Fortlaufende Ortschronik Goldenbow Autor Christian Pagenkopf: Unterschied zwischen den Versionen
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'''1247''' wird nach dendrochronologischen Untersuchungen auch als Baujahr für die romanische Apsis und dem Chor der Frauenmarker Kirche genannt. Die Kirche wurde als Wehrkirche errichtet. Mit dem Bau der Kirche begann wohl auch die Besiedlung des Grenzgebietes an der alten Landstraße von Crivitz nach Parchim durch deutsche Siedler. Bis zum 15. Jhd. dienten sie auch als Flucht- und Wehrkirchen, zunächst vor den Überfällen und Raubzügen einiger noch verbliebener slavischer Stammesgruppen im Land Ture und später auch vor den Raubzügen der Raubritter und anderer Räuberbanden sowie den andauernden Auseinandersetzungen der feudalen Landesherren um das ehemalige Land Parchim. Beispiele hierfür sind neben der Frauenmarker Kirche die Kirchen in den Nachbarorten Kladrum [https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Kladrum] und Wessin [https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Wessin] , mit bis zu 3 m dicken Grundmauern (Frauenmark) und Schießscharten im Turm (Wessin). Auch die alte Severiner Kirche soll eine Wehrkirche gewesen sein. Die spätromanischen Kirchen gehören zu den ältesten in Mecklenburg erhaltenen Kirchenbauten. | '''1247''' wird nach dendrochronologischen Untersuchungen auch als Baujahr für die romanische Apsis und dem Chor der Frauenmarker Kirche genannt. Die Kirche wurde als Wehrkirche errichtet. Mit dem Bau der Kirche begann wohl auch die Besiedlung des Grenzgebietes an der alten Landstraße von Crivitz nach Parchim durch deutsche Siedler. Bis zum 15. Jhd. dienten sie auch als Flucht- und Wehrkirchen, zunächst vor den Überfällen und Raubzügen einiger noch verbliebener slavischer Stammesgruppen im Land Ture und später auch vor den Raubzügen der Raubritter und anderer Räuberbanden sowie den andauernden Auseinandersetzungen der feudalen Landesherren um das ehemalige Land Parchim. Beispiele hierfür sind neben der Frauenmarker Kirche die Kirchen in den Nachbarorten Kladrum [https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Kladrum] und Wessin [https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Wessin] , mit bis zu 3 m dicken Grundmauern (Frauenmark) und Schießscharten im Turm (Wessin). Auch die alte Severiner Kirche soll eine Wehrkirche gewesen sein. Die spätromanischen Kirchen gehören zu den ältesten in Mecklenburg erhaltenen Kirchenbauten. | ||
− | + | 1255 endete in Folge weiterer Streitigkeiten von Pribislav mit dem Schweriner Bischof Rudolf die Zeit seiner Herrschaft über Parchim-Richenberg. Er wurde gefangen genommen und sein Herrschaftsbereich zwischen den angrenzenden Herrschaften Schwerin und Güstrow/Werle aufgeteilt. Die Grenze verlief weiterhin am o.g. Grenzgraben zwischen Goldenbow und Frauenmark. | |
− | Die | + | Das Patronat der Kirche Frauenmark schenkte Gunzelin '''1264''' dem Kloster Rühn [https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Frauenmark]. Der Streit zwischen Gunzelin und Pribislaw betraf damit sicher auch das später dann in der Grafschaft Schwerin an der Grenze zum Land Ture liegenden Gebiet von Goldenbow. Die ursprünglich am Teufelsbach legende Grenze wurde möglicherweise im Rahmen des Vergleichs an den Grenzbach zwischen Frauenmark und Goldenbow zeitweise verschoben (s.h. Johann Baptist Homann (1664-1724): Ducatus Meklenburgici tabula generalis). Zunächst wurden die Gebietsstreitigkeiten beigelegt, als '''1272''' das Land Parchim an den Fürsten von Werle verkauft wurde, denn auch der sehr weltlich agierende Bischof Rudolph I. aus Bützow sowie die Markgrafen von Brandenburg stritten noch viele Jahre um die kirchliche Besitzungen in der Ture und dem Besitz von Land und Stadt Parchim. Diese für das Land unruhige Zeiten zogen sich bis Mitte des 15. Jhd. hin. |
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'''1307''' wird Dietrich von Goldenbow im Mecklenburgischen Urkundenbuch erstmalig als Ratsherr in Parchim genannt, letztmalig 1312. | '''1307''' wird Dietrich von Goldenbow im Mecklenburgischen Urkundenbuch erstmalig als Ratsherr in Parchim genannt, letztmalig 1312. | ||
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+ | Ein Hinweis auf eine deutsche Besiedlung Goldenbows ist die heute noch gut erhaltene Dorfanlage als Angerdorf, einer für deutsche Locatoren typischen Siedlungsform. Bis '''1260''' soll das Gebiet nördlich von Parchim jedenfalls weitgehend erschlossen gewesen sein. | ||
Die deutschen Angerdörfer wurden typischer Weise an Wegekreuzungen errichtet. Vermutlich verlief westlich in unmittelbarer Nähe der Ortsgründung die mittelalterliche Landstraße von Crivitz nach Parchim (s.o.), in die hier die von Osten kommenden Wege aus Radepohl, Badegow und Kladrum einmündeten. | Die deutschen Angerdörfer wurden typischer Weise an Wegekreuzungen errichtet. Vermutlich verlief westlich in unmittelbarer Nähe der Ortsgründung die mittelalterliche Landstraße von Crivitz nach Parchim (s.o.), in die hier die von Osten kommenden Wege aus Radepohl, Badegow und Kladrum einmündeten. | ||
Eine andere Theorie besagt, das Angerdörfer auch eine Umbauung hier bereits vorhandener slawischer Siedlungen gewesen sein könnten. | Eine andere Theorie besagt, das Angerdörfer auch eine Umbauung hier bereits vorhandener slawischer Siedlungen gewesen sein könnten. |
Version vom 12. Januar 2024, 07:52 Uhr
Das Dorf Goldenbow
Autor Christian Pagenkopf
Quellen:
- Burghard Keuthe: Goldenbower Geschichten, Parchimer Verlag GmbH 1994
- Hans-Joachim Ulbrich: Frauenmark 725-Jahrfeier 1989, Aus der Chronik
- Paul Steinmann: Quellen zur Ländlichen Siedlungs-, Wirtschafts-, Rechts- und Sozialgeschichte Mecklenburgs im 15. und 16. Jahrhundert, Amt Crivitz
- Karl Augustin: Geschichte der Stadt Parchim, Parchim 1926
- Karl Baumgarten: {"Hallenhäuser in Mecklenburg - Eine Historische_Dokumentarion"} u.a. Schriften
- Rainer Klützke: Ortschronik der Gemeinde Ruthenbeck 1987
- Henning Müller: Quo vadis? "Alte Wege neu entdecken", Einblicke Heft 15, Landkreis Nordwestmecklenburg 2011
- Jürgen Senger, Chronist der Gemeinde Friedrichsruhe: diverse Materialien, Fotos
zur Startseite >> Goldenbow
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Goldenbow |
Zeitlicher Schwerpunkt | 1264 - Mitte 20.Jhd. |
Urheberrechte | Autor, Christian Pagenkopf |
Erstellungszeitraum | 2018/19 |
Publikationsdatum | unveröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Geschichte von Goldenbow im Kirchspiel Frauenmark |
Status (Ampelsystem) | unveröffentlicht |
Abriss der Geschichte von Goldenbow
Um die Chronik von Goldenbow übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.
Ur- und Frühgeschichte
Das Gebiet um Goldenbow mit den Nachbardörfern Frauenmark, Friedrichsruhe und Neu-
Ruthenbeck sowie der Wüstung Schönberg, das landschaftlich durch die Niederungen des
Mühlenbachs und des Teufelsbachs sowie dem Endmoränenzug der Wasserscheide
zwischen Nord- und Ostsee mit dem markanten Runden Holz und dem Tempelberg (83,3 m
NHN) gekennzeichnet wird, war bereits in der Jungsteinzeit durch Menschen der
Trichterbecher-Kultur vor ca. 5000 Jahren besiedelt.
Das eindruckvollste Zeugnis dieser Zeit ist der „Teufelsbackofen“, ein Hünengrab am Teufelsbach, ca. 1 km nördlich von Goldenbow bei Neu-Ruthenbeck. Schlie bezeichnete die nahe gelegene Dorf- und Feldmark von Friedrichsruhe als die an vorgeschichtlichen Erscheinungen reichste in Mecklenburg {Datei} {Datei}. Zwei weitere Großsteingräber befinden sich am Weg von Frauenmark nach Grabow und ca. 200 m östlich des Weges von Frauenmark nach Hof Bergrade am Waldrand. Drei liegen südlich des Weges von Frauenmark nach Friedrichsruhe an den Fischteichen. Der Erhalt der beiden erstgenannten ist Prof. Robert Beltz zu verdanken. Scherben-, Schmuck- und Werkzeugfunde aus dieser Zeit belegen die über tausendjährige Besiedlung des Gebietes bis in die Bronzezeit. Für eine germanische Besiedlung in der Eisenzeit um etwa 700 v.u.Z. wurden vor allem im Bereich des Teufelsbaches Belege gefunden. In der Nähe des „Teufelsbackofen“ befanden sich nach Berichten von F. Lisch früher noch mehrere steinerne Zeugnisse und Hügelgräber aus dieser Zeit. Sie wurden jedoch von den Bauern der Umgebung zerstört, um der behördlichen Auflage zur Lieferung von Pflastermaterial für die Befestigung der Chaussee von Crivitz nach Parchim im 19. Jahrhundert nachzukommen {Datei} {Datei}. Beltz/Witte berichten 1913 von der Aufdeckung von 14 Grabstätten auf der Erbpachthufe von Herrn Grützmacher (die befand sich östlich des Teufelsbaches). Die Funde wurden auf 700...800 v.Chr. datiert. Einige Grabstätten waren von Steinbrechern zerstört, andere gut erhalten. Es wurden Urnen, Grabbeigaben und Bronzegegenstände gefunden. Die Grabungen sollten fortgesetzt werden {Datei}.
Siehe auch >> Hünengräber und Steinsetzungen
Vorchristliche Zeit (Slavenzeit/Wendenzeit) (von den Anfängen bis um 1200)
Für die slawische Besiedlung des Gebietes um Goldenbow wird ein Zeitraum von 660 bis 1160 angenommen. Zeugnisse aus dieser Zeit sind ein slawischer Burgwall am Teufelsbach in den Bauerntannen und eine slawische Dorfstelle auf der gegenüberliegenden Seite des Baches.
Der Teufelsbach und in seiner Fortsetzung der heutige Mühlenbach und der Klinker Bach bildeten im Mittelalter die Grenze zwischen den Obotritenstämmen der Rereger im Norden bzw. dem späterem Land Crivitz (Kryvetze), und dem kleineren Stamm der Warnaben (Warnowern) zwischen Teufelsbach und Elde, dem früheren Land Warnow bzw. dem späteren Land Parchim. Sie war mit den beiden heute noch vorhandenen Grenzburgen am Blocksberg und am Klinker Bach von den Warnower befestigt und vermutlich auch einer ursprünglich slavischen Burg in Friedrichsruhe. Die Burgen wurden von den Warnowern errichtet und stammen lt. den archäologischen Funden aus der mittel- und spätslawischen Zeit. Die am Teufelsbach liegenden Bauerntannen bildeten zu damaliger Zeit einen sogenannten "Mannwald". Das war ein Wald, der zur Zeit der Slaven und auch später noch vor plötzlichen Überfällen der Nachbarn schützen sollte (vor den "Mannen" des Feindes). Darauf deutet ein in der Karte von Schmettau noch genannte Flurname "Manhagen" am Teufelsbach bei Radepol hin. Diese Grenze behielt auch nach der deutschen Besiedlung in dem dann einsetzenden Streit zwischen den Schweriner Herrschern unter dem Fürstem Gunzelin und dem neuen Land Parchim unter Fürst Pribislav ihre Bedeutung.
Die Burg Goemetow (heute Friedrichsruhe) wird in mittelalterlichen Urkunden und in Sagen als wendische Grenzburg des Landes Warnow genannt. Nach der Sage war sie zunächst Sitz derer von Goldenbow, urkundlich belegt ist sie als frühdeutsche Burg im 14.Jhd. als Sitz des Ritters von Mallin, den damaligen Besitzern von Friedrichsruhe und Goldenbow. Der genaue Standort der Burg war bis Anfang des 20.Jhd. nicht mehr bekannt. Der mecklenburger Historiker Schlie geht im Zusammenhang mit einer Untersuchung des Burgwalls Friedrichsruhe/Klinken im 19. Jhd. noch davon aus, dass dieser nicht die Burg Gömtow gewesen sein kann sondern dass sich diese an der Stelle des späteren Gutes Gömtow befunden haben muss. Die erste bekannte Beschreibung liegt aus dem Jahre 1935 im Landesamt für Bodendenkmale vor. Darin heißt es: "Nordwestlich neben dem Hof der Domäne Friedrichsruhe sind die Spuren der alten Wasserburg Gömtow deutlich erhalten, und zwar die Reste eines viereckigen aus Felsen aufgeführten Bergfriedes, eines um ihn herum führenden Wassergrabens mit Wall und eines allerdings z.T. durch Abgrabungen späterer Zeit zerstörten Vorwerks. Auf dem Wall und dem Vorwerke sind überall starke Ansammlungen von Schutt und Felsen, die auf eine über das Übliche hinausgehende massive Bebauung der Burganlage schliessen lassen. ..." In einer Ortsbesichtigung von 1985 wird die Stelle als frühdeutscher Turmhügel beschrieben. 2018 wird von Ruchold der Turmhügel mit einer Ausdehnung von ca. 15x16 m beschrieben und die Größe der alten Burganlage auf 500-600 m² geschätzt. Auf der Karte und im Luftbild ist am Verlauf des Wassergrabens zur Wiese noch deutlich der Umriss der Bastion zur Wiese erkennbar.
Als Zollburg wird sie durch ihre günstige Lage an der mittelalterlichen Landstraße von Crivitz nach Parchim recht einträglich gewesen sein. Anhand ihres Standortes und einen in Höhe der Molkerei noch heute erkennbaren alten Straßenverlauf oberhalb der heutigen Straße nach Goldenbow sowie den weiteren landschaftlichen Gegebenheiten kann man vermutlich den Verlauf dieser mittelalterlichen Straße rekonstruieren. Sie wird, vom Teufelsbach kommend, die Anhöhe zwischen Haid- und Galgenberge am tiefsten Punkt überquert haben. Danach führte sie am südlichen Hang des Haidberges über den hier noch erkennbaren Straßenrest und die anschließende sandige Fläche am Ausläufer des Haidberges in das Wiesengebiet. Über einige Sandlinsen in dem hier schon größtenteils flachen moorigem Untergrund des Lewitzausläufers wurde der heutige Mühlenbach überquert und danach die gegenüberliegende, hier nur noch flache Anhöhe erreicht. Der kurze Anstieg war somit auch ein guter Standort für eine Zollburg und spätere Raubburg zwischen den Burgen von Crivitz und Parchim. Konkrete Nachweise gibt es hierfür leider nicht, aber der alte Straßenverlauf nach Goldenbow auf der Karte von Schmettau sowie der schon damals befestigte Wiesenweg belegen diese Vermutung ebenfalls.
Der Burgwall zwischen Friedrichsruhe und Klinken wurde im 19. Jhd. teilweise abgetragen {Datei}. Erste Ausgrabungen fanden bereits 1881/82 im Auftrag des Großherzogs Friedrich Franz II. durch Beltz und Wildhagen statt, weitere 1913 durch Beltz. Bei Grabungen in jüngster Zeit wurden zahlreiche Funde zutage gefördert, u.a. die hölzernen Reste einer Brücke über den Mühlenbach westlich der Burg sowie 1967 ein Wikingerschwert. Die Fundstelle wird neuerdings dem nordelbischen Siedlungsgebiet der Lionen an der Grenze zum karolingisch-fränkischen Reich im 9./10. Jahrhundert zugeordnet. Eine andere Vermutung ist, dass dies eine Hauptburg des Stammes der Warnower war (s.o.).
Zum Goldenbower Blocksberg ist unter "Weitere Themen" ein eigener Abschnitt von B. Keuthe zu finden.
Beim Bau der Straße von Goldenbow nach Frauenmark wurden 1912 Gruben mit Resten einer offenen slawischen Besiedlung gefunden. Am nördlichen Ortsrand wurden Scherben aus einer frühdeutschen Besiedlung gefunden.
spätes Mittelalter (von 1225 bis 1517)
1225/26 wurde Parchim erstmals urkundlich erwähnt. Das üblicherweise als Gründungsurkunde von Parchim bezeichnete Dokument (MUB 319) ist tatsächlich aber eine Stiftungsurkunde Borwin II., dem Enkel des Obotritenfürsten Pribislav aus dem Geschlecht der Niklotiden und Herren von Mecklenburg. Das Ziel dieser kurz vor seinem Tode verfassten Urkunde war, deutsche Kolonisten in das damalige Land Parchim zu holen (Wilhelm Biereye, 1932). Der einleitende Text lautet: „Heinrich Borwin, von Gottes Gnaden Herr zu Rostock, allen denen, welche dieses Blatt lesen oder hören …! Wir tun kund, daß Wir unter der Huld göttlicher Erbarmung und durch unser fleißiges Betreiben das Land Parchem, dieses wüste und unwegsame, dem Dienste böser Geister gewidmete Land, christlichen Anbauern, welche aus der Nähe und aus der Ferne von Uns eingeladen worden sind, überlassen haben. In ebenderselben Landschaft haben Wir eine Stadt erbaut und sie mit solchen Rechten und Gerichten versehen, welche passend, angenehm und nützlich für die Bebauer des Landes und der Stadt erachtet wurden.“ (Karl Augustin, Geschichte der Stadt Parchim, 1926). In den folgenden 15 Punkten werden diese Rechte bestimmt. Bemerkenswert ist darin, dass auch die Nachkommen der hier noch ansässigen Slawen sowie Frauen, sofern es keine männlichen Nachfahren gab, die Erbfolge antreten können und das Töchter in der Höhe der Erbschaft nicht gegenüber den Söhnen benachteiligt werden dürfen.
Nach dem Tode Borwin II. im Jahr 1226 wurden in der Ersten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung [1] die vier Herrschaften Mecklenburg, Parchim, Werle und Rostock gegründet. Die Herrschaft Parchim (später Parchim-Richenberg) erhielt sein jüngster Sohn Pribislav, der zu dieser Zeit noch ein Kind war und am Hof seines älteren Bruders und Vormundes Johann, dem Fürsten der Herrschaft Mecklenburg, in Wismar aufwuchs. Johann sandte in den ersten Jahren nach der Teilung ca.30 Locatoren (Ortsgründer) und Siedler aus seinem schon besiedelten Herrschaftsbereich aus dem Raum Gadebusch nach Parchim und Plau. Hier gab es bereits die älteren Siedlungen Goldenbow (urkundlich 1230), Frauenmark und Schönberg sowie Dragun, dem vermutlichen Herkunftsort des Stifters der Kirche zu Frauenmark. 1229 wird als einer der ersten Locatoren Gerhard von Mallyn erwähnt, dessen Nachkommen ab Anfang des 14. Jahrhunderts u.a. auch auf der Burg Gömtow saßen.
1230 wird in Klinken zwischen den Fürsten Johann von Mecklenburg und dessen Bruder Nicolaus, Fürst von Rostock und Werle und ihren Brüdern einerseits sowie dem Grafen Gunzelin andererseits ein Grenzvertrag zum Grenzverlauf am Teufelsbach und Klinker Bach geschlossen. Da es sich um einenen staatspolitisch wichtigen Vertrag zwischen der Grafschaft Schwerin und der Herrschaft Parchim handelt, wird die Schwester Margarethe mit dem Grafen Gunzelin verlobt. (Mecklenb. Urkundenbuch,Steinmann)
Nach seiner Volljährigkeit im Jahre 1238 lenkte Pribislav die Geschicke des Landes Parchim und lag vor allem mit seinem Schwager Graf Gunzelin III., der einige Besitzungen in dem alten Land Ture nördlich von Lübz hatte, u.a. auch das Patronat der Kirche zu Frauenmark, weiterhin im Streit. Mit einem Vergleich in den Jahren 1247/49 verzichtete Gunzelin auf diesen Besitz. (J. Ritter, Mecklenburgische Jahrbücher 1848: ... so finden wir denselben (Pribislaw) zunächst mit der Ordnung der Länder Thure und Brenze beschäftigt, welche zwischen ihm und seinem "geliebten Schwager", dem Grafen Gunzelin von Schwerin, streitig geworden waren, aber im Jahre 1247 durch gütlichen Vergleich festgestellt wurden. Letzterer gab nämlich diejenigen Güter, welche er bisher im Land Thure besessen hatte, zurück, ...).
1247 wird nach dendrochronologischen Untersuchungen auch als Baujahr für die romanische Apsis und dem Chor der Frauenmarker Kirche genannt. Die Kirche wurde als Wehrkirche errichtet. Mit dem Bau der Kirche begann wohl auch die Besiedlung des Grenzgebietes an der alten Landstraße von Crivitz nach Parchim durch deutsche Siedler. Bis zum 15. Jhd. dienten sie auch als Flucht- und Wehrkirchen, zunächst vor den Überfällen und Raubzügen einiger noch verbliebener slavischer Stammesgruppen im Land Ture und später auch vor den Raubzügen der Raubritter und anderer Räuberbanden sowie den andauernden Auseinandersetzungen der feudalen Landesherren um das ehemalige Land Parchim. Beispiele hierfür sind neben der Frauenmarker Kirche die Kirchen in den Nachbarorten Kladrum [2] und Wessin [3] , mit bis zu 3 m dicken Grundmauern (Frauenmark) und Schießscharten im Turm (Wessin). Auch die alte Severiner Kirche soll eine Wehrkirche gewesen sein. Die spätromanischen Kirchen gehören zu den ältesten in Mecklenburg erhaltenen Kirchenbauten.
1255 endete in Folge weiterer Streitigkeiten von Pribislav mit dem Schweriner Bischof Rudolf die Zeit seiner Herrschaft über Parchim-Richenberg. Er wurde gefangen genommen und sein Herrschaftsbereich zwischen den angrenzenden Herrschaften Schwerin und Güstrow/Werle aufgeteilt. Die Grenze verlief weiterhin am o.g. Grenzgraben zwischen Goldenbow und Frauenmark.
Das Patronat der Kirche Frauenmark schenkte Gunzelin 1264 dem Kloster Rühn [4]. Der Streit zwischen Gunzelin und Pribislaw betraf damit sicher auch das später dann in der Grafschaft Schwerin an der Grenze zum Land Ture liegenden Gebiet von Goldenbow. Die ursprünglich am Teufelsbach legende Grenze wurde möglicherweise im Rahmen des Vergleichs an den Grenzbach zwischen Frauenmark und Goldenbow zeitweise verschoben (s.h. Johann Baptist Homann (1664-1724): Ducatus Meklenburgici tabula generalis). Zunächst wurden die Gebietsstreitigkeiten beigelegt, als 1272 das Land Parchim an den Fürsten von Werle verkauft wurde, denn auch der sehr weltlich agierende Bischof Rudolph I. aus Bützow sowie die Markgrafen von Brandenburg stritten noch viele Jahre um die kirchliche Besitzungen in der Ture und dem Besitz von Land und Stadt Parchim. Diese für das Land unruhige Zeiten zogen sich bis Mitte des 15. Jhd. hin.
1307 wird Dietrich von Goldenbow im Mecklenburgischen Urkundenbuch erstmalig als Ratsherr in Parchim genannt, letztmalig 1312. Die Parchimer Ratsherren waren in der Gründungszeit häufig auch als Locatoren tätig. [5] 1308 erwirbt er seine Lehensanteile in den nahe gelegenen Orten Zieslübbe und Dargelütz. Er wird wahrscheinlich der Ortsgründer und Namensgeber von unserem Goldenbow sein. Dies legen die in der Erwerbsurkunde genannten Zeugen der Beurkundung nahe, die teilweise ebenfalls als Ratsherren und Locatoren in Parchim genannt werden. Mehrere Namen verweisen auf Orte in der näheren und weiteren Umgebung von Goldenbow (Brüsewitz, Mallin (untergegangener Ort südlich von Parchim), Retgendorf, Domsühl, Grambow, Woosten). Im 14. Jhd. wird auch ein Hermann von Goldenbow in Zieslübbe genannt.
Eine weitere, aber eher unwahrscheinliche Erklärung könnte der slawische Ursprung des Names, "Taubendorf", sein, abgeleitet vom altslawischen "golabi". Eine slawische Siedlung mit diesem Namen konnte aber nicht nachgewiesen werden.
Paul Kühnel : Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg; Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 46 (1881): Goldenbaum, A. Strelitz, 1398 Goldenbow, 1393 Goldenbowe (altsl. goląbĭ. Taube P und A) adj. poss. §. 15 oder 34: "Ort des Golab" oder "Taubenort" (oder deutsch?) (Bei den beiden letzten ON scheint eine Vermengung mit einem deutschen PN Goldenbow, Goldenboge vorzuliegen.) Goldenbow, A. Kriwitz, 1344 Goldenbowe: dasselbe. Goldenbow, A. Wittenburg, 1230 Golenbowe: dasselbe.
Raabe weist 1894 darauf hin, dass es früher eine Familie Goldenbow gab. Der Familienname taucht Ende 19./Anfang 20. Jhd. noch in vielen umliegenden Orten auf (in der Volkszählung von 1919 u.a. in Frauenmark, Dorf Ruthenbeck, Crivitz, Klinken, Parchim).
Eine Sage hierzu - Der Burgwall Gömptow bei Friedrichsruh, unweit Crivitz - ist auch im Band 4 von "Mecklenburgs Volkssagen", gesammelt und herausgegeben von M.Dr.A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr 1862, zu finden. (sh. Abschnitt Sagen und Dorfgeschichten)
Ein Hinweis auf eine deutsche Besiedlung Goldenbows ist die heute noch gut erhaltene Dorfanlage als Angerdorf, einer für deutsche Locatoren typischen Siedlungsform. Bis 1260 soll das Gebiet nördlich von Parchim jedenfalls weitgehend erschlossen gewesen sein. Die deutschen Angerdörfer wurden typischer Weise an Wegekreuzungen errichtet. Vermutlich verlief westlich in unmittelbarer Nähe der Ortsgründung die mittelalterliche Landstraße von Crivitz nach Parchim (s.o.), in die hier die von Osten kommenden Wege aus Radepohl, Badegow und Kladrum einmündeten. Eine andere Theorie besagt, das Angerdörfer auch eine Umbauung hier bereits vorhandener slawischer Siedlungen gewesen sein könnten. Hierfür gibt es lt. Keuthe in Goldenbow jedoch keinen Nachweis.
