Stülow: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Familien ===
 
 
 
                                                                   
 
 
Die '''Familien Fietze''' und '''Hanisch''' wohnten vor der Vertreibung 1945 gemeinsam in einem Haus(Schnitterkaten) in Straßburg/Deutsch Nettkow an der Oder.
 
 
Horst Fietze erinnert sich noch gut an die Geburt von Hans-Dieter Hanisch und daran, dass ihm gesagt wurde, Frau Hanisch hätte so geschrien, weil der Storch sie ins Bein gebissen hätte.
 
 
Auch Fietzes haben Schlimmes nach der Vertreibung durchgemacht. Nachdem sie den Durchzug der Sowjets heil überstanden hatten, wurden sie von den Polen ausgewiesen und zogen mit dem Handwagen planlos durch die Dörfer. Der Urgroßvater wurde erschossen, die Urgroßmutter musste blind zurückgelassen werden. Der Großvater wurde mit gebrochenem Bein auf dem Handwagen transportiert.
 
 
Verwandtschaftliche Verhältnisse:
 
•      Max Fietze(30.05.1900 – 18.12.1958); Marta Fietze(16.10.1908 – 24.07.1996)
 
• Paul Oestreich(25.05.1890 – 28.09.1971); Hedwig Oestreich(18.04.1895 – 07.11.1963)
 
• Frieda König(30.10.1903-2.2.1988) und Max Fietze waren Geschwister, daher Kinder von Max und Frieda Cousins und Cousine.
 
• Königs kamen 1945 zuerst in Stülow zur Büdnerei Jürß. Wolfgang wurde zuvor auf der Flucht geboren. Die Schwestern        Leonie und Christa waren älter. Der Vater war während oder nach dem Krieg ums Leben gekommen. Später wohnten Königs im „Pappkaten“(Häuslerei 2)
 
• Erwin Tyzak(18.02.1928-18.06.2013) heiratete Leonie König (früh gest.), lebte zuletzt mit Elli Holm, geb. Fietze zus.
 
• Gisela Oestreich war mit Bruno Tyzak verh. (12.10.1925-19.12.2014)
 
• Erwin Tyzaks Sohn ist Arno T./Walter T. war der Sohn von Bruno T. (Bruder von Erwin)
 
 
Familie '''Ernst Krause'''
 
 
• Ernst und Luise Krause mit den Kindern Christel und Irmgard sind 1945 aus Ostpreußen geflohen
 
• Sie kamen 1949 aus Moltenow nach Stülow
 
• Ernst Krause arbeitete zunächst auf dem Hof 6 als Knecht, später im Baubetrieb Elbrecht als Handlanger (mit W. Becker) und danach in der LPG
 
• Sie wohnten im Katen neben dem Krug
 
• Schwestern Irmgard (Dodell) und Christel Reimer (Frau von Günter Reimer) aus Kühlungsborn
 
• Krauses mussten das Wasser bis zur LPG-Gründung vom Hof 6 holen
 
 
 
'''Paul Schulmeister''' ein Stülower Original
 
 
• 1890 in… geboren
 
• mit elf wurde Paul Sch.  Schäferjunge, der leicht lernte und deshalb in vielen Schulstunden Futter für des Lehrers Vieh bereitete und deshalb von der Schule im Sommer beurlaubt wurde, um von morgens um sechs bis  zum Sonnenuntergang Schafe zu hüten. Er schlief zusammen mit dem Kuhjungen auf einer Pritsche im Pferdestall, ritt auf dem Schafbock, der den Bauern nicht an sich rankommen ließ und kaufte sich von seinem ersten Schäferjungenjahreslohn eine alte Treckfidel und suchte sich Ton für Ton zu: Nun danket alle Gott(Siehe Zeitungsartikel von Peter Schneider in der OZ vom 16/17. März 1974)
 
• um 1905 Interesse am Maurerberuf als er beim Bau des Wohnhauses auf Hof 9 (Bull) in Stülow zusah und fasziniert war; Bauer Bull bot Paul Sch. 5 Mark, wenn er auf dem Dachfirst des neu gebauten Wohnhauses entlangläuft. …schnell verdientes Geld
 
• 1906-1909  Maurerlehre, Gesellenprüfung beim Bauunternehmer Albrecht in Doberan
 
• Hat in den Folgejahren viel bei Restaurierungsarbeiten am Münster mitgearbeitet
 
• 1914 Schütze im Jägerregiment
 
• 1916 Vorsitzender der Gemeindevertretung Hohenfelde(?)
 
• 1920 Hochzeit mit Emma Struck
 
• 1921 mit Frau Emma(1892-1970) von Hohenfelde nach Stülow gezogen; ältester Sohn Hans geboren (t 1997)
 
• 1922 2. Sohn Willy geboren
 
• 1923 3. Sohn Paul geboren (t 1936)
 
• 24.01.1940  Bauunternehmer Paul Schulmeister wird  zum Gemeinderat ernannt (bis 1942). –lt. Protokoll der Gemeinderatssitzung-
 
• 1945 P. Schulmeister wandelt seinen ehemals selbst eingeritzten Spruch auf einem Balken der Scheune Bull ab: Gott schütze uns vor Sturm und Wind …und vor Arbeitern, die langsam sind
 
• 02.11.1946 neue Gemeindevertretung (SV Schriftführer: Schulmeister)
 
• 22.04.1947 Festlegung von Gehältern (Gemeindebote Schulmeister 100 RM/Monat)
 
• 17.01.1951 Reparaturauftrag für Schulscheune an Bauunternehmer Schulmeister
 
• 10.07.1953 P. Schulmeister wird zum Vors. der Gemeindevertretung gewählt
 
• 06.04.1956 Umbau des Gemeindehauses nach den Vorschlägen von Paul Schulmeister beschlossen( Maurerarbeiten Schulmeister)
 
• 17.05.1956  Der Rat der Gemeinde Stülow beschließt den Anschluss der Gemeinde an Bad Doberan( unterschrieben von Schulmeister als Vorsitzenden der Gemeindevertretung und Westendorf als Bürgermeister)
 
• Paul Schulmeister veranstaltet mit Stülower Jungs (Regensteins, Crulls) heimlich auf seinem Boden Luftgewehrschießen mit selbst hergestellter Munition.
 
• Schulmeisters hatten in den 1950-iger Jahren eine Seidenraupenzucht
 
• Paul Schulmeister hat in Stülow bis ins hohe Alter kleinere Maurerarbeiten ausgeführt, auch am Tempel des Quellentales hat er Erhaltungsarbeiten vorgenommen(Siehe auch Artikel in der OZ zum Kindergarten).
 
• Er wurde beansprucht für Reparaturen aller Art. So kürzte er für einen Nachbarn die Schlafzimmerbetten, die in der falschen Länge geliefert worden waren. Allerdings war er ein wenig zu schnell, denn die Konsumverkaufsstelle entschuldigte sich später für die falsche Auslieferung.
 
• Paul Schulmeister war auch Ortseiererfasser(1960-iger Jahre) und hat Strom abgelesen auch den Konsumverkäuferinnen hat er unter die Arme gegriffen.
 
• Noch auf dem Sterbebett hat er mit den Krankenschwestern gescherzt.
 
• Unentbehrlich war Paul Schulmeister als Treckfidelmusikant. Er spielte bei Familienfeiern und allen möglichen sonstigen Anlässen(Siehe Bilder). Zeitzeugen wissen zu berichten, dass es vorkam, dass er im Stülower Krug auf Wunsch der Gäste musizieren musste, obwohl  „vornehmere“ Musik zur Verfügung stand.
 
• Den Unmut der Skatspieler zog sich Paul Schulmeister zu, als er einst beim Preisskat im Stülower Krug mit 4 Buben auf der Hand passte.
 
  
 
=== Infrastruktur ===
 
=== Infrastruktur ===

Version vom 10. Februar 2017, 10:28 Uhr


Kenndaten des Orts
Name (heute)Stülow
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl18211
VerwaltungsamtOrtsteil der Gemeinde Retschow
LandkreisRostock
Zahlen
Einwohner194(2011 lt. Einwohnermeldeamt)
KoordinatenBreite: 54.0873884, / Länge: 11.8853337


Das Dorf Stülow liegt ca. 1,5 km südwestlich von Bad Doberan.


Geographische Lage

Einführende Information

Stülow ist ein Ortsteil der Gemeinde Retschow. Funde von Werkzeugen aus der Steinzeit sowie die Entdeckung eines germanischen Grabes aus der Bronzezeit belegen eine frühe Besiedlung. Außerdem wurde ein Mammutzahn gefunden. Die erste urkundliche Erwähnung von 1177 weist Stülow als Besitz des 1171 gegründeten Klostes Althof aus. Stülow war ein slawisches Dorf, das die Form eines Rundlings aufwies. Erste Belege für die Bewirtschaftung durch Bauern und Kossaten(Kleinbauern) lassen sich bis in das frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Land war in 10 Hufen aufgeteilt. Zu Stülow gehört auch die Badenmühle(Ersterwähnung 1312), wo seit Klosterzeiten eine Wassermühle betrieben wurde. 1908 entstanden durch die Aufteilung der Hufe 10 6 Büdnereien. Aufzeichnungen zu Dorfversammlungen und Gemeindeangelegenheiten liegen für den Zeitraum von 1872-1956 vor. Von 1956 - 1973 war Stülow der Stadt Bad Doberan angegliedert. Seit 1973 gehört Stülow der Gemeinde Retschow an. In Stülow gab es eine Schule, eine Gaststätte, eine Feuerwehr und einen Kindergarten. Der Niedergang von Stülow - 1990 gab es nur noch 50 Einwohner - konnte durch die Ansiedlung vieler Neubürger nach der Vereinigung Deutschlands gestoppt werden.

Kurztext zum Ort

Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde" von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade 1894:

Seite 619 "Stülow bei Doberan, in hügeliger Gegend, eine viertel Meile südlich von der Stadt. Dorf mit 10 Erbpächtern (1 Ziegler), 2 Häuslern (1 Dachpappenfabrik) und Schule. Im Jahre 1855 193 und im Jahre 1890 nur noch 106 Einwohner.


Ortschronik



Infrastruktur

Strom, Wasser, Gas

Stromversorgung

• Am 11.März 1913 findet eine Dorfversammlung zur Elektrifizierung statt. Die Erbpächter 1-7 geben den Bedarf an Kraft- und Lichtstrom in kw an (Siehe Protokollkopie) • 1928 wird die Häuslerei 5 ans Netz angeschlossen.

