Rostocker Heide (Landschaft): Unterschied zwischen den Versionen

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:Warf ein heftiger Orcan die halbe, neuerbauete Scheune zu Niederhagen, sowie die Holzremise und ziemlich Holz in der Waldung um. (BK)
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'''1796''' Die große Eichenzählung
 
'''1796''' Die große Eichenzählung

Version vom 1. April 2019, 08:26 Uhr


Kenndaten des Orts
Name (heute)Rostocker Heide (Landschaft)
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl18146
VerwaltungsamtStadtverwaltung Rostock
LandkreisStadt Rostock
Zahlen
Einwohner..?.. (2015)
KoordinatenBreite: 54.2110761 / Länge: 12.2156959
https://www.google.de/maps/@54.2110761,12.2156959,14z

Wie so viele Bereiche in diesem Online-System sind auch hier die Seiten gerade eine große Baustelle und die Menge des noch einzupflegenden Materials erfordert noch einige Zeit für deren Einarbeitung. Trotz alledem ist schon viel an inhaltlicher Aufbereitung geschafft, was wir nicht vorenthalten wollen. Das machen wir ihnen bereits in der Bauphase zugänglich und laden sie zum Entdeckungssurfen ein. Wenn sie in einigen Zeitabständen bei uns vorbeischauen können sie sicher immer wieder etwas neues entdecken.

Die „Nordöstliche Heide Mecklenburgs“ östlich von Rostock – eine eigenständige Kulturlandschaft

Für die gesamte deutsche Seeküste, von der holländischen bis hin zur polnischen Grenze ist es einmalig, daß ein so großes Waldgebiet an die See grenzt. Genau genommen ist die Heide doch nur der klägliche Rest eines der letzten deutschen Urwälder , der sich noch vor 800 Jahren zwischen Lübeck und der Insel Rügen erstreckte. Schon die korrekte geographische Bezeichnung dieser Landschaft ist ein schwieriges Kapitel. Im Volksmund ist es aus Unkenntnis weit verbreitet die Waldlandschaft zwischen Rostock und Ribnitz in seiner gesamten Ausdehnung als „Rostocker Heide“ zu bezeichnen. Kulturhistorisch ist diese Bezeichnung so undifferenziert als falsch zu bezeichnen. Die Historiker, Geologen, Forstwirtschaftler prägten hier den Fachbegriff „Nordöstliche Heide Mecklenburgs“, aber wer kann sich das schon merken. Nur die westliche Hälfte, nämlich jenes Schnäppchen, daß die Hansestadt Rostock am 25. März 1252 von dem damaligen mecklenburgischen Landesfürsten Borwin III. zu einem ausgesprochen günstigen Preis von 450 Mark (Die Mark war in jener Zeit noch keine Währung, sondern eine Gewichtseinheit für Edelmetalle, der genannte Kaufpreis entsprach einer Silbermenge von etwa 105 kg) käuflich erwarb, trägt diese Bezeichnung zurecht. Rostock wurde damit eine der an Waldeigentum reichsten Städte in Deutschland. Den östlichen Teil der Landschaft jedoch behielten die Fürsten Mecklenburgs bis zum Ende der Monarchie und sogar darüber hinaus in ihrem Besitz, die Fürstliche Heide. Fortan trennten sich die kulturgeschichtlichen Wege dieser beiden Landschaftsteile. Im westlichen, Rostocker Teil der Heide dominierte der Holzerwerb zum Bau von Häusern und Schiffen und die Jagd hatte sich dem unterzuordnen. In der Osthälfte war es genau umgekehrt. Nach dem zweiten Weltkrieg war das Prädikat "fürstliche" Heide nicht mehr opportun und so erfand man ersatzweise hier den Begriff "Gelbensander Forst"

kleine Natur- und Kulturgeschichte der "Nordöstlichen Heide Mecklenburgs

Die weitläufige Waldlandschaft zeigt sich in ihren einzelnen Bereichen mit unterschiedlichsten Landschaftsbildern. im sandigen Nordteil dominieren Bestände mit hohem Anteil an Nadelholzarten, wärend auf der auslaufenden Endmöräne des Südteils, bei Willershagen und Rostocker-Wulfshagen imposante alte Eichen- und Buchenbestände die Natur prägen. Schier unzählbar ist die Zahl der Bachläufe, die noch immer, ohne das Menschenhand sie in künstliche, begradigte Betten gezwängt hat, ihre Schleifen durch die Landschaft ziehen. Sie zeichnet eine besondere Gewässerreinheit aus, die eine einzigartige Vielfalt an Kleingetier nach sich zieht. Geradezu ideale Existenzbedingungen für den Eisvogel, der hier häufig anzutreffen ist. Als Wintergast ist mit viel Glück auch die Wasseramsel tauchend an einem solchen Bachlauf zu erleben. In stillen Winkeln findet sich der Kranich regelmäßig als Brutvogel ein. Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) der Braunrote Ständelwurz (Epipactis atrorubens) und die Waldyazinthe ( Planthéra chloránta) sind nur einige der unter besonderem Schutz stehenden Orchideenarten die hier Verbreitung gefunden haben. Aus Skandinavien ist das äußerst seltene Moosglöckchen, die Linnéblume (Linnaea borrealis) hierher gelangt. Die Kreuzotter mit ihrem Zick-Zack Band auf dem Rücken als bekanntes Erscheinungsbild hat hier durch eine Laune der Natur eine Abart hervorgebracht. Sie ist ungemustert und tiefschwarz. Die Heidebewohner nennen sie von alters her Moorotter oder Höllenotter. Auch die Glatt- oder Schlingnatter (Coronella austriaca) hat hier eines seiner letzten Vorkommen in ganz Deutschland. Um die Jahrhundertwende war der Seeadler (Haliaeetus albicilla) in ganz Mecklenburg ausgestorben. Nur in der Rostocker Heide war noch ein Brutpaar nachweisbar, und noch heute zieht ein Adlerpaar über der Heide seine Kreise. Orchideen, brütende Kraniche und jahrhundertealte Eibenbäume machen die Heide zur schützenswerten Landschaft. Besonders Besucher aus Niedersachsen stellen häufig die Frage, warum man dieses ausgedehnte Waldgebiet als Heide bezeichnet ? Müssen doch häufig klischeehafte Landschaftsbilder der Lüneburger Heide für diesen Begriff herhalten. Heidelandschaften in Mitteleuropa sind vielfältig, denken wir in Deutschland an die Schorfheide in Brandenburg, die Dresdener, oder die Dübener Heide. Heidelandschaften schlechthin sind Pflanzengesellschaften auf armen, meist sandigen Bodenstandorten. Die Lüneburger Heide hat ihr heutiges Aussehen vor Jahrhunderten durch den Holzraubbau für den Brennstoffbedarf der Lüneburger Salzsiedereien erhalten. Die parallel dazu, bis heute anhaltende Beweidung durch Heidschnuckenherden erhielten dieses Landschaftsbild. Beendete man die Beweidung entstünden in der Lüneburger Heide bald ähnliche Waldbilder wie in unserer Waldlandschaft.

