Insel Usedom Sagen: Unterschied zwischen den Versionen

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:Nachher ist Streit zwischen den Coserowern und Crumminern entstanden; jene haben die Glocken auch haben wollen und 32 Ochsen vorgespannt, haben sie aber nicht von der Stelle gebracht. Darauf haben die Crumminer sie mit sieben Ochsen weggeführt.
 
:Nachher ist Streit zwischen den Coserowern und Crumminern entstanden; jene haben die Glocken auch haben wollen und 32 Ochsen vorgespannt, haben sie aber nicht von der Stelle gebracht. Darauf haben die Crumminer sie mit sieben Ochsen weggeführt.
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Auch viele Sagen und Märchen unserer Heimat spielen um die Weihnachtszeit, besonders die Weissagungen und Verheißungen sollen in der Christnacht sich erfüllen. So hört man nur in dieser Nacht die Glocken der versunkenen Stadt Vineta, vom Grunde der Ostsee heraufklingen. Der Fischer, der das Läuten hört und trotzdem über die Stadt hinwegfährt, muß sterben, ehe noch das Neue Jahr beginnt.
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;Eine pommersche Christnachtsage berichtet von der Goldmöwe:
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::;Die goldene Möwe
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::Bewegt ein großer Wunsch Dein Herz,
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::dann fahre in das Pommerland
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::und gehe in der Weihnachtszeit
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::ganz stumm und heimlich an den Strand.
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::Dein Wunsch geht in Erfüllung bald,
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::wenn sich ein Licht im Osten zeigt,
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::und eine Möwe ganz aus Gold
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::hinauf zum Sternenhimmel steigt.
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::Und leuchtet sie auch sonnenhell,
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::halt aus, mach’ nicht die Augen zu,
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::sonst geht es Dir mit Deinem Wunsch
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::wie einst dem Fischer syner Fru.
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Text von Klaus Granzow in Pommersche Saat, Monatsblätter für die Gestaltung von Heimatabenden, Heft 4, 1962
  
 
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* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/87/Haas_1904_Sagen-Wollin-Usedom.pdf Haas 1904 Sagen Wollin und Usedom]
 
* [https://www.ortschroniken-mv.de/images/8/87/Haas_1904_Sagen-Wollin-Usedom.pdf Haas 1904 Sagen Wollin und Usedom]
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Version vom 15. Januar 2023, 14:56 Uhr

Familien

Borcke

Pommersche Sagen – Haas -3. Auflage 1921 Seite 152

287. Der Ursprung des Geschlechts von Borcke. Auf der Burg zu Stramehl (Kr. Regenwalde) saß vor vielen hundert Jahren ein mächtiger und weitgefürchteter Ritter, welcher Michel mit Vornamen hieß. Weil er sich durch Herrschsucht und Rücksichtslosigkeit auszeichnete und auch im Trinken seinen Meister suchte, nannte ihn das Volt gewöhnlich den „Strammen Michel". Einst wurde die Burg dieses Ritters von den Feinden belagert und trotz tapferer Gegenwehr erobert. Der einzige Sohn Michels aber entging den Händen der Eroberer, da er durch seine Amme gerettet wurde. Die Amme entfloh nämlich mit dem Kinde in der Richtung nach Schmorow zu, wo sie auf ein Zigeunerlager stieß. Sie rief den Schutz der Zigeuner an und übergab diesen das Kind. Die Zigeuner aber packten es, als sie die Feinde herankommen hörten, in Borke (Baumrinde) und verbargen es so vor den Augen der Verfolger. Als die Letzteren abgezogen waren, holten die Zigeuner das Kind wieder hervor und führten es mit sich nach Ungarn, wo sie es aufzogen, so gut sie konnten. Nach mehreren Jahren kehrten sie nach Pommern zurück und brachten bei dieser Gelegenheit das Kind, welches inzwischen zu einem stattlichen Knaben herangewachsen war, wieder zu seinem Vater. Zum Lohne dafür erhielten die Zigeuner die Erlaubnis, fortan überall im ganzen Borckischem Gebiet frei und ungehindert verkehren zu dürfen, und diese Erlaubnis soll noch heutigen Tages zu Recht bestehen. Der gerettete Knabe aber wurde der Stammvater eines vornehmen, noch jetzt blühenden Geschlechtes, welches seit jener Zeit infolge der wunderbaren Errettung des Ahnherrn den Namen von Borke führte. Die Burg Stramehl aber soll ihren Namen von dem „Strammen Michel“ erhalten haben.


Glocken

Die Glocken zu Crummin
Oft geschieht es, daß Glocken, die versenkt sind, aus der Tiefe hervortauchen. Legt man dann ein Tuch oder dergleichen darauf, so sind sie gebannt und können nicht von der Stelle.
Auf dieses Weise haben am Ostermorgen die Crumminer auf Usedom zwei Glocken bekommen; die dritte , nicht gebannte, hat, als sie fortging, gesummt:
„Anna, Susanna,
Kommt mit mi von danne!“
Da hat ihr die eine geantwortet
„Margarete, Margarete,
Du weißt ja, ich kann nicht von dannen,
Ich bin ja behangen!“
Nachher ist Streit zwischen den Coserowern und Crumminern entstanden; jene haben die Glocken auch haben wollen und 32 Ochsen vorgespannt, haben sie aber nicht von der Stelle gebracht. Darauf haben die Crumminer sie mit sieben Ochsen weggeführt.

Weihnachten

Auch viele Sagen und Märchen unserer Heimat spielen um die Weihnachtszeit, besonders die Weissagungen und Verheißungen sollen in der Christnacht sich erfüllen. So hört man nur in dieser Nacht die Glocken der versunkenen Stadt Vineta, vom Grunde der Ostsee heraufklingen. Der Fischer, der das Läuten hört und trotzdem über die Stadt hinwegfährt, muß sterben, ehe noch das Neue Jahr beginnt.

Eine pommersche Christnachtsage berichtet von der Goldmöwe
Die goldene Möwe
Bewegt ein großer Wunsch Dein Herz,
dann fahre in das Pommerland
und gehe in der Weihnachtszeit
ganz stumm und heimlich an den Strand.
Dein Wunsch geht in Erfüllung bald,
wenn sich ein Licht im Osten zeigt,
und eine Möwe ganz aus Gold
hinauf zum Sternenhimmel steigt.
Und leuchtet sie auch sonnenhell,
halt aus, mach’ nicht die Augen zu,
sonst geht es Dir mit Deinem Wunsch
wie einst dem Fischer syner Fru.

Text von Klaus Granzow in Pommersche Saat, Monatsblätter für die Gestaltung von Heimatabenden, Heft 4, 1962

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