eines Gemeindesiegels zu bedienen und wegen der Einrichtung und Führung desselben informiert.

(Landeshauptarchiv, Akte 5/12-3-1 7369)

Bestechungsskandal

Heydtmann war ab 1866 Schulze in Mönchhagen, stolperte 1895 aber über einen Bestechungsfall. Er wurde zu einer Geldstrafe von 150 Mark oder 30 Tage Gefängnis verurteilt. Daraufhin beantragte er seine Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis 1895.

Der Häusler Hallier wollte seine Häuslerei an einen Händler Palm verkaufen, vermittelt wurde der Handel durch eine Rostocker Agentur. Der Schulze Heydtmann hat sich dabei dem Händler Palm beim Großherzoglichen Amte Teutenwinkel die Erlaubniß zum Ausschank von Branntwein zu erwirken und hat für diese seine Thätigkeit, welche auf das Zustandekommen des Kaufgeschäfts von Einfluß war, von dem Käufer 10 M, von dem Verkäufer einen Bienen-Nachschwarm und von der Vermittlerin des Geschäfts 50 M gefordert und zugesichert erhalten. Verboten war dabei nicht, die Schankerlaubnis zu bewirken, sondern die Annahme von Voteilen.

Heydtmann war aber offenbar als Schulze außerordentlich beliebt, denn die Mönchhäger baten im März 1895 darum, er möge Schulze bleiben können (den Unterschriften nach zu urteilen, standen beinah alle hinter ihm):

Allerdurchlauchtigster Großherzog, allergnädigster Großherzog und Herr!
Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste Landeskinder des Dorfes Mönckhagen D. A. Toitenwinkel nahen sich dem Thron Eur. Königlichen Hoheit, um allerhöchst derselben zur allergnädigsten Einsicht und Berücksichtigung zu unterbreiten:
Der Schulze Heydtmann hierselbst ist von der Strafkammer des Großherzoglichen L. Gerichts zu Rostock, sowie auch zuletzt vom Reichsgericht zu Leipzig wegen Amtsvergehens zu 150 M Geldstrafe verurtheilt worden. Wir fürchten, daß die Verfügung dieser Strafe die Entlassung des J. Heydtmann aus dem Schulzenamte, das er fast seit 30 Jahren verwaltet, zur Folge haben könne.
Diesen Fall würden die allerunterthänigst Unterzeichneten sehr bedauern, da sich der Schulze Heydtmann während der Dauer seiner Amtsführung unsere Achtung und Anhänglichkeit in hohem Grade erworben hat.
Die unterthänigst Unterzeichneten wenden sich daher an Eurer Königlichen Hoheit landesväterliches Herz mit der allerunterthänigsten Bitte, den Schulzen Heydtmann auch noch ferner in seinem Amte zu belassen.
Wir verharren in tiefster Ehrfurcht als Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste, treue Gefolgsleute.
Erbpächter R. Oehmisch
Erbpächter C. Beckmann
Lehrer L. Burmeister
Erbpächter H. Saß
Erbpächter J. Brandt
Erbpächter D. Brandt
Erbpächter R. Uhlig
Erbpächter F. Bastian
Büdner C. Düwel
Büdner E. Schneider
Büdner J. Timm
Büdner H. Hallier
Büdner F. Hallier
Büdner C. Lewerenz
Häusler G. Geißler
Häusler J. Lau
Häusler U. Mahnke
Häusler J. Hallier
Häusler J. Peter
Häusler Stiegmann
Häusler J. Behrens
Häusler J. Foth
Häusler C. Wulff

Der Brief hatte jedoch keinen Erfolg. Schulze Heydtmann bat um sofortige Entlassung und die beiden Schöffen verwalten das Schulzenamt zunächst. Damit müssen sie auch die Schulzencompetenz bestellen, also das Land, das mit dem Schulzenamt verbunden ist. Die beiden Schöffen wenden sich aber gleich an das Amt mit dem Anliegen, dass die Schulzencompetenz schlecht gedüngt sei und sie in künstlichen Dünger investieren müssten. Das Ministerium möge deshalb zusichern, dass sie das Geld für den Dünger vom neuen Schulzen wiederbekommen.

Die Schulzencompetenz betrug 1631 Quadratruten; die Ackerkompetenz war bei der Übergabe des Schulzenamtes an den Nachfolger Heinrich Saß nicht bestellt, nur die Stoppeln nachgehackt. Saß verzichtete auf die Erstattung eines Theils der vorjährigen Ernte, wollte im Gegenzug aber auch nicht für das Abhacken zahlen. Er beantragte eine baldmögliche Drainierung der Ackerkompetenz und dass die Drainageröhren auf Kosten des Landesherrn geliefert würden; die Kosten, die er tragen wolle, sollten dann auf 20 Jahre verteilt werden.

Nach dem Rücktritt Heydtmanns schlug das Amt Teutenwinkel dem Ministerium am 10. April 1895 zwei Kandidaten für die Nachfolge vor:

Als Nachfolger desselben sind die Erbpächter Heinrich Saß No. 16 und Heinrich Schulze No. 6 und 10 geeignet.
Saß ist 47 Jahre alt, ein ruhiger Mann, welcher seit langen Jahren Schöffe gewesen ist, derselbe hat jedoch keine Neigung, das Schulzenamt zu übernehmen und behauptet, daß er schon wegen des Verkaufes seines Erbpachtgehöftes in Verhandlungen stehe.
Der Erbpächter Schulze ist ein sehr thätiger und tüchtiger Landwirth, welcher von Geburt Preuße, vor mehreren Jahren in den mecklenburgischen Unterthanenverband aufgenommen und durch langen Aufenthalt in Moenckhagen mit den Verhältnissen völlig vertraut geworden ist. Die erforderliche Energie besitzt er ebenso wie Erbpächter Saß, er ist jedoch kränklich und infolge dessen leicht aufgeregt. Zur Uebernahme des Schulzenamtes hat er sich bereit erklärt.
Von diesen beiden Erbpächtern würden wir dem Saß, weil er ein sehr ruhiger Mann ist und seit vielen Jahren das Schöffenamt bekleidet hat, unbedingt den Vorzug geben, auch glauben wir, daß er trotz seiner Abneigung gegen die Uebernahme des Amtes, dasselbe, falls dies Großherzogliche hohe Ministerium ihn dazu ausersuchen sollte, gut verwalten würde. Das einzige Bedenken gegen seine Bestallung dürfte in dem Umstand liegen, daß er vielleicht bald seine Hufe verkaufen und von Moenckhagen wegziehen will und daß alsdann in diesem Falle nach kurzer Zeit eine Neubesetzung des Schulzenamtes erforderlich werden würde.

Heinrich Saß bekam das Amt und übte es bis 1909 aus. Er zog nicht weg aus Mönchhagen, sein Sohn Peter Saß wurde der erste Wehrleiter in Mönchhagen.

Eid des neuen Schulzen nach der hohen Verordnung vom 24. März 1873:

Ich, Heinrich Saß, schwöre zu Gott, dem Allmächtigen, daß das mir übertragende Amt eine Schulzen zu Moenckhagen treulich und gewissenhaft verwalten, meines allergnädigsten Landesherrn Bestes, soviel an mir ist, allenthalben befördern, den Befehlen meiner Vorgesetzten stets pünktlichen Gehorsam leisten und es mir angelegen sein lassen will, das Beste der Commune Moenckhagen zu fördern, überhaupt mich alle Tage so betragen will, wie es einem getreuen Schulzen eignet und gebührt, so wahr mir Gott helfe und Sein heiliges Wort!
Der Schulze Saß wurde hierauf:
1. unter Verlesung des hohen Circulars vom 30. Juni 1880 mit seiner Verpflichtung zur Anzeige der vorkommenden Sterbefälle, mit Ausnahme derjenigen von solchen unverheirateter Minderjährigen, deren beide Eltern noch leben, bei dem hiesigen Amtsgericht, sowie
2. in Beihalt des hohen Circulars vom 12. Januar 1881 mit der ihm als Berechner und Verwalter der Gemeindekasse obliegenden Verpflichtung, die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen Geldern zu halten und in einem besonderen Behälter aufzubewahren, ebenso auch mit der Gemeindekrankenkasse zu verfahren,
bekannt gemacht.

Saß wurde übergeben das Gemeindebuch und das Gemeinderechnungsbuch; die Krankenkasse mit 124 M 34 Pfg, die Gemeindekasse mit 81 M 43 Pfg, das Sparkassenbuch des Vorschussvereins No. 9691 mit 190 M 18 Pfg.

Im Februar 1909 bittet Heinrich Saß um die Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis d. J. aus gesundheitlichen Gründen. Er hat auch vor, seine Wirtschaft aufzugeben. Dies bedauert das Amt sehr, sieht aber ein, dass Saß tatsächlich leidend ist, offenbar weil er den Feldzug 1870/71 mitgemacht hat.

Als Nachfolger kommen infrage Wilhelm Brandt (Hufe 2), Hermann Brandt (Hufe 1) und Prüter (Hufe 13); ausführlich geht der Amtmann aber nur auf Wilhelm Brandt ein und bittet um dessen Ernennung.

Wilhelm Brandt ist am 28. Dec. 1870 geboren, hat in Rostock das Realgymnasium besucht und die Landwirtschaft gelernt, zunächst als Wirtschafter gearbeitet und übernahm dann 1905 die väterliche Hufe. Er ist seit 1900 verheiratet und als Schöffe Mitglied im Gemeindevorstand. Wir haben ihn als gewandten und zuverlässigen Menschen kennengelernt.

Brandt war mit der Übernahme des Schulzenamtes einverstanden und wurde am 30. Juni 1909 Schulze.

Im Ernennungsprotokoll werden seine Einnahmen aufgeführt:

  1. aus der Nutzung der Schulzendienstländereien
  2. aus einem baren Zuschuß von 42 M jährlich aus der Amtskasse
  3. aus einer Vergütung von 60 M jährlich aus der Gemeindekasse

Kassenbestände waren:

  • Gemeindekasse 379,14 M
  • Krankenversicherung der Arbeiter zu Mönchhagen 55 M 37 Pfg
  • Sparkassenbuch Nr. 18639 der Vorschuß- und Sparbank zu Rostock 441,90 M

Zudem erhielt der neue vom alten Schulzen ein Quittungsbuch über Zahlungen der Gemeinde zum domanialen Kapital-Fonds für eine Anleihe von 5000 M Johannis 1903.

Stimmenverhältnisse

Wie viele Stimmen jemand in der Dorfversammlung hatte, hing (auch) von der Größe seiner Ländereien ab. In einem Protokoll aus dem Großherzoglichen Amte Toitenwinkel über die Verhandlung zum Gemeinde-Status nach der revidierten Gemeinde-Ordnung heißt es: daß in Mönkhagen kein Besitzer vorhanden sei, welchem mehr als eine Stimme in der Dorfversammlung zu ertheilen sein werde. Die Hufe des Erbpächters Krempien sei zwar nur halb so groß wie die übrigen Hufen, indeß wird ihm die volle Stimme nicht entzogen werden können.

Zeitzeugenprotokoll

Pastor Kliefoth vermerkt in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 zur Situation in Mönchhagen zwei Jahre nach Einführung der neuen Gemeindeordnung:

Seitdem hat [...] dieselbe [die Gemeindeordnung] [...] der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Buhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.

Betriebe

Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870–1871 wurde das besiegte Frankreich gezwungen, Deutschland 5 Milliarden Goldfranken (das entsprach 4 Milliarden Goldmark) zu zahlen. Auch einige reiche Mönchhäger Bauern hatten zur Finanzierung des Krieges Kriegsanleihen gewährt; das Geld bekamen sie nach Kriegsende mit gutem Gewinn zurück und benutzten es zum wirtschaftlichen Aufbau.

Datei:Moenchhagen Feilenhauerei Reste 2016.JPG
Am Ortsausgang Richtung Häschendorf hinter dem Feuerwehrgerätehaus erkennt man noch Reste der Antriebsanlage der Feilenhauerei. Zwischen den Mauerresten und dem Wall dahinter floss früher der Mühlbach bzw. Nordarm des Peezer Baches. Foto: privat

Mühlen und Handwerksbetriebe

Dadurch entstanden 1873 folgende Betriebe:

Auf der 1858 genannten Stelle 11 – Kornmühle im Oberdorf neben den Bahnschranken, zu der bis 1920 auch eine Bäckerei gehörte – entstand eine Molkerei (heutiges Stallgebäude hinter dem Wohnhaus). Diese Molkerei und die Rövershäger Molkerei (heutige Arztpraxis) waren einer Raiffeisengenossenschaft angeschlossen. Da aber die Molkerei in Rövershagen moderner war und billiger produzierte, ging die Mönchhäger Molkerei um 1900 ein. Im Molkereigebäude soll sich auch eine Zeitlang eine Schlachterei befunden haben. Außerdem gehörte dem damaligen Besitzer Ebell auch die dortige Gärtnerei. Nachdem Ebell konkurs gegangen war, verkaufte er seine Wirtschaft an den Vater von Karl Qualmann. Dieser bewirtschaftete aus Mangel an Arbeitskräften das Gärtnereiland als Bauer. 1920 wurde die Bäckerei aus dem Obergeschoss des Wohnhauses herausgenommen und auf dem Nachbarhof Häcker (Oberdorf 19) von diesem neu aufgebaut (heutiges Stallgebäude). Die Bäckerei existierte noch bis 1960. Die hinter der ehemaligen Molkerei stehende, 1757 erstmalig genannte, Mühle, verfiel nach 1900 allmählich und brannte vor 1933 ab.

