Fortlaufende Chronik von Graal-Müritz: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Infobox Ortschronik
 
{{Infobox Ortschronik
  | ort = Ostseeheilbad Graal-Müritz
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  | ort = Graal-Müritz
 
  | zeit = 1200 - 2017
 
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==Chronologischer Abriss der Geschichte von Graal-Müritz==
  
  
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===Abkürzungen der Quellen===
  
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AHS - Archiv Hanning Schuldt (Heimatmuseum)
  
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KFC - Krausesche Fundchronik im Archiv der Hansestadt Rostock
  
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==spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)==
  
==chronologischer Abriss der Geschichte von Graal-Müritz==
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;1328
 
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:Der "Hof Müritz"  wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er befand sich hinter dem heutigen Kindersanatorium Tannenhof. Müritz ist ein wendischer Name und bedeutet "am Meer gelegener Ort". (AHS)
''Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.''
 
  
==spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)==
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;1332
 
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:Durch Landerwerb bis zum "Grothen Strom" (Stromgraben) kommt es zur Gründung eines zweiten Hofes. Beide Höfe werden von Nonnen des St. Claren Klosters Ribnitz bewirtschaftet und von Büdnern aus Dierhagen. Die Hand- und Spanndienste leisten müssen, unterstützt.(AHS)
'''1328''' Der "Hof Müritz"  wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er befand sich hinter den heutigen Kindersanatorium Tannenhof. Müritz ist ein wendischer Name und bedeutet "am Meer gelegener Ort".
 
'''1332''' Durch Landerwerb bis zum "Grothen Strom" (Stromgraben) kommt es zur Gründung eines zweiten Hofes. Beide Höfe werden von Nonnen des St. Claren Klosters Ribnitz bewirtschaftet und von büdnern aus dierhagen. Die Hand- und Spanndienste leisten müssen, unterstützt.
 
  
 
==Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)==
 
==Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)==
  
'''1549''' Mecklenburg tritt zum evangelisch lutherischen Glauben über.
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;1549
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:Mecklenburg tritt zum evangelisch lutherischen Glauben über.
  
'''1552''' die Landesfürsten ziehen den gesamten Kirchenbesitz ein. Hierunter auch das Klarissen-Kloster Ribnitz mit seinem gesamten Besitz.
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;1552
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:Die Landesfürsten ziehen den gesamten Kirchenbesitz ein. Hierunter auch das Klarissen-Kloster Ribnitz mit seinem gesamten Besitz.
  
'''1567''' Der Name Graal wird in Rostocker Zollakten erstmals erwähnt.
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;1567
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:Der Name Graal wird in Rostocker Zollakten erstmals erwähnt.
  
 
==bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)==
 
==bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)==
  
'''1753''' An beiden Seiten des Handelsweges Rostock-Fischland (Fischländer Weg) werden je 5 Büdnereien angelegt. Der ehemalige Hof wird jetzt als Erbpachtstelle  bezeichnet.
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;1749
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:Mit der Gründung von "Klein-Müritz", 1,5 km südöstlich von "Müritz" wird dessen Name zu "Groß-Müritz" ergänzt. (KFC)
  
'''1806''' Die Franzosenzeit beginnt.
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;1753
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:An beiden Seiten des Handelsweges Rostock-Fischland (Fischländer Weg) werden je 5  Büdnereien angelegt. Der ehemalige Hof wird jetzt als Erbpachtstelle  bezeichnet.
  
'''1811''' Sechs Jungmannen aus Graal werden für Napoleons Marine geworben. Ihnen ist Land und Baumaterial für ein Haus in Müritz versprochen worden.
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;1806
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:Die Franzosenzeit beginnt.
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;1811
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:Sechs Jungmannen aus Graal werden für Napoleons Marine geworben. Ihnen ist Land und Baumaterial für ein Haus in Müritz versprochen worden.
  
 
==bis zur Reichseinigung (bis 1871)==
 
==bis zur Reichseinigung (bis 1871)==
  
'''1815''' Das Versprechen an die Jungmannen wird eingelöst. Es entsteht die Lange Reihe, die Büdnereien I bis XII. Später kommen die Büdnereien XIII bis XIX in Richtung Ost hinzu.
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;1815
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:Das Versprechen an die Jungmannen wird eingelöst. Es entsteht die Lange Reihe, die Büdnereien I bis XII. Später kommen die Büdnereien XIII bis XIX in Richtung Ost hinzu.
  
'''1830''' Die ersten Badegäste treffen ein. Sie müssen mit Sack und Pack anreisen.
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;1818, 18. März
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:Claus Joachim Witt kauft in Müritz eine Büdnerei an der Stelle des ehemaligen Armenkatens
  
'''1840''' Die Badeplätze Graal und Müritz werden in Veröffentlichungen beschrieben.
+
;1830
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:Die ersten Badegäste treffen ein. Sie müssen mit Sack und Pack anreisen.
  
'''1860''' Die Windmühle in Graal wird errrichtet.
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;1840
 +
:Die Badeplätze Graal und Müritz werden in Veröffentlichungen beschrieben.
 +
 
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;1860
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:Die Windmühle in Graal wird errrichtet.
  
 
==Deutsches Reich bis 1918==
 
==Deutsches Reich bis 1918==
  
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[[Datei:GM Hotel Anastasia.jpg|thumb|400px|rechts|GM Hotel Anastasia]]
  
'''1872''' Eine verheerende Sturmflut zerstört in Müritz und Graal die Küste und Dünen.
 
  
'''1877''' Prof. Carl von Mettenheimer und Prof. Friedrich Wilhelm Beneke entdecken die natürlichen heilklimatischen Besonderheiten um Müritz und Graal.
 
  
'''1880''' Eröffnung des ersten Hotels ("Anastasia"). Damit beginnt das moderne Badeleben. Auch die Geschichte des örtlichen Gesundheitswesens ist mit diesem Haus eng verbunden. Prof. Mettenheimer bringt in diesem Hotel kranke Kinder unter. Da sie in unserem besonderen Klima unerwartet schnell gesunden, entschließt er sich zum Bau einer eigenständigen Heilstätte.
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;1872, November
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:Eine verheerende Sturmflut zerstört in Müritz und Graal die Küste und Dünen.
  
'''1883''' Beginn reger Bautätigkeit in Müritz und Graal
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;1877
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:Prof. Carl von Mettenheimer und Prof. Friedrich Wilhelm Beneke (Marburg) entdecken die einzigartigen natürlichen heilklimatischen Besonderheiten um Müritz und Graal.
  
'''1884'''  Prof. von Mettenheimer eröffnet das erste Kindershospital an der Ostsee. Es kann zunächst nur in den Sommermonaten genutzt werden.
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;1880
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:Eröffnung des ersten Hotels ("Anastasia"). Damit beginnt das moderne Badeleben. Auch die Geschichte des örtlichen Gesundheitswesens ist mit diesem Haus eng verbunden. Prof. Mettenheimer bringt in diesem Hotel kranke Kinder unter. Da sie in unserem besonderen Klima unerwartet schnell gesunden, entschließt er sich zum Bau einer eigenständigen Heilstätte.
  
'''1889'''  Die Eisenbahnlinie Rostock-Stralsund wird eröffnet, was sich besonders positiv auf die Entwicklung von Müritz und Graal auswirkt.
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;1883
 +
:Beginn reger Bautätigkeit in Müritz und Graal
  
'''1893'''  Verbesserung der Verkehrswege nach Ribnitz und später auch nach Rövershagen.
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;1884
 +
:Prof. von Mettenheimer eröffnet das erste Kindershospital an der Ostsee. Es kann zunächst nur in den Sommermonaten genutzt werden.
  
'''1905''' Errichtung der Seebrücken in Graal und Müritz.
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[[Datei:Plan Groß Müritz 1885.jpg|thumb|400px|rechts|Plan von Groß-Müritz '''1885''']]
  
'''1908'''  Die evangelische Kirche und das Friedhofsgelände werden als Geschenk des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin an die beiden Gemeinden übereignet. Die neu erbaute Kirche wird geweiht. Gleichzeitig wird eine neue Kirchgemeinde gegründet, zu der neben Groß-Müritz und Graal auch Torfbrücke und das Waldhaus gehören.
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;1889
 +
:Die Eisenbahnlinie Rostock-Stralsund wird eröffnet, was sich besonders positiv auf die Entwicklung von Müritz und Graal auswirkt.
  
'''1910''' Beide Gemeinden einigen sich und kaufen zwei Omnibusse, um die in Rövershagen ankommenden Badegäste abzuholen. Im gleichen Jahr entsteht eine zweiklassige Schule in Graal.
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;1893
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: Verbesserung der Verkehrswege nach Ribnitz und später auch nach Rövershagen.
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[[Datei:Mueritz um1900.jpg|thumb|400px|rechts|Plan von Müritz '''um 1915''']]
  
'''1913''' Die bis dahin üblichen Ziehbrunnen werden durch den Bau eines gemeinsamen Wasserwerkes abgelöst. Gutes Trinkwasser war das Ergebnis.
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;1905
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:Errichtung der Seebrücken in Graal und Müritz.
  
'''1914'''  Graal und Müritz haben sich zu beliebten Familienbädern entwickelt.
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;1908
 +
:Die evangelische Kirche und das Friedhofsgelände werden als Geschenk des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin an die beiden Gemeinden übereignet. Die neu erbaute Kirche wird geweiht. Gleichzeitig wird eine neue Kirchgemeinde gegründet, zu der neben Groß-Müritz und Graal auch Torfbrücke und das Waldhaus gehören.
  
*[http://www.mv-terra-incognita.de/files/karte_mueritz1900.htm |Ortsplan von Müritz 1900]
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;1910
 +
:Beide Gemeinden einigen sich und kaufen zwei Omnibusse, um die in Rövershagen ankommenden Badegäste abzuholen. Im gleichen Jahr entsteht eine zweiklassige Schule in Graal.
  
==Deutsches Reich bis 1945==
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;1913
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:Die bis dahin üblichen Ziehbrunnen werden durch den Bau eines gemeinsamen Wasserwerkes abgelöst. Gutes Trinkwasser war das Ergebnis.
  
'''1921'''  Auf genossenschaftlicher Grundlage erhalten Graal und Müritz elektrischen Strom.
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;1914
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:Graal und Müritz haben sich zu beliebten Familienbädern entwickelt.
  
'''1923'''  November  Mit der Einführung der Rentenmark wird die Inflation beendet. Das Badeleben hat sich völlig verändert. Spekulanten sind am Werk und besonders in Graal wechseln viele Häuser den Besitzer.
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: '''"Nach einer Mitteilung des Mecklenburg-Schwerinsche Ministeriums des Innern ist der Ortschaft Müritz im Domanialamt Ribnitz die Bezeichnung "Ostseebad Müritz" beigelegt worden." (Regierungsblatt Nr.79 1914)'''
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'''1924'''  Die Berliner Vewrkehrsbetriebe (BVB) erwerben weiträumiges Bauland für die Errichtung einer modernen Erholungseinrichtung mit eigenener Gärtnerei und Viehwirtschaft. 75 Erwachsene (damals nur Männer) und 150 Kinder finden schon ein Jahr später in dem Heim der BVB ganzjährig unter ärztlicher Betreuung und Gesundung. Die BVB ist auch der Hauptaktionär beim Bau der Bäderbahn nach Rövershagen. Weitere Aktionäre sind die Stadt Rostock sowie die Gemeinden Graal und Müritz.
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==Deutsches Reich bis 1945==
  
'''1925'''  Am 1. Juli wird die Bäderbahn feierlich ihrer Nutzung übergeben.
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;1921
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:Auf genossenschaftlicher Grundlage erhalten Graal und Müritz elektrischen Strom.
  
'''1929''' die Jugendherberge wird eröffnet.
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;1923 November  
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:Mit der Einführung der Rentenmark wird die Inflation beendet. Das Badeleben hat sich völlig verändert. Spekulanten sind am Werk und besonders in Graal wechseln viele Häuser den Besitzer.
  
'''1930'''  Der ehemalige Graaler Hof brennt ab. Durch Unterstützung der BVB erhält die Gemeinde Graal eine Kanalistation und eine Betonstraße.
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;1924
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:Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) erwerben weiträumiges Bauland für die Errichtung einer modernen Erholungseinrichtung mit eigenener Gärtnerei und Viehwirtschaft. 75 Erwachsene (damals nur Männer) und 150 Kinder finden schon ein Jahr später in dem Heim der BVB ganzjährig unter ärztlicher Betreuung und Gesundung. Die BVB ist auch der Hauptaktionär beim Bau der Bäderbahn nach Rövershagen. Weitere Aktionäre sind die Stadt Rostock sowie die Gemeinden Graal und Müritz.
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[[Datei:Mueritz Ortsplan 1926.jpg|thumb|400px|Ortsplan 1926]]
  
'''1932'''  Das Ostseebad Graal feiert sein 600-jähriges Bestehen.
+
;1925
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:Am 1. Juli wird die Bäderbahn feierlich ihrer Nutzung übergeben.Sie wurde durch eine privatwirtschaftliche Gesellschaft (in der u.a. die BVB in den Anteilen erster Gesellschafter, die Kommunen Graal und Müritz gemeinsam zweite Gesellschafter waren). Mit dem Bau der Bahn entfiel das Waldgatter das seit 1877 bis dahin die herzogliche wie die Rostocker Heide gemeinsam umschloß. Die 3 Gatter durch die man, Schleusen ähnlich, Müritz und Graal erreichte wurden abgeschafft.
  
