Güstrow/Kirchen der Stadt Güstrow: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
(112 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | =Dom zu Güstrow= | + | ==Dom zu Güstrow== |
* [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_den_Schwebenden,_Chronologie_seiner_Geschichte._(Wer%3F,_Was%3F,_Wann%3F,_Wo%3F) der Schwebende - Geschichte] | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_den_Schwebenden,_Chronologie_seiner_Geschichte._(Wer%3F,_Was%3F,_Wann%3F,_Wo%3F) der Schwebende - Geschichte] | ||
− | + | * [[K%C3%BCnstler der Stadt G%C3%BCstrow#Ernst Barlach|Künstler Barlach]] | |
− | |||
− | |||
− | = | + | ===Dom Geschichte=== |
− | + | :Die heutige Domkirche wurde am '''03.06.1226 durch Heinrich Borwin II'''., der bereits auf dem Sterbebett lag, in Anwesenheit seines Vaters und seiner beiden Söhne als Kollegiatskirche gestiftet und 1335 von dem Weihbischof aus Camin in Pommern zum Dom geweiht. | |
− | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3% | + | :Erst lange nach der Domweihe wurde der 44 m hohe Turm des Domes vollendet. |
+ | |||
+ | :;1568 wurde der Dom infolge der Reformation evangelische Hof- und Gruftkirche. | ||
+ | |||
+ | Im Dom befinden sich die Grablagen des Güstrower Fürstengeschlechtes, das 1436 erlosch und der Herzöge der Linie Mecklenburg-Güstrow, die 1695 ausstarb. | ||
+ | |||
+ | Herzog Ulrich schmückte den Dom mit folgenden Kunstwerken: das große Epitaphium auf den Fürsten Heinrich Borwin II., dessen Sarkophag, die Kanzel, Taufstein, die großen Denkmäler auf den Herzog Ulrich und seine beiden Gemahlinnen, die Orgel, die inzwischen durch eine andere ersetzt wurde. | ||
+ | |||
+ | Das 17. und 18.Jahrhundert brachten der Kirche nur entstellende Veränderungen des Innern. Eine wesentliche Restauration wurde durch den Großherzog Friedrich Franz II. von 1867 bis 1868 ausgeführt. Man dekorierte das Innere neu, führte frische Gewölbe auf, legte neuen Fußboden, veränderte das Gestühl, malte das Chorfenster neu, vergoldete den Altar und vollendete das Ganze mit der neuen Orgel am 13.12.1868. | ||
+ | |||
+ | ;Barlachs Denkmal „Der Schwebende“ ist die herausragende Sehenswürdigkeit des 20. Jahrhunderts im Dom zu Güstrow. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ===Schwebender=== | ||
+ | |||
+ | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/G%C3%BCstrow/Kirchen_der_Stadt_G%C3%BCstrow#Schwebender Schwebender] | ||
+ | |||
+ | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_den_Schwebenden,_Chronologie_seiner_Geschichte._(Wer%3F,_Was%3F,_Wann%3F,_Wo%3F) der Schwebende - Geschichte- Jahreszahlen] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | <gallery mode="packed" widths="200px"> | ||
+ | Datei:Dom Skizze Barlach.jpg|Skizze Barlach | ||
+ | Datei:Dom Schwebendr in Kirche.PNG|Schwebender im Dom | ||
+ | Datei:Dom Schwebende.PNG|Figur Schwebender | ||
+ | Datei:Dom Original Schwebender.PNG|Original 1927 | ||
+ | Datei:Dom Fenster geändert.PNG|Fenster Hintergrund geändert | ||
+ | Datei:Dom Schwebender 1.PNG| | ||
+ | Datei:Dom Schwebender 3.PNG| | ||
+ | Datei:Dom Schwebender 4.PNG| | ||
+ | </gallery> | ||
+ | |||
+ | ===Über die Apostelfiguren=== | ||
+ | In der im Jahre 1993 von der Leipziger Kunstgesellschaft mbH. E. A. Seemann herausgegebenen Ausgabe berühmte Kunststätten GÜSTROW schreibt Horst Ende über die im späten Mittelalter zwischen 1500 und 1530 geschaffenen 12 hölzernen Apostelfiguren des Domes zu Güstrow, dass sie wahrscheinlich am ehesten dem in Lübeck geborenen Bildhauer '''Claus Berg''' zuzurechnen sind. Es wird von dem Autor die Vermutung geäußert, dass Berg die Figuren im Auftrag des katholisch gesinnten Domkapitels anfertigte. Der hohe künstlerische Wert der Bildwerke wurde nach Auffassung des Autors lange verkannt. | ||
+ | |||
+ | Die 12 Apostel sind im Längsschiff des Domes aufgestellt | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=EfN_qVFwSLY</youtube> | ||
+ | |||
+ | ===Umzäunung am Dom mit eigenartiger Nummerierung=== | ||
+ | [[Datei:Dom Kilometersteine Zaun.jpg| thumb|250px|rechts|Zaun mit Kilometersteinen]] | ||
+ | Der Besucher der den Dom aus Richtung Osten, vom Franz-Parr-Platz über die Philipp-Brandin-Str. kommend, erblickt, ist zurecht von dem mächtigen Turm der Kirche beeindruckt und wird die '''Umzäunung vor der Sakristei''' nicht beachten. | ||
+ | |||
+ | Auch uns, die wir Güstrower sind, fiel die unsystematische Nummerierung der Steine, die an den von der Straßenseite abgewandten breiteren Flächen sichtbar ist, erst kürzlich auf. Wir gingen der Sache nach und stellten folgendes fest. | ||
+ | |||
+ | Die Steine wurden 1995 durch die GÜSTRA GmbH Straßenbau an der Umzäunung verarbeitet. Erworben wurden die Steine durch den Güstrower Betrieb von der Firma Nordstein Hamburg. Nach Hamburg kamen die Steine zwischen 1990 und 1992 aus Usti nad Laben (früher Aussig) in Tschechien. Die Hamburger konnten in Erfahrung bringen, dass die Steine aus der Nähe von Prag stammen sollen und dort als Kilometersteine dienten. Die Bohrungen in die Steine wurden vom Güstrower Steinmetz Borchert eingebracht. | ||
+ | |||
+ | Wenn die Steine auch kein Güstrower Denkmal sind, so ist das Wissen um die rätselhafte Nummerierung der weitgereisten Steine doch eine interessante und hilfreiche Erkenntnis. | ||
