Greifswalder Oie - Ortschronik: Unterschied zwischen den Versionen

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1550 m lang und 540m breit, 54 Hektar groß, höchste Erhebung 17 m. Die Insel gehört zur Gemeinde Kröslin, ist 12 km von Peenemünde und 18 km von Zinnowitz entfernt. Sie liegt in der Pommerschen Bucht und ist in der letzten Eiszeit entstanden. Beim Abschmelzen der Gletscher vor rund 14.500 Jahren blieb die Oie auf dem östlichen Vorsprung der Boddenrandschwelle, dem Rest eines Endmoränenrückens, als Insel erhalten.
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Bereits Kanzow beschreibt 1541 die Pflanze "Remaß", heiliges Schlangenlauch, wilden Knoblauch (Allium ursinum) Bärlauch auf der Insel, sie ist heute immer noch vorhanden.
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Blüthgen beschreibt die Stechpalme (Ilex aquifolium) oder auch Hülsbusch, auf der Insel, als nördlichstes Vorkommen dieser Pflanze
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Daher täglich nur 50 Gäste mit Ausflugsdampfer von Peenemünde/ Freest
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Die altnordische Geschichte erzählt, daß sich in der Nähe der heutigen Oie noch ein anderes, zur Zeit der großen Überschwemmungen von den Wellen verschlungenes Eiland mit dem Namen Schwetza oder Svätza befand. Es könnte die Insel unter dem Namen Sväldur oder Svälter-Oe gewesen sein, bei der um 1000 nach Christi eine große Seeschlacht zwischen dem norwegischen König Olaf Triggwason und einer schwe¬dischen Flotte stattgefunden haben soll. Svälter könnte im Laufe der Zeit in Svätza oder Schwetza umgeschrieben worden sein. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß sich diese Schreibweise auf eine kleine Insel bezieht, wovon heute noch der Rest als Oier Riff erhalten blieb.
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Der ehemalige Name der Insel "Swante Wostrossna", "Szwante Wusterhusen" oder "Swante Wustrow" stammt aus dem Slawischen (svjatoi-heilig) und bedeutet "Heilige Insel" und geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Es wird vermutet, daß sich auf dem Eiland zur Slawenzeit, 600 bis 1200 unserer Zeitrechnung, ein ähnliches Heilig¬tum befunden haben könnte, wie in Arkona oder Garz.
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Die Sage berichtet, daß während einer gewaltigen Sturmflut -der Allerheiligenflut von 1304- (verschiedene Quellen datieren dieses Jahr zwischen 1302 und 1320) der südliche Teil der Halbinsel Mönchgut von den Wogen des Meeres verschlungen worden sei.
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Zwei Kirchdörfer, Ruden und Carven, gingen demnach dabei unter. Es entstand das Neue Tief, das erstmalig 1360 als "Dat Nige Deep" bezeichnet wurde. Den Rest dieser Landschaft könnten heute die beiden Inseln Ruden und Greifswalder Oie bilden.
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Nachdem die Ostseeslawen im 12. Jahrhundert während der feudalen Ostexpansion gegen dänische, polnische und deutsche Feudalherren und Kreuzritter eine Niederlage hinnehmen mussten, bzw. das Christentum annahmen, gelangte die Insel in den Besitz der Pommemherzöge. Diese nutzten das Eiland als fürstliche Weidewiese für ihre Pferde. Die deutschen Einwanderer gaben ihr den Namen "Swante Wusterhusen".
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1282 Im Jahr 1282 übergab Bogislaw IV. in Form einer Schenkung die Oie "zu ewigen Zeiten" an die Stadt Wolgast.
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1291 Diese Ewigkeit währte bis 1291, als die Insel wegen Geldmangel von demselben Pommernherzog an die Hansestadt Greifswald veräußert wurde. Die Stadt Greifswald vergab die Oie jährlich an zwei bis drei Pächter, unter anderem an die seit 1278 erwähnte Stuterei, dem "Stutingeshof', um sie abermals als städtische Pferdewiese zu nutzen. Die Pferde liefen frei herum und wurden im Winter mit Heu versorgt oder nach Greifs¬wald gebracht. Zu der Zeit bekam das Eiland den bis heute erhaltenen Namen - Greifswalder Oie.
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1491 Nicolaus Cusanus stellt die Küste von Pommern verzerrt da, ohne Inseln Oie und Ruden
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1527 Im Jahre 1527 wurde die Oie an den Greifswalder Ratsherrn Henning Oldhaver verpachtet.
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1541 Der pommersche Chronist Thomas Kantzow berichtete in seiner Chronik -die er 1541 in Wolgast verfasste-, dass die Greifswalder Oie unbewohnt sei. Es befände sich darauf nur Wald und eine Kapelle, in die sich die Fischer nach der Herings- und Störfischerei im Frühjahr und Herbst begaben. Dort wurden Messen gehalten und das heilige Evangelium gepredigt. Diese Kapelle soll noch 1550 gestanden haben.
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1550 Darstellung der Oie in der Cosmographey des Sebastian Müller.
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1584 als Ohe, insula Gripswaldensium angegeben. Die Insel ist bewaldet, noch ohne Bauern.
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1595 Karte Mercators: Oie an der Stelle der Peenemündung
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1608 Rügenkarte mit verzerrten Inselumrissen von Lubinus
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1618 Pommernkarte von Eilhard Lübben (Lubinus): Gryphiswaldische Oie
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1694 Die Länge des Oier Riffes wurde 1694 noch mit 580 Meter als landfeste Fortsetzung des Strandsaumes gezeichnet.

