Familiengeschichte des Wilhelm Fubel: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 220: | Zeile 220: | ||
==Ludewig Fubel (Ahnen-Nr. 8.9.)== | ==Ludewig Fubel (Ahnen-Nr. 8.9.)== | ||
+ | |||
+ | Ludewig Fubel war der Sohn des Königl. Oberförsters zu Zinnowitz, Caspar Friedrich Fubel und seiner Ehefrau Katharina Elisabeth (Trin-Lise) Dinse. | ||
+ | Sein Geburtstag fiel auf den 28. Mai 1787. Die Mutter leitete zuerst seine Erziehung. Schon in jungen Jahren machte sich bei dem Knaben eine Neigung für die Schiffahrt bemerkbar. Die nahe See hatte es ihm angetan. Aller Länder Flaggen wehten auf den Masten im nahegelegenen Hafen zu Wolgast und von hier aus wird er auch zuerst als Schiffjunge das Meer befahren haben. Später brachte er es noch bis zum Steuermann. | ||
+ | |||
+ | Die Vorbildung der Steuerleute und Kapitäne war bis um die Wende des 18. Jahrhunderts Privatsache alter Kapitäne, die nach Fahrten in aller Welt ihre letzten Tag dazu benutzten, den Nachwuchs in die Geheimnisse der Seekarten, des Kompasses und des Sextanten einzuweihen. erst 1823 wurde in Preußen zu Stettin durch den Oberpräsidenten Sack eine Schiffahrtsschule errichtet und die alte private Vorbereitung verboten. | ||
+ | |||
+ | Sicher wird Ludewig Fubel den Unterricht durch einen Schiffer in Wolgast in der Steuermannskunst erhalten haben, da sein Eltern mit mehreren Wolgaster Schiffern in Verbindung standen, wie die Kirchenbücher des Crumminer Pfarramtes nachweisen und außerdem Wolgast ja in unmittelbarer Nähe zu Zinnowitz liegt. | ||
+ | |||
+ | In den Jahren 1790 bis 1806 war der Handel in dieser Stadt äußerst bedeutend und die großen Seeschiffe, deren Wolgast über 70 hatte, verdienten außerordentlich durch hohe Frachten. | ||
+ | |||
+ | Auf Segelschiffen hat Ludewig Fubel viele Jahre, bei Sonnenschein und Sturm die Welt durchfahren und wohl mancherlei erlebt. Irgendwelche Gründe müssen ihn dann im Jahre 1818 zur Ansiedlung in Zinnowitz bewogen haben, da er an dem Kauf einer Parzelle des Rittergutes Zinnowitz, von dem Geheimen Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause in Swinemünde beteiligt war und so Kolonist und Eigentümer wurde. | ||
+ | |||
+ | Nach den Freiheitskriegen war die wirtschaftliche Not im ganzen Lande sehr groß. Selbst der Kommerzienrat Krause fand für das damalige Rittergut Zinnowitz keinen Pächter, so daß er es am 18. Juni 1818 an 29 Bauern usw. verkaufte und zwar für den Preis von 18000 Talern in Kurant, von denen 12000 Taler sofort ausgezahlt und 6000 Taler als Hypothek eingetragen wurden. | ||
+ | |||
+ | Die Käufer, von denen nur 16 des Schreibens kundig waren, bewirtschafteten das Gut gemeinsam; auch waren alle gleichmäßig für die Hypothek und die anderen Lasten haftbar. Unter diesen 29 Käufern, deren Nachkommen noch heute in Zinnowitz wohnen, befand sich, wie schon oben erwähnt, auch Ludewig Fubel. Später kamen zu den 29 Käufern noch drei weitere hinzu, so daß sich die Gesamtzahl auf 32 erhöhte. | ||
+ | |||
+ | Sicher hat Krause bei diesem Kauf- der ersten Parzellierung auf der Insel Usedom- mit fast 200 % Gewinn ein gutes Geschäft gemacht- ob aber die Käufer? – Allerdings übernahmen sie auch das gesamte Gutsinventar (74 Kühe, 2 Bullen, zur Saat 100 Scheffel Roggen, 80 Scheffel Hafer, 12 Scheffel Gerste und 18 Scheffel Erbsen), aber der Acker, an sich schon dürftig, war nie in guter Pflege gewesen, so daß die neuen Besitzer vielen sauren Schweiß daran anwenden mußten. Dazu kam die Grabesruhen, die bis ziemlich 1848 über den Handel und Wandel Preußens lag; die Landesprodukte war für billiges Geld kaum abzusetzen; Fische wurden, da sie nicht versandt werden konnten, als Schweinfutter verwendet. Erst nach 1848 kam neues Leben nach Zinnowitz. Das Verhältnis zwischen den Gutskäufern wurde aber so unklar und gab soviel Anlaß zu Zank und Streit, daß man eine vollständige Trennung ins Werk setzte. Am 9. Oktober 1848 wurde die Hypothek von 1818 (6000 Taler) getilgt und am 17. August 1848 das Gut in 32 Anteile zerlegt und an die einzelnen Besitzer verteilt. Ihre Nachkommen haben noch heute je 1/32 Anteil an der Fischerei; allerdings sind viele Anteile inzwischen zusammengesetzt oder nochmals zerlegt worden. Die Reallasten, die in alter Zeit an den 5 Bauernhöfen gehaftet hatten und an das Vorwerk übergegangen waren, wurden erst am 18. Juli 1869 mit 562 ½ Talern abgelöst. | ||
+ | |||
+ | Durch diese Maßnahmen war somit auch Ludewig Fubel erst wirklicher Herr seines Grund und Bodens geworden. | ||
+ | |||
+ | Im Jahre 1816 hatte er zu Zinnowitz die Ehe geschlossen. Im Kirchenbuch des Pfarramtes Crummin befindet sich hierüber die folgende Eintragung: | ||
+ | „''Copuliert: Den sechsten Juli 1816: Ludewig Fubel Steuermann, des ehemaligen Oberförster Fubel zu Zinnowitz ältester Sohn zweiter Ehe, mit Jungfer Marie Elisabeth Schmidt zu Zinnowitz, des ehemaligen Weber-Meisters Christian Schmidt ehel. Tochter. Hauscopulation.“'' | ||
+ | |||
+ | Marie Schmidt wurde am 2.3.1796 zu Netzelkow geboren. Ihre Mutter war Christine Graumann. Schon nach 14-jähriger Ehe starb Marie Schmidt am 17.7.1830 zu Zinnowitz im Alter von erst 34 Jahren an einer Lungenentzündung, nachdem sie ihrem Ehegatten 7 Kinder geschenkt hatte. Auf dem schönen alten und stimmungsvollen Kirchhof zu Crummin fand sie ihre letzte Ruhestätte. Die Leichenpredigt hielt der Pastor Wilhelm Meinhold, der bekannte Dichter der „Bernsteinhexe“. | ||