+ | |||
+ | ===Die Domglocken=== | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=KJ4nToeSF8c</youtube> | ||
+ | |||
+ | ==Pfarrkirche St. Marien Güstrow== | ||
+ | [[Datei:Der Turm der Güstrower Pfarrkirche.jpg|thumb|250px|rechts|Vortrag Turm der Güstrower Pfarrkirche pdf |link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/0f/Der_Turm_der_G%C3%BCstrower_Pfarrkirche.pdf]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | * [[medium:Der_Turm_der_G%C3%BCstrower_Pfarrkirche.pdf |Turm der Pfarrkirche - Vortrag pdf]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | ===Pfarrkirche St. Marien zu Güstrow=== | ||
+ | [[Datei:St Marien Güstrow.jpg| thumb|250px|rechts|St. Marien Güstrow]] | ||
+ | ;Geschichte der Pfarrkirche Sankt Marien zu Güstrow | ||
+ | |||
+ | :;Die Güstrower Pfarrkirche wurde erstmals im Jahre 1308 erwähnt. | ||
+ | |||
+ | :Im Juni '''1503''' - beim ersten großen Stadtbrand Güstrows - wurde die Kirche zerstört. Der spitze Turm stürzte ein. Der sofortige Aufbau führte zur erneuten Weihe der Kirche im Jahre 1508. Zwei weitere Stadtbrände (1508 u. 1512) überstand die Kirche, ohne Schaden zu nehmen. | ||
+ | :Seit '''1534''' wurde in der Pfarrkirche evangelisch-lutherisch Gottesdienst gehalten. Der Turm wurde wegen Geldmangels nach dem ersten Brand zunächst als Pyramidendach (siehe Stadtansichten von Vicke Schorler und Caspar Merian) ausgeführt und erhielt erst | ||
+ | :'''1865''' unter dem Patronat des Rates der Stadt seine heutige Laternenform (Turmhöhe 53m). | ||
+ | :Um '''1780''' wurde die Kupferdeckung ausgeführt und die einst im Rathaus betriebene Uhr in den Turm der Pfarrkirche eingebaut. Hahn und Knopf wurden neu vergoldet. In die Kugel legte man einen Bericht über die Nöte, die der Siebenjährige Krieg über Stadt und Land gebracht hatte(1756-1763). | ||
+ | :'''1833''' wurde die Kugel erneut geöffnet und die in Güstrow wütende Choleraepidemie, die 227 Menschen innerhalb von sieben Wochen hinwegraffte, dokumentiert. | ||
+ | :In der Urkunde wurde auch an die 300-jährige Wiederkehr des Ereignisses der ersten evangelischen Predigt in der städtischen Pfarrkirche erinnert. | ||
+ | |||
+ | :'''1880 bis 1883''' erfolgte der Umbau der Kirche nach Plänen und Zeichnungen vom Baurat Daniel durch Landbaumeister Koch zu der heutigen dreischiffigen Hallenkirche (Kostenaufwand 150.000 M). | ||
+ | |||
+ | :In den Jahren '''2004 bis 2009''' wurde die Kirche vollständig renoviert. | ||
+ | |||
+ | :Die Kirche ist reich verziert und mit Kunstgegenständen geschmückt. | ||
+ | :Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist der geschnitzte und mit Ölfarben auf Kreidegrund reich bemalte mittelalterliche Altarschrein im Stil der Spätgotik von dem Brüsseler Meister Jan Bormann. | ||
+ | |||
+ | * [[Über die Orgel der Pfarrkirche zu Güstrow|Orgel der Pfarrkirche Güstrow]] | ||
+ | |||
+ | * [[Über die Erneuerung des Geläutes der Pfarrkirche Sankt-Marien zu Güstrow 2015/2016|Pfarrkirche Geläut erneuert]] | ||
+ | |||
+ | * [[medium:Verzeichnis_Glocken_Pfarrkirche_2007.pdf| Verzeichnis der Glocken der Pfarrkirche]] | ||
+ | |||
+ | * [[Über das alte Geläut und die Turmuhr|Geläut und die Turmuhr]] | ||
+ | |||
+ | * [[Über die Renovierung des Turmes der Pfarrkirche von Sankt Marien|Renovierung des Turmes der Pfarrkirche]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=D75qXlRM6wg</youtube> | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=zkrgaRwAJhk</youtube> | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=9J6njKRoYlE<youtube> | ||
+ | |||
+ | ===Glockengussgrube 2011=== | ||
+ | |||
+ | ;Glockengussgrube 2011 - Ausgrabungen in Güstrow | ||
+ | |||
+ | Eine bei archäologischen Ausgrabungen in der Güstrower Altstadt freigelegte Glockengussgrube wirft eine interessante Frage auf. | ||
+ | |||
+ | ;Ist die 1425 gegossene und in der Pfarrkirche als Taufglocke dienende Glocke IV an dieser Stelle gegossen worden? | ||
+ | |||
+ | Im Jahre 2011 wurde bei archäologischen Ausgrabungen im Güstrower Altstadtbereich (Baustraße, Armesünderstraße, Schnoienstraße) eine Glockengussgrube freigelegt. Es konnte ein gut erhaltener randlicher Teil der inneren Glockengussform mit Bronzeanhaftungen und Gussschlacken nachweislich geborgen werden. Die zeitliche Datierung der Fundstücke sowie der abschätzbare Durchmesser der ehemaligen Glockengussform durch den Grabungsleiter, Herrn Holger Pries, bei einer Führung anlässlich des Tages des offenen Denkmals 2011, an der wir mit großem Interesse teilnahmen, brachte uns mit Herrn Holger Pries in weitere Gespräche. | ||
+ | |||
+ | Es wurde durch uns vermutet, dass die 1425 gegossene und in der Pfarrkirche als Taufglocke dienende Glocke IV (Dm. 1044 mm, Gew. ca. 700 kg) möglicherweise an dieser Stelle gegossen worden sei. Dieser Zusammenhang wurde schließlich auch durch Herrn Fries nicht ausgeschlossen und er suchte den Kontakt zu Spezialisten der Universität Greifwald. | ||
+ | |||
+ | Es erfolgten vergleichende elementanalytische Messungen mit einem portablen Röntgenfluorestens-Analysator an der Glocke im Pfarrkirchturm (Messungen am 23.01.2012) und an den Ausgrabungsfunden (Messungen am 02.02.2012 im Labor der Physikalischen Geographie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifwald). Die Messungen erfolgten mit dem gleichen Gerät. Über diese Messungen existiert ein 6-seitiges Protokoll. Das Ergebnis wird schließlich von den Fachleuten interpretiert und ein Fazit gezogen. | ||