Version vom 6. August 2022, 15:42 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtGreifswalder Oie
Zeitlicher Schwerpunktab ca. 1000 fortlaufend
UrheberrechteUte Spohler / Dirk Herrmann
Erstellungszeitraumseit 2022
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Greifswalder Oie / Zeittafel
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Ortschronik der Insel Greifswalder Oie

Einleitung

1550 m lang und 540m breit, 54 Hektar groß, höchste Erhebung 17 m. Die Insel gehört zur Gemeinde Kröslin, ist 12 km von Peenemünde und 18 km von Zinnowitz entfernt. Sie liegt in der Pommerschen Bucht und ist in der letzten Eiszeit entstanden. Beim Abschmelzen der Gletscher vor rund 14.500 Jahren blieb die Oie auf dem östlichen Vorsprung der Boddenrandschwelle, dem Rest eines Endmoränenrückens, als Insel erhalten. Bereits Kanzow beschreibt 1541 die Pflanze "Remaß", heiliges Schlangenlauch, wilden Knoblauch (Allium ursinum) Bärlauch auf der Insel, sie ist heute immer noch vorhanden. Blüthgen beschreibt die Stechpalme (Ilex aquifolium) oder auch Hülsbusch, auf der Insel, als nördlichstes Vorkommen dieser Pflanze Naturschutzgebiet: Daher täglich nur 50 Gäste mit Ausflugsdampfer von Peenemünde/ Freest Die altnordische Geschichte erzählt, daß sich in der Nähe der heutigen Oie noch ein anderes, zur Zeit der großen Überschwemmungen von den Wellen verschlungenes Eiland mit dem Namen Schwetza oder Svätza befand. Es könnte die Insel unter dem Namen Sväldur oder Svälter-Oe gewesen sein, bei der um 1000 nach Christi eine große Seeschlacht zwischen dem norwegischen König Olaf Triggwason und einer schwe¬dischen Flotte stattgefunden haben soll. Svälter könnte im Laufe der Zeit in Svätza oder Schwetza umgeschrieben worden sein. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß sich diese Schreibweise auf eine kleine Insel bezieht, wovon heute noch der Rest als Oier Riff erhalten blieb. Der ehemalige Name der Insel "Swante Wostrossna", "Szwante Wusterhusen" oder "Swante Wustrow" stammt aus dem Slawischen (svjatoi-heilig) und bedeutet "Heilige Insel" und geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Es wird vermutet, daß sich auf dem Eiland zur Slawenzeit, 600 bis 1200 unserer Zeitrechnung, ein ähnliches Heilig¬tum befunden haben könnte, wie in Arkona oder Garz. Die Sage berichtet, daß während einer gewaltigen Sturmflut -der Allerheiligenflut von 1304- (verschiedene Quellen datieren dieses Jahr zwischen 1302 und 1320) der südliche Teil der Halbinsel Mönchgut von den Wogen des Meeres verschlungen worden sei. Zwei Kirchdörfer, Ruden und Carven, gingen demnach dabei unter. Es entstand das Neue Tief, das erstmalig 1360 als "Dat Nige Deep" bezeichnet wurde. Den Rest dieser Landschaft könnten heute die beiden Inseln Ruden und Greifswalder Oie bilden. Nachdem die Ostseeslawen im 12. Jahrhundert während der feudalen Ostexpansion gegen dänische, polnische und deutsche Feudalherren und Kreuzritter eine Niederlage hinnehmen mussten, bzw. das Christentum annahmen, gelangte die Insel in den Besitz der Pommemherzöge. Diese nutzten das Eiland als fürstliche Weidewiese für ihre Pferde. Die deutschen Einwanderer gaben ihr den Namen "Swante Wusterhusen".


Zeittafel

1282 Im Jahr 1282 übergab Bogislaw IV. in Form einer Schenkung die Oie "zu ewigen Zeiten" an die Stadt Wolgast. 1291 Diese Ewigkeit währte bis 1291, als die Insel wegen Geldmangel von demselben Pommernherzog an die Hansestadt Greifswald veräußert wurde. Die Stadt Greifswald vergab die Oie jährlich an zwei bis drei Pächter, unter anderem an die seit 1278 erwähnte Stuterei, dem "Stutingeshof', um sie abermals als städtische Pferdewiese zu nutzen. Die Pferde liefen frei herum und wurden im Winter mit Heu versorgt oder nach Greifs¬wald gebracht. Zu der Zeit bekam das Eiland den bis heute erhaltenen Namen - Greifswalder Oie. 1491 Nicolaus Cusanus stellt die Küste von Pommern verzerrt da, ohne Inseln Oie und Ruden 1527 Im Jahre 1527 wurde die Oie an den Greifswalder Ratsherrn Henning Oldhaver verpachtet. 1541 Der pommersche Chronist Thomas Kantzow berichtete in seiner Chronik -die er 1541 in Wolgast verfasste-, dass die Greifswalder Oie unbewohnt sei. Es befände sich darauf nur Wald und eine Kapelle, in die sich die Fischer nach der Herings- und Störfischerei im Frühjahr und Herbst begaben. Dort wurden Messen gehalten und das heilige Evangelium gepredigt. Diese Kapelle soll noch 1550 gestanden haben. 1550 Darstellung der Oie in der Cosmographey des Sebastian Müller. 1584 als Ohe, insula Gripswaldensium angegeben. Die Insel ist bewaldet, noch ohne Bauern. 1595 Karte Mercators: Oie an der Stelle der Peenemündung 1608 Rügenkarte mit verzerrten Inselumrissen von Lubinus 1618 Pommernkarte von Eilhard Lübben (Lubinus): Gryphiswaldische Oie 1694 Die Länge des Oier Riffes wurde 1694 noch mit 580 Meter als landfeste Fortsetzung des Strandsaumes gezeichnet.