Festschrift 700 Jahre Kirch Mulsow

Aus Ortschroniken
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Deckblatt der Festschrift

Geleitwort

Luftaufnahme Dorfmitte, Sportanlage und Friedhof

Liebe Leserin, lieber Leser,


Kirch Mulsow feiert vom 5. bis 7. Juli 2002 das 700-jährige Jubiläum seiner urkundlichen Ersterwähnung.

Mit der vorliegenden kleinen Broschüre möchten wir einen kleinen Einblick in die Entwicklung unseres Dorfes geben.

Kirch Mulsow, unser „grünes Dorf“, liegt eingebettet in eine Hügellandschaft, die zum nördlichen Höhen- oder Landrücken des Norddeutschen Tieflandes gehört. Der Landrücken ist eine in der Eiszeit entstandene Moränenlandschaft.

Das Gelände steigt nach allen vier Richtungen, in die auch Wege und Straßen aus unserem Dorf führen, an. In westlicher Richtung führt die Straße über Hagebök nach Wismar (20 km), in nördlicher Richtung über Garvensdorf nach Teschow (6,5 km), in östlicher Richtung über Klein Mulsow und Moitin nach Neubukow (10 km) und in südlicher Richtung über Bäbelin nach Neukloster (15 km).

Kirch Mulsow bildet mit den Dörfern Garvensdorf, Clausdorf und Steinhagen eine Gemeinde, die zum Amt Neubukow Salzhaff gehört.


Kirch Mulsow, Juli 2002

Der Festausschuss

Der Storch ist seit vielen Jahren ein gern gesehener Gast in Kirch Mulsow.

Die Ersterwähnung 1302

Urkunde der Ersterwähnung

Die Ersterwähnungsurkunde stammt aus dem Jahre 1302.

Sie wurde gefunden im Mecklenburgischen Urkundenbuch, herausgegeben vom Verein der Meckl. Geschichte und Altertumskunde, V. Band, 1301-1312, Schwerin 1863.

Dort heißt es:

1302
Ein brieff Curdt vnd Hermann Moltkens gebrudere zu Mulsow, darinne sie Henningk Gustkowen zu Wakendorfe ½ hufen landes, auf dem Steinkampe gelegen, zu einem bestendigen Kauffe verschrieben vnd versiegelt.
Actum anno 1302.
Nach der registratur der Mulsower Kirchenbriefe in der Visitation der Kirchen im Ambte Newen-Bukow d.a. 1569 im Hauptarchive zu Schwerin.

Dahinter steht verzeichnet:

Ein brieff Hennigk Gustkowens, dauon Siegel abgefallen, in welchem derselbst Gustkow solche obgemelte halbe Hufe dem Kirchern gegeben. Anno 1414.

Das Dorf Kirch Mulsow und Gut Hof Kirch Mulsow

Das Dorf Kirch Mulsow hieß ursprünglich nur Mulsow. Den Doppelnamen erhielt es erst in der Zeit der Christianisierung Mecklenburgs.

Der Name Mulsow ist slawischen Ursprungs und stammt wahrscheinlich von einem Familiennamen, vielleicht von einem der ersten slawischen Siedler [vermutet Willi Möller in seiner Chronik]. Er wurde in einer alten Urkunde aus dem Jahre 1359 erwähnt:

Wismar 1359 Mai 26
Die Ziegelherren zu Wismar schließen mit Herder, Gagzow einen Vetrag auf Lieferung von Brennholz, beteiligt ist Thideke Mulsowe.

[Die ersten slawischen Siedler sind langsam in dieses Gebiet nach dem 6. Jh. eingewandert, als die Langobarden das Gebiet verlassen hatten (Karge, Schmied, Münch: Die Geschichte Mecklenburgs. Hinstorff, 2011). Es handelt sich wohl um einen meist aus Westfalen stammenden Siedler, mit dem Ortsnamen als Familiennamen. Typisch ist auch die Benennung (Kirch) Mulsow und Wendisch (heute Klein) Mulsow, die auf eine Neuansiedlung deutscher Bauern in der Nähe der slawischen Siedlung (Wendisch) Mulsow hindeutet.]

Es gibt keine Aufzeichnungen, wann sich die ersten Siedler hier niedergelassen haben. Die erste schriftliche Überlieferung in Mecklenburg überhaupt stammt erst aus dem Jahre 780 nach Christi Geburt. 1967 wurde am Weg nach Garvensdorf ein sehr gut erhaltener bearbeiteter Flintstein gefunden, der darauf hinweist, dass hier bereits 4.000 bis 2.000 Jahre vor der Zeitenwende Menschen gewohnt haben.

Kirch Mulsow war lange aufgeteilt in Gut Hof Kirch Mulsow und Dorf Kirch Mulsow. Der Zusammenschluss erfolgte erst am 15. November 1929.

Hof Kirch Mulsow nach dem II. Weltkrieg

Über die Besitzverhältnisse des Gutes findet man in einem der Bücher „Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin“ von Schlie folgende Aufzeichnungen:

1300 sitzen zwei Brüder aus der Moltkeschen Familie auf Mulsow, Curt und Hermann. Im Moltkeschen Besitz bleibt das Gut dann nachweislich noch über 1448 hinaus. Doch möchte man glauben, dass es vor der Zeit der Moltkes ein Bibow'sches Gut war, da man aus einem Tauschvertrag vom Jahre 1388 zwischen König Albrecht von Schweden und Heidenreich und Hans Bibow ersieht, dass beide letztgenannten bis dahin das Kirchlehn zu Mulsow gehabt haben. Sie haben es damals an den Landesherrn abgegeben und haben dafür von diesem das Kirchlehn erhalten in Karin.
1556 hatten die Oberberge – Adam und Otto – Besitz in Mulsow. Sie traten es an Curt von der Lühe auf Panzow ab. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts sind die von Schack in diesem Besitz, wieder 100 Jahre später die von Winterfeld, um 1700 (als Pfandbesitz) die Gebrüder Grell und von 1707 an kam es an Joachim Sigmund Dietrich von der Lühe. 1779 gehen die Güter Kirch Mulsow und Wendisch Mulsow nebst Panzow und Neupoorstorf aus dem Lüheschen Debitwesen an die herzogliche Kammer über. Seit 1849 gehören alle diese Güter zu den großherzoglichen Hausgütern.
Ehemaliges Gutshaus Kirch Mulsow

Demnach ist das Gut Kirch Mulsow bis zum 18. Jh. ein ritterschaftliches Gut gewesen und bis 1945 Domäne in Verpachtung.

