Geschichte der Stadt und des Amtes Boizenburg in Daten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Februar 2017, 14:58 Uhr
Die Geschichte der Stadt und des Amtes Boizenburg wurde von Dieter Greve verfasst.
- 235000–125000 v.u.Z.
- Saaleeiszeit. In deren letztem, dem Warthe-Stadium, entstehen die Grundmoränenplatten nordwestlich Boizenburg (Siedlung bis Rensdorf), sowie um Badekow-Granzin und um Vellahn-Wittenburg)
- 115000–8000 v.u.Z.
- Weichseleiszeit. In deren Frankfurter Stadium entsteht die südliche Endmoräne zwischen dem Schaalsee, dem Dümmer See und dem Schweriner See. Das abfließende Schmelzwasser hinterlässt die Sandergebiete der Griesen Gegend, aber auch entlang des Schaalelaufes, des Boizelaufes, um Kogel bis Valluhn und um Schwanheide.[1]
- 10000 – 8000 v.u.Z.
- Arktische Jäger und Sammler des Spätpaläolihikums (Altsteinzeit)
- 6000–3000 v.u.Z.
- Jäger, Fischer und Sammler des Mesolithikums (mittlere Steinzeit)
- 3000–1800 v.u.Z.
- Ackerbauer und Viehzüchter des Neolithikums (Jungsteinzeit)
- 1800–600 v.u.Z.
- Bronzezeitliche Besiedlung
- 600 v.u.Z–600 u.Z.
- Eisenzeitliche Besiedlung[2]
- um 0
- Langobarden siedeln in den Ämtern Boizenburg und Wittenburg, im Amt Boizenburg nachgewiesen durch Grabungen bei Wiebendorf 1973/74, im alten Amt Wittenburg u. a. bei Körchow und Hagenow.[3]
- 6. Jhdt.
- Slawische Stämme besiedeln das durch die germanischen Stämme verlassene Land zwischen Oder und Elbe. Das ehemalige langobardische Land besiedeln die Polaben (Elbanwohner), ein Stamm der Stammesgruppe der Abodriten (Obotriten), die zwischen der Kieler Förde und der Warnow siedeln. Die Polaben siedeln von der Elbe bis an die Trave. Deren Zentrum und Heiligtum befindet sich bei Ratzeburg.[4]
- 789
- Der Obotritenfürst Witzan unterstützt den Frankenkönig Karl den Großen im Kampf gegen die Sachsen und erhält von diesem Unterstützung in den Auseinandersetzungen mit den Wilzen (Liutizen).4
- 810
- Die Wilzen zerstören die fränkische Burg Hobuoki auf dem Höhbeck bei Gartow.4
- 845
- Zerstörung Hamburgs durch die Normannen.4
- um 850
- Der „Bayerische Geograph“ nennt u. a. die Polaben, die zwischen der Trave und der Elbe siedeln.4
- 929
- Schlacht bei Lenzen. Der deutsche König Heinrich I. (919- 936) bricht den Widerstand der Wilzen. Er richtet im Slawenland die Marken ein, die Billunger Mark in Obotritien, die Nordmark im Norden des heutigen Brandenburg und die Lausitzer Mark.[5]
- 948
- Erste Bistumsgründungen im slawischen Siedlungsgebiet (Starigard/Oldenburg für Wagrien und das übrige Obotritenland, Havelberg für das wilzische Siedlungsgebiet.5
- 983
- Slawenaufstand (Obotriten und Wilzen) gegen die Germanisierung und Christianisierung. Der Aufstand sichert für etwa 150 Jahre die Unabhängigkeit der Obotriten.5
- 1043
- Der Obotritenfürst Gottschalk bildet mit dänischer Unterstützung ein selbständiges slawisches Fürstentum, das fast ein Jahrhundert besteht, trotz ständiger innerer Auseinandersetzungen und wechselder äußerer Machtverhältnisse. Gottschalk unterstützt die Christianisierung.5
- 1066
- Aufstand des Liutizenbundes (Liutizen/Lutizen gleichlautend für Wilzen). Gottschalk wird in Lenzen erschlagen. Bischof Burchard II. von Halberstadt zerstört den Tempel in Rethra.5
- 1075
- Adam von Bremen beschreibt in seiner „Gesta Hammaburgensis ecclesia pontificum“ (Hamburger Kirchengeschichte) den Grenzverlauf des Limes saxoniae“, der Grenze zwischen dem Obotritenland und Sachsen „Vom Ostufer der Elbe bis zu dem Flüsschen, das die Slawen Mescenreiza nennen. Oben trennt sich der Limes von ihm und verläuft im Delvenauwalde bis an die Delvenau. …“ [6] Diese Beschreibung ist nicht mehr sicher nachzuvollziehen, da es keine archäologischen Befunde zum Limes saxoniae gibt. Insbesondere ist nicht eindeutig beschrieben, wo sich der Ansatzpunkt an der Elbe befindet. Er wird allgemein bei der Ertheneburg bzw. Lauenburg, aber auch bei Boizenburg vermutet. Das Flüsschen Mescenreiza, dessen slawischer Name nach Kühnel in deutscher Übersetzung aus altslawisch mezda für Grenze (Zwischenraum) und reka für Fluss zusammengesetzt ist, vermutet dieser in dem Auegraben zwischen Horst und Lauenburg.[7] Manchmal wird unter diesem Namen aber auch Boizenburg vermutet. Die Beschreibung Adams kann jedoch auch so gedeutet werden, dass die Boize diesen Namen trug und sich weiter oben an der Boize der Limes saxoniae von der Boize trennte und an die Delvenau hinüberwechselte.
- 1093
- Heinrich, der Sohn Gottschalks, festigt seine Macht als Obotritenfürst. Mit dänischer und sächsischer Unterstützung und der der Kirche herrscht er über mehrere Stämme. Er gründet Alt-Lübeck am Schnittpunkt von Wagrien, Polabien und Obotritien.[8]
- 1129
- Nach dem Tod Heinrichs (1127) kommt es zu Erbfolgestreitigkeiten. Knut Laward, ein Däne, erobert Teile Wagriens und des östlichen Mecklenburg, wird „König der Obotriten“.8
- 1131
- Nach der Ermordung Knut Lawards durch einen Verwandten erhält Pribislaw, ein Neffe Heinrichs von Alt-Lübeck, Wagrien und Polabien. Obotritien fällt an Niklot (+ 1160).[9]
- 1142
- Heinrich der Löwe wird Herzog von Sachsen.9
- 1142
- Gründung der Grafschaft Ratzeburg im ehemaligen Polabenland. Mit der Grafschaft wird Heinrich von Badewide belehnt. Zu der Grafschaft Ratzeburg gehören die Länder Ratzeburg, Mölln, Wittenburg, Gadebusch und Boitin, das spätere Fürstentum Ratzeburg um Schönberg.[10]
- 1147
- Wendenkreuzzug gegen die Obotriten, die Liutizen und das bereits christliche Pommern.10
- 1154
- Heinrich der Löwe erhält von Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Hoftag in Goslar das Recht der Bischofsinvestitur in den slawischen Gebieten (MUB 56).10
- 1154
- Errichtung des Bistums Ratzeburg durch Heinrich den Löwen. Er setzt Evermod von Cambrai, den Probst des Prämonstratenserstifts Magdeburg als Bischof in Ratzeburg ein. Zu dem Bistum Ratzeburg gehören die polabischen Länder (Burgbezirke) Ratzeburg, Sadelbande (Lauenburg), Gadebusch, Schwerin (1160 getauscht mit dem Land Breesen um Klütz und Dassow), Wittenburg, Boizenburg, Jabel, Darzing (Amt Neuhaus), Waninke (Wehningen-Dömitz).10
- 1158
- Lüneburg: Heinrich der Löwe stattet das Bistum Ratzeburg aus. Dabei genannt ist das Dorf Bennin – „in Boyceneburg benin“, das als Tafelgut an den Bischof übergeht.[11]
Diese Urkunde, die wahrscheinlich in verunechteter Form vorliegt, stellt die erste Erwähnung des Dorfes Bennin und des Landes Boizenburg dar. In diesem Jahr hat es zumindest bereits die Burg Boizenburg gegeben, die dem Burgbezirk/Land den Namen gegeben hat. Mit Sicherheit ist die Existenz eines Suburbiums, einer Dienstsiedlung unmittelbar neben der Burg, anzunehmen. Dieses wird wahrscheinlich noch nicht eine städtische Siedlung dargestellt haben. Möglicherweise werden sich im Suburbium, der Wiek-Siedlung, einige Handwerker und auch Bauern angesiedelt haben, die der Versorgung der Burgbewohner mit Lebensmitteln und Dienstleistungen gedient haben. Vermutlich wird dieses Suburbium sich in Altendorf und am Bollenberg befunden haben.
- 1160
- Die Sachsen und die Dänen besiegen bei Werle in der Nähe Bützows die Obotriten. Niklot kommt durch eine List zu Tode. Heinrich der Löwe verlegt das Bistum Mecklenburg nach Schwerin und gründet bald danach die Stadt Schwerin. Er setzt Gunzelin von Hagen als Statthalter über das Obotritenland ein, der als Hausmacht die Länder Schwerin und Ilow erhält. [12]
- 1164
- Die Sachsen besiegen mit ihren Bündnispartnern aus Holstein, Dithmarschen und Friesland die Obotriten bei Verchen. [13]
- 1167
- Heinrich der Löwe belehnt Niklots Sohn Pribislaw mit dem Obotritenland (ohne die spätere Grafschaft Schwerin) und Gunzelin von Hagen mit der Grafschaft Schwerin.[14]
- 1167
- Lüneburg:“ Heinrich, Herzog von Baiern und Sachsen, bestimmt die Grenzen des Bisthums Ratzeburg“ (Regestentext). Als Zeuge wird Meinricus Comes de Buzeborch (Meinrich, Graf von Boizenburg) genannt.[15]
- 1169
- Artlenburg 1169: Heinrich, Herzog von Baiern und Sachsen, befreit die den drei Bisthümern im Wendenland zugelegten Hufen von der Bede und dem Herzogszinse und bestimmt die Abgaben der Wenden (Regestentext).[16] Zeuge ist Meinricus de Buzeburg. 1170 und 1171 wird Meinricus ebenfalls als Zeuge in Urkunden aufgeführt.[17]
- 1171
- Heinrich der Löwe befreit einige Dörfer im Bistum Ratzeburg, u. a. Bennin, von der Heerfolge, dem Markding und dem Burgwerk.[18]
- 1180
- /81Heinrich der Löwe gibt das Land Boizenburg an den Grafen Gunzelin von Schwerin. Die tatsächliche Übernahme kann jedoch erst 1227 erfolgen.[19]
- 1188
- Ein Wirad von Boizenburg wird als Erbauer der alten Hamburger Neustadt im Nikolaiviertel im Auftrage des holsteinischen Grafen Adolf III. von Schauenburg erwähnt. Sein Name Wirad deutet auf eine mögliche slawische Abkunft hin. Ein Vertreter dieser Familie, Jordan von Boizenburg, ist als Hamburger Ratsnotar zwischen 1236 und 1269 nachweisbar. [20] Möglicherweise war die Familie von Boizenburg das erste Kastellangeschlecht der Boizenburg. Jugler führt weitere Träger des Namens von Boizenburg an: 1262 und 1287 Eghardus von Boycenburch (Vater Otto, Mutter Ermegard), 1309 in zwei Urkunden Heinrich und Otto von Boizenburg. Sie hatten Zehnte in villa Orle. Heinrich war noch 1342 Canonicus in Verden und Archidiakon in Modestorp (d.i. St. Johannes in Lünburg). Otto war Pleban in Modestorp. Weitere Träger des Namens sind in Brauschweigischen und Dannenberger Urkunden zu finden.[21]
- 1187
- Graf Gunzelin II. wohnt in Boizenburg.[22]
- 1189
- Heinrich, Herzog von Baiern und Sachsen, befreiet die Hamburger von den Elbzöllen zu Boizenburg u.s.w. und von andern Zöllen und Ungeldern (Regestentext).[23]
- 1189
- Als Heinrich der Löwe aus dem englischen Exil zurück gekehrt ist und versucht seine Herzogtümer wieder zu erlangen, lässt er in der Auseinandersetzung mit Adolf von Holstein die Boizenburg stark befestigen.[24]
- 1191
- Innerhalb dieser Auseinandersetzungen kommt es zu einer Schlacht bei Boizenburg zwischen Graf Bernhard III. von Ratzeburg und seinem Vater Bernhard II., die auf unterschiedlichen Seiten stehen, wobei Bernhard III. den Sieg davon trägt. Da Gunzelin II. dem Grafen Adolf von Holstein gegen Waldemar von Schleswig, dem Bruder des dänischen Königs, beisteht und Adolf unterliegt, werden auch seine Länder verwüstet.[25]
- 1194
- Isfried, Bischof von Ratzeburg, bestimmt durch Schiedsrichter die ratzeburgischen Stiftsgüter, für den Bischof und das Dom-Capitel (Regestentext).[26]
Darin werden als Stiftsgüter im Land Wittenburg u.a. genannt:
In parrochia Zarnethin (Zarrentin): Cultsin (Kölzin) der halbe Zehnte, Vilun (Valluhn) der halbe Zehnte, Scalisce (Schaliß) der halbe Zehnte.
In parrochia Vilen (Vellahn): In eben diesem Dorf der dritte Teil, Bansin (Banzin) der dritte Teil, Domerace (Dammereez) der dritte Teil, Bralistorp (Brahlstorf) der dritte Teil, Paniz (wüst) der dritte Teil, Bolbruche (Bollbrügge, wüst) der dritte Teil.
In parrochia Camin: in eben diesem Dorf der dritte Teil.
Offenbar sind nur Stiftsgüter innerhalb der Grafschaft Ratzeburg betroffen, zu der die Länder Boizenburg und Sadelbande (Lauenburg) nicht gehört haben.
- 1195
- Boizenburg: Isfried, Bischof von Ratzeburg, der Abt [Arnold] zu St.Johann in Lübek und der Lübeker Domherr Hermann schlichten den Streit des Schweriner Dom-Capitels mit den Wenden wegen der Wahl eines Bischofs von Schwerin (Regestentext).[27]
- 1200
- Die im Streit um die Kaiserwürde zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Sachsen auf Seiten Philipps von Schwaben kämpfenden Grafen Adolf von Holstein und Adolf von Ratzeburg dringen in die Länder Boizenburg und Lauenburg ein. Die mecklenburgischen Fürsten Heinrich Burwy und Nikolaus stellen sich im Auftrage Kanuts von Dänemark diesen entgegen. Adolf von Ratzeburg trifft 1201 bei Waschow auf beide und wird geschlagen. Dabei fällt Fürst Nikolaus von Rostock. Der Kampf der Dänen, nun unter Waldemar II. gegen die Holsteiner geht weiter. Auf seiner Seite kämpft nun auch Gunzelin. Die Burgen in Wittenburg, Ratzeburg und Gadebusch ergeben sich, die Lauenburger wird 1203 erobert.[28]
- 1202
- Gunzelin muss dem dänischen König huldigen.[29]
- 1203
- Die Grafschaft Ratzeburg wird aufgelöst. Das Land Ratzeburg fällt an Holstein unter Albrecht von Orlamünde, einem dänischen Vasallen, das Land Gadebusch an Mecklenburg unter Heinrich Burwy von Mecklenburg-Ilow und das Land Wittenburg an die Grafschaft Schwerin unter Gunzelin II. Diesem bestätigt Waldemar auch den Besitz des Landes Boizenburg.[30]
- 1207
- Boizenburg wird vom Grafen Albrecht von Orlamünde, dem dänischen Statthalter in Holstein und Ratzeburg, erobert.[31]
- 1208
- Das Schloss Boizenburg wird von Albrecht von Orlamünde im Auftrage des Königs Waldemar II. zerstört und die Grafschaft Schwerin verwüstet. Das ist das Ergebnis der Händel mit Johann Gans zu Putlitz, der das Land Grabow aus der Grafschaft Dannenberg in Besitz genommen hatte. Die Zerstörung des Grabower Schlosses duch die Grafen von Schwerin ruft den Unwillen des Königs Waldemar II. hervor. Waldemar ist nun im Besitz des gesamten ehemals wendischen Mecklenburg. Seine Macht ist so groß, dass selbst König Otto IV. zu ihm nach Boizenburg kommt, um ihn um Unterstützung gegen Philipp von Schwaben zu ersuchen.[32]
- 1209
- In der Gründungsurkunde der Löwenstadt Bleckede wird die Wiese, genannt Teldau „in prato dicto Teltowe“ erwähnt, deren Nutzungsrecht von Herzog Wilhelm von Lüneburg an die Stadt Bleckede übertragen wird.[33] Es wird sich sicher um die Wiesen des rechtselbischen Bleckeder Ortsteils Neu Bleckede gehandelt haben. Der Name Teldau ist eine Landschaftsbezeichnung, die als Flurname sich auch in den lüneburgischen Teldau-Dörfern Neu Wendischthun, Stiepelse, Krusendorf, Sumte, Neu Garge und Viehle, bis hin zu den ehemals sachsen-lauenburgischen Dörfern Gülstorf und Konau findet.
- 1214
- Der deutsche König Friedrich II. (ab 1220 Kaiser) und der Papst erkennen die dänische Oberlehnsherrschaft zwischen Elbe und Ostsee an. Nachdem Waldemar die Grafen von Schwerin erneut besiegt hat, müssen auch diese die dänische Oberhoheit anerkennen.[34] Während Heinrich, Graf von Schwerin, auf Pilgerfahrt ist, besetzt Waldemar 1221 die Burg Schwerin.
- 1217
- Ein plebanus, ein Prediger für das Volk, mit Namen Siegfried, und auch ein sacerdos, ein Priester, namens Rötger werden in Boizenburg erwähnt. Außer auf das Vorhandensein einer Kirche deutet die unterschiedliche Bezeichnung auf die soziale Schichtung in der Einwohnerschaft hin. Der Pleban wird sicher auch für die Einwohner wendischer Abkunft zuständig gewesen sein, die größtenteils keinen Bürgerstatus gehabt haben werden.[35]
- 1222
- Graf Heinrich von Schwerin kehrt aus Palästina zurück. Zwischenzeitlich hat Waldemar Schloss und Teile der Grafschaft Schwerin dem Grafen Albrecht von Orlamünde in Verwaltung gegeben.[36]
- 1223
- Der Graf Heinrich nimmt auf der Insel Lyoe König Waldemar gefangen und bringt ihn auf die Burg Lenzen und dann in den Burgturm von Dannenberg. [37]
- 1225
- Schlacht bei Mölln zwischen dem Grafen Heinrich, verbündet mit dem Grafen Adolf von Schauenburg, Erzbischof Gerhard von Bremen, Heinrich Borwin von Werle und der Gegenseite um den Grafen Albrecht von Orlamünde. Dieser wird gefangen genommen und ebenfalls in den Turm gesperrt. In einem Vertrag von 1225 werden die Länder zwischen der Eider, der Elbe und der Ostsee außer Rügen von der dänischen Herrschaft in die Lehnsherrschaft des Reiches gegeben. Unter dem Einfluss des Papstes wird Waldemar freigelassen und beginnt neue Feinseligkeiten. Bei Rendsburg muss er zurück weichen.[38]
- 1227
- Waldemar hat sich mit Otto dem Kinde von Braunschweig-Lüneburg verbündet. Seine Gegner erklären den Askanier Herzog Albert von Sachsen zum Oberlehnsherrn von Noralbingien. Dieser gibt die Länder Schwerin, Wittenburg und Boizenburg an den Grafen Heinrich zum Lehen. Damit gehört das Land Boizenburg jetzt auch de facto zur Grafschaft Schwerin. Waldemar wird in der Schlacht bei Bornhöved von Albert von Sachsen den mecklenburgischen Fürsten, dem Grafen von Schwerin, dem Erzbischof von Bremen und der Stadt Lübeck endgültig besiegt. Er verzichtet auf die Lehnshoheit im Norden des Reiches. Graf Heinrich nimmt Otto von Brauschweig-Lüneburg gefangen und bringt ihn in den Turm, während er Albrecht von Orlamünde unter der Bedingung freilässt, dass er die askanische Oberhoheit über Nordalbingien anerkennt. Mit dem Verschwinden des Orlamünders geht auch die Grafschaft Ratzeburg endgültig unter.[39]
- 1230
- Im Ratzeburger Zehntlehenregister[40] verleiht der Bischof von Ratzeburg den Zehnten in seinem Bistumssprengel. Darin ist der das Land Boizenburg betreffende Teil sehr schlecht erhalten. Wittenburg wird bereits als civitas erwähnt. Zu Boizenburg ist keine nähere Aussage erkennbar. Die Übersetzung des Boizenburg betreffenden Abschnittes lautet:
Im Lande Boizenburg ist der Graf von Schwerin solcherart vom Bischof belehnt.
Im Lande Boizenburg hält Gunzelin, Graf von Schwerin, zwei Teile des Zehnten als Lehen des Bischofs von Ratzeburg, der dritte Teil ist frei für den Bischof.
Dort sind bischöfliche Einkünfte
Im Dorfe Granzin (Grancin) … sind für den Bischof die Zehnten abgelöst … XXIIII XX,
Nieklitz (Niclesse) XII, Klimprow (Calinterowe) IIII, Niendorf (Niendorpe) …, Bahlendorf (Balendorpe) …, Karrentin (Carpentin) VII.
In der Curie Bengerstorf (Bunserstorpe) VI, Dersenow (Darsenowe) V, … , Zahrensdorf (Tsarnekestorp) XII,
Blücher (Bluggere) IIII, Lüttenmark (Lvttekemarc) IIII, Leisterförde (Leisteruorde) IIII.
Das ganze Dorf Bennin (Benin) ist frei gemacht für den Bischof in Feldern und Wäldern, Weiden und Wiesen, welche Herzog Heinrich dem Bischof von allen Diensten befreit gewährt hat.
… old… im Lehen vom Bischof haben frei.
Hildegund hat III. In Granzin Wilhelm II, (N)ebande (Neibein) derselbe V, Tessin Reimbold …, (G)amnetin Theoderich Man II, Gallin Gerard II.
Im Land Wittenburg ist auch die Pfarre Vellahn aufgeführt, zu der die Dörfer Brahlstorf, Dammereez und Düssin gehörten.
In parrochia Vilan
…
Düssin (Dvssin) Johannes Auca II, für den Bischof III frei,X
Brahlstorf (Bralizstorp)Kirche Vellahn I, Luze I, Präpositus III ,XII
Dammereez (Domeratse)Olricus II. Der dritte Teil ist frei für den Präpositus.XX
GansethorpX
Die Angaben am Ende der Zeilen geben die Gesamtzahl der Hufen an, so auch bei Granzin (XX). Bei dem genannten Gansethop wird es sich um ein Dorf bei den Düssiner Ausbaugehöften Goosfeld handeln, das später untergegangen ist.
- 1241
- In einer Urkunde, die der Graf Gunzelin III. von Schwerin ausgestellt hat, werden unter den Zeugen Hinrico de Thvedorpe ceterisque consulibus de Boceneborg presentibus (Heinrich von Zweedorf und die übrigen Ratmänner von Boizenburg, die anwesend sind) genannt. Das deutet darauf hin, dass Boizenburg bereits vor der Verleihung des lübischen Stadtrechts (1267) eine Ratsverfassung hatte. Möglicherweise ist bereits früher ein anderes Stadtrecht verliehen worden. Heinrich von Zweedorf wird der Bürgermeister gewesen sein, der möglicherweise ein Adliger war.[41] Diese Urkunde kann als die eigentliche Ersterwähnung einer Stadt Boizenburg angesehen werden.
- 1244
- „Gebhard und Werner; Ritter in Lauenburg, übertragen dem Kloster Medingen eine Geldrente aus Medingen, eine Roggenhebung aus der Mühle zu Karrentin (A. Boizenburg) und den Zehnten in einem Wendendorfe“ (Regestentext).[42]
- 1255
- „Gunzelin, Graf von Schwerin, bestätigt der Stadt Boizenburg ein vom Ritter Cristancius erkauftes, an der Boize belegenes Gut“ (Regestentext). Auszug aus dem in das Hochdeutsche transformierten Urkundentext: Deshalben tun wir kund nicht allein den Nachkömmlingen, sondern auch denjenigen, die jetzt leben, dass unsere Bürger zu Boizenburg mit unser und unserer Erben Wissen und Willen für sich gekauft haben das Gut und ganze Erbe, welches an der Boize belegen ist, für 30 Mark Pfennige von dem ehrbaren Critantius samt allem des Gutes und Erbes Zubehör.
Ähnlich wie in der Urkunde aus dem Jahre 1241 ist auch hier eine bereits vorhandene Ratsverfassung anzunehmen, wenn von den Bürgern zu Boizenburg die Rede ist.[43]
- 1258
- Vereinbarung zwischen den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und Sachsen-Lauenburg über die Urbarmachung des Marschgebietes zwischen Artlenburg und Bleckede sowie des Landes Teldau (hier wohl die Lüneburgischen Teldaudörfer von Neu Bleckede bis Viehle).[44]
- 1262
- Gunzelin, Graf von Schwerin, verleiht dem Kloster Medingen das Eigenthum an der Hälfte der Mühle zu Karrentin, und lässt die Zehnten aus den Dörfern Voerwerk und Haasel (im hann. Amt Medingen) auf, welche das Kloster von dem Bischofe von Verden erworben hat. (MUB 961, Regestentext). Zeuge ist Otto de Boyzeneborg.
- 1267
- Gunzelin III. und sein Sohn Helmold II. verleihen der Stadt Boizenburg das lübische Stadtrecht. Urkundentext vom 24. Juli 1267:
„…dat vnse leven borgere vnde inwanre to Boyssenborch vns mit fruntliken vnde innigen beden hebben angefallen, dat vnse vnde ere nakomelinge mochten broken sodane schickinge des rechten, als de stad Lubke..“
„.. dass unsere lieben Bürger und Einwohner zu Boizenburg uns mit freundlichen und innigen Bitten angefallen haben, dass unsere und ihre Nachkommen, sodann das Recht der Stadt Lübeck gebrauchen möchten…“. Es wird jedoch festgelegt, dass kein gräflicher Bedienter, weder Münzer noch Zöllner, wie auch kein Jude sich vor einem Richter des lübischen Rechts verantworten müsste. Es dürfte auch niemand, kein Bürger, Einwohner oder Gast, der nach dem Zollrecht schuldig ist, sich ohne Wissen und Zustimmung des Zöllners von Boizenburg entfernen. Zu der Zeit gab es in Boizenburg folglich bereits gräfliche Bediente, einen Zöllner mit Zollgerichtsbarkeit und einen Münzer sowie auch Juden.[45]
- 1269
- Graf Gunzelin III. gerät in eine Fehde mit dem Dannenberger Grafen, der mit den Markgrafen von Brandenburg verbündet ist. In einem Vergleich muss er zugestehen, dass er das Schloss Boizenburg niederreißen wird, was er jedoch nicht umsetzt.[46]
- 1276
- Nach Gunzelin III. Tod (1275) und Klärung der Erbschaft residiert Helmold II. bis zu seinem Tode 1299 in Boizenburg.[47]
- 1280 u. 1281
- In zwei von dem Magistrat zu Boizenburg ausgefertigten Urkunden wird bekannt gegeben, dass die Grafen von Schwerin, der Herzog von Braunschweig und der Bischof von Verden in einem Vertrag vereinbart haben, dass bei einer Fehde unter ihnen die Lüneburger Kaufleute sich mit ihren Waren vier Wochen sicher in den Ländern der Schweriner Grafen bewegen dürften. Daraus ist auf die Bedeutung Boizenburgs für den Lüneburger Handel zu schließen, der überwiegend im Salzhandel bestanden haben wird.[48] Die Beurkundung erfolgt im ersteren Falle durch die Ratmänner zu Boizenburg.
