"Festbuch zur 700-Jahrfeier der Gemeinde Blankenhagen ..." 48 S. 1933

Aus Ortschroniken
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Das Festbuch wurde zum 700. Gemeindejubileum von Blankenhagen herausgegeben. Sein Inhalt setzt sich zusammen aus:

1. Dem Programm der Festveranstaltung

2. Der Geschichte Blankenhagens von Probst Wullff

3. Anzeigen von Gewerbetreibenden der Region

Hier nachfolgend ist nur der ortschronikalische Teil (2. Kapitel) des Festbuches als vollständiger Auszug wiedergegeben:


Aus der Geschichte des Dorfes Blankenhagen 1233 – 1933 Von Propst W. Wulff


Auf langgestreckter Anhöhe, weithin sichtbar mit einer feinen Turmspitze, umgeben von Feldern und Wiesen und in weiterem Kreise nördlich, östlich und südlich umkränzt von schönen Waldungen – so liegt unser Heimatdorf Blankenhagen heute da. Auf beiden Seiten des Baches, der durch das Dorf fließt, liegen die 121 Bauerngehöfte, zum Teil neu und modern aufgebaut; dazwischen die 34 Büdnereien und 26 Häuslereien.
Neben der Kirche – auf der rechten Seite des Baches – im Norden die zweiklassige Schule, im Süden der große Pfarrhof. Blankenhagen hat: 1 Molkerei, 2 Kaufleute, 18 Handwerker, 1 Poststelle, 25 Fernsprechanschlüsse. 1 Spar- und Darlehnskasse. Auch ein Arzt wohnt seit 40 Jahren hier.
Eine Kunststraße führt seit 1907 von Gelbensande durch das Dorf nach Mandelshagen (Baumkaten).
Fast alles ist neu geworden. Von den alten strohgedeckten Bauern- und Büdnerhäusern sind noch 8 erhalten (Zander, Fett, Brüdigam, Jenß, Thiel, Schwarz, Witt, Ehlers), die zum Teil heute nur noch als Scheunen benutzt werden.
Das älteste Bauwerk, die Kirche, ist über 600 Jahre alt. Sie ist im Jahre 1875 im Innern erneuert und in den letzten Jahren mit elektrischer Heizung und Beleuchtung versehen. Der Friedhof wurde 1902 bedeutend vergrößert.
Das ist das Blankenhagen von 1933 – Mehr als 700 Jahre sind über unser Dorf dahingegangen!
Als die ersten Ansiedler sich hier niederließen, war das Landschaftsbild ein ganz anderes!
Kleine Höfe die sich inmitten der großen ausgedehnten Waldungen befanden, deren bestellbares Ackerland durch Ausroden des Waldes und Urbarmachung langsam und mühsam erweitert und vergrößert wurde.
In einer Urkunde von 1233 wird von 2 Hufen geredet (Stressentin), „so im Holze noch ausgardet werden sollen“.
Die erster Erwähnung des Dorfes Blankenhagen in den alten Urkunden stammt aus dem Jahre 1233, wo in einer bischöflichen Verordnung über den „Zehnten“ im Kirchspiel Ribnitz auch Blankenhagen genannt wird.
(Urkunde: Bützow d. 15. Dez. 1233. Bischof Brunward v. Schwerin verleiht seinem Neffen, dem Ritter Brunward, die Zehnten aus verschiedenen Orten und fügt andere Zehten aus dem Kirchspiel Ribnitz hinzu. „Aus der Stadt Ribnitz alle Zehenden, so dem Bischof von den Bauerleuten zukommen, zu Kölzow von 1 Hufe, Kersebom von 1 Hufe; und in den Hagen, als Blankenhagen, Volkeshagen und Wulfardeshagen von sechzehn Hufen“.)
Damals waren viele Flächen, die heute als Ackerland bestellt werden, mit Wald bedeckt. Kirche und Pfarre besaßen große Waldflächen (Billenhagen), und auch den meisten Bauern wurden zu ihrer Hufe kleiner Waldstücke gegeben, „Hölzung“, aus denen nach Bedarf Bau- und Heizmaterial entnommen wurde.
Noch aus dem Jahre 1616 berichtet die Pfarrchronik, daß der Herr Gebhard von Moltke auf Toitenwinkel „Erb- und gesessen“, Hauptmann zu Ribbenitz und Patron der Kirche Blankenhagen, den Blankenhäger Bauern „einem jeden zu seiner Notdurft ein Stück Holzes gegeben hat“.
Aus dem Waldreichtum und den Hölzungen, die alle Dörfer umgeben, erklärt sich auch, daß die Namen so vieler Dörfer auf „hagen“ endigen, weil sie im „Hag“ oder am Hag gelegen waren.
Die Schweine wurden alle Jahre zur Mast in den Wald getrieben, das war damals für die Landwirtschaft scheinbar besonders wichtig; denn es ist auffallend, daß die Chronik jast jedes Jahr über die mehr oder weniger gute „Schweinemast“ berichtet.
Aber die vielen großen Felssteine und Findlinge, die im Völkshäger Walde und den angrenzenden Äckern gefunden wurden, schrieb Helm. Schröder in der „Heimat“ :1907/08: „Ungeheure Findlinge lagerten von alters her im Revier und später auf den durch Rodung angrenzenden Äckern. Davon erhielt sich die Sage: „Riesen hätten von Marlow aus den Blankenhäger Kirchturm zerschmettern wollen, aber der Wurf sei zu kurz geraten. Eine andere Lesart ist die: Riesen zu Wustrow hätten dem Ribnitzer Pfarrkirchturm dies Schicksal bereiten wollen, hätten aber zu stark ausgeholt und das Wurfgeschoß 10 km weit über den Zielpunkt hinausgeschleudert“.
Die Grenzen und Scheiden der einzelnen Besitzungen und Hufen waren früher noch nicht kartenmäßig genau vermessen und festgelegt. Man bestimmte die Scheiden nach einer Anhöhe, einem Bache, einem besonderen Baum oder Stein und dergl.
So heißt es in einem Schreiben des Pastors Lieferus, in dem es sich um die Festsetzung der Grenzen des „Kirch-Billemhagen“ handelt:
„Unten in Cordshagen stehet eine Eiche im spitzen Orte, darauf noch ein Kreuz von meiner Hand gehauen stehet.
