Zinnowitz Schulchronik: Unterschied zwischen den Versionen

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In Bearbeitung
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[[Zinnowitz]]
  
Schulchronik Zinnowitz
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==Einleitende Erklärung==
Angefangen am 1.April 1889
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Schulnachrichten
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Es existieren zwei verschiedene Chroniken der Zinnowitzer Schule.
Aus den Schulakten zusammengestellt
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Von R. Zastrow
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:* Die '''''[[medium:Schulchronik Zinnowitz Von R. Zastrow%2BCover.pdf|erste Chronik]]''''' wurde vom Lehrer '''Robert Zastrow''' am '''1.April 1889''' begonnen und bis '''Anfang 1946''' fortgeführt.  
Älteste Nachrichten.
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Bis zum November 1845 fehlen jegliche Nachrichten über hiesige Schulverhältnisse.
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:::Diese wurde transkripiert und übertragen von '''Ute Spohler, Dr. Ruth Menzel, Margot Marziniak, Ursula Vahl''' und unter Mithilfe von '''Dorothea Hamann'''. Fertiggestellt in Zinnowitz, d. 20.04.2005 durch die "''Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.''".
Von dieser Zeit ab ist regelmäßig ein Schultagebuch geführt worden.
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Erster Lehrer von 1820 - 1850
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<gallery mode=packed heights=200px>
Der damalige Lehrer Siewert soll aus Wolgast gekommen sein und ist verheiratet gewesen.
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Datei:Zinnowitz Lehrer Robert Zastrow 1898.jpg||Lehrer Robert Zastrow 1898
Schülerzahl
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Datei:Zinnowitz Schulchronik Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/28/Schulchronik_Zinnowitz_Von_R._Zastrow%2BCover.pdf |[[medium:Schulchronik Zinnowitz Von R. Zastrow+Cover.pdf|'''Schulchronik Zinnowitz von Robert Zastrow''']] - transkripierte Version als pdf
Im Monat November 1845 haben 49 Schüler, davon 22 Knaben und 27 Mädchen die Schule ziemlich unregelmäßig besucht.
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Datei:Zinnowitz Schulchronik S 1.jpg|Seite 3 aus Original
Siewert ist ungefähr seit 1820 hier Lehrer gewesen und hat bei seinem Abgange von der Gemeinde 32 Thaler Pension erhalten.
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Datei:Zinnowitz Schulchronik Stundenplan.jpg|Stundenplan von 1909
Im November 1849 sind sogar nur 39 Schüler hier gewesen.
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</gallery>
Zweiter Lehrer 1850 – 1861
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Am 6. November 1850 hat der Lehrer Werth in der hiesigen Schule seine Probelektion gehalten und am nächsten Tage den Schulunterricht hierselbst angefangen.
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:* Die '''''[[Zinnowitz Schulchronik#Aus der Geschichte der Schule in Zinnowitz|zweite Chronik]]''''' wurde durch die "''Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.''" zusammengestellt und wird hier nachfolgend dargeboten.
Lehrbericht
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Derselbe hat zuerst einen Lehrbericht, wenn auch nur in primitiver Form angelegt, und zwar in der Weise, daß auf der linken Seite des Buches die Versäumnisliste und auf der rechten Seite der Lehrbericht für jeden Monat gestanden hat.
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==Aus der Geschichte der Schule in Zinnowitz==
Disziplinen
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;Bis zum Jahre '''1762'''
Lehrgegenstände waren:
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:ist noch nichts vom einem gemeinsamen Unterricht der Kinder in Zinnowitz festzustellen. In diesem Jahre wird zuerst ein Schulhalter '''Meyer''' erwähnt. :Das war kein vorgebildeter Lehrer, sondern ein Schneider, der einige Kenntnisse im Lesen, Schreiben, Rechnen und Katechismus besaß.
1. Religion (Katechismus, Bibl. Geschichte)
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2. Lesen,
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:Diese Schulhalter wurden von den Geistlichen der Parochie <ref>* Pfarrei</ref> geprüft. Wenn derselbe den künftigen Schulhalter für würdig hielt, Kinder zu unterrichten, erteilte er demselben die Genehmigung, in seinem Wohnorte seines Amtes zu walten. Er übte sein Handwerk im Umerziehen aus und erteilte dabei den Kindern Unterricht. Oft war der Schulhalter nicht in der Lage, seinen Kindern das Lesen schwieriger Wörter beizubringen. Dann klang aus seinem Munde: ''Hüpp öwer''“ (Hüpf über). Das war das Zeichen dafür, dass seine Weisheit hier auch zu Ende war. So ist zu verstehen, dass in einer Urkunde von '''1818''' von 32 Einwohnern von Zinnowitz nur 16 ihre Namen schreiben konnten. Die anderen machten drei Kreuze.
3. Rechnen,
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4. Singen,
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:Dieser Schulhalter '''Meyer''' wird noch '''1779''' erwähnt.
5. Gemeinnützige Kenntnisse,
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6. Erlerntes (Memorierstoffe)
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:Bis zum Ende des 18. Jahrhundert sind urkundlich keine weiteren Schulhalter genannt.  
Im Jahre 1851 kommen noch dazu
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7. Deutsche Sprache
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;Erst '''1818'''
8. Orthographie
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:wird ein neuer Schulhalter '''Friedrich Meincke''' genannt, der nebenbei auch bevollmächtigter Vertreter der Einwohner von Zinnowitz war (das entspricht dem heutigen Bürgermeister).
Vom 12. Februar 1859 ab ist auch in wöchentlich 1 Stunde
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9. in vaterländischer Geschichte unterrichtet worden.
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;Wie sah es nun mit der Besoldung der Schulhalter aus?
Unterrichtszeit
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:Die Eltern mussten ein Schulgeld zahlen, dass ihrem Stande entsprechend festgelegt wurde. Die Eltern der Kinder waren damals Bauern, Kossäthen <ref>* Kossäthen = Gruppe der Dorfbewohner, die in der Regel eine Hütte und etwas Gartenland besaßen (Quelle Wikipedia) </ref> und Fischer. Sie waren oft nicht in der Lage das Schulgeld zu zahlen, damit konnten  Kinder nicht am Unterricht teilnehmen.
Über die Unterrichtszeit findet sich folgende Bemerkung vor:
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:Andere Eltern behielten ihre Kinder deshalb zu Hause, weil sie in der Wirtschaft helfen mussten.
„ Mit dem 1. Mai 1853 begann die Sommerschule, die in den Stunden von 6-7 für die I. Abtl. und von 7-9 für die II. Abtl. vormittags abgehalten wird. Die kurze Unterrichtszeit
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namentlich der I. Abteilg. gestattet nur die Repitition der im Winter durchgenommenen Lektionen. Werth.
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;Im Jahre '''1810'''
In der Winterschule wurde vormittags von 8-11 und nachmittags von 1- 4 unterrichtet.
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:standen die Finanzen Preußens so schlecht, dass der Staat die wenig einbringenden Staatsgüter verkaufen musste.
Subsellien
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:Hierzu gehörte auch Zinnowitz. Am '''16.09.1811''' bewirbt sich der Geheime Kommerzienrat '''Friedrich Wilhelm Krause''' aus Swinemünde um die Domäne Zinnowitz. Er erwirbt sie am '''7. August 1812''' (Auflassung <ref>* Früher bezeichnete man als Auflassung auch das Ende der Nutzung oder die Aufgabe einer Sache, wobei diese oft der Verwahrlosung preisgegeben wird (Quelle Wikipedia) </ref>  im Grundbuch). Seine Erben teilen das Gut in 32 Teile auf.
In den Weihnachtsferien des Jahres 1851 sind die ersten Subsellien von der Gemeinde angeschafft worden, solange haben die Schüler an gewöhnlichen Tischen, wahrscheinlich langen Tafel, wie es früher üblich gewesen ist, gesessen.
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:Bauern, Kolonisten, Fischer und Handwerker aus Preußen, Frankreich, Holland, Schweden u.s.w. siedelten sich hier an. Sie bewirtschafteten das gesamte Gut gemeinschaftlich (ähnlich der heutigen LPG <ref>* Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft</ref>).
Interessant ist folgende Nachricht: „Am 2. März 1853 war Lehrer mit einigen Schülern zur Passionspredigt nach Crummin und mußten wegen des eingetretenen sehr schlechten Wetters daselbst übernachten, weshalb am Vormittag des 3. auch keine Schule war.“
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Umbau des Schulhauses
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:Die neuen Siedler verlangten nun auch Unterricht für ihre Kinder. Dafür reichte aber eine Schneiderstube nicht aus.
Im Jahre 1853 ist das Schulhaus durch einem Anbau erweitert worden, Richtung der Straße hin.. Mit dem Stallgebäude und 2 Stuben. Auch ist in diesem Jahre die Scheune gebaut worden.
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:Es wurde ein Bau geplant, welchen wir erstmals als Schulhaus bezeichnen können.
1854 Revision
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:Der Schulhalter '''Friedrich Meincke''', von Beruf Weber, musste die Vorarbeiten dazu erledigen. Das war eine umfangreiche und zeitraubende Arbeit.
Im Jahre 1854 wurde die Schule schon von 64 Schülern besucht
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Am 7. Juli d. J. in den Stunden von ½ 8- ½ 12 wurde die hiesige Schule durch den Seminardirektor Dr. Wangemann aus Cammin revidiert. Auch Herr Pastor Zietlow war zugegen.
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:In einem Schreiben des Königl. Preuß. Domänenamtes vom '''16.06.1818''' lesen wir:
Hochwasser
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„Schon seit mehr als 8 Tagen war von dem Hochwasser fast die ganze niedrieger gelegene Feldmark, besonders die Wiesen und Weiden überflossen. Das selbe Loos hatte auch die niedrig gelegenen Ackertheile getroffen. Die Einwohner mußten daher zur Rettung ihrer Ernte schleunigst ihre auf diesen Strichen stehenden Kartoffeln aufnehmen, daher der schlechte Schulbesuch und daher die frühen Michaelisferien.
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:„''Die Einwohner zu Zinnowitz werden hiermit erinnert, die Zeichnung von der Schulstelle binnen 14 Tagen hier einzureichen und binnen gleicher Frist hier anzuzeigen, wie viel Landung (Land) und Wiesen sie für die Schulstelle bestimmt und freigelassen haben."''
Zinnowitz, den 15. Sept. 1854. Werth.
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Geographie
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;Am 31.Juli 1818
1855
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:schickte die Oberförsterei Pudagla einen Kostenanschlag über das erforderliche Bauholz mit einer Zeichnung des Schulhauses an die Gemeinde Zinnowitz.
Im Oktober dieses Jahres wird zuerst der Unterricht in der Geographie erwähnt.
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1855
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;Unter dem 7. Mai 1819
Auch im Januar dies Jahres wird ein hoher Wasserstand gemeldet, wodurch Kinder vom Schulbesuch abgehalten wurden.
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:erlässt das Königl. Preuß. Domänenamt folgende Aufforderung an die Dorfschaft Zinnowitz:
Die diesjährige Schulprüfung wurden am 27. März in den Vormittagsstunden von 8-10 abgehalten.
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::„''Die Königliche Regierung hat auf unseren Antrag genehmigt, dass die Überlassung der 2 Morgen 65 Quadratruthen Forstgrund an die Dorfschaft Zinnowitz, welche dieselbe betreffs der Anlage eines Schulhauses in Vorschlag gebracht ist, stattfinden könne, jedoch gegen Entrichtung eines jährlichen Grundzinses an die Forstkasse.''
Am 12. April war so hoher Wasserstand, daß viele Schüler dadurch von der Schule zurückgehalten wurden.
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::'' Nach der angelegten Berechnung beträgt der Grundzins für die 2 Morgen 65 Quadratruthen jährlich 18 Silbergroschen 10 2/3 Pfennig. Wir fordern die Gemeinde zu Zinnowitz hiermit auf, sich schriftlich oder mündlich bindend zu erklären, ob sie gegen die Entrichtung desselben überhaupt etwas einzuwenden habe, oder ob sie den Canon auf immerwährende Zeit und solange das Grundstück in ihrem Besitze bleibt an sich übernehmen wolle.''
Taktschreiben
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::'' Es wird der Gemeinde aber bemerklich gemacht, dass es ratsam sei, gegen diese Forderung, welche an sich billig ist, keine Einwendungen zu machen, weil die Königliche Regierung sonst Veranlassung haben möchte, die Freiholzbewilligung zu verweigern, welche sich dieselbe noch vorbehalten hat. Die Abgabe der Erklärung erwarten wir binnen 8 Tagen.
Im Juni d.J. ist zuerst das Taktschreiben in der Schule geübt worden.
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''
Revision durch Hf.? Schulrat Grahsmann
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;Unter dem 7.02.1820
Montag den 10.Septbr. wurde die hiesige Schule von dem Schulrat Grahsmann aus Stettin während der Nachmittagsstunden von ½ 2- 3 Uhr revidiert.
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:schreibt das Königliche Domänenamt Pudagla an die Gemeinde Zinnowitz:
Der weite und
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::„''Da es nun mehr die höchste Zeit ist, dass das Holz zum neuen Schulhause zu Zinnowitz angefahren werde, so wird hiermit im allgemeinen den Interessenten zur Regel die Anweisung erteilt, dass bei der Anfuhr selbst die sämtlichen Besitzer von Grundstücken, welche zu Zinnowitz gehören, herangezogen werden müssen.''
5
+
::''Es müssen daher also auch diejenigen Grundbesitzer die Fuhren mitleisten, welche zur Zeit nicht in Zinnowitz wohnen.''
sandige Weg von Usedom war Schuld daran gewesen, daß der Herr Schulrat nicht, wie früher anberaumt war, zu 8 Uhr Vormittags hier eingetroffen war.
+
::''Die andern Einwohner werden dagegen hierdurch an den Handarbeiten wieder mehr angezogen werden.''
Revision
+
::''Wer sich den Fuhren entzieht, ungerechtet der ihn nach vorstehenden Bestimmungen obliegenden Verpflichtung, hat kostspielige Vorladungen zu erwarten.“''
Am 18.Oktober nachmittags vom 3-1/2 5 Uhr wurde die Schule durch den Herrn Superintendenten Sondermann aus Usedom in Gegenwart des Hf. Pastors Zietlow revidiert.
+
 