- 1283
- Boizenburg, 6. Juli: Otto, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, schliesst mit den Herren der Osteeländer ein zehnjähriges Bündnis zu gegenseitigem Beistande im Anschlusse an den zu Rostock geschlossenen Landfrieden (Regestentext).[49] Am gleichen Tage kommt es in Boizenburg zu einem weiteren Vertrag. „Wizlav, Fürst von Rügen, Heinrich und Johann, Fürsten zu Werle und Helmold und Nikolaus, Grafen zu Schwerin, bezeugen, dass die Stadt Lübek ihren Beitrag zu der nach dem Landfriedensbündniss von den Städten zu stellenden Mannschaft mit 375 Mark Silbers an den Herzog Otto von Lüneburg geleistet hat.[50]
- 1295
- Etliche Bischöfe ertheilen einen Ablassbrief zu Gunsten der Pfarrkirche zu Boizenburg (Regestentext).[51] Offenbar war zu diesem Zeitpunkt die Kirche noch nicht völlig fertig gestellt und der Ablassbrief sollte der Finanzierung dienen.
- 1297
- „dem Rectori der Kirche zu Boitzenburg und seinen zeitigen Nachfolgern als ein beständiges freies Kirchengut verleihet das Eigenthum zwoer Hufen in Gresse, zwoer Hufen in Twedorpe, drei und einer halben Hufe in Gheren und dreier Hufen in Rensdorpe mit dem hohen Gerichte, nemlich zu Hand und Hals und dem niederen Gerichte mit allen und jeden Beeden und Diensten mit allem Recht – und Gerechtigkeiten – Nichts von solchen Hufen ausbeschieden, frei und ruhig zu besitzen, nemlich dergestalt, daß die Bauern besagter Hufen gänzlich Keinem, als nur allein Gott und den zeitigen Rectoribus gedachter Kirche zu alleinigen Abgifften oder Dienst verpflichtet sein sollen.“ [52]
- 1297
- Nicolaus, Graf von Schwerin verkauft dem Kloster Zarrentin den freien Besitz der Dörfer Zweedorf, Schaliss und Kl.-Welzin, ferner 6 Hufen in Bretzin und 2 Hufen in Kothendorf, auch den Zehnten aus dem Dorfe Stöllnitz (Regestentext).[53]
- 1299
- Nach Helmold II. Ableben folgt Nikolaus der II. als Graf mit der Residenz in Boizenburg (+ 1315 oder 1316). Nikolaus hatte bereits zuvor als Graf von Boizenburg beurkundet.[54]
- 1301
- Nikolaus II. überlässt am Michaelistage 1301 gegen 200 Lüb. Mark der Stadt Boizenburg den Raum außerhalb der Stadt, die Hude bei der Elbe genannt, von dem Ende ihrer Höfe bis zum St.Georgshospital und von der Stadt bis zur Landwehr, daselbst nach der Art und Weise des Lübschen Rechts Gericht zu halten. Das Halsgericht behält er sich vor. Die Boizenburger erhalten auch das Recht, diejenigen Schiffe, die sie des Nachts auf der Fischerei betreffen würden, anzuhalten. Außerdem verspricht er, niemals Bede von der Stadt zu fordern.[55]
- 1315
- /16Graf Nikolaus IV., der offenbar noch sehr jung ist, folgt seinem Vater nach dessen Tode. Er trifft einen Vergleich mit seinem Onkel Heinrich III., dass dieser ihn zu sich nach Neustadt nimmt und überlässt ihm die Länder Boizenburg und Crivitz, die ihm wieder zufallen sollen, wenn sein Onkel vor ihm verstürbe. Nach dem Tode Heinrichs III. (1332) tritt er wieder die Regierung in Boizenburg und Crivitz an.[56]
- 1323
- Ersterwähnung von Beckendorf als die Ritter Wipert der ältere und Hermann aus dem Geschlecht der von Blücher mit Einkünften aus sieben Hufen in Beckendorf eine von ihnen gestiftete Vikarei mit einer Kapelle in der Kirche zu Wittenburg bewidmen.[57]
- 1328
- Adelheid, Wittwe des Ritters Heirich Sprengel, bezeugt mit dem Priester Johannes von Tarnewitz und dem Knappen Segeband von Oedem, dass ihr Gemahl die von ihm zu Boizenburg gestiftete Vicarei mit 4 Mk. jährl. Hebungen aus Bekendorf bewidmet hat (Regestentext).[58]
- 1328
- Heinrich von Mecklenburg nimmt vier Brüder von Sprengel in seinen Dienst und Schutz. Sie erhalten die Schlösser Zeetze und Gresse als Lehen.[59] Die Lehenshoheit über den Darzing (Amt Neuhaus) ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht eindeutig geklärt. Als Gegenleistung sollten sie „dat nye hus“ an der Herzogenfurt zwischen Besitz und Preten bauen.
- 1333
- Graf Nicolaus IV. bestätigt der Stadt Boizenburg weitere Freiheiten, Gerechtigkeiten, Privilegien und Rechte.[60]
- 1343
- Nikolaus III. aus der Wittenburger Linie überlässt den Fürsten Albrecht und Johann von Mecklenburg im Sternberger Vertrag den Anteil, der ihm an den Ländern Boizenburg und Crivitz oder sonst in und außerhalb der Grafschaft zufallen würde. 1345 verspricht auch der Boizenburger Nikolaus IV. ebenfalls in Sternberg beiden im Falle seines Ablebens ohne männliche Erben die Sukzession in den Ländern Boizenburg, Wittenburg und Crivitz, auch die Vormundschaft über möglicherweise minderjährige Erben sowie die Eventualhuldigung der Häuser (Burgen), Städte und Lehnsleute in den Ländern. Die Herren von Mecklenburg verheißen der künftigen Gemahlin Nikolaus IV. u. a. den Genuss von Land, Stadt und Schloss Boizenburg oder Crivitz. Die Eventualhuldigung von Land und Stadt Boizenburg erfolgt 1347. Graf Otto I.Rose von Wittenburg widerspricht dem nicht. Er ernennt Nikolaus IV. von Boizenburg zu seinem Erben und lässt ihm im Land Wittenburg unter Zustimmung seines Bruders des Grafen Nikolaus V. von Tecklenburg huldigen. Dieser erhält dafür 1349 von Nikolaus IV. die Erbfolge in Boizenburg. Das widersprach den Vereinbarungen mit den Herren von Mecklenburg. Kurz darauf verstirbt im gleichen Jahre Nikolaus IV. Die verwirrenden Erbschaftsverhältnisse führen nun zu Feindseligkeiten zwischen den nunmehrigen Herzögen von Mecklenburg (seit 1348) und dem Grafen Otto I. Rose von Wittenburg. Die Mecklenburger besetzen Schloss Wittenburg. Da Otto I. unterliegt, muss er 1350 den Mecklenburgern Wittenburg abtreten und erhält dafür Crivitz, den Witwensitz von Lise vom Berge der Witwe Nikolaus IV., den diese zuvor bereits an die Mecklenburger verkauft hatte. Das Schloss Boizenburg muss er den Von Barnekow für 2000 Mark lötigen Silbers als Pfand abtreten.[61] Es bleibt bis 1361 in der Hand der Barnekows.[62]
Der Herzog Albrecht I. von Mecklenburg will den Pfandbesitz von den Barnekows erwerben und dann den Grafen Otto I.Rose zwingen Schloss und Grafschaft von ihm als Lehen zu nehmen. Otto Rose nimmt die Feindseligkeiten wieder auf, wird aber gefangen genommen. Um die Freiheit zu erhalten, verlobt er seine Tochter Richardis mit dem Sohn Albrechts I, späterem Albrecht II.[63]
- 1355
- Laut einem lüneburgischen Lehnbrief residiert Otto I. Rose in diesem Jahre in Boizenburg.[64]
- 1356
- OttoI.Rose verstirbt. Herzog Albrecht I. von Mecklenburg will die Grafschaft in Besitz nehmen, erhält auch vom Herzog Rudolf von Sachsen die Belehnung der Grafschaft Schwerin und auch Boizenburg. Nikolaus V. von Tecklenburg behauptet aber auf Grund des Vertrages von 1349 seinen Erbanspruch auf Boizenburg. Im gleichen Jahr verbündet sich Herzog Albrecht I. mit Herzog Wilhelm von Lüneburg gegen Nikolaus V., der seinerseits mit Erich von Lauenburg ein Bündnis abgeschlossen hat. Erich befreit Stadt und Schloss Schwerin von Albrechts Belagerung und erobert dessen Schloss Plau. 1358 vermittelt Waldemar von Dänemark den Frieden. Erich soll Plau abgeben und dafür Stadt und Schloss Boizenburg erhalten. Da er aber weder Boizenburg noch das Pfand Gadebusch erhalten hat, rüstet er von neuem und erobert Plau zurück. Im zweiten Frieden vom 1. Dezember 1358 liefert Albrecht von Mecklenburg den Tecklenburgern die Länder des verstorbenen Otto I. aus und verzichtet auf seine Ansprüche. Sie errichten eine wechselseitige Erbvereinigung, nach der die Herzöge von Mecklenburg die Erbfolge in der Grafschaft Schwerin, jedoch ohne Tecklenburg, und die Grafen im Falle des Aussterbens aller Herzoglich-Mecklenburgischen Linien das Erbrecht in den Ländern Crivitz, Boizenburg und Grevesmühlen erhalten.[65]
- 1358
- Die Grafen von Tecklenburg verkaufen, nachdem zuvor zwischen beiden Parteien noch Krieg geführt wurde, besiegelt auf Hof Plüschow bei Grevesmühlen, die Grafschaft Schwerin mit Wittenburg, Boizenburg und Crivitz, auch Neustadt und Marnitz sowie den Pfandbesitz des halben Landes Lenzen mit allen Rechten und allem Zubehör und den hohen Schulden an den Herzog Albrecht von Mecklenburg für 20000 Mark lötigen Silbers. [66]
- 1359
- 27. bis 31. März herrscht in Boizenburg Hochbetrieb: Zur Auszahlung der ersten Rate
des Kaufgeldes in Höhe von 5000 Mark sind die Tecklenburger Grafen und die Mecklenburger Herzöge jeweils mit ihrem Gefolge angereist. In diesen Tagen entstehen 14 Urkunden. Am 27. wird das Geld gezahlt und der Kaufvertrag noch einmal bestätigt. Für die Restkaufsumme versprechen 60 Bürgen für die im Dezember fällige zweite Rate und 62 Bürgen für die dritte und vierte Rate bei Nichtzahlung nach Tecklenburg ins Einlager zu gehen bis die Kaufsumme gezahlt wird. Alle diese Bürgen müssen in Boizenburg anwesend gewesen sein. Auch die vier Treuhänder der Tecklenburger waren in Boizenburg anwesend. Die Übergabe der Vogtei Schwerin soll nach Aufforderung innerhalb vier Wochen erfolgen, erfolgt aber bereits am 31. März. Die Schlösser, Städte und Lande Boizenburg, Crivitz und Grevesmühlen werden von allen Gefolgschaftseiden entbunden, wenn die Restkaufsumme gezahlt ist.
Im Jahre 1359 setzen die Herzöge für eine Hälfte des Kaufgeldes Haus, Stadt und Land Boizenburg, mit dem Zoll zu Wasser und zu Lande den Tecklenburgern als Pfand. Der Herzog nimmt gegen den Widerstand der Grafen die Stadt in Besitz. Die Tecklenburger bestätigen den Boizenburgern für die Zeit des Pfandbesitzes noch einmal alle Rechte und Freiheiten und versichern, das Pfand nach Zahlung der Kaufsumme sofort zurück zu geben. Bereits am 31. März übergeben die Tecklenburger Stadt und Land Neustadt, Stadt und Land Wittenburg sowie Stadt und Land Schwerin mit allem Zubehör an die Mecklenburger Herzöge und entbinden alle Burgmannen, Mannen, Ratsherren, Stadtbürger, Pfaffen und Laien non ihren Untertaneneiden. Herzog Albrecht verpfändet umgehend die Grafschaft Wittenburg an seine Gefolgsleute Heinrich von Bülow und Reimar von Plessen. Die Zahlung weiterer Raten verzögert sich. Insgesamt sind nur Zahlungen von 4200 Mark der zweiten Rate bekannt.[67]
- 1361
- Die Tecklenburger versuchen durch Ihren Statthalter, den Tecklenburger Pfarrer Werner Struwe den Pfandbesitz an Lübeck abzutreten. Es sind auch bereits die Lübecker Ratsherren angereist. Da sich der Boizenburger Rat aber erklärt, vereinbarungsgemäß solle Boizenburg für die Mecklenburger ein offenes Schloss sein, verlieren die Lübecker das Interesse.[68] Bis 1370 ist Vicke von Moltke herzoglicher Hauptmann in Boizenburg. Gemeinsam mit Heinrich von Bülow, dem Pfandinhaber des Landes Gadebusch führt er 1362 einen Krieg gegen den Herzog von Lüneburg.[69]
- 1362
- Die Grafen setzen Stadt und Amt Boizenburg als Pfand an die von Bülow und von Moltke, um so an das Kaufgeld zu kommen.[70] Anschließend bis 1427 ist das Amt Boizenburg Pfandbesitz der von Sperling und der von Halberstadt.[71] Diese Aussage widerspricht denen von Schlie (Anm. 76) und Jugler (Anm. 78).
- 1362
- Schiedsverfahren verlaufen ohne befriedigendes Ergebnis. In dem einen wurde Herzog Albrecht verpflichtet, Boizenburg an die Tecklenburger herauszugeben, in dem anderen wurden die Tecklenburger in die Pflicht genommen. [72]
- 1366
- Boizenburg wird wiederum Schauplatz für einen Vertragsabschluss. Dieses Mal handelt es sich um ein Bündnis zwischen dem Herzog Albrecht von Mecklenburg und dem Herzog Albrecht von Sachsen-Bergedorf.[73]
- 1370
- Auf dem Kuhsande vor Boizenburg wird zwischen dem Herzog Albrecht von Mecklenburg und dem Herzog Magnus von Braunschweig ein achtjähriger Friede geschlossen.[74]
- 1371
- Der König Waldemar von Dänemark verhandelt in Boizenburg mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg sowie von Sachsen-Lauenburg.[75]
- 1372
- Ulrich von Pentz und seine Söhne auf Redefin haben das Amt Boizenburg als Pfand inne.[76]
- 1380
- Angeblich sollen die Wismarer um diese Zeit den Boizenburgern die Stadtmauern errichtet haben, um den ungestörten Salzhandel zu sichern. Diese Angabe ist nach Schlie irrtümlich, denn die Mauern werden in einer Urkunde (MUB 4457) bereits im Jahre 1323 erwähnt.[77]
- 1391
- Die Städte Lübeck und Hamburg vereinbaren in Boizenburg mit den nunmehr dortigen Pfandbesitzern von Zülen, dass diese ihnen Schloss und Stadt bei Gefahren auf drei Jahre offen halten sollten.[78]
- 1391 bis 1398
- Lübeck baut mit der Stecknitzfahrt zur Verbesserung des Salztransports von Lüneburg nach Lübeck einen Kanal, der die Elbe mit der Trave verbindet. Ein Durchstich bei Mölln verbindet dazu die an der Grenze des Landes Boizenburg verlaufende Delvenau mit der Stecknitz, die in die Trave mündet. Dazu mussten in der Delvenau, die gegenwärtig in Mecklenburg allgemein als Stecknitz bezeichnet wird, im Grenzbereich die Dükerschleuse und die Niebuhrschleuse errichtet werden, die wie auch der Kanalbau überhaupt in mecklenburgisches Gebiet eingriffen. Dazu war zuvor keine Einwilligung des Herzogs Albrecht eingeholt worden. Im Jahre 1401 kam es deshalb zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Mecklenburg und Lübeck, die 1402 in einem Vergleich endete, nach dem die Mecklenburger von jeder Last Salz auf ewig 6 Pfennige erhalten sollten und Mecklenburg den Schiffen auf dem Kanal den Schutz zusagte.[79]
- 1412
- In Boizenburg kommt es zu einer Zusammenkunft der Herzogin Agnes, sowie der Herzöge Albrecht und Johann mit Vertretern der Hansestadt Lüneburg, die sich von der Abhängigkeit von Lübeck freimachen will. Lüneburg erhält ein Privileg für den Bau eines Kanals von Boizenburg nach Wismar über die Schaale. Die Mecklenburger wahren sich die Oberhoheit auf der Wasserstraße, versprechen aber die Lüneburger im Falle eines Krieges mit dem Lüneburger Fürsten zu beschützen. Dafür dürfen die Lüneburger keine befestigten Stapel- und Hudeplätze einrichten. Für jede Last Salz ist in Boizenburg ein Zoll von 4 Schilling lübisch zu entrichten, während auf der Rückfahrt das Handelsgut der Lüneburger zollfrei ist.[80] Der „Rad tho Boyseneborch“ wird u. a. als Zeuge genannt.[81]
----- Boizenburger Schifferamt -----
In den kommenden Jahrzehnten kommt es offensichtlich immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Lüneburg und dem Boizenburger Schifferamt, was an den wechselnden Privilegierungen zu Ausdruck kommt. Diese sollen hier unabhängig von der chronologischen Folge im Übrigen zusammenhängend dargestellt werden:
- 1422
- Der Herzog Albrecht V. privilegiert das Boizenburger Schifferamt mit der ausschließlichen Benutzung des Schwarzen Wassers (Unterlauf der Sude) bis zum Bandekower See (Dieser ist jetzt nicht mehr existent.) mit Flößen und Schiffen. Der Rat sollte gegen Störer nach lübischem Recht vorgehen. Das widersprach dem Lüneburger Privileg.
- 1430
- Katharina, die Vormünderin der Herzöge Heinrich III. und Johann V. bestätigt in Wittenburg das Lüneburger Privileg aus dem Jahre 1412. Im gleichen Jahre findet sich ein Vergleich zwischen den Lüneburgern und den Boizenburgern, das beide berechtigt die Schaalfahrt und den weiteren Transportweg nach Wismar zu benutzen.[82]
- 1510
- Das Bozenburger Schifferamt wird mit der alleinigen Beschiffung der Sude privilegiert. Das erfolgte als Bestätigung auch in den Jahren 1532, 1540 und 1544.[83]
- 1553
- Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin bestätigt das Lüneburger Privileg für die Schaalfahrt.[84]
- 1557
- Auch Herzog Ulrich bestätigt in Güstrow das Lüneburger Privileg.[85]
- 1550 bis 1560
- Lüneburg beginnt mit dem Bau der Schaalfahrt. „Die Lüneburger legten nun 15 Schleusen auf der Schaale an, leiteten Bäche hinein und gruben Krümmungen ab. Der Weg aus dem Schaalsee in die Elbe war demnach folgender: von dem Schaalsee in den Schaalstrom, unter der Zarrentiner Brücke durch, bis auf die Schaalmühle, auf Kölzin, bei Kogel vorbei, Vitkau, Bennin, die Schildmühle, auf das breite Wasser, Bengerstorff, Wiebendorff, die Zahrensdorffer Brücke, Blücher, Bandekower See, das schwarze Wasser, Wappau vorbei in die Elbe.“ Über diese Trasse wird 1562 duch Herzog Johann Albrecht eine Urkunde ausgestellt, die die Privilegien von 1412 bestätigt und einige neue Bedingungen für den Besitz durch Lüneburg festlegt. Im gleichen Jahr, wenige Wochen danach, bestätigt Herzog Ulrich in Güstrow dem Boizenburger Schifferamt noch einmal das Privileg zur alleinigen Beschiffung der Sude und 1563 kommt es zu einem Vertrag zwischen Lüneburg und Boizenburg über den Holzhandel und das Stapelrecht auf dem Schaalsee. [86]
- 1565
- Boizenburg: „das Schiffampt gibt jerlichen, das se frey über das schwartze wasser mugen fahren 6 fl. 16 ß“ (6 Gulden, 16 Schillige).[87]
- 1568
- Herzog Ulrich bestätigt nochmals das Privileg des Boizenburger Schifferamts zur Beschiffung der Sude.[88]
- 1570
- Die Herzöge setzen fest, dass sich die Lüneburger und die Boizenburger jährlich im Herbst nach dem Gallustag in Boizenburg treffen sollten, um sich über die Modalitäten der Holzflößerei auf der Schaale (Mengen und Preise) zu verständigen.
Diese Festlegung war getroffen worden, weil die Nutzung des Schaalekanals sich hauptsächlich auf den Brennholztransport beschränkte und Boizenburg diesen zuvor allein betrieben hatte. Die Treffen fanden bis 1719 statt, als Lüneburg kein Interesse mehr zeigte.[89]
- 1586 und 1587
- wurden Verträge zwischen Lüneburg und Boizenburg über den Holzhandel und das Stapelrecht geschlossen.[90]
- 1587
- Herzog Johann von Schwerin bestätigt das lüneburgische Privileg, 1603 auch Herzog Carl in Güstrow, der Gleiche 1604 auch für Boizenburg.[91]
- 1587
- Der aus Dithmarschen stammende Lüneburger Maler und Kartograph Daniel Frese bereist den Schaalelauf, ausgehend von der Sudemündung in die Elbe bis an das nördliche Ende des Schaalsees. Daraus entsteht die Karte des Schaalelaufs und des Schaalsees.[92] Diese enthält die Schleusen und Zollstätten, die Hudeplätze der Lüneburger bei Kölzin und bei Schwarzen Wasser sowie der Boizenburger bei Schaalmühle und am Bandekower See, die Brücken bei Schaalmühle, Kogel, Bennin, Zahrensdorf, Blücher und Gülze sowie die an der Schaale liegenden Dörfer mit ihren Grundbesitzern.
- 1610
- bestätigt Adolf Friedrich in Strelitz das Lüneburger Privileg nochmals.[93]
- 1612
- Herzog Adolf Friedrich bestätigt in Schwerin das Boizenburger Schiffahrts-Privileg. [94]
- 1662
- Herzog Christian Ludwig I. bestätigt das Privileg des Boizenburger Schifferamtes wegen der Befahrung der Sude.[95]
- 1674
- Herzog Christian Ludwig I. bestätigt das Privileg der Stadt Lüneburg für die Schaalfahrt.95
- 1688
- Auf dem Landtag in Schwaan beklagen die Boizenburger u. a. „daß den Bürgern und Schifferamtsgenossen vor zwei Jahren aufgebürdet worden, für jeden Faden Holz in dem Amte Boitzenburg einen Schilling sogenanntes Grundgeld zu erlegen, wodurch nicht allein die Handlung hintertrieben, sondern auch die Schifferamtsgenossen in diesen nahrlosen Zeiten desto mehr geschwächt würden“ und
„daß die Schifferamts-Interessenten bei ihren alten, 1422 erhaltenen, und von Fürsten zu Fürsten confirmirten, Privilegien nicht geschützt würden, sondern Fremden verstattet würde, die Handlung den Boitzenburgern aus den Händen zu ziehen, indem die Regierung zu Schwerin den Ersteren nicht allein den Vorzug im Handel, sondern auch das Verflössen, in alle Wege verstattete, wodurch nicht allein die Boitzenburger zu Grunde gerichtet würden und keinen Credit erhalten könnten, sondern auch Andere, bei der Handlung Interessierte , Schaden nehmen müßten; „und
„daß den Interessenten des Schifferamts zu Boitzenburg durch die Fürstlichen Beamten aufgedrungen, in ihrer Handlung im Amte Boitzenburg keine adeliche, noch andere, sondern nur fürstliche Unterthanen, und nicht einmal zur Arbeit tüchtige Leute, zu bestellen, sondern dieselben der Ordnung nach, wie sie wohnten, in Arbeit zu nehmen.“[96]
- 1697
- Das Lüneburger Privileg für die Schaalfahrt wird erneut von Herzog Friedrich Wilhelm bestätigt.96
- 1855
- Lüneburg verzichtet vollständig auf seine Rechte an der Schaalfahrt, auf die Erhebung des Schaalzolls in Kölzin und Blücher und tritt die Zollgehöfte an die großherzogliche Kammer ab und wird gleichzeitig von allen Instandhaltungspflichten entbunden. Im Jahre 1874 regelt ein Regulativ die Instandhaltung der Schaale durch die Anlieger zwischen der Schildemündung und der Mündung in die Sude. [97]
----- Boizenburger Schifferamt -----
- 1427
- Schloss, Weichbild und Vogtei Boizenburg werden an die drei Städte Rostock, Wismar und Lüneburg verpfändet. Boizenburg huldigt den drei Städten. Lüneburg stellt im Interesse des Pfandgebers und der anderen beiden Städte den Vogt in Boizenburg.[98]
- 1448
- Ersterwähnung von Schild(feld). Werner von Marsow, der häufig als Zeuge in Urkunden auftritt, und sein Sohn Werner auf Zahrensdorf verkaufen an Gerd Bassewitz ihre „erflyken houen und dat gantze gut, dat dat Schylt ghenomet ys, belegen tusken twen wateren, also der Doberschen [Schilde] unde der Schalen … dat horet to deme Schylde, an deme Kerspel to Grantzyn belegen, myt allem akkere buwet unde ungebuwet.“ [99] 1538 zahlen die Benniner Landbede für die Nutzung der wüsten Felder Schilt und Tuskow (Tüschow).[100]
- 1453
- Im Landbederegister für das Amt Boizenburg werden die Dörfer Bahlen (villa Bahlen), Bandekow (Bandekouwe), (Groß) Bengerstorf (villa Bengerstorp), (Klein) Bengerstorf (villa Averschalschen Bengerstorp), Bennin (villa Bennyn), Besitz (Barsytze), Bickhusen (Primo villa Bikhusen), Blücher (Parrochia Blucher et villa), Bretzin (villa Brutzin), Dersenow (villa Dersenouwe), Gallin (Villa Gallin), Gehrum (villa Gerem), Gothmann (villa Gutman), Granzin (Parrochia Grantzin et villa), Gresse (Parrochia Gresse et villa), Greven (Greben), Gülze (villa Gultze), Lüttenmark (villa Lutkenmarke), Niendorf (villa Nygendorpe), Nostorf (villa Notstorpe), Rensdorf (villa Rensdorpe), Schwartow (villa Swartouwe), Steder (villa Steder), Tessin (villa Tessyn), Zahrensdorf (Parrochia Tzerninkstorpe et villa), Zweedorf (villa Twedorpe) mit ihren Hufenbesitzern und Abgaben genannt.[101]
- 1458, 1459 u. 1460
- Bemerkung im Schlossregister von Boizenburg unter Gothmann: „unde 4 M boren sunte Annen altaris vicarius unde de kerksworen to Boitzenborg“, übersetzt: „und 4 Mark heben der Vikar des St. Annen-Altars und die Kirchgeschworenen von Boizenburg“.[102] Da es in der Boizenburger Kirche im Mittelalter eine Vielzahl von Altären gegeben hat, ist nicht sicher, ob es sich um den St.Annen-Altar in der Kirche oder um den Altar in der St.Annenkapelle gehandelt hat. Schlie nennt eine 1328 von Heinrich von Sprengel gestiftete Vikarei, vier Altäre 1335 und eine Flörkesche Vikarei 1343 (lt. MUB 4913, 5613, 6310). 1370 stiften die von Moltke eine Vikarei, 1378 verbessern die Brüder Heinrich und Hermann von Boizenburg die Vikarei und den Altar St.Peter und Paul. Schlie führt auch die Altäre St. Annae, St. Nicolai, St. Spiritus, St. Catharinae, St. Antonii, St. Martini, St. Simonis et Judae, Omnium Sanctorum (Aller Heiligen), und St. Trinitatis auf, die in Kirchenvisitationsprotokollen genannt werden.[103] In dem o.g. Register 1458 wird auch der Müller Gherke zu Kladram, der späteren Schwanheider Mühle, genannt, ferner die Mühle buten Boysenburgh“ , die Mühle „bynnen Boysenburgh“, die Mühle „to Czernstorppe“ und die Mühle „to Blücher“.