Dorf Kirch Mulsow mit Kirche und Pfarre, mit Küsterei und Schule, mit Mühle und Schmiede war seit Ende des 14. Jh. ein Patronat der Landesherrschaft. Um 1800 werden außerdem zwei Halbhüfner genannt.

Die Kirche

Kirche mit Friedhof


Das genaue Erbauungsjahr der Kirche ist nicht bekannt. Bei Schlie findet sich jedoch folgende Bemerkung, aus der hervorgeht, dass es sie bereits Ende des 13./Anfang des 14. Jh. gegeben haben muss.

Die Kirche Kirch Mulsows ist eine von denen, die an der Brot- und Weinstiftung Heinrich des Pilgers teilnahmen. [Heinrich der I., Pilger, 1264-1302]

Die Kirche ist ein einfacher Felsen- und Backsteinbau. An der West- und Nordseite wurden auch Feldsteine verwendet. Den Westturm errichtete man erst im 18. Jh. Bis auf das pyramidenförmige Ziegeldach besteht er ganz aus Holz. Früher befanden sich zwei Glocken im Turm, heute ist es nur noch eine. Sie stammt aus dem Jahre 1869.

Die Kirche wurde mehrmals erneuert:

  • 1796 Anbau des Westturmes
  • 1955 Stromanschluss, Kanzel an der Nordseite
  • 1989 Malerarbeiten.


Kirche 2002

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und seine Auswirkungen auf das Leben in Kirch Mulsow

Die Jahre seit Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 waren für alle furchtbar.

Kirch Mulsow wurde von Soldaten der dänischen und kaiserlichen Armee ausgeplündert und ausgeraubt.

1637 hatte Pastor Netzeband in den Kirchenbüchern vermerkt, dass „die Kirche öde und wüste gestanden. Die Dorfstätte ganz verwüstet, ... die Scheune auf dem Wedeme (Scheune auf dem Pfarrhof) heruntergerissen und verbrannt, auch das Thor und ein altes Backhaus, dazu auch das Pfarrhaus übermassen zugerichtet, dass man durchhin fahren konnte...“

Solche Plünderungen geschahen in den folgenden Jahren immer wieder.

Die berühmten Worte des Matthäus Merian beschreiben wohl auch treffend die Situation in unserer Region:

Vom Jahr 1628 an lag Recht und Gerechtigkeit ganz darnieder; Gewalt und Unrecht schwamm oben ... . Viele tausend Flecke und Dörfer wurden dergestalt verwüstet, dass nicht ein Hund, geschweige denn ein Mensch sich darin hätte aufhalten können ... . Unter den Leuten regierte der bittere, schwarze, zahnbleckige Hunger ...

Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung hat diese Zeit überlebt.

Den Kirchenbüchern ist zu entnehmen, dass der damalige Pastor Netzeband im Gemeindebereich Kirch Mulsow und Passee 1639 „nur 7 Seelen in seinen beiden Gemeinden fand, in manchem Gemeindedorf nur eine einzige alte Frau ...“. Nicht alle waren gestorben „...sondern sie hatten sich zerstreut und verlaufen.“

Vom Ende des 30jährigen Krieges bis zum ersten Weltkrieg

Die Folgen des Krieges waren noch lange nach seiner Beendigung zu spüren: 1664, also 16 Jahre nach Friedensschluss, wurde in den Gemeinden Kirch Mulsow und Passee nur ein Paar getraut, drei Personen starben, vier Kinder wurden geboren. Fast noch schlimmer als die Kriegswirren waren die Auswirkungen, die das Papsttum durch Irreleitung hervorgerufen hatte.

So starben 1668 nur zwei Menschen in den Gemeinden eines natürlichen Todes, „aber acht Unglückliche wurden der Zauberei angeklagt, zu Mulsow, Steinhagen, Wakendorf und Tützen verbrannt“. Man kann annehmen, dass damals etwa 70-80 Einwohner in den Gemeinden lebten, „also ward der zehnte Mensch wenigstens verbrannt“.

Windmühle auf dem Mühlenberg

1769 wurde erstmals die Windmühle Kirch Mulsow erwähnt. Dieses Wahrzeichen gibt es heute leider nicht mehr. Nach Bränden und Wiederaufbau in den Jahren 1822 und 1823 brannte die Mühle 1952 völlig nieder und wurde nicht wieder errichtet.

Die brennende Windmühle 1952

Johann Ernst Flörke, der die Pfarrstelle in Kirch Mulsow von 1804 bis 1831 verwaltete, schreibt am 20. November 1806:

Traurige Zeiten habe ich schon erlebt, und die ersten Jahre waren an Ertrag so kläglich .... Kurz: Im Oktober vor einem Jahr, als der nunmehrige Kaiser, der das deutsche Kaisertum fortwarf ... und der ein glücklicherer Feldherr gegen Fliegen als gegen Franzosen war, gegen Frankreich zu Felde zog, ging ein Corps der mit ihm verbündeten Russen von etwa 30.000 Mann und 12.000 Schweden hier durch Mecklenburg, um den Franzosen in die Flanke zu fallen.
Ich hatte zweimal vier russische Offiziere und vier Bediente im Quartier bei mir, und in den beiden (Klein und Kirch) Mulsows möchten etwa noch 150 Mann verteilt liegen. Die Leute führen sich musterhaft auf und nirgends hier in der ganzen Gegend war Klage über schlechtes Betragen. ... Nach der Schlacht zu Austerlitz zogen sich die Russen und Schweden zurück. Die Schweden lagen in dieser Gegend sieben Wochen und ich hatte diese Zeit über einen schwedischen Feldprediger, Klemens Serrorde, im Quartier. Es war nun ruhig bis Oktober dieses Jahres.
Meine Gemeinde anbetreffend, so hat bloß der Pensionär Kortl einmal sieben Mann und das andere Mal siebzehn Mann in Quartier gehabt. ... Übrigens, Gott sei dafür gedankt, ist meine Gemeinde frei von Einquartierungen geblieben. Am 15. November zogen hier durch Mulsow 800 Mann Franzosen von Neubukow kommend nach Brühl.

So hatte Kirch Mulsow auch die Zeit der Napoleonischen Kriege überstanden.

Ein Schmuckstück/kleines Fachwerkhaus in der Ortsmitte

Um 1800 war Kirch Mulsow an eine Postroute der Wismarschen Post angeschlossen. Die fahrende Post (Postkutsche mit Personenbeförderung) begann in Klein-Schwaß, ging über Doberan, Kröpelin, Neubukow (Pferdewechsel), Einhusen (zu Panzow gehörend), Ravensberg, Moitin, Wendisch Mulsow, Kirch Mulsow, Wakendorf, Bäbelin, Neukloster, Warin, Zurow nach Wismar. Die Fahrt dauerte zwei Tage.

