Geschichte Stadt und Amt Boizenburg/Elbe in Daten bis 1918

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Die Geschichte der Stadt und des Amtes Boizenburg wurde von Dieter Greve verfasst.

Zeittafel

1820
18. Januar: Die“ Patentverordnung wegen Aufhebung der Leibeigenschaft“ schafft auf dem Lande neue Verhältnisse. Die Leibeigenschaft und die Gutsuntertänigkeit werden mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Die Freizügigkeit der Gutsuntertanen wird jedoch erst schrittweise innerhalb von vier Jahren erreicht. Bei Kündigung des jetzt als Arbeitsverhältnis anzusehenden Verhältnisses zwischen Gutsherrschaft und Tagelöhner sind auch das Wohnrecht und das Heimatrecht betroffen.[1] Das erhält ein hohes Maß von Abhängigkeit des Tagelöhners von der Gutsherrschaft und zieht in der Folge große soziale Probleme nach sich, die u. a. zu Heimatlosigkeit, Einweisung in das Arbeitshaus und auch Auswanderung führen.


1828
Die Elbzollgrenze wird von Hitzacker nach Boizenburg verlegt. Deshalb wird das neue klassizistische Elbzollgebäude (jetzt Fährweg 1) errichtet. Nach der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 und dem 1868 erfolgten Eintritt beider Mecklenburg in den Deutschen Zollverein entfällt die Zollgrenze. Das Elbzollgebäude unterliegt von nun an unterschiedlichen privaten Nutzungen.[2]


1829
Mit dem Abschluss des Abschnittes Boizenburg-Lauenburg wird die Hamburg-Berliner Chaussee, die im Zeitraum 1826 bis 1829 gebaut wurde, eröffnet. Sie ersetzt die alte Poststraße, die über Hühnerbusch-Lübtheen-Lenzen nach Perleberg führte. Bei Boizenburg wird vor dem Markttor ein 9 Fuß hoher und oben 3 Ruten breiter Damm geschüttet, um Unabhängigkeit vom Hochwasser zu erreichen.[3]


1829
Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr der Boizenburger Feuerwehr.[4] Diese war noch nicht als Freiwilige Feuerwehr organisiert. Es bestand noch die allgemeine Bürgerpflicht zur Abwehr der Feuersgefahr.


1832
Eine Choleraepidemie aus Hamburg kommend erreicht auch Boizenburg. Der Bauer Meyer aus Neu Wendischthun schreibt 1831 in sein Tagebuch: „1831 kam eine schlimme Krankheit die so daß in 24 Stunden die, welche kranck wurden die mehrsten an einer heftigen Leibschmertzen sturben diese Kranckheit hießten sie die Collero es wurden allerwerts besatzungen angestellet, welches aber wenig half in den Städtern war es am schlimsten und starben in vielen Häusern 2, 3, 4, 5 Menschen. Ins Mecklenburgische kam es im anderen Jahr erst.“ [5] Nun ist sie in Boizenburg tatsächlich ein Jahr später in Erscheinung getreten. Der Grund dafür lag in der strengen Bewachung der Grenzen, mit der Choleraverdächtige abgewiesen wurden und in den durch den Boizenburger Amtsarzt Dr. Richter eingeführten Quarantäneregeln. So wurde auf dem Vier eine Cholerabaracke für die Quarantäne eingerichtet, deren Existenz noch in einem Flurnamen fortlebt. In Boizenburg erkrankten 146 Einwohner, von denen 70 verstarben.[6]


1833
In Boizenburg wird eine Ersparnisanstalt gegründet. Diese war ein Vorläufer der heutigen Kreissparkasse.[7]


1833
Bei einer Regulierung der Gülzer Feldmark entsteht die selbständige Dorfschaft Neu Gülze als sich dreizehn Gülzer Hauswirte als Erbpächter und 5 Büdner im nördlichen Teil der Feldmark ansiedeln. Gleichzeitig entsteht die Gülzer Ausbausiedlung Riet ut zwischen Gülze und Bahlen.