+ | |||
+ | ;Es lautet: | ||
+ | ;Anhand der vorliegenden Messungen kann die Identität der Taufglocke den Schlacken nicht eindeutig zugeordnet werden, sie ist aufgrund der Quotientenähnlichkeiten einiger wichtiger Bronzebestandteile (Sb, Cu, Sn, Fe) allerdings auch nicht auszuschließen. | ||
+ | |||
+ | ''Die Wissenschaftler mussten die Frage offen lassen.'' | ||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=BXBoiqdtx4Y</youtube> | ||
+ | |||
+ | ===Kunstwerke aus Holz=== | ||
+ | [[Datei:01 Pfarr Decke Grundriss.jpg| thumb|100px|rechts|Kreuzgewölbe]] | ||
+ | [[Datei:02 Orgel.PNG| thumb|100px|rechts|Orgel]] | ||
+ | [[Datei:03 Treppe.PNG| thumb|100px|rechts|Treppe]] | ||
+ | [[Datei:04 Strahlenkranz Madonna.PNG| thumb|100px|rechts|Strahlenkranz Madonna]] | ||
+ | [[Datei:05 Triumphkreuzgruppe.PNG| thumb|100px|rechts|Triumphkreuzgruppe]] | ||
+ | [[Datei:06 Pieta Pfarr.PNG| thumb|100px|rechts|Pieta]] | ||
+ | [[Datei:07 Altar Pfarr.PNG| thumb|100px|rechts|Altar]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ;Holz in der Bibel | ||
+ | :… Er haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt und der Regen ließ sie :wachsen. (Jesaja, 44,14) … | ||
+ | |||
+ | :Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; (Jesaja, 44,15) … Er bedeckte die Wände des Hauses innen mit :Brettern von Zedernholz. Vom Boden des Hauses bis an die Decke täfelte er es innen mit Holz, und den Boden des Hauses täfelte er mit Brettern von Zypressenholz. (1. :Könige, 6,15) und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut und fruchtbare Bäume…und es geschah so. (1. Buch Mose, 1. Kapitel) ….der, der sich zu Gott :hält ist wie ein fruchtbarer Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit. (Psalm 1) …und er wuchs und wurde breit und grün wie ein :Zederbaum auf den Höhen des Libanon. (Psalm 37,5) …und der König Salomo baute Gott ein Haus und Innen war das ganze Haus ausgeschmückt mit dem Holz der Zeder. (1. :Kön. 6,18) | ||
+ | |||
+ | ;Bedeutende Kunstwerke der Pfarrkirche aus Holz | ||
+ | |||
+ | :Der Kirchgemeinderat der Pfarrkirche nimmt den „Tag des offenen Denkmals 2012“ zum Anlass, in einer dünnen Broschüre die unterschiedlichsten kleinen und großen aus Holz gefertigten Arbeiten in der Güstrower Pfarrkirche zu beschreiben. | ||
+ | |||
+ | ;1. Orgel mit der kunstvoll bemalten Wendeltreppe | ||
+ | :1370: Der Güstrower Ratsherr Jacob Worpel stiftete die erste Orgel, die bei dem Brand 1503 vernichtet wurde. | ||
+ | :1605: Orgelbauer Valentin Christian (Schwerin) erbaute die zweite Orgel, die im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Er hatte auch die Orgel für das Doberaner Münster gebaut. | ||
+ | :1764: Orgelbauer Paul Schmidt (Rostock), der auch die Orgel der Rostocker Marienkirche schuf, baute die dritte Orgel mit dem noch heute bewundernswerten spätbarocken Orgelprospekt. Im 1.Weltkrieg mussten die Prospektpfeifen abgeliefert werden. Sie wurden1926 wieder ersetzt. | ||
+ | :1931 erfolgte ein Neubau der Orgel durch die Firma Sauer (Frankfurt/O) unter Beibehaltung des alten Prospektes. :Seit 1971 wird die Orgel durch den Mecklenburger Orgelbau in Plau regelmäßig gewartet. 1975 erfolgte eine erneute Überarbeitung der Orgel. Die Orgel verfügt über 2916 klingende Pfeifen, verteilt auf 3 Manuale und Pedal mit insgesamt 43 Registern. Eine weitere Restaurierung und Modernisierung wurde 2010 abgeschlossen. In der Orgel befinden sich zum Teil hölzerne Pfeifen, Windladen und Steuerungselemente. Bemerkenswert ist die zur Orgelempore führende hölzerne und kunstvoll bemalte Wendeltreppe mit einer brückenartigen Empore. | ||
+ | |||
+ | ;2. Strahlenkranzmadonna | ||
+ | |||
+ | :Die Darstellung aus dem Jahr 1520 geht auf die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament zurück. Dort wird sie als eine mit der Sonne bekleidet Frau geschildert und " ... der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt." (Off. 12, 1-2). Die Schnitzfigur wird einer Lübecker Werkstatt zugeschrieben und befindet sich vor einer Nische in der südlichen Turmseitenhalle. | ||
+ | |||
+ | ;3. Triumphkreuzgruppe | ||
+ | |||
+ | :Zwischen den beiden ersten Mittelschiffspfeilern erstreckt sich der Balken mit der fünfteiligen Triumphkreuzgruppe. Die monumentale Kreuzigungsdarstellung wurde von einem unbekannten mecklenburgischen Bildhauer überlebensgroß aus Eichenholz geschnitzt und stammt aus dem Jahre 1516. | ||
+ | :Neben dem Kruzifix und den beiden Trauernden, Maria und Johannes, gehören zu dieser Gruppe Adam und Eva. Das Kreuz ist an den Enden mit Reliefmedaillons versehen, die die vier Evangelistensymbole wiedergeben. Die stilisierten Ranken in Form von spätgotischen Kriechblumen, die das Kreuz umsäumen, versinnbildlichen das Kreuz Christi als Lebensbaum. | ||
+ | :Ernst Barlach sorgte 1929 für die vollständige Wiederherstellung der Gruppe, deren Kunstwert im 19. Jahrhundert verkannt wurde. | ||
+ | |||
+ | ;4. Pieta | ||
+ | |||
+ | :Das älteste erhaltene Kunstwerk der Pfarrkirche ist eine aus Eichenholz geschnitzte Pietá aus dem letzten Drittel des 15.Jahrhunderts. Sie befindet sich auf einem Sockel vor dem südöstlichen Mittelschiffspfeiler. | ||