Nach 1873 wurde hinter dem heutigen Feuerwehrgebäude eine Feilenhauerei errichtet, die durch Wasserenergie betrieben wurde. Reste der Antriebsanlage sind hinter dem Gebäude noch heute zu erkennen. Um eine hohe Energieausbeute zu gewährleisten, wurde der Bach angestaut. Dazu wiederum musste der Ackerweg des Nachbargehöftes künstlich erhöht werden. Die Feilenhauerei ging aber nach kurzer Zeit wieder ein, weil es im Ort zu wenige Arbeitskräfte gab und der Wasserantrieb schlecht funktionierte. Der Bauer Schulz kaufte die ganze Wirtschaft vom konkurs gegangenen Feilenhauereibesitzer und baute am Gebäude in Richtung alte Schule (heute Kindergarten) eine Molkerei für seine Wirtschaft und einige Nachbarn an. Da aber die erwähnte Molkerei in Rövershagen billiger produzierte, gab Schulz seine Molkerei um 1900 auf.

Ohne Details zu nennen, erwähnt Ludwig Krause in seiner Fundchronik, dass in Mönchhagen viele Sensenstreichhölzer produziert werden.

1903 entstand das Baugeschäft Lange in Mönchhagen; etliche Gebäude im Dorf wurden von dieser Firma errichtet: u. A. der Erweiterungsbau der Dorfschule, das Doppelhaus Unterdorf 16/16a, der damalige Armenkaten Unterdorf 42 sowie einige Feldscheunen wie die auf den Bauernstellen Haller und Saß (Unterdorf 24 bzw. neben Unterdorf 28/28a). Auch in anderen Dörfern war die Fa. Lange tätig. Wegen der sich verschlechternden Auftragslage wurde das Geschäft 1938 aufgegeben und in eine Dampfsägerei umgewandelt. Die Sägerei bestand bis 1960. Zu DDR-Zeiten wurde sie unter Druck gesetzt, weil ein privater Betrieb nicht ins Bild eines sozialistischen Dorfes passte, dass sich der damalige Bürgermeister Lindemann zum Ziel gesetzt hatte. So musste die Sägerei ihr Holz vom Darss holen. Das bedeutete lange Wege, die Zeit kosteten, die dann für die eigentliche Arbeit fehlte, sodass die Sägerei unrentabel wurde. In den 1980er Jahren wurde hier das Mehrzweckgebäude der Gemeinde eingerichtet.

Die Industrieschule

Seit dem Herbst 1871 existierte in Mönchhagen eine Industrieschule; die Frau des Mönchhäger Lehrers Ruhsdorf unterrichtete dort. Die Schule scheint aber nicht lange existiert zu haben.

Die Spar- und Darlehnskasse

Am 24. November 1896 wurde in Mönchhagen als eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht eine Spar- und Darlehnskasse gegründet. Ihr Zweck war die Gewährung von Darlehen an die Genossen für ihren Geschäfts- und Wirtschaftsbetrieb sowie die Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinns.

Vorstandsmitglieder waren Erbpächter Heinrich Saß, Lehrer Ludwig Burmeister, Erbpächter Wilhelm Jäckel.

Die Höfe

In Mönchhagen gab es 16 Erbpachthöfe. Im Gegensatz zu den Büdnereien und Häuslereien waren Erbpachthöfe groß genug, dass ihre Besitzer von der Landwirtschaft allein leben konnten.

In einem Artikel in der Rostocker Zeitung vom 8. Juli 1896 wird über eine Besichtigung der Mönchhäger Höfe durch die Mitglieder des lokalen landwirtschaftlichen Vereins berichtet. Man kam gegen 9 Uhr morgens mit dem Zug an, die Besichtigung dauerte 12 Stunden, nur unterbrochen von einem einfachen Mittagsmahl im Mönchhäger Gasthaus. Die Inhaber der Wirthschaften waren aufs Liebenswürdigste bereit, über alles Gefragte Auskunft zu geben. Leider wird dann nur allgemein berichtet und keine Namen genannt, sodass sich der Bericht keinen einzelnen Höfen zuordnen lässt. Am Schluss heißt es: Mönkhagen liefert den Beweis, wieviel mehr Korn und Fleisch producirt werden kann, als man gemeinhin annimmt, sowie daß die intensive Wirthschaft, in kleineren Wirthschaften betrieben, noch nicht unrentabel ist.

Hervorgehoben wird der Unterschied im Ertrag zwischen drainierten und nicht entwässerten Flächen.

Der Futterzustand allen Viehs war ein guter, in allen Wirthschaftgen ging es um die Mästung des Viehs, wenn auch mit unterschiedlichen Vorgehensweisen. Einige verwandten einige ihrer Kälber zur Weiterzucht, die anderen zur Mästung; andere Höfe kauften nur Kälber, um diese zu mästen. In den Zuchtbetrieben wurden u. A. Simmentaler gezogen, auch Fleckvieh genannt.

Ein Hof mästete die Rinder gegen Erstattung der Futterkosten auf Rechnung eines Viehhändlers, also ohne eigenes Risiko (so steht es zumindest im Zeitungsartikel – tatsächlich wird auch der Bauer einen Teil des Risikos getragen haben; wenn bspw. die Rinder nicht das vereinbarte Gewicht erreichten o.dgl.). Einige bauten Zuckerrüben für die Zuckerfabrik in Rostock an und fütterten daher auch Zuckerrübenschnitzel, andere fütterten Futterrüben und Wruken; alle aber kauften Kraftfutter zu.

Das Simmentaler Rind oder Fleckvieh
Eine Kuh der Rasse Simmentaler. Foto: Von Verum - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50250709]

Das Simmentaler Rind stammt aus dem Simmental im Berner Oberland und ist sowohl als Fleisch- wie auch als Milchvieh geeignet. Heute gibt es in Deutschland mehr als 4 Mio. Tiere, das sind ca. 28 % des gesamten hiesigen Rinderbestandes. Während Kopf, Unterbauch, Beine und Schwanzquaste weiß sind, ist das restliche Fell bräunlich, wobei der Farbton schwanken kann von Hellgelb bis Rotbraun, auch weiße Flecken treten in unterschiedlicher Zahl auf. Typisch ist eine ausgeprägte Wamme am Hals. Die hellen Hörner sind leicht nach außen und oben gebogen. Kühe erreichen eine Höhe von ca. 1,40 m und ein Gewicht von 600 bis 800 kg, Bullen sind 10 bis 20 cm größer und wiegen 1100 bis 1300 kg.

Neben der Rindermast gab es auch eine ausgiebige Schweinemast, so daß auf verhältnismäßig kleinen Ackerflächen so viel Nutzvieh gehalten wird, als sonst wohl kaum in Mecklenburg. [...] Die Haltung von gegen und über 40 Stück Rinder mit Jungvieh, ohne die kleinen Kälber, bildet die Regel. Der dadurch reichlich anfallende Dung führte (zusammen mit Kraftdünger) zu hohen Felderträgen, was wiederum die starke Viehhaltung ermöglichte.

Als Besitzer der Hufen werden in Form von Bleistifteinträgen in der Karte von 1894 genannt:

  • Hufe 3: Bastian, dann Saß
  • Hufe 5: Haller
  • Hufe 6: Schulze
  • Hufe 7: Hallier, wurde in der Inflationszeit von Sass gekauft, dazwischen gab es noch die Besitzer Krüger aus Lütten Klein sowie Sprenkler, der an Sass verkaufte
  • Hufe 8: Heitmann
  • Hufe 9: Haller
  • Hufe 10: Schulze
  • Hufe 12: Jäkel
  • Hufe 13: Prüter
  • Hufe 15: Schulze
  • Hufe 16: Saß

Die nicht aufgeführten Hufen 1, 2, 4, 11 und 14 haben keine Einträge.

Hufe I

Nach den Gehöftsakten vom Landratsamt Rostock (Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12.9/6) umfasste Hufe I 1 Wohnhaus, 1 Viehhaus, 1 Scheune, 2 Wagenremisen, 1 Pferde- und Schweinestall, 1 Holzschuppen, 1 Katen, 2 Ställe mit Abort. 1923 wurde der Katen für 2 Familien gebaut, der heute noch als Wohnhaus dient. Die Hufe umfasste 21297 Quadratruten.

Hufe II

Hufe II umfasste 21981 Quadratruten oder 47 ha 69 a 18 qm, die Hofstelle bestand aus 2 Viehhäusern, Scheune und Wohnhaus. 1926 wurden 8716 qm aus Hufe II abgetrennt und der Domäne Nienhagen zugeschlagen, im Gegensatz erhielt Hufe II 9120 qm aus der Domäne Nienhagen.

Seit 1870 gehörte Hufe II Johann Brandt. Der Eigentümer von Hufe II ab 1905 war Dr. Wilhelm Brandt, ein Diplomlandwirt und Getreidezüchter. Im Rostocker Anzeiger vom 27. Aug. 1910 bietet Wilhelm Brandt von Hufe II Strubes Schlanstedter Hafer an zu einem Preis von 100 kg zu 23 Mark und Original Brandts Gretchenhafer für 34 Mark pro 100 kg. Brandts Gretchenhafer ist ein Neuzüchtung aus Strubes Schlanstedter Hafer. Er brachte 1912 in einwandfreien Anbauversuchen des Meckl. Saatbauvereins einen höheren Gesamtertrag wie dieser. Auch in der Praxis zeigte er sich infolge seiner hohen Erträge und seiner großen Lagersicherheit als eine hervorragende Züchtung.

An Saatkartoffeln bietet Wilh. Brandt in derselben Anzeige an:

  • Richters Jubel: eine hochertragreiche, durchaus widerstandsfähige Universalkartoffel allerersten Ranges, mittelfrüh für 10 M. pro 100 kg.
  • Böhms Erfolg: mittelfrühe, hervorragende Speise- und Industriekartoffel (ausverkauft)
  • Richters Fürstenkrone: mittelfrühe, sehr ertragreiche Speisekartoffel für 8 M. pro 100 kg
  • Kirsches Schneeglöckchen: frühreife, sehr ertragreiche, wohlschmeckende Speisekartoffel; Form langoval mit ganz flachen Augen für 7 M. pro 100 kg
  • Medrows Industrie: gelbfleischige Speise- und Massenkartoffel für 7 M. pro 100 kg

Und er empfiehlt zur Saat den Leutewitzer Squarehead-Weizen, 100 kg für 26 Mark.

Im Rostocker Anzeiger von 1914 (das genaue Datum ist auf der Kopie leider nicht mehr zu entziffern) findet man ebenfalls eine Anzeige, in der Wilh. Brandt den Original Brandts Gretschenhafer, anerkannt vom Mecklenburgischen Saatbauverein, anbietet:

Brandts Gretchenhafer stand in den Anbauversuchen des Meckl. Saatbauvereins 1912 an zweiter, 1913 an erster Stelle und hat sich nach Urteilen praktischer Landwirte im größeren Anbau in den verschiedensten Gegenden durch seine hohen Erträge (bis 25,20 Ztr pro 1/4 ha) und seine große Lagersicherheit vorzüglich bewährt.

Das Korn ist weiß, sehr schwer und sitzt fest an der Rispe. Brandts Gretchenhafer wird auf lehmigem Sand- und sandigem Lehmboden in rauhem Ostseeklima gezüchtet und vermehrt und eignet sich besonders für mittlere und bessere feuchte Bodenarten. Reinheit 100 %, Keimfähigkeit 90–94 %. 100 kg 30 M., ..., bei 10000 kg 27 M. ab Station Mönchhagen oder Wismar gegen Nachnahme des Betrages.

Der Boden in Mönchhagen ist in der Tat mit sandigem Lehm gut beschrieben. Brandts Gretchenhafer wurde auch in der Pflanzenforschung als Versuchsgegenstand eingesetzt, so z. B. in dem Artikel Der Einfluß moderner Reinigungsanlagen auf die Güte des Saatgutes von M. Heinrich, erschienen 1918 in der Zeitschrift für Pflanzenzüchtung. Die Reinigungsanlage, die das Untersuchungsmaterial lieferte, befindet sich bei Herrn Rittergutsbesitzer Kuhlenkampff auf Klein-Kussewitz i. M., Anbaustelle von Brandts Gretchenhafer (Züchter Herr Wilh. Brandt, Mönchhagen i. M.)Das für die Untersuchung zur Verfügung stehende Material war ein verhältnismässig bereits hochwertiger und reiner „Brandts Gretchenhafer" mit einer Reinheit von 99,5 %. Die Untersuchungen erstreckten sich auf den Einfluss der Reinigungsmaschine auf: a) Reinheit, b) Hektolitergewicht, c) Sortierung, d) Korngewicht, e) Anteil nackter Früchte, f) Spelzengehalt, g) Keimfähigkeit (einschl. Keimschnelligkeit), h) Keimtriebkraft, i) Reinheit.

In derselben Anzeige preist Wilhelm Brandt auch seine Saatkartoffeln an:

Böhms Erfolg, 1. Nachbau 100 kg 8 M.

Böhms Odenwälder Blaue, 1. Nachbau 100 kg 11 M.

Kirschen Schneeglöckchen, 1. Nachbau 100 kg 11 M.

Richters Fürstenkrone, 3. Nachbau 100 kg 6 M.

Magnum Bonum, [??] Nachbau 100 kg 6,50 M.

