Familiengeschichte des Wilhelm Fubel

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Wilhelm Fubel

Meine Vorfahren

1941


Vorwort

Schon vor vielen Jahren kam ich auf den Gedanken, eine Familiengeschichte niederzuschreiben. Es entstand so eine Schilderung des Lebens und Werdens unserer Familie in einzelnen Bildern, deren Untergrund die ermittelten feststehendenden familiengeschichtlichen Daten, deren Rahm die überlieferte Heimat- und Zeitgeschichte waren.

Ich nehme an, daß diese Darstellung, die allerdings nur einzelne einfache Vorgänge bringt, vor allem für die Mitglieder unseres Geschlechts von Interesse sein wird.

Dann dürfte sie ihren Zweck erfüllen und dazu beitragen, den Sinn für die Familie und unsere schöne Heimat, sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl zu wecken.


Stettin, den 17. Oktober 1941 Wilhelm Fubel

Das Geschlecht der Fubel

Nach einer alten Überlieferung sollen die Fubel aus Holland stammen. Ob es sich hierbei um ein bloßes Gerede handelt, das darauf zurückzuführen ist, dass irgendjemand irgendeinmal eine dahingehende Vermutung ausgesprochen hat, vom Hörer dann als unumstößliche Tatsache aufgenommen oder zu als eine solche umgedeutet und an die jüngere Generation weitergegeben ist, konnte bisher nicht erwiesen werden, jedenfalls wird die holländische Herkunft des Stammes behauptet. Vielleicht handelt es sich hier um eine Einzeleinwanderung, die zu allen Zeiten von Holland aus auf deutsches Gebiet erfolgt ist. Die Mehrzahl dieser Nachkommen setzte sich aus märkischen und vorpommerschen Jägern zusammen. Sie waren ein gesundes und äußerst stattliches Geschlecht, die Männer von hervorragender körperlicher Kraft und Gewandtheit; es waren Menschen, die fest in der Heimaterde standen, aufrichtig treu, pflichtbewußt und mit dem höchsten Stolze, das, was sie sich erschaffen hatten, nur gewonnen war durch eigene Kraft!

Als ältester Stammvater ist bekannt der Revierjäger Christian Fubel geboren um 1697/1702, dessen Söhne in der Uckermark und auf der Insel Usedom nachgewiesen werde. Von diesen und den weiteren Nachkommen sind zum Teil ausführliche Nachrichten vorhanden und wiedergegeben.

Das Geschlecht blüht Jahrhunderte in der Uckermark und Pommern. Diese Vorfahren waren zwar keine großen Persönlichkeiten, aber sie waren überall dabei, sie halfen überall mit, wo es um Deutschland ging. Sie bebauten dessen Boden, sie schlugen dessen Schlachten, sie trieben dessen Handwerke, sie schufen mit an dessen Kultur. Sie waren der Geschichte und dem Schicksal zuinnerst verbunden. Sie stritten mit, sie litten mit! Völkische Ideen und Ziele zogen sie in ihren Bann, stärkten ihr Wollen. Sie wirkten stolz beim Werden ihres Staates.

Die untadelige persönliche Lebensführung der Söhne, die im Vaterhause gelernte Zucht, der dort geübte Fleiß, die durch Überlieferung gesteigerte Vaterlandsliebe und Königstreue, die soldatischen Haltung, alles das entsprach dem Wesen der Fubel.

Der in Pommern auf der Insel Usedom in Zinnowitz begründete Stamm geht von dem Königlichen Oberförster Caspar Friedrich Fubel, geboren am 26. September 1743 in Steglitz UM, aus, der im Jahre 1775 zum königlichen Förster in Zinnowitz ernannt wurde und infolgedessen aus der Uckermark nach Zinnowitz übersiedelte. Aus diesem Stande, oft bedroht von Wind und Wetter, oft verheert durch wechselnde Kriegsstürme, hat sich hier an der alten Heerstraße zwischen Vor- und Ostpommern unmittelbar an der Ostsee ein zähes Geschlecht schlecht und recht durchgerungen, irdische Güter sind gekommen und gegangen, das Herz ist aber am alten Fleck geblieben.


W. Fubel Regierungsinspektor Stettin Zeppelin Prom. 6

Das Wappen der Fubel

Wappen der Familie Fubel.jpg

Wie oft hört man von Stammesangehörigen die Frage: „Haben wir denn eigentlich kein Wappen?“

Viele werden nun sagen, so große Tiere waren unsere Vorfahren dann doch nicht. Deutsch bis in die Knochen, gewiß. Aber ein Wappen, nein. Also, auch das älteste Wappen ist irgendwann einmal zuerst geführt worden. Das war damals selbstverständlich, weil eben die Sitte lebte.

So ein äußeres Zeichen des Zusammenhaltens zeugt vom Sinn, von der Würde, von dem Geschichtsbewußtsein seiner Träger. Eine beglückende Ruhe und Reife atmet so ein Blatt, das stetig von Ahn zu Ahn den Reigen mitmacht, den einmal der Tod mit uns allen tanzt.

Das Wappen belegt sippenkundlich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht. Die Fähigkeit, ein Wappen zu führen, liegt aber keineswegs nur bei bestimmten Ständen und durchaus nicht etwa nur beim Adel.

Auch unser Geschlecht hat schon früher ein Wappen mit der Adelskrone geführt. Nach den bisherigen Ermittelungen ist es wahrscheinlich auch von dem Hauptmann v. Fubel geführt worden, der im dreißigjährigen Krieg (1628) vor Stralsund unter dem General von Arnim gefallen ist.

Später haben dann die Fubel, aus irgendeinem Grunde, den Adel abgelegt. Als letzter Wappenträger konnte der Apotheker Karl Wilhelm Robert Fubel (gestorben 1860 zu Berlin) ermittelt werden, der es wohl schon von seinem Vater, dem Bürgermeister zu Strausberg, Johann Wilhelm Matthias Fubel (geb. 5.12.1778, gest. 6.8.1855) übernommen hat. Es befand sich in dem Nachlaß der im Jahre 1918 zu Hamburg verstorbenen Tochter Karoline Friederike Marie Fubel und zwar auf einer alten kostbaren Tasse in handgemalter künstlerischer Ausführung, die ein in Hamburg lebender Fubel, aus der Zinnowitzer Linie, von der genannten Tochter des Apotheker Fubel geerbt hat. Die Tasse besitzt das Zeichen K.P.M., d. H. Königl. Porzellan-Manufaktur (Berlin) mit dem alten Preußischen Adler, der in der rechten Klaue einen Stab (Zepter) trägt.


W. Fubel Regierungsinspektor Stettin Zeppelin-Prom. 6

Wappenbeschreibung

Spitzbogig geteilt, von der Mitte oben je zur Hälfte links und rechts rote Felder, in denen sich je ein goldener Ring befindet; im unteren weißen Teil des Wappens ein goldener Maueranker. Auf dem Helm über dem Helmwulst die goldene Adlerkrone, über der sich der untere Teil des Wappens mit dem Maueranker in denselben Farben wiederholt und als Abschluß im geschlossenen roten Fluge (Federn), die zwei goldenen Ringe. Der Schild selbst ist mit eine schmalen goldenen Umrahmung eingefaßt.

Wappendeutung

Im Schild befindet sich ein Maueranker, als Sippenzeichen. Die Ringe rechts und links bedeuten vor allem das Sonnenjahr. Ferner sind sie Sinnbilder des ewigen Kreislaufes. Der Ring war bereits in der älteren Steinzeit als Sonnenzeichen gebräuchlich. Der Sonnenring ist auch das Sinnbild der arischen Verlobung („in den Ring der Verwandten treten“) und Ehe. Der 4. Finger der Hand galt als Sonnenfinger („nach der Planeten-Einteilung der Hand“). Er trug und trägt bis heute als Ringfinger den goldenen Sonnenring.


Ahnen

Christian Fubel (Ahnen-Nr. 32)

Jahr und Tag, sowie der Ort seiner Geburt lassen sich mit Sicherheit nicht ermitteln. In der Sterbeurkunde im Kirchenbuch des evangel. Pfarramtes in Stegelitz Um. vom 21.11.1792 wird erwähnt, daß er „nach aller Erkundung und Berechnung verschiedener Umstände zwischen 91 und 95 Jahre alt geworden“ ist. Das Geburtsjahr wird man hiernach von 1697 bis 1702 zu suchen haben.

Nach der erwähnten Sterbeurkunde war Christian Fubel seit 1742 herrschaftlicher Schütze und Revierjäger auf dem Rittergut Stegelitz Um., Majorat der Familie von Suckow.

50 Jahre hat er hier verbracht.

Wie nachgewiesen werden konnte, waren die Fubel vom 17. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein eine ausgesprochene Forstbeamtenfamilie, und auch jetzt besteht in fast ununterbrochener Folge ein Stamm von Förstern aus diesem Geschlecht in der Uckermark.

Eine alte Chronik, die im Jahre 1739 -also zur Zeit Christian Fubels- im Druck erschien, gibt erschöpfende Auskunft darüber, was man damals unter einem richtigen waidgerechten Jäger verstand.