+ | |||
+ | ;5. Tür zur Sakristei | ||
+ | |||
+ | :Der ursprüngliche Standort der Eingangstür befand sich im Zugang zur Kanzeltreppe. An der ehemaligen Eingangstür zur Kanzeltreppe befinden sich schöne Holzintarsienarbeiten: Außenseite Maria mit dem Kinde, Innenseite Martin Luther. Auf der nordöstlichen Seite in Altarnähe befindet sich ein eichenes Gestühl für den das oberbischöfliche Regiment führenden Landesfürsten. | ||
+ | |||
+ | ;6. Altar | ||
+ | |||
+ | :1522 wurde der Altar aus der Werkstatt des Brüsseler Meisters Jan Borman errichtet, ein Kunstwerk von europäischem Rang. Auf 13 Feldern mit 181 Figuren wird anschaulich die Passions- und Ostergeschichte Jesu Christi dargestellt. Schließt man die Altarflügel, so werden sechs Tafelgemälde des Raffael-Schülers Bernaert van Orley sichtbar - je zwei Szenen aus dem Leben der Maria und der Hlg. Katharina sowie Petrus und Paulus. Zur Restaurierung und Erhaltung des Altars besteht seit Jahren ein Förderverein. | ||
+ | |||
+ | ;7. Ratsgestühl | ||
+ | |||
+ | :1599 wurde das Ratsgestühl von der Kunsttischlerei Michael Meyer im Geschmack der Renaissance aus Eichenholz aufgestellt. Es ist nach wie vor der angestammte Platz für den Bürgermeister und Stadtrat – die Stadt hatte und hat noch das Patronat für diese Kirche. | ||
+ | |||
+ | ;8. Gestühl | ||
+ | |||
+ | :Auf den schlichten Sitzbänken aus Nadelholz (Seitenteile sind aus Eiche) von Sankt Marien können insgesamt ca. 600 Besucher Platz finden. Am Nord- und Südeingang befinden sich verzierte hölzerne Windfänge. | ||
+ | |||
+ | ;9. Die Tür zur Taufkapelle | ||
+ | |||
+ | :Vermutlich von einem einheimischen Meister stammt die aus Eichenholz geschnitzte Portalrahmung und -tür zur jetzigen Taufkapelle. Ursprünglich befand sich dieses 1729 im Stile des Barocks gearbeitete Portal als Innentür im Nordportal. Die Bildthematik ist dem Alten Testament entnommen. Die beiden seitlichen - als Wächter fungierenden Figuren verkörpern Mose und Aaron. Auf dem Türblatt befinden sind zwei von Akanthusranken gefasste Ovalmedaillons mit Darstellungen der Sintflutgeschichte. Heute wird die Taufkapelle als Raum der Stille genutzt. Wechselnde Ausstelllungen regen zum Nachdenken an. | ||
+ | |||
+ | ;10. Epitaphien aus Holz an der Nord- bzw. Südseite | ||
+ | |||
+ | :für den Superintendenten Gerd Oemcke | ||
+ | :für den Senator Bernhard Hagemeister | ||
+ | :für den Goldschmied Mathes Kreiten | ||
+ | :für die beiden Güstrower Bürgermeister Martin und Johannes Gerdes (Vater und Sohn) | ||
+ | |||
+ | ;11. Glockenstuhl | ||
+ | |||
+ | :Der Turm ist über zwei unterschiedlich geführte Treppen erreichbar, die auf der Höhe der Glockenstube enden. In der Regel werden die Besucher des Turmes über eine mit Lärchenbohlen ausgelegte Treppe den Turm besteigen. Die Laterne ist über eine Treppe erreichbar, die auf der Ebene der Glockenstube beginnt und an der Türmerwohnung und Uhrenstube vorbei auf die Aussichtsplattform des Turmes führt. Der nach allen vier Seiten freistehende Glockenstuhl ist eine robuste Zimmermannsarbeit. Das für den Glockenstuhl verarbeitete Holz ist wahrscheinlich das älteste in der Pfarrkirche verbaute Holz aus Güstrower Wäldern. | ||
+ | |||
+ | <gallery mode="packed" widths="200px"> | ||
+ | Datei:08 Altar Pfarr Ausschnitt.PNG|Altar Ausschnitt | ||
+ | Datei:09 Gestühl Pfarr.PNG|Gestühl | ||
+ | Datei:10 Tür zur Taufkapelle.PNG|Tür zur Taufkapelle | ||
+ | Datei:11 Epitaph 1.PNG|Epitaph | ||
+ | Datei:12 Epitaph 2.PNG|Epitaph | ||
+ | Datei:13 Glockenstuhl Pfarr 1.PNG|Glockenstuhl | ||
+ | Datei:14 Glockenstuhl Pfarr 2.PNG|Glockenstuhl | ||
+ | </gallery> | ||
+ | |||
+ | ===Turm - Türmerwohnung === | ||
* [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_die_Renovierung_des_Turmes_der_Pfarrkirche_von_Sankt_Marien Turm - Renovierung] | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_die_Renovierung_des_Turmes_der_Pfarrkirche_von_Sankt_Marien Turm - Renovierung] | ||
+ | |||
+ | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/G%C3%BCstrow/T%C3%BCrmerwohnung_-_Pfarrkirche_St._Marien#Die_Wohnung_der_T.C3.BCrmer Türmerwohnung] | ||
* [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_Kirchturm_und_T%C3%BCrmer Türmer - Türmerwohnung] | * [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/%C3%9Cber_Kirchturm_und_T%C3%BCrmer Türmer - Türmerwohnung] | ||
− | =Gertrudenkapelle= | + | * [[medium:Aufgaben_der_T%C3%BCrmer.pdf |Aufgaben des Türmers in St. Marien pdf]] |
+ | |||
+ | |||
+ | ;Postrat Diederichs, ein Kind des Türmers | ||
+ | |||
+ | Vor einigen Jahren besuchten die Autoren das sehenswerte Kutschenmuseum in Kobrow II bei Sternberg und hatten in Folge des Besuches mehrfach fernmündlich Kontakt zu einem Herrn Hans Diederichs, der u. a. auch für die Ausstellung zuständig war. Ihm wurde die Kopie einer Landkarte mit den alten mecklenburgischen Postwegen zugesandt, die heute in der Nähe einer nachgebauten Berliner Postkutsche hängt, für die wir ebenfalls Bildmaterial beisteuern konnten. | ||
+ | |||
+ | Etwa zur gleichen Zeit als wir mit Herrn Hans Diederichs in Kontakt standen, erhielten wir einen Brief von '''Frau Cornelia Diederichs''', die über die Familie Diederichs in Güstrow forschte und die 2011 ein Treffen der Großfamilie Diederichs in Güstrow organisiert hatte. Durch den Kontakt zu Frau Diederichs haben wir in Erfahrung bringen können, dass Hans Diederichs, der U-Ur-Ur-Enkel des Postrates Carl Christian Diederichs aus Güstrow war. | ||
