Revier Schnatermann

Aus Ortschroniken
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Entstehungsgeschichte vom Torfstecherkaten, der Baumwärterstelle und dem Revier

Name/erstes Vorkommen

1774
Im Landesherrlichen Regulativ zur Rostocker Heide ist zu lesen:
"Torfstecherkaten am Schnatermanns-Graben wird zur Holzwärter-Wohnung eingerichtet"
1794
Forstinspektor Becker nennt erstmals ein Revier Schnatermann

Die Region um den Schnatermann im Spiegel von Karten und Luftbildern


Der Schnatermann - das Anwesen

Das Forsthaus Schnatermann 2006 Foto: Wilfried Steinmüller)

Die Borwinseiche

Die Borwinseiche im Jahre 1920 (Quelle: Heidearchiv)
Um 1870 erhielt eine mächtige Eiche zu Ehren von Fürst Borwin III., der den Hansestädtern am 25. März 1252 ihre ab dann so genannte „Rostocker Heide“ verkaufte.
Rostock gehörte seither, bis heute zu den fünf größten städtischen Waldbesitzern in Deutschland. Die Kaufurkunde ist das älteste im Stadtbesitz befindliche Rechtsdokument, in dem auch eine Kopie der nicht mehr existierenden Stadtrechtserklärung enthalten ist.
Die alte Eiche stand als Symbol für den Rostocker Waldbesitz und war häufig aufgesuchtes Wanderziel.
Angesichts der oft hier stattfindenden feuchtfröhlichen Gesellschaften hieß sie im Volksmund zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch „Bramwienseik“ (Branntweinseiche).
Der Überlieferung nach ließ der Forstinspektor Garthe die Eiche nicht nur offiziell umbenennen um den einstigen Landesfürsten zu ehren, sondern auch um per Verbot die feucht-fröhlichen Treffen an der Eiche für die Zukunft zu unterbinden.
Ab etwa 1940 starb die Eiche ab und stürzte 1952, dem Jahr der Enteignung und Verstaatlichung der Rostocker Heide um.
Nach der Wiederrückführung der Rostocker Heide an die Hansestadt im Jahre 1992 wurde neben den vermodernden Resten der alten Eiche die „Neue Borwinseiche“ gepflanzt. Der Rostocker Oberbürgermeister Professor Schröder gab der neuen Eiche mit auf den Weg, daß sie in den kommenden Jahrhunderten wieder zu einem lebendigen Symbol des städtischen Rostocker Waldeigentums heranwachsen möge.

Das Revier Schnatermann chronologisch und die ihm vorstehenden Baumwärter bzw. später Revierförster

1774
Im Landesherrlichen Regulativ zur Rostocker Heide ist zu lesen:
"Torfstecherkaten am Schnatermanns-Graben wird zur Holzwärter-Wohnung eingerichtet"
1794
Forstinspektor Becker nennt erstmals ein Revier Schnatermann
1800
Oberforstmeister von Wickede zu Dargun bestätigt, daß Johann Joachim Krüger (Kröger ?) aus dem Schnatermann drei Jahre bei ihm gelernt hat.
1820
starb der pensionierte Holzwärter Johann Heinrich Kröger auf dem Schnatermann 113 Jahr alt. (BK)
1823
Verbotener Aufenthalt des Claus Hinrich Hoff bei seinem Schwiegervater, dem Holzwärter Kröger am Schnatermann
1829
11. Jan - starb der Holzwärter aus dem Schnatermann Claus Kröger 63 J.alt. Er hinterläßt minderjährige Kinder (BK)
1830
Einrichtung eines Holzplatzes auf dem Schnatermann
1837
Den 7. u. 8. Apr. fiel so viel Schnee, daß einige Gebäude bis zum Dach zugeschüttet waren
den 29. Nov. wüthete ein Orkan. (BK)
1850
Wird von einem nicht namentlich genannten Jäger berichtet, der am Schnatemann erschossen worden war.
1870
Carl Friedrich Theodor Strömann, der später zum Heide-Original werden sollte, wird dem Jäger Lübz im Revier Schnatermann als Hilfsjäger zugewiesen.
17 Jahre diente Strömann hier zunächst als Hilfsjäger und zuletzt als Jäger und Reviervorsteher.
1882
Jäger Lübz erzählt zum ersten Mal die Schnatermann Sage (in zwei Versionen)
1899
-2.März - Jäger Lübz geht in Pension,
-der Holzwärter A. Voß von Markgrafenheide tritt seine Nachfolge an.
-Hilfsjäger Hohenstein (Schnatermann) tritt die Nachfolge für Voß in Markgrafenheide an.
1901
14.April - Jäger Voß vom Schnatermann übernimmt in Wiethagen die Stelle des pensionierten Jägers Sturm.
Revierförster Ludwig Köster (l.) und Forstinspektor Max Garthe (Quelle: Heidearchiv)
1912
Erhebung der Heideortschaften Hinrichshagen, Markgrafenheide, Schnatermann, Wiethagen und Meyershausstelle zu einem selbständigen Ortsvorsteherbezirk
1914
Während des Ausbruches des Weltkrieges wird Förster Köster im Revier Schnatermann genannt.