Erdgasversorgung (seit 1994)

• Seit 1976 zentrale Wasserversorgung1990/91 im Zusammenhang mit der Erschließung des Weidengrundes zentrales Abwassersystem mit Klärteich entstanden • 2008 Druckleitung bis in die Büdnerreihe 1 im Zusammenhang mit der Erschließung des Baugrundstückes gegenüber entstanden • 2011 aufgrund schlechter Abwasserwerte Verlegung der Abwasserleitung nach Bad Doberan (Krankenhaus)



Straßenbau

• Verlauf der Straße von Doberan nach Stülow vor dem Brückenbau 1920 unterhalb des Berges über das jetzige Gelände des Pappkatens mitten durch das Ziegeleigebiet • 1910 verpflichten sich die Erbpächter Nr.2 Westendorf, Nr. 9 Bull, Nr. 1 Bull, Nr. 8 Saß und Nr. 4 Stuhr der Gemeinde unentgeltlich Land für den Straßenbau zur Verfügung zu stellen • Im Rostocker Anzeiger 2899 vom September 1910: Eisenbahnbrücke Chaussee Doberan Retschow Doberan vom 27.September 1910

In der Rats- und Bürgerausschusssitzung trug der Magistrat ein Schreiben des großherzoglichen Amtes vor. Aus diesem ergibt sich, dass das Großherzogliche Ministerium sich wegen Überführung der Chaussee Doberan – Retschow über den Körper der Bahn Doberan-Wismar bei Stülow dahin entschieden hat, dass die Brückenanlage selbst von der General-Eisenbahndirektion zu errichten ist. Zu den Mehrkosten der Umleitung der Chaussee ist der größere Teil gleichfalls von der Generaldirektion zu tragen, während von den Interessenten etwa 2000 Mark neben den anteilmäßigen Unterhaltungskosten aufzubringen sind. Nachdem die Verwaltungsbehörde des Großherzoglichen Haushalts als auch die Gutsverwaltung Hof Glashagen ihr Einverständnis zur Tragung der Kosten von 750 bzw. 500 Mark erteilt haben, beschloss man einstimmig von Seiten der Stadt gleichfalls die geforderten 750 Mark beizutragen und die weiteren etwa entstehenden Kosten anteilmäßig zu übernehmen • 1912 ist der Straßenbau von Doberan nach Retschow Thema in den Gemeinderatssitzungen


Schule

• 1792 Unterricht in Stülow(Anfang?) (Quelle: Hans Holm, Meckl. Schulen und Schulmeister des 17. und 18.Jahrhunderts) Name Normann Vorname Joh. Friedr. Geboren 27.5.1759 Geburtsort Neuendorf Gestorben 20.12.1831

Berufe bzw. Arbeitsstellen Beruf Schulm. Wann -1792 Wo Neuendorf Kirchspiel Neuburg b/Wismar

Beruf Schulm. Wann 1792 - 1831 Wo Stülow Kirchspiel Steffenshagen b/Doberan


Ehefrauen Name Stiern Vorname Luise Geboren 1757 Geburtsort Clausdorf, Ksp. Alt Bukow

• 1820 Schulmeister in Stülow im Zusammenhang mit der Zuordnung zur Backhausmühle in Doberan erwähnt(wahrsch. Schulmeister Normann) • Lehrer Holst im Gemeinderat(1887) • Einklassige Landschule mit nur ca. 20 Kinder • Vater und Onkel von Frau Vikene sowie Großvater Johann Reinke und Tante von Erika Westendorf (Emmi Reinke – geb. 1897) und Betty Westendorf (Schwester von Karl) gingen hier zur Schule. Vater von Frau Vikene(Friedrich Westendorff) hat vom Lehrer eine so kräftige Ohrfeige bekommen, dass er hingefallen ist, nur weil er nicht ordentlich hochdeutsch reden konnte. • 23.01.1920 Lehrer Jacobs verzichtet auf Entschädigung für abgegebene Flächen für zurückliegende Jahre solange er Lehrer ist; Lehrer J. berichtet, dass die Schule durch den Straßenbau Doberan-Retschow kaum Fläche verloren habe und somit sich die Nutzung der Schulstelle kaum verschlechtert habe, was dem Ministerium mitgeteilt werden sollte • 10.10.1921 Bedingungen für die Aufgabe der Schule sollen beim Ministerium erfragt werden, bevor Beschlüsse gefasst werden

• 21.01.1922 Einschulung nach Doberan soll ins Auge gefasst werden, zu festen Bedingungen, was wird mit der Schulstelle? ist Wiederaufnahme des Schulbetriebes ausgeschlossen? ¼ des Lehrergehaltes zu zahlen wird nicht eingesehen, weil Doberan dies auch nicht zahle (Lehrer Landesangestellte?) Frage: gab es in der Schule schon elektrisches Licht (wie 1922 in Hohenfelde) • 21.01. 1922 Beschluss des Gemeinderates zur Einschulung der Kinder in Bad Doberan (ab wann unklar, wahrscheinlich ab Januar 1923)

• 23.11.1923 Verkauf der Schulbänke beschlossen • 06.10.1924 300 M Jahresmiete für die Schule/ Instandsetzungsarbeiten richten sich nach dem Reichsmietergesetz/die rechte Seite des Hauses dient Wohnzwecken/für die linke Seite (Stall) müssen die Gemeindeinteressen gewahrt werden

• Am 28.07.1925 beschließt die Gemeinde Einholung der schriftlichen Kündigung des Lehrers Jakobs und Werbung für die Vermietung der Schule in der Presse • Der alte Lehrer Ackermann(Schule Stülow?) kam oft zur Büdnerei 2 (Reinke) um zu bewundern, wie gut sich die von Büdner Reinke veredelten Obstbäume entwickelten. • 1927 Beschluss der Gemeindevertretung, dass Schule an das Amt Rostock für 360 Mark Miete pro Jahr vermietet wird • 1927 Lehrer Jacobs (Antrag an die Gemeindevertretung auf Kostenerstattung für Reparaturen am Schulhaus) • Siehe Schreiben zum Rechtsträgerwechsel des Schulgrundstücks von der Gebäudewirtschaft Bad Doberan an die LPG „Quellental“ Glashagen (1960) • Schulscheune (Foto) wurde um 2000 von Henry Warnke abgerissen. • Im ehemaligen Schulhaus wohnen heute die Familie Warnke (Henry W. ist Enkel von Emil W.(war in der LPG Kutscher), seine Frau Simone ist eine geb. Prompe, die Eltern waren Melker in der LPG)


Gaststätte

1. Dethloff 2. Wittenburg(1924) 3. Voß(1929) 4. Klenz(1932) 5. Larsen(1933) 6. Münkner(1959) 7. Walther(1971) 8. Brink 9. Jentsch 10. Flamingobar

Beitrag zur Chronik von Stülow

Dr. Werner Münkner

1. Zur Geschichte des „Stülower Krugs“ in der Zeit von 1959-1971

Der „Stülower Krug“ wurde von meinen Eltern, Gustav und Hildegard Münkner, mitte 1959 von Frau Larsen gekauft. Unsere Familie, selbst 1946 Flüchtlinge aus Niederschlesien, bewirtschaftete bis dahin eine Gaststätte („Neue Heimat“) zusammen mit einer Neubauernstelle von 8,5 ha Größe nach der zunächst politischen Parole des freien Bauern auf eigener Scholle in Poppendorf bei Rostock. Sie verließen mit meiner Schwester und mir nach massivem staatlichem Druck unfreiwillig Poppendorf, um einer Zwangskollektivierung zu entgehen. Der „Stülower Krug“ wurde für 25000.- Mark der DDR von Frau Larsen gekauft. Zum Wohnhaus mit Gaststätte gehörten: ein Mehrzweckgebäude (Stallung, Waschküche, Toilette) und 1 ha Pachtland von der Gemeinde (sog. Schulacker). Im Gasthausgebäude war gleichzeitig der Dorfkonsum in einem Zimmer von ca. 16 m2 im Erdgeschoss untergebracht. In dieser Räumlichkeit spielten sich Warenauslage und -lagerung der Lebensmittel/Haushaltwaren, der Verkauf sowie der Informationsaustausch jedweder Dorfneuigkeiten ab. So konnte man damals mit einer gewissen Rechtfertigung sagen, dass der „Stülower Krug“ den gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gemeinden Stülow/Glashagen darstellte. Wir wohnten mit Frau Larsen und ihrer Schwester noch bis 1961 unter insbesondere für uns sehr beengten Wohnverhältnissen zusammen. Beide Damen zogen dann in ein Altersheim nach Sternberg, wo sie später auch verstorben sind. Die damals etwa siebzigjährige Frau Larsen war eine sehr gepflegte, gut aussehende Dame. Sie legte Wert auf gute Umgangsformen und entsprechende gesellschaftliche Kontakte. Dementsprechend war auch ihr Bekanntenkreis. Von dieser Warte aus betrachtet passte sie eigentlich wenig in das dörfliche Milieu und hatte bei ihren ländlichen Gästen keinen hohen Beliebtheitsgrad. Von Insidern (älteren Stammgästen aus Bad Doberan) wurde uns später berichtet, dass in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für erlesene, gut betuchte Stammgäste auch ein gewisser „Liebesservice“ durch die Gaststätte vermittelt worden sei. Insofern knüpft der heutige Geschäftscharakter des ehemaligen „Stülower Krugs“ wahrscheinlich an eine gewisse hauseigene Tradition an. Wehmut und Trauer stellen sich bei mir ein, wenn ich mir den baulichen Zustand der Gebäude des ehemaligen „Stülower Krugs“ heute betrachte. Hier scheint die Vorwendezeit stehen geblieben zu sein: graue, unansehnliche Fassaden, vergilbte Farbanstriche - ein insgesamt ungepflegtes Äußeres. In diesem „Outfit“ stellt das Anwesen wahrlich keine Werbung für den Ort dar, ganz im Gegensatz zu der beeindruckenden und beispielhaften Entwicklung der übrigen Gemeinde nach 1990. Meine Eltern stellten alsbald fest, dass die wirtschaftliche Existenz für unsere Familie unter den vorhandenen Umständen nicht gegeben war. Aus diesem Grund bewirtschafteten wir nach der Übernahme der Gaststätte die ersten 4 Jahre das Pachtland, fütterten jährlich vier Schweine, die an den Staat für ca. 1000.-M/Stck. verkauft wurden, und hielten eine Milchkuh. Die Kuh wurde von Frühjahr bis Herbst in „Weidepension“ der LPG gegeben. Mit der Besserung der Geschäftslage, vor allem durch eine starke Zunahme der Gästezahl aus dem ehemaligen Stahl- und Moorbad in Bad Doberan sowie der Durchführung von Familien- und kleinen Betriebsfeiern etc., wurden die Viehhaltung und das Pachtland aufgegeben. Der in jeder Woche durch meine Mutter mehrfach selbstgebackene Kuchen und der oft gelobte gute Kaffee - das lag sicher an der hervorragenden Wasserqualität, die Gaststätte hatte einen eigenen Brunnen - trugen zu einer ansehnlichen Gästeschar aus der Kureinrichtung auch an den Wochentagen bei. Die Lage des „Stülower Krugs“ hatte für die Kurgäste weitere Anreize: ein angenehmer, nicht zu anstrengender Wanderweg mit stillen Plätzchen in ländlicher Idylle und Chancen zur Vertiefung der Kontaktmöglichkeiten in einer gewissen Abgeschiedenheit Stülows, die von sich anbahnenden Liebschaften (sog. Kurschatten) geschätzt wurden. Viele der Kurpatienten kamen aus Berlin. Diese waren oft über gesellschaftliche Ereignisse und natürlich auch Tratsch und Klatsch aus der Hauptstadt und höheren Kreisen weit besser informiert als wir aus der Provinz. Aus diesem Grund waren Gespräche mit ihnen für die anderen Gäste und uns meistens von großem Interesse, denn die Menschen sind nun einmal neugierig, und eine Bild-Zeitung gab es damals noch nicht. Zwei Jahre nach dem Tod meines Vaters verkaufte meine Mutter die Gaststätte 1971 an das Ehepaar Walther aus Warnemünde. Die neuen Eigentümer hatten zunächst hochgesteckte Ziele und wollten die Gaststätte zu einem Speiselokal mit gehobenem Niveau (höhere Preise mit veränderter Gästestruktur) umfunktionieren. Ihr Vorhaben scheiterte, und sie verkauften nach einigen Jahren. Danach kamen weitere Eigentümer, die nur ein kurzes Intermezzo gaben. Bis zur Wende wurde die Gaststätte m. W. durch das Ehepaar Jentsch aus Bad Doberan geführt.


