Die Stadt Bad Doberan und ihre Geschichte

Aus Ortschroniken
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Herkunft und erste Erwähnung von Doberan

Schulen/Bildungswesen

Das Gymnasium Fridericum Francisceum

Handel/Gewerbe

Gewerbe im 19.Jh.

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Landmaschinen aus Doberan

Sechs Landmaschinen aus Bad Doberan

  • Eine Dreschmaschine mit Roßwerk und andere Geräte aus der Werkstatt Kähler(Aus der Heimat- Geschichte, Dr. K. Havemann, OZ 02. Juli 1983)
  • Im Zusammenhang mit dem 200. Geburtstag des Agrarwissenschaftlers Johann Heinrich von Thünen erwähnten wir die Maschinenausstellung, die als Bestandteil der 5. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Doberan vom 1. bis 9. September 1841 organisiert wurde.
  • Auf dieser Ausstellung zeigte auch ein Maschinenbauer Kaehler oder Kähler (der Name wird in den Dokumenten unterschiedlich geschrieben) aus Doberan verschiedene Maschinen.
  • Kähler stellte unter anderem eine „Dreschmaschine“, eine „Korn-Säemaschine“, eine „Häckerlingsmaschine“ und eine „Kornreinigungsmaschine“ aus. Die Dreschmaschine war für kleinere Bauernbetriebe gedacht, sie konnte mit einem Pferd betrieben werden, wozu ein sogenanntes Roßwerk diente.
  • Es wird in dem amtlichen Bericht über die 5. Versammlung darauf hingewiesen, daß „in der Werkstatt des Herrn Kähler am Cröpeliner Wege“ ein weiteres Roßwerk zu besichtigen war.
  • Die Tatsache, daß ein Doberaner Maschinenbauer 1841 sechs verschiedene Maschinen auf einer Ausstellung zeigte, läßt die Vermutung zu, daß der russische Schriftsteller Nikolai Leskow (1831 — 1895) nicht von ungefähr über einen Ingenieur Hugo Pektoralis schrieb, der zusammen mit nach Rußland eingeführten Landmaschinen nach dort kam und aus dem kleinen mecklenburgischen Städtchen Doberan stammen sollte. So steht es jedenfalls in der Erzählung „Der eiserne Wille“, in der die Lebensgeschichte des Hugo Pektoralis erzählt wird.
  • Auf der Maschinenausstellung waren auch mehrere Pflüge zu besichtigen, unter anderem ein nach Entwürfen und Vorstellungen J. H. v. Thünens verbesserter mecklenburgischer Haken. Über diesen Haken heißt es in einem vorläufigen Bericht: „Der außerdem probierte Hakenpflug des Herrn Dr. v. Thünen ist bekannt wegen seiner sorgfältigen Construction und seiner guten Leistung. Er liefert eine reine, breite, gelockerte, gut umgelegte Furche, geht aber nur über eine Hand und muß mit Sorgfalt gestellt werden.“ Zur Enttäuschung seines Erfinders hat sich der „Thünensche Haken“, wie diese Konstruktion bezeichnet wurde, nicht durchsetzen können. Er wurde durch die Pflüge, die weit bessere Eigenschaften hatten, verdrängt. In den Bauernwirtschaften Mecklenburgs hat sich der „Mecklenburger Haken“ noch bis nach 1945 als Gerät zur Bodenbearbeitung erhalten. Er wurde vor allem wegen seiner guten Eigenschaf ten bei der Bodenlockerung bevorzugt.
  • In Bad Doberan steht in einem Vorgarten in der Beethovenstraße noch solch ein gut erhaltener und gepflegter Haken, fast wie zu einer Ausstellung aufbereitet, der eine Vorstellung von den damaligen Bodenbearbeitungsgeräten vermittelt.


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Glashäger Mineralquellen

[1]

Kurzchronik „Glashäger“ (Quelle: Sens, Hofstädter, unveröff. Manuskript zum Buch "Glashäger")

  • 1906 Hans von Blücher, Pächter der Landesdomäne Hof Glashagen, ließ im Quellental Bohrungen zur Gewinnung von Mineralwasser vornehmen.
  • 1908 Gründung der Gesellschaft Mineralquelle Glashagen GmbH Doberan
  • 1908 Errichtung einer 3,5 Km langen unterirdischen Kupferleitung vom Quellental nach Doberan zum heutigen Firmensitz.
  • 1910 Erfolgreiche Anmeldung von „Glashäger Mineralwasser“ als Warenzeichen beim Kaiserlichen Patentamt
  • 1914-1918(1. Weltkrieg) verstärkte Exporttätigkeit und Belieferung von Lazaretten
  • 1939-1945(2. Weltkrieg) Mehrere Änderungen von Gesellschafterstrukturen der Glashäger Mineralquellen G.m.b.H mit dem Hauptanteil der Gerolsteiner Sprudel K. G.
  • 1945 „Glashäger“ zunächst treuhänderisch und später unter Zwangsverwaltung der Stadt Bad Doberan unterstellt.
  • 1950 Übertragung der Treuhänderschaft von der Stadt Bad Doberan auf den VEB Rostocker Brauerei (VEB Mahn & Ohlerich Rostock)
  • 1950 „rechtskräftige“ Verstaatlichung und Überführung in „Volkseigentum“
  • 1968 Gründung des „VEB Getränkekombinat ‚Hanseat’ Rostock“ mit Eingliederung des VEB Rostocker Brauerei als Stammbetrieb und dem Betriebsteil Glashäger Mineralquellen Bad Doberan
  • 1982 Inbetriebnahme der Neubauanlagen und fünf neuerTiefbrunnen
  • 1988 Wechsel zum VEB Greifenquell Rostock
  • 1990/91 Glashäger Brunnen GmbH wird Tochterunternehmen der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG
  • 2003 Übernahme der Geschäftsanteile durch die Brau + Brunnen AG mit Sitz in Dortmund
  • 2005 Übernahme durch die Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG

Glashäger Brunnen sprudelt wie nie zuvor Zurückgekehrter Eigentümer investiert erheblich(OZ, April 1991)

  • BAD DOBERAN (ADN) Wie nie zuvor sprudeln in der Küstenkreisstadt Bad Doberan die traditionellen Glashäger Mineralquellen, Die Gesundheitsgetränke flössen allein im Januar in mehr als 3,5 Millionen Dreiviertel-Liter-Flaschen.
  • „Das übertraf alle unsere Erwartungen", sagte Vertriebsleiter Bernd Strätz gestern.
  • Richtig in Bewegung geraten ist die Glashäger Naturquelle, seit die rheinländische Gerolsteiner Gruppe 1991 die ursprünglichen Eigentumsverhältnisse wiederhergestellt hat.
  • Der Betrieb war vor 42 Jahren entschädigungslos enteignet worden. Der zurückgekehrte Eigentümer hat inzwischen in erheblichem Umfang investiert. Die Absatzplanung sieht in diesem Jahr eine Steigerung um 70 Prozent auf 50 Millionen Füllungen vor.
  • Der Marktanteil im Osten beträgt 6,5 Prozent.
  • Abgesetzt wird bis nach Schleswig-Holstein und Hamburg.
  • Im Stammgebiet Mecklenburg-Vorpommern hält das Unternehmen einen Marktanteil von fast einem Drittel. Inzwischen ist die Glashäger Naturquelle durch zwei 71 Meter tiefe Brunnen zusätzlich angezapft worden.



Gasanstalt

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Kaufmannsläden Gewerbetreibende

„Allens dor“ im Kaufhaus „ALDO“ „Lütt Matten“ wird ein technisches Kaufhaus —Pressekonferenz gab Auskünfte(OZ, Mai 1990)

  • BAD DOBERAN (OZ) Mittwoch 14.00 Uhr, Schuhfabrik „Lütt Mat.ten“: Pressekonferenz war angesagt. Betriebsleiter Hans Drzymalski, der amtierende ökonomische Direktor Günter Hampel, BGL-Vorsitzender Eckart Schulz und Helmut Stefan aus der Bundesrepublik, der als Leiter des Bereiches Ein-und Verkauf vorgesehen ist, standen Journalisten Rede und Antwort zur Umprofilierung der Schuhfabrik in ein technisches Kaufhaus.
  • „Seit Kinderschuhe nicht mehr subventioniert werden, war die Schuhproduktion unrentabel und nicht mehr absatzfähig geworden. Es konnte also so nicht weitergehen. Eine Umstellung auf eine andere Produktion war nicht möglich“, sagte Herr Hampel.
  • Was aber weiter? Die Belegschaft entschied — nach Mehrheitsbeschluß wohlgemerkt! „Es ging schließlich darum, möglichst vielen Mitarbeitern von „Lütt Matten 1 Arbeit zu bieten“, betonte Herr Drzymalski.
  • So waren viele Ideen und Vorschläge abzuwägen. 13 Varianten wurden geprüft und beraten. Nun ist das Ziel klar: Aus der ehemaligen Schuhfabrik wird ein technisches Kaufhaus mit Namen „ALDO“ — „Alles aus Doberan“ oder „Allens dor“.
  • „ALDO“ ist keine Anweisung von irgendwoher, sondern das „Wunschkind“ der Belegschaft. Geburtstermin soll der 2. Juli sein.
  • In eigener Regie wollen es die Mitarbeiter schaffen, ohne Beteiligung von HO oder Konsum.
  • Erste Umschulungen begannen mit Hilfe der bundesdeutschen Beraterfirma. Am Tag der Pressekonferenz fand z. B. ein erstes Verkaufstraining unter Anleitung eines bundesdeutschen Fachmannes statt.
  • Die wirksamste Schule wird aber die Praxis sein. „Der Mut der Belegschaft ist eine tolle Sache und unbedingt unterstützungswürdig“ hob Herr Stefan aus der BRD hervor. Und wir Journalisten hatten wohl alle den Eindruck, daß die Belegschaft in diesem Herrn einem guten und ehrlichen Partner gefunden hat.
  • Was wird es nun alles bei „ALDO“ geben? Auf einer Verkaufsfläche von 1100 Quadratmetern werden Waren aus Heim, Technik, Bau angeboten.
Toaster Geschirrspüler, Mikrowellengeräte. Videogeräte. Waschmaschinen ... Vom Nagel bis zum Brett wird ebenso alles erhältlich sein, wie vom Bügeleisen bis zur modernen Leuchte. Insgesamt werden 10 000 Artikel im Angebot sein. Und die Preise sollen nicht höher als in der BRD liegen. Ein Farbfernsehgerät. 49 cm Bildröhre, wird für 399 DM und ein Videorecorder für 599 DM zu haben sein.
  • 1600 Lieferanten stehen zur Verfügung — aus der Bundesrepublik der DDR. aus Asien .. .
  • Neben dem Warenangebot soll der Name „ALDO“ auch für Service stehen. Partner für die Übernahme von Serviceleistungen werden gewonnen. An Verbraucheraufklärungen ist gedacht, an Vorführungen z. B. für die Hausfrau u. v. m.
  • Für das leibliche Wohl wird eine attraktive Pachtgaststätte in der ehemaligen Betriebskantine sorgen.
  • Und an einen Schuhsalon ist gedacht. „Wir haben gute Schuhfabriken und wollen unseren Beitrag leisten, auch den Beschäftigten dieser Werke die Arbeit zu erhalten. Deshalb werden wir in unserem Schuhsalon Schuhe aus DDR-Produktion anbieten“ meinte Herr Hampel.
  • „61 Personen werden in das Kaufhaus übernommen, zehn für die Gaststätte, zehn bis zwölf für den Schuhsalon. Fünf Kollegen sind ausgeschieden, sechs gehen in den Vorruhestand. Für elf Kollegen müssen noch Lösungen gefunden werden“, berichtete Herr Schulz den Journalisten.
  • Was sich hier so einfach liest, war kein ebener Weg und wird es auch weiterhin nicht sein.
  • Wenn gegenwärtig auch die Zufahrtsstraße gebaut wird, so fehlt noch der Parkplatz. Er sollte eigentlich unmittelbar an der F105 liegen. Aber 40 m Abstand zur Europastraße müssen eingehalten werden. Es sei denn, das Ortseingangsschild würde weiter vom Ort entfernt stehen . . . (Ob aus dem Rathaus Hilfe kommt?)
  • Und dann ist da noch das Kreditproblem. „Die Kredit-Bank AG in Rostock hemmt uns“ meinten die Vertreter des Betriebes. Die Briefe an die Regierung blieben dazu bisher ohne Antwort(Renate Peter)