Jäger ist, so heißt es, der die Art allerlei Wildes und Waidwerkes kennt, demselben geschicktlich nachzustellen und sie zu fällen weiß. Es wird aber zu einem vollkommenen Jäger erfordert, daß er sich vor allerhand verbotenen Künsten, Aberglauben, Fluchen, Saufen, Spielen und anderen Lastern hüte, daß er eines guten und scharfen Gesichts. eines guten Gehörs, schnelle Füße, nicht gebrechlich, eines gesunden Atems, und daher laut vom Halse, dauerhaftig, wachsam, geduldig und unverdrossen, von reifem Verstande, aufmerksam, gesunder und gerader Zähne zum Blasen, hurtig und geschwinde in seinem Vornehmen, unverzagt und nicht furchtsam, eines anschlägigen und verschmitzten Kopfes, verschwiegen und treu und nicht neidisch sey, daß er Liebe zu den Hunden habe, seinen Leithund wohl zu arbeiten, und andere zu der Jagd gehörigen Hunde gehörig abzurichten weiß, wohl reiten und schwimmen könne.“

So wie man zur Hege, zur Betreuung des Tieres, aber auch zur Bekämpfung des Raubzeuges nur aufrechte und ehrenhafte, an Körper und Seele gesunde Männer gebrauchen konnte, so scharf ging man damals auch gegen die Wildfrevler vor. Das Fallenstellen und Legen von Schlingen, von Wilddieben und anderen jagdfremden Gesindel betrieben, wurde mit drakonischen Strafen geahndet. Aber auch in den Privatforsten durfte nur der Jäger, der das Handwerk recht und richtig erlernt hat, jagen. Nur die in jeder Hinsicht waidgerechte Jagd galt, denn „die Jagd ist eine so nützliche als nöthige Übung“, sagt die alte Chronik, „weil nicht nur ein Land dadurch von schädlichen reißenden Thieren befreyet oder gesäubert, das übrige Wild aber an Hirschen, Rehen, Schweinen, Hasen und Federwildpret zu gehöriger Zeit zu Nutze gebracht wird, sondern auch weil man auf solcher das Gewehr zu Pferde und zu Fuße fertig und geschickt zu gebrauchen, Hunger und Durst, Arbeit und Mühe, Hitze und Frost, Regen und Ungewitter, Wachen und andere Abmattungen stärket und abhärtet.“ Wahrhaftig, es mußten ganze Kerle gewesen sein, die damals das edle Waidwerkt betreiben durften!

Etwa 1731 schloß Christian Fubel die Ehe mit Maria Dorothea Dorenburg; ihr Geburtsdatum liegt um 1711. Dieser Ehe entsproßten zehn Kinder. Seine Gattin starb bereits vor ihm am 29. März 1789 zu Stegelitz Um. Christian Fubel selbst schloß seine müden Augen am 21. November 1792 in Stegelitz Um. Er muß eine eiserne Gesundheit besessen haben, da er nur kurz vor seinem Tode einige Monate bettlägerig krank gewesen ist. Was wenigen vergönnt ist, ein Lebensabend frei von den Beschwerden des Alters, Christian Fubel durfte sich ausgiebig dessen erfreuen.


Caspar Fubel (Ahnen-Nr. 16)

Caspar Friedrich Fubel wurde am 26. September 1743 zu Stegelitz (Försterei) in der Uckermark als Sohn des Revierjägers Christian Fubel und seiner Ehefrau Maria Dorothea Dorenburg geboren.

Über seine früheste Jugend ist nichts bekannt; er erlernte, wie auch seine Vorfahren und Brüder, den Jägerberuf. Als blutjunger Bursche hat er später- siehe Burkhardt- die schlimmsten Jahre des Siebenjährigen Krieges mitgemacht. Nach Beendigung dieses Krieges wurde er Jäger bei einem General v. Wedell; es scheint dies der um 1712 auf dem Rittergut Göritz U/M geborene Karl Heinrich v. Wedell, der 1761-1779 preußischer Kriegsminister war, gewesen zu sein, der viele Rittergüter in der Uckermark besaß. Am 1.8.1775 erfolgte -nach Aufzeichnungen beim Preuß. Staatsarchiv in Stettin- die Ernennung zum Königlichen Förster in Zinnowitz. Aus diesem Grunde siedelte er aus der Uckermark nach Zinnowitz über und begründete somit den Zinnowitzer Stamm der Fubel.

Am 13.11.1775 vermählte er sich zu Altlandsberg in erster Ehe mit Marie Louise Hagen, Tochter des Kantors zu Altlandsberg, Johannes Michael Hagen. Aus dieser Ehe sind 3 Söhne und eine Tochter hervorgegangen.

Das Forstrevier Zinnowitz -etwa 60 Hufen groß- gehörte damals zum Forstamt Pudagla und bestand in schmalen Streifen von Holz (Eichen, Buchen, Kienen), in einer Länge von 15 km. Der Förster in Zinnowitz mußte Rechnung legen; unter ihm stand noch ein Holzwärter in Coserow.

In Zinnowitz selbst waren zu dieser Zeit- nach Brüggemann- 8 Kolonisten, 6 Büdner, 1 Schulmeister ansässig. Später wurde Caspar Fubel zum Königlichen Oberförster ernannt.

Die zweite Ehe schloß er in Zinnowitz am 26.11.1798 mit Trin Lise (Catharina Elisabeth) Dinsen, Tochter des „Mousquetiers“ im Infanterie-Regiment von Alt -Stutterheim Nr. 30, Jochem Dinse (Dinnes) und seiner Ehefrau Marie Engel zu Crummin. Zwei Söhne und eine Tochter gingen aus dieser Ehe hervor.

Nach einer alten Konduitenliste aus dem Jahre 1808 war das Zinnowitzer Forstrevier, das Caspar Fubel bis zu seinem Tode betreute, 5917 Morgen groß. Sein Diensteinkommen betrug bei freier Wohnung usw. -156 Taler, 16 Gr. 6Pf.

Unter Verhalten im Dienst befindet sich folgende Eintragung „recht gut. Nur wäre zu wünschen, daß derselbe eine Verbeßrung bekommt, zumal er in diesem Krieg beynahe ganz ausgezogen worden ist.“

Um 1806 bis 1813 war für Zinnowitz eine böse Zeit. Zwar fanden hier keine weltbewegenden Kämpfe statt, aber die Durchzüge, Einquartierungen und Lieferungen nahmen infolge des unglücklichen Krieges kein Ende. Soldaten aller Nationen zogen an Zinnowitz vorüber und so ist auch Caspar Fubel von den Bedrückungen dieser Zeit, wie bereits in der Konduitenliste erwähnt, nicht verschont geblieben.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt wälzte sich ein wilder Strom von Flüchtlingen auch über Wolgast-Swinemünde-Wollin nach Ostpommern. Vom 29.10. bis 3.11.1806 ging die wilde Retirade auch über Zinnowitz, hier wie überall einen erschreckenden Eindruck hinterlassend.

Besonders dem alten Oberförster Fubel ging das Unglück des Landes nahe. Stumm und starr sah der Alte, den Krückstock in der Hand und noch mit dem dicken preußischen Zopf frisiert, der dem riesigen Waidmann bis in die Kniekehle hinabreicht, an seinem Försterhause am Eingang des Dorfes die flüchtigen Truppen vorübereilen.

Die Invasion der Franzosen brach dem ehrlichen Preußen, der jeden Morgen mit abgenommener Schlafmütze vor dem Bilde des großen Friederich, unter dem er doch gedient hatte, sein Gebet zu sprechen pflegte, sein patriotisches Herz. Er starb am 15.2.1810, nachdem er schon vorher bei dem Königl. Domänen-Justizamt in Pudagla sein Testament hinterlegt hatte, im vollendeten Alter von 66 Jahren an einem Herzschlag. Vor seinem Tode hatte er wohl den Wunsch ausgesprochen, mit seinen irdischen Resten kein eitles Gepräge anzustellen, sondern ihn in aller Stille beizusetzen. So fand denn auch die Bestattungsfeier am 22.2.1810 in der Crumminer Kirch ganz prunklos statt. Auf dem Friedhof in Crummin wurde er dann in Königl. Preußischer Jägeruniform beigesetzt.

Der bekannte Pastor [[Wilhelm Meinhold], Dichter der „Bernsteinhexe“ (geb. Netzelkow 27.2.1797, gest. Charlottenburg 29.11.1851) hat dem Caspar Fubel, der sein Pate war, in seinen „Humoristischen Reisebildern von Usedom“, noch ein literarisches Denkmal gesetzt.

Quellen-Nachweis:

  • Staatsarchiv Stettin Rep. 12 b Titel 11 H.P. Generalia er 168 a.
  • Geschichte von Zinnowitz (von Robert Burkhardt, 1909)
  • Humoristische Reisebilder von Usedom von Wilhelm Meinhold 1837
  • Brüggemann, Ludwig, Wilhelm: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Kgl. Preuß. Herzogthums Vor- u. Hinterpommern. 1779.

Humoristische Reisebilder von Usedom von Wilhelm Meinold

Stralsund, 1837

Verlag der C. Löfflerschen Buchhandlung

Seite 32

Fünftes Kapitel

Zinnowitz. Der Haarzopf des Oberförsters Fubel Das Dorf Zinnowitz, von Kolonisten bevölkert, die das hier ehemals befindliche Vorwerk gemeinschaftlich erstanden und unter sich verteilten, bietet für den Reisenden eben nichts Interessantes dar. Doch interessieren wird ihn, wie meinen Freund, die Schilderung einer Person, welche hier vor einigen und zwanzig Jahren lebte, die des alten, ehrlichen Oberförsters Fubel.

