Ortschronik von Anita und Menning, 2011.

Aus Ortschroniken
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Kenndaten der Ortschronik
OrtGroß Godems
Zeitlicher SchwerpunktVorgeschichte, 1259 bzw. 1291-2011; fortlaufend
UrheberrechteAnita und Peter Menning
Erstellungszeitraumseit ca. 1930
Publikationsdatumveröffentlicht als Broschüre
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Gemeinde Groß Godems mit Klein Godems
Status (Ampelsystem)online Stand 2011, fortlaufende Bearbeitung offline


Die Geschichte von Groß Godern (mit Klein Godern)

Anita und Peter Menning. Groß Godems - früher bis heute, 720 Jahre Groß Godems - eine Zusammenfassung aus dem umfangreichen Material der Ortschronistin, zuammengetragen von Anita Menning, aufgeschrieben von Peter Menning, 2011

Anmerkung für diese Fassung im Ortschronikenportal: Fotos wurden entfernt, Bildunterschriften beibehalten, Fotos liegen beim Heimatverband MV vor.

Vorwort

Durch die Liebe zur Fotografie habe ich mir eine kleine Bibliothek von Ordnern geschaffen, die Geschehnisse in der Gemeinde nachweisen und dokumentieren. Dank der vielen Fotos von Lehrer Erwin Liefke (*22.11.1906,+25.12.1965), der mit seiner selbstgebauten Kamera bereits wertvolles Bildmaterial hinterlassen hat. Diese Leidenschaft hat Lehrer Johann Albrecht Behrens (*9.5.1930+27.9.1990) weiter gepflegt. Nach seinem Tod, der viel zu früh kam, habe ich von seiner Frau viele Fotos aus seinem Schaffen erhalten, die sich auf unser Dorf und die Schule beziehen.

Bilder: Links: Erwin Liefke, Rechts: Anita Menning und Johann Albrecht Behrens

Somit konnte ich aus der Fülle von Godemser Bildern, die ich bis in die Gegenwart vervollständigt habe, eine Sammlung zur Entwicklung von Groß und Klein Godems erstellen. Dazu gehören ebenfalls Dokumente aus Archiven, Zeitungsausschnitte, Orts- und Flurkarten und Aussagen von Bürgern unserer Gemeinde. Dieses Heft gibt einen kleinen Ausschnitt meiner Sammlung wieder. Leider ist es nicht möglich das gesamte Material in diesem Heft einzubringen. Allen Lesern soll es helfen, sich an ihre Jugendzeit zu erinnern und zeigen, wie die Vorfahren gelebt haben. Viel Spaß beim Lesen und beim Rückblick in die Vergangenheit.