Wer war wer in und um Doberan

Opfer von Krieg und Gewalt aus der Region Doberan

Herzog Adolf Friedrich [2]

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Villa Feodora

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Hochzeit

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Erbprinzessin von Reuss

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Sarkophag von Herzogin Feodora im Doberaner Münster

Carl Theodor Severin

Tage der Denkmalpflege im Zeichen Severins (Festveranstaltung im Kreis Bad Doberan zum 220. Geburtstag des bedeutenden Baumeisters – OZ, Dr. Klaus Havemann, September 1983)

  • Mit der Enthüllung einer Gedenktafel für den Baumeister und Architekten Carl Theodor Severin an seinem ehemaligen Wohnhaus in Bad Doberan wurden gestern die „Tage der Denkmalpflege 1983“ des Kreises Bad Doberan eröffnet.
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  • Das in Gips gefertigte Modell der Severin-Gedenktafel mit dem Porträt und den Lebensdaten des Baumeisters. Der Entwurf wurde von der Bad Doberaner Kunsttöpferin Dagmar Liebscher im Auftrag des Kreisvorstandes der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund der DDR geschaffen.
  • C. Th. Severin wurde am 13. September 1763. heute vor 220 Jahren, in Mengeringhausen, Fürstentum Waldeck, geboren. Er war ein Schüler der in Berlin klassizistischen Langhans und tätigen Meister Bauens Carl Friedrich Gilly und erhielt um 1800 vom mecklenburgischen Herzog Friedrich Franz I. den Auftrag, für die sich nach der Gründung des Seebades am heiligen Damm entwickelnde Sommerresidenz Doberan entsprechende repräsentative Gebäude zu errichten.
  • So entstanden die klassizistischen Bauten Bad Doberans, in denen Severin die in Berlin empfangenen Anregungen umsetzte und mit vielen eigenen Ideen verband.
  • Auch in Rostock und Bad Sülze finden wir Bauten Severins.
  • Er verstarb am 20. 2. 1836 in Doberan. Leben und Wirken dieses Baumeisters werden aus Anlaß seines 220. Geburtstages in einer Festveranstaltung am 17. September 1983 gewürdigt werden.
  • Sie findet in dem von Severin erbauten Kurhaus in Heiligendamm, dem wohl schönsten seiner Bauten, statt. Es ist nicht von ungefähr, daß dieser Ort für die Tage der Denkmalpflege abschließende Veranstaltung gewählt wurde.
  • Der Kreisvorstand der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund der DDR hat in den letzten Jahren der Renovierung und festlichen Ausgestaltung dieses Gebäudes viel Aufmerksamkeit geschenkt.
  • Die Festveranstaltung wird für viele Mitglieder der Gesellschaft im Kreis Bad Doberan eine Gelegenheit sein, die geleistete Arbeit zu bewundern. Die Tage der Denkmalpflege im Kreis Bad Doberan konzentrieren sich nicht nur auf die Bauten Carl Theodor Severins.
  • Mit Freude kann auf die bevorstehende Fertigstellung des Brunnenhauses und seiner Umgebung im „Quellental“ bei Hohenfelde verwiesen werden. Hier hat sich die Zusammenarbeit der Gesellschaft für Denkmalpflege, die vor allem für das Projekt verantwortlich zeichnet, dem Rechtsträger, VEB Glashäger Mineralquellen, der die Mittel bereitstellte, und dem Ortsausschuß Hohenfelde der Nationalen Front, der die Ausführung wesentlich unterstützte, bewährt.
  • Auch die Gestaltung des jüdischen Friedhofs in Neubukow war nur möglich durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Nationaler Front und Kulturbund. Im Rahmen der Denkmalpflege wird dort mit der Enthüllung einer Gedenktafel unter diese Leistung ein vorläufiger Schlußstrich gezogen.
  • Die Tage der Denkmalpflege, die vom Kreisvorstand der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund der DDR für die Zeit vom 11. bis 17. September organisiert wurden, dienen dem Ziel, den Gedanken und die Aufgaben der Denkmalpflege weiter zu verbreiten. Deshalb finden in den Städten Neubukow, Kröpelin und Kühlungsborn Foren zu den örtlichen Fragen der Denkmalpflege und in Bad Doberan eine Aussprache mit Jugendlichen und Schülern statt.
  • Gemeinsam mit der Kreisredaktion der „Ostsee-Zeitung“ wird während der Tage der Denkmalpflege das 19. Preisrätsel zur Denkmalpflege des Kreises Bad Doberan durchgeführt. Wie immer werden die Tage der Denkmalpflege neue Impulse für die Arbeit geben. Sie ordnen sich in diesem Jahr unmittelbar in die Vorbereitungen zur VII. ICOMOS-Generalkonferenz, die im Mai 1984 in Rostock und Dresden stattfinden wird, ein.

Wo liegt Severin?