1856
+
;Am 6.02.1821
Im Mai d.J. ist die Schülerzahl schon auf 74 gewachsen.
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:erlässt das Königliche Domänenamt eine Verfügung wegen Nichtzahlung des Schulgeldes. Sie lautet:
Einweihung des Rettungshauses
+
::''„Da die Eigentümer und Einwohner zu Zinnowitz namens '''Bollwig, Baunier, Langhoff, Bugge, Uecker''', teils deshalb, weil sie selbst schulpflichtige Kinder haben, teils deshalb, weil sie Eigentümer und zum Mitbeitrage bei den Kosten der Wohnungsmiete für den Lehrer sowohl als fürnächst auch bei den Kosten des Schulhausbaues selbst gesetzlich verpflichtet sind, so werden die genannten Einwohner hierdurch allen Ernstes befehligt, die ihnen in gleichem Verhältnis gegen die übrigen Einwohner ihrer Klasse auferlegten Beiträge spätestens binnen 3 Tagen an den Schulzen '''Meincke''' zu bezahlen, widrigenfalls dessen exekutorische Einziehung erfolgen muß.''
Am 11. Juni d. J. fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer mit den größeren Schülern bei der Einweihung des Rettungshauses zugegen war.
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::'' Übrigens erfahren wir auch, dass mehrere Einwohner ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehalten haben und dieserhalb sich der Bezahlung des Schulgeldes weigern.''
Kirchenbesuch
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::'' Da nun das Ausbleiben der Kinder erhöhte Strafen verdienen, so werden die betreffenden Einwohner zuvörderst angewiesen, sofort und bei Vermeidung der unangenehmsten Maßregel das Schulgeld an den Lehrer zu bezahlen''.
Vom Juni d.J. ab werden in einer besonderen Rubrik im Unterrichtsbuch diejenigen Schüler genannt, welche am Sonntage die Kirche besucht haben.
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1857
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:Das Schulgeld war in der damaligen Zeit die einzige Barzahlung an den Schulhalter.
Lautieren....
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:Durch das Fernbleiben vieler Kinder wurde dieser geringe Betrag noch kleiner.
Mit dem Beginn der Winterschule wurde der Anfang im Lautieren, .... des bisherigen Buchstabierens gemacht.
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:Nach dem '''6.02.1821''' scheint es, dass der Schulbau begonnen wurde, denn am '''8.04.1821''' forderte das Domänenamt in Pudagla von der Dorfschaft Zinnowitz einen Bericht über den Stand des Schulhausbaues.
Am 18.2. ist die Schule zum erstenmale von Hf. Pastor Gadow revidiert worden.
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:Aber Zinnowitz rührte sich nicht.
Am 15. Oktr. Also am Geburtstag Sr. Majestät des Königs waren die Schüler sämtlicher Schulen der Parochie zum gemeinsamen Gottesdienst nach Crummin gegangen, um für das Leben des erkrankten Königs zu beten.
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1858
+
;Eine weitere Verfügung des Domänenamtes vom '''15.06.1821'''
Botanik
+
:lautet:
In „Weltkunde „ soll während des Sommers besonders das Pflanzenreich und aus diesem die wichtigsten Gift- u. Arzneipflanzen behandelt werden.
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1861
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::„'' Unterm '''8. April 1821''' ist dem Schulzen und der Dorfschaft Zinnowitz aufgegeben worden, binnen 4 Wochen anzuzeigen, wie weit der Bau des dortigen Schulhauses gediehen. Da bis jetzt noch keine feste Erklärung von der Dorfschaft eingegangen ist, so weisen wir dieselbe hierauf an, nunmehr ganz zuverlässig anzuzeigen, wann das neue Schulhaus fertig und bewohnbar sein werde.''“
Zahl der Schüler schon 86.
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Am 24. Januar hielt Lehrer Hoth aus Neppermin in hiesiger Schule eine Kurzlektion.
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:Diese Mahnung scheint geholfen zu haben, denn eine Rechnung vom '''1.08.1821''' der Schmiedemeisters '''Reinert''' zu Krummin zeigt uns, dass er für den Bau des Schulhauses am '''29.07.1821''' verschiedene Eisenartikel geliefert und schon am '''1.08.1821''' bezahlt bekommen hat.
Am 18. März wurde die Schule von dem bisherigen Lehrer Werth geschlossen und am 4. April von dem neuerwählten Lehrer Hoth wieder eröffent.
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:Man kann annehmen, dass das Schulhaus '''Ende 1821''' bezogen wurde.
Werth zog von hier nach Benz bei Usedom u. ist dort auch pensioniert worden.
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3.Lehrer ( 1861-1867)
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:Dieses Schulhaus befand sich auf dem Grundstück des Klempnermeisters '''Gutsch''', Alte Strandstraße.
Revision
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Am 22. Juni Schulrevision durch Herrn Superintendenten Hildebrandt.
+
;Nun eine kurze Beschreibung dieses Hauses:
Rettungshaus
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:Es war ein rohrgedecktes Fachwerkgebäude aus Lehmsteinen. In demselben war ein Schulzimmer und eine Lehrerwohnung.
Im Monat September wurden 10 Schüler in der Liste aufgeführt, welche im Rettungshaus , in dem sogen. Heidekraut nahe bei Hammelstall. Untergebracht gewesen sind. Dies ist lange Zeit hierdurch ein Pensionat für verwahrloste Kinder gewesen.
+
:Im Nachstehenden gebe ich einige Maße des Schulhauses an, aus denen man ersehen kann, wie klein die Schulstube war. Auf der Bauzeichnung sind die Maße in Fuß- unserem früheren Längenmaß- angegeben.
Im April 1865 desselben Jahres scheint dasselbe aufgehoben zu sein, denn im Mai desselben Jahres werden die Schüler nicht mehr in der Liste aufgeführt.
+
:::1 Fuß= 12 Zoll,  
?.........
+
:::1 Fuß= 31,4,cm,  
6
+
:::1 Zoll= 2,6 cm.
1863
+
:Größe des Schulzimmers:
Im Juli dieses Jahres wird zuerst der Turnunterricht in dem Schulbericht erwähnt.
+
:::Länge 5,97 m
1864
+
:::Breite 4,08 m = 24,36 m²
Vom 11. Juli bis 1. September ist die Schule wegen Umbau des Schulhauses geschlossen gewesen. H.
+
:In diesem Raum standen 5 Bänke mit je 8 Sitzplätzen für 40 Schüler. Diese Bänke wanderten mit ins nächste Schulhaus, Alte Strandstraße 62.
Die Schulstube und auch die Lehrerwohnungen wurden durch einen Anbau nach der Straße hin vergrößert.
+
:Vergleichen wir diesen Raum mit einem Klassenraum im Pavillon (etwa 60m²), so sehen wir, dass früher 40 Schüler in einem Raum unterrichtet wurden, der noch nicht halb so groß war, wie unsere modernen Klassenräume in den Pavillons.
1865
+
:Die Lehrerwohnung bestand aus einem heizbaren Raum, 2 Kammern und 2 Ställen für eine Kuh und Schweine. Zwischen den Ställen und der Lehrerwohnung waren 2 Flure, einer für die Kinder, der andere für den Lehrer. Zwischen beiden Fluren lag die dunkle Küche des Lehrers. In der Küche war ein gemauerter Herd, darunter der Backofen. Gekocht wurde in kleinen Töpfen auf dem Dreifuß oder in dem größeren, dreibeinigen Grapen <ref>* Kochkessel in Form einer leicht gedrückten Kugel mit schräg nach außen gezogenem Rand und drei Standfüßen. Zwei Henkel erlauben die Aufhängung an einem Bügel.</ref> oder im Kessel, der an einer Kette hing, die am Wiem-Balken in der Schornsteinglocke befestigt war.
Am 5. Dez. Revision durch den ...Hf. Superint. Hildebrandt. H.
+
:Die Schornsteinglocke war gleichzeitig Räucherkammer, in der die schönen Schinken und dicken Mettwürste geräuchert werden konnten.
1866
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:Außerdem waren im Hause noch 2 Ställe, nach der Alten Strandstraße zu, für Schweine und eine Kuh. Der Bodenraum diente zur Aufbewahrung von Heu und Stroh für das Vieh.
Im April d.J. hat unter einigen Schülern die ...... geherrscht. Hoth.
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:Die Lehrerwohnung hatte folgende Maße:
1867
+
:::1 Stube (heizbar) 15,38 qm
Am 24. April 1867 wurde die Schule von dem bisherigen Lehrer Hoth geschlossen, Derselbe verzog von hier als Küster und Lehrer nach Crummin, woselbst er auch amtiert.
+
:::1 Kammer 8,11 qm
4.Lehrer
+
:::1 Kammer 5,78 qm
Am 2. Mai hat der Lehrer C. Wolff den Unterricht .....wieder angefangen.
+
:::1 Küche 7,37 qm
Zahl der Schüler nur 67.
+
:::Gesamt: 36,64 qm
1868
+
 
Am 23 Okt. Schulrevision durch Hf. Superint. Hildebrandt.
+
:Die Familie des letzten Lehrers in dieser Wohnung zählte 9 Personen. Etwas besser wurde es, als eine Scheune mit Ställen gebaut wurde. Dadurch konnten die beiden Ställe im Wohnhaus als Kammern zur Wohnung des Lehrers geschlagen werden, das waren 13,67 qm, so daß nun die Lehrerwohnung insgesamt 50,51 qm groß war.
1869
+
:Man überlege, dass 9 Personen im Winter auf einen heizbaren Raum angewiesen waren. Und wie ist es heute?
Am 1. Juni 1869 wurden die Schule durch Herrn Schulrat Stiehle revidiert.
+
 
1871
+
;1889
5. Lehrer
+
:Dadurch nun, dass Zinnowitz im Jahre '''1851''' Badeort wurde, stieg auch die Zahl der Einwohner und somit auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Da die Kinder nicht alle in der vorhandenen Schulstube unterzubringen waren, musste der Lehrer vor- und nachmittags unterrichten. Das war ein Zustand, der nicht tragbar war.
Am 29. März wurde die Schule von dem bisherigen Lehrer Wolff geschlossen und am 17. April von dem neuen Lehrer R. Voegler wieder eröffnet.
+
 
Am ersten u. zweiten September besuchte ich die Schule, es hat mir Freude gemacht.
+
:Aber in der damaligen Zeit('''1889''') waren die Mittel für den Bau eines größeren Schulhauses von der Gemeinde Zinnowitz nicht aufzubringen. Nur mit einem angemessenen Zuschuß der Regierung zu Stettin konnte für Abhilfe gesorgt werden.
..... Hagemann, Pölitz
+
:Die Gemeinde Zinnowitz kaufte im Jahre '''1889''' von dem Villenbesitzer '''Carl Mentzel''' das Grundstück Alte Strandstraße 63.
1872
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Am 27. April trat ein abermaliger Lehrerwechsel ein, an Stell des ausscheidenden Lehrers Voegler, trat der Lehrer Lohwanz, der nach Verlauf eines halben Jahres am 19. September die Schule wieder verließ, und dann Lehrer Roloff Platz machte..
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Der ständige Lehrerwechsel kann nur dadurch erklärt werden, daß Zinnowitz inzwischen ziemlich rasch zu einem Badeort herangewachsen war, der Lebensunterhalt wurde kostspieliger, das geringe Gehalt der Lehrer blieb leider bis zur heutigen Stunde dasselbe.
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[[Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-34.jpg|400px|center|frühere Menzel´sche Badevilla - ab 1889 zum Schulhaus ausgebaut]]
Die Schülerzahl kann die Kollegen damals noch nicht zu dem ständigen Wechsel veranlaßt haben, weil dieselbe durchschnittlich nur 80 betrug. Hierbei mag gleich erwähnt werden, daß es Leute im Ort gibt, die 5-6 verschiedene Lehrer ?... gehabt haben. Daß dann ihr Schulunterricht nicht zum großen Seegen gereichen konnte, liegt auf der Hand.
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Forts. folgt pag. 10.
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7
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:Dieses Haus war etwa '''1878''' gebaut, und zwar als Villa zum Vermieten an Badegäste. Die Außenwände wurden verstärkt und die seitlichen Veranden abgerissen. In der unteren Etage wurden die Zwischenwände herausgerissen und die oberen Wände durch starke Träger abgefangen. So entstanden 2 Klassenräume von 9 x 6 m.
Das Ostseebad Zinnowitz
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:In der oberen Etage richtete man für den ersten Lehrer eine Wohnung her, bestehend aus 2 heizbaren Zimmern, 2 Kammern und 1 Küche nebst Speisekammer. Für den nun einzustellenden 2. Lehrer blieb ein heizbares Zimmer und eine Kammer übrig.
Historischer Rückblick
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Zinnowitz liegt auf der Nordwestecke der Insel Usedom, auf dem sogen. Wolgaster Ort, welcher von der Ostsee, der Peene und dem Achterwasser begrenzt und mit dem übrigen Teil der Insel nur durch einen schmalen Streifen im Osten bei dem Dorfe Zempin verbunden ist.
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:Die Schülerzahl stieg weiter. 10 Jahre später, '''1899''' zählte die Schule schon etwa 200 Kinder, so dass man mit 2 Lehrern nicht mehr auskam. Ein dritter Lehrer musste eingestellt werden.
Die Insel Usedom hat ihren Namen von der Stadt Usedom, welcher sich gebildet hat aus der alten Form von Uznoim und soviel bedeutet als „die sehr berühmte“ (la très renommée). Schon der alte Geograph Alexandrien Ptolomäus (140 v. Chr.) beschreibt eine Stadt, welche nach Angabe der Längen- u. Breitengrade keine andere als Usedom gewesen sein kann.
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Dann hat sich die Stadt in der Geschichte der pommerschen Herzöge einen Namen gemacht. Im Jahre 1127 nahm Wratislaw I. auf dem Landtage zu Usedom mit seinen Baronen das Christentum an.
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:Man half sich wieder, da nur 2 Schulräume vorhanden waren, mit Nachmittagsunterricht. Dies ging natürlich so nicht mehr weiter.
Obwohl die Insel Usedom im Oderdelta liegt, verdankt sie ihre Entstehung wohl kaum dem Fluße selbst, denn nur sehr wenig ist hier angeschwemmtes Marschland. Früher scheinen die Inseln Usedom, Wollin, Rügen und Oie ein zusammenhängendes Hochland gewesen zu sein, welches sich später gesenkt hat, dann von der Oder u. der Peene auf den verschiedensten Stellen durchbrochen und vom Meere teilweise überschwemmt ist. Späterhin hat sich das Land wieder allmählich gehoben, mehrere Ausflüsse sind versandet z. B. der Strummin in Zinnowitz u. der alte Ausfluß der Peene bei Damerow, große mit Wasser bedeckte Strecken sind allmählich in Moorland verwandelt, die weiten hochgelegenen Wiesenflächen bei Zinnowitz sind zu fruchtbarem Ackerland umgewandelt worden u. werden es heute noch.
+
 