Gleich beim Eingange des Dorfes in dem bescheidenen Hause rechts, sehe ich vor dem Eckfensterchen, das auf die Straße führt, noch immer meinen alten Herren Paten stehen, und auf dem Fensterrande Knaster für meinen Vater schneiden, während ein ganzer Rudel Hunde ihm um die Füße spielt. Sein armsdicker, ungeheurer Haarzopf hängt dem riesigen Weidmann bis an die Kniekehle hinab, und da sein mutwilliges Söhnlein, mein Spielkamerad, einen Hühnerhund mit einem Dachshunde zusammenhetzt, holt er sich schweigend den curiosen haarigen Bakel über die Schultern, und versetzt damit erst dem Hühnerhund einen Hieb, daß er heulend unter den Tisch kriecht, und darauf seinem Herrn Sohn einen zweiten, daß seine Stimme noch erbärmlicher klingt, und er brüllend hinter’s Gewehrschrank läuft. Ich war mir einen dritten vermuthen, da ich gleichfalls an der Neckerei meinen redlichen Antheil genommen, allein er schonte des Gastes, und statt des Haarzopfes, reichte er mir die gestopfte Pfeife mit den Worten: „Geh hin mein Sohn, und steck mir die Pfeife an, wer weiß, ob du sie mir in meinem Leben wieder ansteckst.“

Diese Worte des alten Mannes waren wie im prophetischen Geist gesprochen. Die Invasion der Franzosen brach dem ehrlichen Preußen, der jeden Morgen mit abgenommener Schlafmütze vor dem Bilde des großen Friederich, unter dem er gedient hatte, sein Gebet zu sprechen pflegte, sein patriotisches Herz, und ich sah ihn in der Tat im Leben nicht wieder, aber, seltsames Spiel des Schicksals, einige zwanzig Jahre später sollte ich auf dem Kirchhofe zum zweiten Male, und noch heftiger vor seinen langen Haaren erschrecken, wie einst als Knabe in dem Eckstübchen in Zinnowitz.

Die Sache verhielt sich so: Der Sohn des alten Oberförsters wünschte seine gestorbene Frau in das Grab seines Vaters auf dem Kirchhofe zu Crummin beigesetzt zu sehen, und ich trug kein Bedenken, seiner Bitte nachzugeben, da der Zeit nach, die Leiche längst vergangen sein mußte. Die Arbeiter fingen also an das Grab zu öffnen, aber nach einer halben Stunde bekomme ich die angstvolle Nachricht, daß man den alten Oberförster, wie es hieß, wieder lebendig ausgrabe. Ich eilte auf den Kirchhof, und der erste entsetzliche Anblick, der mir wird, ist der noch mit ellenlangen Haaren versehene Kopf meines Paten, welcher mitten im Kirchsteige steht, ein schwarzseidenes Halstuch mit breiter Schleife um sein nacktes Kinn, und mich gleichsam verklagend mit hohlen Augen anglotzt.

„Kinder“, rief ich voll Entsetzen den Gräbern zu, „was macht ihr, dies kann unmöglich gehen, was wird der unglückliche Sohn sagen, wenn er kommt und seinen armen Vater in diesem Zustande sieht?“ Zufällig hatte einer der Totengräber den alten Mann einst angekleidet. Er hob daher einen Stiefel der Leiche empor, welcher durchaus ganz war, mit Ausnahme der Nähte daran, die allerdings dem größten Theile nach vergangen waren, indem er ausrief: „Ja sehen Sie, mit diesen dünnen Rie-men band ich ihm die Stiefel einst um die Waden“, und damit löste er die Schleife des Riemleins, in welcher der lange, schwarze und weißgefleckte Knochen stak, zog ihn hervor und wollte nun auch noch ganze Stücke der Königlichen Uniform hinauf langen; allein mir war der Anblick zu gräßlich, und ich gebot, sämtliche Knochen, die alle die obige Farbe trugen und daher leicht kenntlich waren, wie alle sonstigen Überreste des alten Mannes in der Grube selbst zu versenken, die übrigen länger gelegenen und daher gelbscheinenden Todtengebeine aber liegen zu lassen.

Dies geschah; aber zufällig war einer seiner Hüftknochen darunter liegengeblieben, und als am Nach-mittage die neue Leiche kam und der betrübte Gatte an das geöffnete Grab neben mich treten wollte, stolperte er so sehr über diesen Hüftknochen seines Vaters, daß er fast hineingefallen wäre. Er sah zwar darauf nieder, doch ohne, wie es mir schien, etwas zu ahnen, da ich das Vorgefallene ihm streng zu verschweigen geboten hatte, denn seine tränenschweren Augen wandten sich gleich wieder auf den sinkenden Sarg seines Weibes. Mir aber war dieses Stolpern und dieser ahnungslose Hinblick des Sohnes auf den Hüftknochen des Vaters, aus dem er entstanden, das Tragisch-Schrecklichste, was ich jemals erlebte. O wir armen, elenden und blinden Menschen!

Abschrift aus dem Taufregister der Evangel. Kirchengemeinde Stegelitz Um. Jahrgang 1743 Nr. 18.

Caspar Friedrich Fubel

geb. 26. Sept. 1743

gest. 2.Okt. 1743

pat: Christan, Jäger

mat: Mar. Doroth. Dorenburgs

patr.

1.) Daniel Eickstedt, Schreiber
2.) Christian Fubel, der Schütz
3.) Caspar Fahdenholz, Koch in Suckow
4.) Die Frau Flothoin geb. Eickstedtinn
5.) Mar. Elisb. Wilken, des Krügers in Gerswalde Martin Schultzens Ehefrau

Trin-Lise (Catharina Elisabeth) Dinse (Ahnen-Nr. 17)

Nach dem siebenjährigen Kriege, am 1.8.1763 wurden alle früher in der Landwirtschaft tägig gewesenen Personen aus dem Militärdienst in die Heimat entlassen, um sich dort zu verheiraten und so das Land wieder zu bevölkern.

So wurde auch der Mousquetir im von Alt-Stutterheimschen Regiment Nr. 30 (Anklam), Jochen Dinse (Dinnes) Ahnen-Nr. 34, um diese Zeit nach seiner Heimat, der Insel Usedom entlassen, wo er am 25.10.1763 in Crummin -seinem Wohnort- mit Maria Engel (Ahnen-Nr. 35) aus Silberkuhl bei Lassan die Ehe schloß. Am 23.11.1764 wurden diesem Ehepaare Zwillinge geboren, und zwar Trin-Lise und Ben-Engel. Letzere starb bereits am 14.11.1766 an einer auszehrenden Krankheit im Alter von zwei Jahren. Trin-Lise wurde um 1785 Wirtschafterin bei dem Königl. Oberförster Caspar Fubel (Ahnen-Nr. 16) in Zinnowitz, dessen erste Ehefrau, Maria Louisa Hagen, Tochter des Kantors in Altlandsberg Michael Hagen, im Jahre 1781 verstorben war. Bis zum Jahre 1785 hatte wohl die Schwester des Caspar Fubel, Friederica Sophia Fubel aus Stegelitz U/M ihrem Bruder in Zinnowitz die Wirtschaft geführt.

Trin Lise hatte mit Caspar Fubel, mit dem sie am 26.11.1798 die Ehe einging, zwei Söhne und eine Tochter. Sie ist die Stammmutter der Zinnowitzer Linie der Fubel.

Nach dem am 15.2.1810 erfolgten Tod ihres Ehemannes wurde ihr -lt. Testament vom 9.4.1806- ein im Jahre 1806 von dem Zinnowitzer Einwohner Wurz erworbenes Haus nebst Zubehör zugeignet. Später lebte sie, bis zu ihrem Tod mit dem einzigen am Leben gebliebenen Sohn Ludewig Fubel (Ahnen-Nr. 8), der seit 1830 verwitwet war, in Gütergemeinschaft in Zinnowitz. Ihr Todestag ist der 30.3.1851; ihre Todesursache war ein „Schlagfluß“. Sie überlebte ihren Ehemann um 41 Jahre und hat das hohe Alter von 86 Jahren erreicht.

Zur Zeit ihrer Geburt regierte Friedrich der Große, der den Siebenjährigen Krieg gerade ein Jahr vorher beendet hatte. Es bestand noch ein heiliges römisches Reich deutscher Nation. Welche ungeheuren Umwälzungen hatten seitdem die Welt erschüttert und waren längst in die Geschichtsbücher eingegangen! Zeitalter Friedrichs des Großen, Französische Revolution, Napoleonisches Zeitalter, Biedermeier und Märzrevolution: ihr Menschenleben hatte das alles vorüberziehen sehen und einen Hauch davon an sich selbst verspürt.