Sämtliche Kartoffeln sind auf lehmigem Sandboden angebaut. Der Versand erfolgt ab Mönchhagen gegen Nachn.

Alte Kartoffelsorten

Die Kartoffel Böhms Erfolg wurde von Georg-Friedrich Böhm auf dem Kohlbacher Hof im Odenwald gezüchtet und übertraf 1906 alle in Ertrag, Geschmack und Festigkeit. Interessant ist dies auch deshalb, weil es dem Odenwälder erst nicht gelang, mit den norddeutschen Kartoffelzüchtern mitzuhalten – und nun fanden sich seine Sorten an der Ostseeküste wieder!

Die Odenwälder Blaue wurde ebenfalls von Georg-Friedrich Böhm gezüchtet, sie hat eine blaue Schale und gelbes Fleisch und ist eine mehlig kochende Sorte, die auch heute noch erhältlich ist.

Generell wurden früher mehr mehlige Sorten gegessen (v. A. zu Soßengerichten), während heute eher die festkochenden bevorzugt werden.

Die Magnum bonum stammt aus Großbritannien und wurde 1876 gezüchtet; wegen ihres hohen Solaningehaltes ist sie heute fast vom Markt verschwunden. (Solanin ist der Stoff, der grüne Kartoffeln giftig macht.)

Hufe III

Die Hufe III umfasste 21826 Quadratruten oder 47 ha 31 a 57 qm. Es gab ein Wohnahus, Stall, Scheune und Pferdestall, Schweinestall, Katen mit 2 Anbauten, Stall zum Katen, Katen mit Futtergelass, Wagenschauer, Strohschuppen mit Viehwaage, Backhaus.

Gehörte bis 1910 Heinrich Sass, der den Hof von Fritz Bastian und dessen Mutter Frau Beese übernommen hatte. Ab 1910 gehörte der Hof Peter Sass I. Von diesem Hof steht heute noch die große Scheune, die von der LPG als Speicher genutzt wurde, wenn sie auch inzwischen verfällt. Die Scheune liegt neben Unterdorf 28/28a; dieses Haus war früher der Leutekaten von Hufe 3.

1936 verkaufte Peter Sass II. 50 ha der Hufe an Rasch, dort, wo früher der Krug am Stillen Frieden lag, also Hufe XVI.

Hufe IV

Bis 1865 war die Hufe IV eine Cossatenstelle, auf der der Cossate Hallier lebte. Nach weiteren Besitzern aus der Familie Hallier ging die Stelle 1872 an Hans Schütt, 1902 an Wilhelm Schütt, 1903 an Tessmann, 1917 an Johann Bölkow und schließlich 1943 an Elisabeth Dobbert.

Hufe IV lag dort, wo das Haus Unterdorf 27 liegt. Dieses zum Hof gehörende Gebäude entstand 1912. Die Hufe IV umfasste 8,3 ha und war die kleinste Hufe in Mönchhagen. Die Stelle gehörte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Teßmann. Dieser ging 1916 nach Neu-Thulendorf und verkaufte an Bölkow. Die Hufe ging dann über an den Schwiegersohn Franz Dobbert. In den 1920er Jahren hatte die Hufe 2 Pferde, 4 Kühe sowie 1 bis 2 Zuchtsauen und mehrere Mastschweine. Auf dem Markt in Rostock wurden Butter, Kartoffeln und Rotdornsträuße verkauft, so die Erinnerungen einer Zeitzeugin.

Nachdem Dobbert 1942 im 2. Weltkrieg gefallen war, bewirtschaftete die Witwe den Hof zunächst allein, verpachtete ihn dann aber an Peter Sass. Nach dem Krieg hatte der Hof nur noch Hühner und eine Kuh und diese wurde von den Russen beschlagnahmt. Die Witwe Dobbert ging jedoch mit einem Strick zu der Weide, auf der die Russen die beschlagnahmten Kühe laufen ließen und holte sich die Kuh heimlich zurück.

Im November 1945 sollte die Familie enteignet werden, wegen der politischen Vergangenheit von Dobbert. Da der Hof aber rechtlich gesehen seiner Frau gehörte, denn deren Eltern Bölkow hatten ihn nur ihr vererbt, konnte sie erfolgreich gegen die Vertreibung von dem Hof vorgehen und nach Ende des Pachtvertrags mit Sass wieder einziehen.

Die nächsten Besitzer wollten zunächst nicht in die LPG eintreten, bis sie 1960 schließlich in die LPG Typ III eintreten mussten; drei Kühe und zwei Pferde wurden von der LPG übernommen, eine Kuh blieb Eigentum der Familie. Auch das Land wurde in die LPG eingebracht.

Hufe V

Die alte Scheune zu Hufe 5 stand bis 2016, dann wurde sie abgerissen.

Hufe V umfasste 19586,9 Quadratruten oder 42 ha 46 a 19 qm. 1889 übernahm der Oeconom August Haller die Hufe von Erbpächter Scheffler; 1894 folgt der Oeconom Conrad Meyer, der sie jedoch 1905 durch eine Zwangsversteigerung wieder an August Haller abtreten muss, der das höchste Gebot abgibt.

Hufe VI

Besitzer:

1877 Joachim Winter aus Mönchhagen

1878 Theodor Thiel aus Dänschenburg

1889 Baumgarten

1892 Heinrich Schulze

1926 Marie Schulze geb. Gebhard

Hufe VI umfasste 20819 Quadratruten oder 45 ha 13 a 23 qm.

Hufe VII

Die Hufe VII ist der Eibenhof. Sie gehörte seit mindestens 1870 bis 1919 der Familien Hallier. 1919 übernahm Franz Spenker aus Lohmen den Eibenhof, von dem Sass ihn kaufte. 1927 ging die Hufe VII an Albert Krüger.

Sie umfasste 20367 Quadratruten oder 44 ha 15 a 25 qm.

Das Inventarverzeichnis führt auf: 7 Pferde, 18 Rinder, 28 Schweine, 4 Schafe, 1 Ziege.

1924 wurden 10 ha für eine Büdnerei abgetrennt und verkauft an Herbert Haller.

Hufe VIII

Hufe VIII umfasste 44 ha 75 a 96 qm. 1852 gehörte sie Christian Hallier, 1853 Bastian und ab 1891 Heydtmann.

Im Wohnhaus der Hufe VIII wurde nach dem 2. Weltkrieg der erste Mönchhäger Kindergarten eingerichtet. Später befand sich hier das LPG-Büro.

Hufe IX

Wohnhaus und Stall der früheren Hufe IX, aufgenommen zu DDR-Zeiten. Im Wohnhaus war zu DDR-Zeiten zeitweise die Bürgermeisterei untergebracht; der Stall war der Kuhstall der LPG. Im Stall sind heute mehrere Läden, das Wohnhaus ist eine verfallende Ruine. Quelle: privat

Hufe IX umfasste 19110 Quadratruten oder 41 ha 21 a 3 qm. Im Wohnhaus der Hufe befand sich zu DDR-Zeiten die Bürgermeisterei.

Besitzer:

1870 Heinrich Jess

1878 Reinhard Uhlig

1902 August Haller

1937 Arthur Haller

1883 wurden ca. 2000 qm als Häuslerei XII abgetrennt.

1927 brannte das Viehhaus ab. 1937 wurde die Scheune neu gebaut.

Viehhausbrand am 3. September 1927 bei Bauer Haller

Aus dem Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen:

Heute mittag 11.30 wurde die Wehr plötzlich alarmiert. Es brannte das Viehhaus des Hofbesit­zers Haller. Dem entschlossenen und mutigen Eingreifen der Wehrmitglieder ist es zu verdanken, daß sämtliches Vieh gerettet werden konnte. Das Feuer konnte dank dem aufopfernden Sinn der Wehr nur mit Unterstützung der Ortseinwohner auf seinen Herd beschränkt werden. Nachmittags um 3 Uhr wurde die Wehr je zur Hälfte aufgeteilt zur Brandwache um ein Aufflammen des Feuers zu verhindern. Am Sonntag morgen mußten noch sämtliche Ortseinwohner zur Unterstützung der Wehr alarmiert werden. Endlich am Nachmittag um 4 Uhr konnte die Wehr nach 29stündiger an­strengender Tätigkeit vom Wehrleiter entlassen werden.

Der Rostocker Anzeiger meldet zu diesem Brand:

Rostock, 3. September. Heute 11,14 wurde die Rostocker Berufsfeuerwehr telephonisch nach Mönchhagen alarmiert. Die Überlandspritze rückte sofort nach dorthin ab und traf das ganze Dach des Viehhauses in hellen Flammen an. Die Bodenräume waren mit Kleeheu angefüllt, dessen Selbstentzündung angenommen wird. Mit 4 Schlauchleitungen ging die Rostocker Wehr gegen das Feuer vor, und es gelang ihr, es auf den vor­ gefundenen Herd zu beschränken. Der nur durch eine Fachwerkwand abgetrennte Pferdestall konn­te ganz erhalten werden, trotzdem diese durch eine Tür durchbrochen war, und ebenso die unter dem Kleeboden gelegenen Viehställe, sodaß das ganze Vieh, von dem kein Verlust zu beklagen ist, wieder untergebracht werden konnte. In angestrengtester Tätigkeit hatte die Feuerwehr bis 15 Uhr zu tun, ehe jede Gefahr für die anderen Gebäude besei­tigt war. Um 15 1/2 Uhr kehrte die Rostocker Feuerwehr wieder in ihre Wache zurück.

Rostock, 7. September. Zu dem Feuer in Mönchhagen ist zu berichten: Nach Abrücken der Rostocker Wehr schien das Feuer gelöscht zu sein und so rückte auch die Mannschaft der Mönchhä­ger Feuerwehr nach Hinterlassung einer Brand­ wache ab. Im Laufe des Sonnabend nachmittags kam das Feuer jedoch wieder auf und bedrohte den Schweine­ und Pferdestall, sowie den Korn­ boden. Sofort wurden die Löscharbeiten von der Ortswehr wieder aufgenommen, sie erreichten erst nachts um 12 Uhr ihr Ende. Am Sonntag vormit­tag entstand zum dritten Male Gefahr für die an­grenzenden Stallungen und wieder riefen die Signalhörner die freiwillige Feuerwehr und alle Gemeindeglieder im Alter von 18 bis 60 Jahren auf die Brandstätte. Wiederum mußte fieberhaft gearbeitet werden, und erst um 4 Uhr nachmittags war es gelungen, das Feuer zu löschen und damit jede Gefahr endgültig zu beseitigen. Das wieder­ holte Wiederentstehen des Feuers ist damit zu er­klären, daß die Unmengen Klee (40 bis 50 Fuder) trotz reichlichen Wassers immer wieder von innen heraus zu brennen anfingen.

Hufe X

Am 19 August 1875 meldet die Rostocker Zeitung, dass Herr Heinrich Brandt zu Mönkhagen seine daselbst belegene Erbpachtstelle nebst Häuslerei, nachdem solche über 300 Jahre in derselben Familie gewesen ist, für 63 750 M. an einen Herrn Schulze verkauft. Die betreffende Hufe war die Nr. 10, mitsamt der Häuslerei 20.

1909 erschien im Rostocker Anzeiger folgende Anzeige von H. W. Schulze:

In Mönchhagen deckt der angekörte belgische Hengst Paul fremde Stuten zu M 17 inkl. Stallgeld.

Da die belgischen Warmblüter erst ab ca. 1918 gezüchtet wurden, war hier wohl das belgische Kaltblut gemeint, ein verbreitetes Arbeitspferd.


Das Belgische Kaltblut
Datei:Belgisk hest.jpg
Belgische Kaltblüter sind oft Rot- oder Braunschimmel (wie hier). Foto: Malene Thyssen, http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Malene

Das Belgische Kaltblut ist ein verbreitetes Arbeitspferd von 1,65 m bis 1,73 m Stockmaß, also Widerristhöhe, bei einem Gewicht von 700 bis 1200 kg. (Der Widerrist ist der kleine Höcker am Übergang vom Hals zum Rücken.) Es kommen fast alle Farben vor, am häufigsten jedoch Rot-, Braun- und Blauschimmel, also Pferde, die braun, fuchsfarben oder schwarz sind, aber weiße Haare im Fell haben, wie der Braunschimmel auf dem Foto. Das Belgische Kaltblut hat einen ruhige, sanftmütigen Charakter und ist eines der stärksten Zugpferde. Wie der Name sagt, stammt es aus Belgien und wird auch Brabanter genannt.

Bevor ein Hengst zur Zucht eingesetzt werden kann, muss er gekört werden – dabei werden die Bewegungen des Pferdes in Schritt, Trab und Galopp beurteilt. Besteht das Tier die Beurteilung, ist es zur Hengstleistungsprüfung zugelassen. In dieser werden über einen längeren Zeitraum Charakter und Temperament sowie die Zugleistungen (beim Kaltblut) geprüft. Nach Bestehen der Hengsleistungsprüfung wird er als Zuchthengst der jeweiligen Rasse eingetragen.

Hufe XI

Ebenfalls 1909 erschien folgende Meldung im Rostocker Anzeiger, am 29. Oktober:

Verkauf von Erbpachtstellen. Der unter dieser Spitzmarke im Rostocker Anzeiger veröffentlichten Notiz tragen wir noch nach, daß der Erbpachthof des Herrn Reinhold Oemisch zu Mönchhagen etwa 24000 Quadratruten groß und an Herrn C. F. Haller-Bentwisch ohne Inventar, Ernte und sonstige Vorräte für 140 000 Mark verkauft ist.