Mitten im Bruche stehet eine kleine Eiche, welche ihr Laub und Blätter auch den Winter über behält, gegenüber am Cordshäger Felde stehet eine Eiche, und gehet die Scheide an den Eichen den Billenhagen scheiden“.
Unter solchen Umständen waren natürlich dauernde Grenzstreitigkeiten der Besitzer an der Tagesordnung. Beim Eintreiben der Schweine in die Hölzungen, beim Hauen des Holzes und bei der Jagd geriet oft der eine auf das Gebiet des andern.
Besonders viel Streit war um den Billenhagen zwischen dem Blankenhäger Pastor und dem Herrn Berg auf Poppendorf.
Zur Schlichtung solcher Streitigkeiten wurde dann der Hauptmann in Ribnitz angerufen, oder auch der Superintendent; in manchen Fällen entschied der Landesfürst, der Herzog, selber.
Die Grundherren und Obrigkeiten über das Dorf Blankenhagen haben früher häufig gewechselt.
Die bekannten ältesten Herren waren wohl die Moltkes (bis etwa 1361), denen viele Dörfer des „Winkels“ gehörten.
Sie hatten ihren Hauptsitz in „Toitenwinkel“ (auch Teutendorf wird öfter genannt). Aber im 14. Jahrhundert schon wird das Dorf Blankenhagen dem h. erzoglichen Domanium einverleibt sein. (Schlie, Geschichtsdenkmäler).
1421 verpfändet es der Herzog Albrecht von Mecklenburg dem Rostocker Bürgermeister Katzow. Wann das Dorf vom Herzog wieder eingelöst worden ist, wird nicht gesagt.
Im Jahre 1670 wird Blankenhagen vom Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow an die Witwe des Eckhard v.d.Lühe verpfändet.
Dieser hatte dem Herzog 1664 das Salzwerk Sülze für 8000 Gulden verkauft. Bis zur Bezahlung der Kaufsumme nebst Zinsen erhielt Eckhard v.d.Lühe laut Kontrakt vom 20. Mai 1664 zunächst den „fürstl. Meyerhoff Bockhorst“ zum Pfande.
Durch Vertrag vom Fürsten auf dessen Wunsch gegen den Pfandbesitz der im Amte Ribnitz belegenen Meyerhöfe Mandels- und blankenhagen nebst „denen dazu gehörigen pertinentien und Behörungen“ von Trinitatis 1670 ab bis zur Auszahlung der geschuldeten Gelder. Von der Verpfändung ausgenommen wurden aber in Blankenhagen „die in Blankenhagen wohnenden Einlieger samt der Wasser- und Windmühle, die dem Amte verbleiben, ebenso die dortigen „wüsten Bauernerben“, während die „besetzten 7 Bauleute und 1 Cossate“ mit verpfändet wurden.
Zugleich werden beide Höfe auch dem Jakob Christoph v.d.Lühe für dessen Schuldforderung an den Herzog verpfändet,
Wenn die Höfe in Bauernhufen zerlegt und die Bauern dort eingesetzt wurden, so wurden ihnen bestimmte Abgaben an geld und Naturalien auferlegt. Von solchen Abgaben der Hufen wurden dann auch genau bestimmte Teile den Kirchen und Pfarren zu ihrer Erhaltung und dotation gestiftet.
Am 23. August 1318 stiftete Johannes Moltke, Ritter zu Blankenhagen zur Mehrung göttlichen Lobes und für das Seelenheil seiner Eltern“ eine Vikarei in Blankenhagen mit Zustimmung des dort schon wirkenden Plebans (Pfarrers) Ditmarus, und dotiert sie mit Hebungen aus Ikendorf, Wulfshagen und Blankenhagen. :Diese Vikarei wurde dem Priester Ghodfridus auf Lebenszeit verliehen. Er hatte die Pflicht, in der Kirche zu Blankenhagen an einzelnen Tagen die 1. Messe zu lesen.
Am 22.Sept. 1324 schenkte fürst Heinrich von Mecklenburg dem Johann Moltke das Eigentum an 3 Hufen in Blankenhagen, damit er aus den Einkünften die Vikarei weiter dotieren sollte. Und am 9. August 1326 wurde diese Vikarei von Johann, Bischof von Schwerin feierlich bestätigt.
Die Pfarrchronik führt die Pfarrer auf, welche seit dem Jahre 1519 dere Blankenhäger Kirche gedient haben
Michael Schröder (1519).
Johannes Voß (1521).
Nicol. Frese (vorher in Wulfshagen)
Nicol. Oldenborg (Pleban 1527)
Erasmus Hermes (1531)
Eggert Oldendorp (1534, Der die Behnkenhäger Wiese von der Kirtche Pantlitz i.P. Kaufte und der Kirche Bl.“auf ewige Zeiten“ schenkte).
Nicol Nysern (1545)
Wilhelm von Norden
Nicol. Wispel (1554)
Meinardus (1561, zog in diesem Jahre in das neu erbaute Pfarrhaus ein).
Joachim Brun.
Johannes Baetke (der 1580 die Konkordienformel Unterschrieb, also lutherisch wurde).
Michael Rustenus (1603)
Jakob Lieferus (11. Dez. 1603, „von Herrn Heinrich Dingravius, superintendent in Wismar auf fürstlichen Befehl ordiniert und eingeführt“).
Caspar Hülseberg (1631)
Joachim Jochovius (1634).
Adam Capobus (1639-1681).
Abraham Capobus (1682-1693; seine Witwe Ilsabe Hinrichs heiratete nach einander die beiden Nachfolger).
Daniel Heinrich Berndes (1694-1702).
Johannes Andreas Elich (1703-1746; +1761).
Joh. Abraham Capobus (1746 1774; Enkel des vor. Capobus; zu seiner Zeit brannte 1762 die Pfarre ab).
Johannes Capobus (1774-1801; des vorigen Sohn).
Magister Otto Bökler (1802-1823).
Eckhard Wehner (1824-1860).
Hermann Pfaff (1860-1869).
Wilhelm Wilbrandt (1870-1891).
Theodor Borgmann (1891-1894).
Werner Wulff (1895).-
Magister Otto Bökler war ein großer, starker Mann, der nicht nur mit dem Worte, sondern nöthigenfalls auch mit der Faust kräftig wirkte. Von ihm werden manche bemerkenswerte Geschichten erzählt; (G.Willgeroth, Meckl. Schwer. Pfarrer):
Bökler wehrte 1812 unter dem Beistande seines Bruders, des Oberförsters Bökler in Gelbensande, einen Überfall der Franzosen auf das Dorf mit so viel Unerschrockenheit und Tapferkeit ab, daß der Landesher, als er davon erfuhr, meinte: „In dem Priester ist ein General verloren gegangen“.
