Revier Markgrafenheide
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Das Revier Markgrafenheide
Entstehungsgeschichte der Holzwärterstelle
Die der Holzwärterstelle Markgrafenheide vorstehenden Holzwärter
- 1796
- Holzwärter zu Markgrafenheide Wramp denunziert Fostinspektor Becker wegen angeblich falscher Holzanweisung (AHR 1.1.3.19. - 1042)
- 1799
- Dem Holzwärter Wramp wird vom Forstgewett das Beherbergen Fremder streng untersagt. (AHR 1.1.1. Forstverwaltung Nr. 138)
- 1808
- Beschwerde des Holzwärters Wramp wegen angeblicher bestallungswidriger Wegnahme eine Koppel und der Anweisung sein zweites Pferd abzuschaffen. (1.1.3.19. - 1043)
- 1815
- 25.März - starb Holzwärter Carl Friedrich Wramp zu Markgrafenheide 68 Jahre alt. (BK)
- 1822
- 29.Dezember - erschoß sich der Holzwärter Johann Christian Nicolaus Grälert zu Markgrafenheide 43 Jahre alt aus Unachsamkeit als er mit einer geladenen vor sich gehaltenen Büchse die mit einander kämpfenden Hunde auseinandertreiben wollte. Vier Wochen später verunglückt auch dessen Nachfolger. (BK)
- 1823
- Holzwärter Russ(h)ow genannt.
- 1833
- Holzwärter Kröger genannt.
- 1899
- 2.März- Holzwärter A. Voß/ Markgrafenheide wird als Jäger zum Schnatermann versetzt.
- Nachfolger als Holzwärter wird der Hilfs-Jäger Hohenstein (ehem. Schnatermann). (KFC)
- 1901
- 14.April - Holzwärter Hohenstein wird von Markgrafenheide zum Stadtjäger nach Torfbrücke an Stelle des pensionierten Jägers Milhahn versetzt
- an seine Stelle tritt Holzwärter Köster von Lager V zu Rövershagen nach Markgrafenheide.
- 1910
- 14.September - Jäger Gottschlich in Markgrafenheide im Rahmen der Neuregelungen der Gehälter von Jägern und Hilfsjägern erwähnt.
"Fort Hindenburg" - Die Knieperbude
Die Schneisen
1810/1811 Der Bau der Warnemünder Redoute ermöglichte die Anlage der Heidewege in der Rostocker Heide
(NHG)
- Mit dem Einzug der französischen Truppen 1807 unter dem General Michaud in Mecklenburg begann auch für Rostock, Warnemünde und die Rostocker Heide eine Zeit des Niederganges und der Stagnation.
- Die Rostocker Bürgerschaft, das Hundertmänner-Gremium, bestand zu jener Zeit aus zwei Fraktionen, dem 1.Quartier, das sich im wesentlichen aus Abgeordneten der Kaufleute, Banker und Schiffsreeder rekrutierte und dem 2.Quartier. Hier waren die Delegierten der Handwerkszünfte versammelt.
- Die inzwischen leer gewordene Rostocker Stadtkasse mußte neu gefüllt werden.
- So erhielt, gewissermaßen der Not gehorchend, der bis dahin von der Bürgerschaft nur wenig um seine eigene fachliche Meinung befragte Forstinspektor Becker zum ersten Mal am 14.September 1810, seitens des ersten Bürgerquartieres der Hundertmänner, den Auftrag, festzustellen, inwieweit es möglich wäre, mittels einer geordneten Forstwirtschaft die Einnahmen für die kriegsgebeutelte Stadtkasse zu erhöhen.
- Dem zweiten Quartier war Becker, in Erinnerung an vergangene Konflikte, vorerst weiter suspekt. Auf die, schon in früherer Zeit, aber von anderer Seite so häufig geäußerte Frage, antwortet Becker, der gerade zu diesem Sachverhalt in der Vergangenheit behindert, denunziert und gemaßregelt worden war, unter dem 2.Oktober 1810 klar und deutlich:
- "Wer zwanzig Jahre nur das Beste für die Heide zu erstreiten sucht und letzten Endes immer wieder um dieses Vorhaben gehindert, ja sogar mit schweren Strafen bedroht und belegt wurde, hält es für ratsamer, seine Gedanken über solche Probleme für sich zu behalten."
- Ein besonders an das zweite Quartier adressierter Seitenhieb.