Nach dem Verkauf der westlichen Hälfte dieser Waldlandschaft im Jahre 1252 durch den Fürsten Borwin an die Stadt Rostock hatte man nun in der beginnenden Hansezeit ein schier unerschöpfliches Holzreservoir zum Bau der stolzen Hansekoggen. Alle anderen Hansestädte mußten ihr Schiffbauholz teuer von Holzhändlern beziehen. Deren Baukosten lagen damit beträchtlich höher. Lübeck war in jener Zeit die Mutter der Hanse, Rostock dagegen durch den Besitz der Heide herrausragender Schiffbaustandort innerhalb des Bundes. Der östliche Teil blieb von der Wendenzeit bis hin zum Ende des zweiten Weltkrieges Hofjagdrevier der mecklenburgischen Landesfürsten. In den Jahren von 1300 bis 1319 hatte der Dänenkönig Erik Menved die Herrschaft Rostock (etwa das Gebiet des heutigen Landkreises Bad Doberan und der Hansestadt Rostock) für einige Jahre dem Königreich Dänemark einverleibt. Zur Sicherung seines neuen Besitzes ließ er einen Ring von Burgen und Befestigungen anlegen, deren Zentrum die „Danskeborg“, der Sitz des königlichen Gouverneurs bei Warnemünde war. Nur ein kleiner kreisrunder buschwerkbestandener Hügel, von einem Wallgraben umgeben, ist, etwa 800 m östlich des Jagdschlosses Gelbensande gelegen, noch heute Zeugnis dieser dänischen Episode. Jedes Jahr im Frühling sprießt in dieser Gegend auf großen Flächen eine wilde Zwiebelart, der Bärlauch (Allium ursinum), mitgebracht von jener dänischen Burgbesatzung im Mittelalter ist dies in Mecklenburg der einzige Standort der Pflanze. Auch seinen zweiten Namen „Störtebekerberg“ trägt der Hügel nicht zu Unrecht, denn im Jahre 1391 entsandte der Stralsunder Rat unter der Führung des Ratsherren Carsten Sarnow einige Schiffe in den Saaler Bodden um die zur Plage gewordenen Seeräuber in ihrem Schlupfwinkel zu bekämpfen. Er machte mehr als hundert Gefangene. Entkommene Seeräuber ruderten mit Booten den Wallbach hinauf um sich auf dem im tiefen Walde versteckten Hügel (das befestigte Burggebäude stand in jener Zeit noch) für einige Zeit zu verbergen. Der wohl berühmteste Gast in den herzoglichen Waldungen war Peter der Große, jener Zar, der Rußland zur Großmacht entwickelte und den Schweden den Zugang zur Ostsee abtrotzte. Er verheiratete seine Lieblingsnichte Katharina Iwanowna im Jahre 1718 mit dem mecklenburgischen Herzog Carl Leopold und gewann so am Südende der Ostsee einen Bündnispartner, in dessen Waldungen er zeitweilig seiner Jagdleidenschaft nachging.

Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und das darauffolgende Jahrhundert war europaweit die Zeit der großen Holznot. Der Raubbau am Wald zu Kriegs- und Nachkriegszeit hatten den überwiegenden Teil der Wälder in Europa ruiniert. Mann besann sich nun des Wertes der Wälder. Die Erkenntnis, nie mehr aus den Forsten zu entnehmen als auch nachwächst entstand, diesen damals neu entstehenden Umgang mit der Recource Wald bezeichnet man heute als „nachhaltige Forstwirtschaft“. Diese Erkenntnis war gewissermaßen die Geburtsstunde der geregelten Forstwirtschaft. Beginnend mit dem Jahre 1791 ist die Rostocker Heide untrennbar mit der Person Hermann Friedrich Beckers verbunden. Im Jahre 1925 schrieb Friedrich Barnewitz in seiner „Geschichte des Hafenortes Warnemünde“: „Immerhin steht fest, daß sich im Juni 1817 Forstinspektor Becker aus Rövershagen mit seinen Angehörigen, sicher aber auch noch andere Familien, mehrere Wochen lang, wärend des Sommers in Warnemünde aufgehalten haben, um zu baden....“. Damit erwarb sich Becker den Ruf erster namentlich bekannter Badegast von Warnemünde gewesen zu sein. Aber nicht dieser eher zufällige Umstand macht die Bedeutung dieses Mannes aus.Er begründete nach der Holznot die Heidelandschaft als Kulturwald in der Charakteristik die wir heute hier als Wanderer erlebe, teilte die Waldung in Forstrevier ein, Veranlasste die Gründung von Teerschweelereien als Wirtschaftsunternehmen in der Heide. Er erfand Meßgeräte und landwirtschaftliche Maschinen, gründete als Privatinitiative die erste Berufsausbildungsstätte für die Landjugend, initiierte in Rövershagen die erste öffentliche Leihbibliothek Mecklenburgs. In Diensten der Hansestadt stehend konnte er sich mit Streitschriften für mecklenburgische Verhältnisse schon ausgesprochen früh für die Aufhebiung der Leibeigenschaft im Lande einsetzen. Sein schriftlicher Nachlaß ist bis heute nicht gänzlich aufgearbeitet und bietet für die zukunft sicher noch manche kulturhistorische Wiederentdeckung. Forstleute wie insbesondere die „Garthe-Dynastie“ (allein fünf Forstleute aus der Familie Garthe wirkten verdienstvoll in der Heide) oder Charles Bencard führten sein Vermächtnis in der Pflege und Bewirtschaftung dieser Waldlandschaft fort. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges breiteten sich über die Heide für die Regierungsjagd und militärische Zwecke reservierte Sperrgebiete aus. Wanderkarten durften nicht mehr gedruckt werden. Die Landschaft geriet in Vergessenheit. Seit 1990 hat sich diese Entwicklung wieder umgekehrt. Militär und die Jägerschaft der früheren DDR-Führung verließen das weitläufige Waldgebiet. Reiseführer können wieder Touristen anwerben. Der Sauerstoffproduzent für die Stadt Rostock steht dem Naturfreund offen. Störtebekers sagenhaftes Versteck verbreitet dem Besucher seine Romantik.