2. Anekdoten über Unikate aus der Stülower Ära 1959 – 1971

2.1. Reichsbahnangestellter Rudolf Schröder, genannt Charly

Charly Sch. bewohnte mit seiner Ehefrau und den beiden Töchtern Inge und Karin das ehemalige Schrankenwärterhäuschen an der Bahnstrecke Bad Doberan/Wismar zwischen der Stülower Ziegelei und der Straße Bad Doberan/Stülow. Der Schrankenbetrieb war eingestellt worden, da der ehemalige Feldweg als Abkürzung zwischen Straße und Ziegelei nur noch als illegaler Fußweg existierte. Charly selbst war als Schrankenwärter im Schichtdienst (12 Std.-Rhythmus) in Bad Doberan an der Straße nach Hohenfelde (heute Autobahnzubringer) tätig. Er war als ein ausgesprochen zuverlässiger, gutmütiger und stets hilfsbereiter Mensch in der Gemeinde bekannt, den die Dorfgemeinschaft sehr schätzte. Ich habe ihn nicht einmal böse oder launisch erlebt. Seine Hilfe war bei vielen sehr willkommen, auch bei unserer Familie.



2.2. Vater Konrad und Sohn Günter Obermüller, die Herrscher über Hunderte von Schweinen in der LPG

Konrad und Günter O. waren für den Schweinebestand der LPG verantwortlich. Während der Vater hauptamtlich im Schweinestall tätig war, arbeitete Günter dann auch als Traktorist der LPG. Der Schweinestall befand sich auf dem Gelände der Ziegelei. Es war ein lang gestreckter Neubau, in dessen Obergeschoß über den Stallungen Stroh und Heu bevorratet wurde. Nach m. E. waren mehrere hundert Mastschweine und Zuchtsauen dort untergebracht. Zu den Schweinen gesellte sich auf Grund der regelmäßigen Futterbereitstellung ein Mehrfaches an Ratten. Eine Bekämpfung der Ratten war problematisch und nicht von langem Erfolg gekrönt. Konrad O. führte mir einmal an einem Winterabend diese Rattenplage vor. Nach der Fütterung der Schweine wurde das elektrische Licht für ca. 15 min gelöscht und danach wieder eingeschaltet. Die Tröge der Schweine waren von den Gängen her voll mit Ratten besetzt, und diese verschwanden schlagartig wie auf einer Kette aufgereiht über die Stützbalken in das Obergeschoß. Dort warteten sie so lange, bis das Licht wieder gelöscht wurde. Aus diesem Verhalten der Ratten leitete Wolfgang Crull (s. auch u. Pkt. 2.6.) ein sehr effektives „Experiment“ in Anlehnung an die Wirkungsweise des elektrischen Stuhls ein. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen legte er teilweise die Strom führenden Adern eines Elektrokabels von der Isolierung frei, installierte an die bloß liegenden Kabelenden ein Blech, das dann an einem der Stützbalken befestigt wurde und verband das Kabel mit dem Lichtschalter. Bei Einschalten der elektrischen Beleuchtung war der Erfolg durchschlagend und nicht aus tierschutzrechtlicher Sicht zu beanstanden, da die beim Überwinden des Bleches von 220 V getroffenen Ratten sofort getötet wurden. Starke sicherheitstechnische Bedenken verhinderten jedoch eine praktische Umsetzung. Vater und Sohn O. waren im Dorf als fleißige und rechtschaffene Menschen bekannt. Sie gehörten zu unseren Stammgästen. Nach längeren „Sitzungen“ in der Gaststätte hatten beide kleine Probleme mit ihrem Fortbewegungsapparat. Mein Vater versuchte dann, jüngere Gäste zu animieren, sie auf dem Nachhauseweg zu begleiten. Das ging auch über eine gewisse Zeit ganz gut, bis es zu einem kleinen Zwischenfall kam. Der Gast Heinz Berkowitz begleitete Günter bis vor die Haustür und machte sich durch Klopfen bemerkbar. Plötzlich öffnete sich die Tür, und die sicher für Günter bestimmten Schrubberhiebe trafen ihn. Dieser lustige Ausgang des „Geleitschutzes“ sorgte bei den Gästen für ausgelassene Heiterkeit. Fand sich wieder einmal ein Begleiter, so verließ dieser in respektablem Abstand vor der Haustür seine Begleitung.


2.3. „Studienrat“ Ludwig Schönfeldt, genannt Luden

Ludwig Sch. war z. Z. unserer Gaststättenkontakte Oberschullehrer für Deutsch und Geschichte an der Oberschule in Lübz (?). Er war ein hoch intelligenter, sehr ruhiger und kontaktfreudiger Mensch. Wir betitelten ihn aus Spaß als Studienrat, ein Titel, den es zur damaligen Zeit in der DDR nicht gab. Luden akzeptierte die Anrede und quittierte alles stets mit einem Lächeln. Für mich war er die Verkörperung der alten gymnasialen Lehrergeneration und erinnerte mich an gewisse Passagen aus dem Film „Die Feuerzangenbowle“. Da Luden noch Single war, fuhr er sehr oft an den Wochenenden zu seiner Mutter und den Geschwistern nach Glashagen. Zu dieser Zeit war an den Sonnabenden noch Unterricht. Durch die Bahnfahrt und den Fußweg von Bad Doberan traf Luden meistens nicht vor Sonnabendnachmittags in Stülow ein, wo er regelmäßig im „Stülower Krug“ „Station“ machte. Er war ein ausgesprochener Biertrinker. Zehn Glas Bier a 0,25 l waren für ihn im Verlauf des Nachmittags/Abends keine Hürde. Dazu rauchte er Zigaretten, die er besonders stilvoll zwischen dem Zeige- und Mittelfinger hielt. Diese Rauchpose war für uns immer wieder Anlass zum Schmunzeln und Necken. Auch hier kann ich mich an meinen Vater erinnern, der Luden zu fortgeschrittener Stunde wiederholt bat, doch nun nach Hause zu gehen. Insbesondere seine Mutter würde doch auf ihn warten. In der Regel begab er sich nach einem letzten Bier dann auch auf den Heimweg. Da er bereits am Sonntagnachmittag die Rückreise zum Dienst antreten musste, war seine Zeit im Elternhaus nur kurz bemessen.


2.4. Melker Otto Klein der LPG Stülow

Otto K. gehörte zum Melkerteam, das den Rinderbestand der LPG betreute. Er war für die Milchkuhherde der LPG Stülow verantwortlich. Das war ein verantwortungsvoller und körperlich sehr anstrengender Job. Elektrische Melkanlagen gab es kaum, und auch im Winter musste früh aufgestanden werden, um die Milch rechtzeitig für den Transport in die Molkerei bereitzustellen. Wenn ich während des Studiums meine Eltern besuchte, schlief ich meistens in einem kleinen Zimmer neben der Gaststube. Ich wurde dann hin und wieder in der Frühe durch ein Klopfen am Fenster geweckt. Otto K. verlangte sein „Morgengedeck“: einen doppelten Korn und meistens dazu ein Glas Bier – der Preis des Gedeckes: mit Bier 1,50 M, ohne Bier 1.- M. Im Preis enthalten waren dann noch einige Pfennige Trinkgeld. Otto K. hatte stets passendes Geld. Einen Gästeservice dieser Art sah mein Vater als Selbstverständlichkeit an. Zu einer sehr lustigen Begebenheit kam es beim Kauf einer neuen Schlafzimmereinrichtung durch das Ehepaar K. Die Bestellung wurde im Konsummöbelhaus in der Mollistraße in Bad Doberan getätigt. Nach angemessener Wartezeit erhielt das Ehepaar Bescheid zur Abholung des Schlafzimmers, da eine Auslieferung durch das Möbelhaus kurzfristig nicht erfolgen konnte. Da Otto K. ein gummibereifter Kastenwagen mit einem Pferd als „Dienstwagen“ für die Betreuung der Kühe zur Verfügung stand, konnte er in Eigeninitiative das Transportproblem lösen. Bei der Aufstellung des Schlafzimmers ergaben sich jedoch nicht vorhersehbare Schwierigkeiten. Insbesondere die Seitenteile der Betten machten Probleme und ließen sich nicht einsetzen. Der „Mann für alle Fälle“ Paul Schulmeister wurde geholt. Er stellte schnell fest, dass die Seitenteile der Betten zu zwei unterschiedlichen Schlafzimmern gehörten und forderte Otto K. auf, im Möbelgeschäft zu reklamieren. Da es zu damaliger Zeit in Stülow m. W. nur zwei Telefonanschlüsse gab (einer bei Gertrud Westendorf in der Poststelle, einer für den Dorfkonsum/Gaststätte), kam er zu uns. Er erklärte dem Verkaufspersonal, dass bei den Seitenteilen der Betten eine Verwechslung vorliegen müsse. Sie seien von unterschiedlicher Länge. Daraufhin erwiderte das Verkaufspersonal in barscher Tonlage, solche Verwechslungen seien bei ihnen auszuschließen, und er solle die Betten nur richtig zusammen bauen. Paul Sch. kürzte umgehend fachmännisch die zwei längeren Seitenteile ein, wechselte die Beschläge, und siehe da, die Betten waren aufgebaut. Etwa zwei Stunden später klingelte bei uns das Telefon, und das Möbelhaus bat meinen Vater, Herrn K. an den Apparat zu holen. Das Möbelhaus entschuldigte sich kleinlaut bei ihm und bat, die zwei zu langen Seitenteile umzutauschen. Es läge doch eine Verwechslung vor. Otto K. erklärte, dass die Betten montiert seien, und sich das Problem so für ihn erledigt habe. Über die lustige „Bettengeschichte“ der K.s wurde noch lange im Dorf geschmunzelt.