+ | |||
+ | Der Witwer mußte sich nun, da er eine neue Ehe nicht einging, in Anbetracht der noch lebenden 5 unmündigen Kinder, nach einer Hilfe im Haushalt umsehen. In dieser schweren Lage zog er mit seiner verwitweten Mutter zusammen, die nun die weitere Erziehung der Kinder übernahm. | ||
+ | |||
+ | Nach den gerichtlichen Auseinandersetzungen in den Jahren 1847 und 1851 übereignete Ludewig Fubel seinem ältesten Sohn, dem Gerichtsmann und Tischler Friedrich (Fritz) Fubel, von seinen Grundstücken die Kolonistenstelle Nr. 8a und den 1/32 Anteil des ehem. Rittergutes Zinnowitz. | ||
+ | Die anderen Kinder wurden entsprechend abgefunden. | ||
+ | |||
+ | Später wohnte Ludewig Fubel bei seiner Tochter Wilhelmine Fubel, die seit dem 15.11.1846 mit dem Mauerer und Eigentümer Friedrich Penz (s) in Zinnowitz verheiratet war, als Altsitzer. | ||
+ | |||
+ | Am 10.10.1875 ist er im hohen Alter von 88 Jahren in Zinnowitz verstorben. | ||
+ | |||
+ | Das Meer aber brauset und brandet wie ehedem und seine schaumgekrönten Wogen, die dem Ludewig Fubel einst das schönste Wiegenlied sangen, grüßen seinen letzten Ankerplatz. | ||
+ | |||
+ | '''Quellenangabe:''' | ||
+ | |||
+ | * Kirchenbücher der Pfarrämter Crummin und Netzelkow, Standesamt Crummin. | ||
+ | * Robert Burkhardt: Geschichte von Zinnowitz, Wolgast 1909 | ||
+ | * Robert Burkhardt: Geschichte des Hafens und der Stadt Swinemünde. Band II, Seite 500. | ||
+ | * Amtsgericht Swinemünde; Aktenzeichen Gen. Tit. I. Nr. 36/1859 Vob. VII (Auszug aus den Akten der Königl. Kreis-Gerichts-Commission zu Usedom betr. die aus den als nutzlos verkauften Vormundschaft-Acten -herausgenommen Erkenntnisse.) |
Version vom 18. November 2023, 10:16 Uhr
Vorwort
Schon vor vielen Jahren kam ich auf den Gedanken, eine Familiengeschichte niederzuschreiben. Es entstand so eine Schilderung des Lebens und Werdens unserer Familie in einzelnen Bildern, deren Untergrund die ermittelten feststehendenden familiengeschichtlichen Daten, deren Rahm die überlieferte Heimat- und Zeitgeschichte waren.
Ich nehme an, daß diese Darstellung, die allerdings nur einzelne einfache Vorgänge bringt, vor allem für die Mitglieder unseres Geschlechts von Interesse sein wird.
Dann dürfte sie ihren Zweck erfüllen und dazu beitragen, den Sinn für die Familie und unsere schöne Heimat, sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl zu wecken.
Stettin, den 17. Oktober 1941
Wilhelm Fubel
Das Geschlecht der Fubel
Nach einer alten Überlieferung sollen die Fubel aus Holland stammen. Ob es sich hierbei um ein bloßes Gerede handelt, das darauf zurückzuführen ist, dass irgendjemand irgendeinmal eine dahingehende Vermutung ausgesprochen hat, vom Hörer dann als unumstößliche Tatsache aufgenommen oder zu als eine solche umgedeutet und an die jüngere Generation weitergegeben ist, konnte bisher nicht erwiesen werden, jedenfalls wird die holländische Herkunft des Stammes behauptet. Vielleicht handelt es sich hier um eine Einzeleinwanderung, die zu allen Zeiten von Holland aus auf deutsches Gebiet erfolgt ist.
Die Mehrzahl dieser Nachkommen setzte sich aus märkischen und vorpommerschen Jägern zusammen. Sie waren ein gesundes und äußerst stattliches Geschlecht, die Männer von hervorragender körperlicher Kraft und Gewandtheit; es waren Menschen, die fest in der Heimaterde standen, aufrichtig treu, pflichtbewußt und mit dem höchsten Stolze, das, was sie sich erschaffen hatten, nur gewonnen war durch eigene Kraft!
Als ältester Stammvater ist bekannt der Revierjäger Christian Fubel geboren um 1697/1702, dessen Söhne in der Uckermark und auf der Insel Usedom nachgewiesen werde. Von diesen und den weiteren Nachkommen sind zum Teil ausführliche Nachrichten vorhanden und wiedergegeben.
Das Geschlecht blüht Jahrhunderte in der Uckermark und Pommern. Diese Vorfahren waren zwar keine großen Persönlichkeiten, aber sie waren überall dabei, sie halfen überall mit, wo es um Deutschland ging. Sie bebauten dessen Boden, sie schlugen dessen Schlachten, sie trieben dessen Handwerke, sie schufen mit an dessen Kultur. Sie waren der Geschichte und dem Schicksal zuinnerst verbunden. Sie stritten mit, sie litten mit! Völkische Ideen und Ziele zogen sie in ihren Bann, stärkten ihr Wollen. Sie wirkten stolz beim Werden ihres Staates.
Die untadelige persönliche Lebensführung der Söhne, die im Vaterhause gelernte Zucht, der dort geübte Fleiß, die durch Überlieferung gesteigerte Vaterlandsliebe und Königstreue, die soldatischen Haltung, alles das entsprach dem Wesen der Fubel.
Der in Pommern auf der Insel Usedom in Zinnowitz begründete Stamm geht von dem Königlichen Oberförster Caspar Friedrich Fubel, geboren am 26. September 1743 in Steglitz UM, aus, der im Jahre 1775 zum königlichen Förster in Zinnowitz ernannt wurde und infolgedessen aus der Uckermark nach Zinnowitz übersiedelte. Aus diesem Stande, oft bedroht von Wind und Wetter, oft verheert durch wechselnde Kriegsstürme, hat sich hier an der alten Heerstraße zwischen Vor- und Ostpommern unmittelbar an der Ostsee ein zähes Geschlecht schlecht und recht durchgerungen, irdische Güter sind gekommen und gegangen, das Herz ist aber am alten Fleck geblieben.
