Retschow: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. September 2023, 22:59 Uhr


Kenndaten des Orts
Name (heute)Retschow
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl18211
VerwaltungsamtAmt Bad Doberan-Land
LandkreisRostock
Zahlen
Einwohner943 (2008)
KoordinatenBreite: 54.0469133 / Länge: 11.8727

Das Dorf Retschow liegt ca. 7km südlich von Bad Doberan


Geographische Lage



-Größere Karte von Retschow anzeigen-


Einführende Information

Zunächst soll eine Zeittafel zur Geschichte des Dorfes Retschow

(Rezhecow, Rezekow, Retzkow, Retschow)einen ersten Überblick vermitteln:

  • vor ca. 4500 Jahren: Opferstein (weist bereits auf erste Besiedlung hin)
  • vor ca. 3500 Jahren: Hügelgräber
  • vor ca. 1700 Jahren: Auswanderung der Germanen
  • vor ca. 1400 Jahren: Dorfname von den slawischen Einwanderern (Wenden)
  • vor ca. 800 Jahren: Verdrängung der Wenden durch deutsche Einwanderer
  • 1233 Kirche (erste urkundliche Erwähnung Retschows)
  • 1302 Ritterburg erstmals urkundlich erwähnt
  • 1358 Retschow gehört dem Kloster Doberan
  • 1549 evangelische Kirche
  • 1552 Retschow gehört zur Domäne (landesfürstlicher Besitz)
  • 1729 Der schwarze Hahn von Retschow als Feuermelder
  • 1787 Niederdeutsches Hallenhaus(seit 1983 Denkmalhof Pentzin)
  • 1813 Gefecht bei Retschow
  • 1820 Leibeigenschaft wird aufgehoben
  • 1873 Vererbpachtung der Bauernstellen (9 Bauern werden Erbpächter)
  • 1929 Retschow bekommt elektrisches Licht
  • 1937 Zusammenlegung von Hof und Dorf Retschow mit Fulgenkoppel zur Gemeinde Retschow
  • 1945 Bodenreform (Domäne wird unter Neubauern aufgeteilt)
  • 1953 LPG „Frohe Zukunft“ gegründet (LPG – Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft)
  • 1953 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
  • 1960 Retschow ist vollgenossenschaftlich
  • 1960 NVA-Objekt für Luftverteidigung entsteht (NVA – Nationale Volksarmee)
  • 1964 Retschow bekommt eine zentrale Wasserversorgung
  • 1967 Zusammenschluß der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Retschow - Stülow - Glashagen
  • 1973 Zusammenlegung der Gemeinden Retschow, Stülow und Glashagen zu einer Gemeinde Retschow
  • 1975 Retschow gehört zum Gemeindeverband „Conventer Niederung“
  • 1982 Der Gesangsverein wird gegründet
  • 1983 750 Jahr-Feier und Eröffnung des Denkmalhofes Pentzin
  • 1990 Das Objekt der Nationalen Volksarmee in der Waldsiedlung Retschow wird aufgelöst
  • 1991 LPG wird in „Agrargenossenschaft Retschow e.G.“ umgebildet
  • 1992 Retschow gehört zur Verwaltungsgemeinschaft „Amt Bad Doberan-Land“
  • 1992 Kaserne der ehemaligen NVA wird als Asylbewerberheim genutzt
  • 1993 Retschow bekommt Erdgas
  • 1996 Abriß aller Stallgebäude der Domäne auf dem ehemaligen Gutshof
  • 1997 Retschow erhält eine zentrale Abwasseranlage
  • 2000 Retschow erhält ein Wappen
  • 2004 Errichtung von Solaranlagen auf den Dächern der Kindertagesstätte und der Feuerwehr
  • 2006 Schließung des Asylbewerberheimes
  • 2006 Schließung der Schule nach 110 Jahren
  • 2008 Retschow feierte 775 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung

Das Wappen von Retschow

Wappen von Retschow seit 2000


Das Wappen wurde am 26. Oktober 2000 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 231 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert. Blasonierung: „Unter fünffach gezinnten roten Schildhaupt in Grün eine gestürzte, eingeschweifte goldene Spitze, belegt mit einem schreitenden schwarzen Hahn; vorn und hinten je eine schräg nach außen liegende goldene Ähre.“ Der rote Himmel versinnbildlicht das Feuer in Neubukow und den Brand, durch den die Burg zerstört wurde. Die vier Zinnen erinnern an die Ritterburg, die im 14. Jahrhundert zerstört wurde, und an den Zusammenschluss der vier Ortsteile Retschow, Fulgenkoppel, Stülow und Glashagen zur Gemeinde Retschow. Der schwarze Hahn krähte 1729 mitten in der Nacht angesichts des roten Himmels vom Großfeuer in Neubukow. Der hiesige Pastor alarmierte die Retschower, die nun als erste Auswärtige helfen konnten, das Feuer zu löschen und die Ähren symbolisieren den slawischen Ortsnamen Retschow von Rezhecow = Roggenort (rez = Roggen). Das Wappen wurde von dem Weimarer Michael Zapfe gestaltet.

Kurztext zum Ort

Auszug aus "Geographisch-Statistisches-Historisches Handbuch des Mecklenburger Landes" von Gustav Hempel 1837:

  • Retschow, in hügeliger Gegend an der Landstraße von Rostock nach Wismar, Dorf und Hof von 395 Einwohnern mit Pfarrkirche, Schule, 9 Bauern, 10 Büdner, Erbkrug und Erbschmiede
  • Die Bevölkerung des Kirchsprengels besteht in 977 Seelen.

Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade" 1894(die Einwohnerzahlen beziehen sich auf 1890 (1855))

  • Seite S. 617: „Retschow bei Kröpelin,1 Meile südlich von Doberan, Pachthof (Hausgut) und Dorf in hügeliger Gegend; östlich der 76 m hohe Mückenberg.
  • Der Hof zählt 66 (84) Einw. Verpachtet wurde er am 6. April 1878. Am Meistgebot blieb Oeconom Rohde aus Großenhof mit 14550 Mark jährlich, pro Last A. Etwas über 600 Mark. A. 315 ha = 24,5 Last 3. bis 5. Classe W. 1% Last 3. und 4. Classe (St.-K.: 359,5 ha und 1288,10 bonitirte Scheffel)
  • Das Dorf hat eine Pfarrkirche, Schule (2), 9 Erbpächter, 12 Büdner (1 Krüger), Schmiede und Erbmühle. 304 (309) Einw.
  • Retschow war zuerst eine Vasallenburg und ein Lehen der von Barnekow.
  • Im Jahre 1358 schenkte es der Rostocker Rathmann Peter Kremer an das Kloster Doberan.
  • Die historisch wichtige Burg Retschow muß nach den Spuren des Burgwalls zu urtheilen sehr groß gewesen sein.
  • Die Kirche ist ein geräumiges gewölbtes Gebäude im ausgebildeten Spitzbogenstil. Der Altar ist von vortrefflicher Arbeit und man findet hier auch, wie in der Doberaner Kirche, bildlich dargestellt wie das Wort Gottes auf einer Mühle gemahlen wird.
  • Zwischen Retschow und Hohenfelde wurden am 28. August 1813 die flüchtenden Franzosen und Dänen von den Verbündeten angegriffen und geschlagen bei welchem Gefechte sich vorzüglich die mecklenburgischen Fußjäger auszeichneten. Die feindliche Arriere-Garde hatte sich auf dem Kronenberg aufgestellt."