Im Jahre 1899 hatte Kirch Mulsow eine eigene Postagentur. Postagent war der Küsterschullehrer Albert Rohwedder, die Landbriefträger hießen Wilhelm Schütt und Ernst Boddin. Die Post wurde mit dem Pferdefuhrwerk von Neubukow gebracht.

Wie man aus den „Großherzoglich Mecklenburg Schwerinschen Staatskalendern“ erfährt, gab es im Jahre 1826 einen Erbzinsmann und vier Büdner, eine Erbschmiede und eine Erbmühle mit Krug.

Alte Schmiede Kirch Mulsow (erbaut 1798)

1873 hatte sich Kirch Mulsow schon wesentlich vergrößert. Es wird ein Erbpächter genannt, fünf Büdner und sieben Häusler. 1899 waren in Kirch Mulsow ein Erbpächter, ein Erbmüller, der auch die Krugwirtschaft besaß, ein Erbschmied, fünf Büdner und zehn Häusler ansässig.

Gemeindevorsteher, damals „Schulze“ genannt, war 1890 der Erbpächter Schröder, der auch das Standesamt verwaltete.

Am 2. Dezember 1895 gab es eine Volkszählung. Danach wohnten in:

  • Dorf Kirch Mulsow 168 Einwohner
  • Hof Kirch Mulsow 80 Einwohner
  • Wendisch Mulsow mit Neupoorstorf 97 Einwohner
  • Steinhagen 76 Einwohner.
Mühle mit Backhaus und Gastwirtschaft

Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 wohnten in:

  • Dorf Kirch Mulsow 153 Einwohner
  • Hof Kirch Mulsow 84 Einwohner
  • Wendisch Mulsow mit Neupoorstorf 123 Einwohner
  • Steinhagen 106 Einwohner.

Nach dem Kalender von 1914 hatte sich für Dorf Kirch Mulsow nichts verändert. Es gab weiterhin eine Postagentur, in der Albert Rohwedder als Postagent tätig war. Landbriefträger waren Ludwig Hünemörder und Ludwig Eggers.

Vom I. bis zum II. Weltkrieg

Nach dem I. Weltkrieg war die Postagentur bis 1934 nach Moitin verlegt worden. 1937 baute der Bäckermeister Franz Arnold, der damals als Postbote eingestellt war, ein Haus für die Postagentur. 1994 wurde sie dann endgültig geschlossen. Die letzten Briefträger, an die sich sicher noch viele erinnern können, waren Ilse Müller und Erwin Dehland.

1914 wurde der Bau einer dringend notwendigen Chaussee von Neubukow über Moitin, Wendisch Mulsow, Kirch Mulsow, Madsow, Ilow bis Hagebök mit Anschluss an die Straße von Rostock nach Wismar in Angriff genommen. Die schöne Lindenallee, die die Straße säumt und uns im Sommer Schatten spendet, ist vielleicht mit dem Bau der Straße gepflanzt worden.

Nach dem I. Weltkrieg hatte sich in Kirch Mulsow durch die Bautätigkeit einiges verändert.

1923 erhielt das Dorf Anschluss an das Energienetz. 1926 baute der Sattlermeister Falkenhagen neben der Molkerei eine Häuslerei. Der Landarbeiter Karl Stade baute 1932 die Büdnerei am Dorfausgang neben der Schule zu einem Eigenheim aus. 1935 baute der Schuhmachermeister Otto Krack eine Häuslerei neben der Umschaltstation, die das Elektrizitätswerk Rostock 1930 errichtet hatte.

Tanzgruppe in Kirch Mulsow

Vor dem I. Weltkrieg gab es unter der Leitung des Tischlermeisters Frahm eine Theatergruppe, die im Saal des Gastwirtes Frehse hauptsächlich plattdeutsche Stücke aufführte. Außerdem existierten ein gemischter Chor und eine Volkstanzgruppe unter der Leitung von Lehrer Willi Möller. Leider hat der II. Weltkrieg alles zerschlagen.

Kirch Mulsow hatte vor dem II. Weltkrieg zwei Kolonialwarenläden und zeitweilig auch einen Textilladen. Der Gastwirt und Mühlenbesitzer Hans Haake betrieb gleichzeitig noch eine Bäckerei, die es bis 1983/84 gab.

Das Kriegsende 1945

Über das Jahr 1944 schrieb Pastor Starck:

„In diesem Jahr setzte ein gewaltiger Flüchtlingsstrom ein. ..... vor Weihnachten kamen Flüchtlinge aus den Ostprovinzen: Ostpreußen, Schlesien und Pommern. 1945, am Donnerstag vor Rogate, waren die Russen in Kirch Mulsow eingerückt. Die ersten Panzer fuhren durch das Dorf.“

Durchmärsche der Russen, lange Flüchtlingstrecks und Kriegsgefangene aller Nationalitäten bestimmten das Dorfbild.

Als die sowjetische Infanterie einrückte, zerstreute sie sich in die Häuser und durchsuchte sie. Es wurde nichts zerstört oder gestohlen. Es kamen immer neue Kolonnen durchs Dorf. Sie machten eine Zeitlang Station, drangen in Gruppen in die Häuser ein und durchsuchten sie. Sie wollten beköstigt werden, lieferten aber selbst Lebensmittel.

Entwicklung der Landwirtschaft nach 1945

Als dann der II. Weltkrieg beendet war, traten auch in Kirch Mulsow in der Landwirtschaft bedeutende Veränderungen ein. Die Domäne wurde durch die Bodenreform am 30. Dezember 1945 an Tagelöhner, landarme Bauern und Umsiedler restlos aufgeteilt. Ebenso das vorhandene Vieh und die landwirtschaftlichen Geräte.

Die Neubauern hatten es schwer, da sie oft nur mit einem Pferd den Acker bestellen und die Ernte einbringen mussten. In den meisten Fällen hatten sie nur die Hilfe ihrer Familie. Deshalb gingen sie auch bald dazu über, sich bei größeren und schwierigeren Arbeiten gegenseitig zu helfen.

Um den schlechteren Wirtschaften zu helfen, wurde von landwirtschaftlichen Kreisverwaltungen der Zusammenschluss zu landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften propagiert und in Bezug auf die Ablieferung landwirtschaftlicher Produkte und der Zahlung von gewissen Gebühren (Grundsteuer usw.) begünstigt. So gründeten am 1. Juli 1958 die ersten Neubauern (Rohs, Berndt, Ahrens und Bauermeister) die LPG „Frieden“ und am 7. Oktober wurde die LPG Typ I „7. Oktober“ gegründet (Reuter, Rauser, Haake, Never, Hopp und Stephan). 1960 waren auch die restlichen Einzelbauern den verschiedenen LPGen beigetreten, so dass Kirch Mulsow ab diesem Zeitpunkt vollgenossenschaftlich war.