Friedrich Franz I. Fand auch sonst großes Wohlgefallen an ihm und nahm ihn jedesmal in Schutz, wenn die Junker sich über ihn beschwerten, weil er sie bei vorkommenden Gelegenheiten öffentlich tadelte.
Einmal war B. Aber doch beinahe in Ungnade gefallen. In seiner strengen Ordnungsliebe verlangte er, daß der Krug im dorf rechtzeitig Feierabend machte und sorgte durch sein persönliches Erscheinen dafür, daß sein Wille respektiert wurde. Die Gemeindeglieder fügten sich denn auch; die jungen Leute aus der Nachbarschaft erbitterte jedoch sein energisches Auftreten aufs äußerste, und sie versammelten sich eines Abend zahlreich im Kruge in der festen Absicht, dem Störenfried zu trotzen.
Als B. Sich dann freilich, nachdem er mit Geschrei und Gelächter empfangen war, zu seiner ganzen Höhe aufrichtete, die mitgebrachte Hetzpeitsche schwang und den Widersetzlichen blitzenden Auges ein „Hinaus !“ zudonnerte, da stob der Schwarm eiligst auseinander.
Sie verklagten ihn aber beim Gericht, und die Junker drangen nun in den Großherzog, er möge den Pastor wegen seines ganz ungehörigen Benehmens endlich einmal zur Rechenschaft ziehen. Dieser entschied:
„Toller Kerl, infamer Kerl, müssen ein Exempel statuieren. Soll ein Jahr lang nicht auf die Kanzel, wird dann wohl zahm werden !“
Das Urteil würde Böcler verkündigt und gleichzeitig die Vertretung durch die umwohnenden Pastoren angeordnet.
Am nächsten Sonntag traf der dazu bestimmte amtsbruder denn auch pünktlich ein und begab sich, vom Küster begleitet, in die Kirche.
Auf dem Kirchhofe war die ganze Gemeinde versammelt; sie standen schweigend zwischen den Gräbern und niemand rührte sich, dem fremden Pastor zu folgen. :Dieser schickte den Küster hinaus, um die Leute ins Gotteshaus zu rufen. Aber umsonst.
So blieb ihm schließlich nichts übrig, als unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren.
Als er fort war, trat Böcler auf den Kirchhof und hielt von einem Grabhügel aus den Leuten eine Predigt.
Am Sonntage darauf kam kein Pastor mehr, und Böcler predigte ruhig wieder in der Kirche.
Der Großherzog aber, als er die Meldung davon erhielt, begnügte sich mit einem Achselzucken: „Mit dem Kerl sei ja doch nichts zu machen !“ -
Von alten Blankenhäger Familien werden in der Chronik schon folgende Namen genannt:
1604 waren Kirchenvorsteher: Joachim Baar, der Schulze und Martin Burmeister aus Blankenhagen.
Weiter kommen vor: Brüdigam, Waack, Behn (od. Bene), Pentzin, Fett, Jenßen, Schwarz, Witt (od. Witte), Wullenbaeker, Seeger (od. Seyer), Clas Roden, Westphal, Broock (od. Broek), Markwardt, Schult, Dethloff, Thiel, Schenike, Lützow, Leverenz.
Joachim Bene in Mandelshagen wird erwähnt als Spender eines feinen zinnernen Leuchters für den Altar.
(1608) Ebenso Hinrich Broek-Willershagen und Joch. Markwardt-Völkshagen.
An dieser Stelle mögen auch die Namen derjenigen genannt werden welche seit 1872 das Schulzenamt in Blankenhagen versehen haben:
Johann Joachim Brüdigam (1872-74), Heinrich Jenß (1874-1897), Carl Brüdigam (1897-1906), Johann Thiel (1906-1911), Wilhelm Brüdigam (1911-1921), Heinrich Peters (1922-1923), Otto Mahnke (1924-1927), Carl Fett (1927-1932), Wilhelm Brüdigam (6. Januar wiedergewählt). -
Die Bauern wurden von den Grundherren, damals den Moltkes, in ihre Hufen eingesetzt.
Die Moltkes hatten aber die ihnen zustehende Jurisdiktion (Rechtsprechung) den Pastoren in Blankenhagen übertragen. So wurden die Bauern von letzteren angewiesen.
Z.B. wird berichtet aus dem Jahre 1615, daß der junge Martin Burmeister mit einem Mädchen aus Willershagen in seines Vaters Hofe Hochzeit gefeiert.
Nach der Trauung wurde er dann vom Pastor Lieferus, im Namen der Moltkes als Patronen der Kirche, „angenommen und in den Hof gewiesen“ und ihm seine Pflichten und Aufgaben auferlegt, „welches er mir (schreibt Lieferus) vor dem Altar mit Handgeben in Treue zugesagt und versprochen,
- und darauf seine Hochzeit gehalten hat“, - Die Einsetzung der Bauern war also eine feierliche Handlung ! - Das Heiraten war damals aber mit mancherlei – heute unbekannten – Schwierigkeiten verknüpft.
Wollte ein Blankenhäger ein Mädchen aus Willershagen (der Stadt Rostock zuständig) oder aus einem Dorfe des Klosters Ribnitz ehelichen, dann mußte dieses zuvor von der Stadt Rostock oder von dem Klosterhauptmann „losgefordert“ und „losgegeben“ werden.
Dieses wurde zuweilen abgelehnt, und die „Losgabe“ geschah dann erst nach einem energischen Schreiben des Pastors, der sich im Namen der Moltkes für die Brautleute verwandte.
- Die Pastoren hatten im Namen der Moltkes auch zuweilen die Gerichtsbarkeit auszuüben, Streitfälle zu schlichten und dergl. .
Später, alls die Moltkes nur noch das Patronat der Kirche hatten, stand ihnen – und in ihrem Namen den Pastoren, - die Gerichtsgewalt noch zu „auf der Seite des Dorfes, da die Kirche stehet“.
Wiederholt kam es vor, daß Leute, die etwas Strafbares begangen hatten, auf die Kirchenseite flüchteten und sich unter den Schutz des Pastors stellten, der sie nötigenfalls gegen die fürstlichen Hauptleute verteidigte.