- 1460
- Im Schlossregister werden Einnahmen aus „tolne to Gultze, broke unde holttolne van vlotende to Blucher dor de Sluze, item 200 Mark krech ik vome rade to Molne“ , folglich Einnahmen aus dem Zoll zu Gülze, „broke“ wohl Brackede, aus dem Holzzoll für die Flößung an der Schleuse zu Blücher (Hühnerbusch) und auch 200 Mark aus dem Rade, d.h. der Mühle zu Mölln. Ebenso werden Einnahmen an Korn und Geld aus den Mühlen in Boizenburg, Zahrensdorf und Blücher (Hühnerbusch) und Knechtslöhne u.a. für den „cure“, den „slutre“ (Schließer), „Hinrik dem butensten molre“ (Hinrich den Außenmüller) und den Müllern zu Zahrensdorf und Blücher genannt.[104] Somit hat es zu diesem Zeitpunkt bereits die Außenmühle gegeben.
- 1462
- Badekow wird erstmalig im Landbederegister genannt, mit „non dedit“ (geben nichts).[105]
- 1479
- ist das Dorf mit 4 Hufen, 1485 auch mit der Sandmühle (bei Bretzin) genannt. 1554 gehört es den von Sprengel in Gresse.
- 1473
- Zwischen den Herzögen Heinrich III. von Mecklenburg und Friedrich von Lüneburg wird auf dem Kuhsande ein Vergleich geschlossen.[106]
- 1485
- Im Schlossregister des Amtes Boizenburg sind als Pachtzahler auch Stiepelser, Viehler, Brackeder, Garzer und Carzer aus dem Lüneburgischen genannt. Es wird sich um Pacht für die Weidenutzung in der Teldau bzw. auf dem Goldufer handeln.[107] Auch in späteren Registern erscheinen die Stiepelser, Viehler und Brackeder.
- 1494
- Die Klingbergstraße in Boizenburg wird erstmalig genannt mit dem Bürger „Heinrich Berchhane ufm Klingenberge“.[108]
- 1496
- Das Kaiserbederegister nennt in den Dörfern folgende Personenzahlen:
Zweedorf 54, Nostorf 36, Gresse 61, Lüttenmark 30, Badekow 2, Bickhusen 23, Rensdorf 20, Gehrum 23, Schwartow 35, Zahrensdorf 36, Bretzin 36, Groß Bengerstorf 37, Klein Bengerstorf 38, Tessin 41, Blücher 148, Besitz 71, Niendorf 61, Steder 16, Dersenow 59, Bandekow 33, Gülze 62, Bahlen 21, Gothmann 42, Gallin 67, Greven 50, Granzin 48, Bennin 38.[109] Die Zahlen enthalten nur die steuerpflichtigen Einwohner. Darin enthalten sind nicht die Kinder. Auffällig sind die höheren Einwohnerzahlen von Blücher, Gülze und Zweedorf. Diese resultieren aus dem für den Betrieb der Schaalfahrt und der Stecknitzfahrt einschließlich der Zollerhebung erforderlichen Personal.
- 1501
- Die Herzöge Magnus II. und Balthasar von Mecklenburg bestätigen die Schenkung des Grafen Nikolaus II. über die Pfarrhufen in Gresse, Zweedorf, Gehrum und Rensdorf.[110]
- 1518
- Die Herzöge Heinrich und Albrecht von Mecklenburg und der Herzog Magnus von Sachsen-Lauenburg errichten eine Erbverbrüderung. Darin werden dem Lauenburger im Falle des Aussterbens des mecklenburgischen Herzogshauses „für alle seine Länder und Ansprüche unter andern das Schloß und die Stadt Boizenburg mit seiner Vogtei (nebst allen Regalien, Lehnschaften, Obrigkeiten, Diensten, Nutzungen, Zöllen, Gerichten, Gerechtigkeiten, In- und Zubehörungen in den bestimmten Distrikten)“, versprochen.[111]
- 1538
- Öhe (jetzt Horst) wird im Landbederegister als wüstes Feld genannt, das die Bickhuser, Rensdorfer und Gehrumer bebauen (auch 1560, 1569 und 1573). Genannt wird auch das Feld „to Szolkow“, das Groß Bengerstorfer nutzen. Ebenso wird Kuhlendorf (jetzt Kuhlenfeld) erstmalig genannt. Die Besitzer „bur samptlich [zahlen Bede] von dem wusten velde tho Kulendorp“[112]
- 1541
- In Boizenburg erfolgt eine Kirchenvisitation, die die Durchsetzung der Reformation untersuchen sollt. Es zeigt sich, dass wohl ein lutherischer Pfarrer in Boizenburg predigt. Er darf jedoch nicht den Kirchenraum benutzen, den die katholischen Priester beanspruchen, sondern muss auf dem Kirchhof unter einer Linde predigen.[113] Das Kirchenhebungsregister nennt die Boizenburger Pfarrbauern: zwei in Gresse (Stolemaker, Wegener), drei zu Rensdorf (Burmester, Meine, Kunow), drei zu Gehrum (Konow, Linow, Horstmann) und zwei zu Zweedorf (Roder, Wrede).[114]
- 1543
- Im Amtsregister wird erstmalig das Feld Vier genannt, das ebenso wie die Wormbeck wohl vom Bahler Hof bebaut wird. Ebenso wird erstmalig die Schildmühle genannt, die anstelle der Zahrensdorfer Mühle zur Amtsmühle wurde. Vermutlich wurde die Zahrensdorfer Mühle im Zuge des Ausbaus der Schaalfahrt aufgegeben. Auch Bauern aus Viehle, Stiepelse und Brackede zahlen Abgaben an das Boizenburger Amt (Vorbiddelgeldt, Weidegeldt, Vorbiddelhaver).[115]
- 1545
- In dem Streit um die Kaufsumme für die Grafschaft Schwerin kommt es noch zu einem Verfahren vor dem Reichskammergericht. Als aber 1557 Conrad von Tecklenburg, der letzte Spross im Mannesstamm des ehemals Gräflich Schwerinschen Hauses, stirbt, wird der Prozess über die unbezahlte Restkaufsumme beendet.[116]
- 1546
- Die Kapellen in Bandekow, Gülze und Rensdorf werden als Filialen von Boizenburg erwähnt.[117]
- um 1550
- In Boizenburg gibt es in der Stadt ein St. Annenhaus für arme Leute und vor der Stadt das Gotteshus St. Jürgen (dat gadehus van sunte Jürgen) , das noch als Stift weiter bestanden hat, sowie eine St. Gertrudenkapelle [wohl westlich des jetzigen Friedhofs] und eine St. Habunduskapelle. Berichte wird auch von einer Kalandsbruderschaft sowie einer Elenden-St.Annen- und einer St.Habundus-Gilde.[118]
- 1553
- Eine nochmalige Kirchenvisitation erfolgt in Boizenburg.[119]
- 1554
- Wegen der Differenzen zwischen den Herzögen Johann Albrecht und Ulrich kommt es auf Ulrichs Veranlassung zum Einsatz eines kaiserlichen Kommissars, des Herzogs Heinrich von Lüneburg, der mit 13500 Mann in Boizenburg erscheint. Dort kommt dann ein Vergleich zwischen den Brüdern zustande. Nach dem Vergleich und der Zahlung von 16000 Reichstalern verlassen die Lüneburger noch im gleichen Jahr Boizenburg.[120]
- 1554
- Im Amtsregister werden die wüsten Felder Borgerstorf und Lipsze genannt, die die Zweedorfer Bauern bebauen. Borgerstorf ist offenbar in Zweedorf aufgegangen. Es lag nördlich von Zweedorf. Dort deuten die Flurnamen Bösdörp und Bösdörper Weg noch heute auf das untergegangene Dorf hin. Lipsze ist identisch mit Wendisch Lieps, das 1577 ein Meierhof im Amt ist und dann später als Lehen an den lauenburgischen Ritter von Bülow auf Gudow geht, in dessen Besitz es sich noch befindet. Im Kirchenhebungsregister 1590 wird es als Avelgunne oder Wendischen Lipz genannt.
In dem Amtsregister ist deutlich die Vielzahl der Abgaben der Bauern zu erkennen. Sie zahlen eine Geldhebung, Geldentschädigung für das Ablager für die Wild- und Schweinejagd, Pachthafer und Schneidelschweine sowie teilweise auch für das Ablager zur Reitjagd.
Ebenso wird das bereits im Ratzeburger Zehntlehenregister genannte, zwischenzeitlich aber wüst gefallene Dorf Karpenthin als durch die Granziner Bauern genutzt erwähnt. Im Jahre 1577 besteht dort eine Walkmühle.[121]
- 1555
- Der Viehbestand im Domanialamt beträgt 53 Pferde, darunter 36 „olde wilden“, 118 Rinder, darunter 36 Kühe, und 8 Ochsen, 110 Schweine, 728 Schafe, 53 Gänse, 31 Enten und 198 Hühner. Die Gülzer säen 6 Drömt Hafer in der Teldau, die Bahler auf dem Vier 14 Drömt 2 Scheffel Roggen, 8 Scheffel Gerste, 15 Drömt Hafer und 2 Drömt 10 Scheffel Buchweizen, auf dem Bahlerkamp 5 Drömt Roggen, 1 Drömt 6 Scheffel Gerste und in der Wormbeck (an der Elbe unterhalb des Vierkrugs) 3 Drömt Hafer. [122] Ein Drömt sind 12 Scheffel, ein Boizenburger Scheffel etwa 60 Pfund Roggen.
- 1556
- Truppen Herzog Erichs. II. von Braunschweig besetzen Boizenburg im Zusammenhang mit den Verwicklungen um das Amt des Herzogs Christoph von Mecklenburg als Coadjutor des Erzbischofs von Riga.[123]
- 1560
- Schwanheide wird als Swaneheiden (offenbar ein Pachthof) genannt, der das Kladrumer Feld gebraucht, das zuvor die Nostorfer innehatten. Kladrum war ein untergegangenes Dorf, das etwa bei der Schwanheider Mühle gelegen hat, die auch bis ins 19.Jahrhundert hinein Clarenmühle genannt wurde. Mehrere Flurnamen deuten ebenfalls auf diese Lage hin. Das Dorf ist als wüste Feldmark in Landbede- und Amtsregistern mehrfach erwähnt.[124]
- 1563
- In einem überlieferten Pachtregister des Gutes Zahrensdorf ist ausgeführt: „1563 August 29 Beschreibung des durch den Tod des Hans Gollin erledigten Hofes Zahrensdorf“. Darin sind 8 Hüfner genannt, die an das Dom-Kapitel zu Schwerin verpfändet sind und 5 Kätner, von denen vier an den Zahrensdorfer Hof und einer an das „haus Boitzenburg“ Pacht zahlen.[125]
- 1563
- Herzog Ulrich beklagt sich, dass bei den Händeln der vergangenen Jahre das Kriegsvolk des Herzogs Johann Albrecht die Städte und Ämter Boizenburg und Grevesmühlen ausgezehrt hätte.[126]
- 1563
- Die Truppen des Herzogs Erich II. von Braunschweig, die für Dänemark kämpfen sollen, setzen bei Boizenburg über die Elbe.[127]
- 1565
- Besitz: „De bauren gebin jerligs im Borsitzer S.Vits markete 12 giftochsen.“ Übersetzt: Die Bauern geben jährlich zum Besitzer St. Vitus-Markt 12 Giftochsen, d.i. eine Abgabe von Ochsen an das Amt. Das deutet auf die bereits vorhandenen Besitzer Marktrechte hin. Noch im 19. Jahrhundert werden in Besitz Märkte abgehalten.[128]
- 1565
- Groß Bengerstorf: „Es gibt auch jerlichen Marquart Abel 1 fl. 8 ß kompt in St. Annen huß to Boitzenborg und wirt nit berechnet.“[129] (auch 1577). Diese Abgabe soll noch bis in das 19. Jahrhundert, dann aber zu Gunsten von St. Jürgen bestanden haben.
- 1566
- Das Amt Boizenburg ist für eine Summe von 20000 Taler Pfandbesitz der lüneburgischen Adelsfamilie von Spörcken.[130]
- 1577
- Zweedorf: „Es gibt auch Clauß Lüders uf der Schluße [die Dükerschleuse in der Stecknitz] 3 fl. 3 ß.“ (3 Gulden 3 Schillinge)[131]
- 1577
- Viehbestand lt. Amtsregister 1577[132]:
26 Pferde (Wilden, darunter 23 Stuten)
143 Rinder auf der Schwanheide (dar. 2 Bullen, 40 Milchkühe)
138 Rinder auf dem Bahlerhof (dar. 2 Bullen, 26 Milchkühe)
34 Rinder auf dem Vier (dar. 2 Milchkühe, sonst Jungvieh). Im Laufe des Jahres
kamen 22 Jungrinder nach „Wendische Lypsch“.
187 Schweine (dar. 1 Eber, 13 Zuchtsauen)
1940 Schafe auf dem Vier (dazu kamen 49 aus „Stovenhagen“)
1254 Schafe auf der Schwanheide (dazu kamen 36 aus „Stovenhagen“)
1028 Schafe zu Czernstorf“ (Die Schäferei wird aufgelöst, 400 Schafe wurden an Peter Heldorf [neuer Besitzer von Zahrensdorf] verkauft. 244 kamen auf die Wendische Lieps. Der Rest wurde geschlachtet oder verkauft, auch hierher kamen 24 Schafe aus Stavenhagen)
594 Schafe zu Wendische Lypsch.
An Leuten wurden besoldet:
Hauptmann, Küchenmeister, Schließer, Koch, Landreiter, Holzvogt, zwei Fischer, Altfrau, Magd, Pförtner, Futterschneider, 4 Müller mit Jungen, der Zöllner zu Blücher.
Schwanheide: Heidreiter, Meiersche, 2 Mägde, 2 Hirten, 1 Junge,
Bahlenhof: Hofmeister, Bauknecht, Meiersche, 2 Mägde, 4 Hirten, 2 Jungen
Vihr: Kuhhirt und Meiersche.
- 1584
- Die Pest wütet in der Region (nach Zühlsdorff).
- 1597
- Neben dem Armenhaus St. Jürgen wird auch das St. Annen-Haus genannt.[133]
- 1600
- Etwa ab diesem Jahre bis 1620 lässt der Bleckeder Amtshauptmann Fritz von dem Berge das Bett der Elbe bei Bleckede verlegen, um die Gefährdung des Fleckens Bleckede durch den Strom zu vermindern. Davon zeugt der Flurname Abgegrabener Ort bei Mahnkenwerder noch heute.[134]
- 1610
- In Brackede findet eine Zusammenkunft zwischen den Herzögen Johann Albrecht II. von Mecklenburg und August, dem Älteren von Braunschweig-Lüneburg statt. Ziel war es, die Differenzen um das Stift Ratzeburg auszuräumen, was jedoch nicht gelang. Im gleichen Jahr gab deshalb noch eine Zusammenkunft in Boizenburg.[135]
- 1611
- Vergleich der Herzöge Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II. zu Fahrenholz über die Landesteilung in die Herzogtümer Schwerin und Güstrow. Dabei fiel Boizenburg wegen der Elbzoll-Einnahmen dem Herzogtum Güstrow unter Johann Albrecht II. zu. Es wurden offenbar nicht alle Differenzen insbesondere mit den Ständen ausgeräumt, so dass erst 1621 eine bestandskräftige Entscheidung getroffen wurde.[136]
- 1613
- Persönliche Zusammenkunft der Herzöge Johann Albrecht von Mecklenburg und Christian von Braunschweig-Lüneburg auf dem Goldufer an der Elbe gegenüber Boizenburg. Es wurde das Goldufer den Brackedern zum Erbenzins überlassen.[137]
- 1616
- Joachim von Blücher auf Wiebendorf kauft Zahrensdorf von Sigismund Heldorfs Erben.[138]
- 1617
- Das Amt Boizenburg ist für die Summe von 18500 Talern an die von Bülow verpfändet. Zeitweilig 1632 bis 1888 parallel dazu auch für die Summe von 25000 Taler an die von Buchwald.[139]
- 1619, 4. Dezember
- Der Herzog Johann Albrecht II. schließt einen Vertrag mit den adligen Grundbesitzern in der Teldau Heinrich von Sprengel auf Gresse und Badekow, Günther von Pentz auf Brahlstorf und Volzrade, Marquart von Pentz auf Warlitz, Joachim von Blücher auf Wiebendorf und Zahrensdorf und Hans von Blücher auf Lehsen über die Eindeichung der Teldau. Geregelt werden die Finanzierung und die Zuweisung von Deichabschnitten. Die bisherigen Nutzer großer Teile der Teldau, die Bauern aus Bandekow und Gülze müssen die Nutzung aufgeben. Die Ausführung erfolgt unter Leitung eines holländischen Landmessers. Die Eindeichung ist ist 1622 bereits vollendet. Es werden Siedler aus Butjadingen, dem Land zwischen der Weser und dem Jadebusen, ins Land geholt und auf den domanialen Flächen Pachthöfe angelegt. 1639 bestehen 16 Pachthöfe. Auch auf dem ritterschaftlichen Teil der Teldau werden Höfe in Groß und Klein Timkenberg, Sprengelshof und Teschenbrügge geschaffen.[140]
- 1620
- Englische Truppen stehen am Boizenburg gegenüber liegenden Elbufer. Sie sollen durch Mecklenburg weiter in Richtung Süden nach Böhmen ziehen, um dem gerade zum König von Böhmen gekrönten Kurfürsten von der Pfalz zu Hilfe zu kommen. Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg verhindert die Elbquerung.[141]
- 1620
- In Boizenburg wird der Boizenburger Frieden zwischen den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und den Hansestädten Hamburg und Lübeck nach den Händeln geschlossen, die um den Gammer Deich in den Vierlanden geführt wurden.[142]
- 1621
- Güstrower Reversalen: Die Stände stimmen den Teilungsabsichten der Herzöge zu, bekräftigen aber ihre Union von 1523, nach der die Stände bei allen möglichen Landesteilungen eine Einheit im Lande bilden sollen. Die Stände übernehmen die Schulden in Höhe von 1 Million Gulden gegen Zugeständnis weiterer Rechte (Mitregierung in Steuerfragen und Bündnisfragen der Landesherren über den Engeren Ausschuss).
Im Anschluss daran vollziehen die Herzöge die Landesteilung in einen Schweriner und einen Güstrower Landesteil mit eigenen Residenzen mit einigen übergreifenden Gemeinsamkeiten (Konsistorium mit Augsburger Konfession, Hof- und Landgericht, Stadt und Universität Rostock, Landesklöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz).[143]
- 1623
- Der im Jahre 1618 begonnene Dreißigjährige Krieg verlagert sich in den Norden. Mecklenburg ist als Mitglied des Niedersächsischen Reickskreises betroffen. Der Landtag bewilligt Mittel zur Anwerbung von Truppen. Die Herzöge versuchen, eine neutrale Politik zu betreiben, geraten dadurch aber in Widerspruch zum Kaiser, der versucht die Mitglieder des Niedersächsischen Reichskreises von der Union, dem Bund der evangelischen Fürsten zu lösen. Sie sollen dadurch eine Erhöhung des Boizenburger Zolls auf zwanzig Jahre erhalten.[144]
- 1625
- Aus einer Zeit, in der der Dreißigjährige Krieg noch kaum Auswirkungen auf Boizenburg und die Region gehabt hat, ist eine Übersicht über die Hausbesitzer in Boizenburg überliefert, die Franz Schubert veröffentlicht hat. Darin ist das Stadtgebiet in die Lange Wacht und die Kurze Wacht eingeteilt, eine heute kaum noch nachvollziehbare Einteilung. In der Langen Wacht gibt es 70 ganze Häuser und 32 Halbe Häuser, in der Kurzen Wacht 52 Ganze Häuser und 7 Halbe Häuser. Darüber hinaus gibt es 25 Buden. Insgesamt befanden sich in der Stadt folglich 122 Ganze Häuser, 39 Halbe Häuser und 25 Buden, somit in der Summe 186 Häuser.[145]
- 1625
- Der dänische König Christian IV. wird als Herzog von Holstein in Lauenburg zum Kreisobersten gewählt.[146]
- 1626
- Nach der verlorenen Schlacht bei Lutter am Barenberge zieht der dänische König sein Heer an das mecklenburgische und das lauenburgische Elbufer zurück, um Holstein, Mecklenburg und Lübeck gegen die Kaiserlichen zu verteidigen. Die Dänen befestigen Boizenburg mit einer Schanze am Goldufer.[147]
- 1626
- Oktober. Die mecklenburgischen Herzöge kündigen das Bündnis mit dem dänischen König.[148] Trotzdem werden zu dieser Zeit zwei dänische Regimenter unter Herzog Bernhard von Weimar von Lauenburg nach Boizenburg verlegt.[149]
- 1626
- Die Truppen des Ernst von Mansfeld unter dem dänischen Obersten Dodo von Kniphausen, die auf dänischer Seite kämpfen, ziehen aus Holstein durch Mecklenburg über Boizenburg, Dömitz bis nach Perleberg.[150]
- 1627
- Mai. Dänische Truppen ziehen durch Mecklenburg, als sie kaiserliche Truppen in Brandenburg verfolgen wollen, bemächtigen sich Lauenburg und überschreiten bei Boizenburg die Elbe, belagern erfolglos Bleckede und brennen im Lüneburgischen eine Reihe von Dörfern nieder. Darauf verfolgt die kaiserliche Reiterei die dänischen Truppen bis an die Boizenburger Schanze.[151] Tilly gewinnt für die Kaiserlichen das Boizenburger Elbufer und die Stadt. Herzog Adolf Friedrich stimmt einer Besetzung der Schanze bei Boizenburg zu.[152]
- 1627
- König Christian IV. von Dänemark unterhält im Juni 1627 sein Hauptquartier in Boizenburg. [153] Im Juni kommt es auch zu einem Treffen des Herzogs Adolf Friedrich mit Christian IV. in Boizenburg.[154]
- 1627
- Von Mai bis Juni weilt der dänische König Christian IV. in Boizenburg. Er trifft sich hier mit dem Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach, der als sein militärischer Vertreter fungiert. Nach Boizenburg kommt in diesem Jahr auch ein an der Seite der Dänen kämpfendes schottisches Kontingent. Es war in Glückstadt gelandet, von dort an die Weser und dann zurück nach Blankenese und in die Nähe von Lauenburg marschiert. Nun verteidigt es die Boizenburger Schanze. Darüber gibt es einen Bericht des Obersten Monro. Nachdem die kaiserlichen Truppen bei Bleckede über die Elbe kommen, brechen die Schotten ihre Schiffsbrücke unterhalb Boizenburgs ab und begeben sich auf dem Wasserwege nach Lauenburg. Fortan liegen in Boizenburg kaiserliche Truppen.[155] Bei deren Angriff auf Boizenburg, sprengen die abziehenden Dänen auf dem Boizenburger Kirchhof ihre restlichen Pulverfässer und beschädigen dabei die Kirche sehr stark.[156]
- 1627, Juli
- Der Kaiser fordert von den mecklenburgischen Herzögen den Anschluss an die kaiserliche Seite, die Vertreibung der Dänen, auch die Übergabe der Festung Dömitz an Tilly. Wallenstein gelangt von Perleberg her über Parchim nach Dömitz und besetzt die Festung.[157]
- 1628
- Der Kaiser, der durch die Neubelehnung des Herzogtums Mecklenburg Kriegskosten zu decken trachtet und es deshalb als verwirktes Reichslehen ansieht, belehnt Wallenstein mit dem Herzogtum und entbindet die Untertanen von Ihren Eiden. Den Ständen bestätigt er ihre Privilegien und die Augsburger Konfession. Die Herzöge müssen das Land verlassen.[158]
- 1628
- Der neue Landesherr verringert die Militärlasten und beabsichtigt eine Belebung des Handels und der Schifffahrt und bemüht sich um Friedensschluss mit Dänemark. Ende November 1628 trifft er sich mit Tilly in Boizenburg, um über Friedensverhandlungen und die Reduzierung der Truppen zu verhandeln.[159]
- 1629
- Mit dem Friedensschluss zu Lübeck am 4. Juli 1629 wird der Niedersächsisch-Dänische Krieg beendet. Es kehrt an der Elbe zeitweilig Ruhe ein.[160]
- 1630
- Der schwedische König Gustav-Adolf landet am 6. Juli auf Usedom. Damit beginnt der Schwedische Krieg. Er besetzt auch das Herzogtum Mecklenburg. Beim Überschreiten der mecklenburgischen Grenze bei Ribnitz richtet er einen Aufruf an die mecklenburgischen Untertanen und fordert sie auf, die vertriebenen Landesherren zu unterstützen und sich gegen Wallenstein zu wenden.[161] Der Aufruf findet nur ein geringes Echo.[162]
- 1631
- Die Herzöge kehren aus dem Exil zurück. Mit schwedischer Hilfe werden die kaiserlichen Truppen vertrieben.[163] Dazu operiert Schweden sowohl vom Osten als auch vom Westen durch die aus dem Raum Lübeck in Lauenburg und Boizenburg operierende schwedische Reiterei im Bündnis mit den mecklenburgischen Herzögen. Die unmittelbaren Kriegshandlungen werden in Mecklenburg nun geringer, jedoch gibt es weiterhin Durchzüge verbunden mit Einquartierungen. [164]
- 1632 ff.