1285
+
;Im Jahre 1901
Einen bedeutenden Aufschwung nahm die ganze Gegend, als im Jahre 1285 von Wollin aus ein Zisterzenser Nonnen Kloster zu Crummin errichtet wurde. Von ihm aus ist Kultur u. Gesittung in der ganzen Gegend verbreitet worden.
+
:waren die Verhandlungen mit der Regierung in Stettin soweit gediehen, dass noch im Laufe des Sommers mit dem Bau einer neuen Schule begonnen werden konnte.
1305
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Als 1305 sich das Kloster mit seinem Mutterhause auseinandersetzte, erhielt es laut Schenkungsurkunde vom Herzog Bogislaw die Güter Crummin, Mölschow u. Tzys; letzterer Ort gilt nämlich als das heutige Zinnowitz, u. was soviel als Heuort bedeutet. Den alten Namen Tzys findet man heute noch im Zißberge wieder, nahe beim Friedhofe. Hier am Zißberge hat das alte Tzyst gelegen, das durch seinen Heringsfang nicht unbedeutend war. In dem alten Tzyst hat schon eine Kapelle gestanden, ob dort, wo das heutige Schulhaus steht, wie behauptet wird, oder am Zißberge ist unbestimmt.
+
 
8
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[[Datei:Zinnowitz Schule 1902.jpg|300px|center]]
Die Reformation schnitt auch hier tief in alle Verhältnisse ein. Das Kloster Crummin wurde aufgehoben, dessen Güter herzoglich und kamen unter die Verwaltung des Domainenamtes* Pudagla, unter welcher es die schweren Zeiten des 30jährigen Krieges durchgemacht hat.-
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<center>Bauzeichnung Zinnowitzer Schule 1902 - Alte Strandstr. 62</center>
1751
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Im Jahre1751 wurde das Dorf von Friedrich II. angekauft. Damit trat für dasselbe eine wichtige Veränderung ein. Die 5 ansässigen Bauern wurden auf wüste Höfe nach benachbarten Dörfern versetzt, 2 nach Bannemin, 2 nach Neeberg, u. 1 nach Mahlzow. Die ganze Feldmark aber, zu der noch 885 Morgen urbargemachten Forstlandes gelegt wurden, wurde zu einem Vorwerk eingerichtet u. mit 8 ausländischen Kolonisten besetzt. Das Dorf erhielt seinen heutigen Namen Es stand unter der Verwaltung von Pudagla. Der Ertrag der Güter blieb aber ein geringer.
+
 