Bebaut wurde zunächst nur die südliche Seite des Dorfangers mit 10 Hufen. Keuthe vermutet aufgrund der damals üblichen Hufengröße, dass für weitere 10 mögliche Hufen auf der Nordseite nicht mehr genug Bauern angeworben werden konnten. Gründe dafür könnten die späte Besiedlung, die unsichere Lage im Grenzgebiet zur Grafschaft Schwerin und/oder der karge Boden gewesen sein. Eine weitere Theorie zur Siedlungsgründung geht davon aus, dass der Dorfanger zunächst nur einseitig bebaut wurde, um auf der gegenüberliegenden Seite den Platz für spätere Ansiedlungen, z.B. der Söhne der Bauerfamilien, frei zu halten. Dazu kam es aber nicht, da später die Teilung der Hufen zum Zwecke der Vererbung an die Nachkommen untersagt war. Die ersten Gebäude waren wohl giebelständig mit dem Dielentor zum Anger und der dahinter liegenden Feldflur ausgerichtet. Hinter den Höfen befand sich oft ein Bachlauf mit angrenzendem sumpfigem, landwirtschaftlich minderwertigem Gebiet. Diese Theorie erscheint für Goldenbow sehr plausibel und ist auch anhand der Karte von Gieschow im Abschnitt „Ortsbild und Bebauung“ gut nachvollziehbar. In der Mitte auf dem Dorfanger stand üblicherweise die Kirche wie z.B. in den Nachbardörfern Kladrum und Domsühl. Die in der Nähe befindliche, gut befestigte Wehrkirche in Frauenmark wird wohl der Grund gewesen sein, dass in Goldenbow keine Kirche mehr gebaut wurde.
Das Dorf wurde urkundlich erstmalig 1344 erwähnt. Am 12. Mai verkaufte Nicolaus von Mallin, Knappe des Fürsten zu Werle, Hebungen der Ortschaften Goldenbow und Gömtow für 27 Mark und 8 Schilling slawisch an die Knappen Gerhard Neuenkirchen und Werner Schönburg, d.h. die Lehenshoheit über Goldenbow dürfte zu dieser Zeit schon mehrere Jahre oder Jahrzehnte bestanden haben. 1357 und 1374 kauften Nicolaus und Werner Schönberg, ersterer aus Parchim, von Nicolaus von Mallin weitere Hebungen zu Goldenbow.
Im Register der Kirche St. Georg in Parchim wird 1358 Mallin im Zusammenhang mit einem Verkauf "aus dem felde Goldenbow" an N. Schönberg genannt.
Für das Jahr 1363 wurde im Zusammenhang mit dem Landerwerb für die Einrichtung einer Fischerei am Grenzbach durch einen Schönberg für 8 Hufen erstmalig eine namentliche Aufführung der Hufenbauern (Gerhard Mowe, Hermann Elberts, Hinseke Laurenses, Hermann Ulrikes, Hermann Creyemann, Kerstoffer Wolters, Heyne Wolters, Bulowe) bekannt. Zwei Hufen waren damals wohl nicht besetzt. Das Land für die Fischerei im späteren Schönberg wurde den genannten Bauern genommen.
1374 wird bei Steinmann Goldenbow als zur Vogtei Parchim gehöriges Grenzdorf bezeichnet (im Osten zum Land Ture bzw. dem spätmittelalterlichen Amt Lübz und im Norden von der Herrschaft des Fürsten zu Werle über das ehemalige Land Parchim-Richenberg zur Grafschaft Schwerin bzw. an der spätmittelalterlichen Grenze zwischen den Vogteien Parchim und Crivitz im Amt Crivitz). Später wechselte aber wohl zeitweise die Zugehörigkeit der Grenzdörfer zu der einen oder anderen Vogtei.
Die Familie Schönberg erwarb in dieser Zeit bis ca. 1400 in großem Umfang Land und sonstiges Eigentum in den Nachbardörfern und entzog damit den in dieser Gegend ansässigen Knappen des Fürsten von Werle (Mallin, Wigert, Bolte Katte), die damals nicht ohne Grund auch als Raubritter bezeichnet wurden, so nach und nach die wirtschaftlichen Grundlagen. Mit dem so erworbenen Kapital konnten die Schönbergs neben Schönberg selbst auch ein Gut in Frauenmark aufbauen, das sie mit List und Gewalt weiter vergrößerten. Der heute nicht mehr existierende Ort Schönberg war noch lange Zeit von den Schönbergs besetzt.
Die Ritter von Mallin waren lt. Lisch im Mittelalter eine vermögende und einflussreiche Familie aus der Umgebung von Parchim. Stammvater war Gerhard I. von Mallin, einer der ersten Locatoren in diesem Gebiet und urkundlich erwähnt 1229 - 1231 (s.o.). Seit Anfang des 14. Jhd. besaßen seine Nachkommen dann neben Gömtow noch weitere Güter in Radepohl, Rutenbek und Raduhn.
Der Publikation von Müller ist zu entnehmen, dass nördlich und westlich des Dorfes bereits im Mittelalter wichtige Handelswege von Wismar und der Burg Mecklenburg nach Lenzen und Havelberg an der Elbe und von Lübeck über Schwerin und Malchow nach Stettin verliefen. Sie kreuzten sich vermutlich bei Crivitz. Der Weg zwischen Burg Mecklenburg und Elbe wurde bereits 965 von dem jüdisch-arabischem Reisenden Ibrahim Ibn Jakub, der die ersten Berichte über das spätere Mecklenburg verfasste, benutzt. Vermutlich zog auch Kaiser Otto III. auf diesen Weg von der Altmark zur Burg Mecklenburg, auf der er 995 in einer hier ausgestellten Urkunde die Mikelenburg erstmals nennt und die als "Geburtsurkunde" des Landes gilt. In Tramm zeugt noch ein sogenannter "Sühnestein" von diesem Handelsweg.
Ein weiterer Beleg für die Bedeutung dieser Handelswege könnte der Feldzug von Albrecht III., Fürst von Mecklenburg und König zu Schweden gemeinsam mit den Hansestädten Rostock, Wismar und Lübeck im Jahre 1383 sein. Zu der Zeit war der schlechte Ruf des Henneke v. Mallin als Raubritter und Anführer von Raubzügen im Lauenburgischen in ganz Mecklenburg bekannt. Albrecht der III. verwüstete mit seinem Heer in einem Feldzug gegen ca. 30 „Räuberburgen“ und wohl auch dem Fürsten zu Werle als erste 1385 die zu Gömtow. In der Lübecker Chronik heißt es „… Sie zogen mit dem König von Schweden und mit dem anderen Volke zuerst zu Gometowe. Sie verheerten das ganze Gut, das dem von Mallyn gehörte.“ {Datei} {Datei} Von den Auswirkungen auf die umliegenden Dörfer wird leider nicht berichtet.
Das Gebiet an der alten Landstraße von Crivitz nach Parchim, an der neben den Raubrittern sicher auch noch lange Straßenräuber ihr Unwesen trieben (leider nirgends belegt) blieb auch im späten Mittelalter noch gefährlich und unheimlich. Die u.a. durch die Karte von Schmettau erhaltenen Flurnamen Mordkuhle, Teufelsbach, Teufelsbackofen, Hölle, Blocksberg, Galgenberg und Brennmöhl deuten jedenfalls darauf hin. Aber es gab auch das Gerücht, dass in schlechten Zeiten auch einige Goldenbower Bauern die vorbeiziehenden Kaufleute ausgeraubt hätten. {Datei}
1436 zahlt das Dorf eine Rente an den Ritter von Stralendorf, 1448 werden 2 (Ritter)Höfe in Schönberg und Besitzungen zu Gömtow, Goldenbow, Frauenmark und der "neuen Mühle" (wo?) von R. Schonenberg zu Meschendorf an seinen Schwager E. Weitdthoeve verpfändet. 1)
1458 wird Gunter von Fineke mit Goldenbow belehnt. 1468 folgt Joachim von Grabow als Herr zu Friedrichsruhe. Friedrichsruhe und Goldenbow bleiben bis Anfang des 18. Jhd. im Besitz der Familie v. Grabow. Siehe auch unter: Friedrichsruhe - Fortlaufende Ortschronik von Autor Jürgen Senger
1464 zahlen die Bauern Ertmann, Langeclawes, Burmester und Lyntwold Hebungen an die St. Marienkirche zu Parchim. 1)
1)Steinmann
Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)
1518, 1545 und 1584 werden in verschiedenen Steuer- und Abgabenlisten aus den Vogteien Crivitz/Parchim die gesamten Goldenbower Bauern als Abgabenpflichtige genannt, in den Jahren dazwischen aber gar nicht oder nur einzelne Bauern (sh. Abschnitt Einwohnerschaft). Dies ist damit zu erklären, dass das gesamte Dorf an den Dienstherren v. Grabow in Gömtow verpachtet war, der die übliichen Steuern von den Goldenbower Bauern einzog und sie dadurch in den Listen des Amtes nicht aufgeführt wurden. In den Jahren 1518 und 1584 wurde die außerordentliche Abgabe der Landbede durch das Amt Crivitz erhoben und 1545 ein Holzzins. Auffällig ist weiterhin, dass zwischen 1518 und 1545 offenbar die gesamte Bauernschaft binnen weniger Jahre gewechselt hatte.
Um 1540 hält auch die Reformation im Frauenmarker Kirchspiel Einzug. Ob Mattheus Blomberg oder sein Nachfolger, Dionysius Brunow, der erste evangelische Pfarrer war, ist nicht genau überliefert. Zur Landesreligion wird das evangelische Glaubensbekenntnis durch einen Beschluss des Mecklenburgischen Landtages am 15.6.1549. [6]
1542 bekommt der Pastor vom Kirchspiel Frauenmark, dessen Patron die "Die Junkfrawen zu Rhune (die Nonnen vom Kloster Rhün)" sind, von den Goldenbowern jährlich 9 Scheffel Hafer. 1566 wird vom Amt Crivitz der Holzzins erhoben. 1)
1569 und 1570 wird vom Amt die Doppelte Landbede erhoben, aber nur der Bauer Hinrich Moreke wird namentlich erwähnt. In der Bedeliste wird Goldenbow mit 20 Hufen erwähnt, aber in einem Nachtrag zu beiden Jahren auch als "arm und wuste". 1584 werden alle Bauern als Einzahler der Doppelten Landbede genannt (sh. Abschnitt Einwohnerschaft) 1)
Ein Gesetz aus dem Jahre 1572 hatte das bereits seit Jahren übliche „Bauernlegen“ legalisiert. Auf Goldenbow scheinen die Bestrebungen der Ritterschaft aber keine Auswirkungen gehabt zu haben. Jedenfalls blieb die alte Hufenteilung mit ihren Bauern bis Mitte des 20. Jhd. hier weitgehend erhalten.
1579 wird Trina Damerow als Hexe verbrannt, eine weitere Hexenverbrennung wird 1616 für Anna Schulten genannt. (Die Quellenlage hierzu, die Dissertation von Katrin Möller, 2007 Bielefeld, ist allerdings unsicher, da der Ort nicht ausreichend lokalisiert wurde. Es könnte deshalb auch Goldenbow bei Vellahn sein.)
1590 verkauft Henning v. Stralendorff zu Barnin und Zurow die Pacht von Hans Hagen und Achim Grantzin an den Herzog Johann zu Mecklenburg.1)
1592 werden Goldenbow und Schönberg folgendermaßen beschrieben 1):
"Goldenbow, ein Dorf, darinnen 10 huefner und 1 hirte, angehörig den Grabowen, gehen zu Fromark in die kirche ... Geben jerlichs dem pastorn zur Frowenmarck ein jeder 1 scheffel habern und 3 gospen (1 gospen = 1a) ful, so viel kan dreimal mith seiner gospen aus dem sacke voraus nehemen, ... thun 10 schepel habern und 30 gospen. Ein erbe, Curd Grabowen zugehörig, ist wuste."
"Uf der feldmarken zum Schonenberge sind 3 bawhofe oder meyereien, haben itziger zeit die Grabowen zu Gometho gar im Gebrauch, halten daruf: hofmeister: 2, bawmomen: 3, 1 scheffer, magdte, knechte, gesind und 1 viheirten. Der Grabowen nie mullen gehoret ins kirchspiel."
1615 wird die Frau des Dorfschulzen Jacob Hagen der Hexerei bezichtigt.
Ende des 16. Jhd. wird erstmals die zwischen Frauenmark, Gömtow und Goldenbow gelegene Fischerei am Ellernbruch in Frauenmark erwähnt. Ein ständiger Streitfall zwischen den Schönbergs aus Frauenmark und den neuen Herren von Gömtow, den Grabows, ist die Wasserführung des Mühlenbachs, der die Fischteiche speist und die Gömtower Mühle antreibt.
1630 erreicht der Dreißigjährige Krieg auch das hiesige Kirchspiel. Für Frauenmark ist die Einquartierung von 41 Schweden überliefert und der ab 1635 amtierende Pastor Lindemeier wird durch die Kriegshorden vertrieben. Aus Alt Damerow berichtet um 1638 der dortige Pfarrer von der Folter des Dorfschulzen Chim Pingel und seines Sohnes Cheel mit dem Schwedentrunk, den Chim nicht überlebte (G. Ruickoldt 2015). Für Goldenbow ist leider nichts überliefert. Während des Krieges wurde die Bevölkerung nach Schätzungen um bis zu 75% dezimiert und viele Dörfer wurden entvölkert, in Goldenbow wird es ähnlich gewesen sein. Nach dem Ende des Krieges 1648 wird aber schon 1653 eine neue Kirchenglocke mit dem stattlichen Durchmesser von 118 cm geweiht. In Frauenmark sind, bis auf eine Hufe, alle freien Bauernstellen gelegt.
1) Steinmann
Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)
In ersten Hälfte des 18. Jhd. wurden vermutlich die letzten reetgedeckten Niedersächsischen Hallenhäuser, die gemeinsam mit den ebenfalls reetgedeckten Fachwerkscheunen das Ortsbild bis Mitte des 20. Jhd. prägten, errichtet. Für die Hufen 2 und 10 ist wird das Baujahr 1723 genannt. Die Ausfachung der Fachwerkwände bestand aus mit Stroh umwickelten und mit Lehm verputzten Holzstaken. Ein erhalten gebliebenes Zeugnis ist die Bauakte für das Gehöft Nr.3 von 1858 für die Bereitstellung von Bauholz zur Sanierung des Gebäudes. Sie enthält auch eine Zeichnung des ursprünglichen Gebäudes mit einer Breite von 40 Fuß, einer Länge von 80 Fuß und einer Firsthöhe von 28 Fuß (ca. 12,50x25,00x8,70m). Diese Zeichnung ist vermutlich beispielhaft für die meisten Hallenhäuser dieser Zeit in Goldenbow. Die innere Aufteilung und Nutzung der Häuser beschreibt 1837 der Pastor und Heimatforscher Johann Mussäus anschaulich im Mecklenburger Jahrbuch Bd.2 {Datei}.
1756 wird das Damenstift des Klosters Rühn, zu dessen Besitz auch das Kirchspiel Frauenmark gehörte, aufgehoben und das Eigentum an den Landesherren übertragen.
Im Jahre 1759 findet deshalb eine „Visitation“ des Kirchspiels durch eine hochamtliche Untersuchungskommission statt, um eine Bestandsaufnahme für den Landesherren durchzuführen. Von den Herren der umliegenden Güter Gömtow, Schlieven, Severin und Frauenmark, die sich in den vergangenen Zeiten unrechtmäßig kirchliches Land angeeignet hatten, wurde bis zuletzt versucht, diesen Termin zu verhindern. Hierzu sollten neben den genannten Gutsherren auch die 350 Beichtkinder der Kirchgemeinde erscheinen. Die Befragung des Pfarrers nach kirchlichen, weltlichen und „moralischen“ Angelegenheiten im Kirchspiel wurde in einem mehrseitigen Protokoll festgehalten. Eine Frage betraf das Vorhandensein von Hebammen und wurde mit „ Ja, zu Frauenmark und zu Schlieven, beeidet seien sie allerdings nicht!“ beantwortet. Für die Bewirtschaftung der Ländereien der Kirche wurden Pächter aus Goldenbow und Gömtow genannt, deren Nachkommen noch Mitte des 20. Jhd. in den umliegenden Dörfern lebten (Bruhn, Frick, Quandt, Hopp, Schröder, Wandschneider, Niemann).
1768 wird im Rahmen der damaligen Landesvermessung die erste Karte von Goldenbow einschließlich seiner Feldflur von Fr. v. See angefertigt. Sie ist als Kartengrundlage der Karte 1835 im Landeshauptarchiv erhalten.
1770 wird in den Akten von Friedrichsruhe der freie Bauer Hartig in Goldenbow genannt. Im Kirchenbuch wird er letztmalig ebenfalls 1770 zur Geburt seiner Tochter genannt. Danach hat er als freier Bauer offenbar Goldenbow verlassen.
1779 hatte Goldenbow 120 Einwohner. Diese sind namentlich nach Alter, Geschlecht (nur Erwachsene), Wohnort und Tätigkeit aufgelistet (sh. Keuthe).
In der Karte der Berliner Akademie der Wissenschaften von 1764 ist östlich von Goldenbow noch ein Weg von Severin über Schönberg nach Radepohl und Bülow eingezeichnet, der von Einheimischen auch als "Alte Poststraße" bezeichnet wurde. Er ist heute im Bereich der Fischteiche südlich der Straße von Goldenbow nach Frauenmark unterbrochen, vermutlich weil die Unterhaltung des hier noch sichtbaren Dammes durch den Teich zu aufwendig war und führt jetzt von Severin nach Frauenmark. Am ehemaligen Wegekreuz mit der Straße von Goldenbow nach Frauenmark erinnert heute ein großer Findling an diese alte Verbindung, die als Feldweg Richtung Radepohl noch heute besteht. In der aktuelleren Karte von Schmettau von 1788 ist der Weg im Abschnitt der Fischteiche nicht mehr enthalten. Der westliche Rand des Dorfangers ist nur im nördlichen Abschnitt bebaut und der Weg nach Ruthenbeck beginnt in Verlängerung der von Frauenmark kommenden Straße. Am Weg von Goldenbow nach Schönberg (Ziegeleiweg) ist die alte Ziegelei eingetragen. Hier verläuft auch noch die alte Straße nach Kladrum. In der Karte von Wiebeking, der Grundlage für die Schmettausche Karte, sind auch die Gemarkungsgrenzen farbig eingetragen. In Neu-Ruthenbeck gibt es noch keine Bebauung. Die Wassermühle am Teufelsbach ist nicht mehr vorhanden. Östlich des Baches sind anscheinend zwei Großsteingräber eingetragen, die heute nicht mehr existieren.
1780 werden die Höfe von Gömtow und Frauenmark sowie die zugehörigen Dörfer Goldenbow und Schönberg durch den Erbprinzen Friedrich Franz I. von Mecklenburg angekauft bzw. einglöst, da die mecklenburgischen Herzöge in der 2. Hälfte 18. Jhd. das in den vergangenen Jahrhunderten durch Verpachtung und Verpfändung an Adlige stark geschrumpfte Domanium als Einnahmequelle wieder vergrößern wollten. Damit wurde Goldenbow incameriert und unter die Verwaltung der Herzoglichen Cammer und des Domanialamtes Crivitz gestellt, das erstmals 1547 erwähnt und nach zwischenzeitlicher Verpachtung 1752 wieder eigelöst wurde. Für ihren neuen Herren hatten die Goldenbower zunächst noch Hand- und Spanndienste von jeweils 180 Tagen auf dem Gut in Gömtow mit dem damaligen Inspector Schroeder zu leisten. Der Herzog war aber als Grundherr andererseits für die Erhaltung seines Eigentums, der sogenannten Hofwehr zuständig, wozu neben den Gebäuden auch Gerätschaften, Vieh und Saatkorn gehörten. Im gleichen Jahr wurde den Bauern nach einer Überprüfung noch ein Teil des Großviehs ersetzt. Zwischen 1780 und 1784 richteten die Goldenbower Bauern mehrfach Bittschriften an den Großherzog und baten um Roggen als Brot- und Saatkorn, um den Ersatz von verletztem oder altem Großvieh sowie um finanzielle Unterstützung für Reparaturarbeiten an den Häusern sowie den Folgen der Missernte im Jahre 1783. Da ihnen jedoch Unregelmäßigkeiten beim Getreideverkauf auf dem Markt in Parchim zu ihren Gunsten nachgewiesen werden konnten, wurde diese Bitte abgeschlagen. Mit der Bearbeitung und Umsetzung dieser Bitten vor Ort war zunächst noch der Inspector Schröder beauftragt (sh. Abschnitt Transcriptionen). Ab 1786 wurde die Verwaltung der Bauernhöfe dann vom Domanialamt Crivitz übernommen.
1783 werden in der ersten aktenkundigen Regulierung des Dorfes Hofgrößen von durchschnittlich rund 38 ha insgesamt genannt.
Von 1798 bis 1832 werden drei Geburtshelfer bzw. Hebammen in Goldenbow genannt - der Schäfer Friedrich Heidemann, Hanna Schwarzen, L. Böttgern. Vor der Häuslerei Nr. 8 (Pagenkopf) stand hier bis 1867 der Hebammenkaten).
1806 findet nördlich von Goldenbow zwischen Crivitz und Kladrum ein Gefecht zwischen preußischen und französischen Truppen statt.
1808 wird die Verlegung der gemeinsamen Dorfschule von Friedrichsruhe nach Goldenbow beschlossen, weil hier die meisten Schüler sind. Die Schule in Friedrichsruhe wird im Staatskalender von 1800 erstmalig genannt. Die Goldenbower Bauern widersprechen dieser Entscheidung, jedoch ohne Erfolg. Die Dorfkinder lernen Lesen, Schreiben und Rechnen beim Schulhalter Reincke. Ein Schulhalter ist meist ein des Lesens und Schreibens kundiger Handwerker, oft ein Schneider. Auch W. Reinke war Schneider in Goldenbow.
1812 erscheint im April in der "Beylage zum Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten" eine Verkaufsannonce für die Dörfer Friedrichsruhe und Goldenbow sowie Frauenmark und Schönberg. Vermutlich sollte die durch die Freiheitskriege strapazierte großherzogliche Kasse wieder aufgefüllt werden. Was daraufhin konkret geschah, ist nicht bekannt. Goldenbow verbleibt jedoch weiterhin in der Verwaltung des Domanialamtes Crivitz. {Datei}
bis zur Reichseinigung (bis 1871)
Bilder von Carl Malchin aus und in der Nähe von Ruthenbeck Ende des 19.Jhd.
1818 wird im Mecklenburgischen Staatskalender zum ersten mal eine Schule in Goldenbow erwähnt. Auf der Hufe 4 wird das erste reetgedeckte Hallenhaus durch einen Neubau im Stil eine Büdnerei mit Querdiele ersetzt. Es ist der vermutlich der erste, noch mit Reetdach gedeckte teilweise Ziegelbau in Goldenbow und mit einer Länge von 100 Fuß deutlich größer als die alten Hallenhäuser.
1822 wurde in Mecklenburg die Leibeigenschaft aufgehoben. Während dies auf die Bauern, solange sie die Pacht zahlen konnten, vermutlich nur geringe Auswirkungen hatte, waren die Auswirkungen auf die Entwicklung des Dorfes in den folgenden 100 Jahren erheblich. Die frei gewordenen Leibeigenen von den Rittergütern, aber auch die zahlreichen Töchter und Söhne der Bauern, die den Hof nicht geerbt hatten, mussten sich nun als Tagelöhner, Handwerker und Dienstmädchen selbständig um den Erwerb ihres Lebensunterhaltes sowie eine Unterkunft kümmern. Diese fanden sie auch bei den Bauern in Goldenbow, so dass die Einwohnerzahl von 151 EW im Jahre 1819 auf 250 EW im Jahre 1850 stieg. Sie wohnten zunächst auf den Bauernhöfen oder in zum Gut Friedrichsruhe gehörenden Katen als sogenannte Einlieger unter meist prekären Bedingungen und konnten nach einer Aufenthaltszeit von 2 Jahren wieder aus dem Dorf gewiesen werden.
1823 wird Goldenbow auf eigenen Wunsch die Mahl- und Schmiedefreiheit gewährt. Dafür ist jedoch eine jährliche Pacht zu zahlen. (LHA 2.22-10/5 Nr.1652)
1835 wird die bereits aus dem Jahre 1768 vorliegende Karte von Breckenfelder kopiert und ergänzt. Sie bildet die Grundlage für die vom Großherzog bereits seit Mitte des 18. Jhd. angestrebte Vergabe der Bauernstellen in Erbpacht. Dazu wurden die historischen Fluren, die teilweise noch Gemeingut waren und auch gemeinsam bewirtschaftet wurden, den Bauergehöften zugeordnet. Außerdem wurden die ersten Grundstücke für die ebenfalls vom Großherzog seit Jahrzehnten vorgesehene Einrichtung von Büdnereien und Häuslereien eingemessen. Die Karte wurde wohl bis ca. 1870 noch ergänzt, z.B. ist schon die Mühle als Symbol einschließlich zugehörigem Grundstück eingezeichnet. Dies kann jedoch frühestens 1867 gebildet worden sein.
Ab 1835 begann auch an der Landstraße nach Crivitz am Teufelsbach, im Volksmund noch bis in das 20. Jhd. hinein Brennmöhl genannt, die Bebauung von Neu Goldenbow mit 4 Büdnerstellen. Hier gab es früher eine Wassermühle, zu der jedoch außer dem noch landschaftlich sichtbaren Mühlenteich und dass sie irgendwann abbrannte, daher der Name, keine weiteren Einzelheiten bekannt sind. 1840 wird die fünfte Büdnerstelle in der Nähe des Teufelbackofens als erstes Gebäude im späteren Neu-Ruthenbeck genannt. Am Teufelsbach verlief bis 1779 auch die Grenze zu Ruthenbeck. Das Gebiet westlich des Baches wurde danach aber Goldenbow zugeordnet und erhielt nach seiner Bebauung ab 1867 den Namen Neu Ruthenbeck.
1838 wurde ein Teil der Schönberger Ländereien in die Goldenbower Feldmark einbezogen, vermutlich im Zusammenhang mit der Vermessung von Breckenfelder. Damit erhöhte sich die durch einen Bauern bewirtschaftete Fläche auf ca. 47 ha. Die sich mit der Dorferweiterung neu ansiedelnden Büdner erhielten 6 ha. Der 1835 neu eingerichteten Ziegelei-Hufe 11 auf dem Schönberger Land mit dem hier ansässigen Ziegler wurden 23 ha in Erbzinspacht zugeordnet.
1838 wird auf der Hufe 5 der erste Erbzinsler als Bauerhufenpächter in Goldenbow genannt. Grundlage für eine Erbzinspacht war der herzogliche Erlass von 1820, der hohe Ablösezahlungen vorsah. 1852 ging auch die Hufe 8 in Erbzinspacht. Nachfolger des ersten Erbzinspächters waren auf der Hufe 5 der Bauer Erdmann und auf der Hufe 8 wurde der Bauer Steusloff Pächter. Beide stammten von außerhalb und konnten offenbar die hohen Ablösezahlungen leisten. In einer Statistik von 1858 werden weiterhin nur diese drei Erbzinspächter genannt. Die seit langer Zeit in Goldenbow ansässigen Hauswirte blieben weiterhin formal noch rechtlosen Hufenbauern, weil sie dazu womöglich finanziell nicht in der Lage waren oder weil sie es aufgrund ihres jahrhundertealten Gewohnheitsrechtes auch nicht für nötig hielten, diese Belastungen zu übernehmen.
1841 wird im Mecklenburgischen Staatskalender zum ersten Mal eine "Indüstrieschule" in Goldenbow genannt. Neben dem Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen und dem Katechismus erhielten die Mädchen in den Industrieschulen als Pflichtfach Unterricht in der Hauswirtschaft. Lehrerin war häufig die Frau des Lehrers, aber ggf. auch andere geeignete weibliche Personen. Die Jungen erlernten häufig handwerkliche Fähigkeiten. Die Lehrer in den Schulen des Domaniums hatten das Lehrerseminar in Lübtheen absolviert {Datei:Industrieschulen.pdf}.
