Alexandrinenplatz

Aus Ortschroniken
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Aus dem Doberaner Theaterleben(OZ, Okt. 1991)

  • Der Abriß des Hauses beendete eine Schauspiel-Epoche
  • Es ist für Außenstehende geradezu erstaunlich, welch lange Tradition das Theater Leben der Stadt Bad Doberan besitzt. Der Ort, als ältestes Seebad Deutschlands geltend, zählte zu Beginn des 19. Jahrhunderts rund 1400 Einwohner und verfügte zu dieser Zeit bereits über ein eigenes Schauspielhaus.
  • Der Baumeister Severin, dem auch die Landeshauptstadt Schwerin glückliche Planungen verdankt, hatte im Jahre 1805 einen Plan seines herzoglichen Auftraggebers verwirklicht, der den Bau eines Schauspielhauses vorsah. Im März dieses Jahres konnte der Grundstein gelegt werden. Im Juni 1806 wurde das Haus mit einer Festaufführung feierlich eingeweiht.
  • Unter Leitung des Intendanten v. Dorne und mit Unterstützung des reichen, theaterbesessenen Grafen Hahn, als »Theatergraf“ in Mecklenburg bekannt und unter dieser Bezeichnung auch in die Theatergeschichte eingegangen, konnte am 2. Juli 1806 die erste Vorstellung im Schauspielhaus, am Kamp gelegen, stattfinden.
  • Man gab Schauspiel und Opernvorstellungen. Später wurden auch Liebhabervorstellungen und Operetten aufgeführt.
  • Damals hatte Doberan ein glänzendes Renommee unter den Schauspielern und Künstlern, wie man an Gastspielen des berühmten Ludwig Devrient (1819) und der italienischen Sängerin Angelika Catalani erkennen kann.
  • Anläßlich einer Opernvorführung gastierte der erste Tenor Gerstäcker aus Hamburg im Schauspielhaus.
  • Vom 10. bis 19. August 1827 wurde eine Festwoche veranstaltet, die im bunten Reigen Opern, Operetten, Lustspiele und Posen brachte. Den Höhepunkt dieser Festwoche bildete am 18. August ein Gastspiel der Catalani, die in einem großen »Vokal- und Instrumentalkonzert“ mitwirkte.
  • Auch in den Folgejahren behielt Doberan seine Anziehungskraft: 1838 gastierte z. B. die italienische Tänzerin Maria Taglioni. Bekannte Berliner Schauspieler, unter ihnen Seydelmann, brachten Schillers „Räuber“ zur Aufführung.
  • Leider sank die Bedeutung des Theaters in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ab. 1889 wurde das Schauspielhaus abgebrochen und an seiner Stelle ein Gymnasium erbaut.
  • Aus Zeichnungen des Baumeisters Severin und von alten Stichen ist uns das Bild des Theaters erhalten geblieben. Es zeigte im Innern eine durchgehende Holzbearbeitung. Der Zuschauerraum war oval und faßte 500 Personen.
  • In zeitgenössischen Berichten wurde der Bau als „vorbildlich für ganz Mecklenburg“ bezeichnet. Mit dem Abriß endete eine Epoche der Doberaner Theaterkultur(Carsten Plötz)
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Brachte volles Haus: Ludwig Devrient