1810
+
:Von dem Landwirt '''Fritz Graumann''' wurde eine Bauparzelle neben dem alten Schulgrundstück gekauft. Die Bauausführung wurde dem Maurermeister '''Carl Sadewasser''' -Zinnowitz- übertragen.
Als daher 1810 alle landesfürstlichen Güter Staatseigentum wurden, sah man sich genötigt Zinnowitz zu verkaufen, um die fast unerschwinglichen Kriegskosten aufbringen zu können. Der Senator F.W. Krause aus Swinemünde erstand es für 14300 Thaler, und wurde es zu einem Rittergute erhoben mit dem Rechte, auf Kreistagen zu erscheinen. Doch auch in dieser Eigenschaft hat es sich nicht lange gehalten. Die Erben des Hr. Krause verkauften es bereits in 32 Parzellen an Kolonisten. Durch diese Parzellierung, die erste auf Usedom, kam das Gut in die Hände kleiner Grundbesitzer, welche alsbald eine zahlreiche Gemeinde bildeten und ihren Acker noch besser bestellten u. ausnutzten. Die unnutzbaren Brüche haben sich seitdem von Jahr zu Jahr vermindert, an Stelle der flüchtigen Sandschollen u. unergründlichen Moore sind immer mehr Wiesen und Koppeln getreten. Groß sind die Umwandlungen, die Zinnowitz erfahren hat, denn vor etwa 150 Jahren glich dasselbe noch einer schwarzen, schlammigen Wildnis, die menschenarm, freudlos ohne Frucht u. Leben war.
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:Die Gesamtkosten beliefen sich auf nur 21500 Mark. In dem neuen Schulhaus, das im '''Juni 1902''' bezogen werden konnte und am '''4. August 1902''' feierlich in Gegenwart Kokalschulinspektor und Gemeindevertreter eingeweiht. Alte Strandstr. 62, waren in der unteren Etage 2 Klassenräume von je 9,00 x 6,00 m und 2 Garderobenzimmer von 3,00 x 6,30 m. In der zweiten Etage befanden sich 2 Lehrerwohnungen von je 3 gleichen Zimmern und nur einer Küche. Da sich nun der zweite Lehrer verheiraten wollte, musste eine Küche eingerichtet werden.
„ Nun aber blühte Zinnowitz schnell auf; bald wurden auch die ersten Anfänge gemacht Z. zu einem Seebad zu erheben. Der zunehmende Fremdenbesuch brachte auch ein frisches reges Leben u. hob den Wohlstand der Einwohner. Einige Fremde kauften sich an u. erbauten dort Landhäuser, diese besuchten regelmäßig alle Sommer das Bad, und führten demselben aus dem Kreise ihrer Freunde u. Bekannten manche Gäste zu. - Saubere Häuschen wurden erbaut, Villen entstanden mit Obstbäumen u. Blumenbeeten umgeben. Jetzt bietet Z. ein Bild des Segens mit seinen Wiesen, seinen Äckern,
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::„''Aber mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten!''“
* staatlicher Landbesitz
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9
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:Die Schülerzahl stieg so sehr, dass im 3. und 4. Schuljahr längere Zeit 80-90 Kinder unterrichtet werden mussten. Der Lehrer dieser beiden Jahrgänge war recht froh, wenn mal einige Kinder fehlten, damit die anwesenden Schüler einen Sitzplatz bekamen.
wie es die Düne mit dem dahinter liegendem Walde nicht erquicklicher zu bieten vermag. Frequenz des Bades
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:Es wurde dann noch in der 3. Etage des neuen Schulhauses eine Wohnung von 2 Stuben und einer Küche ausgebaut.
Ende der 60er Jahre wechselte die Frequenz des Bades zwischen 200-300 Badegästen; im Jahre 1880 betrug sie schon 1200; 1884 über 1800; 1886 über 2200 u. 1888 sogar 2600.
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Sturmflut
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;Im Jahre 1904
Leider hat im Frühjahr und Herbst die Flachlandschaft nicht selten von Überschwemmungen zu leiden, die dann zuweilen arge Verheerungen anrichten. Bei harten Seestürmen wird nämlich soviel Wasser durch die Peene in das Achterwasser getrieben, daß es hier über die niedrigen Ufer steigt, die Wiesen überschwemmt und selbst bis ins Dorf dringt. So geschah es, daß im November 1872 und Februar 1874 die unbändige Flut Dämme durchbrach, Brücken zerstörte, Bäume ausriß und Koppelbewährungen fortschwemmte. Sie ergoß sich über die ganze Niederung und bildete einen mächtigen Busen des Achterwassers. Der Personen u. Güterverkehr zwischen Bannemin u. Z. war äußerst beschwerlich und musste stellenweise auf Boten geschehen. Das Wasser war bis in einzelne Straßen von Z. fußhoch gedrungen u. zeichnete sich später, als es verlaufen war, durch Risse u. Schmutzstreifen an den Mauern der Häuser ab. Gärten u. Äcker standen teilweise unter Wasser, aus denen nur Zaunspfähle u. Bäume hervorragten, andere waren mit Schlamm u. Sand bedeckt u. fast bis zur Unkenntlichkeit aufgewühlt und verwüstet. Häuser u. Äcker hatten gleich sehr von diesen Elementarereignis gelitten.“ (Hugo Reinecke. Das Ostseebad Zinnowitz)
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:konnte eine Lehrerin eingestellt werden, die auch den Handarbeits -und Kochunterricht übernehmen musste. Die Schulküche fand in dem einen Garderobenraum ihren Platz und wurde später ausgebaut.
10
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:Einige Jahre später sandte die Regierung von Stettin eine geprüfte Handarbeitslehrerin nach Zinnowitz, die nun den Handarbeits- und Kochunterricht übernahm.
1874
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:Dieselbe gab noch einige Stunden in den unteren Klassen. Dies wurde durchgehalten bis zur Beendigung des 2. Weltkrieges.
In diesem Jahre trat ein abermaliger Lehrerwechsel ein. Am 28. März verließ der Lehrer Roloff nach nur 1 ½ jähriger Thätigkeit die hiesige Stelle, welche am 1. Mai durch den Lehrer
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Wrensin bezogen wurde.
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:Jetzt waren 5 Lehrkräfte da, aber nur 4 Klassenräume. Man versuchte es zunächst mit einer Aushilfsklasse im Hause Alte Strandstr. 52. Aber das war auch nur ein Notbehelf. Deshalb entschloß sich die Gemeinde aus der nach hinten gelegenen Klasse und dem anschließenden Garderobenraum zwei Klassenräume auszubauen.
8.Lehrer
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:Die Zwischenwand wurde versetzt und die 1 ½ Stein starke Wand durch 2 schwere Träger abgefangen. Dadurch entstanden 2 neue Klassenräume von 26,54 und 39,69 qm Fläche, so daß in diesen beiden Räumen 47-53 Schüler untergebracht werden konnten.
(1874-1880)
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Im Februar dieses Jahres war die II. große Sturmflut, welche große Verheerungen anrichtete.
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==Bildergalerie==
1877-1880
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Am 15. Nov. Revision der Schule durch den Superintendenten Herrn Gehrke aus Usedom
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<gallery mode=packed heights=200px>
Am 20. September verließ Lehrer Wrensin die hiesige Schulstelle, weil er als Lehrer in Zecherin bei Usedom gewählt war. Wrensin war unverheiratet, er ist während seines hiesigen Aufenthaltes, 6 ½ Jahre, bei dem Schulzen Kirchberg in Kost gewesen. Er war aus Zimmerhausen bei Greifenberg i. Pom. gebürtig, wo selbst sein Vater Schneidermeister war. Vorgebildet ist er auf dem Pölitzer Seminar. Bald nach seinem Fortgang von hier verheiratete er sich mit der Tochter einer Lehrerwitwe in Sauzien.
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-33.jpg|Volksschulklasse von 1898
9. Lehrer
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-34.jpg|Schulgebäude von 1889
(1880-1885)
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-35.jpg|Hauptlehrer Paul Menzel feiert seinen Geburtstag 1935
Am 4. Oktober wurde die Schule von dem Lehrer L. Pfannenberker wieder eröffnet. Er war der Sohn eines Schuhmachers aus Daber. Er kam hier als Junggeselle her, verheiratete sich aber später hier mit der Tochter des ersten Lehrers aus Kasebu. Er war der Gründer eines gemischten Sängerchores. Von hier zog derselbe nach Grünhof bei Stettin, woselbst er später das Mittelschulexamen bestanden hat. Vorgebildet war L. Pf. auf dem Seminar zu Pyritz.
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-36.jpg||Hinter dem alten Schulgebäude ist das neue Schulgbäude zu sehen
10. Lehrer
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-37.jpg|Schulalltag in den 1920er Jahre
(1885-1886)
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-38.jpg|Berta-Luise kommt 1933 in die Schule
Sein Nachfolger war Giese, welcher den Schulunterricht am 12.Oktober 1885 hierselbst anfing. Er war ebenfalls in Cammin vorgebildet, war hierselbst verheiratet u. war der Sohn des Reife (Seife)fahrers G. in Usedom. Er gründete hier einen Männergesangvereins. u. verließ die Stelle schon wieder am 21. April 1886. Von hier zog er nach Magdeburg.
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-39.jpg|Ihre Freundin kommt erst ein Jahr später in die Schule
11.Lehrer
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-40.jpg|Aufnahme vom Schuljahr 1940/41 mit "reaktiviertem" Lehrer Berndt
(1886-1889)
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-42.jpg|1934 Assessor Gottlieb Knuf
Ihm folgte am 3.Mai 1886 der Lehrer Ferdinand Luccow aus Zempin. Er kommt aus der Gegend von Gollnow; ist auf dem Camminer Seminar vorbereitet u. war vorher schon in Kaseburg u. Zempin tätig gewesen.
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-41.jpg|Im Hintergrund Lehrer Knuf
Vertreter
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-43.jpg|1940 Privatschule - Oberrealschule
Er war häufig halsleidend, weshalb er sich im Winter 86/87 vertreten lassen musste durch Lehrer Brust aus….Derselbe wurde für einen Monat von Luccow und für 3 Monate von der Königl. Regierung besoldet. Luccow war während dieser Zeit in der Klinik zu Greifswald u. bei seinem Bruder in Kaseburg. Lehrer Brust ist im verflossenem Winter (88/89)gestorben. Er war schwächlich u. hatte 108 Schüler zu unterrichten.
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-75-Klasse 1935 mit Frau Bahlke.jpg|Klasse 1935 mit Frau Bahlke
Lehrer Luccow, der sich im Mai 1888 hier verheiratete, unterrichtete bis zum 2. April 1889 u. kam dann als II. Lehrer nach Caseburg, dem Geburtsort seiner Frau, woselbst er früher schon
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als III. Lehrer gewesen war. Er rückte in die Stelle seines Bruders, der die dortige I. Lehrerestelle angenommen hatte.
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Lehrer
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Nach ihm hat Schreiber dieses, der Lehrer R. Zastrow aus Wietstock. die hiesige Schulstelle übernommen.
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==Aus dem Rechenschaftsbericht der Gemeindeverwaltung Zinnowitz vom 1. Berichtsjahr in der Zeit vom 7.05.1945 – 17.05.1946==
Am 6.Juni 1861 bin ich in Benz Kreis Cammin in Hinterpommern geboren, woselbst mein Vater über 30 Jahre unter dem jetzigen Grafen v. Flemming Schäfer war.
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Von 1879 -1882 besuchte ich das Seminar zu Cöslin. Mit 7 Klassengenossen wurde ich der Königl. Regierung zu Breslau überwiesen, worauf meine erste Anstellung als Adjuvant in Reichau Kreis Nimptsch in Mittelschlesien am 18.Dezember 1882 erfolgte, an welchem Tage ich auch meinen Amtseid leistete. Auf meine Bewerbung wurde ich nach fast 2 jähriger Thätigkeit nach Wietstock Kr. Cammin i. Pom. am 1. Oktober 1884 versetzt, nachdem ich im Sommer 1884 meiner Militärpflicht in Breslau beim II. Schles. Grenad. Reg. No 11 genügt hatte. Nachdem ich im Juni 1885 die II. Prüfung in Pölitz bestanden hatte, wurde ich in Wietstock definitiv angestellt. Am 5. Oktober 1886 verheiratete ich mich mit Marena Gentz, Tochter des Schafmeisters Gentz aus Succowshof bei Treptow a. R. Am15. Juli1887 wurde unsere älteste Tochter Namens Frieda u. am 11. Oktober 1888 unsere zweite Tochter Namens Käthe geboren 3.Carl geb.2 7. 4 0 90. 4. Gertrud g. 27.10.91. 5. Martin geb.10.11.93.
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:Nach dem Zusammenbruch der Hitler-Regierung wurde im Lande Mecklenburg-Vorpommern die Schule mit Genehmigung der SMA <ref>* Sowjetische Militäradministration in Deutschland</ref> am '''1.10.1945''' eröffnet.
Tausch u. Verkauf des alten Schulackers
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:Leider konnte in Zinnowitz zu diesem Termin nicht mit dem Unterricht begonnen werden, da im Ort eine starke Typhusepidemie herrschte. Erst am '''1.12.1945''' konnte der Unterricht beginnen.
Im Jahre 1889 ist eine bedeutsame Veränderung auf dem Gebiete hiesigen Schulwesens eingetreten. Der am Villenteil des Dorfes gelegene alte Schulacker wurde von der Gemeinde mit Erlaubnis der Könnigl Regierung gegen besseren Acker in der Nähe des alten Dorfes vertauscht. Dieser Tausch ist für die Schule sowohl als für die Gemeinde von großem Segen gewesen. Die Gemeinde verkaufte dieses ca 3 Morgen große Ackerstück zu Baustellen für den ungeheuren Preis von 33 350 M. Käufer waren: Jückstock, Köpke, Schmidt u. Schlächtermeister Schulz. Von dieser Kaufsumme sollen 12 000 M zu der hier zu errichtenten Kirche gegeben werden. Für das übrige
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12
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:Das Hitler-Regime hinterließ bei seinem Zusammenbruch, wie überall so auch in Zinnowitz auf dem Gebiet der Schule ein Trümmerfeld.
Geld ist die frühere Mentzel’sche Badevilla von der Gemeinde angekauft und im Sommer 1889 zum Schulhause ausgebaut worden. Dieses neue Schulhaus enthält unten 2 geräumige Klassenzimmer u. oben 2 Lehrerwohnungen, eine für den verheirateten ersten Lehrer u. eine für den II. Lehrer.
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:Die Schule von Zinnowitz war ohne Lehrer und Lehrbücher, da fast alle Lehrpersonen in Zinnowitz Parteigänger '''Hitlers''' waren.
Lehrer
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:Auch die vorhandenen Schulbücher waren durchweg für einen Unterricht im Geiste der Freiheit und Völkerversöhnung völlig unbrauchbar. So stand die Schulleitung vor der Aufgabe, einen Schulbetrieb ohne Lehrer und Lehrbücher einzurichten.
Am 14. Oktober 1889 wurde die neuerrichtete II. Lehrerstelle durch den vom Camminer Seminar abgegangenen Lehrer Ernst Lawin besetzt; derselbe ist geboren am 22. September 1869 zu Johannsberg Kreis Belgard Regenwalde; woselbst sein Vater ist Inspektor zu Aalkist ist auf der Präperandenanstalt zu Drambarg vorbereitet bezog er im Herbst 1886 das Seminar zu Cammin, das er Ende September 1889 nach bestandener Abgangsprüfung wieder verließ. Eingeführt und vereidigt wurde derselbe am 11. November durch den Lokalschulinspektor Herrn Pastor Zinzow in Crummin.
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Einweihung des neuen Schulhauses
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:Das durch Beschuss beschädigte Schulgebäude wurde inzwischen repariert und ein neues Klassenzimmer ausgebaut.
Am 5. November vorm. 10 Uhr wurde das neue Schulhaus durch den Lokalschulinspektor im Beisein vieler Gemeindemitglieder feierlichst eingeweiht. Am folgenden Tage begann der Unterricht in der neuen Schule in 3 gesonderten Klassen. Klasse I. zählte 37 Schüler, Klasse II. 47, Klasse III. 38 Schüler.
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:Zunächst wurden 26 Schulhelfer- und –helferinnen vom Schulleiter ausgebildet. Mit 6 Lehrkräften und 322 Schülern in 7 Klassen begann der Unterricht. Leider musste die Schule wegen Wiederaufflackerns der Kriegsseuchen, zu denen sich noch Flecktyphus gesellte, bald wieder geschlossen werden.
Das Sommerhalbjahr 1890 beginnt mit einer Schülerzahl von 134 und zwar hat Klasse I. 44, Klasse II. 42 u. Kl. III 48 Schüler, zusammen also 122 Schüler.
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:Kurze Unterrichtszeiten wurden durch die Seuchengefahr immer wieder durch Schulverbote abgelöst.
Am 21. April 1890 wurde die Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Sup. Gehrke aus Usedom von nachmittags 2 - 5 1/2. Uhr im Beisein des Herrn Pastors revidiert. Vom Schulvorstand war außerdem Schulvorsteher Fahl anwesend. Diesem legte der Herr Sup. ans Herz, dafür Sorge tragen zu wollen, daß das Gehalt der Lehrer aufgebessert werde, da es den hiesigen Verhältnissen nicht entsprechend sei. Auf den Antrag des Schulvorstehers Fahl in der Gemeindevertretung, hat diese den Beschluß gefasst, das Gehalt der beiden Lehrer vom 1.Juli 1890 ab um eine persönliche Zulage von 100 M zu erhöhen.
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13
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;Erst am 3.04.1946
Stundenplan für die 3 klassige Schule mit 2 Lehrern
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:konnte mit dem regelmäßigen Unterricht begonnen werden.
Oberklasse 28 Stunden
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Anmerkung: Wo keine Minutenzahl angegeben ist, dauert der Unterricht eine Stunde
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:Zu Ostern 1946 verließen 28 Schüler nach Beendigung ihrer Schulzeit die Schule, sie konnten fast alle in Lehrstellen untergebracht werden.
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:Das Schuljahr schloß am '''13.07.1946''' mit einer Feierstunde im Bahnhofshotel. Die von Darbietungen des Schulchores und einzelner Klassen festlich umrahmt wurde. Der Schulleiter gab den erschienenen Vertretern der antifaschistischen Parteien und der Elternschaft einen Rückblick auf das Schuljahr '''1946''' und würdigte insbesondere die Bedeutung der neuen Schulgesetze für unseren sozial. Volksstaat.
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:In naher Zukunft kann eine Schulspeisung erfolgen, die durch Spenden des irischen Volkes (''Anmerkung d. Chronisten'': durch das Internationale Rote Kreuz) ermöglicht wird.
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==Einige Fakten aus der Entwicklung der Schule in Zinnowitz seit 1945==
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:Nach dem Ende des 2. Weltkrieges bestanden im Jahre '''1945''' in Zinnowitz 2 Schulgebäude.  
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;Das alte Schulhaus
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:in der Alten Strandstraße 63 war ursprünglich als Fremdenpension gebaut worden und später als Schule eingerichtet worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume und die Hausmeisterwohnung. Später zog der Hausmeister in ein vorhandenes Hofgebäude um, und die beiden Wohnräume wurden Klassenräume. Diese Räume im ersten Stockwerk waren sehr klein, 2 von ihnen hatten schräge Wände und einer durch eine vorgebaute Veranda kein direktes Tageslicht, so dass nur bei künstlicher Beleuchtung gearbeitet werden konnte. Dieser Raum wurde später vor allem als Werkraum genutzt. Alle drei Räume entsprachen keinesfalls den Anforderungen, die schon damals an Klassenräume gestellt wurden.
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;Das 2. Gebäude
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:war im Jahre 1902 als Schulhaus erbaut worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume, einen Werkraum und eine Schulküche. Der Werkraum wurde, als die Schülerzahl wuchs, als Klassenraum eingerichtet.
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:Die Schulküche, in der zunächst die Schulspeisung zubereitet wurde, diente später als Lehrerzimmer. Im 1. Stockwerk befanden sich 2 Lehrerwohnungen und das Sekretariat. Eine dritte Wohnung war im Dachgeschoß ausgebaut.
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:Die Toilettenanlagen aus dem Jahre 1902 (Grubenklosetts) befanden sich auf dem Hof.
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:Die Einrichtung aller 7 Unterrichtsräume war veraltet und gehörte zum Teil noch zur Erstausstattung der Schule. Es gab 3- und 4-sitzige Schulbänke, in einem Raum sogar 7-Sitzer.
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:Als Tafeln dienten auf die Wände geklebte Linoleumflächen.
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:Die Schüler der damals sehr starken Klassen saßen dicht gedrängt auf den nicht ausreichenden Sitzplätzen.
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:Die Schülerzahlen in den Klassen der 1. Jahre lagen sehr hoch. Es gab anfangs noch keine Parallelklassen und Klassenfrequenzen zwischen 60 – 70 Schülern war die Regel.
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:Die Schuljahre 1 bis 6 wurden einzeln unterrichtet, die Klassen 7 und 8 waren kombiniert.
