Völkshagen Ortschronik fortlaufend: Unterschied zwischen den Versionen

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Abb. Liste der Bevölkerung
 
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Bei der Nennung des Schultzen Jochim Mildan könnte auch der später noch im Dorf vorkommende Familienname Milhan gemeint gewesen sein. Zur Erläuterung muss gesagt werden, dass ein Kossate ein meist nur zu Handdiensten verpflichtetet Käter mit kleinem Landbesitz war, ein Baumann war der Bauer auf einer Hufe, auch Hüfner genannt. Bemerkenswert, dass der Schneider Jochim Arens gleichzeitig der Schulmeister war.
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Bei der Nennung des Schultzen Jochim Mildan könnte auch der später noch im Dorf vorkommende Familienname Milhan gemeint gewesen sein. Zur Erläuterung muss gesagt werden, dass ein Kossate ein meist nur zu Handdiensten verpflichtetet Käter mit kleinem Landbesitz war, ein Baumann war der Bauer auf einer Hufe, auch Hüfner genannt.  
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Bemerkenswert, dass der Schneider Jochim Arens gleichzeitig der Schulmeister (von 1783 - 1819) war.
  
 
In der Blankenhäger Kirchenchronik von 1735 hieß es:
 
In der Blankenhäger Kirchenchronik von 1735 hieß es:
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„Die eingepfarrten Dörfer alhie sind insgesamt Hertzogl. Dörfer und Unterthanen, ohne das einzige Dorf Willershagen. Specifice ist hier eingepfarret: der Hertzogl. Hof Mandelshagen, die Hertzogl. Dörfer Blanckenhagen, Gräsenhorst, Völckshagen und Beneckenhagen nebst dem Ribbenitzer Klosterdorf Willershagen. Man findet in dem General-Visitir-Buch, daß die Rostocker Wolfshäger Kirche ein Filial alhie gewesen.“
 
„Die eingepfarrten Dörfer alhie sind insgesamt Hertzogl. Dörfer und Unterthanen, ohne das einzige Dorf Willershagen. Specifice ist hier eingepfarret: der Hertzogl. Hof Mandelshagen, die Hertzogl. Dörfer Blanckenhagen, Gräsenhorst, Völckshagen und Beneckenhagen nebst dem Ribbenitzer Klosterdorf Willershagen. Man findet in dem General-Visitir-Buch, daß die Rostocker Wolfshäger Kirche ein Filial alhie gewesen.“
 
Eine Auflistung der „Beichtkinder“ fehlte in diesem Fall.
 
Eine Auflistung der „Beichtkinder“ fehlte in diesem Fall.
 
  
 
==Völkshagen seit dem 19. Jahrhundert==
 
==Völkshagen seit dem 19. Jahrhundert==

Version vom 4. Oktober 2017, 12:25 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtVölkshagen
Zeitlicher Schwerpunkt1233–fortlaufend
UrheberrechteAnita Sawitzki
Erstellungszeitraumseit 2002
Publikationsdatumveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Ortes Völkshagen
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Ünnern blagen Himmelsbagen,

ünnere warme Hergottssünn

liggt min leiw lütt Dörp Völkshagen,

wo ick bor`n un tagen bünn.

Wo min Vaddershand mi strakt hett,

wo ick seet up Moders Schot.

Di, min Weigenstäd Völkshagen,

blief ick tru in Not un Dot.


Helmuth Schröder (1842-1909)


Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.

Umgekehrt können die Hinweise gern unter dem Reiter „Diskussion“ gegeben werden.


Über Völkshagen wurde 1910 geschrieben

„Wie ein richtiger „Hagen“ erstreckt sich das Dorf in langer Linie fast genau von Norden nach Süden. An beiden Seiten der Dorfstraße liegen die Bauernhäuser mit weißen Wänden, dunklen Pfosten und grüngelben Strohdächern. Nur am Weg nach Blankenhagen liegt eine Häuslerreihe modernen Anstrichs, aber das Volk empfindet sie als etwas Fremdes, Dazugekommenes, Angeflicktes und nennt die Reihe den „Lappen“. Und nach Norden zu, nicht weit vom Wald entfernt, liegt ein Gehöft, das man die „Hölle“ nennt. Früher soll ein Besitzer namens Düwel darauf gewohnt haben. Im Südosten vom Dorf, nach Gresenhorst zu, liegt die „Kiep“. Der amtliche Name für die beiden Kossatenstellen ist Neu-Völkshagen. Den Namen aber erklärt man folgendermaßen: Zwei Brüder in Gresenhorst hatten einst einem Herzog einen Dienst geleistet und zum Dank sollten ihnen zwei Hofstellen in Völkshagen geschenkt werden. Die Wahl des besseren Stück Land sollte dem zustehen, der in einem von Gresenhorst nach der Grenze zu veranstaltenden Wettlauf Sieger sein würde. Beide kamen zeitgleich an. Da warf einer der beiden seine Kiepe in weitem Schwung voraus und rief: „De Hof is min“. Die beiden Hofstellen heißen noch heute die „Kiep“. Soweit die Legenden, aber diese Namen im Dorf haben in der Zwischenzeit Ergänzungen gefunden. Der „Rietut“ liegt zwischen Unterdorf und „Hölle“, einen gehörigen Abstand zu den letzten Häusern des Unterdorfes haltend, Häuser, die eben dem Dorf ausgerissen waren. Der „Kreigenbarg“, ist die Verlängerung des Oberdorfes zum Wald hin. Dass diese Namen als ein Stück Geschichte im Bewußtsein der Bevölkerung geblieben sind, ist auch den Einwohnern zu verdanken, die sich vehement dafür eingesetzt haben, dass einige von ihnen neben den Straßenbezeichnungen Babendörp, Unnerdörp und Landstraat in ihrer plattdeutschen Form amtlich wurden.



Ersterwähnung des Ortes Völkshagen

Völkshagen ist ein Rodungsdorf, das im Zuge der deutschen Kolonisation im 12. bzw. 13. Jahrhundert entstanden ist. Am 13. Dezember 1233 verlieh Bischof Brunwald von Schwerin seiner Schwester Sohn gleichen Namens urkundlich mehrere Zehnten im Bereich des Kirchenspiels Ribnitz, darunter auch das Hagendorf Volkeshagen. Dieses Datum gilt als die urkundliche Ersterwähnung des Dorfes Völkshagen.