Quellenangabe:

  • 1. Chronik der Insel Usedom von Robert Burkhardt. III. Abschnitt, Seite 108, Swinemünde 1912 Verlag W. Fritzsche.
  • 2. Amtsgericht Swinemünde. Testament des Kgl. Oberförsters Caspar Fubel, Test. S.T. Nr. 2 -1806-
  • 3. Urkunden

Maria Elisabeth Engel (Ahnen-Nr. 35)

Maria Elisabeth Engel, Tochter des Christian Engel, wurde 1728 in Silberkuhl, einer ländlichen Ortschaft des Kirchspiels Lassan, geboren und am 4.8. dieses Jahres in der St. Johanniskirche zu Lassan getauft.

Silberkuhl (hochdeutsch: Silbergrube) bestand früher aus einer Meierei und einem Fischerhaus an der Peene, an einem gegen den Wasserspiegel vorspringenden Haken gelegen, der Silberort genannt wird.

Dieser Ort, der 1762 = 27 und 1860 = 10 Einwohner hatte, gehört zum Rittergut Buggenhagen, das schon im Jahre 1260 erwähnt wird. In erster Ehe war Maria Engel mit einem Michel Knak in Benz verheiratet. Nach dem Tode dieses Ehemannes schloß sie am 25.10.1763 in Crummin die zweite Ehe mit dem Musketier im v. Alt-Stutterheimschen Regiment (Anklam) Jochen Dinse (Dinnes). -Siehe Ahnen Nr. 34.- Am 3.4.1804 ist sie an der Gicht in Crummin -76 Jahre alt- verstorben und auch dort beigesetzt.

Quellenangabe:

  • 1. Dr. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kammin und Hinterpommern I. Band (Anklam, Verlag W. Dietze, Berlin 1865)
  • 2. Geschichte der Stadt Lassan von Karl Vichl, 1862 Berlin.
  • 3. Urkunden.

Johann Christian Friedrich Fubel

Friedrich Fubel wurde am 15.9.1776 im Försterhaus zu Zinnowitz geboren. Sein Vater, Capar Fubel, war damals Königl. Förster, seine Mutter war Marie Louise Hagen, älteste Tochter des Kantors zu Altlandsberg, Michael Hagen. Seine Jugend verlebte er in Zinnowitz. Er war noch Kind, als ihm seine Mutter am 9.12.1781 durch den Tod entrissen wurde. Nach der in der Kirche zu Crummin erfolgten Konfirmation fühlte sich sein Vater veranlaßt, den geistig und körperlich rasch entwickelten Knaben, der traditionellen Försterlaufbahn, dem Lieblingsberuf der Fubel, zu widmen. Nachdem er als Jägerbursch das Forstfach erlernt hatte, trat er im Juni 1800 im Alter von 23 Jahren freiwillig in das Königl. Preuß. reitende Feldjägerkorps, dem er bis zu Jahre 1830 angehörte, ein und leistete hier dem König Friedrich Wilhelm III. den Eid der Treue.

Der eigentliche Gründer dieser Jägerwaffe war Friedrich der Große. Sein kurz nach dem Regierungsantritt errichtetes Corps de Guides von 1 Oberjäger und 12 Forst- und Jagdbeamten wuchs schnell zu einem stattliche Feldjägerkorps zu Pferde heran, das dem König durch Kolonnenjäger, als Wegweiser und Patrouillengänger, durch Kuriere als vertrauenswürdige Überbringer wichtiger Briefschaften und mündlicher Aufträge im Inlande und an fremden Höfen unschätzbare Dienste, leistete. Nur Söhne gelernter Förster durften in dem Corps aufgenommen werden.

Am 15. Juni 1744 erließ der König eine Ordre, die den Generalmajor v. Hake beauftragte, „einige geschickte und ehrliche Jägerburschen, auf die man sich verlassen kann“ anzuwerben und in einem Feldjägerkorps zu vereinigen. Daß von Anbeginn eine innige Verbindung mit dem Staats- und Forstdienst angestrebt wurden, ergibt sich aus dem Schlußsatz des Königl. Erlasses: „Ich zweifle nicht, daß die jungen Jägerburschen sich um so lieber dazu engagieren lassen werden, als die demnächst, und wenn sie einige Jahre als Feldjäger gedient haben, sich gewisser Employ versichern können,“ d.h. als, daß als Belohnung für vorwurfsfreie Dienstzeit ein Anrecht auf Verwendung in der Forstverwaltung bestand.

Die reitenden Feldjäger trugen hellgrüne Röcke, grüne Westen und weiße Lederhosen, rote Kragen und Aufschläge, gelbe Knöpfe.

Im Jahre 1806 wurde Friedrich Fubel dem 3. Kurmärkischen Kavallerie-Regiment überwiesen. 1807 machte er den Feldzug unter dem Major v. Schill mit. Auf den Antrag der Provinzialstände war diesem durch Kabinettsordre vom 12.1.1807 die Organisation und Leitung eines Freikorps übertragen worden, das in Übereinstimmung mit dem Gouvernement von Kolberg zur Deckung des Landes bestimmt sein sollte. Bei diesem Freikorps befand sich u.a. auch eine Abteilung reitender Jäger, der auch Friedrich Fubel angehörte. An den kriegerischen Unternehmungen dieses Korps in Pommern hat er teilgenommen. 1808 finden wir ihn wieder in Zinnowitz bei seinem Vater, den er bis zum Jahre 1810 im Forstdienst unterstützte. Vor Beginn der Befreiungskriege, im Januar 1813, wurde er zum Leutnant im 2. Pomm. Landwehr-Kavallerie-Regiment befördert und im Januar 1814 zum 3. Westpreuß. Landwehr-Kavallerie-Regiment, im August 1814 zum 3. Pomm. Landwehr-Kavallerie-Regiment versetzt und im November 1814 zum reitenden Feldjägerkorps als Sekondeleutnant zurückversetzt.

Während der Befreiungskriege nahm er an der „Begrenzung von Stettin und Magdeburg“ teil.

Durch Patriotismus und Pflichttreue hat es sich hier im Kampfe als tapferer Soldat, wie auch andere Mitglieder der Familie Fubel, hervorgetan.

Nach 1828 wurde er zum Königl. Hegemeister an der Oberförsterei Neu-Pudagla ernannt. Sein Forsthaus in Stagnieß liegt dicht am Achterwasser in Ückeritz. Am 16.2.1843 ist er hier, fast 67 Jahre alt, an Wassersucht gestorben.

Seine Gattin, eine geborene Friedericke Voß, war ihm schon lange im Tode vorangegangen. Er hinterließ 3 majorenne Töchter. Der grünen Farbe war Friedrich Fubel aber mit glühender Liebe bis zu seinem Tode ergeben.

Quellenangabe:

  • 1. Staatsarchiv Stettin, Dbi. 89 Gr. 297/35: Geschichte des Kgl. Preuß. Reitenden Feldjägerkorps von 1740-1919, Seite 64, 67, 274,
  • 2. Fachschrift Reichsbund ehem. Berufssoldaten v. 5.2.1938 Nr. 3, S. 63.
  • 3. Heeresarchiv Potsdam: Ranglistenauszug v. 7.11.38 Az. 2a 20819/38.
  • 4. Heeresarchiv Potsdam: Stammrollenauszug v. 11.3.39 Besch. z. 17-5161/39
  • 5. Wilhelm Bußler: Preußische Feldherren und Helden. 3. Band 1895. v. Schill S. 237
  • 6. Kirchenbücher von Crummin und Coserow

Ludewig Fubel (Ahnen-Nr. 8.9.)

Ludewig Fubel war der Sohn des Königl. Oberförsters zu Zinnowitz, Caspar Friedrich Fubel und seiner Ehefrau Katharina Elisabeth (Trin-Lise) Dinse. Sein Geburtstag fiel auf den 28. Mai 1787. Die Mutter leitete zuerst seine Erziehung. Schon in jungen Jahren machte sich bei dem Knaben eine Neigung für die Schiffahrt bemerkbar. Die nahe See hatte es ihm angetan. Aller Länder Flaggen wehten auf den Masten im nahegelegenen Hafen zu Wolgast und von hier aus wird er auch zuerst als Schiffjunge das Meer befahren haben. Später brachte er es noch bis zum Steuermann.

Die Vorbildung der Steuerleute und Kapitäne war bis um die Wende des 18. Jahrhunderts Privatsache alter Kapitäne, die nach Fahrten in aller Welt ihre letzten Tag dazu benutzten, den Nachwuchs in die Geheimnisse der Seekarten, des Kompasses und des Sextanten einzuweihen. erst 1823 wurde in Preußen zu Stettin durch den Oberpräsidenten Sack eine Schiffahrtsschule errichtet und die alte private Vorbereitung verboten.

Sicher wird Ludewig Fubel den Unterricht durch einen Schiffer in Wolgast in der Steuermannskunst erhalten haben, da sein Eltern mit mehreren Wolgaster Schiffern in Verbindung standen, wie die Kirchenbücher des Crumminer Pfarramtes nachweisen und außerdem Wolgast ja in unmittelbarer Nähe zu Zinnowitz liegt.

In den Jahren 1790 bis 1806 war der Handel in dieser Stadt äußerst bedeutend und die großen Seeschiffe, deren Wolgast über 70 hatte, verdienten außerordentlich durch hohe Frachten.

Auf Segelschiffen hat Ludewig Fubel viele Jahre, bei Sonnenschein und Sturm die Welt durchfahren und wohl mancherlei erlebt. Irgendwelche Gründe müssen ihn dann im Jahre 1818 zur Ansiedlung in Zinnowitz bewogen haben, da er an dem Kauf einer Parzelle des Rittergutes Zinnowitz, von dem Geheimen Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause in Swinemünde beteiligt war und so Kolonist und Eigentümer wurde.

