Leben Familie Pastor Felix Coulin

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Aus dem Leben und der Familie des Pastors Felix Coulin

Coulin P. Felix

* 01.12.1879 in Libau +10.10.1963 in Kiel

Von 1918 bis 1945 war Pastor Felix Coulin für die Kirche in Koserow auf der Insel Usedom tätig. Im Jahr 2018 bekam die Kirchgemeinde Besuch von vier Enkelinnen. Der Grund des Besuchs im September 2018, genau 100 Jahre nach dem Amtsantritt ihres geliebten Großvaters in Koserow.

Sie brachten uns Bilder mit und berichteten über den weiten Weg den die Großeltern in ihrem Leben durch zwei Weltkriege zurückgelegt haben.

Beschreibung durch den Schwiegersohn Alfred Becker:

„Er war ein kluger, temperamentvoller Mann, der von seiner Mutter, wie die meisten Geschwister, Musikalität und einen Hang zum Grübeln in manchmal ein wenig mystischen Bezirken geerbt hatte. Seine musikalische Begabung befähigte ihn, zu jedem Liede frei eine dritte Stimme zu singen und mit erstaunlicher Technik Trompete zu blasen. Den Unterricht hatte ihm der Schuldiener gegeben. Nach diesen Anfangsgründen war er als Autodidakt erstaunlich vorangekommen. Wir haben im Koserower Pfarrhaus viel miteinander musiziert.“

Nach dem Theologiestudium in Dorpat ging er als Pastor in die deutschen Gemeinden an der Wolga. Doch vorher heiratete er 1905 Olga Helene Anastasia von Kobro, geb. 22.01.1875 in Odessa, aus Libau.

Sie hatte bereits in den Jahren 1902 und 1903 beide Eltern verloren. Ihr Vater der ehem. Oberst Nikolai von Kobro (geb. 07.02.1836) war Leiter des Zollamtes in Libau gewesen und hatte mit seiner Familie im Zollamt gewohnt. An ihr Grundstück grenzte der Garten des Ratsherren Wirkau , zu dem die vielen Enkel des Coulins sonntags häufig zu Besuch kamen. Dem Trubel dieser temperamentvollen Schar sahen dann die Kobrotöchter mit Belustigung, aber offenbar nicht ohne Sympathie zu. Zwei von ihnen, Olga und Katharina, heirateten nach Jahren zwei Brüder der Coulin, Arnold und Felix. Die Tochter von Katharina (Tante Tina) und Arnold ist Mutters Cousine Gerda Schenkel in Schwäbisch Hall.

Nikolai von Kobro war mit Amalie geb. Peschel (geb. 1837 in Ragnit, Ostpreußen) verheiratet. Sein Vater Andreas von Kobro diente als General in der Zarenarmee, seine Ehefrau war Pauline von Seeck (geb. 1814). Andreas von Kobro (geb. 1807) stammte aus Gorodock im Gouvernement Witebsk , wo sein Vater Nikolai von Kobro (geb. 1756) als Kreisarzt wirkte. Seine (erste) Frau Elisabeth Christine geb. Frank, ertrank 1818 vierundvierzigjährig in der Düna.

Mitteilung der Enkelin

Unsere Eltern trafen sich in Koserow 1924, Vater war 18 und Mutter erst 17 Jahre alt. Unser Großvater Felix Coulin, geb. am 1.12.1879 in Libau, hat in Dorpat studiert und ging nach dem Studium als Hilfsprediger nach Saratow an die Wolga. Seine erste eigene Pfarrstelle bekam er in Jagodnaja Poljana, wo auch unsere Mutter am 26.11.1907 geboren wurde. Später folgten noch 5 friedliche Jahre in Zarizyn, dem späteren Stalingrad, dann zog die Familie 1913 ins Baltikum zurück. Im Dezember 1944 wurde unser Großvater 65 und demnach pensioniert. Aus Furcht vor dem Einmarsch der Russen verließ er im März 1945 Koserow und zog nach Breklum, einem kleinen Missionsdorf bei Husum, wo eine seiner Schwiegertöchter zu Hause war. D.h. er wurde nicht politisch verfolgt, sondern hatte berechtigte Angst vor den Russen. Unsere Mutter zog damals mit uns 7 Kindern zu ihren Schwiegereltern nach Zingst auf den Darß.

Wir haben dort den Einmarsch der Russen mit allen Schrecken überlebt und erst, als wir 1946 Nachricht von unserem Vater bekamen, konnten wir mit einem Flüchtlingstreck über Berlin auch nach Schleswig-Holstein gelangen.

Was uns in der anhängenden Chronik fehlt, ist die Tatsache, dass unser Großvater im Dezember 1944 seinen 65. Geburtstag feiern konnte und damit pensioniert wurde. Da noch kein Nachfolger in Sicht war, hat er Weihnachten 1944 seine letzte Predigt gehalten und sich danach entschlossen, wohl auch aus Angst vor den Russen in den Westen nach Breklum zu gehen. Unsere Mutter, die mit uns schon 2 Jahre vorher aus Stettin geflohen war und zu ihren Eltern nach Koserow zog, musste 1945 auch das Pfarrhaus verlassen und ging zu unseren anderen Großeltern nach Zingst. Wir Kinder haben die 2 noch verhältnismäßig friedlichen Jahre im Pfarrhaus in schöner Erinnerung behalten.

Nun hänge ich noch die Seiten an, die den weiteren Weg genauer beschreiben.

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