1967 schlossen sich die LPGen „Frieden“ und „7. Oktober“ zu einer LPG Typ I „Frieden“ zusammen. Mit Beginn der Frühjahrsbestellung 1967 begannen die LPGen Kirch Mulsow, Steinhagen und Garvensdorf den Komplexeinsatz der Technik. Daraus entwickelte sich 1968 die Kooperationsgemeinschaft dieser drei Betriebe. Dadurch wurde der Bau von festen Straßen zwischen diesen Dörfern notwendig.

Mutterkuhhaltung in Kirch Mulsow

Nach der Wende 1989/1990 gab es wieder tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft. Die Folge war die Neugründung der Kirch Mulsower Agrar GmbH, die noch immer einige Leute aus Kirch Mulsow und den umliegenden Dörfern beschäftigt.

Die Molkerei in Kirch Mulsow

Am 8. Dezember 1893 wurde von den Gutspächtern Schwabe (Wendisch Mulsow), Lemitz (Ravensberg) und dem Bauern Borgwardt (Moitin und Kirch Mulsow) eine Genossenschaftsmolkerei mit beschränkter Haftung gegründet. Sie wurde am 1.Oktober 1894 in Betrieb genommen und von Wilhelm Becker bis zu seinem Tode 1924 verwaltet.

Molkerei Kirch Mulsow

Die nachfolgenden Verwalter waren:

  • Wilhelm Becker jun.
  • Herr Ziegler bis 1937
  • Herr Rabe bis 1945
  • Herr Müller bis 1947
  • seit 1948 Herr Kröppelin, den die meisten älteren Bürger noch kennen.

Durch ständige Vergrößerung des Einzugsbereiches der Molkerei wurde 1929 ein Erweiterungsbau notwendig.

Vor 1945 hatte die Genossenschaft 24 Mitglieder und viele Lieferanten. Nach 1945 wurden auch die Einzelbauern Mitglieder der Genossenschaft und so zählte sie 1957 bereits 377 Mitglieder.

1958 ist am linken Flügel des Gebäudes eine Käserei angebaut worden. Daneben wurden noch ein Kulturraum und notwendige Verwaltungsräume geschaffen.

Molkereigebäude 2002

1960 wurde die Molkerei der Großmolkerei Wismar angeschlossen. Bedingt durch die Veränderung der ökonomischen Struktur der Gemeinde wurden die Molkerei und die Milchannahmestelle 1975 geschlossen.

Der VEB Kombinat Fleischwirtschaft, Betrieb Prohn, Betriebsteil Kirch Mulsow, nutzte nach entsprechendem Umbau seit September 1975 die Anlage zur Herstellung von Fettemulsionen, die bei der wirtschaftlichen Kälberaufzucht in zunehmendem Maße verwendet wurden. In dem Betrieb waren ein Betriebsleiter, eine Sekretärin und sechs Produktionsarbeiter beschäftigt.

Am 31. Dezember 1990 wurde der Betrieb geschlossen. Seit diesem Tag liegt die ehemalige Molkerei ungenutzt und bietet Einwohnern und Besuchern einen verwahrlosten Anblick.

Die Geschichte der Schule

In den „Großherzoglich Mecklenburg Schwerinschen Staatskalendern“ wird die Landschule in Kirch Mulsow erwähnt, verwaltet von einem Küster.

Während in früherer Zeit der Schulunterricht auf dem Lande ganz fehlte, wurden zur Zeit der Reformation (um 1517) und besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) in den Kirchdörfern Küsterschulen eingerichtet. Seit wann eine solche Küsterschule in Kirch Mulsow bestanden hat, ist urkundlich nicht nachweisbar.

Die Küsterschulen durften von den Kindern der ganzen Kirchgemeinde besucht werden. Zu Kirch Mulsow gehörten damals noch die Dörfer Wendisch Mulsow, Moitin, Wakendorf, Teplitz, Steinhagen und Garvensdorf. So hatten die meisten Kinder einen sehr weiten Schulweg. Weil sie mittags nicht nach Hause konnten, brachten sie sich ihre Verpflegung gewöhnlich in Kiepen mit.

Um 1800 waren in den anderen Dörfern der Kirchgemeinde auch schon Schulen entstanden, so in Steinhagen, Garvensdorf, Moitin und Teplitz.

Was lernten die Kinder in der damaligen Zeit?

Die Kinder sollten vor allem im christlichen Glauben unterwiesen werden. In einer Instruktion aus dem Jahre 1535 heißt es: „Die kinder in der hilligen schrifft und anderen guten kunsten und tugenden Vnderwysende Vnd inen darneben die verdeutschen psalmen und geistliken gesenge singen leren vnd deselben, got zu lobe vnd Ehren auf die feiertage zu Chor singen vnd also in godsfurcht erzogen werden.“

ehemalige Schule

Der Herzog Friedrich von Mecklenburg suchte das geistige Wohl seines Volkes zu heben. Bei seinem Regierungsantritt 1756 ordnete er den allgemeinen Schulzwang an. Die sogenannte Winterschule dauerte von Michaeli (Ende September/Anfang Oktober) bis Ostern. Täglich waren sechs, am Sonnabend drei, Stunden Unterricht zu erteilen. Zwischen Ostern und Michaeli, während der „Sommerschule“, fiel der Unterricht deutlich geringer aus. Kinder, die das Schreiben und Rechnen erlernen wollten, mussten bis 1823 einen „Schreibschilling“ an den Schulmeister zahlen.

Seit 1872 wurde Geographie unterrichtet. 1898 wurde auch mecklenburgische Geschichte eingeführt.

Die äußeren Schulverhältnisse waren in den Dörfern Mecklenburgs recht dürftig. Ein Schulzimmer war meistens nicht vorhanden. Die Kinder wurden im Wohnzimmer des Lehrers unterrichtet. Aber auch die Wohnung des Lehrers konnte man nicht als angemessen bezeichnen. Seine Entlohnung und seine rechtliche Stellung waren einfach kläglich.

Schüler der Schule Kirch Mulsow

Bis zum Jahre 1908 war die Schule in Kirch Mulsow einklassig, d.h., alle acht Jahrgänge wurden in einem Raum von einem Lehrer unterrichtet. Das Schulzimmer befand sich im alten, 1826 erbauten[,] Küsterhaus, einem Lehmbau mit Reetdach. Die Schülerzahl schwankte zwischen 55 und 75.