Groß Godems, im November 2011 Anita Menning

Lage der Dörfer

Acht Kilometer südlich der Kreisstadt Parchim liegen die beiden Dörfer Groß Godems und Klein Godems. Ihre Koordinaten sind 53°; 22’ nördlicher Breite und 11°;48’ östlicher Länge und sie liegen 65m über dem Meeresspiegel. Heute ist Klein Godems kein selbstständiges Dorf mehr, sondern ein Teil von Groß Godems – der „Wiesenweg“. Zwischen den beiden Dörfern und der Stadt Parchim zieht sich ein Endmoränenrücken in west – südöstlicher Richtung. Er erstreckt sich etwa von Primank (südlich von Spornitz), als die Sonnenberge, über Kieckindemark, an Slate und weiter an Poitendorf, Leppin, Mentin vorbei, als die Ruhner Berge, bis etwa nach Nettelbeck im Brandenburgischen. Seine höchsten Erhebungen sind der Ruhner Berg, bei Leppin , mit 176m - der zweit höchste Berg in Mecklenburg Vorpommern und der Sonnenberg, mit 111m über dem Meeresspiegel, in der Nähe von Kieckindemark. Bei Slate gibt es jedoch einen Durchbruch dieser Endmoräne, durch den der Rote Bach, in die nördlich von ihr fließende Elde einmündet. Der Ort mit, seiner rund 950 ha Gemarkung, ist nur an seiner südlichen Grenze nicht von Wald begrenzt. Vorrangig ist es Nadelwald. Mischwald finden wir nördlich des Ortes, im Stadtforst der Stadt Parchim. Im Ort selbst wachsen gesunde und prächtige Eichen, Linden, Kastanien, aber auch verschiedene Nadelbäume und selbstverständlich viele Obstbäume. Die Nachbargemeinden des Dorfes sind im Osten Slate und Poitendorf, im Süden liegt hinter der Autobahn Karrenzin, im Westen reihen sich Barkow und Stolpe an und im Norden finden wir die Kreisstadt Parchim mit seinem Ortsteil Kieckindemark. Um interessierten Godemser Einwohnern und deren Gäste etwas aus dem Werden der beiden Orte bekannt zu machen, soll diese Dokumentation beitragen. Aus dem umfangreichen Material, das die Ortschronistin, Anita Menning, in vielen Jahren in Form von Bildern, Schriften, Urkunden und auch Gegenständen zusammen getragen und diese sortiert aufbewahrt hat, wollen wir versuchen, einen Abriss der Entwicklung der Orte zusammen zu stellen. Die Schriftstellerin Margarete Neumann schwärmt in einem „Reiseverführer Mecklenburg“ über die Landschaft mit Worten, die hier gut passen: „In einer Zeit, in der anderswo schon hohe menschliche Kulturen blühten, dieser Landstrich unter Eis lag; wie sich im Gletschergeschiebe die Hügel erst bildeten, die Seen und die kleinen kreisrunden Löcher auf den Feldern, die die Menschen hier Soll nennen. Und danach erst, nachdem das Eis abschmolz, stiegen Länder aus den Wasser auf: Jütland, Svealand, Gotland, Norrland. Zuerst Moos und Flechten, dann vielleicht das Ren – und keine Spur von Menschen. Später kamen die Wälder mit den Birken, Kiefern und der Hasel, den Ulmen, Linden und Weiden. Und schließlich die Eiche, die sich weit ausbreitete. Das Ren war nach Norden gezogen, immer dem Eise nach. In den hiesigen Wäldern blieben Elche und Hirsche. Doch noch immer lebten hier keine Menschen. Nordseewasser brach ein, machte das Binnenmeer Ostsee zur Meeresbucht und das Süßwasser salzig. Und dann endlich, nachdem sich die Natur gefestigt hatte, erschien der Mensch. Erst aus dieser Zeit stammen die frühesten Funde von Jägern und Fischern. Ihre Häuser waren flüchtig, aus Astwerk geflochten, mit Moos verdichtet und mit Riedgras oder Stroh abgedeckt. Sie zogen zu immer anderen Stellen, fertigten ihr Jagd- und Fanggerät aus Steinen und Knochen, Geweihen der Hirsche oder Elche. Sie lebten weit voneinander entfernt, in kleinen Gruppen. Vielleicht habe sie nie voneinander gehört. Aber wer kam und zeigte ihnen wie sie Feuer machen mus- sten, wie Feilspitzen, Äxte und Messer fertigen und den Ton formen und wie er gebrannt wird? Oder kamen sie selbst darauf ?“ Die Eiszeit hat auf ihrem Rückzug auch die Godemser Gegend als leicht hügelig und mit kargen Boden zurück gelassen, die sich vor allem mit Kiefern aber auch mit Eichen und Buchen bewaldete. Bodenfunde (Steinäxte, Speerspitzen, Schabesteine und Mahlsteine) zeugen von der frühzeitigen Besiedlung schon in der Steinzeit. So wurde nahe Groß Godems beim Graben eine schön geformte Streitaxt aus Grünstein entdeckt und nach Schwerin abgeliefert. Weitere Stücke wurden in jüngerer Zeit gefunden: ein Feuersteindolch zwischen Godems und Karrenzin, eine sehr fein gearbeitete Speerspitze auf Klein Godemser Feldmark und eine Steinaxt auf der Rühm, die im Besitz der Ortschronistin ist. Die Hünengräber in den Godemser Tannen an der Scheide zu Poltnitz und auch in den Godemser Tannen am Silberberg westlich des Ortes, stammen aus der Bronzezeit. Scherben in der Nähe des Hogen Viegel zeugen von der Siedlung von indogermanischen Stämmen in diesem Gebiet, denn die Germanen besiedelten einst den Norden Deutschlands zwischen der unteren Weser bis zur Odermündung und den Süden Skandinaviens. Der Name „Germanen“ stammt wahrscheinlich aus dem Keltischen und bedeutet „Nachbaren“. Ihre Blütezeit in diesem Gebiet war die Bronzezeit (etwa 1400 bis 1200 vor der Zeitrechnung). Sie führten eine friedliche Bauernkultur und gründeten wohl auch schon Siedlungen. Die Kelten besiedelten den mittleren Teil Europas, etwa vom nördlichen Frankreich bis Mittelungarn.

Bild: Diese Steinaxt fand Peter Menning 1998 auf der Rühm. Bild: Bronzezeitlicher Dellenstein im Schweriner Museum für Ur- und Frühgeschichte, gefunden von Günter Giese Bild: Den Mahlstein fand Wilfried Grützmacher auf dem Birkenbusch.

Um die Zeitenwende verschlechtern sich die klimatischen Verhält- nisse und die Germanen ziehen in breiter Front in südliche Gebiete. Nun drängen die slawischen Wenden aus dem Osten in unser Gebiet. Sie waren es wahrscheinlich auch, die als erste in unserer Gegend eine Siedlung aufbauten und diese den Namen „Wodamiz“ gaben. Die Bezeichnung entsprach nach dem altslawischen Dialekt - voda = Wasser und miz, mizeti = tropfen. Sodass Godems etwa „Ort an einem Wasserlauf“ bedeuten könnte. Der Ortsname änderte sich im Laufe der Zeit mehrfach. So entstanden „Wudenesse“ im 14.Jahrhundert, „Wudemitze“ und „Wudenisse“ im 15.Jahrhundert und im 16.Jahrhundert „Gudemtz“ bis letztendlich Godems daraus wurde. Die Zusätze „Groß“ und „Klein“ kamen erst später hinzu, denn in der ältesten Urkunde, in der die Orte erwähnt werden, wird von den beiden Wodamiz geschrieben, erst in einer Urkunde von 1312 das „Groß“ und das „Klein“ als Zusatz für die Orte genannt. Dabei war jedoch nicht die Größe der Orte, sondern wohl vielmehr die Bedeutung oder die Stellung der Orte ausschlaggebend für den Zusatz, denn Klein Godems war ursprünglich sogar größer und es wohnten wohl auch mehr Menschen dort als in Groß Godems. Auf der Suche nach dem ersten Standort eines Ortes Wodamiz kommt aber wohl keiner der beiden jetzigen Standorte in Frage, denn hier hat man keinerlei Bodenfunde nachweisen können, die die Entstehung der Orte in die entsprechende Zeit nachweisen. Auch gibt es auf der Gemarkung der Orte mehrere Wasserläufe, die ihnen ihren Namen hätten geben können.