Die bäuerliche Lebensweise – prägend für das heutige Mecklenburg über Jahrtausende hinweg – war um 3000 v. u. Z. im Entstehen. Eine seßhafte Siedlungsweise entstand in der Neusteinzeit, setzte sich in der Bronzezeit (ca. 600 v.u.Z.) und in der Eisenzeit fort. Germanische Stämme hatten sich herausgebildet und gerieten im Laufe der Zeiten mehr und mehr in Bewegung. Die germanischen Wanderungen, letztlich Ende des 4. Jahrhunderts u.Z. in der klassischen Zeit der Völkerwanderung angekommen, bewirkten, dass die Besiedlung unseres Raumes dünner wurde und slawische Stammesverbände hier Land nahmen. Seit dem 6. Jahrhundert war es der Stammesverband der Obotriten, später kam der Stamm der Wilzen/Lutizen dazu. Deutsche Adlige, Bauern, Handwerker und Kaufleute besiedelten seit dem 11./12. Jahrhundert den Raum zwischen Ostsee und Elbe. Sie stammten aus dem niederdeutschen Kernland, aus Westfalen, Ostfriesland und dem Rheinland. Aus dem Zusammentreffen slawischer und deutscher Verhältnisse ist im 12. Jahrhundert die eigentliche mecklenburgische Geschichte erwachsen. Um 1200 begünstigte Fürst Borwin I. die Einwanderung deutscher Siedler. Neben slawische Bauern traten deutsche bäuerliche Siedler. Parallel zur militärischen Eroberung vollzog sich diese Siedlungsbewegung von West nach Ost. Als wesentliche Neuerungen brachten sie die Hufenverfassung, den schweren Bodenwendepflug und eine entwickelte Dreifelderwirtschaft mit sich. Um 1230 war laut Ratzeburger Zehntlehenregister die Masse der in Westmecklenburg aufgeführten mehreren hundert Dörfer bereits verhuft. Einen Höhepunkt erreichten in diesem Zeitraum auch die Rodungen. Die Konzentration der Hagenhufendörfer zwischen Doberan, Rostock und Ribnitz in noch heute waldreichen Gebieten zeugte von der schweren Arbeit des Landesausbaus. Aus dem Waldreichtum und den Hölzungen, die diese Dörfer umgaben, ist auch die Namensendung „hagen“ zu erklären, weil sie im oder am „Hag“ (eingehegter Ort, bedeutet aber auch Dornhecke, Waldrand, Hain) gelegen waren.

Und damit sind wir wieder im Jahr 1233 angekommen, aus dem die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Völkshagen stammt. In einer bischöflichen Verordnung über den „Zehnten“ im Kirchspiel Ribnitz wird auch Völkshagen genannt, in der damaligen Sprachform „Volkeshagen". In der Urkunde Nr. 421 des Mecklenburgischen Urkundenbuches [MUB], Bützow d. 13. Dec. 1233, heißt es, dass Bischof Brunward v. Schwerin seinem Neffen, dem Ritter Brunward, die aufgetragenen halben Zehnten aus verschiedenen Orten verleiht und andere Zehnten aus dem Kirchspiel Ribnitz hinzufügt. Wörtlich steht: „…auss der Stadt Ribenitz alle Zehenden, so dem Bischoffe von den bawleuten [Bauleuten/Baumänner = Bauer, Wirt auf einer Bauernhufe, auch Hüfner genannt] zukommen, zu Kolozyov [Kölzow] von 1 hufen, Kersebome von 1 hufen; und in den Hagen, alss Blankenhagen, Volkeshagen und Wulfardesshagen von sechsszehen Hufen. Acta sunt haec anno gratiae 1233. Datum Buzyov, idus Decembris.“



Anfänge der Geschichte Völkshagens

Das nächste überlieferte Datum ist 1302, als König Erich von Dänemark, der im nahe gelegenen Dänschenburg, „als er sich der Herrschaft Rostock bemächtigt hatte, ums Jahr 1300 die gleichnamige Burg Dänschenburg erbauete, woselbst er häufig verweilte“ (laut „Handbuch des mecklenburgischen Landes“ von 1843), am 11. November des Jahres dem Ritter Heinrich von Preen (Prien ?) das Eigentum und Gericht von Völkshagen verlieh.

Im März 1455 wurde Völkshagen teilweise und am 24. Juni 1460 ganz von den Ritterfamilien Preen und Kronwel, denen bis dahin das Dorf gehörte, an das Kloster Ribnitz verkauft.

In den Klosteraufzeichnungen von 1620 ist eine Beschreibung des Dorfes Völkshagen zu finden. 9 Baumänner und 1 Kossate [in den Quellen auch Kosate, Coßate oder Cosate geschrieben] mit Familien lebten im Ort mit den insgesamt 18 Hufen und ¾ Morgen Acker. Dorfschulze war der Bauer Chim Rode. Über sein Anwesen wird berichtet, dass das Hauptgebäude mit Stallgebäude an den Seiten aus guten Lehmwänden bestand und mit Stroh gedeckt war. Die Fenster waren Glasfenster und in der Stube stand ein Kachelofen. An der Scheune schlossen sich zu beiden Seiten Stallungen an. Weiter gehörten ein Backofen, eine kleine Kate, 2 Wagenschuppen und ein Baumgarten zum Hof, der mit Hakelwerk umzäunt war und vorn 2 Tore hatte. Sein Viehbestand waren 14 Pferde, 22 Rinder, darunter 10 Milchkühe, 10 Schafe, 4 Ziegen, 16 Schweine, 12 Gänse, 20 Hühner und 1 Stock Bienen.


Im Jahr 1669 ging Völkshagen im Zuge der Reformation in den herzoglichen Besitz über und gehörte von nun an bis in die 1920er Jahre zum Domanialamt Ribnitz.

Von den andauernden Kriegen in den Jahrhunderten blieb auch Völkshagen nicht verschont. So wurde das Dorf im Jahre 1676 durch die brandenburgische Armee geplündert.

Weder vom 30-jährigen Krieg noch von den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen blieb das Dorf verschont. Belegt ist die Plünderung des Dorfes 1676 durch die brandenburgische Armee.

1704 berichteten 300 Mecklenburger Pastoren über ihre Kirchspiele mit 1.700 Ortschaften, über ihre dienstlichen und persönlichen Verhältnisse und über ihre 100.000 Beichtkinder [das sind die Konfirmanden oder Konfirmierten]. Im Kapitel „Specifikation aller Eingepfarrten zu Blanckenhagen“ ist unter IV. „Dorf Völkeshagen ist 1/4 weges von hier“ eine Auflistung der damaligen Dorfbevölkerung zu finden.

