"Geschichte von Gresenhorst

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Geschichte von Gresenhorst zusammengestellt 1947 von Dr. Karl Baumgarten (Schreibmaschinenmanuskript)

Gresenhorst
Gresenhorst, urkundlich „Gresegenhorst“ genannt, ist eine deutsche Siedlung aus der Zeit der ostdeutschen Kolonisation des 12. und 13. Jahrhunderts. Ihre Entstehung wird auf die Jahre um 1233 zu setzten sein. Die Erklärung des Namens ist nicht ganz klar. Man leitet ihn von dem altslawischen Wort „gora“ „Berg“ ab und die Bedeutung wäre dann „Ort am Berglein“. Oder nach anderer Lesart steckt ein Personenname darin „Greseke“, ein Name der später zum Familiennamen „Griese“ wurde. Es wäre dann Gresenhorst der Ort des Griesen. Die Bezeichnung „Horst“ ist dem gegenüber eindeutig und bezeichnet ein bestimmtes abgegrenztes Waldgebiet.
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes ist am 24.4.1309. Der damalige Besitzer des Dorfes, der Ritter Heinrich Preen, genehmigt inn diesem Schreiben die zwischen Gresenhorst und Dänschenburg festgelegte Grenze. Selbige verläuft nach dieser Urkunde vom „Wluesberg“ dicht an Gresenhorst vorüber, über die „Scedberge“ bis zu einer Eiche im Sumpf „Marlikendorf“. Dann kommt das Dorf später in den Besitz der Familien von Bützow und von Zepelin. Nach Ausweis einer alten Urkunde haben König Albrecht von Schweden (1363-1395) und vorher Herzog Heinrich der Löwe von Mecklenburg (1302-1329) der Familie von Bützow das höchste Gericht in Gresenhorst überlassen. Das bedeutete ja, daß die Bewohner des Dorfes, die Bauern völlig unter die Gewalt der Ritter gekommen sind und seine „subjekti“ (Untertanen) geworden sind. Es ist solche Rechtsüberlassung in Gresenhorst kein Sonderfall, sondern eine allgemeine Erscheinung. Ein jeder Ritter trachtete danach, diese Rechte in die Hand zu bekommen, weil damit auch andere Vorteile verknüpft waren. Die Herzöge aber, denen dieses hohe Gericht ursprünglich zustand, entäußereten sich durchweg dieser Gewalt gegen Zahlung von Geld durch die Ritter, um damit aus ihrer ewig währenden Notlage zu kommen.
1465 verpfändet der Ritter Curt von Bülow, der seinen Wohnsitz in Oppendorf (Poppendorf?) hat, 8 Mark Pacht aus Gresenhorst an das Kloster Ribnitz. Diese Pacht ist die Zahlung von den Bauern für das ihnen überlassene Ackerland, denn Besitzer des gesamten Grund und Bodens im mittelalterlichen Ritterdorf ist der jeweilige Ritter. Dem Bauern, der Erbzeitpächter ist, gehört nur die „fahrende“ Habe, zu der bezeichnenderweise auch die Gebäude gehören. Im gleichen Jahr überläßt der Ritter von Bützow dem Kloster Ribnitz das höchste Gericht in Gresenhorst, was ja praktisch dem Besitz des Dorfes gleich kam. Hieraus ist sicher zu erklären, daß das Dorf als „Bauerndorf“ bestehen blieb und nicht „gelegt“ wurde, wie es fast allen ritterlichen Bauern geschah.
Aus dem Jahre 1676 liegt wieder eine Urkunde aus Gresenhorst vor. 1675 – 1676 wird das Dorf durch die Dänen und die Brandenburger während des Krieges zwischen Brandenburg und Schweden geplündert. In der Zeit vom 25.9. bis 18.10. liegen die Dänen in Ribnitz. Die umliegenden Dörfer müssen den Unterhalt der Armee sichern. Sie werden furchtbar ausgeplündert, so daß den Bauern trotz der soeben beendeten Ernte „keine Garbe verbleibt“. Gresenhorst und Dänschenburg müssen den General-Major Rosenkrantz und 2 Regimenter zu Fuß versorgen. In dieser Zeit haben in Gresenhorst 8 Bauern einen Schaden von 1002 Reichsthalern.