2.5. Paul Schulmeister – das Multitalent von Stülow

Mein Vater hatte handwerklich kein Talent. Es war deshalb für unsere Familie ein Segen, dass es Paul Sch. gab. Ein weiterer Glücksfall war, dass Schulmeisters in unserer unmittelbaren Nachbarschaft wohnten. Oft genügte ein Hilferuf über den Gartenzaun Wenn sich bei uns irgendwo Probleme einstellten, sagte meine Mutter nur, dann holt doch mal den Paul. Das galt aber im Prinzip für das ganze Dorf. Wenn man irgendwo nicht weiter kam, blieb meistens nur der Ruf nach Paul. Bei uns erstreckte sich seine Hilfe z. B. auf die Reparatur von Türen und Fenstern, Türschlössern, die Elektrik, Brunnenpumpe und –motor. Handwerker gab es m. W. weder in Stülow noch in Glashagen und schnell aus Bad Doberan Hilfe zu bekommen, war ein schier unlösbares Problem. Fanden in der Gaststätte Feierlichkeiten statt, und es erklang der Wunsch nach Musik, um das Tanzbein zu schwingen, blieb so manches Mal nur der Gang zu Paul Sch. Er kam dann mit seiner Ziehharmonika (Treckfidel), und es gab live Musik. Obwohl sein musikalisches Repertoire begrenzt war und sich in Titeln wie z. B. „Waldeslust“, „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand“, „Kornblumenblau“ u. a. erschöpfte, die mindestens von der Aktualität her eine Generation zurücklagen, war die Stimmung stets ausgelassen. Wenn Paul Sch. dann und wann mal von dem ursprünglichem Takt der Oldies abwich, wurde ihm das großzügig verziehen.


2.6. Wolfgang Crull, genannt Felix, und die Geschichte einer spektakulären Flucht aus der ehemaligen DDR nach dem Mauerbau

Die Familie C. bewohnte eine alte, baufällige Scheune mit Wohn- und Stalltrakt in Stülow am Feldweg, der nach Reddelich führte. Das längst marode Gebäude wurde kurz nach der Wende abgerissen. Heute befindet sich m. E. dort das Wohngebiet „Am Weidengrund“. Familie C. wurde zu Beginn des Jahres 1953 von Bastorf nach Stülow zwangsumgesiedelt. Diese willkürliche Zwangsumsiedlung durch DDR-Behörden wurde vornehmlich an alt eingesessenen Bauernfamilien vorgenommen. Es betraf damals Abertausende von landwirtschaftlichen Betrieben. Diese so genannten Säuberungsaktionen hatten das Ziel, die Menschen aus ihrer über Generationen angestammten Heimat zu vertreiben, ihren vermeintlichen Einfluss zu brechen, und sie in einer neuen, für sie fremden Umgebung zu isolieren. Für das Verlassen ihrer Höfe verblieben den Menschen oft nur wenige Stunden. Der größte Teil ihres Hab und Gutes musste entschädigungslos zurück gelassen werden. Die Folge dieser Willkürmaßname war eine Massenflucht Abertausender gut ausgebildeter Fachkräfte in die Bundesrepublik und verwaiste Höfe und Felder. Familie C. hatte drei Söhne. Der mittlere Wolfgang, im Dorf nur Felix in Anlehnung an eine der großen Romanfiguren Thomas Manns genannt, studierte nach dem Besuch der „Goethe-Oberschule“ in Bad Doberan ab 1960 an der Humboldt-Universität zu Berlin. In Berlin lernte er 1961 drei Menschen kennen, darunter eine junge Frau, die das gemeinsame Ziel vereinte, die DDR zu verlassen, d. h. die Mauer zu überwinden. Dazu entwickelten sie einen spektakulären, aber natürlich auch äußerst riskanten Fluchtplan im Frühjahr 1962. Nach dem Mauerbau am 13.08.1961 war die DDR verpflichtet worden, einen separaten Grenzübergang, den so genannten Checkpoint Charlie, für die Alliierten (USA, Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich) und Ausländer einzurichten. Grundlage dafür war der Viermächtestatus von Berlin. Die vier zur Flucht Entschlossenen hatten über Monate den Checkpoint Charlie beobachtet. Dabei hatten sie festgestellt, dass sowjetische Militärpatrouillen mit Angehörigen der Roten Armee von Berlin-Ost nach Berlin-West ungehindert ohne Grenzkontrolle die Mauer passierten. Für diese Fahrten wurde oft der sowjetische PKW-Typ „Pobjeda“ eingesetzt. Die zur Flucht Entschlossenen beschafften sich zunächst Uniformstoff, um sich entsprechende sowjetische Uniformteile selbst zu schneidern. Dann wurden ein sowjetischer PKW vom Typ „Pobjeda“ nach einer Zeitungsannonce in einer Berliner Zeitung angekauft und sowjetische PKW-Kennzeichen (aus Kartonpappe!) fingiert. Alles musste natürlich unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit erfolgen. Am 30.04.1962 war dann der entscheidende Tag. Der „Pobjeda“ mit den entsprechend ausstaffierten „sowjetischen Militärangehörigen“ bewegte sich über die Friedrichstraße auf den Checkpoint Charlie zu. Da eine Mitnahme weiblicher Personen in sowjetischen Militärfahrzeugen nicht beobachtet worden war, wurde die junge Frau unter dem Armaturenbrett vor dem Beifahrersitz versteckt. Das Fluchtfahrzeug wurde von Wolfgang C. chauffiert. Seine sowjetischen Uniformteile bestanden aus einem Mantel und einer Schirmmütze. Ansonsten trug er zivile Kleidung. Ähnlich „rudimentär“ waren die anderen PKW-Insassen gekleidet. Bei dem geringsten Verdachtsmoment und einer Grenzkontrolle wäre die Flucht bei dieser Staffage gescheitert. An der Mauer salutierten die „Grenzorgane“ der DDR, und der „Pobjeda“ mit seinen Insassen erreichte wohl behalten und unerkannt den westlichen Teil Berlins. Nach der geglückten Flucht hat der Staatssicherheitsdienst fieberhaft rotiert, um eventuelle Fluchthelfer und Details der Flucht zu ermitteln. Dazu fanden auch entsprechende Untersuchungen bei strenger Geheimhaltung in Stülow statt. Als eine der spektakulärsten Fluchten aus der DDR nach dem Mauerbau wird diese Flucht im Mauermuseum am Checkpoint Charlie gezeigt. Die Flucht war wahrlich ein echtes Husarenstück. Es darf aber nicht vergessen werden, dass ein Scheitern mit unabsehbaren Folgen für die Flüchtlinge und ihre Helfer verbunden gewesen wäre. Die Klassenjustiz der DDR kannte bei so genannten Grenzverletzungen kein Pardon. Fluchtversuche aus der DDR wurden generell mit drakonischen Strafen geahndet, insbesondere bei dieser Art von Flucht.



Konsum

Seit 1959 bis 1990 gab es den Dorfkonsum. Der Laden war im Gebäude der Gaststätte. •Verkäuferinnen: Frau Wittowski (Krause) bis 1964, dann Frau Reimer, zuletzt Frau Wiesner •Paul Schulmeister hat viel geholfen.


Kindergarten

1963 wurde von der LPG „Quellental“ Stülow-Glashagen in Stülow ein Kindergarten/-Krippe eingerichtet. Dies war zunächst nur ein Saisonkindergarten, der nur für Kinder von LPG-Mitgliedern für die Erntezeit vorbehalten war.

Zu Anfang war der Kindergarten in der Büdnerei Nr. 1(Zöllicks) untergebracht. Leiterin war Frau Junge. Später kam Frau Kreiter dazu.

1965 wurde der neue Kindergarten mit Krippe im Katen vom Hof 4 seiner Bestimmung übergeben(Siehe Artikel zu Paul Schulmeister)


Am 12. April 1966 wurde der Kindergarten ins Dorf (Katen Hof 4) verlegt. Dann wurde Frau Christel Fietze Kindergartenleiterin. Helma Kraschina als zweite Kindergärtnerin und Betty Uhlenbrook wurden eingestellt.

Insgesamt kamen ca. 20 Kinder aus Glashagen und Stülow.

Eigens für den Kindertransport aus Glashagen wurde ein Spezialanhänger angefertigt. Herr Bajerke hat mit dem Traktor viele Jahre die Kinder und auch das Essen aus der LPG-Küche nach Stülow gefahren.

1968 übernahm Frau Herta Weber die Leitung des Kindergartens.


Feuerwehr

• Feuerordnung für das Amt Doberan (Gründung einer Brandgilde im Jahre 1681), Beiträge: Hüfner (Landbesitzende Dorfbewohner) 16 Schilling, ½ Hüfner 12 Schilling, Cossaten(landlose Dorfbewohner) 8 Schilling/Einteilung des Amtsbereiches in den Rostocker und den Kröpeliner Distrikt (Stülow) • Lt. Protokoll der Gemeindevertretung vom 23.10.1872 wird der Gemeindevorsteher beauftragt, dafür zu sorgen, dass Brunnen und Wege zum Feuerlöschen ausreichend beleuchtet sind und Haken zum Aufhängen von Laternen angebracht werden. Bei Feuer werden Erbpächter, Lehrer und Hausbesitzer verpflichtet, eine hell brennende Laterne aufzuhängen. Besonders das Gehöft Nr. 3 und die Badenmühle müssen allein für ausreichende Beleuchtung sorgen. Der Nachtwächter sollte das kontrollieren. • 1874 gehörten 4 Spritzen zur Doberaner Feuerwehr • In der Domanialverordnung von 1876 wurde die Durchführung von Feuerschauen in den Dörfern vorgeschrieben, bei denen die Einhaltung der Bestimmungen zum vorbeugenden Brandschutz kontrolliert wurde. Für Stülow führten die Schulzen von Dorf Glashagen Borgwardt und später Jürges diese Schauen durch. • 20.06.1881 Zustimmung zum Bau eines Spritzenhauses in Reddelich • 1881 Gründung des Reddelicher Spritzenverbandes, dem sich die Gemeinden Brodhagen, Glashagen und Stülow – Badenmühle sowie Ober Steffenshagen anschlossen. Bau des Spritzenhauses und Anschaffung einer pferdebespannten Handruckspritze. • Das Jahr 1924 war wieder bedeutungsvoll. Es wird berichtet, dass in diesem Jahr ein Löschverband mit der Stadt und auswärtigen Gemeinden gegründet wurde. Dadurch wurde die Anschaffung einer Motorspritze möglich. Sie traf am 25. August 1925 ein. Der Löschverband wurde bald wieder aufgehoben, die Stadt übernahm die Spritze allein, es wurden aber der Wehr vom Amt Rostock 40 Ortschaften zum Schutze zugeteilt(aus Chronik Doberaner Feuerwehr). • Beitritt des Löschverbandes Stülow mit Motorspritze und Kleinspritzen der Feuerwehr von Bad Doberan (11.12.1925). • 1928 Auflistung der Orte, die zum Feuerlöschbezirk Doberan gehören (Stülow und Badenmühle unter Nr. 43) • Garagen Schulscheune 1941 gebaut • Der Gemeinderat beschließt am 07.02.41 die Anschaffung einer Motorspritze (Type Zw.II) • Lt. H.Sch. hatte Stülow kein eigenes Spritzenhaus. Feuerwehr um die 50-iger Jahre nur kurze Zeit und kaum einsatzfähig, weil schlechte Technik und freiwillige Feuerwehrleute meist außerhalb arbeiteten • Freiwillige Feuerwehr ab 4. August 1964 Beschluss - Nr. IV/15 – 59/64 Kommandostelle OT Stülow/Glashagen FFW

1. Horst Kraschina Kdo. Leiter 2. Gerhard Nippert 3. Werner Voß 4. Paul Peters 5. Fritz Block 6. Ernst Prompe 7. Hans Schuldt 8. Helmut Steinke 9. Günter Obermüller 10. Peter Westendorff 11. Gerhard Schnitzer 12. Karl-Heinz Lohmann 13. Horst Knappe 14. Lothar Gidke 15. Hans-Dieter Hanisch

Der Feuerwehrwagen stand bei Kraschinas auf der Scheunendiele, dazu war ein Traktor der LPG(Utos), den Horst Kraschina fuhr, auf dem Hof stationiert.