1908 trat eine bedeutende Veränderung ein. Die Schule in Kirch Mulsow wurde zweiklassig. Es wurde ein neuer Querbau an das alte Küsterhaus geschaffen, in dem zwei Schulklassen, die Wohnung des zweiten Lehrers und ein Raum für die „Industrieschule“ (Handarbeitsunterricht) untergebracht war. Beim Neubau der Schule erhielt auch das alte Küsterhaus ein Steindach und die hintere Hauswand wurde mit Ziegelsteinen ausgebaut.

Die acht Jahrgänge waren nun auf zwei Klassen aufgeteilt. In der 1. Klasse wurden die älteren Schüler von Klasse 4-8 unterrichtet und in der 2. Klasse die Unterstufe von Klasse 1-3.

1924 wurde Willi Möller als Küsterschullehrer eingestellt.

Nach Ende des II. Weltkrieges begann der Schulunterricht am 1. Oktober 1945 wieder. Da aber in den Klassenräumen eine Typhusstation eingerichtet war, wurde der Unterricht im Saal des Gasthauses erteilt.

Am 1. September 1950 wurde die Zentralschule Kirch Mulsow eingerichtet. Die Schüler der Klassen 5-8 aus Garvensdorf, Zarfzow und Madsow wurden hier unterrichtet. Die Schüler der Klassen 1-4 blieben in ihren Orten. In Kirch Mulsow musste wegen Platzmangels Schichtunterricht erteilt werden, so dass die Unterstufe nachmittags unterrichtet wurde.

1952 führte man die polytechnische Bildung und die Schulgartenarbeit ein. 1957 wurden Werkunterricht und Schulgarten Pflichtfächer. Der Werkunterricht wurde in der Tischlerei durchgeführt. 1956 baute man die Scheune und die Stallungen des alten Küsterhauses (Schulhaus) zu zwei Klassenräumen aus. Ferner wurde auch der behelfsmäßige Kulturraum hinter dem damaligen Textilkonsum als Klassenraum für die Unterstufe eingerichtet.

Ab dem 1. September 1958 gab es den „Unterrichtstag in der Produktion“. Er wurde von den Klassen 7-9 bei der LPG in Klein Mulsow, der LPG in Garvensdorf und bei der MTS Ravensberg durchgeführt.

Da die Schule zu einer 10-klassigen polytechnischen Oberschule erweitert werden sollte, benötigte man mehr Platz. Am 1. September 1960 wurde der Neubau mit vier Klassen- und einem Lehrerzimmer eingeweiht. Die Klassen 5 bis 10 der Schulen aus Alt Karin und Kamin gingen nun auch in Kirch Mulsow zur Schule.

Die Schulküche und die kombinierte Unterstufe Klasse 1 und 2, ab 1965 auch die Klassen 3 und 4, wurden im Gutshaus untergebracht. 1977 wurde die Schule in Kirch Mulsow aufgelöst.

Das nun leerstehende Gebäude wurde vom KfL Ravensberg übernommen und zum Lehrlingswohnheim umgebaut. 1981 kamen 25 Mosambikaner für drei Jahre nach Kirch Mulsow, um beim KfL eine Berufsausbildung zu absolvieren.

Ende der 60er Jahre richtete man in Kirch Mulsow zwei Arztzimmer mit Warteräumen ein, wo regelmäßig Arztsprechstunden stattfanden. Ebenfalls wurde das örtliche Straßen- und Wegenetz erweitert und befestigt. Anfang der 70er Jahre entstand eine 3,5 km lange neue Verbindungsstraße zwischen Kirch Mulsow und Garvensdorf. 1973 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Garvensdorf und Kirch Mulsow. 1976 wurde ein Teil der Straßenbeleuchtung modernisiert. Die Schule Kirch Mulsow gliederte man 1977 an die Schule Neubukow an, was das Aus für die Kirch Mulsower Schule bedeutete. Ebenfalls 1977 baute man endlich eine Wasserleitung. 56 Hausanschlüsse wurden fertiggestellt. Im Zuge dieses Wasserleitungsbaus erhielt Kirch Mulsow einen Bohrbrunnen und ein Pumpenhaus.

Der Kreisbetrieb für Landtechnik Ravensberg hatte das ehemalige Schulgebäude übernommen und zum Lehrlingswohnheim umgebaut. Am 3. September 1979 wurde es seiner Bestimmung übergeben.

[Im Jahr] 1987:

  • begann der Bau von 4 Reihenhäusern
  • erhielten die Sportler einen neuen Umkleideraum und Sanitärraum
  • begann der Umbau der WtB (Waren des tägl. Bedarfs)-Verkaufsstelle (Fertigstellung 1988)
  • am 1. Juni wurde den Kindern der Kindergarten übergeben.

1988 erfolgte eine Modernisierung der beiden Mütterberatungsstellen der Gemeinde.

Kirch Mulsow nach der Wende

Im Mai 1990 fand die erste Bürgermeisterwahl nach der Wende statt. Die Wahlbeteiligung war mit 94,57% sehr hoch. Der alte Bürgermeister Klaus-Dieter Wunderlich wurde von Thomas Jenjahn abgelöst.

Auch wirtschaftlich kam wieder Bewegung ins Dorf.

In Kirch Mulsow machte sich ein Elektriker selbständig. Die Gaststätte „Mulsower Schänke“ wurde an private Hand verpachtet, ist heute aber leider keine öffentliche Gaststätte mehr. Es wurden erstmals in der Gemeinde Bürger-(innen) im Rahmen der ABM eingesetzt.

Dem Antrag der Lebenshilfe e. V. auf Renovierung der ehemaligen alten Schule wurde zugestimmt.

Ehemaliger Dorf-Konsum

Natürlich hatte die landwirtschafliche Umstrukturierung und die Neuordnung von Pachtverhältnissen, sowie die Schließung von Stallanlagen auch negative Seiten für unser Kirch Mulsow. Es mussten viele Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft entlassen werden.

Leider wurde 1990 auch der Dorfkonsum geschlossen, was gerade für unsere älteren Einwohner zu Problemen führte. Das Dorf wurde dann mit einem Verkaufswagen versorgt, so gut es ging.

Ein Ende gab es auch für den VdgB (Verein der gegenseitigen Bauernhilfe) und die DFD-Gruppe (Demokratischer Frauenbund Deutschlands), sie wurden aufgelöst.

1991 trat unsere Gemeinde dem Zweckverband Wasser und Abwasser des Kreises Bad Doberan bei.

