Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945

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Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1945.

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Mönchhagen während des Nationalsozialismus

In Mönchhagen existierte eine SPD-Ortsgruppe; eine KPD-Gruppe gab es nicht. 1932 wollten die NSDAP-Mitglieder die Arbeitergaststätte Piehl für ihre Propagandatätigkeit nutzen, wurden von Piehl aber hinausgeworfen. Daraufhin versuchten sie, in der Schule unterzukommen. Das wurde ihnen aber vom Gemeindevorsteher Geisler (SPD) untersagt, woraufhin der Ortsgruppenleiter der NSDAP am 19. 11. 1932 ein in scharfem Ton gehaltenes Schreiben an die Gemeindevertretung sandte, um deren Zustimmung zu fordern. Die Gemeinde lehnte jedoch mit 6 gegen 2 Stimmen ab. Sie begründete dies mit der Bestimmung über die Benutzung von Schulräumen (nach dem Amtsblatt Nr. 61 vom 28. 10. 1932) und verwies darauf, dass in Mönchhagen schließlich zwei Gaststätten mit Saal existieren würden, an die man sich wenden könne. Die letzte Begründung muss für die NSDAP wie ein Hohn geklungen haben, da ja allgemein bekannt war, dass Piehl sie bereits hinausgeworfen hatte. Später wollte man Piehl dafür bestrafen – man konnte ihm die Gaststätte jedoch nicht wegnehmen, weil sie ihm im juristischen Sinn gar nicht gehörte. Das hatte außer Piehl und dem wahren Eigentümer (angeblich seine Schwiegermutter) bis dahin niemand gewusst.

Interessant ist die Tatsache, dass sich die Anhänger der NSDAP und der SPD in Mönchhagen in der Endzeit der Weimarer Republik gegenseitig aus dem Wege gingen. Immer dann, wenn die eine Seite am Wochenende die Werbetrommel auf Veranstaltungen rührte, befanden sich die Anhänger der anderen Partei nicht im Dorf; im Sommer fuhren sie mit der Familie an den Strand von Markgrafenheide. Ältere Zeitzeugen erzählten, dass es damals eine heimliche Übereinkunft zwischen beiden politischen Gruppen gegeben haben soll. Schließlich wohnte man in einem Dorf und kannte sich seit Jahren. Die meisten NSDAP-Mitglieder waren Bauern oder gewerbliche Unternehmer, die SPD-Mitglieder kamen meist aus sozial schwächeren Schichten. Am 22. 7. 1933 wurde die SPD verboten, die NSDAP war damit nach der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien im Juni/ Juli 1933 die einzige zugelassene Partei. 1935 kam es zur letzten Wahl. Die gesamte ehemalige SPD-Ortsgruppe (8 Personen) stimmte gegen die Hitlerregierung. Insgesamt gab es 10 Gegenstimmen, die fehlenden 2 Stimmen müssen von Ehefrauen gewesen sein. Um Ärger mit ihrer vorgesetzten Behörde zu vermeiden, wurden alle 10 Gegenstimmen von der NSDAP-Gruppe in Ja-Stimmen umgefälscht. Die SPD-Gruppe klebte bis 1935 auch nachts in Mönchhagen heimlich Plakate gegen die Hitlerregierung. Ab 1935 befand sich die Gemeindevertretung vollständig in den Händen der NSPAD.

Die Heinkel-Werke und Mönchhagen

In dieser Zeit entstanden die ersten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Rostocker Heinkel-Flugzeugwerken und einigen Mönchhäger Bürgern. Der Bauer Schulze, der die ehemalige Feilenhauerei nach deren Konkurs aufgekauft hatte, wohnte in dem Gebäude, das zu DDR-Zeiten Kindergarten und nach 1990 abgerissen wurde (neben der Feuerwehr – nicht zu verwechseln mit dem heutigen Kindergarten, der zu DDR-Zeiten Schule war). Ihm gehörte auch die ehemalige LPG-Gärtnerei. Außer dieser Wirtschaft (dem Mittelhof) besaß er noch einen Unterhof und einen Oberhof im Unterdorf. Schulze war mit dem Flugzeugkonzernbesitzer Ernst Heinkel eng befreundet. Heinkel baute um 1935 das Gärtnereigebäude (später von der LPG genutzt, nach 1990 abgerissen), Bauer Schulze lieferte dafür das in der Gärtnerei erzeugte Gemüse an Heinkels Betriebsküchen in Rostock. Außerdem ließ Heinkel auf Schulzes Wiese (Unterhof im Unterdorf 1) die Grassoden für die Tarnung seiner Bunkeranlagen abtragen. Der Tischler Krüger (Stiller Frieden, vor der ehemaligen Schmiede Wellert) lieferte Sperrholzelemente für den Flugzeugbau an die Heinkelwerke.

Gemeindeleben bis zum 2. Weltkrieg

Mönchhagen hatte vom 19. Jahrhundert bis gegen Ende des II. Weltkrieges durchschnittlich etwas mehr als 300 Einwohner. Aus den Gemeindeaufzeichnungen geht hervor, dass von 1873 bis 1935 insgesamt 150 Anträge auf Armutsunterstützung (Geld, Lebensmittel, Pachterlass, kostenloses Brennholz, billiger Wohnraum, Beerdigungskosten usw.) gestellt wurden. Von diesen 150 Anträgen mussten 103 anerkannt werden. Ab 1935 liegen keine Anträge mehr vor, anscheinend durfte es offiziell keine Armen mehr geben.