Damit hatten sie eine umfangreichere Lehrbefähigung als die Lehrer in den benachbarten ritterschaftlichen Dörfern, die bis 1869 lediglich eine zweijährige Ausbildung durch einen Pastor erhielten.
Mitte der ersten Hälfte des 19. Jhd. steigt die Geburtenzahl in Goldenbow wieder deutlich nachdem sie während der Freiheitskriege Anfang des Jahrhunderts gesunken war (KB). Sie liegt zwischen den Volkszählungen von 1819 und 1867 bei 30…35 Geburten pro 1000 EW. Mitte des 19. Jhd. werden 9…10 Kinder pro Jahr in Goldenbow geboren. Es gibt viele Familien mit 5 und mehr Kindern. Der daraus resultierende Wohnungsnot wird in den kommenden Jahren entsprechend den damaligen Möglichkeiten begegnet.
1850 werden im Ortskern von Goldenbow die ersten vier Häuslereien errichtet, die im Ergebnis des großherzoglichen Erlasses von 1846 entstehen. Dieses Konzept erwies sich in Goldenbow und Neu-Ruthenbeck als erfolgreich, so dass die weitere Bebauung mit Häuslereien bis Anfang des 20. Jhd. die Orte prägte.
Durch die Aufsiedlung wurde vielen Einwohnern Goldenbows eine selbständige Erwerbstätigkeit ermöglicht. Die traditionellen landwirtschaftlichen Bestimmungen in Mecklenburg untersagten eine Aufteilung der Höfe auf die Nachkommen um sie in der notwendigen Größe als Grundlage für den Lebensunterhalt einer Familie zu erhalten und damit den Fortbestand der bäuerlichen Landwirtschaft im Land zu sichern. Die leer ausgegangenen zweit- und drittgeborenen Söhne und die unverheirateten Töchter mussten einem unselbständigen Lebensunterhalt, meist als Knechte und Mägde, nachgehen bzw. die Männer erlernten ein Handwerk. In den Büdnereien und Häuslereien konnten sie nun ihr eigenes, oft auch nur bescheidenes Auskommen als „Kleinbauer“, Tagelöhner oder Handwerker mit zusätzlicher kleiner Landwirtschaft zur Selbstversorgung finden. Zeitweise gab es sogar mehrere Handwerker einer Gilde in dem kleinen Ort.
Im Ergebnis der Befreiungskriege entwickelte sich im 19. Jhd. das deutsche Nationalbewusstsein, mit dem auch der Bauernschaft in den Domanialdörfern eine besondere Wertschätzung zuteil kam. In den "Beiträgen zur Statistik Mecklenburgs" von 1865 ist dazu in einer Mischung aus Nationalstolz und Rassentheorie Folgendes zu lesen: "Nicht aber die Höfe (Anm.: der Ritterschaft und Pachtdomänen), auf welchen sich das Volksthum weder bilden noch erhalten kann, sondern ausschließlich die Dörfer des Domanium sind die Träger dieses eigenthümlichen Gepräges, insofern sie die Bewahrer althergebrachter Scheidungen und Sitten, der Volksbauweise und des Volkslebens in dem Stande geblieben sind, welcher mit wenigen Ausnahmen ist, was er immer war, der Bauernstand. Unsere Domanialdörfer haben noch heute den ursprünglichen Dorfcharakter germanischer Geschlossenheit, welcher sich auch in den Bauerschaften selbst erhalten, obwohl die nivellierende Neuzeit darin Manches zerstört hat."
Ab 1851 sind die ersten Auswanderer nach Amerika aktenkundig. Der erste war danach der lange in Goldenbow ansässige Schäfer Fromm mit seiner Familie. Seine Frau war eine geborene Kluth. Von den 6 Kindern des Bauern Johann Kluth wanderten bis 1855 weitere 4 Kinder allein oder mit Familie aus. In den folgenden Jahren bis 1884 waren die Auswanderer Bauernsöhne, die nicht erben konnten, Handwerker, Tagelöhner und auch unverheiratete Frauen (sh. Abschnitt Einwohnerschaft).
1858 brennt die Hufe 8 nieder. Der Pächter F. Warnke ist nicht mehr in der Lage, das Gehöft wieder aufzubauen. Als sein Nachfolger baut der zweite Erbpächter in Goldenbow, J. Steusloff, das Gehöft als behördlich vorgegeben Dreiseitenhof wieder auf. Es blieb einer Ausnahme in Goldenbow.
1864 wird Neu-Ruthenbeck mit einem für eine Büdner-Colonie reservierten Areal aus dem Hof Ruthenbeck zum Communal-Verband von Goldenbow gelegt.
Um 1865 wird das Schulhaus erbaut.
Anfang des 19. Jhd. wurde auch der früher bestehende Mahl- und Schmiedezwang, einer festen Zuordnung der Dörfer bzw. Höfe zu den seit alters her vorhandenen Mühlen und Schmieden, auf Wunsch der Goldenbower Bauernschaft, aufgehoben. In der Folge wurden in mehreren Dörfern Mecklenburgs neue Mühlen errichtet, hauptsächlich Windmühlen. Der Müllergeselle Heinrich Pagenkopf, der 1851 zunächst als Interimswirt auf der Bauernstelle Hufe 4 nach Goldenbow kam, errichtete gegenüber der Straße nach Frauenmark 1868/69 anstelle des alten Hebammenkatens, der auch in der Schmettauschen Karte dargestellt ist, die Häuslerei Nr.8 und auf der Anhöhe dahinter an dem Weg nach Neu-Ruthenbeck einen Erdholländer. Da sich das Mühlenfundament 50 cm zu dicht an dem früher hier verlaufenden Weg nach Ruthenbeck befand, sollte er das Fundament wieder abreißen. Stattdessen verlegte er aber den Weg zwei Hausstellen weiter westlich an die heute noch vorhandene Stelle. In den Anfangsjahren hatte er zudem noch einen Rechtsstreit mit dem Friedrichsruher Müller auszufechten, der ihm die Mahlrechte streitig machen wollte, hierin jedoch unterlag.
Auf Grundlage des bauernfreundlichen herzoglichen Erlasses von 1867, der die Übernahme der Hufen in Erbzinspacht ohne jegliche zusätzliche Belastungen ermöglichte, wurden jetzt auch die altansässigen Goldenbower Bauern ab 1870 zu Erbzinspächtern. Die Folge war ein Aufschwung der Landwirtschaft, wie es vom Land beabsichtigt und damals auch dringend erforderlich war, um den zunehmenden Verfall der Bauernwirtschaften aufzuhalten. Der Wert eines Bauernhofes in Goldenbow betrug damals ca. 7000 Reichstaler.
Mitte des 19. Jhd. erfasste die Auswanderungswelle auch Goldenbow und Neu Ruthenbeck. Bis 1887 wandern 29 Personen, teilweise mit Familie, wohl größtenteils nach Amerika aus. (s.h. Abschn. Einwohnerschaft) Hierzu war beim Ministerium des Innern ein Gesuch zu stellen (die Unterlagen hierzu liegen im Landeshauptarchiv). Den Antragstellern wurde nach der Bearbeitung ein Auswanderungs-Consens erteilt oder eine Entlassungs-Urkunde ausgestellt.
Ende des 19.Jhd. malte und zeichnete der Schweriner Maler Carl Malchin in den Nachbarorten Ruthenbeck und Friedrichsruhe und in deren Umgebung. Die Bilder dürften auch die damalige Situation in Goldenbow gut wiedergeben. (Die Landschaftsbilder entstanden vermutlich in der Niederung des Mühlenbachs zwischen den Orten und am nördlichen Rand der Niederung am Feldweg von Friedrichsruhe nach Ruthenbeck.)
Deutsches Reich bis 1918
Ab 1870 wird die ehemalige Reichs- und Heerstraße zwischen Schwerin und Parchim im Ergebnis der bereits seit Jahrzehnten geforderten
Verbesserung des Straßenzustandes in Mecklenburg im Rahmen des hierzu erlassenen Straßenbauprogramms gepflastert und zu einer Chaussee ausgebaut.
1881/82 fanden im Auftrag des Großherzogs Friedrich Franz II. durch Beltz und Wildhagen die ersten ärchologischen Grabungen in Goldenbow und den Nachbargemeinden statt. Ein Grabungsschwerpunkt in Goldenbow war die Feldmark östlich des Teufelsbackofens, auf der sich damals noch zahlreiche weitere Zeugnisse der Ur- und Frühgeschichte befanden.
In einem beim Umbau der Kirche im Jahre 1886 eingemauertem Schriftstück wird als einziges Haus in Schönberg noch das alte Herrenhaus genannt, in dem ein Ziegler mit einer Ziegelei am östlichen Goldenbower Ortsrand wohnte, in der er etwa 200000 Ziegel im Jahr brannte.
Am 1. August 1899 wurde die Eisenbahnstrecke von Crivitz nach Parchim durch die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn (M.F.F.E) eröffnet und mit dem Bahnhof in Friedrichsruhe erhielten auch die umliegenden Dörfer einen Bahnanschluss. Die nicht direkt angeschlossenen Orte konnten private Feldbahnanschlüsse zu den Bahnhöfen legen. Von Crivitz aus bestand bereits 11 Jahre früher eine Bahnverbindung nach Schwerin. In der Folge wurde 1900 der auf der Landstraße von Crivitz nach Parchim noch betriebene Postkutschendienst aufgegeben.
Ab 1901 gab es für Goldenbow eine Postversorgung.
1903/04 entstand die genossenschaftliche Dampfmolkerei an der Straße nach Crivitz. Vorher soll in Goldenbow eine sogenannte Holländerei (milchverarbeitender Betrieb) existiert haben. Näheres ist hierzu jedoch nicht bekannt. In dieser Zeit entstand auch die einklassige Dorfschule mit Schulmeisterwohnung am westlichen Dorfausgang. Mit der Bepflanzung des Dorfangers mit 3 Lindenreihen und deren Fortsetzung als Lindenallee entlang der Dorfstraße bis zur Molkerei wurde in der Amtszeit des Bürgermeisters Karl Steusloff um die Jahrhundertwende auch der Dorfverschönerung Rechnung getragen. Die inzwischen mit über hundert Jahren stattlichen und größtenteils noch erhaltenen Linden sind auch heute noch prägend für das besondere Ortsbild Goldenbows.
Die ab Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jhd. entstandenen Büdnereien hatten als Kleinbauernstellen eine Größe von maximal 5000 m² und wurden als sogenannte Querdielenhäuser, kombinierten Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mit Diele und Stallungen, errichtet. Auf den Bauernhöfen wurden in dieser Zeit die alten, vermutlich Niederdeutschen Hallenhäuser durch zeitgemäße Wohngebäude, teilweise mit repräsentativen Fassaden und Veranden zur Straße sowie der „Guten Stube“, ersetzt. Nur auf den Hufen 2 und 10 sowie auf der Hufe 6 als Scheune und Stallung blieben die alten Fachwerkhäuser sowie einige reetgedeckte Scheunen noch bis Mitte des 20. Jhd. erhalten.
1906 hat die Windmühle einen zusätzlichen Antrieb durch eine Dampfmaschine erhalten.
1908, als die Erweiterung Goldenbows abgeschlossen war, wurden insgesamt 4 Büdnereien und 24 Häuslereien verzeichnet. Weitere 3 Büdnereien und 14 Häuslereien befanden sich im damals noch Goldenbower Ortsteil Neu-Ruthenbeck. Die Anwesen entstanden am bisher noch weitgehend unbebauten westlichem Rand des Dorfangers, den Straßen zu den Nachbarorten und der neuen Achtern Straat als letztem Bauabschnitt. Sie wurde mit der Tischlerei Frick beendet. Das daran anschließende Grundstück wurde schon nicht mehr bebaut und später durch den Tischler als Holzlager und für ein Sägegatter genutzt. Im Messtischblatt 1888 und in der Topografischen Karte TK 25 M 1877-1889 ist auch der Planungs-und Bebauungsstand von Goldenbow zum Ende des 19. Jhd. unterschiedlich dargestellt. Danach sollte die Achtern Straat offenbar noch bis zum Weg nach Neu-Ruthenbeck verlängert werden. Bebaut waren zum in der TK 25 dargestelltem Zeitpunkt erst die beiden nördlichen Grundstücke. Goldenbow hatte zu dieser Zeit 346 Einwohner, davon Neu-Ruthenbeck 101. Grundlage für die Erweiterung und Vergrößerung der Dörfer waren ein Patent der herzoglichen Regierung von 1753, das die Landflucht durch eine Verbesserung der bäuerlichen Situation durch den Bau von Erbpachtstellen (Büdnereien) stoppen sollte und ein Kammerzirkular von 1846 zum Bau von Häuslereien.
Ein undatiertes Foto von etwa 1910 mit der Häuslerei Nr. 8 in der Mitte des Ortes und der
dahinter liegenden Mühle zeigt anschaulich das dörfliche Leben um die Jahrhundertwende.
Vor der Mühle, damals noch ein Erdholländer, befindet sich der
Dampfmaschinenschuppen für den zusätzlichen maschinellen Antrieb der Mühle. Auf der
Dorfstraße vor dem Haus steht ein sogenannter zweispänniger Pungenwagen (vermutlich
des kleinen örtliche Fuhrunternehmers Kraack), mit dem Sackgut und die Milchkannen
befördert wurden. Am Hauseingang steht Müller Heinrich Pagenkopf mit Familie und ein
Geselle. Die beiden zum Haus gehörenden Linden sind erst ca. 5m hoch.
1913 wurden unter der Leitung von Beltz erneut ärchologische Grabungen durchgeführt, u.a. auch wieder östlich des Teufelsbackofens auf der Erbpachthufe von Grützmacher.
Im 1. Weltkrieg fielen 16 Kriegsteilnehmer aus Goldenbow und Neu-Ruthenbeck.
Deutsches Reich bis 1945
- Fotos von der Arbeit auf dem Bauernhof in den 1930er Jahren {Medium:Goldenbow_Fotoalbum_1.pdf}
Der bereits vor dem 1. Weltkrieg begonnene Ausbau der Straße von Friedrichsruhe über
Goldenbow nach Frauenmark wurde fortgesetzt und Anfang der 1920er Jahre beendet.
Nach den mündlichen Berichten alter Goldenbower Einwohner gab es in den 1920/30er Jahren anscheinend eine gute und weitgehend einvernehmliche dörfliche Gemeinschaft. Bauern- und Handwerkerschaft hatten ein auskömmliches Einkommen bzw. konnten sogar einen gewissen Wohlstand erreichen. Eine kleine Ansichtskartenserie, vermutlich Ende der 1920er Jahre, von zum Erntefest geschmückten Motivwagen der verschiedenen Berufsgruppen zeigt eine selbstbewusste Einwohnerschaft mit vielen, auch noch in späterer Zeit bekannten Gesichtern. Eine weitere Ansichtskarte zeigt die Sehenswürdigkeiten, den niederdeutschen Bauernhof auf der Hufe 2, das neue Kriegerdenkmal des Kriegervereins von Goldenbow und Neu-Ruthenbeck für die 16 Gefallenen des 1. Weltkrieges und die neue Windmühle.
1924 wurde die alte Windmühle, ein dreigeschossiger Erdhöllander, abgerissen und auf deren Fundamenten ein fünfgeschossiger Galerieholländer, einer der letzten Mühlenneubauten Mecklenburgs, durch Goldenbower Handwerker errichtet. Gemeinsam mit der Lichtenhäger Mühle ist sie die höchste Mühle Mecklenburgs. Als zusätzlicher Antrieb wurde zunächst eine Dampfmaschine, später ein Dieselmotor installiert. Damit wurde auch der erste elektrische Strom im Goldenbow produziert, der auch für die Beleuchtung der zugehörigen Häuslerei Nr.8 eingesetzt wurde. Die hier befindliche, zum Familienbetrieb gehörige Bäckerei erhielt in den 1920er Jahren modernen Dampfbackofen.
In Frauenmark hatte 1916 die Familie von Doetinchen das Gut übernommen, die sich in der Folgezeit erfolgreich um dessen wirtschaftlichen Aufschwung bemühte und hierfür unter anderem vom Bauern Karnatz aus Goldenbow den Barbarateich an der Ortsgrenze zum Aufbau einer Fischwirtschaft kaufte. Auf dem Gut fanden auch mehrere Goldenbower Anstellung, in der Mühle wurde das Deputatkorn geschrotet und die Bäckerei lieferte das Brot für das Gut. Der Frauenmarker Kirchenacker wurde traditionell an Goldenbower Bauern verpachtet. Hieraus ergaben sich zwischen Goldenbow, Frauenmark und auch den neuen Gutsbesitzern enge nachbarschaftliche Beziehungen. Diese anscheinend stabilen wirtschaftlichen Verhältnisse ermöglichten es, Mitte der 1920er Jahre an der Straße nach Frauenmark ein zweites Kolonialwarengeschäft mit angeschlossenem Dorfkrug zu eröffnen. Ein drittes Kolonialwarengeschäft mit Dorfkrug gab es im Ortsteil Neu-Ruthenbeck.
1930/31 kam anlässlich des 700-jährigen Bestehens der Kirche zu Frauenmark für eine im 1. Weltkrieg ausgebaute Glocke eine Ersatzglocke und wurde vom Bahnhof Friedrichsruhe in einem feierlichen Zug durch die Dörfer des Kirchspiels nach Frauenmark gebracht und neu geweiht {Medium:Friedrichsruhe 700Jahre Kirche.pdf}.
Am 19. Dezember 1931 fand im Schloss des Nachbarorts Severin die Hochzeit von Goebbels mit Magda Quandt, der geschiedenen Frau des Großindustriellen Quandt und eine geborene Granzow aus Severin, statt. Die weltliche Trauung wurde im Haus des Standesbeamten in Goldenbow im Beisein von Adolf Hitler als Trauzeuge vollzogen und musste selbst vor den Einwohnern geheim gehalten werden. Hiervon berichtete W. Pagenkopf, der als jugendliches Mitglied des örtlichen Posaunenchors Augenzeuge der Zeremonie war {Medium:Friedrichsruhe Zeitungen1931.pdf}.
Im gleichen Jahr organisierte Hitler gemeinsam mit W. Granzow, dem Bruder von Magda Goebbels, von Severin aus auch den Wahlkampf der NDSAP in Mecklenburg und erreichte mit 49% der Stimmen die Mehrheit, so dass Granzow der erste nationalsozialistische Ministerpräsident des Landes wurde. Auch die Kommunisten waren von Parchim aus auf den Dörfern aktiv. 1932 wurde in der Gastwirtschaft von Friedrichsruhe eine öffentliche Versammlung für die Gemeinden Friedrichsruhe, Goldenbow, Frauenmark und Severin organisiert, die von SA-Schülern aus Severin gestört werden sollte. Dies verhinderte jedoch der kommunistische Kampfbund und hinterließ damit bei der Dorfbevölkerung laut eigener Propaganda einen starken Eindruck.
Die vorherrschende politische Einstellung in Goldenbow wurde von den alten Einwohnern jedoch eher als deutsch-national im Sinne einer konservativen Grundhaltung beschrieben. Als überzeugte Nationalsozialisten wurden nur wenige Einwohner bezeichnet, weiterhin gab es natürlich auch Mitläufer. Dies bezeugen jedenfalls mehrere Fotos aus den 1930er Jahren. Kommunisten und Sozialdemokraten spielten im Dorf wohl keine entscheidende Rolle.
Dorfbekannt war die Geschichte von dem 1930 und 1937 amtierenden Bürgermeister Willi Pagenkopf, der abgesetzt wurde, weil er zum Abschluss einer größeren Propagandaveranstaltung der Nationalsozialisten nicht den Arm zum Hitlergruß erhoben hatte. Er selber berichtete, dass er bei einer Unterhaltung am Rande der Veranstaltung jedoch lediglich den Gruß verpasst hatte. Dieses Ereignis führte dazu, dass er nach Kriegsende als „Antifaschist“ zum ersten Nachkriegs-Bürgermeister von den Russen eingesetzt wurde. Seine zweite Amtszeit währte jedoch nicht lange.
1937 sind im Adressbuch Parchim 10 Fernmeldeanschlüsse genannt.
Zu Beginn des 2. Weltkrieges und in den Folgejahren wurden auch die Goldenbower Männer im wehrfähigen Alter zur Wehrmacht einberufen. Sofern jemand als einziger Mann im arbeitsfähigen Alter im häuslichen Betrieb tätig war, konnte er mit dem Einsatz bei den rückwärtigen Diensten rechnen, der ihm auch die Erreichbarkeit des Heimatortes innerhalb von 24 Stunden ermöglichen sollte. Die Frauen mussten nun mit den Alten und den heranwachsenden Kindern die Höfe bzw. Betriebe allein bewirtschaften. Zeitweise wurden ihnen in den Folgejahren Kriegsgefangene aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich als Hilfskräfte zugeteilt. Das Verhältnis zueinander wurde unterschiedlich beschrieben. Während es zu den polnischen Gefangenen wohl oft angespannt war, wurde dies von Russen und Franzosen kaum erwähnt. Anscheinend ergaben sich bei längeren Aufenthalten in Goldenbow zu einigen von Ihnen sogar freundschaftliche Verhältnisse.
Zum Kriegsende werden neben den im Ort befindlichen Kriegsgefangenen auch zahlreiche Flüchtlinge aus Pommern und Ostpreußen untergebracht. Sie waren bei den Alteingesessenen, die inzwischen ebenfalls unter den Kriegsfolgen litten, je nach Betroffenheit und Einstellung, nicht immer willkommen. In einigen Fällen wurde aber auch von der großen Hilfsbereitschaft der Einwohner berichtet. Dies betraf in der aufkommenden Hungersnot vor allem die uneigennützige Versorgung mit Lebensmitteln. Teilweise wurden die Flüchtlingsfamilien zu gemeinsamen Mahlzeiten in einigen Haushalten eingeladen.
Transkription des Feldpostbriefes - {Medium:Goldenbow Feldpost 1942 2.pdf}
1944 stirbt der Erbpächter Christoph Beckendorf im Alter von 102 Jahren. Damit ist er der älteste bekannte Goldenbower. Zu seinem 100. Geburtstag veröffentlichte die Parchimer Zeitung einen Artikel. Ein Foto des knorrigen Alten befindet sich auch auch in dem Prachtband "Mecklenburg" vom Hinstorf-Verlag aus den 1930er Jahren.
Anfang Mai 1945 führt der bereits in Auflösung begriffene Todesmarsch des KZ Sachsenhausen durch Goldenbow und die Nachbarorte. Im Wald zwischen Frauenmark und Goldenbow lagen einige Tage unter freiem Himmel über 400 KZ-Häftlinge, hauptsächlich sind es Franzosen. Angesichts des allgemeinen Chaos während der letzten Kriegstage, den Ängsten vor der heranrückenden Roten Armee aufgrund der ihr vorauseilenden Horrorberichte, den Drohungen und Terroraktionen von flüchtenden Nationalsozialisten gegen die sich auf den "Zusammenbruch" vorbereitenden Einwohner sowie der Furcht vor kriminellen Häftlingen konnte dieses Ereignis aber von vielen Einwohnern in seiner Tragweite anscheinend kaum noch richtig eingeordnet werden. Berichtet wurde vor allem von den damit einhergehenden Diebstählen einiger Häftlinge, die sich mit dem Nötigsten an Kleidung und Lebensmitteln für ihren anonymen Weitermarsch in ziviler Kleidung versorgten sowie vor der Furcht vor Übertragung von ansteckenden Krankheiten. In der Fischerei in Frauenmark wurde von der Gutssekretärin Käthe Wilms und einem französischen KZ-Häftling ein Krankenzimmer für die notleidenden Häftlinge eingerichtet. [7] In Friedrichsruhe wurde der Kommunist W. Kindel von den Nazis wegen des Hissens einer weißen und einer roten Flagge zur Begrüßung der Roten Armee erschossen.
Am 3. Mai 1945 erreichte die Rote Armee Goldenbow und die Nachbardörfer. Die letzten deutschen Truppen waren am 2. Mai abgezogen. Die Häuser nördlich der Dorfstraße müssen für die Unterkünfte der Siegertruppen geräumt werden. Die örtliche Kommandantur wurde in der Häuslerei Nr. 8 eingerichtet. Die Einwohner werden auf den gegenüberliegenden Bauernhöfen untergebracht. Die Mädchen und Frauen versteckten sich vor den zu befürchtenden Übergriffen der Sieger in den Scheunen und im Wald. Hiervon waren besonders die Flüchtlingsfrauen in einer Sammelunterkunft betroffen, da deren Aufenthaltsort bekannt war und sie kaum Möglichkeiten hatten, sich zu verstecken. Von diesen menschenverachtenden Zuständen wurde vor allem in der Zeit unmittelbar nach dem Kriegsende berichtet. Mit den wechselnden Besatzertruppen wurde auch wieder eine weitgehend korrekte Verhaltensweise gegenüber den Einwohnern zur Normalität und von der damals sprichwörtlich gewordene Kinderliebe der Russen wurde auch in Goldenbow berichtet. Darüber hinaus wurde auch negativ über die zunächst noch im Ort befindlichen polnischen Kriegsgefangenen berichtet, die sich jetzt an den Einwohnern rächen wollten. Umfassende Auskünfte über diese Zeit enthält das "Tagebuch von Käthe Wilms aus Frauenmark".
{Medium:Tagebuch von Käthe Wilms (geschwärzt).pdf}, {Medium:Goldenbow_Käthe_Wilms_Film_Presse.pdf}
Die neuen deutschen Machthaber führten bereits im Sommer 1945 eine erste Entnazifizierungsaktion durch. Sie richtete sich gegen fünf Familien, die unter Strafandrohung eine Vorladung in das ehemalige KZ Wöbbelin erhielten, das jetzt als Sammellager für den Abtransport in ein sibirisches Arbeitslager diente. Grundlage war eine Umfrage unter den Goldenbowern, bei der Denunziation, Missgunst und alte Feindschaften sehr wahrscheinlich waren. Die Kriegsereignisse hatten zu dieser Zeit einen tiefen Keil zwischen die alten Goldenbower, Flüchtlinge und Umsiedler getrieben, der noch lange nachwirkte. Einige der Betroffenen konnten sich jedoch teilweise durch Flucht aus dem Lager und anderen nicht weiter bekannten Umständen der Deportation entziehen. Andere wurden ohne Angabe von Gründen bei Nacht und Nebel in den berüchtigten Folterkeller von Parchim gebracht. Einige verschwanden spurlos, andere wurden in das ebenfalls berüchtigte Lager "Fünfeichen" bei Neubrandenburg verbracht. Zu letzteren gehörte auch Hermann Stein, der dort 1947 verstarb.
Am 7. September 1945 verkündet Ernst Goldenbaum unter der KPD-Losung „Junkerland in Bauernhand“ in Severin die Verordnung über die demokratische Bodenreform in Mecklenburg-Vorpommern. Die Zeit drängte, da die Versorgung mit Lebensmitteln im letzten Kriegsjahr zusammengebrochen war und sich die Einwohnerzahl Mecklenburgs binnen kurzer Zeit durch Flüchtlinge und Umsiedler annähernd verdoppelt hatte. Zusätzlich waren mit Vorrang die sowjetischen Truppen zu versorgen. In Frauenmark wurde unter Führung einer Kreiskommission für die Bodenreform ein Bauernkomitee zur Durchführung der Reform gebildet, das die Ländereien des ehemaligen Gutes an 23 landarme Bauern, 7 Umsiedler und 23 Landarbeiterfamilien verteilt. Hierunter waren auch Goldenbower Bauern, Neubauern und Handwerker. Bis Ende des Jahres konnte das Land an die neuen Bauernstellen vergeben werden.