Um 1967 brannte verursacht durch Blitzschlag der Kälberstall der LPG (ehem. Hof Stark) ab. Der Blitz war in das Transformatorhaus eingeschlagen. Darauf wurden kleine Blitze wie Kugelbomben auf das Strohdach des Kälberstalles geschleudert, sodass sich das Feuer sehr schnell ausbreitete. Viele Kälber konnten nicht gerettet werden.

Horst Kraschina erinnert sich, dass beim Löscheinsatz sehr hektisch agiert wurde. Einige Feuerwehrleute standen bis zum Bauch in der Jauche.

Ebenfalls Ende der 1960-er Jahre wurde das Scheunendach, bestehend aus Wellasbestplatten(auch von diesem Hof) durch starken Sturm abgedeckt. Die Feuerwehr konnte nur noch Sicherungsmaßnahmen ergreifen. Die Scheune wurde später komplett abgerissen.

Spektakuläre Einsätze gab es sonst nicht mehr. Es waren meist Routineeinsätze im Winter, bei Sturm oder bei kleineren Böschungsbränden. Die Stülower Feuerwehr half aber auch in den Nachbardörfern aus.

Unter Leitung von Horst Kraschina und später Hans-Dieter Hanisch wurden regelmäßig Feuerwehrübungen durchgeführt. Anschließend traf man sich im Stülower Krug.

Mit dem Weggang von H.-D. Hanisch von der LPG zum Kraftverkehr Doberan(…) wurde die Kommandostelle OT Stülow/Glashagen aufgelöst.


Poststelle

Um 1960 wurde in der Häuslerei 3 die Poststelle mit Telefonanschluss eingerichtet. Gertrud Westendorff(Siehe Höfe 2 und 5) war die "Zeitungsfrau" Peter Becker erinnert sich, dass sie stets gut gelaunt mit einem "die Post" Zeitungen, Briefe und Pakete verteilte. Da sie auch gerne einen Schwatz machte, konnte die Runde schon dauern.

Ortseiererfassungsstelle

Um 1960 wurde in der Häuslerei 5(Schulmeister) eine Ortseiererfassungsstelle eingerichtet. Dies waren Einrichtungen des VEAB(Ver... ) Die Hühnerhalter des Dorfes brachten die nicht selbst benötigten Eier in die Erfassungsstelle. Neben der Bezahlung wurde auch noch Futtergetreide ausgegeben. Nach 1970 übernahmen Beckers von der Häuslerei 4 diese Aufgabe.

Gemeindeverwaltung

Bürgermeister:

• 1700 Schulze Joch. Alward(Hof 5) • 1872 - 1897 J. Westendorf (Schöffen Ch. Allwardt und F.Haase) • 1903/1907 Heinrich Westendorf (Hof 6) • 1913 Heinrich Westendorf(Schöffen Stuhr, Starck) • 1924-1936 Johann Bull • 1936-1944 Johann Tremp • 1945-49 Richard Kuhlmann(1877 geb., 1937 aus Doberan zugezogen – Büdnerei 3) • 1949-52 Hans Westendorff • 1953 im Juli Fritz Rosenkranz 1953/54 Fritz Joppeck (von Kreisleitung eingesetzt)/ aus Rethwisch 1955-1956 H. Westendorf(geb. 21.11.1930/Hans-Joachim/Jochen Westendorf aus Glashagen?)


Gemeinderatssitzungen

Protokolle von ausgewählten Gemeinderatssitzungen:

• 05.10.1872 Schulze: J. Westendorf, Ch. Allwardt, J. Bull, F. Haase, Johann Schulmeister

• 18.02.1879 Betrieb der Dampfziegelei soll bei der Höhe der Abgaben des Hofes 3 an die Gemeinde berücksichtigt werden

• 20.06.1881 Zustimmung zum Bau eines Spritzenhauses

• 16.02.1882 Festlegung der Gemeindesteuer: jeder Erbpächter 10,80 M; Nr. 3(Ziegelei) 18,00 M; Badenmühle 9,00 M; Lehrer 1,80 M; jeder Einlieger und Altenteiler 0,30 M

• 04.03.1885 Schulze J. Westendorf/1. Schöffe C. Allwardt/2. Sch. J. Starck/J.Bull/J. Stuhr

Erbpächter: Nr. 1 Bull Nr. 4 Stuhr Nr. 6 Haase Nr. 8 Saß Nr. 9 Bull Badenmühle Erbmüller Westendorf


• 28.01.1887 Schulze Westendorf (Schöffen Allwardt und Starck; Bull H1+9, Stuhr, Haase, Saß, Lehrer Holst)

• 1891 (Westendorf, Stuhr, Starck)

• 1911 Hinweis auf Elektrizität

• 28.03.1911 Beschluss, dass der Besitzer der Häuslerei 6 Dethloff den 3. Teil eines Erbpächters für die Häuslerei und Gastwirtschaft zu zahlen hat

• 1913 Schulze H. Westendorf (J. Stuhr, H. Starck, W. Bull)

• 07.05.1915

• 31.01.1917 Erbmüller Westendorf von der Badenmühle im Gemeinderat

• 23.01.1920 Schulze H. Westendorf (W. Bull, Allwardt, Lehrer Jakobs, Hofbesitzer J. und W. Bull); Lehrer Jacobs verzichtet auf Entschädigung für abgegebene Flächen für zurückliegende Jahre solange er Lehrer ist; Lehrer J. berichtet, dass die Schule durch den Straßenbau Doberan-Retschow kaum Fläche verloren habe und somit sich die Nutzung der Schulstelle kaum verschlechtert habe, was dem Ministerium mitgeteilt werden sollte

• 10.10.1921 Bedingungen für die Aufgabe der Schule sollen beim Ministerium erfragt werden, bevor Beschlüsse gefasst werden

• 21.01.1922 Einschulung nach Doberan soll ins Auge gefasst werden, zu festen Bedingungen, was wird mit der Schulstelle? ist Wiederaufnahme des Schulbetriebes ausgeschlossen? ¼ des Lehrergehaltes zu zahlen wird nicht eingesehen, weil Doberan dies auch nicht zahle (Lehrer Landesangestellte?)

• 05.09.1922 Erichson erhält 15 M für Bekanntmachungen(?)

• 19.06.1923 3 Zentner Roggen Pacht für die Jagd (pro Fläche?), Jagdpächter lehnen den Vorschlag der Jagdaufsichtsbehörde ab

• 03.08.1923 Beschl. Pro Kind 1000 M Lehrmittel auszugeben (Inflation?)

• 23.11.1923 Schulverband mit Doberan zum 01.01. 1924(Beschluss war bereits am 21.01.1922 gefasst worden) ; Verkauf der Schulbänke ; Verpachtung des Dorfteiches für einen Zentner Roggen; Pacht an Büdner für 2 M/Rute

• 1924 (J. Bull/am 28.01. zum Schulzen gewählt, W. Bull, H. Stuhr, Krohn, Fey, Milbradt)

• 06.10.1924 300 M Jahresmiete für die Schule/ Instandsetzungsarbeiten richten sich nach dem Reichsmietergesetz/die rechte Seite des Hauses dient Wohnzwecken/für die linke Seite (Stall) müssen die Gemeindeinteressen gewahrt werden

• 15.11.1924 Für die Wasserbenutzung vom Schulbrunnen sollen rückwirkend zum 1. 11. 1923 jährlich Schulmeister 3 M, sowie Erichson und Haese 1M zahlen

• 16.01. 1925 Haese soll fürs Grabenräumen 15 J pro Meter erhalten

• 28.07.1925 Gemeinde beschließt Einholung der schriftlichen Kündigung des Lehrers Jakobs und Werbung für die Vermietung der Schule in der Presse

• 11.12.1925 Verzicht auf Vorkaufsrecht Ziegelei wegen Geldmangels; Beitritt des Löschverbandes mit Motorspritze und Kleinspritzen der Feuerwehr von Bad Doberan

• 09.02.1926 Hypothekenschein über 600 M für die Häuslerei 1

• 26.04.1926 einst. Beschluss, die Jagd der Gemeinde für Herrn Franz Westendorf und Ziegeleibesitzer List für 65 J/ha den Zuschlag zu erteilen

• 09.09.1927 Kaufanträge auf Baugrundstücke von Haacke und vonTschirky und Bögendorf wurden mit 4 gegen 3 Stimmen für 12 M/Rute angenommen

• 30.04.1928 Haushaltsplan Ausgaben und Einnahmen je 2066,50 M

• 06.10.1928 Rechnungsprüfung für Krohn und Schlapmann (per 30.Nov. Einnahmen 1.537,70 M/Ausgaben 1.215,88 M/Beträge stimmen mit den Rechnungen überein ); Termin für die Zahlung von 1215 M von Haacke an Stuhr ist verstrichen, Restsumme von 896,00 M soll bis zum 1. April 1929 bei 7% Zinsen bezahlt werden

• 17.01.1929 Acker von Frau Wittenburg geht an Herrn Voss über, weil er sein Lokal der Gemeinde zur Verfügung stellt

• 08.03.1929 Beschluss, dass sämtliche männlichen Personen zwischen 18-60 Schnee schaufeln müssen, wer verhindert ist, muss für Ersatz sorgen

• 09.08.1929 Schulze wird beauftragt, den Vater eines unehelich geb. Kindes ausfindig zu machen, falls es einen gibt.

• 19.10.1929 Der Maurer und Häuslereibesitzer Heinrich Lembke ist bei der öffentlichen Verpachtung zugelassen

• 11.09.1931 Acker neben Haacker am Kellerswald für 10 M/Rute an Büdner Reinke (Mietswohnungen dürfen nicht gebaut werden)

• 11.12.1931 Gasthaus Voss

• 28.04.1933 (Bürgermeister Johann Bull, Otto Krohn, Johann Tremp, Heinrich Vullert, H. Stuhr, K. Westendorf, Schlapmann)

• 15.09.1933 Es wurde der Pachtpreis von 6 M/100 Ruten Acker Gemeindeland für die Verpachtung an Lembke festgelegt.

• 17.10.1933 Es wurde beschlossen, dass der Gastwirt Larsen eine Biersteuer von 100 M jährlich an die Gemeinde zu zahlen hat. Dabei wurde berücksichtigt, dass der Gemeinderat seine Sitzungen unentgeltlich im Saal der Gaststätte durchführen darf (Larsens waren in diesem Jahr aus Berlin zugezogen).

