Lieper Winkel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Einführung ==
Der Lieper Winkel ist eine von Peenestrom, Achterwasser und Krienker See umgebene Halbinsel auf der [[Insel Usedom]]. Durch seine jahrhundertelange Abgeschiedenheit und enge verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Dörfer bildeten sich eine regionale Tradition mit Eigenheiten in Kultur, Sprache, Tracht heraus die bis ins 20.Jahrhundert überlebten. Diese werden im Museum [http://www.heimathof-lieper-winkel.de/ Heimathof] ausgestellt.
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Der Lieper Winkel ist eine von Peenestrom, Achterwasser und Krienker See umgebene Halbinsel auf der [[Insel Usedom]]. Durch seine jahrhundertelange Abgeschiedenheit und enge verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Dörfer bildeten sich eine regionale Tradition mit Eigenheiten in Kultur, Sprache, Tracht heraus die bis ins 20.Jahrhundert überlebten. So wurden noch bis Mitte des 20.Jahrhunderts  [[Hausmarken_Pommern#Hausmarken_Lieper_Winkel-Insel_Usedom | Hausmarken im Lieper Winkel]] von Fischern genutzt. Im Museum [http://www.heimathof-lieper-winkel.de/ Heimathof Lieper Winkel] werden diese Besonderheiten ausgestellt.
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Im Kirchenbuch [[Liepe]] ab dem Jahr 1700 werden 50% aller Einträge von nur 5 Familiennamen belegt, der häufigste Name Resch/Räsch macht alleine 17% aller Einträge aus. 
  
 
Heute umfasst der Lieper Winkel die Gemeinde '''Rankwitz''' mit seinen Ortsteilen [[Rankwitz]], [[Grüssow]], [[Krienke#Krienke|Krienke]], [[Liepe]], [[Quilitz]], [[Reestow]], [[Suckow im Lieper Winkel|Suckow]] und [[Warthe#Warthe|Warthe]] .
 
Heute umfasst der Lieper Winkel die Gemeinde '''Rankwitz''' mit seinen Ortsteilen [[Rankwitz]], [[Grüssow]], [[Krienke#Krienke|Krienke]], [[Liepe]], [[Quilitz]], [[Reestow]], [[Suckow im Lieper Winkel|Suckow]] und [[Warthe#Warthe|Warthe]] .
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== Im späten Mittelalter ==
 
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Um 1025 wurde ein Schatz von hunderten, vorwiegend arabischen Silbermünzen und Hacksilber beim heutigen [[Quilitz]] vergraben, die 1914 beim Beackern von einem Bauern gefunden wurden: [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Quilitz#Silberschatz_von_Quilitz  Silberschatz von Quilitz]. Aufgrund von Umfang und der Herkunft der Münzen wird ein Händler als originaler Besitzer vermutet. Der angrenzende Peenestrom war bis Mitte des 18.Jahrhunderts der Hauptwasserweg aus der Ostsee in das Haff / nach Stettin und zur Oder. Der Originalschatz ist seit 1945 verschollen, eine Replik ist im [https://www.heimathof-lieper-winkel.de/  Heimathof Lieper Winkel] ausgestellt.
  
 
Bereits 1187 taucht der Lieper Winkel erstmals in einer Urkunde auf. Über viele Jahrhunderte gehörten die meisten Dörfer zum Kloster Pudagla, das das geistliche und wirtschaftliche Leben der Region prägte. Eine Ausnahme bildeten [[Krienke#Krienke|Krienke]] und [[Suckow im Lieper Winkel|Suckow]], die dem Rittergut der Familien von Lepel und von Borcke unterstanden.
 
Bereits 1187 taucht der Lieper Winkel erstmals in einer Urkunde auf. Über viele Jahrhunderte gehörten die meisten Dörfer zum Kloster Pudagla, das das geistliche und wirtschaftliche Leben der Region prägte. Eine Ausnahme bildeten [[Krienke#Krienke|Krienke]] und [[Suckow im Lieper Winkel|Suckow]], die dem Rittergut der Familien von Lepel und von Borcke unterstanden.
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[https://youtu.be/JF4BknwONLQ Der Lieper Winkel im Mittelalter - Ein Schatz, gefälschte Urkunden und eine 600-Jahr-Feier im Jahr 2021]
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Vortrag von André Leichsenring und Dr.Tünde Beatrix Karnitscher, Mitschnitt vom Heimatverein Lieper Winkel e.V. vom Oktober 2021:
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Datei:Mitschnitt vom Heimatverein Lieper Winkel e.V. vom Oktober 2021 auf Youtube.JPG||thumb|150px|link=https://youtu.be/JF4BknwONLQ |[https://youtu.be/JF4BknwONLQ|Vortrag Der Lieper Winkel im Mittelalter - Ein Schatz, gefälschte Urkunden und eine 600-Jahr-Feier (Vortrag von André Leichsenring und Dr.Tünde Beatrix Karnitscher)]
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== Unter Schwedischer Herrschaft (1648 - 1720) ==
 
== Unter Schwedischer Herrschaft (1648 - 1720) ==
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== Unter Preußen (ab 1720) ==
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== Kaiserreich 1871-1918 ==
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Ein Meilenstein war der '''Straßenbau''' im Jahr 1898. Zuvor waren die Dörfer nur über Sandwege verbunden, und die Bewohner nutzten meist Boote, um nach [[Lassan]] zu gelangen.
  