'''1938''' Das Ostseebad Graal-Müritz entsteht durch Zusammenlegung der beiden Gemeinden Müritz und Graal.
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;1929
 +
:Die Jugendherberge wird eröffnet.
  
'''1941'''  Die Seebrücken und die Promenade werden durch See- und Eisgang zerstört.
+
;1930
 +
:Der ehemalige Graaler Hof brennt ab.
 +
:Durch Unterstützung der BVB erhält die Gemeinde Graal eine Kanalistation und eine Betonstraße.
  
'''1942'''  Nach einem Bombenangriff im April auf Rostock werden Einrichtungen der Stadt nach Graal-Müritz verlegt und Behelfshäuser gebaut.
+
;1932
 +
:Das Ostseebad Graal feiert sein 600-jähriges Bestehen.
  
==SBZ und DDR bis 1990==
+
;1938
 +
:Das Ostseebad Graal-Müritz entsteht durch Zusammenlegung der beiden Gemeinden Müritz und Graal.
  
'''1945 2. Mai'''  Graal-Müritz wird kampflos von der Roten Armee besetzt. Der Ort ist mit flüchtlingen überbelegt. Es kommt zu einer Typhus-Epedemie. Viele Menschen sterben, darunter auch der ortsansässige Arzt Dr. Walter Bach. Sein junger Nachfolger Dr. Karl Georg Sedl steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe.  Die Königsberger Kinderklinik wird im ehemaligen Kinderheim der Stadt Essen aufgenommen. Die sowjetische Militäradministration richtet in den Häusern der Straße zur Seebrücke ein Sanatorium für sowjetische Miliitärangehörige ein. Am Südende der Straße wird deren Einmündung durch eine Toranlage gesperrt. (HS)
+
;1941
 +
:Die Seebrücken und die Promenade werden durch See- und Eisgang zerstört.
  
'''1946'''  Im September werden demokratische Wahlen durchgeführt. Die LDPD wird stärkste Partei und stellt den Bürgermeister. (HS)
+
;1942
 +
:Nach einem Bombenangriff im April auf Rostock werden Einrichtungen der Stadt nach Graal-Müritz verlegt und Behelfshäuser gebaut.
  
'''1947'''  Nach Kriegesende kommen die ersten Urlauber über den Feriendienst der Gewerkschaften nach Graal-Müritz. Die Wiederherstellung der zerstörten Strandpromenade beginnt in Graal.(HS)
+
==SBZ und DDR bis 1990==
  
'''1950''' Die SDAG Wismut (SDAG = Sowjetisch-Deutsche Aktien-Gesellschaft) wandelt das Sanatorium für sowjetische Militärangehörige in eine Erholungseinrichtung der Wismut-Bergarbeiter um. Die SED setzt ihren Führungsanspruch durch die sogenannte Listenwahl durch.(HS)
+
;1945 2. Mai
 +
:Graal-Müritz wird kampflos von der Roten Armee besetzt. Der Ort ist mit Flüchtlingen überbelegt. Es kommt zu einer Typhus-Epidemie. Viele Menschen sterben, darunter auch der ortsansässige Arzt Dr. Walter Bach. Sein junger Nachfolger Dr. Karl Georg Sedl steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Die Königsberger Kinderklinik wird im ehemaligen Kinderheim der Stadt Essen aufgenommen. Die sowjetische Militäradministration richtet in den Häusern der Straße zur Seebrücke ein Sanatorium für sowjetische Militärangehörige ein. Am Süd-Ende der Straße wird deren Einmündung durch eine Toranlage gesperrt. (HS)
  
'''1951'''  Die BVB-Erholungsstätte wird nach dem Reichstagsabgeordneten der SPD - Richard Aßmann - benannt.(HS)
+
;1946
 +
:Im September werden demokratische Wahlen durchgeführt. Die LDPD wird stärkste Partei und stellt den Bürgermeister. (HS)
  
'''1953'''  Die SDAG Wismut verläßt Graal-Müritz, und in der Folge werden die Häuser durch volkseigene Betriebe und Einrichtungen der DDR für Erholungszwecke genutzt. In einem polizeilichen Blitzeinsatz ("Aktion Rose")werden mehrere Hotelbesitzer unter fadenscheinigen Begründungen, wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen in Haft genommen, darauf in SChauprozessen zu Haftstrafen verurteilt und enteignet.(HS)
+
;1947
 +
:Nach Kriegsende kommen die ersten Urlauber über den Feriendienst der Gewerkschaften nach Graal-Müritz. Die Wiederherstellung der zerstörten Strandpromenade beginnt in Graal.(HS)
  
'''1955'''  Die Gemeindevertretung beschließt die Anlage des Rhododendronparks.(HS)
+
;1950
 +
:Die SDAG Wismut (SDAG = Sowjetisch-Deutsche Aktien-Gesellschaft) wandelt das Sanatorium für sowjetische Militärangehörige in eine Erholungseinrichtung der Wismut-Bergarbeiter um. Die SED setzt ihren Führungsanspruch durch die sogenannte Listenwahl durch.(HS)
  
'''1956'''  Der Chefarzt Dr. Schmidt-Bonnecker verläßt das Richard-Aßmann-Sanatorium; sein Nachfolger wird Dr. Friedrich Bernatek. Er initiiert den Beschluß eines Kurort-Statutes. Im gleichen Jahr kommt es zur Gründung einer PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks).(HS)
+
;1951
 +
:Die BVB-Erholungsstätte wird nach dem Reichstagsabgeordneten der SPD - Richard Aßmann - benannt.(HS)
  
'''1960'''  Am 8. Oktober erhält Graal-Müritz die staatliche Anerkennung als Seeheilbad. Im gleichen Jahr werden die Bauern des Ortes zur Gründung einer "Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft" (LPG) überredet.(HS)
+
;1953
 +
:Die SDAG Wismut verlegt seinen zentralen Kurstandort von Graal-Müritz nach Zinnowitz.
 +
:In der Folge werden die Häuser durch volkseigene Betriebe und Einrichtungen der DDR für Erholungszwecke genutzt.
 +
:In einem polizeilichen Blitzeinsatz ("Aktion Rose") werden mehrere Hotelbesitzer unter fadenscheinigen Begründungen, meist wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen in Haft genommen, darauf in Schauprozessen zu Haftstrafen verurteilt und enteignet.(HS)
 +
[[Kategorie: Aktion Rose]]
  
'''1961'''  Die Anlage des Rhododendronparks wird zunächst abgeschlossen.(HS)
+
;1955
 +
:Die Gemeindevertretung beschließt die Anlage des Rhododendronparks.(HS)
  
'''1962'''  Ein neues Wasserwerk wird in Betrieb genommen und der Ausbau der Kanalisation fortgeführt.(HS)
+
;1956
 +
:Der Chefarzt Dr. Schmidt-Bonnecker verläßt das Richard-Aßmann-Sanatorium; sein Nachfolger wird Dr. Friedrich Bernatek. Er initiiert den Beschluß eines Kurort-Statutes. Im gleichen Jahr kommt es zur Gründung einer PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks).(HS)
  
'''1963'''  Der VEB "Holzwerkstätten" wird aufgelöst und die Anlage geht an die Volksbildung.(HS)
+
;1958
 +
:Auf Grund eines zentralen Beschlusses der DDR Regierung über ein Verbot der Kinderferienbetreuung in konfessionellen Heimen, müssen 130 am 1. August im katholischen Kinderheim St. Ursula angereiste Ferienkinder am 6.August wieder abreisen.  
  
'''1968'''  Nach einer Strandaufspülung von See her wird die Promenade von Müritz-West nach Müritz-Ost neu verlegt. Der Zeltplatz "Uhlenflucht" entwickelt sich zu einem bedeutenden Erholungszentrum.(HS)
+
;1960
 +
:Am 8. Oktober erhält Graal-Müritz die staatliche Anerkennung als Seeheilbad. Im gleichen Jahr werden die Bauern des Ortes zur Gründung einer "Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft" (LPG) überredet.(HS)
  
'''1970'''  die 1960 gegründeten LPG´s werden aufgelöst und die bisherigen Ackerflächen nunmehr als Grünland bewirtschaftet.(HS)
+
;1961
 +
:Die Anlage des Rhododendronparks wird zunächst abgeschlossen.(HS)
  
'''1974'''  Der Sportplatz und die Kegelbahn werden fertiggestellt.(HS)
+
;1962
 +
: Ein neues Wasserwerk wird in Betrieb genommen und der Ausbau der Kanalisation fortgeführt.(HS)
  
'''1975'''  Grundsteinlegung für den Wohnungsbau "Ostseering". Neben 461 Wohnungen entstehen zwei Schulen und eine Kaufhalle. Proteste der Gemeinde gegen den Standort werden abgelehnt. (HS)
+
;1963
 +
:Der VEB "Holzwerkstätten" wird aufgelöst und die Anlage geht an die Volksbildung.(HS)
  
Das Warmbad "Buchenhof" wurde rekonstruiert und wieder eröffnet. Die Rekonstruktion dauerte drei Jahre. Die Baukosten für den Einbau von 10 Wannen und Dusch-Vorrichtungen sowie notwendige Umbauten betrugen 180 000 Mark. (UM 6/75)
+
;1968
 +
:Nach einer Strandaufspülung von See her wird die Promenade von Müritz-West nach Müritz-Ost neu verlegt. Der Zeltplatz "Uhlenflucht" entwickelt sich zu einem bedeutenden Erholungszentrum.(HS)
  
Für die Briefmarkensammlung "Alt-Mecklenburg", von Sanitätsrat Dr. Karl-Georg Sedl, Leiter des medizinischen Versorgungsbereiches Graal-Müritz, gab es auf der "Rigaphil" eine Goldmedaille.
+
;1970
(UM 6/75)
+
:Die 1960 gegründeten LPG´s werden aufgelöst und die bisherigen Ackerflächen nunmehr als Grünland bewirtschaftet.(HS)
  
'''1978'''  Graal-Müritz begeht mit einer Festwoche und einem historischen Umzug seine 650-Jahrfeier.(HS)
+
;1974
 +
:Der Sportplatz und die Kegelbahn werden fertiggestellt.(HS)
  
'''1979''' Das Bauprogramm für Graal-Müritz wird bis zum Herbst beendet. Darin sind enthalten: eine Kaufhalle, ein Heizhaus und 413 neue fernbeeizte Wohnungen. Zuvor ging die moderne 26klassige POS (Polytechnische Oberschule) und eine Turnhalle in Betrieb. Weiterhin wächst in diesen Wochen eine 18klassige hilfsschule mit Internat. (UM 2/79)
+
;1975
 +
:Grundsteinlegung für den Wohnungsbau "Ostseering". Neben 461 Wohnungen entstehen zwei Schulen und eine Kaufhalle. Proteste der Gemeinde gegen den Standort werden abgelehnt. (HS)
  
'''1980''' - Jubiläum "100 Jahre Badebetrieb"(HS)
+
:Das Warmbad "Buchenhof" wurde rekonstruiert und wieder eröffnet. Die Rekonstruktion dauerte drei Jahre. Die Baukosten für den Einbau von 10 Wannen und Dusch-Vorrichtungen sowie notwendige Umbauten betrugen 180 000 Mark. (UM 6/75)
  
'''1983'''  Die Abwässer aus der Kanalisation von Graal-Müritz werden in die Großkläranlage Körkwitz eingeleitet.(HS)
+
:Für die Briefmarkensammlung "Alt-Mecklenburg", von Sanitätsrat Dr. Karl-Georg Sedl, Leiter des medizinischen Versorgungsbereiches Graal-Müritz, gab es auf der "Rigaphil" eine Goldmedaille. (UM 6/75)
  
'''1989'''  Nach dem vierzigsten Jahrestag der Gründung der DDR beginnt im November der Zusammenbruch des Staates.(HS)
+
;1976
 +
:Die Linden-Apotheke wird seit 30 Jahren von Pharmazierat Otto Poppe geleitet. Aufgrund seiner vielseitigen Erfahrungen wurde er zum Apothekenrevisor des Ostseebezirkes berufen, als zweifacher Aktivist ausgezeichnet und mit der Medaille "Für treue Dienste im Gesundheitswesen", in Gold geehrt. (UM 2/76)
  
==Die heutige Zeit (ab 1990)==
+
;1978
 +
:Graal-Müritz begeht mit einer Festwoche und einem historischen Umzug seine 650-Jahrfeier.(HS)
  
'''1990'''  Gemeindewahl. Im Ort entwickelt sich rege Bautätigkeit.
+
;1979
 +
:Das Bauprogramm für Graal-Müritz wird bis zum Herbst beendet. Darin sind enthalten: eine Kaufhalle, ein Heizhaus und 413 neue fernbeheizte Wohnungen. Zuvor ging die moderne 26klassige POS (Polytechnische Oberschule) und eine Turnhalle in Betrieb. Weiterhin wächst in diesen Wochen eine 18klassige Hilfsschule mit Internat. (UM 2/79)
  
'''1992'''  Grundsteinlegung für die Seebrücke.
+
;1980
 +
:Jubiläum "100 Jahre Badebetrieb"(HS)
  
'''1993'''  Am 10. April wird die Seebrücke mit einem großen Volksfest eingeweiht.
+
;1983
 +
:Die Abwässer aus der Kanalisation von Graal-Müritz werden in die Großkläranlage Körkwitz eingeleitet.(HS)
  
 +
;1989
 +
:Nach dem vierzigsten Jahrestag der Gründung der DDR beginnt im November der Zusammenbruch des Staates.(HS)
  
 +
==Die heutige Zeit (ab 1990)==
  
 +
;1990
 +
:Nach der Gemeindewahl. Im Ort entwickelt sich rege Bautätigkeit. (WS)
  