In diesen Jahrzehnten entstehen viele solcher Ausbausiedlungen im Zuge von Feldmarksregulierungen bzw. durch das Bauernlegen in ritterschaftlichen Dörfern, z. B. 1817 Karrentin Klein Bengerstorf, 1834 Hatzberg Lüttenmark, 1835 Schwanheider Ausbauten (Bauernende), 1845 Quälbarg/Heidberg Granzin, 1851 Streitheide, 1853 Zölkow in Groß Bengerstorf, 1854 Rehmen, Saathorst, Köterbusch und Tüdertog in Klein Bengerstorf, 1861 Zweedorfer Ausbauten, 1867 Nostorfer Ausbauten, 1868 Scheiwen Stäwel u.a. Greven, Mitte des 19.Jhdts. Kiekut in Zahrensdorf.[8]


1834
Die Stadtschule im ehemaligen Stadthaus in der Mühlenstraße 8 nimmt ihren Betrieb auf.[9]


1836
In Wismar konstituiert sich ein Komitee, das eine Eisenbahnverbindung von Wismar in das deutsche Hinterland über Boizenburg und Hannover anstrebt. Vier Jahre später (1840) wird darüber eine vorläufige Vereinbarung zwischen Hannover und Mecklenburg geschlossen.[10]


1840
In Boizenburg wird die später von Paul Rabe betriebene Druckerei gegründet, in der dann auch die Elbzeitung erschienen ist.[11]


1840
Auf der Boizenburger Werft wird der Dampfer „Alexandrine“ gebaut und nimmt den Verkehr zwischen Boizenburg und Hamburg auf.[12]


1842
Der Boizenburger Hafen wird ausgebaut. Ein Jahr zuvor waren bereits ein Anleger für Dampfschiffe sowie ein Fährhaus an der Hafenmündung errichtet worden.[13]


1843
Ludwig Reinhard wird Rektor der Stadtschule in der Mühlenstraße.[14]


1843
In Granzin erfolgt eine Feldmarksregulierung und ein Flächenaustausch zwischen dem domanialen und dem ritterschaftlichen Anteil, in dessen Folge 1845 die Karte mit dem beziehungsreichen Titel „Separations Charte von dem bisherigen Communion Dorfe Grantzin, R. A. Wittenburg unter Berücksichtigung der im Jahre 1843 stattgefundenen Permutation sowie der Grenzregulirung mit den Feldmarken Bengersdorf, Bennin, Tüschow, Niecklitz, Gallin, Greven und Lüttenmark, modo Hatzberg, enthaltend 1. Den nunmehrigen Domanial-Antheil; 2. Das aus dem Tüschower Antheile gebildete Hauptgut Sternsruh; 3. Den vormaligen Zurower, nun incamerirten Antheil, in Grundlage der Separations Contracte ueber die Grantziner Communion-Hebung und des Permutations Contracts ueber die geistlichen Grundstuecke, copirt von der Grantziner Directorial Charte de 1770 und den Cammer Charten von den angrenzenden Domanial Feldmarken, im August 1845 durch C.M.R.Burchardt, beeidigter Landmesser“ entstanden ist. Die Verhältnisse in Granzin waren historisch recht verworren, weil es zwei unterschiedliche ritterschaftliche Anteile (Tüschower und Zurower) im Amt Wittenburg, den domanialen Anteil aber im Amt Boizenburg gab.[15]


1845
Im Zuge der Aufhebung der Kommunion entsteht der Gutshof Sternsruh, benannt nach dem Tüschower Gutsbesitzer von Stern.


1846
Der Großherzog Friedrch Franz II. erlässt ein Patent zur Ansiedlung von Häuslern im Domanium. Dieses wird im Vergleich mit der seit 1753 erfolgten Ansiedlung von Büdnern in weitaus größerem Umfange zur Ansiedlung von Kleineigentümern in den Dörfern führen. Bereits unmittelbar nach dem Erlass des Patents kommt es auch im Amt Boizenburg zur Häusleransiedlung. Die Häusler erhalten 25 Quadratruten Hofplatz und 60 Quadratruten Garten, das sind 1843 m2 Fläche. Sie sollten einer anderweitigen Beschäftigung als Handwerker, Forstarbeiter oder Tagelöhner, später auch Fabrikarbeiter nachgehen.[16] In Klein Bengerstorf beispielsweise werden ab 1849 Häuslereien errichtet. Während es aber nur 3 Büdner gab, kam es bis zur Jahrhundertwende zur Ansiedlung von 15 Häuslern, später insgesamt 25 Häulern. Es entstanden solche ausgeprägten Häuslersiedlungen wie der Katzenschwanz und der Griese Aesel in Besitz.