Familie Oemisch hatte die Hufe XI seit 1883. Den Gehöftsakten des Landratsamts Rostock (Landeshauptarchiv Schwerin) zufolge, kaufte Rittergutsbesitzer Julius Kulenkampff aus Klein Kussewitz 1909 die Hufe XI für 133000 Mark. 1920 bietet er die Hufen XI und XIV der Gemeinde zum Kauf an. Ab ca. 1924 ist Leopold Begemeier Besitzer der Hufe XI. Teile seines Landes verpachtete er an Kulenkampf.

Hufe XI umfasste 24519 Quadratruten oder 53 ha 15a 41 qm. 1881 wurden 480 Quadratruten für die Windmühle als Häuslerei abgetrennt.

Hufe XII

Die Hufe XII war der Heidekrug. Er umfasste 27816 Quadratruten oder 60 ha 30 a 12 qm; dazu gehörten ein Viehhaus, ein Wohnhaus und eine Scheune. Früher war hier auch ein Krug.

Besitzer:

1845 Georg Beller

1878 Wilhelm Jäckel

1917 Friedrich Hintz, Kaufmann aus Rostock

1919 Max Scharlach

1925 Heinrich Liehe

1938 Wilhelm Liehe

Hufe XIII

Der Arbeiterkaten der Hufe XIII; Foto aus DDR-Zeiten. Quelle: privat

Besitzer dieser 21426 Quadratruten = 46 ha 84 a umfassenden Hufe, auf der sich auch eine Windmühle befand:

1828 Carl Friedrich Ebell, vorher Müller Köhn

1855 Ludwig Wienke

1858 Johann Eggert

1875 Ludwig Prüter

1907 Ernst Prüter

1933 Klaus Prüter


Hufe XIV

Im Rostocker Anzeiger vom Juni 1909 findet sich eine Anzeige, dass Im Wege der Zwangsvollstreckung [...] das in Mönchhagen belegene, im Grundbuche von Mönchhagen, Blatt 14, Abt. I, zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen des Carl Beckmann eingetragene Erbpacht-Gehöft Nr. 14 am 13. August 1909, vormittags 10 Uhr, durch das unterzeichnete Gericht an der Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 27 versteigert werden [soll]. Das Grundstück ist kanonfrei, 20 ha 4 ar 39 qmr (= 9246 Quadratruten) groß und hat einen Hufenstand von 55 Scheffeln. Demnach hat Carl Beckmann auch die Hufe 14 besessen. 1910 wird ein Stellmacher Siebrecht auf der Hufe 14 genannt; diese Hufe war eine kleine, sodass die hier Wohnenden wohl nicht von der Landwirtschaft allein leben konnten.

Nach der Zwangsversteigerung 1909 kaufte H.C. Haller aus Bentwisch die Hufe, um sie bereits eine gute Woche später an Kulenkampf aus Klein Kussewitz zu verkaufen. Um 1920 brannten die Gebäude brannten ab und Kulenkampf bot die Bauernstelle der Gemeinde an. Diese nahm an und nachdem die Teilung genehmigt war, verkaufte sie das Land an Begemeier und Geisler. 1921 kaufte Ehlert von Geisler und Begemeier 6 bzw. 2 ha, wo heute die Gebäude Oberdorf 9 stehen.

Von 1921 bis zum 2. Weltkrieg wurden auf Hufe XIV Kartoffeln, Rüben, Getreide angebaut. Bohnen, Kartoffeln und Zwiebeln wurden mit dem Pferdewagen auf der Chaussee nach Rostock gebracht und dort auf dem Neuen Markt verkauft. Der Hof hatte um die 10 Schweine, 5 Kühe sowie Pferde und Hühner. Die Milch wurde in die Molkerei nach Rövershagen gefahren. Zur Ernte kam manchmal eine ganze Schulklasse aus Mönchhagen samt Lehrer und fragte nach Arbeit, auch Schulkinder aus Rostock. Die Kinder haben meist Kartoffeln gesammelt.

Besitzer:

1856 Johann Possehl

1859 Johann Krempien

1878 Gottlieb Geisler

1892 Carl Beckmann

1910 Julius Kulenkampf Klein Kussewitz

Mit 9246 Quadratruten = 20 ha 4 a 39 qm war die Hufe XIV weniger als halb so groß wie die anderen Hufen.

Hufe XV

Zu dieser Hufe gehörte die Papiermühle.

Besitzer:

1751 Papiermüller Johann Hinrich Hennings

1789 Papiermacher Heinrich Behrens

1818 Papiermacher Ledder

1863 Rentier Carl Friedrich Peters aus Rostock

1877 Wilhelm Gebhardt

1890 Maria Schulze geb. Gebhardt

Die Hufe XV umfasste 21592 Quadratruten = 46 ha 80 a 84 qm, wovon 1277 Quadratruten = 2 ha 76 a 84 qm auf den Mühlenteich entfielen.

Hufe XVI

Hufe XVI hatte ein Wohnhaus, Pferdestall mit Kornboden, Scheune und Stall, Viehhaus, Katen mit Futtergelass, Stall zum Katen, Stall. Sie umfasste 24153 Quadratruten oder 52 ha 36 a 50 qm.

Besitzer:

1855 Friedrich Burgwardt überträgt sein Erbpachtrecht auf den Oeconom Carl Rosenow zu Ribnitz.

1875 Heinrich Sass

1911 Peter Sass

1937 Ludwig Rasch

1910 wird die Häuslerei Nr. 18 aus der Hufe 3 abgetrennt.

Die Büdnereien

In den Büdnereien und Häuslereien wohnten die Handwerker, sodass deren Bewohner einen guten Überblick geben, welche Dienstleistungen im Ort angeboten wurden.

Büdnerei 1

1028 Quadratruten; entstand durch Abtrennung aus Hufe IV

1847 Pensionär Hane aus Häschendorf

1853 Heinrich Mahning

1884 Ludwig Rath

1905 Maurer Joachim Tolzin

1912 Heinrich Wilken aus Häschendorf

1928 Karoline Holthusen geb. Wilken

Büdnerei 2

1047 Quadratruten

1847 der Weber C. Schroeder

1854 Krüger, überläßt sie seinem Holländer

1854 Ehlers

1863 Marie Dorothea Meuser geb. Ehlers

1911 Joachim Tolzin

1921 Friedrich Sass

Büdnerei 3

1106 Quadratruten, hier wurde 1867 die Schmiede angelegt von Babendererde.

1845 Johann Carl Hallier

1846 Johann Joachim Walter Ledder

1862 Adolph Techentin

1867 Theodor Babendererde, Schmied und Krüger aus Groß-Lüsewitz

1872 Wilhelm Sievers, Schmied aus Groß-Grischow

1877 Carl Leverentz, Schmiedemeister aus Rostock

1909 Hermann Brinker

1911 Carl Dobbertin, Schmied

1913 Paul Hagen, Schmied

1933 wurden aus den Gemeindeländereien 5032 qm hinzugefügt, die Fläche betrug dann 2 ha 96 a 37 qm.

Büdnerei 4

wurde 1850 angelegt mit 1444 Quadratruten.

1850 Chausseewärter Joachim Brandt

1871 dessen Sohn Joachim Brandt nach Tod des Vaters

1875 Fritz Hallier

1905 Witwe Sophie Hallier geb. Hoff

1922 Stellmacher Heinrich Hallier und Zimmerer Gustav Hallier

Büdnerei 5

1483 Quadratruten oder 2 ha 21 a 53 qm

1850 Johann Lau

1892 Heinrich Hallier

1930 Willi Schuldt, Arbeiter aus Gehlsdorf

1932 Friedrich Baade

Büdnerei 6

1448 Quadratruten

1850 Baumwärter Johann Krampe aus Rövershagen-Hinrichshagen

1851 Johann Möller, Schneidergeselle

1854 Joachim Stallbohm

1862 Joachim Timm

1923 dessen Sohn Heinrich Timm

Büdnerei 7

Gaststätte an der Chaussee; nach einem Ankauf von 0,8 Quadratruten im Jahr 1881 betrug die Fläche 1449,1 Quadratruten oder 3 ha 14 a 16 qm.

1850 Boller

1850 Stallbohm, Arbeitsmann und Gastwirt

1858 Christoph Jahn, Gastwirt

1868 Anlegung einer Schmiede

1884 Schmieter, Schwiegersohn von Jahn, übernimmt Büdnerei und Krug

1891 Bau eines großen Viehhauses

1909 Conrad Klatt, Gastwirt und Schmied aus Kankel, baut 1909 neues Wohnhaus und einen Saal

1929 Ladung wegen fahrlässiger Brandstiftung

1937 Elisabeth Kölzow geb. Klatt, Gastwirtsfrau

Der Brand bei Klatt

Die Freiwillige Feuerwehr Mönchhagen schreibt in ihrem Protokollbuch:

Alarmprotokoll v. 12. März 1929

Mittags um 2 Uhr wurde plötzlich Alarm ge­blasen. Es brannte beim Kameraden Klatt der Räucherboden. Dem schnellen und energischen Eingreifen einiger Kameraden ist es zu verdanken, daß der Brand sich nicht weiter ausdehnen konn­te. Wie die Spritze erschien, war soweit abge­löscht, daß sie nicht mehr in Tätigkeit zu treten brauchte. Nach Zurücklassen einer Brandwache rückte die Wehr um 3 Uhr wieder ab.

Soweit aus den (aus der Zeit recht ausführlichen) Unterlagen der Feuerwehr bekannt, war Klatt trotz der Bezeichnung als Kamerad nicht in der freiwilligen Feuerwehr Mitglied.

Büdnerei 8

3047 Quadratruten; nach 1921 durch die Neuvermessung von Hufe XI 6 ha 60 a 54 qm. Die Büdnerei lag dort, wo die Reste der ganz alten Wassermühle liegen.

1816 Johann Hallier und der Rademacher Friedrich Hallier

1840 Joachim Düwel; übernimmt von dem inzwischen 68 Jahre alten und gebrechlichen Hallier die 2300 Quadratruten, aus denen durch die Regulierung der Feldmark 1840 3047 Quadratruten werden, davon 2291 Quadratruten Acker

1842 Carl Düwel

1919 Fritz Düwel

Büdnerei 9

Diese Büdnerei entstand 1925 aus Häuslerei 11, weil sie zusätzliches Land aus den Hufen XI und XIV erhielt und dann 4 ha 89 a 44 qm umfasste.

1919 Gertrude Bodensten

1927 Hans Klöcking

1928 Hermann Burr

Büdnerei 10

3000 Quadratruten oder 6 ha 50 a 35 qm

Durch die Aufteilung der Hufe XIV 1920 entstand die Büdnerei 10. Der Besitzer von Hufe XIV, Rittergutsbesitzer Kulenkampf, verkaufte die Hufe an die Gemeinde und diese wiederum verkaufte 1920 an Carl Ehlert. Dessen Sohn Karl Ehlert kaufte dann von Leopold Begemeier (Hufe XI) noch 6 Morgen dazu.

1920 Carl Wilhelm Johann Ehlert

1941 Karl Ehlert

Büdnerei 11

10 ha 69 a 6 qm, hat östlich der Häuslerei 5 (Gaststätte zur Eibe) gelegen und war bis 1937 unbebaut.

1937 Dr. Herbert Haller; dessen Vater August Haller bewirtschaftete die Büdnerei zusammen mit seinen Hufen V und IX. 1935 erbt Herbert Haller die Hufe V. 1937 lässt Herbert Haller ein Zweifamilienhaus mit Stall auf der Büdnerei 11 erbauen und gibt 2500 qm an die Gemeinde ab. 1950 geht die Büdnerei an den Neubauern Karl Schwerin.

Büdnerei 12

enstand 1925 aus Häuslerei 10, nachdem 34804 qm aus Hufe VII (? kann eigentlich nicht sein) dazugekommen waren; damit hatte die Büdnerei 12 3 ha 66 a 47 qm.

1923 Schmiedemeister Rudolf Möller

1929 Gastwirt Albert Weller aus Bentwisch

Büdnerei 13

Hierzu gibt es keine Unterlagen, daher ist auch nicht bekannt, ob sie überhaupt existiert hat – was wegen der fortlaufenden Nummerierung aber anzunehmen ist.

Büdnerei 14

entstand 1933 aus der Häuslerei 5, nachdem 12660 qm dazugelegt wurden und die Fläche damit 1 ha 45 a 46 qm umfasste; hier befand sich die Gaststätte zur Eibe.

1913 Johann Piehl

1935 seine Witwe Frieda Piehl

1936 Walter Gipp

Büdnerei 15

entstand 1932 aus der Häuslerei 6, nachdem 16306 qm aus dem Amtsreservat dazugelegt worden waren. Die Büdnerei 15 umfasste dann 1 ha 81 a 49 qm

1904 Albert Düwel


Häuslereien

Häuslerei 1

umfasste 1851 15 Quadratruten; 1924 wurde sie zu einer Doppelhäuslerei, nachdem 7338 qm dazugekommen waren und die Fläche jetzt 91 a 81 qm betrug. Häuslerein lag am Stillen Frieden dort, wo heute das dritte Grundstück gerechnet von der Kreuzung an liegt.