Der Schnatermannstein und die Gründungssage vom Schnatermann

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Vom Spökstein zum Bismarkstein

Die Forstwirtschaft im Revier Schnatermann

Die Schneisen

Vom Baumwärterhaus zum Ausflugsrestaurant

Das Ausflugsziel

;Wie es mit dem Schnatermann begann

Besondere Orte, die den Erholung suchenden Rostockern schon seit Generationen Ziel des Sonntagsausfluges ins Grüne sind, gab es in den vergangenen Jahrhunderten reichlich. Ob Wilhelmshöhe in der Stoltera, oder die Ausflugsrestaurants „Zur Rostocker Schweiz“ und „Wald-Restaurant“ am Rande der malerischen Rostocker Schweiz. Das allererste jener grünen Tagesausflugsziele rund um Rostock jedoch war der noch heute gern besuchte „Schnatermann“ am Rande der Rostocker Heide.
Im Frühling des Jahres 1794 nahm alles seinen Anfang. Der oberste Verwalter der Rostocker Stadtwaldungen, Forstinspektor Hermann Friedrich Becker startete in der damals gern gelesenen „Monatsschrift von und für Mecklenburg“ einen Aufruf an die Bürger der Hansestadt. Der trug den Titel:
„Aufforderung an Rostocks Bürger, sich einen schön gelegenen Ort zum Vergnügungsplatz einrichten zu lassen.“
Becker hatte fünf Jahre zuvor bei seiner Fußwanderung durch das Rheinland eine Vielzahl Ausflugsstätten das Rheinufer entlang gesehen und sich in vielen von ihnen auch ausgiebig vergnügt wie seine Aufzeichnungen aus diesen Wandertagen belegen. Nun ist Mecklenburg nicht das Rheinland, aber der umtriebige Forstmann meinte auch bei den Norddeutschen ein großes Bedürfnis nach Erholung verbunden mit unterschiedlichen Vergnügungen entdecken zu können.
In seinem Aufruf heißt es unter anderem: „Die Stadt Rostock ist seit einigen Jahren, vorzüglich durch Bauten, sehr verschönert, und es ist zu glauben, daß reiche Leute, die besonders bey der Wahl ihres Aufenthalts auf die Annehmlichkeiten derselben sehen, sich in Rostock mehr wie sonst etablieren werden. …“
Ein besonders idyllisches Fleckchen an der Grenze zum Amtsgebiet des herzoglichen Amtes Toitenwinkel , hatte der umtriebige Forstmann bereits dazu ausersehen. Hier, wo ein städtischer Holzwärter seinen Dienstsitz hatte und das Ufer des Breitlinges den Flößern als Ausgangsbasis diente um das Heideholz über die Warnow nach Rostock zu transportieren schienen ihm alle wünschenswerten Bedingungen erfüllt: „Ein durch die Natur begünstigter Ort ist der sogenannte Schnatermann an einer Ecke der Rostocker Heide. Es ist zu bewundern, daß dieser Ort nicht schon lange die Aufmerksamkeit der Rostocker auf sich gezogen hat; er liegt nahe bei Studhoff und dicht am Breitling; ist eine halbe Meile von Rövershagen, und noch keine Viertelmeile von Warnemünde entfernt. Man kann sowohl von Lande, als auch vom Wasser dahin kommen. … An dem Ort selbst ist zwar nur ein Haus, das der Holzwärter bewohnt, dieses ist aber vor zwey Jahren ganz neu aufgebauet und enthält einige geräumige Zimmer. Vor dem Hause ist ein kleiner Brink, an den der Breitling stößt; gerade gegen dem Hause über liegt Warnemünde und der ganzen Gegend um der Warnow, ist mahlerisch schön. Man sieht die sämmtlichen Schiffe, welche von Rostock nach Warnemünde gehen; an jener Seite der Warnow Lichtenhagen und das Dobbransche Holz, Schmarl, Marienehe und mehrere andere Dörfer; an der linken Seite liegt Peets , Petersdorf, Studhoff - auch stellt sich Rostock in seiner Länge entfernt sehr angenehm dar. Hinter dem Hause ist unmittelbar das Holz, welches aus jungem Dickicht allerley Art bestehet, und der eben so gut zu schönen Prommenaden wie der Buchenberg zu Dobberan eingerichtet werden kann. Ich überlasse es Andern eine mahlerische Beschreibung dieses Orts zu entwerfen, das aber kann ich bezeugen, daß ich in Mecklenburg , welches ich ziemlich gut durchreiset bin, wenige Orte gefunden habe, die so viele Vorzüge der schönen Natur besitzen als dieser . …“