 +
;1992
 +
:Grundsteinlegung für die neue Seebrücke. (WS)
  
=='''Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:'''==
+
;1993
 +
:Am 10. April wird die Seebrücke mit einem großen Volksfest eingeweiht. (WS)
  
 +
;2018, 19.10.
 +
:Frau Dr. Benita Chelvier wird Bürgermeisterin von Graal-Müritz. (WS)
  
=='''Das Friedrich Franz Hospiz'''==
+
==Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:==
  
  
=='''Die Kirche'''==
+
===Die Gründung des Klosterhofes===
 +
;Auszug aus - „Geschichte der Stadt und des Klosters Ribnitz ...“ Dr. Paul Kühl 1933 p.177
 +
:(NHG)
 +
:Am 13. Januar 1329 schenkte Heinrich der Löwe von seiner Residenz Sternberg aus (MUB 5016) dem Kloster Ribnitz, wie er es schon 1324 getan hatte, noch einmal ausdrücklich den fürstlichen Hof zu Ribnitz, mit der Erlaubnis, vom Kloster aus zwei Kammern über und drei Kanäle durch die Stadtmauer zu bauen.
 +
:Der Herzog schenkte dem Kloster die  „Rybenisser heyde“, ferner 4 Hufen*  im Walde Müritz mit der Weidegerechtigkeit bis zur Ostsee und mit der Erlaubnis, hier einen Hof* anzulegen, und den Zoll zu Ribnitz (Ribnitzer Closter Chronik Techen S.84).
 +
:Einen Tag vor seinem Tode, am 20.Januar 1329 (MUB 5020) schenkte Heinrich der Löwe seinem Stiftskloster Ribnitz '''das Gebiet zwischen dem Holze der Stadt Ribnitz und dem Walde Müritz''' und die fürstliche Hofwiese (Houewisch) an der Kuhbrücke (Kobrügge) bei derselben Stadt für 200 Mark Lüb. Pf., die der weiland Ritter Detlev Wulf von dem Fürsten zu fordern und dem Klarenkloster vermacht hatte (nach dem Original aus dem Ribnitzer Klosterarchiv).
 +
:Außerdem schenkte Heinrich dem Kloster ein Halsband im Werte von 400 und ein Armband von 100 Mark Silber. In dem Archiv des Closters Ribnitz heißt es über dieses Vermächtnis:
 +
:„Hinricus Leo forderte seine Rade zu sich und uorordnete an stad des testamentes ein Closter in sanct Claren vornen auff seinem Hoffe in der stad Rebenitz, darzu ehr etliche Vorwerke und meierhoffe uorlegte, zu erbauen und ihne im Closter zu Dobran bei seinen Vorfahren zu erden bestettigen solten, legirte auch erwehntem Closter eine Halsbandt auf vierhundert und noch seinen armbandt auf ein hundert mark silbers uert geschetzet. Anno Domini 1329.“
  
 +
:*Die Hufen waren demnach offensichtlich gerodet und schon vorhanden.
 +
:*Dagegen war der Hof selbst zu dem Zeitpunkt noch nicht existent.
  
=='''Die Köhlerei'''==
+
====Der Klosterhof Müritz im Klosterinventarium 1620====
 +
* [[Der Klosterhof Müritz im Klosterinventarium 1620 (aus K. Baumgarten/U. Bentzien "Hof und Wirtschaft der Ribnitzer Bauern" 1963  S.19f]]
  
 +
====Auszüge zu Müritz und Graal aus "Eine Küstenwanderung..." von Ludwig Dolberg====
 +
*[["Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow durch die Rostocker Haide, Grahl, Müritz, Dändorf und Dierhagen wie das Fischland,..." Ludwig Dolberg 1885]] (S.58-83)
  
=='''Das Badewesen'''==
+
==Der Erbpachthof und die Köhlerei==
 +
* [[Der Erbpachthof und die Köhlerei]]
  
==* [['''Zeitzeugen berichten''']]==
+
==Die "Matrosenhäuser"==
  
=='''Bedeutende Persönlichkeiten aus Müritz und Graal'''==
+
:"Als die mecklenburgische Regierung 1813 für die napoleonische Flotte 110 Matrosen stellen mußte, versprach sie sechs Graaler Seefahrern, welche sich unter ihnen befanden, im Falle glücklicher Heimkehr Grundbesitz und Bauholz in unserem Dorfe.
Aufgenommen wurden Personen, die in Müritz oder Graal geboren oder verstorben sind, beziehungsweise in einem persönlichen Lebensabschnitt zeitweise in besonderer Beziehung zum Ort standen.  
+
:Allen war die Rückkehr beschieden, und westlich vom einstigen Klosterhofe wurden von ihnen und einigen anderen Zuzüglern die 12 Büdnereien der "langen Reihe" am Saume des Waldes angelegt.
 +
:Mitteilung aus dem bezüglichen Aktenstücke vom 27. April 1815 gibt die treffliche Schrift [["Das Seebad Groß Müritz"]] vom Dr. C. Mettenheimer (Rostock 1885) S. 22, welche allen, die den Ort besuchen wollen, aufs beste empfohlen werden muß.
 +
(Dolberg S. 69f)
 +
;Der letzte unter den einst heimgekehrten Matrosen, Johann Rhode wurde in den folgenden Jahrzehnten zur Legende. Ludwig Dolberg schreibt 1885 über ihn:
  
==Bartelmann, Rudolf - Kaufmann, Heimatforscher==
+
:"Der letzte jener Veteranen, der alte biedere Johann Rhode, ist erst vor wenigen Jahren gestorben.
geb. 21.3.1921 '''Graal-Müritz'''
+
:Gerne erzählte der Greis von seinen Erlebnissen, und wenn in der letzten Zeit ihm bisweilen sein Gedächtnis untreu ward, so konnte Mutter einhelfen, die ihren kleinen behenden Ehemann fast um eines halben Hauptes Länge überragte, wußte sie doch aus so mancher Wiederholung all und jedes, was kommen sollte.
gest. 21.1.2003 Kühlungsborn
+
:Unseres Freundes Tüchtigkeit als Seefahrer war bald auf der französischen Marine erkannt und gewürdigt.
Vater: Wilhelm B., Kaufmann
+
:Darum, als auf der Höhe von Boulogne eine kaiserliche Fregatte, - er nannte sie Deleohn - mit einem englischen Kriegsschiffe in Kampf gerieth, ward ihm der wichtige Platz am Steuerruder anvertraut.
Bis 1986 Inhaber eines Kaufhauses in Kühlungsborn
+
:Furchtbar wüthete der Streit.
(Hermannstraße); in der Freiwilligen Feuerwehr
+
:Todbringend sausten die Geschosse herüber und hinüber.
und im Aufsichtsrat der Volks- und Raiffeisenbank;
+
:Das Deck war mit Blut begossen.
Aufbau der Stationen der Rettungsschwimmer;
+
:Unbewegt stand der französische Befehlshaber da, obschon eine Kugel ihm den Arm weggerissen hatte, und ertheilte seine Anordnungen.
beförderte den Neubau der Seebrücke in
+
:Doch als zwei Schiffe dem Briten zu Hülfe kamen, mußte der Adler trotz der tapfersten Gegenwehr dem Leoparden weichen.
Kühlungsborn (1990); Ortschronist und Sammler;
+
:Die Fregatte ward genommen.
»Alte Ansichten. Ostseebad Kühlungsborn« (1994);
+
:Mit der übrig gebliebenen Mannschaft gerieth auch Rohde in Gefangenschaft der Engländer.
»Ostseebad Kühlungsborn. Bäderarchitektur einst
+
:Von diesen ward er auf die britische Marine geschickt.
und jetzt« (1997); »Kaufmann Wilhelm Bartelmann
+
:Er mußte mit nach Indien und macht hier die Kämpfe gegen Sambasse ''(Brasilien)'' und in Borneo mit.
in Müritz und Graal« (1997), »Geschnitzte Sprüche
+
:Lebhaft schilderte er das dortige Leben und Treiben.
im Brückengelände der Seebrücke Graal-Müritz«
+
:Mit begeisterter Liebe sprach er von seinem Befehlshaber "Cäppen CHarles", mit Entzücken von den "Bananes" und "Pisanes", deren Genuß den Leuten verboten war, aber deshalb ihnen um so verführerischer erschien. Doch er schadete nicht, dank dem guten Maß Rum, daß jeder Mann nolens volens nüchtern Morgen für Morgen leeren mußte.  
(1998) und »Strandkörbe Ostseeküste« (1998) Beiträge in
+
:Nach einigen Jahren ward unser Freund als "schlupenführer" einer der "Manowors" abkommandiert, die auf St. Helenas kahlem Felsen "fern von Europas Küste" den großen Sohn Corsikas bewachen.
»Windflüchter«.
+
:Endlich ward er auch dieses Dienstes entlassen und gründete nun nach seiner Weltumsegelung wider Willen ein Heim bei Müritz Tannenwald, froh und zufrieden auch in dürftiger Lage, heiter und gelassen, selbst mancher Schicksalsschlag ihn betraf.
 +
:Nun ruht der alte Veteran auf dem kleinen Friedhof der Kirche des Klosters zu Ribnitz und neben ihm "Mutter", die treu bis zum Tode nach wenig Wochen ihm ins Grab folgte."
 +
(Dolberg S.70ff)
  
==Bartelmann, Wilhelm - Kaufmann==
+
==Carl von Mettenheimer und das Friedrich Franz Hospiz==
geb. 12.8.1871 Rostock
+
* [[Carl von Mettenheimer und das Friedrich Franz Hospiz]]
gest. 10.3.1953 Schwerin
 
Vater: Wilhelm B., Handwerker, Erfinder
 
1886 Lehre als Messerschmied, danach Ausbildung
 
zum Kaufmann; zwei Jahre Handlungsgehilfe in
 
Kiel; eröffnete 1894 im '''Holzpavillon in (Graal-)
 
Müritz ein eigenes Geschäft''', das er bald erweitern
 
konnte; in den Wintermonaten Verkäufer in Hamburg;
 
erwarb in '''Müritz''' 1903 ein Grundstück und ließ ein
 
größeres Geschäftshaus darauf errichten; eröffnete
 
Zweiggeschäfte in Graal und Dierhagen; richtete sich
 
auch eine Bernsteinschleiferei ein; verkaufte Ende
 
der 1930er Jahre sein Geschäft und zog 1942 nach
 
Warnemünde; später in der Heilanstalt Sachsenberg
 
bei Schwerin, wo er starb; Herausgeber einer
 
»Wanderkarte von Warnemünde und Zingst« (1925).
 
  
==Bassewitz, Ina (Elisabeth Bertha Ilsabe) von(Gräfin)- Diakonisse==
+
==Die Kirche und ihre Gemeinde==
geb. 10.2.1850 Schwerin
+
* [[Die Graal-Müritzer Kirche und ihre Gemeinde]]
gest. 30.1.1940 Ludwigslust
 
Vater: Karl (Heinrich Ludwig) von Bassewitz-Levetzow,
 
Gutsbesitzer, Parlamentarier, Minister
 
Wuchs in Bristow auf; 1877 an der Gründung des
 
Mecklenburgischen Paramenten-Vereins beteiligt;
 
1883 Probeschwester in Stift Bethlehem; Ende
 
des Jahres leitende Schwester im Anna-Hospital
 
Schwerin; danach Diakonissin im Peter-Friedrich-
 
Ludwig-Hospital in Oldenburg und im Krankenhaus in
 
Brake; nach dem Tod der Oberin Helene von Bülow
 
1890-1922 Oberin des Stifts Bethlehem Ludwigslust;
 
1892 Erweiterung der Helenen-Schule durch einen
 
Anbau; ließ aus eigenen Mitteln 1893 ein Schwestern-
 
Erholungsheim im Ostseebad '''(Graal-)Müritz''' bauen.
 
  
==Bast, Günter - Mediziner==
+
==Das Kur- und Badewesen==
geb. 28.10.1922 Düsseldorf
+
* [[Das Kur- und Badewesen]]
gest. 7.12.1997 '''Graal-Müritz'''
 
Gymnasium in Düsseldorf; Medizinstudium in Rostock
 
und Bonn; 1947 Promotion in Bonn; 1957 Habilitation
 
und Privatdozent, 1962 Professor in Rostock,
 
1965 Chefarzt der Klinik für Innere Medizin des
 
Bezirkskrankenhauses Rostock; unter seiner Leitung
 
Ausbau der Hämatologischen Abteilung der Klinik
 
der Universität Rostock zu einem leistungsfähigen
 
Zentrum; Vorsitzender der Promotionskommission
 
der Universität Rostock; Mitglied der Gesellschaft
 
für Hämatologie und Bluttransfusionswesen der
 
DDR, der Gesellschaft für Internisten Mecklenburgs
 
und der Gesellschaft für Innere Medizin der DDR;
 
Gründungsmitglied der Ärztekammer Mecklenburg-
 
Vorpommern; 1968 Verdienter Arzt des Volkes; 1974
 
Obermedizinalrat; Ernst-von-Bergmann-Plakette der
 
deutschen Ärzteschaft; Chefredakteur der »Folia
 
haematologicae« (1956 ff.) und des »Ärzteblatts
 
Mecklenburg-Vorpommern« (1991 ff.); »Mastitis in
 
graviditate« (Diss., 1947); »Viktor Schilling 1883-
 
1983« (1983) in »Folia haematologica«.
 