- Nach der Schlacht bei Lützen (1632), die zwar den Schweden den Sieg aber auch den Tod ihres Königs bringt, und er verlorenen Schlacht bei Nördlingen (1634) fluten die demoralisierten schwedischen Truppen zu ihren Versorgungsbasen in Norddeutschland zurück. Der Kaiser kann den Prager Frieden mit Schweden schließen, dem sich nahezu alle Reichsfürsten, einschließlich der mecklenburgischen Herzöge anschließen. Eine neu aufgestellte kaiserliche Armee, die nun auch gegen die seit 1636 mit Schweden verbündeten französischen Truppen kämpfen muss, unterliegt dem schwedischen General Baner bei Wittstock. Mecklenburg und Brandenburg werden nun wieder zu Hauptkriegsschauplätzen Die schwedische Besatzung der Festung Dömitz muss sich ergeben.164
- 1638
- Im Herbst des Jahres haben die Kaiserlichen an Havel und Elbe Stellungen bezogen. Die Schweden operieren mittlerweile wieder nahe der Elbregion bei Lauenburg, nehmen Boizenburg und Dömitz ein und setzen bei Boizenburg ins Lüneburgische über. Da die Region nun aber bereits übermäßig ausgepowert und damit die Versorgung der Truppen gefährdet ist, ziehen die Kaiserlichen ab und die Schweden weiter nach Mitteldeutschland. Es kommt in der Region vorübergehend zu einer Zeit relativer Ruhe.[165]
- 1640
- Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Dörfer des Domanialamtes Boizenburg gehen aus einer Beschreibung des Amtes aus dem Jahre 1640 hervor.[166] Diese sollen in einer tabellarischen Übersicht dargestellt werden. Eine ähnliche Quelle ist für die Stadt Boizenburg sowie für das ritterschaftliche Amt Boizenburg, mit den Dörfern Badekow, Beckendorf, Blücher, Gresse, Leisterförde, Schwartow, Steder-Niendorf, Timkenberg , Wendisch Lieps, Wiebendorf und Zahrensdorf nicht bekannt.
Dorf | Hüfner
|
Kossaten
|
Kiffner
|
Hüfner
|
Kossaten
|
Kiffner
|
Zerstörte
Gebäude |
Bickhusen | 7 | 1 | 3 | 3 | - | - | 8 |
Nostorf | 7 | 2 | 4 | 6 | - | - | 5 |
Zweedorf | 13 | 4 | 4 | 7 | - | - | 9 |
Lüttenmark | 9 | 1 | 1 | 5 | *
|
1 | 7 |
Granzin, domanial |
6 |
4 |
- |
3 |
1 |
- |
ca. 6 |
Granzin
ritterschaftlich |
5 |
18 |
- |
- |
- |
- |
ca. 23 |
Greven | 9 | 3 | 1 | 6 | 3 | - | 6 |
Tessin | 11 | 1 | 1 | 4 | - | - | 2 |
Gr.Bengerstorf | 11 | 2 | - | 11 | - | - | 1 |
Kl.Bengerstorf | 9 | 3 | 2 | 8 | 2 | - | 4 |
Bretzin | 9 | - | - | 4 | - | - | 5 |
Bandekow | 9 | - | - | 4 | - | - | 26 |
Gülze | 21 | 6 | - | 14 | - | - | 9 |
Besitz | 18 | 4 | - | 8 | 1 | - | 8 |
Gothmann | - | 16 | - | - | 9 | - | 1 |
Graf von Oeynhausen vermutet, dass die Dörfer Steder und Niendorf wegen ihrer Abgelegenheit noch recht sehr vom Krieg verschont geblieben, aber von Durchzügen der Dänen und der Kaiserlichen betroffen gewesen seien, die sich in Neuhaus aufgehalten hätten.[167] Da jedoch die mittelalterlichen Verbindungen in erster Linie über Preten mit der Herzogenfurt als Querung der Sude und Besitz verliefen und die Teldau erst nach 1619 besiedelt wurde, werden sich diese Durchzüge in Grenzen gehalten haben. Offenbar hat der Krieg insbesondere in den Dörfern entlang der Sude gewütet, wenn man von Gothmann absieht, was sicher mit den oben erwähnten alten Kommunikationswegen in Verbindung zu bringen ist. Hier sollen die Beschreibungen für die Dörfer Bahlen, Bandekow, Gülze und Besitz folgen[168]:
Bahlen
Der Hoff liegt ganz in Asche.
Das Dörff Bahlen ist gantz wüste, wohnet kein Mensch darin.
Bandekow
Dieses Dörff ist gantz abgebrandt und der Schultze sampt drey Hauswirten noch im Leben, als der Schultz Hans Hase, Michel Seuecke, Heinrich Seuecke, Heinrich Ritzke, haben jeder eine Kuhe und sonst kein lebendige Haabe, auch nichts geseyet.
Und seint Sechs und Zwanzigk Gebäude abgebrannt und vom gantzen Dörffe nichts als die Kapelle und Heinrich Ritzkes Wohnhaus bestehen blieben.
Als das Dörff in gutem Stande gewesen, haben ehe Neun Halbhuefener mit dem Schultzen darinnen gewohnet und seint nachfolgende Hauswirte mit den Ihrigen verstorben, namentlich Jürgen Barfoth, Peter Hase, Heinrich Gower, Hans Beneke und Jochim Peterß.
GeldPacht, Pachthabern und alles was sie vorhero gegeben, ist ihnen als die Teldau eingetheilet und ihnen ihre Wiesen und Ackerland darinnen genommen, alles wie auch die Dienste nachgelaßen, hernachmals hat Herr Jochim Scherling, damals fürstlicher Amptmann von den … und gehört dieses Dörff u.g.F. (unserm gnädigen Fürsten)und Herrn allein zu.
Gültze
In diesem Dörffe sind noch vorhanden wie folget
Des Schultzen Erbe ist wüst, lieget Jochen Kluhs Witbe in dem Haus, hatt ein Kuhe.
Heinrich Lunowes Witwe hatt 1 Kuhe, sonst kein Viehe, auch nichts geseyet.
Christoph Stuefe hatt gantz kein Viehe, auch nichts geseyet.
Claus Behnke hatt kein Vieh und nichts geseyet.
Jacob Levers, hatt 1 Kuhe, 1 Kalb, keine Spannung und nichts geseyet.
Thies Abell hatt keine lebendige Haabe und nichts geseyet.
Jochim Wegener hatt 1 Kuh, sonst kein Viehe und nichts geseyet.
Hans Wolter ist gantz alleine, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Heinrich Batell, ist noch ledig, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Michel Schacke hatt 1 Kuhe, keine Spannung und nichts geseyet.
Claus Castin hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Gabriel Janecke hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Claus Beneke hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Heinrich Tewes, sein Haus ist abgebrandt, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Claus Janecker ist die Frau gestorben, das Haus abgebrandt, hatt 1 Kuhe und nichts geseyet
Frantz Ditmer) diese seint mit alle den Ihrigen
Jürgen Porthun)verstorben
Jost Ohlehövet )und die Häuser abgebrandt
Hans Ohlehövet ist mit den Seinigen verstorben, das Haus stehet noch und ist ein kleines Mägdelein dazu noch im Leben
Claus Samme ist verstorben, das Haus stehet noch, ist ein kleiner Junge noch im Leben, aber zu Hamburgk.
Diese Vorhergeschriebenen alle seint ehe die Teldau eingetheilet Huefener gewesen.
Ein Halb Huefener
Claus Ohlehövet, das Haus ist abgebrandt, hatt 1 Kuhe, sonste kein VIehe, auch nichts geseyet.
Köther
Hans Manecke ist gestorben und ein Junge nachgelaßen die Kathe stehet noch wüste.
Jochim Lampe ist gestorben, die Kathe stehet wüste, 1 Schwester darin
Claus Porthun lebt, ist in Boizenburg, die Kathe steht wüste.
Vicke Marhe lebt noch, die kathe ist abgebrandt
Jochim Samme lebt noch im Dörff, die Kathe ist abgebrandt.
Hans Peterß ist auf der Heide, die Kathe ist baufellich, aber eine Scheune dabei.
Sagen, seit der Zeit da ihnen die Teldau genommen haben sie mit der Spannung nicht gedienet, sondern alle für Köther gepachtet worden.
…
Und gehört dieses Dörff u.g.F. und Herrn.
Die Bandekower und die Gülzer Bauern beklagen in dieser Amtsbeschreibung, dass ihnen die Teldau genommen worden sei. Das ist ein Fakt, der zusätzlich zu den Belastungen durch den Krieg hinzugekommen ist, als Herzog Hans Albrecht gemeinsam mit den ritterschaftlichen Anteilshabern der Teldau (Timkenberg, Sprengelshof) auf Grund eines Vertrages vom 4. Dezember 1619 mit der Besiedlung und Neueinteilung der Teldau begonnen hatte.[169]
Besitz
Des Schultzen Benicke Gehöft ist wüst, seint noch zwei Jungen, der älteste etwa 16 Jahr alt, halten sich beide in Boizenburg auf, eine Tochter, nunmehr von 20 Jahren, dienet zu Hühnerbusch.
Noch 8 Huefener
Christoph Lowenbergk, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Hans Burmeister, hatt 1 Kuhe und 1 Schffl. Roggen geseyet.
Claus Wölicke, hatt 1 Kuhe und nichts geseyet.
Claus Dringkgerne, hatt 1 Kuhe und 1 Schffl. Roggen geseyet.
Jochim Dreyer, ist abgebrandt, hatt kein Viehe und und nichts geseyet.
Jochim Dringkgerne, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Hans Schefe, hatt 1 Kuhe, aber nichts geseyet.
Hans Ottens, hatt 1 Kuhe, aber nichts geseyet.
Claus Vyllmann, ein Halbhuefener, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
Hans Brougkmöller, ein Köther, hatt kein Viehe und nichts geseyet.
In gutem Zustande haben in diesem Dörffe gewohnet
16 Huefener ohne den Schultzen
1 Halbhuefener
4 Köther
Ist keine Anspannung im Dörffe, abgebrandt 6 große Häuser mit Scheunen und Stallung,
2 Kathen
Auch in Granzin hat der Krieg insbesondere in dem ritterschaftlichen zu Tüschow gehörenden Anteil seine Spuren hinterlassen, darinnen 5 halbe Huefener und 18 Köther … vorwüstet und nicht alle mehr vorhanden waren. In der Beschreibung zu Lüttenmark heißt es: Jürgen Wegener, ein Hüfener, ist abgebrandt, hatt kein Viehe, hatt auch weil ihm im vergangenen Sommer durch die Reuter, so unter Rittmeister Jantzen hier herumb gelegen, ihm seine Pferde genommen, nicht seyen können
Zu dem seinerzeit noch dem Domanium angehörenden Bretzin enthält die Amtsbeschreibung folgende Aussagen:
Brützin
In diesem Dörffe ist noch vorhanden der Schultz zu sambt die drey Huefeners, haben an Viehe und lebendiger Haabe wie folget:
Der Schultze Hans Bergkhaen
2 Kühe, 2 Ochsen, hat geseyet (gesät) 6 Scheffel Roggen
Drey Huefener:
Heinrich Kohp
2 Stiere, hat geseyet 2 Schffl. Roggen
Hans Beneke
hatt gantz kein Viehe, auch nur 1 Schffl. Roggen geseyet
Jochim Barckhaen
1 Kuhe, hat 1 Schffl. Roggen geseyet
War das Dörff im rechten stande haben i.f.G. darinnen ohne den Schultzen 8 Huefener. Die Wirte auf den wüsten Hufen haben geheißen:
Heinrich Köster, auf er selben stede stehet noch eine dachloß Scheune
Jochim Pröpke, auf dieser stede stehet noch eine gute Scheune
Jochim Leimkuhle, auf dieser stede eine dachloß und wüste Scheune
Heinrich Tiedemann, das Hauß ist nieder gefallen, die Scheune stehet noch
Heinrich Böddeker, das Hauß ist abgebranndt, die Scheune stehet zwar, aber die Pfannen nieder gefallen.
…..
Dieses Dorf gehöret dem g. F. und Herrn allein zu
Überhaupt fällt in allen Dorfbeschreibungen auf, dass nur noch sehr wenige Pferde, oft auch keine Ochsen vorhanden waren, ebenso die geringe Zahl an Kühen (oft nur 1 bis 2 je Hufe). Die geringe Aussaat – im Allgemeinen nur ein Scheffel je Hufe – dürfte auf die geringe Anspannung auf Grund der fehlenden Pferde und Ochsen, aber auch auf fehlendes Saatgut und verwahrlosten Acker zurück zu führen sein. In Gülze hat niemand etwas eingesät. Man kann sich vorstellen, wie schwer der Neuanfang nach dem Kriege gewesen sein muss.
Verhältnismäßig gut scheint Groß Bengerstorf in dem Krieg weggekommen zu sein, wo es heißt:
In diesem Dorfe wohnet noch der Schulze mit allen Hauswirthen ausgenommen 1 Köther so verstorben. Die Witbe aber mit 5 Kinder noch im Leben sind, 1 Köther mit alles was seiniges verstorben, und abgebrannt.
Die Verluste an Menschen lassen sich aus der Beschreibung nur sehr vage entnehmen. Ein weiterer Aspekt ist die Werbung von Söldnern in den Dörfern. Diese führte ebenso wie die Pestseuchenzüge während des Krieges zu zusätzlichen Verlusten an Einwohnern in den Dörfern, die ebenfalls nicht mit Zahlen zu belegen sind. Jedoch findet sich unter Tessin in der Amtsbeschreibung die Aussage: Jochim Manßicke, ein Huefener, ist zu Kriege gezogen und ist diese Hufe gantz wüste.
Als Resümee kann festgestellt werden, dass das Amt Boizenburg im Vergleich zu pommerschen und ostmecklenburgischen Gebieten bei aller Differenziertheit zwischen den einzelnen Dörfern des Amtes weniger stark von Kriegsfolgen betroffen war.
- 1641
- Der schwedische General Torstenson führt neu aufgestellte Truppen von Wolgast kommend über Wismar und Lauenburg bei Boizenburg auf einer Schiffbrücke über die Elbe, um mit dem Ziel Böhmen in die Altmark weiter zu ziehen, wo er von Bauern attackiert wird. Eine weitere schwedische Armee unter Feldmarschall von Königsmarck operiert im Gebiet der unteren Elbe. Kaiserliche Reiter von den Truppen des Generals Gallas streifen von der mittleren Elbe bei Tangermünde, Wittenberge kommend bis in den Raum Boizenburg und Lauenburg.[170]
- 1642
- Der mit Gallas kämpfende Kroatenoberst Goldacker haust bestialisch in Wittenburg. Er hat von Gallas den Auftrag, im Kampf gegen die Schweden am nächsten Tage seine Aktionen in Boizenburg fortzusetzen, wird dann aber von der schwedischen Besatzung zurück geschlagen. [171]
- 1643
- Die Kirchenvisitatoren Superintendent Michaelis aus Güstrow und Regierungsrat von Plessen stellen den verheerenden Zustand der Pfarren des Amtes Boizenburg fest.[172]
Die Hälfte der Bauern sei gestorben oder abgewandert. Die Kirchen in Blücher, Gresse, Zahrensdorf und Zweedorf hätten keinen Pfarrer mehr. Die Kapellen in Besitz, Gülze, Rensdorf, Lüttenmark und Niendorf seien im Innern verwüstet, in Gallin zerstört.[173]
- 1643
- General Torstenson, der noch in Böhmen operiert, wird von Stockholm nach Norddeutschland beordert, um gegen den schwedischen Erbfeind Dänemark zu Felde zu ziehen, der in der Zwischenzeit häufig an der Seite des Kaisers gekämpft hatte. Er überschreitet im Dezember des Jahres die Grenze zu Holstein. Der kaiserliche Hof sendet deshalb 1644 General Gallas zur Unterstützung der Dänen in den Norden. Dessen Oberst Bruay marschiert nach Boizenburg und fordert den dortigen schwedischen Festungskommandanten zur Übergabe auf. Er werde bei einer Weigerung die Stadt mit Artillerie beschießen, da ihre Tore „stark und mächtig“ seien, wie er an Gallas mitteilt.[174]
- 1644
- Der schwedische General Torstenson war von Brandenburg kommend über die Elbe bis nach Holstein vorgedrungen. Der kaiserliche General Gallas verfolgt ihn über Havelberg, Parchim, Grabow, Boizenburg und Lauenburg. Hatten die Regionen bereits unter den Schweden sehr gelitten, so kommen auf sie neue Bedrängnisse hinzu. In Boizenburg war in dem Schloss eine schwedische Besatzung von 60 Mann geblieben. Das Schloss wird nun von den Kaiserlichen mit 200 Mann belagert. Diese sprengen das Schloss am 28. Juli des Jahres. Torstenson aber kehrt aus Holstein zurück, quert bei Boizenburg die Elbe und geht ins Halberstädtische.[175]
- 1648
- Friedensschluss im Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück.
- 1649
- Auch nach Friedensschluss ist mit der Rückführung der Söldner oft für die betroffenen Durchzugsgebiete eine Landplage verbunden. In Boizenburg kehren vor dem Winter
- 1649/50
- Finnen aus Nienburg ein.[176]
- 1657
- Herzog Gustav Adolf erteilt ein Privileg für die Durchführung des Königsschusses in Boizenburg. Im Jahr darauf wird das erste Königsschießen durchgeführt (1658 gilt deshalb als Gründungsdatum der Boizenburger Schützengilde). Eine Schützengilde wird andererseits bereits 1514 erwähnt.[177]
- 1657 bis 1669
- Wiederherstellung der Boizenburger Kirche nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1627 durch Reparatur des Mauerwerks und des Daches, sowie Ergänzung der Ausstattung unter der Leitung Charle Philipp Dieussart. In den Dorfkirchen erfolgen die Reparaturen teilweise erheblich später, beispielsweise in Gresse 1662/Barockisierung 1692, Bennin 1682 und in Gallin der Neubau 1687. Teils werden die Kirchen und Kapellen zunächst nur notdürftig instandgesetzt worden sein. Einige Kirchen werden erst in den folgenden Jahrhunderten vollständig erneuert Granzin 1839/41, Nostorf 1846, Blücher 1874/76 und Greven 1905.[178]
- 1660
- Eine erste Fahrpostlinie von Schwerin nach Boizenburg über Wittenburg wird eingerichtet. Sie schließt an die bereits 1640 eingerichtete brandenburgische Postlinie Berlin Hamburg über Perleberg – Lenzen – Lübtheen – Boizenburg an.[179]
- 1675
- Die Stadt wird erneut durch schwedische Truppen unter General von Cob besetzt.[180] Die Könige von Frankreich und Schweden, die auch Reichsfürsten sind, sind miteinander gegen das Reich verbündet, um ihre eigensüchtigen Territorialinteressen zu Lasten des Reiches durchzusetzen. Frankreich hat Auseinandersetzungen mit dem Kaiser und gründet den 1. Rheinbund. Schweden fällt in Brandenburg ein und wird in der Folge bei Fehrbellin geschlagen.
- 1678
- Boizenburg soll den Besitztitel für die Elbfähre an das Land abgeben, der vor 1613 auch dem Land gehörte. Da die Stadt nicht akzeptiert, bleibt er dann bei der Stadt.[181]
- 1680
- Boizenburg erleidet einen großen Hagelschaden. Es sind auf etlichen Dächern die Dachpfannen zerstört, insbesondere aber auch große Flurschäden zu verzeichnen.[182]
- 1685
- Permutation (Austausch) der Pertinenzien der von Sprengel auf Badekow in Tessin (4 besetzte Hufen, 1 wüste Hufe) und Klein Bengerstorf (2 Hufen, 1 Katenstelle) mit dem Domanium gegen die Hufen in Bretzin. Bretzin war bis in das 16.Jahrhundert hinein zu dem Kloster Zarrentin gehörig und hatte ursprünglich 9 Hufen, von denen eine 1724 nach Beckendorf verlegt worden ist.[183]
- 1689
- Besetzung der Stadt mit dem Elbzoll durch Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg im Auftrage des Reiches, da Mecklenburg Rückstände bei der Zahlung der Kreissteuern hat. Im gleichen Jahr sieht Boizenburg auch wieder schwedische Truppen in der Stadt. In der Folge schließt sich ein Steuerstreit im Landtag an, in dem Boizenburg außergewöhnliche Belastungen durch die beiden Besetzungen geltend macht.[184]
- 1693
- Das Amt Boizenburg mit dem Elbzoll ist an die [wohl schwedische] Familie Bjelke für 116000 Taler verpfändet[185] der Elbzoll etwa gleichzeitig auch an die hannoverschen Familien Buwinghausen und Wallmerode für 30000 Taler.[186]
um 1700 Der Jurist am Hofgericht Güstrow Bertram Christian von Hoinckhusen gibt zu seinem Mecklenburg-Atlas auch eine Beschreibung der Ämter und Städte.[187] Für Boizenburg führt er folgenden Besitzstand auf:
„Boizenburg mit seinen Äckern, Weiden, Wiesen, Heiden; es gehören ferner dazu:
Das Dorf Gehrum, der Bürgerhof, Heide, Ziegelei, Stadtschäferei, die Fähren über die Elbe, die Marsch an der Elbe, die Elbfischerei, woran aber die Landesherrschaft mitbeteiligt ist.“
Das Amt Boizenburg wird folgendermaßen beschrieben:
„Domänen
Das Landesherrliche Amtshaus in der Stadt und das landesherrliche Posthaus
Landesherrliche Höfe westlich der Boize
Vier, dahin dienen zu Hofe Bickhusen, Groß Bengerstorf,
Schwanheide, dahin dienen Zweedorf, Nostorf, Rensdorf.
Landesherrliche Höfe östlich der Boize
Gallin, dahin dient das Dorf Gallin,
Greven, dahin dient das Dorf Greven,
Tessin mit dem Dorfe Tessin
Bahlendorf
Kuhlenfeld, eine Meierei
die im Elbdeich befindliche Teldau mit 16 großen und kleinen Höfen,
das sogenannte Schwarze Wasser.
Das Goldufer, wofür die lüneburgische Herrschaft auf ewig 70 Sack Hafer Pacht gibt.
Das Schildfeld, das an die Schildmühle verpachtet war.
Landesherrliche Dörfer, die Dienstgeld geben
Bahlen, Gothmann, Bandekow, Gülze, Besitz, Klein Bengerstorf, Lüttenmark, Granzin,
alle auf dem Teldauer Deich wohnenden Leute.
Landesherrliche Mühlen
die Mühle in der Stadt,
die Mühle vor der Stadt,
die Blüchermühle,
die Schildmühle,
die Schwanheider Mühle.
Wasserzoll
der Elbzoll mit seinem Zollgeleit,
der Schaale-Zoll in Blücher, woran die Stadt Lüneburg pro Schilling mit 3 Pfennig
beteiligt ist, der Sude-Zoll in Blücher.
Landzoll
in Boizenburg,
in Blücher,
in Schildmühle,
in Greven,
in Gallin.
Adlige Güter
Horst,
Schwartow,
Gresse, dahin gehört der Hof Leisterförde,
Badekow, dazu gehören Steder, Niendorf, Hof und Mühle Beckendorf mit Bretzin,
Blücher, dazu gehören Klein Timpenberg, in der Teldau gelegen,
Groß Timpenberg mit noch einem Hof, auch in der Teldau gelegen,
Wiebendorf, dazu gehört Zahrensdorf,
Pfarren
Boizenburg, hat 2 Prediger, wovon der eine Propst ist,
Landesherrliches Patronatsrecht
Eingepfarrt sind die Stadt Boizenburg, der Hof Vier, Horst, Gehrum, Rensdorf, Bickhusen, Schwartow, Hof und Dorf Bahlen, Gothmann, die vom Schwarzen Wasser [Mahnkenwerder], Bandekow, Gülze, die ganze Teldau.
Zahrensdorf. Landesherrliches Patronatsrecht. Eingepfarrt sind Zahrensdorf, Wiebendorf, Groß und Klein Bengerstorf, Bretzin, Tessin, Hof und Mühle Beckendorf,.
Blücher, eingepfarrt sind das Dorf Blücher, Besitz, Steder, Niendorf, Dersenow, Kuhlendorf, Groß Timpenberg mit Nebenbesitz, Klein Timpenberg, Teschenbrügge, Blücher Mühle, Hühnerbusch, das nach Lüneburg gehörige Krusendorf [bis 1877].
Landesherrliches Patronatsrecht.
Granzin, hier sind eingepfarrt Granzin, Gallin, Schildmühle, Greven, Nieklitz, gehört ins Amt Zarrentin.
Landesherrliches Patronatsrecht.
Ebenfalls eingepfarrt ist der adlige Hof Tüschow aus dem Amt Wittenburg.
[Das zum Fürstentum Ratzeburg gehörende Dorf Bennin wurde dabei offenbar übersehen.]
Zweedorf, eingepfarrt sind Zweedorf, Nostorf, Bürgerhof, Schwanheide, sowohl Hof als auch Mühle.
Landesherrliches Patronatsrecht
Gresse. Das Patronatsrecht steht Gresse und Badekow zu.
Eingepfarrt sind Gresse, Badekow, Heide, Leisterförde, Lüttenmark.
Kapellen
Zu Boizenburg gehören: Rensdorf, Bandekow, Gülze
Zu Blücher gehören: Besitz, Niendorf, Dersenow, Krusendorf [s.o.]
Zu Granzin gehören: Gallin, Greven [Bennin, s.o.]
Zu Gresse gehört: Lüttenmark.“
- 1700 bis 1721
- Im Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum wird der Nordische Krieg zwischen Schweden, Dänemark, Russland und Polen geführt. Mecklenburg war nicht aktiv beteiligt aber von Truppendurchzügen, Kampfhandlungen und damit verbundenen Einquartierungen und Plünderungen betroffen.[188] Der Raum Boizenburg war nicht unmittelbar betroffen.
- 1701
- Hamburger Vergleich zwischen Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin und seinem Oheim Adolf Friedrich II. Ursache für die Auseinandersetzungen war das Aussterben der Güstrower Linie mit Herzog Gustav Adolf im Jahre 1695. In dem Vergleich wird unter Vermittlung des Kaisers der Landesteil Güstrow aufgeteilt. Friedrich Wilhelm erhält den größeren westlichen Teil, Adolf Friedrich das Land Stargard und das Fürstentum Ratzeburg, das ihm die Reichsstandschaft und damit Sitz und Stimme im Reichstag sichert. Dazu erhält er jährlich 9000 Reichstaler aus den Elbzolleinnahmen in Boizenburg.[189]
- 1701
- Beginn der Landesvermessung und Bonitierung im Domanium. Dazu werden alle Dörfer des Domaniums vermessen und die Ackerflächen nach den Scheffeln Einsaat und die Wiesen nach Fuder Heu bonitiert. Im Amt Boizenburg erfolgt die Bonitierung bis etwa 1710. In den Beschreibungen sind viele historisch bedeutsame Aussagen enthalten (Namen der Bauern, Zustand der Flächen, Flurnamen). Dieses ist der Beginn der immer wiederkehrenden Überprüfung der Bonität der landwirtschaftlichen Flächen im Domanium, die als Feldmarksregulierungen zur Neueinteilung der Feldmarken führte. Dabei wurden nun auch zunehmend die Kossatenstellen vergrößert und die Kossaten zu Hauswirten aufgewertet.[190]
- 1704/1705
- Anlage eines Stackwerks in der Elbe bei Boizenburg. Erste Regulierungen am angrenzenden Elbelauf.[191]
- 1709
- In der Nacht vom 15. Zum 16. Oktober, dem Gallustag, wird Boizenburg von einer schrecklichen Brandkatastrophe heimgesucht, der durch den Leichtsinn des preußischen Postillions Seelcke verursacht wird, als er mit der offenen Laterne im Stall hantiert. Der Brand, der an der Westseite der Stadt vermutlich in der Klingbergstraße zwischen der Reichenstraße und dem Bollenberg ausgebrochen ist, wird durch starken Westwind angefacht und verbreitet sich sehr schnell in der Stadt. Verschont werden nur wenige Häuser der Stadt an der Westseite der Klingbergstraße, an der Petersilienstraße (Großen Wallstraße) und am Bollenberg, sowie die Stadttore und die drei Türme der Stadtbefestigung. [192] Nac h Jugler müsssen etwa 150 Häuser, die Kirche das Rathaus, das Amtshaus u.a. abgebrannt sein.[193]
- 1717
- Die Kirche ist notdürftig repariert. Der Kirchenvorsteher Peterßen richtet an das Herzogliche Elbzollgeleit eine Bittschrift „von den auf der Elbe reisenden Schiffern und Flössern einen Beitrag zur Wiederherstellung der Kirche zu collectiren etc., wofür ein eigner Kirchenstuhl in der Kirche den Schiffern solle erbauet werden“[194]
Nach Jugler liegen 1723 noch 70 Häuser in Schutt und auch 1741 gibt es noch etwa 17 Feuerstellen weniger als 1696.