Abb. Liste der Bevölkerung

Bei der Nennung des Schultzen Jochim Mildan könnte auch der später noch im Dorf vorkommende Familienname Milhan gemeint gewesen sein. Zur Erläuterung muss gesagt werden, dass ein Kossate ein meist nur zu Handdiensten verpflichtetet Käter mit kleinem Landbesitz war, ein Baumann war der Bauer auf einer Hufe, auch Hüfner genannt. Bemerkenswert, dass der Schneider Jochim Arens gleichzeitig der Schulmeister (von 1783 - 1819) war.

In der Blankenhäger Kirchenchronik von 1735 hieß es: „Anno 1735 habe ich [der Pastor Elich] mit den dreien Kirchenjuraten Jochim Mildam [oder Milhahn?], Schulze aus Völkshagen, Hans Schwarze aus Gresenhorst und Hinrich Witten aus Blankenhagen den Turmbau in Gottes Namen angefangen, weil der alte Turm sehr gebrechlich war, wozu sich die ganze Gemeinde gar willfärtig bewiesen, indem dieselben gleich im Winter das meiste Holz angefahren, bei 200 Stücke, so in unserm Kirchbillenhagen von mir und den Kirchenvorstehern ausgesucht und sogleich von den fahrenden Bauersleuten gefället worden.“ Die starken „Sohl- und Spaarhölzer“, die man im Kirchenholze nicht hatte, wurden von Fürstlicher Seite „verehret“ (vom Mandelshäger Felde, Völkshagen und Steinhorst).

Festgehalten ist diese Bemerkung im Festbuch zur 700-Jahrfeier der Gemeinde Blankenhagen am 15./16. Juli 1933.

1751 hielten der Blankenhäger Pastor Elich [Andreas Elich war von 1703-1746 amtierender Pastor in Blankenhagen]und sein jüngerer Amtskollege Capobus laut „Mecklenburgischem Beichtkinderverzeichnis in ihrem Pfarrbericht zum Dorf Völkshagen lediglich fest: „Die eingepfarrten Dörfer alhie sind insgesamt Hertzogl. Dörfer und Unterthanen, ohne das einzige Dorf Willershagen. Specifice ist hier eingepfarret: der Hertzogl. Hof Mandelshagen, die Hertzogl. Dörfer Blanckenhagen, Gräsenhorst, Völckshagen und Beneckenhagen nebst dem Ribbenitzer Klosterdorf Willershagen. Man findet in dem General-Visitir-Buch, daß die Rostocker Wolfshäger Kirche ein Filial alhie gewesen.“ Eine Auflistung der „Beichtkinder“ fehlte in diesem Fall.

Völkshagen seit dem 19. Jahrhundert

Für 1843 kann aus dem „Handbuch des mecklenburgischen Landes“ von Gustav Hempel II. Teil, zu den Dörfern im Wendischen Kreis, Amt Ribnitz, entnommen werden: „Volkshagen, mit 5 Bauern, 31 Büdnern, Forsthof, Schule und 342 Ew. [Einwohnern]; erstreckt sich ebenfalls in großer Länge. Neu Volkshagen, 2 Erbpachtgehöfte mit 8 Ew.“

1874 – Wilhelm Wessel kauft für 6.200 Taler die Hufe 5.

1885 lebten in Völkshagen, Neu-Völkshagen eingeschlossen, 398 Menschen, Für 96 Familien gab es 56 Wohnhäuser. 1880 waren 394 Einwohner verzeichnet.

1886 – der später als Heimatdichter bekannt gewordene Helmuth Schröder nahm die Lehrerstelle in Völkshagen an. Er lebte und arbeitete hier bis 1908.


1900 – 366 Einwohner zählte das Dorf

1901 – In Völkshagen lebten 5 Erbpächter, 31 Büdner (darunter 1 Schmied, 2 Branntweinhändler, 1 Krüger), 15 Häusler (darunter 1 Krüger). Es gab eine Revierförsterei. Revierförster zu diesem Zeitpunkt war Rudolf Wienke, Dorfschulze war Karl Brüdigam. In Neu-Völkshagen lebten 2 Erbpächter.


1907 – 1 Häusler (1 Schmied) war hinzugekommen. Revierförster war Karl Rugenstein und Dorfschulze Fritz Schefuß.

1910 – Carl Sinnig besaß die Maschinenbauanstalt, Schmiede und Gastwirtschaft in der Häuslerei Nr. 7. Im Dorf lebten 368 Einwohner.

1911 – Anzeige am 9. September im Stadt- und Landboten: „Dem geehrten Publikum von Völkshagen und Umgegend erlaube ich mir die Anzeige zu machen, daß ich die früher vom Schmiedemeister Sinnig betriebene Maschinenbauanstalt, Schmiede und Gastwirtschaft käuflich erworben habe. Ich bitte, das meinem Vorgänger gewährte Vertrauen auch mir zuteil werden zu lassen. Hans Dethloff, Maschinenbauer“

1911 – gegenüber 1907 waren 2 weitere Häusler hinzugekommen. Die Büdnerwitwe Caroline Ahrens, geb. Waack, verkaufte ihre Büdnerei Nr. 18 an den Arbeiter Kluth aus Bartelshagen.

1916 – Kriegsgefangene des I. Weltkrieges arbeiteten auf den Höfen und in dem Forst von Völkshagen.

1917 – Gemeldet wurde, dass aus dem Dorf Kriegsgefangene (3 Russen und 1 Belgier) entwichen waren.

1918 – Die Häuslerei mit der Schmiede und der Gastwirtschaft kam in Besitz von Paul Groth, der viele Jahre beides betrieb, bis er etwa 1940 die Geschäfte an seinen Schwiegersohn Paul Reichert übergab.

5. Februar 1918 – Im Ribnitzer „Stadt- und Landboten“ wurde angekündigt: „Holzversteigerung im Forst Völkshagen am Montag, dem 11. Februar 1918, über Eichen, Buchen und Hainbuchen, Birken, Erlen, Kiefern und Fichten. Besichtigung vom 8. Februar an. Versammlung und Verlesung der Bedingungen morgens 10.00 Uhr im Gasthaus Groth in Völkshagen. Für das geringe Sortiment an Reiserknüppel und Reisig tritt beschränkte Konkurrenz ein (nur für Büdner, Häusler, Einwohner p.p. Domaniums). Völkshagen, 1. Februar 1918 Karl Rugenstein Großherzoglicher Revierförster“

November 1920 – Im Ort brach die Maul- und Klauenseuche aus.