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;Im Schuljahr 1945/46
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:arbeiteten 7 Lehrer an der Zinnowitzer Schule. Die Ausstattung der Schule mit Lehrmitteln war sehr dürftig. Im alten Schulhaus befanden sich im ersten Stock zwei schmale Kammern unter der Dachschräge, in einer befand sich die Schülerbücherei und in der anderen die Lehrmittelsammlung, die aus einigen zum Teil veralteten Wandkarten, Anschauungsobjekten für den Biologieunterricht und wenigen, zum Teil nicht mehr einsatzfähigen, Lehrmitteln für den naturwissenschaftlichen Unterricht bestand.
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:Sehr bald schon reichten die Räume in diesen beiden Häusern für den Unterricht nicht mehr aus, so dass eine Anzahl Klassen außerhalb der Schulhäuser unterrichtet wurden und zwar in 2 Räumen im ''Elli-Voigt-Heim'' und in einem Raum im ''Erich-Steinfurth-Heim''.
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;1949/50
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:wurden 2 Schulpavillons mit insgesamt 8 Klassenräumen und Nebenräumen (Lehrmittelzimmer, Lehrerzimmer, 2 Wohnungen und je 3 Durchgangsräumen über den Fluren) errichtet.
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:Dadurch war für kurze Zeit die Zahl der Klassenräume ausreichend. In den schmalen Räumen über den Fluren wurde Werkunterricht erteilt.
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:Sehr bald jedoch, etwa ab '''1953''', stieg die Schülerzahl so an, dass der Unterricht vor- und nachmittags durchgeführt werden musste und im Winterhalbjahr zusätzlicher Schulraum in der Berufsschule (ein Raum), im Heim „''Berlin''“ (Saal und Veranda), im Heim „''Ernst Schneller''“ (ein Raum), im Heim „''Ter Morsche''“ (Klubraum) als Klassenräume genutzt wurden, die uns jeweils für das Winterhalbjahr vom ''Feriendienst der IG Wismut'' zur Verfügung gestellt wurden.
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;Im Jahre 1961
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:wurde der NAW-Bau mit 4 Klassenräumen fertig und Jahre '''1964''' wurde der Bau der neuen Schule mit dem Fachklassengebäude und insgesamt 16 Unterrichtsräumen und einem Werkraum fertiggestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Vor- und Nachmittagsunterricht an der Tagesordnung.
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:Die Entwicklung der Schülerzahlen von '''1945 bis heute''' ist für die ersten Jahre nicht mehr genau in Erinnerung, es müssen jedoch '''1945''' etwa 350 Schüler unterrichtet worden sein. Die Zahl stieg von Jahr zu Jahr, so dass '''1960''' ca. 700 Schüler, '''1969''' rund 850 Schüler in Zinnowitz unterrichtet werden.
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:Die Besetzung der Schule mit Lehrern war in den vergangenen 24 Jahren recht unterschiedlich, viele Kollegen blieben nur kurze Zeit an der Schule. Von denen, die '''1945''' die Arbeit in Zinnowitz begonnen haben, sind z.Zt. noch 2 Kolleginnen in Zinnowitz als Lehrerinnen tätig, Kollegin '''Anneliese Nicolai''' (damals Frl. '''Dreesen''') und Kollegin '''Inge Appell''' (damals Frl. '''Schulz-Kledeen'''), die heute in der Sonderschulklasse tätig ist.
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;In den ersten Jahren arbeiteten folgende Lehrer an der Zinnowitzer Schule:
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::* Koll. '''Hohenhaus, Wilhelm''' verstorben
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::* Kolln. '''Leopold, Anne''' Ruhestand Loddin
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::* Kolln. '''Dreesen, Anneliese''' (jetzt '''Nicolai''')
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::* Kolln. '''Schulz-Kledeen, Inge''' (jetzt '''Appell''') Sonderschule
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::* Koll. '''Schult, Siegfried''' verzogen
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::* Kolln. '''Bork, Else''' Ruhestand- Zinnowitz
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::* Kolln. '''Kochan, Inge''' (jetzt '''Schmelzer''') Rostock
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::* Kolln. '''Mademann, Ilse''' (jetzt '''Hegelow''')
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::* Koll. '''Kesten, Karl-Heinz''' (vorübergehend Trassenheide)
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::* Kolln. '''Barfknecht, Margarete''' verstorben
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::* Kolln. '''Lawerenz, Charlotte''' (jetzt '''Freitag''') Greifswald
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::* Kolln. '''Jülich, Editha''' (jetzt '''Jand''') Mölschow
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::* Koll. '''Schulmeister, Willi'''
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::* Kolln. '''Uebe, Marie''' Ruhestand- Zinnowitz
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::* Koll. '''Sonntag, Hermann''' Ruhestand- Zinnowitz
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::* Kolln. '''Lucas, Helene''' verstorben
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:Die Leitung der Schule hatte vom Beginn des Unterrichtes im Jahre '''1945 bis zum 1.1.0.1954''' der Kollege '''Wilhelm Hohenhaus''', der in der damaligen Zeit über die Schule Zinnowitz hinaus bei der Aus- und Weiterbildung vieler junger Lehramtsbewerber wirksam wurde.
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::* Vom 1.10.1954- 1960 leitete die Schule der Kollege Otto Sack,
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::* von 1960 -1962 Kollege Otto Behlke,
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::* von 1962-1963 Kollege Eberhard Vogel,
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::* von 1963- 1968 Kollege Otto Sack,
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::* von 1968- jetzt Kollege Otto Behlke.
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:Diese Erinnerungen an den Schulbeginn '''1945''' und die ersten Jahre wurden zusammengetragen von den Kolleginnen '''Anneliese Nicolai, Ilse Hegelow''' und den Kollegen '''Karl-Heinz Kesten''' und '''Martin Skottky'''.
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===Innerhalb eines Jahres wurden durch die beispielhafte Arbeit der Zinnowitzer Bevölkerung, der Lehrer und Schüler 4 Unterrichtsräume geschaffen.===
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:Als ich, Oberlehrer '''Otto Behlke''', am '''1.10.1960''' die Leitung der Oberschule Zinnowitz übernahm, wurden rund 700 Schüler in 22 Klassen unterrichtet.
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:Es standen an Unterrichtsräumen zur Verfügung:
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::8 Klassenräume in den jetzigen Häusern A und B
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::3 Klassenräume in der alten Schule (jetzt Kindergarten)
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:In den 11 Klassenräumen mussten alle 22 Klassen unterrichtet werden, das bedeutete eine Unterrichtszeit von 7.00 - 18.00 Uhr.
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:In den Wintermonaten, also von '''Oktober bis März''', standen uns Behelfsräume in einigen Heimen des Feriendienstes der ''IG-Wismut'' und im ''Elli-Voigt-Heim'' zur Verfügung.
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:Diese Unterrichtsräume waren im Heim „''Schneller''“, „''Stachanov''“ und im Heim „''Berlin''“.
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:Obwohl dadurch eine spürbare Erleichterung in der Organisation des Unterrichts eintrat, gab es durch die Zersplitterung große Schwierigkeiten in der Leitung der Schule.
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:Aus der Sorge um die Verbesserung der Arbeit in der Schule, machten wir uns Gedanken zur Schaffung von Unterrichtsräumen.
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;Am 10.02.1961
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:erfolgte durch mich eine Aussprache mit der Genossin Oberlehrerin '''Edith Wilke''', damals Stellvertreter des Kreisschulrates, mit Genossen des Kreisbauamtes und der Kreisplankommission. Nach Darlegung der Situation wurde die Initiative begrüßt, aber ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass weder Geld noch Material aus zentralen Mitteln zur Verfügung gestellt werden kann.
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:Wenige Tage später, am '''22.02.1961''' stimmte der Rat meiner Vorlage zu und sagte die Unterstützung zu.
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:Eine Baukommission wurde eingesetzt, die am '''5.03.1961''' ihre erste Beratung durchführte. Dieser Baukommission gehörten an die Kollegen '''Behlke, Skottky, Sack, Schimmel''' (damals Elternbeiratsvorsitzender), '''Voß''' und '''Klöpfer''' (Komm. Wirtschaft des Rates der Gemeinde), '''Prellwitz''' (Bauleiter beim damaligen BMK Nord), '''Schmidt''' (damals Leiter des Betonwerkes), '''Futter''' (Mitarbeiter beim damaligen BMK Nord), '''Dinse''' (Ingenieur bei der Wasserwirtschaft) und '''Küffner''' (Mitglied des Elternbeirates).
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:Dieses Bauaktiv –unter meiner Leitung- hatte von der Vorbereitung bis zur Übergabe den Bau fest in der Hand.
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:In regelmäßigen Beratungen wurde der Fortgang festgelegt. Die Vorbereitungen, d. h. das Planieren des Geländes, das Anfahren der Großblöcke und weiterer Baumaterialien konnte so schnell durchgeführt werden, dass wir am Vorabend des '''1. Mai 1961''', anlässlich eines Aufbausonntags, den Grundstein legen konnten.
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:Zuvor war das Projekt erarbeitet worden. Herr '''Prellwitz''' hat die Erarbeitung des Projektes, die gesamte Vermessung und die Bauaufsicht als seinen Beitrag zum Nationalen Aufbauwerk übernommen.
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:Noch im Monat '''Mai''' konnten die Fundamentgruben ausgehoben, die Bankette konnten gegossen werden. Diese Arbeiten erledigten Lehrer und Schüler mit Hilfe des Betonwerkes Zinnowitz.
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:Schon einen Monat später begannen wir mit dem Setzen der Großblöcke. Hier ist der vorbildliche Einsatz eines Kranfahrers der ''LPG Neuendorf'', die uns in selbstloser Weise half, und vieler Kollegen unserer Schule, so z.B. '''Koll. Kesten, Klauber, Scottky, Geisler''', Schulmeister und '''Guse''' zu erwähnen.
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;In den Monaten '''Mai-Juli'''
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:wurde der Rohbau mit allen Außen- und Innenwänden soweit fertiggestellt, dass wir nach einer Bauzeit von 3 Monaten Richtfest feiern konnten.
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:Durch die vorbildliche Weiterarbeit vieler Eltern und Lehrer und mit Hilfe örtlicher Betriebe waren wir soweit, dass bereits am '''10.9'''. die Klempnerarbeiten beendet waren und das Dach konnte eingedeckt werden.
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:Es folgte nun der schwierige Innenausbau. Mit dem Verlegen der Lichtanlage, der Be- und Entwässerung begannen Anfang '''Oktober''' Elektriker und Installateure des Fernsehgerätewerkes Staßfurth.
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:Das ging wiederum zügig voran, dass bereits Mitte '''Oktober''' mit dem Putzen begonnen werden konnte. Am '''16. November''' schaufelten und mauerten die Lehrer der Schule den Heizkanal zum neuen Gebäude, damit mit der Installation der zentralen Heizanlage begonnen werden konnte.
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:Unsere Schüler waren am Nachmittag, als wir mit der Arbeit begannen, noch skeptisch, am nächsten Morgen bei Schulbeginn jedoch erstaunt, dass ihre Lehrer nicht nur guten Unterricht erteilen konnten, sondern in körperlicher Arbeit auch Werte erarbeiteten.
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;Anfang Dezember
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:war das Innenputzen abgeschlossen, die Heizung verlegt, so dass am '''20.12.1961''' der Probelauf der Heizung durchgeführt werden konnte.
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:Ein Beispiel der Arbeit sei hier weiterhin erwähnt. Als uns am '''23.12'''. vom Bahnhof Zinnowitz mitgeteilt wurde, dass ein Waggon mit 15 to Material für den Fußboden zu entladen sei, dauerte es keine Stunde, bis 40 Eltern, Lehrer und Schüler mit den notwendigen Fahrzeugen bereit standen.
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:In 2 ½ Stunden waren diese 15 to Material entladen, abgefahren und im Neubau gelagert. Mit Hilfe aller Kräfte wurde der Innenbau so forciert, dass wiederum zu Ehren des '''1. Mai 1962''' die Übergabe der Schule erfolgen konnte.
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:Diese Übergabe gestalteten wir in Zinnowitz zu einem Volksfest. Wir hatten Grund zum Feiern, denn innerhalb eines Jahres wurden 4 Unterrichtsräume mit Nebenräumen, Toiletten und Flur geschaffen.
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:Am Anfang sagte ich, dass unsere Initiative begrüßt wurde, aber Geld und Material aus zentralen Mitteln nicht zur Verfügung gestellt werden konnten.
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;Ich möchte einiges zur Finanzierung zum Ausdruck bringen.
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:Die 4 geschaffenen Klassenräume haben lt. Projektierung einen Wert von 141.0 TM, davon erhielten wir aus dem Volksvertreterfonds der Gemeinde, aus Einsparungen und aus Lottomitteln rund 60.0 TM, so dass über 80.0 TM innerhalb eines Jahres im NAW <ref>* Nationale Aufbauwerk</ref> erarbeitet wurden. In der Hauptsache konnte dieser Wert durch Arbeitsleistungen geschaffen werden, aber auch durch Spenden unserer Eltern, Schüler und Betriebe.
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:So sammelte die damalige stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates, Frau '''Peters''', allein in Peenemünde als Spenden der Eltern (die Schüler aus Peenemünde besuchten damals die 5. Klasse unserer Schule) über 800.-Mark.
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:80.0TM im NAW zu erarbeiten, 80.0 TM zusätzlich für unseren Staat ist eine hervorragende Leistung.
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:Natürlich kann man nur bauen, wenn auch Material zur Verfügung steht.
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:Die Arbeiter des Betonwerkes verpflichteten sich z.B. über den Plan und unter Verzicht der Lohnkosten die Großblöcke herzustellen, so stellte uns die LPG Neuendorf zusätzlich einen Kran zur Verfügung, so führt unser Patenbetrieb, die IG Wismut Zinnowitz, alle Fahrten unentgeltlich durch, die LPG Zinnowitz stellte uns Holz zur Verfügung, um nur einige Beispiele zu nennen.
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:Ich habe bisher in der Hauptsache den ökonomischen Wert, der durch beispielhafte Masseninitiative geschaffen wurde, berichtet. Selbstverständlich hatte die Schaffung der 4 Unterrichtsräume auch einen großen erzieherischen Wert. Nur dadurch, dass Eltern, Lehrer, Schüler und darüber hinaus die gesamte Bevölkerung von Zinnowitz ein gut arbeitendes, ein großes Kollektiv bildeten, konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Nur dadurch, dass Lehrer und Schüler immer wieder beispielhaft vorangingen, wurde gezeigt, welchen Nutzen echte Gemeinschaftsarbeit bringen kann. Nur dadurch, dass sich Einzelpersönlichkeiten für ganze Komplexe verantwortlich fühlten und die NAW-Arbeit zu ihrer eigenen Arbeit machten, waren diese Leistungen möglich.
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:Ich darf hier anführen:
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:::* die Projektierung und Bauaufsicht durch den Bau-Ing. '''Prellwitz''',
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:::* die Projektierung und Ausführung der gesamten Elektro-Installation durch den Bau-Ing. '''Ludwig''',
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:::* die Projektierung und Bauaufsicht für die Heizung durch den Heizungs-Ing. '''Schul''',
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:::* die Projektierung und Aufsicht für die gesamten Fragen der Be-und Entwässerung durch den Ing. '''Dinse''',
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:::* oder die gesamten Kostenabrechnungen durch den Kollegen '''Futter'''.
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:Allein für die angeführten Beispiele konnten 12.0 TM NAW-Leistungen erbracht werden.
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:Ich darf auch weiterhin anführen:
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:::* die mustergültige Unterstützung durch unseren Patenbetrieb,
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:::* durch den Dienstleistungsbetrieb der Gemeinde,
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:::* durch das Sägewerk Sadewasser (hier wurden sämtliche Bretter und Balken geschnitten).
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:Auch muß erwähnt werden, dass zur Durchführung eines solchen Vorhabens die kollektive Leistung- wie hier durch das Bauaktiv- maßgeblich dazu beigetragen hat, solche Leistungen zu vollbringen.
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:Wenn am Tage der Einweihung der damals 83-jährige ehemalige Lehrer aus Zinnowitz, '''Hans Schütze''', das Band durchschnitt und den Weg in die neuen Räume freigab und ihm dabei die Tränen in den Augen standen, dann mag das ein Zeichen dafür sein, dass in unserem Staat der Arbeiter- und Bauern- Macht das vollendet werden konnte, was er sein ganzes Leben erträumte: ''Einsatz der gesamten Bevölkerung für die Schule''.
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:Daß zur Übergabe der Gebäude der damalige Bezirksschulrat anwesend war und uns die Glückwünsche überbrachte, dass uns eine Grußadresse der Parteileitung übersandt wurde, dass uns Glückwünsche durch den damaligen Minister für Volksbildung und dass wir Glückwünsche durch die Deutsche Lehrerzeitung erhielten, bringt die Wertschätzung unserer Leistungen zum Ausdruck.
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:Ich habe zum 20. Jahrestag unserer Deutschen Demokratischen Republik über diese hervorragenden Leistungen von Eltern, Lehrern, Schülern, Betrieben und Zinnowitzer Bürgern geschrieben, weil ich der Meinung bin, dass solche Beispiele nicht alltäglich sind und dass sie den Beweis erbringen, dass in unserem Staat die sozialistische Menschengemeinschaft zu großen Taten bereit und fähig ist.
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:('''Otto Behlke, Schuldirektor, 1969''')
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==Ergänzungen==
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:Lehrer '''Emil Berndt''' ist in Fünfeichen umgekommen. Er haute gerne die Kinder und oft. Am Wandertag war er fröhlich und umgänglich, dann genehmigte er sich einen guten Schluck, er hat auch die Orgel in der Kirche gespielt.
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:'''Paul Mentzel''' war ein engagierter Nazi, er verließ Zinnowitz mit seiner Familie nach dem Krieg und ging in den Westen. Ein angenommenes Kind ließ er hier zurück. Wer war es?
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:Im Trauregister aus den ältesten Kirchenbüchern '''1705-1750''', 340 Band 9 ('''Franz Schubert''') Greifswald/ Usedom ist erwähnt: am '''14.11.1749''' heiratete '''Otto Matthias Wiedemann''', Schulmeister/ Zitz eine '''Anna Surbeer''' (Ww. '''Greene''')
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:'''Archiv Anklam Sign. 29-18, Allgemeine gesellsch. Entwicklung 1945-54'''
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==Abschließende Bemerkung==
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:Mit den Aufzeichnungen von '''Otto Behlke''' endet '''1969''' die Schulchronik von Zinnowitz.
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:Danach wurde diese bis heute nicht fortgeführt.
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==Begriffserklärung==
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[[Kategorie:Schulchronik]]
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[[Kategorie:Schulgeschichte]]