- Den Toten der Weltkriege wurde unter dem Abschnitt "Einwohnerschaft" ein eigener Absatz gewidmet.
SBZ und DDR bis 1970
Die Entwicklung des historischen Ortsbildes und der Bebauung
Eine wesentliche Quelle war die Literatur von Karl Baumgarten, u.a. {"Hallenhäuser in Mecklenburg - Eine Historische Dokumentarion"}
Von den Anfängen bis Mitte des 17. Jahrhunderts
Die gut erhaltene historische Dorfanlage lässt auch heute noch die vermutliche Gründung als Angerdorf erkennen, einer bei deutsche Locatoren häufigen Form der Dorfanlage. In der Mitte auf dem Dorfanger stand üblicherweise auch die Kirche wie z.B. in den Nachbarorten Kladrum und Domsühl. Die deutschen Angerdörfer wurden typischer Weise an Wegekreuzungen errichtet. Vermutlich verlief hier die alte Wegeverbindung von Crivitz nach Parchim, die auf dieser Trasse den günstigeren landschaftlichen Gegebenheiten folgte, über Goldenbow und Frauenmark und von dort weiter über Hof-Bergrade/Dargelütz oder Severin nach Parchim (in der Karte von Wiebeking wird der Weg zwischen Goldenbow und Neu-Ruthenbeck noch als Landstraße bezeichnet). Sie kreuzte hier die von Radepohl, Badegow und Kladrum in Goldenbow zusammenlaufenden Wege. Deren Fortsetzung nach Friedrichsruhe durch die sumpfige Niederung erfolgte wohl erst nach der Ortsgründung, womöglich als erstes über den heutigen Wiesenweg zur nahe gelegenen Burg Gömtow, die zumindest der naheliegenden Sage nach, der Ausgangspunkt der Ortsgründung war.
Ein weiterer Grund für die Anlage eines Angerdorfes war die Umbauung einer hier bereits vorhandenen slawischen Siedlung durch deutsche Siedler. Auch dies kann aufgrund vieler Funde der slawischen Besiedlung der Gegend nicht ausgeschlossen werden, wurde bisher aber nicht nachgewiesen. Von der beidseitigen Bebauung eines Angerdorfes wurden bei der Ortsgründung jedoch nur die zehn Hufen südlich des Weges nach Radepohl angelegt. Eine Kirche wurde ebenfalls nicht gebaut. Mögliche Gründe hierfür werden in der Chronik genannt. So unvollständig existierte das Dorf über mehrere Jahrhunderte.
Die ältesten Gebäude aus der Zeit der Ortsgründung waren nach Baumgarten kleine, zum Anger orientierte Längsdielenhäuser wie sie 1940 in einer Ausgrabung in Ramm bei Lübtheen gefunden wurden. Sie waren etwa 10 m lang und 7...8 m breit. Seitlich der ungefähr 3...4 m breiten Diele waren die Ställe. Am Ende der Diele befand sich die offene Feuerstelle und die "Lucht", eine zur Diele geöffnete Abseite als "Wohnraum" der Bauernfamilie. [8]
Die ersten historischen Unterlagen, die Auskunft über das Ortsbild geben, ist die Karte der Landesvermessung von 1768, auf deren Grundlage die im LHA Schwerin vorliegende Karte von 1838 angefertigt wurde. Eine weitere Quelle sind die Karten von Wiebeking und Schmettau aus den Jahren 1786/88. Hierzu wurde zur besseren Erkennbarkeit die beigefügte Nachzeichnung angefertigt. Die Wegeverläufe entsprechen mit einigen Abweichungen im Wesentlichen den heute noch vorhandenen Straßen und Wegen. Der Wiesenweg ist mit seinem geraden Verlauf als künstlich angelegter Damm zwischen Goldenbow und dem Gutshof Gömtow erkennbar und deutet auf die historischen Beziehungen zwischen Goldenbow und dem Gut Gömtow hin. Das Material für den Damm wurde sicher dem am Wiesenrand gelegenem Hang entnommen, so dass hier die heute noch vorhandene Sandgrube entstand. Die Bedeutung des Weges ergab sich vor allem aus den Fron- und Spanndiensten der Goldenbower Bauern auf dem Gut. Vermutlich war dieser Weg für längere Zeit sogar die einzige feste Verbindung durch die Wiesen. Die zweite Verbindung durch die Wiesen die dem heutigen Verlauf der Hauptstraße B 321 entspricht, hat noch keine eindeutigen seitlichen Signaturen wie die meisten anderen festen Wege. Sie ist im Gegensatz dazu als breite und unregelmäßige, vermutlich im moorigen Untergrund ausgefahrene Fläche dargestellt. Ursprünglich führte sie wahrscheinlich weiter östlich in Höhe des Wiesenweges an der alten Burg Gömtow vorbei in Richtung Severin weiter. Ein weiterer Weg von Crivitz/Ruthenbeck führte auf dieser Karte auch direkt von der Überquerung des Teufelsbachs über Goldenbow weiter nach Frauenmark. Er wird in der Karte von Wiebeking noch als Landstraße bezeichnet und in den Klassifikationstabellen von 1828 (LHA) wohl als alter Schweriner Weg. Er diente im Mittelalter vermutlich auch der Umfahrung der Zoll- und Raubritterburg Gömtow. Erst im Zusammenhang mit der Flurneuordnung von 1838 wurde er geradlinig in seinen heutigen Verlauf verlegt. Der Weg nach Schönberg und Kladrum verlief noch zwischen den Hufen 8 und 9 hindurch. Der heutige Ziegeleiweg wurde ebenfalls erst im Rahmen der Flurneuordnung angelegt.
Das historische Ortsbild des 18. Jhd.
In der Karte von 1768/1838 sind acht der im 17. und 18. Jhd. errichteten Hallenhäuser (Hufen 1, 2, 3, 5, 6, 7, 9 und 10) dargestellt. Recht genaue Daten zu den Baujahren der meisten Häuser und Scheunen sind den Hofakten aus dem 19. Jhd. zu entnehmen. Nicht dargestellt sind wohl die in den Hofakten auf einigen Gehöften genannten Altenteile mit ein oder zwei Wohnungen. Vier der zehn Hallenhäuser standen noch in den 1950er Jahren, 2 und 10 immer noch als gemeinsames Wohn- und Wirtschaftshaus, 3 und 8 als teilweise schon verfallende Scheune und Stall. Auf Hufe 4 steht bereits das heute noch vorhandenen Querdielenhaus, das schon 1818 wegen des schlechten baulichen Zustandes des alten, noch 5 Fach großen Hallenhauses als Fachwerkbau mit Ziegelausfachung und Reetdach errichtet wurde. Auf der Hufe 8 ist bereits der Dreiseitenhof, der nach dem Brand 1858 errichtet wurde, eingetragen. Neben bzw. unter den Hallenhäusern ist noch der alte Umriss des hier vorher vorhandenen kleineren Hallenhauses mit 5 Fach erkennbar (violett). Diese wurden vermutlich von Brekenfelder aus der Karte von 1768 übernommen. Die meisten der späteren großen Hallenhäuser mit einer Länge von ca. 82 Fuß und einer Breite von ca. 41 Fuß, die meistens 7, einige auch 8 oder 9 Fach hatten, wurden lt. den Gehöftsakten Ende der zweiten Hälfte des 18. Jhd. errichtet, für Hufe 5 wird das Baujahr 1807 genannt. Für die Hufe 2 ist 1723 als Baujahr mündl. überliefert. Es muss sich dabei jedoch um die Jahreszahl im Torbalken des Vorgängerbaus handeln, der 1795 im Nachfolgebau wieder verwendet wurde. Der Torbalken wurde nach dem Brand im Jahre 1968 gefunden.
Die Vorgängerbauten der Hallenhäuder hatten 4 oder 5 Fach waren lt. Baumgarten einfache Zweiständerhäuser mit einer Längsdiele, die später auf der Rückseite Anbauten für den Wohnteil (Kammerfach) erhielten. Sie dürften dem im nebenstehenden Gemälde von C. Malchin dargestellten Gebäude geähnelt haben, dass er Ende des 19. Jhd. in (Alt-)Ruthenbeck gemalt hat. Der rückseitiger Wohnungsanbau ist gut an dem Schornstein erkennbar. Genauere Angaben sind hierzu aber nicht mehr vorhanden. Die Dächer waren früher strohgedeckt, das Gebälk des Fachwerkes wohl teilweise auch Tannenholz (sh. Transkriptionen, Hufe 10). Im 19. Jhd. wurden die alten Strohdächer mehr und mehr durch Reet ersetzt. Die später an gleicher oder neuer Stelle errichteten zeitgemäßen Hallenhäuser wurden wohl größtenteils als Zweiständerhaus in gebundener Konstruktion mit seitlich weit auskragenden Deckenbalken und durchgehenden Sparren neu aufgebaut. Das Fachwerk wurde aus Eichenholz gefertigt, hierfür musste die Bereitstellung von Holz aus den großherzoglichen Wäldern beim Amt beantragt und beim Förster von Friedrichsmoor bestellt werden.
Mit ihren großen, weit herunter gezogenen reetgedeckten Walmdächern, dem in einen Dachausschnitt hineingezogenem Dielentor (Grot Dör) und den an der Giebelspitze befindlichen gekreuzten, wohl meist nach außen weisenden Pferdeköpfen (niederdt. „Mulapen“ – Maul offen) sowie den davorstehenden Torscheunen prägten diese sonst schmucklosen Häuser das historische Ortsbild bis Anfang des 20. Jhd. Auf der Rückseite zum Garten hatten die Häuser wohl alle ein Halbwalmdach mit einer ausreichenden Giebelfläche für die Wohnungsfenster. Auf einigen Gehöften gab es separate Altenteilerkaten sowie Schweinestelle, da die Schweine als erstes Vieh in eigenen Ställen gehalten wurden, weiterhin einen Backofen und einen Ziehbrunnen bzw. Sod und eine umfangreiche Einfriedung, zunächst als Ader- oder Hakelzaun, später oft als Mauer aus geschlagenen Feldsteinen. Von den Torscheunen waren in den 1930er Jahren noch fünf, in den 1950ern noch drei vorhanden. Ein anschauliches Ortsbild, wie es auch für Goldenbow Anfang des 18. Jahrhunderts anzunehmen ist, wird auf einer Karte von Gieschow bei Lutheran dargestellt, ebenfalls einem Langangerdorf mit ähnlicher Topografie und Größe wie Goldenbow.
Die nebenstehenden Grund- und Aufrisse aus einer Bauakte der Hufe 3 von 1858, die nach den Gehöftsakten wohl auch für die meisten anderen Goldenbower Hallenhäuser typisch sind, sind folgenden Abmessungen zu entnehmen: Länge 86 Fuß (ca. 24m), Breite 42 Fuß (ca. 12m), Dielenbreite 12...18 Fuß (ca. 3,5...5,2m). Auf der Hufe 3 stand auch die bis in die 1950er Jahre am besten erhaltene typische Bebauung eines Gehöfts mit einem allerdings nicht mehr zu Wohnzwecken genutztem Hallenhaus von 7 Fach, einer Torscheune und einem Stallgebäude, alles noch reetgedeckt, weiterhin einer gepflasterten Zufahrt vom neben der Scheune gelegenem Hoftor zur Dielentor des Hallenhauses und einer noch gut erhaltenen Feldsteinmauer zur Straße nach Frauenmark. Der damals ebenfalls noch gut erhaltene Dreiseitenhof auf der Hufe 8 war für Goldenbow dagegen untypisch.
Nach dem Bauernhausforscher Baumgarten werden hinsichtlich des Grundrisses Längsdielen- und Fletthäuser unterschieden. Die Fletthäuser hatten, wie in unserem Beispiel, am Ende der großen Diele die quer dazu verlaufende Flettdiele mit ein- oder beidseitigem Ausgang. Der Flett schloss sich der Wohnteil an, dessen große Stube von dem auf der Flett befindlichen offenem Herd beheizt wurde. Von einer zweiten Herdstelle wurde das seitlich der großen Diele liegende Altenteil beheizt. Die Knechte und Mägde hatten unbeheizte Kammern neben der Diele. Hinsichtlich der Hauskonstruktion wird in Zwei-, Drei- und Vierständerhäuser unterschieden. In Goldenbow waren es wohl ausnahmslos die ursprünglichen Zweiständer-Konstruktionen, vermutlich aber in unterschiedlicher Ausbildung, die innerhalb eines Zeitraumes von rund 100 Jahren den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Bauherren angepasst wurde. Der Name beruht auf dem auf zwei senkrechten Balken, den Ständern, stehendem Joch, das mit dem darauf liegenden Deckenbalken (Rähm) gebildet wurde. Auf dem Joch stützten sich die Dachsparren. Zwei hinter einander stehende Joche bildeten ein (Haus)Fach mit einer Tiefe von 2,5 … 3 m. Die Joche wurden nach ihrer Aufrichtung durch Längsbalken und Verstrebung zu dem Grundgerüst des Hallenhauses stabilisiert. Auf, innerhalb sowie seitlich an diesem Balkengerüst wurden Dach, Wände und die Anbauten (Kübbungen) errichtet. Diese hatten keine statische Funktion. Die Häuser wurden von den Bauern damals als Langhäuser bezeichnet und die Kübbungen als Vorschauer. Der Wohnteil hinter der Flett wurde bei den ältesten Häusern oft noch nachträglich ganz oder teilweise als Anbau hinzugefügt (s.o.).
1780 kauft Friedrich Franz I. Goldenbow und die umliegenden Dörfer und Goldenbow wird damit der Domanialverwaltung unterstellt. Zu diesem Zeitpunkt müssen sich die Häuser bereits in einem schlechten baulichen Zustand. Die Bauern beantragen in den Folgejahren mehrfach Unterstützung zur Sanierung der Häuser, die zunächst jedoch abgelehnt wird. Bis Anfang des 19. Jhd. werden dann jedoch mehrere Häuser saniert und vergrößert, zunächst noch als Langhaus mit Wohn- und Wirtschaftsteil einschließlich den Ställen, denn das war bei den Bauern sehr beliebt. Die Abkehr zum Querdielenhaus ab Anfang des 19. Jhd. geschah nur auf Druck der Verwaltung. Noch Mitte des 19. Jhd. wollte der Bauer Warnke auf der Hufe 8 sein abgebranntes Wohnhaus durch ein Langhaus ersetzen {Goldenbow_Transkriptionen aus den Hofakten}. Eine zeitgemäße Beschreibung eines Bauernhofes ist hier zu finden {Medium:Bauernhof 1865.pdf}.
In den historischen Karten sind am östlichen Ortsrand bereits einige kleinere Gebäude aus der 2. Hälfte des 18. Jhd. auf der nördlichen Angerseite erkennbar. Hier befand sich später auch das Armenhaus des Dorfes. Auch der spätere Standort des Schulhauses am westlichen Ortsrand ist schon bebaut, im Staatskalender wird er aber erst ab 1818 als Schule genannt. Nicht konkret erkennbar ist der in der Volkszählung von 1867 noch genannte Hebammenkaten, dessen Grundstück aber wohl Karte von 1835 unter späteren dem Grundstück der Häuslerei Nr. 8 (Bäckerei) zu erkennen ist. Der Standort dieser Gebäude an den Dorfzufahrten geht wahrscheinlich auf ursprünglich hier vorhandene Hirtenkaten zurück, die nach Aufgabe der historischen gemeinsamen Weidewirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jhd. anders genutzt wurden. Hier wohnten die Schaf- und Kuhhirten des Dorfes, deren Aufgabe es auch war, nachts den Dorfanger zu bewachen, der als Nachtweide für das Vieh des gesamten Dorfes diente. Hierzu war der Anger vermutlich eingezäunt und an den Zufahrten wurden nachts die Tore geschlossen und nur bei Bedarf von den Hirten geöffnet. Anfang des 19. Jhd. werden noch mehrere Hirten in Goldenbow genannt.
Die Lehmgrube am Weg nach Kladrum ist durch eine große fünfeckige Signatur gekennzeichnet, vielleicht wurden hier auch schon Ziegel in sogenannten Feldbrandöfen hergestellt. Die Lehmgrube wurde noch bis Mitte des 20. Jhd. von den Dorfbewohnern genutzt und wird in verschiedenen historischen Akten erwähnt. Mitte des 20. Jhd. lagen hier noch Ziegelreste von den alten Brennöfen.
Erbpächter, Büdner und Häusler bis Anfang des 20. Jhd.
1811 werden in der Verkaufsanzeige für Friedrichsruhe und Goldenbow im Dorf acht zum Gut Friedrichsruhe gehörende Katenwohnungen genannt. Auf den Hufen 4, 6 und 8 sind in der Karte von 1838 bereits neuere, nicht als Hallenhaus errichtete Wohn- bzw. Wohn- und Wirtschaftsgebäude erkennbar. Das Gebäude der Hufe 4 wurde 1818 vermutlich als erster mit Ziegeln ausgefachter Fachwerkbau, der noch mit Reetdach gedeckt war, als Querdielenhaus im Stil einer Büdnerei errichtet und war mit einer Länge von 100 Fuß deutlich größer war als die alten niederdeutschen Hallenhäuser. 1824 wurde auf der Hufe 10 das letzte traditionelle Hallenhaus errichtet. Hallenhäuser waren bei den Bauern nach wie vor beliebt, fanden jedoch u.a. aus Gründen des Brandschutzes, nicht mehr das Wohlwollen der Landesregierung. Auf der Hufe 6 wurde 1854 ein neues Wohnhaus als teilweiser Ziegelbau, jedoch noch noch mit Reet-, teilweise Strohdach direkt am Angerrand gebaut. Auf der Hufe 8 wurde nach einem Brand im Jahre 1858 ein damals behördlich vorgegebener Dreiseitenhof errichtet, er blieb eine Besonderheit in Goldenbow. Das Haus der Hufe 3 sollte 1858 saniert werden. Dazu ist es wohl nicht mehr gekommen. Stattdessen wurde 1894 zurückgesetzt ein neues Wohngebäude errichtet. 1835 wird auch die Ziegelei (Hufe 11) in Goldenbow erstmals genannt und ist in der Karte mit den zugehörigen Ländereien weit außerhalb des östlich des Dorfes an der Grenze zu Kladrum eingezeichnet.
1818 wird in den Gehöftsakten ein sechshieschiger Katen (Katen mit 6 separaten reihenhausähnlichen Katenwohnungen) genannt. Vermutlich handelt es sich hierbei um das spätere Armenhaus, das aber zunächst für Tagelöhner der Gutes Friedrichsruhe und wohl auch für Altenteiler genutzt wird. Wenn man die in der Karte von 1838 dargestellten Abmessungen zugrunde legt, hatte eine Wohnung etwa eine Größe von 10x20 Fuß (ca. 3x6m).
1835 begann auch die Erweiterung des Dorfes mit 4 Büdnereien am Teufelsbach an der Straße nach Crivitz (Brennmöhl). Eine fünfte Büdnerei wurde wenige Jahre danach (vor 1840) in der Nähe des Teufelsbackofens errichtet. Damit begann die Bebauung des späteren Neu-Ruthenbecks. Grundlage war zunächst das Büdner-Patent des Großherzogs Christian Ludwig vom 14. März 1753, dass die Bereitstellung von Land für diese neue Siedlungsform ermöglichte. Hiermit sollte dem eingetretenen Bevölkerungszuwachs und der daraus resultierenden Verelendung der Landbevölkerung entgegengewirkt werden. Dieser Erlass hatte über Jahrzehnte jedoch kaum Erfolge, so dass 1809 ein zweites Patent erlassen wurde. Ab 1820 konnte die Fläche des durch einen Büdner bewirtschafteten Landes auf 5 bis 10 ha vergrößert werden. Durch die Aufhebung der Leibeigenschaft 1821 entstand jedoch weiterer Bedarf für die nun freien und damit auf sich selbst gestellten Tagelöhner und Handwerker an Wohnungen und Räumlichkeiten für ihr Handwerk sowie für eine kleine Landwirtschaft zur Selbstversorgung. Deshalb wurde 1846 in einem weiteren Erlass die Errichtung von Häuslereien ermöglicht. Darin sind verschiedene Grundrisse für die Häuslereien genannt und es durfte nur eine Wohnung pro Häuslerei geben. Weiterhin waren vorgegebene Abstände zwischen den Gebäuden einzuhalten. {Medium:Gesetzsammlung_für_die_mecklenburg-schwerinschen_Lande.pdf}
Die erste Häuslerei in Goldenbow wird in einer undatierten Akte vor 1850 genannt, 1850 werden die Häuslereien 1 bis 4 genannt. Die Häuslereien wurden auf der nördlichen Hälfte des ursprünglich ca. 90 m (20 Ruthen) breiten Dorfangers gebaut. Bis 1860 dürfte auch das Schulhaus und die Häuslerei Nr. 5 am westlichen Ortseingang entstanden sein.
Die Büdnereien wurden für den vorgesehenen landwirtschaftlichen Betrieb als Kleinbauernstelle mit Querdielenhäuser mit Wohn- und Diele-/Stallteil bebaut. Dagegen war die Landwirtschaft für Häusler nur in geringem Umfang für den eigenen Bedarf und im Nebenerwerb vorgesehen, hauptberuflich waren die Häusler zunächst als Tagelöhner und Handwerker tätig. Die meisten Häuslereien wurden aber im Hinblick auf eine vorgesehenen landwirtschaftliche Nutzung ebenfalls als Querdielenhaus mit Wohn- und Diele-/Stallteil errichtet. Ausnahmen sind die Häuslereien Nr. 8, 12 und 22, die statt Diele und Stall Gewerberäume hatten. Abweichend von den in den Bauvorschriften enthaltenen Grundrissen hatten die Goldenbower Häuser noch einen Hausflur zwischen Wohnstube und Dreschdiele. Aus den Häuslereien entwickelten sich nach und nach bei den meisten durch den zusätzlichen Erwerb von Pachtland, in Goldenbow war das häufig Kirchenland, mit den Jahren eine Kleinbauernstelle. Bei anderen wurde noch ein Handwerk haupt- oder nebenberuflich betrieben, wie z.B. die Schmiede und die Stellmacherei, später eine Tischlerei.
Die Entwicklung des Dorfes bis Anfang des 20. Jahrhunderts ist aus den nachfolgenden Einträgen im Mecklenburgischen Staatskalender ablesbar:
- 1800: 10 Hauswirthe (Anm.: im 18. Jhd. Bezeichnung für die Bauern, die auf ihren Höfen mehrere Familien als sogenannte Einlieger beherbergten)
- 1810: 10 Vollhüfner
- 1818: 10 Vollhüfner und Schule (Anm.: In Frauenmark und Friedrichsruhe existierten bereits einige Jahre vorher Dorfschulen)
- 1824: dto.
- 1835: 10 Vollhüfner, 1 Erbpachtgehöft und Zieglei, 4 Büdner und Schule
- 1840: 1 Erbpächter, 10 Halbhüfner, 1 Erbpachtgehöft und Zieglei, 5 Büdner und Schule. (Anm.: Die Hufen werden jetzt nicht nur nach ihrer Größe, sondern auch nach dem infolge der Bodenklasse erzielbaren Ertrag bewertet.)
- 1845: 2 Erbpächter (1Ziegler), 9 Halbhüfner, 5 Büdner, Schule und Indüstrieschule
- 1850: 2 Erbpächter (1 Ziegler), 9 Halbhüfner, 5 Büdner, 4 Häusler, Schule und Indüstrieschule
- 1855: 2 Erbpächter (1 Ziegler), 9 Dritt-Hüfner, 4 Büdner, 4 Häusler, Schule und Indüstrieschule
- 1860: 3 Erbpächter (1 Ziegler), 8 Dritt-Hüfner, 4 Büdner, 5 Häusler, Schule und Indüstrieschule
- 1865: 3 Erbpächter (1 Ziegler), 8 Dritt-Hüfner, 4 Büdner, 5 Häusler, Schule und Indüstrieschule
- 1870: 3 Erbpächter (1 Ziegler), 8 Dritt-Hüfner, 7 Büdner, 11 Häusler, Schule und Indüstrieschule
- 1875: 10 Erbpächter (1 Ziegler), 1 Dritt-Hüfner, 7 Büdner, 11 Häusler (1 Mühle), Schule und Indüstrieschule
- 1880: 11 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 8 Häusler (1 Müller), Ind.Schule/ Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 6 Häusler
- 1885: 11 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 13 Häusler (1 Müller), Ind.Schule/ Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 6 Häusler
- 1890: Schulze C. Erdmann, 11 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 13 Häusler (1 Müller, 1 Krüger), Ind.Schule/ Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 6 Häusler
- 1895: Schulze C. Erdmann, 11 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 16 Häusler (1 Müller, 1 Krüger), Ind.Schule/ Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 8 Häusler
- 1900: Schulze Karl Steusloff, 11 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 20 Häusler (1 Müller, 1 Krüger), Schule, Ind.Schule / Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 12 Häusler
- 1905: Schulze Karl Steusloff, 10 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 23 Häusler (1 Windmühle, 1 Krüger, 1 Brantweinhändler, 1 Dampfmolkerei E.G.m.u.H.), Schule, Ind.Schule / Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 14 Häusler (1 Schenkw.)
- 1910: Schulze Karl Steusloff, 10 Erbpächter (1 Ziegler), 4 Büdner, 23 Häusler (1 Dampf- u. Windmühle, 1 Krüger, 1 Brantweinhändler, 1 Dampfmolkerei E.G.m.u.H.), Schule, Ind.Schule / Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 14 Häusler (1 Schenkw.)
- 1915: Schulze Karl Steusloff, 11 Erbpächter, 1 Erbziegler), 4 Büdner, 28 Häusler (1 Dampf- u. Windmühle, 1 Krüger, 1 Brantweinhändler, 1 Dampfmolkerei E.G.m.u.H.), Schule, Ind.Schule / Neu Ruthenbeck: 3 Büdner, 14 Häusler (1 Schenkw.)
Mit dem Eintrag von 1915 ist die Erweiterung des Dorfes und die Vervollständigung des Ortskerns als Angerdorf bis auf die Häuslerei Nr. 29 abgeschlossen, an deren Stelle vorher das Armenhaus stand, das im Staatskalender aber nicht erwähnt wird. Der Ziegeleiweg und die Straße nach Frauenmark wurden mit 3 bzw. 2 Häuslereien bebaut, an der zur Ortserweiterung neu angelegten Achterstraat entstanden 5 Häuslereien. Die topografische Karte von 1884 zeigt noch die Planung für die Achterstraat, die danach einmal bis zum Neu-Ruthenbecker Weg reichen sollte. In Neu-Goldenbow an der Straße nach Crivitz bis zum Teufelsbach entstanden 4 Büdnereien und 1903 die Genossenschaftsmolkerei. Neu-Ruthenbeck entwickelte sich zu einem eigenständigen Ortsteil.
An der Nummerierung der Häuslereien ist noch die Reihenfolge der Bebauung ablesbar. Zuerst wurden die Häuslereien 1 bis 4 in der Ortsmitte unter Auslassung der noch bestehenden Altbebauung mit dem Armenhaus im östlichen Abschnitt gebaut. Danach wurde in der zweiten Hälfte des Jhd. der nördliche Angerrand einschließlich der Straße nach Friedrichsruhe bebaut. Bis 1915 wurden noch einige verbliebene Lücken am Anger geschlossen und die Bebauung mit der Achterstraat und den Häuslereien an der Frauenmarker Straße und dem Ziegleiweg bis auf die Nr. 29 abgeschlossen - Grundbrief der Häuslerei Nr.8 {Medium:Goldenbow_Grundbrief1869.pdf}.