Nach 1921 – wurde auch Völkshagen mit elektrischem Strom versorgt, ausgenommen waren der „Riet ut“ und die „Hölle“. Die Dorfstraße wurde ebenfalls in den 20er Jahren neu gepflastert.

1922 – Am 1. Januar wurde die Försterstelle vom Förster August Breuel besetzt. Die Forstverwaltung in Völkshagen wurde mit diesem Datum aufgelöst.

1923 – Für das Amtsgericht Ribnitz waren folgende Völkshäger tätig: Geschworener Karl Dethloff Hauptschöffe Paul Groth

Nach der Zählung vom 16. Juni 1925 lebten im Ort 327 Einwohner.

1927 -1933 war Fritz Thiel Bürgermeister in Völkshagen.

1930 - wurde eine Verstärkung und teilweise Erneuerung des E-Netzes beschlossen, weil das elektrische Ortsnetz wegen der Zunahme der Anschlüsse den Ansprüchen nicht mehr genügte.

1930 – wurde das Denkmal für die Opfer des 1. Weltkrieges aus Völkshagen und Mandelshagen eingeweiht. Nach 1990 wurden die Namen der im II. Weltkrieg Gefallenen auf einer Gedenktafel an diesem Denkmal angebracht.

Das Mecklenburgische Ortsverzeichnis von 1930 hielt fest, dass Völkshagen zur Post Gelbensande und zum Amt Rostock gehörte, eine Schule mit 2 Klassen hatte und eine Försterei. Es gab im Dorf 5 Hofbesitzer [Bauernstellen von 20 bis 60 ha], 31 Büdner [B. hatten etwa 10 bis 20 ha Land], 19 Häuslereien [bis 1 ha Land], 2 Schmieden, 1 Krug, Motormühle, Landgericht und Landkrankenkasse in Rostock, Amtsgericht, Fronerei, Telefon 180 Ribnitz, Standesamt Blankenhagen, Zugverbindung über Gelbensande, Kraftposthaltestelle war vorhanden, Dorfschulze (Gemeindevorsteher) war der Häusler Fritz Thiel.

Es wurden 329 Einwohner gezählt.

Abb. Ribnitzer Adressbuch von 1930

Unter den Abkürzungen im Adreßbuch von 1930 ist zu verstehen: B. – Büdnereien; H. – Häuslereien; E.H.– Erbhof (Die Erbhöfe 6a und 6b befanden sich in Neu Völkshagen („Up de Kiep“). Johann Waack (H. 15) war als Weber im Dorf bekannt.

1. Juni 1930 – Heimatfest zu Ehren von Helmuth Schröder, Mitbegründer und Ehrenmitglied des „Plattdütsch Vereens för Rostock un Ümgegend“. Eine Gedenktafel wurde am Schulgebäude angebracht.

1931 – In der Nacht vom 24. zum 25. November drangen Diebe in das Haus des Kaufmanns Lönnies ein und entwendeten Räucherware [Rauchwaren?], Käse, Butter, Strümpfe und 8 bis 10 Mark Bargeld.

1933 -1939 war Franz Hauschild Bürgermeister.

1938 – In unmittelbarer Nähe der Schule wurde ein Dorfplatz [Thingplatz] eingeweiht. Im „Marlower Tageblatt“ stand dazu: „Am 12. Juli vereinte sich die gesamte Dorfgemeinschaft von Völkshagen zu einer schönen Feierstunde, galt es doch, einen Dorfplatz einzuweihen, der von den Einwohnern in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit fertiggestellt wurde. Der Dorfplatz ist in aller Einfachheit harmonisch und schön in das Dorf selbst eingegliedert und wird künftig dessen Schmuckstück sein. Es ist eine Leistung, die zum Sinnbild der Gemeinschaft wurde, wie wir sie wollen und brauchen. Das betonte auch Kreisleiter Sievert bei seiner Ansprache, in der er die Weihe des Dorfplatzes und einer auf ihm gepflanzten Eiche vornahm, nachdem der Ortsgruppenleiter allen denen seinen Dank ausgesprochen hatte, die sich freiwillig in ihren Mußestunden an den Arbeiten beteiligt hatten. Der Festabend des Dorfes wurde mit einem kameradschaftlichen Zusammensein beendet.“

August 1938 – Bauunternehmer Wilhelm Düwel ersteigerte die Häuslerei Nr. 8 [„Riet ut“] des verstorbenen Stellmachers Wilhelm Finck. Die Gebäude waren sehr verfallen und polizeilich gesperrt.

1939 – 305 Einwohner, Bürgermeister von 1939 bis 1945 war Reinhard Waack.

1941 – Dem Zweiten Weltkrieg fielen auch Völkshäger zum Opfer: Richard Dethloff, Willi Gierahn, Willi (Wilhelm ?) Kluth, Bruno Lönnies, Ulrich Lönnies, Jürgen Lönnies Carl Possehl, Otto Rademacher, Fritz Wulf, Walter Düwel, Erich Hauschild, Günther Holtz, Fritz Örgel, Fritz Possehl, Fritz Waack, Karl-Heinz Rehberg


Völkshagen nach 1945

1. Mai 1945 – Streitkräfte der Roten Armee zogen in Völkshagen ein. Bürgermeister war für kurze Zeit Otto Knuth. Der schlimme Krieg war endlich vorbei. Im Ort entwickelte sich langsam das Handwerk. * Fam. Reichert - Schmied *L. Schade - Schneider *Herr Kienert - Schuhmacher *H. Kösterke - Friseur * O. Finck - Tischler.

1945 – Otto Finck beginnt im Unnerdörp mit dem Aufbau seiner Tischlerei, die von 1949 bis 1958 unter seinem Namen als eingetragener Handwerksbetrieb geführt wurde. 1958 übernahm sein Sohn Dieter Finck die Tischlerei und führte sie bis 1994. Bis 1997 wirkte dann dessen Sohn, Axel Finck, hier als Tischler.

1946 – Gründung eines Umsiedlerausschusses, Vorsitzende war Frau Harms. Das Dorf hatte jetzt 557 Einwohner, davon waren 268 Einheimische und 289 Flüchtlinge. Am 15. September fanden Neuwahlen der Gemeindevertreter statt. Von 1946 bis 1950 war Erich Harms Bürgermeister.