- 1719
- Braunschweigische und hannoversche Exekutionstruppen kommen nach Boizenburg und bemächtigen sich der Stadt und des Elbzolls. In Boizenburg wir die Exekutionskasse stationiert.[195] Auslöser dazu ist der Streit des Herzogs Carl Leopold, der eine absolutistische Herrschaft einführen will, mit den Ständen, die ihrerseits keine Privilegien aufgeben wollen. Die Stände beklagen sich über den Herzog beim Kaiser. Der Kaiser ordnet die Reichsexekution gegen Carl Leopold an, die von Hannover und Braunschweig-Lüneburg ausgeführt wird. Deren Räte nehmen ihren Sitz in Rostock. Carl Leopold muss sich auf die Festung Dömitz zurück ziehen.[196]
- 1723
- Boizenburg beschwert sich über Beeinträchtigungen des früher einträglichen Holzhandels. Der Herzog hätte den Handel dem Hamburger Bürgermeister Faber überlassen. Auch in der Ausübung des Scharfrichterdienstes sah sich die Stadt durch die herzogliche Regierung in Dömitz beeinträchtigt.[197] Die Klagen sind offenbar im Zusammenhang mit der Finanznot des Herzogs zu sehen, die ihn beispielsweise zur Überlassung des Holzhandels an den Hamburger Bürgermeister veranlasst haben wird.
- 1723
- Rektor Gebauer beschwert sich bei der Dömitzer Regierung, dass der Magistrat ihm seinen „gewöhnlichen Rang“ nicht lassen wolle, nach dem er mit dem Bürgermeister in einer Klasse gestanden hätte. Die Antwort aus Dömitz besagt, dass sich der Rat nach der mecklenburgischen Rangordnung von 1704 zu richten habe.[198] Die Rangordnung wurde später von Ludwig Reinhard karikiert.
- 1727
- Die Boizenburger Stadtfeldmark einschließlich der Heide, des Stadtwaldes und des Bürgerhofs wird von hannoverschen Kondukteuren vermessen. Die Vermessung soll die Besteuerung auf eine neue Grundlage stellen. Auf den Karten in drei Blättern von Brückmann senior sind die Namen aller Grundbesitzer aufgeführt.[199]
- 1728
- Der Reichshofrat suspendiert Herzog Carl Leopold von der Regierung und setzt seinen Bruder Christian Ludwig II. als kaiserlichen Administrator ein. Die Kommissionstruppen bleiben im Lande, um die Erstattung der Exekutionskosten zu sichern.[200]
- 1730
- Herzog Carl Leopold [!?]erteilt der Stadt Boizenburg das Recht, Damm- und Brückengeld zu erheben. Der Grund war der schlechte Zustand der Wege. Die Stadt wird dafür beauflagt, Dämme und Brücken herzustellen.[201]
- 1732
- Kaiser Karl VI. setzt Christian Ludwig II. als kaiserlichen Kommissar in Mecklenburg ein. Er erteilt Auflagen zur Ausschreibung eines Landtages, zur Untersuchung der ständischen Beschwerden und zur Friedenswahrung. Die Exekutionskosten sollen aus den Kammergütern aufgebracht und durch die Exekutionskasse verwaltet werden.[202]
- 1734
- Zur Erstattung der Exekutionskosten verpfändet Christian Ludwig die Ämter Boizenburg mit dem Elbzoll, Zarrentin, Wittenburg, Bakendorf, Gadebusch, Rehna, Grevesmühlen und Mecklenburg an Hannover, sowie Eldena, Marnitz, Plau und Wredenhagen an Preußen.[203] In den an Hannover verpfändeten Ämtern werden 400 Mann Besatzung stationiert. Die Kommission hat ihren Sitz in Boizenburg, jedoch wird die Exekutionskasse, die seit 1719 in Boizenburg ihren Sitz hatte, 1735 nach Schwerin verlagert.[204]
- 1753
- Herzog Christian Ludwig II. schafft in einem Patent zur Ansiedlung von Büdnern die rechtlichen Voraussetzungen zur Einrichtung von Büdnerstellen auf den während der vergangenen Kriege wüstgefallenen Hufen des Domaniums. Die Büdnereien erhielten zunächst in der Regel 100 Quadratruten Land (2168 m2), häufig auch mehr.[205] Zur Ansetzung von Büdnereien kommt es in den meisten Dörfern des Amtes Boizenburg nur zögerlich. In den 1780er Jahren gibt es eine Einschränkung der Büdneransetzung, die erst im beginnenden 19. Jahrhundert allerdings zu schlechteren Bedingungen wieder einen größeren Umfang annimmt. Im Amt Boizenburg gab es in den Jahren 1800 bis 1901 folgende Zahl von Büdnereien[206]:
1800 | 1818 | 1851 | 1901 | |
Amt insg. | 102 | 141 | 263 | 277 |
dar. Besitz | 10 | 10 | 26 | 26 |
dar. Gülze
mit Neu Gülze |
6 | 9 | 21
+ 8 |
21
+ 9 |
Teldau | 50 | 58 | 78 | 78 |
Dabei ist die hohe Zahl der Büdnereien in den Sudedörfern besonders auffällig.
- 1755
- Landesgrundgesetzlicher Erbvergleich. Der Herzog Christian Ludwig II., der 1747 nach dem Tode seines Bruders Carl Leopold Herzog von Mecklenburg wurde, schließt nach langjährigen Verhandlungen mit den Ständen auf dem Konvokationstag in Rostock den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich, der auf lange Zeit (bis 1918) die ständische Verfassung in Mecklenburg festgeschrieben hat. Er regelt u.a. die Steuerfragen.[207]
- 1756
- Etwa bis zum Jahre 1780 wird auf der Grundlage des Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs die Direktorialvermessung im ritterschaftlichen Landesteil durchgeführt. Diese diente der Neuregelung der Steuerverteilung zwischen dem Domanium und der Ritterschaft. Es wurden nicht nur die ritterschaftlichen Güter vermessen sondern auch die sogenannten Kommuniondörfer, die ritterschaftliche Anteile hatten.[208] Im Amt Boizenburg waren betroffen:
Badekow mit Bretzin (1770), Beckendorf (1774), Groß Bengerstorf (1774), Klein Bengerstorf (1773), Blücher (1770) Granzin (1770) , Gresse (1770), Horst (1770), Niendorf (1770), Rensdorf (1770), Schwartow (1770), Sprengelshof (1770), Teschenbrügge (1770), Tessin (1770 ), Timkenberg (1770), Wendisch Lieps (1770), Wiebendorf (1771), Zahrensdorf (1773) und aus dem ehemaligen Amt Wittenburg Brahlstorf (1771), Dammereez (1769), Dersenow (1771) und Düssin (1771).[209]
- 1758
- Preußische Truppen unter dem Kommando des Herzogs von Holstein-Gottorp marschieren über Boizenburg zu den verbündeten Truppen im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.[210] Das erfolgt im Zuge des Siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763), in dem es wieder einmal um die Machtverhältnisse in Mitteleuropa geht. Es standen sich Preußen, Hannover, Braunschweig-Wolfenbüttel, Hessen-Kassel und Lippe-Bückeburg einerseits sowie Österreich, Frankreich, Russland, Schweden, Dänemark und die meisten deutschen Reichsstände andererseits gegenüber.[211] Mecklenburg ist an dem Krieg nicht beteiligt, wird aber von Preußen und Schweden als Reservoir für die Truppenversorgung und Soldatenwerbung ausgeplündert. Als Herzog Friedrich auf der Grundlage der Reichsexekution gegen Preußen Stellung bezieht, kommt Mecklenburg-Schwerin im Gegensatz zu Mecklenburg-Strelitz die Kriegseinwirkungen verstärkt zu spüren.[212]
- 1763
- Dezember: Die Bauern aus Niendorf kaufen das Dorf ihrem Gutsherrn von dem Knesebeck auf Badekow ab, nachdem sie im Februar aus der Leibeigenschaft entlassen worden sind. Zunächst erhält jeder Bauer seinen Lehnsbrief. Da daraus aber immer wieder Probleme erwachsen, ersuchen die Bauern um eine Lösung der Lehnsträgerschaft zur Gesamthand, die sie 1798 erhalten. Nun wird der Schulze Joachim Wilhelm Greve Lehnsschulze und wird landtagsfähig. Zuvor hatten die Niendorfer 1779 auch das Allodialgut Teschenbrügge gekauft.[213]
- 1765
- Ein Befehl des Herzogs Friedrich bezüglich der Belegung des Armenhauses St.Jürgen bestimmt, dass die Stiftung insbesondere verarmten Bürgern und Bürgerkindern zur Verfügung stehen soll.[214]
- 1766
- Die verpfändeten Ämter Bakendorf, Wittenburg, Zarrentin und Mecklenburg werden zurück gegeben.[215] Im Jahre 1768 werden auch das Amt Boizenburg, sowie die Ämter Gadebusch, Rehna und Grevesmühlen aus der Pfandschaft entlassen.[216]
- 1768
- findet eine Untersuchung der Schulverhältnisse in Boizenburg statt, die zu einigen Verbesserungen führt.[217]
- 1771
- Ein Hochwasser der Elbe überflutet die Stadt bis auf den Markt.[218]
- 1773
- Ein „Schulreglement für die Stadt Boizenburg“ wird von der Regierung genehmigt. Herzog Friedrich genehmigt auch das dritte Lehramt in Boizenburg, das der Organist wahrnimmt.[219]
- 1774
- Herzog Friedrich gibt den Boizenburger Kornhändlern die Elbzollfreiheit von allem im Lande erzeugten und herausgehenden Korn.[220]
- 1777
- Der neue Friedhof außerhalb der Stadt wird eingeweiht. Im Jahre 1788 lässt die Witwe Sophie Elisabeth Regaß, geb. Fischer die Kapelle auf dem Friedhof errichten.[221]
- 1783
- Herzog Friedrich hebt das Boizenburger Hackamt (Gilde der Kaufleute) auf.[222]
- 1788
- Von Boizenburg aus werden die von Herzog Friedrich Franz den Holländern im Sold überlassenen Truppen zu Wasser nach Holland transportiert.[223]
- 1789
- Das Boizenburger Rathaus wird repariert und erweitert.[224]
- vor 1790
- Die ehemalige Schöpfmühle aus der Teldau wird in den Herrengarten umgesetzt und als Kornmahlmühle eingerichtet.[225] Sie ist noch auf dem Bild von Gottheil um 1850 zu sehen.
- 1790
- Aufstellung von „Kaufleuten, Handwerkern, Künstlern und sonst bürgerliche Nahrung Treibende“ in Boizenburg. Die in Klammern gesetzten Zahlen geben den veränderten Stand des Jahres 1792 wieder.
2 Apotheker, 1 Bader, 11 Becker( 9), 4 Böttcher (6), 12 Branntweinbrenner (13), 15 Brauer, 1 Buchbinder, 4 Chirurgen, 1 Drechsler (2), 1 Essigbrauer, 1 Färber, 24 Fischer-Amts-Interssenten, 18 Fuhr-Amts-Interessenten (14), 6 Gastwirte (5), 1 Gelbgießer, 3 Gewandschneider (2), 4 Glaser (3), 1 Goldschmied (2), 1 Handschuhmacher, 2 Holzhändler, 3 Hutmacher (2), 2 Knopfmacher, 2 Kornhändler (3), 1 Kürschner, 1 Kupferschmied, 8 bis 9 Krämer, 2 Leineweber (3), 1 Maler, 4 Maurermeister, 1 Musikus, 3 Perückenmacher (4), 2 Rademacher, 4 Sattler (2), 1 Schiffbauer, 14 Schiffer (17), 8 Schlachter (9), 3 Grobschmiede, 3 Kleinschmiede, 17 Schneider (15), 1 Schornsteinfeger, 40 Schuster (34), 5 Schutz- und Handelsjuden, 2 Seiler, 7 Tischler, 2 Töpfer, 1 Uhrmacher, 1 Weißgärber, 3 Weinhändler und Weinschänken (2), 1 Ziegelmeister, 4 Zimmermeister (3), 3 Zinngießer (2).
- 1790
- Jugler: „Im Ganzen ist der Ort, was die gangbaren Bedürfnisse betrift, wirklich wohlfeil, wozu seine Nähe bei großen Handelsstädten, der bequeme Transport zu Wasser, der, im Vergleiche mit benachbarten Ländern überaus billge Licent etc. besonders beitragen. Doch giebt auch dieser Vorzug, verbunden mit einigen anderen Veranlassungen, die sich aus dem Vorhergehenden und Folgenden zum Theil dem Menschenkenner erklären, wieder Gelegenheit zu einem gewissen Hange zum Wohlleben und zum Luxus auch unter den mittleren Klassen der Einwohner, der sich unter Andern auch durch Staat in Kleidungsstücken äußert, …“. Der meiste Handel ist Binnenhandel mit Landesprodukten, insbesondere Fisch, Korn und Holz. Es gibt wenig Speditionshandel, fast nur mit Glas aus den mecklenburgischen Glashütten. Es gibt drei Jahrmärkte, den an auswärtigen Kaufleuten in erster Linie solche aus Wittenburg, Lauenburg, Lüneburg, Bleckede etc. gelegentlich auch aus Wismar und Schwerin besuchen. Zwei davon sind auch Vieh- und Pferdemärkte, ein solcher darüber hinaus auch am Mittwoch nach Gallus. Die Boizenburger Kaufleute besuchen Märkte in Besitz, Vellahn, Neuhaus, Stapel, Pritzier, Lübtheen, Hagenow, Büchen, Bleckede, Barskamp, Wittenburg unnd Zarrentin.[226]
- 1790
- Im Stadtgebiet gehören zum Amt: das Herrenhaus, der Herrengarten [Fürstengarten], die beiden Mühlen, das Rothe Haus, ein Anteil an Altendorf, die Häuser auf der Amtsfreiheit [am südlichen Ende der Mühlenstraße sowie an der heutigen Hamburger Straße vor dem Elbberg mit dem Richtplatz].
Beim Amt sind beschäftigt: der Amtmann, der Amtsverwalter, der Amtsactuar und Amtsunterbediente, wie der Landreiter und der Amtsdiener.
Zum Amt gehören: 15 Dörfer, 7 Pachthöfe, , die Teldau und 3 Mühlen [Schwanheide, Hühnerbusch, Schildfeld]. Im Amt befinden sich 1 Landesherrliches Gut, 5 Lehngüter und 8 Allodialgüter.
Das Elbzollamt hat 2 Beamte, der 1. Beamte wohnt im Herrenhaus. Zu jedem Beamten gehört ein Zollverwalter. Das Elb-Zollgeleit erstreckt sich von der Boizenburger Fährstelle [gegenüber auf der Brackeder Seite entspricht dem die Einmündung des „Alten Grabens“ am Goldufer] bis an den „abgegrabenen Ort“, der sich an der Landesgrenze bei Mahnkenwerder befindet. Der 2. Beamte ist sogleich für den Landzoll verantwortlich, der in Gallin, Greven, Hühnerbusch, Palmschleuse [an der Grenze bei Lauenburg], Rensdorf, Schildmühle und Schwartzen-Wasser [bzw. Mahnkenwerder] erhoben wird. Zu den öffentlich Bedienten in der Stadt gehören auch 1 Steuereinnehmer, 1 Steuerauseher, 1 Mühlenschreiber für die Binnenmühle, 2 Torschreiber, der Torschreiber am Mühlentor ist zugleich Mühlenschreiber der Außenmühle. [227]
- 1790
- Boizenburg ist Poststation auf der Postroute von Hamburg nach Berlin. Das sogenannte Postcomtoir ist das ausgedehnteste im Herzogtum. Der Postmeister ist sowohl mecklenburgischer als auch preußischer Beamter. Diese Regelung für die Post besteht seit mindestens 1712. Das Posthaus und zugleich die Wohnung des Postmeisters ist eine Hälfte des Herrenhauses.[228]
- 1790
- Auch ein Kontingent Soldaten, laut Jugler eine Kompanie mit einem Leutnant, ist in Boizenburg stationiert. Seit 1788, als die Söldner nach Holland abgegangen waren, handelt es sich aber nur um Invaliden unter dem Kommando eines Unteroffiziers.[229]
- 1792
- Die Klein Bengerstorfer Bauern erhalten einen Dorfkontrakt, Pachtversicherung genannt. Sie sind jedoch noch immer Leibeigene. Solche Dorfkontrakte werden mit allen Hauswirten der domanialen Dörfer in der Regel für 12 bis 14 Jahre abgeschlossen, aber auch wie in diesem Falle bis 24 Jahre. Darin werden die Abgaben neu geregelt. Eine Abmeierung, d.h. Nichtweitervergabe der Hufe an einen Hauswirt erfolgt nur in Einzelfällen, ebenso eine Verkleinerung der Hufe. Der Dorfkontrakt ist auch mit einer Feldmarksregulierung verbunden. Der Kontrakt wird von den Bauern des Dorfes noch nicht unterschrieben, da Leibeigene nicht geschäftsfähig sind. Sie erhalten ihn als Abschrift, während das Original mit der Unterschrift des Herzogs vollzogen worden ist. Die beiden bisherigen Achtelhüfner (Kossaten) werden aufgewertet. Einen Dorfkontrakt haben 1797 auch die Bauern aus Groß Bengerstorf erhalten. In den übrigen domanialen Dörfern des Amtes wird das etwa zeitgleich immer in Verbindung mit einer fälligen Feldmarksregulierung erfolgt sein.[230]
- 1793, 1. Mai
- Gründung der Boizenburger Werft durch den Schiffbaumeister Franz Jürgen Lemm mit 14 „Zunftgenossen“ (Gesellen).[231]
- 1793
- In Bretzin werden 5 Bauern gelegt, so dass noch 3 Bauern verbleiben. Aus den gelegten Stellen wird der Hof Bretzin gebildet. Dieser wird 1797 an das Gut Wiebendorf verkauft.[232]
- 1800
- Die Güter Wiebendorf und Zahrensdorf, die seit 1616 miteinander verbunden sind, werden wieder getrennt.[233]
- 1807
- April: Boizenburg erhält französische Einquartierung in den napoleonischen Kriegen im Umfang von 865 Offizieren und 16737 Soldaten und Bedienten. Zum Jahresbeginn 1813 schreibt ein Zeitgenosse: „Von unserem Landsturm ist nicht zu hören, man läßt uns ruhig unsere Pfeife rauchen. Bei Boizenburg und Dömitz leiden die armen Menschen desto mehr. Die Einquartierungen sind hart, 30 – 40 Mann in einem Hause und dabei alle Scheunen und Ställe voll. Alle Lebensmittel sind aufgezehrt, jenseits der Elbe alles verwüstet. Unsere Freiwilligen haben seit mehreren Wochen nichts als kleine Portionen Kartoffeln, die sie sich selbst bereiten müssen.“ Boizenburg wurde überhaupt besonders belastet. Das kommt in einem Vergleich der später erfolgten Entschädigungszahlungen für die Städte zum Ausdruck, die in in Boizenburg 26000, in Schwerin 15400, in Wittenburg 1100 und in Hagenow 359 Reichstaler betrugen.[234]
- 1813
- Der französische General Morand, der bei einem Gefecht in Lüneburg schwer verwundet wurde und von Jakob Klepper nach Boizenburg gebracht worden sein soll, wird in Boizenburg beigesetzt.229
- 1813
- Auf dem Vier kommt es zu einem Gefecht zwischen französischen Truppen, die aus Lauenburg kommend sich in Richtung Boizenburg bewegen, und Lützower Jägern verstärkt durch Lübecker Reiter, wobei die französischen Angreifer geschlagen werden.[235] In einer Feldmarkskarte von Susemihl aus dem Jahre 1817 finden sich noch Schanzen nahe der B 5 und an der Rensdorfer Scheide dargestellt, die aus diesen Kämpfen stammen dürften.[236]
- 1820
- 18. Januar: Die“ Patentverordnung wegen Aufhebung der Leibeigenschaft“ schafft auf dem Lande neue Verhältnisse. Die Leibeigenschaft und die Gutsuntertänigkeit werden mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Die Freizügigkeit der Gutsuntertanen wird jedoch erst schrittweise innerhalb von vier Jahren erreicht. Bei Kündigung des jetzt als Arbeitsverhältnis anzusehenden Verhältnisses zwischen Gutsherrschaft und Tagelöhner sind auch das Wohnrecht und das Heimatrecht betroffen.[237] Das erhält ein hohes Maß von Abhängigkeit des Tagelöhners von der Gutsherrschaft und zieht in der Folge große soziale Probleme nach sich, die u. a. zu Heimatlosigkeit, Einweisung in das Arbeitshaus und auch Auswanderung führen.
- 1828
- Die Elbzollgrenze wird von Hitzacker nach Boizenburg verlegt. Deshalb wird das neue klassizistische Elbzollgebäude (jetzt Fährweg 1) errichtet. Nach der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 und dem 1868 erfolgten Eintritt beider Mecklenburg in den Deutschen Zollverein entfällt die Zollgrenze. Das Elbzollgebäude unterliegt von nun an unterschiedlichen privaten Nutzungen.[238]
- 1829
- Mit dem Abschluss des Abschnittes Boizenburg-Lauenburg wird die Hamburg-Berliner Chaussee, die im Zeitraum 1826 bis 1829 gebaut wurde, eröffnet. Sie ersetzt die alte Poststraße, die über Hühnerbusch-Lübtheen-Lenzen nach Perleberg führte. Bei Boizenburg wird vor dem Markttor ein 9 Fuß hoher und oben 3 Ruten breiter Damm geschüttet, um Unabhängigkeit vom Hochwasser zu erreichen.[239]
- 1829
- Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr der Boizenburger Feuerwehr.[240] Diese war noch nicht als Freiwilige Feuerwehr organisiert. Es bestand noch die allgemeine Bürgerpflicht zur Abwehr der Feuersgefahr.
- 1832
- Eine Choleraepidemie aus Hamburg kommend erreicht auch Boizenburg. Der Bauer Meyer aus Neu Wendischthun schreibt 1831 in sein Tagebuch: „1831 kam eine schlimme Krankheit die so daß in 24 Stunden die, welche kranck wurden die mehrsten an einer heftigen Leibschmertzen sturben diese Kranckheit hießten sie die Collero es wurden allerwerts besatzungen angestellet, welches aber wenig half in den Städtern war es am schlimsten und starben in vielen Häusern 2, 3, 4, 5 Menschen. Ins Mecklenburgische kam es im anderen Jahr erst.“ [241] Nun ist sie in Boizenburg tatsächlich ein Jahr später in Erscheinung getreten. Der Grund dafür lag in der strengen Bewachung der Grenzen, mit der Choleraverdächtige abgewiesen wurden und in den durch den Boizenburger Amtsarzt Dr. Richter eingeführten Quarantäneregeln. So wurde auf dem Vier eine Cholerabaracke für die Quarantäne eingerichtet, deren Existenz noch in einem Flurnamen fortlebt. In Boizenburg erkrankten 146 Einwohner, von denen 70 verstarben.[242]
- 1833
- In Boizenburg wird eine Ersparnisanstalt gegründet. Diese war ein Vorläufer der heutigen Kreissparkasse.[243]
- 1833
- Bei einer Regulierung der Gülzer Feldmark entsteht die selbständige Dorfschaft Neu Gülze als sich dreizehn Gülzer Hauswirte als Erbpächter und 5 Büdner im nördlichen Teil der Feldmark ansiedeln. Gleichzeitig entsteht die Gülzer Ausbausiedlung Riet ut zwischen Gülze und Bahlen.
In diesen Jahrzehnten entstehen viele solcher Ausbausiedlungen im Zuge von Feldmarksregulierungen bzw. durch das Bauernlegen in ritterschaftlichen Dörfern, z. B. 1817 Karrentin Klein Bengerstorf, 1834 Hatzberg Lüttenmark, 1835 Schwanheider Ausbauten (Bauernende), 1845 Quälbarg/Heidberg Granzin, 1851 Streitheide, 1853 Zölkow in Groß Bengerstorf, 1854 Rehmen, Saathorst, Köterbusch und Tüdertog in Klein Bengerstorf, 1861 Zweedorfer Ausbauten, 1867 Nostorfer Ausbauten, 1868 Scheiwen Stäwel u.a. Greven, Mitte des 19.Jhdts. Kiekut in Zahrensdorf.[244]
- 1834
- Die Stadtschule im ehemaligen Stadthaus in der Mühlenstraße 8 nimmt ihren Betrieb auf.[245]
- 1836
- In Wismar konstituiert sich ein Komitee, das eine Eisenbahnverbindung von Wismar in das deutsche Hinterland über Boizenburg und Hannover anstrebt. Vier Jahre später (1840) wird darüber eine vorläufige Vereinbarung zwischen Hannover und Mecklenburg geschlossen.[246]
- 1840
- In Boizenburg wird die später von Paul Rabe betriebene Druckerei gegründet, in der dann auch die Elbzeitung erschienen ist.[247]
- 1840
- Auf der Boizenburger Werft wird der Dampfer „Alexandrine“ gebaut und nimmt den Verkehr zwischen Boizenburg und Hamburg auf.[248]
- 1842
- Der Boizenburger Hafen wird ausgebaut. Ein Jahr zuvor waren bereits ein Anleger für Dampfschiffe sowie ein Fährhaus an der Hafenmündung errichtet worden.[249]
- 1843
- Ludwig Reinhard wird Rektor der Stadtschule in der Mühlenstraße.[250]
- 1843
- In Granzin erfolgt eine Feldmarksregulierung und ein Flächenaustausch zwischen dem domanialen und dem ritterschaftlichen Anteil, in dessen Folge 1845 die Karte mit dem beziehungsreichen Titel „Separations Charte von dem bisherigen Communion Dorfe Grantzin, R. A. Wittenburg unter Berücksichtigung der im Jahre 1843 stattgefundenen Permutation sowie der Grenzregulirung mit den Feldmarken Bengersdorf, Bennin, Tüschow, Niecklitz, Gallin, Greven und Lüttenmark, modo Hatzberg, enthaltend 1. Den nunmehrigen Domanial-Antheil; 2. Das aus dem Tüschower Antheile gebildete Hauptgut Sternsruh; 3. Den vormaligen Zurower, nun incamerirten Antheil, in Grundlage der Separations Contracte ueber die Grantziner Communion-Hebung und des Permutations Contracts ueber die geistlichen Grundstuecke, copirt von der Grantziner Directorial Charte de 1770 und den Cammer Charten von den angrenzenden Domanial Feldmarken, im August 1845 durch C.M.R.Burchardt, beeidigter Landmesser“ entstanden ist. Die Verhältnisse in Granzin waren historisch recht verworren, weil es zwei unterschiedliche ritterschaftliche Anteile (Tüschower und Zurower) im Amt Wittenburg, den domanialen Anteil aber im Amt Boizenburg gab.[251]
- 1845
- Im Zuge der Aufhebung der Kommunion entsteht der Gutshof Sternsruh, benannt nach dem Tüschower Gutsbesitzer von Stern.