- Beckers großer Rettungseinsatz für die Rostocker Heide drei Jahre zuvor, beim Besuch des französischen Gouverneurs Laval, auf der Suche nach Kriegsbeute, und seines Intendanten Bremont, hatte dem Forstinspektor zumindest die Hochachtung eines großen Teils der Bürgerschaftsmitglieder eingebracht. Besonders die Mitglieder des ersten Quartiers achteten ihn angesichts seiner Erfahrung und der darauf begründeten fachlichen Kompetenz immer mehr.
- Becker spürte, das sich eine ständig größer werdende Zahl der Stadtvertreter (besonders aus dem I. Quartier) seinen, in der Vergangenheit von den Bürgervertretern regelmäßig niedergeschlagenen Planungen, zu öffnen begannen.
- Zu guter Letzt erstritt sich Forstinspektor Becker Sitz und Stimme im Heidedepartement, in dem er zuvor nur Gastrecht hatte.
- So griff er seine früheren Vorschläge mit Diplomatie und schrittweise wieder auf:
- "Das Ziel einer guten Forstwirtschaft ist dahin gerichtet, den höchsten nachhaltigen Ertrag aus dem Walde zu erzielen. Der nachhaltige Ertrag aber ist der sich stets gleichbleibende Holzertrag eines Waldes."
- Er warnt also vor Übernutzung und schlägt zunächst zwei seiner drei elementarsten früheren Vorschläge erneut vor:
- 1. Die Neuvermessung der Rostocker Waldungen (die Karten älterer Vermessungen waren inzwischen völlig unbrauchbar geworden)
- 2. gleichzeitig mit der Neuvermessung eine arrondierte, mit genauen Grenzen versehene Einteilung in 5 Reviere.
- Den dritten, seiner Meinung nach wichtigsten Vorschlag, schon 1766 im Forstregulativ festgeschrieben, die Schaffung eines regelmäßigen Schneisen-Netzes in den Rostocker Waldungen umzusetzen, zögert er vorerst noch hinaus.
- Hatte ihm doch der ungenehmigte Baubeginn der Schneise von Hinrichshagen nach Markgrafenheide im Jahre 1799 eine hohe (u.a. auch finanzielle) Disziplinarstrafe eingebracht und ihn fast seine Stellung gekostet.
- Hauptargument des zweiten Quartiers in diesem Punkt war immer, das bei der nötigen Trassen-Durchhauung der Wege zu viel wertvolles Holz eingeschlagen werden müsse. Worauf Beckers Gegenargument war, das allein die Holztransporte im unwegsamen Waldgelände mehr Holz vernichten, als beim Schneisenbau eingeschlagen werden muß.
- Besonders durch die Billigung des ersten Quartiers erlangt er nun im Hundertmänner-Gremium eine knappe Mehrheit für seine Vorschläge und kann mit deren Umsetzung beginnen. Bedingung ist zunächst aber noch, daß der Schneisenbau unterleibt.
- Im Zuge der daraufhin folgenden Neuvermessung läßt Becker dennoch in Vorausschau heimlich auch folgende von ihm geplanten Schneisentrassen mit einmessen und die Trassen abstecken:
- 1. Von Wiethagen nach Meiershausstelle
- 2. Von Hinrichshagen nach Torfbrücke
- 3. Vom Mönkortsbaum nach den Wiesen und Schnatermann (die heutige Bauernwiesenschneise).
- Die im Jahre 1800 durch Becker begonnene Schneisentrasse von Hinrichshagen nach Markgrafenheide war, trotz des damals gegen den Forstinspektor durchgeführten Disziplinarverfahrens, zwar unvollendet geblieben, flankierende Gräben und Wegebefestigung fehlten zum Beispiel, aber in ihren Grundzügen war die Schneise noch vorhanden.
- Das Becker am Ende auch den wichtigsten, dritten Punkt in Angriff nehmen und schließlich auch beenden kann, dankt er den Ereignissen während der französischen Besetzung in Warnemünde und Rostock.
- Im Frühsommer des Jahres 1810 war die Franzosenherrschaft an der Ostseeküste so schwach, daß die Engländer kleinere Landungen wagten.
- Am 3.Juni war ein nach Russland bestimmtes, amerikanisches Schiff von einem in Warnemünde stationierten französischen Kaper aufgebracht worden. Als Reaktion landete eine englische Marineeinheit, eroberte Kaperschiff und Beuteschiff. Sie entführten sodann beide aus dem Hafen. Die schwache mecklenburgische Wachmannschaft hatte sofort nach der Landung die Flucht ergriffen.
- Dieses Ereignis veranlasste den französischen Marschall Eckmühl dazu, sofort stärkere, ausschließlich französische Truppen in Warnemünde zu stationieren.