1948 – 523 Einwohner leben im Ort. 1949 – Von den verbliebenen 485 Einwophnern sind 197 männlich und 288 weiblich.

1950 - 1958 war Willi Kankelfitz Bürgermeister.

1952 – Völkshagen gehört nach der Bildung der Bezirke und der Verwaltungsgebietsreform zum Kreis Ribnitz-Damgarten.

1953 – Zu denen, die in diesen Jahren in den Westen flüchteten, gehörte auch die Familie Wessel. Am 12. März wurde das Inventar des verlassenen Hofes geschätzt, Acker, lebendes und totes Inventar wurden ab September von 4 Nutzungsberechtigten bewirtschaftet.

1955 – Die Gebäude von Karl Wessel gehen an die Gemeinde Völkshagen über.

1957 – Ottilie Finck erwirbt die Häuslerei Nr. 7 [„De Lappen“] mit Gaststätte, die nun als Finckenkrug bis 1965 ihr Eigentum war. Die vorigen Eigentümer, Ilse und Paul Reichert, waren 1957 in den Westen gegangen. Die von P. Reichert betriebene Schmiede wurde um 1958 abgerissen. Die Gaststätte und der Saal wurden bis 1965 saniert. Pächter der Gastwirtschaft war bis etwa 1959 die HO und später bis 1983 der Konsum.

1959 -1970 war Karl Wiening Bürgermeister.

1. März 1960 – Mit dem Beschluss der SED zur Vollgenossenschaftlichkeit im Jahre 1960 kam es auch in Völkshagen zur Bildung einer LPG vom Typ III mit dem Namen "Völkerfreundschaft". In den folgenden Jahren erfolgte die Eingliederung der Pflanzen- und Tierproduktion in die LPG Gresenhorst. Mit der Liquidation der LPG Gresenhorst am 29. Juli 1991 erhielten die Genossenschaftsmitglieder im Laufe der Zeit Anteile am Genossenschaftseigentum zurück. Seit 1993 bewirtschaftet Fritz Friedrichsen als Neueinrichter einen Teil der Flächen.


1964 – Eine Sparte der Kleingärtner wurde gegründet. Die Schule in Völkshagen wurde geschlossen, die Kinder fuhren nach Gresenhorst zur Schule.

1970 -1973 war Ulla Prommer Bürgermeisterin.

1971 – Der Viehstall auf dem Grundstück Wessel brannte ab.

1974 – Völkshagen ist keine eigenständige Gemeinde mehr, wird ein Ortsteil von Gresenhorst. Es kommt zur Angliederung der Tierproduktion Völkshagen an die LPG (T) Gresenhorst. 1975 – Ausbessersungsarbeiten an Bürgersteigen und Dorfstraßen. Im Oberdorf wurden Meliorationsmaßnahmen durchgeführt.

1977 – Die Gärtnerei Völkshagen plante für dieses Jahr die Produktion von 180 dt. Treibgemüse und 1.030 dt. Freilandgemüse.

1980 – Im Ort gab es folgende Einrichtungen und Handwerker: 1 Gemeindeschwesternstation, 1 Poststelle, 1 WtB-Verkaufsstelle 2 Gaststätten 1 Saal für Feierlichkeiten 1 Schumacher 1 Tischler 1 Plakat-Schriftmaler 1 Damenfriseur Gebäude der LPG: 1 Kuhstall 1 Abferkelstall 1 Sauenstall

1982 – Vorbereitungen zur 750-Jahrfeier in Völkshagen begannen.

1983 – Ottilie Finck verkaufte die Häuslerei Nr. 7 mit Gaststätte an Herrn Borstel. 1990 kaufte der Sohn von Ottilie Finck, Uwe Finck, diese zurück und richtete hier den Sitz seiner Firma für Sicht- und Lichtwerbung ein, die er von 1977 bis 2011 in Völkshagen betrieb.

25. und 26. Juni 1883 – die 237 Bürger des Ortes feiern mit vielen Gästen 750 Jahre Völkshagen. „De Völkshäger Danzgrupp“ wurde gegründet. Mitte der 80er Jahre wurde der Forsthof abgerissen, in dem nach Kriegsende viele Flüchtlinge untergebracht waren und deren Stallungen später von der LPG genutzt wurden.


Völkshagen im wiedervereinten Deutschland

1990 – Nach der gesellschaftlichen Wende schlossen die Konsumgaststätte und der Konsumladen.

1991 – Der Dorfladen „Kiek und Köp“ im Oberdorf wurde eröffnet. Im gleichen Jahr Eröffnung der Filiale einer Baum- und Landschaftspflege-Frma durch Heinz Schleusner, die er ab 1993 als eigenständige Firma betreibt.

1992 – Etwa 500 ha Land wurden an die GmbH „Am Wallbach“ Mandelshagen verpachtet.

1993 – Die Ortsverbindung nach Blankenhagen wurde erneuert. Fritz Friedrichsen aus Schleswig-Holstein kaufte als Neueinrichter das ehemalige Seiersche Gehöft.

12. Juni 1993 – Dorffest anlässlich 760 Jahre Völkshagen. Am Kriegerdenkmal wurden neue Tafeln mit den Namen der Opfer des 1. Weltkriegers und auch des 2. Weltkrieges angebracht.

1994 – Im August weilten für drei Wochen strahlengeschädigte Kinder aus Dobrusch bei Tschernobyl in Völkshagen. Die Gasteltern dieser Kinder erhielten die ersten Dankesbriefe von ihnen und ihren Eltern.

1995 – 21 neue Eigenheime sind nach 1990 gebaut worden.

1996 – Im Juli wurde das Kinderfest gefeiert, an dem Kinder aus Ljuban und Dobrusch (Weißrußland) teilnahmen. Die Ortsverbindung durch den Wald nach Rostocker Wulfshagen wurde erneuert.

1998 - Bürgermeister Wolfgang Heiden, zuständig für Gresenhorst, Völkshagen, Dänschenburg, wurde von B. Schmidtbauer, in OZ Ribnitz-Damgarten vom 16.01.1989 in der Reihe "Uns Dörp" befragt. Danach sollte auch in Völkshagen die kaputte Straßenbeleuchtung in Ordnung gebracht werden. Eine Tempobeschränkung auf 30 km/h am Ortseingang, von Mandelshagen herkommend, war jedoch von der Straßenverkehrsbehörde abgelehnt worden. Im Oberdorf begannen die Arbeiten an einem neuen Gehweg. In den 3 Dörfern lebten etwa 1050 Einwohner.