  
==Curschmann, Hans (Heinrich) - Mediziner==
+
===Seebrücken und Badeanstalten===
geb. 14.8.1875 Berlin
+
* [[Seebrücken und Badeanstalten]]
gest. 10.3.1950 Rostock
 
Vater: Heinrich C., Mediziner
 
Bruder: Fritz C., Historiker, Geograph
 
Gymnasium in Hamburg und Leipzig; 1895-1900
 
Medizinstudium in Freiburg (Breisgau), München und
 
Leipzig; 1900 Promotion in Leipzig; 1904 Assistent
 
bei Ernst von Romberg in Tübingen; 1906 Habilitation
 
in Tübingen; 1907 Leitung des Rochus-Hospitals
 
in Mainz; 1916-1941 außerordentlicher, 1921
 
ordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen
 
Poliklinik und Klinischen Propädeutik in Rostock;
 
hielt nach 1945 noch drei Jahre Vorlesungen;
 
1916 Direktor der Medizinischen Poliklinik; 1921
 
ordentlicher Professor der Inneren Medizin und Leiter
 
der Medizinischen Universitätsklinik in Rostock;
 
schuf 1930 in Warnemünde die Heilklimatische
 
Forschungsstation; 1925 Mitgründer und 1948
 
Ehrenvorsitzender der Nordwestdeutschen
 
Gesellschaft für Innere Medizin; 1948 Ehrenmitglied
 
der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Innere
 
Medizin und Kinderheilkunde an der Universität
 
Rostock; Mitglied des Ausschusses der Deutschen
 
Gesellschaft für Innere Medizin; Mitglied und
 
Zweiter Vorsitzender der Gesellschaft deutscher
 
Nervenärzte; 1962 Namensgebung des Instituts
 
für Meeresheilkunde in Timmendorfer Strand (bei
 
Lübeck) und 1970 mit der Curschmann-Klinik vereint;
 
über 400 Publikationen (mit Handbucheinträgen und
 
Zeitschriftenaufsätzen); »Über Cystitis typhosa«
 
(Diss., 1900); »Beiträge zur Physiologie und
 
Pathologie der kontralateralen Mitbewegungen«
 
(Habil., 1906); »Lehrbuch der Nervenkrankheiten«
 
(1909); »Lehrbuch der Differentialdiagnose innerer
 
Krankheiten« (1924; 13. Aufl., 1950); Herausgeber
 
der Märchenbücher »Märchen für Große und Kleine«
 
(1920) und »Neue Märchen« (1926); »Die Geige
 
Amadei« (1925; Operntext); '''»Dem Friedrich-Franz-Hospiz im Ostseebad Müritz i. M. zum fünfzigsten
 
Geburtstag«''' (1930) , »Über den Heilwert der Ostsee
 
(1931) und »Medizinisches über Bad Sülze« (1933) in
 
»Mecklenburgische Monatshefte«.
 
  
==Dennstedt, Severa - Malerin, Schriftstellerin==
+
==Das Richard Aßmann Sanatorium und die Bäderbahn==
geb. 3.12.1893 Hamburg
 
gest. 25.1.1971 Rostock
 
begr. '''Graal-Müritz'''
 
Vater: Professor
 
Als Kind kränklich und mehrfach Aufenthalt im Süden
 
(Rom, Florenz und Paris); 1912 Privatstunden in Genf,
 
in Paris und 1914 in Berlin bei Marie Kierulf; kaufte
 
nach deren Tod ein Haus in Neuendorf auf Wollin, wo
 
sie mit der Malerin Auguste Schubert zusammenlebte;
 
als das Dorf 1945 polnisch wurde, mussten beide
 
den Ort verlassen und verloren ihr Haus sowie Teile
 
ihres künstlerischen Werks; Landarbeiterin in Dorf
 
Mecklenburg; kaufte ein halbfertiges Haus in '''Graal-Müritz''', wo sie nach dem Tod ihrer Lebensgefährtin
 
1954 allein lebte; Malereien am Meer, vor allem kleine
 
Aquarelle; starb an den Folgen eines Fahrradsturzes;
 
2006 Ausstellung im Heimatmuseum Graal-Müritz;
 
seit 1931 auch schriftstellerisch tätig; »Wege zum
 
Ich« (1931); »Von der Kiste zum Eigenheim. Ein
 
froher Roman vom tapferen Dennoch« (1951).
 
  
==Ehlers, Heinrich - Pädagoge, Schriftsteller==
+
===Seebrücken und Badeanstalten===
geb. 5.12.1921 Gehlsdorf
+
* [[Seebrücken und Badeanstalten]]
gest. 23.6.1988 '''Graal-Müritz'''
 
Nach dem Abitur und der Militärzeit Studium
 
der Naturwissenschaften; 1946-1959 Lehrer;
 
1960-1979 Lektor im Hinstorff Verlag Rostock;
 
seit 1979 freiberuflich; 1980 Mitglied des
 
Schriftstellerverbandes der DDR; 1970 Kulturpreis
 
der Stadt Rostock; »Hanna Mahler. Aufzeichnungen
 
einer jungen Frau« (1980); »Königskinder. 6
 
Liebesgeschichten« (1981); »Hamanns Haus« (1982);
 
»Die letzten Jahreszeiten« (1985); Übertragung
 
aus dem Niederdeutschen von John Brinckmans
 
»Herr Lorenz bei Abukir« (1963); Mitherausgeber
 
von Brinckmans »Werken« (2 Bde.; 1964) und Fritz
 
Reuters »Gesammelten Werken« (9 Bde.; 1966/67);
 
»Liebe zu Rostock« in »Mecklenburg. Ein Reiseführer«
 
(1985); »Drüben liegt die Stadt« in »Die Rostocker
 
Sieben und andere Merkwürdigkeiten« (2000);
 
»Antonin« (unveröffentlicht).
 
  
==Engel, Johanne - Bildhauerin==
+
===Die BVG und die Mecklenburgische Bäderbahn-Aktiengesellschaft Rostock und die Bahnstrecke Rövershagen - Graal-Müritz===
geb. 1.1.1875 Mittenwalde (Dahme-Spreewald)
+
* [[Die BVG und die Mecklenburgische Bäderbahn-Aktiengesellschaft Rostock und die Bahnstrecke Rövershagen - Graal- Müritz]]
gest. 17.6.1960 Gehlsdorf
 
Lebte mit ihrer Schwester in '''Graal-Müritz''' im Haus
 
Min Hüsung; vermietete Sommerwohnungen; ihr
 
Haus war Treffpunkt für Konzertabende; fertigte
 
mehrere Gipsköpfe, wie »Ulrike Sed« und »Elisabeth
 
Schlaposzek«.
 
  
==Evert, Friedrich-Karl - Gartenarchitekt==
+
<br clear=all>
geb. 4.1.1903 Gehlsdorf
 
gest. 1991 Rostock
 
1920/21 Baumschullehre; 1924/25 kaufmännische
 
Lehre im Samen- und Getreidegroßhandel; 1925-1927
 
an der Baumschule Teschendorff in Dresden und in
 
Stuttgart; 1927-1929 Studium der Gartengestaltung
 
an der Lehr- und Forschungsanstalt in Berlin-Dahlem;
 
1930 Aufbau einer Abteilung Landschaftsgestaltung
 
in der Gärtnerei seines Vaters in Rostock-
 
Gehlsdorf; gründete eine Arbeitsgemeinschaft der
 
Rostocker Landwirtschaftsgärtner; nach Rückkehr
 
aus der Kriegsgefangenschaft 1945 eigener
 
Betrieb der Garten- und Landschaftsgestaltung;
 
Aufzucht von Baumschulenpflanzen, besonders
 
Rhododendron; 1959/60 Gründung der Gärtnerischen
 
Produktionsgenossenschaft Rostock und bis 1967
 
deren Vorsitzender; schuf den Rhododendronpark
 
in '''Graal-Müritz'''; gärtnerische Gestaltung des
 
Naherholungsgebietes Schnatermann; Begrünung
 
von Wohnbauten im Hansa-Viertel, Komponisten-
 
Viertel und Dierkow-West; Planung und Leitung
 
der ersten Gartenbauausstellung nach dem Krieg
 
in Güstrow; 1930-1937 Mitglied der Deutschen
 
Gesellschaft für Gartenkunst; 1983 Mitglied des
 
Bezirksfachausschusses Rostock für Dendrologie;
 
1976 Ehrennadel in Gold der Natur- und
 
Heimatfreunde des Kulturbundes und 1977 Schinkel-
 
Medaille in Bronze.
 
  
==Graetz, René - Grafiker, Bildhauer==
+
==Die IG Wismut in Graal-Müritz==
geb. 2.8.1903 Berlin
+
* [[Die IG Wismut in Graal-Müritz|IG Wismut in Graal-Müritz]]
gest. 17.9.1974 '''Graal-Müritz'''
 
begr. Berlin
 
Vater: Gustav Emil G., Drucker
 
Ehefrau: Elizabeth Shaw, Grafikerin, Schriftstellerin
 
Die Eltern lebten in Genf, die Mutter war Italienerin,
 
der Vater deutsch-russischer Herkunft; während
 
eines Reiseaufenthaltes in Berlin geboren; lebte
 
bis 1928 in der Schweiz; 1915-1923 am Rousseau-
 
Institut in Genf; Tiefdruckerlehre beim Vater; 1926-
 
1928 Studium in Graz und Zürich; 1929 für die
 
Londoner »Times« zum Aufbau einer Druckerei in
 
Kapstadt (Südafrika); 1932 Studium und danach
 
Lehre an der dortigen Primavera School of Art; 1935
 
Beginn bildhauerischer Arbeiten; antifaschistisches
 
Engagement; ging 1938 über die Schweiz nach
 
Paris; 1939 nach London; 1940 auf der Isle of Man
 
und in Kanada interniert; seit 1941 in London; 1943
 
Begegnung mit Henry Moore; 1946 Übersiedlung
 
nach Berlin; seit 1944 mit der Künstlerin Elizabeth
 
Shaw verheiratet; widmete sich plastischen Arbeiten
 
für die Mahn- und Gedenkstätten Buchenwald und
 
Sachsenhausen; schuf 1946 gemeinsam mit Arno
 
Mohr und Horst Strempel das Wandbild »Metallurgie
 
Hennigsdorf«; 1972/73 Serie von Pastellen an
 
der Ahrenshooper Küste (»Küste am Meer«,
 
»Ahrenshooper Ufer«, »Ahrenshooper Küste«); 1978
 
Gedenkausstellung in den Staatlichen Museen Berlin;
 
2002 Doppelausstellung (Graetz-Shaw) im Kunstkaten
 
Ahrenshoop; schriftlicher Nachlass in der Stiftung
 
Archiv der Akademie der Künste Berlin; Grabstätte
 
auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Berlin.
 
  
==Heincke, Ida (geb.: Dreckmann) - (Niederdeutsche) Schriftstellerin==
+
==F.K. Evert und der Rhododendronpark==
geb. 16.9.1860 Lübtheen
+
* [[F.K. Evert und der Rhododendronpark]]
gest. 19.11.1936 '''Graal(-Müritz)'''
 
Heiratete 1881 den Forstbeamten Paul Heincke; lebte
 
seit 1885 in Rostock; als Witwe in Graal im Haus
 
Flora; schrieb hoch- und niederdeutsche Gedichte;
 
»In Freud und Leid« (1897); »Waldblumen« (1898);
 
»Sommermetten. Upheiterungsgeklaehn« (1904);
 
»Aus dem Tagebuch eines Naturphilosophen« (1909).
 
  
==Kästner, Erich - (Pseud.: Berthold Bürger, Melchior Kurtz, Peter Flint, Robert
+
==Das Kinderheim "Junge Garde"==
Neuner)==
+
* [[Das Kinderheim "Junge Garde"]]
Schriftsteller
 
geb. 23.2.1899 Dresden
 
gest. 29.7.1974 München
 
Sein leiblicher Vater soll der jüdische Hausarzt
 
Emil Zimmermann gewesen sein; der Ehemann
 
seiner Mutter war Sattler, dann Arbeiter in einer
 
Kofferfabrik; intensive Beziehung zu seiner Mutter;
 
nach dem Abitur Goldenes Stipendium der Stadt
 
Dresden; 1919-1925 Studium der Geschichte,
 
Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft
 
in Leipzig; 1921 ein Semester Germanistikstudium
 
in Rostock; schrieb sich als Sachse ins Matrikelbuch
 
ein; Beziehung mit der Chemiestudentin Ilse
 
Julius (auch Beeks) aus Dresden und beschrieb
 
das Ende des Verhältnisses im Gedicht »Sachliche
 
Romanze« (1927); wohnte in Rostock in der
 
Moltkestraße (Thomas-Mann-Straße); besuchte die
 
Lehrveranstaltungen für Frühneuhochdeutsch bei
 
Wolfgang Golther; reimte über die Marienkirche
 
und Schiffe im Hafen von Rostock im Gedicht »Die
 
kleine Stadt« (1921); literarischer Schauplatz seines
 
Kinderbuches »Emil und die drei Zwillinge« (1933)
 
ist ein Ort an der Ostseeküste (wohl Graal-Müritz);
 
beschrieb in »Die verschwundene Miniatur« (1935)
 
ein Warnemünder Hotel (vermutlich das Ball- und
 
Gesellschaftshaus des Herrn Heinz) und ließ seine
 
literarischen Figuren im Hotel Beringer wohnen;
 
war bereits 1914 als 15-Jähriger mit seiner Mutter
 
am Ostseestrand in Müritz (im Haus Seeblick) und
 
durchwanderte die Rostocker Heide; schwärmte in
 
seinen Erinnerungen »Als ich ein kleiner Junge war«
 
(1957) vom Rostocker Hafen und den sternklaren
 
Nächten am Meer; 1925 Promotion in Leipzig;
 