1846
Die erste Eisenbahnlinie von Berlin nach Hamburg, in Mecklenburg von Grabow bis Boizenburg und dann weiter bis Hamburg wird eröffnet. Boizenburg erhält den Bahnhof mehr als zwei Kilometer außerhalb der Stadt.[17]


1847
Sanitätsrat Dr. J.C.Richter und Friedrich Klepper senior rufen zur Unterstützung Armer durch Speisung in den Wintermonaten auf.[18]


1848
Die Revolutionsereignisse in Wien und Berlin strahlen auch nach Boizenburg aus. In Boizenburg kommt es unter dem Einfluss von Ludwig Reinhard zwar nicht zu Tumulten aber doch zu fortschrittlichen Veranstaltungen. Ludwig Reinhard wird als einer der vier mecklenburgischen Vertreter vom Reformverein für beide Mecklenburg in die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewählt. Dort schließt er sich dem linken Flügel an. Im Jahre 1849 wird er vom Großherzog vom Dienst suspendiert.[19]


1848
29. Juni: Die Bauern von Klein Bengerstorf fordern vom Amt, dass sie den Dorfschulzen selber wählen dürfen. Dieser wurde bis dato vom Großherzog auf Vorschlag des Amtes berufen.

„Da es uns längst als eine belästigende Sachlage erschienen ist, daß ein Erbpächter als Schulze für unsere Interessen von Amts wegen gestellt ist und wir solche Anordnung in den letzten von [... ?] Zeiten oftmals sehr empfindlich befunden haben, so sind wir hierin dahin einstimmig geworden, daß es uns gestattet werden möge unsere Beschwerde vor einem verehrlichen Großherzogl. Amte abzulegen, worinnen wir genügend darlegen wollen, daß es uns durchaus erforderlich sein wird, uns selbst einen Schulzen fernerhin aus unsere Mitte [wählen] zu dürfen, und bitten ganz gehorsamst: das verehrliche Amt wolle geneigtest hierüber einen Termin anberaumen.

In tiefster Ehrfurcht verharren ganz untertänigst

die Dorfbewohner zu Klein Bengerstorf“

Dieses Ansinnen der Dorfbewohner ist sicher durch die Revolutionsereignisse und auch durch das Wirken von Ludwig Reinhard beeinflusst gewesen. Natürlich gab es von Seiten des Amtes wenig Gegenliebe für das Ansinnen der Bauern. Es wurde entschieden, dass nach dem Motto „Teile und herrsche“ jeder für sich das Anliegen vor dem Amt vortragen sollte. Damit verlief dann alles im Sande.[20]

um 1850 Die Inbetriebnahme der Hamburg-Berliner Eisenbahn führt zunächst zu einem Rückgang des Handels in Boizenburg.[21]

1850 bis 1870
In diesen Jahren kommt es im Amt Boizenburg zu zahlreichen Auswanderungen.