Im Mai 1991 wurde die Verkaufsstelle verpachtet und wiedereröffnet. Aber am 31. Januar 1999 kam dann das endgültige Aus. Die Räume der ehemaligen Verkaufstelle werden bis heute vom Föderverein Mulsower Landschaft e.V. genutzt. Zwischenzeitlich hatte dort auch die, heute nicht mehr existierende, Dienstleistungs-GmbH ihren Sitz.

Seit 1991 veräußert die Gemeinde Grundstücke an ihre Mieter im Zusammenhang mit dem Verkauf der Häuser.

Durch das Dorferneuerungsprogramm war es möglich, zahlreiche Wohnhäuser zu renovieren. Es wurde auch die Dach- und Fenstersanierung des Gutshauses, sowie der Einbau einer modernen Heizung möglich.

Im Vereinsleben hat sich einiges getan in unserem Dorf.

Der Förderverein Mulsower Landschaft e. V. wurde 1991 gegründet und unsere Gemeinde trat diesem auch bei. Der Verein befasst sich mit dem Naturschutz und der Förderung des sanften Tourismus.

1992 wurde die Jagdgenossenschaft und 1993 die Jugendfeuerwehr gegründet.

Seit 1993 erscheint regelmäßig „Der Bürgerbote“. Dieses Blatt versorgt die Bürger unserer Gemeinde mit den wichtigsten Informationen und ist Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Vertretung der Gemeinde.

Auf Grund der zurückgegangenen Kinderzahlen in Kirch Mulsow musste der Kindergarten am 31.12.1993 geschlossen werden. Es gab auch weitere unpopuläre Entscheidungen, die 1994 aus Geldmangel getroffen werden mussten, wie die Schließung des Gemeindebüros und der Poststelle.

Sportlich ist hier auch einiges los. Über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist der Sportverein „Mulsower SV 61“. Auf drei modernen Plätzen trainieren und spielen sieben Fußballmannschaften, von der D-Jugend bis zu den „Alten Herren“.

Übergabe des Kleinfeldplatzes im Herbst 1996

Zwei der Plätze erhielten eine Flutlichtanlage. Es wird jedoch nicht nur Fußball gespielt. Im Frühjahr 1999 wurde eine Leichtathletikgruppe gegründet.

2001 beging der Sportverein sein 40jähriges Jubiläum mit einem großen Fest, dass allen sicherlich noch gut in Erinnerung ist.

In den letzten Jahren erhielt Kirch Mulsow ein neues Gesicht. Zahlreiche Wohnhäuser wurden renoviert, umgebaut oder neugebaut. Es sind viele junge Familien nach Kirch Mulsow gezogen, was sicherlich für unser Dorf spricht.

Die ehemalige Mühle (nicht Windmühle) wurde zu Galerie und Wohnhaus ausgebaut. Im „Blauhaus“ wohnen und arbeiten eine Schmuckdesignerin und ein Holzgestalter.

1995 wurde das Wohnheim für behinderte Jugendliche fertiggestellt.

ehemalige Schule nach dem Umbau zum Wohnheim für behinderte Jugendliche

Nach fast 1 1/2jähriger Bauzeit hat unser Dorf 1999 eine moderne Ortsdurchfahrtstraße, Fußwege und eine neue Straßenbeleuchtung erhalten. Der Garvensdorfer und Wakendorfer Weg sowie teilweise der Lindenweg wurden schon im Vorfeld neu asphaltiert.

Bereits 1998 wurde der alte Parkplatz gegenüber der Gaststätte zu einem schönen Dorfplatz umgestaltet. Die Wendeschleife für den Bus und Parkflächen wurden gepflastert. In die neu angelegten Grünflächen ist ein kleiner Brunnen eingebunden.

1998/1999 wurde das Buswartehäuschen vom Verein „Gutshaus Garvensdorf“ als Stampflehmbau mit einem begrünten Dach errichtet. Kurz nach Fertigstellung bildeten sich bereits Schwundrisse in den Wänden. Sie mussten deshalb vollständig abgetragen werden. Nach hitziger Diskussion der Gemeindevertreter entschied man sich, die Wände nochmals aus Lehm zu errichten.

Dieser „einzigartige“ Bau war von so großem Interesse, dass sogar im Fernsehen, im Nordmagazin, darüber berichtet wurde.

Pfarrhaus/Findling in der Ortsmitte

Die ehemalige Bushaltestelle gegenüber dem Pfarrhaus wurde zu einer Grünfläche umgestaltet. Ein stattlicher Findling, den die Kirch Mulsower Agrar GmbH vom Feld geschleppt hatte, wurde dort platziert.

Im Sommer 2000 zog die FFW in ihr um- und ausgebautes Feuerwehrhaus ein. Durch zahlreiche Arbeitseinsätze der Kameraden konnten erhebliche Kosten gespart werden.

Übergabe Feuerwehrhaus

Auch kulturell hat Kirch Mulsow einiges zu bieten.

1996 wurde der Jugendclub unter der Leitung des Kreisjugendrings und der Kirche eröffnet.

Seit Jahren zur Tradition geworden sind das Osterfeuer, das Dorffest, das Martinsfeuer und die Rentnerweih-nachtsfeier.

Der „Mulsower SV 61“ und auch die Freiwillige Feuerwehr beenden ihr Geschäftsjahr traditionell mit einem Fest für ihre Mitglieder und Förderer.

In diesem Jahr wird der kulturelle Höhepunkt natürlich das Festwochenende vom 5. bis 7. Juli anlässlich der 700-Jahr-Feier Kirch Mulsows sein.

Der Hellbach bei Kirch Mulsow

Zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln

Bei der Suche nach Erwähnenswertem für unsere kleine Chronik sind wir im Kreisarchiv Bad Doberan auf folgende sarkastische Anmerkungen eines leider unbekannten Schreibers gestoßen, die wir hier nicht vorenthalten wollen. Er schreibt unter anderem in der „Rückschau in der Gemeinde Kirch Mulsow zum 15. Jahrestag unserer Republik“ von 1964:

...Drei Gutsherren, der Pastor, ein Großbauer und eine Anzahl von Häuslern bestimmten einst das Geschehen in der Gemeinde. Man veränderte nicht gern, was seit Jahrhunderten bestand.
Beinahe hätte einmal Kirch Mulsow eine neue Pflasterstraße bekommen, ohne einen Pfennig dafür bezahlen zu müssen. Die Gemeindeväter bekamen es aber nicht fertig, sich bereit zu erklären, den notwendigen Sand anzufahren.
Wie in vielen Dörfern in Mecklenburg gab es auch in Kirch Mulsow eine typische Landschule mit dem Pastor als Patron. Zwei Klassen, zwei Lehrer, von denen einer teils Lehrer, teils Bauer und teils Küster war......
Sonst veränderte sich in unserer Gemeinde noch herzlich wenig. Gummistiefel und Taschenlampe waren selbstverständliche Dinge, die notwendig waren um am örtlichen Geschehen des Abends teilnehmen zu können.
Die Entwicklung forderte aber immer mehr Zusammenkünfte . Das „Wir“ wollte wachsen.
So tauchte immer stärker die Forderung auf, die Vielzahl der Taschenlampen durch eine Straßenbeleuchtung zu ersetzen. 1959 war es dann im Ortsteil Steinhagen geschafft. Das Dunkel war dem Licht gewichen.
1962 spendeten dann auch in Kirch Mulsow moderne Leuchten den nächtlichen Passanten Licht. 1965 wird dann noch Klein Mulsow folgen. Somit hat dann das Tappen abends im Dunkeln ein Ende.
Wo aber spielten sich die Dinge ab, die den Weg vom „Ich“ zum „Wir“ beschleunigen sollten. Zum Teil in der Dorfgaststätte, und wenn diese nicht ausreichte, in dem zur Gaststätte gehörenden Saal.
Saal (Zeichnung des unbekannten Verfassers)
Eine einsame Leuchte spendete das notwendige Licht. Tische gab es so gut wie gar keine. Sitzgelegenheiten, Bänke und Stühle luden gerade nicht zum Sitzen ein. Das passte nicht zu den Plänen, die für die Zukunft geschmiedet wurden. So wurde dann das Problem der Einrichtung eines neuen Kulturraumes immer aktueller.
Zuerst entstand ein Kulturraum in Steinhagen und 1963 wurde auch der neue Kulturraum im ehemaligen Gutshaus Kirch Mulsow eingeweiht...
Neuer Kulturraum (Zeichnung des unbekannten Verfassers)

Zeittafel Geschichte Kirch Mulsow

Vor 1300 Gut Mulsow wahrscheinlich im Besitz der Gebrüder Curt und Herman Moltke, davor wahrscheinlich im Besitz der Familie Bibow

1302
erste urkundliche Erwähnung
1388
Heidenreich und Hans Bibow tauschten Kirchlehen zu Mulsow gegen Kirchlehen zu Karin (Tauschvertrag zw. König Albrecht von Schweden und den Gebrü-dern Bibow)
1550
Reformationszeit, 7 Marienzeitlehen in Neubukow, die Pächte wurden von Gutsbesitzern den Dörfern vorenthalten, Lippold von Oerzen auf Teschow nahm dem Pfarrer von Mulsow eine Hufe und schlug seine Eichen ab, Kirche von Mulsow nimmt an Brot- und Weinstiftung Heinrich des Pilgers teil
1508
Herzog Heinrich beruft Arnold Steinberg zum Kirchenherren, dieser bleibt bis 1534 im Amt
1556
Adam und Otto von Averbergen im Besitz von Gut Mulsow
nach 1556
Curt von der Lühe auf Panzow übernimmt Gut Mulsow von den Gebrüdern Averbergen
1559
Pastor Nicolaus Pries gestorben
1566
Pastor Heinrich Bredenborn berufen, bis 1583 im Amt
1582
Mord an einem schottischen Tablettenkrämer im Gersdorfer Holz, dieser wurde in Mulsow begraben
1584
Pastor Joachim Kölzow
1584-1614
Pastor Daniel Ehme (Oehme)
1615
Pastor Mathaeus Boiemus
1618
Beginn des 30jährigen Krieges
1621
Guß einer Kirchenglocke (Joachim Grundt)
1625-1626
Plünderung des Dorfes durch die Dänen
1629-1663
Pastor Christian Netzeband, berichtet über die Auswirkungen des 30jährigen Krieges in Mulsow
1637
erneute Heimsuchung des Dorfes durch Soldaten der schwedischen und kaiserlichen Armee, Verwüstung des Dorfes, Zerstörung der Häuser, Zerstörung der Kirchenglocken
1639
erstmalig wieder Gottesdienst in der Mulsower Kirche, Pastor Netzeband berichtete, dass das Dorf fast völlig ausgestorben war, die Mehrzahl der Einwohner war entweder tot oder geflohen, die Überlebenden kamen nach und nach in das Dorf zurück
1648
Ende des 30jährigen Krieges
ca. 1650
Gut im Besitz der von Schack, danach von Winterfeld
1664
Kirchenregister nehmen ihren Anfang (zit. bei Pastor Flörke)
1664-1694
Pastor Scharffenberg
1668
Hexenverbrennungen in Mulsow und umliegenden Dörfern
1695-1729
Pastor Joachim Siemering
1700
Gebrüder Grell übernehmen Gut Mulsow
1707
Joachim Siegmund Dietrich von der Lühe auf Gut Mulsow
1727
Pastor Siemering erhält Johann Nikolaus Loose als Substituten (dieser bleibt bis zu seinem Tode 1768 in Mulsow)
1757
Guß einer Kirchenglocke (Johann Valentin Schulte, Rostock)
1769
Ersterwähnung der Windmühle (1770-79 Inventarium der Windmühle und Holländerei Kirch Mulsow)
1769-1781
Pastor Otto Friedrich Christian Meincke
1770
Taxation des Gutes (Taxationsprotokoll liegt vor) außer Moitin kein einheitliches Dorf im Kirchenspiel Mulsow, Bauern zahlen keine Abgaben, Pastor und Küster leben in ärmlichen Verhältnissen
1779
Gut Mulsow von Großherzoglicher Kammer übernommen
1783
Bau des Pfarrhauses in Kirch Mulsow
1784
Pachtvertrag über Hof Mulsow (1786-1790)
1798
Bau einer Schmiede in Kirch Mulsow
1805
Gastwirt Zarncke pachtet Hof Mulsow, Amtsantritt von Pastor Christian Flörke
1806
Freezen, Feldherr des österreichischen Kaisers zog gegen die Franzosen in den Krieg, ein 30 000 Mann starkes Corps und 12 000 Schweden zogen durch Mecklenburg, um der französischen Armee in die Flanke zu fallen, Verbündete waren auch Russen, 4 russische Offiziere mit ihren Bedienten bei Pastor Flörke einquartiert, in Kirch Mulsow und Wendisch Mulsow waren ca.150 Soldaten verteilt
1816-1824
Mühle in Kirch Mulsow in Erbpacht übernommen
1819-1863
Regulierung der Dorffeldmark
22.03.1822
Brand der Mühle, Wiederaufbau
05.03.1823
erneuter Brand der Mühle
1826
Bau einer Schule in Kirch Mulsow (Chronik von Lehrer Möller)
1838
Feldregister der Dorf- und Hoffeldmark Kirch Mulsow
1849
Gut zählt zu den Großherzoglichen Hausgütern
1869-1879
Guss von zwei neuen Kirchenglocken
1871
Industrieschule in Kirch Mulsow
1893
Gründung der Genossenschaftsmolkerei
1899
Postagentur in Kirch Mulsow
1908
Erweiterung der Schule (Baukosten tauchen in dem Gemeindekassenbuch von 1908 auf)
1914
Bau einer Chaussee nach Neubukow
1923
Anschluß an das Energienetz
15.11.1929
Zusammenschluß von Dorf Kirch Mulsow und Hof Kirch Mulsow
1930
Bau der Umschaltstation
21.01.1936
Vereinigung der Gemeinden Kirch Mulsow, Wendisch Mulsow und Steinhagen zu einer Gemeinde
1937
Bau eines Hauses für die Postagentur durch den Bäckermeister und Postboten Franz Arnold
15.07.1938
Umbenennung des Ortsteils Wendisch Mulsow in Klein Mulsow
10.05.1939
Garvensdorf wird der Gemeinde Kirch Mulsow zugeordnet
1944/1945
Flüchtlinge ziehen durch Kirch Mulsow, einige bleiben hier
1950
Zentralschule im Aufbau
1952
Brand der Mühle
1958
Gründung der LPG „Frieden“ (Rohs, Berndt, Ahrens, Bauermeister)
1959
Gründung der LPG Typ I „7. Oktober“ (Reuter, Rauser, Haake, Never, Hopp, Stephan)
1960
zehnklassige polytechnische Oberschule
1960
Anschluss der Molkerei an die Großmolkerei Wismar
1962
Kirch Mulsow erhält Straßenbeleuchtung
1967
Zusammenschluss der LPG „Frieden“ und „7. Oktober“ zur LPG „Frieden“
1969
Zusammenschluss LPG „Frieden“ Kirch Mulsow, LPG „Neues Deutschland“ Steinhagen und LPG „Rotes Banner“ Garvensdorf zu LPG „Rotes Banner“ Garvensdorf
1975
Schließung der Molkerei und Übernahme des Gebäudes durch den VEB Kombinat Fleischwirtschaft (bis 1990)
1976
LPG Krempin, Moitin, Ravensberg und Garvensdorf werden zu LPG (Tierproduk-