In dieser Zeit wurden auch die meisten Wohngebäude der 10 Bauernhöfe, meist von Anger zurückgesetzt, neu gebaut. Auf den Hufen 5, 6 und 9 waren die neuen Häuser dagegen wieder zum Anger orientiert und erhielten repräsentative Giebel, Veranden und Balkone als Zeichen eines neuen Wohlstandes, den die vormaligen Hufenbauern jetzt durch die Erbpacht erlangt hatten. Einige Bauern errichteten Häuslereien, um Wohnraum für ihre Landarbeiter zu schaffen oder zur Vermietung.
Eine wichtige, das Ortsbild bis heute prägende Maßnahme zur Verschönerung des Ortes war um 1900 die unter dem damaligen Bürgermeister Karl Steusloff durchgeführte Bepflanzung des Dorfangers mit Linden.
Ab Ende des 19. Jhd. entstanden auch die Dorfkrüge (Krauch) und Kolonialwarenläden (Koopmannsladen) in Goldenbow und Neu-Ruthenbeck. Als erstes wird 1896 der Krug in der Häuslerei Nr.12 genannt, 1906 wird eine Branntweinhandlung erwähnt und in Neu-Ruthenbeck ein Schenkwirt. Hier gab es später auch einen Kolonialwarenladen, ebenso wie in der Häuslerei Nr.22 an der Straße nach Frauenmark mit dem „Lindenkrug“ und einem Kolonialwarenladen. Die Häuslerei Nr.12 wurde später aufgestockt, um Fremdenzimmer einzurichten und im hinteren Anbau entstand der Ballsaal mit Bühne als wichtiges Zentrum der Geselligkeit. Weiterhin war hier der öffentliche Fernsprecher des Dorfes installiert. Auch die 1928/29 ausgebaute Bäckerei in der Häuslerei Nr.8 wurde mit dem hier aufgestellten örtlichen Briefkasten aufgrund ihrer günstigen Lage in der Ortsmitte ebenso wie die Kaufmannsläden zu einem regelmäßigen Treffpunkt der Einwohner für einen kleinen Schnack bzw. einer längeren „Klöterie“ (Frauen) oder „Dröhn“ (Männer).
1924 wurde dann, schon am Ende des Windmühlenzeitalters, durch Heinrich Pagenkopf die alte dreigeschossige Windmühle von 1868 durch einen fünfgeschossigen Galerieholländer ersetzt, der gemeinsam mit der Lichtenhäger Windmühle die höchste Windmühle Mecklenburgs ist und zum Wahrzeichen Goldenbows wurde.
Ende der 1930er Jahre entstand die restliche Bebauung aus der Vorkriegszeit, zwei Zweifamilienhäuser an den Straßen nach Friedrichsruhe und Frauenmark und zwei Einfamilienhäuser am Ziegeleiweg und an der Straße nach Frauenmark. Mit diesen Gebäuden sollten die für zahlreiche Landarbeiter immer noch erbärmlichen Wohnbedingungen verbessert werden. In einer Propagandaschrift des damaligen Gauleiters Hildebrandt aus dem Jahre 1935 heißt es dazu unter anderem: „Beim Bau der Landarbeiterwohnungen ist beachtet worden, dem Landarbeiter ein mustergültiges Heim zu schaffen … So wurden bei sämtlichen Neubauten große massive Ställe errichtet, die dem Landarbeiter die Möglichkeit geben, ausreichend Vieh für sich zu halten. … Ein Zweifamilienhaus für Landarbeiter, das die Bauern Schultz und Kludt in Goldenbow gemeinsam errichten, befindet sich noch im Bau.“ Die Gaststätte Winter wurde noch während des Krieges entsprechend den Vorstellungen der Nationalsozialisten zur heimattypischen ländlichen Gestaltung umgebaut.
Das Ortsbild Mitte des 20. Jhd.
Im Zuge der Erweiterung und Modernisierung des Dorfes gingen leider auch die meisten der historischen Reetdachgebäude verloren. In den 1950er Jahren gab es auf den Hufen 2 und 10 noch die auch zu Wohnzwecken genutzten sogenannten niedersächsischen Bauernhäuser, auf den Hufen 3 und 6 wurden sie noch als Stallgebäude genutzt. Auf den Hufen 2, 3 und 8 standen große reetgedeckte Fachwerkscheunen direkt am Angerrand und prägten mit dem den Reetdachgebäuden auf der Hufe 10 das historische Ortsbild. Außerdem gab es noch kleinere Scheune-/Stallgbäude, unter denen sich auch noch die alte Schulscheune am westlichen Ortseingang befand.
Die Folgen des Krieges, den Goldenbow ohne Zerstörungen überstand, die Besatzung durch die Rote Armee, die sich dagegen viel verheerender auf das Ortsbild auswirkte, sowie die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse führten in den 1950er Jahren zu einem Niedergang des ehemals schmucken Dorfes, der besonders durch die in den Westen geflüchteten Goldenbower registriert wurde. In einem Brief einer ehemaligen Goldenbowerin heißt es 1959: „Du machst Dir keinen Begriff, wie verwahrlost das Dorf ist. Zwar macht man jetzt aus dem Schulplatz (Turnhof) einen sogenannten Feierabendplatz mit Bänken und Blumenbeeten, doch der Gesamteindruck des Ortes ist ungepflegt und verfallen.“ So etwas hörten die dagebliebenen Goldenbower nicht gern, war es doch unter den gegebenen Umständen kaum möglich, für den privaten Bedarf mehr als die nötigsten Reparaturen durchzuführen.
Im Laufe der 1960/70er Jahre verfielen die noch vorhandenen reetgedeckten Gebäude zusehends und wurden letztendlich abgetragen. Das Haus der Hufe 2 wurde um 1960 noch für die weitere Nutzung als Wohngebäude saniert, fiel bald danach jedoch einem Brand zum Opfer. Die Mühle, die ebenfalls zusehends verfiel, /Foto/ wurde Mitte der 1980er Jahre unter Denkmalschutz gestellt und unter maßgeblicher Initiative des Friedrichsruher Tierarztes Arvid Kremer saniert. Die Häuslereien wurden nach und nach größtenteils den Wohnerfordernissen und den individuellen Geschmackvorstellungen angepasst, so dass sie heute, bis auf die unter Denkmalschutz gestellten Häuslereien Nr.8, die ehemalige Bäckerei, und das Querdielenhaus Häuslerei Nr.17, nur noch in ihrer Kubatur erhalten sind. Trotz dieser unvermeidlichen zeitgemäßen Veränderungen blieb im Ortskern aber das typische Ortsbild eines Angerdorfes, aufgewertet durch die hohen Lindenreihen, erhalten.
Weitere Fotos in der Kategorie Ansichten zu Goldenbow [9]
Die Einwohnerschaft von Goldenbow (bis 1945):
311 Einwohner, Standesbeamter - Hermann Bartels, Gemeindevorsteher - Wilhelm Pagenkopf
Quellen: B.K.- Burghard Keuthe; LHA/Akte – Landeshauptarchiv; KB - Kirchenbuch; div.- diverse (mündl./Akten/Internet)
Die Volkszählungen
Einwohnerzahlen
1779 – 120 EW (B.K.)
1819 – 151 EW (Volkszählung)
1850 – 250 EW (Raabe)
1865 - 240 EW (Statistische Berichte), damit lag Goldenbow nach Einwohnerzahl im oberen Drittel der Orte im Amt Crivitz, 9 Orte waren größer, 22 gleichgroß oder kleiner
1867 – 271 EW (Volkszählung)
1890 – 299 EW (Volkszählung/222 Goldenbow, 67 Neu Ruthenbeck)
1905 – 346 EW (B.K./Goldenbow 245, Neu Ruthenbeck 101)
1919 – 240 EW (Volkszählung)
1938 – 322 EW (B.K./Goldenbow 249, Neu Ruthenbek 73)
1959 – 330 EW (B.K.)
Das Ortsfamilienbuch
Die nachfolgenden Dokumente ermöglichen ihnen bei der Suche nach ihren Vorfahren den Einstieg in das Kirchenbuch Frauenmark:
- Ortsfamilienbuch von 1800 bis 1918, basierend auf Kirchenbuch Frauenmark, Medium:Goldenbow Geburten und Heiraten 1740 - 1918.pdf
- Namensindex des Kirchenbuchs Frauenmark von 1832, Medium:Goldenbow_Kirchenbuchindex_1832.pdf
Eine zusätzliche statistische Auswertung der Kirchenbucheinträge vermittelt einen Einblick in die Entwicklung der Geburtenzahlen zwischen 1740 und 1918. Auffällig ist der Rückgang der Geburtenzahlen in Kriegszeiten (Siebenjähriger Krieg, Freiheitskriege, Deutsch-Französicher Krieg, 1.Weltkrieg) und der starke Anstieg der Geburtenziffer in Friedenszeiten. Sie lag im Maximum mit ca. 50 Geburten pro 1000 EW noch weit über der bereits sehr hohen üblichen Geburtenziffer von 30...35 in mehreren geburtsstarken Dekaden (und damit sogar noch über den heutigen Werten der Länder mit den höchsten Geburtenraten in Afrika und Asien).
Auffällig war auch die hohe Anzahl unehelicher Geburten in der Mitte des 19. Jhd. Dies war aber eine allgemeine Erscheinung in Mecklenburg und wurde selbst von fortschrittlichen Landespolitikern wie M. Wiggers aus Rostock als Sittenverfall empfunden.
Bauern, Schulzen, Lehrer, Handwerker u.a.
Die Besetzung der Bauernhufen
Quellen: Mecklenb. Urkundenbuch1); LHA, Bedelisten von Paul Steinmann 2); Volkszählungen, LHA
- 1363 - Gerhard Mowe, Hermann Elberts, Hinseke Laurensis, Hermann Ulrikes, Hermann Creyemann, Kerstoffer Wolters, Heyne Wolters, Bulowe (Hufen 9 und 10 nicht besetzt) 1)
- 1464 Ertmann, Langeclawes, Burmester, Lyntwoldt (zahlen eine Abgabe an St. Marien in Parchim)
- 1518 – Thewes Hagenow, Michel Grunth, Arndt Dringk, Jochim Clawes, Jochim Voß, Lawrens Grambow, Dynnies Dabelmann, Clawes Silvennow, Beneke Weltzien, Clawes Darmann (wüst) 2)
- 1545 – Matthias Wolter, Hans Wolter, Claus Voltzer, Hans Voltzer, Hinrich Herbert, Achim Grambow, Tewes Hagen, Hans Hagen, Hans Grantzien (wüst) 2)
- 1584 - Peter Ruwaldt, Heinrich Nemeke, Hans Lemmische, Heinrich Herbrecht, Jurgen Leuteke, Hans Voltzer, Hermen Hagen, Cristoffer Hartich, Cristoffer Hagen 2)
- 1590 Hans Hagen und Achim Grantzin (Verkauf der Pacht an den Herzog Johann zu Mecklenburg) 2)
- 1779 - Johann Cordts, Hans Hagen, Ernst Schwartz, Johann Völtzer (Schulze), Friedrich Völtzer, Friederich Schwartz, Christoph Cordts, Ernst Warnck, Friedrich Warnck, Christoph Beckendorf (in der Reihenfolge der Hufennr.)
- 1784 - Johann Schwartz, Hans Hagen, Ernst Schwart, Schulz Völtzer, Fried. Völtzer, Fried. Schwartz, Christoph Cords, Ernst Warncke, Fried. Warncke, Christoph Beckendorf (in der Reihenfolge der Hufennr.)
- 1819 - (sh. VZ)
- 1860 - Friedrich Viehstädt, Johann Hagen, Christoph Schwartz, Christoph Rohde, Heinrich Erdmann, Friedrich Schwartz, Christoph Cords, Christoph Warnke, Andreas Kluth, Christoph Beckendorf (B.K., in der Reihenfolge der Hufennr.)
- 1867 - (sh. VZ)
- 1890 - (sh. VZ)
- 1900 - (sh. VZ)
- 1919 - (sh. VZ)
- 1945 – Schatz, Grützmacher, Schwartz, Mulsow, Schröder, Pagenkopf, Bartels, Steusloff, Schwartz, Machert (Eigentümer der Bauernhufen in der Reihenfolge der Hufennr., B.K.)
Die Deckblätter der Gehöftsakten für die Hufen 1 bis 10 im 18./19. Jahrhundert
Quelle: Landeshauptarchiv 2.22-10/5 Nr. 1635 ... 1648
- Hufe 1 (1814 … 1866): Ludw. Schwart, 1814 Ernst Fr. J. Chr. Schwart, 1848 Fr. Viehstädt
- Hufe 2 (1799 … 1869): Hans Hagen, 1799 J. Fr. Hagen, 1830 J. Hagen, 1868 Joh. Beckendorf
- Hufe 3 (1799 … 1857): Ernst Schwarz, 1799 Carl Frdr. Schwarz, 1823 Christoph Schwarz, 1843 Interimswirth Andreas Kluth, 1857 Christoph Schwarz
- Hufe 4 (1811…1874): Schulze Rohde, 1811 Schulze Chr. Rohde, Chr. Rohde, 1851 Interimswirth Pagenkoph
- Hufe 5 (1788 … 1870): Friedr. Völtzer, 1788 Joh. Christ. Völtzer, 1813 Joh. Schliemann, 1838 Nath. Rudolph, 1854 Heinr. Erdmann, 1867 Carl Erdmann
- Hufe 6 (1799…1873): Friedr. Schwart, Carl Schwart, Ernst Schwart, Friedr. Schwarz, 1862 Witten Schwarz
- Hufe 7 (1808 … 1867): Christoph Cords, 1808 Hans Christoph Cords, 1849 Christoph Cords
- Hufe 8 (1786 … 1862): Friedrich Warnke, Ernst Friedr. Warnke, Christian Warnke, Friedrich Warnke
- Hufe 9 (? … 1853+): Warninck, 1787 Dettl. Ahrens, 1813 Joh. Ahrens, 1825 Joh. Kluth, 1853 Andreas Kluth
- Hufe 10 (1806 … 1852): Jurgen Christoph Beckendorf, 1806 Christoph Hinr. Beckendorf, 1819 Interimswirth Christian Pingel, 1838 Christoph Beckendorf
Die ersten Häusler 1850 - Vogler, Kords, Maurer Stein, Zimmerergeselle Rohde (LHA)
Schäfer und Hirten (KB),
- 1592 - ein Hirte (LHA, P. Steinmann)
- 1740 - Warnke
- 1768 - Pingel, Diekmann
- 1774 - Boie
- 1781 - Meklenburg
- 1782 - Zimermann
- 1797 - Johann Engel
- 1783 - Frik
- 1798 – Heidemann
- 1799 - Friedrich Engel
- 1804 – Hans Witte
- 1806 – Joachim Cords
- 1814 – Christian Völtzer
- 1816 – Joachim Frick
- 1824 – Hans Witt
- 1828 – Carl
- 1828 – Joachim Hebenbrock
- 1831 – Joachim Wickborn
- 1846 – Johann Fromm
- 1848 – Ludwig Hebenbrock
Handwerker, Gewerbetreibende und sonstige Berufe
- 1759 - Johann Warnke/Weber (KB)
- 1770 - Untertanen auf dem Hof Gömtow: C. Schwartz/Drescher, J. Schwartz/Drescher, F. Warnk/Drescher, Trien Hagen, C. Warneke/Statthalter(Verwalter), C. Beckendorf/Bäcker?, F. Beckendorf/Hof-Hanken Knecht, A. Schwartzen/Haus-Dirn, A. Klockow (Datei:Friedrichsruhe Unterrtanen 1770 und 1779.pdf)
- 1779 – Friedrich Völtzer/Weber (LHA)
- 1782 - Schwartz/Maurer (KB)
- 1798 - Friedrich Heidemann/Geburtshelfer
- 1814 - J. Raetz/Schneider (KB)
- 1816 - Hanna Schwarzen/Hebamme
- 1819 - Rohde/Maurergeselle, Schwart/Schneider, Witt/Kuhhirte, Frick/Schäfer, Adam/Jäger, Reinke/Schneider, Rutz/Schneider, Baller/Maurer, Schwart/Hebamme (VZ)
- 1819 - C. Vogler, F. Praefke/Ziegler (KB)
- 1820 - L. Böttgern/Hebamme, J. Böttcher/Schuhmacher (KB), J. Rode/Maurer (KB)
- 1824 - J. Schwarz/Schneidergeselle (KB)
- 1826 - J. Lembke/Zieglermeister (KB)
- 1827 - J. Hopp/Weber und Schulmeister (KB)
- 1830 - J. Willöper/Schneidermeister und Schulmeister (KB)
- 1833 - J. Schröder/Webermeister
- 1834 - J. Willöper/Lehrer (KB)
- 1838 - Mickow/Stellmacher, Schwarz/Schneider (LHA, Hofakten)
- 1839 - J. Ohmann/Rademacher (KB)
- 1842 - J. Rode/Maurer (KB)
- 1843 - J. Eichstädt/Erbzieglermeister (KB)
- 1844 - Ch. Lemcke/Tischlermeister (KB)
- 1848 - J. Rohde/Zimmergeselle (KB)
- 1851 - Rohde/Schmiedemeister (KB)
- 1849 – Voß/Zieglergeselle, Rohde/Schneider, Schwarz/Schneider, Krüger/Schneider (LHA)
- 1850 - Stein/Maurer (LHA)
- 1855 - Voß/Hebamme (KB)
- 1860 - Ch. Schwarz/Nachtwächter (KB), J.Stein/Maurergeselle (KB)
- 1861 - Janitz/Hebamme (KB)
- 1862 - J. Nehls/Zieglergeselle (KB)
- 1863 - J. Karsten/Tischlermeister, F.Frenz/Zieglerlehrling
- 1864 - L. Schmidt/Zieglergeselle
- 1865 - J. Kunzel/Steinhauer
- 1867 – Johann Dörwald (*1810)/Erbziegler, Hermann Dörwald (*1850)/Ziegler (div./Internet)
- 1867 - Johann Willöper (*1802)/Schullehrer (VZ), Eickelberg/Lohziegler (KB)
- 1868 – Heinrich Pagenkopf (*1812)/Müller (LHA), J. Koch/Rademacher (KB)
- 1871 - Johann Mikow (*1838)/Rademacher und Kaufmann (KB), J. Schwarz/Zimmergeselle (KB), J. Willöper/Lehrer (KB)
- 1874 - Georg Eickelberg (*1838)/Ziegler (KB), Vath/Lehrer (KB)
- 1875 - Johann Kludt (*1849)/Maurer (KB)
- 1876 - Friedrich Wiedow (*1850)/Stellmacher (KB)
- 1876 - Joachim Vath (*1834)/Lehrer (KB)
- 1879 – Christian Pagenkopf (*1852)/Müller (KB)
- 1880 - Johann Voss (*1852)/Zinglergeselle (KB)
- 1881 - Johannes Driewer (*?)/Lehrer (KB)
- 1883 - August Busse (*1860)/Schneider (KB)
- 1885 - Friedrich Rohde (*1857)/Maurer (KB)
- 1886 - Friedrich Schoknecht (*1860)/Tischlergeselle (KB)
- 1886 - Albert Watter (*1860)/Tischler (KB)
- 1986 – August Dörwaldt (*1846)/Ziegler (KB)
- 1886 - Johann Stein (*1860)/Maurer (KB)
- 1888 - Christoph Schwarz (*1852)/Schneider (KB)
- 1891 - Johann Tessmann (*1859)/Pungenfahrer (KB)
- 1895 - Ernst Bruhn (*1871)/Maurer (KB)
- 1896 - Friedrich Frick (*1871)/Schuhmacher (KB)
- 1908 - Wilhelm Wandschneider (*1873)/Maurer (KB)
- 1908 - Ernst Frick (*1876)/Molkereiverwalter (KB)
- 1909 - Fritz Viehstädt (*1883)/Pungenfahrer (KB)
- 1909 - Karl Frick (*1883)/Schuhmacher (KB)
- 1910 - Karl Kludt (*1877)/Kaufmann (KB)
- 1911 – Karl Frick/Schmied (B.K.)
- 1913 - Herrmann Stein (*1888)/Maurer (KB)
- 1914 - Heinrich Pagenkopf (*1879)/Mühlenbesitzer (KB)
- 1914 - Karl Boldt (*1885)/Kaufmann (KB)
- 1916 - Ullrich/Kaufmann (Postkarte)
- 1919 - Driewer/Lehrer, Kräese/Molkereiverwalter, Dose/Stellmacher, Pagenkopf/Müller,
- 1920 - ca., Carl Skowron/Kaufmann, Gastwirt (Postkarte)
- 1924 – Heinrich Pagenkopf/Müller, Bäcker (B.K.)
- 1924 - Karl Kraack/Fuhrgeschäft (div./mündl.)
- 1925 – Erich Wulff/Lehrer (div./mündl.)
- 1931 – Wilhelm Pagenkopf (*1915)/Müller, Bäcker (div.)
- 1931 - Hermann Bartels/Standesbeamter (div./mündl.)
- 1932 – Hugo Winter/Krüger (div./mündl.), Agnes Winter/Kauffrau (div./mündl.)
- 1935 - Fritz Tank/Schuster (B.K)
- 1937 - Hermann Bartels/Standesbeamter, August Busse/Schneider, Carl Döse/Stellmacher, Max Hermann/Stellmacher,
- Carl Frick/Schmied, Friedrich Frick/Maurer, Carl Palm/Molkereiverwalter, Karl Kludt/Gastwirt,
- Otto Levermann/Kaufmann, Walter Lucht/Molkereigehilfe, Hermann Stein/Maurer, Hugo Winter/Gastwirt, Erich Wulf/Lehrer, R. Rohde/Pantinenmacher (Quelle: Adressbuch 1937 und M. Machert)
Schullehrer
- 1808 - W. Reinke (Schulhalter - ein Privatlehrer, der Lesen und Schreiben lehrte)
- 1828 - J. Hopp
- 1834/1871 - J. Willöper
- 1874/1879 - J. Vath
- 1881/1919 - J. Driever
- 1925/1945 - E. Wulff
- 1950 - Buchholz
Hebammen, Geburtshelfer
- 1798/99...1815 - Friedrich Heidemann
- 1816... 1820 - Hanna Schwarzen
- 1820... 1832 - L. Böttgern
Schulzen und Bürgermeister von Goldenbow
- 1615 - Jacob Hagen (P. Steinmann)
- 1740 - Warnke (KB)
- 1759 – Cord Johann Völtzer (KB)
- 1787 - Ch. Rode (KB)
- 1834 - J. Rhode (KB)
- 1835 – Johann Schliemann (B.K.)
- 1841 – J. Cords (KB)
- 1850 – Christoph Beckendorf (B.K.)
- 1853 - J. Cords (KB)
- 1870 – J. Steusloff (B.K.)
- 1885 – C. Erdmann (B.K.)
- 1880 – Rohde (KB)
- 1896 – C. Steusloff (B.K.)
- 1923 – Häusler Bartels (B.K.)
- 1930 – Willi Pagenkopfum (B.K.)
- 1936 – Fritz Grützmacher (B.K.)
- 1937 - Wilhelm Pagenkopf (B.K.)
Die hier nicht genannten waren in der Regel Knechte oder Dienstmädchen auf den Bauernhöfen oder Tagelöhner bzw. "Arbeitsmann" auf den Gütern Friedrichsruhe oder Frauenmark. Vom sozialen "Stand" waren sie Einlieger oder Häusler. Genaueres hierzu ist im Ortsfamilienbuch zu finden,
weitere Angaben zu Goldenbower Einwohnern
Opfer der Hexenverfolgung
- 1579 - Trina Damerow (nicht sicher)
- 1615 - Frau vom Schulzen Jacob Hagen
- 1616 - Anna Schulten (nicht sicher)
Auswanderer aus Goldenbow und Neu Ruthenbeck (Quelle: LHA Schwerin Nr.10832 , 10839 , Akten des DA Crivitz 2.22-10/5)
- 1851 - Schäfer Fromm mit Ehefrau Johanna, geb. Kludt und Kindern; Johann Kludt, Knecht - Goldenbow (sh. Transkriptionen)
- 1852 - Tagelöhner Kluth mit Ehefrau Caroline, geb. Kludt; Dorothea Kludt - Goldenbow (sh. Transkriptionen)
- um 1855 - Zimmergeselle Joh. Christian Rohde mit Ehefrau Maria, geb. Kluth und Kindern - Goldenbow (sh. Transkriptionen)
- 1857 - Sieverkrop, Albert Friedrich - Goldenbow
- 1859 - Klockow, Heinrich - Goldenbow
- 1863 - Niebuhr, Maria mit Sohn Adolf - Neu Ruthenbeck
- 1864 - Döscher, Christian - Goldenbow
- 1865 - Rohde, Louise mit Sohn Heinrich - Goldenbow
- 1868 - Döpfner, J.W.L.; Lentz, Jochen mit Frau und Tochter - Neu Ruthenbeck; Hintz, Dorothea - Goldenbow
- 1869 - Stein, Johann mit Ehefrau Marie u. 5 Kindern - Goldenbow
- 1875 - Haevenbrok, Hermann - Goldenbow
- 1882 - Geschwister Schultz, Marie und Jakob - Goldenbow
- 1884 - Schwartz, Chr. Joh. Friedr. mit Ehefrau u. 3 Kindern - Neu Ruthenbeck; Pingel, Marie Louise Joh. - Goldenbow
1937 - Adressbuch von Parchim für Goldenbow
Familiennamen: Bartels, Baustian, Beckendorf, Bruhn, Busse, Dörwaldt, Döse, Erdtmann, Frick, Garnatz, Gerloff, Grützmacher, Heilmann, Herrmann, Hopp, Karnatz, Kludt, Klützke, Kraak, Levermann, Lucht, Müller, Nauhardt, Pagenkopf, Palm, Pingell, Quandt, Rohde, Schröder, Schwaß, Schwank, Schwarz, Spicker, Stein, Steusloff, Tank, Täufer, Viehstädt, Wandschneider, Warnke, Winter, Wulf {Datei}
1944 stirbt der Erbpächter Christoph Beckendorf im Alter von fast 102 Jahren. Damit ist er der älteste bekannte Goldenbower. Zu seinem 100. Geburtstag veröffentlichte die Parchimer Zeitung einen Artikel. Ein Foto des knorrigen Alten befindet sich auch auch in dem Prachtband "Mecklenburg" vom Hinstorf-Verlag aus den 1930er Jahren.
