Sagen, Geschichten und Legenden rund um Doberan

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Was meinte der Schwan? - Legende von der Entstehung Doberans

Bau der Doberaner Kirche.

Als im Jahre 1186 Fürst Heinrich Borwin I. von Meklenburg beschloß, das zerstörte Cistercienser- Mönchskloster Doberan wieder herzustellen, wählte er für dasselbe nicht den alten Ort, sondern einen neuen, und zwar aus dem Grunde, weil er, der Sage nach, ein Gelübde gethan haben soll, da das neue Kloster aufzubauen, wo er das erste Wild erlegen werde. Der Fürst tödtete nun auf der Stelle, wo noch heute die alte prächtige Doberaner Kirche steht, einen ausgezeichnet schönen Hirsch und begann hier sofort den Bau dieser Kirche und des neuen Doberaner Klosters. Nach Vollendung der Kirche soll der Kopf des Hirsches zur ewigen Erinnerung dort aufgehangen worden sein, wo er sich noch jetzt befindet. Niederh. 2, 31 f. und Bartsch

Zur Herkunft des Namens „Doberan"
(von Dr. Helge Rehwaldt - Ostsee-Zeitung, 1987 - Zeitungsregestensammlung Carl Christian Schmidt/Archiv Münsterverwaltung Bad Doberan)
„Da erhob sich aus dem Schilf ein Schwan und rief: ,Dobre, dobre'." Die Sage von der Neugründung des Klosters Doberan im Jahre 1186 macht es sich einfach: Der Ruf des Schwans wird als slawisches Wort für „gut" gedeutet. Diese Erklärung wurde auch von Wissenschaftlern übernommen, der Name unserer Stadt also als „guter Ort' erklärt.
Allerdings gibt es auch andere Meinungen. Mit gleichem Recht könnte Doberan als „Eichenort" gelten. Auch diese Möglichkeit wäre aus der westslawischen Sprache, die ehemals in Mecklenburg gesprochen wurde, ableitbar und auch sachlich einleuchtend, man denke nur an die starken Eichen, die sich am Wallbach und auf dem Kamp erhalten haben.
Eine dritte Version bringt unseren Ortsnamen mit einem slawischen Wort für „Abhang" in Verbindung. Diese Erklärung paßt gut zu der Annahme, daß der slawische Ort Doberan (in einer Urkunde „villa slavica Doberan“ genannt) am Abhang des Tempelberges gelegen haben könnte. Ein Nachweis durch Bodenfunde ist dafür allerdings noch nicht erbracht.
Der jüngste Deutungsversuch schließlich, er stammt aus dem Jahre 1984, vermutet in dem Wort „Doberan" den Namen der Doberer, eines slawischen Stammes, der im frühen Mittelalter aus Makedonien in unser Gebiet gezogen war, nachdem germanische Stämme es (während der Völkerwanderung) verlassen hatten. Die Hauptstadt der Doberer in ihrer Balkanheimat hieß übrigens Dobera. Es könnte auch sein, daß dieser uralte Stammesname in späteren Jahrhunderten nicht mehr verstanden wurde und eine Umdeutung in „guter Ort" erfahren hat.
Wir müssen also sagen, daß eine eindeutige wissenschaftliche Erklärung des Namens unserer Stadt nicht möglich ist. Trotzdem: Für den „Hausgebrauch" dürfen wir uns an die volkstümliche Deutung halten, die die Sage uns überliefert hat.