Diese betreffen auch Auswanderungen in das benachbarte „Ausland“ insbesondere nach Hamburg. Sehr viel differenzierter muss die Auswanderung nach Amerika gesehen werden. Die Akten des Landeshauptarchivs enthalten eine Vielzahl von Auswanderungsfällen im Domanialamt Boizenburg mit besonderer Häufung in der Teldau, Besitz und Gülze, Dörfern, in denen es viele Büdner gab. Offenbar war dort die Armut der entscheidende Grund für die Auswanderung. Teilweise sind aber auch ganze Familienverbände ausgewandert, die nicht immer von der Armut geplagt waren. Um das zu verdeutlichen, werden hier Fälle aus Klein Bengerstorf, Bennin, Granzin und Tessin aufgeführt: 1857 beantragt der vormalige Erbpächter Franz Heinrich Jacob Abel aus Klein Bengerstorf Nr.5, der seine Hufe verkauft hat, für sich, seine Ehefrau, geb. Bantin aus Bennin, und seine acht Kinder den Auswanderungskonsens. Er weist ein Vermögen von 4500 Thaler Courant nach. Ein Protokoll beim Amt Boizenburg regelt noch erbrechtliche Angelegenheiten. Der zweite und der dritte Sohn sollen noch der ausstehenden militärischen Dienstpflicht genügen, bitten aber mit Unterstützung des Schulzen um Befreiung. Der Konsens wird ohne Auflagen erteilt, Abel verpflichtet sich zum Dank zu einer Zahlung an die Armenkasse. Abel hatte erst 1853 nach der Vererbpachtung seine Hufe im Ausbau (Rehmen) neu errichtet. Die Auswanderung erfolgte mit dem Einlieger J.H.E.Bantin aus Granzin und dem Musicus J.H.C.Bantin aus Bennin, den Verwandten der Frau am 1.September 1857. 1858 beantragt auch Abels Schwager, der Erbpächter Bantin aus Bennin Nr.8 für seine Familie den Auswanderungskonsens, dazu der Einlieger Fick aus Granzin (Frau Fick war Schwester des Bantin) und dessen Bruder aus Gallin. 1858 beantragt der Büdner Franz Hintzmann Nr.1 aus Tessin für seine Tochter Maria den Auswanderungskonsens, die dem Musicus Joh. Bantin „in Begleitung der Bantinschen Familie“ folgen möchte.[22]

1851
Auf Flächen aus dem Pachthof Vier und mit dem Stadtfeld Boizenburg ausgetauschten Flächen wird die Siedlung Streitheide mit 2 Erbpächtern, 4 Büdnern und 2 Häuslern angelegt. Gleichzeitig entstehen in Schwanheide neben einem Pachthof 6 Erbpachtstellen und später auch eine Reihe von Büdnern und Häuslern.[23]
1853
Die Eisengießerei Beckhaus an der Hamburger Straße wird gegründet. Diese hat bis in die 1920er Jahre bestanden.[24]
1857
Gibt es die Idee, die öffentlich diskutiert wird, einer Bahnverbindung nach Lüneburg über die Elbe bei Boizenburg entweder mit einer allerdings sehr aufwändigen Brücke oder aber mit einer Fähre, die Ganzzüge fasst. [25]
1857
Die Schäferei in der Stadtheide wird eingerichtet.[26] Später wird daraus der Pachthof Metlitzhof.
1866
Nicolaus Hinselmann aus Neumünster kauft die Boizenburger Mühlenanlagen von der großherzoglichen Kammer.[27] Dazu gehörten sowohl die Binnenmühle als auch die Außenmühle und die Windmühle am Herrengarten. Die Außenmühle wird 1880 erneuert und dann schrittweise erweitert. Die Binnenmühle wird nach Inbetriebnahme der erneuerten Außenmühle stillgelegt.[28]
1870
Der mecklenburgische Elbzoll wird durch Reichsgesetz vom 11. Juni abgelöst, nachdem die Elbzölle und die Bedingungen ihrer Erhebung insgesamt zur Erleichterung der Schiffahrt nach dem Wiener Kongress 1815 durch die Elbschiffahrtsacte von 1821, die Additionalacte von 1844, durch eine Übereinkunft zwischen Hannover, Lauenburg und Mecklenburg 1848, durch Beschlüsse der Elbschiffahrts-Revisions-Commission von 1850/51 und 1854 und eine Übereinkunft aller Elbanlieger 1863 immer weiter reduziert worden waren.[29]
1876
In Boizenburg wird die Amtsgerechtigkeit aufgelöst. Damit gelangen aus dem Domanium die Flächen am südlichen Ende der Mühlenstraße einschließlich des Herrengartens, Altendorf, der Schlossberg mit seiner Umgebung und das Amtshaus in die Bürgergerechtigkeit. Während im Staatskalender 1871 noch als zum Domanium gehörig ausgewiesen sind:Altendorf mit 18 Büdnern und 3 Werdern jenseits der Elbe, Amt, Pfarrkirche, Schule, Jagd, Schlossberg, Rothehaus, 2 Büdner, 1 Häusler und Frohnerei (1865 auch noch 3 Mühlen) sind 1881 nur noch Pfarrkirche, Jagd und Frohnerei zu finden. Auch Altendorf fehlt nun. Das hatte nur hoheitsrechtliche Auswirkungen aber keinen Wechsel des Eigentums zur Folge.[30]
1876
Langandauerndes Hochwasser veranlasst die Frau des Bürgermeisters Johann Bürger zur Gründung eines Frauenvereins, der arma alte und kranke Einwohner versorgt.[31]
1877
Heinrich Knaack aus Kiekindemark bei Parchim gründet in Boizenburg eine Getreidehandlung.[32]


