Nienhagen, Ostseebad

Aus Ortschroniken
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Kenndaten des Orts
Name (heute)Ostseebad Nienhagen
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl18211
VerwaltungsamtBad Doberan-Land
LandkreisRostock
Zahlen
Einwohner2.050 (2017)
KoordinatenBreite: 54.161069 / Länge: 11.952071


Das Ostseebad Nienhagen liegt in der Mecklenburger Bucht zwischen Warnemünde und Heiligendamm. Weite Felder und ein ca. 180 ha großer Mischwald, das Nienhäger Holz, umgeben den Badeort. Der urwüchsige "Gespensterwald" ist wegen der bizarren, märchenhaft anmutenden Bäume zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Film- und Fotomotiv.

Geographische Lage

Wappen von Ostseebad Nienhagen

aktuelles, offizielles Wappen der Gemeinde Ostseebad Nienhagen

Spuren erster Besiedlung

Jäger, Fischer und Sammler
Das Gebiet der südwestlichen Ostseeküste wurde nach Ende der letzten großen Eiszeit und dem Zurückweichen der Eisgrenze zwischen dem 10. und dem 8. Jahrtausend v. Chr. durch arktische Jäger, Fischer und Sammler eher spärlich besiedelt.[1] Zeugnisse jungbronzezeitlicher (die Zeit um 1000 v. Chr.) Siedlungsstellen wurden im Mai 1988 auch in Nienhagen, bei Ausschachtungsarbeiten für die Eigenheimsiedlung "Am Gespensterwald", entdeckt. Dabei handelt es sich um einen Wohn- und Feuersteinwerkplatz, der von der Wiederentdeckung des Feuersteins als Werkzeugrohstoff um 1000 v. Chr. kündet. Zu dieser Zeit besann man sich aufgrund der Verknappung der Bronze wieder auf den Feuerstein. Bei den Ausgrabungen wissenschaftlicher Mitarbeiter des damaligen Museums für Ur- und Frühgeschichte der Kreise Wismar und und Bad Doberan konnten zahlreiche Schaber, Messer, Angelhaken aus Holz oder Knochen, Schlagsteine und Amboßsteine gesichert werden.[2]

Germanische Stämme
Bis in das letzte Jahrhundert v. Chr. hatten sich dann aus den Siedlern der Ur- und Frühgeschichte germanische Stämme herausgebildet. Vermutlich aufgrund der Klimaverschlechterungen veließen diese das Gebiet aber ab den 4. Jahrhundert n. Chr. wahrscheinlich wieder Richtung Süden. Der Bereich der südlichen Ostseeküste war danach vermutlich nur noch sehr dünn besiedelt.

Slawen (Wenden)
Ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. wanderten dann Stammesverbände (Obotriten und Kessiner) der Slawen (Wenden = veraltete Bezeichnung für Slawen) in die Region zwischen Elbe und Oder ein, und wurden auch im Gebiet zwischen Salzhaff und der Warnowmündung sesshaft. Typische Zeugnisse der slawischen Siedler wie Hügelgräber sind aus der näheren Umgebung von Nienhagen bekannt.

Deutschen Ostkolonisierung
Mit der Deutschen Ostsiedlung[1] kommen um das Jahr 1200 n. Chr. die ersten deutschen Siedler, bestehend aus Rittern, Bauern, Handwerkern und Kaufleuten aus Westfalen, Niedersachsen, Friesland und Holstein nach Mecklenburg. Sie brachten aus ihrer alten Heimat Werkzeuge und Geräte, erstes Vieh für den Anfang und die Dreifelderwirtschaft mit nach Mecklenburg. Die dichten Buchenwälder wurden gerodet, Ackerland wurde vermessen und in Lehen und Hufen aufgeteilt. Da die Landwirtschaft der neuen Siedler wesentlich weiter entwickelt war als die der slawischen/wendischen Stämme, dienten die wendischen Bauern häufig bei den neuen Landesherren. Einige Slawen erhielten oder behielten aber auch eigenes Land, namen aber, wie das wendische Fürstengeschlecht der Niklot und Pribislaw deutsche Sitten und Gebräuche und den christlichen Glauben an. Der Hagen 'Nienhagen' ist vermutlich im Zuge der Besiedlung des Küstenlandes durch das 1171 gegründete Kloster Althof-Doberan entstanden.

Erste urkundliche Erwähnungen

Die aktuell erste bekannte urkundliche Erwähnung Nienhagens ist eine Urkunde vom 27. Juli 1264. Mit dieser Urkunde gab Ritter Gherhardus de Snakenborg (Gerhard von Schnakenburg) seinen hier gelegenen Lehnshof zurück an das Zisterzienserkloster Doberan.