1851 Jochen Hallier

1859 dessen Schwiegersohn Block

1913 Stellmacher Ernst Zander

1920 Privatier Kaufmann Eduard Drenger

1921 Stellmacher Ernst Zander (kein Fehler, er übernahm tatsächlich wieder)

1938 Flugzeugtischler Arthur Krüger

Da Krüger kein Landwirt war, verkaufte er 1943 formell seine Häuslerei an Dr. Brandt (Hufe 2) als Unterkunft für dessen Landarbeiter. Seinen Betrieb verlegte Krüger in seine Häuslerei 16.

Häuslerei 2

15 Quadratruten

1851 Joachim Suhrbier

1908 Hanna Suhrbier geb Stuth zu 1/4 und der Sohn Ernst Suhrbier zu 3/4 Hanna stirbt 1917, Ernst 1918 im Feldlazarett

1928 Ernsts Witwe Karoline Suhrbier sowie die Kinder

Häuslerei 3

15 Quadratruten, wird 1870 auf 85 Quadratruten erweitert; heute Transitstr. 7/7a

1851 Chausseewärter Maibohm

1873 Erbpächter Heinrich Brandt

1876 Erbpächter Heinrich W. Schulze

1929 Erbpächterin Marie Schulze geb. Gebhardt

Häuslerei 4

zunächst 15 Quadratruten, später 85 Quadratruten; heute Transitstr. 9.

1855 Heinrich Witt

1875 Heinrich Millahn, Chausseewärter

1887 Jah. Lau

1903 Emma Loheit geb. Lau

1911 Bäcker Karl Abst

1926 Meta Kentzler geb. Sültmann (Kaufmannsfrau)

Frage: Es gab noch den Kolonialwarenhändler Wilhelm Kentzler von mindestens 1925 an bis in die 1930er Jahre – wie gehört der da rein? Vermutlich der Mann von Meta.

Häuslerei 5

85 Quadratruten; spätere Gaststätte zur Eibe

1851 Heinrich Hallier

1902 Johann Hallier

1902 Eduard Tessmann, Dampfdreschmaschinenbesitzer

1912 Carl Düring, Briefträger

1913 Johann Piehl

Nach 1902 wurde das Haus durch die Baufirma Lange aufgestockt, 1927 wurde eine Bühne an den Saal angebaut. Johann Piehl war Gastwirt, der Gaststättenbetrieb dürfte also um 1913 begonnen haben.

1933 wurde Häuslerei 5 zur Büdnerei 14.

Häuslerei 6

85 Quadratruten

1874 Schuhmacher Christian Düwel

1903 Friederike Düwel

1904 Albert Düwel

Häuslerei 6 wurde 1932 zur Büdnerei 15.

Häuslerei 7

87 Quadratruten

1875 Tischler Johann Schier

1889 Carl Wulff

1919 Arbeiter Peter Pingel

1928 Arbeiter Otto Lenz

Häuslerei 8

89 Quadratruten

1875 Stellmacher Christian Lorenz

1877 Johann Stiegmann

1879 Arbeitsmann Johann Peters

1909 dessen Sohn Stellmacher Johann Peters

1912 Bertha Peters geb. Koch

1941 Stellmachermeister Hermann Peters

Häuslerei 9

1876 Stellmacher Christian Lorenz

1897 Schmied Wilhelm Busch

1909 Schmied Karl Arndt

1918 Schmied Rudolf Möller aus St. Hubertus

1928 Schmied und Gastwirt Albert Wellert aus Bentwisch; er erwarb auch Büdnerei 12

Häuslerei 10

85 Quadratruten

1871 Johann Voth

1899 Friederike Müller geb. Voth

1923 Schmiedemeister Rudolf Möller

1925 wird Häuslerei 10 zu Büdnerei 12, nachdem sie Land dazubekommen hatte.

Häuslerei 11

480 Quadratruten aus Hufe XI abgetrennt zur Errichtung einer Häuslerei mit Windmühle. Später wurden aus der Häuslerei 122,3 Quadratruten oder 26 a 52 qm an die Eisenbahn abgetreten zum Bau der Strecke Stralsund–Rostock.

1881 Müller Carl Beckmann

1911 Helmuth Mentz

1918 Hermann Kasten

1919 Gertrude Bodenstein

1925 wurde aus der Häuslerei Nr. 11, auf der die Windmühle an der Bahn lag, die Büdnerei Nr. 9, weil Land von den Hufe XI und XIV dazu kam. Heute Oberdorf 20.

Häuslerei 12

100 Quadratruten; heute direkt gegenüber der ESSO-Tankstelle an der nördlichen Gemeindegrenze.

1885 Schuster Johann Mahncke

1907 ging über Zwangsversteigerung an August Haller, Erbpächter Hufen V und IX

1934 erhält dessen Frau Else Haller geb. Uhrig die Häuslerei 12

Häuslerei 13

170,8 Quadratruten; heute Oberdorf 3.

1893 Gottlob Geisler

1905 Schiffszimmermann Friedrich Rummelhagen

1908 Franz Geisler

1935 nach dem Tode Franz Geislers verkaufen die Erben an Else Haller geb. Uhrig

1925 wird aus Häuslerei 13 durch Landzukauf eine Doppelhäuslerei.

Häuslerei 14

93,1 Quadratruten, heute Transitstr. 4

1896 Schneider Hermann Behrens

1917 Landwirt Johann Roggendorf

Hier befand sich zu Beginn des 20. Jh auch die Postagentur.

Häuslerei 15

92,9 Quadratruten, abgetrennt aus Hufe X, heute Transitstr. 5

1897 Arbeitsmann Hans Lange

1919 Wilhelm Jahnke

1920 Bauunternehmer Max Schlottfeldt

1920 Landwirt Hans Lange aus Mönchhagen

1920 Schumacher Ernst Hausmann

1920 Geschäftsmann Ernst Schwiedeps (nachdem der Stall abbrannte, hatte Schwiedeps kein Geld für einen Neubau mit zwei Aborten für die Mieter)

1926 Verkauf an die Reichsbahndirektion in Stettin

Häuslerei 16

Zu dieser gibt es keine Angaben, lediglich, dass der Flugzeugtischler Krüger aus Häuslerei 1 in den 1930er Jahren seinen Betrieb hierher verlegte. Heute Transitstr. 6

Häuslerei 17

1903 Bauunternehmer Hans Lange

1929 Neubau eines weiteren Wohnhauses mit Stall auf Ländereien, die aus der Hufe X abgetrennt wurden; Veranda angebaut sowie Umbau des Stalls in eine Werkstatt: Durch den Landzuwachs jetzt eine Doppelhäuslerei.

1939 OHG Hans Lange

Heute Oberdorf 2.

Häuslerei 18

20 Ar durch Abtrennung aus Hufe XII (kann nicht sein, muss Hufe XVI gewesen sein).

1910 Erbpächter Heinrich Sass

1936 Lehrer Wilhelm Freitag aus Lambrechtshagen

Häuslerei 19

26 a 55 qm; Doppelhäuslerei

1912 Sägewerk Hans Lange

1939 OHG Lange

Heute Oberdorf 1.

Häuslerei 20

23 a 46 qm; durch Abtrennung aus Hufe X entstanden, heute Transitstr. 23

1914 Carl Müller

Später war hier der Tierarzt Bobsien.

Häuslerei 21

200 Quadratruten oder 43 a 35 qm; Doppelhäuslerei

1920 verkauft die Gemeinde Siedlungsland aus Hufe XI, grenzend an die künftige Büdnerei Bodenstein, an Maurer Methling zur Errichtung einer Doppelhäuslerei. Demnach muss sich Häuslerei 21 im Oberdorf direkt östlich neben der Bäckerei befunden haben (heute etwa Oberdorf 15).

1924 Maurer Paul Methling aus Mönchhagen

1927 Hofpächter Gustav Behrens aus Kankel

Häuslerei 22

Die Doppelhäuslerei entstand 1921 aus dem Siedlungsland, welches die Gemeinde aus Hufe XI verkauft hat; umfasste 43 a 35 qm (heute Oberdorf 17).

1923 Postschaffner Wilhelm Wolfgramm

Häuslerei 23

Doppelhäuslerei von 43 a 35 qm; erbaut 1922 von Fritz Suhrbier, der hier die Poststelle des Ortes einrichtete. (Heute Oberdorf 16.)

Häuslerei 24

keine Angaben bekannt; wegen der fortlaufenden Nummerierung wird aber auch eine Häuslerei 24 existiert haben. Eventuell Oberdorf 11, die 1935 errichtete Häuslerei Fritz Brüß.

Häuslerei 25

21 a 67 qm; 1920 errichtet auf Siedlungsland aus Hufe XI, das die Gemeinde verkaufte. Heute Oberdorf 19.

1920 Emil Bodenstein, Molkereibesitzer

1921 Molkereibesitzer Rudolf Stahl

1922 Bäcker, Müller und Landwirt Gustav Bendlin

1927 Ella Häcker geb. Fahr ersteigert die Häuslerei; sie ist die Frau des Bäckers Häcker

1928 baute Bäcker Häcker eine Wellblechgarage für sein Auto.

Häuslerei 26

eine Doppelhäuslerei von 27 a 46 qm, 1921 an der Chaussee errichtet von Malermeister Franz Severt. (Heute Transitstr. 11)

Häuslerei 27

Doppelhäuslerei von 43 a 24 qm, errichtet 1922 vom Zimmerer Gustav Hallier, als die Gemeinde unbebautes Gemeindeland verkaufte. Um 1926 wurde noch ein Stall gebaut. (Heute Transitstr. 13)

Häuslerei 28

Doppelhäuslerei von 43 a 37 qm auf Land, das aus Hufe XI abgetrennt wurde; errichtet 1926. (Heute Oberdorf 14)

1926 Georg Neumann

1930er Jahre Krüger

Häuslerei 29

lag etwa zwischen Gaststätte zur Eibe und Büdnerei 11; 43 a 35 qm; 1934 von Hans Wegner errichtet, auf Land, das aus Amtsreservaten abgetrennt wurde.

Häuslerei 30

1936 errichtet von Karl Ehlert (Hufe XIV) für seine Mutter; 24 a 53 qm; aus Gemeindeland erworben. Heute Oberdorf 13.

Häuslerei 31

entstand 1936 als Arbeiterhaus der Fa. Lange; 22 a 61 qm; heute Oberdorf 12. 1939 OHG Hans Lange, Sägewerk

Häuslerei 32

Diese Häuslerei wurde erst 1949 gegründet, vom Landarbeiter Eduard Zich, und es ist leider nicht bekannt, wo sie gelegen hat.

Infrastruktur

Bereits um 1850 hatte man begonnen, die Dorfstraße zu pflastern. Mitte der 1880er Jahre wurde die Pflasterung abgeschlossen. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von Unterdorf 35 bis Unterdorf 25. Das Pflaster zwischen dem ehemaligen Krug „Stiller Frieden“ und Oberdorf 35 ist noch heute zu erkennen.

Der Krüger hatte übrigens sein Stallgebäude aus Platzgründen kurzerhand genau auf der Dorfstraße errichtet; diese musste daher verlegt werden und macht seit der Zeit einen Knick an dieser Stelle. Zum Krug gehörte auch eine Hufschmiede.

Der zweite Bauabschnitt begann im Oberdorf. Da sich aber einige Bauern aus Geiz lange Zeit nicht an der Pflasterung beteiligten, kam es vor, dass zwischen den gepflasterten Abschnitten ungepflasterte lagen.

Auch mit dem Unterhalt der Straße gab es gelegentlich Ärger. Im Februar 1884 erstattete Gendarm Wiencke beim Großherzoglichen Amt Anzeige, wegen der in der Dorfstraße vorhandenen mit Wasser gefüllten tiefen Schlaglöcher. Das Amt forderte daraufhin den Gemeindevorstand auf, für Abhilfe zu sorgen. Zuständig waren auch damals schon die Anlieger, nur dass diese damals nicht nur zahlen, sondern sich selbst zu kümmern hatten. Der Erbpächter Uhlig weigerte sich jedoch, seiner Pflicht nachzukommen, sodass der Gemeindevorstand selbst Leute beauftragte, die Arbeiten durchzuführen und musste dafür 47 Mark 25 Pfennige aus der Gemeindekasse zahlen. Da Uhlig sich weigerte, die Summe zu erstatten, landete der Fall beim Ministerium.

Am 1. Juni 1889 wurde die Bahnstrecke Rostock-Stralsund eröffnet, Mönchhagen hatte zunächst aber keine Haltestelle. Erst am 1. Januar 1891 wurde auch hier ein Bahnhof eröffnet, wenn auch zunächst nur als Bedarfshaltestelle. Die Mönchhäger hätten den Bahnhof gern neben der Dorfstraße gehabt. Ihr Wunsch wurde aber wegen zu hoher Kosten für dabei notwendige Erdarbeiten nicht berücksichtigt, denn das Gelände von Bahnhof bis zur Dorfschranke verläuft bergan und hätte erst planiert werden müssen.

1903 wurde die Pflasterung der Straße Mönchhagen–Heidekrug–Volkenshagen abgelehnt, weil Mönchhagen aus der Gemeindekasse kein Geld dazu geben wollte. 1912 wurden weitere Pflasterungsarbeiten an der Dorfstraße notwendig. Bauunternehmer Lange erhielt (nach dem Schulanbau, s. u.) auch diesen Auftrag, weil er mit 872,83 Mark die niedrigste Summe forderte.