[10]
1939 - 1945 - weitere Einwohner lt. Kirchenbuch
Kretlow, Roseda, Kapp, Klatt, Hermanski(?), Machert, Oldenburg, Krüger, Janvorski, Geufke, Genkel, Trost, Köpke, Hannemann, Griebenow, Köttelhöhn, Restorff, Dobbertin, Oldenburg, Zierke
Die Kriegstoten der Weltkriege
1918 - Gefallene des 1. Weltkriegs
Fritz Hefke +11.5.1915, Wilh. Cords +31.7.1916, Herm. Frick +21.2.1916, Otto Trost +28.6.1916, Heinr. Viehstädt +4.9.1916, Heinr. Hartig +1.190.1916, Herm. Meyer +2.10.1916, Paul Rohde +17.2.1917, Willy Rohde +7.5.1917, Karl Klemkow +25.5.1917, Herm. Beckendorf +2.3.1918,Albert Hinzmann +3.5.1918, Otto Pingel +17.5.1918, Karl Frick +12.10.1918, Wilh. Wandschneider +6.11.1918, Heinr. Warnk3 +2.11.1919
1945 - Gefallene des 2. Weltkrieges
Die auf dem Ahnenforschungsportal "Anchestry" gefundenen Verlustmeldungen der Deutsche Dienststelle (WASt), Dienststelle zur Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht und die handschriftlichen Aufzeichnungen von M. Machert
WAst/Volksbund: Willi Bekendorf +1941 (Jelina, vermutl. als unbekannter Soldat auf der Kriegsgräberstätte Duchowschtschina) , Fritz Grützmacher +1944 (Grabstelle unbekannt), Fritz Hartig +1943 (Welikije Luki), Herbert Karnatz +1943 (Tossno, Umbettung auf Kriegsgräberstätte Sologubowka vorgesehen), Walter Pingel +1942 (Tossno, umgebettet auf Kriegsgräberstätte Sologubowka), Hermann Warnke +1943 (Grabstelle unbekannt), Hans Tank +15.10.1941 (Kalinin, WAst-Kartei nicht gefunden), Erich Quandt +1943 (Krawai, Kriegsgräberstätte Sebesh, WAst Kartei nicht gefunden),
Aufzeichnungen von M. Machert: Otto Köster, Hermann Stein, Herbert Karnatz, Hans Tank, Karl Schwaß
Von den Gefallenen des 2. Weltkrieges aus Goldenbow existieren nach gegenwärtigem Kenntnisstand keine weiteren amtlichen oder privaten Auflistungen. Die Vollständigkeit der eigenen Nachforschungen ist deshalb unsicher.
2017 waren auf dem Frauenmarker Friedhof noch die privaten Gedenksteine bzw. Inschriften für die Gefallenen Willy Heiden, Willy Schwarz (vermisst 1944) und Fritz Grützmacher vorhanden. Für Willi Schwarz war keine Karteikarte bei der WAst auffindbar und Willy Heiden wurde nicht in Goldenbow geboren.
Von den in der Notiz von M. Machert Genannten war nur H. Karnatz in den Karteien der WAst als Kriegsopfer aufzufinden. Karl Schwaß, +1942, war möglicherweise ein Opfer des Nationalsozialismus. Er arbeitete zu dieser Zeit als Maschinenschlosser in Rostock in der Rüstungsindustrie. Als offizielle Todesursache wurde von der Rostocker Kriminalpolizei ein Unfall angegeben, nach den Gerüchten im Dorf wurde er jedoch durch einen Genickschuss getötet, diese Vermutung wird durch die diese Notiz untersetzt. Von Hermann Stein ist bekannt, dass er als Opfer der neuen Machthaber 1947 im Lager Fünfeichen verstarb. Von Otto Köster und Hans Tank ist bisher nichts aus amtlichen oder anderen Quellen bekannt. Es ist deshalb anzunehmen dass sie im Krieg entweder Opfer in einem völlig vernichteten Truppenteil waren, über den aufgrund fehlender Nachrichten keine Kartei angelegt werden konnte oder, was wahrscheinlicher ist, dass sie nach dem Krieg in einem Folterkeller der sowjetischen Geheimpolizei (GPU) ums Leben kamen bzw. dass sie in einem Arbeitslager in Sibirien gestorben sind und ihr Tod deshalb nirgends registriert wurde.
Weitere Opfer der Nachkriegszeit sind den Aufzeichnungen von Käthe Wilms zu entnehmen {Medium:Tagebuch_von_Käthe_Wilms_(geschwärzt).pdf}
1945 - in Goldenbow gestorbene Flüchtlinge (Quelle: Kirchenbuch der Pfarre Frauenmark, Landeskirchenarchiv Schwerin)
Schlemminger, Ida *11.4.1877/+5.2.1945; Neukirchner, Marita (Umsiedlerin) *9.2.1914 in Reyhdt/+6.5.1945; Lehmann, Elfriede Luise, geb. Braun *9.10.1914/+7.5.1945; Kaul, Emil Richard, Steuersekretär a.D. *29.10.1886 in Manschow, Krs. Lebus/+11.5.1945 (erschossen, 3.9. überführt); Kölzer, geb. Braun *21.9.1901 in Werschetz/+27.5.1945; Krumm, Katharina, geb. Frischkorn *13.3.1872 in Gundhelm (Hess.)/+27.9.1945; Patro, Günter *12.10.1944/+22.7.1945; Stier, Karla H.E.F., geb. Schröder *26.1.1914/+6.9.1945, Bockdahn, Emma, geb. Hülse, Wwe. *31.7.1879/+29.9.1945, Fröhlich, Wilhelm *11.1.1944 Ukraine/+5.10.1945, Hornburg, Karl *27.11.1884/+10.10.1945; Knop, Willi Karl *4.12.1902/+3.12.1945; Schlichting, Olga, geb. Radetzki, Wwe. *20.1.1887 in Danzig/+21.12.1945; Willomitzer, Klaus Rolf *10.9.1945 in Goldenbow/+27.12.1945
Bauern, Büdner, Landwirtschaft bis Ende des 19. Jhd.
- W. Bollbrügge, Das Landvolk im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, Güstrow 1835 (bei Google Books) [11]
- W. Raabe, Gesetzessammlung der Mecklenburgischen Lande bis 1844, Von den Domanialeingesessenen, Parchim/Ludwigslust 1844, S.31 - 78 (bei Google Books) [12]
Bauern und Büdner
In Mecklenburg gab es nach der Ortsgründung zunächst wohl ein selbständiges Bauerntum mit eigentumsähnliche Rechten an ihren Hufen [[13]]. Hierfür werden auch in der historischen Literatur (Wiggers/v. Oertzen, 1869) zahlreiche Beispiele genannt. Dafür spricht auch die weiter unten genannte Urkunde von 1363. Sie hatten Pachten und Abgaben an die Ritterschaft bzw. an den Landesherren und den Zehnten an die Kirche zu zahlen. Die Höhe der Abgaben sollte den Bauern eine sichere Existenz ermöglichen. Für eine Vollhufe war im Mittelalter eine Landbede von 1 Mark (= 16 Schilling = 192 Pfennig) festgesetzt. Dies ist auch der in den nachfolgend aufgeführten Bedelisten aus dem 16. Jhd. genannte Betrag. Im 16. Jhd. begann der Übergang von der Grund- zur Gutsherrschaft. Die Hufen und Orte oder sogar ganzer Ämter wurden durch die mecklenburgischen Herzöge zunehmend an den Adel und die Ritterschaft verpachtet. Goldenbow gehörte jedoch bis Ende des 18. Jhd. zum Gut Gömtow und die Bauern hatten in der Regel hier ihre weltlichen Abgaben zu zahlen und Fron-, Fuhr- und Spanndienste zu erbringen. Aber die Pacht einzelner Bauern wurde auch an andere Adelige, wie z.B. den in Pachtlisten des 16. Jhd. genannten Adeligen von Stralendorf verpachtet. In den erhaltenen Bedelisten (Pacht) von 1518, 1545 und 1584 fällt der starke Wechsel in der Bauernschaft auf. Die sprichwörtliche Bindung der Bauern an die eigene Scholle ergab sich wohl erst mit der 1645 durch Adolf Friedrich I. von Mecklenburg eingeführten Leibeigenschaft durch die "Gesinde- und Bauernordung", die die Bauern an ihren Ort band. Den Bauern war es aber möglich, sich aus der Leibeigenschaft frei zu kaufen. Der Bauer Hartich, dessen Vorfahren vermutlich bereits 1584 in Goldenbow ansässig waren, wird 1770 in den Friedrichsruher Akten als freier Bauer in Goldenbow genannt.
1780 wird das Gut Gömtow und die umliegenden Dörfer vom mecklenburgischen Herzog Friedrich Franz I. gekauft und incameriert und der Domanialverwaltung von Crivitz zugeordnet. Die Bauern mussten danach Spann- und Handdienste für das Domanialamt leisten.
Nach dem Wiederaufbau der verwüsteten Dörfer nach dem 30-jährigen Krieg verschlechterten sich mit dem Abschluss neuer Pachtkontrakte (Dorfkontrakt), der alle 12 bis 14 Jahre fällig war, die Bedingungen für die Bauern jedoch ständig zugunsten des Landesherren. Die Hufenpächter standen an oberster Stelle in der Hierarchie der Leibeigenen und konnten es teilweise auch jetzt noch zu einem bescheidenen Wohlstand bringen. Bestandteil der Pacht war auch die sogenannte "Hofwehr", das waren bestimmte Gerätschaften zur Bewirtschaftung des Hofes und größere Haushaltsgegenstände einschließlich der "Volksbetten". Der darüber hinausgehende Besitz war Eigentum des Bauern (Überwehr).
Nach der Übernahme von Goldenbow in die Domanialverwaltung wurden in den folgenden Jahren den Bauern zunächst ihre an den Großherzog als neuem Herren gerichteten Bitten erfüllt. Ein Teil des alten oder kranken Großviehs - Pferde, Ochsen und Kühe, wurde ihnen nach einer Überprüfung noch im gleichen Jahr ersetzt. Weitere Bitten betrafen die kostenlose Bereitstellung von Roggen als Brot- und Saatgetreide, den Ersatz von verletztem oder altem Großvieh sowie eine finanzielle Unterstützung für die Reparaturen an den Häusern. Zuständig hierfür war zunächst noch der Inspector Schröder vom Hof Friedrichsruhe bis 1786 die Verwaltung der Bauernhöfe durch das Domanialamt Crivitz übernommen wurde. Außerdem sind einem Bericht des Inspectors Schröder von 1783 noch einige Ausführungen zum Torfstechen in den Bauernwiesen zu entnehmen (sh. Abschnitt Trancriptionen).
Bis zur Überführung der Gehöfte in Erbpacht im 19. Jhd. waren die Bauern jedoch als Pächter der Hufen ohne jegliche weiteren verbrieften Rechte. Die zu zahlende Pacht wurde nach Auffassung der herzoglichen Kammer sehr billig bemessen. Grundlage für die Bewertung war die Einstufung der Hufen. Zunächst war hierfür nur die Größe maßgebend, später auch der infolge der Bodenklasse erzielbare landwirtschaftliche Ertrag. Die Goldenbower Bauern waren Anfang des 19. Jhd. als Vollhüfner eingestuft, ab 1840 werden sie im Ergebnis der neuen Bewertung im Staatskalender nur noch als Halbhüfner genannt. Infolge der offensichtlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bauern im folgenden Jahrzehnt werden sie ab 1853 als Drittel-Hüfner eingestuft.
Die Bewirtschaftung wird im 19.Jhd. nur noch im Allernötigsten vorgeschrieben (sh. Schlagordnung). Der Bauer ist nur zu einer guten und sorgsamen Bestellung verpflichtet. Nach Einbringen der Ernte konnte ihnen aber jährlich bei z.B. hohen Rückständen in der Pacht, gekündigt werden. Hiervon wurde jedoch nur sehr selten Gebrauch gemacht. Praktiziert wurde im Domanium jedoch ein jahrhundertealtes Gewohnheitsrecht, nachdem der Hof an den ältesten Sohn als Gehöftserben überging, wenn er wirtschaftlich selbständig (majorenn) wurde. Eine Teilung der Höfe war zur Erhaltung einer wirtschaftlichen Größe nicht möglich. Diese grundsätzliche Erbfolge wurde von den Domanialbehörden in Crivitz und Schwerin im 18. und 19. Jahrhundert streng überwacht und erforderlichenfalls bei einem früheren Tod des Bauern durch Einsetzung sogenannter Interimswirte die Bewirtschaftung des Gehöftes bis zur wirtschaftlichen Volljährigkeit des männlichen Gehöftserben abgesichert. Falls es keinen leiblichen männlichen Erben gab, konnte nach eingehender Abwägung auch die Wittwe oder der Mann der ältesten Tochter das Erbe antreten. Wenn auch diese Möglichkeiten nicht gegeben waren, wurde ein neuer Pächter gesucht. Ziel des Domaniums war auf jeden Fall die Erhaltung der Gehöfte als wirtschaftliche Einheit. Den wirtschaftlich in Not geratenen Bauern, die auch nach mehrfacher Stundung der Pacht nicht mehr in der Lage waren, diese zu zahlen, wurde Anfang des 19.Jhd. noch das Gehöft entzogen (abgemeiert) und mit einem neuen Bauern besetzt werden. Zunächst wurde aber die Dorfschaft aufgefordert, dem Bauern die notwendige Unterstützung zu geben. Den Hofakten ist hierzu die Abmeierung des Bauern Völtzer auf der Hufe 5 und die Einsetzung des zugezogenen Bauern Schliemann im Jahre 1813 und auf der Hufe 9 im Jahre 1825 die Abmeierung des Bauern Ahrens und die Einsetzung des Einliegers Kludt zu entnehmen. Später wurden auch in diesen Fällen Interimswirthe eingesetzt, wenn die spätere Weiterführung durch Erben gewährleistet war. Der erste Interimswirth wird 1819 auf der Hufe 10 genannt.
Ein bemerkenswertes historisches Detail aus der allerfrühesten Geschichte des Dorfes ist die Nennung von damals acht Hufenpächtern in einer Urkunde von 1363 zu der Schenkung des Fürsten von Werle an die Schönbergs zur Gründung einer Fischerei. Dies betraf vermutlich einen Landstreifen entlang des Grenzbachs, an dem sicher auch wertvolle Fischgründe der Goldenbower Bauern lagen. Sie wurden dazu wahrscheinlich nicht um ihr Einverständnis gebeten, erhielten aber eine Entschädigung. Diese und die Nennung der Namen der damaligen Bauern, einem eigentlich rechtlosen Stand, in der Schenkungsurkunde zu dieser Zeit war vermutlich nicht selbstverständlich (sh. Abschnitt „Einwohnerschaft“).
1545 werden in einer Auflistung der Goldenbower Bauernschaft (Bedelisten der Vogtei Parchim) bereits die Namen Voltzer und Hagen als Abgabenpflichtige genannt, deren Familien noch Mitte des 19. Jhd. in Goldenbow ansässig waren, also hier auch die Wirren des Dreißigjährigen Kriegs überstanden haben müssen. Einzelheiten zum Verlauf und zu den Auswirkungen des Krieges sind leider nicht überliefert. Man kann wohl davon ausgehen, dass das Dorf nahezu vollständig zerstört wurde und viele Bauern den Krieg nicht überlebt haben bzw. aus dem Dorf geflüchtet sind. Den Hofakten und der Karte von 1768/1835 lässt sich aber entnehmen, dass der Wiederaufbau mit kleineren niederdeutschen Hallenhäusern von 5 Fach erfolgte, die wohl zunächst um einen kleinen Anbau für separate Wohnräume ergänzt wurden und ab Mitte des 18. Jhd. bis Anfang des 19. Jhd. durch größere Hallenhäuser mit 7 Fach ersetzt bzw. erweitert wurden. Ab spätestens 1818 wurden in Goldenbow jedoch keine neuen Hallenhäuser mehr errichtet, denn in diesem Jahr wurde auf der Hufe 4 das erste Haus im Stil einer Querdielenbüdnerei zum Ersatz des alten Hallenhauses errichtet.
Bis zur Regulierung des Dorfes im Jahre 1838, die auf die Bemühungen der Landesregierung zur Abschaffung der immer noch feudalen landwirtschaftlichen Strukturen und einer damit verbundenen Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion in der zweiten Hälfte des 18. Jhd. zurück ging, waren die Bauern noch dem geltenden Flurzwang der mittelalterlichen Drei- und später Vierfelderwirtschaft, die gemeinschaftlich betrieben werden musste, unterworfen. Außerhalb des Flurzwangs konnte nur die sogenannte, ca. 3 ha große Wöhrte für den eigenen Bedarf bewirtschaftet werden. Die Wöhrte lag vermutlich auf der gegenüberliegenden Angerseite, die damals noch nicht bebaut war. Dies legt jedenfalls die oben gezeigte Karte des ähnlich angelegten Dorfes Gieschow nahe. Außerdem hatten sie, nachdem die Frondienste für den Gutshof Gömtow abgeschafft wurden, Ende des 18. Jhd. immer noch umfangreiche Extra-Spanndienste zu erbringen, (sh. Goldenbow - Transkriptionen aus den Hofakten). Dies führte zu einem einheitlichen hohen Viehbestand an Zugtieren (6 Pferde, 6 Ochsen, sh. „Hist. Statistiken“), der weit über den eigenen Bedarf hinausging. Mit der Regulierung wurde die davor in zahlreiche kleine Ackerstreifen zersplitterte Feldflur zu großen zusammenhängenden Fluren zusammengefasst, die den einzelnen Hufen zugeordnet wurden und später die Grundlage der Vererbpachtung der Hufen mit dem zugehörigen Ackerland bildete. Dies geschah größtenteils gegen den Willen der Bauern, die den Vorteilen der gemeinsamen Bewirtschaftung verhaftet waren und vor allem die jetzt zwangsläufig damit verbundenen Nachteile sahen wie unterschiedliche Bodenklassen und Anfahrtswege sowie eine Aufspaltung der Bauernschaft in besser und schlechter wirtschaftende Höfe. Aus einer Akte zur Hufe 7 aus dem Jahre 1847 geht auch hervor, dass anscheinend die meisten Bauern in dieser Zeit noch große Schwierigkeiten mit der neuen Wirtschaftsform hatten. Sie waren größtenteils mit den Pachtzahlungen ständig im Rückstand und werden von der Domanialverwaltung als arm bezeichnet. Ein Grund hierfür war wohl auch die Verpachtung zur Schäferei, die nicht die notwendigen Einnahmen abdecken konnte. Viele Bauern verfielen bei diesen schwierigen Verhältnissen offenbar auch noch dem Alkohol. (sh. Hufe 7, 1847 - Goldenbow - Transkriptionen aus den Hofakten)
In den folgenden Jahren zeigten sich jedoch für die meisten Bauern auch die Vorteile der neuen Wirtschaftsform, nur der Vererbpachtung standen sie weiterhin skeptisch gegenüber. In Erbpacht gingen nur die Hufen 5 (Ruwoldt, Erdmann) und 8 (Steussloff) durch zugezogene Bauern sowie die neu angelegte Ziegeleihufe 11 (Dörwaldt). Erst mit dem Übergang ohne jegliche Gegenleistungen gingen auch die alten Goldenbower Bauern in Erbpacht. 1871 werden im Staatskalender 10 Erbpächter und noch ein Drittelhüfner genannt. Die Größe der Höfe betrug jetzt durchschnittlich rund 55 ha. In den folgenden Jahrzehnten wurde auf den Höfen 5, 6 und 9 der steigende Wohlstand auch in repräsentativen, am Anger errichteten Wohnhäusern sichtbar.
Die bäuerlichen Verhältnisse der damaligen Zeit und ihre Beziehung zur Domanialverwaltung werden sehr gut in der Allgemeinen Pachtversicherung der großherzoglichen Cammer beschrieben {Datei:Goldenbow Pachtversicherung 1865.pdf}.
Ab Ende des 18. Jhd. wurden durch die Domanialverwaltung mehrfach sogenannte Bonitierungs- und Klassifikationslisten mit einer sehr ausführlichen Berechnung der Abgaben der Bauern angefertigt. In den „Einweisungen“ der Gehöftserben bzw. Pächter zur Gehöftsübernahme durch einen Beamten des Domaniums wurden außerdem meist die weiteren zu leistenden Abgaben an die Kirche und die Gemeinde (Pfarrer, Schulze, Schule/Lehrer, Hebamme, Armenhaus) und die Ansprüche der meist zahlreichen Familienmitglieder aufgeführt. Dies waren die Altenteiler, denen das Altenteil, jährliche Naturalleistungen sowie Gartenland, kleine Ackerflächen und Wiesen bzw. Weideflächen zur Verfügung zu stellen waren, sowie die oft zahlreichen Geschwister. Die Altenteiler hatten dafür bis ins hohe Alter die ihnen noch möglichen Leistungen auf dem Hof zu erbringen. Die Geschwister, die als Erben leer ausgingen erhielten, meist zur Hochzeit, entsprechende Abstandsleistungen in Geld oder Naturalien in einem ortsüblichen Umfang. Das war z.B. 1864 eine tragende, 2- bis 3-jährige Starke (junge Kuh), die halbe Hochzeit und das Ehrenkleid zur Hochzeit. Ggf. erhielten auch weitere nahe Verwandte diese Leistungen.
1835 wurden die ersten vier Büdnereien mit je rund 7,5 ha Gesamtfläche am Teufelsbach errichtet, ab ca. 1840 folgten weitere drei Büdnereien in Neu-Ruthenbeck mit einer Gesamtfläche von je rund 13 ha. Die fehlenden Höfe 5 und 6 sollten wohl westlich des Teufelsbaches auf den hier frei gebliebenen Flächen angelegt werden, aber dazu ist es nicht mehr gekommen. Dies ging auf das schon 1753 erlassenes Büdnerpatent zurück (sh. Abschnitt „Ortsbild“), das die zusätzliche Ansiedlung von Kleinbauern mit Selbstversorgung zur Linderung der zunehmenden Wohnungsnot ermöglichen sollte.
Bis zu dieser Zeit war Goldenbow ein reines Bauerndorf und damit eine Besonderheit im Amtsbereich von Crivitz. Aus den Bauern wurden, ebenfalls aufgrund der Wohnungsnot, zu Beginn des 19. Jhd. sogenannte „Hauswirthe“, da auf ihren Gehöften neben den Knechten und Dienstmädchen auch die „Einlieger“, meist Tagelöhner oder kleine Handwerker, Unterkunft als Mieter fanden.
Auf den Bauernhöfen arbeiteten neben den Knechten auch Dienstjungen und -mädchen bereits in frühem jugendlichem Alter. Im Zusammenhang mit dem Brand auf der Hufe 8 im Jahre 1858 wird das "Dienstkind" Carl Block genannt, das hierbei ums Leben kam und zu diesem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt war. Bei der Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen ging es aber nicht nur vorrangig um deren Ausbeutung durch billige Kinderarbeit sondern auch um die Ausbildung in der Landwirtschaft und nicht zuletzt auch um die Entlastung deren Eltern von "Essern". Die Bauern konnten meist eine bessere Ernährung der Heranwachsenden gewährleisten als deren Eltern, die sich als Tagelöhner oder arme Handwerker durch das Leben schlagen mussten.
1903 wurde eine Molkereigenossenschaft gegründet, die die bis dahin individuelle Verarbeitung der Milchprodukte auf den Höfen übernahm.
Ackerbau und Viehzucht
sh. auch Abschnitt "Historische Statistiken"
Ackerbau
Etwa Anfang des 18. Jhd. trat an Stelle der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft die Vierfelderwirtschaft, um die Erträge durch eine Verringerung des Anteils der Brache von 1/3 auf 1/7 und den Anbau weiterer Fruchtarten zu steigern. Die Feldflur wurde nun in zwei mal sieben Schläge auf dem Binnen- und dem Butenacker aufgeteilt. Diese Schlagordnung, die als Normalwirtschaft den Bauern vorgeschrieben wurde, teilte die 7 Schläge in 3 Korn-, 3 Weide- und einen Brachschlag ein. Grundlage dafür war die vorgeschriebene Fruchtfolge nach folgenden maßgebende Prinzipien: Ölfrüchte durften auf leichten Böden wie in Goldenbow gar nicht angebaut werden. Weizen und Roter Klee darf nur alle 7 Jahre auf dem gleichen Schlag angebaut werden (Grund der Schlagordnung). Halmfrüchte dürfen ca. die Hälfte des Acker einnehmen. Jeder Schlag muss einmal in 7 Jahren als Winterbrache liegen. (Quelle: Beiträge zur Statistik Mecklenburgs 1865)
Während der Binnenacker bisher schon immer vorrangig dem Ackerbau diente, war der Butenacker früher wohl hauptsächlich Weideland. Während im 18. Jhd. noch Roggen die Hauptfrucht war, wurde dieser Ende des Jahrhunderts vom Weizen abgelöst. Als Futterpflanze hatte sich der Rote Klee durchgesetzt. Anfang des 19. Jhd. werden weiterhin Hafer, Buchweizen, Gerste, Lein, Erbsen und Kartoffeln angebaut. Gerste wurde Mitte des 19.Jhd. noch in großem Umfang zur Herstellung von Grütze verwendet, die als Grundnahrungsmittel erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. durch die Kartoffel abgelöst wurde. Hafer und Erbsen wurden in erster Linie für die Fütterung von Pferden und Schafen verwendet. Anfang des 19. Jhd. begann auch eine aktive Bodenverbesserung durch Melioration und durch das sogenannte „Abmergeln“. Hierfür bestanden in Goldenbow durch die vorhandenen Mergelgruben gute Voraussetzungen. Mit der Bodenregulierung von 1838 wurde dann die den Bauern des Domaniums bisher vorgeschriebene gemeinsame Bewirtschaftung aufgegeben und eine individuelle Landwirtschaft der einzelnen Höfe ermöglicht. Im Pachtcontract war jedoch weiterhin eine Schlagordnung vorgeschrieben, von der aber mit Genehmigung der Domanialbehörde abgewichen werden konnte. Durch die komplette Einbeziehung des Butenackers in die Anbaufläche wurde vermutlich auch eine größere Nutzfläche ausgewiesen. Aufgrund der damit verringerten Weidefläche wurden 1840 auf der Friedrichsruher Feldflur an der Grenze zu Ruthenbeck die Goldenbower Wiesen angelegt. In den folgenden Jahren werden auch neue Feldfrüchte wie Rotklee, Raps, Rübsen, Wicken und Runkelrüben angebaut. Konkrete Angaben für Goldenbow sind hierzu jedoch noch nicht bekannt. Der Erbpachtvertrag zur Hufe 5 von 1854 enthält zahlreiche Einzelheiten zum Ackerbau in dieser Zeit (sh. Goldenbow Transkriptionen aus den Hofakten). Laut den Aufzeichnungen in den Hofakten führte im 19. Jhd. häufig Hagelschlag zu Ernteausfällen und in der Folge zu Zahlungsschwierigkeiten der Bauern gegenüber dem Domanialamt, die dann häufig gestundet werden mussten, um den Fortbestand des Hofes nicht zu gefährden.
Viehzucht
Die erste aktenkundige Viehzählung stammt aus dem Jahre 1779. Auffallend ist der hohe Bestand an Zugtieren, 6 Pferde und 6 Ochsen. Dies ist auf die damals noch geforderten Spanndienste für das Gut Gömtow zurück zu führen und liegt weit über dem Bedarf für die eigene Landwirtschaft, der, wie spätere Inventarverzeichnisse zeigen, bei 3 bis 4 Pferden lag. Außerdem fällt auch die gleiche Anzahl von 10 Schafen auf allen Höfen auf. Der Grund hierfür ist nicht bekannt, dürfte aber in der gemeinsamen Beweidung der Brache und der abgeernteten Flächen liegen, die keinem Bauern Vorteile verschaffen sollte. Schafzucht und Weidewirtschaft spielten von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Rolle. Das zeigen die in diesem Zeitraum im Kirchenbuch genannten 19 Schäfer und Hirten. Die Schäfer betrieben ihr Gewerbe teilweise mit einer eigenen Herde und pachteten hierfür Weideland von den Bauern oder sie arbeiteten für die Bauern und hüteten deren Vieh, im 18. Jhd. wohl in einer gemeinsamen Herde, später direkt für die einzelnen Bauern. Der Mitte des 19. Jhd. als einer der letzten in Goldenbow genannten Schäfer Fromm hatte eine eigene Herde von ca. 300 Schafen und hütete nebenbei auch einige Schafe der Bauern. Mitte des 19.Jhd. hat die Schafzucht auch für einige Bauern an Bedeutung gewonnen, es werden kleine Herden von 50 … 70 Schafen genannt. Die Schweinzucht hatte mit 2…4 Schweinen um 1800 noch keine große Bedeutung. Sie dient vorrangig dem eigenen Bedarf und sicher auch dem individuellen Verkauf auf den Märkten. Gehalten wird eine Zuchtsau, von deren jährlichem Wurf ein Teil verkauft und der andere Teil auf dem Hof geschlachtet wird. Ähnlich ist es auch bei Hühnern und Gänsen. Größere Herden werden nicht gehalten. Ochsen als Zugtiere sind bei den Bauern nur noch vereinzelt anzutreffen. Zum Ende des 19. Jhd. haben sich die Schwerpunkte bei der Haltung der einzelnen Tierarten verschoben, es werden jetzt kaum noch Schafe gehalten, dafür hat sich die Schweinezucht etabliert. In einer Viehzählung werden 1892 bereits 188 Schweine genannt, dabei ist jedoch zu beachten, dass jetzt auch Büdner und Häusler Schweine halten. Die Anzahl der Pferde liegt weiterhin bedarfsgerecht bei 3 bis 4 Pferden pro Bauernhof.