W. Fubel
Regierungsinspektor
Stettin
Zeppelin Prom. 6
Das Wappen der Fubel
Wie oft hört man von Stammesangehörigen die Frage: „Haben wir denn eigentlich kein Wappen?“
Viele werden nun sagen, so große Tiere waren unsere Vorfahren dann doch nicht. Deutsch bis in die Knochen, gewiß. Aber ein Wappen, nein. Also, auch das älteste Wappen ist irgendwann einmal zuerst geführt worden. Das war damals selbstverständlich, weil eben die Sitte lebte.
So ein äußeres Zeichen des Zusammenhaltens zeugt vom Sinn, von der Würde, von dem Geschichtsbewußtsein seiner Träger. Eine beglückende Ruhe und Reife atmet so ein Blatt, das stetig von Ahn zu Ahn den Reigen mitmacht, den einmal der Tod mit uns allen tanzt.
Das Wappen belegt sippenkundlich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht. Die Fähigkeit, ein Wappen zu führen, liegt aber keineswegs nur bei bestimmten Ständen und durchaus nicht etwa nur beim Adel.
Auch unser Geschlecht hat schon früher ein Wappen mit der Adelskrone geführt. Nach den bisherigen Ermittelungen ist es wahrscheinlich auch von dem Hauptmann v. Fubel geführt worden, der im dreißigjährigen Krieg (1628) vor Stralsund unter dem General von Arnim gefallen ist.
Später haben dann die Fubel, aus irgendeinem Grunde, den Adel abgelegt. Als letzter Wappenträger konnte der Apotheker Karl Wilhelm Robert Fubel (gestorben 1860 zu Berlin) ermittelt werden, der es wohl schon von seinem Vater, dem Bürgermeister zu Strausberg, Johann Wilhelm Matthias Fubel (geb. 5.12.1778, gest. 6.8.1855) übernommen hat. Es befand sich in dem Nachlaß der im Jahre 1918 zu Hamburg verstorbenen Tochter Karoline Friederike Marie Fubel und zwar auf einer alten kostbaren Tasse in handgemalter künstlerischer Ausführung, die ein in Hamburg lebender Fubel, aus der Zinnowitzer Linie, von der genannten Tochter des Apotheker Fubel geerbt hat. Die Tasse besitzt das Zeichen K.P.M., d. H. Königl. Porzellan-Manufaktur (Berlin) mit dem alten Preußischen Adler, der in der rechten Klaue einen Stab (Zepter) trägt.
W. Fubel Regierungsinspektor Stettin
Zeppelin-Prom. 6
Wappenbeschreibung
Spitzbogig geteilt, von der Mitte oben je zur Hälfte links und rechts rote Felder, in denen sich je ein goldener Ring befindet; im unteren weißen Teil des Wappens ein goldener Maueranker. Auf dem Helm über dem Helmwulst die goldene Adlerkrone, über der sich der untere Teil des Wappens mit dem Maueranker in denselben Farben wiederholt und als Abschluß im geschlossenen roten Fluge (Federn), die zwei goldenen Ringe. Der Schild selbst ist mit eine schmalen goldenen Umrahmung eingefaßt.
Wappendeutung
Im Schild befindet sich ein Maueranker, als Sippenzeichen. Die Ringe rechts und links bedeuten vor allem das Sonnenjahr. Ferner sind sie Sinnbilder des ewigen Kreislaufes. Der Ring war bereits in der älteren Steinzeit als Sonnenzeichen gebräuchlich. Der Sonnenring ist auch das Sinnbild der arischen Verlobung („in den Ring der Verwandten treten“) und Ehe. Der 4. Finger der Hand galt als Sonnenfinger („nach der Planeten-Einteilung der Hand“). Er trug und trägt bis heute als Ringfinger den goldenen Sonnenring.
Ahnen
Christian Fubel (Ahnen-Nr. 32)
Jahr und Tag, sowie der Ort seiner Geburt lassen sich mit Sicherheit nicht ermitteln. In der Sterbeurkunde im Kirchenbuch des evangel. Pfarramtes in Stegelitz Um. vom 21.11.1792 wird erwähnt, daß er „nach aller Erkundung und Berechnung verschiedener Umstände zwischen 91 und 95 Jahre alt geworden“ ist. Das Geburtsjahr wird man hiernach von 1697 bis 1702 zu suchen haben.
Nach der erwähnten Sterbeurkunde war Christian Fubel seit 1742 herrschaftlicher Schütze und Revierjäger auf dem Rittergut Stegelitz Um., Majorat der Familie von Suckow.
50 Jahre hat er hier verbracht.
Wie nachgewiesen werden konnte, waren die Fubel vom 17. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein eine ausgesprochene Forstbeamtenfamilie, und auch jetzt besteht in fast ununterbrochener Folge ein Stamm von Förstern aus diesem Geschlecht in der Uckermark.
Eine alte Chronik, die im Jahre 1739 -also zur Zeit Christian Fubels- im Druck erschien, gibt erschöpfende Auskunft darüber, was man damals unter einem richtigen waidgerechten Jäger verstand.
Jäger ist, so heißt es, der die Art allerlei Wildes und Waidwerkes kennt, demselben geschicktlich nachzustellen und sie zu fällen weiß. Es wird aber zu einem vollkommenen Jäger erfordert, daß er sich vor allerhand verbotenen Künsten, Aberglauben, Fluchen, Saufen, Spielen und anderen Lastern hüte, daß er eines guten und scharfen Gesichts. eines guten Gehörs, schnelle Füße, nicht gebrechlich, eines gesunden Atems, und daher laut vom Halse, dauerhaftig, wachsam, geduldig und unverdrossen, von reifem Verstande, aufmerksam, gesunder und gerader Zähne zum Blasen, hurtig und geschwinde in seinem Vornehmen, unverzagt und nicht furchtsam, eines anschlägigen und verschmitzten Kopfes, verschwiegen und treu und nicht neidisch sey, daß er Liebe zu den Hunden habe, seinen Leithund wohl zu arbeiten, und andere zu der Jagd gehörigen Hunde gehörig abzurichten weiß, wohl reiten und schwimmen könne.“
So wie man zur Hege, zur Betreuung des Tieres, aber auch zur Bekämpfung des Raubzeuges nur aufrechte und ehrenhafte, an Körper und Seele gesunde Männer gebrauchen konnte, so scharf ging man damals auch gegen die Wildfrevler vor. Das Fallenstellen und Legen von Schlingen, von Wilddieben und anderen jagdfremden Gesindel betrieben, wurde mit drakonischen Strafen geahndet. Aber auch in den Privatforsten durfte nur der Jäger, der das Handwerk recht und richtig erlernt hat, jagen. Nur die in jeder Hinsicht waidgerechte Jagd galt, denn „die Jagd ist eine so nützliche als nöthige Übung“, sagt die alte Chronik, „weil nicht nur ein Land dadurch von schädlichen reißenden Thieren befreyet oder gesäubert, das übrige Wild aber an Hirschen, Rehen, Schweinen, Hasen und Federwildpret zu gehöriger Zeit zu Nutze gebracht wird, sondern auch weil man auf solcher das Gewehr zu Pferde und zu Fuße fertig und geschickt zu gebrauchen, Hunger und Durst, Arbeit und Mühe, Hitze und Frost, Regen und Ungewitter, Wachen und andere Abmattungen stärket und abhärtet.“ Wahrhaftig, es mußten ganze Kerle gewesen sein, die damals das edle Waidwerkt betreiben durften!