Es muss also noch eine Siedlung gegeben haben, aus der dann die beiden Godems entstanden sind. 1990 fand Herr Keuthe am „Hogen Viegel“, der sich in unmittelbarer Nähe eines Baches befindet, in der Grasdecke und dem Wurzelwerk eines umgeworfenen Baumes, Scherben, die slawische Herkunft aufweisen. Der Standort scheint auch in sofern wahrscheinlich, als er sich durch einen, für diese Landschaft, recht steilen Hang an seiner südwestlichen Seite und dem Bach (Mühlenbach) an seinem südlichen Hang, gut verteidigen ließ. 

Die Wenden, so nannten die Sachsen die Slawen, zu denen auch die hier siedelnden Obotriten gehörten, hatten auf ihrem Zug aus dem Osten um 800 u.Z., die hier ansässigen Goten verdrängt. Sie werden es gewesen sein, die in unserem Land Siedlungen erbauten. Davon zeugen die vielen Orte mit slawischen Namen. Aber schon 1160 besiegte der Sachsenkönig Heinrich der Löwe den Obotritenfürst Niklot, bei Werle in der Nähe von Bützow. Niklot hatte seinen Stammsitz in der Burg Mecklenburg bei Wismar schon aufgegeben und sich nach Werle an der Warnow bei Bützow zurück- gezogen, wo er endgültig von dem Sachsenkönig geschlagen wurde. Es begann die Verdrängung der Slawen durch Vertreibung, aber auch durch Vermischung mit den eindringenden Deutschen (Sachsen). Noch im 16.Jahrhundert ist in beiden Dörfern ein Teil der Bevölkerung slawischer Abstammung nachweisbar. Gleichzeitig begann auch die Christianisierung des Landes und damit auch bald die Gründung der Klöster im Land. Das Gebiet um Godems, mit den umliegenden Orten Schlepko (Slepkow), Brokow , Klokow und Lübow, gehörte in den Einflussbereich des Brandenburger Markgrafen Johann I. Er schenkte es 1227 dem Grafen von Dannenberg Adolf und dem Grafen von Schwerin Gunzelin, (Gunzel) die ihn unterstützten, den dänischen König Waldemar II, der sich mecklenburgische und pommersche Gebiete einverleiben wollte, erfolgreich zu schlagen. Das Gebiet ist also in fürstlichen Besitz und untersteht dem Verwaltungsbezirk Marnitz. Die beiden Grafen, verwandtschaftlich verbunden, holten deutsche Siedler ins Land, die das Land urbar machten und auch neue Orte errichteten. Während der Dannenberger Adolf vorrangig Siedler aus Niedersachsen holte, die Groß Godems gründeten, holte der Schweriner Gunzelin die Siedler, meistens slawischer Abstammung, aus seiner Schweriner Umgebung, welche Klein Godems aufbauten. Groß Godems wurde als Angerdorf, in dem um die Kirche herum die Höfe wie eine Wehrburg angelegt wurden. Wohl gleichzeitig, oder wenig später, begannen die Bauern, die aus der Gegend von Schwerin, (also Menschen vorrangig slawischer Abstammung), hierher kamen, Klein Godems als Weiler aufzubauen. Während bei einem Angerdorf eine gewisse Regel zur Anlage der Höfe bestand, bauten die Bauern in einem Weiler ihre Höfe nach Belieben auf, wohl jeder auf seinen ihm zugewiesenen Acker. Die Feldmark von Groß Godems, erstreckte sich zu dieser Zeit etwa zwischen dem „Knickschen Bach“ und der Verlängerung des heutigen Frachtweges im Norden und dem Mühlenbach im Süden nach Karrenzin hin, im Westen an der Scheide zu Barkow und im Osten mit den Godemser Tannen an die Poltnitzer Gemarkung. Klein Godems grenzte im Süden an die Groß Godemser Gemarkung. Im Osten an Poitendorf, Zachow und Slate, im Norden an dem Roten Bach und im Westen an Schlepkow, das bis zur Loog und dem Bauerbusch reichte. Das zeigt, dass die Feldmark von Klein Godems damals größer war, wie die von Groß Godems. 1551 sind in einer Urkunde in Klein Godems 21 bedepflichtige (abgabenpflichtige) Bauern erwähnt, während es in Groß Godems 19 Bauern sind. Beide Orte haben zusätzlich eine Schulzenstelle, die bedefrei waren. Schlepkow umfasste die Flächen, die heute zu Groß Godems gehören, bis an die Stolper Chaussee und Tobiasberg, also Schultenkamp, Bauernbusch, Borgstücken, Lehmkuhlenschlag und Birkenbusch und war mit 15 Hufen angegeben, davon sind 8 fürstliche und 7 der Stadt Parchim gehörend (1577). Die Orte Schlepkow und Brokow, das wohl nördlich des Roten Baches in der Dicken Hege lag, sind schon frühzeitig untergegangen. Die Feldmark wurde von Groß und Klein Godemser Bauern beackert und sie zahlten Pacht an die Stadt Parchim, die 1366 Anrechte an Schlepkow erwarb. Der Standort der beiden Dörfer konnte nicht genau ermittelt werden. Wahrscheinlich lag Schlepkow in der Nähe der heutigen ausgebauten Bauernstelle 4 (Borgstücken) auf dem Hahnenberg. Auf einer alten Flurkarte war hier der Flurname „Auf der alten Dörpstäde“ eingetragen, was auf die Lage eines untergegangenen Dorfes hinweisen kann. Erst 1769 einigten sich die Stadt Parchim und der Landesfürst über die Zugehörigkeit der Ländereien, dieser untergegangenen Dörfer, nachdem auch schon die Fürstenhäuser derer von Mallin, Hahn und Plessen Besitzansprüche gestellt und erhalten hatten. Der Rote Bach wurde als Grenze zwischen Godems und der Stadt Parchim (Kieckindemark) festgelegt.