  • Ein großer Burgwall erinnert an die düstere Geschichte -In der Vergangenheit des Dorfes gestöbert von:
ALFRED SCHMIDT(Ein böser Ritter und ein kluger Weber in Retschow/OZ, 3.5.1993)
  • Der älteste namentlich bekannte „Bürger" - in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes - ist der Ritter Heinrich von Bamekow auf der Retschower Burg. Er war oft im Gefolge des kriegerischen Fürsten Heinrich II. („Heinrich der Löwe", der 1329 starb und seine letzte Ruhe in der Klosterkirche zu Doberan fand.
  • Der Retschower Ritter war nun einer der Vormünder für die Kinder des Fürsten.
  • Von der Retschower Burg wurden wiederholt Raubzüge u. a. auch gegen das Doberaner Kloster geführt, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1302 besagt.
  • Aus dieser - noch lateinisch geschriebenen - Urkunde geht hervor, welchen Ersatz das Kloster erhält für die „Schäden, welche es Heinrich II. von Mecklenburg. von dem Fürsten und den Seinigen und von der Burg Retschow (castrum Rethcekowe) erlitten habe."
  • Wahrscheinlich wurde die Burg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch Brand zerstört, wie der Geschichts- und Altertumsforscher Friedrich Lisch (Schwerin, 1853) vermutet. Heute erinnert hier nur noch der große Burgwall an die düstere Vergangenheit Retschows.
  • Von einem hiesigen Ritter wird in der folgenden Sage erzählt, die der beste Kenner der mecklenburgischen Sage, Professor Wossidlo, 1929 aufzeichnete: Bi Retschow is 'ne Burg wäst, dor hett'n Ritter up wahnt, de hett de Lüd Geld hensmäten. Dor hett en Handwarksbursch ut 'n Boom rutschaten up denn' Ritter. He trefft em oewer nich. De Handwarksbursch hett 'n Mäten bi sich. Dat nimmt de Herr mit rin. He makt alle Dören tau un sleiht se mit de Hunnpietsch. Dat Mäten ehr Bräuder hebben em oewerfallen un em de Tung' ut'n Hals rutsnäden.
  • Der älteste namentliche bekannte Handwerker in Retschow war der Weber Brümmer. Er besaß anno 1874 noch einen Handwebstuhl („Wäwthau"), auf dem Leinen gewebt wurde. In einem Rahmen waren die sog. Kettenfäden parallel in Längsrichtung eingespannt. Die Querfäden, die sog. Einschlagfäden, wurden mit der Hand Faden um Faden eingeflochten („eingeschlagen“). Das Webergewebe als Handwerk war aber durch die zunehmende Konkurrenz der fabrikmäßigen Produktion mit modernen Webmaschinen zum Aussterben verurteilt. Brümmer konnte nun mit der Weberei nicht mehr genug verdienen.
  • Als das Großherzolgliche Amt Doberan die Wiederanstellung eines Nachtwächters 1877 anordnete, bewarb er sich um den Nachtwächterposten und wurde für 36 Mark halbjährlich auf halbjährige Kündigung eingestellt. 1880 beantragte er eine Gehaltserhöhung.
  • Das diesbezügliche Protokoll der Gemeinde-Versammlung lautet: „Dem Nachtwächter Brümmer wird auf seinen Antrag sein Gehalt auf 105 M jährlich erhöht, zahlbar in vierteljährlichen Raten postnumerando; außerdem erhält derselbe zum Herbst einen warmen Rock. Wird Brümmer bei etwaiger Revision nicht auf seinem Posten oder schlafend gefunden, so verliert er sein vierteljährliches Gehalt. Auch verpflichtet Brümmer sich, einen passenden Hund zu halten. " (postnumerado - nachträglich zahlbar)
  • Am 31. Januar 1881 steht im Protokoll der denkwürdige Satz: „Der Weber Brümmer bittet, seine Rechnung von der Apotheke zu Kröpelin im Betrage von 7,40 M für ihn zu bezahlen. Da man schon 24 M für ihn an den Arzt bezahlt hat, so schlägt man dieses Gesuch ab."
  • Ein Jahr später wendet sich Brümmer zum letzten Mal an den Gemeindevorstand. Jetzt bittet er nur um eine Bescheinigung, die er mit folgendem Inhalt erhält: „Der Gemeindevorstand zu Dorf Retschow bescheinigt hiermit auf Antrag des Webers Brümmer von hier, daß wir gegen die Auswanderung dessen beiden Söhne Heinrich und Wilhelm Brümmer nach Amerika nichts einzuwenden haben." Sie sind somit die ersten namentlich bekannten Auswanderer aus dem Dorf Retschow.
  • Von den 2 292 496 Personen, die in der Zeit von 1871 bis 1893 ihre deutsche Heimat verließen, reisten 2 096 106 nach den Vereinigten Staaten nach Amerika. Dabei waren insgesamt acht Retschower, die in dem o. g. Zeitraum das Wagnis der weiten Fahrt über den Ozean in eine ungewisse Zukunft nicht scheuten, um der Armut zu entfliehen, um das Glück in der Fremde zu suchen. Die Erfüllung ihres Traumes von einer besseren Welt mußten sie sich dort hart erarbeiten.
  • Das Streben nach eigen Hüsung und eigen Land trieb ihn fort wie so viele ...", schreibt Johannes Gillhoff (1861 bis 1930) in seinem Roman „Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer", der 1917 erschien und einer der größten Bucherfolge wurde.
  • Auch Vater Brümmer wurde ein „Amerikafahrer"! Als letzte Anmerkung über sein Leben steht am 6. März 1888 im Gemeindebuch der kurze Satz: „Da der Nachtwächter Brümmer nach Amerika gereist ist, so vernothwendigt sich, daß ein anderer Nachtwächter eingestellt wird. “
  • Von einem Retschower Weber hat Carl Klockmann eine Sage gehört und aufgeschrieben. Klockmann war ab 1878 als Dorfschullehrer, Küster und Organist 37 Jahre in Retschow tätig. Solchem Lehrertyp setzte Rudolf Tarnow (1867 bis 1933) ein literarisches Denkmal in seinem lesenswerten Buch „Köster Klickermann". Aber im Gegensatz zum „Köster Klickermann", der vom armen Webergesellen zum angesehenen Dorfschulmeister aufstieg, erhielt „Köster Klickermann" von 1860 bis 1862 eine ordentliche Lehrerausbildung am damaligen Landschullehrer-Seminar in Ludwigslust.
  • In der Sage, die Klockmann 1893 aufzeichnete, wird erzählt, wie ein Weber den Teufel überlistet.