Bestimmungen über die teilweise Umpflasterung und über die Erhaltung bzw. Reinigung des Steindammes in der Dorfstraße zu Mönkhagen (1912)

(Auszug)

A. Die Umpflasterung des Steindammes
§1
Die Dorfstraße zu Möckhagen soll auf der Strecke zwischen der Erbpachthufe No. I (und zwar einschließlich dieser, soweit die Hufe angrenzt) und der Rostock-Ribnitzer Chaussee unter Ausschluß der von der Gemeinde zu erhaltenden Strecken (in der Fischländer Landstraße, bei der Häuslerei No V und der Schule) sowie unter Ausschluß der neben der Erbpachthufe No. 7 belegenen Strecke mittels Umlagerung des bisherigen Steinpflasters, soweit dasselbe noch brauchbar ist und Zuschusses anderer Steine neu gedämmt werden.
§2
Die Besitzer der sämtlichen Erbpachthufen mit Ausnahme derjenigen von Hufe No. IV, weil er im allgemeinen von Spanndiensten frei ist, von Hufe No. 7, weil ihr Anteil noch gut erhalten ist sowie von No. 11, 12 und 14, weil deren Gehöfte ausgebaut liegen, haben der Gemeinde für den zu §1 bezeichneten Zweck die erforderlichen Dammsteine, Sand und Kies an die vom Gemeindevorstand in Mönckhagen zu bestimmenden Lagerplätze zu liefern bzw. die Ausgaben für den Ankauf zu erstatten und die Anfuhr an die Lagerplätze zu beschaffen, soweit sie geeignetes Material nicht besitzen.
§5
Das Ausschachten neben dem Damm und das Einebnen zur Legung desselben haben die Hufenbesitzer auf deren Hufen das Pflaster umgelegt wird, zu besorgen, auch die nötigen Lagerplätze des Materials ohne Vergütung anzuweisen. Die Fuhren von den Lagerplätzen in Mönckhagen bis an den Steindamm haben die bisher zur Straßenbesserung Verpflichteten unter den Erbpächtern, jeder für seine Strecke, zu leisten.
§6
Die Breite des Steindammes soll vorbehaltlich der Bestimmungen des §8 von der Chaussee bis zum Tor des Erbpachtgehöftes No VI 3,5 m betragen. Die 4 m betragende Breite soll neben dem Wohnhause und Hoftor des Gehöftes No X von Bestand bleiben.
§7
Die Ausführung der in den §§ 1–6 bezeichneten Arbeiten und die auf Kosten der Gemeinde vorzunehmende Umpflasterung sollen geschehen im Jahre 1913, wenn sich die Ausdehnung der Landeshülfe auf die innerhalb der Ortschaften belegenen Teilstrecken von Hauptwegen entschieden hat, beginnen. Die Ausbesserung der Dorfstraße zwischen der Rostocker-Ribnitzer Chaussee und der Rostock-Stralsunder Eisenbahn mit Steinen und Kies soll durch die in §2 genannten Hufenbesitzer geschehen.
§10
B. Erhaltung des Steindamms.
Hinsichtlich der Erhaltung des Steindamms, sobald er nach den Bestimmungen unter A gepflastert ist, haben die Erbpächter dieselben Verpflichtungen wie zu A gemeinsam.
§11
C. Die Reinigung des Steindamms.
Es ist Sache des Nutzeigentümers jedes an dem Steindamm gelegenen Gtrundstückes, welcher herkömmlich die Wegelast gehabt hat, denselben mittels Hacke bis zum 15. Dezember und bis zum 1. April jedes Jahres längs seines Grundstückes in ganzer Breite reinigen zu lassen. Für Grundstücke, welche vom Nutzeigentümer nicht bewohnt werden, trifft diese Pflicht den Besitzer.
Der Steindamm ist nebst einem daneben laufenden Fussteige im Winter nach jedem größeren Schneefalle frei zu schaufeln. Bei der An- und Abfuhr von Dung u. s. w. muß der zurückbleibende Schmutz sobald nach Entfernung der Wagen zusammengekehrt und von der Straße gebracht werden.
§12
Derjenige, welcher den §11 übertritt, ist nach Befinden des Gemeindevorstandes beim Großherzoglichen Amte zur Anzeige zu bringen und hat eine Strafe von 30 Pfg bis 3 M nach Bestimmung des Großherzoglichen Amtes zur Gemeindekasse zu entrichten. In jedem Falle ist der Gemeindevorstand verpflichtet, für Rechnung des Säumigen die ausbleibende Leistung nach §8 Ziff. 6 n. E. der revidierten Gemeindeordnung beschaffen zu lassen.


Anekdote: Ecke ab für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Die 1869 errichtete Schmiede gegenüber dem Feuerwehrgebäude; Foto: privat

Die Ecke an der alten Schmiede ist abgeschnitten. Das war nicht von Anfang an so und nicht der Originalität des Architekten geschuldet. Als einer der Mönchhäger Großbauern sich in den 1920er Jahren das erste Auto anschaffte, hatte er Schwierigkeiten, an der Stelle um die Ecke zu kommen, weil die Schmiede ihm die Sicht versperrte. Als Erbpächter hatte er in der Gemeindeversammlung eine entsprechend gewichtige Stimme, sodass der Schmied gezwungen wurde, den Winkel an seiner Gebäudeecke zu verändern, damit der Autofahrer besser gucken konnte ...

Kultur

Um 1910 wurde in Mönchhagen ein Männergesangsverein gegründet, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, edlere Geselligkeit zu pflegen und die Gottesdienste durch Psalmengesang und christliche Volkslieder zu verschönern. (Rostocker Anzeiger, 3. Oct. 1910)

Steuern und soziale Absicherung

(nach dem Gemeindebuch und der Akte 5-12-3-1 7368 Landeshauptarchiv Schwerin)

Gemeinde- und Armenkasse

Für die Armen im Dorf gab es eine Armenkasse, einen Armenkaten und einen Armenarzt. Aus der Gemeindevertretersitzung vom 1. 2. 1887 geht hervor, dass der Armenarzt Dr. Weidener sein Amt kündigte und Dr. med. Robert neuer Armenarzt werden sollte. Wenn man die Einnahmen und Ausgaben von Armen- und Gemeindekasse mit einander vergleicht, stellt man fest, dass die Beträge der Armenkasse immer höher sind als die der Gemeindekasse. 1900 wurden beide Kassen zusammengelegt. In die gemeinsame Kasse hatten laut Gemeindebeschluss vom 14. 6. 1900 zu zahlen:

  • die 14 größten Erbpächter jeweils 40 Mark: 560 Mark
  • Erbpächter Nr. 4: 10 Mark
  • Erbpächter Nr. 14: 20 Mark
  • 8 Büdner jeweils 8 Mark: 64 Mark
  • 15 Häusler jeweils 2 Mark: 30 Mark
  • 50 Einlieger jeweils 1 Mark: 50 Mark
  • der Lehrer 6 Mark
  • Arbeiter und Gesellen je 1 M
  • Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren je 0,50 M

Dienstboten und Lehrlinge sind nicht beitragspflichtig. An sich galt das generell für wirtschaftlich unabhängige Personen. Dass Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter trotzdem zahlen sollten, sollte sicherstellen, dass die Saisonkräfte sich angemessen an den Lasten der Gemeinde beteiligten. Die Ausnahme für Dienstboten und Lehrlinge sollte die im Dorf fest ansässigen wiederum vor den Abgaben schützen. Im Schreiben des Ministeriums, dass die Steuersätze im Prinzip genehmigt, wird dann aber zur Bedingung gemacht, daß die Besteuerung jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen unter 16 Jahren in Wegfall kommt.

Dies musste vom Amt und vom Ministerium genehmigt werden – zumindest das Amt bemerkt in seinem Schreiben ans Ministerium ehrerbietigst, daß wir unsererseits gewillt sind, den Beschlüssen die amtliche Genehmigung zu ertheilen, [und] bitten wir, uns hierzu ermächtigen zu wollen.

Insgesamt stellten die neuen Abgaben eine Erhöhung dar, verglichen mit den vorherigen getrennten Abgaben für Armen- und Gemeindekasse:

Zur Gemeindekasse zahlten bisher nur die Erbpächter und Büdner:

  • Erbpächter 8 M.
  • Erbpachthufen Nr. 4 2 M.
  • Erbpachthufe Nr. 14 5,60 M
  • Büdner 2 M.

Tatsächlich wurde dieses Geld aber wohl nur selten wirklich erhoben.

Bei der Beitragspflicht zur Armenkasse galten als Einheitssatz:

  • Erbpachthufen Nr. 1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 10 je 15 M
  • Erbpachthufen Nr. 12, 13, 15, 16 je 14 M
  • Erbpachthufen Nr. 4 6 M
  • Erbpachthufen Nr. 5 17, 50 M
  • Erbpachthufen Nr. 11 18,50 M
  • Erbpachthufen Nr. 14 3,50 M
  • Büdnereien Nr. 1–4 je 1,50 M
  • Büdnereien Nr. 5–8 je 1 M
  • der Lehrer 1,25 M
  • jeder Häusler und Einlieger 0,50 M

Die Ungleichheit der früheren Belastungen hatte nichts mit der Grundstücksgröße zu tun, sondern war wohl eher traditionell bedingt. Da die Gemeinde u. A. mit dem Schulausbau aber größere Ausgaben zu stemmen hatte, war die Anpassung nötig. Der Schulausbau war zum einen durch die Zunahme von Häuslern und Einliegern (womit die Kinderzahl stieg) notwendig geworden, zum anderen aber auch wegen der vielen Schnitterfamilien. In Mönchhagen wurde zu der Zeit sher intensive Wirtschaft betrieben, wie es in dem Schreiben des Amtes Toitenwinkel heißt, woher der saisonale große Zuzug von Schnittern rührte. Da aus den Schichten der Häusler und Schnitter aber auch die vergrößerte Armenschaft stammte, sollten diese Klassen verstärkt zu Zahlungen herangezogen werden. Zudem sollten dohne Unterschied des Besitzstandes die Kapitalkräftigen Mitglieder der Gemeinde besonders zu den Abgaben herangezogen werden. Nach verschiedenen Änderungen wurde festgelegt:

  • Verheiratete, Ansässige, Saisonarbeiter zahlen 2 Mark,
  • freie Arbeiter und Gesellen je 1 Mark,
  • Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren 50 Pfennige,
  • Dienstboten und Lehrlinge sind steuerfrei.

Alle, die im Jahr über 400 Mark Zinseinnahmen zu versteuern haben, zahlen von jeder Mark der Zinsensteuer 25 Pfennig, bei über 1000 Mark Zinseinnahmen 75 Pfennig pro Mark Zinsensteuer Sondersteuer neben ihren sonstigen Gemeindeabgaben. Diese besondere Abgabe sollte aber nicht öfter als einmal jährlich erhoben werden.

Zusammenstellung der in Mönckhagen nach der Steuerliste für 1904/5 zu zahlenden Gewerbesteuer

  • Schuhmacher Röpcke (Einlieger) 1 M
  • Büdner Nr. 3, Schmied Leverenz 12 M
  • Einlieger, Stellmacher Hallier 6 M
  • Büdner Nr. 7, Gastwirt Schmieter 15 M
  • Häusler Nr. 4, Gastwirt und Dampfdreschmaschinenbesitzer 27 M (15 M + 12 M)
  • Häusler Nr. 5, Krämer Loheit 5 M
  • Häusler Nr. 9, Schmied Busch 12 M
  • Häusler Nr. 11, Müller und Bäcker Beckmann 35 M
  • Häusler Nr. 12, Schuster Mahncke 3 M
  • Häusler Nr. 14, Schneider Behrens 6 M

Hand- und Spanndienste sowie Sachleistungen

Als Naturallieferungen

mussten die Erbpächter (mit Ausnahme der Hufen Nr. IV und XIV) das Material zur Erhaltung und Erneuerung der Dächer des Schulgehöftes liefern.

Die Spann- und Handdienste

mussten von den Erbpächtern zu gleichen Anteilen entgeltlos geleistet werden, die übrigen Einwohner wurden nicht herangezogen. Die Besitzer der Erbpachthufen No. 4 und 14 waren frei von Diensten, mussten statt dessen aber die Schulstellen-Wiese bestellen.

Anstatt der Handdienste für den Bau des Armenkatens zahlte die Gemeindekasse an angenommene Arbeiter den Lohn.

Für Arbeiten zur Wegebesserungen waren (abgesehen von der besonders geregelten Erhaltung des Steindammes der Dorfstraße) die Erbpächter nach örtlich verteilten Strecken verantwortlich. Die Hufe No. IV war wiederum ausgenommen, während Hufe No. XIV den Teil des alten Landweges von Rostock nach Ribnitz zu erhalten hatte, welcher zwischen der Feldmark Kl. Kussewitz und dem Hauptwege von Mönkhagen nach Volkenshagen lag.

Die Inhaber der 2. Lehrerstelle (also der Hilfs- oder Junglehrer) wurden auf Rechnung der Gemeindekasse angeholt, während zur Anholung der Inhaber der Familienschulstelle die Erbpächter (wieder mit Ausnahme der Hufen No. IV und XIV) verpflichtet waren. (Nach seiner Ausbildung am Seminar bekam ein Lehrer erst eine Anstellung als unverheirateter Junglehrer; erst danach hatte er Aussicht auf eine Familienschulstelle mit ausreichend Wohnraum und Land zur Ernährung einer Familie – die er dann auch zu gründen hatte.)

Die Hand- und Spanndienste bei den Schulbauten sowie auch das Besorgen des Feuerholzes für die Schulen hatten die Erbpächter mit Ausnahme der Besitzer der Hufen No IV und XIV zu leisten.