Feuilletonredakteur der »Neuen Leipziger Zeitung«;
 
von ihm sind wohl auch fast 200 Artikel unter dem
 
Pseudonym Klaus und Kläre in der Familienzeitschrift
 
»Beyers für Alle«, ab 1928 »Kinderzeitung für
 
Klaus und Kläre«; 1927-1933 produktive Zeit in
 
Berlin (über 350 Artikel); freier Mitarbeiter für das
 
»Berliner Tageblatt« und die »Vossische Zeitung«
 
sowie für »Die Weltbühne«; blieb 1933-1945
 
trotz Publikationsverbot und Bücherverbrennung
 
in Berlin; sein Roman »Drei Männer im Schnee«
 
(1934) erschien in der Schweiz; schrieb 1942 unter
 
Pseudonym Berthold Bürger das Drehbuch zum Film
 
»Münchhausen« (mit Hans Albers); lebte 1945-
 
1974 in München; 1948 Redakteur des Feuilletons
 
der »Neuen Zeitung« und Herausgeber der Kinderund
 
Jugendzeitschrift »Pinguin«; arbeitete für das
 
literarische Kabarett (Die Schaubude und Die kleine
 
Freiheit) und für den Hörfunk; nach seinen Werken
 
entstanden über 40 Filme; 1951-1962 Präsident des
 
PEN-Zentrums, 1965 Ehrenvorsitzender; Mitbegründer
 
der Internationalen Jugendbibliothek in München;
 
1951 Filmband in Gold für das beste Drehbuch
 
(»Das doppelte Lottchen«); 1956 Literaturpreis
 
der Stadt München; 1957 Georg-Büchner-Preis;
 
1959 Großes Bundesverdienstkreuz; 1960 Hans-
 
Christian-Andersen-Preis; Erich-Kästner-Kinderdorf in
 
Mainbernheim; Erich-Kästner-Preis für Literatur der
 
Erich-Kästner-Gesellschaft; »Friedrich der Große und
 
die deutsche Literatur: die Erwiderungen auf seine
 
Schrift ›De la littérature allemande‹« (Diss., 1925);
 
»Herz auf Taille« (1928; Gedichte); Kinderbücher:
 
»Emil und die Detektive« (1929; in 59 Sprachen
 
übersetzt), »Pünktchen und Anton« (1931), »Das
 
Fliegende Klassenzimmer« (1933); »Fabian. Die
 
Geschichte eines Moralisten« (1931); Tod im Klinikum
 
Neuperlach, begraben auf dem Friedhof München-
 
Bogenhausen.
 
  
==Kaulbach, Georg - Maler==
+
==Zeitzeugen berichten==
geb. 22.3.1866 Szillen (Ragnit/Ostpreußen; Zillino/Litauen)
+
* [[Zeitzeugen berichten]]
gest. 29.8.1945 Graal-Müritz
 
begr. Rostock
 
1884-1888 Studium an der Kunstakademie
 
Königsberg (bei Carl Steffeck, Maximilian Schmidt
 
und Emil Neide) und 1889/90 in Karlsruhe (bei Gustav
 
Schönleben); 1890-1895 mehrfach Studienreisen
 
nach Russland; 1897-1915 in einem Fotoatelier
 
in Köln; lebte seit 1915 in Rostock-Gehlsdorf
 
(Sommeraufenthalte in Graal); 1922 mit Paul Wallat
 
und Käthe Reine Mitbegründer des Mecklenburgischen
 
Künstlerbundes; 1924 Ausstellungsbeteiligung
 
im Münchner Glaspalast; 1933 Ausstellung der
 
Künstler der Gehlsdorfer Malerkolonie bei der
 
Gehlsdorfer Heimatwoche; 1941 anlässlich seines
 
75. Geburtstags Ausstellung (mit 125 Bildern)
 
im Kulturhistorischen Museum Rostock; Porträt-,
 
Landschafts- und Industriemaler; »Selbstporträt«
 
(1896), »Werkbahnhofsszene« (1924), »Landstraße
 
bei Gehlsdorf« (1925), »Herbstwald« (1928), »In
 
den Dünen«; »Aus dem Industriegebiet. Blick auf die
 
Gasanstalt Köln-Ehrenfeld« (1930).
 
  
==Kirsch, Hans Vollrath - Maler, niederdeutscher Schriftsteller==
+
===Kriegs- und Nachkriegszeit (Lazarette, Flüchtlinge, Umsiedler)===
geb. 15.8.1886 Rostock
+
:Die "Deutsch-Kroner" aus Hinterpommern (u.a. Wilfried Kropp)
gest. 4.4.1953 Graal-Müritz
+
:Die Umsiedler aus Komotau im Sudetenland (u.a. Dr. Karl-Georg Sedl)
Seit 1904 in Graal ansässig; Reiseleiter, vorrangig in
 
den nordischen Ländern; widmete sich vor allem der
 
Seemalerei; mehrere Kunstausstellungen im Pavillon
 
neben dem Hotel Waldfrieden in Graal; vom Graal-
 
Müritzer Kunstmaler Karl Rettich gefördert; in der NSZeit
 
mehrfach verhaftet und im KZ Sachsenhausen;
 
Schauspieler und Regisseur bei Laienaufführungen;
 
lebte allein und ohne Nachkommen in einem
 
kleinen Haus in der Kurstraße (1926 wurde das
 
Häuschen in den heutigen Ostseering versetzt,
 
1990 abgerissen); '''sein gesamter Nachlass wurde
 
auf Anweisung des Bürgermeisters vernichtet''';
 
verunglückte tödlich; seine niederdeutschen Gedichte
 
erschienen in norddeutschen Zeitungen; »Durch die
 
Großherzogliche Forst und die Rostocker Heide. Von
 
Graal über Klein-Müritz nach Gelbensande, zurück
 
über Meyershausstelle und Waldhaus« (um 1910);
 
»Führer durch Müritz-Graal und Umgebung« (1914);
 
»Durch die Rostocker Heide von Graal über Moorhof
 
nach Markgrafenheide, zurück über Hinrichshagen
 
und Torfbrücke« (um 1915); »Revolutschon in Graal.
 
Spaßigen Kram ut de narsche Tid« (um 1920);
 
»Gereimtes« (um 1925; mit zwölf eigenen Bildern
 
illustriert).
 
  
==Langhans, George (Leopold) - Mediziner==
+
==Ehrenbürger von Graal-Müritz==
geb. 16.12.1895 Bremen
+
* [[Ehrenbürger von Graal-Müritz]]
gest. 31.7.1972 Rostock
 
Vater: Georg L., Kapitän
 
1914 Abitur in Bremen; 1914 Medizinstudium in
 
Bremen; 1914-1918 Kriegsteilnehmer; 1919-1922
 
Medizinstudium in Rostock; 1922 Promotion in
 
Rostock; 1922-1926 Assistent an der Medizinischen
 
Poliklinik Rostock; 1926-1933 Fürsorgearzt in
 
Güstrow, daneben Lehrer an der Schule für Fürsorge
 
in Rostock-Michaelshof; 1933-1945 Fach- und
 
Schularzt für Kinderheilkunde in Rostock; 1939-1945
 
Wehrmacht, Reservelazarettarzt, Oberstabsarzt;
 
1945 Bürgermeister in Graal-Müritz; 1945/46
 
Oberregierungsrat bei der Landesverwaltung in
 
Schwerin; 1945 Obermedizinalrat; 1946 Kontrollarzt
 
bei der Zentralverwaltung der sowjetischen Zone,
 
Schularzt; 1947-1950 Professor mit Lehrauftrag für
 
Sozialhygiene, 1950-1953 für Schulhygiene, 1953-
 
1962 für Anatomie und Physiologie in Rostock; 1950-
 
1952 Direktor des Instituts für körperliche Erziehung
 
und Schulhygiene; »Versuche zur Mikrobestimmung
 
des wahren Blutzuckers vermittels Gärung« (Diss.,
 
1922).
 
  
==Mettenheimer, Carl (Friedrich Christian) von - Mediziner, Komponist==
+
==Bemerkenswerte Persönlichkeiten aus Müritz und Graal==
geb. 19.12.1824 Frankfurt (Main)
+
* [[Bemerkenswerte Persönlichkeiten aus Müritz und Graal]] (oder die in einer besonderen Beziehung zum Ort stehen)
gest. 18.9.1898 Schwerin
 
begr. Frankfurt (Main)
 
Vater: Theodor M., Kaufmann
 
Gymnasium in Frankfurt (Main); 1843/44
 
Medizinstudium in Göttingen und Berlin; 1847
 
Promotion in Berlin; zu Studienzwecken in Prag
 
und Wien; 1849 Volontärarzt in Gießen, an
 
der Irrenanstalt Siegburg und in Paris; 1850
 
Staatsexamen und praktischer Arzt in Frankfurt;
 
1849-1851 Arzt am Dr. Christschen Kinderspital;
 
1854-1861 Direktoriumsmitglied der Frankfurter
 
Augenheilanstalt; bemühte sich um die Einrichtung
 
von Krippen; 1853 erste Einrichtung in Frankfurt;
 
1856 Prüfung für operative Chirurgie; gründete
 
1857 den Mikroskopischen Verein; 1861 Medizinalrat
 
und Leibarzt des Großherzogs Friedrich Franz II.
 
von Mecklenburg-Schwerin; 1870/71 Oberleitung
 
des Reserve-Lazaretts in Schwerin; 1871
 
Obermedizinalrat; 1871/72 Begleiter des Großherzogs
 
auf dessen Orientreise; 1875 Gründung einer Krippe
 
in Schwerin; 1876 Leitender Arzt am Kinderhospital
 
und 1883-1898 am neu errichteten Anna-Hospital in
 
Schwerin; seit 1880 Kurator des erstes Kinder-Asyls
 
in Müritz; 1895 von Friedrich Franz III. geadelt; sang
 
im Chor des Caecilienvereins; eigene Kompositionen,
 
von denen einige gedruckt und am Großherzoglichen
 
Hof aufgeführt wurden; Ehrenmitglied der Schweriner
 
Singakademie; schrieb eine Kantate auf den
 
Tod von Friedrich Franz II.; 1850 Mitglied (seit
 
1857 in der Redaktions- und Bücherkommission)
 
der Senckenbergischen Naturforschenden
 
Gesellschaft und 1852 des Ärztlichen Vereins
 
Frankfurt; 1877 Mitwirkung bei der Gründung des
 
Allgemeinen Mecklenburgischen Ärztevereins; 1880
 
Vorstandsmitglied des Mecklenburgischen Marien-
 
Frauen-Vereins; Mitglied des Vereins der Freunde der
 
Naturgeschichte in Mecklenburg und des Vereins für
 
Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde;
 
1887-1889 Mitglied des Wissenschaftlichen Vereins zu
 
Schwerin; Goldmedaille für Kunst und Wissenschaft;
 
Hausorden der Wendischen Krone (Großkomtur);
 
Preußischer Kronenorden; Russischer Stanislaus
 
Orden; »De membro piscium pectorali« (Diss., 1847);
 
»Ueber Anstalten zur Versorgung und Verpflegung
 
des höheren Alters« (1862); »Nosologische und
 
anatomische Beiträge zu der Lehre von den
 
Greisenkrankheiten« (1863); »Beobachtungen
 
über die typhoiden Erkrankungen der französischen
 
Kriegsgefangenen in Schwerin« (1872); »Die
 
Einführung einer ärztlichen Standesordnung« (1878);
 
»Medicinische Schediasmen« (1881); »Geschichte
 
der Schweriner Säuglingsbewahranstalt (Krippe)«
 
(1881); »Das Seebad Groß-Müritz an der Ostsee und
 
das Friedrich-Franz-Hospiz (Kinderasyl) daselbst«
 
(1885); »Die Kinderheilstätten an den deutschen
 
Seeküsten« (1886); »Die Kinderheilstätte Müritz«
 
(1898); Teilnachlass im Landeshauptarchiv Schwerin;
 
Hauptnachlass im Institut für Stadtgeschichte
 
Frankfurt; seine Söhne Friedrich und Heinrich
 
änderten ihren Namen 1914 in von Mettenheim.
 