Die Rostocker Heide

Die Rostocker Heide im Spiegel von Luftbildern

Die chronologische Forst-Geschichte der Rostocker Heide:

Die Kürzel am jeweiligen Ereignis weisen auf deren Quellen hin:

BGSR = Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock

BK = Kirchspielchronik von Rövershagen begonnen von H.F.Becker; begonnen 1839

FBK = aus der (anonymen) Fortsetzung von Beckers Kirchspielchronik

AHR = Archiv der Hansestadt Rostock (oft mit Signatur folgend)

HE = Archiv Hans Erichson Ribnitz

HA = Heidearchiv Wilfried Steinmüller

Die Rostocker Heide im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

1252, 25.3. Fürst Heinrich Blorwin III. verkauft der Stadt Rostock die heutige Rostocker Heide

1358 Die Hansestadt kauft dem Landesfürsten für 2000 Mark Rostocker Pfennige die unbeschränkte Criminal- und Civil-Gerichtsbarkeit auf ihrem ganzen Gebiete ab. In der unmittelbar darauf folgenden Reformation der Stadtgerichtsbarkeit wird auch das Amt des "Waldherrn" ("Domini silvarum") geschaffen. Ihm oblag die Beaufsichtigung der Stadthölzung mit den Kohlenbrennereien, die Einsammlung der Pachtgefälle und Beden von den Stadtdörfern, auch die Erhaltung der Bollwerke in Warnemünde, wie hier im Hafen. (Andree apostoli 1358)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1533 Ernannte die Bürgerschaft Hans Beckentin zum Voigt über die Heide und Stadt Güter, und mußten die Schulzen ihm Gehorsam schwören. Allein auf Klagen des Halses ward er durch einen kaiserlichen Befehl von seiner Stelle wieder abgesetzt. (BK)

1554 Verordnung "Wider das Jagen zur verbothenen Zeit." (erstmals, dann jährlich erneuert)

1557 Verordnung "Wider das Schiessen und Jagen in der Fürstl. Wild-Bahn"

1561 Verordnung "Die wilden Schwene nicht zu verjagen oder zu schiessen."

Bekanntmachung gegen das Schießen und Jagen im Stadtgebiete 1562

1562 Verordnung "Wider das Schiessen und Jagen in der Stadt Gebiet."

1572, 14. Februar Konflikt zwischen der Stadt Rostock und den Moltkes auf Toitendorf "wegen der Fischerei mit Körben in der Petzer-Beck; item auf der Warnow mit Böten und Rusch-mehen; item Holzholen aus der Heide" (Rostocker Extractum Libri Missivarum de anno 1572)

1572, 1. März Beschwerde an Herzog Johann Albrecht und den Amtshauptmann zu Ribnitz wegen unerlaubtem Holzfällen in der Rostocker Heide im Strombruch. (Rostocker Extractus Libri Missivarum de anno 1572)

1573, 26. Januar "Vorstellung und Bericht an Herzog Johann Albrecht wegen des streitigen Holzes in der Rostocker Heide, des Strom-Bruchs." (Rostocker Extractum Libri Missivarum de anno 1573)

1573,14. Februar Verordnung "Wider die unbefugten Jäger in der Stadt-Gebiete". (Rostocker Extractum Libri Missivarum de anno 1573)

1573, 19. Oktober "Literae an Herzog Ulrich und an den Schwerischen Kanzler Husanum wegen des streitigen Ortes, Holz in der Rostocker Heide, der Strom-Brook genannt. Item den 14. November" (Rostocker Extractum Libri Missivarum de anno 1573)

1584 Mit Bildung des Hundertmänner-Collegiums als Stadtvertretubg wird auch das Heidedepartement gebildet.

1589 Verordnung "Wider das Jagen in der Rostocker Heide."

1601, 4. Januar Verordnung "Daß die Bürger zwey Jahr lang vermöge der mit Ihro Fürstl. Durchlaucht getroffenen Convention, sich des Jagens in der Heide enthalten sollen."