- 1846
- Der Großherzog Friedrch Franz II. erlässt ein Patent zur Ansiedlung von Häuslern im Domanium. Dieses wird im Vergleich mit der seit 1753 erfolgten Ansiedlung von Büdnern in weitaus größerem Umfange zur Ansiedlung von Kleineigentümern in den Dörfern führen. Bereits unmittelbar nach dem Erlass des Patents kommt es auch im Amt Boizenburg zur Häusleransiedlung. Die Häusler erhalten 25 Quadratruten Hofplatz und 60 Quadratruten Garten, das sind 1843 m2 Fläche. Sie sollten einer anderweitigen Beschäftigung als Handwerker, Forstarbeiter oder Tagelöhner, später auch Fabrikarbeiter nachgehen.[252] In Klein Bengerstorf beispielsweise werden ab 1849 Häuslereien errichtet. Während es aber nur 3 Büdner gab, kam es bis zur Jahrhundertwende zur Ansiedlung von 15 Häuslern, später insgesamt 25 Häulern. Es entstanden solche ausgeprägten Häuslersiedlungen wie der Katzenschwanz und der Griese Aesel in Besitz.
- 1846
- Die erste Eisenbahnlinie von Berlin nach Hamburg, in Mecklenburg von Grabow bis Boizenburg und dann weiter bis Hamburg wird eröffnet. Boizenburg erhält den Bahnhof mehr als zwei Kilometer außerhalb der Stadt.[253]
- 1847
- Sanitätsrat Dr. J.C.Richter und Friedrich Klepper senior rufen zur Unterstützung Armer durch Speisung in den Wintermonaten auf.[254]
- 1848
- Die Revolutionsereignisse in Wien und Berlin strahlen auch nach Boizenburg aus. In Boizenburg kommt es unter dem Einfluss von Ludwig Reinhard zwar nicht zu Tumulten aber doch zu fortschrittlichen Veranstaltungen. Ludwig Reinhard wird als einer der vier mecklenburgischen Vertreter vom Reformverein für beide Mecklenburg in die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewählt. Dort schließt er sich dem linken Flügel an. Im Jahre 1849 wird er vom Großherzog vom Dienst suspendiert.[255]
- 1848
- 29. Juni: Die Bauern von Klein Bengerstorf fordern vom Amt, dass sie den Dorfschulzen selber wählen dürfen. Dieser wurde bis dato vom Großherzog auf Vorschlag des Amtes berufen.
„Da es uns längst als eine belästigende Sachlage erschienen ist, daß ein Erbpächter als Schulze für unsere Interessen von Amts wegen gestellt ist und wir solche Anordnung in den letzten von [... ?] Zeiten oftmals sehr empfindlich befunden haben, so sind wir hierin dahin einstimmig geworden, daß es uns gestattet werden möge unsere Beschwerde vor einem verehrlichen Großherzogl. Amte abzulegen, worinnen wir genügend darlegen wollen, daß es uns durchaus erforderlich sein wird, uns selbst einen Schulzen fernerhin aus unsere Mitte [wählen] zu dürfen, und bitten ganz gehorsamst: das verehrliche Amt wolle geneigtest hierüber einen Termin anberaumen.
In tiefster Ehrfurcht verharren ganz untertänigst
die Dorfbewohner zu Klein Bengerstorf“
Dieses Ansinnen der Dorfbewohner ist sicher durch die Revolutionsereignisse und auch durch das Wirken von Ludwig Reinhard beeinflusst gewesen. Natürlich gab es von Seiten des Amtes wenig Gegenliebe für das Ansinnen der Bauern. Es wurde entschieden, dass nach dem Motto „Teile und herrsche“ jeder für sich das Anliegen vor dem Amt vortragen sollte. Damit verlief dann alles im Sande.[256]
um 1850 Die Inbetriebnahme der Hamburg-Berliner Eisenbahn führt zunächst zu einem Rückgang des Handels in Boizenburg.[257]
- 1850 bis 1870
- In diesen Jahren kommt es im Amt Boizenburg zu zahlreichen Auswanderungen.
Diese betreffen auch Auswanderungen in das benachbarte „Ausland“ insbesondere nach Hamburg. Sehr viel differenzierter muss die Auswanderung nach Amerika gesehen werden. Die Akten des Landeshauptarchivs enthalten eine Vielzahl von Auswanderungsfällen im Domanialamt Boizenburg mit besonderer Häufung in der Teldau, Besitz und Gülze, Dörfern, in denen es viele Büdner gab. Offenbar war dort die Armut der entscheidende Grund für die Auswanderung. Teilweise sind aber auch ganze Familienverbände ausgewandert, die nicht immer von der Armut geplagt waren. Um das zu verdeutlichen, werden hier Fälle aus Klein Bengerstorf, Bennin, Granzin und Tessin aufgeführt: 1857 beantragt der vormalige Erbpächter Franz Heinrich Jacob Abel aus Klein Bengerstorf Nr.5, der seine Hufe verkauft hat, für sich, seine Ehefrau, geb. Bantin aus Bennin, und seine acht Kinder den Auswanderungskonsens. Er weist ein Vermögen von 4500 Thaler Courant nach. Ein Protokoll beim Amt Boizenburg regelt noch erbrechtliche Angelegenheiten. Der zweite und der dritte Sohn sollen noch der ausstehenden militärischen Dienstpflicht genügen, bitten aber mit Unterstützung des Schulzen um Befreiung. Der Konsens wird ohne Auflagen erteilt, Abel verpflichtet sich zum Dank zu einer Zahlung an die Armenkasse. Abel hatte erst 1853 nach der Vererbpachtung seine Hufe im Ausbau (Rehmen) neu errichtet. Die Auswanderung erfolgte mit dem Einlieger J.H.E.Bantin aus Granzin und dem Musicus J.H.C.Bantin aus Bennin, den Verwandten der Frau am 1.September 1857. 1858 beantragt auch Abels Schwager, der Erbpächter Bantin aus Bennin Nr.8 für seine Familie den Auswanderungskonsens, dazu der Einlieger Fick aus Granzin (Frau Fick war Schwester des Bantin) und dessen Bruder aus Gallin. 1858 beantragt der Büdner Franz Hintzmann Nr.1 aus Tessin für seine Tochter Maria den Auswanderungskonsens, die dem Musicus Joh. Bantin „in Begleitung der Bantinschen Familie“ folgen möchte.[258]
- 1851
- Auf Flächen aus dem Pachthof Vier und mit dem Stadtfeld Boizenburg ausgetauschten Flächen wird die Siedlung Streitheide mit 2 Erbpächtern, 4 Büdnern und 2 Häuslern angelegt. Gleichzeitig entstehen in Schwanheide neben einem Pachthof 6 Erbpachtstellen und später auch eine Reihe von Büdnern und Häuslern.[259]
- 1853
- Die Eisengießerei Beckhaus an der Hamburger Straße wird gegründet. Diese hat bis in die 1920er Jahre bestanden.[260]
- 1857
- Gibt es die Idee, die öffentlich diskutiert wird, einer Bahnverbindung nach Lüneburg über die Elbe bei Boizenburg entweder mit einer allerdings sehr aufwändigen Brücke oder aber mit einer Fähre, die Ganzzüge fasst. [261]
- 1857
- Die Schäferei in der Stadtheide wird eingerichtet.[262] Später wird daraus der Pachthof Metlitzhof.
- 1866
- Nicolaus Hinselmann aus Neumünster kauft die Boizenburger Mühlenanlagen von der großherzoglichen Kammer.[263] Dazu gehörten sowohl die Binnenmühle als auch die Außenmühle und die Windmühle am Herrengarten. Die Außenmühle wird 1880 erneuert und dann schrittweise erweitert. Die Binnenmühle wird nach Inbetriebnahme der erneuerten Außenmühle stillgelegt.[264]
- 1870
- Der mecklenburgische Elbzoll wird durch Reichsgesetz vom 11. Juni abgelöst, nachdem die Elbzölle und die Bedingungen ihrer Erhebung insgesamt zur Erleichterung der Schiffahrt nach dem Wiener Kongress 1815 durch die Elbschiffahrtsacte von 1821, die Additionalacte von 1844, durch eine Übereinkunft zwischen Hannover, Lauenburg und Mecklenburg 1848, durch Beschlüsse der Elbschiffahrts-Revisions-Commission von 1850/51 und 1854 und eine Übereinkunft aller Elbanlieger 1863 immer weiter reduziert worden waren.[265]
- 1876
- In Boizenburg wird die Amtsgerechtigkeit aufgelöst. Damit gelangen aus dem Domanium die Flächen am südlichen Ende der Mühlenstraße einschließlich des Herrengartens, Altendorf, der Schlossberg mit seiner Umgebung und das Amtshaus in die Bürgergerechtigkeit. Während im Staatskalender 1871 noch als zum Domanium gehörig ausgewiesen sind:Altendorf mit 18 Büdnern und 3 Werdern jenseits der Elbe, Amt, Pfarrkirche, Schule, Jagd, Schlossberg, Rothehaus, 2 Büdner, 1 Häusler und Frohnerei (1865 auch noch 3 Mühlen) sind 1881 nur noch Pfarrkirche, Jagd und Frohnerei zu finden. Auch Altendorf fehlt nun. Das hatte nur hoheitsrechtliche Auswirkungen aber keinen Wechsel des Eigentums zur Folge.[266]
- 1876
- Langandauerndes Hochwasser veranlasst die Frau des Bürgermeisters Johann Bürger zur Gründung eines Frauenvereins, der arma alte und kranke Einwohner versorgt.[267]
- 1877
- Heinrich Knaack aus Kiekindemark bei Parchim gründet in Boizenburg eine Getreidehandlung.[268]
- 1877
- Carl Hermann Theodor Haase (später geadelt) kauft das Gut Wiebendorf. Er gestaltet in der Folge die gesamte Gutsanlage im neugotischen Stil um und baut nach den Plänen des Hamburger Architekten Haller ein Herrenhaus im Stil einer palladianischen Villa, das bedauerlicherweise im Jahre 1943 aus Kostengründen gesprengt wird.[269]
- 1878
- Boizenburg verkauft Bürgerhof und Heidekrug an das Rittergut Gresse, nachdem sie zuvor bereits zu Erbpachtrecht an Gresse vergeben waren.[270] Beide sind jedoch im Staatskalender 1881 noch unter Boizenburg ausgewiesen.
- 1879
- Durch ein neues Gerichtsverfassungsgesetz wird in Mecklenburg die Trennung von Verwaltung und Justiz vollzogen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit auf den ritterschaftlichen Gütern wird aufgehoben.[271] Während zuvor in den Staatskalendern noch Niedergerichte ausgewiesen waren, die freilich bereits bei den Ämtern angesiedelt waren, beispielsweise 1825 zu Boizenburg: Richter vacat, Actuarius Georg Carl Stypmann daselbst.Der Gerichtsveband besteht aus den Gütern Klein Timkenberg (Amt Wittenburg), Badekow c.p., Beckendorf, Blücher, Gresse c.p., Wendisch Lieps, Schwartow, Sprengelshof, Groß Timkenberg, Wiebendorf, Hof Bretzin, Zahrensdorf (Amt Boizenburg), waren nun einheitliche Amtsgerichte mit einem Amtsgerichtsbezirk gebildet worden. Dieser umfasste das Amt Boizenburg und aus dem Amt Wittenburg die Dörfer Dersenow, Dammereez, Brahlstorf und Düssin.[272]
- ca. 1880
- Die Straße Vellahn-Brahlstorf-Neuhaus wird als Fortsetzung der 1843 gebauten Chaussee Lützow-Wittenburg-Vellahn gebaut.[273]
- 1886
- Die Haltestelle Schwanheide der Berlin-Hamburger Eisenbahn wird eingerichtet.[274]
- 1888
- Ein Hochwasser im März ruft in der Teldau extreme Schäden hervor. Das Hochwasser wird durch Grundeis und Eisversatz bei Geesthacht und dann auch oberhalb Boizenburg verursacht. Deichbrüche bei Lenzen und Dömitz lassen das Elbhochwasser bei Wehningen in die Niederung zwischen Dömitz und Boizenburg einströmen. Hinzu kommt in der Folge ein schlimmer Deichbruch bei Darchau, der bereits dort acht Todesopfer fordert. Die gesamte eingedeichte Teldau läuft von oben her voll. Das Wasser überströmt den Winterdeich von der Binnendeichseite her in Richtung Sude und strömt bei Boizenburg wieder in die Elbe. Bei Blücher fordert ein Kahnunglück neun Todesopfer.[275]
- 1888
- Die Volks- und Bürgerschule an der Quöbbe wird eröffnet. Sie hat zwei Abteilungen, die auf die beiden Eingänge aufgeteilt werden, die Volksschule und die Bürgerschule.[276]
- 1889
- Auf der Boizenburger Werft werden die ersten deutschen Motorboote mit Gasmotor gebaut.[277]
- 1890
- Bildung einer „Aktiengesellschaft zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn zwischen dem hiesigen Hafen und Bahnhof“. Im gleichen Jahr wird die „Boizenburger Stadt- und Hafenbahn in Betrieb genommen.[278]
- 1891
- Eröffnung der Chemischen Fabrik Hirsch und Richter am Schwanheider Weg.[279]
- 1892
- In Boizenburg treten erneut Cholerafälle auf, die wiederum ihren Ausgangspunkt in Hamburg haben.[280]
- 1897
- Gründung des Boizenburger Marienvereins als Zweig des Schweriner Marienvereins. Dieser unterstützt Hilfsbedürftige.[281]
- 1898
- bis 1901 Bau der Teldauer Nebenchaussee von Niendorf bis Vorderhagen, die dann über Bandekow , Gülze und Bahlen bis zum Bahnhof weitergeführt wird.[282]
- 1900
- Das Rittergut Brahlstorf wird aus dem Besitz des Grafen von Oeynhausen in das Domanium aufgekauft. In der Folge entstehen neben dem Pachthof und den vier vorhandenen Erbpachthufen noch 24 Büdnereien und 38 Häuslereien.[283]
- 1900
- In Boizenburg entsteht eine Molkerei-Genossenschaft, die die Milch der Bauern eines Einzugsgebietes von der Teldau bis Zahrensdorf verarbeitet. In der Folge entstehen weitere Molkereigenossenschaften in Gallin und Klein Bengerstorf, sowie eine private Molkerei in Schwanheide.
- 1902
- Baubeginn für die Plattenfabrik durch Hans Duensing. 1903 erfolgt der Eintrag in das Handelsregister. 1904 hat das Werk 100, 1907 300 Beschäftigte.[284]
In der Folge entsteht auch das Sägewerk Dührkop an der Chausseestraße (Fritz-Reuter-Straße), das Verpackungskisten für die Fliesen hestellt. In dieser Zeit gibt es in Boizenburg bereits drei Sägewerke, die mit Zimmererbetrieben verbunden sind, nämlich Wehmann in der Hamburger Straße, Ziegert ebenfalls in der Hamburger Straße – beide sind später in das Gelände der Elbewerft einbezogen – und Albert Bädker An der Quöbbe, wo sich 2010 eine Stahlbaufirma befindet.
- 1902
- ff. In der Bahnhofsvorstadt erfolgt an der Hamburg-Berliner Chaussee, die dann in Bahnhofstraße benannt wird, an der Bahler Chaussee, an der Duensingstraße und an der Feldstraße die erste Bebauung mit Wohnhäusern und auch Geschäftshäusern. [285]
- 1903
- In Boizenburg wird eine Konsumgenossenschaft gegründet.[286] Das erste Geschäft entsteht in der Bahnhofstraße.
- 1903
- Müllermeister Hinselmann errichtet in einem Anbau an der Außenmühle ein kleines Elektrizitätswerk. Dieses versorgt im gleichen Jahr auch die Boizenburger Straßenbeleuchtung sowie das Rathaus mit Strom.[287]
- 1904
- Die Haltestelle Kuhlenfeld der Berlin-Hamburger Eisenbahn wird eingerichtet.[288]
- 1907
- Der Landtag beschließt den Bau der Nebenchaussee von Boizenburg nach Gallin.[289]
- 1908
- Die Plattenfabrik erbaut ein Kantinengebäude an der Bahnhofstraße. Der Architekt ist Fritz Höger, Hamburg. [290]
- 1909
- Franz Lemm errichtet auf der Schiffswerft eine neue Schiffbauhalle. Auf der Werft wird für den Boizenburger Kommerzienrat Lechler ein Flußschiff mit 850 Tonnen Tragfähigkeit und 72m Länge gebaut. [291]
- 1910
- Ein Brand zerstört das Rothe Haus. Dieses war 1702 als Gasthaus erbaut worden.[292]
- 1910
- In Boizenburg wird eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.[293]
- 1910
- In Brahlstorf wird eine Kartoffelflockenfabrik gebaut.[294] Diese hat dann eine sehr differenzierte Entwicklung mit unterschiedlichen Produktionsprofilen durchgemacht. Am Kriegsende 1945 war es eine Marmeladenfabrik Cooper und Co. Später war darin die Mecha-Chrom Brahlstorf, ein Galvanisierbetrieb untergebracht, aus dem dann nach Vereinigung mit einem Schweriner Betrieb der VEB Galvanik wurde. Dieser Betrieb überstand dann nicht die gesellschaftliche Wende 1989/90.
- 1912
- Die Turnhalle zur Volks- und Bürgerschule wird eröffnet.[295]
- 1912
- Die Kleinbahn von Brahlstorf nach Neuhaus wird gebaut. Zuvor gab es Pläne für den Bau einer Bahnlinie von Boizenburg nach Neuhaus und Dömitz, die einen Anschluss über die Boizenburger Stadt- und Hafenbahn an den Boizenburger Hafen erhalten sollte,[296]
- 1914
- Die Stadt Boizenburg gibt sich eine Satzung über die Einführung von Hausnummern „und zwar für jede Straße besonders“. Die Straßen werden rechtsläufig umlaufend mit Hausnummern versehen.[297]
- 1914
- Der beginnende Weltkrieg scheint in Boizenburg keine überschwängliche patriotische Begeisterung ausgelöst zu haben.[298]
- 1915
- Auf der Werft wird das von Franz Lemm jun., dem ersten Schiffbauingenieur der Werft entworfene seegehende Passagierschiff „Rahlum“ (980 tdw, 67m lang) gebaut.[299]
- 1917
- Nachdem sein Sohn Franz Lemm jun. 1915 im Krieg gefallen war, war die Nachfolge nicht mehr gesichert. Deshalb verkauft Franz Lemm nach 124jährigem Familienbesitz die Werft an das Hamburger Bankhaus Thomsen und Co.[300]
- 1918
- Am Ende des Weltkrieges sind 122 Boizenburger als Gefallene zu beklagen.[301]
- 1918
- Die Werft wird Teilbetrieb der Vereinigten Elbe- und Norderwerft.[302]
- 1918s,
- 8. November
- Die Ortspolizei wird entwaffnet. Am nächsten Tag, dem 9.Novenber, führt ein erster Demonstrationszug durch die Stadt.[303]
Auch in Boizenburg kommt es zur Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates, der die Macht in der Stadt ausübt.[304]
Auch in den Dörfern des Amtes kommt es zu Veränderungen. Teilweise werden Bauernräte gebildet und Schulzen neu, auf den Gütern gar erstmalig gewählt.
- 1919
- gibt es erste Aktivitäten der USPD in Boizenburg. Im März wird eine Ortsgruppe der KPD gegründet.[305]
- 1919
- Bügermeister Dr. Hermann Burmeister tritt im Alter von 70 Jahren zurück.[306]
- 1920
- Das Winterhochwasser erreicht im Januar den Stand von 6,42m. Mecklenburgs Ministerpräsident Dr. Wendorff besichtigt die Überschwemmungsgebiete in Boizenburg und in der Teldau.[307]
- 1920
- In der Auseinandersetzung mit den Kapp-Putschisten kommt es auch in Boizenburg zur Teilnahme am Generalstreik. Die Boizenburger Arbeiter besetzen das Munitionslager in Zweedorf und die Zufahrtsstraßen nach Boizenburg, um den Putschisten den Einmarsch in die Stadt zu verwehren.[308]
- 1920
- In Boizenburg beginnt die Acht-Klassen-Schulausbildung.[309]
- 1921
- Auf Grund der inflationären Entwicklung des Geldes gibt die Stadt Boizenburg örtliches Geld, das sogenannte Reutergeld heraus.
Es wird eine Mittelschule mit der untersten Klasse eröffnet, deren Schüler erstmalig 1926 zur Mittleren Reife geführt werden.
Die Stadt übernimmt das Elektrizitätswerk in der Hinselmannschen Mühle.[310]
- 1921
- Auf Grund der im Land Mecklenburg-Schwerin angestrebten Gemeindebildung in den Dörfern wird mit den Kämmereidörfern über die vollständige Eingemeindung verhandelt. Offenbar ist im Falle Altendorf und Heide diese noch 1921 oder 1922 erfolgt. Größere Probleme gab es bei der Eingemeindung von Gehrum, Neuendamm und Piperkaten. Diese war ausweislich einer Anfrage der Landdrostei Hagenow auch 1927 nicht abgeschlossen. Neuendamm wurde dann zur Gemeinde Schwanheide gelegt.[311]
- 1921
- Die Plattenfabrik wird in die „Boizenburger Plattenfabrik A.G“ umgewandelt.[312]
- 1922
- Bei der Amtsvertreterwahl erreichen die SPD und die KPD jeweils 4 von 15 Sitzen in der Stadtvertretung.[313]
- 1922
- In Klein Bengerstorf wird auf der ehemaligen Erbpachthufe 15 auf dem Köterbusch ein Kinderheim unter dem Namen „Jugendhof“ eingerichtet. Darin werden zunächst vor allem Kinder aus Hamburg untergebracht und betreut.[314]
Die ersten Dörfer, wie beispielsweise Bennin werden elektrifiziert. In anderen, wie Tessin, Groß und Klein Bengerstorf erfolgt das ein Jahr später im Jahre 1923.
- 1923
- Das neue Amtskrankenhaus Vor dem Mühlentor wird nach dem Umbau des 1922 erworbenen Floragartens übergeben. Das alte Krankenhaus in der Mühlenstraße wird Altersheim.
Die Turnhalle der Schule an der Quöbbe erhält einen Anbau mit 6 Klassenräumen.[315]
- 1924
- Das Ziegertsche Sägewerk in der Hamburger Straße fällt einem Großbrand zum Opfer. Gründung des Roten Frontkämpferbundes in Boizenburg.
In Boizenburg leben noch drei jüdische Familien: Bernhard Cohn, Baustraße 12, Hugo Katz, Reichenstraße 18 und Franz Wolf Kirchplatz 1 (jetziges Stadthaus).[316]
- 1925
- Einweihung des Ehrenmals für die Gefallenen des Weltkrieges auf dem Friedhofsberg. Das expressionistische Ehrenmal wurde vom Boizenburger Bildhauer Maximilian Preibisch geschaffen.[317]
- 1925
- Errichtung des Wasserturms auf dem Penningsbarg an den Eichen.[318] Der pavillonartig gestaltete Turm dient gleichzeitig als Aussichtspunkt auf die Elbniederung und auf das Stadtfeld bis zum Toten Winkel und darüber hinaus. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht die Siedlung auf dem Stadtfeld gebaut.
- 1925 bis 1927
- erfolgt die Aufsiedlung von Bürgerhof und Leisterförde.[319]
- 1926
- Als Verbindung vom Stadtzentrum zur Quöbbe und zur Schwartower Straße wird die Stiftstraße angelegt. Das erfordert den Abbruch eines Hauses in der Kleinen Wallstraße und den Neubau zweier Brücken über die beiden Wallgräben. [320]
- 1926
- Das Bistum Osnabrück stellt den Bauantrag zu Errichtung einer katholischen Kirche in der Bahnhofsvorstadt, deren Bau sofort nach der Genehmigung beginnt. Die Kirche wird 1929 geweiht.[321] Teilweise, wie bei Wieben 2001, wir das Jahr 1919 als Baubeginn angegeben.
- 1926
- Gründung des Spiel- und Sportvereins SSV Boizenburg und des Sportangelvereins. Bau der neuen Brücke über den Wallgraben in der Markttorstraße.[322]
- 1928
- Boizenburg erhält eine Versorgung mit Stadtgas aus dem Bergedorfer Gaswerk. 322
Auf der ehemaligen Amtsfreiheit am Fuße des Schlossbergs wird neben der Schießbahn der Schützenplatz als Veranstaltungsplatz gebaut. Der dabei anfallende Bodenabtrag wird zur Auffüllung des nahen Hafengeländes genutzt. Die Stadt erwirbt die Schlossbergvilla und verpachtet sie zur Nutzung als Kurhotel.[323] Dabei wird der Stadtpark, damals häufig auch als Kurpark bezeichnet, angelegt.
- 1930
- In Boizenburg gibt es folgende Betriebe:
Werft und Plattenfabrik mit jeweils mehreren Hundert Beschäftigten
Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten:
- Maschinenfabrik Wraase,
- Baubetrieb Kruse
- Baubetrieb und Sägewerk Wehmann,
- Sägewerk Dührkop,
- Mühle von Hinselmann/Krey
- Molkereigenossenschaft
Darüber hinaus bestehen 155 Handwerksbetriebe mit bis zu zehn Beschäftigten (darunter 12 Bäcker, 11 Schuhmacher, 10 Maler, 9 Maurer und Bauhandwerker, 8 Zigarrenmacher, 8 Gastwirte, 6 Schlachter, 6 Schmiede, 5 Klempner, 5 Tischler, 5 Gärtner, 5 Friseure und 3 Glaser).
Die Plattenfabrik nimmt auch die Produktion von Fußbodenfliesen auf.
Die Windmühle am Ende der Feldstraße/Weidestraße fällt einem Brand zum Opfer.[324]
- 1930
- In der Bahnhofsvorstadt ist in den End-Zwanziger-Jahren ein verstärkter Bauboom zu erkennen. Es kommt zur Anlage und Benennung mehrerer Straßen (Berliner Straße, Weidestraße, Lindenstraße, Kurze Straße).[325]
- 1930
- Konkurs des Gutsbesitzers von Lücken in Zahrensdorf. In der Folge wird das Gut aufgeteilt.[326] Es entstehen 20 Büdnereien und ein Resthof.
- 1931
- Der Boizenburger Hafen wird ausgebaut. Er erhält eine Kaimauer.[327]
- 1931
- Die Boizenburger wählen den kommunistischen Berliner Rechtsanwalt als Bürgermeister.[328] Er kann das Amt jedoch nicht antreten, weil das durch die Landesregierung mit Hilfe einer Notverordnung verhindert wird.[329]
- 1931
- Das Rittergut Beckendorf wird an eine Siedlungsgesellschaft verkauft und in der Folge in 20 Siedlerstellen aufgesiedelt.[330] In den nächsten Jahren werden nahezu alle Güter und domanialen Pachthöfe des Amtes aufgesiedelt: 1932 Schwartow und Dersenow, 1933 Sternsruh und Tüschow, 1935 Gresse, 1936 Badekow, 1937 Dammereez und 1938 Horst. Bereits in den 1920er Jahren wurde der Hof Kuhlenfeld teilweise aufgesiedelt.[331]
- 1932
- In Boizenburg bestehen zwei Filmtheater, die Boizenburger Lichtspiele (später Kammerlichtspiele) in der Reichenstraße und die Filmburg in der Bahnhofstraße.