  • Denkmalpflege auf Doberans Friedhof(NDZ, Oktober 1985, Dr. Klaus Havemann)
  • Betritt man durch das Grüne oder Rostocker Tor den Bereich des ehemaligen Zisterzienser-Klosters Doberan und wendet sich gleich nach links, dann ist man schon auf dem alten Friedhof des Ortes.
  • Vor etwa 150 Jahren wurden hier die letzten Bestattungen vorgenommen, aber wohl gerade deshalb verspürt man hier etwas von der 800-jährigen Geschichte des Ortes.
  • Der Mecklenburger Ingenieur und Schriftsteller Heinrich Seidel verlebte gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Doberan mit seiner Familie Urlaubstage „in dem Gärtnerhause an der Wiese des Stahlbades“.
  • 1895 unternahm er eine „Erinnerungsfahrt“, die er in dem Buch „Von Perlin nach Berlin“ beschrieb.
  • Und so sah Heinrich Seidel vor fast 100 Jahren den Friedhof: „Dieser alte Kirchhof, auf dem seit langer Zeit nicht mehr begraben wird, ist jetzt ein Teil des Englischen Gartens und bildet einen stillen, abgelegenen Winkel dieses schönen Parks, auf zwei Seiten von der hohen alten Mauer und auf der dritten von einem schnell fließenden Bach begrenzt, an dessen Ufern riesenhafte alte Bäume stehen.
  • Die meisten Gräber sind längst eingesunken und verschwunden; nur eine gewisse Unebenheit der Rasenflächen zeugt noch von ihnen.
  • Die dauerhafteren Erbbegräbnisse und Denkmäler aber haben sich erhalten; die älteren ein wenig versunken, verwittert und verfallen, umsponnen von Efeu, dem Kraut der Vergessenheit, die jüngeren noch ziemlich wohl im Stände, doch meist auch in einem solchen Zustande, daß man sieht, es gedenkt ihrer wohl niemand mehr.“
  • Der Eindruck ist heute fast noch der gleiche, wenn auch noch mehr Gräber völlig verschwunden sind. Selbst an den „dauerhafteren Erbbegräbnissen“ hat der Zahn der Zeit mächtig genagt, und das letzte „Denkmal“ verfiel vor etwa 20 Jahren.
  • Die Interessengemeinschaft Denkmalpflege der Stadt Bad Doberan stellte sich das Ziel, dem weiteren Verfall Einhalt zu gebieten und die noch verbliebenen Gräber oder Grabplatten möglichst zu erhalten.
  • So wurde ein Einsatz organisiert, um zunächst die Grabplatten von Laub und Erde zu befreien und Wurzeln oder Bewuchs von Efeu zu entfernen. Wo menschliche! Kraft nicht ausreichte, mußte Technik helfen(siehe Foto). Nach der sorgfältigen Säuberung wurde der Text der Platten entziffert, was nicht immer ganz einfach war, denn vielleicht einmal vorgenommene Färbungen der Schrift sind inzwischen längst verwittert.
  • Die Freunde der Denkmalpflege wurden vor allem angespornt von der Hoffnung, irgendwo unter Erde und Laub auch die Grabplatte des Architekten Doberans, Carl Theodor Severin, zu entdecken.
  • Er war am 20. Februar 1836 in Doberan gestorben und ist hier begraben.
  • Fritz Meyer-Scharffenberg beschreibt in seinem Buch „Zwischen Strom und Haff“, daß in einer Ecke der Mauer eine kleine Platte angebracht sei, die die Inschrift trägt: Mariane Philippine Auguste Severin starb den 23. May 1815. Aber weder diese Platte noch die von dem Baumeister Severin wurden gefunden.
  • Wo mag dieses Grab geblieben sein?
  • Die freigelegten Grabplatten wurden später gerichtet und so gebettet, daß für die Besucher die Inschriften zu lesen sind. Einige schöne Steinmetzarbeiten befinden sich darunter, und es sind noch nicht alle Namen vergessen, die auf diesen Platten stehen, wenn sie auch manches Rätsel aufgeben.

Klassizistische Bauten von unvergänglichem Wert C. Th. Severin (1763—1836), Architekt und Baumeister(NDZ, 1.7.1990)

  • Wie oft haben wir es registriert: Das Giebeldreieck eines alten Bauwerkes weist den fürstlichen Auftraggeber aus, nicht aber den Baumeister. Sein Name ist und wäre oft in Vergessenheit geraten, gäbe es nicht bisweilen einen rührig Forschenden, der ihn der Nachwelt erhält.
  • Während die klassizistischen Prachtbauten Carl Theodor Severins ihre Betrachter in Bewunderung versetzen, ist es dem Architekten und Baumeister Hans Thielcke (1888-1974) zu verdanken, des Doberaner Baumeisters Bedeutung ins rechte Licht gerückt zu haben.
  • Der fürstliche Auftraggeber war seinerzeit Friedrich Franz I., der seinen Leibarzt — den späteren Rostocker Professor Vogel — mit der Gründung eines Seebades in Heiligendamm beauftragte und somit gleichermaßen das bauliche Aufblühen Doberans bewirkte.
  • Severins Wirken in und für Mecklenburg (seine Geburtsstadt Mengeringhausen lag im damaligen Fürstentum Waldeck) begann 1801 und endete dreiunddreißig Jahre später.
  • „Was Severin in Doberan geschaffen hat“, schreibt Thielke, „ist nicht nur für die Stadt selbst von unvergänglichem Wert, sondern gehört zu den bedeutendsten Leistungen jener Bauepoche überhaupt“.
  • Und die „'bedeutendsten Leistungen“ sind von beträchtlichem Umfang. Da Sind in Doberan das „Salongebäude“ (gemeinsame Arbeit mit dem Baumeister Seydewitz, das „Schauspielhaus“ mit ebenfalls von Severin entworfenen Reliefs antiker Motive, das „Große Palais“, dessen gesamte Innenausstattung Severin besorgt und zum Teil selbst geschaffen hat, zwei Pavillons am Kamp, die beiden Severin-Wohnhäuser „Prinzenpalais“ und „Haus Gottesfrieden“ und weitere Wohnhausbauten, das Stahlbad (heute Sanatorium Moorbad) und das Stadtpalais.
  • Da Sind in Heiligendamm das Empfangs-, Gesellschafts-, Tanz- und Speisehaus (heutiges Kurhaus), die „Kolonnaden“ und — stellvertretend für die vielen bescheidenen Bürgerhäuser an anderen Orten — das „Seehospiz“.
  • Und da sind in Rostock die „Neue Wache“, der Universitätsbibliotheksanbau und Severins Einfluß auf den Wohnhausbau; als typische Beispiele gelten das Haus Beginenberg 1 und das Palais am Vogelsang, und da ist schließlich in Bad Sülze auch das Kurhaus.
  • Laie wie Fachmann bewundern Severins klassizistische Bauten, in denen der Experte den Einfluß seiner Lehrmeister Karl Gotthard Langhans (Erbauer des Brandenburger Tors), Gentz und Gilly, Vater und Sohn („Berliner Schule“), jedoch gleichermaßen den eigenen Stil des Doberaner Baumeisters erkennt.
  • „Was seine Bauten so anziehend macht“, schreibt Thielcke ein weiteres Mal, „und weit über das Durchschnittsmaß erbebt, ist ihre einfache Monumentalität, die geschickte Abwägung der Baumassen und die sichere Ausbildung der Einzelheiten“ — Worte, die uns stets und ständig veranlassen sollten, dieses kulturelle Erbe zu würdigen, indem wir es pflegen(Brigitta Meuche)