Aktuelle Version vom 28. Januar 2024, 21:38 Uhr

Zinnowitz

Einleitende Erklärung

Es existieren zwei verschiedene Chroniken der Zinnowitzer Schule.

  • Die erste Chronik wurde vom Lehrer Robert Zastrow am 1.April 1889 begonnen und bis Anfang 1946 fortgeführt.
Diese wurde transkripiert und übertragen von Ute Spohler, Dr. Ruth Menzel, Margot Marziniak, Ursula Vahl und unter Mithilfe von Dorothea Hamann. Fertiggestellt in Zinnowitz, d. 20.04.2005 durch die "Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.".
  • Die zweite Chronik wurde durch die "Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V." zusammengestellt und wird hier nachfolgend dargeboten.

Aus der Geschichte der Schule in Zinnowitz

Bis zum Jahre 1762
ist noch nichts vom einem gemeinsamen Unterricht der Kinder in Zinnowitz festzustellen. In diesem Jahre wird zuerst ein Schulhalter Meyer erwähnt. :Das war kein vorgebildeter Lehrer, sondern ein Schneider, der einige Kenntnisse im Lesen, Schreiben, Rechnen und Katechismus besaß.
Diese Schulhalter wurden von den Geistlichen der Parochie [1] geprüft. Wenn derselbe den künftigen Schulhalter für würdig hielt, Kinder zu unterrichten, erteilte er demselben die Genehmigung, in seinem Wohnorte seines Amtes zu walten. Er übte sein Handwerk im Umerziehen aus und erteilte dabei den Kindern Unterricht. Oft war der Schulhalter nicht in der Lage, seinen Kindern das Lesen schwieriger Wörter beizubringen. Dann klang aus seinem Munde: “Hüpp öwer“ (Hüpf über). Das war das Zeichen dafür, dass seine Weisheit hier auch zu Ende war. So ist zu verstehen, dass in einer Urkunde von 1818 von 32 Einwohnern von Zinnowitz nur 16 ihre Namen schreiben konnten. Die anderen machten drei Kreuze.
Dieser Schulhalter Meyer wird noch 1779 erwähnt.
Bis zum Ende des 18. Jahrhundert sind urkundlich keine weiteren Schulhalter genannt.
Erst 1818
wird ein neuer Schulhalter Friedrich Meincke genannt, der nebenbei auch bevollmächtigter Vertreter der Einwohner von Zinnowitz war (das entspricht dem heutigen Bürgermeister).
Wie sah es nun mit der Besoldung der Schulhalter aus?
Die Eltern mussten ein Schulgeld zahlen, dass ihrem Stande entsprechend festgelegt wurde. Die Eltern der Kinder waren damals Bauern, Kossäthen [2] und Fischer. Sie waren oft nicht in der Lage das Schulgeld zu zahlen, damit konnten Kinder nicht am Unterricht teilnehmen.
Andere Eltern behielten ihre Kinder deshalb zu Hause, weil sie in der Wirtschaft helfen mussten.
Im Jahre 1810
standen die Finanzen Preußens so schlecht, dass der Staat die wenig einbringenden Staatsgüter verkaufen musste.
Hierzu gehörte auch Zinnowitz. Am 16.09.1811 bewirbt sich der Geheime Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause aus Swinemünde um die Domäne Zinnowitz. Er erwirbt sie am 7. August 1812 (Auflassung [3] im Grundbuch). Seine Erben teilen das Gut in 32 Teile auf.
Bauern, Kolonisten, Fischer und Handwerker aus Preußen, Frankreich, Holland, Schweden u.s.w. siedelten sich hier an. Sie bewirtschafteten das gesamte Gut gemeinschaftlich (ähnlich der heutigen LPG [4]).
Die neuen Siedler verlangten nun auch Unterricht für ihre Kinder. Dafür reichte aber eine Schneiderstube nicht aus.
Es wurde ein Bau geplant, welchen wir erstmals als Schulhaus bezeichnen können.
Der Schulhalter Friedrich Meincke, von Beruf Weber, musste die Vorarbeiten dazu erledigen. Das war eine umfangreiche und zeitraubende Arbeit.
In einem Schreiben des Königl. Preuß. Domänenamtes vom 16.06.1818 lesen wir:
Die Einwohner zu Zinnowitz werden hiermit erinnert, die Zeichnung von der Schulstelle binnen 14 Tagen hier einzureichen und binnen gleicher Frist hier anzuzeigen, wie viel Landung (Land) und Wiesen sie für die Schulstelle bestimmt und freigelassen haben."
Am 31.Juli 1818
schickte die Oberförsterei Pudagla einen Kostenanschlag über das erforderliche Bauholz mit einer Zeichnung des Schulhauses an die Gemeinde Zinnowitz.
Unter dem 7. Mai 1819
erlässt das Königl. Preuß. Domänenamt folgende Aufforderung an die Dorfschaft Zinnowitz:
Die Königliche Regierung hat auf unseren Antrag genehmigt, dass die Überlassung der 2 Morgen 65 Quadratruthen Forstgrund an die Dorfschaft Zinnowitz, welche dieselbe betreffs der Anlage eines Schulhauses in Vorschlag gebracht ist, stattfinden könne, jedoch gegen Entrichtung eines jährlichen Grundzinses an die Forstkasse.
Nach der angelegten Berechnung beträgt der Grundzins für die 2 Morgen 65 Quadratruthen jährlich 18 Silbergroschen 10 2/3 Pfennig. Wir fordern die Gemeinde zu Zinnowitz hiermit auf, sich schriftlich oder mündlich bindend zu erklären, ob sie gegen die Entrichtung desselben überhaupt etwas einzuwenden habe, oder ob sie den Canon auf immerwährende Zeit und solange das Grundstück in ihrem Besitze bleibt an sich übernehmen wolle.
Es wird der Gemeinde aber bemerklich gemacht, dass es ratsam sei, gegen diese Forderung, welche an sich billig ist, keine Einwendungen zu machen, weil die Königliche Regierung sonst Veranlassung haben möchte, die Freiholzbewilligung zu verweigern, welche sich dieselbe noch vorbehalten hat. Die Abgabe der Erklärung erwarten wir binnen 8 Tagen.“

Unter dem 7.02.1820
schreibt das Königliche Domänenamt Pudagla an die Gemeinde Zinnowitz:
Da es nun mehr die höchste Zeit ist, dass das Holz zum neuen Schulhause zu Zinnowitz angefahren werde, so wird hiermit im allgemeinen den Interessenten zur Regel die Anweisung erteilt, dass bei der Anfuhr selbst die sämtlichen Besitzer von Grundstücken, welche zu Zinnowitz gehören, herangezogen werden müssen.
Es müssen daher also auch diejenigen Grundbesitzer die Fuhren mitleisten, welche zur Zeit nicht in Zinnowitz wohnen.
Die andern Einwohner werden dagegen hierdurch an den Handarbeiten wieder mehr angezogen werden.
Wer sich den Fuhren entzieht, ungerechtet der ihn nach vorstehenden Bestimmungen obliegenden Verpflichtung, hat kostspielige Vorladungen zu erwarten.“
Am 6.02.1821
erlässt das Königliche Domänenamt eine Verfügung wegen Nichtzahlung des Schulgeldes. Sie lautet:
„Da die Eigentümer und Einwohner zu Zinnowitz namens Bollwig, Baunier, Langhoff, Bugge, Uecker, teils deshalb, weil sie selbst schulpflichtige Kinder haben, teils deshalb, weil sie Eigentümer und zum Mitbeitrage bei den Kosten der Wohnungsmiete für den Lehrer sowohl als fürnächst auch bei den Kosten des Schulhausbaues selbst gesetzlich verpflichtet sind, so werden die genannten Einwohner hierdurch allen Ernstes befehligt, die ihnen in gleichem Verhältnis gegen die übrigen Einwohner ihrer Klasse auferlegten Beiträge spätestens binnen 3 Tagen an den Schulzen Meincke zu bezahlen, widrigenfalls dessen exekutorische Einziehung erfolgen muß.
Übrigens erfahren wir auch, dass mehrere Einwohner ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehalten haben und dieserhalb sich der Bezahlung des Schulgeldes weigern.
Da nun das Ausbleiben der Kinder erhöhte Strafen verdienen, so werden die betreffenden Einwohner zuvörderst angewiesen, sofort und bei Vermeidung der unangenehmsten Maßregel das Schulgeld an den Lehrer zu bezahlen.“
Das Schulgeld war in der damaligen Zeit die einzige Barzahlung an den Schulhalter.
Durch das Fernbleiben vieler Kinder wurde dieser geringe Betrag noch kleiner.
Nach dem 6.02.1821 scheint es, dass der Schulbau begonnen wurde, denn am 8.04.1821 forderte das Domänenamt in Pudagla von der Dorfschaft Zinnowitz einen Bericht über den Stand des Schulhausbaues.
Aber Zinnowitz rührte sich nicht.
Eine weitere Verfügung des Domänenamtes vom 15.06.1821
lautet:
Unterm 8. April 1821 ist dem Schulzen und der Dorfschaft Zinnowitz aufgegeben worden, binnen 4 Wochen anzuzeigen, wie weit der Bau des dortigen Schulhauses gediehen. Da bis jetzt noch keine feste Erklärung von der Dorfschaft eingegangen ist, so weisen wir dieselbe hierauf an, nunmehr ganz zuverlässig anzuzeigen, wann das neue Schulhaus fertig und bewohnbar sein werde.
Diese Mahnung scheint geholfen zu haben, denn eine Rechnung vom 1.08.1821 der Schmiedemeisters Reinert zu Krummin zeigt uns, dass er für den Bau des Schulhauses am 29.07.1821 verschiedene Eisenartikel geliefert und schon am 1.08.1821 bezahlt bekommen hat.
Man kann annehmen, dass das Schulhaus Ende 1821 bezogen wurde.
Dieses Schulhaus befand sich auf dem Grundstück des Klempnermeisters Gutsch, Alte Strandstraße.
Nun eine kurze Beschreibung dieses Hauses
Es war ein rohrgedecktes Fachwerkgebäude aus Lehmsteinen. In demselben war ein Schulzimmer und eine Lehrerwohnung.
Im Nachstehenden gebe ich einige Maße des Schulhauses an, aus denen man ersehen kann, wie klein die Schulstube war. Auf der Bauzeichnung sind die Maße in Fuß- unserem früheren Längenmaß- angegeben.
1 Fuß= 12 Zoll,
1 Fuß= 31,4,cm,
1 Zoll= 2,6 cm.
Größe des Schulzimmers:
Länge 5,97 m
Breite 4,08 m = 24,36 m²
In diesem Raum standen 5 Bänke mit je 8 Sitzplätzen für 40 Schüler. Diese Bänke wanderten mit ins nächste Schulhaus, Alte Strandstraße 62.
Vergleichen wir diesen Raum mit einem Klassenraum im Pavillon (etwa 60m²), so sehen wir, dass früher 40 Schüler in einem Raum unterrichtet wurden, der noch nicht halb so groß war, wie unsere modernen Klassenräume in den Pavillons.
Die Lehrerwohnung bestand aus einem heizbaren Raum, 2 Kammern und 2 Ställen für eine Kuh und Schweine. Zwischen den Ställen und der Lehrerwohnung waren 2 Flure, einer für die Kinder, der andere für den Lehrer. Zwischen beiden Fluren lag die dunkle Küche des Lehrers. In der Küche war ein gemauerter Herd, darunter der Backofen. Gekocht wurde in kleinen Töpfen auf dem Dreifuß oder in dem größeren, dreibeinigen Grapen [5] oder im Kessel, der an einer Kette hing, die am Wiem-Balken in der Schornsteinglocke befestigt war.
Die Schornsteinglocke war gleichzeitig Räucherkammer, in der die schönen Schinken und dicken Mettwürste geräuchert werden konnten.
Außerdem waren im Hause noch 2 Ställe, nach der Alten Strandstraße zu, für Schweine und eine Kuh. Der Bodenraum diente zur Aufbewahrung von Heu und Stroh für das Vieh.
Die Lehrerwohnung hatte folgende Maße:
1 Stube (heizbar) 15,38 qm
1 Kammer 8,11 qm
1 Kammer 5,78 qm
1 Küche 7,37 qm
Gesamt: 36,64 qm
Die Familie des letzten Lehrers in dieser Wohnung zählte 9 Personen. Etwas besser wurde es, als eine Scheune mit Ställen gebaut wurde. Dadurch konnten die beiden Ställe im Wohnhaus als Kammern zur Wohnung des Lehrers geschlagen werden, das waren 13,67 qm, so daß nun die Lehrerwohnung insgesamt 50,51 qm groß war.
Man überlege, dass 9 Personen im Winter auf einen heizbaren Raum angewiesen waren. Und wie ist es heute?
1889
Dadurch nun, dass Zinnowitz im Jahre 1851 Badeort wurde, stieg auch die Zahl der Einwohner und somit auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Da die Kinder nicht alle in der vorhandenen Schulstube unterzubringen waren, musste der Lehrer vor- und nachmittags unterrichten. Das war ein Zustand, der nicht tragbar war.
Aber in der damaligen Zeit(1889) waren die Mittel für den Bau eines größeren Schulhauses von der Gemeinde Zinnowitz nicht aufzubringen. Nur mit einem angemessenen Zuschuß der Regierung zu Stettin konnte für Abhilfe gesorgt werden.
Die Gemeinde Zinnowitz kaufte im Jahre 1889 von dem Villenbesitzer Carl Mentzel das Grundstück Alte Strandstraße 63.