Etwa 1731 schloß Christian Fubel die Ehe mit Maria Dorothea Dorenburg; ihr Geburtsdatum liegt um 1711. Dieser Ehe entsproßten zehn Kinder. Seine Gattin starb bereits vor ihm am 29. März 1789 zu Stegelitz Um. Christian Fubel selbst schloß seine müden Augen am 21. November 1792 in Stegelitz Um. Er muß eine eiserne Gesundheit besessen haben, da er nur kurz vor seinem Tode einige Monate bettlägerig krank gewesen ist. Was wenigen vergönnt ist, ein Lebensabend frei von den Beschwerden des Alters, Christian Fubel durfte sich ausgiebig dessen erfreuen.
Caspar Fubel (Ahnen-Nr. 16)
Caspar Friedrich Fubel wurde am 26. September 1743 zu Stegelitz (Försterei) in der Uckermark als Sohn des Revierjägers Christian Fubel und seiner Ehefrau Maria Dorothea Dorenburg geboren.
Über seine früheste Jugend ist nichts bekannt; er erlernte, wie auch seine Vorfahren und Brüder, den Jägerberuf. Als blutjunger Bursche hat er später- siehe Burkhardt- die schlimmsten Jahre des Siebenjährigen Krieges mitgemacht. Nach Beendigung dieses Krieges wurde er Jäger bei einem General v. Wedell; es scheint dies der um 1712 auf dem Rittergut Göritz U/M geborene Karl Heinrich v. Wedell, der 1761-1779 preußischer Kriegsminister war, gewesen zu sein, der viele Rittergüter in der Uckermark besaß. Am 1.8.1775 erfolgte -nach Aufzeichnungen beim Preuß. Staatsarchiv in Stettin- die Ernennung zum Königlichen Förster in Zinnowitz. Aus diesem Grunde siedelte er aus der Uckermark nach Zinnowitz über und begründete somit den Zinnowitzer Stamm der Fubel.
Am 13.11.1775 vermählte er sich zu Altlandsberg in erster Ehe mit Marie Louise Hagen, Tochter des Kantors zu Altlandsberg, Johannes Michael Hagen. Aus dieser Ehe sind 3 Söhne und eine Tochter hervorgegangen.
Das Forstrevier Zinnowitz -etwa 60 Hufen groß- gehörte damals zum Forstamt Pudagla und bestand in schmalen Streifen von Holz (Eichen, Buchen, Kienen), in einer Länge von 15 km. Der Förster in Zinnowitz mußte Rechnung legen; unter ihm stand noch ein Holzwärter in Koserow.
In Zinnowitz selbst waren zu dieser Zeit- nach Brüggemann- 8 Kolonisten, 6 Büdner, 1 Schulmeister ansässig. Später wurde Caspar Fubel zum Königlichen Oberförster ernannt.
Die zweite Ehe schloß er in Zinnowitz am 26.11.1798 mit Trin Lise (Catharina Elisabeth) Dinsen, Tochter des „Mousquetiers“ im Infanterie-Regiment von Alt -Stutterheim Nr. 30, Jochem Dinse (Dinnes) und seiner Ehefrau Marie Engel zu Crummin. Zwei Söhne und eine Tochter gingen aus dieser Ehe hervor.
Nach einer alten Konduitenliste aus dem Jahre 1808 war das Zinnowitzer Forstrevier, das Caspar Fubel bis zu seinem Tode betreute, 5917 Morgen groß. Sein Diensteinkommen betrug bei freier Wohnung usw. -156 Taler, 16 Gr. 6Pf.
Unter Verhalten im Dienst befindet sich folgende Eintragung „recht gut. Nur wäre zu wünschen, daß derselbe eine Verbeßrung bekommt, zumal er in diesem Krieg beynahe ganz ausgezogen worden ist.“
Um 1806 bis 1813 war für Zinnowitz eine böse Zeit. Zwar fanden hier keine weltbewegenden Kämpfe statt, aber die Durchzüge, Einquartierungen und Lieferungen nahmen infolge des unglücklichen Krieges kein Ende. Soldaten aller Nationen zogen an Zinnowitz vorüber und so ist auch Caspar Fubel von den Bedrückungen dieser Zeit, wie bereits in der Konduitenliste erwähnt, nicht verschont geblieben.
Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt wälzte sich ein wilder Strom von Flüchtlingen auch über Wolgast-Swinemünde-Wollin nach Ostpommern. Vom 29.10. bis 3.11.1806 ging die wilde Retirade auch über Zinnowitz, hier wie überall einen erschreckenden Eindruck hinterlassend.
Besonders dem alten Oberförster Fubel ging das Unglück des Landes nahe. Stumm und starr sah der Alte, den Krückstock in der Hand und noch mit dem dicken preußischen Zopf frisiert, der dem riesigen Waidmann bis in die Kniekehle hinabreicht, an seinem Försterhause am Eingang des Dorfes die flüchtigen Truppen vorübereilen.
Die Invasion der Franzosen brach dem ehrlichen Preußen, der jeden Morgen mit abgenommener Schlafmütze vor dem Bilde des großen Friederich, unter dem er doch gedient hatte, sein Gebet zu sprechen pflegte, sein patriotisches Herz. Er starb am 15.2.1810, nachdem er schon vorher bei dem Königl. Domänen-Justizamt in Pudagla sein Testament hinterlegt hatte, im vollendeten Alter von 66 Jahren an einem Herzschlag. Vor seinem Tode hatte er wohl den Wunsch ausgesprochen, mit seinen irdischen Resten kein eitles Gepräge anzustellen, sondern ihn in aller Stille beizusetzen. So fand denn auch die Bestattungsfeier am 22.2.1810 in der Crumminer Kirch ganz prunklos statt. Auf dem Friedhof in Crummin wurde er dann in Königl. Preußischer Jägeruniform beigesetzt.