Haus und Hof
Die Entwicklung der niederdeutschen Hallenhäuser und der späteren Bebauung wird im Abschnitt „Ortsbild und Bebauung“ beschrieben. Die Häuser mussten von den Pächtern selbst errichtet werden. Dafür gab es einen Zuschuss der Großherzoglichen Cammer. Laut Pachtvertrag betrug dieser in der 2. Hälfte des 19. Jhd. bei einem Ersatzbau aufgrund von Baufälligkeit für ein Wohnhaus mit Viehhaus 400 Thl., für ein Wohnhaus ohne Viehhaus 280 Thl., für ein Viehhaus 200 Thl., für eine Scheune 180 Thl. Die Bereitstellung von Bauholz, insbesondere den Eichenbalken, musste beim Förster des Großherzogs in Friedrichsmoor beantragt werden, denn der Wald war vollständig im Eigentum des Großherzogs. Außerdem wurden durch die Bauern der Dorfschaft auch Extradienste als Spann- und Handdienste, wie die Anlieferung von Baumaterial oder Hilfe bei der Errichtung des Gebäudes erbracht, die beim Domanialamt abgerechnet wurden. Inwieweit Zuschüsse und Leistungen miteinander verrechnet wurden, ist nicht bekannt und wurde im Laufe der Zeit sicher auch unterschiedlich gehandhabt. Die Bauzeit für ein Hallenhaus konnte u.U. und sicher auch in Abhängigkeit von der finanziellen Lage des Pächters, mehrere Jahre betragen. Für das als eines der letzten in Goldenbow errichteten Hallenhäuser auf der Hufe 5 ist bekannt, das die Fundamentsteine im Extradienst schon im Jahre 1800 angefahren wurden während die Fertigstellung im Jahre 1806/07 genannt wird.
Etwa ab Mitte des 18. Jahrhundert gehört zum Hof auch eine Torscheune und ein Altenteilerkaten oder ein abgetrenntes Altenteil im Hallenhaus. Für den Bau gab es ebenfalls finanzielle Zuschüsse. Später entstehen separate Viehställe, zuerst erhalten die Schweine eigene „Schweinehäuser“. Weiterhin gehört zum Hof ein Ziehbrunnen (Sod), ein Backofen und die sogenannte Einfriedigung. Dies sind das Hoftor, ein Zaun (in Goldenbow wohl meist ein Aderzaun oder ein „Hakeltun“), teilweise eine Feldsteinmauer oder eine dornige Hecke. Auf einigen Höfen wird an Anfang des 19. Jhd. auch eine gepflasterte Tenne bzw. ein Steindamm erwähnt. Außerdem gibt es in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. einen großen Obstgarten mit zahlreichen Obstbäumen, größtenteils Pflaumen. Diese Bestandteile werden neben den Gebäuden und der Hofwehr sowie dem vorhandenen Vieh regelmäßig in den zum Besitzerwechsel angefertigten Inventarverzeichnissen genannt. Als Brennmaterial wurde neben Holz Torf verwendet, der in den umliegenden Niederungen gewonnen wurde, vor allem in den Goldenbower Wiesen. Hiervon existiert ein Gemälde von Carl Malchin, das dort offenbar am Hang nach Alt Ruthenbeck entstanden ist.
Auf der Seite Goldenbow Transkriptionen aus den Hofakten sind einige ausführliche Hofbeschreibungen zu finden.
Die Extradienste der Bauern
In der 2. Hälfte des 18. Jhd. wurden die bisherigen Frondienste der Bauern für ihren Grundeigentümer durch die Extradienste ersetzt und ab 1773 die bis dahin üblichen Dienste auf den Höfen der Gutspächter durch Geldzahlungen. Die Extradienste waren Spann- und Handdienste für das Amt und die Allgemeinheit im Auftrag des Amtes. Hierbei handelte es sich vor allem um die Gewinnung und Bearbeitung und den Transport von Baumaterial für Bauvorhaben des Amtes selbst, der Domänenpächter von Frauenmark und Friedrichsruhe, des Friedrichsruher Holzwärters, des Pfarrers und teilweise auch für andere Bauern des Amtes zur Unterstützung ihrer Bauvorhaben. Vereinzelt waren es auch Personentransporte wie z.B. 1799/1800 für einen Arrestanten von Crivitz nach Schwerin, einen kranken Soldaten nach Grebbin und 2 Rekruten nach Güstrow. Für den Friedrichsruher Holzwärter waren außerdem auch Dienste für dessen Landwirtschaft zu leisten. Die Bauern hatten pro Jahr 240 Spanndienste und 290 Handdienste zu erbringen. Der Dorfschulze musste die Dienste überwachen und nach Ablauf eines Dienstjahres (zu Johanni) an das Amt melden. Zuviel geleistete Dienste wurden vergütet, zu wenige auf das Folgejahr angerechnet. Für die Extradienste in den Jahren von 1786 bis 1809 liegt eine Akte im Landeshauptarchiv vor, woraus als Beispiel das Jahr 1799/1800 transkribiert wurde (sh. Abschnitt Transkriptionen)
Die Gehöftsakten von 1786 bis 1874
Quelle: Landeshauptarchiv 2.22-10/5 Nr. 1635 ... 1648)
In den Gehöftsakten sind die jeweiligen Pächter (Hauswirthe) der Gehöfte mit den zugehörigen Akten und Urkunden dokumentiert. Die zugehörigen Akten sind entsprechende Protokolle und Inventarverzeichnisse aus dem jeweiligen Jahr des Pächterwechsels. Insbesondere beim Einsatz von Interimswirten werden auch Familienschicksale sichtbar. Weiterhin sind in den Berichten des Dorfschulzen an das Domanialamt sowie in den Beschwerden und sonstigen Schriftverkehren der Einwohner persönliche Befindlichkeiten und Schicksalsschläge dokumentiert, so dass zahlreiche Dokumente auch einen Wert als Zeitdokument zum Dorfleben haben.
Die für den Pächterwechsel aufgestellten Inventarverzeichnisse geben einen guten Überblick über den Zustand der Gehöfte, der ungefähren Zeit der Erbauung und der sogenannten Hofwehr (sämtliche Gerätschaften im Haus und auf dem Hof, die komplett das Eigentum des Großherzogs als Verpächter waren) sowie des Viebestandes. Weiterhin sind zahlreiche Notizen zu Schuldnerangelegenheiten, Weiterverpachtung von Ländereien und Streitigkeiten enthalten {Medium:Goldenbow Gehöftsakten.pdf}.
- Hufe 1 (1814 … 1866): J. Ludw. Schwart, 1814 Ernst Fr. J. Chr. Schwart, 1848 Fr. Viehstädt - Hallenhaus erbaut 1781
- - Inventar 1814: Wohnhaus von 6 Fach, Scheune von 4 Fach, Backofen, Brunnen; das Vieh: 3 Pferde mit einjährigem Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 2 Kühe und 1 Starke, 10 Schafe, 1 Sau und 1 Borg, 2 Gänse und 1 Gänserich, 10 Hühner und 1 Hahn
- - Inventar 1864: Wohnhaus, 83 Jahre alt, ist 83 Fuß lang und 40 Fuß tief, die Scheune über 100 Jahre alt, ist 51 + 17 Fuß lang und 42 + 10 Fuß tief, der Stall ist 50 Jahre alt und 32 Fuß lang und 17 Fuß tief; das Vieh: 4 Pferde und 1 Füllen, 7 Kühe, 2 Starken, 2 Kälber, 47 Schafe und Lämmer, 2 Zuchtsauen mit Ferkel, 1 Eber, 2 Pölke, 5 Gänse und 1 Gänserich, 21 Hühner und 2 Hähne
- Hufe 2 (1799 … 1869): Hans Hagen, 1799 J. Fr. Hagen, 1830 J. Hagen, 1868 Joh. Beckendorf (1898 J. Grützmacher, 1945 Grützmacher) - Hallenhaus erbaut 1790
- 1868 wird der Hof von J. Hagen mangels männlicher Nachkommen an dessen Knecht und Schwiegersohn Joh. Beckendorf übertragen
- - Inventar 1799: Wohnhaus von 8 Fach mit 2 Vorschauern, vor 4 Jahren erbaut, Scheune von 4 Fach, ein Stall von 4 Fach, Backofen, Einfriedigung, Soot (Brunnen) sind alle in sehr gutem Stande; das Vieh: 4 Pferde, 5 Ochsen, 2 Kühe, 1 Kalb, 3 Schweine (Pölk), 9 Schafe, 5 Lämmer
- - Inventar 1868: Wohnhaus - 84 Fuß lang, 44 Fuß tief, 78 Jahre alt: Scheune - 53 Fuß lang, 41 Fuß tief, 97 Jahre alt; Stall - 46 Fuß lang, Fuß tief, 87 Jahre alt; Soot aus Feldsteinen, Backofen, Einfriedigung aus Steinmauern; das Vieh: 4 Pferde, 14 Kühe und Kälber, 7 Schweine, 40 Schafe,
- Hufe 3 (1799 … 1857): Ernst Schwarz, 1799 Carl Frdr. Schwarz, 1823 Christoph Schwarz, 1843 Interimswirth Andreas Kluth, 1857 Christoph Schwarz - Hallenhaus ca. 1750
- - Inventar 1799: Wohnhaus von 7 Fach mit 2 Vorschauern, Scheune von 5 Fach, Backofen, Brunnen; das Vieh: 3 Pferde, ein Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 2 Kühe, 1 Kalb, 1 Sau zur Zucht, 8 Schafe, 1 Ganter, 2 Gänse, 1 Hahn, 12 Hühner
- - Inventar 1857: Wohnhaus ist über 100 Jahre alt, 87 Fuß lang, 41 Fuß breit; die Scheune ist 64 Jahre alt, 61 Fuß lang, 29 Fuß breit; der Stall ist 76 Jahre alt, 31 Fuß lang und 17 Fuß tief, Backofen, Sod (Wasserstelle); das Vieh: 3 Pferde, 1 Füllen, 8 Kühe, 1 Stärke, 5 Schafe, 5 Hammel, 1 Zuchtsau, 1 Pölk, 2 Gänse, 1 Ganter, 12 Hühner, 1 Hahn
- Hufe 4 (1811…1874): (1759 Schulze Völtzer, 1787 Schulze Chr. Rode) 1811 Schulze Chr. Rohde, 1838 J. Rohde, 1851 Interimswirth Pagenkoph, 1868 Chr. Rohde (1894 Chr. Rohde, 1945 Mulsow) - Querdielenhaus erbaut 1818, vorher Hallenhaus mit 5 Fach
- 1787 heiratet Christoph Rode A. Völtzer und übernimmt den Hof von Völtzer, 1851 stirbt der Urenkel Johann Rohde im Alter von 35 Jahren und hinterlässt 5 minderjähriger Kinder. Auf Wunsch seiner Wittwe wird Heinrich Pagenkopf als Interimswirth eingesetzt. Ab 1868 wird der Hof durch den nun geschäftsfähigen ältesten Sohn Christoph Rohde weiter geführt.
- - Inventar 1811: Das Wohnhaus ist schon alt und hat eine Länge von 5 Fach, hinterwärts hat es eine Stube und eine Kammer in einem nachträglichen Anbau, die Scheune hat 6 Fach, ein Stall von 6 Fach, ein Brunnen, ein Backofen; das Vieh: 2 Pferde, 4 Ochsen, 1 Stier, 2 Kühe, 1 Starke, 10 Schafe, 1 Sau und ein Polk, 2 Gänse und 1 Gänserich, 12 Hühner und ein Hahn, Transcription des kompletten Inventarieums
- - Inventar 1851 mit umfangreicher Gehöftsbeschreibung - sh. Transkriptionen der Gehöftsakten
- - Inventar 1868: Das Wohnhaus ist 50 Jahre alt, 100 Fuß lang, 38 Fuß breit, Schornstein; die Scheune, 86 Jahre alt, ist 60 Fuß lang, das Hauptgebäude 38 Fuß; das Schweinehaus, vor 8 Jahren erbaut, ist 31 Fuß lang; ein Brunnen und ein Backofen, ein Steindamm von etwa 14 Quadratruthen; das Vieh: 5 Pferde und 2 Füllen, 10 Kühe, 5 Starken und ein Kalb, 2 Zuchtsauen und 1 Pölksau, 33 Mutterschafe mit 17 Lämmern und 17 Hammel, Gänse fehlen, 24 Hühner und 2 Hähne
- Auf der Hufe 4 wird 1818 das erste Hallenhaus durch einen Neubau im Stil eine Büdnerei mit Querdiele ersetzt. Es ist noch ein strohgedecktes Fachwerkhaus, aber bereits mit Ziegeln ausgefacht. Mit einer Länge von 100 Fuß ist es deutlich größer als die alten Hallenhäuser.
- Hufe 5 (1788 … 1870): Friedr. Völtzer, 1788 Joh. Christ. Völtzer, 1813 Joh. Schliemann, 1838 Nath. Rudolph, 1854 Heinr. Erdmann, 1867 Carl Erdmann - Hallenhaus erbaut 1807
- - Inventar 1788: Das Wohnhaus hat 5 Fach, die Scheune hat 4 Fach, Backofen und Brunnen
- - Inventar 1813: Das Wohnhaus hat 7 Fach und ist vor 6 bis 7 Jahren erbauet, eine Scheune
- Nach mehrerer Aufforderungen kann der Bauer Völtzer die Abgaben nicht mehr bezahlen und gilt 1813 als verarmt. Der Hof wird an Joh. Schliemann übertragen. Nach dem Tod von Schliemann übernimmt Nath. Rudolph als erster Erbpächter in Goldenbow das Gehöft. Der Hof wird auf sein Betreiben in den Erbpachtpachthof Nr.5 und die Büdnerei Nr. 5 aufgeteilt. 1853 stirbt Rudolph und hinterlässt 5 minderjährige Kinder. Die beiden Gehöfte wurden deshalb nicht weiter vererbt sondern 1854 an den Holländer Heinrich Erdmann aus Holzendorf als neuen Erbpächter verkauft.
- Hufe 6 (1799…1873):Friedr. Schwart, Carl Schwart, Ernst Schwart, Friedr. Schwarz, 1862 Witten Schwarz - Hallenhauses um 1750(?), 1841 als "sehr alt" bezeichnet, 1854 Neubau eines Wohnhauses als Ziegelbau
- - Inventar 1799: Das Haus hat 7 Fach und auf jeder Seite ein Vorschauer, das Dach ist teilweise schlecht
- - Inventar 1854: Das Haus ist 1854 erbaut, 82 Fuß lang u. 46 Fuß tief, Wände teilweise geklemt, teilweise gemauert, Bedachung meistens aus Rohr, teilweise aus Stroh, Schornstein; Scheune unbekannten Alters, Altentheilkaten 42 Jahre alt, Backofen, Soot eingefallen, Hofbefriedigung aus Zaunwerk und Steinmauer, Steindamm auf dem Hofe etwa 7 [ ]Ruthen
- Hufe 7 (1808 … 1867): Christoph Cords, 1808 Hans Christoph Cords, 1849 Christoph Cords - Hallenhaus, erbaut 1789
- - Inventar 1808: Das Haus hat 7 Fach, die Scheune hat 5 Fach, ein Gebäude mit 4 Ställen, Brunnen und Backofen.
- Hufe 8 (1786 … 1862): Friedrich Warnke, Ernst Friedr. Warnke, Christian Warnke, Friedrich Warnke - Hallenhaus erbaut 1761, ab ca. 1860 Dreiseitenhof
- - Taxierung 1851: Das Haus ist 90 Jahre alt, das Strohdach ziemlich verfallen, eine Scheune 120 Jahre alt, ein Altenteilskaten, Backofen, Brunnen
- - Inventar 1854: das Vieh - 2 Pferde, 6 Kühe, 1 Bulle, 24 Schafe, 1 Sau, 1 Borg, 3 Gänse, 1 Gänserich, 12 Hüner, 1 Hahn
- Hufe 9 (? … 1853+): Warninck, 1787 Dettl. Ahrens, 1813 Joh. Ahrens, 1825 Joh. Kluth, 1853 Andreas Kluth - Hallenhaus, saniert 1781
- - Inventar 1787: Das Haus hat 6 Fach, 7 Gebind, 2 Vorschauer und ist in gutem Stand; eine alte Scheune, die neu gebaut werden muss; einen Schaf(?) und 2 Schweineställe, 1 Schauer; Hakelwerk, Zäune, Backofen
- - Inventar 1853: Wohnhaus mit 2 Abseiten und einem Vorschauer, ist 82 1/2 Fuß lang, 40 Fuß breit; die Scheune mit 1 Vorschauer, 1 Abseite und einem Schaafstalle, ist 105 Fuß lang, 39 Fuß breit, das Wagenschauer, von 38 1/2 Fuß Länge, 11 Fuß breit; der Altentheilskaten, ist 28 1/2 Fuß lang 24 2/3 Fuß breit; Backofen, Brunnen; das Gehöft ist mit einer Feldsteinmauer eingefriediget
- Obstbäume, Weiden und Huden: 16 Apfelbäume, 16 Birnbäume, 75 Pflaumenbäume, 20 Kirschenbäume, 400 Weiden, 250 laufende Ruthen Huden.
- Vieh: 5 Pferde, 14 Kühe, 1 Sau mit 8 Ferkeln, 8 Schafe (einschließlich Jungvieh)
- Hufe 10 (1806 … 1852): Jurgen Christoph Beckendorf, 1806 Christoph Hinr. Beckendorf, 1819 Interimswirth Christian Pingel, 1838 Christoph Beckendorf - 1824 Errichtung des letzten Hallenhause im Ort.
- - Inventar 1819: altes Wohnhaus von 5 1/2 Fach in schlechtem Zustand, weil größtenteils aus Tannenholz, Scheune von 5 Fach, angebauter Wagenschauer und kleiner Stall
Weitere umfangreiche Bestandteile der Inventarverzeichnisse sind die sogenannte Hofwehr, der Hausrat und der Baumbestand. Die Hofwehr ist der Bestand an landwirtschaftlichen Werkzeugen und Geräten, die vorhandene Eisenteile an den Geräten werden noch besonders erwähnt. Alles, selbst das sogenannte „Volksbett“ und das Leinenzeug, sind Eigentum des Großherzogs, müssen aber, ebenso wie die Gebäude, durch den Pächter selber hergestellt und instandgehalten werden. Für die Gebäude gab es dazu teilweise eine Unterstützung in festgelegtem Umfang. Auch die Brandschutzgerätschaften und ihr Zustand sind von Bedeutung. Einige Auszüge aus den Inventarverzeichnissen sollen einen Einblick in diesen Bestand und seine Entwicklung im Laufe der Zeit geben und sind auf der hier genannten Seite zu finden, die noch weiter ergänzt wird. Sie enthält außerdem ausgewählte Transkriptionen weiterer Dokumente aus den Hofakten.
Transkriptionen aus Archivalien des 18. und 19. Jhd.
>> Goldenbow - Transkriptionen aus den Hofakten
Erste Hälfte des 20. Jhd.
Die Fotos zu diesem Abschnitt stammen zwar aus der Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg, aber rein äußerlich scheint auf einigen Hufen die Zeit stehen geblieben zu sein. Die hier gezeigten Situationen auf den Höfen dürften noch weitgehend dem 19. Jhd. entsprechen und vermutlich wurden die Fotos auch aus diesem Grunde gemacht.
Aus dem Nachlass von Maria Machert, geb. Beckendorf, die 1952 den Hof mit ihrer Familie aufgrund der Devastierung verlassen musste, sind die nebenstehenden Grundrisse von Haus und Hof mit Angaben zur Nutzung überliefert. Insbesondere der Hofgrundriss zeigt auch die Weiterentwicklung der Landwirtschaft zu einer Teilmechanisierung und mit einem Schweinestall für 100 Tiere die Bedeutung der Schweinezucht in dieser Zeit. Dies trifft auch für die in einem PDF-Album zusammengefassten Bilder aus dem Dorfleben zu, die aus den privaten Alben der Hufen 4, 8 und 10 zusammengestellt wurden.
Häusler, Handwerk und Gewerbe
Schule, Gesundheit und Soziales
Religion, Kultur und Freizeit
Historische Statistiken
Die Volkszählungen ab 1779
Aufstellung über den Viehbestand der Bauern in Goldenbow 1779 Quelle: LHA 2.22-10/5 Nr. 1613
von dem Zustand des Bauer-Viehes zu Goldenbow im Monat Oktober 1779
Bauers Namen | Pferde | Füllen | Ochsen | Kühe | Stiere 1...3 J. | Starken 1 u.2 J. | Kälber | Schweine | Pölke | Ferkel | Schafe | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Christ. Beckendorf | 6 | 6 | 4 | 3 | 1 | 3 | 2 | 1 | - | 10 | ||
2. Friedr. Warnck | 6 | 3 | 6 | 4 | 4 | 1 | 2 | 2 | 2 | - | 10 | |
3. Ernst Warnck | 6 | 6 | 2 | 2 | - | 2 | 2 | 2 | - | 10 | ||
4. Christ. Cordts | 6 | 2 | 6 | 4 | 1 | 1 | 2 | 2 | 2 | - | 10 | |
5. Friedr. Schwartz | 6 | 1 | 6 | 2 | 3 | - | 2 | 2 | 1 | - | 10 | |
6. Friedr. Völtzer | 6 | 6 | 3 | 3 | 2 | 2 | 2 | 1 | - | 10 | ||
7. Schultz Völtzer | 6 | 1 | 6 | 3 | 4 | 3 | 2 | 2 | 2 | - | 10 | |
8. Ernst Schwartz | 6 | 1 | 6 | 5 | 1 | 2 | 3 | 2 | 2 | - | 10 | |
9. Hans Hagen | 6 | 1 | 6 | 4 | 2 | 1 | 1 | 2 | 1 | - | 10 | |
10. Joh. Cordts | 6 | 2 | 6 | 4 | 2 | 1 | 2 | 2 | 2 | - | 10 | |
60 | 11 | 60 | 35 | 25 | 12 | 21 | 20 | 16 | - | 100 |
1783 Regulierung des Dorfes Goldenbow, Quelle LHA 2.22-10.5 Nr. 1617
Flächenangaben in Quadratruthen (1 [ ]-Ruthe = 21,679 m², 1 Hektar = 461,28 [ ]-Ruthen)
Hauswirth | Hof | Hofplatz | Garten | Wöhrte* | Wiesen | Bruch...Holz. | Summe | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Johann Cords | 1 | 50 | 407 | 1211 | 159 | - | 1777 | |
Hans Hagen | 2 | 80 | 395 | 966 | 386 | - | 1747 | |
Ernst Schwartz | 3 | 48 | 302 | 1317 | 160 | - | 1779 | |
Schulze Cord Völtzer | 4 | 72 | 258 | 1321 | 116 | 90 | 1785 | |
Friedrich Völtzer | 5 | 52 | 256 | 1523 | - | 96 | 1875 | |
Friedrich Schwartz | 6 | 70 | 382 | 1241 | - | 164 | 1787 | |
Christoph Cords | 7 | 63 | 379 | 1160 | 190 | 35 | 1764 | |
Ernst Warnke | 8 | 85 | 203 | 1284 | 155 | 100 | 1742 | |
Friedrich Warnke | 9 | 117 | 454 | 1256 | - | - | 1710 | |
Christoph Beckendorf | 10 | 91 | 315 | 1421 | - | - | 1736 | |
17702 |
(* Wöhrte - das für den Bauern frei verfügbare Ackerland
Verkauf von Roggen auf dem Markt in Parchim 1783
1783 war ein Jahr mit einer Mißernte, der Verkauf war deshalb vermutlich besonders lukrativ. Da die Bauern zu viel Roggen verkauft und nicht genug für Brot- und Saatkorn behalten hatten, richteten sie einen Bittbrief um Roggen an den Großherzog. Diese Bitte wurde jedoch aufgrund des Nachweises dieses Verkaufs durch den Inspektor Schröder vom Gut Friedrichsruhe abgelehnt (sh. Abschnitt Transkriptionen) - Angaben in Scheffel
Hauswirth | Hof | Roggen ausgedr. | Roggen in Korn | |
---|---|---|---|---|
Joh. Schwartz | 1 | 21 | 24 | |
Hans Hagen | 2 | 18 | 24 | |
Ernst Schwart | 3 | 21 | 24 | |
Schulz Völtzer | 4 | 18 | 24 | |
Fried. Völtzer | 5 | 18 | 8 | |
Fried Schwart | 6 | 24 | 6 | |
Christoph Cords | 7 | 26 | 24 | |
Ernst Warncke | 8 | 20 | 24 | |
Frie. Warncke | 9 | 20 | 24 | |
Christoph Beckendorf | 10 | 26 | 18 |
1863, Quelle: Beiträge zur Statistik Mecklenburgs 1865 (bei Google Books)
- Bevölkerung:
- 245 Einwohner, 45 Haushalte, Erwachsene (älter als 14): 67 männl./79 weibl., Kinder 5 bis 14: 27 männl./28 weibl., Kinder unter 5: 14 männl./30 weibl., Verheiratete: 32 Paare, Verwitwet: 6 männl./12 weibl.
- nach landwirtschaftlicher Stellung:
- 3 Erbpächter, 8 Hauswirthe, 4 Büdner, 5 Häusler, 14 Tagelöhner (Einlieger), Dienstboten 19 männl./25 weibl.