Die Hand- und Spanndienste beim Transport und der Bedienung der Spritze:

a) Die Hufen No. VI, X und XV stellten die Gespanne für die Feuerspritze, im Ausgleich waren diese Hufen für jede vierte Fuhre der Spritze von einer Holzfuhre für den Armenkaten befreit. Die Besitzer der Hufen No. IV, XII und XIV waren von Spanndiensten befreit. Die übrigen zehn Hufen hatten die Gespanne zu den Wasser- und Mannschaftswagen zu stellen und zwar je 2 Wasser- und Mannschaftswagen zu fahren sind. Den Anfang machten die Fuhrpflichtigen, die am West- und Ostende der Dorfstraße wohnen, d.h., Erbpächter der Hufen Nr. I und 2 fahren einen Wasser- bzw. Mannschaftswagen, desgleichen Nr. 11 und 9; und bei den folgenden Bränden der Reihe nach weiter.

b.) Die Bedienung der Spritze übernehmen die Besitzer der 12 Erbpachthufen Nr. I, II, III, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XIII und XVI; dabei musste jeder Hof einen Mann stellen. Die Hufe Nr. XV übernahm das Ansagen der Feuersbrunst. Diese Handdienste wurden pro Mann und Stunde mit je 30 Pfg aus der Gemeindekasse entschädigt werden, gerechnet vom Zeitpunkt des Ausrückens bis zur Rückkehr.

Brandschutz

Durch die revidierte Gemeindeordnung vom 29. Juni 1869 ging das Feuerlöschwesen in die Verantwortung der Gemeinden über. Aufgabe des Domanialamtes blieb aber die Feuerschau, wie sie in der Feuerordnung vom 28. März 1772 festgelegt wurde. Begutachtet wurden dabei die gesetzlich zu unterhaltenden Feuerlöschanstalten, also Geräte, die man zum Feuerlöschen brauchte (Feuerkufen, Leitern, Löscheimer, Feuerpatschen usw.). Die Feuerschau nahmen die Feuerschaumänner vor, die dafür vom Amt eine Aufwandsentschädigung erhielten.

Am 3. Sept. 1873 ist der zu der Bastianschen Erbzisstelle gehörige Kathen abgebrannt. Die beiden Kathenleute Below und Peters sind gegen Feuerschaden versichert. (Kliefoth, 1873)

Durch ein Feuer am Sonntag Mittag verbrannt beim Retten

(so das Kirchenbuch des Kirchspiels Volkenshagen, 1903)

In mönchhagen ist gestern der zu hufe nr 15 gehörige, mit stroh gedeckte tagelöhnerkaten nebst stall abgebrannt und sind beim retten von sachen die im katen wohnhaft gewesene tagelöhnerfrau witt sowie schmied leverenz und tagelöhner möller und schwerin im brennenden hause umgekommen, ausserdem tagelöhner jess an kopf und händen stark verbrannt.

So telegrafierte das Domanialamt Toitenwinkel, in dessen Verwaltungsbezirk Mönchhagen damals lag, am 10. August 1903 an das Großherzogliche Finanzministerium Mecklenburg-Schwerin.

Ausführlicher berichtet der Rostocker Anzeiger (RA) am 11. August 1903 von diesem entsetzlichen Brandunglück. Das Feuer brach mittags gegen 12 Uhr aus. Ein Augenzeuge berichtete, daß man zuerst einen in der Mitte des Hofes liegenden Haufen Stroh brennen sah. Das Feuer breitete sich im Nu auf das Strohdach des aus Fachwerk bestehenden Wohnhauses und das […] Dach des massiven Stalles [aus].

Die Bewohner des Wohnhauses, das Ehepaar Witt, kehrten gerade aus der Kirche in Volkenshagen zurück. Frau Witt […] stürzte entsetzt in das brennende Haus, in dem Glauben, ihre Kinder befänden sich noch darin. Schrecklich klang ihr Rufen aus dem brennenden Gebäude […] und alarmierte die Nachbarn, schreibt die Mecklenburgische Zeitung (MZ) am 11. August. Die Mutter stürzte sich mit Todesverachtung in das schon hell brennende Haus und rettete den Säugling, heißt es im RA. Die übrigen vier Kinder der Witts hatten draußen gespielt und befanden sich bereits in Sicherheit beim Vater. Nach den Unterlagen zur Volkszählung von 1900 und den Kirchenbüchern waren diese vier Kinder zwischen 2 und 6 Jahren alt, der Säugling erst 6 Wochen.

Obwohl der Hofbesitzer Schulze vor dem Betreten des brennenden Gebäudes warnte (Kein Mensch darf hineingehen! Laßt brennen, was brennen will! [MZ]), liefen noch acht Menschen wieder hinein, um Sachen zu retten. Binnen 5 Minuten war jeder Zugang zum Hause abgeschnitten und stand das Dach vollständig in Flammen. Zwei Personen – Lehrer Burmeister und dem anderen Katenbewohner Freimann – gelang es noch, nur leicht verletzt ins Freie zu kommen, dann stürzte das Dach ein. […] das Strohdach schoß herunter und versperrte die Tür, Mauerwerk und Balken brachen zusammen und prasselten nieder. [MZ] Man glaubte die Menschen bereits verloren, da gelang es den Arbeitern Wustnack und Jeß, ein Fenster einzuschlagen. Durch das herunterschießende brennende Dach hindurch sprangen Jeß und Wustnack ins Freie [MZ], während die anderen den Tod in dem Flammenmeer fanden. [RA] Weiter heißt es in der MZ: Furchtbare Szene der Verzweiflung spielten sich auf der Brandstätte ab. Der Sohn des Schmiedemeisters Leverenz wollte sich in das brennende Haus stürzen, um seinem Vater Hilfe zu bringen; nur mit Mühe konnte er durch die Umstehenden von seinem verzweifelten Schritte zurückgehalten werden.

Auch der Erbpächter Schulz, also der Hofbesitzer, blieb nicht untätig. Er heizte den Dampfkessel der ihm ebenfalls gehörenden Molkerei an und setzte Pumpen in Betrieb, die Wasser aus dem Peezer Bach zur Brandstelle förderten. Die Leute, die zur Rettung herbeigeeilt waren, taten nun ihr Möglichstes, um das Feuer von dem ungefähr 10 Meter von der Brandstätte entfernt liegenden Wohnhause des Schmiedes Lewerenz abzuhalten, was ihnen auch gelang. [RA]

Der 59-jährige Schmiedemeister Karl Lewerenz selbst gehörte jedoch zu denjenigen, die in dem brennenden Katen den Tod fanden. Er war Vater von fünf Kindern – der älteste Sohn arbeitete mit 26 bereits als Schmiedegeselle und dürfte derjenige gewesen sein, der den Vater hatte retten wollen; der jüngste war erst 10 Jahre alt. Außerdem fanden den Tod der 27-jährige Arbeiter Wilhelm Möller, der erst vor Kurzem geheiratet hatte und Vater eines noch ganz kleinen Kindes war. Dieses Kind war ein Mädchen und erst 7 Monate alt. Möller hatte Ende Oktober 1902 die damals (gerade noch) 17-jährige Emma Luise Johanna geheiratet. Die junge Frau Möller wurde also mit nur 18 Jahren zur Witwe. (Und ehe jetzt jemand lange nachrechnet – das Kind kam gut zwei Monate nach der Hochzeit zur Welt ...).

Die dritte Tote war die 32 Jahre alte Frau Witt, das vierte Todesopfer der 63-jährige Tagelöhner Heinrich Schwerin, der beim Versuch, das Vieh aus dem brennenden Stall zu retten, ums Leben kam. Diese drei wurden als stark verbrannte Leichen in der Kammer der Witt'schen Wohnung aufgefunden […]. Sie werden, vom Rauch erstickt, Opfer der Flammen geworden sein., heißt es in den Akten des Finanzministeriums.

Drei Tage später, am 12. August wurden die Brandopfer beerdigt, wie im Kirchenbuch des Kirchspiels Volkenshagen vermerkt ist (Alter und Vornamen werden in den Zeitungen leicht abweichend genannt, aber das Kirchenbuch dürfte hier die zuverlässigere Quelle sein):

Sämtliche Verunglückten waren verheiratet, höchst angesehen, achtbare, fleißige und brauchbare Arbeiter, schreibt der Beamte des Großherzogl. Mecklenb. Amtes Toitenwinkel an das Finanzministerium während der Verhandlungen um die Bewilligung von Rentenzahlungen an die Verletzten und die Hinterbliebenen. Daraufhin haben der schwer verletzte Tagelöhner Jeß bis Ende 1907 und der nun verwitwete Hermann Witt bis Ende 1909 eine Unterstützung von jährlich 50 Mark bekommen. Witt bekam die Unterstützung, weil er ja nun eine Frau anstellen musste, die sich um die zum Teil noch kleinen Kinder kümmern konnte.

Jeß war vom Rostocker Anzeiger schon für tot erklärt worden: Der Arbeiter Jeß wurde schwer verletzt in das hiesige Universitäts-Krankenhaus gebracht. Dem Benehmen nach hat der Unglückliche dort bereits seinen Geist aufgegeben. Er hat überlebt, hat aber lange im Krankenhaus gelegen und war danach arbeitsunfähig, weshalb ihm die lange Rentenzahlung gewährt wurde.

Die betroffene Hufe 15 lag übrigens etwa dort, wo heute das Feuerwehrgerätehaus steht, das ersehen wir aus einer alten Karte von der Dorffeldmark Mönchhagen, D. A. [Domanialamt] Teutenwinkel von 1894. Gegenüber liegen heute noch alte Schmiedegebäude. Das Schulhaus lag ebenfalls direkt nebenan, in westlicher Richtung – heute beherbergt das Gebäude den Kindergarten. Schmied und Lehrer waren also direkte Nachbarn. Der Hof Nr. 15 war auch als Mittelhof bekannt, da der Erbpächter Schulze drei Höfe besessen hat.

Schule und Schulanbau

Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute (Tagelöhner) die Schule, die bis dahin den Bauernkinder vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Der flachere Teil der ehemaligen Mönchhäger Schule (heute Kindergarten), welcher mit dem Giebel zur Straße steht, war früher einmal ein Fachwerkhaus und stammt wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der jeweilige Dorflehrer besaß früher eine Scheune, die noch nach 1950 existierte, und das Land im Kegel (heute Sportplatz) gehörte ihm bis 1929.

Am 6. 2. 1903 wurde der Bauauftrag für den großen Schulanbau vergeben. Auch damals gab es schon Fördermittel – am 27. Juni 1902 schreibt das Großherzogliche Finanzministerium im Auftrage des Großherzogs an den Gemeinde-Vorstand: Wir wollen der Gemeinde Mönchhagen auf ihre durch das Amt Toitenwinkel zu Rostock unterm 14. März d. J. vorgetragene Bitte eine Beihülfe von 3000 M zu den Kosten des Umbaues am dortigen Schulhause hiermit in Gnaden bewilligen.

Folgende Angebote lagen für diesen Bau vor:

  • Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9000,50 Mark,
  • Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7000 Mark,
  • Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8415 Mark,
  • Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8497,17 Mark,
  • Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10_788,33 Mark,
  • Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8809,04 Mark,
  • Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8671,40 Mark,
  • Maurermeister Müller aus Schwaan für 8366 Mark.

Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen Wilbrandt wegen des Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8225 Mark zu vergeben. Würde er ablehnen, sollte Glawe den Auftrag für 8400 Mark haben; würde auch er auch ablehnen, sollte Müller den Bau machen. Lange lehnte jedoch nicht ab und erhielt am 26. 2. 1903 den Auftrag für 8225 Mark zu folgenden Zahlungsbedingungen:

  • Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3,
  • nach Baubeendigung 1/3,
  • nach Bauabnahme 1/3 der Summe.

Vom letzten Drittel behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte den Betrag auf ein Bankkonto ein und gab Lange das Geld 1905.

1911 wurde die Schule endgültig fertig und Lange erweiterte die Sägerei seines Bauunternehmens (Oberdorf Nr. 1 und 2).

Durch den Schulanbau, der ja wegen allgemeiner Schulpflicht und damit größerer Schülerzahlen notwendig geworden war, war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm gerade die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen.

Folgende Lehrer sind bekannt:

  • Olerich 1762 bis 1783,
  • Peter Möller 1784 bis 1791,
  • Gottfried Müller 1824 bis 1859 (sein erster Sohn ertrank im Mühlenteich, der zweite war als Matrose in Amerika verschollen),
  • F. J. C. Weyl 1859 bis 1869,
  • Ludwig Johann Ruhsdorf 1869 bis ? (Er war vorher Küster in Retgendorf.)
  • Freitag.

1908 wurde der Antrag abgelehnt, die Häschendorfer Kinder nach Mönchhagen zur Schule schicken zu dürfen, da die Mönchhäger Schule bereits 90 Schüler und nur einen Lehrer, Burmeister, hatte. Ein Lehrer Burmeister wird in den Gemeindeakten noch 1923 aufgeführt. Nach ihm war Utermarck Lehrer.

Der Schulacker

Zur Schule gehörte Ackerland, dieses befand sich dort, wo heute der Sportplatz ist und der so genannte Kegel. Der Lehrer ackerte nicht selbst, ihm standen aber die Einnahmen zu. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet.