[[Datei:Lieper Winkel vor 300 Jahren Titel.JPG|thumb|250px|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/2d/Vortrag_Lieper_Winkel_vor_300_Jahren.pdf |[[Medium:Vortrag Lieper Winkel vor 300 Jahren.pdf|Vortrag Lieper Winkel vor 300 Jahre: Ortsbeschreibungen, Bevölkerung, Landkarten]]]]
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'''Schulen''': Die Bildung war viele Jahre dezentral organisiert: In Liepe bestand bis 1857 eine Küsterschule, später entstanden staatliche Schulen auch in Warthe (1858–1973), Rankwitz (1893–1974) und [[Suckow im Lieper Winkel]] (bis 1970).
  
== Unter Preußen (ab 1720) ==
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Auch die '''Feuerwehren''', gegründet 1903 in [[Liepe]], [[Rankwitz]] und [[Warthe#Warthe]], spielten eine wichtige Rolle. Überliefert ist ihr Einsatz bei Großbränden, etwa 1911 in Warthe, 1935 in Rankwitz und 1931 beim Gutshausbrand in [[Krienke]].
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== SBZ und DDR ==
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Mit dem Einmarsch der Roten Armee 1945 begann eine neue Ära. Neue Bürgermeister wurden eingesetzt, Gemeindevertretungen organisiert, und die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge aus Wollin und Hinterpommern wurde bewältigt. Das Gut in Krienke wurde in 24 Siedlungsstellen aufgeteilt, das Schloss teilweise als Baumaterial abgetragen.
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In der DDR-Zeit entstanden LPGs und FPGs, die die bäuerliche und fischereiliche Einzelwirtschaft beendeten. Gleichzeitig wurden neue kommunale Einrichtungen geschaffen, etwa die '''Ernte-Kita''' in Rankwitz (ab 1959) und die '''Gemeindeschwesternstation''' in Liepe (ab 1976). Die Gemeinden übernahmen nun auch Aufgaben in Kultur und Freizeitgestaltung. Mit dem '''Zusammenschluss zur Gemeinde Rankwitz 1974''' wurde die ehemalige Schule in Rankwitz zum zentralen Gemeindebüro umgebaut.
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== Weiterführende Geschichte ==
 
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Datei:Lieper Winkel Titel.jpg|thumb|150px|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/a/ab/Lieper_Winkel_epubli.pdf |[[Medium:Lieper Winkel epubli.pdf|Lieper Winkel 78 Seiten Verlag epubli - pdf]]
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Datei:Leichsenring - Häuserchronik Rankwitz.png||thumb|150px|Häuserchronik von Rankwitz - Historie, Ansichten und Bewohner der Höfe seit 1693
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Datei:Züssow Greif 2016 Titel.jpg| [[Medium:Züssow Greif 2016 a.pdf|Familienforschung auf Usedom - Vortrag 2026 für Verein Pommerscher Greif e.V.]]
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== Mühlen im Lieper Winkel ==
 
== Mühlen im Lieper Winkel ==
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* [http://www.heimathof-lieper-winkel.de/ Heimatverein mit Aktivitäten]
 
* [http://www.heimathof-lieper-winkel.de/ Heimatverein mit Aktivitäten]
* [http://www.rankwitz-im-lieper-winkel.de/genealogie.html Familienforschung im Lieper Winkel]
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* [http://www.rankwitz-im-lieper-winkel.de/historisches.html Geschichte des Lieper Winkels]
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* [https://www.heimathof-lieper-winkel.de/seite/231417/geschichte.html Historische Ereignisse im Lieper Winkel]
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* [http://www.usedom-genealogie.de/frame.html?frame=usedom_forschung/index.html Familienforschung im Lieper Winkel]
 
* [http://kirche-auf-usedom.de/kirchen/ev-kirche-liepe/ Verwaltung Kirche Liepe]
 
* [http://kirche-auf-usedom.de/kirchen/ev-kirche-liepe/ Verwaltung Kirche Liepe]
 
* [http://kirche-auf-usedom.de/kirchen/ev-kirche-morgenitz/ Verwaltung Kirche Morgenitz]
 
* [http://kirche-auf-usedom.de/kirchen/ev-kirche-morgenitz/ Verwaltung Kirche Morgenitz]

Aktuelle Version vom 15. November 2025, 00:04 Uhr

Einführung

Der Lieper Winkel ist eine von Peenestrom, Achterwasser und Krienker See umgebene Halbinsel auf der Insel Usedom. Durch seine jahrhundertelange Abgeschiedenheit und enge verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Dörfer bildeten sich eine regionale Tradition mit Eigenheiten in Kultur, Sprache, Tracht heraus die bis ins 20.Jahrhundert überlebten. So wurden noch bis Mitte des 20.Jahrhunderts Hausmarken im Lieper Winkel von Fischern genutzt. Im Museum Heimathof Lieper Winkel werden diese Besonderheiten ausgestellt.