  • Fulgenkoppel bei Doberan, in der Nähe von Hohenfelde, 2 Erbpachthöfe(1 Krüger), der Kirche zu Retschow gehörig, und 6 zum Haushalt gehörige Häusler. 42(22) Einw.

Retschow im Spiegel von Karten und Luftbildern

Bildergalerie


Ortschronik/en von Retschow

Flurnamen der Germarkung Retschow

Die Flurnamen der Gemarkung entstammen mehreren Aktivitäten der Flurnamenkommision 1929 und der Landesvermessung 1726. Digital aufbereitet sind die Flurnamen hier zu finden. (hm)

Weiterführende Information zu Retschow


Einwohnerstatistik

Kontakte

Jahr Einwohner Quellenangabe
1704 lt. Franz Schubert, Mecklenburg-Schwerin Volkszählungslisten
1751 dito
1837 395 lt. Hempel
1855 309 Raabe, Mecklb. Vaterlandskunde
1871 320 Dorf/92 Hof lt. Gemeindechronik
1891 304 Raabe, Mecklb. Vaterlandskunde
1933 321 Schulgeld
1937 321 Schulgeld
1939 314 lt. Einwohnermeldeamt
1946 701 lt. Einwohnermeldeamt
1949 648 (dav. 358 Umsiedler) lt. Einwohnermeldeamt
1970 84 lt. Einwohnermeldeamt Amt Doberan Land wie nachfolgend
1980 138
1985 186
1990 217
1995 278
2000 412
2005 641