  
==Möckel, (Gotthilf) Ludwig - Architekt==
+
==Graal-Müritz im Spiegel bekannter Literaten==
geb. 22.7.1838 Zwickau
+
* [[Graal-Müritz im Spiegel bekannter Literaten|im Spiegel bekannter Literaten]]
gest. 26.10.1915 (Bad) Doberan
+
* [["Das neue Seebad" - Erzählung über das Werden von Graal-Müritz]]
Vater: Gotthilf Heinrich M., Kupferschmied
 
1844-1852 Bürgerschule in Zwickau; 1852/53
 
Königliche Gewerbeschule in Chemnitz; 1853-1856
 
Maurerlehre und Ausbildung an der Königlichen
 
Baugewerkeschule in Chemnitz; 1856-1858
 
Maurergeselle; 1858-1860 im Ingenieurbüro der
 
Obererzgebirgischen Staatsbahn in Chemnitz und
 
im Architekturbüro Edwin Opplers in Hannover;
 
1861/62 Studium am Polytechnikum Hannover;
 
1867-1875 Gewerksmeister und freier Architekt in
 
Zwickau, 1875-1885 in Dresden; 1873-1878 Neubau
 
der Johanneskirche Dresden; übernahm 1877
 
die Restaurierung des Beinhauses der Doberaner
 
Klosterkirche; seit 1885 Wohnsitz in Doberan;
 
ließ sich 1887/88 eine neugotische Villa errichten
 
(seit 1983 Stadtmuseum Möckel-Haus); seit 1884
 
Leiter des mecklenburgischen Kirchenbauwesens;
 
1897 Großherzoglich mecklenburg-schwerinscher
 
Geheimer Baurat; 1900 Geheimer Hofbaurat; baute
 
Villen, Wohn- und Geschäftshäuser, städtische und
 
Staatsgebäude, Schulen, Dorf- und Stadtkirchen in
 
neugotischem Stil (meist mit roter Backsteinblende);
 
1885 Großherzogliches Jagdschloss Gelbensande;
 
1887-1889 Großherzogliches Gymnasium Doberan;
 
Schloss Melkof (bei Vellahn; 1888); 1888-1893
 
Ständehaus Rostock; 1897 Schloss Groß Lüsewitz;
 
1904 Kapelle in Heiligendamm; 1908 Kirche in
 
Müritz; 1909 Katholische Christuskirche Rostock
 
(1971 gesprengt); 1873 Mitglied des Sächsischen
 
Ingenieur- und Architektenvereins in Leipzig, 1875
 
des Architekten- und Ingenieurvereins Hannover;
 
1885 Mitglied des Vereins für mecklenburgische
 
Geschichte und Altertumskunde, 1891 des Vereins
 
für Naturgeschichte Mecklenburgs; Mitglied des
 
Heimatbundes Mecklenburg; Ehrenbürger von
 
Doberan; 1878 Ritterkreuz des Königlich sächsischen
 
Albrechtsordens; 1881 Ehrenmitglied der Akademie
 
der Bildenden Künste Dresden; 1887 Ritterkreuz des
 
Großherzoglich Mecklenburgischen Greifenordens;
 
1893 Großherzoglich mecklenburgische Große
 
Goldene Medaille der Wissenschaften und Künste mit
 
Band; 1901 Roter Adlerorden; 1915 Hausorden der
 
Wendischen Krone (Komtur).
 
  
 +
==Sagen, Legenden und andere Volksüberlieferungen zu Müritz und Graal==
 +
* [[Sagen, Legenden und andere Volksüberlieferungen zu Müritz und Graal]]
  
==Müschen, Friedrich - Baumeister==
+
==Flurnamen in Müritz und Graal==
geb. 13.10.1850 Teterow
+
* [[Flurnamen in Müritz und Graal|Flurnamen]]
gest. 18.3.1905 Rostock
 
Vater: (Samuel Christian) Heinrich M., Pädagoge, Kantor,
 
Gärtner
 
Bruder: Carl (Christian Friedrich Hermann) M., Theologe
 
Enkel von Franz Hermann M.; 1881 Baukondukteur in
 
Boizenburg (Elbe) und bausachverständiges Mitglied
 
des Elbdeichamtes; 1883 Distriktbaumeister; 1889
 
Landbaumeister; 1895 Versetzung nach Rostock,
 
zuständig für die Ämter Ribnitz und Toitenwinkel; für
 
die Hausgutsverwaltung tätig; Technischer Beistand
 
der Salinenverwaltung in Sülze; gehörte dem
 
Vorstand des Friedrich-Franz-Hospizes in Müritz an.
 
 
 
==Nachbar, Herbert - Schriftsteller==
 
geb. 12.2.1930 Greifswald
 
gest. 25.5.1980 Berlin
 
Vater: Fischer
 
Schule in Wolgast und Oberschule in Rostock;
 
Bildungsanstalt Pasewalk; Elektrikerlehre; nach
 
1945 Abitur; abgebrochenes Medizinstudium an
 
der Humboldt-Universität Berlin; Lokalreporter und
 
Redakteur bei Zeitungen in Berlin (Ost); Lektor
 
im Aufbau-Verlag Berlin; ab 1957 freischaffender
 
Journalist und Schriftsteller; wechselte häufig
 
seinen Wohnsitz: 1959 auf Ummanz (Rügen),
 
1960-1963 in Berlin (Ost), 1963-1969 in Graal-
 
Müritz, 1969 wieder in Berlin; 1968 Chefdramaturg
 
am Volkstheater Rostock, später beim Fernsehen
 
der DDR in Berlin; durch schwere Krankheit seit
 
1978 an den Rollstuhl gefesselt; Mitglied des
 
Schriftstellerverbandes und des PEN-Zentrums der
 
DDR; 1957 Heinrich-Mann-Preis; 1961 Literaturpreis
 
des FDGB; 1976 Nationalpreis der DDR; Hintergründe
 
seiner Erzählungen und Romane um junge Menschen
 
sind Verhältnisse in Fischerdörfern an der Ostsee
 
und eigene Erlebnisse; »Der Mond hat einen Hof.
 
Roman« (1956; 14. Aufl., 1982); »Die gestohlene
 
Insel. Eine Robinsonade« (1958; 4. Aufl., 1981);
 
»Die Hochzeit von Länneken. Roman« (1960;
 
13. Aufl., 1981); »Der Tod des Admirals. Ein paar
 
Geschichten« (1960); »Brasilienfahrt« (1961);
 
»Oben fährt der Große Wagen« (1963; 6. Aufl.,
 
1976); »Haus unterm Regen. Roman« (1965); »Die
 
Millionen des Knut Brümmer« (1970); »Ein dunkler
 
Stern. Roman« (1973); »Pumpendings seltsame
 
Reise. Irrfahrt und Gleichnis« (1975); »Der Weg nach
 
Samoa. Eine Sommergeschichte« (1976); »Keller
 
der alten Schmiede. Roman« (1979); »Der Junge mit
 
den knielangen Hosen. Geschichten« (1984); »Zu
 
Nachbar. Ein Almanach« (1982); Grabstätte auf dem
 
Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin.
 
 
 
==Reinmöller, Matthäus (Max) - Mediziner==
 
geb. 10.5.1886 Bebra
 
gest. 18.3.1977 Graal-Müritz
 
Vater: Adam R., Eisenbahnbeamter
 
Bruder: Johannes (Albert) R., Mediziner, Parlamentarier
 
1892 Dorfschule in Bebra; 1896 Gymnasium in
 
Hersfeld; 1906 Medizinstudium in Breslau und
 
Rostock; 1910 zahnärztliche Staatsprüfung in
 
Rostock; 1911 Assistent in Breslau, 1912 in
 
Rostock; 1914-1918 Offizier im Ersten Weltkrieg;
 
1920 Promotion in Rostock und Assistent an der
 
Universitäts- und Poliklinik für Zahn-, Mund- und
 
Kiefernkrankheiten Rostock, 1922 Oberarzt; 1923
 
Habilitation; 1928 außerordentlicher, 1933-1955
 
ordentlicher Professor und Direktor der Universitätsund
 
Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in
 
Rostock; schuf die Voraussetzungen für den Bau einer
 
Fachklinik (1938 fertig gestellt); 1939-1948 Oberarzt
 
(1940 Stabs-, 1943 Oberstabs-, 1944 Oberfeldarzt)
 
im Reservelazarett Rostock; 1960 Dr. h. c. der
 
Universität Rostock; 1950 Vorstandsmitglied der
 
Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaft für Zahn-
 
, Mund- und Kieferheilkunde für Mecklenburg, später
 
Ehrenmitglied; Philipp-Pfaff-Medaille der Gesellschaft
 
für Stomatologie der DDR; »Konkrementbildung in
 
der Kieferhöhle« (Diss., 1921); »Denkschrift über die
 
Notwendigkeit des Neubaus einer Klinik für Kiefer-,
 
Mund- und Zahnkrankheiten an der Universität
 
Rostock« (1934); »Klinische Untersuchungen über
 
Alveolarpyorrhoe« (Habil., 1926); »Die Zahn-, Mundund
 
Kiefernklinik der Universität Rostock von 1907-
 
1957« (1961; Manuskript).
 
 
 
==Rettich, Karl (Lorenz) - Maler==
 
geb. 10.6.1841 Rosenhagen (Dassow/Nordwestmecklenburg)
 
gest. 12.9.1904 Lübeck
 
Vater: Meno Wilhelm R., Gutsbesitzer
 
Bruder: Meno (Friedrich Simon) R., Gutsbesitzer, Parlamentarier,
 
Redakteur
 
1861-1863 Studium an der Akademie in München,
 
1863-1867 in Düsseldorf, 1867-1871 in Dresden und
 
1871-1884 Studien bei Theodor Hagen in Weimar;
 
bereiste Norwegen und Italien; 1886-1896 in
 
München; ließ sich 1896 in Graal nieder und baute
 
sich ein Jugendstilhaus; schuf über 200 Gemälde
 
mit Motiven aus Graal, Müritz und der Rostocker
 
Heide; »Am Strand von Graal Müritz« (1902);
 
»Panorama von Warnemünde« (1903), »Dühnen bei
 
Ahrenshoop« (1903); »Diakonissen am Strand«;
 
»In der Gaststätte Zur hohen Düne«; »Blick von der
 
Stoltera nach Warnemünde«; ließ sich zur Ausstellung
 
seiner Gemälde eine kleine hölzerne Halle bauen;
 
gehörte zur Ahrenshooper Malerkolonie; kopierte
 
den Hofgartenzyklus von Karl Rottmann; Verkauf von
 
Kunstmappen und einer Postkartenkollektion; stellte
 
seit 1864 regelmäßig im Lübecker Künstlerverein
 
aus; gewann Medaillen bei den Ausstellungen 1874 in
 
London und 1876 in Melbourne und München; »Wald
 
und Meer. 10 Bilder aus der Rostocker Heide« (1902);
 
»Karl Rettich Album« (1904).
 
 
 
==Schilling, (Adolf) Viktor (Theodor Georg) - Mediziner==
 
geb. 28.8.1883 Torgau
 
gest. 30.5.1960 Rostock
 
Vater: Adolf Wilhelm Rudolph S., Mediziner
 
Studium an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für
 
das militärärztliche Bildungswesen Berlin; 1909
 
Promotion in Berlin; 1910-1914 Mitarbeiter
 
am Tropen-Institut in Hamburg; Studien über
 
Infektionskrankheiten und Hämatologie; 1914-1917
 
Kriegsdienst als Lazarettchef und Hygieniker; 1917-
 
1921 Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik der
 
Charité in Berlin; 1921 Habilitation in Berlin; 1922
 
außerordentlicher Professor; 1926 Vortragsreisen
 
nach Moskau und Leningrad; 1934-1941 ordentlicher
 
Professor der Inneren Medizin in Münster; 1938-1941
 
nebenamtlicher Leiter des Bluttransfusionslabors der
 
Militärärztlichen Akademie Berlin; 1937 Begründer
 
der Hämatologischen Gesellschaft; 1941-1957
 
Direktor der Medizinischen Klinik in Rostock; 1952
 
Dr. h. c. der Universität Rostock; veranlasste den
 
Neubau der Medizinischen Klinik in der nach ihm
 
benannten Schilling-Allee; schuf im Zweiten Weltkrieg
 
Hilfskrankenhäuser in Rostock, Bad Sülze und Graal-
 
Müritz; »Zur Morphologie, Biologie und Pathologie
 
der v. Kupferschen Sternzellen, besonders der
 
menschlichen Leber« (Diss., 1909); »Das Blutbild
 
und seine klinische Verwertung« (1912; 12. Aufl.,
 
1943); »Praktische Blutlehre. Ein Ausbildungsbuch
 
für prinzipielle Blutbildverwertung in der Praxis«
 
(1922; 16. Aufl., 1959); Ȇber die neue Medizinische
 
Universitäts-Klinik Rostock« in »Zentralblatt für
 
Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten
 
und Hygiene« (1957).
 
 
 
==Schreiber, Heinrich (Albert August Friedrich) - Theologe, Heimatforscher==
 
geb. 18.7.1864 Rehna
 
gest. 6.6.1936 Brunshaupten (Kühlungsborn)
 
Vater: Heinrich S., Kaufmann
 
Gymnasium in Parchim; 1886 Theologiestudium in
 
Tübingen, Leipzig und Rostock; 1891 Privatschulleiter
 
in Rehna; 1895 Hilfsprediger in Sülze, ab 1902
 
Pastor; veröffentlichte Reiseführer und Beiträge zur
 
Geschichte der Ortschaften Brunshaupten, Kröpelin,
 
Sülze und Rehna; »Festschrift zur 300-jährigen
 
Jubelfeier der Stadtschule Sülze« (1898); »Johann
 
Albrecht I. Herzog von Mecklenburg« (1900);
 
»Saline und Solbad Sülze« (1902); »Rehna als Dorf,
 
Kloster und Stadt« (1903); »Illustrierter Führer
 
durch die Kühlung, Brunshaupten, Arendsee«
 
(1910); »Mecklenburgs westliche Seebäder
 
Doberan-Heiligendamm-Brunshaupten-Arendsee mit
 
Wismar« (1912); »Mecklenburgs östliche Seebäder
 
Warnemünde-Müritz-Graal mit Rostock« (1912); »Der
 
Kröpeliner Brandbettag« (1907), »Ein Ablaßkrämer in
 
Mecklenburg« (1907), »Die Grabsteine in der Kirche
 
zu Brunshaupten« (1908), »Zwei Hexenprozesse in
 
Mecklenburg« (1908) in »Die Heimat«.
 