Bild: Die Stiftungsurkunde

Am 10.August 1259 schenken die Grafen Adolf und Gunzelin die „beiden Wodamiz“ dem 1230 gestifteten Kloster Eldena bei Grabow. Die Urkunde dieser Schenkung ist bei einem Brand des Klosters 1290 vernichtet worden, aber in anderen Urkunden erwähnt worden. In einer am 19. Mai 1291 zu Schönberg ausgestellten Urkunde erneuert Konrad Gottschalk, Bischof von Ratzeburg, und der Graf von Dannenberg dem Kloster die alten „Gerechtsame“. Da diese Urkunde die älteste noch erhaltene schriftliche Erwähnung der beiden Godems ist, wird sie als Gründungsdatum der Orte herangezogen. In der Urkunde heißt es: „Er (Graf Adolf von Dannenberg) schenkte eins der beiden Dörfer Wodamiz, während Graf Gunzel von Schwerin das andere giebt“. Beide Orte gehören dem Kirchspiel von Slate an. In Klein Godems stand wohl eine Kapelle und in Groß Godems eine Kirche. Es gab hier keine Pfarreien und keine Pastoren und auch keine Kirchdiener (Küster). Diese Aufgaben wurden immer von Slate erledigt. Dem Kloster gehörten auch die Orte Karrenzin, Herzfeld, Stresendorf, Ziegendorf und Wulfsahl. Die Zugehörigkeit der Orte zum Kloster Eldena, wird noch des Öfteren in Urkunden bestätigt: so z.B. 1435 in einer Klosterurkunde mit der Bezeichnung Groß Wudenisse. Ansonsten gibt es wenig Informationen aus dieser Zeit von diesen Dörfern. Die Entstehung einer Wehrburg auf heutiger Godemser Feldmark, am Roten Bach, wird im 13.Jahrhundert vermutet. Ihre Bedeutung ist nicht eindeutig. Auch die Größe lässt sich nicht genau ermitteln. Ist es eine Ritterburg, oder eher ein einfacher Wehrhof gewesen? Gefundene Mauersteine im Klosterformat und mittelalterliche Scherben weisen auf die Entstehungszeit hin. Die Rote Burg war von einem Wall und einem Graben umzogener runder Platz. Eine von einem Graben umgrenzte Vorburg hatte wohl eine Verbindung mit dem Graben der Hauptburg. Über Entstehung, Zweck und Bewohner dieser Wehranlage ist nichts bekannt. Der Name wurde schon mit einer im Mittelalter in dieser Gegend begüterten Ritterfamilie Rohr in Verbindung gebracht. Konnte urkundlich nicht belegt werden. Vermutlich war es doch wohl ein Wehrhof, der seine Bewohner im Mittelalter vor häufigen Fehden und Räubereien schützen sollte. Lesen wir doch in einer um 1420 niedergeschriebenen Schadens- rechnung, dass die Brandenburger auf ihren Raubzügen auch in Klein Godems allerlei „genommen“ hatten. 1556 findet die Sekulation des Klosters statt, dass heißt, dessen Auflösung. Die Verhandlungen zwischen dem Herzog Ulrich und der Priorin des Klosters Margareta von Pentz, zogen sich jedoch bis 1558 hin, bis die Dörfer in den Besitz des Landesfürsten kamen und nun dem Amt Neustadt Glewe unterstellt wurden. Daneben mussten beide Dörfer dem Amte Marnitz Dienste leisten. Sehen wir uns nun die weitere Entwicklung der beiden Dörfer im Einzelnen an:

Klein Godems

Das ursprüngliche Bauerndorf bewirtschaftete weit größere Flächen, wie sie heute zu dem Ort gehören. Dazu bewirtschafteten die Bauern auch Flächen, des im 12. und 13. Jahrhundert untergegangenen Dor- fes Brokow, das in der heute mit Wald bestandenen Dicke Hege nördlich des Roten Baches lag. Auch des ebenfalls in der gleichen Zeit wüst liegenden Dorfes Schlepkow, das südlich des Roten Baches lag. 1366 kaufte die Stadt Parchim den größten Teil von Brokow, Klokow, Voddow, Lübow, Slepkow und Slate. 1769 schlossen die Stadt und das Amt Neustadt einen Vergleich über die Grenzziehung zwischen Godems und der Stadt. Der Rote Bach wird als Grenze festgeschrieben und Pachtzahlungen entfallen. Klein Godems hatte vor dem 30jährigen Krieg eine Schulzenstelle, zehn Hüfner (1560 legte man jeweils 2 Hufen zu einer zusammen) und einen Bödener (Büdner). Es sind nach einer Amtsbeschreibung von 1654 nur noch drei Stellen besetzt, wovon eine bald einging. Die hier durchziehenden Soldaten und mordenden und räubernden Horden hinterließen von dem Dorf nur Schutt und Asche. Nur wenige Einwohner blieben am Leben. Selbst von der Kapelle wird später nicht mehr berichtet. Das Amt in Neustadt richtet auf den wüsten Stellen 1662 einen Schäferhof ein, der von einem Hans Häweke geführt wird. Später, 1671, wird ein Pachthof eingerichtet. Die Gebäude werden vom Amt errichtet, denn in einer amtlichen Beschreibung heißt es: „Das jetzige Wohnhauß des Pensionary ist gar klein, und dabey sehr alt undt baufällig, dass es unmöglich in diesem Stande bewohnet werden kann, der Schafstall miserabel, eine Scheure ist gar nicht vorhanden“. Ab 1690 bis 1750 gelingt es dem Amt auch die letzten beiden Hüfner dem Pachthof zuzuschlagen. Der letzte Wirtschafter, einer der beiden Hufen, Peter Drewes stirbt im November 1717. Seine Witwe wird als die blutarme Drewesen am 3. April 1748 in Klein Godems auf dem dortigen Kirchhof begraben. Sie ist wohl die Letzte, die dort begraben wurde. Der Hof gehört zum Domanium, das heißt, er war fürstlicher Besitz und wurde für sechs oder mehrere Jahre an den Meistbietenden verpachtet. Der Erbpachthof hat nun 458,9ha Gesamtfläche und er konnte zu jeder Zeit gekündigt werden. Nun leben und arbeiten wieder 44 Einwohner in Klein Godems. Am 15 Juni 1816 wird der Hof in ein Erbpachtgut umgewandelt und von Herrn Jochim Hartwig Heinrich Vieth erworben und bewirtschaftet. Seine Erben verkauften den Hof am 28. August 1843 an Herrn Bernhard Maercker aus Pampin, der jedoch kein guter Landwirt war und das Gut verließ. Ein Herr Hoffmann erwarb den Hof. Er setzte sich ein „Denkmal“ indem er ein Ackerstück aufforstete, das jetzt noch unter den Flurnamen „Hoffmanns Kopp“ bekannt ist. Anfang 1892 wurde gemeldet, der 35 Last große mittlere Roggenboden enthaltende Hof sei an Herrn Dahl für 128 TM verkauft. Der vorige Besitzer Hoffmann kaufte den Hof allerdings ohne Inventar, zum Preis von 54TM. Im Jahre 1906 veräußerte Herr Dahl von seinem Hof 360ha Ackerland, Grünland und Wald an kleinbäuerliche Betriebe (Büdnereien) in Groß Godems und Wald an die Stadt Parchim. Um die Jahrhundertwende erwarb der Rittmeister Wilhelm Weger den Hof für seinen Sohn Wilhelm. Dieser verkaufte nochmals 20ha Ackerland an Godemser Landwirte, sodass ein Restgut von 78,9ha von ihm noch bewirtschaftet wurde. Die gesamte Fläche rechts der Chaussee nach Parchim (Panzerplatz) und die dahinter liegende Waldfläche waren von den Verkäufen betroffen, ebenso die Flächen links des Klein Godemser Weges bis an den Knickschen Bach, wo an der Parchimer Chaussee heute die Büdnereien Nr.11 und 12 liegen. Der Hof ist eine Anlage mit dem Gutshaus aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts, einem Rinderstall, einem Schweinestall und einer großen Feldscheune, so wie sie die älteren Godemser noch kennen. Drei gemauerte Pfeiler an der Hofzufahrt zeugten davon, das der Hof einmal eingezäunt war. Etwas abseits am Slater Kirchweg waren zwei Häuser für die Landarbeiter. Hinter dem Gutshaus lag eine Obstplantage mit Äpfel,- Birnen,- Kirschen – und Pflaumenbäumen. Südlich davon schließt sich ein kleiner Park mit verschlungenen Wegen. Verschiedene Baumarten umwachsen mehrere kleine Teiche, die aus der Gewinnung von Mergel entstanden sind. Die Mergelgewinnung war hier möglich, denn der ganze Hof lag auf einem Standort, an dem der beste und schwerste Boden weit und breit ist. 1958 übergab Herr Weger den Betrieb an den Rat des Kreises Parchim, da er alters – und gesundheitsbedingt nicht mehr in der Lage war, erfolgreich zu wirtschaften und seine Erben nicht gewillt waren, den Betrieb zu übernehmen. Der Rat des Kreises übergab den Betrieb der LPG (landwirtschaftliche Produktions- genossenschaft) zur kostenlosen Bewirtschaftung. Sie nutzte die Wirtschaftsgebäude für ihre Tierproduktion. Schon in den 1960ger Jahren wurde die Scheune aus baulichen Gründen abgerissen. Ab 1959 errichtete die LPG auf dem Grundstück des Gutes eine Rinderanlage (Offenställe). Am Rinder - und am Schweinestall wurde um, - aus – und angebaut. 1963 verstarb der letzte Gutsbe- sitzer Herr Wilhelm Weger. Seine Frau und eine Einliegerfamilie bewohnten das große Gutshaus bis 1978. Erhaltungsmaßnahmen wurden auch aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt, sodass das Gebäude verfiel, bis es 1981 abgerissen wurde. Nach der politischen Wende verkauften die Erben des W. Weger den Resthof 1992 an Frau Dr. Cordula Kurze aus Niedersachsen, die eine Pferdezucht und einen Reiterhof aufbaute und betreibt. Sie baute die Rinderställe zu Pferdeställe und eine Reithalle um. Die Ackerflächen werden heute zum Teil als Weiden für die Pferde genutzt. Die beiden, noch vom Gutsherren für Landarbeiter errichteten Wohnhäuser, ließ sie für sich und ihre Angehörigen um – und ausbauen.