• 06.04.1934 Für das Haushaltsjahr 1933/34 wurden die Zahlen vorgelegt:

Einnahmen: 1.815,24 RM Ausgaben: 1.111,45 RM + 703,79 RM

• April 1936 Es soll eine Telefonzelle in der Gastwirtschaft eingerichtet werden

• 13. 07. 1936 Johann Bull erhält als Verdienst für 12,5 Jahre Bürgermeistertätigkeit den Ehrentitel „Dorfältester“

• 21.08.1936 Wahl eines neuen Gemeinderates : Bürgermeister: Johann Tremp 1. Beigeordneter: Otto Krohn 2. Beigeordneter: Friedrich Westendorf Martin Hennings Heinrich Vullert Karl Westendorf

• 18.08.1937 Martin Hennings als Beigeordneter vereidigt

• 21.02. 1938 Bruno Bull wird zum Gemeinderat vereidigt

• 08.06.1938 Antrag der Stadt Bad Doberan auf Eingliederung der Gemeinde wird u. a. mit der Begründung abgelehnt, dass der Doberaner Bürgermeister unrichtige Angaben gemacht habe.

• 23.06.1939 Einführung der Gemeinderäte Paul Ladrick und Markus Böge

• 24.01.1940 M. Böge wird zum Beigeordneten ernannt, Bauunternehmer Paul Schulmeister wird als Gemeinderat ernannt (bis 1942).

• 07.02.1941 Beschluss zur Anschaffung einer Motorspritze für die Feuerwehr

• 30.10.1944 letzte Sitzung bis Kriegsende

• 02.11.1946 neue Gemeindevertretung


Bürgermeister: Richard Kuhlmann 1. Stellvertreter: Kühlewind 2. Stellvertreter: Krohn Schriftführerin: Paula Lembcke SV Schriftführer: Schulmeister Vorsitzender: Haese SV Vorsitzender: Rippa Zöllick Maaß

• 22.04.1947 Festlegung von Gehältern:

Bürgermeister Kuhlmann 124 RM/Monat Gemeindesekretär Ch. Westendorf 60 RM/Monat Gemeindebote Schulmeister 100 RM/Monat

• 08.03.1948 Lehrer Effland (Schriftführer) soll mit der Witwe Vullert Verhandlungen zur Finanzierung des Baus führen(sie hatte ihr Haus im Wahn selbst angesteckt). Beschluss für die Ausrichtung eines Frühlingsfestes

• 17.02.1949 H. Westendorf wird erneut zum Bürgermeister gewählt.

• 11.03.1949 Antrag der SED-Ortsgruppe auf Wiedereinrichtung der Schule wird mit der Begründung fehlender finanzieller Mittel abgelehnt.

• April 1949 Bewerber aus Hastorf auf Kauf des Hauses Vullert wird abgelehnt, weil es einheimische Bewerber gibt. Zur Abdeckung der Schulden soll die Grundsteuer um 20% erhöht werden (Hebesatz von 220%); die Hundesteuer soll um 100% steigen (1.Hund 9 DM)

• 12.04.1949 Gemeinde will Genehmigung für den Verkauf des Brandbaus Vullert nicht erteilen. Die Grundsteuer wird um weitere 20% erhöht.

• 10.06.1949 Die Getränkesteuer wird auf 15% festgesetzt.

• 20.07.1949 Becker wird die Zuzugsgenehmigung erteilt, weil er den Wohnraum selbst schafft(Ruine Vullert) Eine Brandkommission wird gebildet (Zöllick, Schulmeister, Frieseke von der Feuerwehr Doberan, Bezirksschornsteinfeger)

• 07.10.1949 H. West. legt aus beruflichen Gründen das Amt des Bürgermeisters nieder. Am 15.10. widerruft er und erhält Urlaub bis zum 30.Oktober.

• 11.01.1950 Kreisumlage verschlingt 43% der Einnahmen. Trotzdem wurde ein kleiner Überschuss erwirtschaftet, so dass Gebäude – und Wegeausbesserungen durchgeführt werden können. Auf dem Gebiet des Gesundheitswesens wurden Pocken-, Typhus-, und Diphtherieschutzimpfungen durchgeführt Anbauplan für 1949 wurde erfüllt. Einige Bauern erzielen schon Friedenserträge.

• 28.02.1950 Antrag Becker auf 50 Ruten Acker wird bis zum Herbst zurückgestellt.

• 28.03.1950 Bürgermeister H. Westendorf wird für 240 DM monatlich hauptamtlich eingestellt. Becker erhält von Vullert 50 Ruten Acker.

• 17.12.1950 Die Bauern Karl Westendorf, Annemarie Westendorf, Albrecht Garbe, Marcus Böge und Wilhelm Roß haben das Schweinesoll erfüllt, so dass Anträge auf Schlachtgenehmigungen von der Gemeinde an die Kreisverwaltung gestellt werden können. Außerdem sollen Anträge auf Schlachtung eines Rindes für Kühlewind, H. Maaß und J. Bull gestellt werden.

• 20.12.1950 H. Westendorf erneut zum Bürgermeister gewählt, 1. Rat und Stellvertreter Willi Zöllick, 2. Rat Willi Völker Haupt- und Finanzausschuss: Karl Zöllick, Fritz Rosenkranz, Karl Westendorf Gesundheits-, Sozial- und Wohnungsausschuss: Heinz Brandt, H. Schuldt, Erika Westendorf, Frau Haake mit beratender Stimme

• 17.01.1951 Reparaturauftrag für Schulscheune an Bauunternehmer Schulmeister

• 23.02. 1951 Zusammenlegung mit der Gemeinde Glashagen unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass Glashagen Stülow angeschlossen wird und der Hauptsitz in Stülow bleibt.

• 20.03.1951 Schulkinder sollen dem Bürgermeister Ergebnisse zur Frühjahrsbestellung melden.

• 15.04.1951 Briefwechsel mit der Gemeinde Lentförden in Holstein beschlossen

• 19.05.1951 Antrag an den Gemeinderat, H. Schuldt auszuschließen, weil er oft unentschuldigt fehlt Mängel an der Spritze (keine Gummibereifung, trotz Überholung durch die VP fehlt die Kühlwasserleitung, so dass die Spritze nicht funktionsfähig ist.

• 15.06.1951 Aussprache mit Familie Maaß wegen schlechter Wirtschaftsweise

• 09.07.1951 Im Schulgebäude soll ein Kulturraum für die FDJ geschaffen(lt. H.Sch. nicht erfolgt) werden, auch ein Sportplatz ist geplant

• 14.08.1951 Beschluss zur Einrichtung einer Volksbücherei(200 DM stehen für den Kauf von Büchern zur Verfügung)

• 20.11.1951 W. Zöllick wird Gemeindesekretär

• 25.01.1952 Der Beschluss der Landesbodenkommission zur Enteignung der Hofstelle 8 wird aufs schärfste abgelehnt.

• 28.03.1952 BM H.Westend. kündigt sei Amt, SV W. Zöllick führt die Amtsgeschäfte weiter. Kreisleitung wird gebeten, einen BM zu stellen. Der Vors. der Gemeindevertr. Brandt legt sein Amt nieder.

• 04.04.1952 Brandt wird erneut zum Vorsteher gewählt. Beschluss über dewastierte Betriebe lt. GBl. 38 v. 27.03.1952 (Höfe 8u. 9 sollen eingereicht werden) – Sprechzeiten der Gemeinde tägl. außer Sa. Von 15 – 17 Uhr

• 08.09.1952 Festlegungen zu Druscharbeiten: Böges Maschine soll bei Bull dreschen, Kühlewind bei A. Westendorf (verantw. W. Zöllick)/für die Wirtschaft Maaß ist W. Völker verantwortlich.

• 03.10.1952 Hans Schuldt wird Schrottverantwortlicher

• 18.10.1952 Gemeinde beschließt die Probleme bei der Ablieferung der Bauern Maaß, Bull, Karl und Annemarie Westendorf und Roß zulösen

• 01.11.1952 Beschluss zur Anlage eines Volleyball- und Basketballplatzes auf dem Acker von Becker, erhält dafür 100 Ruten andere Fläche/Differenzierungskommission(vermutl. für die Vergabe von Pachtflächen zuständig) für 1953 gewählt:: Fritz Rosenkranz, Willi Völker, Willy Zöllick, Ewald Schlapmann, Willi Hennings

• 20.11.1952 Bevölkerung wird verpflichtet, aktiv bei der Rübenernte mitzuhelfen. Gemeindevertretung verpflichtet sich, mit gutem Beispiel voran zu gehen.

• 14.03.1953 W. Zöllick legt sein Amt als SV BM ab 01.04.53 nieder.

• 15.04.1953 Wohnausschuss gewählt: Heinz Fietze, Ursula Witt, Heino Uhlenbrook, Waldemar Lembke • 08.06.1953 Zum Bürgermeister wird von der Kreisleitung Fritz Joppeck (SED) eingesetzt/ 1. Gemeinderat und SV Fritz Rosenkranz(SED)/2. Gemeinderat W. Zöllick (CDU)Gemeindevertreter: Paul Schulmeister (SED), Erika und Hans Westendorf (SED), Fr. Teske (SED), Ursel Rippa, Ewald Schlapmann (CDU), Karl Zöllick, Hans Schuldt (parteilos), Waldemar Lembke (CDU)/ Beschluss, dass jeder arbeitsfähige Einwohner einen Morgen Rüben hacken soll

• 10.07.1953 P. Schulmeister wird zum Vors. Der Gemeindevertretung gewählt.

• 19.11.1953 Pachtvertrag Karl Westendorf/Kurt Regenstein wird zugestimmt

• 29.12.1953 Festsetzung der Hundesteuer: Landwirtschaftsbetr. 1. H. 14 DM, jeder weitere 20 DM; alle and. EW 1. H. 20 DM, jeder weitere 30 DM

• 19.03.1954 Hof 6 soll von dem ÖLB übernommen werden (Übernahmekommission: Bull vom Kreis, Wegner, Rosenkranz, Schuldt)

• 21.05.1954 Gehaltserhöhung für den Leiter des ÖLB wird abgelehnt. Fürs Rübenhacken sollen erst die eigenen Reserven genutzt werden, ehe Fremdkräfte von den Schulen und des Kreises angefordert werden.

• 20.09.1954 Dem Kaufvertrag Gertrud Westendorf/Emma Wulf für den Kauf der Häuslerei 3 wird zugestimmt.

• 11.12.1954 Katen Bull soll nach Umsiedlung von Frau Erichson abgerissen werden (Ruine stand nach meiner Erinnerung noch lange Zeit/hier befand sich zeitweise auch ein Jugendclubraum)/ Alle männlichen Einwohner zwischen 16 – 60 werden zum Schneeschaufeln verpflichtet.