1999 – Der Dorfverein „Helmuth Schröder“, benannt nach dem ehemaligen Völkshäger Lehrer und niederdeutschen Heimatdichter, wurde gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Heinz Mieth gewählt.


Aus der Schulgeschichte von Völkshagen

Die ersten Quellen berichten seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts von Schulmeistern in Völkshagen. Claus Ahrens (1711-1784) war laut Unterlagen der Schule von 1742 bis zu seinem Tod hier als Schulmeister tätig. Nachfolger war sein Sohn Jochim Ahrens, geb. 1759, der von 1783 bis 1819 seinen Schuldienst versah. Ihm folgte von 1819 bis 1850 Jochim Heinr. Ahrens. Anschließend übernahm wiederum ein Sohn, Johann Christoph Ahrens, die Amtstätigkeit seines Vaters bis 1858.

Um 1836 wurden etwa 95 Kinder unterrichtet und 1854 ungefähr 100 Kinder. Wegen der unzulässig hohen Schülerzahl musste eine 2. Lehrerstelle geschaffen werden. Am 11.08.1853 erbat Lehrer Ahrens diese für den kommenden Winter und versprach, ihm Wohnung, Bett und Wäsche zu geben. 1854 wurde das Schulhaus mit einer Wohnung für den 2. Lehrer vergrößert. Ab 1859 war dann die Schule endgültig zweiklassig.

1886 bis 1908 war der Heimatdichter Helmuth Schröder an der Schule als Schulmeister tätig.

1908 wurde der Lehrer Paul Johst eingestellt. Laut Jahrbuch 1921 ist P. Johst am 16.07.1915 für "Volk und Vaterland" im 1. Weltkrieg gefallen.

1915 kam Lehrer Suhrbier aus Gresenhorst nach Völkshagen, gefolgt von Herrn Lübbe im Jahr 1916.


1926 wurden die Landschulstellen in Mecklenburg-Schwerin beschrieben. Darin stand zu Völkshagen:

"Völkshagen b. Gelbensande. Bahnstation Gelebensande 8-9 km. Autoverbindung nach Ribnitz. Amt Rostock. Ortskl. D. Haus Steinfachwerk mit Strohdach. 4 Stuben und 3 Kammern. Rauchboden. Scheune hinter dem Haus, Steinfachwerk mit Strohdach. Garten 100 QR, guter Mittelboden, reichlich Obstbäume. Acker hinter der Scheune bzw. neben dem Garten, 750 QR. 4. und 5. Klasse bonitiert. Wiese 230 QR, 3 Min., und 50 QR beim Gehöft. Verpachtet bis Michaelis 1926 für 14 Ztr. Roggen. 230 QR Wiese und 250 QR Acker in eigener Wirtschaft. Gesetzl. Feurung. Handarbeitsunterricht."


Schulmeister Friedrich Garling war bis 1934 in Völkshagen tätig. Seine Frau hatte den Handarbeitsunterricht übernommen.

2. Lehrer war 1920 Wilhelm Kägebein. Fräulein Merten war von 1928 bis 1929 2. Lehrerin.

Seit 1929 gingen alle Kinder aus Rostocker Wulfshagen in die Völkshäger Schule. Sie mussten den recht weiten Weg meistens zu Fuß bewältigen.

Von 1929 bis 1932 unterrichtete Herr Schepler, der auch den Gesangsverein und die Theatergruppe leitete. Ihm folgten Herr Wrede (1932/1933), 1934 als Aushilfslehrer Herr Ihrke.

Lehrer Wullenbecker (1933-1936) wurde wegen Körperverletzung 1936 strafversetzt, leitete jedoch weiterhin den Gesangsverein. 1936 kam Joachim Gerlach als Hilfslehrer. 1937-1939 übernahm Lehrer Schade den Schuldienst. Anschließend war bis 1940 Herr Hartwig 2. Lehrer und leitete als Geigenspieler auch die Instrumentalgruppe mit Akkordeon- und Mandolinenspielern.

Die Schulleitung von 1939 bis 1945 hatte Fräulein Maercker. Sie war von einer höheren Mädchenschule in Ribnitz gekommen, an der sie seit 1913 tätig gewesen war. Sie unterrichtete alle Schüler von der 1. bis zur 8. Klasse.

Während der NS-Zeit wurde auf dem Schulacker eine Baracke für den "Reichsarbeitsdienst" gebaut. Diese Baracke wurde nach dem Krieg als Erntekindergarten genutzt und im Winter auch als Turnraum für die Schulkinder. Danach wurde auch in der Scheune auf dem Schulgelände der Sportunterricht durchgeführt.

Fräulein Rosi Dähn, die bis zum Krieg Schulleiterin einer Privatschule in Rostock gewesen war, leitete von 1946 bis 1952 die Völkshäger Schule. Fräulein Dähn blieb bis zum 75. Lebensjahr Lehrerin an der Schule, da die Jahre in der Privatschule für die Rente nicht zählten. Sie unterrichtete vornehmlich die Klassen 5-8.

Schulleiterin wurde 1953 Anneliese Blankenhagen (geb. 1923 - gest. 2017). Ihre Mutter, Frau Sigfried, gab den Unterricht in Nadelarbeit.

Weitere Lehrer waren an 1946 Herr Persson, 1951/1952 Frau Bierstädt, danach kurze Zeit Herr Pietschmann, da Frau Bierstädt, die Tochter eines Gutsbesitzers in den Westen übergesiedelt war. Fräulein Lewald, später Frau Bitter, unterrichtete ab 1953 die 27 Kinder der 1. bis 4. Klassen in einem Raum. Sie leitete auch die Mandolinengruppe und den Chor.

1959 wurden Sanitäranlagen beantragt und auch gebaut.

Am 1. September 1965 wurde die Schule in Völkshagen aufgelöst. Nun gingen auch die Kinder der 1. bis 4. Klassen nach Gresenhorst zur Schule.

Seit 1955 gingen bereits die Schüler der 7. und 8. Klasse nach Gresenhorst zur Schule. "Gingen" im wahrsten Sinne des Wortes oder kamen per Fahrrad, denn denn erst 1967 wurde von Völkshagen aus ein Schulbus eingesetzt, damit die Kinder nicht bei jedem Wetter mit dem Fahrrad nach Gresenhorst fahren mussten.


Aus Erzählungen ehemaliger Schüler über ihre Schulzeit sind einige Anekdoten geblieben.