1617 Verordnung "Wegen der Jagd und des Schiessens."

1625 10./11. Febr. war die bekannte schreckliche Überschwemmung zu Rostock und in der Umgegend, davon in dem Etwas von gelehrten Rostockschen Nachrichten 4.Jahrg. 898 i.J. 1740 eine ausführliche Nachricht abgedruckt sich findet. Zu hiesiger Gegend soll ein großer Theil der Waldung unter Wasser gestanden haben, ja es soll das Wasser in Niederungen bis Blankenhagen vorgedrungen seyn . Die Wasserhöhe des Maaßes war 14 Fuß über den mittlern Stand gestiegen.Die Meierey auf dem Moorhof (vorh. Moor genannt) stand völlig im Wasser, Pferde und Ochsen ertranken, die Bewohner saßen 3 Tage im Dach auf dem Heu. Zu Warnemünde wurden von 150 dortigen Häusern 18 an der Düne gänzlich weggerissen und 74 stark beschädiget ; viele Schiffe zertrümmert. (BK)

bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

Rostocker Heide Reiterkarte von 1696 (nach Otto Kolp)
1669
-Im Archiv der Hansestadt Rostock befindet sich die mit Eichen-Galltinte gezeichnete erste Karte der Rostocker Heide (77cm lang, 50,5 cm breit). Rechts oben in der Ecke in einem gekrönten Lorbeerkranze trägt sie den Titel: * "Grundlicher / Abriß der Stadt /Rostock Heyde / Anno 1696 / Den". Als Zeichner und Autor trägt sie die Signatur: "Gotfriet Lust / Stadtfenderich / 1696 d."
-Ward der zu Markgrafenheide wohnende Jäger Brandt von einem Keiler erschlagen. Auf dem Heimwege nach der Kirche, wo er communicieren wollen, trifft er den Keiler und soll die ruchlosen Worte gesagt haben: "Nach meiner Rückkehr soll dich oder mich der Teufel holen." Man fand ihn Abends todt mit aufgeschlitztem Bauch. Es ist ihm an dem Platz ein Kreutz errichtet und bis jetzt erhalten.(BK)
1680, 27. Januar
Verordnung "Wegen der Jagd in der Rostocker Heide"
1702
Überließ die Stadt dem Herzoge Friedrich Wilhelm die Jagd in der Heide auf Lebenszeit, und nahm sie alsdann wieder an sich. Herzog Carl Leopold wollte sie mit Gewalt an sich reißen und schickte einen Lieutenant mit 20 Dragonern nach Rövershagen um den Rostockern die Ausübung der Jagd zu wehren, ein kaiserl. Mandat vom 28. März 1714 inhibitierte diesen Gewaltstreich. (BK)
1717
Herzog Carl Leopold verlangt die Herausgabe der Heide-Kaufurkunde von 1252
1722, 3. Juli
Das "Reglement von E.E.Rath Mit Bewilligung der Ehrliebenden Hundert Männer gemacht worden, nach welchem die Jagd in der Rostocker Heyde Zum Nutzen gemeiner Stadt zu administrieren. Und welcher Hinführo, biß zu fürder Ordnung E.E.Rath und Ehrliebenden Bürgerschaft nach zu gehen ist."
1723 26. Jul.
starb der Heidevoigt Fried. Gottmann. Stürzte Christoph Melms von einem Baum und lebte nur noch einige Stunden. (BK)
1748
Starb der Baumwärter Zimmermann. (BK)
1753
Starb der Jäger Wramp. (BK)
Die Verpfändung der Willershäger Waldungen an das Kloster Ribnitz endet
1760
Gründung eines Forstkollegiums, dessen Hauptaufgabe die Erarbeitung eines herzoglichen Regulativs für die Rostocker Heide ist.
1760
Unternahmen die Rostocker Kaufleute Jacob Johann Stypmann und Paul Grube eine große Torf Enterprise und ließen den Pramgraben vom Stinkengraben bis zum Breitling verfertigen. (BK)
1762
Bildete sich das erste Forstkollegium in Rostock, löste sich aber 1768 wieder auf, das Heidedepartement trat 1769 wieder an dessen Stelle. (BK)
1765
Gewetts-Sekretär Möller reicht einen * Plan über die Einteilung und beßere Bewirtschaftung der Heide beim Rat ein, was jedoch keine Zustimmung findet.
1767

Mit dem Inkrafttreten obliegt dem Forstinspektor in Personalunion die Funktion eines Amtshauptmannes für die Heidedörfer.(BK)

1774
Ein Beschluss über das 2 Jahre lang erarbeitete herzogliche Forstregulativ für die Rostocker Heide und deren praktische Umsetzung wird von der Rostocker Bürgerschaft abgelehnt. Es wird in der Folgezeit jedoch teilweise umgesetzt.
1776
Brannte ein beträchtlicher Theil der Schwanberger Heide ab. (BK)
1779
Im Mai erschoß sich der Jäger Fiede zu Haus als er mit einem geladenen Gewehr zwischen die sich beißenden Hunde schlug. (BK)
1780 15. Oct.
erschoß sich der Forstinspector Möller mit einer Pistole, er wurde 52 Jahre alt und hatte manche Kränkungen und Unfälle erlitten. Er liegt unter der großen Linde des Kirchhofes.

Im Jul. starb der Baumwärter Schnockel zu Haus. (BK)

1781
Trat der Forstinspector J.Roedler seinen Dienst an. Er diente 10 Jahre und ward pensioniert. (BK)
1783
Im Apr. starb der Wildfahrer Claus Borgwarth 49 J. (BK)
1789
Starb der Baumwärter Hans Lindemann 77 J. alt. (BK)
1791
Legte der Forstinspector Rödler seinen Dienst nieder. 1. Juli ward der Forstinspector Herm. Fr. Becker zu Rövershagen eingeführt. Es waren dazu aus Rostock eingetroffen Sen.Dr. Prehn, Sen. Stange,Sen.Schrepp, K.Schroeder, K. Neuendorf, L.Altmann, L.Lober, Secret.Dethlof. (BK)
1793
Warf ein heftiger Orcan die halbe, neuerbauete Scheune zu Niederhagen, sowie die Holzremise und ziemlich Holz in der Waldung um. (BK)
Hermann Friedrich Becker fertigt eine Karte von der Rostocker Heide.
Rostocker Heide Karte von H.F.Becker 1793(AHR)

1796 Die große Eichenzählung

1801 3. Nov war ein heftiger Sturm der die Torfscheune umwarf. (BK)

1805 Starb der pensionierte Jäger Johann Joachim Schramm in Hinr. 77J. alt d. 12.Januar.

1806 30. Oct. starb der pensionierte Jäger Bauer 58 J.alt

1807 22. Mai nahmen der französische Gouverneur in Meckl. Laval und der Intendant Bremont die Heide in Augenschein.