+ | |||
+ | ;Dass dieser zu seiner Zeit zum Postrat aufsteigen konnte, war höchst erstaunlich. | ||
+ | |||
+ | Frau Diederichs hatte uns folgende Information übermittelt: | ||
+ | Pastor Joachim Hinrich Schönberg, der 44 Jahre vor August Arnold Vermehren Prediger an der Pfarrkirche St. Marien zu Güstrow war, hatte ständigen Kontakt zu den Kindern des Türmers und unterrichtetet diese im Lesen und Schreiben. Vielleicht hat er die Begabung des Jungen entdeckt. Über Carl Christians Diederichs Vater wusste Frau Diederichs nur, dass er - mehr recht, als schlecht - seinen Namen schreiben konnte. | ||
+ | |||
+ | <youtube>https://www.youtube.com/watch?v=sXDmUhhZUbI</youtube> | ||
+ | |||
+ | ==Glocken Dom und Pfarrkirche== | ||
+ | |||
+ | <gallery widths="240px" heights="160px" > | ||
+ | Datei:Glocken des Güstrower Domes Titel.PNG|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/a/ae/A4_Broschur_Dom_31.03.2009_mit1.pdf |[[medium:A4_Broschur_Dom_31.03.2009_mit1.pdf|Glocken des Güstrower Domes - 36 Seiten pdf]] | ||
+ | Datei:Glocken 2 Kirchen Heft Titel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/5/57/Glocken_2_G%C3%BCstrower_Kirchen.pdf |[[medium:Glocken_2_G%C3%BCstrower_Kirchen.pdf|Glocken Dom und Pfarrkirche - 26 Seiten pdf]] | ||
+ | </gallery> | ||
+ | |||
+ | ===Glockengrube gefunden=== | ||
+ | |||
+ | * [[Über Entdeckungen einer Glockengrube in der Nähe|Entdeckung einer Glockengrube für den Guss gefunden]] | ||
+ | |||
+ | ==Gertrudenkapelle== | ||
Ehemalige Kapelle heute Ernst Barlach Gedenkstätte | Ehemalige Kapelle heute Ernst Barlach Gedenkstätte | ||
Zeile 26: | Zeile 266: | ||
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Barlach bei Wikipedia Künstler Ernst Barlach] | * [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Barlach bei Wikipedia Künstler Ernst Barlach] | ||
− | =Katholische Kirche Güstrow= | + | ==Katholische Kirche Güstrow== |
[[Datei:Güstrow Kath Kirche.PNG| thumb|250px|rechts|alte Katholische Kirche von 1919]] | [[Datei:Güstrow Kath Kirche.PNG| thumb|250px|rechts|alte Katholische Kirche von 1919]] | ||
Vor der Errichtung des Korff’schen Kirchenbaus stand an der Grünen Straße eine hölzerne Notkirche, die aus einer Baracke des Gefangenenlagers Bockhorst errichtet wurde und zum Weihnachtsfest 1919 zum ersten Mal für einen katholischen Gottesdienst genutzt werden konnte. Schon in der ehemaligen Notkirche befanden sich die zwei von Ludwig Nolde geschaffene Statuen, die heute den St. Marien- bzw. den St. Josephaltar schmücken. Das Bild der „Immerwährenden Hilfe“ entstammt schon der Barackenkirche im Gefangenenlager Bockhorst. Das schmiedeeiserne Türgitter der Kommunionbank ist das Werk des Güstrower Kunstschmiedemeisters Friedrich Gielow. | Vor der Errichtung des Korff’schen Kirchenbaus stand an der Grünen Straße eine hölzerne Notkirche, die aus einer Baracke des Gefangenenlagers Bockhorst errichtet wurde und zum Weihnachtsfest 1919 zum ersten Mal für einen katholischen Gottesdienst genutzt werden konnte. Schon in der ehemaligen Notkirche befanden sich die zwei von Ludwig Nolde geschaffene Statuen, die heute den St. Marien- bzw. den St. Josephaltar schmücken. Das Bild der „Immerwährenden Hilfe“ entstammt schon der Barackenkirche im Gefangenenlager Bockhorst. Das schmiedeeiserne Türgitter der Kommunionbank ist das Werk des Güstrower Kunstschmiedemeisters Friedrich Gielow. | ||
Zeile 32: | Zeile 272: | ||
<br clear=all> | <br clear=all> | ||
− | ==Mariä Himmelfahrt - Plastik an der katholischen Kirche== | + | ===Mariä Himmelfahrt - Plastik an der katholischen Kirche=== |
[[Datei:Kath Kirche GüstrowMarie Himmelfahrt.PNG| thumb|150px|rechts| Mariä Himmelfahrt Plastik]] | [[Datei:Kath Kirche GüstrowMarie Himmelfahrt.PNG| thumb|150px|rechts| Mariä Himmelfahrt Plastik]] | ||
Die Bronzeplastik an der Außenfläche der 1929 in Güstrow von Paul Korff erbauten katholischen Kirche ist ein Werk von Ludwig Nolde. | Die Bronzeplastik an der Außenfläche der 1929 in Güstrow von Paul Korff erbauten katholischen Kirche ist ein Werk von Ludwig Nolde. | ||
Zeile 39: | Zeile 279: | ||
Nach einem Entwurf des Osnabrücker Künstlers Ludwig Nolde (1888-1958) wurde die Figur in der Württembergischen Metallwarenfabrik gegossen. Die Figur ist 2,5 m hoch und wiegt 225 kg. Die Bronzeplastik wurde der kath. Kirche durch den damaligen Kaplan Bernhard Leffers geschenkt. | Nach einem Entwurf des Osnabrücker Künstlers Ludwig Nolde (1888-1958) wurde die Figur in der Württembergischen Metallwarenfabrik gegossen. Die Figur ist 2,5 m hoch und wiegt 225 kg. Die Bronzeplastik wurde der kath. Kirche durch den damaligen Kaplan Bernhard Leffers geschenkt. | ||
+ | |||
+ | ==Heilig-Geist-Kirche== | ||
+ | |||
+ | * [[Heilig-Geist-Kirche Güstrow]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | [[Kategorie:Kirchen]] |
Aktuelle Version vom 21. Januar 2024, 17:22 Uhr
Dom zu Güstrow
Dom Geschichte
- Die heutige Domkirche wurde am 03.06.1226 durch Heinrich Borwin II., der bereits auf dem Sterbebett lag, in Anwesenheit seines Vaters und seiner beiden Söhne als Kollegiatskirche gestiftet und 1335 von dem Weihbischof aus Camin in Pommern zum Dom geweiht.