Gerhard Ringeling

Landschaft den Menschen zugeordnet

  • Seine besondere Liebe gilt dem Fischland / Zum 100. Geburtstag von Gerhard Ringeling – ein begabter norddeutscher Erzähler(Demokrat, 1987)
  • „Sei er nun Maler oder Dichter, Gelehrter, Bildhauer oder Musiker, — immer wieder kommt einer, dem in irgendeinem Seelenwinkel der göttliche Funke glüht, in unser abgeschiedenes Fischland und steht und atmet und ist gefangen und geht mit Heimweh und muß nun künden von der herben, schwer zugänglichen Schönheit dieses Stückes Erde zwischen Bodden und Meer, zwischen Darß und Ribnitzer Heide.
  • Sie reicht weit zurück, die Reihe dieser Fischlandkünder, und bricht nicht ab bis auf den heutigen Tag.
  • In diese Reihe tritt nun auch Gerhard Ringeling, der Doberaner Gymnasiallehrer.
  • So schrieb der Heimatschriftsteller F. W. Droß in den „Mecklenburgischen Monatsheften", als 1935 im Wiehern-Verlag Berlin Gerhard Ringelings „Seefahrend Volk — Vier Erzählungen vom alten Fischland" erschien.
  • Der Autor war den Lesern der „Mecklenburgischen Monatshefte" zu diesem Zeitpunkt bereits kein Unbekannter mehr. Er hatte Porträtskizzen über Johannes Troja und Heinrich Seidel (denen er sich innerlich besonders verbunden fühlte) geschrieben, ebenso über Richard Wossidlo und andere »Mecklenburger Leute".
  • Mit der „Fischländer Weihnacht" (ein Vorabdruck aus „Seefahrend Volk") hatte er seine ausgesprochene Begabung als norddeutscher Erzähler ausgewiesen.
  • Nach 1945 bringt die Evangelische Verlagsanstalt Berlin unter dem schlichten Titel „Erzählungen" zwölf der schönsten Geschichten Gerhard Ringelings in mehreren Auflagen heraus. Die vier Erzählungen vom alten Fischland aus „Seefahrend Volk" sind um acht, überwiegend im norddeutschen Raum handelnde, erweitert worden.
  • Als sich der Verlag 1969 zu einer nochmaligen (der zwölften) Auflage der Erzählungen von Gerhard Ringeling entschloß, nannte er — neben der Verehrung für den 1951 heimgegangenen Autor — einen zweiten Grund: „überschaut man den Bestand an christlicher Literatur, die im Formalen den anzulegenden Maßstäben genügt und in der Aussage zentral bleibt, ohne in Frömmelei auszuarten, so kann man nicht von einer Fülle sprechen.
  • Schon deshalb bot Ein begabter norddeutscher Erzähler sich eine Neuauflage an. Auf den Seiten dieses Buches ist beides eingefangen, die Landschaft und der Mensch: die Landschaft, nicht isoliert als Idylle oder Hort der Dämonen geschildert, sondern dem sie bewohnenden Menschen zugeordnet — der Mensch, nicht als Held oder Schuft herausgeputzt, sondern als einer, der bewußt oder unbewußt auf Gottes Gnade wartet.
  • "So bleiben die der Historie entnommenen Gestalten blutvoll und im tiefsten Sinne menschlich, ihr Handeln und Entscheiden rührt auch uns an."
  • 1947 erschien — in 2. Auflage — bei Hinstorff in Rostock das Buch von Gerhard Ringeling „Fischländer Volk — Geschichte und Schicksal einer mecklenburgischen Küstenlandschaft".
  • In ihrem Fischland-Buch schrieb Käthe Miethe: „Das kleine Buch des Doberaner Studienrats Dr. Ringeling „Fischländer Volk“ läßt teils chronikhaft, teils novellistisch in bunten Bildern das Werden des Fischlandes an uns vorüberziehen.
  • Weil Dr. Ringeling als der beste Kenner der Geschichte der deutschen Segelschiffahrt gilt, dessen grundlegendes Buch über die Segelschiffahrt mit großem Verlangen erwartet wird, stehen in seinem „Fischländer Volk“ Schiffer und Schiffahrt natürlich an erster Stelle.
  • Die novellistischen Schilderungen in diesem Buch erreichen nur selten die künstlerische Gestaltung und dramaturgische Spannung seiner Erzählungen.
  • Im Schlußwort des Buches wendet sich Ringeling eindringlich an seine Leser, ihn — soweit vorhanden — für seine geplante größere Darstellung der Geschichte der mecklenburgischen Segelschiffahrt mit Material zu unterstützen.
  • Doch zu diesem Buch, mit dem er sein literarisches Lebenswerk krönen wollte, kam es nicht mehr: Gerhard Ringeling starb am Silvestertag des Jahres 1951, erst vierundsechzigjährig.
  • Am 19. Juni war sein 100. Geburtstag. Manchmal tauchen seine „Erzählungen" im Antiquariat auf: wer zugreift und sie liest, wird nicht enttäuscht sein, sondern sich angerührt fühlen vom Schicksal der leichtsinnigen Margret, der schlimmen Brigitt oder des Schmiedes Jakobus Borgwardt, der ausging, „Gerechtigkeit zu suchen, und Gnade fand". Friedrich Schulz