Groß Godems

Von den 19 Hufen, die es einmal in Groß Godems gab, waren 1556 in einer alten Flurkarte noch 16 Hufen, einschließlich der Schulzenhufe, mit unterschiedlicher Größe (von einer halben bis zu eineinhalb Hufe) verzeichnet. Die Nummerierung der Hufen begann gewöhnlich mit der Schulzenhufe (heute Leerstelle ehemals Krey) – Nr.1 – in Uhrzeigersinn um die Kirche herum. 1620 sind ebenfalls noch 16 Hufen verzeichnet, allerdings mit anderer Nummerierung. (Nr.1 ist der heutige Hof Lenzian). Es sind Hufen zusammen gelegt worden. Dann erreichte der 30jährige Krieg auch Groß Godems. Die Soldaten und plündernden Horden, die im 30jährigen Krieg durch das Land zogen, mordeten, wüteten, zerstörten und raubten mit unvorstellbarer Grausamkeit. Von den 15 Hufen und der Schulzenstelle waren acht wüst, das heißt, ihre Bewohner waren vertrieben oder umgebracht worden. Nur sieben Stellen waren noch besetzt, was natürlich nicht heißt, das es ihnen gut ging. Sie mussten sicher auch von Null wieder beginnen. 1656 sind südlich der Kirche drei, westlich zwei und nördlich bis nordöstlich zwei Höfe in einer Karte eingezeichnet. Noch 1703 sind diese 7 Höfe so in einer Handzeichnung dargestellt, jedoch mit einer zusätzlichen Stelle als Wohnhaus für einen Hirten, das am östlichen Ende am alten Friedhof lag. Dieser Katen wurde in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts abgerissen, weil Platz auf dem Friedhof für Bestattungen gebraucht wurde. Der letzte Bewohner dieser Kate bekam Baufläche für die Büdnerei Nr. 1 . In der Flurkarte von 1755 gibt es einen Vermerk, das Bauplätze für vier Büdner abgesteckt seien, die auf der so genannten „Freiheit“ errichtet werden sollten. Später werden diese Büdnereien mit um die 20ha Ackerland ausgestattet und als Bauernhöfe geführt. Die „Freiheit“ war der Platz zwischen dem Dorf um die Kirche bis an den Weg, der von Karrenzin nach Parchim führte – etwa die heutige Parchimer Strasse. Hier war auch ein Schlagbaum errichtet, der das Dorf nach außen abriegelte. Auf der „Freiheit“, ein Areal das von der Kirche aus gesehen links der Drift lag, konnten von den Dorf- bewohnern allgemein genutzt werden.

Bild: Dorfskizze

Das Amt Neustadt trieb den Aufbau der verwüsteten Hofstellen nun voran. Es entstanden wieder 19 Hufen in einer neuen Anordnung und Nummerierung: Entlang der Langen Strasse, auf der südlichen Seite, liegen die Hufen 1 (heute Lange Strasse 22) bis 6 (heute Lange Strasse 13). Die Nummer 4 siedelt später in den Ausbau (Bohrstücken), auf dem ihr zugewiesenen Acker. An der freien Stelle wurde die Schule gebaut. Auf der nördlichen Seite der Langen Strasse liegen die Höfe beginnend mit der Nummer 7 (heute Lange Strasse 3) bis Nummer 12 (heute Hausnummer 11); Am Ring sind die Hufen Nummer13 und 14 bis an den Hägschen Weg und die Nummern 15 bis 18 angesiedelt. Die Nummer 19 wird an der Langen Strasse errichtet (heute Leerstelle Lange Strasse 20). Die sieben Hufen, die gleich nach dem 30jährigen Krieg begannen ihre Höfe wieder aufzubauen, haben zusammenhängende, also arrondierte Ackerflächen bis zu 45ha Größe erhalten. Die Größe der neu eingerichteten Höfe waren um die 20ha groß und lagen auf verschiedenen Flurstücken in der Gemarkung. 1828 gab es in Groß Godems 19 Hauswirte (9 Halbhüfner und 10 Achtelhüfner). Sie waren nicht Besitzer der Höfe, sondern bewirtschaften diese im Auftrag des Amtes und zahlten Pacht. Das Amt konnte die Bauern nach belieben von dem Hof entlassen. 
In der nachfolgenden Zeit wurden die Höfe in Erbpacht gestellt, das heißt, der Hof konnte von einem Nachkommen des Bauern weiter in Pacht bewirtschaftet werden – der Hof war aber immer noch Eigentum des Landesfürsten. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts erließ die Landesregierung eine Verordnung, die es abgehende Bauernkinder oder auch Landarbeiter ermöglichte sich Büdnereien oder Häuslereien zu bauen. Eine Maßnahme, womit die Landesregierung dem Auswandern seiner Untertanen entgegen wirken wollte, denn in immer größeren Gruppen verließen Mecklenburger das Land. Auch aus Groß Godems verließen 1859 zehn Menschen das Dorf in Richtung Amerika. Die Einwohnerzahl betrug 337. Ein weiterer Beschluss des Landesfürsten ermöglichte den Erbpächtern, die eine Bauernstelle zur Pacht vom Amt bewirtschafteten, diese zum 25fachen Preis einer Jahrespacht, zu erwerben und einen erbpachtfreien Hof daraus zu machen. Dies sollte vorrangig Geld in die Kasse des Herzogs spülen, aber es gab dem Bauer auch die Möglichkeit, frei für die Zukunft zu investieren. Neue Bauernhäuser, Stallungen und Scheunen, aber auch Maschinen und Geräte wurden angeschafft. 1857 hatten schon 11 Bauern ihre Stelle in Erbpachthöfe erworben und konnten frei darüber entscheiden. Sie waren jetzt Erbpächter. Acht Bauern waren noch in einem Pachtverhältnis mit dem Amt. Weiterhin gab es zu dieser Zeit einen Büdner und 12 Häusler in Groß Godems. Die weitere Entwicklung des Dorfes ist rasant: 1907 werden 19 Erbpächter,6 Büdner, 41 Häusler, 1Gastwirtschaft und 1 Schmied gezählt. Die Molkerei wird 1910 gebaut und trägt zum Ausbau der Rinderhaltung erheblich bei, denn nun müssen die Bauern nicht mehr selbst die Milch verarbeiten und vermarkten. Die Entwicklung der Industrie läßt die Städte wachsen und für die Menschen müssen Nahrungsmittel hergestellt, aber auch bevorratet werden. Das führt zu höheren Preisen für die Produkte der Landwirtschaft. Der Weltkrieg 1914/18 unterbricht auch in Godems diese positive Entwicklung. Viele Männer des Dorfes müssen in den Krieg ziehen und 24 von ihnen bleiben im Feld. Die anschließende Weltwirt- schaftskrise wirkte sich aus. Vor Allem die kleineren Bauern und die Büdner verschuldeten sich und mussten verkaufen. 

