Güstrow wichtige Einrichtungen

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ELEKTRIZITÄT in Güstrow

Zeittafel Elektrizität

Dieser historische Überblick wurde aus "Güstrow und die Elektrizität"
von Prof. Dr. Friedrich Lorenz übernommen.
Das Buch erschien 1998 im Rostocker Neuen Hochschulschriftenverlag. ISBN 3-929544-58-X
1883
Beleuchtung der Fabrikhallen der Zuckerfabrik mit elektrischem Bogenlicht
1889
Bierlokal in Güstrow benutzt elektrisches Licht
1896
Wasser der Nebel in Kuchelmißer Mühle zur Stromerzeugung genutzt
1897
Heinrich Siemund aus Hoppenrade arbeitet an elektrischem Schweißverfahren
1897
Heinrich Siemund aus Hoppenrade arbeitet an elektrischem Schweißverfahren
1899
Hotel Erbgroßherzog nutzt Gleichstrom zur Beleuchtung
1911
Drehstromkraftwerk Rostock-Bramow geht am 11. Juli ans Netz
1912
Hotel Erbgroßherzog erhält neue Gleichstromanlage.
AEG baut 15-Kilovolt-Leitung von Güstrow nach Rostock-Bramow.
Errichtung und Inbetriebnahme des Güstrower Stadtnetzes.
1913
Erbgroßherzog erhält einen Personenfahrstuhl
1915
Inbetriebnahme einer 15-Kilovolt-Leitung von Tessin nach Güstrow
1922
15-Kilovolt-Leitung von Neukloster über Güstrow nach Teterow-Malchin fertiggestellt
1924
Errichtung einer 15.Kilovolt-Schaltstation in Lalendorf (Ortslage Raden)
Wasserkraftwerk Zülow nutzt Wasser der Mildenitz
1925
Gründung der Städtischen Werke Güstrow
1928
Wasserkraftwerk "Am Berge" nutzt Wasser der Nebel
1931
Bau einer modernen Übergabe-Schaltstation 15-Kilovolt in Güstrow
Bau der Leitung Finkenheerd-Güstrow
1933
MEW (Mecklenburgisches Elektrizitätswerk) übernimmt Stromlieferung nach Mecklenburg-Schwerin
Inbetriebnahme eines modernen Freiluft-Umspannwerkes in Güstrow
1937
Güstrow verfügt bei den Städtischen Werken über eine amtliche Zählerprüfstelle
1939
Stromstreit zwischen dem Hotel Erbgroßherzog Güstrow und den Stadtwerken
1945
Kraftwerk Finkenheerd stellt am 6. Febraur 1945 den Betrieb ein
MEW liefert keinen Strom mehr nach Mecklenburg/ Pommern
Bombardierung des Zeugamtes Güstrow (7. April. Anmerkung DK), Leitungen zerstört
Kampflose Übergabe der Stadt Güstrow am 2. Mai
Stromeinspeisung von Alt Garge über Boizenburg-Hagenow nach Mecklenburg
Auflösung der Stadtwerke
1946
Demontage des Wasserkraftwerkes Zülow als Reparationsleistung an die UdSSR
1948
Energiebezirk Nord entsteht, SMAD-Befehl 64 und 74
1952
Neubauernprogramm "Licht für das Land"
1953
Wasserkraftwerk geht neu errichtet wieder ans Netz
1954
Gründung des VEB Energieversorgung Nord
1959
Gründung der Produktionsgenossenschaft Metall
1962
220-Kilovolt-Umspannwerk Güstrow geht in Betrieb
Zuckerfabrik Güstrow nimmt Industriekraftwerk in Betrieb
1969
Gründung des VEB Energiekombinat Nord
1970
Stilllegung des Wasserkraftwerkes Güstrow "Am Berge"
Regulierung der Nebel
1979
Kernkraftwerk Lubmin speist ins Netz ein
1980
Selbstständiges Energiekombinat für die drei Nordbezirke gebildet
1989
380-Kilovolt-Umspannwerk in Güstrow fertiggestellt
1990
1. Juli, Umbildung der Energiekombinate zu Aktiengesellschaften
1994
Inbetriebnahme eines neuen Industriekraftwerkes (Erdgas) durch die Güstrower Zuckerfabrik
1995
Elektrische Wiedervereinigung am 13. September
Stadtwerke nehmen erstes Block-Heiz-Kraftwerk in Betrieb
1996
Inbetriebnahme des Block-Heiz-Kraftwerkes in der Nordstadt Güstrows
380 Kilovolt-Leitung Rostock-Güstrow-Lübeck

WASSER, Wasserversorgung, Kanalisation in Güstrow

Über die Wasserversorgung in Güstrow

Hinweis: Zur Geschichte des Wassers in Güstrow hat Professor Friedrich Lorenz ausführlich in seinem Buch „Wasser für Güstrow“ geschrieben, erschienen 2000 im Laumann-Verlag Dülmen-Güstrow, welches wir Interessierten gerne empfehlen. Die Angaben der unten sichtbaren Zeittafel entnahmen wir diesem Buch.

Zeittafel Wasser

1287
Mühlentormühle wird erstmals urkundlich erwähnt
1292
Gleviner Mühle wird erstmals urkundlich erwähnt
1293
Mühlentor Mühle wird aus dem Landrecht entlassen
1295
Herzog sichert ungehinderten Lauf der Nebel
1307
Die Stadt Güstrow erhält den Gutower See (Inselsee)
1320
Bauern errichten Mühlengraben in Kirch Rosin
1442
Rücklauf der Mühlentor Mühle durch die Stadt
1446
Verlegung der Gleviner Mühle zur Stadt
1567
erste künstliche Wasserversorgung durch Rohrleitungen
1597
Erweiterung der Wasserkunst
1606
Gassenwärts gelegene Kloaken müssen abgedeckt werden
1607
der Pferdemarkt erhält eine Wasserkunst
1627
aus dem Mühlbach ist ein kleiner Winzer geworden
1629
Deutschland und Tuchmacher erhalten eine Walkmühle
1634
Stadt verfügt über 2 Druckpfosten und 19 Sode
1635
Stadt er wirbt 110 Tannen für Wasserrohre
1638
Stadt erwirbt weitere 285 Stämme
1643
am Mühlentor wird eine Papiermühle erbaut
1676
Schuster kaufen die veraltete Papiermühle
1704
Tuchmacher erhalten eine neue Werkmühle
1738
Stadt erhebt Einspruch wegen Sägemühle in Kirch Rosin
1751
Gleviner Mühle hält wegen Wassermangel eine Roßmühle
1753
Stadt lässt am „Brunnen“ ein Wärterhaus errichten
1766
Berichte über heilsame Quelle am „Brunnen“
1776
Am Mühlentor wird eine Sägemühle errichtet
1789
Wassermühle Mühl Rosin soll nach Kirch Rosin verlegt werden
1800
fließt eine Heilquelle an der Gleviner Burg
1820
Wegen Wassermangels werden Windmühlen genutzt
1823
Magistrat errichtet Windmühle am Sankt Jürgens weg
1831
Wasserversorgung mit der Mühlentor Mühle
1858
Mühlentor Mühle soll auf andere Straßenseite verlegt werden
1862
Bahnbau Teterow -Malchin erfordert Eingriff in den Lauf der Nebel
1863
Gewerbefreiheit hebt Mühlenzwang auf
1864
Gleviner Mühle brennt bis auf die Grundmauern nieder
1865
Gleviner Mühle wird neu errichtet in Betrieb genommen
1869
Die Walkmühle wird stillgelegt Nullzeile
1872
Güstrow erhält Kanalisation
1880
Bau der Filteranlage am Lauf der Nebel
1880
Stadt verfügt über 3 Warmbäder
1881
Güstrow erhält Wasserwerk an der Nebel
1885
Wasserwerk erhält 35-PS—Turbine für Pumpenantrieb
1885
Wasserturm an der Baustraße entsteht
1886
Güstrow-Bützow-Kanals
1887
Errichtung der Schleusenanlage am Kanal
1880
der Borwin Brunnen am Pferdemarkt wird eingeweiht
1892
weiterer Ausbau der Kanalisation
1896
Eröffnung des Güstrower Hafens
1912
Güstrow erhält Drehstrom vom Kraftwerk Rostock-Bramow
1914
Gleviner Mühle erhält Wasserturbine mit 48 PS
1914
Gleviner Mühle erhält eine neue Dampfmaschine (35 PS)
1923
Wasser der Mühlentor Mühle zur Stromversorgung genutzt
1926
Baubeginn des Wasserkraftwerkes Am Berge
1927
Inbetriebnahme des Wasserwerkes am Berge
1928
Wasserwerk am Pfahlweg fertiggestellt
1929
Rutengänger ortet Radiumquelle an der Langen Stege
1929
Wasserturm an der Goldberger Straße in Betrieb genommen
1930
Wasserwerke Pfahlweg und Am Berge speisen das Stadtnetz
1932
Stadt errichtet Wasserwerk min Bockhorst
1933
Wasserwerk Pfahlweg nutzt zusätzlich Wasser des Inselsees
1945
Wasserversorgung wird über Notstromaggregate gesichert
1949
Städtische Badeanstalt an der Nebel wird geschlossen
1952
Zwei Filterbecken werden zu Schwimmbecken vereinigt
1962
Gleviner Mühle stellt Mahlbetrieb ein
1963
Bau eines Wasserwerkes in der Goldberger Str.
1964
Mühlentormühle stellt Mahlbetrieb ein
1967
Inbetriebnahme der Hauptpumpen der Kläranlagen
1972
Wasserkraftwerk Am Berge wird stillgelegt
1972
Schlossgraben wird um den Renaissancegarten geführt
1975
Wasserwerk Langensee wird in Betrieb genommen
1975
Eingriffe in den Lauf der Nebel wegen Brückenbaues
1975
Inselseewasser wird nicht mehr für Trinkwasser genutzt
1975
Wasserturm Goldberger Str. wird stillgelegt
1976
Wehr am Philipps Weg entsteht
1976
Bau des 5000-Kubikmeter-Behälters am Hohen Rad
1977
Inbetriebnahme der Pumpenstation am Hohen Rad
1978
Probelauf des Brunnens auf dem Markt
1997
Inbetriebnahme Schneckenschöpfwerk Sumpfseewiesen
1998
Baubeginn zur Öffnung des Energiegrabens
1999
Probelauf des Borwin-Brunnens mit Trinkwasser

Seit dem 16. Jahrhundert gab es neben zahlreichen Brunnen und Pumpen in der Stadt auch schon eine zentrale Wasserversorgung über Holzröhren, in denen Wasser aus dem Inselsee in die Stadt geleitet wurde. An die Einrichtung einer für damalige Verhältnisse modernen Wasserversorgung von 1889 und an die Gründung der Stadt Güstrow von 1226 durch Heinrich Borwin II., erinnert heute der Borwin-Brunnen auf dem Pferdemarkt.