- Erst lange nach der Domweihe wurde der 44 m hohe Turm des Domes vollendet.
- 1568 wurde der Dom infolge der Reformation evangelische Hof- und Gruftkirche.
Im Dom befinden sich die Grablagen des Güstrower Fürstengeschlechtes, das 1436 erlosch und der Herzöge der Linie Mecklenburg-Güstrow, die 1695 ausstarb.
Herzog Ulrich schmückte den Dom mit folgenden Kunstwerken: das große Epitaphium auf den Fürsten Heinrich Borwin II., dessen Sarkophag, die Kanzel, Taufstein, die großen Denkmäler auf den Herzog Ulrich und seine beiden Gemahlinnen, die Orgel, die inzwischen durch eine andere ersetzt wurde.
Das 17. und 18.Jahrhundert brachten der Kirche nur entstellende Veränderungen des Innern. Eine wesentliche Restauration wurde durch den Großherzog Friedrich Franz II. von 1867 bis 1868 ausgeführt. Man dekorierte das Innere neu, führte frische Gewölbe auf, legte neuen Fußboden, veränderte das Gestühl, malte das Chorfenster neu, vergoldete den Altar und vollendete das Ganze mit der neuen Orgel am 13.12.1868.
- Barlachs Denkmal „Der Schwebende“ ist die herausragende Sehenswürdigkeit des 20. Jahrhunderts im Dom zu Güstrow.
Schwebender
Über die Apostelfiguren
In der im Jahre 1993 von der Leipziger Kunstgesellschaft mbH. E. A. Seemann herausgegebenen Ausgabe berühmte Kunststätten GÜSTROW schreibt Horst Ende über die im späten Mittelalter zwischen 1500 und 1530 geschaffenen 12 hölzernen Apostelfiguren des Domes zu Güstrow, dass sie wahrscheinlich am ehesten dem in Lübeck geborenen Bildhauer Claus Berg zuzurechnen sind. Es wird von dem Autor die Vermutung geäußert, dass Berg die Figuren im Auftrag des katholisch gesinnten Domkapitels anfertigte. Der hohe künstlerische Wert der Bildwerke wurde nach Auffassung des Autors lange verkannt.
Die 12 Apostel sind im Längsschiff des Domes aufgestellt
Umzäunung am Dom mit eigenartiger Nummerierung
Der Besucher der den Dom aus Richtung Osten, vom Franz-Parr-Platz über die Philipp-Brandin-Str. kommend, erblickt, ist zurecht von dem mächtigen Turm der Kirche beeindruckt und wird die Umzäunung vor der Sakristei nicht beachten.
Auch uns, die wir Güstrower sind, fiel die unsystematische Nummerierung der Steine, die an den von der Straßenseite abgewandten breiteren Flächen sichtbar ist, erst kürzlich auf. Wir gingen der Sache nach und stellten folgendes fest.
Die Steine wurden 1995 durch die GÜSTRA GmbH Straßenbau an der Umzäunung verarbeitet. Erworben wurden die Steine durch den Güstrower Betrieb von der Firma Nordstein Hamburg. Nach Hamburg kamen die Steine zwischen 1990 und 1992 aus Usti nad Laben (früher Aussig) in Tschechien. Die Hamburger konnten in Erfahrung bringen, dass die Steine aus der Nähe von Prag stammen sollen und dort als Kilometersteine dienten. Die Bohrungen in die Steine wurden vom Güstrower Steinmetz Borchert eingebracht.
Wenn die Steine auch kein Güstrower Denkmal sind, so ist das Wissen um die rätselhafte Nummerierung der weitgereisten Steine doch eine interessante und hilfreiche Erkenntnis.
Die Domglocken
Pfarrkirche St. Marien Güstrow
Pfarrkirche St. Marien zu Güstrow
- Geschichte der Pfarrkirche Sankt Marien zu Güstrow
- Die Güstrower Pfarrkirche wurde erstmals im Jahre 1308 erwähnt.
- Im Juni 1503 - beim ersten großen Stadtbrand Güstrows - wurde die Kirche zerstört. Der spitze Turm stürzte ein. Der sofortige Aufbau führte zur erneuten Weihe der Kirche im Jahre 1508. Zwei weitere Stadtbrände (1508 u. 1512) überstand die Kirche, ohne Schaden zu nehmen.
- Seit 1534 wurde in der Pfarrkirche evangelisch-lutherisch Gottesdienst gehalten. Der Turm wurde wegen Geldmangels nach dem ersten Brand zunächst als Pyramidendach (siehe Stadtansichten von Vicke Schorler und Caspar Merian) ausgeführt und erhielt erst
- 1865 unter dem Patronat des Rates der Stadt seine heutige Laternenform (Turmhöhe 53m).
- Um 1780 wurde die Kupferdeckung ausgeführt und die einst im Rathaus betriebene Uhr in den Turm der Pfarrkirche eingebaut. Hahn und Knopf wurden neu vergoldet. In die Kugel legte man einen Bericht über die Nöte, die der Siebenjährige Krieg über Stadt und Land gebracht hatte(1756-1763).