Es kam beim Bemühen der plattdeutsch sprechenden Kinder, sich in der Schule hochdeutsch ausdrücken zu müssen, zu etwas unglücklichen "Übersetzungen". So sagte 1936 der 12-jährige F. Waack bei Lehrer Burmeister:"Wir haben in der Ernte geholfen und haben tüchtig geschweitzt" Plattdeutsch klingt es mit "hemm düchtig schweit" auch völlig verständlich, daran erinnerte sich M. Schaepe.


In der Schule erlebte der 1925 eingeschulte P.-F. Rehberg, dass es bei Verfehlungen Hiebe mit dem Rohrstock gab. Als er eine ganze Woche lang täglich 3 schmerzende Hiebe erwarten musste, weil er mit dem Katapult in Richtung der Mädchen geschossen hatte und leider auch Lehrers Tochter getroffen hatte, biss er am 3. Morgen dem Lehrer in den Oberschenkel. Nach 2 Tagen traute er sich erst wieder in die Schule, nachdem der Lehrer versprochen hatte, keine Hiebe mehr auszuteilen. Dafür musste er aus dem Jagdgebiet des Lehrers die erschossenen Hasen holen.


1955 war H. Gösch als Praktikant für Sport und Werken an der Schule tätig. Er hatte den Schülern der 1. bis 4. Klassen einen Wandertag versprochen. Leider regnete es an diesem Tag und der Wandertag sollte ausfallen. Das verstanden die Schüler überhaupt nicht und wanderten allein los. Sie erhielten alle einen Tadel, erzählte I. Lönnis.

Völkshäger Besonderheiten

In der Fundchronik des Ludwig Krause findet sich zu Völkshagen eine Sammlung von Artikeln und Notizen aus dem Zeitraum um 1900. Der Artikel „Im Völkshäger Forstrevier“, von Helmuth Schröder 1907 in „Die Heimat“ veröffentlicht, gehört zu den insgesamt 52 heute noch aufzufinden Vorgängen. Ein Auszug aus ihm bekräftigt u .a. das oben dargestellte Geschichtsbild.

„Bis an das Ende der Wendenzeit bedeckte die nordöstliche Ebene unseres engeren Vaterlandes ein circa 10 Meilen [Quadratmeilen] großer Wald. Er erstreckte sich vom Breitling bis zur Recknitz und von der Ostsee bis in die Gegend der heutigen Rostock-Sülzer Chaussee. Nur am Meeresrande und an dem Recknitzufer befanden sich Wendensiedelungen. Die Namen Müritz, Körckwitz, Karlewitz und Tressentin geben davon Zeugnis. Wo und wieviel die sächsichen und westfälischen Kolonisten nach Vertilgung der Wenden den Wald rodeten, erkennt man bei einem Blick auf die Karte an den Ortsnamen, die auf „hagen“, „rade“ und „horst“ endigen. Von dem verbliebenen Reste bildet die nördliche Hälfte, an der See hinstreichend, ein geschlossenes Ganzes und ist unter dem Namen der Rostocker und Ribnitzer Heide allgemein bekannt. Weniger ist dies der Fall bei dem östlich in ca. 2 Meilen von Nord nach Süd sich erstreckenden Teil. Er umfaßt die Forstreviere Altheide, Völkshagen, Billenhagen, Freienholz und erfährt nur in der Nähe von Völkshagen zwei sehr kurze Unterbrechungen. Von diesen Revieren ist jedenfalls das Völkshäger das weitaus interessanteste. Es umfaßt die Schutzbezirke Völkshagen und Gresenhorst; der erste nördlich, der andere südlich gelegen… Eine 700- bis 800-jährige Eiche von 8 m Durchmesser, bei welcher die Jugend des Dorfes ihre Pfingsten feierte, fiel dem Jagdeifer eines Reviergehülfen zum Opfer. Dem Reinecke, der unter ihren mächtigen Wurzeln hausete, schob der Jäger Feuer in den Bau. Es ergriff das morsche Mark des Riesen, dieses und das Kernholz verzehrend. Noch grünte und trotzte sie, bis nach Jahren die unbedachte Hand eines Hirtenbuben das gottlose Spiel wiederholte und die Alte das Opfer eines Sturmes ward, der sie von ungeschützter Seite, von Osten her, anfiel. Das war vor einem halben Jahrhundert. Seit jenen Tagen liegt sie, den Würmern und dem Zahn der Zeit preisgegeben, modern auf der Muttererde, deren Brust sie zu einer solchen Riesin emporsäugte, daß ihr hohlgebranntes Innere 9 Personen fassen konnte. Fünf zweihundertjährige Buchen umstehen sie im Kreise… Zwei tiefe Querschnitte zeigt der Riesenleib. Friedrich Franz II. wünschte die Alte als Sehenswürdigkeit in seinem Schloßgarten zu Schwerin zu haben. Des Transportes wegen sollte sie in einige Dutzend Blöcke zerlegt werden; allein die eigens zu diesem Zwecke angefertigten Sägen zerbrachen… Als Raritäten aus der Baumwelt seien eine „Krup“- und eine „Pusteiche“ erwähnt, die vorzeiten zu Sympathiekuren gegen Rheuma und Hautausschläge viel benutzt wurden und auch wohl aus noch unbegriffener Ursache Heilwunder wirkten. Schwerlich sonst hätte zu bequemerer Benutzung der 1850 hier wirkende Förster von Glöden Treppen für die Bäume geschaffen. Sein andenken lebt noch fort in d er „Glöden“- oder „Kronenbuche“, dem ältesten Baume ihrer Art, von 3 m Stammumfang, bei der er Rasenbänke für die Pfingstwaldfeier des angrenzenden Dorfes Gresenhorst schuf, während er selbst mit seinen Völkshägern die Pfingsten bei der damals noch grünen Eiche, “der Waldmutter“, feierte. Über die vielen großen Felssteine und Findlinge, die im Völkshäger Wald und den angrenzenden Äckern gefunden wurden, schrieb Lehrer Schröder: „Ungeheure Findlinge lagerten von alters her im Revier, später auf den durch Rodung angrenzenden Aeckern. Einhundertzwanzig vierspännige Fuder Sprengstücke lieferte der eine, 170 laufende Meter Stufensteine der andere. von ersterem erhielt sich die Sage: Riesen hätten von Marlow aus den Blankenhäger Kirchturm zerschmettern wollen, aber der Wurf sei zu kurz geraten. Eine andere Lesart ist die: Riesen zu Wustrow hätten dem Ribnitzer Pfarrkirchturm dies Schicksal bereiten wollen, hätten aber zu stark ausgeholt und das Wurfgeschoß 10 km weit über den Zielpunkt hinausgeschleudert. Findlinge von minderer Größe sind in Wald und Feld noch heute nicht selten.“ Schröder meinte zudem: „Von Interesse mag es noch sein, die Benennungen einzelner Waldesteile des Völkshäger Schutzbezirks durch die Forstarbeiter zu erfahren: Hinnennest, Schnitterie, Hülshost, Nettelbeck, Isebrink, Taterholt, Scheidenholt, Brakort, Swartensoll, Gaushurn, Hektkorf, Dossenhauw, Flaetbeck, Häudung, Müürken, Brandstäd, Grüppenhau, Stubbenhau, Lütthütt, Grothütt, Sagkuhl, Rittbrook, Korlshost, Imtidstäd, Radwisch und Hasenkoppel.“ Von diesen vielen Waldnamen sind heute leider nur noch der ein oder andere bekannt.