1808 12./13. Aug und 8. Mai wurden die in der Heide angelegten Schneisen durch eine städtische Kommission mit Zuziehung vom Oberforstmeister v. Grävenitz und Forstinsp. Stave in Augenschein genommen.

-Fand sich ein Wolf im Walde an, der mehrere Mastschweine zerriß. Er ward verfolgt aber entkahm. (BK)

1810 Forstinspector Becker schlägt die Einteilung der Rostocker Heide in 5 Hauptreviere vor und führt sie durch

(Schnatermann, Markgrafenheide, Hinrichshagen, Torfbrücke, Wiethagen, und erst später Meyers-Hausstelle).

bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1815 d. 3. Februar starb der Holzwärter Albrecht Siegfried Petersen auf der Torfbrück 70 Jahr alt. Den 25. März starb der Holzwärter Carl Fried. Wramp zu Markgrafenheide 68 J. alt. Zog eine Wasserhose aus dem Meer bei Grahl vorbei längst der Heide biß Altenheide und Ribnitz, zerbrach eine Menge Bäume, warf andere nieder, und machte in der Gelbensander Forst eine Schneise eine starke halbe Meile lang und 24 Fuß (28cm)breit, in der Willershagner Heide stürzten 9 Bäume um. (BK)

1817 15. April starb der Jägermeister Joh.Hinrich Schäning 61J. Den 1.Jul. starb der Jäger Johann Jochim Adam Karsten zu Wiethagen 54 J.alt. (BK)

1818 14. Dec.machten die Fischländer Nachts mit vielen Böthen eine Invasion in die Heide und führten eine Parthie Holz aus dem Sack weg. (BK)

1820 starb der pensionierte Holzwärter Johann Heinrich Kröger auf dem Schnatermann 113 Jahr alt. (BK)

1821 15. Dec. starb der Baumwärter zu Hinrichshagen Johann Jochen Hinrich Hinz 71 Jahre alt.

1822 erschoß sich am 29.Dec. der Holzwärter Johann Christian Nicolaus Grälert zu Markgrafenheide 43 J.alt aus Unachtsamkeit als er mit einer geladenen vor sich gehaltenen Büchse die mit einander kämpfenden Hunde trennen wollte. (BK)

1823 Kam der Einl. Claus Fried.Keding auf unglückliche Art ums Leben, indem die Pferde des Jag. Köhn die er führte nach einem Schuß davon liefen, er vom Wagen stürzte und die Hirnschale zerschlug. Den 13. Oct. starb der E.Heinrich Pragst durch einen Sturz vom Balken in der Scheune des Forstinspectors. Den 3.März starb der Jäger Carl Friedr. Köhn zu Hinr. 68 Jahr alt. (BK)

1825 Hatten wir öfteren hohen Stand und Übertritt des Meeres über die Dühne am 4. Februar entstand beim Sturm aus Nordosten eine wahre Sturmflut, welche 300.000 Quadratruthen (650 ha) der Wiesen und des Waldes überschwemmte. Die Wasserhöhe war zu 6 Fuß 8 Zoll (1,95m) über den mittlern Stand des Meeres gestiegen, die Düne von der Fischerbude zu Markgr. bis an Rosenort 450 Ruthen (2100m) lang stand ganz unter Wasser, davon wurden 370 Ruthen ganz und 80 Ruthen halb planiert. Die Warnemünder fuhren mit Böthen auf die Wiesen. Es ward ein groß Holzmagazin zu Wiethagen erbauet. (BK)

1828 Errichtete die Stadt eine eigene Deputation zur Bewirtschaftung der Eichen in der Heide. (BK)

1829, 11. Jan starb der Holzwärter aus dem Schnatermann Claus Kröger 63 J.alt.

1831 Den 2. März starb der Baumwärter Jacob Hinr. Peters zu Meiershausstelle. (Cholera ?) (BK)

-Forstinspektor Hermann Friedrich Becker regt den Bau einer Chaussee von Rostock nach Rövershagen an, um einen soliden Transportweg für das Heideholz in die Hansestadt zu bekommen. (HA)

1832 Forstinspektor Becker läßt ein neues "Brandt´s Kreuz" aufstellen

1833, 17. Juli Das "Erachten der Regulierung der zur Stadt Rostock gehörigen sogenannten Rostocker Heide und Willershäger Waldungen" erarbeitet und vorgelegt von Hermann Friedrich Becker und Julius Ludwig Garthe

Den Juli 27. starb der Jäger Friedrich Johann Dewitz zu Wiethagen 60 J.alt.

In diesem Jahr lösete sich das Heidedepartemenr auf und bildete sich das 2.Forstdepartement welches die Viraition (?) der Waldungen übernahm, wogegen das Cämmerey Collegium die Jurisdiktion und das Patronat erhielte. Fing die Regulierung der Stadt Waldungen an welche dem Oberförster (Julius Ludwig) Garthe zu Remplin und dem Forstinspector Becker hieselbst von E.E.Rath übertragen war.

1834 Ward der Forstpractikand Georg Garthe dem Forstinspector Becker adjungiert. (BK)

1835 Den 4. Sept zersprang des Jägers Köhn Gewehr auf der Hühnerjagd und zerschmetterte die linke Hand, welche abgenommen werden mußte.

1837 4. Febr.starb der Jägermeister Daniel Heinrich Christian Clasen.