Die Städtische Badeanstalt am Mühlenteich wird eröffnet.[332]
- 1932
- In den Landtags- und Kommunalwahlen in Mecklenburg-Schwerin wird die NSDAP stärkste Partei, landesweit und auch in Boizenburg. Im Ergebnis wird Dr. Joachim Scharlow, NSDAP Stadtvorsteher und Paul Czellnik, KPD 2. Vorsteher, Dr. Joachim Senst wird Bürgermeister.[333]
- 1933
- Nach einer erneuten Kommunalwahl konstituiert sich die Stadtvertretung ohne SPD und KPD. Von 15 Stadtvertretern erscheinen zur Eröffnungssitzung nur zwei nicht im Braunhemd.
Mit der Familie Cohn verlassen die letzten jüdischen Bewohner die Stadt in Richtung Südamerika.
Pastor Ohse, der sich gegen die von den Nazis geförderte Bewegung „Deutsche Christen“ wendet, wird seines Amtes enthoben.[334]
- 1934
- Die Freimaurerloge in der Kleinen Wallstraße wird geschlossen, nachdem wenige Monate zuvor ihr bereits jegliche Tätigkeit untersagt wurde.[335]
- 1934
- Das ehemalige Domanialdorf Granzin das ehemalige ritterschaftliche Dorf Granzin (Sternsruh) sowie das ehemalige Gut Sternsruh werden zu einer Gemeinde vereinigt.[336]
- 1935
- Das neue Bahnhofsgebäude in der Vorstadt wird eröffnet. Es wurde notwendig, weil das alte klassizistische Gebäude aus baustatischen Gründen abgebrochen werden musste. Die Werft baut die Wohnsiedlung Turnereichen. [337]
- ca. 1935
- Die Chaussee von Gresse nach Schwanheide wird gebaut.
- 1937
- In diesem Jahr erfolgt nachts heimlich noch ein Begräbnis auf dem jüdischen Friedhof in den Turnereichen. Es handelte sich um Frida Katz.
Das Wasserwerk am Mühlenteich wird in Betrieb genommen.[338]
- 1938
- Die Jüdische Landesgemeinde klagt gegen die Stadt Boizenburg wegen der Aufhebung der Erlaubnis zur Belegung des jüdischen Friedhofs.[339]
- 1938
- Das Bahnhofsgebäude der Boizenburger Stadt- und Hafenbahn in der Stadt wird eröffnet. Architekt war der Hamburger Bentrup. Das Relief gestaltete Maximilian Preibisch.[340]
- 1938
- In Boizenburg wird mit dem Bau einer Stadtrandsiedlung auf dem Stadtfeld nördlich der Stadt begonnen. Die ersten Häuser werden in der heutigen Langen Straße sowie in der heutigen Bebelstraße gebaut.[341] Die kleinen Siedlungshäuser sind als Einfamilienhäuser für weniger Betuchte konzipiert. Sie haben einen recht großen Garten und etwas Stallplatz für die Kleinviehhaltung.
- 1939
- Beginn des Zweiten Weltkrieges. Auch in Boizenburg und Umgebung werden nahezu alle 18 bis über 40-jährigen eingezogen. Noch im gleichen Jahr sind die ersten Gefallenen zu beklagen. Der 43-jährige Boizenburger Glaser Kurt Klein verweigert aus Glaubensgründen den Kriegsdienst. Er wird zum Tode verurteilt und hingerichtet.[342]
- 1940
- Im Frühjahr werden wieder große Teile der Stadt Boizenburg und der Dörfer Bahlen, Gothmann, Gülze und Bandekow durch ein Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Im Stadtgebiet steht das Wasser bei einem Pegelstand von 6,51m in den Straßen und niedrig gelegenen Häusern.[343]
- 1940
- Die Chausseestraße wird in Fritz-Reuter-Straße umbenannt.[344]
- 1944
- Auf dem Elbberg wird ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme eingerichtet. Dort werden 400 jüdische Frauen untergebracht, die in der Elbewerft als Zwangsarbeiterinnen eingesetzt werden.
Der Hamburger Helmuth Both gründet eine Maschinen- und Gerätebaufabrik in Boizenburg.[345]
- 1945, 13.-15.April
- Auf Boizenburg und Umgebung erfolgen Luftangriffe, bei denen 24 Menschen getötet werden.
Am 28. April werden die KZ-Häftlinge in Richtung Ludwigslust evakuiert, wo sie bei Groß Laasch von amerikanischen Truppen befreit werden.[346]
- 1945
- 1. Mai: Truppen der 82. US-Luftlandedivision befreien Boizenburg von der Naziherrschaft und ziehen durch Zahrensdorf, Klein Bengerstorf, Karrentin und Schildfeld weiter nach Wittenburg und Schwerin.
3. Mai: Die Amerikaner setzen Paul Hinzmann als Bürgermeister in Boizenburg ein.
1. Juni: Britische Besatzungstruppen lösen die amerikanischen ab.
1. Juli: Entsprechend dem Jalta-Abkommen über die Besatzungszonen rücken sowjetische Truppen in Boizenburg ein. Dazu wird eine 24-stündige Ausgangssperre ab 30.Juni 18 Uhr verhängt. Stadtkommandant wird Hauptmann Schamenow.[347]
Die Aufteilung Nachkriegsdeutschlands in Besatzungszonen macht Boizenburg zur Grenzstadt an der Zonengrenze (britische/sowjetische Zone) mit den daraus entstehenden Folgen für den nachbarschaftlichen Verkehr mit den Gebieten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Der freie Verkehr über die Grenze wird sofort untersagt. Selbst Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft der Westmächte müssen die Grenze illegal überqueren und geraten deshalb teilweise in eine erneute Haft. Auch die Geschäftsbeziehungen zu den benachbarten Orten werden unterbrochen.
- 1945, 9. Juli
- Der Kommunist Ingenieur Richard Markmann wird als Bürgermeister eingesetzt.[348]
- 1945, 13. August
- Bürgermeister Markmann ordnet die Umbenennung der Straßen auf der Siedlung an, die nach Größen des Nationalsozialismus und nach „Helden“ des Ersten Weltkrieges benannt waren.[349]
- 1945
- Wie in allen Orten des Amtes und darüber hinaus leben in Boizenburg nach Kriegsende viele Flüchtlinge, die aus unterschiedlichsten Regionen kommen. Ihre Unterbringung bereitet einige Probleme. Es muss sogar auf die Baracken des ehemaligen KZ-Außenlagers auf dem Elbberg zurück gegriffen werden. Als im Dezember ein zusätzlicher Zug mit aus dem Sudetenland ausgesiedelten Deutschen eintrifft, ordnet Bürgermeister Markmann an, dass diese in Wohnungen aktiver Unterstützer des NS-Regimes untergebracht werden sollen.[350] Unbestätigte Berichte sprechen von zeitweilig über 20000 Einwohnern in Boizenburg.
- 1945, 1. Oktober
- Die Schule nimmt unter Rektor Pegler den Schulbetrieb wieder auf.
Paul Schomaker wird als Werftdirektor eingesetzt.
7. November: Die Fliesenproduktion in der Plattenfabrik beginnt unter sowjetischer Leitung durch Oberst Rakow.[351]
- 1945
- Auf Anordnung der Sowjetischen Militäradministration (SMA) wird die Bodenreform durchgeführt. Davon sind nach einer Liste aus dem Kreisarchiv Hagenow betroffen:
- Gresse Waldgut Besitzer: Buchlinde 589 ha
- Heidekrug „Bruns268 ha
- Leisterförde„Rehwinkel111 ha
- Metlitzhof„ Kock125 ha
- Schwanheide „Alm123 ha
- Sprengelshof „Bädgen102 ha
- Teschenbrügge „Winkelmann116 ha
- Tüschow „Mangels311 ha (dav. 229 ha Wald)
- Wiebendorf „Puls540 ha
- Zahrensdorf „Immelmann124 ha[352]
Die Liste betrifft in dieser Aufzählung außer Wiebendorf, Sprengelshof und Teschenbrügge nur Resthöfe. Es fehlen Amholz und Timkenberg in der Teldau sowie Wendisch Lieps, aber auch darüber hinaus enteignete und aufgeteilte Höfe von aktiven Nationalsozialisten in Niendorf.
- ca. 1946
- Die Königstraße wird in Karl-Marx-Straße umbenannt. Etwa zu dieser Zeit erfolgt auch die Umbenennung der Duensingstraße in Karl-Liebknecht-Straße.[353]
- 1946
- Die neu gegründete Konsumgenossenschaft eröffnet in Boizenburg vier Verkaufsstellen.[354]
- 1946
- In Gülze wird in der ehemaligen Schule ein Kinderheim eingerichtet, um die vielen Kinder unterzubringen, die elternlos oder sonstwie entwurzelt sind.
- 1946
- Der erste Stapellauf auf der Elbewerft am 16. März bringt einen Fischkutter für die Sowjetunion zu Wasser.354
- 1946
- In Wiebendorf wird auf dem Wirtschaftshof des ehemaligen Gutes der Maschinenhof der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) gegründet. Dieser hatte die Aufgabe, die Neubauern aus der Bodenreform mit landwirtschaftlicher Technik zu unterstützen.[355]
Etwa gleichzeitig werden aus den ehemaligen Raiffaisen-Genossenschaften die Landwirtschaftlichen Dorfgenossenschaften der VdgB, die ebenfalls erweiterte Aufgaben hinsichtlich der Unterstützung der Bauern haben, insbesondere durch Bereitstellung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, sowie auch anderen landwirtschaftlichen Hilfsmitteln, aber auch hinsichtlich der Kassengeschäfte und Finanzierungen. Diese werden später in Bäuerliche Handelsgenossenschaften (BHG) der VdgB umbenannt und unterliegen einem immer stärkeren Konzentrationsprozess, so dass im heutigen Amtsbereich 1989 nur noch die BHG in Boizenburg und Brahlstorf, diese vereinigt mit Neuhaus und Kaarßen, bestehen.
Für den Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse werden die Volkseigenen Erfassungs- und Aufkaufbetriebe (VEAB) gegründet, die an den Bahnhöfen Brahlstorf, Kuhlenfeld und Schwanheide sowie am Boizenburger Hafen Betriebsteile haben. Wie der Namensbestandteil „Erfassung“ bereits zum Ausdruck bringt, hatten diese Einrichtungen auch repressive Aufgaben zur Eintreibung der Pflichtablieferung der Bauern.
- 1947, 1. Januar
- Die Elbewerft geht in das Landeseigentum über. 1948 wird sie Volkseigener Betrieb. 1. September: In Boizenburg wird eine Oberschule eingerichtet. Damit beginnt erstmalig in der Stadt eine Ausbildung bis zum Abitur.[356]
- 1949
- Im Textilwarengeschäft von Johannes Haupt jun. in der Königstraße wird ein Kaufhaus der HO, der volkseigenen Handelsorganisation, eröffnet.[357]
- 1949
- Der Maschinenhof der VdgB in Wiebendorf wird in eine volkseigene Maschinen-Ausleih-Station (MAS) umgewandelt und erhält erste neue Technik. Diese umfasst als Arbeitsbereich den gesamten südwestlichen Teil des Kreises Hagenow [358]
- 1949, August
- In der Erntezeit kommt es in Klein Bengerstorf zu einer Brandkatastrophe, bei der zunächst das Gehöft des Bauern Fritz Rehse mit Wohnhaus, Scheune, Speicher und Schweinestall, dann auch das Wohnhaus und der Wagenschauer des Bauern Hermann Behncke dem Brand zum Opfer fallen.[359]
- ca. 1949
- Der Boizenburger Markt wird in Stalinplatz umbenannt. Weitere Umbennungen erfolgen
- ca. 1951
- Bahnhofstraße in Wilhelm-Pieck-Straße
Reichenstraße in Clara-Zetkin-Straße
- 1955/56
- Baustraße in Straße der Solidarität.
- ca. 1960
- Stalinplatz in Platz des Friedens[360]
- 1950
- Die Fernstraße F5 wird „Interzonenstraße“ für den Transit nach Westberlin. Durch den Durchgangsverkehr erhält Boizenburg eine ständig hohe Verkehrsbelastung, die auch durch Unfälle zur Zerstörung von Häusern an der Straßenkreuzung Reichenstraße-Klingbergstraße führt.
- 1950
- In Mecklenburg wird eine Gemeindereform durchgeführt, bei der viele Gemeinden zusammengelegt werden: Neu Gülze und Zahrensdorf, Gülze und Bandekow, Groß und Klein Bengerstorf, Wiebendorf, Bretzin und Beckendorf, Bennin, Schildfeld und Tüschow, Gresse und Badekow sowie Horst, Bickhusen und Rensdorf.
- 1951
- Auch in Schwanheide und Rodenwalde werden Maschinen-Ausleih-Stationen gegründet. Dadurch wird der Wiebendorfer Arbeitsbereich überschaubarer.[361]
- 1952
- Die Maschinen-Ausleih-Stationen werden nach sowjetischem Vorbild in Maschinen- und Traktoren-Stationen (MTS) umbenannt.[362]
- 1952, Juni
- An der gesamten Westgrenze der DDR wird die „Aktion Ungeziefer“ durchgeführt, nachdem bereits zuvor Maßnahmen eines gestaffelten Sicherheitssystems mit einer Einteilung in Grenzstreifen (10m), der offen gehalten und geharkt wurde, Schutzstreifen (500m) und Sperrgebiet (5 km) getroffen worden waren. Bei der „Aktion Ungeziefer“ werden aus den Dörfern des Amtes Boizenburg viele Familien ausgesiedelt. Das betrifft nahezu alle Gastwirte im 500m-Schutzstreifen, häufig aber gerade gut wirtschaftende Bauern, aber auch Bürger, die für das DDR-System als unzuverlässig galten, wie ehemalige NSDAP-Mitglieder oder kritische Bürger. In vielen Fällen war für die Mitbürger der Betroffenen überhaupt kein Grund zu erkennen. In vielen Fällen werden die Vorbereitung der geplanten Kollektivierung der Landwirtschaft, wie auch Neid und Missgunst eine Rolle gespielt haben. Besonders betroffen waren Dörfer wie Bickhusen, Nostorf und Zweedorf. Die Zwangsausgesiedelten werden in die Kreise Güstrow, Malchin u.a. weiter entfernt von der Westgrenze gebracht.[363]
- 1952
- Das Kulturhaus „Kurt Bürger“ der Fliesenwerke erbaut.
Auf dem Schützenplatz entsteht die Betriebsberufsschule mit der Lehrwerkstatt der Elbewerft. Damit wird der schön gelegene Veranstaltungsplatz seiner Funktion beraubt. In der Elbewerft wird mit dem Sektionsschiffbau begonnen.[364]
- 1952
- Die Plattenfabrik wird volkseigener Betrieb.[365]
- 1952
- Zwischen Gallin und Granzin wird eine Straße gebaut.[366]
- 1952
- In der Landwirtschaft wird begonnen, so genannte „devastierte“ (wörtlich: verwüstete) Betriebe zu enteignen. Das waren in der Regel Betriebe, die ihr Soll in der Pflichtablieferung von landwirtschaftlichen Produkten nicht erfüllen können. Betroffen sind im Allgemeinen Bauern mit über 20 ha Fläche, die unabhängig von der Bodenqualität als kapitalistisch wirtschaftende Großbauern eingestuft werden und mit relativ höheren Ablieferungssoll beauflagt werden als kleinere Bauern, aber auch Neubauern, denen die landwirtschaftliche Erfahrung fehlt. Aus den enteigneten Betrieben werden Örtliche Landwirtschaftsbetriebe (ÖLB) gegründet, die später Keimzellen vieler Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) werden. In Groß Bengerstorf werden beispielsweise acht landwirtschaftliche Betriebe, in Klein Bengerstorf vier und in Besitz sechs Betriebe in den ÖLB überführt und bilden dann den Grundstock für die 1953 gegründeten LPG „Gerechtigkeit“ Bengerstorf und „Kurt Bürger“ Besitz.[367]
In diesem Jahr werden allgemein die ersten LPG gegründet. In Schwartow wird 1953 die LPG „Bundschuh“, in Metlitzhof 1955 die LPG „Paul Czellnik“ gegründet.[368]
- 1953
- Das Kinderheim Jugendhof in Klein Bengerstorf fällt der Brandstiftung durch eine Insassin zum Opfer.[369]
- 1954
- Die Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft (AWG) in Boizenburg wird gegründet.[370]
- 1954
- Ein Sommerhochwasser im Juni gefährdet die landwirtschaftlichen Kulturen in den Sommerpoldern. Diese müssen mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehren auch aus den benachbarten Dörfern teils vorzeitig geerntet werden.
- 1956
- Der Bahnhof Kuhlenfeld wird zu einer Grenzübergangsstelle für den Güterverkehr ausgebaut.
- 1956
- In diesem Jahr gibt es einen strengen Winter. Am 25. Februar werden in der Boizenburger Wetterstation -23,50 gemessen. Im März sind auf der Elbe fünf Eisbrecher im Einsatz.[371]
- 1957
- Das Gebäude des Amtsgerichts wird zu einem Schulgebäude umgebaut.[372] Die Einweihung für den Schulbetrieb erfolgte 1958.[373]
- 1958
- Im Frühjahr wird bekannt, dass die BRD in Geesthacht den Bau einer Staustufe in der Elbe plant. Dieser Plan wird in den Medien der DDR als Attentat auf 17000 ha Bauernland in der Elbniederung bezeichnet.[374] Die Staustufe sollte ein Teil eines schon älteren Konzeptes für die Kanalisierung der Elbe mittels Staustufen zwischen Geesthacht und Melnik sein. Sie soll Auswirkungen auf die Elbniederung bis etwa nach Wehningen haben. Das erfordert in vielen Fällen, so bei Boizenburg, den Neubau von Deichen, in anderen Fällen die Erhöhung und Verstärkung der Deiche, sowie in den entstehenden Poldern den Bau von Schöpfwerken zur Gewährleistung der Vorflut. Die Arbeiten zum Hochwasserschutz „Untere Elbe“ werden 1963 im Wesentlichen abgeschlossen.
- 1958
- Ein Sommerhochwasser im Juni gefährdet den Elbdeich an der Grenze Teldau-Neu Bleckede, weil ein Deichsiel beim Schöpfwerk Bleckeder Holz nicht schließt. Durch Einsatz aller verfügbaren Kräfte kann die Katastrophe verhindert werden.
- 1958
- Die Firma Both wird Betrieb mit Staatlicher Beteiligung. In der Berliner Straße wird der Verkehrshof des VEB Kraftverkehr Hagenow eingeweiht.[375]
- 1958
- Bennin, das ältesterwähnte Dorf des Landes Boizenburg, feiert sein 800-jähriges Bestehen.
- 1959
- Die LPG Schwartow und Metlitzhof schließen sich zur LPG „Boizetal“ Metlitzhof zusammen.[376]
- 1960
- In einer konzertierten Aktion der SED in Verbindung mit den Blockparteien, den Massenorganisationen und den staatlichen Organen wird durch massive Agitation bis hin zum Einsatz von Druckmitteln der Eintritt aller Bauern in die LPG erzwungen. Im März ist der Kreis Hagenow „vollgenossenschaftlich“. Es existieren 317 LPG auf 90258 ha.[377] Bis etwa 1965, teilweise auch noch später, erfolgt ein Zusammenschluss vieler kleiner LPG zu größeren Betrieben. Das betrifft insbesondere die kleinen LPG des Typs I, die nur eine gemeinsame Feldwirtschaft aber eine individuelle Viehwirtschaft betreiben.
- 1960
- Im Rahmen des landwirtschaftlichen Strukturwandels wird die Molkereigenossenschaft Klein Bengerstorf nach 50jährigem Bestehen der Boizenburger Molkerei angeschlossen. Die Galliner Molkerei bleibt als Annahmestelle bestehen.
- 1960
- Für die Badeanstalt an der Boize bei Schwartow erfolgt der Baubeginn. Die Einweihung erfolgt erst 1964.[378]
- 1961
- 13. August: Der Mauerbau in Berlin ist der Startschuss für die Errichtung von Grenzzäunen durch die DDR-Organe an der innerdeutschen Grenze, so auch im Bereich des Amtes und der Stadt Boizenburg. Die Grenze wird nun auf Jahre völlig undurchlässig.
- 1961
- Die Grenzsicherungsmaßnahmen haben auch die Folge, dass die Gläubigen aus Schwanheide nicht mehr die Gottesdienste in der Kirche in Zweedorf besuchen können. Deshalb wird gleich nach 1961 in Schwanheide eine Kapelle aus Holz im schwedischen Stil errichtet. Die Kirche in Zweedorf wird aus Gründen der „Grenzsicherheit“ 1978 abgerissen. Der wertvolle Schnitzaltar wird nach Sülstorf bei Schwerin umgestzt. In diesen Jahren werden weitere weitere Kapellen wegen des schlechten Bauzustands abgerissen, so in Gülze und in Niendorf. In Niendorf entsteht 1975 ein Ersatzbau in einfacher unangepasster Bauweise. Die Ausstattung der Gülzer kapelle wird nach Bandekow umgesetzt.[379]
- 1961, 3. Oktober
- In der Aktion „Kornblume“ erfolgen erneut Zwangsaussiedlungen aus den Orten entlang des Sperrgebietes an der Westgrenze der DDR. Von diesen Zwangsaussiedlungen sind wiederum viele Familien aus Boizenburg und den umliegenden Dörfern betroffen.[380]
- 1962-65
- Bau der Kreisstraßen von Horst nach Bickhusen, Rensdorf, Nostorf, Zweedorf, Schwanheide, sowie von Leisterförde nach Lüttenmark bis Hatzberg.
- 1963
- Bau der Kreisstraße von Kuhlenfeld nach Besitz und Blücher.[381]
- 1963
- Boizenburg wird an die Ferngasleitung Rostock-Schwerin-Magdeburg angeschlossen.[382] Die Stadt war bereits seit 1928 mit Ferngas aus Bergedorf versorgt worden. Nach der Bildung der Besatzungszonen wurde die Ferngasversorgung jedoch unterbrochen.
- 1963
- Die Kommunale Wohnungsverwaltung übernimmt die Verwaltung des städtischen Wohnungsbestandes in Boizenburg.[383]
Zwei Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) werden gegründet, die PGH „Installation und Heizungsbau“ sowie die PGH „Ofenbau“.382
- 1965
- In Boizenburg stellt die Chemische Fabrik (vormals Hirsch und Richter) die Produktion ein. Die Mühle wird modernisiert.[384]
- 1965
- Bau der Kreisstraße von der Fernstraße F 5 nach Tessin.
- 1966
- Der Erweiterungsbau des Krankenhauses in der Bahnhofsvorstadt wird eingeweiht.[385] In dem Bau, der ursprünglich eine andere Funktion für die Fliesenwerke bekommen sollte, wir die Internistische Station untergebracht.
- 1966
- Auf dem Vier wird die Polderleitstelle übergeben.[386] Diese moderne Einrichtung dient sowohl der technischen Überwachung als auch teilweise der Steuerung des Betriebs der Schöpfwerke, die seit 1958 gebaut bzw. modernisiert wurden. Außerdem wird dort die Flussbereichsleitung Sude, der Wasserwirtschaftsdirektion Untere Elbe-Sude-Elde untergebracht.
- 1967
- Die Boizenburger „Stadt- und Hafenbahn“ stellt den Betrieb ein. Der innerstädtische Personennahverkehr wird vom VEB Kraftverkehr Hagenow übernommen. In diesem Zuge entsteht ein Busbahhof in der Bahnhofsvorstadt.[387]
- 1968
- Auf die Landwirtschaft des heutigen Amtes Boizenburg kommt eine neue staatlich initiierte Erscheinung zu, die Entwicklung von Koopoerationsbeziehungen zwischen den LPG. Diese vertiefen sich in den kommenden Jahren immer mehr über die Zusammenarbeit in der Ernte mit gemeinsamen Erntekomplexen, bestehend aus Mähdreschern, Strohräum- und Transportttechnik bis hin zu gemeinsamer Silomaisernte und Feldbestellung.[388]
- 1969
- Die Fliesenwerke Boizenburg übernehmen als Betriebsteile nacheinander das Dachziegelwerk Karstädt, Kreis Perleberg, das Mosaikplattenwerk Zahna, Kreis Jüterbog und das Bodenfliesenwerk Friedland, Kreis Neubrandenburg.[389]
- 1969
- An der Theodor-Körner-Straße entsteht ein Neubaugebiet auf ehemaligem Gartenland.[390]
- 1969
- Bau der Kreisstraße von Besitz nach Preten.[391] Etwa um diese Zeit erfolgt auch der Bau der Kreisstraße von Brahlstorf nach Düssin und Melkof.
- 1970
- Die Werft in Roßlau an der Elbe wird mit der Boizenburger Elbewerft unter dem Namen VEB Elbewerften Boizenburg/Roßlau vereinigt. Die Elbewerft eröffnet einen Betriebsteil in Zarrentin, der der Produktion von „Konsumgütern“ dient. [392]
- 1972
- Das 5km-Sperrgebiet wird aus ökonomischen Gründen verkleinert, weil dadurchdie Versorgungsbedingungen des Umlandes vereinfacht werden und auch besondere Zahlungen für im Sperrgebiet wohnende Beschäftigte in Höhe von 15% des Bruttogehalts u.a. Vergünstigungen entfallen können. Dadurch werden außer Boizenburg auch Neu Gülze, Gülze, Bandekow, Bahlen, große Teile der Teldau, Timkenberg, Niendorf, Schwartow, Gresse, Badekow, Lüttenmark, Greven, Gallin und Granzin aus dem Sperrgebiet ausgegliedert. Der Kontrollpunkt an der F5 wird von Neu Gülze auf den Elbberg verlagert.
- 1972
- Die Kommunale Wohnungsverwaltung Boizenburg wird in einen VEB Gebäudewirtschaft umgewandelt.
Die Firma Both wird verstaatlicht und firmiert nun unter dem Namen VEB Metallbau Boizenburg.
Aus der Firma Rausch wird durch Verstaatlichung der VEB Papierverarbeitung Boizenburg.
Der VEB Ofenbau Hagenow eröffnet einen Betriebsteil in Boizenburg.
Eine PGH Elektroinstallation entsteht in Boizenburg.
Aus der Teilen der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft der VdgB wird durch Ausgliederung das Agrochemische Zentrum (ACZ) Boizenburg als Zwischengenossenschaftliche Einrichtung der LPG der Umgebung gebildet.[393]
- 1973
- Die Fliesenwerke Boizenburg werden Stammbetrieb des Kombinats Baukeramik mit Betrieben in Karstädt, Zahna, Velten, Meißen und Friedland.[394]
- 1973
- Die Dörfer Gothmann, Bahlen und Vier-Streitheide werden als Ortsteile nach Boizenburg eingemeindet.393
- 1974
- Im Dezember führt die Elbe Hochwasser. Bei einem Pegelstand von 5,82 m werden in der Altstadt Räumungen erforderlich.[395]
- 1975
- Aus dem Schmiede- und Schlossereibetrieb Lüthke entsteht die PGH Stahlbau.[396]
- 1975
- Bildung der Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP) aus den Kooperationsgemeinschaften der LPG heraus.[397]
- ca. 1975
- Durch Zusammenschluss der Gemeinden Teldau. Timkenberg, Gülze-Bandekow und Stiepelse entsteht die flächenmäßig große Gemeinde Teldau, die dem Bereich der zuvor zusammen geschlossenen LPG entspricht.