frühere Menzel´sche Badevilla - ab 1889 zum Schulhaus ausgebaut


Dieses Haus war etwa 1878 gebaut, und zwar als Villa zum Vermieten an Badegäste. Die Außenwände wurden verstärkt und die seitlichen Veranden abgerissen. In der unteren Etage wurden die Zwischenwände herausgerissen und die oberen Wände durch starke Träger abgefangen. So entstanden 2 Klassenräume von 9 x 6 m.
In der oberen Etage richtete man für den ersten Lehrer eine Wohnung her, bestehend aus 2 heizbaren Zimmern, 2 Kammern und 1 Küche nebst Speisekammer. Für den nun einzustellenden 2. Lehrer blieb ein heizbares Zimmer und eine Kammer übrig.
Die Schülerzahl stieg weiter. 10 Jahre später, 1899 zählte die Schule schon etwa 200 Kinder, so dass man mit 2 Lehrern nicht mehr auskam. Ein dritter Lehrer musste eingestellt werden.
Man half sich wieder, da nur 2 Schulräume vorhanden waren, mit Nachmittagsunterricht. Dies ging natürlich so nicht mehr weiter.
Im Jahre 1901
waren die Verhandlungen mit der Regierung in Stettin soweit gediehen, dass noch im Laufe des Sommers mit dem Bau einer neuen Schule begonnen werden konnte.


Zinnowitz Schule 1902.jpg
Bauzeichnung Zinnowitzer Schule 1902 - Alte Strandstr. 62


Von dem Landwirt Fritz Graumann wurde eine Bauparzelle neben dem alten Schulgrundstück gekauft. Die Bauausführung wurde dem Maurermeister Carl Sadewasser -Zinnowitz- übertragen.
Die Gesamtkosten beliefen sich auf nur 21500 Mark. In dem neuen Schulhaus, das im Juni 1902 bezogen werden konnte und am 4. August 1902 feierlich in Gegenwart Kokalschulinspektor und Gemeindevertreter eingeweiht. Alte Strandstr. 62, waren in der unteren Etage 2 Klassenräume von je 9,00 x 6,00 m und 2 Garderobenzimmer von 3,00 x 6,30 m. In der zweiten Etage befanden sich 2 Lehrerwohnungen von je 3 gleichen Zimmern und nur einer Küche. Da sich nun der zweite Lehrer verheiraten wollte, musste eine Küche eingerichtet werden.
Aber mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten!
Die Schülerzahl stieg so sehr, dass im 3. und 4. Schuljahr längere Zeit 80-90 Kinder unterrichtet werden mussten. Der Lehrer dieser beiden Jahrgänge war recht froh, wenn mal einige Kinder fehlten, damit die anwesenden Schüler einen Sitzplatz bekamen.
Es wurde dann noch in der 3. Etage des neuen Schulhauses eine Wohnung von 2 Stuben und einer Küche ausgebaut.
Im Jahre 1904
konnte eine Lehrerin eingestellt werden, die auch den Handarbeits -und Kochunterricht übernehmen musste. Die Schulküche fand in dem einen Garderobenraum ihren Platz und wurde später ausgebaut.
Einige Jahre später sandte die Regierung von Stettin eine geprüfte Handarbeitslehrerin nach Zinnowitz, die nun den Handarbeits- und Kochunterricht übernahm.
Dieselbe gab noch einige Stunden in den unteren Klassen. Dies wurde durchgehalten bis zur Beendigung des 2. Weltkrieges.
Jetzt waren 5 Lehrkräfte da, aber nur 4 Klassenräume. Man versuchte es zunächst mit einer Aushilfsklasse im Hause Alte Strandstr. 52. Aber das war auch nur ein Notbehelf. Deshalb entschloß sich die Gemeinde aus der nach hinten gelegenen Klasse und dem anschließenden Garderobenraum zwei Klassenräume auszubauen.
Die Zwischenwand wurde versetzt und die 1 ½ Stein starke Wand durch 2 schwere Träger abgefangen. Dadurch entstanden 2 neue Klassenräume von 26,54 und 39,69 qm Fläche, so daß in diesen beiden Räumen 47-53 Schüler untergebracht werden konnten.

Bildergalerie

Aus dem Rechenschaftsbericht der Gemeindeverwaltung Zinnowitz vom 1. Berichtsjahr in der Zeit vom 7.05.1945 – 17.05.1946

Nach dem Zusammenbruch der Hitler-Regierung wurde im Lande Mecklenburg-Vorpommern die Schule mit Genehmigung der SMA [6] am 1.10.1945 eröffnet.
Leider konnte in Zinnowitz zu diesem Termin nicht mit dem Unterricht begonnen werden, da im Ort eine starke Typhusepidemie herrschte. Erst am 1.12.1945 konnte der Unterricht beginnen.
Das Hitler-Regime hinterließ bei seinem Zusammenbruch, wie überall so auch in Zinnowitz auf dem Gebiet der Schule ein Trümmerfeld.
Die Schule von Zinnowitz war ohne Lehrer und Lehrbücher, da fast alle Lehrpersonen in Zinnowitz Parteigänger Hitlers waren.
Auch die vorhandenen Schulbücher waren durchweg für einen Unterricht im Geiste der Freiheit und Völkerversöhnung völlig unbrauchbar. So stand die Schulleitung vor der Aufgabe, einen Schulbetrieb ohne Lehrer und Lehrbücher einzurichten.
Das durch Beschuss beschädigte Schulgebäude wurde inzwischen repariert und ein neues Klassenzimmer ausgebaut.
Zunächst wurden 26 Schulhelfer- und –helferinnen vom Schulleiter ausgebildet. Mit 6 Lehrkräften und 322 Schülern in 7 Klassen begann der Unterricht. Leider musste die Schule wegen Wiederaufflackerns der Kriegsseuchen, zu denen sich noch Flecktyphus gesellte, bald wieder geschlossen werden.
Kurze Unterrichtszeiten wurden durch die Seuchengefahr immer wieder durch Schulverbote abgelöst.
Erst am 3.04.1946
konnte mit dem regelmäßigen Unterricht begonnen werden.
Zu Ostern 1946 verließen 28 Schüler nach Beendigung ihrer Schulzeit die Schule, sie konnten fast alle in Lehrstellen untergebracht werden.
Das Schuljahr schloß am 13.07.1946 mit einer Feierstunde im Bahnhofshotel. Die von Darbietungen des Schulchores und einzelner Klassen festlich umrahmt wurde. Der Schulleiter gab den erschienenen Vertretern der antifaschistischen Parteien und der Elternschaft einen Rückblick auf das Schuljahr 1946 und würdigte insbesondere die Bedeutung der neuen Schulgesetze für unseren sozial. Volksstaat.
In naher Zukunft kann eine Schulspeisung erfolgen, die durch Spenden des irischen Volkes (Anmerkung d. Chronisten: durch das Internationale Rote Kreuz) ermöglicht wird.

Einige Fakten aus der Entwicklung der Schule in Zinnowitz seit 1945

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges bestanden im Jahre 1945 in Zinnowitz 2 Schulgebäude.
Das alte Schulhaus
in der Alten Strandstraße 63 war ursprünglich als Fremdenpension gebaut worden und später als Schule eingerichtet worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume und die Hausmeisterwohnung. Später zog der Hausmeister in ein vorhandenes Hofgebäude um, und die beiden Wohnräume wurden Klassenräume. Diese Räume im ersten Stockwerk waren sehr klein, 2 von ihnen hatten schräge Wände und einer durch eine vorgebaute Veranda kein direktes Tageslicht, so dass nur bei künstlicher Beleuchtung gearbeitet werden konnte. Dieser Raum wurde später vor allem als Werkraum genutzt. Alle drei Räume entsprachen keinesfalls den Anforderungen, die schon damals an Klassenräume gestellt wurden.
Das 2. Gebäude
war im Jahre 1902 als Schulhaus erbaut worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume, einen Werkraum und eine Schulküche. Der Werkraum wurde, als die Schülerzahl wuchs, als Klassenraum eingerichtet.
Die Schulküche, in der zunächst die Schulspeisung zubereitet wurde, diente später als Lehrerzimmer. Im 1. Stockwerk befanden sich 2 Lehrerwohnungen und das Sekretariat. Eine dritte Wohnung war im Dachgeschoß ausgebaut.
Die Toilettenanlagen aus dem Jahre 1902 (Grubenklosetts) befanden sich auf dem Hof.
Die Einrichtung aller 7 Unterrichtsräume war veraltet und gehörte zum Teil noch zur Erstausstattung der Schule. Es gab 3- und 4-sitzige Schulbänke, in einem Raum sogar 7-Sitzer.
Als Tafeln dienten auf die Wände geklebte Linoleumflächen.
Die Schüler der damals sehr starken Klassen saßen dicht gedrängt auf den nicht ausreichenden Sitzplätzen.
Die Schülerzahlen in den Klassen der 1. Jahre lagen sehr hoch. Es gab anfangs noch keine Parallelklassen und Klassenfrequenzen zwischen 60 – 70 Schülern war die Regel.
Die Schuljahre 1 bis 6 wurden einzeln unterrichtet, die Klassen 7 und 8 waren kombiniert.
Im Schuljahr 1945/46
arbeiteten 7 Lehrer an der Zinnowitzer Schule. Die Ausstattung der Schule mit Lehrmitteln war sehr dürftig. Im alten Schulhaus befanden sich im ersten Stock zwei schmale Kammern unter der Dachschräge, in einer befand sich die Schülerbücherei und in der anderen die Lehrmittelsammlung, die aus einigen zum Teil veralteten Wandkarten, Anschauungsobjekten für den Biologieunterricht und wenigen, zum Teil nicht mehr einsatzfähigen, Lehrmitteln für den naturwissenschaftlichen Unterricht bestand.
Sehr bald schon reichten die Räume in diesen beiden Häusern für den Unterricht nicht mehr aus, so dass eine Anzahl Klassen außerhalb der Schulhäuser unterrichtet wurden und zwar in 2 Räumen im Elli-Voigt-Heim und in einem Raum im Erich-Steinfurth-Heim.
1949/50
wurden 2 Schulpavillons mit insgesamt 8 Klassenräumen und Nebenräumen (Lehrmittelzimmer, Lehrerzimmer, 2 Wohnungen und je 3 Durchgangsräumen über den Fluren) errichtet.
Dadurch war für kurze Zeit die Zahl der Klassenräume ausreichend. In den schmalen Räumen über den Fluren wurde Werkunterricht erteilt.
Sehr bald jedoch, etwa ab 1953, stieg die Schülerzahl so an, dass der Unterricht vor- und nachmittags durchgeführt werden musste und im Winterhalbjahr zusätzlicher Schulraum in der Berufsschule (ein Raum), im Heim „Berlin“ (Saal und Veranda), im Heim „Ernst Schneller“ (ein Raum), im Heim „Ter Morsche“ (Klubraum) als Klassenräume genutzt wurden, die uns jeweils für das Winterhalbjahr vom Feriendienst der IG Wismut zur Verfügung gestellt wurden.
Im Jahre 1961
wurde der NAW-Bau mit 4 Klassenräumen fertig und Jahre 1964 wurde der Bau der neuen Schule mit dem Fachklassengebäude und insgesamt 16 Unterrichtsräumen und einem Werkraum fertiggestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Vor- und Nachmittagsunterricht an der Tagesordnung.
Die Entwicklung der Schülerzahlen von 1945 bis heute ist für die ersten Jahre nicht mehr genau in Erinnerung, es müssen jedoch 1945 etwa 350 Schüler unterrichtet worden sein. Die Zahl stieg von Jahr zu Jahr, so dass 1960 ca. 700 Schüler, 1969 rund 850 Schüler in Zinnowitz unterrichtet werden.
Die Besetzung der Schule mit Lehrern war in den vergangenen 24 Jahren recht unterschiedlich, viele Kollegen blieben nur kurze Zeit an der Schule. Von denen, die 1945 die Arbeit in Zinnowitz begonnen haben, sind z.Zt. noch 2 Kolleginnen in Zinnowitz als Lehrerinnen tätig, Kollegin Anneliese Nicolai (damals Frl. Dreesen) und Kollegin Inge Appell (damals Frl. Schulz-Kledeen), die heute in der Sonderschulklasse tätig ist.
In den ersten Jahren arbeiteten folgende Lehrer an der Zinnowitzer Schule
  • Koll. Hohenhaus, Wilhelm verstorben
  • Kolln. Leopold, Anne Ruhestand Loddin
  • Kolln. Dreesen, Anneliese (jetzt Nicolai)
  • Kolln. Schulz-Kledeen, Inge (jetzt Appell) Sonderschule
  • Koll. Schult, Siegfried verzogen
  • Kolln. Bork, Else Ruhestand- Zinnowitz
  • Kolln. Kochan, Inge (jetzt Schmelzer) Rostock
  • Kolln. Mademann, Ilse (jetzt Hegelow)
  • Koll. Kesten, Karl-Heinz (vorübergehend Trassenheide)
  • Kolln. Barfknecht, Margarete verstorben
  • Kolln. Lawerenz, Charlotte (jetzt Freitag) Greifswald
  • Kolln. Jülich, Editha (jetzt Jand) Mölschow
  • Koll. Schulmeister, Willi
  • Kolln. Uebe, Marie Ruhestand- Zinnowitz
  • Koll. Sonntag, Hermann Ruhestand- Zinnowitz
  • Kolln. Lucas, Helene verstorben
Die Leitung der Schule hatte vom Beginn des Unterrichtes im Jahre 1945 bis zum 1.1.0.1954 der Kollege Wilhelm Hohenhaus, der in der damaligen Zeit über die Schule Zinnowitz hinaus bei der Aus- und Weiterbildung vieler junger Lehramtsbewerber wirksam wurde.
  • Vom 1.10.1954- 1960 leitete die Schule der Kollege Otto Sack,
  • von 1960 -1962 Kollege Otto Behlke,
  • von 1962-1963 Kollege Eberhard Vogel,
  • von 1963- 1968 Kollege Otto Sack,
  • von 1968- jetzt Kollege Otto Behlke.
Diese Erinnerungen an den Schulbeginn 1945 und die ersten Jahre wurden zusammengetragen von den Kolleginnen Anneliese Nicolai, Ilse Hegelow und den Kollegen Karl-Heinz Kesten und Martin Skottky.

