Niendorf bei Neuhaus(Elbe) Festschrift (Dieter Greve) 1. Leibeigenschaft

Aus Ortschroniken
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1. Die Entwicklung der ehemals leibeigenen Bauern von Steder-Niendorf zu ritterschaftlichen Lehnsbauern

Die früheste Besiedlung des Gebietes nördlich der Elbe ist stammesmäßig nicht mehr zuzuordnen. Es ist aber sicher, dass bis zu dem 6.Jahrhundert unserer Zeitrechnung in unserem Gebiet, dem lüneburgischen, lauenburgischen und westmecklenburgischen Raum die germanischen Langobarden ansässig waren, die im Zuge der Völkerwanderung bis nach Norditalien zogen und dort der Lombardei (um Mailand) ihren Namen gaben. Der Name der Langobarden ist aber auch noch in den Ortsnamen Bardowieck und wohl auch Barförde (Bardenfurt) zu erkennen.

In das fast menschenleere Land zogen dann wendische Stämme ein. In dem von den Langobarden verlassenen Gebiet haben sich die Polaben (Anwohner der Labe = Elbe) angesiedelt. Ihr Stammeszentrum und -heiligtum war in Ratzeburg zu finden. Als um die Mitte des 12. Jahrhunderts die deutsche Besiedlung der von den wendischen Polaben bewohnten westmecklenburgischen Gebiete erfolgte, wurde um den Boizenburger Burg- oder Schlossbezirk auch das Land oder die Vogtei Boizenburg gebildet. Dieses später auch Amt genannte Land Boizenburg wird etwa gleichzeitig mit dem 1154 gegründeten Bistum Ratzeburg, zu dem es kirchlich bis zur Durchsetzung der Reformation etwa 1535 gehörte, entstanden sein.

In der weltlich-politischen Organisation gehörte es zunächst bis 1203 zur Grafschaft Ratzeburg (umstritten!), dann zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zu Mecklenburg. Erwähnt wird es erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1158 als Heinrich der Löwe dem Bischof von Ratzeburg ein Tafelgut „in Boyceneburg Benin“ schenkt. Die Ersterwähnung von Bennin ist somit auch die für die Vogtei Boizenburg. Die Dörfer der Vogtei dürften jedoch alle um diese Zeit entstanden sein, wenn sie denn nicht schon vorher als wendische Siedlungen bestanden haben. Ihre Ersterwähnung in Urkunden liegt aber häufig um vieles später.

Das Ratzeburger Zehntenlehenregister von 1230/34, in dem viele Dörfer zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden, ist für das Amt Boizenburg nur unvollständig erhalten. Mit Sicherheit sind aber mit ihren Zehntenlehen genannt:

Zehnten für den Bischof: - Granzin 24 Hufen - Nieklitz 12 -"- - Klimprow 4 -"- [auf der Tüschower Feldmark] - Niendorf - - Bahlendorf - - Karrentin 7 -"- [auf der Klein Bengerstorfer Feldmark] - Dersenow 5 -"- - Zahrensdorf 12 -"- - Blücher 4 -"- - Lüttenmark 4 -"- - Leisterförde 4 -"-.

Über die Zehnten für den Bischof hinaus sind Zehntenlehen für andere Personen in Granzin, Tessin und Gallin sowie zwei weitere nur unvollständig lesbare (der jeweils erste Buchstabe des Namens fehlt) und bisher nicht identifizierte Dörfer erwähnt. Es könnte sich bei „.ebande“ um Nebande, das sagengafte Nebein auf der Gemarkung Bennin, handeln und bei „.amnetin“ um Gamnetin, verkürzt zu Gamm, um das Vorwerk an der Boize, das 1255 Graf Gunzelin III. an die Bürger zu Boizenburg verkauft hat. Der Name Gamm existiert nach wie vor für die Ausbaugehöfte in Boizenburg, Schwartow und Neu Gülze sowie als Flurname für die zwischen diesen liegenden Flächen. Bennin ist aufgeführt als „freigemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich (der Löwe) für den Bischof von allen Diensten befreit hat“. Für Niendorf ist keine aufgeführte Hufenzahl erhalten, Steder ist nicht genannt. Es stellt wohl das ältere slawische Dorf dar. Für das angrenzende Land Dirtzink (etwa das historische Amt Neuhaus) sind keine Dörfer aufgeführt aber „in terra Dirtzike Sclaui sunt …“, soll heißen: „Im Land Dirtzink Slawen sind…“. Das lässt darauf schließen, dass noch keine deutschrechtliche Besiedlung erfolgt ist. Es wird sich um ein Rückzugsgebiet der Wenden gehandelt haben, wie auch die ungewöhnlich häufigen wendischen Flurnamen erkennen lassen. Die breite Talniederung, die von der unregulierten Elbe mit vielen Armen durchflossen war, wird teilweise auch von den südlich angrenzenden Höhen her landwirtschaftlich genutzt worden sein. Deren Besiedlung erfolgte auf unterschiedlichen Wegen. Die historische Zugehörigkeit zu den Pfarren lässt diese am besten deutlich werden. Während Niendorf und auch Krusendorf historisch zum Sprengel der Pfarre Zahrensdorf, später Blücher gehörten, waren beispielsweise Stiepelse und Neu Garge in Barskamp eingepfarrt.