• 11.01.1955 Urlaubsvertretung ÖLB Koll. Adam

• 27.01.1955 Koll. Zöllick als SV übernimmt Amtsgeschäfte bis Einführung eines neuen Bürgermeisters

• 09.02.1955 Einführung von H. Westendorf (geb. am 21.11.1930) – vermute, dass Hans Joachim Westendorf gemeint ist

• 16.03.1955 Koll. Oldenburg soll den Bau eines Kulturhauses vorantreiben (Abbruch und Fundament noch 1955/Katen Erichson/ aber nicht realisiert) Stand der Ablieferung vorbildlich (Ausnahme Roß, weil kranker Rinderbestand/Kreistierarzt soll Untersuchung veranlassen

• 07.04.1955 der bisher kommissarisch eingesetzte Bürgermeister wird einstimmig bestätigt

• 15.07.1955 Jeder Einwohner soll dazu angehalten werden, 20 Aufbaustunden für den Katenabriss zu leisten. Karl Zöllick verpflichtet sich zu 30 Std.; auf Antrag von Karl Westendorf soll eine Straßenbeleuchtung geschaffen werden.

• 06.04.1956 Stülow erhält die Wanderfahne des Kreises, trotz Nichterfüllung des Solls durch die Betriebe Ross, Regenstein und LPG, Vertreter der LPG ist trotz schriftlicher Einladung nicht zur Stellungnahme erschienen.; Umbau des Gemeindehauses nach den Vorschlägen von Paul Schulmeister beschlossen( Maurerarbeiten Schulmeister, Zimmererarbeiten Dzimbritzki aus Doberan, übrige Arbeiten werden von Willi Oldenburg in Auftrag gegeben

• 16.05.1956 Eingemeindung von Stülow zur Stadt Doberan wird einstimmig angenommen

• 08.06.1956 LPG-Vors. Voß erläutert den Perspektivplan der LPG.

• 08.08.1956 Koll. Voß kritisiert MTS wegen defekter Technik, auch fehlen zur Ernte 6-7 Ak; Beschluss, dass Tremp bei Regenstein , die LPG bei Zöllick und Kleinbetrieben dreschen

• 07.11.1956 Bürgermeister: Hans J. Westendorf Ratsmitglieder: Willy Zöllick und Willi Oldenburg VdgB-Vors.: Karl Zöllick Gemeindevertretervors.: Paul Schulmeister LPG-Vorsitzender: Werner Voß

• 09.11.1956 gelobt wird die vorbildliche Erfüllung der Betriebe Tremp und Zöllick, LPG dagegen hat große Probleme (Voß macht erneut MTS verantwortlich; Vorschlag, 2-3 LPG –Mitglieder in die Gemeindevertretung einzubeziehen; Karl Zöllick erhält Aufbaunadel in Bronze für geleistete Aufbaustunden

• 27.11.1956 Aufteilung des Prämienfonds von 113,87 DM (Westendorf 30,-/Irmgard Krause 35,-/Luise Krause 20,-/Zöllick 28,87); Becker bekommt 50 Rt. Al am Büdnerweg von Witt

• 05.12.1956 Becker erhält 100 Rt. Al an der Chaussee von Rosenkranz


Ende der Gemeinde Stülow


Vom 01.01.1957 – 17.01.1973 gehörte Stülow zur Stadt Bad Doberan (Beschluss der Stadt Bad Doberan vom 24.05.1956, dass sich die Gemeinde Stülow(315 Einwohner) und die Gemeinde Stadt Bad Doberan zur Gemeinde Stadt Bad Doberan zusammenschließen. Der Beschluss tritt am 01. 01.1957 in Kraft.

Dorfleben

• Die Hofstelle Maaß wurde zeitweise für Jugendarbeit und Erntefeste genutzt. Hier waren auch Mädels aus Thüringen für den Ernteeinsatz einquartiert. • Jugendräume waren in der Küche vom Hof 9, im Schulgebäude und im Krug eingerichtet(zu unterschiedlichen Zeiten) • In den 1950-iger Jahren gab es in Stülow eine Volkstanzgruppe • Auf der Ratssitzung vom 18.12.1958 wird vorgeschlagen, das Dorfleben und die FDJ- Arbeit zu verbessern(Fernsehgerät anschaffen, Landfilm auf dem Hof 4) • Ratssitzung vom 21.04.1960: Die Jugendarbeit soll mit Hilfe des Klubhauses Bad Doberan in Stülow verbessert werden(Interessengemeinschaften Zoologie, Dekoration, Bootsbau, Fanfarenzug, Tischtennis, Taucher, Funker, Eisenbahnmodellbau) Es wird eingeschätzt, dass es nicht gelungen ist, die Masse der Jugendlichen einzubeziehen. Das kulturelle Leben soll durch Dorfclub, Theaterring, Dorffeste und Buchbesprechungen verbessert werden.

Kollektivierung der Landwirtschaft

LPG „Bergland“ Stülow

• 1953 Bildung des Örtlichen Landwirtschaftsbetriebes(ÖLB) nachdem einige Bauern in den Westen geflüchtet waren/Höfe 3, 8 und 9 zuerst von ÖLB bewirtschaftet(Leitung Hans Wegner) • 1954 hatte der ÖLB 149,19 ha LN nachdem die Flächen der Höfe 6 und 7 dazugekommen waren • Am 03. Mai 1955 Gründung der LPG „Bergland“ Stülow (1. Vorsitzender Hans Wegner, von 1956-1960 bis zum Zusammenschluss mit Glashagen Werner Voß) • Lt. Liste(Siehe unten) waren es 14 Gründungsmitglieder.

Mitte der 1950-iger Jahre war die Gemeinde für die Erfüllung der Pläne der Landwirtschaftsbetriebe mitverantwortlich. Der Gemeinderat musste kontrollierend und unterstützend wirken.

In der Presse wurde regelmäßig darüber berichtet(Siehe Zeitungsartikel)

So hieß es in einem Artikel der Ostseezeitung vom 20.November 1956:

Am 22.7.1955 führten der Architekt Hans Wiechmann aus Bad Doberan und der Vorsitzende der LPG Hans Wegner eine örtliche Besichtigung zur Erfassung dringender Instandsetzungsarbeiten an den Wirtschaftsgebäuden und Wohnhäusern der LPG durch(Siehe Unterlagen).

Unterteilt nach Höfen wurden folgende Instandsetzungsmaßnahmen mit Kosten ermittelt:

• Hof 3(Ziegelei): 1.400,- DM für Geräteschuppen mit Hühnerstall • Hof 6 : 4.080,- für Wagenschuppen, Schweinestall mit Futterküche, Wohnhaus, Kuhstall, Scheune und Stallung für 1 LPG-Mitglied • Hof 7: 2.190,- DM für Scheune, Wohnhaus, Schweinestall • Hof 8: 10.610,- für Wagenschuppen, 2 Wohnungen, Scheune, Pferdestall, Stalleinrichtung für 5 LPG-Mitglieder und Brunnen • Hof 9: 930,- für Autogarage und Hühnerstall

Insgesamt wurden Kosten von 19.210,- DM veranschlagt.

1955 erhöhte sich die LN der LPG um die Flächen des enteigneten Betriebes Böge (37,92 ha) auf 187,11 ha.

Protokolle der Ratssitzungen der Stadt Bad Doberan geben Auskünfte über die Situation in der LPG: So berichtet Werner Voß 1958 auf einer Ratssitzung über das Wirtschaftsjahr 1957, dass die Bildung der LPG 1955 unter schwierigen Bedingungen erfolgt sei. Die Unterstützung seitens der Maschinen-Traktoren-Station(MTS) sei schlecht gewesen. Trotzdem sei er optimistisch und sehe eine Aufwärtsentwicklung. Die geplanten Getreideerträge von ca. 24 dz/ha seien erreicht worden. Die der LPG zur Verfügung stehenden Mittel zum Erhalt der Gehöfte reichten nicht aus.

In den Ratssitzungen der Stadt Bad Doberan wurden bis 1960 regelmäßig Probleme der LPG behandelt. Dabei ging es im Wesentlichen um folgende Fragen: • Stand der Planerfüllung • Organisation der Kampagnen zur Frühjahrsbestellung und Ernte • Bereitstellung von Betriebsmittel wie Dünger und Saatgut • Absicherung der Rübenpflege: die Dorfbevölkerung wurde aufgerufen, Rüben zu hacken. Außerdem gab es Unterstützung durch die Patenbrigaden. Es kam vor, dass die Helfer von außerhalb beklagten, dass die Frauen der LPG-Mitglieder keine oder zu wenig Rübenflächen hackten.


Die in der LPG zu erledigenden Arbeiten wurden nach vorgegebenen Normen vergütet. Die Normen wurden in Arbeitseinheiten(AE) angegeben. Für die Ausarbeitung der Normenvorschläge war die Normenkommission zuständig, die aus LPG-Mitgliedern bestand und vom Hauptbuchhalter angeleitet wurde.

Lt. Protokoll der Stadtratssitzung vom 08.01.1959 wurde der Wert der Arbeitseinheit in der LPG Stülow von vorher 3,8 Mark auf 7,- Mark erhöht. Aus weiteren Unterlagen geht hervor, dass diese Erhöhung nicht durch die wirtschaftliche Situation der LPG gedeckt war.

Auf der Mitgliederversammlung vom 12.03.1958 wurden Beschlüsse zu geänderten Normen gefasst. Nachfolgend sind einige Beispiele aufgeführt(Siehe Protokoll in den Unterlagen)

Viehwirtschaft: • Für das Melken von 100 kg Milch 1 AE • Fürs Kannenwaschen 2 AE bei 5-10 Kannen • Je 100 Hühner 1 AE, je 100 Gelege Eier 0,44 AE • Je aufgezogenes Lamm 1 AE, je Kg Wolle 0,2 AE

Feldbau: • Pflügen mit dem 2-Scharpflug 1,4 AE/0,75 ha • Kohl mit der Hand pflanzen 1,4 AE/2500 Pflanzen • Getreidegarben aufstellen 1,3 AE/1800 Stück • Wiesenheu laden und stacken 1,2 AE/30 dz

• Neben der LPG gab es 1955 noch die Bauernstellen Tremp, Regenstein, Ross und Böge sowie die 6 Büdnereien. Kurt Regenstein stellte im Januar 1959 einen Antrag auf Eintritt in die LPG. Kurioserweise wurde dem Antrag zunächst nicht zugestimmt. Seit dem 01.04.1960 waren alle Büdner sowie die Bauern Tremp und Ross LPG- Mitglieder. Stülow wurde vollgenossenschaftlich! – lt. Protokoll der Ratssitzung vom 09.05.1960 wurde die Stadt Bad Doberan mit den Ortsteilen schon am 27.02.1960 vollgenossenschaftlich) • Um die Vollgenossenschaftlichkeit unter allen Umständen zu erreichen, waren die sich weigernden Bauern und Büdner massiv unter Druck gesetzt worden.