Wassertürme in Güstrow

Der erste Wasserturm, man nannte das Bauwerk damals auch „Wasserhebung“, war Teil der als „Wasserkunst“ bezeichneten städtischen Wasserversorgung. Er wurde ungefähr um 1830 aus Holz gefertigt und stand "Am Berge" hinter dem jetzigen Verwaltungsgebäude der Stadtwerke. Hölzerne Pumpen beförderten das Wasser der Nebel in einen aus Holz bestehenden Hochbehälter über den jedoch nur ein Teil der Stadt versorgt wurde. 1882 ging man, von der neben der Versorgung über den Hochbehälter (1. Wasserturm) weiterhin bestehenden Wasserversorgung aus dem Inselsee ab und nutzte nach der Modernisierung der Wasserversorgung einen neuen Hochbehälter in der Baustraße (2. Wasserturm). Güstrow erhielt sein Wasser nun vollständig aus der Nebel. Dieser zweite Wasserturm steht heute noch in der Baustraße 4-5. Erst 1928 wurde mit dem Neubau eines Wasserwerkes Am Pfahlweg und des Wasserturmes im Goldberger Viertel die Nutzung des bisherigen Wasserturmes in der Baustraße für die städtische Wasserversorgung beendet. Dieser diente zuletzt in den 1990er Jahren zur Schlauchtrocknung der Schläuche mehrerer Feuerwehren des Landkreises. 2013 entschieden die Stadtwerke sich für die Einrichtung eines modernen Blockheizkraftwerkes in dem alten Bauwerk, welches das Kunsthaus, das Technische Rathaus und das Altstadthotel in der Baustraße sowie die Senioreneinrichtungen in der Armesünderstraße. und der Schnoienstraße mit Wärme und Strom versorgen wird.

Anfang Mai 1928 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau eines neuen Wasserturmes im Goldberger Viertel, einschließlich der erforderlichen Brunnen zwischen Inselsee und Goldberger Chaussee sowie den Bau eines Maschinenhauses und Rieselgebäudes am Inselsee. (Pfahlweg)

Der Wasserturm wurde dann in ca. 15-monatiger Bauzeit errichtet. Nach der Fertigstellung des Wasserturms erhielt ganz Güstrow sein Wasser aus 12 Brunnen, die gleichzeitig zwischen Inselsee und Goldberger Chaussee errichtet wurden. Bald zeigte sich jedoch, das die Kapazität der 12 Brunnen zur Versorgung der Stadt nicht ausreichte, so dass auch wieder Wasser aus dem Inselsee zugeführt werden musste. Über Sammler, Filter, Enteisungsanlagen und Rieseltechnik wurde das Wasser durch das Wasserwerk am Pfahlweg dem neuen Wasserturm zugeführt. Der neue Wasserturm hatte ein Fassungsvermögen von 750 m³ und war damit dreimal so aufnahmefähig als der alte Turm in der Baustraße. Der Wasserturm im Goldberger Viertel ist der dritte Turm der in Güstrows Stadtgeschichte errichtet wurde.

Architekt Martin Eggert, dessen Wirken in unserer Stadt an vielen Orten sichtbar ist, konnte seine Vorstellungen von einem modernen Zweckbau überzeugend darlegen und verwirklichen.

Die Güstrower Baufirma Willy Feine wurde mit der Durchführung der Hochbaumaßnahmen beauftragt und die Berliner Aktiengesellschaft Bamag-Meguin, gegründet 1901, plante und errichtete den Hochbehälter mit Kugelboden, der auf einem Stahlbetonring und Stahlstützen, die die Ecken eines Achteckes bilden, ruhte. Der Stahl hierfür wurde von den Borsig-Werken aus Oberschlesien geliefert. Der Bau des Wasserturms wurde im Juni 1928 begonnen und im Spätsommer 1929 in Nutzung genommen.

Bautechnische Daten
Bauherren waren die Städtischen Werke Güstrow,
Architekt: Der Entwurf des Wasserturmes, der uns heute besonders interessiert, stammt von Martin Eggert, der lange in Güstrow lebte.
Höhe des Turmes über dem Gelände 35,90 m,
Fassungsvermögen des stählernen Behälters: 750 m3
Baukosten 1928 91.700 Reichsmark
Bauzeit 1928/1929 : ca. 15 Monate

Bis 1975 wurde der Wasserturm genutzt, danach Leerstand und Verfall. Der Verfall schritt weiter voran und war schon von Weitem sichtbar. Ab der Mitte der 1970er Jahre wurde die Wasserversorgung für Güstrow über eine Versorgungsleitung aus dem Bereich Langensee bei Gülzow vorgenommen, so dass der Wasserturm im Goldberger Viertel nicht mehr benötigt wurde. Er verfiel und wurde zur Bauruine. Der Verkauf des denkmalgeschützten Wasserturmes durch die Stadt an ein Berliner Architekturbüro hielt diese Entwicklung nicht auf. Es tat sich nichts. Der einzige "Vorteil für die Stadtverwaltung" war, dass sie bei kritischen Hinweisen auf den Bauzustand des höchstgelegenen Bauwerkes auf den Berliner Privatmann, der nun Eigentümer der Bauruine war, verweisen konnte. Als dass Unternehmen in Berlin sich auflöste, wurde der Wasserturm wieder Eigentum der Stadt Güstrow. Nachdem Abstriche bei den Auflagen des Denkmalschutzes erfolgten und der Behälter nicht mehr in seiner Gesamtheit erhalten werden brauchte, konnte der Wasserturm versteigert werden. Unter diesen neuen Bedingungen hatte die Umnutzung der verfallenen Immobilie eine letzte Chance. Nach einer Ersteigerung des verfallenen Bauwerkes erfolgte eine Sanierung und der Umbau im Jahre 2007/2008 durch die Bauherren, Bankkaufmann Andre Grieger und Bauingenieur Andreas Krüger. Geschaffen wurden innerhalb des nach außen nur wenig veränderten Turmes 9 Wohneinheiten, eine je Ebene. Die höchstgelegene Wohnung befindet sich auf zwei Ebenen ab dem 9. Stockwerk. Nur von dieser Wohnung aus hat man Zutritt über die Krönung zu dem höchstgelegenen Balkon Güstrows. Unsere Informationen sowie die Dokumente zu dieser Studie fanden wir im Stadtarchiv Güstrow "Heinrich Benox" bzw. wurden uns aus den Archiven von der Innenarchitektin Frau Christel Sievert aus Güstrow und Herrn Dipl.- Ing. Andreas Krüger aus Klein Kussewitz zur Verfügung gestellt. Geschaffen wurden innerhalb des nach außen nur wenig veränderten Turmes 9 Wohneinheiten, eine je Ebene.

Wasserturm wird Wohnhochaus

Vom baufälligem Wasserturm zum Wohnhochhaus Güstrows

Viele Bilder zeigen den Umbau zum Wohnhochhaus und den Innenausbau von Wohnungen.

Wadergedicht von Güstrow

Wadergeschicht von Güstrow up Platt

von Berend Böckmann, Vörsitter von dei Güstrower Plattsnacker

aus: Plattdüütsche Rimels tau dei Stadtgeschicht von Güstrow, BS-Verlag, Rostock 2011, S. 18-21

Dei Wådergeschicht
Dreihst up denn Håhn, schon is dat dor,
reiget Wåder frisch un klor;
deist in Buddeln dormit hanneln,
kannst Wåder in väl Geld verwanneln.
Vör disse Tiet wiern Minschen froh,
as wür erfunnen dat Wåderklo.
Un noch davör wier grot dei Sägen,
wenn dei Sot deed Wader gäben
un wür mit Emmers anne Dracht
up dei Waderbänk maracht.
Doch bevör dit wier so wiet
geef dat noch ’ne lange Tiet
wo Frugens ünner grote Quålen
dat Wåder vonne Bäk ranhålen
In Güstrow wiern sei äbenso
œwer’t Näbelwåder froh.
Mit Wåder künn’n Waschen, Kåken,
un Küürn tau Mähl un Öl ok måken,
wenn’t Wåder, dörch ’n Wehr uphollen,
vun båben is up Mœhlrö’ follen,
bröcht disse düchtig denn in Draff
un leep gliek ünnen wedder af
un keem in Gråbens denn dor an,
wo man sik Wåder hålen kann.
Man keem in’t Grübeln un ok Sinnen,
wull niege Wääch för’t Wåder finnen,
dat sik allein ut eigen Kraft
sienen Wech tau’n Piermarkt schafft
un bucht mit hölten Rühren denn,
’n Wåderkunst in Güstrow hen;
oh, wat wier dat Wunner grot,
as dei iersten keemen an’n Sot
up denn Piermarkt Wåder hålen,
åhn ’n Bäten tau betåhlen.
As Wallenstein nå Güstrow keem,
hei sei tau’n Ogenspeigel nehm;
blot hei künn nich mihr beläben,
dat twinnig Borns denn Wåder gäben
un lange Tiet wier Güstrow stolt
up sien Wåderkunst ut Holt.
Dei Grünnerjohr, sei keemen ran,
in Güstrow höll dei Iesenbåhn
un männig mål wier grot dei Not
wenn kein Wåder in denn Sot.
So buucht man denn ’ne Riesenbütt
för Güstrow höchste Wåderpütt
un denn allergrötsten Born
up einen höltern Wådertorm
un sett denn gliek noch näbenan
dei Wåderreinigung mit ran,
an einen Urt, denn jeder kennt
un hüt man noch denn Filter nennt.
Dat allerierste Wåderwark
pumpt’ nu bald vun’n Mœhlenbarg
in’n niegen Torm dat Wåder rin,
dei denn inne Bustråt stünn.
Üm denn Fortschritt tau bewiesen,
wier dei Bütt nu schon ut Iesen,
doch sei wier denn ok tau lütt,
höll nich mit’n Fortschritt mit
un nå sœbenhunnert Johr
stünn ein Nieger nu noch dor.
Hei hett sienen Deinst lang dån,
gråd so as dei bi dei Iesenbåhn.

Kanalisation Güstrow

(Quelle Güstrower Zeitung vom 06.11.1872 - Zur Kanalisierung-)


Zur Kanalisierung in Güstrow.

Nachdem durch die Erfahrung die entstandenen Besorgnisse beseitigt worden sind, da die Röhrengänge durch Straßenunrat leicht verstopft werden möchten, sieht man einer rascheln ferneren Entwicklung dieser vortrefflichen Einrichtung mit Verlangen entgegen. Als besonders erwünscht muss die Kanalisierung der Domstraße erscheinen, wo große Wassermassen abzuführen sind und durch den bedeutenden Woll-, Post- und Steuerverkehr viel Schmutz erzeugt wird.

Zu hoffen ist, Das damit. Auch zugleich ein erträglicheres Trottoir hier geschaffen werden dürfte, als jetzt besteht. Während der Marktplatz rundherum ein, mit Fliesen versehenes Trottoir ununterbrochen aufweist und ein solches K mit wenigen Unterbrechungen über den Pferdemarkt führt, wird man auf das unangenehmste überrascht, wenn man vom Markt ab in die Domstraße einbiegt, und hier auf beiden Seiten der Straße sogleich ein mit spitzigen kleinen Steinen abgepflastertes Martertrottoir vorfindet, was auch weiterhin auf ausgedehnte Strecken platzgreift.

Das ist bei dem hier stattfindenden großen Verkehr eine inderthat höchst beklagenswerte Sache, die auf irgendeine Weise beseitigt werden sollte. Mag man auch über die Zumuthung der Kommune, vom Hausbesitzer die Hälfte der Kosten für Banquettsteine und Fliesen zu begehren, verschiedener Ansicht sein, so steht doch fest, daß diese Einrichtung von allen zum Nutzen und zur Annehmlichkeit der Hausbesitzer dient und wenn solche durch die ganze Stadt durchgeführt werden soll ganz bedeutende Kosten der Stadtkasse verursacht, die durch die Kanalisierung schon ohnehin sehr angegriffen wird. Unter solchen Umständen darf die Kommune er schon wagen den guten Willen in Anspruch zu nehmen, allem von denen, die notorisch befähigt sind Beihülfe gewähren zu können. Zwar haben die Miethseinwohner Güstrows auch Annehmlichkeit von einem guten Trottoir und könnte man sie so allerdings auch zur Kostentragung heranziehen, indessen hat dies doch seine Bedenken. Man müßte dann schon zu einer besonderen Anlage für diesen Zweck schreiten, die wieder vorzugsweise den Hausbesitzer treffen würde und sich ebenfalls ihres Beifalls nicht erfreuen möchte. Anlagen bleiben leicht für immer. Es ist anzuerkennen, daß in neuerer Zeit vieles vonseiten der Kommune geschieht, was gerade nicht zur Vermehrung des Geldes im Stadtsäckel beiträgt, aber dem Einwohner Annehmlichkeit gewährt, und allerdingst indirekten Nutzen der Stadt bringt, die notorisch durch viele ungünstige Umstände und Unterlassungen herabgekommen ist und nur durch sorgfältige Pflege nach innen und außen gehoben werden kann. Eine wohlerhaltene, mit freundlichen Umgebungen umgestaltete und fortgeschrittenen Kultur entsprechenden Einrichtungen versehene Stadt zieht zur Niederlassung an; eine vernachlässigte verscheucht, ebenso wie ein schlechter Weg ablenkt, ein guter zuführt.

 (unterzeichnet mit)    u. e. p.

GAS in Güstrow

Nachstehender Text wurde mir auf meine Bitte, vom Herrn Michael Bohm, 1. Monteur, Technische Betriebe Gas der Stadtwerke Güstrow, am 13.09.2022 übersandt

Gas-Netz Güstrow -Teil I- (Quelle: Mecklenburgische Tageszeitung vom 3.11.1928) Im Jahre 1851 erhielt der englische Ingenieur Corlott von der Stadt Güstrow die Konzession zum Bau eines Gaswerkes „um die Stadt Güstrow zu erleuchten“. Corlott fing an zu bauen, doch bald geriet er in Geldschwierigkeiten. Es gelang ihm von dem Vertrag freizukommen und den Hamburger Kaufmann Fehlandt für das Objekt zu gewinnen. Von Fehlandt wurde dann 1852 der Bau des Gaswerkes vollendet. Somit war das in Güstrow errichtete Gaswerk das erste Werk Mecklenburg-Vorpommerns. Als Besitzer des Gaswerkes schloss Fehlandt im Jahre 1854 mit der Stadt Güstrow einen Gasliefervertrag auf 20 Jahre ab. Im Jahre 1851 wurden Verhandlungen eingeleitet, die die Übernahme des Gaswerkes durch die Stadt Güstrow zum Ziel hatten. Diese Verhandlungen zogen sich jedoch noch jahrelang hin, so dass der Vertrag mit Fehlandt Land im Dezember 1875 nochmals erneuert werden musste. Der Gaspreis betrug für öffentliche Beleuchtung 19 Pfennig pro m³. Bei den damals verhältnismäßig niedrigen Preisen für Steinkohle muß der Gaspreis als sehr hoch bezeichnet werden. Im Jahre 1888 betrug die Gasabgabe für öffentliche Beleuchtung 35078m³ an private Haushalte 76976 m³ und Gasverluste ergaben 15721 m³.

Gas-Netz Güstrow -Teil II- (Quelle: Chronik der Stadtwerke Güstrow GmbH)

Im Jahre 1890 übernahm die Stadt Güstrow das Werk und führte es zunächst in der übernommenen Form weiter. Das Werk diente ausschließlich zur Erzeugung von Gas zu beleuchtungszwecken. Wie schwer es zur damaligen Zeit war, technische Neuerungen durchzusetzen geht aus folgenden, uns heute als spaßhaft erscheinenden Archivnotizen hervor. Aus Kreisen der Bevölkerung, die man sogar wohl zu den sogenannten gebildeten Kreisen gehörend ansehen muss, wurden u. a.  folgende Argumente gegen die Einführung der Gasbeleuchtung ins Feld geführt.

1. Aus theologischen Gründen: Weil sie ein Eingriff in die Ordnung Gottes bedeutet. Nach dieser ist die Nacht zur Finsternis eingesetzt die nur zu gewissen Zeiten vom Mondlicht unterbrochen wird, die Menschheit dürfe die Nacht nicht zum Tage umwandeln wollen. 2. Aus juristischen Gründen: Weil die Kosten dieser Beleuchtung (Straßenbeleuchtung) durch eine indirekte Besteuerung aufgebracht werden sollen. Warum soll dieser oder jener für eine Einrichtung zahlen, die ihm gleichgültig ist, keinen Nutzen bringt, oder ihn in mancher Verrichtung stört. 3. Aus medizinischen Gründen: Die Gasausdünstung wirke nachteilig auf die Gesundheit schwachleibiger und zartnervigen Personen und lege auch dadurch zu vielen Krankheiten den Stoff. Weil sie den Leuten das nächtliche Verweilen auf den Straßen leichter machen und Ihnen Schnupfen Husten und Erkältungen auf den Hals ziehen. 4. Aus moralischen Gründen: Die Sittlichkeit werde durch die Gasbeleuchtung verschlimmert. Künstliche Helle verscheuche den Gemütern das Grauen vor der Finsternis, dass die Schwachen von mancher Sünde abhält. Die Helle mache den Trinker sicher, daß er in den Zechstuben bis in die Nacht hinein schwelgt und sie verkuppelt verliebte Paare.

Gas-Netz Güstrow -Teil III- Am 1. Januar 1856 waren in Güstrow 151 Gaslaternen vorhanden mit denen ein Jahresverbrauch von 26200 m³ erzielt wurde. Im Jahre 1915 waren 400 Gaslampen vorhanden die einen Jahresverbrauch von 182400 m³ ergaben. Um den erheblich gestiegenen Gasbedarf abdecken zu können, wurden im Jahre 1916 die Ofenanlage und die Apparateanlage grundlegend umgebaut und erneuert. In den Jahren 1927 /28 wurde eine Kohlentransportanlage und ein Wohlfahrtsgebäude errichtet. Bereits im Jahre 1929 musste eine nochmalige umfassende Erweiterung der Werksanlagen durchgeführt werden. Im Verlaufe der Jahre 1929 bis 1933 wurde die Retortenofenanlage durch eine Horizontal-Kammerofenanlage mit einer größeren Leistung ersetzt. Eine 15 t – Waage wurde ebenfalls gebaut. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 ist eine zeitweilige Steillegung des Gaswerkes Güstrow vermieden worden. Dies ist besonders der Initiative der zu dieser Zeit im Gaswerk beschäftigten Kollegen zu verdanken. Sie haben nicht nur mit betriebseigenen Mitteln durch Beschusseinwirkung entstandene Schäden an den vorhandenen Gasbehältern schnellstens beseitigt, sondern auch bei mangelnder Steinkohlezufuhr in der ersten Zeit nach Kriegsende die Gaserzeugungskammern mit Holz beschickt und auf diese Weise Gas für die Bevölkerung erzeugt. Eine wahrlich nicht leichte und bequeme Arbeit für die den Kollegen Dank und Anerkennung gezollt werden muß. Aus zwei Zahlen geht hervor, welche Entwicklung in der Zeit von1852 bis 1984 gegangen ist. -1852 betrug die Jahresabgabe rd. 20 000 m³ -1984 betrug die Jahresabgabe rd. 5 745 823 m³ Nach der Wiedervereinigung 1989/90 und der Umstellung von Stadtgas auf Erdgas wurde das Gaswerk Anfang der 90er Jahre stillgelegt und zum größten Teil zurück gebaut.

POSTWESEN in Güstrow

Vorbemerkungen

Die Post ist gewissermaßen die um 350 Jahre viel ältere und größere Schwester des Fernmeldewesens. Nach dem Sieg im preußisch-österreichischen Krieg 1866 zwang Preußen durch einen Abtretungsvertrag Thurn und Taxis erhebliche Rechte im Postwesen ab. Post- und Fernmeldewesen existierten in unserer Region die längste Zeit als staatlich verwaltete und organisierte Bereiche für die Ortsveränderungen von Nachrichten im gesamten Norden des Deutschen Reiches. Diese Aufgaben erledigten die beiden Zweige sowohl eigenständig als auch lange Zeit unter einem gemeinsamen Dach vereinigt. Beide Bereiche gehören aus wirtschafts-philosophischer Sicht dadurch eng zusammen, weil in beiden Bereichen mit unterschiedlichsten Mitteln und Methoden der Transport von Nachrichten in verschiedensten Formen über mehr oder minder große Entfernungen durchgeführt wurde.(Marx!). Die einst von Wallenstein eingeführte Organisationsform des Postwesens ist in Mecklenburg grundsätzlich erhalten geblieben. Nach der Einnahme Deutschlands durch Napoleon am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Einfluss von Thurn und Taxis weiter verkleinert. 1867 kaufte schließlich die Preußische Post die fast wertlosen Rechte von Thurn und Taxis auf. Das gesamte Postwesen war nun in staatlicher preußischer Hand. Die einheitliche, streng regulierte Organisation führte im Volksmund zu der Bezeichnung „Staat im Staate“. Mit der späteren Einführung des Kraftfahrwesens bei der Reichspost wurde der Postdienst stetig beschleunigt. Die Modernisierung der Reichspost führte zur Verkürzung der Laufzeiten der Postsendungen bei hoher Sicherheit der Zustellung. Diese Prozesse liefen auch in den Kriegs- und Nachkriegszeiten und bei allen Änderungen der politischen Verhältnisse bis in die 1990er Jahre mit großer Regelmäßigkeit ab. Eine umfassende Güstrower Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart wird vermisst.

Nachstehend wird zunächst von den anfänglichen Entwicklungen des Postwesens in der Region Güstrow und anschließend der des Fernmeldewesens bis zu deren beider Einzug in das 1896 errichtetet Kaiserliche Postamt am Pferdemarkt berichtet. Infolge der gedankenlosen „Entsorgung“ von "nicht mehr benötigten" Aktenbeständen des 1989 aufgelösten Post- und Fernmeldeamtes Güstrow in der Wendezeit, fanden wir zufällig einen Schnellhefter mit der Aufschrift - "Postgeschichtliche Aufzeichnungen" auf unserem Betriebsgelände auf einem Altpapiercontainer, in dem wir u. a. auch eine "Chronologische Darstellung der Geschichte unserer Heimatstadt Güstrow entdeckten". Diese Aufzeichnungen früherer Berufskollegen, die wir um Angaben aus der jüngeren Zeit ergänzt haben, möchten wir hier vorstellen. Die Lage Güstrows, der heute mit knapp 30000 Einwohnern siebengrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern im Herzen Mecklenburgs, hat in der Vergangenheit auf unterschiedliche Weise meistens Vorteile für seine Herrscher und Bewohner geboten. Während im Mittelalter ihre Lage in der sumpfigen Umgebung der Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow einen Schutz vor Überfällen bot, brachten später die Kreuzung der Postwege und danach der Verlauf der Eisenbahnlinien zwischen Kopenhagen und Berlin und zwischen Hamburg und Lübeck nach Stettin lebhaften Verkehr nach Güstrow und das Gastgewerbe erblühte. Nach der Fertigstellung der ersten mecklenburgischen Eisenbahnverbindung von Hagenow über Schwerin und Bützow nach Rostock im Jahre 1847, folgte 1850 der Anschluss Güstrows an das Eisenbahnnetz. 1862 entstand die Verbindung zwischen Güstrow und Neubrandenburg und 1882 folgte der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Güstrow nach Plau. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes entstanden auch die ersten Telegraphenlinien und Telegraphenstationen. In Güstrow gab es ab 1854 eine Staats-Telegraphenstation in der Baustraße 3. Dort konnten Telegramme in deutscher und englischer Sprache aufgegeben werden.

Auch die zentrale Lage Güstrows und die Nutzung des Autos als Verkehrsmittel hatten Vorteile für Güstrow. Die günstige Lage der Stadt empfahl sich als Kreuzungspunkt mehrerer Chausseen und befestigter Landstraßen. Heute sind es vor allem die Bundesstraßen B 103 und B 104) und der erfolgte Anschluss an das Autobahnnetz (A 19), welche eine gute Erreichbarkeit Güstrows gewährleisten. Die mittelalterliche Struktur der Stadt, mit dem Marktplatz im Zentrum des Ortes und des sich auf ihm kreuzenden, historisch gewachsenen Wegenetzes, sind auch nach einhundert Jahren immer noch ein Hindernis für den heutigen Straßenverkehr mit Kraftfahrzeugen. Für den Durchgangsverkehr ist die Beachtung der Verkehrszeichen durch die Fahrzeugführer von aller größter Bedeutung. Das Befahren der Innenstadt mit Lkw ist unmöglich.

Ab den 1990er Jahren erfolgte die Teilung der "Post" in die drei eigenständigen privatwirtschaftlich orientierten Einrichtungen: Post AG, Telekom AG und Postbank. Mit deren Einrichtung hörte das staatlich organisierte Post- und Fernmeldewesen in Deutschland auf zu existieren.


Die Anfänge des Postwesens in Güstrow

Das Postwesen im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow bis zur Residenzzeit Herzog Gustav Adolfs Durch den Erbvergleich von 1621 wurde Mecklenburg in die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow aufgeteilt. Das Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, Residenzstadt Güstrow, umfasste den östlichen Teil des Landes und im Westen als Enklave die Stadt und das Amt Boizenburg an der Elbe. Dazu kam ein Anteil an Stadt und Land Rostock, welches im gemeinsamen Besitz der beiden Herzöge verblieb. Schon vor der Residenzzeit Wallensteins in Güstrow gab es verschiedene postgeschichtlich interessante Vorläufer eines planmäßigen Aufbaus der Post im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, die erst später mit der Errichtung der Herzoglich Mecklenburg-Güstrow'schen Landespost nach Wallensteins Residenzzeit und der Wiedereinsetzung des vertriebenen Herzog Gustav Adolfs, auf der Grundlage von Beratungen und Beschlüssen auf den mecklenburgischen Landkreistagen 1661/62 und 1664 einen zwischenzeitlichen Abschluss fand.

Hierauf wird nachstehen Rückblick gehalten. So gab es schon lange vor der Errichtung der staatlichen Post in Mecklenburg-Güstrow Boteneinrichtungen in Mecklenburg. Aus dem 13. Jhdt. ist die Botenanlage der Hansestädte, die als Danziger Bote in die mecklenburgische Postgeschichte einging, bekannt. Dieser Einrichtung der Hanse gehörten auch Botenstellen in Rostock und Wismar an. Die Aufsicht über diesen Botendienst übten zwei Älterleute der Hamburger Kaufmannschaft aus, die später einen Botenmeister als Obmann der Läufer bestellten, der für mehr Sicherheit und Pünktlichkeit der Läufer sorgte. Der Botenweg führte von Brügge über Gent, Antwerpen, Herzogenbusch, Nimwegen, Arnheim, Bentheim, Lingen, Bremen, Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Anklam, Stettin, Kolberg, Danzig, Königsberg nach Riga. Die Boten führten ihre Dienste, zu der sie ein Bestallungsschreiben mitführten, reitend oder mit bespannten Wagen aus. Die mecklenburgischen Herzöge hatten Läufer an ihren Höfen, die die Verbindungen zu diesem Hansekurs hielten. Ihnen waren Schutzbriefe durch die Herzöge erteilt worden, die ihnen freien Lauf und Sicherheit gewähren sollten. Abgesehen von diesem Kurs fehlte jegliche Regelmäßigkeit im mecklenburgischen Botenwesen. Am 14.09.1564 ordnete Herzog Ulrich zu Güstrow an, auf der Strecke Neubrandenburg, Malchin, Güstrow, Neukloster eine Reitpost einzurichten und an den genannten Orten Relaisstationen mit einem tüchtigen Knecht und einem guten Pferd zu stellen. Die Postillione und Pferde wurden an diesen Orten gewechselt, um einen schnellen Postlauf zu haben. Diese Reitpost, die nur kurze Zeit bestanden hat, sollte auch „den gemeinen Untertanen mit zum Höchsten gelegen sein“ und war somit allen Bevölkerungskreisen, zumindest laut Papier zugänglich.

Dies war die erste regelmäßig verkehrende öffentliche Post durch Güstrow und in ganz Mecklenburg, die vermutlich infolge zu hoher Kosten wieder eingestellt werden musste.

(Das Mecklenburg-Schwerin‘sche Postwesen dokumentierte als erste staatliche Postverbindung die Verbindung zwischen Schwerin und Lübeck aus den Jahre 1644.) Mit dem Niedergang der Hanse zerfiel auch der bisherige vollständige Botendienst. Hamburg und Lübeck betrieben lediglich Teilstrecken weiter. Amtsboten der mecklenburgischen Herzöge erfüllten nur für die Landesfürsten Botendienste außerhalb des Landes zu Fuß oder zu Pferde. Sie hatten ihnen einen Boteneid zu leisten. Diese Boten wurden mit einem festen Gehalt entlohnt, erhielten Bekleidung und Schuhe und trugen auf der Brust ein metallenes später silbernes Schild mit herzoglichen Wappen. Der Güstrower Herzog hatte 1588 drei geschworene Boten, die wie die Schweriner Boten besoldet wurden. Sie erhielten:

8 Gulden Besoldung, 16 Gulden Monatsgeld, 8 Gulden Kleidergeld und 6 Schilling Hutgeld, außerdem Lauf-und Zehrgeld von 3 – 4 Schilling je Meile und für Warten am Ort 3 Schilling pro Tag. (1 fl. = 1 Gulden = ½ Th,, 1Th (Thaler) = 24 ß Schilling = 288 Pfennige).

Mit der Bestellung eines Botenmeisters in Güstrow und durch die Erstellung einer Kanzleiordnung des Herzogs Johann Albrecht zu Güstrow im Jahre 1569 wurden eingehende Vorschriften zur Registerführung im Botenamt Güstrow erlassen. Dieses Botenamt hielt die Verbindung zum hanseatischen Botenamt in Rostock, welches die Weiterbeförderung der herzoglichen Korrespondenz sicherte. Innerhalb Mecklenburgs wurden Botengänge je nach Bedarf von geeigneten Personen gegen ein Entgelt des Auftraggebers erledigt. Die mecklenburgischen Städte, Gerichte, Ämter, Klöster, Kirchen, Universität usw. haben zeitweilige Botenreisen veranlasst. Diese Einrichtungen beauftragten vorwiegend zuverlässige Amtspersonen, die im Nebenamt Botendienste leisteten. Auch diese mussten den Boteneid schwören, der sie u.a. verpflichtete „gegenwärtig, gehorsam, getreulich zu sein und den Auftrag förderlich mit Fleiß aus(zu)richten“. Das Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, Residenzstadt Güstrow, umfasste den östlichen Teil des Landes und im Westen als Enklave die Stadt und das Amt Boizenburg an der Elbe. Dazu kam ein Anteil an Stadt und Land Rostock, weiche im gemeinsamen Besitz der beiden Herzöge verblieben.

Brustschild der herzoglichen Boten und Postillione

Wallenstein wird Herzog von Mecklenburg und auch ein Reformer des mecklenburgischen Postwesens Am 19.11.1627 trafen der Kaiser Ferdinand II. und Wallenstein in Brandeis bei Prag zu Beratungen zusammen. Wallenstein wurden auf Grund seiner Erfolge als kaiserlicher Feldherr Ehren zuteil, die sonst nur den höchsten Fürsten des Reiches zukamen. Ferdinand bot Wallenstein sogar den dänischen Thron an, den dieser aber ablehnte. Dieser entschied sich für das Herzogtum Mecklenburg als kaiserliches Lehen, das die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow umfasste. Wallenstein erhielt dieses neue Herzogtum als Ausgleich für die Gelder, die er dem Kaiser für dessen Kriegsführung vorgeschossen oder geliehen hatte. Am 01.02.1628 wurde Wallenstein mit Mecklenburg belehnt und zwei Wochen später zum General des Ozeanischen und Baltischen Meeres sowie zum Herzog von Friedland und Sagan erhoben. Am 02.04.1628 fand im Rathaus Güstrow die Huldigung Wallensteins als neuer Herzog von Mecklenburg durch die Stände der mecklenburgischen Landtage statt, obwohl sich der bisherige Güstrower Herzog Albrecht noch im Schloss befand. Am 27.07.1928 bezog Wallenstein das Güstrower Schloss. Inzwischen waren die beiden zum Protestantismus konvertierten mecklenburgischen Herzöge in Güstrow und Schwerin des Landes verwiesen worden. Die Errichtung der mecklenburgischen Residenz Wallensteins in Güstrow führte zu Reformen in vielen Bereichen des höfischen und öffentlichen Lebens in der Stadt und in Mecklenburg. Manches blieb auf Grund der kurzen Amtszeit Wallensteins in Güstrow unvollendet oder nur geplant. Wallenstein hielt sich auf Grund seiner Aufgaben als kaiserlicher Feldherr außerdem kaum in Güstrow auf. Er verließ seine Residenz in Güstrow am 23.07.1629 für immer. Mit seiner Absetzung Anfang 1630 verlor er das kaiserliche Lehen an dem Herzogtum Mecklenburg und damit seine Residenz in Güstrow schon nach nur zwei Jahren wieder. Wenn Wallenstein auch vorrangig als kaiserlicher Feldherr in die Geschichte einging, ist uns sein reformerisches Wirken auf verschiedenen Gebieten in Erinnerung geblieben. Hier sind zu erwähnen die Änderungen in der Organisation der Verwaltung, Strukturänderungen und Zentralisierung der Regierung, Veränderungen im Gerichtwesen, Planung einer Akademie zur Bildung des Adels, landesweite Organisierung des mecklenburgischen Postwesens. Auf die Einflüsse Wallensteins auf das herzoglich Güstrower Postwesen soll hier nun näher eingegangen werden. Während seiner Residenzzeit in Güstrow (1628 – 1630) befahl Wallenstein die Einrichtung von regelmäßigen Reitpostlinien von Güstrow, Grünen Winkel 4 (- leider brannte das historisch wertvolle Gebäude im Januar 2005 ab -), in alle Richtungen Mecklenburgs zur besseren Verwaltung des Landes.


Erste öffentliche Postanstalt in Mecklenburg, Grüner Winkel 4

Die Postlinien führten von Güstrow aus nach Parchim, Wismar, Waren, Dömitz, Rostock, Plau, Schwerin, Gnoien und Neubrandenburg. Die Auswechselung der Pferde war Aufgabe der Städte und Ämter. Alle nicht von der Reitpost berührten Städte und Ämter waren verpflichtet, durch Boten Verbindung zur Reitpost zu halten. Somit war das gesamte mecklenburgische Hoheitsgebiet Wallensteins in die Postverbindungen zur Residenzstadt einbezogen. Über Dömitz gelangten Nachrichten vom Kriegsschauplatz an Wallensteins Hof. Über Plau, mit Anschluss an brandenburgische Botendienste, bestanden Verbindungen zu den Wallensteinschen Besitzungen in Böhmen. Mit der Absetzung Wallensteins gingen diese Posten wieder ein. Diese von Wallenstein eingeführte Organisationsform des Postwesens in Mecklenburg hat sich grundsätzlich bis in die 1990 Jahre erhalten.

Herzoglich-Mecklenburg-Güstrow‘sche Landespost

Schon vor der Residenzzeit Wallensteins in Güstrow gab es verschiedene postgeschichtlich interessante Vorläufer eines planmäßigen Aufbaus der Post im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, die erst später mit der Errichtung der Herzoglich Mecklenburg-Güstrow‘schen Landespost nach Wallensteins Residenzzeit und der Wiedereinsetzung des vertriebenen Herzog Gustav Adolfs, auf der Grundlage von Beratungen und Beschlüssen auf den mecklenburgischen Landkreistagen 1661/62 und 1664 einen zwischenzeitlichen Abschluss fanden. Im Güstrower Herzogtum erfolgte der Aufbau der Landespost weit planmäßiger als im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, wo es lange an einer festen Postordnung mangelte. Die im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow frühzeitig erlassene Postordnung diente später dem Aufbau der Mecklenburg-Schwerin‘schen Post als Vorbild. Eine der ältesten Poststraßen Mecklenburgs führte von Güstrow nach Rostock. Der Herzog von Mecklenburg-Güstrow hielt nach seiner Rückkehr in die Residenz Güstrow seit 1637 regelmäßig einmal wöchentlich Verbindung mit dem Rostocker Botenmeister des Hansebotenkurses. Der Botenmeister in Rostock wurde zur Beförderung der herzoglichen Poststücke mit verpflichtet und bediente die ankommenden und abgehenden Post-(Fuß-)Boten für Güstrow. Mit der Einführung der Turn und Taxisschen (Reichs)Postlinie über Niedersachsen nach Hamburg kam es zur Einführung der öffentlichen Herzoglich-Mecklenburg-Güstrow‘schen Landespost auf der Grundlage der Regularien des Westfälischen Friedensvertrages, der zwischen dem 15. 05. und dem 24.10.1648 in Münster und Osnabrück den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland beendete.

Ab dem 26.11.1661 wurden die wöchentlich einmal und später zweimal verkehrenden „ordinari Post-(Fuß)-Boten“ durch eine wöchentlich zweimal verkehrende Fahrpost ersetzt, die aus Güstrow mittwochs und sonnabends und aus Rostock montags und freitags abging. Zur Verkürzung der Laufzeit wurde zwischen Güstrow und Rostock ein neuer Weg angelegt, der in gerader Flucht ohne Rücksicht auf Dörfer meist zweispurig ausgerichtet wurde. Dieser Postkurs hatte folgenden Verlauf: ab Güstrow, vorbei an Strenz, Bredentin, Käselow, Siemitz auf Hohen Sprenz, über Sabel, vorbei an Prisannewitz, Kavelsdorf auf Hohen Schwarfs zu und weiter in Richtung Rostock. Im Jahre 1693 verkehrten auf dieser Route bereits täglich Fahrposten in jeder Richtung außer sonntags und montags. Am Sonntag ging ein Parchimer Bote von Rostock nach Güstrow und kam am Montag zurück. Die Ladungen der Posten zwischen Rostock und Güstrow wurden beim Erbkrug- und Wassermühlengehöft (Hufe 12) in Sabel ausgetauscht, so dass Übernachtungen in Rostock bzw. Güstrow vermieden wurden. Hier erfolgte ebenfalls die Fütterung der Postpferde. Dieser Postkurs hatte eine besondere Bedeutung für den Güstrower Hof und dem dänischen Königshaus, zwischen denen verwandtschaftliche Beziehungen bestanden.

Ab 1693 täglich befahrener Postkurs Güstrow - Rostock 1693 bestanden auf Mecklenburg-Güstrow‘schen Gebiet folgende eigene Postlinien: Rostock-Ribnitz, Rostock-Tessin-Gnoien-Demmin (mit Anschluss an die Schwedisch-Pommersche Post über Anklam, Ückermünde nach Stettin) (seit 1666), Rostock-Güstrow (seit 1637), Rostock-Kröpelin-Neubukow-Wismar- Grevesmühlen-Dassow-(Schönberg)-Lübeck(seit 1666), Güstrow-Bützow-Warin-Wismar (seit 1664), Güstrow-Teterow-Malchin-Stavenhagen-Penzlin-Neubrandenburg (seit 1662), Güstrow-Sternberg-Hagenow-Boizenburg-Hamburg (später geänderter Route über Sternberg-Schwerin-Wittenburg-Boizenburg), ergänzt durch Fuß-Boten-Post (seit 1674) Rostock-Güstrow-Sternberg-Crivitz-Parchim (vorher von der Kaufmannschaft betrieben) (seit 1670), Güstrow-Krakow-Plau-(Berlin) (ab 1661) Die Reformierung des Postwesens durch den Güstrower Geheimen Kammerrat Mumme Seit 1689 bearbeitete in der herzoglichen Kammer in Güstrow der Geheime Kammerrat Mumme als Postdirektor die Postsachen. Auf seine Veranlassung wurden alle Mecklenburg-Güstrow'schen Posten 1690 wieder in die direkte herzogliche Verwaltung zurückgenommen. Es sollte damit ein stärkerer Einfluss auf die Abstellung von Mängeln gewonnen und die Kurse voll für die herzogliche Kasse nutzbar gemacht werden. Es wurde ein Hofpostmeister benannt und mehrere Postmeister berufen, die für ein Gehalt das ordnungsgemäße Funktionieren der Postkurse zu garantieren hatten. Schließlich wurde 1693 die „Fürstlich.-Meckl.-Güstrow'sche Renovierte Postordnung“ eingeführt. Die Mecklenburg-Güstrow'sche Postverwaltung hatte jedoch auch nach all den Veränderungen immer noch gegen die Nichtbeachtung der erlassenen Vorschriften zu kämpfen und glaubte, die restlose Abstellung der noch vorhandenen Mängel durch einen privaten Unternehmer zu erreichen. Der bisherige Postdirektor Mumme des Güstrower Herzogs übernahm am 13.07.1694 die Post gegen Zahlung einer Jahrespacht von 1000 Th als privater Unternehmer. Die Postbediensteten blieben weiterhin fürstliche Diener. Die bestehenden Postkontore rechneten jährlich mit dem Pächter Mumme ab. Mumme war ein reger Unternehmer und fand die dauerhafte Unterstützung durch den Herzog. Unter Mummes tatkräftiger Führung wurden ganz erhebliche Fortschritte des Postbetriebes erzielt, die den Postaufbau günstig beeinflussten und zu einer geordneten, festen Grundlage führten.

Auch nach dem Erbvergleich von 1701, bei dem es zur Vereinigung von Mecklenburg-Güstrow mit Mecklenburg-Schwerin und zur Bildung des Landes Mecklenburg-Strelitz kam, blieb der Vertrag mit Mumme wirksam und wurde ab 1703 mit Wirkung bis 1707 auf ganz Mecklenburg-Schwerin ausgedehnt. Danach wurde Mumme auf Wunsch des Schweriner Herzogs in das Schweriner Kammer-Kollegium berufen, damit er seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen für den Aufbau der einheitlichen Landespost einsetze. Die Errichtung der Mecklenburg-Güstrow‘schen Landespost diente für den Aufbau der einheitlichen Landespost in Mecklenburg als Vorbild. Im Schweriner Kammer-Kollegium hat er die erforderlichen Maßnahmen energisch vertreten und geriet dadurch in Gegensätze zu den anderen Kammermitgliedern, die für das Postwesen nicht immer das richtige Verständnis zeigten. Dennoch zog sich Mumme 1712 auf sein Gut Nepersdorf bei Wismar mit der Genugtuung zurück, dass wenigstens wichtigste seiner Vorschläge zur Ausführung gelangten. Mumme starb im Jahre 1717 in Nepersdorf.

Postwagen der Mecklenburg - Güstrow'schen Fahrpost nach Hamburg von 1674

Folgende fremde Posten führten zur gleichen Zeit über Mecklenburg-Güstrow‘sches Gebiet:

Mecklenburg-Schwerin'sche Post: Schwerin- Sternberg-Bützow-Schwaan-Rostock (wurde allein von dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin betrieben.)

Brandenburgische Post: Cölln-Hamburg, parallel der Elbe über die Höhen-Umspannstation Quassel bei Lübtheen-Boizenburg, Cölln-Plau (Plau war Mecklenburg-Güstrow‘sche Grenzstadt mit Anschluss an die Mecklenburg-Güstrow‘sche Post).

Lübecker (lübsche) Post: Lübeck-Zarrentin-Boizenburg.

Schwedisch-Pommersche Post: Stralsund-Behrenshagen-Damgarten-Ribnitz-Rostock-Altkarin-Wismar-Mühlen-Eichsen-Gadebusch-Ratzeburg-Hamburg (Die Fahrpost hatte, statt über Altkarin, über Kröpelin und Neubukow nach Wismar zu fahren.)

Kurzzeitig vor 1700 bestand eine Direktverbindung (Küchenpost) von Stettin nach Hamburg über Neubrandenburg-Penzlin-Waren-Mestlin-Wittenburg-Schwarzenbek.

Hamburger Stadtreitpost: Hamburg-Mölln-Rehna-Grevesmühlen-Wismar.

Anmerkung

Über die letzte Güstrower Privatpost schreibt der Schweriner Postler Horst Zänger in seinem Buch "Das Post- und Nachrichtenwesen in Mecklenburg-Schwein"

Zitat: „…Wer als eifriger Sammler deutscher Briefmarken alte Sammlungen oder alte Briefschaften in die Hände bekommt, stößt hin und wieder auf Marken, die in seinem Katalog nicht aufgeführt sind, da sie nicht staatliche Wertzeichen, sondern Wertzeichen privater Unternehmer sind. Dabei handelt es sich um die sogenannten Stadt- oder Privatpostmarken, die aber in den 80er und 90er Jahren des 19.Jahrhunderts eine auch für die Entwicklung der Post nicht unwichtige Rolle spielten. Die damals als Konkurrenzunternehmen der Staatspost bestandenen Privatposten entstanden im Wesentlichen durch die damaligen hohen Gebührensätze für die Beförderung von Briefen und Karten auch innerhalb von Ortschaften.

Die Privatunternehmer waren in der Lage, Briefe im Allgemeinen für 3, Postkarten für 2 Pfennige innerhalb der Ortschalten durch ihre Boten zu befördern. In zahlreichen großen Städten - es seien nur Berlin, Hamburg, Leipzig oder auch Rostock genannt - standen die Unternehmen in hoher Blüte und, obwohl seitens der Post den Privatunternehmen die denkbar größten Schwierigkeiten bereitet wurden, brachten sie dennoch für die Post einen erheblichen Einnahmeausfall. Durch ein Gesetz der Regierung vom 20. Dezember 1899 wurde schließlich zum 1. April 1900 die Schließung der Privatposten angeordnet, die Unternehmen entschädigt.

Die letzten Privatposten waren 1898 vorwiegend in nordwestdeutschen Städten eröffnet worden. ln Mecklenburg kann die Stadt Güstrow den "Ruhm" für sich in Anspruch nehmen, dass in ihren Mauern die letzte Privatpost seiner Zeit eröffnet wurde, und zwar zu einem Zeitpunkt, der für eine ordnungsgemäße Eröffnung eigentlich gar nicht mehr in Frage kam, nämlich erst im März 1900. Der "Unternehmer" hatte wahrscheinlich von dem neuen Postgesetz, überhaupt keine Kenntnis. Es war der Güstrower Schumacher Ludwig, wohnhaft Grüner Winkel 32, Ecke Katzenstraße, der den Vertrieb der Sozialdemokratischen Zeitung hatte und geschäftstüchtig den dafür angestellten Boten für die Beförderung seiner Privatpost mit einsetzte. Der Druck der Wertzeichen erfolgte in der Rostocker Druckerei des Parteiblattes. Es erschien eine grüne Marke zu 3 Pfennig mit fliegender Taube und eine Postkarte zu 5 Pfennig, deren Marke in leicht verzierten Rahmen lediglich groß die 5 und das Abkürzungszeichen für "Pfennig" enthielt. Der Entwertungsstempel war oval und enthielt die Worte "Privat-Post /Güstrow", dazwischen ein Ornament.

Nur wenige Tage bestand diese Privatpost, dann wurde sie verboten. Erwähnt sei noch, daß etwa zu gleicher Zeit auch in Schwaan noch eine Privatpost bestand (3-Pfg.-Marke grün, Taube mit Brief), die eine ähnliche Entstehungsgeschichte aufwies“.

FERNMELDEWESEN in Güstrow

2010 Tag des offenen Denkmals Güstrow – Fernmeldegeschichte pdf

"Studie zur Geschichte des Fernmeldewesens in der Region Güstrow"

Infolge der gedankenlosen „Entsorgung“ von "nicht mehr benötigten" Aktenbeständen des aufgelösten Post- und Fernmeldeamtes Güstrow in der Wendezeit, fanden wir zufällig auf einem Altpapiercontainer einen Schnellhefter mit der Aufschrift "Postgeschichtliche Aufzeichnungen", in dem wir u. a. auch eine chronologische Darstellung der Geschichte unserer Heimatstadt Güstrow entdeckten. Dieser Sachverhalt und die intensive Beschäftigung mit dem Fernmeldewesen, als Bewahrens wertem Bereich der Technikgeschichte im Wandel von der analogen Technik zur Digitalisierung. hat für uns mindestens drei Gründe:

  • Erstens hatten wir seit längerer Zeit das persönliche Bedürfnis eine Chronik über die Entwicklungsgeschichte des Fernmeldewesens, als Teil der Technikgeschichte unserer Heimatregion, zu verfassen.
  • Zweitens gehören wir zu der letzten Generation von Postlern im Fernmeldewesen, die zur Geschichte des Fernmeldewesens im staatlichen Post- und Fernmeldewesen aus eigenem Erleben berichten kann.
  • Drittens wurden wir durch das im Jahre 2003 in unserer Heimatstadt Güstrow stattfindende 775-jährige Stadtjubiläum und durch das sich am 01.10.2004 zum 150. mal jährende Datum der Inbetriebnahme des Großherzoglich Mecklenburgischen Staatstelegrafen angeregt, die Chronik der Fernmeldegeschichte gerade jetzt zu schreiben.

Mit der Unterstützung weiterer Kollegen versuchten wir, die historischen Abläufe im Fernmeldewesen unserer Region von den Anfängen 1854 bis zum Jahre 2003 zusammenzutragen. Wir wollten verhindern, dass die Lebensleistungen unserer beruflichen Vorfahren und unserer Zeit-Gefährten auf diesem Gebiet, gerade in einer Zeit massiver Umbrüche, vergessen werden. Zu diesen Bedenken besteht leider Anlass. Darüber hinaus ist es uns ein Bedürfnis, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass es besonders in den letzten 60 Jahren in unserer Region stets FernmelderInnen gab, die leidenschaftlich und mit technischem Geschick und Können, die teilweise sehr alte, oft schon historische Technik warteten und ihre Funktionsfähigkeit bis zur plötzlichen und unerwarteten geschichtlichen „Wende“ Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre sicherten.

Der Berufsstolz und die Gemeinsamkeit im Handeln im Interesse der Nutzer des Fernmeldewesens, (Nutzer = Teilnehmer) waren stets ausgeprägte und verbindende Elemente unter unseren Berufskollegen im Fernmeldewesen, dabei war es egal, ob sie "in der Technik“ (Technik = Vermittlungsstellen u. Übertragungsstellen), "am Draht" (Draht steht hier für Freileitungn u. Kabel) oder „am Schrank" (Schrank = Fernsprechvermittlungseinrichtung zur manuellen Verbindungsherstellung) arbeiteten oder wie groß der eigene Anteil am Zustandekommen der richtigen und schnellen Verbindung zur gewünschten Zeit war. Alle diese FernmelderInnen, die bis auf einige wenige inzwischen RentnerInnen sind, können stolz auf ihre Lebensleistungen sein, die sie vorwiegend bei der Deutschen Post der DDR und zuletzt bei der Deutschen Telekom AG im geeinten Deutschland erbrachten. "Die Wende" brachte für uns alle unerwartete Veränderungen im persönlichen und beruflichen Leben mit sich, die in der Mehrzahl als Verbesserung der Lebensqualität gesehen werden. Doch gibt es auch sehr viele persönliche Sorgen in den Familien der jüngeren Ruheständler, deren Lebensabend wesentlich anders als ursprünglich geplant, verlaufen wird. Wir wollen mit unseren vorwiegend technisch orientierten historischen Betrachtungen keine nostalgischen Gefühle hervorrufen, sondern eine sachliche Darstellung der Fernmeldegeschichte vornehmen. Doch gehört für uns auch die traurige Tatsache zu dieser Chronik, dass heute mehr Postler im Ruhestand sind, als im Arbeitsleben stehen. Wir bedauern, dass es uns - trotz der großen Freude über den beispiellosen fernmeldetechnischen Fortschritt der Jahre nach der Wende in unserer Region Güstrow - nicht gelungen ist, historische wertvolle fernmeldetechnische Geräte, Ausrüstungen und Dokumente zur Anschauung und zum Vergleich mit der Gegenwart, für unsere Region und damit für die Menschen hier oder für Museen zu erhalten. Wir haben eine einmalige Möglichkeit der technischen Dokumentation der Vergangenheit auf dem fernmeldetechnischen Gebiet im „Rausch“ der technischen Erneuerung und in der Sorge um die eigene Zukunft verstreichen lassen, das war ein großer Fehler, den wir nun bedauern. Umso wichtiger ist es, noch vorhandene historische Daten zusammenzutragen und für interessierte Nachfahren aufzuschreiben. Wie wichtig diese Erkenntnis ist, zu der wir nach heutigen Ansichten gern viele Jahre früher gekommen wären, mag nachfolgende Tatsache verdeutlichen. Die Errichtung des modernsten Fernmeldenetzes in Europa führte in unserer Region dazu, dass lediglich die beiden Immobilien, Neukruger Str. 7 und Clara-Zetkin- Str. 9, eine gewisse Bedeutung behalten haben.

Die Wendezeit ließ uns besonders im Fernmeldewesen kaum Zeit, diese Veränderung zu begreifen und im Zusammenhang zu bedenken. Als Senioren haben wir nun die Zeit und das Bedürfnis, die Vergangenheit aufzuschreiben, die für uns - mit über 43- bzw. 44-jähriger Berufstätigkeit bei der Deutschen Post, Deutschen Bundespost und der Deutschen Telekom AG - auch den längsten Abschnitt unseres Lebens ausmacht. Wenn wir nicht selbst dazu beitragen, Lücken in der Geschichtsschreibung zu schließen, wird es der nächsten Generation einmal sehr schwer werden, die Beweggründe für die jetzt ergriffenen Maßnahmen, technischer und nicht technischer Art, zu verstehen und unser Wirken bewerten zu können.

Die Führung von "Postamtschroniken" wurde von dem Schöpfer des Weltpostvereins, dem großen Organisator des Postwesens, Heinrich von Stephan, bereits im Jahre 1874 angeordnet und mit unterschiedlicher Gewissenhaftigkeit von den jeweiligen Postler-Generationen wahrgenommen. Nach seiner Verfügung vom 07.06.1874 sollte die Chronik in bündigster Kürze nachstehend Genanntes verzeichnen:

Gründung des Orts, seine Lage und die Hauptereignisse seiner Geschichte; Herleitung seines Namens, soweit mit Sicherheit bekannt; Beschaffenheit des Bodens, auf dem sich der Ort erhebt, sowie der Umgegend in geologischer Beziehung; Wasserverhältnisse, namentlich auch mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand (Seuchen); etwaige Besonderheiten der Witterungsverhältnisse; Verkehrsgeschichte des Orts, soweit darüber zuverlässige Angaben vorhanden; Entwicklung seines Handels und seiner Gewerbe; Hauptnahrungszweige der Einwohner, hauptsächlichste Bezugs- und Absatzgebiete des Ortes und seiner Umgegend; sonstige, die Eigentümlichkeit des Orts bezeichnende Angaben. Sodann die Gründung der Postanstalt, ihre Geschichte, Namen der Vorsteher der Postanstalt, soweit sie aus der Vergangenheit bekannt; Geschichte der Postverbindungen des Orts; Nachrichten von dauernder Bedeutung über das Postgebäude; Behörden im Ort; Fremdenverkehr, soweit er die Posteinrichtungen beeinflusst; Besonderheiten des Brief- und Fahrpostverkehrs, z.B. nach welchen Gegenden er vorzugsweise gerichtet, ob und welche Gewerbe sich hauptsächlich am Paket- und Geldverkehr beteiligen; ob reger Auslandsverkehr und besonders mit welchen Ländern; Angaben der im Ort erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften; Zahl der Buchhandlungen usw.

Nicht zu allen Sachgebieten werden von uns Ausführungen in unserer Studie über die Geschichte des Fernmeldewesens - einem Teil der Güstrower Technikgeschichte- gemacht, jedoch dem Fernmeldewesn versuchten wir sorgfältig die gebotene Aufmerksamkeit zu widmen, ohne auch nur hoffen zu können, eine vollständige Darstellung zu Wege zu bringen. Dabei scheiterten wir mit Gewissheit weniger an unserem eigenen Unvermögen, als an der Tatsache, dass es den „Technikern“ schon immer nicht das Wichtigste war, etwas aufzuschreiben, sondern eher die praktische Handhabe der Dinge für sie im Vordergrund stand. Hinzu kommen die bewegten kriegerischen Zeiten, die das Fernmeldewesen seit der Einführung des Telegrafen begleiteten und das Fehlen einer Dokumentation im Stephan’schen Sinne aus früherer Zeit in Güstrow. Das Telegrafenwesen wurde von den Postlern für nicht so bedeutend gehalten wie von dem Generalpostmeister Heinrich von Stephan.

Doch ohne Zweifel, ist die Bedeutung des Postwesens durch die Einführung der Telegrafie - bereits 1833 wurde eine optische Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz eingerichtet, erheblich gewachsen. Die Nutzung dieser technischen Neuerung für den Postdienst hatte der Generalpostmeister von Stephan weitsichtig erkannt.

Wir haben unsere gesammelten Erkenntnisse über die Fernmeldegeschichte in einer chronologisch abgefassten Studie festgehalten, deren Inhalt auf dieser Internetseite nur sehr allgemein erwähnt wird. Wer weitergehendes Interesse an regionalen Details hat, sollte die Studie in der gedruckten Version zur Hand nehmen. Sie liegt im Museum, Archiv und in der Bibliothek in Güstrow vor.

Bei der Suche in den Archiven sind wir oft auf historisch bedeutsame Ereignisse in der langen mecklenburgischen Postgeschichte gestoßen, in der die Postanstalten Güstrow eine hervorragende Rolle wahrgenommen haben. Es wäre eine sehr sinnvolle Aufgabe für unsere KollegenInnen von der "gelben Post" hierüber ebenfalls Aufzeichnungen zu machen.

Nicht zuletzt fühlen wir uns auch als Bewunderer der Lebensleistung des weitsichtigen Postlers, Heinrich von Stephan, auf dem Gebiet des Fernmeldewesens zur Aufzeichnung uns bekannter und von uns zusammengetragener Begebenheiten der regionalen Fernmeldegeschichte verpflichtet.

Da es zu keiner Zeit in der Geschichte so viel "Ruheständler" unseres Berufsstandes wie gegenwärtig gab, sind wir uns sicher, dass unsere Aufzeichnungen auch von vielen sachkundigen Fachkolleginnen und -kollegen gelesen und bewertet werden.

Wir bitten alle Leser der Chronik freundlichst um Hinweise für Ergänzungen, kritische und andere hilfreiche Äußerungen zur Vervollständigung der Aufzeichnungen.

Zu dieser Beschäftigung mit der Technikgeschichte des Fernmeldewesens wurden wir insbesondere durch die sehr interessante Veröffentlichung des Güstrower Professors i. R. Dr. Friedrich Lorenz aus dem Jahre 1998 inspiriert.

So haben wir Anlass, uns auf diesem Wege bei unserem „Berufskollegen“ (Dr. Lorenz war gelernter Fernmeldetechniker), für die Anregung zum Schreiben unserer Chronik unter dem gewählten Titel "GÜSTROW UND DAS FERNMELDEWESEN" zu bedanken. Wir danken Ihm ebenso herzlich für sein Nachwort in unserer Studie. Das 775-jährige Stadtjubiläum (2003) und das bevorstehende 150-jährige Jubiläum der Wiederkehr der Aufnahme des Telegrafenbetriebes (2004) in Güstrow sind ein guter Anlass, diese Chronik in je einem Exemplar dem Bürgermeister der Stadt Güstrow, dem Stadtarchiv der Stadt Güstrow, dem Museum der Stadt Güstrow, der Historischen Bibliothek des Stadtmuseums Güstrow, der „Uwe-Johnson-Bibliothek“, dem Archiv des Landkreises , dem Landeshauptarchiv Schwerin und der Niederlassung der Deutschen Telekom AG Potsdam zu überreichen.

„Gar manches Menschen Fuß im Lebenslauf; wirbelt den Staub von Jahrhunderten auf; einer schüttelt ihn ab mit Verachtung; dem Andern wird er zum Stoff der Betrachtung" (Nach Bodenstedt)

Wir Chronisten bedanken uns für die Unterstützung bei dieser Arbeit bei vielen unserer Güstrower Kolleginnen und Kollegen, den Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs, des Museums und der Bibliothek unserer Heimatstadt Güstrow und des Landeshauptarchivs Schwerin.

Dieter Kölpien & Gernot Moeller
Güstrow, Sommer 2003

Fernmeldewesen in Güstrow

Telegraphen und Telefone in Güstrow

Güstrow Baustraße 3, einst Großherzoglich-Mecklenburgische Telegraphen-Station von 1854 Der unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex auf der Nordseite der Baustraße, zwischen Armesünderstraße und Flethstaken, wurde 1899 im Auftrag des Güstrower Stadtamtes für Stadtsanierung durch das Lübecker Büro für Bauforschung, Gebäudevermessung und Sanierungsplanung – Dipl.- Ing. Margrit Christensen, aus denkmalpflegerischer Sicht untersucht. Die vielseitige Dokumentation über diese umfangreiche Arbeit wurde der Stadt Güstrow 1999 übergeben. Aus den umfangreichen Unterlagen des Büros Christensen geht nach Sichtung von Stadtbüchern, Schossbüchern, Katasterunterlagen, Adressbüchern, Brandkassenbüchern hervor, dass um 1829 auf dem Gelände „Fleischerscharren“ (Schlacht- und Verkaufsbuden) standen, davor 1806 neun Buden und bereits um 1875 hier Stadtwohnungen existierten.

Bei diesen sorgfältig durchgeführten Arbeiten blieb dennoch unentdeckt, dass das Haus Nr.3 für die einstige Güstrower "Großherzoglich-Mecklenburgische Telegraphen-Station“, zum 01.10.1854, durch das entschlossene Handeln der Güstrower Stadtväter, unter dem damaligen Bürgermeister Langfeld, innerhalb eines halben Jahres errichtet und als solche bis zum Jahre 1874 an dieser Stelle betrieben wurde. Diese Erkenntnisse konnten nun nach einer Studie der beiden Chronisten des Güstrower Fernmeldewesens, Dieter Kölpien und Gernot Moeller, mit einer weiteren Studie zur Geschichte der Telegraphie in Güstrow gewonnen und dem bereits vorhandenen Wissen über dieses Haus hinzugefügt werden. Im Auftrage des damaligen Eigentümers wurden die Gebäude Baustraße 3-5 um 2000 durch das Güstrower Ingenieurbüro Lankau ansprechend saniert. Das Haus Nr. 3 wurde in der Formensprache des Spätklassizismus restauriert und ist heute ein Blickfang in der Baustraße.

Mit der Studie der beiden Güstrower Fernmeldeingenieure „Geschichte der Güstrower Großherzoglich-Mecklenburgischen Telegraphen-Station“, die anlässlich der 150-jährigen Wiederkehr des Datums der Inbetriebnahme der Station, am 01.10.1854, an den Beginn der Telekommunikation in unserer Heimatstadt erinnert, wurde erreicht, dass neben der baulichen Wiederherstellung des Gebäudes im Jahre 2000 nun auch vieles über seine ca. 20-jährige Funktion als Telegraphenstation bekannt ist. An dem Haus wurde kürzlich eine neue Erläuterungstafel angebracht, die dem interessierten Besucher eine kurze Auskunft über das historische Gebäude vermittelt.

In einem Brief an die in Güstrow gut bekannte Lübecker Bauingenieurin Christensen, brachten die beiden Güstrower Fernmeldeingenieure Kölpien und Moeller kürzlich ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass sie, obwohl sie auf unterschiedlichen Gebieten mit dem Haus Baustraße 3 befasst waren, gemeinsam dazu beigetragen haben, dass ein kulturhistorisch wertvolles Baudenkmal, entsprechend seiner Bedeutung für die Güstrower Stadtgeschichte, besser eingeordnet werden kann.

Vorschlag für neuen Eintrag auf der Erläuterungstafel am Gebäudekomplex Baustraße 3 bis 5: Baustraße 3 erbaut 1854 als Gebäude für die Großherzoglich-Mecklenburgische-Staatstelegrafen-Station in Güstrow im Stile des Spätklassizismus. Der Telegraf wurde am 01.10.1854 als 4. Station in Mecklenburg in Betrieb genommen. Der Vorsteher der Telegrafenstation, Gotthelf Heinrich Wilhelm Meyen, hat hier von 1854 bis 1874 seinen Dienst versehen. Der Generalpostmeister Heinrich von Stephan hat nach der 1870 erfolgten Reichsgründung auch die Einführung des gerade erfundenen Telefons zur Übermittlung von Telegrammen beschleunigt. Nach unseren Erkenntnissen sind ertsmals 1872 zwischen den Telegraphenstationen Kritzkow und Güstrow Telefone zur Anwendung bei der Telegrammübermittlun eingesetzt worden.

Baustraße 4 - 5 der zweigeschossige Bau mit backsteinsichtiger Fassade wurde 1882 als städtisches Spritzenhaus errichtet. Nach seiner Aufstockung und baulichen Verbindung mit dem Haus Nr. 3 im Jahre 1929 befand sich im Obergeschoss eine städtischev Dienstwohnung und der Sitz des Bauamtes der Stadt.

Später bis zur Wende 1990 war hier das Schulamt untergebracht. Das Erdgeschoss wurde bis 1991 durch die Freiwillige Feuerwehr Güstrow genutzt. Ab 1999 befand sich ein Schlauchpflegestützpunkt in den Räumen.

Wasserturm in der Baustraße 1886 wurde dieser als viergeschossiges, massives Bauwerk auf quadratischem Grund in neugotischer Form errichtet. 1895 als 2. Wasserturm in Betrieb genommen. Nach 1930 diente er der Feuerwehr lange Zeit als Schlauchtrocknungseinrichtung.

Telegrafen- und Telefonleitungen über den Dächern von Güstrow Güstrow
Die Dachgestänge (Einrichtungen für die Führung der Telegrafen- und Telefonleitungen oberhalb der Wohnhäuser) wurden bis zur Verlegung und Nutzung von Erdkabeln bis 1930 genutzt. Während die Drähte vollständig demontiert wurden blieben einige Dachgestänge teilweise bis zum Ende de 20. Jahrhunderts bestehen und wurden z. T. als Fernsehantennenträger genutzt.

(Siehe nachstehende alte Ansichten).

=== 2023 Gründung eines Clubs Fernmeldetechnk in Güstrow===

Sendeversuche mit Erdantennen im Frühjahr 1912 in der Region Güstrow

Abb. 1
Abb. 2

Es war uns Güstrower Ortschronisten bis zum Beginn des Jahre 2022 unbekannt (da hier nicht dokumentiert), dass das kaiserliche "Telegraphen-Versuchsamt des Reichs-Postamtes" hier in Güstrow eine Versuchsanlage errichtete, um herauszufinden, welche Auswirkungen der Abstand zwischen den Antennendrähten und den Grundwasserständen auf die Qualität der drahtlosen Zeichenübertragung (Telegraphie) hat.

Diese Anlage existierte in den Monaten Februar bis Mai 1912 und wurde nach dem Muster einer Antennenanlage, mit der in Belzig Versuche unternommen wurden, hier an einen bislang nicht genau bekannten Standort errichtet. Aus dem Heft VII des Berliner Verlages Julius Springer von 1914 ist hierzu Folgendes zu entnehmen:

Die Anlage diente ausdrücklich Versuchen und war nicht für den Dauerbetrieb vorgesehen. Der Standort der Anlage könnte westlich von Güstrow (Bauhofsfeld?) zwischen den beiden Seen Inselsee (früher auch Gutower See) und Sumpfsee, wegen der eindeutigen erkennbaren Höhe der Grundwasserstände, des Luftraums (Entfernung zwischen den Versuchsorten Norddeich, Swinemünde und der geographischen Lage (52-54 nördlicher Breite) ausgewählt worden sein. Telegraphierversuche, ähnlich denen bereits in Belzig erfolgten, wurden danach zwischen Berlin, Güstrow, Norddeich und Swinemünde durchgeführt. Die Lage der Stationen und ihre Entfernungen sind aus Abb.1 zu ersehen. Zu den Meßverfahren und Beobachtungen zwischen Norddeich und Swinemünde werden hier keine Ausführungen gemacht. Uns Güstrower Chronisten interessierten lediglich die Beobachtungen in Güstrow. Dazu wurden in der benannten Quelle (Heft VII S.155 ff) ausgeführt. In der Nähe Güstrow wurde auf dem Bauhofsfeld, die in Abb. 2 Gezeichnete Antennenanlage errichtet.

In der Mitte stand der Schuppen S; von hier aus wurden in den vier Haupthimmelsrichtungen 250 m lange Stangen-Leitungen errichtet. Jede Stange war 15 m hoch und bestand aus zwei gekoppelten Holzstangen. Die Stangen trugen auf Porzellandoppelglocken (Isolatoren; d. Aut.) drei Leitungen aus 2 mm starkem Bronzedraht und zwar eine in 15 Meter Höhe über den Boden, eine in 5 m und eine in 1 m Höhe.

Die inneren Enden dieser Leitungen waren isoliert in den Schuppen eingeführt und konnten dort an die Sende- und Empfangsgeräte angeschlossen werden. Die äußeren Leitungsenden wurden entweder frei endigend verwendet oder über Leidener Flaschen an die Erde angeschlossen. In der Mitte des Platzes dicht neben dem Schuppen wurde ein 5 Meter hoher Bock aus Telegrafenstangen errichtet, auf dem mit Glaskörpern isoliert ein 25 m hoher Kometmast aufgestellt wurde. Dieser Mast diente als Träger eine 30 m hohen Schirmantenne, die aus dem Stahlmast als Zuleitung und einem Schirm aus acht 20 m langen Kupferdrähten bestand. In der Umgebung des Schuppens war ein Erdleitungsnetz vergraben, bestehend aus vier sternförmig angeordneten 25 m langen verzinkten Eisendrahtnetzen und 16 Zinkblechen von 200 x 400 cm Oberfläche. 4 kleinere fächerförmige Erdleitungen, bestehend aus je 2 Netzen und 6 Zinkplatten von der angegebenen Größe was wurden an den Außenenden der Stangen Leitungen vergraben...

Als Kraftstation für die Sendeversuche diente ein Benzindynamo, der vorübergehend bei Voller Belastung etwa 2 KW Schwingungsleistung herzustellen gestattete. Die Schwingkreise bestanden aus Leidener Flaschen und verstellbaren Ölkondensatoren. Es wurde mit tönenden Löschfunken gearbeitet; die zugehörigen Spulen wurden an Ort und Stelle hergestellt und so bemessen, daß mit folgenden Wellenlängen gesendet werden konnte: 970, 1340. 184,2370,3200, 3900. 5500 m. Als normale Telegraphier Welle für Güstrow wurde die Welle 1350 m erkannt

Über die Absichten und Ergebnisse des Versuches wurde beim Großherzoglichen Kabinett III in Schwerin eine Akte geführt und im Archiv des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Sign.: 2803 archiviert. Durch seine geografische Lage kam Güstrow als Versuchsstandort in in erster Linie in Betracht. Die Genehmigung des Besitzers zur Nutzung des Bauhofs bei Güstrow war nützlich. Nachdem gleichzeitig die Erdantennen in Norddeich und Swinemünde auf Grund der gewonnenen Erfahrungen verbessert worden waren, nahmen die Versuche in Güstrow einen günstigen Verlauf; es gelang hier zum ersten Male, einen wechselseitigen Verkehr zwischen mehreren mit Erdantennen ausgerüsteteten Stationen zu erzielen.

Über diesen Funkversuche tauschte ich mich mit den Güstrower Amateurfunkern aus und stellte ihnen Recherchematerialien zur Verfügung.

FEUERWEHR Güstrow