-Den 7. u. 8. Apr. fiel so viel Schnee, daß einige Gebäude bis zum Dach zugeschüttet waren ; den 29. Nov. wüthete ein Orkan. (BK)

1838 Ward eine Theerschwelerey im Wiethäger Revier angelegt.

- Ward ein Canal vom Moorhof zum Pramgraben gezogen. (BK)

1839 den 12ten März stürzte der Benkenhäger Einlieger David Waak von einem hohen Baum beim Zapfenpflücken im Torfbrücker Revier und starb auf der Stelle. (BK)

1841 War die Chaussee von Rostock nach Ribnitz im Bau begriffen, welcher 1842 beendiget ward. Am Johannis feierte der Forstinspector Becker hieselbst sein 50-jähriges Dienst- und Heiratsjubileum, jedoch ganz in der Stille. Er erhielt von Serenissimo das Diplom als Forstmeister und von der Akademie das Diplom als Doctor philosophiae. Seinem Adjunkten dem Forstinspector Garthe (Georg) wurden die Geschäfte überwiesen, jener jedoch behielt sein volles Gehalt. Den 1.-8ten September war die Versammlung Teutscher Land- und Forstleute in Doberan. (BK)

1846 Forstinspectoren waren der Forstmeister Becker, welcher aber schon zwischen Ostern und Johannis nach Rostock zog und der Forstinspector Garthe (BK)

1856 nach dem Abriß der alten Forstinspektion

1852 5. Oktober Der langjährig verdienstvoll für Rövershagen und die Rostocker Heide wirkende Forstinspektor Hermann Friedrich Becker in Rostock verstorben.

1856 Am Ende des Monats September brannte in Hinrichshagen das Jägerhaus und 2 Katen, worin im ganzen 11 Familien wohnten, ab. Im Juli schlug der Blitz in die Pappel, welche am Steige vor dem Witwenhause stand. (BK)

1859 Am 11ten Juli feiert der Forstinspektor Garthe hieselbst sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum, eingedenk danken sämtliche Jäger und Baumwärter mit einem silbernen Pokal und von den Mitgliedern des Forstdepartements wurde ihm ein Patent des Großherzogs überreicht, enthaltend die Ernennung desselben zum Forstmeister. (FBK)

1863 In der Nacht vom 22 auf den 23ten December war ein solcher Sturm, daß in der Rostocker Heide ungefähr 26 bis 30 000 Bäume umgestürzt sind. (FBK)

Deutsches Reich bis 1918

1877, Juni Beisetzung des am 26. Juni verstorbenen Oberforstmeister Georg Garthe unter der großen Linde vor dem Turm der Kirche (LKR)

1888 Der größte Teil der Rostocker Heide wird eingegattert. Das Gatter besteht dann bis 1925.

1897, 1. Oktober Oberforstinspector Julius Garthe verstorben, findet unter der großen Linde vor dem Turm der Kirche seine letzte Ruhe. (LKR)

1909 Im Waldhause wohnte seit mehreren Jahren schon bloß noch eine Familie. Am Ostern 1909 ist auch diese fortgezogen. Seitdem steht das Waldhaus leer und soll, weil sehr baufällig, dazu sowieso im Walde gelegen, nicht mehr bewohnt werden, sondern über kurz oder lang abgebrochen werden. Dafür ist vor einigen Jahren bereits ein neuer dritter Forstarbeiterkaten in Torfbrücke gebaut worden, der von 4 Familien bewohnt wird.

1910, März Der Archivar Ludwig Krause veranlaßt über den Verlag Volkmann Rostock den Nachdruck der "Lustschen Reiterkarte" von 1696

1.Juli 1912 Beschluß über die Bildung der Gemeinde "Heideortschaften" und Abtrennung von Rövershagen

1912, 13.3. Die Rostocker Bürgerschaft beschließt die Abtrennung der "Heideortschaften" von Rövershagen

Deutsches Reich bis 1945

1925 Pfingsten Die Bahnstrecke Rövershagen - Graal-Müritz wird eingeweiht. An der Strecke sind auch vier Holzverladeplätze eingerichtet worden.

1943 ab November Das Konzentrationslager Schwarzenpfost/ Steinheide (Heinkel-Arbeitslager) wird in der Rostocker Heide durch Häftlinge aus den KZ´s Sachsenhausen und Ravensbrück errichtet

SBZ und DDR bis 1990

1951, 1. Juli die Rostocker Heide wird vom Staatsministerium Schwerin übernommen und fortan als volkseigener "Körperschaftswald Rövershagen" geführt-

1952 Gründung des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Rostock mit Sitz in Rövershagen. (SC)

1973 Rund 1100 Fichten lieferte der Forstwirtschaftsbetrieb Rövershagen Ende November an den VEB Schiffsversorgung Rostock. Die mit Wurzeln ausgegrabenen Bäume gingen mit Schiffen auf die Reise, die zu Weihnachten auf hoher See oder im Ausland sind. Ferner liefrte der Forstbetrieb Anfang Dezember noch 40 000 Weihnachtsbäume, die in der Rostrocker Heide, auf dem Darß sowie in der Nähe von Barth und Marlow geschlagen wurden. (UM 12/1973)

die heutige Zeit ab 1990

Wichtige Marksteine in der Geschichte der Rostocker Heide:

Die Kaufurkunde der Rostocker Heide vom 25. März 1252

Jägerwirtschaft, Mißwirtschaft und Holznot

Seit 1320 waren vom Magistrat der Stadt Rostock jeweils zwei bis drei vereidigte Heideschützen mit der Beaufsichtigung von Jagd und Holzeinschlag beauftragt. Pläne zu einer geregelten Holznutzung gab es nicht. Die Bewirtschaftung richtete sich nach den jeweiligen Bedürfnissen, Ansichten und Beschlüssen. Die Heideschützen "waren Jäger und keine Forstleute, sie liebten den Trunk, sie fuhren Holz, schenkten Branntwein aus und standen mit allen, die Holz bedurften, in bester Harmonie" (H.F.Becker). Derartige personelle Missstände und fortwährende Querelen zwischen Rat und Bürgerschaft führten mehrfach zu Änderungen bei den für die Heide zuständigen Verwaltungsstellen: Im Jahr 1533 wurde ein Sechziger-Kollegium gebildet, das 1566 durch das Heidedepartement abgelöst wurde. Im 18. Jahrhundert, hatte der Siebenjährige Krieg (1756-1763) die Kassen der Stadt Rostock völlig geleert. Der Magistrat besann sich auf den Wert des noch vorhandenen Waldes und machte sich Gedanken über die Holzwirtschaft.