- 1833 wurde die Kugel erneut geöffnet und die in Güstrow wütende Choleraepidemie, die 227 Menschen innerhalb von sieben Wochen hinwegraffte, dokumentiert.
- In der Urkunde wurde auch an die 300-jährige Wiederkehr des Ereignisses der ersten evangelischen Predigt in der städtischen Pfarrkirche erinnert.
- 1880 bis 1883 erfolgte der Umbau der Kirche nach Plänen und Zeichnungen vom Baurat Daniel durch Landbaumeister Koch zu der heutigen dreischiffigen Hallenkirche (Kostenaufwand 150.000 M).
- In den Jahren 2004 bis 2009 wurde die Kirche vollständig renoviert.
- Die Kirche ist reich verziert und mit Kunstgegenständen geschmückt.
- Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist der geschnitzte und mit Ölfarben auf Kreidegrund reich bemalte mittelalterliche Altarschrein im Stil der Spätgotik von dem Brüsseler Meister Jan Bormann.
Kunstwerke aus Holz
- Holz in der Bibel
- … Er haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt und der Regen ließ sie :wachsen. (Jesaja, 44,14) …
- Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; (Jesaja, 44,15) … Er bedeckte die Wände des Hauses innen mit :Brettern von Zedernholz. Vom Boden des Hauses bis an die Decke täfelte er es innen mit Holz, und den Boden des Hauses täfelte er mit Brettern von Zypressenholz. (1. :Könige, 6,15) und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut und fruchtbare Bäume…und es geschah so. (1. Buch Mose, 1. Kapitel) ….der, der sich zu Gott :hält ist wie ein fruchtbarer Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit. (Psalm 1) …und er wuchs und wurde breit und grün wie ein :Zederbaum auf den Höhen des Libanon. (Psalm 37,5) …und der König Salomo baute Gott ein Haus und Innen war das ganze Haus ausgeschmückt mit dem Holz der Zeder. (1. :Kön. 6,18)
- Bedeutende Kunstwerke der Pfarrkirche aus Holz
- Der Kirchgemeinderat der Pfarrkirche nimmt den „Tag des offenen Denkmals 2012“ zum Anlass, in einer dünnen Broschüre die unterschiedlichsten kleinen und großen aus Holz gefertigten Arbeiten in der Güstrower Pfarrkirche zu beschreiben.
- 1. Orgel mit der kunstvoll bemalten Wendeltreppe
- 1370: Der Güstrower Ratsherr Jacob Worpel stiftete die erste Orgel, die bei dem Brand 1503 vernichtet wurde.
- 1605: Orgelbauer Valentin Christian (Schwerin) erbaute die zweite Orgel, die im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Er hatte auch die Orgel für das Doberaner Münster gebaut.
- 1764: Orgelbauer Paul Schmidt (Rostock), der auch die Orgel der Rostocker Marienkirche schuf, baute die dritte Orgel mit dem noch heute bewundernswerten spätbarocken Orgelprospekt. Im 1.Weltkrieg mussten die Prospektpfeifen abgeliefert werden. Sie wurden1926 wieder ersetzt.
- 1931 erfolgte ein Neubau der Orgel durch die Firma Sauer (Frankfurt/O) unter Beibehaltung des alten Prospektes. :Seit 1971 wird die Orgel durch den Mecklenburger Orgelbau in Plau regelmäßig gewartet. 1975 erfolgte eine erneute Überarbeitung der Orgel. Die Orgel verfügt über 2916 klingende Pfeifen, verteilt auf 3 Manuale und Pedal mit insgesamt 43 Registern. Eine weitere Restaurierung und Modernisierung wurde 2010 abgeschlossen. In der Orgel befinden sich zum Teil hölzerne Pfeifen, Windladen und Steuerungselemente. Bemerkenswert ist die zur Orgelempore führende hölzerne und kunstvoll bemalte Wendeltreppe mit einer brückenartigen Empore.
- 2. Strahlenkranzmadonna
- Die Darstellung aus dem Jahr 1520 geht auf die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament zurück. Dort wird sie als eine mit der Sonne bekleidet Frau geschildert und " ... der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt." (Off. 12, 1-2). Die Schnitzfigur wird einer Lübecker Werkstatt zugeschrieben und befindet sich vor einer Nische in der südlichen Turmseitenhalle.
- 3. Triumphkreuzgruppe
- Zwischen den beiden ersten Mittelschiffspfeilern erstreckt sich der Balken mit der fünfteiligen Triumphkreuzgruppe. Die monumentale Kreuzigungsdarstellung wurde von einem unbekannten mecklenburgischen Bildhauer überlebensgroß aus Eichenholz geschnitzt und stammt aus dem Jahre 1516.
- Neben dem Kruzifix und den beiden Trauernden, Maria und Johannes, gehören zu dieser Gruppe Adam und Eva. Das Kreuz ist an den Enden mit Reliefmedaillons versehen, die die vier Evangelistensymbole wiedergeben. Die stilisierten Ranken in Form von spätgotischen Kriechblumen, die das Kreuz umsäumen, versinnbildlichen das Kreuz Christi als Lebensbaum.
- Ernst Barlach sorgte 1929 für die vollständige Wiederherstellung der Gruppe, deren Kunstwert im 19. Jahrhundert verkannt wurde.
- 4. Pieta
- Das älteste erhaltene Kunstwerk der Pfarrkirche ist eine aus Eichenholz geschnitzte Pietá aus dem letzten Drittel des 15.Jahrhunderts. Sie befindet sich auf einem Sockel vor dem südöstlichen Mittelschiffspfeiler.
- 5. Tür zur Sakristei
- Der ursprüngliche Standort der Eingangstür befand sich im Zugang zur Kanzeltreppe. An der ehemaligen Eingangstür zur Kanzeltreppe befinden sich schöne Holzintarsienarbeiten: Außenseite Maria mit dem Kinde, Innenseite Martin Luther. Auf der nordöstlichen Seite in Altarnähe befindet sich ein eichenes Gestühl für den das oberbischöfliche Regiment führenden Landesfürsten.
- 6. Altar
- 1522 wurde der Altar aus der Werkstatt des Brüsseler Meisters Jan Borman errichtet, ein Kunstwerk von europäischem Rang. Auf 13 Feldern mit 181 Figuren wird anschaulich die Passions- und Ostergeschichte Jesu Christi dargestellt. Schließt man die Altarflügel, so werden sechs Tafelgemälde des Raffael-Schülers Bernaert van Orley sichtbar - je zwei Szenen aus dem Leben der Maria und der Hlg. Katharina sowie Petrus und Paulus. Zur Restaurierung und Erhaltung des Altars besteht seit Jahren ein Förderverein.