Kur- und Bäderwesen, Tourismus, Sport, historische Bauten

Kur- und Bäderwesen

Entwicklung

Beherbergung

Gaststätten

Sport

Straßen,Baudenkmale und Sehenswürdigkeiten der Stadt Bad Doberan

Neue Straßennamen mit alter Tradition Bad Doberan (Stadtverwaltung) Die Stadtverordnetenversammlung beschloß die Änderung der Straßennamen nach vorliegenden Vorschlägen, 1-11, die vom erweiterten Kulturausschuß aus den Vorlagen der CDU-Fraktion und des Kulturausschusses unter Einbeziehung der Meinung der Bevölkerung erarbeitet wurden(Bad Doberaner Stadtanzeiger, 15. Dez. 1990)

  • Straße des Friedens wird in Dammchaussee umbenannt: Die Chaussee führt von Doberan nach Heiligendamm und wurde deshalb seit Gründung des Seebades als Dammchaussee bezeichnet. Aus dieser Tradition und der Rückbesinnung auf das erste deutsche Seebad hielt der Sonderausschuß es für zweckmäßig, diese Bezeichnung wieder einzuführen.
  • Die Heinrich-Klöcking-Straße wird wieder Neue Reihe: Dieser Name wurde bei der Bebauung der Straße eingeführt und hat somit Tradition. Die Umbenennung der Neuen Reihe in Heinrich-Klöcking-Straße (ebenso wie die zwei nachfolgenden Straßen) war eine Maßnahme der damaligen Stadtverwaltung (nach 1945) um Antifaschisten um jeden Preis auch in Doberan zu ehren.
  • Wilhelm-Bohm-Weg wird wieder Mittelstraße genannt
  • Ernst-Wolff-Straße soll wieder Friedhofstraße heißen. Da diese Straße die Zufahrtstraße zum neuen Friedhof war, sollte sie auch wieder traditionsgemäß diesen Namen führen.
  • Clara-Zetkin-Straße bleibt mit diesem Namen bestehen. Bei der Auswertung der Meinungen der Bad Doberaner Bürger, speziell der Clara-Zetkin-Straße sprachen sich etwa 80% für den Erhalt dieses Namens aus. Clara Zetkin als Begründerin der Frauenbewegung sollte nach Meinung der Mehrheit der Bevölkerung durch diesen Straßennamen geehrt werden.
  • Maxim-Gorki-Platz bleibt mit diesem Namen bestehen.
  • Die MTS-Siedlung soll in „Am Quellholz“ umbenannt werden: Die Bezeichnung „Die Cepelin“ würde für Einheimische jüngeren Datums und Fremde unklar sein. Waldsiedlung wurde abgelehnt wegen der Assoziation zu Wandlitz. Da das Quellholz gegenüber liegt und von seiner Attraktivität bereits anspricht, sprachen sich die Mitglieder der Sonderarbeitsgruppe einstimmig für die Bezeichnung „Am Quellholz“ aus.
  • Es wurde vorgeschlagen die Friedrich-Engels-Straße wieder in Friedrich-Franz-Straße umzubenennen: Hier spielte die Würdigung Friedrich Franz I. als Mitbegründer des ersten deutschen Seebades eine Rolle, und dazu kam, daß diese Straße zuvor über Jahrzehnte bereits Friedrich-Franz-Straße hieß. Viele Einwohner dieser Straße sprachen sich für diesen Namen aus.
  • Die Ernst-Thälmann-Straße wird auf Vorschlag in Mollistraße umbenannt: Hierüber gab es unterschiedliche Diskussionen. Die Mehrheit der Bevölkerung und der Arbeitsgruppenmitglieder plädierten für „Mollistraße“: a) aufgrund des dort hindurchfahrenden „Molli’s“;b) umgangssprachlich hat sich diese Bezeichnung bereits seit Jahrzehnten in der Bevölkerung eingebürgert. Man sollte auch auf diese Volkstümlichkeit Rücksicht nehmen.
  • August-Bebel-Straße bleibt mit diesem Namen bestehen.
  • Karl-Marx-Platz wird in Brunnenplatz umbenannt.
  • Aufgrund der Beschlußvorlage 38/90 zur Umbenennung der Straßennamen im Wohngebiet Buchenberg wurde folgendes beschlossen: Zu der Straßenbenennung Buchenberg sollte eine Sonderregelung getroffen werden. Aufgrund sehr vieler Vorschläge der Buchenbergbewohner wird der Name Ehm Welks als Straßenname fast 100%ig akzeptiert, aber nicht seine „Helden“. Darauf hat sich die Sonderarbeitsgemeinschaft zu folgendem Vorschlag entschlossen: Das Bauamt entscheidet über eine übersichtlichere Straßenführung und setzt dann im Einvernehmen mit der Stadtverordnetenversammlung die von der Sonderarbeitsgemeinschaft vorgeschlagenen Namen ein:
  • Ehm-Welk-Straße (Schriftsteller Heiden von Kummerow);
  • Gerhard-RingelingStraße (Schriftsteller und Lehrer am Gymnasium);
  • Heinrich-Seidel-Straße (Schriftsteller und häufiger Gast in Bad Doberan);
  • Rudolf-TarnowStraße (Volkstümerlicher Dichter, Burrkäwers);
  • JohnBrinkmann-Straße (Schriftsteller);
  • Ludwig-Bang-Straße (Heimatmaler von Bad Doberan).
  • Entschieden wurde: Straße der Freundschaft in Heinrich-Seidel-Straße; Straße der Gemeinschaft in Ehm-Welk-Straße; Straße der Solidarität in John- Brinckmann-Straße; Straße des Aufbaus in Rudolf-Tarnow Straße umzubenennen.
  • Mit diesen Vorschlägen hoffen wir, den Anwohnern des Buchenbergs und dem Neubaugebiet insgesamt gerecht zu werden.