Legende zur Entstehung des Heiligen Damms

Dob740.PNG

Gemälde Ludwig Bang

Sagen, Geschichten und Legenden aus der Region um Bad Doberan

Der Schatz im Buchenberg

(von Dr. Helge Rehwaldt - Ostsee-Zeitung, 1987 - Zeitungsregestensammlung Carl Christian Schmidt/Archiv Münsterverwaltung Bad Doberan)
Ein Landarbeiter aus Bartenshagen, der am Abend von Doberan seinen Heimweg angetreten hatte, sah auf dem Buchenberg plötzlich ein kleines Feuer aufflackern.
Da ihm seine Pfeife ausgegangen war, hob er eine glühende Kohle auf, um sie aufzulegen. Kaum hatte er das Kohlestückchen jedoch in der Hand, war es kalt und schwarz.
Ärgerlich warf er die Kohle weg und nahm ein zweites Stück, aber auch das erlosch. Ebenso erging es ihm noch mit fünf anderen Stücken.
„Ach was, Teufelszeugl" fluchte er, warf die Stücke fort und erzählte zu Hause seiner Frau davon.
„Aber, Mann, weißt du denn nicht? Dort liegt Gold vergraben“, rief sie aufgeregt und verlangte,, daß er sofort umkehren und ein Tuch ins Feuer werfen sollte, dann würde der Schatz ihm gehören.
Der Mann war jedoch zu müde und wollte nichts mehr davon wissen.
Aber am nächsten Morgen kam er wieder an der Stelle vorbei. Ein Feuer war nicht mehr zu sehen, dafür lagen sieben große, glänzende Goldstücke im Gras, die er sich schmunzelnd einsteckte. Seine Frau hatte also richtig vermutet. Seitdem wurde das Gold in der Familie als Schatz aufbewahrt und verehrt.

Mönken in Doberan.

In der Brauerei in Doberan lebten vor Zeiten viele

Unterirdische, welche man ›Mönken‹ nannte. Diese liehen sich oft gutmüthiger Leute Geräthe zum Kochen und Backen aus, worin sie gewöhnlich beim Wiederbringen etwas von dem Gebackenen liegen ließen. Namentlich holten sie von einer Frau, die ›Trin- Lischen‹ genannt wurde, ihren Backtrog. Als es ihnen in Doberan aber nicht mehr gefiel, wollten sie diese Frau noch besonders belohnen. Deshalb kamen sie einige Nächte vor ihrem Abzuge in ihre Wohnung und riefen ›Trin-Lischen, kumm mit, di is en Schatz beschęrt!‹ Sie ward aber bange und rief ›Ik kann nich, mi grugt‹! ›Nu kamen wi noch tweemal un denn trekken wi von hir weg!‹ riefen die Mönken und verschwanden. Als die Frau dies am anderen Morgen ihrem Manne erzählte, sagte dieser, sie solle ihn nur wecken, wenn die Mönken wiederkämen, er wolle wohl mitgehen. Als aber die Mönken zum zweitenmale kamen, mochte die Frau ihren Mann noch so viel rütteln, er wachte nicht auf; und ebenso als sie zum drittenmale kamen, denn er sollte nicht sehen, wo ihre Schätze liegen. Die Mönken ließen aber bei ihrem Wegzuge diesen Schatz in der Brauerei liegen, denn als nach mehreren Jahren ein armer Müller die Braue- rei gepachtet hatte, und seine Kinder einst im Sande spielten und kleine Gruben machten, fanden sie das Gold und brachten es ihrem Vater, der dadurch ein reicher Mann wurde. H. Ohnesorge. (aus Bartsch)

Schatzheben.

Ein Arbeitsmann aus Bartenshagen, der am Abend

von Doberan zurückkehrte, sah, wie er über den Buchenberg ging, plötzlich ein Feuer vor sich, und da ihm seine Pfeife ausgegangen war, trat er heran und wollte eine Kohle auflegen. Kaum hat er sie aber in der Hand, so brennt sie nicht mehr; er wirft sie ärgerlich weg, nimmt eine zweite, mit der es ihm ebenso geht und dann noch fünf andere. Zu Hause erzählt er's seiner Frau; die sagt, da wäre Gold vergraben, er solle hingehen und ein Tuch oder sonst was ins Feuer werfen, dann werde der Schatz sein. Der Mann war aber zu müde und blieb zu Hause. Am andern Morgen kam er wieder an der Stelle vorbei; da sah er im Grase sieben große goldene Schaustücke, die als Schatz in der Familie bewahrt wurden. (Bartsch)

Die Prinzessin im Buchenberge bei Doberan.

1.

Im Buchenberge bei Doberan wohnt eine verwünschte

Prinzessin, die nur alle hundert Jahre am Johannistage zwischen 12 und 1 Uhr Mittags erlöst werden kann. Im Jahre 1818 hütete der Knecht Hinrichsen die Schafe an der östlichen Seite des Buchenberges. Es war am Tage vor Johannis um die Mittagszeit. Da erschien ihm eine weiße Dame und sagte ihm, er könne sie erlösen, wenn er sie am nächsten Tage um dieselbe Stunde küsse; sie werde in Gestalt einer Kröte, mit einem rothen Bändchen um den Hals, kommen. Der Schäfer versprach; als aber am andern Tage die Kröte kam, entsetzte er sich so, daß er davon lief. Die Prinzessin klagte und jammerte hinter ihm her. Vgl. Niederh. 2, 235; NS. 224.