Innerhalb eines Jahres wurden durch die beispielhafte Arbeit der Zinnowitzer Bevölkerung, der Lehrer und Schüler 4 Unterrichtsräume geschaffen.

Als ich, Oberlehrer Otto Behlke, am 1.10.1960 die Leitung der Oberschule Zinnowitz übernahm, wurden rund 700 Schüler in 22 Klassen unterrichtet.
Es standen an Unterrichtsräumen zur Verfügung:
8 Klassenräume in den jetzigen Häusern A und B
3 Klassenräume in der alten Schule (jetzt Kindergarten)
In den 11 Klassenräumen mussten alle 22 Klassen unterrichtet werden, das bedeutete eine Unterrichtszeit von 7.00 - 18.00 Uhr.
In den Wintermonaten, also von Oktober bis März, standen uns Behelfsräume in einigen Heimen des Feriendienstes der IG-Wismut und im Elli-Voigt-Heim zur Verfügung.
Diese Unterrichtsräume waren im Heim „Schneller“, „Stachanov“ und im Heim „Berlin“.
Obwohl dadurch eine spürbare Erleichterung in der Organisation des Unterrichts eintrat, gab es durch die Zersplitterung große Schwierigkeiten in der Leitung der Schule.
Aus der Sorge um die Verbesserung der Arbeit in der Schule, machten wir uns Gedanken zur Schaffung von Unterrichtsräumen.
Am 10.02.1961
erfolgte durch mich eine Aussprache mit der Genossin Oberlehrerin Edith Wilke, damals Stellvertreter des Kreisschulrates, mit Genossen des Kreisbauamtes und der Kreisplankommission. Nach Darlegung der Situation wurde die Initiative begrüßt, aber ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass weder Geld noch Material aus zentralen Mitteln zur Verfügung gestellt werden kann.
Wenige Tage später, am 22.02.1961 stimmte der Rat meiner Vorlage zu und sagte die Unterstützung zu.
Eine Baukommission wurde eingesetzt, die am 5.03.1961 ihre erste Beratung durchführte. Dieser Baukommission gehörten an die Kollegen Behlke, Skottky, Sack, Schimmel (damals Elternbeiratsvorsitzender), Voß und Klöpfer (Komm. Wirtschaft des Rates der Gemeinde), Prellwitz (Bauleiter beim damaligen BMK Nord), Schmidt (damals Leiter des Betonwerkes), Futter (Mitarbeiter beim damaligen BMK Nord), Dinse (Ingenieur bei der Wasserwirtschaft) und Küffner (Mitglied des Elternbeirates).
Dieses Bauaktiv –unter meiner Leitung- hatte von der Vorbereitung bis zur Übergabe den Bau fest in der Hand.
In regelmäßigen Beratungen wurde der Fortgang festgelegt. Die Vorbereitungen, d. h. das Planieren des Geländes, das Anfahren der Großblöcke und weiterer Baumaterialien konnte so schnell durchgeführt werden, dass wir am Vorabend des 1. Mai 1961, anlässlich eines Aufbausonntags, den Grundstein legen konnten.
Zuvor war das Projekt erarbeitet worden. Herr Prellwitz hat die Erarbeitung des Projektes, die gesamte Vermessung und die Bauaufsicht als seinen Beitrag zum Nationalen Aufbauwerk übernommen.
Noch im Monat Mai konnten die Fundamentgruben ausgehoben, die Bankette konnten gegossen werden. Diese Arbeiten erledigten Lehrer und Schüler mit Hilfe des Betonwerkes Zinnowitz.
Schon einen Monat später begannen wir mit dem Setzen der Großblöcke. Hier ist der vorbildliche Einsatz eines Kranfahrers der LPG Neuendorf, die uns in selbstloser Weise half, und vieler Kollegen unserer Schule, so z.B. Koll. Kesten, Klauber, Scottky, Geisler, Schulmeister und Guse zu erwähnen.
In den Monaten Mai-Juli
wurde der Rohbau mit allen Außen- und Innenwänden soweit fertiggestellt, dass wir nach einer Bauzeit von 3 Monaten Richtfest feiern konnten.
Durch die vorbildliche Weiterarbeit vieler Eltern und Lehrer und mit Hilfe örtlicher Betriebe waren wir soweit, dass bereits am 10.9. die Klempnerarbeiten beendet waren und das Dach konnte eingedeckt werden.
Es folgte nun der schwierige Innenausbau. Mit dem Verlegen der Lichtanlage, der Be- und Entwässerung begannen Anfang Oktober Elektriker und Installateure des Fernsehgerätewerkes Staßfurth.
Das ging wiederum zügig voran, dass bereits Mitte Oktober mit dem Putzen begonnen werden konnte. Am 16. November schaufelten und mauerten die Lehrer der Schule den Heizkanal zum neuen Gebäude, damit mit der Installation der zentralen Heizanlage begonnen werden konnte.
Unsere Schüler waren am Nachmittag, als wir mit der Arbeit begannen, noch skeptisch, am nächsten Morgen bei Schulbeginn jedoch erstaunt, dass ihre Lehrer nicht nur guten Unterricht erteilen konnten, sondern in körperlicher Arbeit auch Werte erarbeiteten.
Anfang Dezember
war das Innenputzen abgeschlossen, die Heizung verlegt, so dass am 20.12.1961 der Probelauf der Heizung durchgeführt werden konnte.
Ein Beispiel der Arbeit sei hier weiterhin erwähnt. Als uns am 23.12. vom Bahnhof Zinnowitz mitgeteilt wurde, dass ein Waggon mit 15 to Material für den Fußboden zu entladen sei, dauerte es keine Stunde, bis 40 Eltern, Lehrer und Schüler mit den notwendigen Fahrzeugen bereit standen.
In 2 ½ Stunden waren diese 15 to Material entladen, abgefahren und im Neubau gelagert. Mit Hilfe aller Kräfte wurde der Innenbau so forciert, dass wiederum zu Ehren des 1. Mai 1962 die Übergabe der Schule erfolgen konnte.
Diese Übergabe gestalteten wir in Zinnowitz zu einem Volksfest. Wir hatten Grund zum Feiern, denn innerhalb eines Jahres wurden 4 Unterrichtsräume mit Nebenräumen, Toiletten und Flur geschaffen.
Am Anfang sagte ich, dass unsere Initiative begrüßt wurde, aber Geld und Material aus zentralen Mitteln nicht zur Verfügung gestellt werden konnten.
Ich möchte einiges zur Finanzierung zum Ausdruck bringen.
Die 4 geschaffenen Klassenräume haben lt. Projektierung einen Wert von 141.0 TM, davon erhielten wir aus dem Volksvertreterfonds der Gemeinde, aus Einsparungen und aus Lottomitteln rund 60.0 TM, so dass über 80.0 TM innerhalb eines Jahres im NAW [7] erarbeitet wurden. In der Hauptsache konnte dieser Wert durch Arbeitsleistungen geschaffen werden, aber auch durch Spenden unserer Eltern, Schüler und Betriebe.
So sammelte die damalige stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates, Frau Peters, allein in Peenemünde als Spenden der Eltern (die Schüler aus Peenemünde besuchten damals die 5. Klasse unserer Schule) über 800.-Mark.
80.0TM im NAW zu erarbeiten, 80.0 TM zusätzlich für unseren Staat ist eine hervorragende Leistung.
Natürlich kann man nur bauen, wenn auch Material zur Verfügung steht.
Die Arbeiter des Betonwerkes verpflichteten sich z.B. über den Plan und unter Verzicht der Lohnkosten die Großblöcke herzustellen, so stellte uns die LPG Neuendorf zusätzlich einen Kran zur Verfügung, so führt unser Patenbetrieb, die IG Wismut Zinnowitz, alle Fahrten unentgeltlich durch, die LPG Zinnowitz stellte uns Holz zur Verfügung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ich habe bisher in der Hauptsache den ökonomischen Wert, der durch beispielhafte Masseninitiative geschaffen wurde, berichtet. Selbstverständlich hatte die Schaffung der 4 Unterrichtsräume auch einen großen erzieherischen Wert. Nur dadurch, dass Eltern, Lehrer, Schüler und darüber hinaus die gesamte Bevölkerung von Zinnowitz ein gut arbeitendes, ein großes Kollektiv bildeten, konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Nur dadurch, dass Lehrer und Schüler immer wieder beispielhaft vorangingen, wurde gezeigt, welchen Nutzen echte Gemeinschaftsarbeit bringen kann. Nur dadurch, dass sich Einzelpersönlichkeiten für ganze Komplexe verantwortlich fühlten und die NAW-Arbeit zu ihrer eigenen Arbeit machten, waren diese Leistungen möglich.
Ich darf hier anführen:
  • die Projektierung und Bauaufsicht durch den Bau-Ing. Prellwitz,
  • die Projektierung und Ausführung der gesamten Elektro-Installation durch den Bau-Ing. Ludwig,
  • die Projektierung und Bauaufsicht für die Heizung durch den Heizungs-Ing. Schul,
  • die Projektierung und Aufsicht für die gesamten Fragen der Be-und Entwässerung durch den Ing. Dinse,
  • oder die gesamten Kostenabrechnungen durch den Kollegen Futter.
Allein für die angeführten Beispiele konnten 12.0 TM NAW-Leistungen erbracht werden.
Ich darf auch weiterhin anführen:
  • die mustergültige Unterstützung durch unseren Patenbetrieb,
  • durch den Dienstleistungsbetrieb der Gemeinde,
  • durch das Sägewerk Sadewasser (hier wurden sämtliche Bretter und Balken geschnitten).
Auch muß erwähnt werden, dass zur Durchführung eines solchen Vorhabens die kollektive Leistung- wie hier durch das Bauaktiv- maßgeblich dazu beigetragen hat, solche Leistungen zu vollbringen.
Wenn am Tage der Einweihung der damals 83-jährige ehemalige Lehrer aus Zinnowitz, Hans Schütze, das Band durchschnitt und den Weg in die neuen Räume freigab und ihm dabei die Tränen in den Augen standen, dann mag das ein Zeichen dafür sein, dass in unserem Staat der Arbeiter- und Bauern- Macht das vollendet werden konnte, was er sein ganzes Leben erträumte: Einsatz der gesamten Bevölkerung für die Schule.
Daß zur Übergabe der Gebäude der damalige Bezirksschulrat anwesend war und uns die Glückwünsche überbrachte, dass uns eine Grußadresse der Parteileitung übersandt wurde, dass uns Glückwünsche durch den damaligen Minister für Volksbildung und dass wir Glückwünsche durch die Deutsche Lehrerzeitung erhielten, bringt die Wertschätzung unserer Leistungen zum Ausdruck.
Ich habe zum 20. Jahrestag unserer Deutschen Demokratischen Republik über diese hervorragenden Leistungen von Eltern, Lehrern, Schülern, Betrieben und Zinnowitzer Bürgern geschrieben, weil ich der Meinung bin, dass solche Beispiele nicht alltäglich sind und dass sie den Beweis erbringen, dass in unserem Staat die sozialistische Menschengemeinschaft zu großen Taten bereit und fähig ist.
(Otto Behlke, Schuldirektor, 1969)

Ergänzungen

Lehrer Emil Berndt ist in Fünfeichen umgekommen. Er haute gerne die Kinder und oft. Am Wandertag war er fröhlich und umgänglich, dann genehmigte er sich einen guten Schluck, er hat auch die Orgel in der Kirche gespielt.
Paul Mentzel war ein engagierter Nazi, er verließ Zinnowitz mit seiner Familie nach dem Krieg und ging in den Westen. Ein angenommenes Kind ließ er hier zurück. Wer war es?
Im Trauregister aus den ältesten Kirchenbüchern 1705-1750, 340 Band 9 (Franz Schubert) Greifswald/ Usedom ist erwähnt: am 14.11.1749 heiratete Otto Matthias Wiedemann, Schulmeister/ Zitz eine Anna Surbeer (Ww. Greene)
Archiv Anklam Sign. 29-18, Allgemeine gesellsch. Entwicklung 1945-54

Abschließende Bemerkung

Mit den Aufzeichnungen von Otto Behlke endet 1969 die Schulchronik von Zinnowitz.
Danach wurde diese bis heute nicht fortgeführt.

Begriffserklärung

  1. * Pfarrei
  2. * Kossäthen = Gruppe der Dorfbewohner, die in der Regel eine Hütte und etwas Gartenland besaßen (Quelle Wikipedia)
  3. * Früher bezeichnete man als Auflassung auch das Ende der Nutzung oder die Aufgabe einer Sache, wobei diese oft der Verwahrlosung preisgegeben wird (Quelle Wikipedia)
  4. * Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
  5. * Kochkessel in Form einer leicht gedrückten Kugel mit schräg nach außen gezogenem Rand und drei Standfüßen. Zwei Henkel erlauben die Aufhängung an einem Bügel.
  6. * Sowjetische Militäradministration in Deutschland
  7. * Nationale Aufbauwerk