- Damit einher ging sein Befehl an die Stadt Rostock, umgehend den Bau verschiedener Befestigungsanlagen in Warnemünde, wie auch das Militärbaracken-Lager im Barnsdorfer Wald, abzusichern und zu finanzieren.
- Um die Befestigungsanlagen mit einer Redoute als Kern in Warnemünde in kurzer Zeit herzustellen, hatte die Stadt Erdarbeiter, Zimmerleute und andere Handwerker aller Art, sowie sämtliches Bauholz aus der Rostocker Heide zu stellen.
- Die Bürgerschaft war zunächst unentschlossen.
- Am 7. September gibt das erste Quartier in der Beschluß-Findung dazu folgende Stellungnahme ab. „...ein außerordentlicher Holzhieb scheitert bereits daran, das nichts mehr zu entscheiden ist, außer, wie er praktisch ausgeübt werden kann. Besser ist, noch einmal den Forstinspektor Becker zu befragen und ihn ein Konzept fertigen zu lassen. ...“
- Das zweite Quartier hat darauf nur noch zu erwidern, daß man den Holzeinschlag vorrangig in den Rövershäger Waldungen ausführen solle, da aus den damals ebenfalls im Rostocker Besitz befindlichen Willershäger Waldungen die Anfuhrkosten zu hoch seien.
- Die Entscheidung war damit gefallen und der Forstinspektor erhielt freie Hand.
- Noch in derselben Woche begannen alle seine Waldarbeiter innerhalb der Trassen der abgesteckten zukünftigen Waldschneisen das gesamte für den Warnemünder Redouten-Bau benötigte Holz einzuschlagen und damit es sich auch leicht transportieren ließ, gleich einen guten Untergrund für die Fuhrwege herzurichten.
- So entstanden nach einander die Meiershausstellenschneise von Wiethagen nach Meiershausstelle, die Trasse der heutigen Bäderstraße als Forstweg von Hinrichshagen nach Torfbrücke, sowie die Schneise vom Mönkortsbaum nach den Wiesen und Schnatermann (die heutige Bauernwiesenschneise).
- Der unfertige Landweg von Hinrichshagen nach Markgrafenheide bekam nun als Haupt-Transportweg zur Warnemünder Baustelle eine besondere Bedeutung und konnte 11 Jahre nach seinem Baubeginn, dem ursprünglichen Plan entsprechend, mit beidsteitig soliden, parallel verlaufenden Grabensystemen zur Wasserregulierung und um künftig das Ausbrechen der Forstfuhrwerke in den Bestand zu verhindern, solide ausgeführt fertiggestellt werden. Er wurde damit auch zum Beumuster bei der Schaffung der folgenden geraden Waldschneisen.
- Nach Abschluß der Bauarbeiten war selbst das bislang permanent opponierende zweite Quartier nun von der Sinnhaftigkeit des entstandenen Wegenetzes überzeugt und machte dem Rat und der Forstverwaltung sogar Vorwürfe, warum man damit nicht schon eher begonnen habe.
- Der Bau der Warnemünder Redoute zog sich bis Februar 1812 hin. Nur vierzehn Monate später, nach Abzug der französischen Truppen gen Moskau, beschlossen die Hundertmänner am 12. April 1813 dann bereits den Abriß der Redoute.
- Da sich die Umsetzung des Abrisses aber laufend verzögerte, landeten schließlich am 26. August rund 100 Engländer, schickten die Bürgerwache der Warnemünder nachhause und „demolierten“ die Redoute. Am folgenden Tage beendeten sie ihr Zerstörungswerk endgültig und sprengten die Anlage.
- Zwei Wochen darauf besichtigte die Stadtverwaltung die Trümmerstätte und befand: „..daß die Redoute sich nicht mehr ähnlich war.“
- Beckers nun gewonnene Waldschneisen dagegen haben bis in unsere Tage Bestand.
Die Auflösung des Reviers Markgrafenheide
Das Revier Markgrafenheide wurde im Rahmen der Garthe/Beckerschen Forsteinrichtung zwischen 1833 und 1839 aufgelöst und die einzelnen Abteilungen des Reviers auf die Reviere Schnatermann und Hinrichshagen aufgeteilt. Die Holzwärterstelle und das Forsthaus blieben erhalten. Die Aufgaben des Holzwärters beschränkten sich hier jedoch fortan auf die Kontrolle und Koordinierung des Holztransportes und die vier Holzverladestellen am Moorgraben/ Prahmkanal. Dafür wird das Revier Meiershausstelle fünftes Revier der Rostocker Heide.