2.

Am Buchenberge bei Doberan hütete einst ein Schäfer

seine Schafe. Plötzlich sah er eine Schlange auf sich zukommen. Er wollte entfliehen, da sprach sie ihn an und fragte, ob er Muth genug habe, in nächster Nacht ein großes Werk zu bestehen; dann solle er zwischen 12 und 1 Uhr an eine bestimmte Stelle des Berges kommen. Der Schäfer versprach es; aber als er in der Nacht die Schlange, von einer Schaar kleinerer umgeben, nahen und Miene machen sah, ihn zu umschlingen, ergriff er die Flucht. Da wehklagte die Schlange hinter ihm her und sagte, er hätte, wenn er ausgeharrt, sie erlösen und zugleich einen großen dort vergrabenen Schatz erlangen können; nun müsse sie so lange warten, bis an der Stelle eine Buche erwachsen, aus deren Brettern eine Wiege gefertigt werde, und wer in der Wiege gewiegt sei, könne sie erlösen. Lehrer Fr. Haase in Rostock. (Bartsch)

Das heilige Blut.

Ein Hirte in der Nähe von Doberan sah seine Heerde durch räuberische Wölfe beunruhigt und geschädigt. Das war zu der Zeit, als Herzog Heinrich der Löwe das Land Meklenburg verwüstete und das Volk mit Gewalt zum Christenthum bekehrte. Wie der Hirte einst sorgend bei sich seinen Verlust bedachte und seine Heerde heimtrieb, nahte ihm eine dunkle Männergestalt und rieth ihm, eine geweihte Hostie in seinen Hirtenstab einzuschließen, dann würde sie sicher weiden und sich mehren. Wohl bangte dem Hirten, diesem gottlosen Rathe zu folgen; da es aber immer ärger wurde, entschloß er sich dazu, ließ sich im Kloster Doberan das Abendmahl reichen, trug das Brot, statt es zu essen, nach Hause und schloß es in den Hirtenstab ein. Von da an blieben die Schafe nicht nur vom Wolfe verschont, sondern mehrten sich auch von Jahr zu Jahr. Er ward bald ein reicher Mann. Einmal aber theilte er seinem Weibe sein Geheimniß mit. Diese, eine fromme Frau, erzählte es dem Abte des Klosters, und der Convent beschloß, in feierlicher Procession die Hostie ins Kloster zurückzubringen. Als man den Stab öffnete, floßen Blutstropfen heraus. Die Hostie ward von da an unter dem Namen des heiligen Blutes im Kloster aufbewahrt. Lehrer Pechel bei Niederh. 1, 213 ff. und Bartsch

Mädchen in Stein verwandelt.

In der Doberaner Kirche wird dem Fremden unter andern ähnlichen Raritäten oder sogenannten Reliquien auch die Salzsäule von Lot's Weib gezeigt, eine aus einer Art kalkhaltigem Sandstein roh gehauene Figur, welcher aber der Kopf, beide Arme und der untere Theil der Füße fehlen. Außer dieser Sage existirt noch eine zweite, also lautend. Vor Alters wurde einst ein in Doberan dienendes Mädchen von ihrer Herrschaft zu Felde geschickt, um dort eine Arbeit zu verrichten. Man hatte ihr Käse und Brot als Essen mitgegeben. Sie war aber hiermit nicht zufrieden, sondern fluchte, auf dem Felde angelangt, laut darüber, daß sie so schlechte Nahrung von ihrer Herrschaft bekomme. Andere Leute, die das Dienstmädchen beruhigen wollten, machten sie nur noch immer böser und wüthender. Als sie nun aber endlich gar auch das Brot und den Käse verfluchte, da wurde sie zur Strafe für solchen Frevel in jenen Stein verwandelt, dessen Reste man noch heutigen Tages in der Kirche zu Doberan sieht. Der Stein wurde nämlich später von dem Felde in die Kirche gebracht und dort zur Warnung für andere Gottlose aufbewahrt. Niederh. 4, 37 f. und Bartsch