Erinnerungen von älteren Völkshägern

Nach dem Krieg hatten gerade die Umsiedler im Dorf oft Probleme, die plattdeutsche Sprache der Einheimischen zu verstehen. So erzählte der Büdner R. Paepcke in den 50er-Jahren, dass er während der Getreideernte eine junge Helferin vom Feld zurück auf den Hof schickte mit den Worten: "...hal mi fix den' Köter". Zur Verblüffung aller kam sie ganz außer Atem mit dem Hofhund zurück. Unter Gelächter erklärte man ihr, was mit dem "Köter" gemeint war. Nämlich eine große hölzerne Hungerharke, mit der per Hand nachgeharkt wurde.


1949 und in den Jahren danach wurde gern und oft auch hier im Dorf geheiratet. Die Hochzeiten waren damals ein Fest für fast das ganze Dorf. Wer nicht eingeladen war, konnte abends ans Fenster zum Zugucken, wohl eher auf ein Schnäpschen, kommen. Der Schnaps war nicht selten aus Zuckerrüben schwarz gebrannt worden. So auch für die Hochzeit von O. Kluth. Seltsam, dass gerade kurz davor eine Hausdurchsuchung nach einer Anzeige wegen angeblicher Schnapsbrennerei erfolgte. Es konnte jedoch nichts nachgewiesen werden. Ebenso wenig fand man das Schwein, das heimlich im Wald schwarz geschlachtet wurde. Die Zeiten waren nun mal für alle schwer und ein Völkshäger musste sich was einfallen lassen. Es kündete auf jeden Fall vom Zusammenhalt der notleidenden Menschen.


Einen April-Scherz anderer Art erlaubte sich der Schneidermeister U. Peters, als er seinen weiblichen Lehrling zum bebachbarten Tischler schickte, schnell einen Steinhobel abzuholen. Der Tischler begriff die Absicht und legte einen Stein in einen Sack. Damit kam dann das junge Mädchen zurück und musste sich den Spott der übrigen wissenden Lehrlinge gefallen lassen, denn es gab keinen Steinhobel und schon gar keinen, der für das Schneiderhandwerk gebraucht wurde.


Es muss so um 1974 gewesen sein. Eine hochbetagte Nachbarin war heftig gestürzt und kräftige Männerhände halfen, die Kranke auf die Trage des Krankentransportes zu heben. In tiefstem Ernst fragte die benommene alte Frau in gewohntem Platt: "Kam ick nu ierst in de Kirch, orrer war ick gliek beierdigt?" Die helfenden Männer könnten sich ein Grienen gerade noch verkneifen." Miterlebt hat dies der damals noch jüngerer Tischler Dieter Finck.


Gründung des Plattdeutschen Heimatvereins

Am 17. Januar 1933 stand im „Marlower Tageblatt“ geschrieben:

„Der Kriegerverein Völkshagen feierte am 14. Januar sein Winterfest in den Räumen der Gastwirtschaft Groth. Die Veranstaltung erfreute sich der regsten Anteilnahme seitens der Einwohnerschaft. Die Hauptzugkraft übte sicher die Aufführung zweier plattdeutscher Theaterstücke unserer Heimatschriftstellerin E. Schröder aus. In seiner Begrüßungsansprache hieß dann auch der Vorsitzende des Vereins, Kamerad Schade, die Verfasserin, die bei der Aufführung zugegen war, besonders herzlich willkommen. Die Gäste sollten auf ihre Kosten kommen. Das Stück ‚Heimat‘, das auch vor längerer Zeit in Ribnitz mit größtem Erfolg gespielt wurde, verfehlte seine Wirkung nicht, zumal es den Landbewohnern aus der Seele geschrieben war. Sämtliche Darsteller spielten mit großer Hingabe und mit ehrlich gemeintem Beifall lohnten die Zuschauer ihre Künstler aus der Dorfgemeinde, sie ehrten die Verfasserin, die vor Jahren selbst ein Kind des Ortes war. Auch das 2. Stück ‚Dörch de Zeitung‘ wurde mit sehr viel Beifall belohnt. Der Eindruck der Theaterstücke war so tief und nachhaltig, daß bei allen Anwesenden der dringende Wunsch entstand, die schon lange gehegte Absicht, sich zu einem plattdeutschen Heimatverein zusammenzuschließen, zu verwirklichen. Als nun Lehrer R. Suhr aus Ribnitz den Wert der Heimat in dieser Notzeit und die Verbundenheit unseres großen Heimatdichters Helmuth Schröder mit Völkshagen schilderte, schritt man einmütig zur Gründung. Mit dieser Neugründung wollte man vor allen Dingen dem allseitig hochverehrten früheren Lehrer Helmuth Schröder ein Denkmal der Liebe, Dankbarkeit und Verehrung setzen und man taufte den Verein auf den Namen: ‚Plattdeutscher Heimatverein Helmuth Schröder tau Völkshagen‘. Vorsitzender: Lehrer Garling Schriftführer: Büdner Radloff Rechn.-führer: Gärtner Ahrens Mit dem Versprechen, seine ganze Kraft in den Dienst der guten Sache zu stellen, übernahm Lehrer Garling das Steuer des neuen Vereins. Noch lange blieb man in schönster Eintracht zusammen. Der Kriegerverein Völkshagen aber kann mit Genugtuung auf diesen Abend zurückschauen. Ist es ihm doch gelungen, den Teilnehmern an der Veranstaltung eine wertvolle und erhebende Feier bereitet zu haben.“