Bad Doberan

* Bahnhof/Molli

* Das Moorbad

* Kamp und Severinstraße

*Alexandrinenplatz

* Markt, Baumstraße, Neue Reihe

* weitere Straßen


Die Burg, später "Haus des Handwerks"

Denkmale

Backenzahn

Gedenkstein

Bad Doberan

Gedenken an Gorbatschow Stein und Eiche werden nun gesetzt(Werner Geske/OZ, 9.11. 1992) * Bundesminister und Doberaner Bürger vollziehen gemeinsam feierlichen Akt

  • Bad Doberan. Für den 72jährigen Erich Vick geht morgen ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: Die Kreisstadt würdigt in einem feierlichen Akt die wiedergewonnene deutsche Einheit durch Gedenkstein und Eiche.
  • „Ich freue mich, daß ich die Ehre habe, gemeinsam mit Bundesminister Krause den Baum pflanzen zu können. Es ist gut, daß der Gedenkstein einen Ausspruch Gorbatschows trägt, der seiner Grußadresse zum Tag der deutschen Einheit 1990 entstammt.
  • Ihm, Ronald Reagan und Helmut Kohl sollte unser tief empfundener Dank gehören", erklärte der alte Herr gegenüber der OZ. Er gehöre zu der Generation, die aus Krieg und Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, die Teilung des Vaterlandes schmerzlich erlebt habe.
  • Im Januar, als Prof. Günther Krause den Vorschlag unterbreitete, Straßen und Plätze nach Michail Gorbatschow zu benennen, fand diese Anregung auch in unserem Kreis Resonanz.
  • Zu denen, die sich damals mit Vorschlägen zu Wort meldeten, gehörte auch Erich Vick. Der ehemalige Bäckermeister sprach sich dafür aus, dem ehemaligen sowjetischen Staatschef mit einem Gedenkstein und einer Eiche Dank für seine Entschlossenheit zu sagen.
  • Nach mehreren Debatten in der Stadtverordnetenversammlung einigten sich die Abgeordneten auf die Lesart, mit einem solchen Akt an die deutsche Einheit erinnern zu wollen.
  • Für eine direkte Ehrung Gorbatschow fand sich im Stadtparlament jedoch keine Mehrheit. Am 3. Oktober beschlossen die Volksvertreter, in einem würdevollen Akt, Stein und Baum zu setzen.
  • Gestern liefen noch die letzten Vorbereitungen auf das Ereignis am Sonnabend um 11.00 Uhr. Mitarbeiter des Bauhofes bereiteten das Pflanzbett für die Eiche fachgerecht vor. Der fast vier Meter hohe Baum stammt aus Kröpelin. Dort wuchs er in über 10 Jahren in der Baumschule Hinrichs heran.
  • Auch der Findling aus einer Kiesgrube bei Retschow stammend, in der Werkstatt von Steinmetzmeister Reiner Vahl mit dem Gorbatschow-Ausspruch versehen, tritt heute seinen Weg zum Platz an der Ecke Parkentiner Weg/Rostocker Straße an. Mitarbeiter der NTU bringen den Stein zu seinem Bestimmungsort.
  • Gestern befragten wir Bürger nach ihrer Meinung zu der morgigen Veranstaltung. Hilde Krüger, Hausfrau, ist angetan davon, „daß gerade Bad Doberan solch einen Stein setzt." Ohne Gorbatschow gäbe es nach ihrer Auffassung keine Einheit. „Und dafür sind wir doch wohl dankbar, oder nicht!?"
  • Renate Sörensen, Architektin, aus Rendsburg hat bisher nur von der Ehrenbürgerschaft für Reagan, Gorbatschow und Kohl in Berlin gehört: „ Daß die Doberaner so etwas machen, wußte ich nicht. Ist ja ganz toll."
  • Jörn Peters, Handwerker, ist anderer Auffassung: „Der Herbst '89 steht mir noch immer plastisch vor Augen. Ich gehe morgen auf jeden Fall zum Platz an der Rostocker Straße.
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Stein aus Granit soll an die errungene Einheit erinnern (OZ, 23.11.92) *Bundesminister Krause würdigte in Bad Doberan Beitrag Gorbatschows(von WERNER GESKE)