Der bekannte Pastor Wilhelm Meinhold, Dichter der „Bernsteinhexe“ (geb. Netzelkow 27.2.1797, gest. Charlottenburg 29.11.1851) hat dem Caspar Fubel, der sein Pate war, in seinen „Humoristischen Reisebildern von Usedom“, noch ein literarisches Denkmal gesetzt.
Quellen-Nachweis:
- Staatsarchiv Stettin Rep. 12 b Titel 11 H.P. Generalia er 168 a.
- Geschichte von Zinnowitz (von Robert Burkhardt, 1909)
- Humoristische Reisebilder von Usedom von Wilhelm Meinhold 1837
- Brüggemann, Ludwig, Wilhelm: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Kgl. Preuß. Herzogthums Vor- u. Hinterpommern. 1779.
Humoristische Reisebilder von Usedom von Wilhelm Meinold
Stralsund, 1837
Verlag der C. Löfflerschen Buchhandlung
Seite 32
Fünftes Kapitel
Zinnowitz. Der Haarzopf des Oberförsters Fubel Das Dorf Zinnowitz, von Kolonisten bevölkert, die das hier ehemals befindliche Vorwerk gemeinschaftlich erstanden und unter sich verteilten, bietet für den Reisenden eben nichts Interessantes dar. Doch interessieren wird ihn, wie meinen Freund, die Schilderung einer Person, welche hier vor einigen und zwanzig Jahren lebte, die des alten, ehrlichen Oberförsters Fubel.
Gleich beim Eingange des Dorfes in dem bescheidenen Hause rechts, sehe ich vor dem Eckfensterchen, das auf die Straße führt, noch immer meinen alten Herren Paten stehen, und auf dem Fensterrande Knaster für meinen Vater schneiden, während ein ganzer Rudel Hunde ihm um die Füße spielt. Sein armsdicker, ungeheurer Haarzopf hängt dem riesigen Weidmann bis an die Kniekehle hinab, und da sein mutwilliges Söhnlein, mein Spielkamerad, einen Hühnerhund mit einem Dachshunde zusammenhetzt, holt er sich schweigend den curiosen haarigen Bakel über die Schultern, und versetzt damit erst dem Hühnerhund einen Hieb, daß er heulend unter den Tisch kriecht, und darauf seinem Herrn Sohn einen zweiten, daß seine Stimme noch erbärmlicher klingt, und er brüllend hinter’s Gewehrschrank läuft. Ich war mir einen dritten vermuthen, da ich gleichfalls an der Neckerei meinen redlichen Antheil genommen, allein er schonte des Gastes, und statt des Haarzopfes, reichte er mir die gestopfte Pfeife mit den Worten: „Geh hin mein Sohn, und steck mir die Pfeife an, wer weiß, ob du sie mir in meinem Leben wieder ansteckst.“
Diese Worte des alten Mannes waren wie im prophetischen Geist gesprochen. Die Invasion der Franzosen brach dem ehrlichen Preußen, der jeden Morgen mit abgenommener Schlafmütze vor dem Bilde des großen Friederich, unter dem er gedient hatte, sein Gebet zu sprechen pflegte, sein patriotisches Herz, und ich sah ihn in der Tat im Leben nicht wieder, aber, seltsames Spiel des Schicksals, einige zwanzig Jahre später sollte ich auf dem Kirchhofe zum zweiten Male, und noch heftiger vor seinen langen Haaren erschrecken, wie einst als Knabe in dem Eckstübchen in Zinnowitz.
Die Sache verhielt sich so: Der Sohn des alten Oberförsters wünschte seine gestorbene Frau in das Grab seines Vaters auf dem Kirchhofe zu Crummin beigesetzt zu sehen, und ich trug kein Bedenken, seiner Bitte nachzugeben, da der Zeit nach, die Leiche längst vergangen sein mußte. Die Arbeiter fingen also an das Grab zu öffnen, aber nach einer halben Stunde bekomme ich die angstvolle Nachricht, daß man den alten Oberförster, wie es hieß, wieder lebendig ausgrabe. Ich eilte auf den Kirchhof, und der erste entsetzliche Anblick, der mir wird, ist der noch mit ellenlangen Haaren versehene Kopf meines Paten, welcher mitten im Kirchsteige steht, ein schwarzseidenes Halstuch mit breiter Schleife um sein nacktes Kinn, und mich gleichsam verklagend mit hohlen Augen anglotzt.
„Kinder“, rief ich voll Entsetzen den Gräbern zu, „was macht ihr, dies kann unmöglich gehen, was wird der unglückliche Sohn sagen, wenn er kommt und seinen armen Vater in diesem Zustande sieht?“ Zufällig hatte einer der Totengräber den alten Mann einst angekleidet. Er hob daher einen Stiefel der Leiche empor, welcher durchaus ganz war, mit Ausnahme der Nähte daran, die allerdings dem größten Theile nach vergangen waren, indem er ausrief: „Ja sehen Sie, mit diesen dünnen Rie-men band ich ihm die Stiefel einst um die Waden“, und damit löste er die Schleife des Riemleins, in welcher der lange, schwarze und weißgefleckte Knochen stak, zog ihn hervor und wollte nun auch noch ganze Stücke der Königlichen Uniform hinauf langen; allein mir war der Anblick zu gräßlich, und ich gebot, sämtliche Knochen, die alle die obige Farbe trugen und daher leicht kenntlich waren, wie alle sonstigen Überreste des alten Mannes in der Grube selbst zu versenken, die übrigen länger gelegenen und daher gelbscheinenden Todtengebeine aber liegen zu lassen.
Dies geschah; aber zufällig war einer seiner Hüftknochen darunter liegengeblieben, und als am Nach-mittage die neue Leiche kam und der betrübte Gatte an das geöffnete Grab neben mich treten wollte, stolperte er so sehr über diesen Hüftknochen seines Vaters, daß er fast hineingefallen wäre. Er sah zwar darauf nieder, doch ohne, wie es mir schien, etwas zu ahnen, da ich das Vorgefallene ihm streng zu verschweigen geboten hatte, denn seine tränenschweren Augen wandten sich gleich wieder auf den sinkenden Sarg seines Weibes. Mir aber war dieses Stolpern und dieser ahnungslose Hinblick des Sohnes auf den Hüftknochen des Vaters, aus dem er entstanden, das Tragisch-Schrecklichste, was ich jemals erlebte. O wir armen, elenden und blinden Menschen!