1877
Carl Hermann Theodor Haase (später geadelt) kauft das Gut Wiebendorf. Er gestaltet in der Folge die gesamte Gutsanlage im neugotischen Stil um und baut nach den Plänen des Hamburger Architekten Haller ein Herrenhaus im Stil einer palladianischen Villa, das bedauerlicherweise im Jahre 1943 aus Kostengründen gesprengt wird.[33]


1878
Boizenburg verkauft Bürgerhof und Heidekrug an das Rittergut Gresse, nachdem sie zuvor bereits zu Erbpachtrecht an Gresse vergeben waren.[34] Beide sind jedoch im Staatskalender 1881 noch unter Boizenburg ausgewiesen.


1879
Durch ein neues Gerichtsverfassungsgesetz wird in Mecklenburg die Trennung von Verwaltung und Justiz vollzogen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit auf den ritterschaftlichen Gütern wird aufgehoben.[35] Während zuvor in den Staatskalendern noch Niedergerichte ausgewiesen waren, die freilich bereits bei den Ämtern angesiedelt waren, beispielsweise 1825 zu Boizenburg: Richter vacat, Actuarius Georg Carl Stypmann daselbst.Der Gerichtsveband besteht aus den Gütern Klein Timkenberg (Amt Wittenburg), Badekow c.p., Beckendorf, Blücher, Gresse c.p., Wendisch Lieps, Schwartow, Sprengelshof, Groß Timkenberg, Wiebendorf, Hof Bretzin, Zahrensdorf (Amt Boizenburg), waren nun einheitliche Amtsgerichte mit einem Amtsgerichtsbezirk gebildet worden. Dieser umfasste das Amt Boizenburg und aus dem Amt Wittenburg die Dörfer Dersenow, Dammereez, Brahlstorf und Düssin.[36]


ca. 1880
Die Straße Vellahn-Brahlstorf-Neuhaus wird als Fortsetzung der 1843 gebauten Chaussee Lützow-Wittenburg-Vellahn gebaut.[37]


1886
Die Haltestelle Schwanheide der Berlin-Hamburger Eisenbahn wird eingerichtet.[38]


1888
Ein Hochwasser im März ruft in der Teldau extreme Schäden hervor. Das Hochwasser wird durch Grundeis und Eisversatz bei Geesthacht und dann auch oberhalb Boizenburg verursacht. Deichbrüche bei Lenzen und Dömitz lassen das Elbhochwasser bei Wehningen in die Niederung zwischen Dömitz und Boizenburg einströmen. Hinzu kommt in der Folge ein schlimmer Deichbruch bei Darchau, der bereits dort acht Todesopfer fordert. Die gesamte eingedeichte Teldau läuft von oben her voll. Das Wasser überströmt den Winterdeich von der Binnendeichseite her in Richtung Sude und strömt bei Boizenburg wieder in die Elbe. Bei Blücher fordert ein Kahnunglück neun Todesopfer.[39]


1888
Die Volks- und Bürgerschule an der Quöbbe wird eröffnet. Sie hat zwei Abteilungen, die auf die beiden Eingänge aufgeteilt werden, die Volksschule und die Bürgerschule.[40]