  • Bad Doberan. Die innere Bewegung war dem 72jährigen anzusehen. Nach monatelangem persönlichem Bemühen, unterstützt von vielen Gleichgesinnten, sollte sich an diesem Sonnabendvormittag sein langgehegter Wunsch erfüllen. „Als Bundesminister Günther Krause zu Jahresbeginn mit dem Vorschlag an die Öffentlichkeit trat, Straßen und Plätze in Ostdeutschland nach dem russischen Reformer Gorbatschow zu benennen, sprach er mir aus dem Herzen." So Erich Vick, kurz bevor er in Anwesenheit von Prof. Krause den Stein zum Gedenken an die wiedererrungene Einheit enthüllte.
  • Hunderte Bürgerinnen und Bürger der Kreisstadt waren gekommen, um in dieser feierlichen Stunde dabei zu sein. Zunächst richtete Stadtverordnetenvertreter Heinz Hake das Wort an die um Stein und Eiche Versammelten. Er begrüßte, daß es trotz mancher Widrigkeiten doch noch zu diesem denkwürdigen Tag gekommen sei. Damit traf er die Empfinden vieler, die das unermüdliche Engagement des alten Doberaners mit Sympathie und Solidarität unterstützt hatten.
  • Auch Bundesminister Krause hob nicht ohne Befriedigung hervor, daß sich daran erneut beweise, was demokratischer Bürgerwille in unserem Lande bewirken könne. Er erinnerte daran, daß erst drei Jahre vergangen seien, seit auch in Bad Doberan das Volk auf die Straße gegangen sei, um für Freiheit und Einheit zu demonstrieren. „Wer von uns hat damals daran zu glauben gewagt, daß die deutsche Einheit so nahe ist. Die Kraft des Volkes hat alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, unterstützt von Freuden in aller Welt", erinnerte der Minister. Der Dank gelte besonders Ronald Reagan, Georg Bush, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow.
  • Der russische Reformer sei es vor allem gewesen, der im Osten die Voraussetzungen dafür schuf, daß die Menschen in der ehemaligen DDR in freier Selbstbestimmung die Einheit ihres Vaterlandes wiedererringen konnten. Dies sei unvergessen und finde auch seinen Ausdruck in der Tatsache, daß Gedenkstein und Eiche nunmehr hier ihren Platz gefunden hätten.
  • Zustimmung fand auch die Feststellung des Bundespolitikers, daß es im Bewußtsein gewonnener Freiheit nunmehr darum gehe, die gewiß nicht leichten Probleme der Zukunft zu meistern: „Schöpfen wir auch Kraft für die Zukunft aus den Erfahrungen einer geschichtlich einmaligen Leistung, die wir gemeinsam vollbracht haben." „ Uns allen soll stets bewußt sein, daß die deutsche Einheit ein großes Geschenk ist", legte er den Anwesenden ans Herz, als er den Granitstein enthüllte.
  • Zustimmung auch, als die von Reiner Vahl in den Stein getriebene Inschrift sichtbar wurde: „ Der deutschen Nation Glück, Gedeihen und Frieden im vereinten Europa. M. Gorbatschow“

Friedhofskapelle

Kammerhof

Buchenberg

Der Bad Doberaner Buchenberg in früheren Zeiten Fetter Text Ort der Feuerwerke und Duelle(OZ, Jan. 1991)

  • In den ersten Jahren des Badeortes Doberan war der Buchenberg der beliebteste Ausflugsort und Aussichtspunkt der Badegäste.
  • Mit Lauben und Bänken war er reichlich versehen, von gepflegten Wegen durchzogen. Kegelbahn, Musik, Restauration fehlten nicht, wie ein Chronist schrieb.
  • Vor allem aber fand hier das Feuerwerk statt, das von dem herzoglichen Feuerwerker Hieber bereitet wurde. Ein .Feuerfall, der von dem Berge herunterströmt war besonders beliebt, aber auch Raketen, die so hoch stiegen, daß man sie 3 bis 4 Meilen weit sehen konnte. Bei besonderen Gelegenheiten gab es auch erleuchtete Tempel und brennende Namenszüge.
  • Die Aussicht, viel freier als heute, war berühmt, besonders von der Westseite aus, wo als Regen- und Sonnenschutz ein chinesischer Strohschirm errichtet war. Man sah auf die Klostermauer mit dem großen Torweg und der kleinen Pforte (das sogenannte Grüne Tor wurde erst später angelegt), auf die Kirche und auf Doberan mit den bewaldeten Hügeln im Hintergrund.
  • Einen sehr lebendigen Eindruck aus dieser Zeit vermittelt uns John Brinckman in seinem Roman „Kasper Ohm un ick“: „As wi dor nu so unner de hogen Böm rümstewelten un in den eenen Weg rinbögten, is dor 'ne Lustbänk, un dor set een lütten Mann up, de hadd 'n groten Stirn vör de Bost un ’n korten Stummel in de Mund un smökt un sehg sihr fründlich ut“. Der kleine Mann auf der .Lustbank*, so stellt sich heraus, ist niemand anderer als der Großherzog, mit dem Kasper Ohm dann ins Gespräch kommt.
  • Allerdings war der Buchenberg auch der Ort der Duelle. So wird von einem Pistolenduell des Hofkomikers Peters berichtet, das ein äußerst blutiges Ende nahm. Der Schauspieler hatte, um seinen Gegner zu erschrecken, sich eine mit Ochsenblut gefüllte Schweinsblase unter das Wams gebunden und sie im richtigen Moment platzen lassen.
  • Einen tragischen Ausgang nahm dagegen das Säbelduell des jungen Albert von Stael-Holstein, eines Sohnes der berühmten Schriftstellerin, der mit einem russischen Offizier beim Glücksspiel in Streit geraten war. Der junge Stael wurde durch einen Säbelhieb in den Hals getötet. Das war 1813. Der Ort des Duells wird als ein „kleines Rund inmitten des reizend daliegenden Gehölzes“ beschrieben, er ist heute nicht mehr genau auszumachen.
  • Infolge dieses Ereignisses verlor der Buchenberg an Beliebtheit, die Belustigungen für die Gäste fanden nun auf dem Kamp, im Englischen Garten und auf dem Jungfernberg (Tempelberg) statt(Dr. H. Rehwaldt)
Bad Doberan

Doberan im Spiegel von Zeitgenossen

Bibliographie Doberan

Doberaner Originale

(Ilse Mühlbach, Klaus Havemann, Studemund)

Begegnungen mit Menschen

(amerik. Piloten, russ. Offiziere u.a.)

Friedhofsgeschichten

- Pläne und bemerkenswerte Gräber

*Bilder und Texte zur Einarbeitung