So ist Jürgen Plate, der Küster, der einen Mann vor Pentzins Tor (vor der Witwenkate) gestochen hatte, vom Pastor Meinhardus in Schutz genommen.
Ebenso derselbe ein anderes Mal, als er den Joachim Doppen, des Hauptmanns Diener, vor dem Wedeme (der Pfarre) gestochen hatte. (Der Plate muß ein sehr rabiater Mensch gewesen sein !)
Eine Frau, die sich strafbar gemacht hatte, wurde „von den Moltkes belehret, daß sie sich sicher möge aufhalten auf der ganzen Seite des Dorfes, da die Kirche stehet“.
Diese Frau ist aber hernach mit List über das Geschütte und die Brücke bei der Schmiede gelockt und dort dann von den Gerichtsdienern, die sich heimlich in der Schmiede aufgehalten, „amtlich gegriffen worden“.
- 1626 war Hans Witte Besitzer des noch bestehenden „Hofes zum Blankenhagen“, „darinnen die Pastoren, die Moltken, und in ihrem Namen der Pastor die Jurisdiktion haben“.
Der „Hof zum Blankenhagen“ muß also auf der rechten Seite des Baches, wo die Kirche sich befindet, gelegen haben.
- Im Jahre 1717 ist auch der „Hof Blankenhagen“ gelegt und zu Bauerstellen aufgeteilt worden.
Als Bauern dieser Stellen werden genennt:
Hinrich Witt, Hinrich Waack, Hans Harms, Jürgen Waack, Clas Jenßen, Franz Fett.
- Das einzige Bauwerk, das aus diesen längst vergangenen Zeiten noch vorhanden ist, ist unsere Kirche.
Sie ist ein alter Granitsteinbau aus der Zeit des Überganges vom romanischen (Rundbogen) zum Gothischen (Spitzbogen) Stil.
Backsteine sind nur bei den Fenster- und Türlaibungen und an den Giebeln zur Verwendung gekommen.
Der im Ostenplatt abschließende Chor (Altarraum) und die auf der Nordseite liegende Sakristei deren Fußboden drei Stufen niedriger liegt, sind gewölbt, während das längere und breitere sogenannte „Gemeindehaus“ eine flache Decke hat.
Zwischen dem Altarraum und Gemeindehaus befindet sich ein mächtiger Triumphbogen, unter dem die Kanzel steht.
Die Kirche hat auf ihrer Südseite zwei schöne mit Wulsten verzierte Portale, eins zum Gemeindehaus und eins in den Altarraum. Vor das letztere ist später eine Eingangshalle (in Fachwerk) gebaut worden.
Die Kirche hatte früher noch mehr Eingänge: Ein großes Portal nach Westen, wo der Turm steht, und ein kleiners nach Norden. Beide Eingänge sind später zugemauert worden, aber im Mauerwerk, besonders im Turm, kann man ihre Spuren noch deutlich erkennen.
- Die drei großen bunten Fenster im Altarraum sind neueren Datums und derzeit zum Andenken an heimgegangene undi m Weltkriege gefallene Gemeindeglieder gestiftet worden.
Geschichtlich interessant sind noch die kleinen bunten Fenster hinter dem Altar (auf der Ostseite). Es sind drei kleine Schlitzfenster und darüber ein Leider sind die gemalten Glasplatten vielfach beschädigt und durch gewöhnliche Glasstücke ersetzt worden. Die in den Fenstern enthaltenen Wappen und Namen bezeichnen Personen, welche Patronatsrechte an der Kirche hatten:
Gebhard v. Moltke und seine Gattin Anna v. Rothermund, Sievert v. Dechow und seine Gattin Anna v. Christow, Dr. Azarius Surz und Dr. Jakob Fabricius; die beiden letzteren waren wahrscheinlich Vertreter der Rostocker Anrechte. Gebhard v. Moltke war Patron, und dem Sievert v. Dechow wurde im Jahre 1619 vom Herzog Johann Albrecht II. von Güstrow das fürstliche Domanialgut Mandelshagen verpfändet.
So erklären sich diese Wappen und Namen und auch die große Zahl 1619, welche draußen am Ostgiebel der Kirche steht. Das über den Schlitzfenstern befindliche (übrigens schon lange verschlossene) Rundfensterwar ausgefüllt mit de Moltkeschen Wappen mit der Unterschrift: „Moltken Patroni“.
Das Patronat der Moltkes über Blankenhagen ging im Jahre 1781 auf den mecklenburgischen Herzog über.
- Von unserem Kirchturm wird in der Chronik folgendes berichtet:
„ Anno 1630 den 11.März um Mittag hat uns ein starker Südwestwind den Turm nach der Westseite von oben herab bis unten hin aufgerissen und gar zerstöret. Die Nordseite ist auch dermaßen zerschlagen, daß man Sorge getragen, sie würde in gleichem heruntergerissen werden. Hat derwegen der Pastor an die Patronen geschrieben, daß sie uns zum Turm Hülfe tun möchten.
- Ist aber garnichts darauf erfolget, auch keine Antwort auf des Pastors Schreiben von den Moltken geschehen ! Derwegen der Pastor den Turm aus dem Kirchenärar müssen machen lassen“.
Es wird noch hinzugefügt, daß Pastor dies bei der künftigen Kirchenvisiation zur Sprache bringen will.
- 1643 ist der Turm, der lange Zeit ringsherum offen gestanden hatte, mit Brettern zugemacht und befestigt worden.
- „Anno 1735 habe ich (der Pastor Elich), (dessen Bild in der Kirche hängt) mit den dreien Kirchenjuraten Jochim Mildam (oder Milhahn ?), Schulze aus Völkshagen, Hans Schwarze aus Gresenhorst und Hinrich Witten aus Blankenhagen den Turmbau in Gottes Namen angefangen, weil der alte Turm sehr gebrechlich war, wozu sich die ganze Gemeinde gar willfährig bewiesen, indem dieselben gleich im Winter das meiste Holz angefahren, bei 200 Stücke, so in unserm Kirchbillenhagen von mir und den Kirchenvorstehern ausgesucht und sogleich von den fahrenden Bauersleuten gefället worden“.
Die starken „Sohl- und Spaarhölzer“, die man im Kirchenholze nicht hatte, wurden von fürstlicher Seite „verehret“ (vom Mandelshäger Felde, Völkshagen und Steinhorst).