Abschrift aus dem Taufregister der Evangel. Kirchengemeinde Stegelitz Um. Jahrgang 1743 Nr. 18.
Caspar Friedrich Fubel
geb. 26. Sept. 1743
gest. 2.Okt. 1743
pat: Christan, Jäger
mat: Mar. Doroth. Dorenburgs
patr.
- 1.) Daniel Eickstedt, Schreiber
- 2.) Christian Fubel, der Schütz
- 3.) Caspar Fahdenholz, Koch in Suckow
- 4.) Die Frau Flothoin geb. Eickstedtinn
- 5.) Mar. Elisb. Wilken, des Krügers in Gerswalde Martin Schultzens Ehefrau
Trin-Lise (Catharina Elisabeth) Dinse (Ahnen-Nr. 17)
Nach dem siebenjährigen Kriege, am 1.8.1763 wurden alle früher in der Landwirtschaft tägig gewesenen Personen aus dem Militärdienst in die Heimat entlassen, um sich dort zu verheiraten und so das Land wieder zu bevölkern.
So wurde auch der Mousquetir im von Alt-Stutterheimschen Regiment Nr. 30 (Anklam), Jochen Dinse (Dinnes) Ahnen-Nr. 34, um diese Zeit nach seiner Heimat, der Insel Usedom entlassen, wo er am 25.10.1763 in Crummin -seinem Wohnort- mit Maria Engel (Ahnen-Nr. 35) aus Silberkuhl bei Lassan die Ehe schloß. Am 23.11.1764 wurden diesem Ehepaare Zwillinge geboren, und zwar Trin-Lise und Ben-Engel. Letzere starb bereits am 14.11.1766 an einer auszehrenden Krankheit im Alter von zwei Jahren. Trin-Lise wurde um 1785 Wirtschafterin bei dem Königl. Oberförster Caspar Fubel (Ahnen-Nr. 16) in Zinnowitz, dessen erste Ehefrau, Maria Louisa Hagen, Tochter des Kantors in Altlandsberg Michael Hagen, im Jahre 1781 verstorben war. Bis zum Jahre 1785 hatte wohl die Schwester des Caspar Fubel, Friederica Sophia Fubel aus Stegelitz U/M ihrem Bruder in Zinnowitz die Wirtschaft geführt.
Trin Lise hatte mit Caspar Fubel, mit dem sie am 26.11.1798 die Ehe einging, zwei Söhne und eine Tochter. Sie ist die Stammmutter der Zinnowitzer Linie der Fubel.
Nach dem am 15.2.1810 erfolgten Tod ihres Ehemannes wurde ihr -lt. Testament vom 9.4.1806- ein im Jahre 1806 von dem Zinnowitzer Einwohner Wurz erworbenes Haus nebst Zubehör zugeignet. Später lebte sie, bis zu ihrem Tod mit dem einzigen am Leben gebliebenen Sohn Ludewig Fubel (Ahnen-Nr. 8), der seit 1830 verwitwet war, in Gütergemeinschaft in Zinnowitz. Ihr Todestag ist der 30.3.1851; ihre Todesursache war ein „Schlagfluß“. Sie überlebte ihren Ehemann um 41 Jahre und hat das hohe Alter von 86 Jahren erreicht.
Zur Zeit ihrer Geburt regierte Friedrich der Große, der den Siebenjährigen Krieg gerade ein Jahr vorher beendet hatte. Es bestand noch ein heiliges römisches Reich deutscher Nation. Welche ungeheuren Umwälzungen hatten seitdem die Welt erschüttert und waren längst in die Geschichtsbücher eingegangen! Zeitalter Friedrichs des Großen, Französische Revolution, Napoleonisches Zeitalter, Biedermeier und Märzrevolution: ihr Menschenleben hatte das alles vorüberziehen sehen und einen Hauch davon an sich selbst verspürt.
Quellenangabe:
- 1. Chronik der Insel Usedom von Robert Burkhardt. III. Abschnitt, Seite 108, Swinemünde 1912 Verlag W. Fritzsche.
- 2. Amtsgericht Swinemünde. Testament des Kgl. Oberförsters Caspar Fubel, Test. S.T. Nr. 2 -1806-
- 3. Urkunden
Maria Elisabeth Engel (Ahnen-Nr. 35)
Maria Elisabeth Engel, Tochter des Christian Engel, wurde 1728 in Silberkuhl, einer ländlichen Ortschaft des Kirchspiels Lassan, geboren und am 4.8. dieses Jahres in der St. Johanniskirche zu Lassan getauft.
Silberkuhl (hochdeutsch: Silbergrube) bestand früher aus einer Meierei und einem Fischerhaus an der Peene, an einem gegen den Wasserspiegel vorspringenden Haken gelegen, der Silberort genannt wird.
Dieser Ort, der 1762 = 27 und 1860 = 10 Einwohner hatte, gehört zum Rittergut Buggenhagen, das schon im Jahre 1260 erwähnt wird. In erster Ehe war Maria Engel mit einem Michel Knak in Benz verheiratet. Nach dem Tode dieses Ehemannes schloß sie am 25.10.1763 in Crummin die zweite Ehe mit dem Musketier im v. Alt-Stutterheimschen Regiment (Anklam) Jochen Dinse (Dinnes). -Siehe Ahnen Nr. 34.- Am 3.4.1804 ist sie an der Gicht in Crummin -76 Jahre alt- verstorben und auch dort beigesetzt.
Quellenangabe:
- 1. Dr. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kammin und Hinterpommern I. Band (Anklam, Verlag W. Dietze, Berlin 1865)
- 2. Geschichte der Stadt Lassan von Karl Vichl, 1862 Berlin.
- 3. Urkunden.
Johann Christian Friedrich Fubel
Friedrich Fubel wurde am 15.9.1776 im Försterhaus zu Zinnowitz geboren. Sein Vater, Capar Fubel, war damals Königl. Förster, seine Mutter war Marie Louise Hagen, älteste Tochter des Kantors zu Altlandsberg, Michael Hagen. Seine Jugend verlebte er in Zinnowitz. Er war noch Kind, als ihm seine Mutter am 9.12.1781 durch den Tod entrissen wurde. Nach der in der Kirche zu Crummin erfolgten Konfirmation fühlte sich sein Vater veranlaßt, den geistig und körperlich rasch entwickelten Knaben, der traditionellen Försterlaufbahn, dem Lieblingsberuf der Fubel, zu widmen. Nachdem er als Jägerbursch das Forstfach erlernt hatte, trat er im Juni 1800 im Alter von 23 Jahren freiwillig in das Königl. Preuß. reitende Feldjägerkorps, dem er bis zu Jahre 1830 angehörte, ein und leistete hier dem König Friedrich Wilhelm III. den Eid der Treue.