1889
Auf der Boizenburger Werft werden die ersten deutschen Motorboote mit Gasmotor gebaut.[41]


1890
Bildung einer „Aktiengesellschaft zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn zwischen dem hiesigen Hafen und Bahnhof“. Im gleichen Jahr wird die „Boizenburger Stadt- und Hafenbahn in Betrieb genommen.[42]


1891
Eröffnung der Chemischen Fabrik Hirsch und Richter am Schwanheider Weg.[43]


1892
In Boizenburg treten erneut Cholerafälle auf, die wiederum ihren Ausgangspunkt in Hamburg haben.[44]


1897
Gründung des Boizenburger Marienvereins als Zweig des Schweriner Marienvereins. Dieser unterstützt Hilfsbedürftige.[45]


1898
bis 1901 Bau der Teldauer Nebenchaussee von Niendorf bis Vorderhagen, die dann über Bandekow , Gülze und Bahlen bis zum Bahnhof weitergeführt wird.[46]


1900
Das Rittergut Brahlstorf wird aus dem Besitz des Grafen von Oeynhausen in das Domanium aufgekauft. In der Folge entstehen neben dem Pachthof und den vier vorhandenen Erbpachthufen noch 24 Büdnereien und 38 Häuslereien.[47]


1900
In Boizenburg entsteht eine Molkerei-Genossenschaft, die die Milch der Bauern eines Einzugsgebietes von der Teldau bis Zahrensdorf verarbeitet. In der Folge entstehen weitere Molkereigenossenschaften in Gallin und Klein Bengerstorf, sowie eine private Molkerei in Schwanheide.


1902
Baubeginn für die Plattenfabrik durch Hans Duensing. 1903 erfolgt der Eintrag in das Handelsregister. 1904 hat das Werk 100, 1907 300 Beschäftigte.[48]

In der Folge entsteht auch das Sägewerk Dührkop an der Chausseestraße (Fritz-Reuter-Straße), das Verpackungskisten für die Fliesen hestellt. In dieser Zeit gibt es in Boizenburg bereits drei Sägewerke, die mit Zimmererbetrieben verbunden sind, nämlich Wehmann in der Hamburger Straße, Ziegert ebenfalls in der Hamburger Straße – beide sind später in das Gelände der Elbewerft einbezogen – und Albert Bädker An der Quöbbe, wo sich 2010 eine Stahlbaufirma befindet.


1902
ff. In der Bahnhofsvorstadt erfolgt an der Hamburg-Berliner Chaussee, die dann in Bahnhofstraße benannt wird, an der Bahler Chaussee, an der Duensingstraße und an der Feldstraße die erste Bebauung mit Wohnhäusern und auch Geschäftshäusern. [49]


1903
In Boizenburg wird eine Konsumgenossenschaft gegründet.[50] Das erste Geschäft entsteht in der Bahnhofstraße.


1903
Müllermeister Hinselmann errichtet in einem Anbau an der Außenmühle ein kleines Elektrizitätswerk. Dieses versorgt im gleichen Jahr auch die Boizenburger Straßenbeleuchtung sowie das Rathaus mit Strom.[51]


1904
Die Haltestelle Kuhlenfeld der Berlin-Hamburger Eisenbahn wird eingerichtet.[52]


1907
Der Landtag beschließt den Bau der Nebenchaussee von Boizenburg nach Gallin.[53]


1908
Die Plattenfabrik erbaut ein Kantinengebäude an der Bahnhofstraße. Der Architekt ist Fritz Höger, Hamburg. [54]


1909
Franz Lemm errichtet auf der Schiffswerft eine neue Schiffbauhalle. Auf der Werft wird für den Boizenburger Kommerzienrat Lechler ein Flußschiff mit 850 Tonnen Tragfähigkeit und 72m Länge gebaut. [55]


1910
Ein Brand zerstört das Rothe Haus. Dieses war 1702 als Gasthaus erbaut worden.[56]


1910
In Boizenburg wird eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.[57]


1910
In Brahlstorf wird eine Kartoffelflockenfabrik gebaut.[58] Diese hat dann eine sehr differenzierte Entwicklung mit unterschiedlichen Produktionsprofilen durchgemacht. Am Kriegsende 1945 war es eine Marmeladenfabrik Cooper und Co. Später war darin die Mecha-Chrom Brahlstorf, ein Galvanisierbetrieb untergebracht, aus dem dann nach Vereinigung mit einem Schweriner Betrieb der VEB Galvanik wurde. Dieser Betrieb überstand dann nicht die gesellschaftliche Wende 1989/90.