Dann hieß es weiter:
„Den Bau hat dirigieret und verrichtet Christian Klein, ein Müller zu Wähndorf (Wehnendorf) im Sanitzer Kirchspiel, der die Baukunst ex fudamento gelernt in Plön, daher er bürtig ist; der Kontrakt ist mit ihm geschlossen worden auf 300 Thaler, wofor er den alten Turm herunterrreißen und den neuen wieder aufbauen, auch 7000 Späne zum obersten Dache bereiten müßte.
Das Bekleiden, Decken und was sonsten inwendig zu verfertigen, ist ihm im Tagelohn bezahlt worden, dabei ihm auch frei Bier von Anfang bis zum Ende ist gegeben.
Daß also dieser errichtete Turm ein Ziemliches der Kirche gekostet ! Gott sei gepreist, der uns die Mittel dazu bescheret hat, welche wir nicht besser haben anwenden können, weil bei diesen schlechten, verwirrten und treulosen Zeiten man weder Kapital noch Interesse (Zinsen) von den Debitores (Schuldnern) erhalten kann, worüber viel Klagens im ganzen Lande ist.
Gott hat auch gnädig bewahrt vor allem Schaden alle diejenigen, so daran gearbeitet. Er nehme ferner diesen Turm und alle geistlichen Gebäude hiesigen Ortes in seine Gnaden-Beschirmung, daß keine Donnerstrahlen, kein Sturm noch sonst einiger Feuerschaden dieselben verletzen möge“.
- Von einem kleinen Glockentürmchen über der Kirche wird noch berichtet:
„Hoc anno 1727 im Frühjahr habe ich auf vieles Bitten der Gemeinde ein Türmchen bauen lassen über der Kirche, weil man vor 3 Jahren das Gehäuse daselbst abnehmen mußte, darin das „Kling-Glöcklein“ gehangen, wegen Verolmung und Verfaulung des Holzes; seithe hat das Glöcklein hinten inwendig vor dem Loche des Giebels gehangen, wo man wenig von dem Geläute hören konnte“.
Dieses Türmchen ist schon lange nicht mehr vorhanden. Jenes „Glöcklein“, das zum Beginn des Gottesdienstes geläutet wurde, hing später im großen Turm und mußte im Kriege mit den beiden großen Glocken (1917) an die Heeresverwaltung abgeliefert werden.
- Das Pfarrhaus wurde 1561 neu gebaut. Im Jahre 1614 fand abermals ein Neubau statt, vielleicht
– weil das alte abgebrannt war. Gewisses ist darüber nicht gesagt.
Auch die Küsterei ist 1644 neu aufgebaut worden. Dieses Küster- und Schulhaus muß aber damals im jetzigen Schulgarten
– etwa zwischen der Kirche und der Thielschen Hofstelle gelegen haben. Denn bei dem Brande (siehe weiter unten) 1762 ging das Feuer von dem Jenßen´schen Katen, der auf der linken Seite des Baches lag, zur Küsterei und von dort zur Pfarre und zum Pfarrhause, daas damals auch weiter westlich
– etwa in der Mitte des jetzigen Pfarrhofes – gelegen, über.
Lehrer der Blankenhäger Schule waren in den letzten Jahrzehnten:
1. Klasse: Lehrer Christian Beltz (gest. 1871), Lehrer Friedrich Beltz (gest. 1878), Lehrer Heinrich Westphal (1879-1901, pensioniert), Kantor Ludwig Breuel (1901-1928, pensioniert), Kantor Neumann (1928-1931, versetzt), Kantor Ulrich Bründel (seit 1931).
2. Klasse: Lehrer Jahnke (1900), Assistent Hoppe (1901), Assistent Brandt (1908), Assist. Kugelbereg (1909/10), Lehrer Aug. Schlorff (1911/12, im Kriege gefallen), Assistent Ihde (1912), Assist. Eckermann (1913), Lehrer Pfannenstiel (1916, zugleich für Behnkenhagen), Lehrer Karl Sinnig (1920), Lehrer Ritter (1930/31), Lehrer Fritz Becker (1931).
3. Die 2. Schulstelle war aus Mangel an Lehrkräften – besonders auch während des Krieges – oft unbesetzt.
4. Bis zu m 1. Oktober 1929 versahen die Lehrer und Organisten auch noch das Küsteramt.
Die eigentlichen Küsterdienste gingen dann auf den Arbeiter Methling über und die Lehrer behielten nur noch das Kantoren- und das Organistenamt. -
Die Pfarre ist später 3 Mal ganz oder zum Teil durch Feuer zerestört worden.
„1698 am 6. März, Sonntag Estomihi, wurden unter währendem Gottesdienste durch eine unauslöschbare und grimmige Feuersbrunst Pfarrhaus, Scheune und Viehhaus bis auf den Boden eingeäschert“.
Über den zweiten Brand wird berichtet:
„Anno 1762, den 29. Mai, suchte der Herr hiesige Kirche und mich, den Pastor Johann Abraham Capobus insonderheit aufs empfindlichste heim. Denn des Morgens um 7 Uhr entstand in dem auf Clas Jessens Bauerngehöfte stehenden alten Katen eine Feuersbrunst, welche der außerordentlich starke Wind in gerader Linie auf die Küsterey und Pfarre zutrieb, so daß fast alles zugleich, und ehe man es gewahr ward, in Flammen stand, und binnen einer halben Stunde lag sowohl das Bauerngehöfte als die Küsterey mit sämmtlichen Pfarrzimmern, Befriedigungen des Hofes und Obstbäumen in der Asche.
Zur Rettung erschien niemand, weil ein jeder noch bei dem Ackerbau beschäftigt war.
Also konnte fast nichts dem eilenden Feuer entrissen werden. Dadurch gingen denn sämtliche hier vorhandenen Kirchenschriften und Obligationes verloren, samt allen Büchern und Kirchengeräten, weil zum größeren Unglück der Küster, da es eben der Pfingst-Heilig-Abend war, die Kelche und Leuchter im Hause hatte, um solche abzuputzen, und überhaupt die Kirche ganz ausgeräumt war, damit die Maurer, welche die Kirche ausweißen mußten, nichts davon beflecken möchten“,
- Zum Wiederaufbau der Pfarre wurde am 26. Juni 1762 eine dreimalige Kollekte verordnet. -