Der eigentliche Gründer dieser Jägerwaffe war Friedrich der Große. Sein kurz nach dem Regierungsantritt errichtetes Corps de Guides von 1 Oberjäger und 12 Forst- und Jagdbeamten wuchs schnell zu einem stattliche Feldjägerkorps zu Pferde heran, das dem König durch Kolonnenjäger, als Wegweiser und Patrouillengänger, durch Kuriere als vertrauenswürdige Überbringer wichtiger Briefschaften und mündlicher Aufträge im Inlande und an fremden Höfen unschätzbare Dienste, leistete. Nur Söhne gelernter Förster durften in dem Corps aufgenommen werden.
Am 15. Juni 1744 erließ der König eine Ordre, die den Generalmajor v. Hake beauftragte, „einige geschickte und ehrliche Jägerburschen, auf die man sich verlassen kann“ anzuwerben und in einem Feldjägerkorps zu vereinigen. Daß von Anbeginn eine innige Verbindung mit dem Staats- und Forstdienst angestrebt wurden, ergibt sich aus dem Schlußsatz des Königl. Erlasses: „Ich zweifle nicht, daß die jungen Jägerburschen sich um so lieber dazu engagieren lassen werden, als die demnächst, und wenn sie einige Jahre als Feldjäger gedient haben, sich gewisser Employ versichern können,“ d.h. als, daß als Belohnung für vorwurfsfreie Dienstzeit ein Anrecht auf Verwendung in der Forstverwaltung bestand.
Die reitenden Feldjäger trugen hellgrüne Röcke, grüne Westen und weiße Lederhosen, rote Kragen und Aufschläge, gelbe Knöpfe.
Im Jahre 1806 wurde Friedrich Fubel dem 3. Kurmärkischen Kavallerie-Regiment überwiesen. 1807 machte er den Feldzug unter dem Major v. Schill mit. Auf den Antrag der Provinzialstände war diesem durch Kabinettsordre vom 12.1.1807 die Organisation und Leitung eines Freikorps übertragen worden, das in Übereinstimmung mit dem Gouvernement von Kolberg zur Deckung des Landes bestimmt sein sollte. Bei diesem Freikorps befand sich u.a. auch eine Abteilung reitender Jäger, der auch Friedrich Fubel angehörte. An den kriegerischen Unternehmungen dieses Korps in Pommern hat er teilgenommen. 1808 finden wir ihn wieder in Zinnowitz bei seinem Vater, den er bis zum Jahre 1810 im Forstdienst unterstützte. Vor Beginn der Befreiungskriege, im Januar 1813, wurde er zum Leutnant im 2. Pomm. Landwehr-Kavallerie-Regiment befördert und im Januar 1814 zum 3. Westpreuß. Landwehr-Kavallerie-Regiment, im August 1814 zum 3. Pomm. Landwehr-Kavallerie-Regiment versetzt und im November 1814 zum reitenden Feldjägerkorps als Sekondeleutnant zurückversetzt.
Während der Befreiungskriege nahm er an der „Begrenzung von Stettin und Magdeburg“ teil.
Durch Patriotismus und Pflichttreue hat es sich hier im Kampfe als tapferer Soldat, wie auch andere Mitglieder der Familie Fubel, hervorgetan.
Nach 1828 wurde er zum Königl. Hegemeister an der Oberförsterei Neu-Pudagla ernannt. Sein Forsthaus in Stagnieß liegt dicht am Achterwasser in Ückeritz. Am 16.2.1843 ist er hier, fast 67 Jahre alt, an Wassersucht gestorben.
Seine Gattin, eine geborene Friedericke Voß, war ihm schon lange im Tode vorangegangen. Er hinterließ 3 majorenne Töchter. Der grünen Farbe war Friedrich Fubel aber mit glühender Liebe bis zu seinem Tode ergeben.
Quellenangabe:
- 1. Staatsarchiv Stettin, Dbi. 89 Gr. 297/35: Geschichte des Kgl. Preuß. Reitenden Feldjägerkorps von 1740-1919, Seite 64, 67, 274,
- 2. Fachschrift Reichsbund ehem. Berufssoldaten v. 5.2.1938 Nr. 3, S. 63.
- 3. Heeresarchiv Potsdam: Ranglistenauszug v. 7.11.38 Az. 2a 20819/38.
- 4. Heeresarchiv Potsdam: Stammrollenauszug v. 11.3.39 Besch. z. 17-5161/39
- 5. Wilhelm Bußler: Preußische Feldherren und Helden. 3. Band 1895. v. Schill S. 237
- 6. Kirchenbücher von Crummin und Coserow
Ludewig Fubel (Ahnen-Nr. 8.9.)
Ludewig Fubel war der Sohn des Königl. Oberförsters zu Zinnowitz, Caspar Friedrich Fubel und seiner Ehefrau Katharina Elisabeth (Trin-Lise) Dinse. Sein Geburtstag fiel auf den 28. Mai 1787. Die Mutter leitete zuerst seine Erziehung. Schon in jungen Jahren machte sich bei dem Knaben eine Neigung für die Schiffahrt bemerkbar. Die nahe See hatte es ihm angetan. Aller Länder Flaggen wehten auf den Masten im nahegelegenen Hafen zu Wolgast und von hier aus wird er auch zuerst als Schiffjunge das Meer befahren haben. Später brachte er es noch bis zum Steuermann.
Die Vorbildung der Steuerleute und Kapitäne war bis um die Wende des 18. Jahrhunderts Privatsache alter Kapitäne, die nach Fahrten in aller Welt ihre letzten Tag dazu benutzten, den Nachwuchs in die Geheimnisse der Seekarten, des Kompasses und des Sextanten einzuweihen. erst 1823 wurde in Preußen zu Stettin durch den Oberpräsidenten Sack eine Schiffahrtsschule errichtet und die alte private Vorbereitung verboten.
Sicher wird Ludewig Fubel den Unterricht durch einen Schiffer in Wolgast in der Steuermannskunst erhalten haben, da sein Eltern mit mehreren Wolgaster Schiffern in Verbindung standen, wie die Kirchenbücher des Crumminer Pfarramtes nachweisen und außerdem Wolgast ja in unmittelbarer Nähe zu Zinnowitz liegt.