Becker wusste auch, das von hier, ein Stück in die Rostocker Heide hinein im Boden des Heidesandes das beste Mineralwasser Mecklenburgs zu finden ist, welches er noch vor dem seit zwei Jahren in Heiligendamm zu Kuren ausgeschenkten Glashäger Mineralwasser in der Qualität hervorhob. Übrigens wissenschaftliche Untersuchungen aus dem Jahre 1985 bestätigten diese Annahme des Forstinspektors fast 200 Jahre später.
„Wäre ich ein Städter , so würde ich keinen Ort lieber zum Brunnentrinken wählen. Es ist schön, daß man hier alle Bedürfnisse von Rostock ohne viele Umstände zu Wasser haben kann; wollte man auch nicht grades Wegs von hier ein Boot nach Rostock schicken, so ist doch täglich von Warnemünde Gelegenheit dorthin, und Warnemünde ist , wie gesagt, keine Viertelmeile entfernt. Wer diesen Ort von Rostock besuchen will, kann zugleich nach Warnemünde reisen und diese Tour in einem halben Tag beenden, braucht also nicht viele Zeit und Unkosten dabey zu verschwenden. Kömmt er zu Lande, so kann er sich zur Überfahrt nach Warnemünde des Holzwärters Boot bedienen. ..“
Seine rheinländischen Erlebnisse vor Augen schlug er auch gleich die Gestaltung des neuen Ausflugszieles vor: „
Diesen Ort schlage ich meinen Mitbürgern zur Verschönerung , oder vielmehr zum bequemen Genießbrauch vor. Vorzüglich würde hiezu zweckmäßig seyn, daß in dem größtenteils salzem Wasser des Breitlings ein oder ein Paar Badehäuser bebauet würden, daß Spaziergänge, Rasenbänke und Lauben angelegt, Fortuna und Kegelbahnen gemacht, eine Scheibe zum Wettschießen erichtet würden etc. . Wenn die Stadt hiezu nur 100 Reichstaler hergiebt, so kann schon sehr vieles ausgerichtet werden. Etwas prachtvolles anzulegen würde nicht zweckmäßig seyn, sondern die Ausführung müßte nur ländlich und nett gemacht werden. Daher würden auch keine bis massive und große Badehäuser gebauet werden können, sondern nur hölzerne Häuschens von der Art wie man sich derselben am Rhein und Neckar bedient, und wovon das Stück etwa 12 bis 16 Reichstaler kosten mag. Sollten meine werthen Mitbürger meinen Vorschlag annehmlich finden, so bin ich gerne geneigt die Ausführung zu übernehmen.
F. Becker, Forst-Inspector“
Die Stadt erübrigte keine hundert Reichstaler um Beckers Vorschlag in die Tat umzusetzen, sondern erteilte dem jungen Forstbeamten eine scharfe Rüge als der schließlich noch im selben Jahr auf eigenen Faust an deren Umsetzung ging. So entstand nur ein Badehaus neben dem Biergarten sowie eine alleebestandene Spaziermeile mit einladenden Bänken und ein Scheibenschießstand. Die Kegelbahn wäre ja noch eine ergänzende Idee, um in unseren Tagen umgesetzt zu werden. Und bereits im Laufe des Sommers 1794 entdeckten die ersten Rostocker das propagierte Ausflugsziel für sich. Eines ihrer Liebsten ist es geworden und bis in unsere Tage geblieben.

* 1846 Sängerfest am Schnatermann

Kanalprojekte über die Jahrhunderte

Die Borwinseiche

Der Kanal zum Radelsee