 
 
==Sell, Lulu von(Freiin; Pseud.: Margarete Treu)- Schriftstellerin==
 
geb. 24.6.1846 Schwerin
 
gest. 31.3.1913 Schwerin
 
Vater: Adolf von S., General, Oberhofmeister
 
Schwester: Sophie von S., Schriftstellerin
 
Kam 1862 nach Berlin, wo ihr Vater Gesandter war,
 
der 1868 als Oberkammerherr an den Schweriner Hof
 
zurückkehrte; widmete sich den Armen und Kranken
 
der Stadt; pflegte viele Jahre ihren erblindeten Vater
 
(† 1891); Mitarbeiterin verschiedener religiöser
 
Zeitschriften und Kinderblätter; »Glockenblumen.
 
Gepflückt in Sonnenlicht und Schatten« (1877);
 
»Glockenblumen. Ein neuer Strauß. Gedichte«
 
(1881); »Das Friedrich Franz-Hospiz in Müritz, eine
 
Zuflucht für kranke Kinder« (1888); »Ein Strauß in
 
der Heide. Gedichte« (1890); »Erlebnisse zweier
 
Knaben im fernen Westen« (1902); »Gedenket
 
der kranken Kinder der Armen! Das Anna-Hospital
 
(Kinder-Hospital) in Schwerin i. M.« (1889); »Wort
 
und Bitte zur Errichtung eines Heimathauses für
 
Frauen und Mädchen in Schwerin i. M.« (1902).
 
 
 
==Timm, Werner - Kunstwissenschaftler, Heimatforscher==
 
geb. 23.1.1927 (Graal) Müritz)
 
gest. 22.4.1999 Graal Müritz
 
Vater: Gerhard T., Elektriker, Schmied
 
Oberschulen in Ribnitz und Rostock; 1946-1952
 
Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und
 
Archäologie in Rostock; 1952-1961 wissenschaftlicher
 
Mitarbeiter an der Universität Rostock; 1955
 
Promotion in Rostock; 1961-1966 Direktor des
 
Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen
 
Berlin; freiberuflich tätig; 1979 Übersiedlung
 
in die BRD; 1982-1991 Direktor des Museums
 
Ostdeutsche Galerie Regensburg; Forschungen
 
zu Käthe Kollwitz, Edvard Munch, Albrecht Dürer,
 
Lovis Corinth und Lyonel Feininger; Herausgeber
 
von 40 Ausstellungskatalogen; 1995 Mecklenburger
 
Kulturpreis; »Die Schabkunst in Deutschland.
 
Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Grafik«
 
(Diss., 1955); »Meisterzeichnungen aus sechs
 
Jahrhunderten« (1960); »Selbstbildnisse 1752-
 
1962. Von Chodowiecki bis zur Gegenwart« (1962);
 
»Edvard Munch. Graphik« (1969; 5. Aufl. 1979);
 
»Russische Graphik des 20. Jahrhunderts« (1970);
 
»Kapitänsbilder. Schiffsporträts seit 1782« (1971);
 
»Schiffe und ihre Schicksale. Maritime Ereignisbilder«
 
(1976); »Käthe Kollwitz« (1978; 4. Aufl., 1986);
 
»Lovis Corinth, die Bilder vom Walchensee« (1986);
 
»St. Georgen zu Wismar. Die grösste deutsche
 
Kirchenruine« (1991); »›Hier will ich bleiben‹. Das
 
Ostseebad Graal-Müritz 1328-1994. Vom Klosterhof
 
zum Seeheilbad. Aufzeichnungen aus sieben
 
Jahrhunderten« (1994); »Vom Badehemd zum Bikini.
 
Bademoden und Badeleben im Wandel der Zeiten«
 
(2000; postum).
 
 
 
==Wagner, Albert - Mediziner==
 
geb. 15.6.1835 Neustrelitz
 
gest. 21.12.1922 Hamburg
 
Medizinstudium; 1862 Promotion in Rostock; 1862-
 
1918 Arzt in Ribnitz; 1886 Arzt der Kinderheilstätte
 
Friedrich-Franz-Hospiz Müritz; 1891 Sanitätsrat;
 
1905 Geheimer Sanitätsrat; zog nach 56-jähriger
 
Arztpraxis zu seinen Kindern nach Hamburg; »Ein
 
Beitrag zur Lehre von der Combination verschiedener
 
Krankheitsformen« (Diss., 1862).
 
 
 
==Westphal, Hans - Kaufmann, Landwirt, Maler==
 
geb. 23.9.1887 Rostock
 
gest. 1.3.1969 Schwerin
 
Vater: Kaufmann
 
Oberrealschule in Teterow; Kaufmannslehre in
 
Hamburg; drei Jahre Landwirtschaftsausbildung;
 
Inspektor auf Gut Stormsdorf; 1913 Pächter des
 
Gutes Bisdamitz (Rügen); 1914-1918 Soldat im
 
Ersten Weltkrieg; gab die Landwirtschaft auf und
 
widmete sich der Malerei; lebte in Rostock, in
 
Schwerin und in den Sommermonaten in Graal; malte
 
vor allem Landschafts-, Gebäude- und Tierbilder
 
sowie Stillleben; beliebte Motive waren Windflüchter,
 
Steilküsten, Segelboote, die Rostocker Heide und
 
die Rostocker Stadttore; malte im Auftrag Kaiser
 
Wilhelms II. großformatige Ölbilder für Schloss Doorn;
 
»Blumenschale« (1929); »Bauernhaus«; »Haus
 
Ithaka«; »Nikolaikirche in Rostock«; »Zum Löns-
 
Gedächtnis«; 2005 Ausstellung im Heimatmuseum
 
Graal-Müritz.
 
 
 
=='''Sagen und Legenden zu Müritz und Graal'''==
 
 
 
=='''Flurnamen in Müritz und Graal'''==
 
  
 
==Chronistenkontakt==
 
==Chronistenkontakt==
  
Wilfried Steinmüller
+
* Wilfried Steinmüller - [mailto:windfluechterMV@gmail.com windfluechterMV@gmail.com]
 
 
Mail: windfluechterMV(at)aol.com
 

Aktuelle Version vom 21. April 2024, 18:35 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtGraal-Müritz
Zeitlicher Schwerpunkt1200 - 2017
UrheberrechteWilfried Steinmüller (Autor)
Erstellungszeitraum1996-fortlaufend
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte der Orte Müritz und Graal
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht


Chronologischer Abriss der Geschichte von Graal-Müritz

Abkürzungen der Quellen

AHS - Archiv Hanning Schuldt (Heimatmuseum)

KFC - Krausesche Fundchronik im Archiv der Hansestadt Rostock

spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)

1328
Der "Hof Müritz" wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er befand sich hinter dem heutigen Kindersanatorium Tannenhof. Müritz ist ein wendischer Name und bedeutet "am Meer gelegener Ort". (AHS)
1332
Durch Landerwerb bis zum "Grothen Strom" (Stromgraben) kommt es zur Gründung eines zweiten Hofes. Beide Höfe werden von Nonnen des St. Claren Klosters Ribnitz bewirtschaftet und von Büdnern aus Dierhagen. Die Hand- und Spanndienste leisten müssen, unterstützt.(AHS)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1549
Mecklenburg tritt zum evangelisch lutherischen Glauben über.
1552
Die Landesfürsten ziehen den gesamten Kirchenbesitz ein. Hierunter auch das Klarissen-Kloster Ribnitz mit seinem gesamten Besitz.
1567
Der Name Graal wird in Rostocker Zollakten erstmals erwähnt.

bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1749
Mit der Gründung von "Klein-Müritz", 1,5 km südöstlich von "Müritz" wird dessen Name zu "Groß-Müritz" ergänzt. (KFC)
1753
An beiden Seiten des Handelsweges Rostock-Fischland (Fischländer Weg) werden je 5 Büdnereien angelegt. Der ehemalige Hof wird jetzt als Erbpachtstelle bezeichnet.
1806
Die Franzosenzeit beginnt.
1811
Sechs Jungmannen aus Graal werden für Napoleons Marine geworben. Ihnen ist Land und Baumaterial für ein Haus in Müritz versprochen worden.

bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1815
Das Versprechen an die Jungmannen wird eingelöst. Es entsteht die Lange Reihe, die Büdnereien I bis XII. Später kommen die Büdnereien XIII bis XIX in Richtung Ost hinzu.
1818, 18. März
Claus Joachim Witt kauft in Müritz eine Büdnerei an der Stelle des ehemaligen Armenkatens
1830
Die ersten Badegäste treffen ein. Sie müssen mit Sack und Pack anreisen.
1840
Die Badeplätze Graal und Müritz werden in Veröffentlichungen beschrieben.
1860
Die Windmühle in Graal wird errrichtet.

Deutsches Reich bis 1918

GM Hotel Anastasia


1872, November
Eine verheerende Sturmflut zerstört in Müritz und Graal die Küste und Dünen.
1877
Prof. Carl von Mettenheimer und Prof. Friedrich Wilhelm Beneke (Marburg) entdecken die einzigartigen natürlichen heilklimatischen Besonderheiten um Müritz und Graal.
1880
Eröffnung des ersten Hotels ("Anastasia"). Damit beginnt das moderne Badeleben. Auch die Geschichte des örtlichen Gesundheitswesens ist mit diesem Haus eng verbunden. Prof. Mettenheimer bringt in diesem Hotel kranke Kinder unter. Da sie in unserem besonderen Klima unerwartet schnell gesunden, entschließt er sich zum Bau einer eigenständigen Heilstätte.
1883
Beginn reger Bautätigkeit in Müritz und Graal
1884
Prof. von Mettenheimer eröffnet das erste Kindershospital an der Ostsee. Es kann zunächst nur in den Sommermonaten genutzt werden.
Plan von Groß-Müritz 1885
1889
Die Eisenbahnlinie Rostock-Stralsund wird eröffnet, was sich besonders positiv auf die Entwicklung von Müritz und Graal auswirkt.
1893
Verbesserung der Verkehrswege nach Ribnitz und später auch nach Rövershagen.
Plan von Müritz um 1915
1905
Errichtung der Seebrücken in Graal und Müritz.
1908
Die evangelische Kirche und das Friedhofsgelände werden als Geschenk des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin an die beiden Gemeinden übereignet. Die neu erbaute Kirche wird geweiht. Gleichzeitig wird eine neue Kirchgemeinde gegründet, zu der neben Groß-Müritz und Graal auch Torfbrücke und das Waldhaus gehören.
1910
Beide Gemeinden einigen sich und kaufen zwei Omnibusse, um die in Rövershagen ankommenden Badegäste abzuholen. Im gleichen Jahr entsteht eine zweiklassige Schule in Graal.
1913
Die bis dahin üblichen Ziehbrunnen werden durch den Bau eines gemeinsamen Wasserwerkes abgelöst. Gutes Trinkwasser war das Ergebnis.
1914
Graal und Müritz haben sich zu beliebten Familienbädern entwickelt.
"Nach einer Mitteilung des Mecklenburg-Schwerinsche Ministeriums des Innern ist der Ortschaft Müritz im Domanialamt Ribnitz die Bezeichnung "Ostseebad Müritz" beigelegt worden." (Regierungsblatt Nr.79 1914)


Deutsches Reich bis 1945

1921
Auf genossenschaftlicher Grundlage erhalten Graal und Müritz elektrischen Strom.
1923 November
Mit der Einführung der Rentenmark wird die Inflation beendet. Das Badeleben hat sich völlig verändert. Spekulanten sind am Werk und besonders in Graal wechseln viele Häuser den Besitzer.
1924
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) erwerben weiträumiges Bauland für die Errichtung einer modernen Erholungseinrichtung mit eigenener Gärtnerei und Viehwirtschaft. 75 Erwachsene (damals nur Männer) und 150 Kinder finden schon ein Jahr später in dem Heim der BVB ganzjährig unter ärztlicher Betreuung und Gesundung. Die BVB ist auch der Hauptaktionär beim Bau der Bäderbahn nach Rövershagen. Weitere Aktionäre sind die Stadt Rostock sowie die Gemeinden Graal und Müritz.
Ortsplan 1926
1925
Am 1. Juli wird die Bäderbahn feierlich ihrer Nutzung übergeben.Sie wurde durch eine privatwirtschaftliche Gesellschaft (in der u.a. die BVB in den Anteilen erster Gesellschafter, die Kommunen Graal und Müritz gemeinsam zweite Gesellschafter waren). Mit dem Bau der Bahn entfiel das Waldgatter das seit 1877 bis dahin die herzogliche wie die Rostocker Heide gemeinsam umschloß. Die 3 Gatter durch die man, Schleusen ähnlich, Müritz und Graal erreichte wurden abgeschafft.
1929
Die Jugendherberge wird eröffnet.
1930
Der ehemalige Graaler Hof brennt ab.
Durch Unterstützung der BVB erhält die Gemeinde Graal eine Kanalistation und eine Betonstraße.
1932
Das Ostseebad Graal feiert sein 600-jähriges Bestehen.
1938
Das Ostseebad Graal-Müritz entsteht durch Zusammenlegung der beiden Gemeinden Müritz und Graal.
1941
Die Seebrücken und die Promenade werden durch See- und Eisgang zerstört.
1942
Nach einem Bombenangriff im April auf Rostock werden Einrichtungen der Stadt nach Graal-Müritz verlegt und Behelfshäuser gebaut.