Durch den dritten Brand, der 1906 in der Nacht vom 16. zum 17. April ausbrach, wurden die beiden großen Wirtschaftsgebäude der Pfarre zerstört. Das Wohnhaus blieb, gott sei dank, verschont.-

An Ländereien besaßen Kirche und Pfarreaußer dem Blankenhäger Pfarracker 1604 noch:

1. Den „Billenhag“, der jenseits des Mandelshäger Feldes gelegen.
2. Ein ander Holz auf dem Behnkenhäger Felde, ungefähr zwei Morgen Acker. Dies Holz wird genannt St. Johannis-Holz.
3. Zwei Wischen auf dem Behnkenhäger Felde, auf Schenikens Hufe gelegen, für welche der Besitzer der Hufe der Kirche jährlich einen Taler pommerscher Währung entrichtete.
4. Zu Willershagen eine Kate bei dem Müller Jensen (?), der dafür der Kirche alle Jahr 8 Schilling Pacht gibt.
Von diesem Katen zu Willershagen „berichten die ältesten Leute“, daß er ungefähr vor 50 Jahren (also ? 1554) abgebrannt sei, und niemand ihn hätte wieder aufbauen wollen, auch ein Ehrb.
Rat der Stadt Rostock nicht, weil die Stätte mit aller Zubehörung der Kirche zu Blankenhagen gehöre. Zu Willershagen hatte eine Kapelle gestanden, zu welchem die Kate vor dem Brande gehöre.
Da man nun in Blankenhagen ein neues Pfarrhaus zu bauen beabsichtigte, wurde die alte „Wedeme“ in Blankenhagen abgebrochen, nach Willershagen gebracht und dort an Stelle der abgebrannten Kate wieder aufgerichtet.
„Von welcher Kate ein Ehrb. Rat alsbald die Dienste genommen; welches, ob es auch mit gutem Fuge geschehen sei, mögen künftig die Herren Visitatores entscheiden“.
Es scheint also, als ob die Stadt Rostock diese Kate damals, nachdem man sie wiederaufgebaut hatte, in ihren Besitz genommen hat, obwohl sie der Kirche Blankenhagen gehörte.
- Weiter heißt es, daß in Willershagen auf Joachim Jensens Hufe ein Ort Landes gelegen sei, für welchen der Besitzer „plog zu geben 3 Sößlinge an das Gotteshaus zu Blankenhagen“.
Dieser Ort hat also zweifellos auch der Kirche gehört, „ist aber geraume Zeit nichts davon entrichtet worden“.
Dieser Acker ist in Vorzeiten und auch „noch zu Tage“ (1604) das Papenland genannt.
Interessant ist auch die – sehr sagenhaft anmutende – Erzählung (v. Pastor Michael Rusten), auf welche Weise der „Billenhag“ (der in der Chronik wiederholt „das edle Kleinod unserer Kirche“ genannt wird) ursprünglich in den Besitz der Kirche gekommen sein soll:
„Vom Billenhag, so bei der Kirche vorhanden, berichten die Ältesten des Kirchspiels, daß er auf diese Weise in die : Als daß im Billenhag auf dem Walle, so darin vorhanden, gewohnet einer mit Namen Lemmeken von Ewen, welcher Hausfrau geheißen Ribbeke, welcher Lemke von Ewen mit so schwerer Leibeskrankheit ist besucht worden von Gott, also, daß er an seinem Leben zu zweifeln angefangen; hat deswegen nach Blankenhagen, dahin er gehört (wie aus dem Damm zu ersehen, welchen er zum Kirchenweg durch den Billenhag und große Brook gemacht), zum Priester geschickt, daß er ihn berichten (d.h. Das heilige Abendmahl geben) sollte in seinem Letzten.
Wie aber der Priester erstlich zu ihm gekommen, hatt´er weder Brot noch Wein gehabt, welches ihm wegkommen unterwegs. Reiset deswegen wiederum zurücke, Brot und Wein zu holen. Wie er aber wiederum zzum Lemmeken von Ewen anlangt, ist Brot und Wein abermals verloren.
Daraus er dann in seinem Herzen geschlossen, unser Herrgott würde ihn wegen seiner vorher begangenen Sünden nichtwürdig achten des Leibes und Blutes Christi.
Hat deswegen den Billenhag zur ewigen Zeit an die Kirche von Blankenhagen gegeben; darauf der Priester wieder zurück gereiset, Brot und Wein zu holen, welches er behalten und den Lemmeken von Ewen „berichtet“.
Ist aber hernach geraume Zeit in der Kirche zum Blankenhagen vor Lemmeken von Ewen und Ribbeken, seine Hausfrau, gebetet worden“. -
Anno 1629 hat der Kuhhirte „zur Daenschenburg“ in dem Kirch-Billenhagen nach dem Dänschenburger und Freyhölzer Felde zu alte Heide abbrennen wollen. Weil es aber sehr „dröge Bretter“ gewesen und der Wind stark aus dem Nordosten gewehet hat, hat das Feuer die Oberhand bekommen und ist ein ganz Ende oben im Billenhag bis an den Hufenweg abgebrannt.
Darüber ist der Hirte vom Pastor Lieferus vor d. Fürstl. Hauptmann Adam Restorffen verklaget und ihm auferlegt, sich mit der Kirche abzufinden.
Das geschah den am 13. Dez. .
Der Hirte mußte 3 Thaler bezahlenund geloben innerhalb 1 Jahres an demselbigen Orte nicht hüten, auch andere Hirten zu warnen, daß sie daselbst sich nicht sollen finden lassen, damit das Holz wieder ausschlagen und auf wachsen möge.
Im April 1840 ist der ganze „Kirch-Billenhag“, mit Ausnahme der noch heute der Kirche gehörenden Billenhäger Kirchenwiese, dem Staate vererbpachte worden gegen einen jährlichen Kanon von 139 Scheffel Roggen und 251,5 Scheffel Hafer, die nach 10jährigem Durchschnitt zu bezahlen sind. -
Kriegsnöte sind in alten Zeiten wiederholt über Blankenhagen hingegangen. Auch waren die Zeiten sonst oft recht unruhig und unsicher, und das Reisen (auch nach Rostock) nicht ohne Gefahren.
Briefschaften und andere Dinge, die der Pastor in Kriegszeiten einmal bei sich gehabt, da er nach Rostock reiste, sind ihm von einigen Kaiserlichen Reitern, die ihn angriffen, geraubt worden und verloren gegangen.
In einem Schreiben wird weiter berichteet, daß die ältesten Register mit den Kirchenladen und Geld-Ärar, auch mit den besten Büchern und Hausgeräten des Pastors von den „Kayserschen“ weggenommen wären, und daher in den neuen Registern nichts davon zu finden sein würde.
- 1626 schreibt Pastor Lieferus über einen Kirchenstuhlstreit, den er zu schlichten versuchte, aber in den „kriegerischen Tumulten“, die eingefallen seien, hätte man ganz und gar nichts ausrichten können.
1627 ist ein sächsisches Regiment 14 Tage lang in Blankenhagen einquartiert gewesen.
1628 kurz nach Michaelis, hat hier ein anderes Regiment gelegen; auf die Pfarre allein kamen:
"1 oberster Leutnant oder Colonel mit 50 Mannschaften und 21 Pferden! 1627 ist ein vornehmer Kriegsmann (ein Ulan), der in Willershagen mit einer Abteilung Reitern lag, in der Kirche zu Blankenhagen begraben worden (28. Januar)."
Er hat vor seinem Tode noch vom Pastor das heilige Abendmahl empfangen und ist am 26. Januar gestorben.
Er wurde, wie es heißt, nicht mit gewöhnlichen Zeremonien, sondern nach Kriegsbrauch begraben. 100 Reiter geleiteten den Leichenzug bis an den Kirchhof zu Blankenhagen.
Von Reitern wurde der Sarg dann weiter getragen. Die Glocken, die zuvor geläutet waren, haben dann stille gehalten und haben 4 Trompeter „traurig2 geblasen.
Die Leichenpredigt wurde über 2. Trin. 4 gehalten: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft usw.“ :Der Tote wurde in der Kirche selber begraben, und zwar – wie der Pastor bemerkt – mit Bewilligung der Patronen Moltke.
Der Patron schreibt aber, daß für solche Personen, die in der Kirche begraben werden, 10 Taler an die Kirche zu entrichten seien.
Der Stiefsohn des Verstorbenen hat dies bezahlt und auch dem Pastor 2 Thaler für die Leichenpredigt gegeben. Daas Recht, in der Kirche bestattet zu werden, hatten früher nur die Patronen und Pastoren.
Erst mit dem Jahre 1787 hat dieser Brauch aufgehört.-
Adam Capobus (1640) schreibt, daß er bei seinem Amtsantritt in der Kirche nichts vorgefunden hat an Geld, weil alles in den vorigen Kriegswochen – wie man vorgäbe – weggekommen und genommen worden sei.
Die silbernen Altargeräte waren fort, der Altar auch ohne Decke !
Durch Stiftungen und Geschenke aus der Gemeinde wurde es abere bald wieder ersetzt.
Das sind einige immerhin noch glimpfliche Bilder aus der Zeit des 30jährigen Krieges.