Die Post

Die Mönchhäger Postagentur in der Häuslerei 14 an der B105, kurz vor dem Bahnhof in Mönchhagen. Foto: privat
Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. Foto: privat

Die Postagentur

Laut dem Meckl.-Schwerinschen Staatskalender hatte Mönchhagen seit Beginn des 20. Jhdts. eine Postagentur (nach den Postämtern 1. bis 3. Klasse eine kleinere Poststelle). Ein Postamt 3. Klasse wurde im Staatskalender von 1883 für Rövershagen und für Bentwisch aufgeführt, mit Telegraphenanstalten, die von 9 bis 12 und von 14 bis 19 Uhr geöffnet waren.

Die Mönchhäger Postagentur befand sich in der Häuslerei 14, dem Gebäude, in dem später auch der Sattler Malchow wohnte. Es steht heute noch und liegt an der B 105 ein Stück nördlich des Bahnhofs, neben dem Miethaus, das früher der Bahn gehörte. Als Postagentur wurden die Veranda und eines der vorderen Zimmer der Häuslerei 14 genutzt. 1909 gab es hier lt. dem Staatskalender von 1910 den Postagenten Hermann Behrens sowie 2 Postboten, 1913 wird neben dem Postagenten Behrens ein namenloser Postbote und der Landbriefträger August Ramm aufgeführt. In der Volkszählung von 1900 wird Hermann Behrens als Schneidermeister genannt, das deutet schon darauf hin, dass ein Postagent nur nebenberuflich für die Post gearbeitet hat. Einer der Briefträger war 1900 Johann Crull, der zweite hieß Friedrich Lankowsky, beide wohnten zur Miete bei Behrens.

In der Volkszählung gehen die Bezeichnungen Landbriefträger und Postbote ein bisschen durcheinander, bei mindestens einem dürfte es sich jedoch um einen Landbriefträger gehandelt haben – diese transportierten die Post per Kutsche zwischen auf die umliegenden Dörfer ohne eigene Poststelle und nicht nur innerhalb der Gemeinde, wie die Postboten. Da zu dieser Zeit bereits eine Bahnanbindung existierte, musste die Post vom Bahnhof Mönchhagen bspw. nach Volkenshagen oder Kussewitz gebracht werden. Der Landbriefträger nahm ab 1880 auch Reisende in seiner Kutsche mit. Den Wagen stellte die Post, die Pferde dem Briefträger; allerdings bekam er ggf. ein zinsfreies Darlehen zur Anschaffung der Tiere. Er bekam für Unterhalt und Pflege der Pferde 7 Arbeitsstunden wöchentlich bezahlt. Wollte man mitfahren, musste man sich beim Landbriefträger melden, der entschied, ob man mitreisen durfte oder nicht (weil die Kutsche bspw. schon besetzt war). Das Fahrgeld sowie die Zustellgebühr für Pakete über 2,5 kg standen dem Briefträger zu. Die Pferde durften maximal 30 km täglich zurücklegen (bei schlechten Wegeverhältnissen auch nur 24 km) und hatten Sonntags Ruhetag. Sonntags musste daher gegebenenfalls ein Bote zu Fuß die Post überbringen.

Es existiert noch eine alte Postkarte, auf der die Postagentur mit Kutsche davor sowie drei Uniformierten zu sehen ist. Bei letzteren dürfte es sich um den Postagenten und seine beiden Landbriefträger handeln. Die Kutsche ist ein offener Wagen – kein sehr bequemes Reisegefährt, aber besser schlecht gefahren, als gut gegangen.

Das Foto zeigt die heutige Situation der ehemaligen Häuslerei 14 – die Bäume sind inzwischen deutlich größer geworden und der Hauseingang befindet sich nicht mehr an der Straßenfront.

Anfang der 1930er Jahre gab es neben dem Leiter der Poststelle Roggendorf noch drei Briefträger: Wilhelm Wolfgramm, Herr Ramm und Waltere Suhrbier. Letzterer wurde Leiter der Poststelle, als Roggendorf aus Altersgründen ausschied. Suhrbier verlegte die Post in eine Häuslerei im Oberdorf. Auch hier wurden ein Zimmer als Postraum und ein Anbau als Postschalter genutzt, das restliche Gebäude diente privaten Wohnzwecken. Hier blieb die Post bis 1968. Danach befand sich die Post für einige Jahre im Haus Oberdorf 2 (ehemals Häuslerei 17), bis sie 1982 in das neu gebaute Dienstleistungsgebäude in der ehemaligen Sägerei Lange umzog.

Bis Anfang der 1950er Jahre umfasste der Zustellbereich neben Mönchhagen noch Schnatermann, Jürgeshof, Stuthof, Bussewitz, Cordshagen, Volkenshagen und Poppendorf. Die Post – Zeitungen, Briefe, Päckchen und Pakete – kamen mit dem Zug am Bahnhof Mönchhagen an. Eine Zeitzeugin berichtet, dass der Postwagen immer direkt hinter der Lokomotive war und dass wenig Zeit zum Abladen der Post war, sodass die Pakete und Briefe den Zustellern eher zugeworfen als zugereicht wurden. Vom Bahnhof wurde die Post mit einem zweirädrigen Karren (später einer Holzschubkarre) zur Post im Oberdorf gebracht und dort an die Zusteller verteilt. Von 1949 bis 1960 gab es sechs Zusteller, nun auch zwei Frauen darunter. In den 1960er Jahren kamen Purkshof und Häschendorf neu in den Zustellbereich, Cordshagen, Bussewitz und Schnatermann verschwanden daraus. Nach der Wende erfolgte die Postzustellung zentral von Rövershagen aus.

Telefonvermittlung

Als sich die Poststelle im Oberdorf 16 befand, gab es im Postraum auch eine Telefonvermittlung, und zwar für Mönchhagen, Rövershagen, Oberhagen, Purkshof, Stuthof, Jürgeshof, Schnatermann, Vogtshagen, Cordshagen, Bussewitz, Poppendorf und Volkenshagen. Die Telefonvermittlung musste rund um die Uhr besetzt sein. Die Vermittlung erfolgte von Hand, indem das „Fräulein vom Amt“ durch Stöpseln (korrekter: das Stecken von Klinkensteckern) die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer herstellte.

Die Telefonvermittlung

Wollte jemand von einem eigenen Apparat aus telefonieren, sandte sein Telefon ein elektromagnetisches Signal aus, das im so genannten Klappenschrank eine Klappe herunterfallen ließ. Dadurch wurde die unter der Klappe liegende Anschlussbuchse sichtbar – von denen zu jedem Anschluss eine gehörte. Die Telefonistin steckte dann die Klinke in diese Buchse und fragte beim Anrufer nach, wen er anrufen wollte, um dann die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer ebenfalls per Klinke herzustellen. Sie kündigte dem Angerufenen das Gespräch an. Statt der Klappen gab es später auch Glühlampen, die einen Gesprächswunsch anzeigten. Wegen der besser verständlichen höheren Stimmlage waren ab 1889 immer mehr Frauen bei der Telefonvermittlung tätig.

Wenn mehrere Teilnehmer Ferngespräche führen wollten, konnte es länger dauern, bis man an der Reihe war, weil es nicht so viele Leitungen gab. Vor allem auf Gespräche in die BRD oder das kapitalistische Ausland musste man mitunter sogar Stunden warten, bis eine Verbindung hergestellt war.

Zunächst gab es nur etwa 20 Telefonanschlüsse im Dorf, darunter die Post, der Bahnhof, das Sägewerk, das Bürgermeisterbüro und das Privathaus im Oberdorf, auf dem die Sirene installiert war.

Lustbarkeitssteuer

Am 14. 11. 1913 wurde die Einführung einer Lustbarkeitssteuer für Tanzveranstaltungen be- schlossen. Bei Tanz bis Mitternacht sollten 6 Mark, bei Tanz bis Nachmitternacht 12 Mark bezahlt werden. Am 30. 1. 1914 wurde die Steuer auf 3 beziehungsweise 5 Mark herabgesetzt.

Der Erste Weltkrieg

Am 1. 8. 1914 begann der Erste Weltkrieg. In der Gemeindevertreter-Sitzung vom 7. 8. 1914 wurde festgestellt, dass sich die ausländischen Saisonarbeiter, die sich zu der Zeit in Mönchhagen aufhielten, ruhig verhielten und es daher vorerst nicht notwendig war, zwei Nachtwächter einzustellen. Am 4. 9. 1914 wurde beschlossen, die Familie von Kriegsteilnehmern nur in den dringendsten Fällen zu unterstützen. Die Höhe der Unterstützung sollte von der Gemeindevertretung festgelegt werden. Am 21. 10. 1914 wurde beschlossen, dass die Kriegerfrauen zunächst in ihren Wohnungen bleiben sollten; die Kriegswitwe Bremer sollte jedoch, falls die Unterstützung nicht ausreichte, eine Wohnung im gemeindeeigenen Armenkaten erhalten. Ein Unterstützungsantrag dieser Witwe auf 200 Mark im Jahr wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag auf Versicherung der verheirateten Soldaten durch die Gemeinde. Die Gemeindevertretung, in der die reichen Erb- pächter das gewichtigste Wort hatten, bewilligte am 17. 12. 1915 den damals zwanzig Kriegerfamilien in Mönchhagen lediglich kostenloses Brennholz, welches die Erbpächter für sie fahren sollten. Neun von den Kriegerfamilien brauchten keine Pacht mehr für den Gemeindeacker zahlen.

Mönchhagen hatte durch den Krieg folgende Verluste:

  • 1914 August Suhrbier
  • 1915 Albert Topp, Wilhelm Jess, Helmut Burmeister, Hermann Wilken,
  • 1916 Walter Schulze, Albert Tack, August Staffeld, Paul Röpke, Franz Peters
  • 1917 Friedrich Burmeister, Paul Sieglow, Wilhelm Pingel, Walter Hallier, Paul Topp
  • 1918 Ernst Suhrbier, Friedrich Kuster

Wie schon im Krieg 1870–1871 hofften auch diesmal einige Erbpächter, durch Gewährung von Kriegsanleihen Gewinne machen zu können. Noch am 13. 4. 1917, als die deutsche Blitz- kriegsstrategie längst gescheitert war, beschloss die Gemeinde mit fünf gegen drei Stimmen, 20_000 Mark für die 6. Kriegsanleihe zu geben. Die Erbpächter August Haller und Ernst Prüter erklärten sich bereit, je zur Hälfte der Gemeinde die Summe für 5¼ % Zinsen zu leihen. Bis 1. 10. 1924 sollte der Vertrag mit der Gemeinde unkündbar, von da an halbjährlich kündbar sein. Insgesamt hatte Mönchhagen Reichsschuldverschreibungen über 30_600 Mark. Durch die Niederlage Deutschlands blieben die erwarteten Gewinne jedoch aus. Die Frage der Kriegsanleihen wurde noch verschiedentlich von der Gemeindevertretung besprochen und erst 1935 beschloss die Gemeinde, die Kriegsanleihen für 900 Reichsmark zu verkaufen, wenn sie jemand haben wollte.

Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg

Über die Novemberrevolution und die damit verbundenen Ereignisse in Mönchhagen ist nichts bekannt. Es steht lediglich fest, dass am 24. 2. 1919 der Häusler Franz Geisler (SPD) Schulze wurde und damit den bisherigen Schulzen Brandt ablöste. Geisler behielt sein Amt bis 1935, als die Nationalsozialisten die Macht in der Gemeindevertretung an sich rissen und sämtliche Arbeiter aus der Gemeindevertretung „herauswählten“. Am 24. 4. 1919 wurde beschlossen, die Anstellung eines Nachtwächters und die Aufstellung einer Bürgerwehr aus Kostengründen abzulehnen. Am 31. 7. 1922 wurde beschlossen, dass elektrische Ortsnetz auszubauen und die Schule daran anzuschließen. Der Anschluss der Lehrerwohnung wurde allerdings zunächst abgelehnt und erst am 20. 12. 1922 bewilligt. Lehrer Burmeister hatte den Elektroanschluss seiner Wohnung mit 27_796 Mark und Junglehrer Ihde mit 11_800 Mark erst einmal selbst bezahlt. Beide mussten zusehen, dass sie ihr Geld von der Gemeinde zurückbeka-men, da diese seit 3. 8. 1923 pleite war.

Damals erreichte die Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt. Da das Geld fast wertlos war, wurde die Vergnügungssteuer mit ½ bzw. 1 Zentner Roggen bezahlt; die jährlichen Steuern für ein Auto betrugen ½ Zentner Roggen, für einen Federwagen sogar 10 Zentner Roggen. Anscheinend versuchte damals jeder, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. So forderte die Landwirtschaftskammer im Oktober 1923 für die Mönchhäger Gemeindeländereien eine Steuer von 180_000_000 Mark. Dies wurde aber abgelehnt, weil die Kammer überhaupt kein Geld von Mönchhagen fordern durfte. Nach Einführung der Rentenmark wurde am 28. 1. 1924 beschlossen, die Vergnügungssteuer wieder in Geld zu zahlen. Ein Tanz kostete 10 Mark, ein Kappenfest 15 Mark, ein Maskenball 20 Mark. Auf Antrag des Gastwirts Piehl wurde die Tanzsteuer am 4. 3. 1924 um 5 Mark gesenkt. Die Inflation hatte ihr Ende gefunden. Die Gaststätte Piehl entwickelte sich in den 20er Jahren zur Arbeitergaststätte in Mönchhagen (heute Wohnhaus Hoffmann im Unterdorf Nr. 37; der große Tanzsaal existiert nicht mehr).

Die weitere Geschichte Mönchhagens

Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet: