Fortlaufende Ortschronik von Garz (Usedom)
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Garz (Usedom) |
Zeitlicher Schwerpunkt | fortlaufend |
Urheberrechte | |
Erstellungszeitraum | seit 2020 |
Publikationsdatum | veröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Geschichte der Gemeinde Garz (Usedom) |
Status (Ampelsystem) | in fortlaufender Bearbeitung |
Zur Geschichte von Garz
Abgeschrieben von Dokumenten, die 2009 in der Kirche Garz ausgestellt waren:
In der Vita eines Prüfeninger Mönches wir über eine Segelfahrt von Bischof Otto I. von Bamberg bei seiner ersten Missionsreise (1124) nach Pommern berichtet. Von Stettin fuhr er übers Haff in die kleine Stadt Griditz (im dt. Burg oder Burgwall) und dann weiter nach Liubin (heute Lebin) am selben Tag, deuten auf unser Garz.
Ob Otto I. bei diesem Besuch einheimische Heiden taufte oder sogar eine Kirche gründete ist nicht eindeutig belegt, aber stark zu vermuten. Demnach könnte Garz das älteste Kirchdorf der Insel sein und viel älter als es Urkunden belegen können.
Den ersten urkundlichen Hinweis auf unser Dorf gibt es im Jahre 1231, wo ein Parochianus Petrus aus Gardist (Garz) mit seiner Unterschrift ein amtliches Schreiben beglaubigt. 11 Jahre später (1242) bezeugt eine Kaufurkunde den Verkauf der beiden Dörfer Gardis und Kasibour, von den slawischen Besitzern Sabic und Rozsuar, an das damals noch pommersche Kloster Dargun.
Die Reste des Burgwalls der einstigen bronzezeitlichen Fluchtburg auf dem Golmberg, zeugen sogar von einer über 2700-jährigen Geschichte der Besiedlung und Nutzung des Garzer Gebietes durch Menschen.
... im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)
1124 besuchte Bischof Otto von Bamberg bei seiner ersten Missionsreise in Pommern Gridiz (im deutschen: „kleine Burg“). Vermutlich handelte es sich dabei um das heutige Dorf Garz.
1242 wird urkundlich belegt, dass die slawischen Besitzer Sabik und Rozsvar, das Dorf Gardis an das Kloster Dargun verkaufen.
Um 1450 wurde die heutige Kirche gebaut.
Wegen einer vielbereisten Handelsstraße (Anklam-Garz-Wollin) wurde die Kirche durch eine Gilde (Bruderschaft) als eine Art Nachtlager und Asylheim für Reisende eingerichtet.
Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)
1602 eine Windmühle wird erwähnt
bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)
unter Schwedens Herrschaft (1648 - 1720)
1693 Einwohner: 1. Petter Schütt ist Schulze, 2. Hans Pardell und 3. Jochom Pervetz sind Vollbauern und haben ein jeder gleichviel Land zu bewirtschaften. 4. Jocom Knut ist ein Müller, wie gesagt wird, der fast so viel Land wie ein Bauer hat. %. Michel Gottas ist ein Kossat und hat Land von 2 Kossatenhöfen.
Dieses Amtsgut Gartz ist auf dem Lande Ysedom im Amt Pudagla belegen und liegt auf der Inselseite zum Frischen Haff. Dessen Land ist sehr bergig und sandig. Auf allen Seiten des Dorfes liegen hohe Berge mit Eichen- und Kiefernwald drauf.
Dessen Grenzen gehen im Süden mit dem Frischen Haff zusammen, zum Osten mit dem Amtsdorf Camminken, zum Norden mit der Kronheide und Korswantz, zum Westen mit Cirkow, Kutzow und Newerow. Kirche gibt es im Dorf, mit einem Turmdrauf, doch deren Pastor wohnt in Zirkow.
In alten Zeiten haben 9 Bauern hier im dem Dorf gewohnt und 2 Kossaten, deren Höfe liegen wüst und unbebaut, von den Bauern 6 Stück und eine Kossatenstelle.
...Für Wolfsnetze wird von jedem wie in den anderen Amtsdörfern jährlich Hanf und Geld gegeben.
Lebenserwerb und Unterhalt haben die Bauern in Gartz teils von ihrem Acker, wovon sie mit der Zeit etwas verkaufen können, teils auch mit ihrem Vieh, von dem sie einen schönen Haufen haben und jährlich davon verkaufen, teils auch von ihren Fischen, welche sie wohl meistens für ihren Hausgebrauch bedürfen.
unter Preußen (1720 - 1813)
1781 starben an „Roter Ruhr“ 33 Menschen.
1788 Der Glockemturm ist baufällig. Die Glocken extra gelagert.
Seit 1800 entwickelte sich Garz vom Fischerdorf zu einem Arbeiter und Eigentümerdorf. Mehr als die Hälfte der Garzer Familien (etwa 60) lebten um 1925 von einer Arbeitsstelle in Swinemünde. Auch die Bauern und Landwirte hatten ihre Kunden hauptsächlich in Swinemünde.
bis zur Reichseinigung (1813 bis 1871)
1856 Glockenstuhl vor der Kirche errichtet.
1866 Choleraepidemie kostet viele Menschenleben
Kaiserreich (1871-1918)
1918 - große Glocke muss für den Krieg abgeliefert werden.
1918 im I. Weltkrieg kamen 18 Garzer Einwohner ums Leben
Weimarer Republik (1918-1933)
Drittes Reich (1933-1945)
1934 August Lempke, Kirchenältester spendet eine neue Glocke.
1935 Bau des Fliegerhorstes in Garz
1938 Windmühle wurde abgerissen, störte den Flugbetrieb.
1943 In der Senke auf dem Berg Golm wird ein Friedhof für Marinesoldaten und ein Teil des Friedhofes für andere Waffengattungen angeklegt.
1942 Die kleine Glocke muss für Kriegszwecke abgeliefert werden.
1945 im 2. Weltkrieg blieben 29 Männer und Jugendliche auf den Schlachtfeldern. Weitere 10 Einwohner starben nach Ende des Krieges durch Gewalt oder Suizid.
1945 am 12. März wird Swinemünde von 671 Flugzeugen mit 1609 Bomben angegriffen. Da sehr viele Flüchtlinge vom Osten bis nach Swinemünde gekommen waren, können die Toten nur geschätzt werden (ca. 20.000), die dann in Massengräbern auf dem Golm begraben wurden.
Am 4. Mai 1945 wurde Garz durch sowjetische Flugzeuge bombardiert.
SBZ und DDR (1945-1990)
1945 - 1992 Flugplatz von Roter Armee genutzt, bis 1984 auch mit Panzer
1950 Errichtung einer Maschinen Ausleihstation MAS im Kanonanschuppen.Der Schuppen stammte noch aus der Zeit der Garnison Swinemünde auf dem Exerzierplatz.
1953 wird die Plastik "Frierende Faru im Soldatenmantel" vom Bildhauer Leptin aus Bansin aufgestellt.
1960 Gründung der LPG und MTS (Maschinen-Traktoren-Station)
1962 Teilnutzung des Flughafen durch die "Interflug" - Fluggesellschaft der DDR.
1975 Bildhauer Wolfgang Eckhard aus Rostock gestaltet den Rundbau auf dem Friedhof Golm mit der Inschrift "Das nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint" (Johannes R. Becher)
die heutige Zeit
1990 Zivile Nutzung des Flughafens
2000 am 01.03. geht die Kriegsgräberanlage in die Trägerschaft des Volksbundes Deutscher Kriegsgäberfürsorge über.
2005 Neue Glocke durch Spenden eingeweiht, Glockemgießerei Bachert, Karlsruhe Inschrift: "Sorget Ihr, die Ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibe." (Worte von Theodor Heuss)
2006 Verwaltung : Amt Useedom-Süd, vorher: Amt Ahlbeck-Stettiner Haff
2007 Grenze nach Polen geöffnet - erst nur für Fußgänger, Radfahrer und Reisebussse, ab 2007 auch PKW.
2011 Fluggäste im Jahr: 33.291
2018 Neues Ferienhausgebiet entsteht zwischen Zirchow und Garz.
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:
Die Kirche
Von Dokumenten, die 2009 in der Kirche ausgestellt waren:
Wo sich die erste Garzer Kirche befand ist nicht mehr bekannt. Oft waren die ersten Inselkirchenschilfgedeckte Holzkirchen, die von den Mönchen des Klosters Grobe (bei Usedom) gebaut wurden. Die Mönche gingen in die Dörfer und gründeten die ersten christlichen Kirchgemeinden auf der Insel.
Die jetzige Garzer Kirche stammt zum größten Teil aus dem 15. Jh., ist durch viele spätere Veränderungen aber ein Bauwerk der letzten Jahrhunderte. Ein Feldsteinbogen hinter dem Altar, das Altarfundament aus Feldsteinen und Teile der Grundmauern könnten sogar schon aus dem 12. Oder 13. Jh. Stammen. Giebelblenden im Stil der Spätromanik
bis Gotik, eine entfernter Anbau an der Nordseite, die zugemauerten kleinen Fenster und der ehemalige Eingang an der Südseite, machen es fast unmöglich das einstige Aussehen der Kirche nachzuempfinden.
Ein hölzerner Glockenturm wurde im 18. Jh. Wegen Baufälligkeit entfernt. Aus Geldmangel wurde 1854 vor der Kirche ein freistehender Glockenstuhl errichtet.
Auf den Grundmauern des Vorgängerbaues baute die „Elenden Gilde“ (eine Bruderschaft) die Kirche um 1450 wieder auf und richtet hier eine Art Asylheim ein. Bedingt durch die vielbereiste Handelsstraße (Anklam-Garz-Wollin) suchten hier Reisende und Händler Schutz und Nachtlager, bevor sie am nächsten Tag über den Fluss Swine mit Fährkähnen auf die Insel Wollin übersetzen konnten.
Die Innenausstattung des 18.Jh. hatte sicherlich einmal eine farbenfrohe Bemalung. Der jetzige Altar ersetzte einen Schnitzaltar (Katharinenaltar), der vermutlich im 30-jährigen Krieg von den Schweden geraubt oder zerstört wurde.
Die alte Sakramentniesche stammt schon aus dem 16. Jh.
Zwei Kirchenschiffsmodelle (Votivschiffe) erinnern an die Nähe zur Seefahrt (Swinemünder Hafen). Beim großen Schiff (anno 1770) handelt es sich um eine preußische Fregatte. Die Initialen F.R. weisen auf den Preußenkönig Friedrich II. hin. Das kleine Schiff wird etwas jünger (um 1825) sein. Der genaue Ursprung dieser Schiffe ist nicht bekannt. In der Ostseeregion wurden den Kirchen von Seeleuten gebaute Votivschiffe gestiftet. Sie dienten zur Erinnerung an gefährliche Fahrten oder sie zeigten Gott dadurch ihren Dank für ihre Errettung aus Seenot.
Die Orgel mit ihren aus Platzmangel nach vorne und zur Seite gekrümmten Holzbässen wurde 1856 von der Orgelbaufirma Kaltschmidt aus Stettin eingebaut.
Totenbrettchen und Holztafeln erinnern an Krankheit, Schicksalsschläge und Kriege der letzten Jahrhunderte. Auf ihnen stehen zum Teil Namen von ehemaligen Garzern, deren Enkel und Urenkel heute im Dorf leben.
Der Kirchenboden wurde in alten Zeiten von den Fischern des Dorfes zum Trocknen und Aufbewahren der Fischernetze genutzt. Darum gibt es auch kein Gewölbe und das Dach verläuft auffällig steil.
Die um den Kirchhof aus lose aufeinander gestapelten Feldsteinen bestehende Mauer wurde bereits 1575 erwähnt. Sie war zur Stabilität mit Moos (Mosch) bewachsen.
Die Reste der auf dem Kirchhof stehenden Linde gehören zu einem Baum, der nach Einschätzung eines Baumkundlers vor ca. 700 Jahren gepflanzt wurde. Die Linde hatte vor dem Sturmschaden 1992 einen Umfang von 8,50 m.
Der Golm und seine Umgebung
Im Jahre 2000 entstand diese Ausstellung der seit 2006 aufgelösten Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm e.V. in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Zirchow. In der Ausstellung sind wichtige geschichtliche Fakten und Bildmaterial zusammengetragen worden. Sie gibt Einblicke in die Wechselhafte, durch Krieg und Elend gezeichnete Geschichte des Golms und der umliegenden Dörfer. Die Anfänge und die Entwicklung des Weltbades Swinemünde bis hin zum Bombenangriff 1945, sowie die Gründe für die Trennung der Stadt von Deutschland nach dem Kriege werden dargestellt. Im Mittelpunkt der Dokumentation steht aber der Golm als Mahnmal für tausende Kriegstote. Heute ist der Golm eine würdige und besinnliche Gedenkstätte und zum großen Teil auch Begräbnisstätte für die mehr als 20000 Kriegstoten des Swinemünder Gebietes. Die Autoren stützten sich dabei auf Chronisten, Geschichtsbücher, Lexika, Zeitzeugen, Heimatbücher und Archivmaterial.
Sehr viel Unterstützung kam von den Bewohnern der umliegenden Orte. Und von ehemaligen Swinemündern. Mit Bildmaterial, Infos und Hinweisen trugen sie zum Gelingen dieser Ausstellung bei, die mittlerweile in den Besitz der Jugendbegegnungsstätte Kamminke gegeben wurde. Die Ausstellung wird ihnen hier in der Garzer Dorfkirche vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge präsentiert.
Daniel Kühlcke (2009)
Garz in der Zeitung 2091 bis 2013
Sagen, Geschichten und Legenden rund um den Golm und Garz
Sagen vom Golm Usedom-Wolliner Sagen, Haas 1924 S 54 f
Der Gollen auf Usedom
Die schwarze Frau auf dem Golm
Die verwünschte Frau im Golm
Milchmädchen soll die Prinzessin im Golm erlösen
Landmann soll für die Prinzessin Purpur kaufen
Die Prinzessin im Golm erscheint mehreren jungen Leuten
Die Prinzessin als Hirschkuh
Wie die Prinzessin erlöst werden kann
172. Der Gollen auf Usedom.
Auf der Insel Usedom, nicht weit von dem Dorfe Caminke am Haff liegt ein Berg, der Gollen oder Gollenberg geheißen, der in ganz Pommern wegen der schönen Aussicht bekannt ist, die man auf seiner Spitze hat. Der ist auf folgende Weise entstanden: In alten Zeiten lebte auf der Insel Usedom ein Fürst, der nur eine einzige Tochter und viele Schätze hatte. Er war sehr geizig, und wollte daher, um von den Schätzen nichts zu missen, bei seinen Lebzeiten die Prinzessin nicht verheirathen, wies vielmehr alle Freier zurück. Als er nun aber endlich starb, da war die Prinzessin schon in die Jahre gekommen, und eben so häßlich geworden, wie sie früher schön gewesen war. Deshalb wartete sie auch vergebens, daß sich noch ein Freier melden werde. Zuletzt erschien indeß ein mächtiger Zauberer, der wollte sie freien. Aber weil er grundhäßlich war, so gab sie ihm einen Korb. Darüber ergrimmte der Zauberer, und er verwandelte das Schloß, in welchem sie wohnte, in einen Berg, und bannte sie mit ihren Schätzen auf ewige Zeiten in denselben. Dabei sprach er die Worte:
Do ligt dat Gollen (Gold),
Schall mi wol över hollen,
Bet stumm'n betern Frieger kümmt
Ub'n Hansdag, 'n rein Sundagskind!
Der Berg, der also entstanden war, erhielt von da an den Namen, den er noch führt, und die verwünschte Prinzessin muß seitdem im Innern desselben bei ihren Schätzen sitzen und die hüten. Alle Jahre auf den Johannistag kommt sie heraus, um zu sehen, ob der stumme Freier, das reine Sonntagskind, sie noch nicht freien und erlösen will.
Zuletzt hat man sie noch im Jahre 1822 gesehen. Am Johannistage solchen Jahres spielten einige Kinder aus dem benachbarten Dorfe am Gollenberge, als sie auf einmal von diesem herabkam, und auf die Kinder zuging. Die Kinder liefen aber schreiend davon. Da sah man sie langsam und trauernd zurückkehren.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 172
Flurnamen auf der Garzer Feldmark
Zerninsee-Senke
Es war früher es ein See, in dem die Garzer auch gefischt haben. Nun ist der See verlandet und es ist ein Moorgebiet.
Golm
Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung
Golm (Usedom) bei Wikipedia Das Relief der heutigen Odermündung entstand erst durch die sogenannte Weichseleiszeit, als ein letzter Gletschervorstoß dieses Gebiet formte. Der Rückzug der Vereisung erfolgte vor 14000 bis 15000 Jahren. Durch Hebungen und Senkungen des Bodens erhielt die Ostsee ihre heutige Form und die Verbindung zur Nordsee. Noch vor 3000 Jahren war der Golm ständig von Ostseewasser und Oder umspült. In 1000 Jahren verlandete die Odermündung und viele Inseln entstanden.
1860 bei Aufforstungsarbeiten erste Bodenfunde – eine 13 cm lange, sehr sauber gearbeitete Felsgesteinsaxt und in der Nähe eine kleine sechs Zentimeter hohe, gehenkelte Tasse.
1892 wurde erstmals von einem Burgwall auf dem Golm berichtet. (slawischen Ursprungs lt. Burkhardt) Er erwähnte auch jungbronzezeitliche Urnengräber auf dem Golm, die Lage ist nicht mehr bekannt.
Der Golm gehört zum Gemeindegebiet des Ortes Garz.
1584 älteste Reisebeschreibung durch den hessischen Pfarrer M. Johann RHENAN. Er suchte nach Bodenschätzen (Salz und Erze) : ...daß gebirge Gollen [Golm] ..Durchzogen undt besehen, Aber weniger denn nichts befunden habe.
1693 schwedische Landesmatrikel: ..ein von Eichen und Buchen bestandener Berg des Amtsdorfes Garz beschrieben und aufgezeichnet.
1821 Sohn des „Königs von Swinemünde“, Krause regt den Bau einer Säule auf dem Golm an und unterstützt den Bau. (für Oktoberfeuer, für Gedenken Völkerschlacht bei Leipzig).
1834 Halle mit Säulen errichtet auf dem Golm. 1863 Abriß.
1848 Straße zum Golm gebaut, es ist die erste befestigte Straße von Swinemünde.
Eine Quelle auf dem Golm wird Luisenquelle genannt, da Luise von Preußen für die Straße gespendet hat. Die Quellen am Nordhang des Golms wurden bis zum Zweiten Weltkrieg von einer Swinemünder Firma zur Mineralwasser-Produktion genutzt.
1870 Ein einfaches Gebäude mit Aussichtsturm wird errichtet. Genannt „Onkel Thoms Hütte, nach dem Betreiber Thoms. Ab Himmelfahrt begann die Saison auf dem Golm. Der Esel bringt Bier auf den Berg, Ponywagen bringen das Trinkwasser. Schieß- und Würfelbuden, Aussichtsturm aus Holz, Fernrohr und Schaukel sind vorhanden. Bis Ende des Sommers 1944 war Onkel Thoms Hütte geöffnet.
1876 am 15. Mai wird die Eisenbahnstrecke bis Swinemünde eingleisig fertig. Gleisbett und Brücken schon für 2. Gleis errichtet. – und ist 1908 bereits zweigleisig.
Seit Sommer 1880 hält der Zug einmal vormittags und einmal nachmittags an der Blockhaltestelle 22 – Golm für die Gäste.
1935 – 1937 wird der Fliegerhorst Garz als militärische Anlage gebaut. In den letzten Kriegsjahren werden auf dem Golm Schützengräben ausgehoben und Baracken für ca. 200 Soldaten errichtet. Seit dem Sommer 1943 werden auf dem Golm verunglückte Soldaten von U-Booten, des Fliegerhorstes und im Swinemünder Lazarett gestorbene Soldaten beigesetzt. Auch Tote der Flüchtlingstrecks, die wochenlang unterhalb des Golms entlang zogen, wurden dann hier bestattet.
den Mittagsstunden des 12. März 1945 kam es zu einem amerikanischen Bombenangriff auf die Stadt Swinemünde, in der sich zu diesem Zeitpunkt aufgrund von Flüchtlingsströmen mehr als 100.000 Menschen aufhielten. Rund 20.000 von ihnen verloren bei diesem Angriff ihr Leben. Nahezu alle Opfer wurden anonym in Massengräbern auf dem Golm bestattet.
Seit 1967 ist der Golm mit seiner unmittelbaren Umgebung ein Naturschutzgebiet. Die Umgebung des Golm ist durch einen ausgedehnten Buchenwald mit entsprechender Flora und Fauna geprägt. So wurden am Golm und seiner Umgebung unter anderem Bruten von Wanderfalken, Seeadlern, Wespenbussarden, Wiedehopfen und Raufußkauz nachgewiesen. Nach 1990 wurde darüber hinaus der Uhu wieder angesiedelt. Zu den hier zu findenden Pflanzen zählen unter anderem der Waldschwingel, das Christophskraut und die Zwiebeltragende Zahnwurz.
1968 wurde der Rostocker Bildhauer Wolfgang Eckardt mit dem Bau eines „Mahnmals gegen Krieg und Faschismus“ beauftragt. Seinen Vorschlägen folgend wurden die vier bis dahin getrennten Friedhöfe durch entsprechende Rasenflächen gestalterisch vereinigt.
An zentraler Stelle auf dem Berg entstand bis 1975 ein zweigeteilter Ringbau aus Beton von mehreren Metern Durchmesser. Dieser ist begehbar und trägt an den Innenseiten der Betonmauern die Inschriften „DREIUNDZWANZIGTAUSEND TOTE DES ZWEITEN WELTKRIEGES MAHNEN“ sowie „DASS NIE EINE MUTTER MEHR IHREN SOHN BEWEINT“. Auf ein geplantes Relief wurde, sowohl aus finanziellen als auch aus künstlerischen Gründen, verzichtet.
Es wurde die vom Bansiner Bildhauer Rudolf Leptien 1952 geschaffene Plastik „Die Frierende Frau im Soldatenmantel“ nicht aufgestellt, da er 1959 nach West-Berlin flüchtete. Erst 1984 erfolgte die Aufstellung der auf seinem ehemaligen Grundstück gefundenen Figur. (Episoden Zempin Herr Fritz Heinz)
Golm – Skulptur von Rudolf Leptien (1907-1977) Die „Frau im Soldatenmantel“ wurde von Fritz Heinz, jetzt in Zempin wohnend, aus eigenem Entschluss 1984 auf dem Golm aufgestellt. Fritz Heinz, Brief vom 9. Oktober 2002: „Diese Skulptur habe ich persönlich im Herbst 1984 in einer >Nacht- und Nebelaktion< aufgestellt, nachdem ich mich mit der Geschichte des Golm vertraut gemacht habe. Ich erfuhr von dieser Skulptur, holte sie mit Kran und LKW, nicht ganz legal, von einem Grundstück in Bansin und stellte sie auf dem Golm auf. Nur wenige waren in diese Aktion eingeweiht.“
(aus: Kriegsgräberstätte Golm Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge ISBN 3-935749-26-0)
1990 wird die Verantwortung für Pflege und Erhaltung der Gemeinde Kamminke übergeben.
1992, am 12. März, wurde die Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm e. V. gegründet. Ziel des Vereins ist der Einsatz für die Erhaltung und würdige Gestaltung des Kriegsopferfriedhofes Pastor Simon und Frau besonders aktiv!).
Seit März 2000 ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Träger der Gedenkstätte
Ab 1995 wurde die Gestaltung des Geländes durch zusätzliche Elemente ergänzt. So wurden um den Rundbau verschiedene Kreuze aus Granit und Holz sowie Bronzetafeln mit den bekannten Namen von hier beerdigten Toten aufgestellt. Darüber hinaus wurde ein Schaukasten am Beginn des Aufgangs zur Gedenkstätte sowie ein Informationsgebäude mit Informationen zur Geschichte des Ortes errichtet.
Am 13. März 2005 erfolgte die Eröffnung einer, vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in der ehemaligen Kamminker Dorfschule eingerichteten, internationalen Jugendbegegnungsstätte.
Am 26. August 2010 musste der Volksbund die Namenstafeln auf dem Golm angesichts mehrerer Diebstähle entfernen lassen. Hier können Sie alle Tafeln, wie sie zuvor auf dem Golm installiert waren, noch einmal einsehen.[1]