Nach den Freiheitskriegen war die wirtschaftliche Not im ganzen Lande sehr groß. Selbst der Kommerzienrat Krause fand für das damalige Rittergut Zinnowitz keinen Pächter, so daß er es am 18. Juni 1818 an 29 Bauern usw. verkaufte und zwar für den Preis von 18000 Talern in Kurant, von denen 12000 Taler sofort ausgezahlt und 6000 Taler als Hypothek eingetragen wurden.

Die Käufer, von denen nur 16 des Schreibens kundig waren, bewirtschafteten das Gut gemeinsam; auch waren alle gleichmäßig für die Hypothek und die anderen Lasten haftbar. Unter diesen 29 Käufern, deren Nachkommen noch heute in Zinnowitz wohnen, befand sich, wie schon oben erwähnt, auch Ludewig Fubel. Später kamen zu den 29 Käufern noch drei weitere hinzu, so daß sich die Gesamtzahl auf 32 erhöhte.

Sicher hat Krause bei diesem Kauf- der ersten Parzellierung auf der Insel Usedom- mit fast 200 % Gewinn ein gutes Geschäft gemacht- ob aber die Käufer? – Allerdings übernahmen sie auch das gesamte Gutsinventar (74 Kühe, 2 Bullen, zur Saat 100 Scheffel Roggen, 80 Scheffel Hafer, 12 Scheffel Gerste und 18 Scheffel Erbsen), aber der Acker, an sich schon dürftig, war nie in guter Pflege gewesen, so daß die neuen Besitzer vielen sauren Schweiß daran anwenden mußten. Dazu kam die Grabesruhen, die bis ziemlich 1848 über den Handel und Wandel Preußens lag; die Landesprodukte war für billiges Geld kaum abzusetzen; Fische wurden, da sie nicht versandt werden konnten, als Schweinfutter verwendet. Erst nach 1848 kam neues Leben nach Zinnowitz. Das Verhältnis zwischen den Gutskäufern wurde aber so unklar und gab soviel Anlaß zu Zank und Streit, daß man eine vollständige Trennung ins Werk setzte. Am 9. Oktober 1848 wurde die Hypothek von 1818 (6000 Taler) getilgt und am 17. August 1848 das Gut in 32 Anteile zerlegt und an die einzelnen Besitzer verteilt. Ihre Nachkommen haben noch heute je 1/32 Anteil an der Fischerei; allerdings sind viele Anteile inzwischen zusammengesetzt oder nochmals zerlegt worden. Die Reallasten, die in alter Zeit an den 5 Bauernhöfen gehaftet hatten und an das Vorwerk übergegangen waren, wurden erst am 18. Juli 1869 mit 562 ½ Talern abgelöst.

Durch diese Maßnahmen war somit auch Ludewig Fubel erst wirklicher Herr seines Grund und Bodens geworden.

Im Jahre 1816 hatte er zu Zinnowitz die Ehe geschlossen. Im Kirchenbuch des Pfarramtes Crummin befindet sich hierüber die folgende Eintragung: „Copuliert: Den sechsten Juli 1816: Ludewig Fubel Steuermann, des ehemaligen Oberförster Fubel zu Zinnowitz ältester Sohn zweiter Ehe, mit Jungfer Marie Elisabeth Schmidt zu Zinnowitz, des ehemaligen Weber-Meisters Christian Schmidt ehel. Tochter. Hauscopulation.“

Marie Schmidt wurde am 2.3.1796 zu Netzelkow geboren. Ihre Mutter war Christine Graumann. Schon nach 14-jähriger Ehe starb Marie Schmidt am 17.7.1830 zu Zinnowitz im Alter von erst 34 Jahren an einer Lungenentzündung, nachdem sie ihrem Ehegatten 7 Kinder geschenkt hatte. Auf dem schönen alten und stimmungsvollen Kirchhof zu Crummin fand sie ihre letzte Ruhestätte. Die Leichenpredigt hielt der Pastor Wilhelm Meinhold, der bekannte Dichter der „Bernsteinhexe“.

Der Witwer mußte sich nun, da er eine neue Ehe nicht einging, in Anbetracht der noch lebenden 5 unmündigen Kinder, nach einer Hilfe im Haushalt umsehen. In dieser schweren Lage zog er mit seiner verwitweten Mutter zusammen, die nun die weitere Erziehung der Kinder übernahm.

Nach den gerichtlichen Auseinandersetzungen in den Jahren 1847 und 1851 übereignete Ludewig Fubel seinem ältesten Sohn, dem Gerichtsmann und Tischler Friedrich (Fritz) Fubel, von seinen Grundstücken die Kolonistenstelle Nr. 8a und den 1/32 Anteil des ehem. Rittergutes Zinnowitz. Die anderen Kinder wurden entsprechend abgefunden.

Später wohnte Ludewig Fubel bei seiner Tochter Wilhelmine Fubel, die seit dem 15.11.1846 mit dem Mauerer und Eigentümer Friedrich Penz (s) in Zinnowitz verheiratet war, als Altsitzer.

Am 10.10.1875 ist er im hohen Alter von 88 Jahren in Zinnowitz verstorben.

Das Meer aber brauset und brandet wie ehedem und seine schaumgekrönten Wogen, die dem Ludewig Fubel einst das schönste Wiegenlied sangen, grüßen seinen letzten Ankerplatz.

Quellenangabe:

  • Kirchenbücher der Pfarrämter Crummin und Netzelkow, Standesamt Crummin.
  • Robert Burkhardt: Geschichte von Zinnowitz, Wolgast 1909
  • Robert Burkhardt: Geschichte des Hafens und der Stadt Swinemünde. Band II, Seite 500.
  • Amtsgericht Swinemünde; Aktenzeichen Gen. Tit. I. Nr. 36/1859 Vob. VII (Auszug aus den Akten der Königl. Kreis-Gerichts-Commission zu Usedom betr. die aus den als nutzlos verkauften Vormundschaft-Acten -herausgenommen Erkenntnisse.)

Carl Heinrich Fubel

Carl Heinrich Fubel wurde am 24.8.1790 in Zinnowitz geboren. Seine Eltern waren der Königl. Oberförster Caspar Friedrich Fubel (II. Ehe) und Katharina Elisabeth Dinse(n). Nach erfolgter Konfirmation wandte er sich dem Forstfach zu. Aus fast allen Linien der Fubel sind Forstbeamte hervorgegangen. Als Jägerbursche war er dem Forstrevier seines Vaters in Zinnowitz zugeteilt und für das Feldjägerkorps kantoniert.

Im Jahre 1811 wurde er als Gardejäger bei der 2. Kompanie des Garde-Jäger-Bataillons eingestellt; er war 5 Fuß, 5 Zoll, 2 Strich (= 1,71 m) groß. Das Garde-Jäger-Bataillon wurde durch A.K.O. vom 14., 16. und 21.11.1808 aus den s. Zt. noch vorhandenen Kompanien des vormaligen Feldjäger-Regiments errichtet. Es bestand der Grundsatz, daß die für diesen Elitetruppenteil bestimmten Leute neben bewährter guter Führung, erprobter Treue und Zuverlässigkeit, von einem vorteilhaften Äußeren sein mußten, außerdem durften es nur Forstbeamten Söhne und gelernte Jäger sein, die nach Maßgabe des vorhanden Bedarfs eingestellt wurden.

Die Uniform bestand aus einem dunkelgrünen Rock, von dem Schnitt der übrigen Infanterie, dem grünen Schoßbesatz mit einem roten Paspel eingefaßt. Die Röcke hatten ponoeaurote Kragen, offene schwedische Aufschläge von dieser Farbe, rote Achselklappen, alles von Tuch, und gelbe Knöpfe. Auf den Kragen und Aufschlägen befanden sich zwei Litzen, welche bis 1811 von Goldtressen, seit dieser Zeit von gelber Wolle waren und als Kopfbedeckung wurden Czakos, mit einem messingenen (Garde-) Stern, grünen Cordons (Schnüren) und schwarzen Federbüschen getragen.

Bewaffnet waren die Jäger mit der Jägerbüchse. Diese hatte die Vorrichtung, auf einem am Mundblech befestigten Haken den Hirschfänger aufzupflanzen. Die übrige Ausrüstung bestand aus einem Hirschfänger, an einer Koppel über der Schulter getragen, und aus einer Kartusche (Patronentasche), welche über beide Schultern hängend, um den Leib geschnallt, getragen wurde. Auf dem Riemen derselben waren vorn auf der Brust die auf der einen Seite flachen Pulverflaschen in einem Futteral von Leder und eine Räumnadel an Kettchen befestigt. Sämtliches Lederzeug war schwarz; auch trugen die Jäger Dachstaschen an schwarzen Riemen über beide Schultern. An Feldmäßiger Munition wurden für den Jäger 90 Schuß gerechnet, von denen 60 in der Kartusche getragen wurden.