Ingrid Elbrecht, Tochter des Büdners Schlapmann, berichtet, dass es soweit ging, dass sie sogar von der Direktorin in der Schule beeinflusst werden sollte. Schlapmanns bekamen nach mehreren erfolglosen Überredungsversuchen von Vertretern des Rates der Stadt Bad Doberan eines Morgens Besuch von einer unbekannten Person, die ihnen mitteilte, dass in Bastorf ein Bauer verhaftet worden sei, weil er sich geweigert hatte, in die LPG einzutreten. Daraufhin gaben Schlapmanns auf. Ingrid hat ihren Vater zum ersten Mal weinen sehen, als er seine Pferde abgeben musste. Das Leiden ging weiter, weil eines seiner Pferde von einem Melker, immer wenn dieser zum Melken fuhr und an der Büdnerei vorbeikam, mit der Peitsche schlug. Nachdem Schlapmanns Anzeige erstattet hatten, wurden beide Pferde auf behördlicher Anordnung getötet.

• Auf den Ratssitzungen der Stadt Bad Doberan ging es 1959 verstärkt darum, die Einzelbetriebe für die LPG zu gewinnen. Dazu wurde auch ein „Runder Tisch“ mit Einzelbauern organisiert. Diese hatten sich darüber beklagt, dass die Beitrittsgespräche zu hart geführt wurden.

• Lt. O. g. Aufstellung gab es 1960(vor dem Zusammenschluss mit Glashagen), nachdem alle Bauern der LPG beigetreten waren, 32 Mitglieder, die bewirtschaftete Fläche stieg auf insgesamt 308,7 ha.

Nutzung der Ställe und sonstiger Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Höfe in der LPG Stülow/Glashagen/Retschow seit 1960(Sozialistischer Frühling/Vollgenossenschaftlichkeit):

Hof/Nutzung/Viehpfleger

I Kuhstall/Scheune Ernst Teichert/Ernst Prompe/Helmut Dietz- 73-75/Dieter Gerullis- 75-79 Schweinestall Otto Tremp/Hans Schuldt Jungrinderaufzucht

II Kuhstall/Scheune Fritz Block

III Mehrzweckgebäude Konrad Obermüller/Gerhard Schnitzer Sauenhaltung Schweinestall Konrad Obermüller Schweinemast

IV Pferdestall/Scheune Gespannführer Emil Warnke/Alfred Jentsch/Manfred Kalischke/Paul Mattick/Walter Klein/Egon Uhlenbrook/Werner Maaß

V Kuhstall Otto Klein/Heino Uhlenbrook

VI Kuhstall/Scheune Ernst Teichert Schweinestall Hans Schuldt Speicher Kurt Regenstein/Heino Uhlenbrook

VII Viehhaus Wilhelm Crull Kälberaufzucht 1967 abgebrannt Schweinestall Scheune nach Sturmschaden um 1967 abgerissen

VIII Stall/Scheune nur kurzzeitige Nutzung durch ÖLB

IX Kuhstall/Scheune Erwin Puls bis 1957/Werner Klotz/Ernst Prompe-war auch Besamungstechniker/Ehepaar Schuldt Kälberaufzucht


Badenmühle Viehhaus/Scheune Schafe? - Scheper Ross

Anekdoten und Begebenheiten

• Bull(e) heiratet Starck(e) • 09.08.1929 Schulze wird beauftragt, den Vater eines unehelich geb. Kindes ausfindig zu machen, falls es einen gibt. • Nach dem Krieg wurden in Tremps Koppeln ca. 100 Pferde für den Abtransport in die Sowjetunion zusammengezogen. Die Stülower Jungs aßen Schwein am Spieß mit den Rotarmisten. Es wird aber auch von Vergewaltigungen und Diebstählen berichtet. Ilse Zöllick versteckte sich eine Nacht im nassen Klee, eine Flüchtlingsfrau, die bei Zöllicks wohnte, hatte weniger Glück. • Ende der 40-iger Jahre fanden Stülower Jungs (Horst Fietze, 3 Brandtjungen u. a.) beim Baden im Dorfteich eine Maschinenpistole, womit sie stolz durchs Dorf marschiert sind. Als Vater Richard Brandt von der Arbeit nach Hause kam und dies sah, wurde er wütend, nahm die MP und schoss in die Luft. Dann warf er sie zurück in den Teich. • Hans Schuldt ersteigerte um 1950 vom ehemaligen Besitz des Großherzogs ein geräumiges Bett, in dem 3 Personen Platz hatten. Das Bett hatte vergoldete Kugeln zum Abschrauben, worin man kleine Kostbarkeiten aufbewahren konnte. Die Mädchen von Schuldts haben in diesem Bett geschlafen aber wahrscheinlich anders als die Familie des Großherzogs auf einem Strohsack. • Lt. Hans Schuldt fand Heino Uhlenbrook, nachdem die Familie in das Haus von Annemarie Westendorff gezogen war, im Kachelofen 500. Mark, die er der Besitzerin zurückgab. Dafür wurde er noch lange aufgezogen, u. a. auch von seiner Frau Betty. • Mitte der 50-iger Jahre gab es ein reges sportlich kulturelles Dorfleben: so war Jahrmarkt in Tremps Koppel, eine Fußballmannschaft gab es für kurze Zeit auch(Brandts 3 Söhne, H. Fietze, M. Kalischke, Seklarek, H. Schuldt, D. Witt, Lehrlinge von Tremps u. a.), es wurde auch gegen andere Dörfer gespielt. • In einem Schreiben des Rates des Kreises(Mitte 50-iger) wurden die Gemeindevertretungen darauf hingewiesen, dass mit einer verstärkten Übersiedlung von jungen Leuten aus dem Westen gerechnet wird und die Gemeinden sich darauf einrichten sollten. Interessanterweise gab es Partnergemeinden im Westen. So wurde vom Gemeinderat am 15.04.51 ein Briefwechsel mit der Gemeinde Lentföhrden/ SHS beschlossen. Ob überhaupt ein Briefwechsel zustande kam, ist nicht belegt. • Paul Schulmeister veranstaltet mit Stülower Jungs (Regensteins, Crulls) heimlich auf seinem Boden Luftgewehrschießen mit selbst hergestellter Munition. • Regensteins Jungs stahlen während des Zuckerrübentransports nach Doberan Rüben von Karl Westendorfs Wagen. Als der Bauer das merkte, gab es welche mit der Peitsche. • Nico Regenstein hatte eine ertragreiche Einnahmequelle erschlossen. Er nutzte aus, dass die LPG-Mitglieder ihren Dreschkasten nicht richtig reinigten. Er fegte sämtliche Dreschabfälle zusammen, brachte sie in großen Säcken heimlich nach Hause und reinigte sie. Auf diese Weise brachte er es zu mehreren Zentnern Getreide, dass er als Futter für seine Tauben nutzte bzw. an andere Taubenzüchter verkaufte. Hilfreich in der Schulzeit war die Versorgung von Lehrern mit bratfertigen Tauben. • Als Eckard Elbrecht Ingrid Schlapmann am 8.Mai 1967 geheiratet hat, kam es während der kirchlichen Trauung zu kuriosen Verwechslungen: Probst Ehlers fragte das Brautpaar, ob Ingrid Schippmann(Nachbarstochter) Lutz Elbrecht (Vater von Eckard) heiraten wolle. Beide waren so überrumpelt, dass sie trotzdem das Ja-Wort gaben. Es hatte keine Folgen. • Die Mutter von Franz Helmut Haacke und Ingrid Zeug überredete den verantwortlichen Monteur beim Bau der Wasserleitung in Doberan bis unmittelbar an die Grenze zum Stülower Territorium (Haackes Gartenzaun)im Jahr 19…? doch die Leitung etwas weiter bis zu Haackes zu verlegen und zudem am Weg einen Hydranten zu installieren. Als Bürgermeister Johann Tremp dies erfuhr, regte er sich sehr auf, er wurde ja nicht gefragt. Da Frau Haacke offensichtlich gute Überredungskünste besaß, konnte sie den Bürgermeister überzeugen, dass ein Hydrant in Kriegszeiten von Vorteil sein könnte. • Stülower Kinder sammelten während der Herbstferien bei den Bauern, Büdnern und in der LPG Kartoffeln. Vorzugsweise ging man zu den Bauern, bei denen es das beste Essen gab. Peter Becker wurde Mitte der fünfziger Jahre als bester Sammler in der OZ erwähnt. • Anekdoten von Paul Schulmeister (Siehe Zeitungsartikel) • Bibelstunde bei Beckers • Vor dem Krieg war die Hitlereiche vertrocknet. Darauf pflanzte der damalige Gemeindediener Heinrich Vullert bei Nacht und Nebel eine neue. • Paul Adam und … Bandelow hatten unter Alkoholeinfluss um 1950 ein Kinderwagen mit Kind hinter einen Pferdewagen gespannt und kamen dann ohne das Kind auf den Hof an. Das Kind kam nicht zu Schaden. • Lt. Horst Fietze holten die Stülower Hausfrauen, wenn sie Erbsen kochen wollten, das Wasser vom Brunnen des Hofes 4(Stuhr) • Dieter Schröder(LPG-Vorsitzender) war immer für Streiche zu haben. So kam er Anfang der 1980-iger Jahre mit der Retschower Reitertruppe zum Geburtstag von Horst Kraschina geritten. Sie soffen den ganzen Tag, die Pferde verwüsteten den Hof. • Lt. Hans Schuldt ist die Familie von Heino und Betty Uhlenbrook seit 1936(aus Bartenshagen zugezogen) in Stülow 7mal umgezogen. So wohnten Uhlenbrooks in der Häuslerei7, auf den Höfen 6,7und 8, in den Katen der Höfe 4 und 9 sowie auf der Badenmühle. • Lt. mündlicher Überlieferung hat in Stülow eine Überlebende der Titanic gelebt. Der Name ist leider nicht bekannt( Vermutung: Elisabeth Müller) • Als Werner Voß um 1960 vorübergehend im Westen war, sagte Alfred Jentsch unter dem Gelächter der Mitglieder auf einer Vollversammlung, den hätte man rübergeschickt, um dort die ersten LPG zu gründen. • Eigene Erfahrungen mit Sitten und Gebräuchen: Hausschlachtungen/Kartoffelsammeln/Erntezeit/Landwirtschaft als Zuerwerb

Weiterfuehrende Information zu Stülow

Einwohnerstatistik(Siehe unten)

Jahr Einwohner Quellenangabe
1704 53
1751 59
1855 193 Raabe, mecklb. Vaterlandskunde
1865 166 lt. Statistik Mecklb. vom Großherzogl. Bureau Schwerin
1884 126 lt. Mecklbg. Staatskalender
1891 106 Raabe, mecklb. Vaterlandskunde
1905 146 lt. Mecklbg. Staatskalender
1923 192 lt. Hebammenvereinigung
1932 174
1933 177 Schulgeld
1939 186
1944 205
1947 329 dav. 181 Umsiedler(55%)
1948 340
1956 315
1970 25 ab 1970 lt EW-Meldeamt
1980 36
1985 50
1990 65
1995 138
2000 157
2005 200
2011 194


Kontakte

Über Anregungen und Hinweise zu der hier enthaltenen Chronik, oder generell zur Ortsgeschichte Stülows freuen wir uns. Kontakt über E-Mail: [mailto: kpbecker47@yahoo.de Der Stülower Chronist Peter Becker]