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Mancherlei wird auch berichtet über Untaten und Verbrechen, die hier geschehen und nach damaliger Sitte gerichtet und bestraft wurden.
Die am 14.August 1584 zu Rostock als Hexe verbrannte Gretke Jessen, Claus Wullenböckers, des Jungen, Eheweib, gab in ihrem Bekenntnis an, daß der Blankenhäger Pape ihr das Hexen und Zaubern beigebracht habe !! (Ordelbook d. Rost. Niedergericht v. 1539-1586, im Rost. Ratsarchiv).
Unsere Chronik erzählt weiter:
„Anno 1612 im Herbst hat sich zugetragen, daß Jakob Bene und Jost Brüdigam von Mandelshagen zum Teufel nach dem Moor sind gelaufen und sich bei ihm erkundigt, woher ihnen ihr Unheil entstehen möchte. (Der eine war im Kopf verworren und dem andern ein Pferd umgekommen).
Darauf sie ihrem Berichte nach den Bescheid vom Teufel empfangen:
Joachim Rungens Frau zum Mandelshagen hätte Jakob Benen einen fliegendemn Geist auf den Leib gewiesen, die Hinrich Schultsche aber und ihre Tochter hätten Jost Brüdigam das Pferd umbringen lassen.
Wie nun dieses Runge und Schult zu wissen bekamen, haben sie es dem Pastor gesaget“.
Dieser weist sie an den Superintendenten und den Hauptmann, die Klage dorthin zu richten.
Das geschah. Der Hauptmann kam dann nach Blankenhagen und hielt dort in Gegenwart des Pastors im „Schulzengericht“ Gericht ab.
Das Urteil lautete: Bene und Brüdigam, die beiden Verläumder, sollten Runge und Schult und deren Frauen abbitten und öffentlich bekennen, daß sie von ihnen solches Böses nicht wüßten; sie sollten sich ferner der Kirchenstrafe unterwerfen und jeder ein Licht von 3 Pfunden an die Kirche zur Strafe geben !
Außerdem sollte dies öffentlich durch den Pastor von der Kanzel abgekündigt werden !
Ein Kulturbild aus dem 17. Jahrhundert, aus dem man sieht, mit welchem wichtigen Ernst solche Dinge damals behandelt wurden.
- Noch ein ähnliches aus dem Jahre 1606 (10. August):
Da sind der Herr Superintendent und der fürstliche Hauptmann und der Edle und Ehrenfeste Jürgen Moltke, Patron der Kirche, gekommen, die Uneinigkeit zwischen dem Pastor Jakob Lieferus und der Hinr. Schultschen beizulegen.
„Und weil befunden worden, daß sie dem Pastor gefluchet, ist ihr auferlegt worden, ein Licht von 4 Pfund Wachs an die Kirche zu geben !“ -
Die alte Chronik endet mit dem Jahre 1755. -
Im Jahre 1898 wurde auf Befehl des damaligen Herzog-Regenten Johann Albrecht angeordnet, daß in allen Gemeinden wieder eine Chronik angelegt und weiter geführt werden sollte. Aus dieser mögen im Folgenden noch einige bemerkenswerte Begebenheiten der letzten 35 Jahre mitgeteilt werden.
Nach dem großen Brande der Pfarrscheune im Jahre 1906 ist Blankenhagen in den folgenden Jahren sehr oft von Feuersbrünsten heimgesucht worden. 1907 brannte die Scheune des Hofbesitzers C. Jenß und die Scheune des Hofbes. Bruß (heute Schmidt) ab.
1908: Viehhaus Hofbesitzer Bruß, Windmühle Müller Fick, Scheune Erbmüller Brockmann;
1913: Scheune Büdner Brüdigam, Motormühle Müller Fick, Scheune Hofbes. W. Brüdigam;
1921: Büdnerei Päpke (Baumkaten); 1928: Scheune Hofbes. Zander (ausgebaut);
1930: Häuslerei Blumenthal; 1932: Scheune büdner Schumacher. Dreimal (päpke, Zander, Schumacher) war Blitzschlag die Ursache des Brandes,
in mehreren fällen (Pfarre, Jenß, Büdner und Hofbes. Brüdigam lag Brandstiftung vor. -
Der Weltkrieg hat auch in Blankenhagen zahlreiche Opfer gefordert.
Am 21. Nov. 1920 wurde das vom Blankenhäger Kriegerverein seinen gefallenen Kameraden in der Mitte des Dorfes errichtete Denkmal feierlich enthüllt.
- Im folgenden Jahre (16.Oktober 1921) fand in der Kirche die Enthüllung der von der Kirchgemeinde für alle gefallenen Gemeindeglieder gestifteten Ehrentafel statt. Nach einem vom Blankenhäger Gesangverein vorgetragenen Liede hielt Probst Wulff die Weiherede im Anschluß an das Schriftwort: Jerem. 31, 15 u. 16 .
Nach der Ansprache fiel die Hülle und der Gesangverein stimmte das Lied an: Wie sie so sanft ruhn“.
Die Ehrentafel ist entworfen und ausfegührt vom Maler R. Dittebrandt in Berlin-Friedenau. Sie stellte ein an die Wand gestelltes Buch dar, auf welches die Namen der Gefallenen eingegraben sind.
Das Ganze wird gekrönt von dem in Holz geschnitzten Mecklenburgischen Wappen. Oben steht die Inschrift: „Ihren gefallenen Helden 1914-1918. Die dankbare Gemeinde“.