1912
Die Turnhalle zur Volks- und Bürgerschule wird eröffnet.[59]


1912
Die Kleinbahn von Brahlstorf nach Neuhaus wird gebaut. Zuvor gab es Pläne für den Bau einer Bahnlinie von Boizenburg nach Neuhaus und Dömitz, die einen Anschluss über die Boizenburger Stadt- und Hafenbahn an den Boizenburger Hafen erhalten sollte,[60]


1914
Die Stadt Boizenburg gibt sich eine Satzung über die Einführung von Hausnummern „und zwar für jede Straße besonders“. Die Straßen werden rechtsläufig umlaufend mit Hausnummern versehen.[61]


1914
Der beginnende Weltkrieg scheint in Boizenburg keine überschwängliche patriotische Begeisterung ausgelöst zu haben.[62]


1915
Auf der Werft wird das von Franz Lemm jun., dem ersten Schiffbauingenieur der Werft entworfene seegehende Passagierschiff „Rahlum“ (980 tdw, 67m lang) gebaut.[63]


1917
Nachdem sein Sohn Franz Lemm jun. 1915 im Krieg gefallen war, war die Nachfolge nicht mehr gesichert. Deshalb verkauft Franz Lemm nach 124jährigem Familienbesitz die Werft an das Hamburger Bankhaus Thomsen und Co.[64]