  • „Solange das hiesige Schauspielhaus steht, hat es sich einer solchen Fülle nicht erfreut“, schrieb aus Doberan am 10. August 1819 ein Korrespondent an das in Schwerin erscheinende „Freimüthige Abendblatt“. Der Grund für dieses außergewöhnliche Ereignis: Im Schauspielhaus Doberan trat Ludwig Devrient auf, einer der berühmtesten und populärsten Schauspieler Berlins, dessen schauspielerischen Leistungen auch heute noch nicht vergessen sind.
  • An den 200. Geburtstag des Schauspielers am 15. Dezember 1984 möchten wir mit diesem Beitrag erinnern. Ludwig Devrient gilt als der genialste Schauspieler seiner Zeit. Er wurde am 15. Dezember 1784 als jüngstes Kind eines vermögenden Berliner Kaufmanns geboren. Seit 1815 war er Schauspieler an der Königlichen Bühne in Berlin, wo er bis zu seinem Tod am 30. Dezember 1832 tätig war. Berühmt wurde er — vor allem in den Glanzjahren der Berliner Bühne 1815 bis 1817 — durch die eindrucksvolle Gestaltung klassischer Rollen, so als Franz Moor in Schillers „Räubern“, der Rolle, mit der er in Berlin debütierte. Später konnte Devrient nicht oft solche Rollen spielen, im Interesse einer vollen Kasse wurden im Königlichen Schauspielhaus vor allem Possen und Schwänke gegeben, auch in Doberan trat Devrient in solchen Stücken auf, in den „Drillingen“ und im „Armen Poeten“. Devrient war der höchstbezahlte Schauspieler in Berlin, trotzdem mehrten sich ständig seine Schulden, nicht zuletzt durch häufige Trinkgelage mit E. T. A. Hoffmann.- Im Jahr 1824 versuchte Devrient seine Schulden durch Verkauf seines zweimonatigen Urlaubs für 1000 Taler abzudecken. Der Theaterleitung paßte dieser Handel gut, denn jene acht Wochen hatte der Schauspieler sonst in strapaziösen Gastspielreisen verbracht und danach war er, so berichtete der Generalintendant, Graf Brühl, „gewöhnlich für die Königliche Bühne eine lange Zeit unbrauchbar“.
  • Solch eine Gastspielreise führte jedenfalls 1819 Ludwig Devrient und seine Gattin, ebenfalls Schauspielerin, über Schwerin nach Doberan. Dort trat Devrient in den genannten Stücken am 11. August 1819 auf, am 13. August spielte „Madame Devrient“ in dem Stück „Die Ahnfrau“. Der Erfolg des Auftritts insbesondere von Ludwig Devrient für das Doberaner Theater war überwältigend. Das Schauspielhaus „war überfüllt und viele mußten zurückbleiben“,- berichtete der Korrespondent aus Doberan. Im Gegensatz dazu wird oftmals darüber berichtet, daß andere Veranstaltungen wegen mangelnden Besuches abgesagt wurden. Der Auftritt Devrients in Doberan war zweifellos für die Zuschauer ein Kunstgenuß, denn, so der Neffe Eduard Devrient, der Künstler investierte selbst bei den billigsten Schwankrollen „den feinen Reiz der sichersten Charakteristik“. Dr, Klaus Havemann
  • Aus der Heimatqeschichte(OZ, Dez. 1987)

Aus der Geschichte des Karl- Marx-Platzes

  • Die Glückwunschkarte aus den Jahren um 1900 soll alle Freunde der Heimatgeschichte grüßen, alle Bürger unserer Stadt, die sich für die Erhaltung und Wiederherstellung der Kulturdenkmäler, an denen Bad Doberan so reich ist, ein setzen.
  • Kulturdenkmäler — das sind nicht nur Kirchen und historische Gebäude, sondern auch Anlagen, Parks und Aussichtspunkte, das ist eine besondere Art Volkseigentum, das wir alle nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kinder und Enkel schützen und bewahren müssen.
  • Unser Bild zeigt einen Blick vom Dach der EOS auf den ehemaligen Fontänenplatz (später Alexandrinenplatz), den heutigen Karl-Marx-Platz.
  • Im Mittelpunkt sehen wir das Bassin mit dem wasserspeienden Schwan, - der sein Wasser über Eichenröhren vom Jungfernberg (Tempelberg) erhielt.
  • Die Linden links im Bild .haben die Pappeln ersetzt, die wir von älteren Darstellungen her kennen.
  • Die Anlage war von Rotdornbäumen umgeben.
  • Die Häuser im Vordergrund sind im Wesentlichen unverändert geblieben: ganz links Haus Nizze, dann das ehemalige Severinsche Wohnhaus („Haus Gottesfrieden"); das niedrige Haus daneben ist im Kern das älteste der Reihe. Das Haus rechts, noch ohne Ladeneinbauten, ein Severinbau von 1815.
  • Der Fontänenplatz entstand nach 1823 aus dem ehemaligen Kantorgarten.
  • Er hatte eigentlich nie eine echte Funktion. Weder war er Markt noch Exerzierplatz, noch Verkehrsknotenpunkt.
  • Bis etwa 1840 wurde er vom offenen „Freibach" durchflossen, gepflastert wurde er erst 1932. Im Hintergrund des Bildes erkennen wir den Tempelberg noch mit dem ersten Tempel von Severin.
  • Dieser für die Geschichte unseres Ortes bedeutsame „Berg" liegt genau 100 Pariser oder 103 Rheinländische Fuß (also etwa 30 m) über dem Meeresspiegel. Er gilt seit alters her als der schönste Aussichtspunkt Mecklenburgs.
  • Wer einmal die Möglichkeit hatte, den Wasserturm zu besteigen, wird das bestätigen(Dr. H. Rehwaldt)


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