Das Bataillon stand bei seiner Errichtung (1808/09) in Kantonierungs-Quartieren in Pommern und Westpreußen. Aus diesen marschierte es 1808 zusammen mit dem Major v. Schill nach Berlin, wo es bis zum April 1812 in Garnison verblieb; dann marschierte es nach Breslau und blieb dort bis zum Ausmarsch zum Kriege 1813. Aus demselben zurückgekehrt, erhielt das Bataillon 1814 wieder Berlin zur Garnison, wohin es auch 1815, nach seiner Rückkehr aus Paris, wieder zu stehen kam. Im Jahre 1817 wurde es nach Potsdam verlegt.

Carl Heinrich Fubel nahm an dem Feldzuge 1813/14 bei der 2. Kompanie dieses Bataillons hervorragenden Anteil. Am 13.1.1814 ging er mit dem Bataillon bei Basel über den Rhein und überschritt an diesem Tage die französische Grenze. Am weiteren Vormarsch über Vezoul, Langres, Chaumont und Bar sur Aub. Am 30.31814 in der Schlacht vor Paris, ging die aus dem 1. Garde-Regiment, dem Füsilier-Bataillon des 2. Garde-Regiments und dem Garde-Jäger-Bataillon bestehende Kolonne, links von Pantin vor. Das Garde-Jäger-Bataillon befand sich in der Reserve der linken Kolonne und litt zunächst durch das Kanonenfeuer von den auf den Höhen von St. Gervais in der linken Flanke stehenden Geschützen.

Von allen Kompanien des Bataillons waren inzwischen Teile in der Schlachtenlinie ins Gefecht gezogen, so daß nur als Rest von allen Kompanien sechs Züge die Reserve bildeten.

Die Hälfte der 2. Kompanie, bei der sich Carl Heinrich Fubel befand, geführt von dem Kapitän von Werder, war an die sogenannten Barrieren vorgedrungen, in welche der Feind um 4 Uhr auf allen Punkten hineingeworfen war, als der Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten gegeben wurde. Unter denen, welche den Sieg dieses Tages mit dem Leben bezahlen sollten, war auch der Garde-Jäger Carl Heinrich Fubel. Bei dem Sturm der 2. Kompanie fiel er, zum Tode getroffen, im blühenden Alter von 23 Jahren. Der Körper wurde auf dem Schlachtfeld nach Kriegsgebrauch bestattet. 2. Garde-Jäger-Bataillon

Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland

Es starben den Heldentod.

pp.

Fubel, J.2.C.

pp.

Die vorstehende Gedächtnistafel (Auszug) wurde im November 1816 für die Feldzüge 1813 und 1814 in der Garnisonskirche zu Potsdam unter den dafür von dem König angeordneten Feierlichkeiten aufgestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Bataillon von dem Kommandeur die Bedeutsamkeit dieser feierlichen Handlung in einer besonderen Ansprache bezeichnet und dasselbe zur steten Erinnerung und Nacheiferung and die Taten der Kameraden auf eindringliche und sehr erhabene Weise angeregt.

Quellen-Angabe:

  • 1. Gumlau, Carl, Friedrich: Die Jäger und Schützen des Preuß. Heeres, Berlin, 1834
  • 2. Stammrolle der 2. Kompanie des Garde-Jäger-Bataillons. 1812 (Heeresarchiv Potsdam v. 28.2.1939, 9-4408/39-)
  • 3. Urkunden des Pfarramtes Crummin nach dem Kirchenbuch.

Johann Friedrich Christoph Gollatz (Hollatz)(Ahnen-Nummer 10)

Der Name „Gollatz“ tritt urkundlich bereits im Jahre 1657 im Kirchbuch des Pfarramtes zu Benz auf. Er lautet althochdeutsch „Godelhard“, genetivisch: Gollarts, Gollatz.

Die Gollatz, die sich später auch Hollatz nannten, entstammen alle einem alten Bauerngeschlecht auf der Insel Usedom; es waren alle schlichte, biedere Leute und einfache Schicksale.

Johann Friedrich Christoph Gollatz wurde am 20. Mai 1786 zu Dargen als Sohn des Bauern Johann Friedrich Gollatz (Ahnen-Nr. 20) und seiner Ehefrau Regina Maria Schulz (Ahnen-Nr. 21) geboren.

Dargen war zu dieser Zeit ein Allodial-Rittergut und gehörte bis 1817 zu dem umfangreichen Güterkomplex der Mellenthiner Güter. Viel Aufsehen machte es, als in diesem Jahre die Güter Schulden halber zum Verkauf kamen. Der Besitzer, ein Sohn des Kriegsrates Peter Ernst von Meyenn, hatte durch üble Wirtschaft diesen Umstand herbeigeführt. Der Verkauf der Güter hatte eine Trennung derselben zur Folge. Von demselben wurde das Gut Gothen nebst seiner Waldung und den Dörfern Neuhof und Neukrug von dem Oberforstmeister von Bülow für 45000 Taler erworben, während Mellenthin selber mit den Gütern Dargen, Waschensee, Dewichow, Balm in den Besitz des Justizrates Wittchow überging.

Wie sein Vater, wurde auch Johann Gollatz Bauer in Neuhof. Neuhof war ein Bauerndorf. Es hatte s. Zt. 12 Büdnerstellen. Die Feldmark der 5 Bauern war 418 Morgen groß und bestand aus mittel- und leichtem Boden; im Dorf selbst befanden sich 24 Wohnhäuser mit 175 Einwohnern.

Die Daten seiner Eheschließung konnten nicht ermittelt werden, da die Kirchenbücher über Bansin, dem Wohnort seiner Braut, verbrannt sind. Man kann aber annehmen, daß die Ehe mit Catharina Elisabeth Tittelfitz (geboren zu Bansin am 30.4.1783) -Ahnennummer 11- Tochter des Bauern Johann Christian Tittelfitz zu Bansin (Ahnen-Nummer 22) und seiner Ehefrau Charlotte Dorothea Dörfling (Ahnen-Nr. 23) um 1812 geschlossen worden ist.

Im Jahre 1839 kaufte Johann Gollatz -mit Zustimmung des Oberforstmeisters v. Bülow- von dem Büdner Johann Gückstock in Neuhof ein Grundstück, das aus einem Hause und drei Morgen Forstland in der Gothener Forst bestand. Der Besitzer dieses Grundstückes hatte die Weidegerechtigkeit für eine Kuh in der Gothenschen Forst auf ein angewiesenes Gelände von drei Morgen gegen Entrichtung von jährlich einem Silbergroschen Weidegeld und das Recht zum Raff- und Leseholz in derselben Forst gegen Zahlung der gewöhnlichen Heidemiete.

In früherer Zeit bestand die Einrichtung, den Amtsuntertanen zu ihrer jährlichen notdürftigen Feuerung gewisse Holzhaufen in den Königl. Forsten zu verabreichen, wofür sie den Haufen mit acht Groschen bezahlen und außerdem einiges Korn an die Forstbedienten liefern mußten. Seit 1722 und nachdem die Letzteren Gehaltszulage erhalten hatten, wurde es dem Königl. Interesse angemessen befunden, an Stelle der Holzhaufen und der Kornlieferung, die Heidemiete für das Sammeln von Raff- und Leseholz gegen eine Abgabe, unter dem Namen Brennzinse treten zu lassen. Letztere wurde für einen Bauern auf 16 g. Groschen bis einen Taler, für einen Kossäthen auf 12 g. Groschen, für einen Einlieger auf 6 bis 8 g. Groschen festgesetzt, das Sammeln des Raff- und Leseholzes aber an zwei Wochentagen, während des „Wadels“ vom 1.10. bis 1.3. bestimmt. Daneben wurde den Unterthanen für ihre Wohnungen das Bau- und Reparaturholz unentgeltlich verabreicht. Die obigen Sätze der Brennzinse haben etwa 100 Jahre auf der Insel bestanden, seitdem aber eine Erhöhung erfahren, da die Königl. Waldungen in ihren Flächen abgenommen haben und die ländliche Bevölkerung gestiegen ist. Dem angeführten Grundstück des Johann Gollatz waren 90 Quadratruten Acker vom sogenannten Schmiedelande und weitere 45 Quadratruten Acker zugelegt. Hierzu gehörten ferne acht Morgen 44 Quadratruten Acker, ein Morgen 137 Quadratruten Wiesen, ein Morgen 85 Quadratruten Hütung, von den Ländereien des Bauernhofes Nr. 2 eine Wiese am Schloonsee von 52 4/63 Quadratruten, eine Wiese an demselben See von ebenfalls 52 4/63 Quadratruten, eine Wiese am „Parchen“ von 78 6/7 Quadratruten, eine Wiese am Bahrenbruch von 150 Quadratruten, ein Anteil an einer gemeinschaftlichen Plagenwiese, eine Wiese in den „Plaggen“ von 8 ar 50 Quadratmetern und eine Wiese in den Parchen von 10 ar 50 Quadratmetern.