1918
Am Ende des Weltkrieges sind 122 Boizenburger als Gefallene zu beklagen.[65]


Referenzen

  1. Heitz und Rischer, wie Anm. 2, Seite 108
  2. Wulf, Karin, Boizenburg in alten Ansichten, Band 1, Zaltbommel 1991, Bild 14; und Heitz und Rischer, wie Anm. 2, Seite 120
  3. Bull, Hartwig, Die Poststraße von Grabow nach Boizenburg/Elbe. Der erste Chausseebau in Mecklenburg, MJB 119 2004, Seite 193 ff.
  4. Wieben, wie Anm. 286, Seite 130
  5. Greve, Dieter, Aus dem Hausbuch des Joachim Hinrich Meyer aus neu Wendischthun, in: Zeitdokumente, Fünftes Heimatbuch des Landkreises Lüneburg, Husum 2004, Seite 229ff.
  6. Vick, wie Anm. 192, Seite 8, sowie Will, Erika, Armenarzt unentgeltlich. Der Boizenburger Arzt, Ehrenbürger und Freimaurer Dr. Johann Carl Richter, in SVZ Mecklenburg-Magazin 1997
  7. Baier, Hans-Jürgen, Boizenburg Stadt & Land, Beiträge zur Heimatgeschichte Südwestmecklenburg, Nr.1, Seite 208
  8. Greve, Dieter, Flurnamenatlas für das südliche Westmecklenburg, Band 2, Schwerin 2011, div. Seiten
  9. Kruse, Karl-Heinz, Schulgebäude in Boizenburg, in: Wieben u. a. Stadtentwicklung und Bauen in Boizenburg, Boizenburg, 2004, Seite 82
  10. Balck, wie Anm. 62, § 274, Seite 250
  11. Hagen und Wieben, wie Anm. 35, Seite 16
  12. Schröder, wie Anm. 231, Seite 52
  13. Baier, wie Anm. 243
  14. Borchert, Jürgen, Je dunkler der Ort, Rostock 1980, Seite 20
  15. Greve, wie Anm. 244 , Seite 144
  16. Balck, wie Anm. 205, § 119 bis 122, Seite 161ff.
  17. Heitz und Rischer, wie Anm. 2, Seite 112
  18. Will. Erika, Von der Speise-Anstalt zur Tafel, in: SVZ Mecklenburg Magazin vom 4. April 2011
  19. Borchert, wie Anm. 250, Seiten 64ff. und 86f.
  20. Greve, Dieter, Streit um das Schulzenamt, SVZ-Mecklenburg-Magazin 03/94,vom 04.02.1994
  21. Hagen und Wieben, wie Anm. 35, Seite 18
  22. Greve, wie Anm. 230, Seite 116f.
  23. Zühlsdorff, wie Anm. 183, Nr. 234 und 239
  24. Hagen und Wieben, wie Anm. 35, Seite 18
  25. Steffen, Uwe, Aus der Geschichte der „Boizenburger Stadt- und Hafenbahn“ in, Stendell, Günther, Boizenburg. Beiträge zur Geschichte der Stadt, Boizenburg 1980, Seite 22
  26. Hertel, Wilhelm, Plan von der neuanzulegenden Schäferei in der Stadtheide Boizenburg, 1857
  27. Kahns, Ina, geb. Hinselmann, Zur Volkskunde des Landes Mecklenburg am Beispiel des alten Amtes Boizenburg zu Beginn des 20.Jahrhunderts, Dortmund 1983, Seite 91
  28. Wulf, Karin, Boizenburg in alten Ansichten, Band 2, Zaltbommel 1994, Bild 63
  29. Balck, wie Anm. 62, § 183 , Seite 69f.
  30. Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender 1871 und 1881
  31. Will, wie Anm. 254
  32. 259 Schubert, wie Anm. 145, Seite 38
  33. Greve, wie Anm. 138
  34. Zühlsdorff, wie Anm. 183, Nr. 228
  35. Heitz und Rischer, wie Anm. 2, Seite 124
  36. Staatskalender, wie Anm. 266
  37. Graßmann, Siegfried, Die Kleinbahn Neuhaus/Elbe – Brahlstorf. Die Geschichte einer fast vergessenen Eisenbahn, Schwerin 1999, Seite 4
  38. Internet
  39. Greve, Dieter, Wenn die Deiche brechen, SVZ-Mecklenburg-Magazin, 31/1997
  40. Kruse, wie Anm. 245
  41. Schröder, wie Anm. 231, Seite 52
  42. Steffen, wie Anm. 261, Seite 24
  43. Hagen und Wieben, wie Anm. 35, Seite 18
  44. Roßmann, Rolf, Die Epidemie kam die Elbe herauf, 1892 wohl letzte Cholerafälle in Mecklenburg, in: SVZ-Mecklenburg-Magazin 14/2004, Seite 16
  45. Will, wie Anm. 254
  46. Graf von Oeynhausen, wie Anm. 140, Seite 102ff.
  47. Zühlsdorff, wie Anm. 183, Nr. 201
  48. Schiller, Klaus, Die frühen Jahre der Boizenburger Wandplattenfabrik und ihrer Bahnhofsvorstadt, in: Wieben u.a. Stadtentwicklung und Bauen in Boizenburg, Boizenburg 2004, Seite 69f.
  49. Ebenda, Seite 72f.
  50. Wieben, Uwe Boizenburger Chronik, Schwerin 2001, Seite 18
  51. Wieben, wie Anm. 286
  52. Internet
  53. Wieben, wie Anm. 286
  54. Ebenda, Seite 21 und Schiller, wie Anm. 284 , Seite 74
  55. Wieben, wie Anm. 286, Seite 21
  56. Ebenda, Seite 24
  57. Wieben, wie Anm. 286, Seiite 24
  58. Hiller, Karl, Chronik des Dorfes Brahlstorf, Brahlstorf 1994, Seite 23
  59. Wieben, wie Anm. 286, Seite 26
  60. Graßmann, wie Anm. 273, Seiten 7 und 19
  61. Greve, Dieter, Die Boizenburger Straßennamen, in Wieben u. a., Stadtentwicklung und Bauen in Boizenburg, Boizenburg 2004, Seite42
  62. Wieben, wie Anm. 286, Seite 28f.
  63. Schröder, wie Anm. 231, Seite 53
  64. Wieben, Uwe, Boizenburger Biographien, Rostock 1998, Seite 49f.
  65. Wieben, wie Anm. 286, Seite 33