In den Jahren 1790 bis 1806 war der Handel in dieser Stadt äußerst bedeutend und die großen Seeschiffe, deren Wolgast über 70 hatte, verdienten außerordentlich durch hohe Frachten.
Auf Segelschiffen hat Ludewig Fubel viele Jahre, bei Sonnenschein und Sturm die Welt durchfahren und wohl mancherlei erlebt. Irgendwelche Gründe müssen ihn dann im Jahre 1818 zur Ansiedlung in Zinnowitz bewogen haben, da er an dem Kauf einer Parzelle des Rittergutes Zinnowitz, von dem Geheimen Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause in Swinemünde beteiligt war und so Kolonist und Eigentümer wurde.
Nach den Freiheitskriegen war die wirtschaftliche Not im ganzen Lande sehr groß. Selbst der Kommerzienrat Krause fand für das damalige Rittergut Zinnowitz keinen Pächter, so daß er es am 18. Juni 1818 an 29 Bauern usw. verkaufte und zwar für den Preis von 18000 Talern in Kurant, von denen 12000 Taler sofort ausgezahlt und 6000 Taler als Hypothek eingetragen wurden.
Die Käufer, von denen nur 16 des Schreibens kundig waren, bewirtschafteten das Gut gemeinsam; auch waren alle gleichmäßig für die Hypothek und die anderen Lasten haftbar. Unter diesen 29 Käufern, deren Nachkommen noch heute in Zinnowitz wohnen, befand sich, wie schon oben erwähnt, auch Ludewig Fubel. Später kamen zu den 29 Käufern noch drei weitere hinzu, so daß sich die Gesamtzahl auf 32 erhöhte.
Sicher hat Krause bei diesem Kauf- der ersten Parzellierung auf der Insel Usedom- mit fast 200 % Gewinn ein gutes Geschäft gemacht- ob aber die Käufer? – Allerdings übernahmen sie auch das gesamte Gutsinventar (74 Kühe, 2 Bullen, zur Saat 100 Scheffel Roggen, 80 Scheffel Hafer, 12 Scheffel Gerste und 18 Scheffel Erbsen), aber der Acker, an sich schon dürftig, war nie in guter Pflege gewesen, so daß die neuen Besitzer vielen sauren Schweiß daran anwenden mußten. Dazu kam die Grabesruhen, die bis ziemlich 1848 über den Handel und Wandel Preußens lag; die Landesprodukte war für billiges Geld kaum abzusetzen; Fische wurden, da sie nicht versandt werden konnten, als Schweinfutter verwendet. Erst nach 1848 kam neues Leben nach Zinnowitz. Das Verhältnis zwischen den Gutskäufern wurde aber so unklar und gab soviel Anlaß zu Zank und Streit, daß man eine vollständige Trennung ins Werk setzte. Am 9. Oktober 1848 wurde die Hypothek von 1818 (6000 Taler) getilgt und am 17. August 1848 das Gut in 32 Anteile zerlegt und an die einzelnen Besitzer verteilt. Ihre Nachkommen haben noch heute je 1/32 Anteil an der Fischerei; allerdings sind viele Anteile inzwischen zusammengesetzt oder nochmals zerlegt worden. Die Reallasten, die in alter Zeit an den 5 Bauernhöfen gehaftet hatten und an das Vorwerk übergegangen waren, wurden erst am 18. Juli 1869 mit 562 ½ Talern abgelöst.
Durch diese Maßnahmen war somit auch Ludewig Fubel erst wirklicher Herr seines Grund und Bodens geworden.
Im Jahre 1816 hatte er zu Zinnowitz die Ehe geschlossen. Im Kirchenbuch des Pfarramtes Crummin befindet sich hierüber die folgende Eintragung: „Copuliert: Den sechsten Juli 1816: Ludewig Fubel Steuermann, des ehemaligen Oberförster Fubel zu Zinnowitz ältester Sohn zweiter Ehe, mit Jungfer Marie Elisabeth Schmidt zu Zinnowitz, des ehemaligen Weber-Meisters Christian Schmidt ehel. Tochter. Hauscopulation.“
Marie Schmidt wurde am 2.3.1796 zu Netzelkow geboren. Ihre Mutter war Christine Graumann. Schon nach 14-jähriger Ehe starb Marie Schmidt am 17.7.1830 zu Zinnowitz im Alter von erst 34 Jahren an einer Lungenentzündung, nachdem sie ihrem Ehegatten 7 Kinder geschenkt hatte. Auf dem schönen alten und stimmungsvollen Kirchhof zu Crummin fand sie ihre letzte Ruhestätte. Die Leichenpredigt hielt der Pastor Wilhelm Meinhold, der bekannte Dichter der „Bernsteinhexe“.
Der Witwer mußte sich nun, da er eine neue Ehe nicht einging, in Anbetracht der noch lebenden 5 unmündigen Kinder, nach einer Hilfe im Haushalt umsehen. In dieser schweren Lage zog er mit seiner verwitweten Mutter zusammen, die nun die weitere Erziehung der Kinder übernahm.
Nach den gerichtlichen Auseinandersetzungen in den Jahren 1847 und 1851 übereignete Ludewig Fubel seinem ältesten Sohn, dem Gerichtsmann und Tischler Friedrich (Fritz) Fubel, von seinen Grundstücken die Kolonistenstelle Nr. 8a und den 1/32 Anteil des ehem. Rittergutes Zinnowitz. Die anderen Kinder wurden entsprechend abgefunden.
Später wohnte Ludewig Fubel bei seiner Tochter Wilhelmine Fubel, die seit dem 15.11.1846 mit dem Mauerer und Eigentümer Friedrich Penz (s) in Zinnowitz verheiratet war, als Altsitzer.
Am 10.10.1875 ist er im hohen Alter von 88 Jahren in Zinnowitz verstorben.
Das Meer aber brauset und brandet wie ehedem und seine schaumgekrönten Wogen, die dem Ludewig Fubel einst das schönste Wiegenlied sangen, grüßen seinen letzten Ankerplatz.
Quellenangabe:
- Kirchenbücher der Pfarrämter Crummin und Netzelkow, Standesamt Crummin.
- Robert Burkhardt: Geschichte von Zinnowitz, Wolgast 1909
- Robert Burkhardt: Geschichte des Hafens und der Stadt Swinemünde. Band II, Seite 500.
- Amtsgericht Swinemünde; Aktenzeichen Gen. Tit. I. Nr. 36/1859 Vob. VII (Auszug aus den Akten der Königl. Kreis-Gerichts-Commission zu Usedom betr. die aus den als nutzlos verkauften Vormundschaft-Acten -herausgenommen Erkenntnisse.)