Die Forstverwaltung bis zur Gründung des Forstkollegiums 1760

Die Gründung des Forstkollegiums (1760, das Herzogliche Regulativ vom 18.4.1774) und dessen Auswirkungen als Anfang einer geregelten Forstwirtschaft

Das Forstcollegium

Im Jahr 1760 reichte der Gewettsekretär Möller eine Denkschrift zur besseren Bewirtschaftung der Heide unter dem Titel "Unvorgreifliche Gedanken von der Einrichtung eines Land-, Forst- Jagd- und Wirtschaftscollegii und über Verbesserung der Rövershäger Holzung " ein. Sie enthielt drei wichtige Vorschläge:

1) ein besonderes Ökonomie- und Forstkollegium einzurichten.

2) die Jägerwirtschaft aufzuheben und einen Forstverwalter anzustellen

3) die Waldung einzurichten, d.h. eine Waldinventur mit Nutzungsplanung zu erstellen.

Fünf Jahre später wurde durch den großherzoglichen Oberforstinspektor Wulf die erste Regulierung der Heide vorgenommen. Nach einer Vermessung erstellte Georg Gottlieb Dost Eine Karte, in der auch die geplanten Wege und Schneisen eingetragen waren.

Das Forstkollegium (!) erarbeitet die "Dienst-Bauer- und Wirtschaftsordnung für das der Stadt Rostock gehörige Guth Rövershagen" und setzt sie am 10. März 1767 in Kraft

Der jeweils amtierende Forstinspektor ist nicht nur Verwaltungsinstanz der Rostocker Kommunalwaldungen, sondern übt in Personalunion für alle Heideortschaften auch die Funktion eines Amtmannes als Exekutivorgan vor Ort aus!

Mit dem Inkrafttreten obliegt dem Forstinspektor in Personalunion die Funktion eines Amtshauptmannes für die Heidedörfer.

Das Forstregulativ vom 18. April 1774 mit seinen Auswirkungen

Erste vermessene Karten, arrondierte Reviereinteilungen, Schneisen und Aufforstungen

Vorschläge zur Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse

Tätigkeit der Forstinspektoren Möller und Roedler

Tätigkeit der Herzoglichen Forstcommission

Das Holzschlagregister

Vorschläge zur Regulierung der Heide

Endgültige Fassung des Regulativs und seine Nicht-Inkraftsetzung

Aufstieg der Rostocker Forstwirtschaft unter Forstinspektor Becker von 1791 bis zur Gründung des Forstdepartementes 1833

1796 Die Große Eichenzählung

1833 Die Gründung des Forstdepartementes läutet eine neue Ära in der Rostocker Forstwirtschaft ein

Becker hatte während seiner Amtszeit häufig auf die Notwendigkeit einer Reorganisation der Forstwirtschaft aufmerksam gemacht. Er ließ nichts unversucht, die Stadtväter von der Güte einer planvollen, nachhaltigen Wirtschaft zu überzeugen und bat selbst Fachleute um ihr Werturteil, nachdem man ihm selbst nicht den rechten Glauben schenken wollte. Große Verdienste hat sich dabei Oberförster Garthe aus Remplin erworben. Garthe besuchte ab 1833 wiederholt die Rostocker Heide um mit Becker grundlegende Wirtschaftsrichtlinien auszuarbeiten, die vor allem aber den Anstoß zur Bildung einer neuen Forstbehörde, dem "Forstdepartement", an Stelle des 1768 gegründeten Heidedepartements, geben sollten. So war 1833 endlich der Zeitpunkt gekommen, eine straff organisierte Forstwirtschaft einzuführen, die in vielem bis in unsere Zeit Gültigkeit behalten sollte. Die Gündung des Forstdepartements erfolgte am 20.7.1833. Das überlieferte Sitztungsprotokoll der Ratsversammlung enthält folgendes: "Zur Beratung steht die Einführung einer verbesserten, rationellen Forstwirtrschaft in den Stadtwaldungen nach Vorschlägen von Becker und Garthe. ... Zur Verbessereung der Kulturtätigkeit und Nutzung sind durchzuführen:

1. Genaue Begrenzung und Kartierung der Waldfläche, d.h. der demnächst zu taxiernden Bestände

2. Einrichtung der 5 Reviere, ausser Willershagen

3. Einsetzen der erforderlichen Beamten: Jäger, Holzwärter, Baumwärter.

4. Erweiterung des Schneisennetzes.

5. Bau von weiteren Abzugsgräben, Brücken und Abfuhrplätzen.

6. Räumung der Räumden und Kultur mit standortsgemäßen Holzarten.

7. Abschätzung aller Holzbestände nach Cubikfuß.

8. Aufstellen von jährlichen Hiebsplänen.

9. Maßnahmen zur Förderung des Holzabsatzes.

10. Unabweichliches Festhalten und Durchführung des einmal angeordneten Wirtschaftsplans.

11. Gründung der Rechnungsführung auf Cubikfuß.

12. Ordnung der Nebennutzungen.

13. Abschuß des Wildes

Nach 10 Jahren sollen diese Maßnahmen abgeschlossen sein.

Die Beschlußfassung konzentrierte sich auf folgende Punkte:

a) Garthe soll bei der Neueinrichtung die Oberleitung ausüben.

b) Das Forstdepartement fungiert stets als Inspektions-Instanz. Alle forstlichen Maßnahmen müssen vor der Ausführung von dieser Behörde durch Beschluß genehmigt sein.

c) An den Rat und an die Bürgerschaft müssen alle Anträge gerichtet werden, die große finanzielle Mittel erfordern, oder Vorschläge zur Abänderung der Waldgrenze, Neueinstellung von Forstofficianten, Errichtung neuer Gebäude pp. enthalten.

d) Die zur Regulierung erforderlichen Mittel soll der Wald möglichst allein aufbringen. (!!)

e) Garthe soll einen Kostenanschlag für das erste Wirtschaftsjahr entwerfen.

f) Alle Ausgaben sind zu verbuchen und vierteljährlich an den Rat und die Bürgerschaft einzureichen. (was früher nicht zu geschehen brauchte. W.S.)