Das Grundstück und das angrenzende Land hatten folgende Besitzer:

1. Um 1233 die Ritter v. Nynkerken (Neuenkirchen) auf Mellenthin bis 1624
2. ab 1654 Königin Christine v. Schweden,
3. dann Graf Johann Oxenstierna, Sohn des schwed. Reichskanzlers,
4. dann Landgraf Friedrich v. Hessen-Homburg, schwed. Kriegsoberst,
5. 1747 Lehn des Baron Müller von der Lühne,
6. ab November 1747 Kriegsrat Peter v. Meyenn,
7. dann dessen Sohn Peter Ernst v. Meyenn,
8. dann ein zweiter Erbe,
9. dann Oberforstmeister v. Bülow,
10. ab 24.8.1822 Handelsmann Carl Friedrich Dädlow und seine Ehefrau Dorothea geb. Kabusius, bis 1838
11. Büdner Johann Gückstock 1838,
12. Bauer Johann Gollatz und seine Ehefrau Catharina Tittelfitz 1839 bis 1852, dann
13. deren Erben (sämtl. Kinder)
14. ab 1860 Johann Carl Friedrich Gollatz, ein Sohn des Johann Gollatz.

Am 11.11.1848 stab die Ehefrau des Johann Gollatz, Catharina Gollatz, geborenen Tittelfitz zu Neuhof an der Cholera. Nicht ganz vier Jahre später, am 6.3.1852 verschied ihr Ehemann, ebenfalls zu Neuhof. Aus diesem Grunde ersuchte der Spezialkommissar in Anklam am 10.4.1852 die Königl. Kreisgerichts-Deputation in Swinemünde um die Berichtigung des Besitztitels des Grundstücks in Neuhof im Interesse der Erben.

Im Jahre 1860 ging das Grundstück in den Besitz seines Sohnes, des Fischers und Büdners Johann Carl Friedrich Gollatz (geboren zu Neuhof am 1.4.1828, gestorben zu Neuhof am 2.4.1901) über. Dieser war in erster Ehe mit Marie Dorothea Kropp (geb. zu ??, gestorben am 13.10.1869 zu Neuhof) verheiratet. Die zweite Ehe schloß er zu Bansin am 8.4.1870 mit Auguste Sophie Dorothea Henriette Kaiser (geb. zu Bansin am 24.1.1840, gestorben zu Neuhof am 30.1.1910).

Nach der Gebäudesteuerrolle des Gemeindebezirkes Neuhof mit Neukrug vom 6.3.1879 war dieser Sohn damals noch der Besitzer der Büdnerstelle Nr. 15 (Grundbuch Band II Blatt 65). Sie bestand aus einem Wohnhaus mit kleinem Hofraum und ca. 12 Quadratruten Garten und Scheune. Der Flächeninhalt wird mit 07ar 20 Quadratmetern angegeben.

Das Geschlecht der Gollatz bezw. Hollatz ist noch jetzt auf der Insel Usedom verbreitet.

Quellenangabe:

  • 1. Urkunden des Pfarramtes Benz
  • 2. Grundbuch Neuhof Band II, Blatt 65 Nr. 9,
  • 3. Wilhelm Ferdinand Gadebusch, Chronik der Insel Usedom, Anklam 1864
  • 4. Die Familiennamen und die Bevölkerung der Insel Usedom bis 1700 von Karl Sturm, Greifswald 1920 (Dissertation).
  • 5. Robert Burkhardt, Kirchspiel Benz auf Usedom nach dem ältesten Kirchbuch 1643-1766. Verlag W. Fritzsche, Swinemünde.

Johann August Gustav Fubel (Ahnennummer 4 und 5)

Das Haus des Steuermanns, späteren Kolonisten und Eigentümers Ludewig Fubel zu Zinnowitz war weiland ein kinderreiches. Das vierte Kind von allen, das am 20.8.1821 zur Welt kam, war Johann August Gustav Fubel. Noch nicht 9 Jahre war er alt, als die Mutter, Maria Fubel geborene Schmidt am 17.7.1830 starb. Nach erfolgter Konfirmation erlernte August Fubel das Zimmermannshandwerk. Nach beendeter Lehrzeit war er in Swinemünde als Zimmergeselle tätig. Dies war ein alter geachteter Beruf. Als Schutzpatron hatten sich die Zimmerleute den heiligen Joseph erwählt. Als Siegel oder Innungswappen führten sie gewöhnlich die Axt entweder allein, oder neben anderen Instrumenten: Winkelmaß, Zirkel, Meißel und Schlegel; auch zwei Äxte verschiedener Form, schräg gekreuzt.

Am 29.10.1847 schloß August Fubel zu Neuhof mit Christine Maria Dorothea Henriette Gollatz, geboren zu Neuhof den 30.6.1821, Tochter des Bauern Johann Friedrich Christoph Gollatz und seiner Ehefrau Catharina Tittelfitz, die Ehe. Sie war ihm eine liebe, tüchtige Frau, mit der er fast 46 Jahre lang sehr glücklich gelebt hat. Seinen Wohnsitz behielt er in Neuhof, einem Dorf zwischen dem Rittergut Gothen und dem Dorf Bansin. Es zählte damals 143 Einwohner und gehört zu den schönsten Gebieten der Insel Usedom. Die ganze sieben Meilen lange Ostküste der Insel war damals noch mit Wald bedeck, vorzugsweise aber mit Kiefern; leider zeigte sich bereits ein fühlbarer Mangel an Eichen- und Buchenholz. Deshalb wurden die Torfmoore fast überall benutzt.

Die Ernährungsquellen der Einwohner bestanden in Ackerbau und Fischerei. Der Bauer bestellte -nach Meinhold- sein Feld noch zum Teil nach dem alten Schlendrian. Die Bewohner der Insel schildert er als sehr arbeitsam, ausdauernd und dienstfertig, sowie als aufrichtig und ehrlich, aber auch gleichgültig gegen jede geistige Erhebung, phantasielos und oft in einem unglaublichen Grade phlegmatisch. Die Bauernfrauen und Töchter gingen zu ihrem Ruhme noch immer in den selbstgewebten Kleidern und in den schlichten und bescheidenen Mützen. Dieses Festhalten an der alten guten Weise ihrer Vorfahren wurde von den Predigern öffentlich wie privatim gebührend hervorgehoben und belobt.

Da sich August Fubel infolge guten Verdienstes durch fleißige, tüchtige Arbeit und auch wohl infolge des eingebrachten Vermögens seiner Frau in guter Lage befand, konnte er bald eigenen Grund und Boden kaufen. Er erwarb am 19.2.1857 für 1450 Taler von dem Eigentümer Joachim Christian Labahn und dessen Ehefrau Carolin geborene Dahms in Zinnowitz, von ihrer aus Vorwerksanteilen des ehemaligen Rittergutes Zinnowitz bestehenden Besitzung insgesamt 25 Morgen 9 Quadratruten, darunter 12 Morgen Wiesen, 5 Morgen Acker, 1 Morgen 89 Quadratruten Weide, sowie je einen Anteil an dem Fichtkamp und an der Fischerei an der Störlake.

Nach dem Kauf dieses Grundstückes siedelte er nach Zinnowitz über, wo er in den folgenden Jahren einzelne Anteile wieder veräußerte. Das bisher von ihm bewohnte Grundstück in der alten Strandstraße, das ebenfalls zu dem im Jahre 1857 gekauften Eigentum gehörte, verkaufter er am 17.11.1886 an seinen Schwiegersohn Joachim Kracht in Zinnowitz.

Später erbauter er sich auf seinem Grundstück in der Wilhelmstraße (Nr. 16) eine Villa, die heute noch unverändert dasteht. Bei der am 23.6.1900 erfolgten Auseinandersetzung seiner Erben erwarb sein Sohn Friedrich Fubel dies Grundstück mit den darauf befindlichen Gebäuden, mit sämtl. Zubehör und dem Anteil an der Fischerei in der Störlake zu Zinnowitz für 12250 M. Die anderen Miterben wurden entsprechend abgefunden.

Zur Zeit der Übersiedlung des August Fubel im Jahre 1857 von Neuhof nach Zinnowitz waren die Verhältnisse dort noch recht traurig. Der Ort Zinnowitz war fast gänzlich von der Welt abgeschnitten. Erst als 1863 die Eisenbahn von Züssow nach Wolgast gebaut wurde, änderten sich diese Verhältnisse. Badegäste und auch die älteren Einwohner von Zinnowitz erinnern sich noch mit Behagen jener lärmenden, oft anstrengenden und unbequemen, oft aber auch recht gemütlichen Szenen, die sich damals auf dem Wolgaster Bahnhof, der Überfahrt mit einem kleinen Ruderboot über die Peene nach der Wolgaster Fähre und dann mit dem Omnibus nach Zinnowitz, zutrugen.

Politisch ist die Zeit ja reich Krieg und Kriegsgeschrei gewesen, aber Zinnowitz lag außer Kurs und hat davon nur sehr wenig am eigenen Leibe verspürt. 1864 wurde allerdings die Peenemünder Schanze von einem Kommando der Pommerschen Jäger und einer Abteilung der Neumärkischen Dragoner besetzt. Die Gemeinde Zinnowitz mußte Erdarbeiter stellen und einen Teil der Küstenwache übernehmen, aber offene Feindseligkeiten wagte Dänemark nicht. Dagegen wurde von Zinnowitz aus, am 16.März 1864 der letzte Akt des Seegefechtes von Jasmund, in welchem sich die kleine preußische Flotte nicht ohne Glück mit der dänischen maß, beobachtet.