Im Kirchenbuch Liepe ab dem Jahr 1700 werden 50% aller Einträge von nur 5 Familiennamen belegt, der häufigste Name Resch/Räsch macht alleine 17% aller Einträge aus.

Heute umfasst der Lieper Winkel die Gemeinde Rankwitz mit seinen Ortsteilen Rankwitz, Grüssow, Krienke, Liepe, Quilitz, Reestow, Suckow und Warthe .

Im späten Mittelalter

Um 1025 wurde ein Schatz von hunderten, vorwiegend arabischen Silbermünzen und Hacksilber beim heutigen Quilitz vergraben, die 1914 beim Beackern von einem Bauern gefunden wurden: Silberschatz von Quilitz. Aufgrund von Umfang und der Herkunft der Münzen wird ein Händler als originaler Besitzer vermutet. Der angrenzende Peenestrom war bis Mitte des 18.Jahrhunderts der Hauptwasserweg aus der Ostsee in das Haff / nach Stettin und zur Oder. Der Originalschatz ist seit 1945 verschollen, eine Replik ist im Heimathof Lieper Winkel ausgestellt.

Bereits 1187 taucht der Lieper Winkel erstmals in einer Urkunde auf. Über viele Jahrhunderte gehörten die meisten Dörfer zum Kloster Pudagla, das das geistliche und wirtschaftliche Leben der Region prägte. Eine Ausnahme bildeten Krienke und Suckow, die dem Rittergut der Familien von Lepel und von Borcke unterstanden.

Unter Schwedischer Herrschaft (1648 - 1720)

  • 1693 Schwedische Landesaufnahme mit Beschreibung aller Dörfer des Lieper Winkels

Unter Preußen (ab 1720)

Kaiserreich 1871-1918

Ein Meilenstein war der Straßenbau im Jahr 1898. Zuvor waren die Dörfer nur über Sandwege verbunden, und die Bewohner nutzten meist Boote, um nach Lassan zu gelangen.

Schulen: Die Bildung war viele Jahre dezentral organisiert: In Liepe bestand bis 1857 eine Küsterschule, später entstanden staatliche Schulen auch in Warthe (1858–1973), Rankwitz (1893–1974) und Suckow im Lieper Winkel (bis 1970).

Auch die Feuerwehren, gegründet 1903 in Liepe, Rankwitz und Warthe#Warthe, spielten eine wichtige Rolle. Überliefert ist ihr Einsatz bei Großbränden, etwa 1911 in Warthe, 1935 in Rankwitz und 1931 beim Gutshausbrand in Krienke.

SBZ und DDR

Mit dem Einmarsch der Roten Armee 1945 begann eine neue Ära. Neue Bürgermeister wurden eingesetzt, Gemeindevertretungen organisiert, und die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge aus Wollin und Hinterpommern wurde bewältigt. Das Gut in Krienke wurde in 24 Siedlungsstellen aufgeteilt, das Schloss teilweise als Baumaterial abgetragen.

In der DDR-Zeit entstanden LPGs und FPGs, die die bäuerliche und fischereiliche Einzelwirtschaft beendeten. Gleichzeitig wurden neue kommunale Einrichtungen geschaffen, etwa die Ernte-Kita in Rankwitz (ab 1959) und die Gemeindeschwesternstation in Liepe (ab 1976). Die Gemeinden übernahmen nun auch Aufgaben in Kultur und Freizeitgestaltung. Mit dem Zusammenschluss zur Gemeinde Rankwitz 1974 wurde die ehemalige Schule in Rankwitz zum zentralen Gemeindebüro umgebaut.

Weiterführende Geschichte

siehe Chroniken der einzelnen Ortteile

Ortschroniken des Lieper Winkels

Veröffentlichungen und Chroniken




Datei:Leichsenring - Häuserchronik Rankwitz.png

Mühlen im Lieper Winkel

Plakate der Sonderausstellung 2025 des Heimatvereins Lieper Winkel e.V., erarbeitet von André Leichsenring.

1963 Rankwitz Reste der Braunschen Windmühle.

Weitere Mühlen auf Usedom siehe Windmühle

Weiterführende Informationen