tion) „Freundschaft“ Moitin und LPG (Pflanzenproduktion) „Am Mühlenberg“ Ravensberg

1976
Schließung der Schule
1977
Anschluss an die Wasserversorgung
1983/1984
die Bäckerei wird geschlossen
1. Juni 1987
Übergabe des Kindergartens
1990
Gründung der Kirch Mulsower Agrar GmbH
1993
Schließung des Kindergartens
1995
Übergabe des Behindertenwohnheims
1996
Eröffnung des Jugendclubs
1998
Neuanlage Dorfplatz mit Springbrunnen
1999
Fertigstellung der Ortsdurchfahrtsstraße, Fußwege und neuer Straßenbeleuchtung
2000
im Sommer übernimmt die FFW ihr neues Gebäude
Juli 2001
Mulsower SV feiert 40jähriges Bestehen
Juli 2002
700-Jahr-Feier

Danksagung

Wir möchten uns bei allen Bürgern, die uns bei der Vorbereitung der 700-Jahr-Feier unterstützt haben auf diesem Wege recht herzlich bedanken. Ebenso danken wollen wir hier den zahlreichen Sponsoren, ohne deren Geld- und Sachspenden das Festwochenende in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.

Aus Platzgründen ist es nicht möglich alle Spender namentlich aufzuführen, deshalb sollen hier nur die Hauptsponsoren in alphabetischer Reihenfolge genannt werden.

  • Agro-Service- und Handels GmbH, Kröpelin
  • Backwaren Patz, Neubukow
  • Bauschlosserei Uwe Boltz, Ravensberg
  • Bianca Sack, Steuerberaterin, Neubukow
  • e.dis, Energie Nord AG, Neubukow
  • Engler-Fachseminare GmbH, Neubukow
  • Fahrschule Bethker, Neubukow
  • Farbe und Raum GmbH, Neubukow
  • Fiat Autohaus Mogck, Neubukow
  • Frank Stirnat, Dachdecker, Garvensdorf
  • Galerie „Blauhaus“, Kirch Mulsow
  • Garvensdorfer Bau GmbH
  • Gutsverwaltung Storch GbR, Alt Karin
  • Haake & Krüger, Technik Handel GmbH, Kröpelin
  • Hans-H. Carow, Garten- u. Landschaftsbau, Tremsbüttel
  • Hendri Uplegger, Fliesenleger, Neubukow
  • Jagdgenossenschaft, Kirch Mulsow
  • Jan Rudolphi, Heizung/Sanitär/Haustechnik, Ravensberg
  • Janus Baufachhandel, Wismar
  • Jörn Dinse, Schwimmbadtechnik, Teschow
  • KD Mölsow Motorgeräte, Neubukow
  • Kirch Mulsower Agrar GmbH
  • Konzertagentur Retzlaff, Kritzmow
  • Malerbetrieb Georg Petschnik, Rerik
  • Martin Nerstheimer, Dachdecker, Kirch Mulsow
  • Molkerei-Genossenschaft, Rostock
  • Ostseesparkasse, Neubukow
  • Ostseezeitung, Rostock
  • Polsterei Uwe Lehnert, Neubukow
  • Raiffeisenbank, Neubukow
  • Ravensberger Bau- und Wohnungsverwaltungs GmbH
  • Ravensberger Landbau GmbH & Co. KG
  • Schlachter Prüter, Neubukow
  • SPS GmbH, Moitin
  • Volks- und Raiffeisenbank e. G., Neubukow
  • Wal-Mart, Wismar

Quellennachweis

  • Ortschronik Kirch Mulsow
  • Chronik von Lehrer Willi Möller
  • Kreisarchiv Bad Doberan
  • mündliche Überlieferung
  • Bildmaterial aus Privatbesitz


Verantwortlich für Text, Gestaltung und Druck:

  • Ines Hopp
  • Marita Sanftleben
  • Heike Teller
  • Peter Broschwitz

Impressum

Herausgeber: Gemeinde Kirch Mulsow, Juni 2002


Die Aufbereitung für das Ortchronikenportal erfolgte durch Holger Meyer.