- 1976
- Im Boizenburger Hafen wird der Umschlagbetrieb eingestellt. Das Hafengelände übernimmt die Elbewerft.[398]
- 1978
- Für das Wohngebiet „Schwartower Steig“ beginnen die Bauvorbereitungen. Am Bretternhof entstehen 27 Eigenheime.[399]
- 1978
- In den letzten Dezembertagen kommt es zu einer Katatstrophensituation durch extremen Schneefall mit Verwehungen. In Boizenburg ist die Folge ein Stromausfall in der Silvesternacht.[400]
- 1979
- Durch Umstrukturierung entsteht das Kombinat Fliesen- und Sanitärkeramik mit dem Stammbetrieb in Boizenburg. Diesem werden weitere Betriebe in Dresden, Haldensleben und Wallhausen, später auch das Steinzeugwerk Zwickau zugeordnet.[401]
- 1980
- Boizenburg feiert sein 725-jähriges Bestehen.[402] Parallel dazu feiern in diesen Jahren einige Dörfer, wie Tessin-Kuhlenfeld, ihr 750-jähriges Bestehen auf Grund der Ersterwähnung im Ratzeburger Zehntlehenregister 1228/30.
- 1980
- Vorgeblich aus Anlass des 85. Geburtstages von Otto Grotewohl wird die Hamburger Straße in Otto-Grotewohl-Straße umbenannt. Die gleichzeitige Einbeziehung des Lauenburger Postweges in die Bergstraße macht aber deutlich, dass der eigentliche Grund der Umbenennung das Abgrenzungsbestreben der DDR-Führung war.[403]
- 1980
- Gründung der LPG Pflanzenproduktion aus den Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion.[404]
- 1981
- Die Elbe führt wieder ein extremes Frühjahrshochwasser. Der Wasser erreicht einen Pegelstand von 6,13 m.[405]
- 1981
- Im Zuge des landwirtschaftlichen Wegebaus erhalten Beckendorf und Bretzin eine feste Straße nach Wiebendorf. Ein Jahr später (1982) wird ebenfalls als landwirtschaftlicher Weg die Verbindung von der Landesstraße beim Klein Bengerstorfer Ausbau Strittkamm nach Tessin gebaut.[406]
- 1982
- Die Autobahn Wittstock-Zarrentin-Hamburg wird freigegeben. Dadurch entfällt der seit Jahrzehnten hohe Durchgangsverkehr durch Boizenburg und die Dörfer an der F5.[407]
In diesem Jahr beginnen die Arbeiten am Sudeumfluter von Gothmann bis in die Hafenmündung.
- 1984
- Auf der Elbewerft werden nun Binnenfahrgastschiffe für die Wolga und denDnjepr gebaut.
Der Umfluter der Sude mit neuen höheren Deichen und einem Abschlusswehr wird fertig gestellt.
Für die Grenzziehung auf der Elbe werden Gespräche zwischen der BRD und der DDR geführt.[408]
- 1985
- In der Boizenburger evangelischen Stadtkirche wird ein neues Gemeindezentrum in moderner Stahl-Glas-Konstruktion geweiht.[409]
- 1988
- Das Hochwasser der Elbe erreicht am 5. April in Boizenburg einen Pegelstand von 6,22 m. Die ständige Kontrolle der Deiche wird auch mit Hubschraubereinsatz durchgeführt. Auch das Sommerhochwasser 1987 hatte bereits einen Stand von 5,88 m erreicht.[410]
- 1989
- In Boizenburg tagt am 23. Oktober der erste Runde Tisch. Teilnehmer: Andreas Köckert und Dr. Michael Paasch (Neues Forum), Hans-Jürgen Weishaupt und Jürgen Hoclas (SED), Hermann Konow und Hans Seibt (CDU), Dieter Manthei und Dr. Uwe Wieben (NDPD), Hans Wilm und Knuth Wolfgramm (LDPD),Rolf Fischer (DBD) und Rudolf Matz (Freidenkerverband).[411]
- 1989
- Am 2. November findet eine Bürgerversammlung in der Sporthalle statt. In der emotionsgeladenen Diskussion sieht sich Bürgermeister Otto Jahnke heftigen Angriffen ausgesetzt.[412]
- 1989, 9. November
- Nach der Pressekonferenz des SED-Politbüros mit Günter Schabowski wird auch der Grenzübergang Horst-Lauenburg geöffnet. Unzählige Bürger der Stadt sowie der näheren und ferneren Umgebung nutzen die Gelegenheit zu einem ersten Besuch in Lauenburg, Lüneburg und Hamburg.[413]
- 1989
- Noch im gleichen Monat finden in der Kirche zwei Veranstaltungen des Neuen Forums statt. Am 30. November tritt der Bürgermeister Otto Jahnke zurück.[414]
- 1989, 12. Dezember
- In Boizenburg wird wieder ein Ortsverein der SPD gegründet. Damit wird eine alte Boizenburger Tradition, beginnend im 19. Jahrhundert (das genaue Gründungsdatum ist noch nicht aufgefunden worden) wieder belebt, die durch die Zwangsvereinigung mit der KPD seit 1946 unterbrochen war.[415]
- 1989, 23. Dezember
- „Tausende Bürger aus Lauenburg und Umgebung reisen in Boizenburg ein und feiern in der Kirche, dem Rathaus, dem Museum, in allen Gaststätten usw. die neue Freiheit“.[416]
- 1989, Dezember
- In einem spontanen Akt der Basisdemokratie werden die Otto-Grotewohl-Straße und ein Teil der Bergstraße wieder zu den historischen Namen rückbenannt in die Hamburger Straße und den Lauenburger Postweg.[417]
- 1990, 18. Januar
- In die Stadtverordnetenversammlung werden Heinz Gohsmann und Alfred Margenberg (SPD) sowie Michael Paasch, Andreas Köckert und Elmar Wiener (Neues Forum) zusätzlich aufgenommen. Stadtverordnetenvorsteher wird nun Hans Seibt (CDU) und Bürgermeister wird Dr. Uwe Wieben (NDPD).
Am 24. Februar stellt der „Runde Tisch“ seine Arbeit ein.
Am 3. März protestieren Frauen auf dem Markt gegen den drohenden Arbeitsplatzverlust.
Am 15. April bilden die Städte Lauenburg und Boizenburg gemeinsame Stadtwerke.
Am Karfreitag wird der Grenzübergang Zweedorf- Dalldorf auf der Stecknitzbrücke eröffnet.
Am 29. April schließen die Städte Boizenburg und Lauenburg im Kulturhaus „Kurt Bürger“ einen Vertrag über die Städtepartnerschaft.
Am 6. Mai finden die ersten freien Kommunalwahlen nach fast sechs Jahrzehnten statt. Dabei ergibt sich in der Stadtverordnetenversammlung die folgende Sitzverteilung: SPD 8 Sitze, CDU 6 Sitze, PDS 5 Sitze, FDP 2 Sitze, Neues Forum 2 Sitze, DBD 1 Sitz, DSU 1 Sitz. Stadtverordnetenvorsteher wird Klaus-Dieter Möller (SPD), Bürgermeister Dr. Uwe Wieben (FDP).[418]
- 1990
- Zwischen Wittenberge und Hamburg wird eine Eilzugverbindung hergestellt.
Der Werftenverbund Boizenburg mit Roßlau wird aufgelöst.
Am 1.Juli wird in den neuen Bundesländern die Deutsche Mark eingeführt. Der Umtausch erfolgt zu bevorzugten Sätzen.
Das Boizenburger Krankenhaus wird in die Trägerschaft der Johanniter gegeben.
Die Elbewerft befindet sich trotz voller Auftragsbücher in einer schwierigen ökonomischen Situation. Es kommt zu einem Warnstreik. Der Betriebsteil Zarrentin wird aufgegeben.
Der Hafen kann wieder für den Getreideumschlag genutzt werden.
Aus dem VEB Gebäudewirtschaft enteht die Elbe-Wohnungs- und Verwaltungs-GmbH.[419]
- 1990, 14. Oktober
- In Mecklenburg-Vorpommern, das als Land am 30. September wieder gebildet worden ist, finden seit fast sechs Jahrzehnten die ersten freien Landtagswahlen statt.[420]
- 1991, Februar
- Die Hamburger Gaswerke liefern nach 46-jähriger Unterbrechung wieder Gas nach Boizenburg.
Februar: Auf der Elbewerft kommt es zu einer Protest-Demonstration gegen die drohende Betriebsschließung.
Juni: Auf dem ehemaligen Grenzstreifen südlich der B 5 wird ein Radweg nach Lauenburg eröffnet.
Aus der Erweiterten Oberschule wird nun das Elbe-Gymnasium.
Juli: Die Fliesenwerke werden privatisiert. Eigentümer werden Apel-Dube und Brehmer.
Das Biosphärenreservat Elbetal wird zunächst unter der Bezeichnung Nationalpark gegründet.[421]
- 1991
- In den Dörfern werden die LPG aufgelöst und teilweise in Agrargenossenschaften m.b.H. umgebildet, wie in Nostorf, Greven, Bengerstorf, Neu Gülze, Brahlstorf und Dersenow. Es bilden sich auch private Betriebe als Wiedereinrichter, wie Hof Weitenfeld. In einigen Dörfern, wie in Wiebendorf und Tessin sind Niederländer als Neueinrichter ansässig geworden. In Beckendorf und Heidekrug sind Betriebe der Pferdezucht und -haltung und Reiterhöfe, in Gresse ein Gemüsebaubetrieb entstanden.
- 1991, Dezember
- In der Ellerholzwiese unmittelbar am Rande der Altstadt eröffnet ein neu gebauter Einkaufsmarkt.[422]
- 1992
- Die Elbewerft ist akut in ihrem Bestand gefährdet. Beim 568. Stapellauf wird ein Büro- und Kommunikationscenter ohne eigenen Antrieb zu Wasser gelassen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten wird der Weiterbau eingestellt. Es kommt zu Protestkundgebungen mit Blockade der B 5.
In der Stadt werden mehrere Straßen umbenannt:
Rückbenennungen: Platz des Friedens in Markt
Karl-Marx-Straße in Königstraße
Straße der Solidarität in Baustraße
Clara-Zetkin-Straße in Reichenstraße
Wilhelm-Pieck-Straße in Bahnhofstraße
Carl-Templiner-Straße in Straße der Einheit
Umbenennungen: Ernst-Thälmann-Straße in Hans-Jürgen-Peter-Lemm-Straße
Straße der Aktivisten in Friedrich-Jakob-Klepper-Straße
Karl-Liebknecht-Straße in Rudolf-Tarnow-Straße
Im neuen Gewerbegebiet am Gammgraben werden die ersten Gewerbebetriebe eröffnet (Autohaus Sturm, Gummi Bear Factory, Drinkuth Fensterbau).
In der Dr.-Alexander-Straße entsteht ein neues Einkaufszentrum.
Boizenburg und Lauenburg entscheiden sich für ein neues gemeinsames Krankenhaus am Galgenberg. Die Entscheidung wird dann aber nicht umgesetzt.[423]
- 1993
- Auf der Elbewerft wird ein Longliner-Fischereifahrzeug gebaut.
Der Bau der Umgehungsstraße für die B5 beginnt.
Auf der Horst wird die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber des Landes Mecklenburg-Vorpommern eröffnet.
Das Boizenburger Schützenhaus fällt einem Brand mit einem Schaden von 500000 DM zum Opfer.
Mai: Die Elbewerft feiert ihr 200-jähriges Bestehen.
Juni: Die Werft wird privatisiert. Neuer Eigner ist die Firmengruppe Petram Stahlwasserbau Werft KG und Petram Schiffsreparaturen und Anlagenbau.
Die Sanierung der Altstadt beginnt mit der Straßenerneuerung auf dem Bolllenberg.
Die Maschinenfabrik BAGELA im Gewerbegebiet nimmt die Produktion auf.
Die wiedergegründete Freimaurerloge „Vesta zu den drei Türmen“ erhält ihr Logengebäude in der Kleinen Wallstraße 7 rückübertragen.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) baut eine neue Seniorenanlage.[424]
- 1993
- Der Schaalelauf wird unter Naturschutz gestellt.[425]
- 1993, 30. Juni
- Das Amt Neuhaus wird nach Niedersachsen rückgegliedert. Dabei wird das urmecklenburgische Dorf Niendorf als Ortsteil der seinerzeitigen Gemeinde Sumte mit nach Niedersachsen gelegt. Die Rückgliederung hat auch Veränderungen in der Gemeinde Teldau zur Folge, weil die ursprünglich lüneburgischen Dörfer Neu Bleckede, Neu Wendischthun und Stiepelse aus der Gemeinde ausscheiden und der Stadt Bleckede bzw. dem Amt Neuhaus (Stiepelse) zugelegt werden.
- 1994
- In diesem Jahr werden auf der Grundlage der neuen Kommunalverfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern die Ämter als Zusammenschluss von Gemeinden gebildet. Das Amt Boizenburg-Land entspricht nun im Wesentlichen dem historischen Amt Boizenburg, aus dem nur die Gemeinden Bennin (Amt Vellahn), Gallin (Amt Zarrentin) und Niendorf (Gemeinde Amt Neuhaus, jetzt in Niedersachsen) fehlen. Amtsvorsteher wird Harry Guhl aus Zahrensdorf. Die wesentlichen Verwaltungsvorgänge werden nun in den Ämtern bearbeitet. Aus diesem Grunde werden in den kleinen Gemeinden keine hauptamtlichen Bürgermeister mehr benötigt.[426]
- 1994
- Beginn der Sanierung des Boizenburger Rathauses.
Die Stadtwerke übernehmen die Stromversorgung der Stadt von der WEMAG.
Zwischen Boizenburg und Brackede wird eine Fährverbindung eingerichtet. Diese hat aber nicht lange Bestand.
Die wieder privatisierte Firma Both Metallbau feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Kurz danach kommt es zur Werksschließung auf Grund einer Insolvenz.
12. Juni: Bei der Kommunalwahl ergibt sich für die Stadt Boizenburg folgende Stimmverteilung: SPD 10 Sitze, CDU 7 Sitze, PDS 6 Sitze, Bürgerbündnis 2 Sitze.
Am Tage der Kommunalwahl wird der neue Großkreis Ludwigslust, der aus den Kreisen Hagenow und Ludwigslust entstanden ist, mit seinem neu gewählten Kreistag wirksam.
- 1995
- Die Elbewerft hat nach wie vor mit finanziellen Problemen zu kämpfen, obwohl die Auftragslage gut ist.
Die Boizenburger Umgehungsstraße wird eingeweiht.
Das Land Schleswig-Holstein steigt aus dem gemeinsamen Lauenburg-Boizenburger Krankenhausprojekt aus, für das 1994 bereits der Erste Spatenstich erfolgt war. In Boizenburg kommt es deshalb zu Protesten mit einer Blockade der B 5 und einem Hungerstreik des Landtagsabgeordneten Till Backhaus, des Bürgermeisters Dr.Uwe Wieben, des Chefarztes Dr.Winfried Heß und der Oberschwester Monika John in der Boizenburger Kirche.
Ein neu gegründeter Trägerverein widmet sich der Aufgabe der Einrichtung des „Ersten Deutschen Fliesenmuseums“ in Boizenburg.[427]
- 1996
- Das sanierte Rathaus wird übergeben.
In der Elbewerft dauern die Finanzierungsprobleme bei guter Auftragslage an, während sich die Fliesenwerke als gesundes Unternehmen sehen. Im Oktober hat die Werft noch 400 Beschäftigte und Aufträge für acht Containerschiffe, benötigt aber einen Überbrückungskredit in Höhe von 15 Millionen DM.
Im Gewerbegebiet wird der Grundstein für die Basys Print GmbH mit geplanten 100 Arbeitsplätzen gelegt.
Die Medigreif Greifswald bietet sich als Träger des Boizenburger Krankenhauses als „Gesundheitszentrum“ an.
Bürgermeister Dr. Wieben wird auf Grundlage einer Stasi-Überprüfung von der Stadtvertretung beurlaubt, verbunden mit der Untersagung der Dienstgeschäfte.[428]
- 1997, 6. Februar
- Die Fliesenwerke melden beim Amtsgericht die Gesamtvollstreckung an.
In der Elbewerft läuft das letzte komplett gefertigte Schiff vom Stapel.
28. Mai: Die Elbewerft stellt den Antrag auf Gesamtvollstreckung. Am 19. Dezember läuft das letzte Schiff als Rohbau vom Stapel.
Nahe dem Gewerbegebiet wird ein neues Klärwerk gebaut.[429]
Boizenburg hat 10662 Einwohner.[430]
- 1998, 15. Januar
- Das Abwahlverfahren gegen den Bürgermeister Dr. Wieben scheitert in der Stadtvertretung.
Harald Jäschke, bisher Sozialamtsleiter in Lauenburg, wird mit der Wahrnehmung der Bürgermeisterfunktion beauftragt. Der Rechtsstreit Dr. Wieben gegen die Stadt dauert noch an.
Die Fliesenwerke melden wieder ein positives Betriebsergebnis.
Der Umbau des alten Krankenhauses Vor dem Mühlentor sowie der Neubau einer Feuerwache sind in der Planung.
Beim Wiederaufbau des Schützenhauses kommt es zum Stillstand wegen finanzieller Schwierigkeiten.
Das „Erste Deutsche Fliesenmuseum“ wird eröffnet .
November: Der Interessent für die Elbewerft Hegemann springt ab. Mit dem Jahresende gehen die letzten Werftarbeiter in die Beschäftigungsgesellschaft.[431]
Der Naturpark „Mecklenburgisches Elbetal“ wird gegründet.[432]
- 1998
- Die Verbindungsstraße Groß Bengerstorf-Beckendorf-Hatzberg wird im Zuge eines Bodenordnungsverfahrens gebaut.[433] Zuvor war bereits eine Straße von Badekow bis zum Hatzberg gebaut worden. Im Anschluss folgt auch die Straße vom Hatzberg nach Granzin mit einer Verbindung nach Greven. Dadurch haben sich die Verkehrsverhältnisse zwischen der B 195 und der L 05a wesentlich verbessert.
- 1999
- Einweihung des Integrativen Gesundheitszentrums der Medigreif im neuerbauten Krankenhaus Vor dem Mühlentor 3.
Beginn der Sanierung des Marktes und der Wallanlagen.[434]
- 2001
- Übergabe der sanierten Wallanlagen.[435]
- 2002
- August: Ein Sommerhochwasser gefährdet die Stadt, weil die Sanierung der Hochwasserschutzanlagen am Hafen noch nicht abgeschlossen ist. Durch Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr, der Bundeswehr und vieler freiwilliger Helfer wird eine Überschwemmung des Altstadtgebietes abgewendet.[436]
- 2004
- Das Amt Vellahn schließt sich als Gemeinde Vellahn dem Amt Zarrentin an. Dabei wählen die Gemeinden Dersenow-Dammereez und Brahlstorf-Düssin einen anderen Weg. Sie schließen sich dem Amt Boizenburg an, zu dem sie bereits um 1930 gehört haben.
- 2004
- Im Gewerbegebiet an der Ringstraße nimmt die Toffee tec GmbH die Süßwarenproduktion auf.[437]
- 2004
- /05 In der Bahnhofsvorstadt wird nach vielen Auseinandersetzungen mit der Bundesbahn ein Tunnel im Zuge der Berliner Straße/Bahnhofstraße gebaut.[438] Im Amtsbereich werden darüber hinaus die Tunnel in Schwanheide und Brahlstorf – ebenfalls nach Auseinandersetzungen mit der Bundesbahn – sowie die Straßenüberführungen in Schwanheide, Neu Gülze, Kuhlenfeld, Dersenow und Brahlstorf gebaut. Im Interesse höherer Reisegeschwindigkeiten auf der Bahnstrecke Hamburg-Berlin wird eine große Zahl von niveaugleichen Bahnübergängen geschlossen. Das führt zu Erschwernissen bei der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen insbesondere in Düssin und Dammereez, sowie in Schwanheide, Kuhlenfeld und Neu Gülze auch zur Trennung der Dorfgebiete. Darüber hinaus ist in diesem Zuge auch der Bahnhof Kuhlenfeld aufgegeben worden.
- 2005
- Die Gemeinden Klein Bengerstorf und Wiebendorf schließen sich zur Gemeinde Bengerstorf zusammen.[439]
- 2006, 9. April
- Ein „Jahrhunderthochwasser“ erreicht den Pegelstand 6,76 m, den höchsten Stand seit Beginn der systematischen Messungen im Jahre 1895. Die Katastrophe blieb jedoch aus.[440]
- 2006, Juni
- Die Bengerstorfer feiern in diesen Jahren ihr 777-jähriges Jubiläum bezogen auf das Ratzeburger Zehntlehenregister 1229/30. Andere Dörfer haben zuvor bereits das 775. Jubiläum gefeiert.
- 2006, November
- Das Kulturhaus „Kurt Bürger“ fällt einem Brand zum Opfer und wird nicht wieder aufgebaut.
- 2006
- Im Gewerbegebiet Lindhorst nimmt die Sweet Tec GmbH ihre Süßwarenproduktion auf.[441]
- 2008
- Das historisch zum Amt Boizenburg gehörige Dorf Bennin, jetzt Bestandteil der Gemeinde Vellahn im Amt Zarrentin, feiert das 850. Jubiläum als erstgenanntes Dorf des Landes Boizenburg.
- 2011, 23. Januar
- Das Hochwasser der Elbe erreicht mit 6,90 m eine neue Höchstmarke. Die neuen Hochwasserschutzanlagen betehen ihre Bewährungsprobe.
- ↑ Schulz, Werner, Streifzüge durch die Geologie des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1998
- ↑ Heitz, Gerhard u. Rischer, Henning, Geschichte in Daten, Mecklenburg-Vorpommern, München/Berlin 1995, Seite 10
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- ↑ Zühlsdorff, wie Anm. 183, Nr. 201
- ↑ Schiller, Klaus, Die frühen Jahre der Boizenburger Wandplattenfabrik und ihrer Bahnhofsvorstadt, in: Wieben u.a. Stadtentwicklung und Bauen in Boizenburg, Boizenburg 2004, Seite 69f.
- ↑ Ebenda, Seite 72f.
- ↑ Wieben, Uwe Boizenburger Chronik, Schwerin 2001, Seite 18
- ↑ Wieben, wie Anm. 286
- ↑ Internet
- ↑ Wieben, wie Anm. 286
- ↑ Ebenda, Seite 21 und Schiller, wie Anm. 284 , Seite 74
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 21
- ↑ Ebenda, Seite 24
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seiite 24
- ↑ Hiller, Karl, Chronik des Dorfes Brahlstorf, Brahlstorf 1994, Seite 23
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 26
- ↑ Graßmann, wie Anm. 273, Seiten 7 und 19
- ↑ Greve, Dieter, Die Boizenburger Straßennamen, in Wieben u. a., Stadtentwicklung und Bauen in Boizenburg, Boizenburg 2004, Seite42
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 28f.
- ↑ Schröder, wie Anm. 231, Seite 53
- ↑ Wieben, Uwe, Boizenburger Biographien, Rostock 1998, Seite 49f.
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 33
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- ↑ Ebenda
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- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 34
- ↑ Ebenda
- ↑ Ebenda , Seite 38
- ↑ Stendell, wie Anm. 304, Seite 27
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- ↑ Archivalien im Kreisarchiv Hagenow
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 41
- ↑ Ebenda, Seite 42
- ↑ Greve, wie Anm. 230, Seite 144
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 43
- ↑ Ebenda
- ↑ Ebenda, Seite 44
- ↑ Ebenda, Seite 44
- ↑ Zühlsdorff, wie Anm. 183, Nr. 241
- ↑ Greve, wie Anm. 297, Seite 58
- ↑ Schiller, wie Anm. 284, Seite 76
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 47 und Wulf, wie Anm. 264, Bilder 46 und 47
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 48
- ↑ Ebenda, Seite 52
- ↑ Greve, wie Anm. 297, Seite 48ff.
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 53
- ↑ Ebenda
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 53
- ↑ Stendell, wie Anm. 300, Seite 31
- ↑ Greve, Dieter, Geschichte des Dorfes Beckendorf (unveröffentlichtes Manuskript)
- ↑ Zühlsdorff, wie Anm. 187, Nr. 202, 203, 215–234
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 54
- ↑ Ebenda
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 56
- ↑ Ebenda, Seite 57
- ↑ Schulz, Kurt, Beiträge zur Chronik des Dorfes Granzin bei Boizenburg, Manuskript 2006, Seite 30
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 61
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 61
- ↑ Ebenda
- ↑ Ebenda
- ↑ Ebenda, Seite 63
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- ↑ Ebenda, Seite 73 und Baier, wie Anm. 243, Seite 209
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- ↑ Ebenda, Seite 74
- ↑ Greve, wie Anm. 297, Seite 43ff.
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- ↑ Ebenda, Seite 74
- ↑ Archivalien aus dem Kreisarchiv Hagenow
- ↑ Greve, wie Anm. 297, Seite 54ff.
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- ↑ Greve, wie Anm. 138
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- ↑ Ebenda, Seite 80
- ↑ Greve, wie Anm. 138
- ↑ Greve, wie Anm. 230, Seite 153
- ↑ Greve, wie Anm. 297, Seite 48ff.
- ↑ Greve, wie Anm. 138
- ↑ Ebenda
- ↑ Gentzen, Udo und Wulf, Karin, „Niemand wußte, wohin wir gebracht werden …“. Zwangsausgesiedelte von 1952 und 1961 berichten über ihr Schicksal, Hagenow und Boizenburg 1993, dazu: Erinnerungen des Verfassers Dieter Greve
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 85
- ↑ Ebenda, Seite 86
- ↑ Schulz, wie Anm. 336, Seite 53
- ↑ Greve, wie Anm. 230, Seite 134ff. und Dettmann, Erwin, Chronik des Dorfes Besitz (Manuskript), Besitz 1996
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 86 und 88
- ↑ Greve, wie Anm. 230, Seite 159
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 87
- ↑ Ebenda, Seite 90
- ↑ Ebenda, Seite 91
- ↑ Kruse, wie Anm. 245, Seite 84
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 96
- ↑ Ebenda
- ↑ Wieben, wie Anm. 286, Seite 97
- ↑ Ebenda, Seite 102
- ↑ Ebenda, Seite 102 und 112
- ↑ Gutte, wie Anm. 178, Seiten 16, 21 und 28
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- ↑ Dettmann, wie Anm. 367, Seite 72
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- ↑ Ebenda
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- ↑ Ebenda
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- ↑ Greve, wie Anm. 230, Seite 161
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- ↑ Ebenda
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- ↑ Ebenda
- ↑ Internet
- ↑ Baier, wie Anm. 243, Seite 211
- ↑ Greve, wie Anm. 138
- ↑ Greve, Dieter, Jahrhunderthochwasser. Boizenburg und die Boizenburger leben mit dem Hochwasser an der Elbe, SVZ-Mecklenburg-Magazin vom 21. April 2006
- ↑ Internet