1922/23 wurde das Dorf an die elektrische Stromversorgung angeschlossen – außer dem Ausbau, der erst in den Nachkriegsjahren an das Stromnetz angeschlossen wurde. 1932 gibt es 19 Hofbesitzer, 14 Büdner und 48 Häusler, wobei Gastwirtschaft, Schmiede, Stellmacher und andere Handwerker darin enthalten sind. Also wurden in den 25 Jahren acht Büdnereien und sieben Häuslereien errichtet. Die Häuslereien werden hauptsächlich in der Langen Strasse nach Barkow und die Büdnereien am so genannten Büdnerberg an der Parchimer Strasse erbaut. Wieder können sich die Wirtschaften, durch die Politik des Staates, gut entwickeln und ein erneuter Aufschwung bringt den Landwirten bescheidenen Reichtum. Maschinen werden angeschafft – der erste Traktor (11er Deuz) läuft auf dem Hof Nr.4 Holm, Göpelantriebe, zum Beispiel bei Lange und Filter, konnten durch effektivere Elektromotoren ersetzt werden. Eine Mähmaschine wurde in den 20er Jahren angeschafft. Die Landwirtschaft, auch in Groß Godems, erlangt mit der Entwicklung der Industrie bei der Herstellung von Maschinen und Geräte, sowie dem zunehmenden Einsatz von Kunstdünger, einen raschen Aufschwung. Den Bauern geht es gut, was an den neuen Häusern und Wirtschaftsgebäuden zu erkennen ist. Die Nationalsozialisten trieben die Kriegsvorbreitungen voran und legten auch Lebensmittelvorräte an. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte stiegen, somit auch die Erträge der Bauern. Doch wieder ist es ein furchtbarer Krieg, der die positive Entwicklung der Landwirte zu Nichte macht. Von fast allen Höfen müssen Männer in den Krieg ziehen. Die Großeltern mit den Frauen und Töchtern der Bauern müssen nun für die Erledigung der Arbeiten auf dem Feld und im Stall sorgen. Zwangsarbeiter aus den besetzten Ländern und Kriegsgefangene werden auch in Godems, unter strengen Regeln und Verhaltensmaßgaben, eingesetzt. Sie werden auch in Godems unterschiedlich gut behandelt. Im März 1945 erreicht der Krieg auch das Territorium des Dorfes: während Rudolf Rohde auf seinem Acker, auf dem heutigen Panzerplatz, Dung ablädt, fallen ganz in seiner Nähe Bomben, die für das Munitionslager „Slate – Süd“ bestimmt waren. Seine Pferde gehen durch und laufen nach Hause, während er unverletzt aber sehr erschrocken zurück bleibt. Dorfbewohner müssen später beim Verfüllen der Bombentrichter helfen. Im südlichen Bereich der Flur, am Hogen Viegel, stürzt ein englisches Flugzeug ab und versinkt dort im Morast. Eine Einwohnerin berichtet uns, dass sie beobachtet hat, dass wahrscheinlich in den letzten Tagen des April die Scheune des Bauernhofes Nr.19, mit durchziehenden Häftlingen eines Konzentrationslagers eine Nacht belegt wurde, die von bewaffneten Wachposten mit Hunden bewacht wurden. Eine andere Zeitzeugin berichtet, dass auf dem ausgebauten Bauernhof Nr.4, der Kommunist und nach dem Krieg in Parchim als erster eingesetzte Landrat Hase versteckt gehalten wurde, als dieser von den Nazis gesucht wurde. Die Wehrmacht war Anfang Mai kampflos durch das Dorf in Richtung Karrenzin und Barkow gezogen und ließen vielfach ihre Waffen, Munition und Ausrüstung zurück. So fanden die Bewohner des Hauses Lange Strasse 26 beim Roden einer Hecke 1987 noch scharfe Geschützmunition, die vom Munitionsdienst entschärft werden musste. Am 9. Mai 1945 ziehen die sowjetischen Soldaten in Godems ein. Sie räumen das Dorf vollständig ab der Kirche bis zum Dorfende in Richtung Barkow und wenige Tage später die gesamte Lange Strasse. Für die Einwohner des Dorfes begann eine schlimme Zeit. Es waren ja nicht nur die Dorfbewohner hier, sonder auch die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den Ostgebieten – Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland. Zeitzeugen berichten, dass zu der Zeit um die 800 Personen in Groß – und Klein Godems untergebracht werden mussten. Die russischen Soldaten verwüsteten in dem besetzten Dorfteil die Häuser und Ställe, das Vieh wurde weg getrieben und das Schlimmste waren die Vergewaltigungen der Frauen, wenn sie ihnen in die Hände fielen. Die Frauen hielten sich aus diesem Grund mehrere Tage im Wald, auf dem Feld und anderen Verstecken auf. Dieser Zustand dauerte bis Anfang August des Jahres 1945, wobei die Misshandlungen bald nachließen. Die Russen zogen dann nach Parchim oder auch in ihre Heimat und die Hauseigentümer konnten in ihre Häuser zurück kehren. Übergriffe der Russen auf Bewohner des Dorfes werden von Zeitzeugen geschildert: So wurde ein Flüchtlingsmädchen fast täglich von den Soldaten geholt und missbraucht. Der Gastwirt, Franz Jahnke, wurde in der Gaststätte erschossen, weil er einem betrunkenen Soldaten den Alkohol verweigerte und Frau Anna Gerloff, wurde von einem Russen erschossen, weil sie ihm ihr Fahrrad nicht freiwillig geben wollte. Sie berichten aber auch, dass die Russen im Dorf ein Lazarett mit einen Arzt hatten, der auch verschiedentlich Einwohner behandelte. Sie hatten in der Scheune des Bauern Hecht ein Kino eingerichtet, das jedoch nur für die Soldaten genutzt wurde. Nicht vollständig geklärt bleibt das Schicksal des Bauern Paul Plückhahn, der Besitzer der Bauernstelle Nr.3. Er, seine Frau und seine Kinder wurden in einem kleinen Teich hinter seinem Wohnhaus tot aufgefunden. Es konnte nicht geklärt werden, ob die Familie in den Freitod ging, oder ob sie von den Russen, oder gar von den bei ihn zwangverpflichteten Polen ermordet worden sind. Sein Bruder, Christian Plückhahn aus Klockow, übernahm die Wirtschaft, bis dieser den Hof in Richtung BRD verließ. In jüngster Zeit (Juli 2009) fanden Einwohner auf ihrem Hof Lange Strasse 34, bei Erdarbeiten mehrere Stahlhelme deutscher, wie auch russischer Herkunft. Wie und warum sie hier vergraben wurden, ist nicht bekannt. Von Zeitzeugen gibt es keine Hinweise auf irgendeine Erklärung für diesen Fund. Fraglich ist, ob auf dieser Häuslerei das erwähnte Lazarett eingerichtet war. 33 Männer aus Groß – und Klein Godems bleiben für immer im Krieg. Ihnen setzten die Godemser, allen voran der Büdner Albert Feilcke, 1958 einen Gedenkstein, der heute auf dem Friedhof neben dem Gedenkstein für die gefallenen Godemser des Ersten Weltkrieges aufgestellt ist. Beide standen einmal neben der Schule, dort wo jetzt die Schulturnhalle steht. Andere Godemser mussten zum Teil für viele Jahre in Gefangenschaft. So kam der Häusler Hermann Haase erst 1949 aus Gefangenschaft zu seiner Familie nach Hause.