„…Es wissen also die damals Anwesenden – als meine Nachkommenschaft – daß ich, Gerhard von Schnakenburg, bei voller Übereinstimmung und Zustimmung meiner Ehefrau, als auch meiner Brüder und aller meiner Erben meinen Besitz, nämlich Nienhagen, welchen ich gehabt habe nach Lehnsrecht von der Doberaner Kirche, derselben Kirche, nämlich zu Doberan für 360 Mark Denar verkauft habe zu ständigem Besitz, denselben Hagen mit meiner Gerichtsbarkeit, mit bebauten und unbebauten Landstücken, Höfen, Feldern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Gewässern, Fischgewässern mit allen Fischrechen und allen weiteren Belangen habe ich zum Gebrauch durch die erwähnte Kirche in die Hand des Herrn Werner, dem Abt, freiwillig mit demselben Hagen zurückgegeben. Die Grenzen desselben Hagens lege ich fest in ihrem gegenwärtigen Verlauf, nämlich von dem breiten, aufgerichteten Stein am Meer verlaufend bis zu einer Buche, die gelegen ist am Ende des Ackers von Wulfrad, dem Magister des Hagens. Danach von derselben Buche rechts herum bis zum Kreuz, das aufzurichten ich selbst einst Sorge getragen habe, dann auf geradem Weg bis zum Flüßchen Stenbeke, bis zum eichenen Wehr, wo es das erste Mal zu fallen beginnt; dann bestimmt der Fluß selbst die Grenze bis zum Hagen Stenbeke…“''

Eine Bestätigung, dass der in der Urkunde von 1264 erwähnte Verkauf tatsächlich vollzogen wurde, findet sich in einer Urkunde vom 04. Oktober 1273. In dieser Urkunde wird Nienhagen nocheinmal namentlich und ausdrücklich unter den zum Kloster Doberan gehörigen Dörfern aufgeführt:
"...Hermann, Bischof von Schwerin bestätigt unter Zustimmung seines Capitels, die dem Kloster Doberan zustehenden Zehnten und Patronate..."

Weitere Urkunden aus dem 13., 14., und 15. Jahrhundert belegen den Ackerbau.[2]

Herleitung des Ortsnamens

Der Präfix 'Nien-' oder 'Nigen-'(wie in der Urkunde von 1264) steht im Niederdeutschen für 'Neu'.

Die Endung '-hagen' bezeichnet in anderen Regionen Deutschlands einen (z. B. durch eine Dornen- oder Hainbuchenhecke) umhegten Bereich. Im Niederdeutschen wird dadurch hingegen deutlich gemacht, dass die Ortschaft durch Waldrodung entstanden ist. Häufig wurde der Name des bei der Landverteilung (während der Deutschen Ostkolonisierung) bestimmenden Lokators [2] vorangestellt. Zum Beispiel: Steffenshagen, Lambrechtshagen, Diedrichshagen.

Nienhagen dürfte seinen Namen also auch von den deutschen Siedlern erhalten haben, die die in der Slawenzeit noch vorherschenden ausgedehnten Buchenwälder systematisch gerodet haben. Typische Orte mit slawischen Namen in der Region wären Satow, Pölchow, Bölkow usw.

Nienhagen ist einer von 15 Orten nordwestlich von Rostock mit der Endung -hagen. Diese Region wird daher auch als Hägerort[3] bezeichnet. Weitere Orte, die in diesem Bereich auf -hagen enden, sind:
Admannshagen, Allershagen, Bargeshagen, Bartenshagen, Diedrichshagen, Evershagen, Lambrechtshagen, Lichtenhagen, Sievershagen, Steffenshagen, Brodhagen, Vorder- Mittel- und Klein Bollhagen

Entwicklung zum Badeort/Ostseebad

in Arbeit

Die Bürgermeister

Name von bis
... ... ...
Georg Bos April 1979 Juni 1990
Günter Hofer Juni 1990 November 1992
Wilhelm Chmiela November 1992 Juni 2004
Uwe Kahl Juni 2004

Entwicklung Einwohnerzahl

in Arbeit

Weiterführende Information zu Nienhagen

Nienhagen in gov.genealogy.net[[4]]

Kontakte

Über Anregungen und Hinweise zur Ortsgeschichte von Nienhagen freut sich die Arbeitsgruppe Chronik Ostseebad Nienhagen. Kontakt über E-Mail: [5]


Quellenangaben

[Quellenhinweise aus Archiven, Findbüchern und Publikationen]

  1. Horst Keiling: Steinzeitliche Jäger und Sammler in Mecklenburg. Hrsg.: Museum für Ur- und Frühgeschichte, Schwerin 1985. ISSN 0323-6765
  2. 2,0 2,1 "Ostseebad Nienhagen - Aus der Ortschronik", Herausgeber: Rat der Gemeinde Ostseebad Nienhagen"