SBZ und DDR bis 1990

1945 2. Mai
Graal-Müritz wird kampflos von der Roten Armee besetzt. Der Ort ist mit Flüchtlingen überbelegt. Es kommt zu einer Typhus-Epidemie. Viele Menschen sterben, darunter auch der ortsansässige Arzt Dr. Walter Bach. Sein junger Nachfolger Dr. Karl Georg Sedl steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Die Königsberger Kinderklinik wird im ehemaligen Kinderheim der Stadt Essen aufgenommen. Die sowjetische Militäradministration richtet in den Häusern der Straße zur Seebrücke ein Sanatorium für sowjetische Militärangehörige ein. Am Süd-Ende der Straße wird deren Einmündung durch eine Toranlage gesperrt. (HS)
1946
Im September werden demokratische Wahlen durchgeführt. Die LDPD wird stärkste Partei und stellt den Bürgermeister. (HS)
1947
Nach Kriegsende kommen die ersten Urlauber über den Feriendienst der Gewerkschaften nach Graal-Müritz. Die Wiederherstellung der zerstörten Strandpromenade beginnt in Graal.(HS)
1950
Die SDAG Wismut (SDAG = Sowjetisch-Deutsche Aktien-Gesellschaft) wandelt das Sanatorium für sowjetische Militärangehörige in eine Erholungseinrichtung der Wismut-Bergarbeiter um. Die SED setzt ihren Führungsanspruch durch die sogenannte Listenwahl durch.(HS)
1951
Die BVB-Erholungsstätte wird nach dem Reichstagsabgeordneten der SPD - Richard Aßmann - benannt.(HS)
1953
Die SDAG Wismut verlegt seinen zentralen Kurstandort von Graal-Müritz nach Zinnowitz.
In der Folge werden die Häuser durch volkseigene Betriebe und Einrichtungen der DDR für Erholungszwecke genutzt.
In einem polizeilichen Blitzeinsatz ("Aktion Rose") werden mehrere Hotelbesitzer unter fadenscheinigen Begründungen, meist wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen in Haft genommen, darauf in Schauprozessen zu Haftstrafen verurteilt und enteignet.(HS)
1955
Die Gemeindevertretung beschließt die Anlage des Rhododendronparks.(HS)
1956
Der Chefarzt Dr. Schmidt-Bonnecker verläßt das Richard-Aßmann-Sanatorium; sein Nachfolger wird Dr. Friedrich Bernatek. Er initiiert den Beschluß eines Kurort-Statutes. Im gleichen Jahr kommt es zur Gründung einer PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks).(HS)
1958
Auf Grund eines zentralen Beschlusses der DDR Regierung über ein Verbot der Kinderferienbetreuung in konfessionellen Heimen, müssen 130 am 1. August im katholischen Kinderheim St. Ursula angereiste Ferienkinder am 6.August wieder abreisen.
1960
Am 8. Oktober erhält Graal-Müritz die staatliche Anerkennung als Seeheilbad. Im gleichen Jahr werden die Bauern des Ortes zur Gründung einer "Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft" (LPG) überredet.(HS)
1961
Die Anlage des Rhododendronparks wird zunächst abgeschlossen.(HS)
1962
Ein neues Wasserwerk wird in Betrieb genommen und der Ausbau der Kanalisation fortgeführt.(HS)
1963
Der VEB "Holzwerkstätten" wird aufgelöst und die Anlage geht an die Volksbildung.(HS)
1968
Nach einer Strandaufspülung von See her wird die Promenade von Müritz-West nach Müritz-Ost neu verlegt. Der Zeltplatz "Uhlenflucht" entwickelt sich zu einem bedeutenden Erholungszentrum.(HS)
1970
Die 1960 gegründeten LPG´s werden aufgelöst und die bisherigen Ackerflächen nunmehr als Grünland bewirtschaftet.(HS)
1974
Der Sportplatz und die Kegelbahn werden fertiggestellt.(HS)
1975
Grundsteinlegung für den Wohnungsbau "Ostseering". Neben 461 Wohnungen entstehen zwei Schulen und eine Kaufhalle. Proteste der Gemeinde gegen den Standort werden abgelehnt. (HS)
Das Warmbad "Buchenhof" wurde rekonstruiert und wieder eröffnet. Die Rekonstruktion dauerte drei Jahre. Die Baukosten für den Einbau von 10 Wannen und Dusch-Vorrichtungen sowie notwendige Umbauten betrugen 180 000 Mark. (UM 6/75)
Für die Briefmarkensammlung "Alt-Mecklenburg", von Sanitätsrat Dr. Karl-Georg Sedl, Leiter des medizinischen Versorgungsbereiches Graal-Müritz, gab es auf der "Rigaphil" eine Goldmedaille. (UM 6/75)
1976
Die Linden-Apotheke wird seit 30 Jahren von Pharmazierat Otto Poppe geleitet. Aufgrund seiner vielseitigen Erfahrungen wurde er zum Apothekenrevisor des Ostseebezirkes berufen, als zweifacher Aktivist ausgezeichnet und mit der Medaille "Für treue Dienste im Gesundheitswesen", in Gold geehrt. (UM 2/76)
1978
Graal-Müritz begeht mit einer Festwoche und einem historischen Umzug seine 650-Jahrfeier.(HS)
1979
Das Bauprogramm für Graal-Müritz wird bis zum Herbst beendet. Darin sind enthalten: eine Kaufhalle, ein Heizhaus und 413 neue fernbeheizte Wohnungen. Zuvor ging die moderne 26klassige POS (Polytechnische Oberschule) und eine Turnhalle in Betrieb. Weiterhin wächst in diesen Wochen eine 18klassige Hilfsschule mit Internat. (UM 2/79)
1980
Jubiläum "100 Jahre Badebetrieb"(HS)
1983
Die Abwässer aus der Kanalisation von Graal-Müritz werden in die Großkläranlage Körkwitz eingeleitet.(HS)
1989
Nach dem vierzigsten Jahrestag der Gründung der DDR beginnt im November der Zusammenbruch des Staates.(HS)

Die heutige Zeit (ab 1990)

1990
Nach der Gemeindewahl. Im Ort entwickelt sich rege Bautätigkeit. (WS)
1992
Grundsteinlegung für die neue Seebrücke. (WS)
1993
Am 10. April wird die Seebrücke mit einem großen Volksfest eingeweiht. (WS)
2018, 19.10.
Frau Dr. Benita Chelvier wird Bürgermeisterin von Graal-Müritz. (WS)

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

Die Gründung des Klosterhofes

Auszug aus - „Geschichte der Stadt und des Klosters Ribnitz ...“ Dr. Paul Kühl 1933 p.177
(NHG)
Am 13. Januar 1329 schenkte Heinrich der Löwe von seiner Residenz Sternberg aus (MUB 5016) dem Kloster Ribnitz, wie er es schon 1324 getan hatte, noch einmal ausdrücklich den fürstlichen Hof zu Ribnitz, mit der Erlaubnis, vom Kloster aus zwei Kammern über und drei Kanäle durch die Stadtmauer zu bauen.
Der Herzog schenkte dem Kloster die „Rybenisser heyde“, ferner 4 Hufen* im Walde Müritz mit der Weidegerechtigkeit bis zur Ostsee und mit der Erlaubnis, hier einen Hof* anzulegen, und den Zoll zu Ribnitz (Ribnitzer Closter Chronik Techen S.84).
Einen Tag vor seinem Tode, am 20.Januar 1329 (MUB 5020) schenkte Heinrich der Löwe seinem Stiftskloster Ribnitz das Gebiet zwischen dem Holze der Stadt Ribnitz und dem Walde Müritz und die fürstliche Hofwiese (Houewisch) an der Kuhbrücke (Kobrügge) bei derselben Stadt für 200 Mark Lüb. Pf., die der weiland Ritter Detlev Wulf von dem Fürsten zu fordern und dem Klarenkloster vermacht hatte (nach dem Original aus dem Ribnitzer Klosterarchiv).
Außerdem schenkte Heinrich dem Kloster ein Halsband im Werte von 400 und ein Armband von 100 Mark Silber. In dem Archiv des Closters Ribnitz heißt es über dieses Vermächtnis:
„Hinricus Leo forderte seine Rade zu sich und uorordnete an stad des testamentes ein Closter in sanct Claren vornen auff seinem Hoffe in der stad Rebenitz, darzu ehr etliche Vorwerke und meierhoffe uorlegte, zu erbauen und ihne im Closter zu Dobran bei seinen Vorfahren zu erden bestettigen solten, legirte auch erwehntem Closter eine Halsbandt auf vierhundert und noch seinen armbandt auf ein hundert mark silbers uert geschetzet. Anno Domini 1329.“
  • Die Hufen waren demnach offensichtlich gerodet und schon vorhanden.
  • Dagegen war der Hof selbst zu dem Zeitpunkt noch nicht existent.

Der Klosterhof Müritz im Klosterinventarium 1620

Auszüge zu Müritz und Graal aus "Eine Küstenwanderung..." von Ludwig Dolberg

Der Erbpachthof und die Köhlerei

Die "Matrosenhäuser"

"Als die mecklenburgische Regierung 1813 für die napoleonische Flotte 110 Matrosen stellen mußte, versprach sie sechs Graaler Seefahrern, welche sich unter ihnen befanden, im Falle glücklicher Heimkehr Grundbesitz und Bauholz in unserem Dorfe.
Allen war die Rückkehr beschieden, und westlich vom einstigen Klosterhofe wurden von ihnen und einigen anderen Zuzüglern die 12 Büdnereien der "langen Reihe" am Saume des Waldes angelegt.
Mitteilung aus dem bezüglichen Aktenstücke vom 27. April 1815 gibt die treffliche Schrift "Das Seebad Groß Müritz" vom Dr. C. Mettenheimer (Rostock 1885) S. 22, welche allen, die den Ort besuchen wollen, aufs beste empfohlen werden muß.

(Dolberg S. 69f)

Der letzte unter den einst heimgekehrten Matrosen, Johann Rhode wurde in den folgenden Jahrzehnten zur Legende. Ludwig Dolberg schreibt 1885 über ihn
"Der letzte jener Veteranen, der alte biedere Johann Rhode, ist erst vor wenigen Jahren gestorben.
Gerne erzählte der Greis von seinen Erlebnissen, und wenn in der letzten Zeit ihm bisweilen sein Gedächtnis untreu ward, so konnte Mutter einhelfen, die ihren kleinen behenden Ehemann fast um eines halben Hauptes Länge überragte, wußte sie doch aus so mancher Wiederholung all und jedes, was kommen sollte.
Unseres Freundes Tüchtigkeit als Seefahrer war bald auf der französischen Marine erkannt und gewürdigt.
Darum, als auf der Höhe von Boulogne eine kaiserliche Fregatte, - er nannte sie Deleohn - mit einem englischen Kriegsschiffe in Kampf gerieth, ward ihm der wichtige Platz am Steuerruder anvertraut.
Furchtbar wüthete der Streit.
Todbringend sausten die Geschosse herüber und hinüber.
Das Deck war mit Blut begossen.
Unbewegt stand der französische Befehlshaber da, obschon eine Kugel ihm den Arm weggerissen hatte, und ertheilte seine Anordnungen.
Doch als zwei Schiffe dem Briten zu Hülfe kamen, mußte der Adler trotz der tapfersten Gegenwehr dem Leoparden weichen.
Die Fregatte ward genommen.
Mit der übrig gebliebenen Mannschaft gerieth auch Rohde in Gefangenschaft der Engländer.
Von diesen ward er auf die britische Marine geschickt.
Er mußte mit nach Indien und macht hier die Kämpfe gegen Sambasse (Brasilien) und in Borneo mit.
Lebhaft schilderte er das dortige Leben und Treiben.
Mit begeisterter Liebe sprach er von seinem Befehlshaber "Cäppen CHarles", mit Entzücken von den "Bananes" und "Pisanes", deren Genuß den Leuten verboten war, aber deshalb ihnen um so verführerischer erschien. Doch er schadete nicht, dank dem guten Maß Rum, daß jeder Mann nolens volens nüchtern Morgen für Morgen leeren mußte.
Nach einigen Jahren ward unser Freund als "schlupenführer" einer der "Manowors" abkommandiert, die auf St. Helenas kahlem Felsen "fern von Europas Küste" den großen Sohn Corsikas bewachen.
Endlich ward er auch dieses Dienstes entlassen und gründete nun nach seiner Weltumsegelung wider Willen ein Heim bei Müritz Tannenwald, froh und zufrieden auch in dürftiger Lage, heiter und gelassen, selbst mancher Schicksalsschlag ihn betraf.
Nun ruht der alte Veteran auf dem kleinen Friedhof der Kirche des Klosters zu Ribnitz und neben ihm "Mutter", die treu bis zum Tode nach wenig Wochen ihm ins Grab folgte."

(Dolberg S.70ff)

Carl von Mettenheimer und das Friedrich Franz Hospiz

Die Kirche und ihre Gemeinde

Das Kur- und Badewesen

Seebrücken und Badeanstalten

Das Richard Aßmann Sanatorium und die Bäderbahn

Seebrücken und Badeanstalten

Die BVG und die Mecklenburgische Bäderbahn-Aktiengesellschaft Rostock und die Bahnstrecke Rövershagen - Graal-Müritz


Die IG Wismut in Graal-Müritz

F.K. Evert und der Rhododendronpark

Das Kinderheim "Junge Garde"

Zeitzeugen berichten

Kriegs- und Nachkriegszeit (Lazarette, Flüchtlinge, Umsiedler)

Die "Deutsch-Kroner" aus Hinterpommern (u.a. Wilfried Kropp)
Die Umsiedler aus Komotau im Sudetenland (u.a. Dr. Karl-Georg Sedl)

Ehrenbürger von Graal-Müritz

Bemerkenswerte Persönlichkeiten aus Müritz und Graal

Graal-Müritz im Spiegel bekannter Literaten

Sagen, Legenden und andere Volksüberlieferungen zu Müritz und Graal

Flurnamen in Müritz und Graal

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