- nach gewerblichem Betrieb:
- 1 Schneider, 1 Tischler, 1 Maurergeselle, 1 Zimmergeselle, 1 Stell- und Rademacher, 1 Ziegler, 2 Gesellen und Lehrlinge
- Gebäude:
- - öffentlich: 1 Schule, 1 Kranken- und Armenhaus (einschl. Friedrichsruhe und Frauenmark),
- - privat: 23 Wohnhäuser, 2 gewerbliche Gebäude, 22 Ställe/Scheunen/Schuppen
- Grundbesitz:
- Schulländereien: 3469 Quadratruthen, Bauern: 50096 Quadratruthen, Büdner (u.a. private Flächen?): 26795 Quadratruthen, sonstige: 2192 Quadratruthen
- Viehbestand:
- Pferde 47 (dav. 7 jünger 4 Jahre), Rinder 184 (dav. 3 Bullen, 106 Kühe, 29 tragende Stärken, 46 Jungvieh), Schaafe 521, Schweine 99
1870, Klassifikationstabellen, Quelle: LHA 5.12-4/2 Nr.9148
Flächenangaben in Quadratruthen (1 [ ]-Ruthe = 21,679 m², 1 Hektar = 461,28 [ ]-Ruthen)
Recapitulativ der Hauswirthsländereien
Hauswirth/Erbp. | Hof | Garten | Acker | Wiesen | Weide | unbr.bar | Summe | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Viehstädt | 1 | 200 | 21562 | 1631 | 1308 | 447 | 25148 | |
Beckendorf | 2 | 200 | 22192 | 1459 | 2487 | 442 | 26780 | |
Christ. Schwartz | 3 | 200 | 21869 | 1120 | 3307 | 423 | 26919 | |
Christ. Rohde | 4 | 200 | 22428 | 1660 | 1080 | 349 | 25717 | |
Erbp. Erdmann | 5 | 100 | 15580 | 1376 | 8495 | 735 | 26389 | |
Schwartz | 6 | 200 | 22637 | 1206 | 1400 | 430 | 25873 | |
Cords | 7 | 200 | 20776 | 1986 | 1166 | 430 | 24558 | |
Erbp. Steusloff | 8 | 200 | 18814 | 3762 | 84 | 516 | 23376 | |
Kluth | 9 | 200 | 20990 | 1465 | 658 | 458 | 23771 | |
Schulze Beckendorf | 10 | 200 | 21014 | 2104 | 657 | 286 | 24261 | |
252789 |
Recapiltulativ der Büdner-Ländereien
Büdner | Hof | Garten | Acker | Wiesen | Weide | unbr.bar | Summe | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
zu Goldenbow | ||||||||
Behn | 1 | 100 | 992 | 693 | 1694 | 77 | 3556 | |
Krüger | 2 | 100 | 964 | 720 | 1654 | 106 | 3544 | |
Rohde | 3 | 100 | 968 | 706 | 1640 | 73 | 3487 | |
Pingel | 4 | 100 | 973 | 804 | 1521 | 90 | 3488 | |
zu Rutenbeck | ||||||||
Bandow | 7 | 100 | 4571 | 300 | 736 | 149 | 5856 | |
Lietz | 8 | 100 | 4522 | 270 | 756 | 217 | 5865 | |
Lembke | 9 | 100 | 4611 | 300 | 704 | 218 | 5865 | |
31729 |
Recapitulatativ der Häuslerländereien
Häuslerei | Garten | unbr.bar | Summe | ||
---|---|---|---|---|---|
a, zu Goldenbow | |||||
Plau | 1 | 60 | 32 | 92 | |
Joh. Cords | 2 | 60 | 32 | 92 | |
Maurer Stein | 3 | 60 | 30 | 90 | |
Rohde | 4 | 60 | 41 | 101 | |
Rademacher Mieckow | 5 | 54 | 24 | 78 | |
Buß | 6 | 60 | 33 | 93 | |
Marie Cords | 7 | 60 | 31 | 91 | |
Müller Pagenkopf | 8 | 60 | 62 | 122 | |
9 | 60 | 31 | 91 | ||
10 | 33 | 30 | 63 | ||
11 | 48 | 5 | 53 | ||
b, zu Neu-Rutenbeck | |||||
Friedr. Wienke | 1 | 60 | 26 | 86 | |
Joh. Schwartz | 2 | 60 | 26 | 86 | |
Joach. Pingel | 3 | 60 | 26 | 86 | |
4 | 60 | 26 | 86 | ||
5 | 60 | 26 | 86 | ||
6 | 60 | 26 | 86 | ||
7 | 60 | 26 | 86 | ||
8 | 60 | 26 | 86 | ||
1654 |
1892 Viehzählung Quelle: Beiträge zur Statistik Mecklenburgs (bei Google Books)
Pferde 49 (dav. 11 jünger als 4 Jahre), Rinder 211 (dav. 4 Bullen, 154 Kühe), Schafe 40, Schweine 188, Bienenstöcke 20
Weitere Themen zu Goldenbow
Der slawische Burgwall
(Abschrift aus „Goldenbower Geschichten“ von B.Keuthe)
Als Zeugnis der slawischen Siedlung auf der Goldenbower Feldmark erhebt sich ein Burgwall am Teufelsbachtal. Eigentlich ist es gar kein Wall im herkömmlichen Sinne, sondern eine abgeplattete Hügelspitze. Sehr geschickt nutzten die Slawen natürliche Gegebenheiten beim Bau dieser Anlage aus. Mitunter wird die Befestigung auch Höhenburg genannt. Der Grund dafür liegt in dem Steilhang zum Teufelsbach. Immerhin fällt hier das Gelände fast 12 m zum Tal des Teufelsbaches hin ab. Auf der Rückseite der Burg sind es nur 4 - 5m. Die abgetragene Hügelspitze sieht im Grundriss halbmondförmig aus, zum Tal hin eine Gerade, ins Hinterland ein runder Bogen. Die eigentliche Verteidigungslinie zeigte also zum Tal hin. Es kann vermutet werden, dass hier die Hauptangriffsrichtung lag. Die Burg zeigte sich an dieser Stelle durch den Steilhang und die lange Gerade, an der viele Verteidiger stehen konnten, bestens geschützt. Am Rand des Burgplateaus wird eine hölzerne Befestigung, ein Palisadenzaun oder eine Holzmauer, errichtet im Blockverband, gestanden haben. Als Besonderheit an dieser Burg kann man zwei den eigentlichen Burgplatz flankierende Anhöhen sehen. Sie gehörten ebenfalls zum Befestigungssystem und trugen eine Bastion, einen Turm oder dergleichen. Jetzt ist es relativ mühsam, zum Burgberg zu gelangen. Kein Weg führt dorthin. So kann man sich aussuchen, ob man von Goldenbow aus quer über den Acker oder von Neu Ruthenbeck direkt durch das unwegsame Teufelsbachtal dorthin gelangen möchte. Beides relativ beschwerliche Wege. Daher stellt sich die Frage, was sollte die Burg an jener Stelle? Welchen Zwecken diente sie? Tatsächlich müssen die Wegeverhältnisse in slawischer Zeit ganz anders ausgesehen haben, ohne das man das an alten Karten nachvollziehen kann. Der Burgberg erhebt sich wie ein Horst am Steilufer des Teufelsbaches. Links und rechts an seinen Flanken zogen sich hohlwegartige Rinnen über den Hang ins Tal. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo ebenfalls Steilhänge vorhanden sind, verlassen an drei Stellen Wege das Bachtal. Südlich durch die Mord- kuhle verläuft der Weg nach Crivitz. Der mittlere ist wiederum ein Hohlweg, der aber am nahegelegenen Waldrand endet und nicht mehr genutzt wird. Er führte anscheinend nach Wessin. Der nördlich den Bach begleitende Weg endete in Radepohl. Somit lag die Burg an einem Wegekreuz. Die von Osten herankommenden oder den Teufelsbach begleitenden Wege sind nicht mehr erhalten. Die slawische Nutzung des Burgberges ist durch slawische Scherben (Typ Menkendorf, Teterow, Vipperow), aus der Zeit von 800 bis 1200 u. Z. bewiesen. Der Burgwall lag im slawischen Grenzgebiet. Der Teufelsbach kennzeichnete etwa die Grenze zwischen den damaligen Ländern Ture (Lübz) und Silesen (um Crivitz). Aber auch von Süden reichte das Land Parchim bis hierher. Die Grenze zwischen den späteren deutschen Ämtern Parchim und Ture verlief an der Feldmarkgrenze zwischen Klad- rum und Goldenbow. Danach gehörte das Gebiet um den Burgwall zu Parchim. Dass es ursprünglich doch ein Burgwall der Ture war, zeigt seine Bauweise, vor allem der halbmondförmige Grundriss. Dieser wiederholt sich in der weiteren Umgebung nur bei den Burgwällen von Woeten, Kreien, Wangelin und dem Burgwall in der Fahrenhorst bei Bobzin, welche alle in der Ture lagen. Die einheitliche Bauweise läßt auf ein gemeinsames Stammesgebiet schließen, Eine Nutzung des Burgwalles durch Deutsche erfolgte nicht. Nachdem auch die Wegeführung beim weiteren Ausbau des Landes verändert wurde, geriet der Burgwall vollkommen in Vergessenheit. Für die Ortsansässigen stellte der Platz immer etwas Unheimliches dar. Daher wurde er auch nicht, wie es andernortes üblich war, als Ackerland genutzt. Bald kamen Sagen auf, die die alte slawische Befestigung mit dem Wirken von Hexen in Verbindung brachten. So änderte sich die eigentliche Bezeichnung „Burgberg" in „Blocksberg", bis eines Tages ein Kartenzeichner darunter zwei verschiedene Orte vermutete und es so auf dem Meßtischblatt von 1900 ein- zeichnete, den Blocksberg an üblicher Stelle und den Burgberg am gegenüberliegenden Ufer.
Mühle und Bäckerei
Der Erbauer der ersten Windmühle im Jahr 1868 war Heinrich Johann Ludwig Pagenkopf, der Ururgroßvater des Autors. Deshalb sollen hier ergänzend zum nachfolgenden umfassenden Artikel von B. Keuthe von 1994 noch einige familiengeschichtliche sowie ergänzende Bemerkungen und Korrekturen vorangestellt werden: Heinrich Johann L. kam 1851 im Alter von 33 Jahren nach Goldenbow. Sein Vater war bereits Müller bei Teterow und seine Mutter, eine geborene Hagemeister, stammte aus einem uralten Müllergeschlecht. Heinrich war zunächst Interimswirt auf der Hufe 4 des Bauern Rohde, der früh verstarb. H. heiratete, wie damals als Interimswirt noch üblich, die Witwe. 1867 erreichte der älteste Stiefsohn mit 28 Jahren die wirtschaftliche Mündigkeit zur Führung eines Bauernhofes und trat die Erbfolge an. Damit musste H. mit schon 50 Jahren für sich und seine Familie noch eine neue Lebensgrundlage aufbauen. Durch eine geschickte Finanzierung mit Anleihen auf das Ackerland seines Stiefsohns gelang ihm der Bau der Windmühle und der Häuslerei Nr. 8 ohne die wirtschaftlichen Grundlagen des Bauernhofes zu gefährden. Damit konnte er in den folgenden Jahren offenbar noch einen ausreichenden Wohlstand für die Familie erwirtschaften. Er starb 1892, sein Sohn und Nachfolger Christian J. Th. verstarb nur vier Jahre später im Alter von 44 Jahren und hinterließ eine neunköpfige Familie. Dessen ältester Sohn, Heinrich Hermann F. war zu der Zeit gerade 16 Jahre alt und musste mit seiner Mutter das Müllergewerbe weiterführen. Dies gelang ihnen offenbar ebenfalls recht gut, so dass 1905/06 ein zusätzlicher Dampfmaschinenantrieb für die Mühle gekauft werden konnte. 1924, bereits am Ende des Windmühlenzeitalters, wurde der alte dreigeschossige Erdholländer abgerissen und an dessen Stelle ein fünfgeschossiger Galerieholländer mit örtlichen Handwerkern errichtete. Bei der Finanzierung hatte sich Heinrich Hermann aber gehörig verkalkuliert, die Mühle wurde doppelt so teuer und auch der Wind war in Goldenbow als Antriebskraft für eine so große Mühle nicht ausreichend häufig und gleichzeitig stark genug. Also wurde 1929 eine neue Dampfmaschine angeschafft. Trotzdem konnte er durch zahlreiche kleine Anleihen bei Freunden und Bekannten in diesem Jahr auch noch die Bäckerei mit einem modernen Dampfbackofen einrichten. Seine Mutter hatte bereits vorher am häuslichen Herd Brot für den Verkauf gebacken. Diese enormen Investitionen überlebte er leider nicht lange und starb 1931 mit 51 Jahren. Nun musste sein Sohn Wilhelm, ebenfalls gerade erst 16 Jahre alt, das Müllerhandwerk statt des vorgesehenen Realschulabschlusses erlernen, um das Geschäft mit seiner Mutter weiter führen zu können. Dabei wurden sie tatkräftig von deren Mutter bis ins hohe Alter unterstützt, die deshalb in Goldenbow noch lange nach ihrem Tod einen guten Ruf als eine sehr fleißige und immer hilfsbereite Frau hatte. In den 1930er Jahren wurde die neue Dampfmaschine nach nur wenigen Jahren durch einen Dieselmotor ersetzt und dieser später durch einen Elektromotor, der noch bis zum Verkauf der Mühle 1957 an die LPG seinen Dienst versah. Nach dem Verkauf der Mühle wurde die Bäckerei, ergänzt durch das Ausfahren von Brot in die Nachbardörfer, zur einzigen Erwerbsgrundlage der Familie. 1979 musste die Bäckerei aufgrund der krankheitsbedingten Erwerbsunfähigkeit des langjährigen Gesellen Karl Stephan kurz vor Erreichen des Rentenalters von Wilhelm aufgegeben werden. Die Mühle wurde danach von der LPG zur Futtermittelherstellung genutzt und verfiel mit den Jahren zusehends. Die heutige, wieder tadellose äußere Hülle ist dem Friedrichsruher Tierarzt Arvid Kremer (s.h. Artikel von B. Keuthe) sowie den nachfolgenden Eigentümern H.-J. Schulz (Gaststätte) und Silke Fette/Peter Märzke (Ferienhaus) zu verdanken. Veröffentlichungen zu Mühle und Bäckerei:
Geschichten um die Windmühle zu Goldenbow - Heute feiert das Dorf 650-jähriges Bestehen / Im Archiv gestöbert (Dieser Artikel von Burghardt Keuthe erschien am 4.6.1994 in der Parchimer Zeitung)
Goldenbow — Goldenbow begeht an diesem Wochenende seinen 650. Jahrestag der Ersterwähnung. Beim Stöbern in alten Akten und im Gespräch mit Alteingesessenen kamen manche interessante Einzelheiten vom Dorf und seiner Mühle wieder an das Tageslicht. Besonders zur Mühle fand sich so viel Material, dass längst nicht alles Platz in der zum Jahrestag herausgegebenen Festschrift „Goldenbower Geschichten" hatte. Am Teufelsbach, in der Nähe von Neu Ruthenbeck, lag vermutlich seit der Gründung des Ortes eine Wassermühle. Von ihr blieb der Flurname „Brennmöhl" und die mündliche Überlieferung, daß sie vor langer Zeit ein Brand zerstörte. Seltsamerweise wurde sie nicht wieder aufgebaut. Dafür erscheint in den Crivitzer Amtsakten 1448 eine „Neu Mühle" am Hof Schönberg, einem benachbarten Rittersitz, der heute wüst liegt (Anm.: 1800 wird im Kirchenbuch Frauenmark noch der Müllergeselle Timm aus Schönberg genannt). Den dort ansässigen Adligen gehörte umfangreicher Besitz in Goldenbow. Zusammenhänge zwischen dem Brand der alten und dem Bau der neuen Wassermühle bei Schönberg kann man erahnen. Erst mit dem Übergang in das Domanium Ende des 18. Jahrhunderts verlor die Schönberger Mühle ihre örtliche Bedeutung, zumal noch eine weitere, die Gömtower Mühle, in unmittelbarer Nachbarschaft lag. Etwa um 1860 zog aus Wesenberg der gelernte Müller Herman Pagenkopf nach Goldenbow. Er wurde im Ort ansässig und stellte beim Amt in Crivitz den Antrag auf den Bau einer Windmühle. Die Geschichte paßte dem Friedrichsruher (vorher Gömtower, Umbenennung des Ortsnamens zum Ende des 18. Jahrhunderts) Erbmüller Peters ganz und gar nicht, wie es der Inhalt eines Schreibens an das Amt zeigt: „Wie ich gehört habe, beabsichtigt der Müller Pagenkopf, in Goldenbow ebenfalls eine Mühle zu bauen und das Müllerhandwerk gewerbemäßig zu betreiben. Durch die Ausführung solcher Absicht würde ich großen Abbruch in meinem Geschäft leiden und bitte ich daher, dem Pagenkopf die Aufstellung einer Mühle in Goldenbow zu untersagen." Das Gesuch wurde mit der Begründung abgelehnt, dass die Mühle für Goldenbow kein Bannrecht besäße und es im Interesse des Publikums läge, wenn vermehrte Konkurrenz einträte. Hinter der inzwischen erbauten Häuslerei Nr. 8 kaufte Hermann Pagenkopf mit behördlicher Genehmigung vom Bauern Viehstädt 30 Quadratruthen Land für den Standort der Mühle. Bei der baulichen Abnahme des Mühlenfundamentes stellte sich heraus, daß es, entgegen der Vorschrift, 50 cm zu nahe am vorbeiführenden Weg lag (bei einer Entfernung von 20 Ruthen, etwa 90 Meter). Das Fundament sollte abgerissen und neu, um die gefor-derte Entfernung versetzt, gebaut werden. Müller Pagenkopf ließ aber lieber den Weg um dieses Maß verlegen. 1869 dürfte der Bau vollendet gewesen sein, denn in diesem Jahr zahlte der Müller erstmals die anfallenden Steuern. Die Holländermühle befand sich bereits im Besitz der dritten Generation der Familie, als sie Hermann Heinrich Pagenkopf 1924 abreißen und als Galerieholländer neu aufbauen ließ. Die Feldsteinmauern der alten Mühle fanden im Fundament der neuen Verwendung. Die Bauarbeiten führte die im Ort ansässige Baufirma Stein & Tank aus. Die Mühle besaß zwei Galerien, eine in etwa 4,5 m Höhe, umlaufend. Die andere war ganz oben am Mühlenkopf, wo noch heute zwei große Fenster den ehemaligen Ausstieg anzeigen. Von hier hatte man bei klarem Wetter Sicht bis nach Schwerin. Von der unteren Galerie hing man in die Flügel eine Kiste mit Feldsteinen, wenn der Mühlenbetrieb eingestellt wurde und ein unbeabsichtigtes Zuschlagen der Klappen vermieden werden sollte. Dem Zeitgeist entsprechend erhielten die Flügel der Windrose am hinteren Mühlenkopf einen schwarz-weiß-roten Anstrich. Die Mühle erfreute sich großen Zuspruchs, so daß die Windkraft bald nicht mehr ausreichte, um alle Kundenwünsche zu befriedigen. 1929 kaufte sich der Müller eine Dampfmaschine und ließ sie in einen Schuppen neben der Mühle einbauen. Der Dampfkessel wog schwer, und zehn Pferde mussten vor den Wagen gespannt werden, als das Gerät vom Bahnhof auf den Mühlenberg gefahren wurde. Über eine Welle erfolgte die Kraftübertragung zur Mühle. Als in den dreißiger Jahren ein Dieselmotor als Antrieb eingebaut wurde, verkaufte man die Dampfmaschine an das Sägewerk in Suckow. Neben dem Mühlenhandwerk betrieben die Pagenkopf‘s eine Bäckerei. Auch sie war entsprechend damaliger Ansichten modern ausgerüstet. Einen Dampfbackofen besaßen im weiten Umkreis nur noch einige Bäcker in Parchim. Der Müller unterhielt, sozusagen als Kundenservice, einen Fuhrbetrieb. Mit einem sogenannten Pungenwagen holte man das Korn von den Bauern und fuhr das Mehl wieder aus. Gleichzeitig bot man frisch gebackenes Brot an, welches im vorderen Teil des Wagens gelagert wurde. Als Pungen bezeichnete man Säcke, die ein Fassungsvermögen zwischen ein bis zwei Zentner hatten. 1931 verstarb unerwartet der Müllermeister. Sein 16jähriger Sohn verstand zwar das Handwerk, durfte aber ohne nachgewiesene Qualifikation die Mühle nicht betreiben. Die Gesellenprüfung legte er dann bei einem Parchimer Meister ab. Vorrangig wurde Weizen- und Roggenmehl produziert, aber auch Graupen und Grütze (aus Gerste). Bis 1977 betrieb Wilhelm Pagenkopf Mühle und Bäckerei. Eine Weile schrotete er noch für die LPG in der Mühle, bis Reparaturen anstanden, die aber nicht mehr ausgeführt wurden. Im Jahre 1986 kam die Mühle als technisches Denkmal auf die zentrale Denkmalliste. Eine Interessengruppe unter der Leitung von Arvid Kremer, die von der LPG Friedrichsruhe finanzielle Unterstützung erhielt, kümmerte sich um das Bauwerk. Im Mai 1987 führte man Reparaturarbeiten an der Dachhaut der Mühle aus, wobei Technosportler (Bergsteiger) zum Einsatz kamen. Das Mahlwerk wurde ausgebaut, weil die Absicht bestand, die Mühle als Jugendherberge einzurichten. Mit der Wende wurden alle derartigen Pläne eingestellt. Seitdem harrt die Mühle auf eine Vollendung der Renovierungsarbeiten und auf neue Flügel. Burghard Keuthe
Personen und Medien: Christoph Bekendorf, Anneliese Rohde, Wilhelm Pagenkopf, Ernst Röhl, Willy Pagenkopf
Sagen und Dorfgeschichten, Plattdeutsch
Sagen und Dorfgeschichten
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Plattdeutsch in Goldenbow
Sprüche, Reime, Wortspiele
- Achter Crivitz stahn ok noch Hüser. - Hinter Crivitz stehen auch noch Häuser.
- Dieser wohl den meisten bekannte Spruch war aus Goldenbower Sicht natürlich besonders 'höglich', bezeichneter er doch die Gegend hinter Crivitz bis einschließlich Schwerin mit den überheblichen Großstädtern. Tatsächlich verhielt es sich jedoch genau umgekehrt, er wurde von den wirklich überheblichen Hofschranzen in Schwerin abfällig für die Dörfer hinter Crivitz benutzt. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, das selbst der ortskundige Schweriner Historiker F. Schlie die Gegend offenbar wenig kannte. Er war z.B. bei seinen Kirchenforschungen von der gewaltigen Feldsteinkirche in Frauenmark überrascht, die er hier so nicht vermutet hatte.
- Wo Voss un Has sick gaue Nacht seggen. - Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen.
- Bärer ne Lus in' Kohl as gor kein Fett. - Besser eine Laus im Kohl als gar kein Fett.
- Dor kieken mihr Ogen rin as rut. - Da schauen mehr Augen rein als raus
- für eine dünne Suppe mit sehr wenig Fett
- Schauster, Schauster, wenn hei pickt denn haußt er. - Schuster, Schuster, wenn er pecht dann hustet er.
- Beschreibt die ungesunde Tätigkeit des Schusters beim pechen des Schustergarns (das Garn mit Pech tränken)
- Snieder, Snieder wipp wapp wupp, jeden Dach givt Tüffelsupp, Sündachs givt dat nich so väl, dann givt wat mit'n Bessenstäl. - Schneider, Schneider wipp wapp wupp (für das Treten der Nähmaschine), jeden Tag gibt es Kartoffelsuppe, Sonntags gibt es nicht so viel, dann gibt es was mit dem Besenstiel.
- `N bäten scheif is Gott leif - Ein bisschen schief ist Gott lieb.
- Rechtfertigung für eine etwas misslungene handwerkliche Arbeit.
- Treckt sick ahls na'dn Liew. - Zieht sich alles an den Leib.
- Eine weitere Rechtfertigung für eine misslungene Arbeit.
- Peuster, peuster, Kleihnpeuster, Plummenbüdel, Bickbeernsaft, baller baller berer wardt. - Puste, puste Kleihenstaub, Pflaumenbeutel, Blaubeerensaft, baller baller besser wirds.
- Heilspruch für Kinder bei Anwendung der damals üblichen Hausmittel.
- Enemene mickenmacken, een oll Fru de künn nich kacken, nehms `n Stock, purt int Lock, scheet sei dörch datt Slöttellock. - ein derber Spruch über Verdauungsprobleme einer alten Frau
- Kiek inne Sünn un nich int Muslock. - Schau in die Sonne und nicht ins Mauseloch.
- War wohl ein Spruch aus der niederdeutschen Kulturszene der 1960er Jahre, der in Goldenbow gerne zitiert wurde.
- Den‘ hätt de Äsel in‘ Gallopp velurn. - Den hat der Esel im Gallopp verloren.
- für einen etwas ungeratenen Jungen oder sonderbaren Mann.
- Hau wech datt Tüchs. - Runter mit dem Zeugs. (ein derber Trinkspruch)
- Strip strap strull, is de Emmer noch nich vull. - ... ist der Eimer noch nicht voll.
- Kinderspruch über das Melken
- Oh watt boddert dat in dat Bodderfatt. - Oh was buttert das in dem Butterfass
- Kinderspruch über das Buttern, der manuellen Butterherstellung in einem Butterfass auf den Bauernhöfen
- Mang und mang is einer mang de nich mang uns mang gehürt. - Unter uns ist einer, der nicht zu uns gehört.
Redensarten
- up'n Kattenstiert peeren - auf einen Katzenschwanz treten; für eine unpassende Bemerkung laute Kritik (Katzengeschrei) ernten
- Watt'n Diert! - was für ein (unmögliches) Mädchen, für ein freches und vorlautes Mädchen, manchmal auch für ein Flittchen
- Dor kümmt de Adebor. - Da kommt der Klapperstorch; für eine bevorstehende Geburt
- 'n figgelienschen Kierl - ein seltsamer oder schwieriger Kerl
- in Graus un Maus slagen (peeren) - in Grus und Mus schlagen (treten); etwas kurz und klein schlagen
- Lick mi an'n Mors! - Leck mich am A...
- je üller je düller - je älter desto doller
- dat is doch 'n Fleigenschiet - das ist doch ein Fliegenschiss; für eine unbedeutende (überbewertete) Angelegenheit
- em sünn de Pier dörchgahn - ihm sind die Pferde durchgegangen; einer hat sich über etwas heftig und unkontrolliert aufgeregt
- hei het dat unteinanner klamüsert (klöwt) - er hat das entwirrt (bzw. sinngemäß zerschlagen)
- mit de Häuner upstahn, ... to Beer gahn - mit den Hühnern aufstehen, ... zu Bett gehen
- ut de Puschen kamen - aus den Puschen kommen
- as Bull up der Wisch - wie der Bulle auf der Wiese; für ausufernden Übermut und Selbstbewusstsein
- to Bost nemmen - zur Brust nehmen; mit jemandem abrechnen
- 'n narschen Pötter - ein verrückter Töpfer; für einen verrückten oder seltsamen Mann
- wat wärert dat - was wettert das, für ein heftiges Unwetter
- ein Dahm is nauch förn Hoff - eine Dame ist genug für einen Hof; für eine anspruchsvolle und für die dörflichen Verhältnisse extravagante Bauerntochter
- upfidummt as'n Pingstoss - aufgetakelt wie ein Pfingstochse; meistens für auffällig angezogene Frauen
- wat'n Swinägel - was für ein Schweinigel (Schwein)
- keinen Nors inne Büx - keinen A... in der Hose
- as Blücher inne Schlacht - wie Blücher in der Schlacht; bewundernd für großen Mut (wie der Feldmarschall Blücher in den Freiheitskriegen)
- gah mi von' Liew - geh mir vom Leibe
- sett die upp'n Nors - setz dich auf den A...; Befehl zum Hinsetzen
- sick mit'n Düvel slagen - sich mit dem Teufel schlagen; etwas Unangenehmes mit sich selbst abmachen
- hei spaziert as'n Adebor - er geht wie ein Storch
- hei krüppt as ne Ant - er kriecht wie eine Ente; oft auch bedauernd für alte oder behinderte Leute
Das gesprochene Platt
Flurnamen in Goldenbow
blauer Punkt - historische Bezeichnung nach Keuthe, roter Punkt - gebräuchlich in der 2. Hälfte des 20. Jhd.
Chronistenkontakt
E-Mail: chpagenkopf@gmail.com
Tel. 0381 719027