Die Tafel enthält 84 Namen!

In einer Berliner Zeitung erschien später ein Artikel über Ehrenmale zum Gedächtnis der Gefallenen, die allen Grundsätzen der künstlerischen Würde und den Anforderungen des Heimatschutzes voll entsprechen.
Als Vorbilder, wie solche Lösungen anzustreben seien, waren 2 neu entstandenen Ehrentafeln abgebildet, die eine aus einer märkischen, die andere aus einer mecklenburgischen Dorfkirche (nämlich aus Blankenhagen !)
- Kirchenglocken im Jahre 1916. Nach beendetem Gottesdienste (am 1.Juli) wurden erst jede Glocke einzeln, sodann alle Glocken gemeinsam noch einmal zum Abschied geläutet.
Die Abgabe dieser Glocken, die so manches Jahrzehnt der Gemeinde in Freude und Leid geklungen haben, waren außerordentlich schmerzlich.
Als einige Tage später die beiden großen Glocken fortgefahren wurden, läutete die eine zurückgebliebene Glocke ihnen einen Abschiedsgruß, bis der Wagen die Grenze der Blankenhäger Feldmark erreicht hatte. -
Die größte Glocke war ohne Zeichen und Inschrift.
Die zweite stammte aus dem Jahre 1834 und enthielt die Namen des Pastors Wehner und der beiden Kirchenvorsteher Brüdigam und Fett.
Die dritte Glocke, aus dem Jahre 1471 stammend, durften wir zunächst zurückbehalten.
Sie trug als Inschrift eine lateinische Anrufung der Maria als Königin des Himmels und Mutter des Königs der Engel (O Maria sancta ave regina coelorum mater regis angelorum). Diese Glocke mußte nun 5 Jahre lang allein geläutet werden. Und das dünne Geläute war uns immer wieder eine Erinnerung daran, wie arm wir doch durch den Krieg geworden.
-Als die neuen Glocken bestellt wurden, mußte leider auch diese unsere letzte Glocke mit in Zahlung gegeben werden, weil ein guter Zusammenklang dieser Glocke mit den neuen Staglglocken nicht möglich war.
Am 20. Juni 1922 trafen die neuen Glocken ein und wurden am 28.Juli im Turm hochgebracht. Am Sonntag d. 6. August, sind sie nach beendetem Gottesdienste eingewweiht worden.
Die Weiherede knüpfte an an die 3 Inschriften der Glocken: Bittglocke, Verheißungsglocke, Dankglocke.
Die Inschriften lauten:
I. Große Glocke: „Rufe mich an in der Not“;
II. Mittlere Glocke: „Ich will dich erhören“;

III.Glocke: „Du sollst mich preisen“. Auf der Rückseite steht die Firma der Glockengießerei und die Jahreszahl 1922.

Im Frühjahr 1911 war schon für unsere Kirchenglocken eine Läutemaschine aufgestellt worden; dadurch wurde das Läuten wesentlich leichter und auch gefahrloser als früher, wo die Glocken von oben getreten werden mußten.
Außerdem wurde durch das bessere Schwingen der Klang der Glocken voller. -
Mancherlei Bilder aus der 700 jährigen Geschichte unseres Heimatdorfes Blankenhagen sind an uns vorübergezogen.
Ernste und trübe Zeiten sind über dieses Fleckchen Erde dahingegangen.
Mag auch vieles anders und neu geworden sein, unser Dorf steht noch heute an der alten Stelle; und Gott der Herr, der es durch die Jahrhunderte hindurch behütet und bewahrt und die Arbeit auf Acker und Feld gesegnet hat, der wolle auch fernerhin seine schirmende und segnende Hand ausstrecken über diesen Ort und seine Bewohner ! -
„Jesus Christus is gistern un hüt deisülwig un ok in Ewigkeit.“
Wi hebben hier kein bliwend´ Stadt nich, wi säuken dei taukünftig´.“ -
(aus der Handschrift von Probst Werner Wulff 1933, übertragen von Wilfried Steinmüller)