Im Jahre 1676 lagert die brandenburgische Armee in Demmin. Zur Nachtzeit werden Völkshagen und Gresenhorst durchgeplündert. Der Schaden in Gresenhorst wird mit 30 Reichstalern angegeben.
Am 28.8. 1584 wird in Rostock eine Frau Amalie Methlings als Hexe verbrannt. In ihrer Vernehmung sagt sie aus, daß sie mit ihrem Manne zusammen auch in Gresenhorst Vieh gehütet habe, also auch hier „gehext“ habe.
Aus der neueren Zeit fließen die Quellen dann ergiebiger.
1890 erhält Gresenhorst eine Postagentur.
1891 wird diese um eine Telefon-Telegraphenagentur erweitert.
1891 wäre Gresenhorst fast zum Sitz eines Arztes geworden. Diese bezüglichen Verhandlungen zerschlugen sich jedoch , ohne das die Ursache heute feststeht. Ein Arzt ließ sich darauf in der Folgezeit in Blankenhagen nieder.
1892 soll die Schulstelle zu Gresenhorst neu besetzt werden, sie wird öffentlich ausgeschrieben und als gebäudemäßig beste Schule im Amte Ribnitz bezeichnet.
1893 beginnen die Verhandlungen um den Bau einer Vollchaussee von Bentwisch nach Gresenhorst. Dieser Streit wirbelte viel Staub auf. Hin und her gingen die Meinungen. Immer wieder wird von der Gegenseite bestritten, daß dieser Bau von allgemeinere Notwendigkeit sei.
So wird dann der Bau 1894 vom Landtag abgelehnt, da die Gemeinnützigkeit der Anlage nicht bejaht werden könne. Als dann erneut die Angelegenheit aufgegriffen wird, wird der Antrag endgültig 1898 mit geringer Mehrheit (37 – 35 Stimmen ) abgelehnt. Gresenhorst wird dann in der Folge von 2 Nebenchausseen durchschnitten.
Die 1. Marlow-Gresenhorst wird am 1.10.1904 dem Verkehr übergeben. Die Kosten beliefen sich bei einer Länge von 9,98 km auf 108 374 RM. Die 2. Nebenchaussee Cordshagen-Gresenhorst wird im Jahre 1905 begonnen. 1898 wird in Gresenhorst ein Spar- und Darlehnskassenverein gegründet, kurz nach 1902 wird in Gresenhorst die Genossenschaftsmolkerei ins Leben gerufen.
Das Jahr 1908 wird für Gresenhorst insofern von Bedeutung, da in diesem Jahre am 24.10. die erste ländliche Fortbildungsschule Mecklenburgs in diesem Orte gegründet wird. Diese Schule soll keine Fachschule sein, sondern nach dem Willen ihres Gründers , des Präpositus Wulf aus Blankenhagen eine allgemeine fortbildende Schule für die männliche Jugend über 14 Jahre. Sie wird in der Folgezeit sogar von Erwachsenen besucht. Das Schulgeld beträgt für den einzelnen Schüler für das Winterhalbjahr 3,- RM.
Als der Volkskundeforscher Dr. Pepler kurz nach 1900 Gresenhorst besucht, findet er im Dorf noch niedersächsiche Hallenhäuser vor, das heißt jene Häuser mit der großen Längsdiele und dem gewaltigen Tor im vorderen Giebel. Zeugen jener frühen Zeit, als deutsche Siedler aus dem Wesen in das Wendenland, eben unser Mecklenburg zogen und dieses Land zu dem machten, was es heute ist, ein blühendes deutsches Ackerland. Heute sind in Gresenhorst keine dieser alten ehrwürdigen Häuser mehr vorhanden. Leider ist auch versäumt worden, das eigenartige dieser Häuser in einfacher Grundrißzeichnung festzuhalten.