Anekdote:

Im Februar 1833 beschloß die Rostocker Bürgerschaft die "Regulierung der Rostocker Waldungen", also die Reform der Forstwirtschaft in den Kommunal-Waldungen. Angesichts ständiger Dissonanzen zwischen dem Forstinspector Hermann Friedrich Becker und dem zweiten Quartier der Bürgerschaft richtete diese Fraktion an Becker die Frage ob er einen "Förster Görte" kenne. Ziel dieser Bürgerschaftsfraktion war es einen unbefangenen, hier bislang unbekannten Fachmann zu der Arbeit heranzuziehen, der von Becker unbeeinflußt wäre. Becker antwortete wahrheitsgemäß das ihm kein Forstmann namens "Görte" bekannt sei. Das er zu Julius Ludwig "Garthe" bereits seit dessen Schulgründung 1822 in Korrespondenz stand verschwieg er dabei geflissentlich.

Erste abgeschlossene Forsteinrichtung der Rostocker Heide durch Hermann Friedrich Becker, Julius Ludwig Garthe und Georg Garthe 1833 bis 1839

Das "Erachten der Regulierung der zur Stadt Rostock gehörigen sogenannten Rostocker Heide und Willershäger Waldungen" erarbeitet und vorgelegt von Hermann Friedrich Becker und Julius Ludwig Garthe am 17.Juli 1833

Vorbemerkung !!
Alle einschlägigen Sekundärquellen, Dissertationen und Publikationen der Vergangenheit schreiben die Autorenschaft des "Erachten der Regulierung der zur Stadt Rostock gehörigen sogenannten Rostocker Heide und Willershäger Waldungen" Georg Garthe und Hermann Friedrich Becker zu. Jüngste Forschungen und der Fund der originalen Handschriften des Erachtens beweisen jedoch, das neben Hermann Friedrich Becker, Georgs Vater Julius Ludwig Garthe (Remplin) der federführende Autor war. Georg Garthe wurde dann erst ab Juni 1834, also ein Jahr darauf, als Adjunkt dem Forstinspektor Becker bei der Umsetzung des Regulativs beigeordnet und führte dann ab 1841 mit Beckers Pensionierung als dessen Amtsnachfolger beider Werk fort. (Wilfried Steinmüller)

* "Erachten der Regulierung der zur Stadt Rostock gehörigen sogenannten Rostocker Heide und Willershäger Waldungen" '''Teil 1 von Julius Ludwig Garthe/ Remplin'''

* "Erachten der Regulierung der zur Stadt Rostock gehörigen sogenannten Rostocker Heide und Willershäger Waldungen" '''Teil 2 von Hermann Friedrich Becker/Rövershagen'''

* Hermann Friedrich Becker "Versuche und Bemühungen, in den Stadt-Waldungen eine bessere Forstwirtschaft einzuführen"

Aus: "Neue wöchentliche Rostockische Nachrichten und Anzeigen" Januar/Februar 1839

Die Entwicklung der Rostocker Forstwirtschaft unter dem Forstdepartement von 1833 bis 2000

Der Hof-Steindrucker und Lithograph Johann Gottfried Tiedemann erhält um 1840 den Auftrag eine publizierbare und als generelle Wirtschaftskarte "Reviere der Rostocker Heide" nach der Forsteinrichtung von 1839, verwendbare Karte zu fertigen. Sie dient fortan für fast fünf Jahrzehnte bis zur nächsten aktualisierenden Vermessung um 1890 als Arbeitsgrundlage für die Forst- und Kommunalverwaltung. Über diesen Zeitraum hinweg werden Aktualisierungen und Ergänzungen auf der Grundkarte übergedruckt. Hier zum Beispiel die 1889 eröffnete Bahnlinie Rostock - Ribnitz mit ihren Anlagen. Während die Wald- und Kommunalstrukturen darauf noch den Stand von 1840 repräsentiert.

* CHRONIK von den WALDUNGEN der STADT ROSTOCK 1. Teil von Hermann Friedrich Becker und Julius Ludwig Garthe 1839 geschrieben

* Mehr über Hermann Friedrich Becker und sein Wirken

* Mehr über Julius Ludwig Garthe und sein Wirken

* Mehr über Georg Garthe und sein Wirken

* CHRONIK von den WALDUNGEN der STADT ROSTOCK 2. Teil von Charles Bencard ab 1924 geschrieben

* Mehr über Charles Bencard und sein Wirken

* Neue Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock 3. Teil von Autorengruppe 2001

Die zur Rostocker Heide gehörenden Reviere und Ortschaften

Reviere

Nach der großen Forsteinrichtung 1834

Ortschaften der Rostocker Heide

Militär in der Rostocker Heide

Die Rostocker Heide in unserer Zeit

publizierte Chroniken, Schriften und Beiträge zur Geschichte der Rostocker Heide

Hier werden in der kommenden Zeit nachfolgende Arbeiten als Digitalisat eingearbeitet:

-Otto Kolp Dissertation "Die nordöstl. Heide..." 1953

-Quirin von der Oelsnitz "Die Rostocker Heide - Untersuchungen zur Forstwirtschaftsgeschichte der nordöstlichen Heide Mecklenburgs" HU Berlin Dissertation 1955

-Otto Kolp Buch "Die nordöstl. Heide..." 1957

-750 Jahre Rostocker Heide : 1252 - 2002 ; [25. März 2002 - Heidesitzung der Bürgerschaft] Wilfried Steinmüller/ Ralf Friedrich. - Rostock : Bürgerschaft, 2002

Die Rostocker Heide : Mecklenburger Landschaften / [Hrsg.: Landschaftspflegeverband "Nordöstliche Heide Mecklenburgs". Fotos: Dorit Gätjen. Text: Wilfried Steinmüller; Roger Kähler] 2003

Sagen, Geschichten und Legenden rund um die Rostocker Heide

-Heidegeschichten zwischen Rostock und Ribnitz / Wilfried Steinmüller. - 1. Aufl. - Rostock : Redieck & Schade, 2001

Flurnamen auf der Feldmark der Rostocker Heide

Chronistenkontakt:

Wilfried Steinmüller

mailto:windfluechterMV@gmail.com