Mönchhagen während des 2. Weltkrieges

Die Gemeindevertretung hatte immer recht häufig getagt, ab 1935 änderte sich das jedoch. Folgende Zahl der Sitzungen ist festzustellen: 1935: 4, 1936: 2, 1937: 1, 1938: 3. Die letzte nachweisbare Sitzung war am 26. 11. 1944. Wann in der Endphase des Krieges Sitzungen stattfanden, lässt sich nicht mehr feststellen, da die letzten 40 Seiten aus dem Sitzungsprotokollbuch der Gemeinde herausgerissen wurden.

Im Zeitraum 1943/44 fielen auch auf Mönchhagen Bomben. Den einzigen Volltreffer erhielt der Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Hier waren Soldaten einer Scheinwerferbatterie stationiert, welche zusammen mit Flaksoldaten die Funkstation im Häschenbusch sichern sollten. Die Station hatte vorher in direktem Funkkontakt mit dem Rommelkorps in Nordafrika gestanden. Alle weiteren Bombenabwürfe waren zum Glück Fehlwürfe, so z. B. beim alten Wassermühlendamm im Oberdorf, wo man wohl einen Bunker vermutete, oder auch der Bombentreffer im Dunghaufen der Bauernstelle gegenüber der Gaststätte Piehl.

Ereignisse zum Kriegsende

Während des Krieges befand sich in Barth ein Konzentrationslager (KZ). Gegen Kriegsende sollten auch die Insassen dieses Konzentrationslagers auf einem der berüchtigten Todesmärsche umgebracht werden. Als die Häftlinge auf ihrem Marsch Ribnitz erreichten, wollte die SS-Begleitmannschaft sie auf dem Marktplatz erschießen. Mutige Ribnitzer Bürger verhinderten diesen Massenmord. Die SS-Leute beschlossen dann, die Häftlinge auf der heutigen B105 weiter nach Rostock zu treiben, wo man die letzten Opfer im Krematorium auf dem Westfriedhof verbrennen wollte. Allgemein wurde das Kriegsende durch das Vorrücken der Roten Armee aus östlicher Richtung erwartet. Die russische Armeeführung hatte aber bei Überschreiten der alten deutschen Reichsgrenze in der Endphase des Krieges ihre Taktik geändert. Sie ging nicht gleichmäßig auf breiter Front vor, sondern durchbrach die deutsche Front an entscheidenden Stellen durch massive Panzerangriffe, kesselte abgeschnittene deutsche Truppen ein und vernichtete diese Kessel anschließend. Am 1. 5. 1945 passierten die ca. 700–800 Häftlinge mit der Wachmannschaft das Dorf Mönchhagen. Als die Spitze der Häftlingskolonne sich etwa 100 Meter hinter dem Häschenbusch befand, bewegten sich daher völlig unerwartet aus westlicher Richtung russische Panzer T-34 aus Rostock kommend auf sie zu. Zum Gedenken an die Häftlingsbefreiung steht heute an dieser Stelle ein Denkmal neben der B105.

Der Mönchhäger Bürger Erich Malchow war damals Zeitzeuge dieser Ereignisse. Er kam kurz vor dem Eintreffen der russischen Truppen am 1. 5. 1945 gerade mit seinem Fahrrad vom Bentwischer Bäcker, wo er zwei Brote geholt hatte, als die Häftlinge das Dorf erreichten. Es gelang ihm, Häftlingen heimlich ein Brot zuzustecken. Ein völlig entkräfteter Häftling lag in seinem Vorgarten (B105, Nr. 2) und wurde von Malchow mit einem Teller Suppe versorgt, als plötzlich ein SS-Mann mit einem Motorrad auftauchte. Dieser schlug dem Häftling das Essen aus der Hand, drohte Malchow mit der Waffe, schlug ihm mit dem Griff seiner Pistole an den Kopf, riss eine weiße Fahne herunter und entfernte sich mit seinem Motorrad über Volkenshagen und Groß Kussewitz nach Öftenhäven, wo er den dortigen Gutsbesitzer wegen dessen weißer Fahne erschoss. Ein weiterer SS-Mann wurde noch nach der Häftlingsbefreiung von Malchow im Häschenbusch angetroffen. Er war auf der Suche nach seinem Vorgesetzten, den er erschießen wollte.

Einen Tag vor der Häftlingsbefreiung wurden zwei Züge, die sich auf der Mönchhäger Eisenbahnstrecke befanden, von Wehrmachtssoldaten gesprengt. Die Waggons enthielten unter anderem Lebensmittel, Pferde, Munition und Kohle. Die Pferde kamen bei der Explosion alle um. Die verwertbaren Güter holten sich die Mönchhäger Bürger.

Aus Richtung Klein Kussewitz kamen Soldaten der Roten Armee mit deutschen Kriegsgefangenen, und der Sattler Erich Malchow reparierte für die Rote Armee eine Wagenladung erbeuteter Pferdegeschirre. Als Bezahlung sollte er kein Geld, sondern Machorkatabak erhalten. Allerdings wollten die Russen von ihm für die Abrechnung eine Quittung mit Stempel. Da Malchow keinen eigenen Stempel besaß, holte er sich einen großen Stempel aus dem verlassenen Bahnhofsgebäude und erhielt dann seinen Lohn.

Auf dem Werkstattgebäude hatte der Sattler viele Jahre lang eine alte Kunstmarmorfigur stehen, bei der der Hinterkopf fehlte. Im Mai des Jahres 1945 hielt ihn ein russischer Soldat wegen dieser „Marmorfigur“ für einen „Kapitalisten“ und schoss mit seiner MPi auf die Figur. Nachdem Malchow den russischen Soldaten aber erklären und beweisen konnte, dass er kein „Kapitalist“, sondern ein alter SPD-Genosse war, entschuldigten sich die Russen bei ihm und schickten ihm einen Soldaten vorbei, der vor dem Krieg Kunstmaler war und ihm ein Ölportät seiner Frau malte.