Bild: Die Kriegerdenkmale aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg

Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, mit den neuen politischen Bedingungen, war äußerst schwierig. Es sollte eine neue Gesellschaftsordnung nach sowjetischen Vorbild entstehen. Die sowjetische Militäradministration erließ Verordnungen und Befehle bis allmählich die deutschen Ämter diese Aufgabe, unter Aufsicht der Sowjets, übernahmen. 1946 schlossen sich die Sozialdemokratische und die Kommunistische Partei in der Sowjetischen Besatzungszone zur Sozialistischen Einheitspartei (SED) zusammen. Sie übernahm das Zepter und verfolgte konsequent ihre Ziele. Das Privateigentum sollte abgeschafft werden und das Volkseigentum an Produktionsgegenständen und Produktionsmitteln den Wohlstand für Alle bringen. Wie sich die Entwicklung in Groß Godems weiter zeigte, soll in einzelne Abschnitte beleuchtet werden – Verwaltung, Kirche, Bildung, Landwirtschaft, Handwerk, Handel, Kultur u.a.








... im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

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Die heutige Zeit

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

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Herkunft und erste Erwähnung von ...

Die Burg/ das Schloss/ das Gutshaus/ die Bauernhöfe

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Napoleonische Zeit

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Deutsch/ Französischer Krieg 1870/71

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Zweiter Weltkrieg

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To de Xyz-er Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)

Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen nachlesen, sondern in einer Vielzahl von Orten und Regionen hören und lesen. Plattdeutsches us den Regionen sollte auch im volkskundlichen Kapitel der Orte festgehalten und bewahrt werden.
Anregung
Im Wossidlo-Archiv kann fast jeder mecklenburgische Ortschronist etwas zur niederdeutschen Volkskunde seines Ortes finden.

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Musterdorf

Flurnamen auf der Musterdorfer Feldmark

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