An den Feldzug von 1866 erinnert eine Inschrift in der Kirche zu Crummin. Das große Jahr 1870 schien, da man der französischen Flotte mehr Unternehmungsgeist zutraute, als sie auf Lager hatte, für die Zinnowitzer Küste recht viele Beschwerden zu bringen. Pommern wurde am 21. Juli in Kriegszustand erklärt; den Küstenbewohnern wurde verboten, bei Annäherung feindlicher Schiffe in See zu gehen, und in Swinemünde und Peenemünde arbeitete man fieberhaft an der Armierung der Befestigungen, wozu Arbeiter aus Stadt und Land beordert wurden. Der General Vogel von Falkenstein erließ am 23. Juli einen flammenden „Aufruf an die Bewohner der Nord- und Ostsee,“ der mit den Worten schloß: „Jeder Franzmann, der Eure Küste betritt, sei Euch verfallen!“

Auch die Zinnowitzer mußten eine Küstenwache bilden und eine zeitlang Tag und Nacht auf der Lauer liegen. Die französische Flotte erschien aber nicht. An jene große Zeit erinnern noch die Anerkennungsschein, die später seitens der Militärbehörde den Teilnehmern an den Küstenwachen eingehändigt wurden. Bemerkenswert ist auch der Prozeß, welcher 1888 die Zinnowitzer Fischereiinteressenten gegen den Fiskus führten, der ihnen das Fischereirecht auf der Störlake streitig machte. Nach langem Kampf wurde am 25. März ein Vergleich geschlossen, in welchem Zinnowitz das ausschließliche Fischereirecht auf der halben Störlake rettete.

Alles dies hat August Fubel miterlebt. Er starb am 5.6.1893 zu Zinnowitz im Alter von 71 Jahren. Seine Frau überlebte ihn noch einige Jahre; sie starb am 8.5.1887 im vollendeten Alter von 76 Jahren. Beide haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Zinnowitzer Friedhof gefunden.

Quellenangabe:

  • 1. Urkunden des Pfarramtes Crummin, Benz und des Standesamtes Crummin,
  • 2. Grundbuch Zinnowitz Band II Blatt Nr. 63.82
  • 3. Robert Burkhardt: Geschichte von Zinnowitz, Wolgast 1909
  • 4. Peter August Rolfs: Die Insel Usedom. Verlag von Julius Beltz, Langensalza-Berlin-Leipzig 1933
  • 5. Alfred Grenser: Zunft-Wappen und Handwerker-Insignien. Frankfurt a/M. 1889, Verlag von Wilhelm Rommel
  • 6. Wilhelm Meinhold: Humoristische Reisebilder von Usedom. 1837

Johann Fubel

Johann Wilhelm Matthias Fubel kam zur Welt am 5.12.1778 zu Recksee, einer Försterei in der Uckermark, wo sein Vater, Johann Friedrich Fubel, als Jäger im Dienst eines von Arnim stand. Seine Mutter war eine Catharina Sophia Perlitz, Tochter des Kantors zu Landsberg a. W. Gottlieb Perlitz.

Die Taufe hat er in der für Recksee zuständigen Kirche zu Schwarzensee empfangen. Im Kirchenbuch der evangelisch-lutherischen Gemeinde dieses Ortes findet sich darüber folgende Angabe: „Dem hiesigen Jäger Johann Friedrich Fubel ist von seiner Ehefrau Catharina Sophia Perlitzen am 5. Dezember 1778 ein Sohn geboren, sp den 13.Dezember getauft und Johann Wilhelm Matthias genannt: Paten: 1. Matthias Bartel, Müller zu Gr. Luckow, 2. Wilhelm Bluhm, Jäger-Sohn zu Schwarzensee, 3. Johann Köpke, Schmiedebursch zu Schönhausen, 4. Fr. Sophia Wenzen, verehelichte Bandelow, Krüger-Frau zu Gehren, 5. Jgfr. Friederike Keppertin, Verwalter Tochter zu Schwarzensee.

Die früheste Jugend hat er in Recksee verlebt. Sehr jung an Jahren wandte er sich dem Kommunaldienst der Stadt Strausberg zu. Nach den Personalakten dieser Stadt war er bereits vor 1797 Protokollführer des Stadtdirektors und ersten Bürgermeisters Perlitz. Da die Mutter des Johann Fubel ebenfalls eine geborene Perlitz war, muß irgendwie ein verwandtschaftlicher Zusammenhang mit dem Bürgermeister Perlitz bestanden haben. Am 30. September 1797 wurde Johann Fubel bereits zum Rathmann vorgeschlagen, eine für damalige Zeit ungewöhnliche Ausnahme; am 29. Mai 1798 leistete er schon den Eid als Senator. 1805 wurde er als dritter Bürgermeister und nach einem Protokoll vom 30.11.1809 zum zweiten Bürgermeister -der erste war Perlitz- gewählt. Nachdem er am 23.12.1809 von der Königl. Regierung zu Potsdam bestätigt worden war, leistete er am 22.1.1810 den Bürgermeistereid. Von hier beginnt dann seine ausgezeichnete Wirksamkeit für die Stadt Strausberg. Die ersten Jahre seiner amtlichen Tätigkeit fielen in eine Zeit, wo jedes andere Streben der Preußischen Jugend vor dem begeisternden Gedanken an die Befreiung des Vaterlandes in den Hintergrund trat.

Seine Wiederwahl erfolgte 1815 auf 6 Jahre. Die Regierung, die mit der Amtsführung sehr zufrieden war, sprach in einem Schreiben an den Magistrat ihre Genugtuung über diese Wiederwahl aus.

In dieser Zeit leistete Johann Fubel eine große organisatorische Arbeit mit der Bildung der Bürgerwehr, der Organisation des Landsturms und der Landwehr in Strausberg. Aus einem Bericht des damaligen Stadtverordneten-Vorstehers ist zu entnehmen, daß er auch während der Durchmärsche und Einquartierung in der Zeit von 1812 bis 1815 preußischer und fremder Truppen erfolgreich bemüht war, die Bürger nach Möglichkeit zu schonen und die Einquartierungslasten zu erleichtern. Trotzdem hatte er unter den Stadtverordneten einflußreiche Gegner, die seine Wiederwahl 1821 verhinderten. Weil die Stadtverordneten und die vorgesetzten Behörden sich über die Neubesetzung lange nicht einigen konnten, blieb er noch bis zur Besetzung des Bürgermeisterpostens am 1.10.1823 im Amt.

Nach seiner Pensionierung wurde er 1826 zum Verwalter der in Konkurs geratenen Hegermühle, einer Wassermühle bei Straußberg, eingesetzt. Bei der Subhastation 1827 erwarb er diese Mühle, mit der auch eine Landwirtschaft verbunden war, käuflich. Zunächst ließ er sie durch einen Mühlenmeister verwalten. Scheinbar war die Mühle verpachtet, bis er sie 1843 verkaufte. Bei einem neuen Konkurs 1848/49 hatte er wohl noch Forderungen. Johann Fubel war von1804 bis 1832 Besitzer des Hauses Nr. 194 zu Strausberg, später wohnte er zu Miete. In einer Einwohnerliste von 1843 ist er als Mieter allein aufgeführt.

Verheiratet war er seit 28.3.1903 zu Strausberg in erster Ehe mit Friederike Dorothea Kurtze, Tochter des Tuchmachermeisters und Flanellfabrikanten Joh. Friedr. Kurtze und seiner Ehefrau Maria Gertrud Schrecken zu Strausberg. Sie gebar ihrem Gatten einen Sohn und drei Töchter. Die zweite Ehe schloß er nach dem am 15.4.1808 erfolgtem Tode seiner Gattin am 9.3.1809 ebenfalls zu Strausberg mit Dorothea Charlotte Wilhelmine Kindt, Tochter des Strausberger Kaufmanns Joh. Gottfr. Kindt und seiner Ehefrau Charlotte Sophia Prawitz. Sie starb nach 16 jähriger Ehe am 13.12.1825 zu Strausberg als Mutter von einem Sohn und einer Tochter.

Die Jägernatur seines Vaters ging auf ihn voll und ganz über; vor allem war es die Jagd, die ihn schon in den ersten Jahren seiner Kindheit begeisterte und der er noch später als Bürgermeister eifrig nachging. In der Unterhaltungsbeilage zum „Uckermärkischen Kurier“ vom 24.10.1937 erscheint hierüber unter dem Artikel „Der Wolf in der Uckerakr“ von Professor Dr. M. Rudolph u.a. folgende Angabe: „Der letzte Wolf der Kurmark soll am 23.1.1823 in Blumenthal bei Strausberg von dem damaligen Bürgermeister Fubel erlegt worden sein, wie eine an der betreffenden Stelle errichtete Tafel verkündet.“

Er starb am 6.8.1855 zu Strausberg nach einem tatenvollen, vielbewegten Leben.

Wenn auch das Material zu einer ausführlichen Lebensbeschreibung des Johann Fubel fehlt: das eine steht fest, daß sein Name in der Geschichte der Stadt Strausberg einen guten Klang hat und neben anderen Stadtvätern mit Ehren genannt werden kann.


W. Fubel

Regierungsinspektor

Stettin

Zeppelin-Prom. 6

Stammtafeln

Stammfolge des Wilhelm Fubel

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Ahnentafel des Wilhelm Fubel (Väterliche Seite)

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Stammfolge des Otto Fubel

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Stammtafeln Graumann Fubel Dinse