- 7. Ratsgestühl
- 1599 wurde das Ratsgestühl von der Kunsttischlerei Michael Meyer im Geschmack der Renaissance aus Eichenholz aufgestellt. Es ist nach wie vor der angestammte Platz für den Bürgermeister und Stadtrat – die Stadt hatte und hat noch das Patronat für diese Kirche.
- 8. Gestühl
- Auf den schlichten Sitzbänken aus Nadelholz (Seitenteile sind aus Eiche) von Sankt Marien können insgesamt ca. 600 Besucher Platz finden. Am Nord- und Südeingang befinden sich verzierte hölzerne Windfänge.
- 9. Die Tür zur Taufkapelle
- Vermutlich von einem einheimischen Meister stammt die aus Eichenholz geschnitzte Portalrahmung und -tür zur jetzigen Taufkapelle. Ursprünglich befand sich dieses 1729 im Stile des Barocks gearbeitete Portal als Innentür im Nordportal. Die Bildthematik ist dem Alten Testament entnommen. Die beiden seitlichen - als Wächter fungierenden Figuren verkörpern Mose und Aaron. Auf dem Türblatt befinden sind zwei von Akanthusranken gefasste Ovalmedaillons mit Darstellungen der Sintflutgeschichte. Heute wird die Taufkapelle als Raum der Stille genutzt. Wechselnde Ausstelllungen regen zum Nachdenken an.
- 10. Epitaphien aus Holz an der Nord- bzw. Südseite
- für den Superintendenten Gerd Oemcke
- für den Senator Bernhard Hagemeister
- für den Goldschmied Mathes Kreiten
- für die beiden Güstrower Bürgermeister Martin und Johannes Gerdes (Vater und Sohn)
- 11. Glockenstuhl
- Der Turm ist über zwei unterschiedlich geführte Treppen erreichbar, die auf der Höhe der Glockenstube enden. In der Regel werden die Besucher des Turmes über eine mit Lärchenbohlen ausgelegte Treppe den Turm besteigen. Die Laterne ist über eine Treppe erreichbar, die auf der Ebene der Glockenstube beginnt und an der Türmerwohnung und Uhrenstube vorbei auf die Aussichtsplattform des Turmes führt. Der nach allen vier Seiten freistehende Glockenstuhl ist eine robuste Zimmermannsarbeit. Das für den Glockenstuhl verarbeitete Holz ist wahrscheinlich das älteste in der Pfarrkirche verbaute Holz aus Güstrower Wäldern.
Turm - Türmerwohnung
- Postrat Diederichs, ein Kind des Türmers
Vor einigen Jahren besuchten die Autoren das sehenswerte Kutschenmuseum in Kobrow II bei Sternberg und hatten in Folge des Besuches mehrfach fernmündlich Kontakt zu einem Herrn Hans Diederichs, der u. a. auch für die Ausstellung zuständig war. Ihm wurde die Kopie einer Landkarte mit den alten mecklenburgischen Postwegen zugesandt, die heute in der Nähe einer nachgebauten Berliner Postkutsche hängt, für die wir ebenfalls Bildmaterial beisteuern konnten.
Etwa zur gleichen Zeit als wir mit Herrn Hans Diederichs in Kontakt standen, erhielten wir einen Brief von Frau Cornelia Diederichs, die über die Familie Diederichs in Güstrow forschte und die 2011 ein Treffen der Großfamilie Diederichs in Güstrow organisiert hatte. Durch den Kontakt zu Frau Diederichs haben wir in Erfahrung bringen können, dass Hans Diederichs, der U-Ur-Ur-Enkel des Postrates Carl Christian Diederichs aus Güstrow war.
- Dass dieser zu seiner Zeit zum Postrat aufsteigen konnte, war höchst erstaunlich.
Frau Diederichs hatte uns folgende Information übermittelt: Pastor Joachim Hinrich Schönberg, der 44 Jahre vor August Arnold Vermehren Prediger an der Pfarrkirche St. Marien zu Güstrow war, hatte ständigen Kontakt zu den Kindern des Türmers und unterrichtetet diese im Lesen und Schreiben. Vielleicht hat er die Begabung des Jungen entdeckt. Über Carl Christians Diederichs Vater wusste Frau Diederichs nur, dass er - mehr recht, als schlecht - seinen Namen schreiben konnte.
Glocken Dom und Pfarrkirche
Glockengrube gefunden
Gertrudenkapelle
Ehemalige Kapelle heute Ernst Barlach Gedenkstätte
Katholische Kirche Güstrow
Vor der Errichtung des Korff’schen Kirchenbaus stand an der Grünen Straße eine hölzerne Notkirche, die aus einer Baracke des Gefangenenlagers Bockhorst errichtet wurde und zum Weihnachtsfest 1919 zum ersten Mal für einen katholischen Gottesdienst genutzt werden konnte. Schon in der ehemaligen Notkirche befanden sich die zwei von Ludwig Nolde geschaffene Statuen, die heute den St. Marien- bzw. den St. Josephaltar schmücken. Das Bild der „Immerwährenden Hilfe“ entstammt schon der Barackenkirche im Gefangenenlager Bockhorst. Das schmiedeeiserne Türgitter der Kommunionbank ist das Werk des Güstrower Kunstschmiedemeisters Friedrich Gielow.
Mariä Himmelfahrt - Plastik an der katholischen Kirche
Die Bronzeplastik an der Außenfläche der 1929 in Güstrow von Paul Korff erbauten katholischen Kirche ist ein Werk von Ludwig Nolde.
Die Bronzeplastik zeigt die zum Himmel auffahrende Gottesmutter Maria, der Patronin der Güstrower katholischen Kirche. Sie ist seit dem 15.08.1938 außen an der rechten Seite des Giebels angebracht.
Nach einem Entwurf des Osnabrücker Künstlers Ludwig Nolde (1888-1958) wurde die Figur in der Württembergischen Metallwarenfabrik gegossen. Die Figur ist 2,5 m hoch und wiegt 225 kg. Die Bronzeplastik wurde der kath. Kirche durch den damaligen Kaplan Bernhard Leffers geschenkt.