Carl von Mettenheimer und das Friedrich Franz Hospiz

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Carl von Mettenheimer
"1876 führte mich der Weg zum ersten Mal nach Müritz. Ich sah sogleich, das diese Stelle unserer mecklenburgischen Küste mehrere Eigenschaften besaß, die sich zur Anlage eines Seebades, besonders einer Kinderheilstätte, in hohem Grade befähigte
-völlige Abgeschiedenheit vom großen Verkehr,
-große Reinheit der Luft,
-breiter schöner Badestrand,
-fast gänzlicher Mangel an Steinen am Strand und im Meeresgrund,
-weit auseinander gebaute Wohnungen.
Alles dies waren in meinen Augen Vorzüge, die mir schon damals den Gedanken zur Gründung einer Heilanstalt für Kinder eingaben."
So erinnerte sich 1890 Carl Friedrich von Mettenheimer (1824 - 1898) - seit 1861 Großherzoglicher Leibarzt in Schwerin - an die Geburtsstundde einer großen Idee, der er auch sobald in die Tat umsetzte.
Mettenheimer hatte die Heilkräfte der See bereits auf Poel und als Begleiter des Großherzogs in Heiligendamm kennengelernt.
Als er erfuhr, daß der Rostocker Zimmermeister Schmidt sich um die Genehmigung für den Bau eines Hotels in Müritz bemühte, unterstützte er dessen Gesuch und erwirkte sogar, daß der Großherzog ihm das Grundstück und das Bauholz schenkte. Als Gegenleistung verpflichtete sich Schmidt, jährlich vier erkrankte Kinder und eine btreuende Krankenschwestr bei freier Kost und Logis in seinem Hotel aufzunehmen. Am 1.Juli 1880 bezog die Diakonissin, Schwester Doris aus dem Kinderspital Schwerin, mit vier kranken Kindern erstmals die beiden seewärts gelegenen Zimmer im neuerbauten Müritzer Hotel "Anastasia". Der Erfolg der ersten Kinderkuren am Strand der nordöstlichen Heide Mecklenburgs war ein überzeugender Erfolg, fanden die Kinder doch "hier das erquicklichste Bad, die balsamischste Luft", wie Mettenheimer schrieb.
Damit war auch die Entscheidung für den Bau des ersten Kinder-Seehospizes an der mecklenburgischen Ostseeküste in Müritz gefallen. Die ersten Gebäude - das damalige Kinderasyl wurde vor allem zum Schutz gegen die große Ansteckungsgefahr in 6 Pavillions aufgeteilt - wurden 1884 eröffnet.
Den Baugrund hatte der Großherzog geschenkt, und Mettenheimer übergab ihn dem "Verein zur Gründung von Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten", zu dem der 1880 von Prof. Friedrich Beneke ins Leben gerufene "Verein für Errichtung von Kinderheilstätten an der Nordsee" 1881 in Berlin erweitert worden war.
Der Marburger Geheim-Rat Beneke hatte eigene Erfahrungen an der englischen Nordseeküste und den deutschen Nordseeinseln über die Heilwirkung der Seeluft gesammelt und wollte ihre Nutzung vor allem den Kindern auch der ärmeren Kreise des Volkes ermöglichen. Aber da ihm die Ostsee völlig fremd war, blieb sie mit ihren Küsten und Inseln in seinem Projekt völlig unberücksichtigt.
Noch während der Bauarbeiten am Müritzer Kinderhospiz; aber schon ausgestattet mit den Erfahrungen der ersten Kinderkuren im Müritzer Hotel "Anastasia", hielt Dr. Carl von Mettenheimer im Oktober 1883 zu Berlin im Rahmen der "Allgemeinen Deutschen Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens" einen bemerkenswerten Vortrag. Er gab seinen Ausführungen den Titel: "über die hygienische Bedeutung der Ostsee mit besonderer Berücksichtigung der Kinderheilstätten an den Seeküsten". Mit ihm warb von Mettenheimer bei dem gelehrten Auditorium um Verständnis dafür, daß die Küstengestaltung der Ostsee "in ihrer Bedeutung zu medicinischen und hygienischen Zwecken Besonderheiten darbietet, welche gleiches Recht beanspruchen, wie die Eigenthümlichkeiten der Nordsee."
Von Mettenheimer erinnerte sich daran, daß es unter dem gewichtigen Einfluß Hufelands, dem Leibarzt des Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, S.G. Vogel gelang, dem Fürsten zur Gründung eines Seebades an der Ostsee zu bestimmen. "Das Jahr der Gründung von Heiligendamm war 1794, wie noch auf dem gewaltigen erratischen Block zu lesen, der am Heiligen Damm als Denkmal der Gründung des ersten Ostseebades, überhaupt des ersten deutschen Seebades, aufgerichtet ist." Danach wurden die beiden berühmt gewordenen Badeanstalten an der Ostsee in Travemünde, Colberg, Rügenwalde, Zoppot, Kiel und Swinemünde zwischen 1800 und 1825. Die Nordseebäder entstanden alle nach der Gründung von Bad Doberan (Heiligendamm).
Auf die Besonderheiten der Küstenbildungen der Ostsee eingehend, erklärte von Mettenheimer in seinem Vortrag , daß die über weite Strecken oftmals unmittelbar an den Strand heranreichenden Wälder ein wahres Juwel wären, das an der Nordseeküste nur als Ausnahme anzutreffen sei:
"Als ich vor einem Jahr die Freude hatte, dem verstorbenen Beneke den unvergleichlichen Wald zu zeigen, der von Markgrafenheide längs der Ostseeküste bis nach Fischland hin sich erstreckt; diesen aus den manigfaltigsten Holzarten zusammengesetzten Forst mit seiner üppigen Farnkrautvegetation und seinen Blicken auf die offene See, war mein verstorbener Freund, der eigentlich eingestanden hatte, etwas voreingenommen gegen die therapeutische Bedeutung der Ostsee zu sein, ganz hingerissen. Er versprach sich unendlich viel von der heilsamen Wirkung dieser unter dem Einfluß eines maritimen Klimas stehenden Waldungen auf Brustkranke ... Zu den Vorzügen dieser Wälder gehört auch die Abhaltung der Landwinde, der Schutz gegen Sonnengluth und gegen zu rauhe Winde überhaupt, die Annehmlichkeit schöner unterhaltender Spaziergänge."
Das Friedrich Franz Hospiz im Jahre 1885
Das Friedrich Franz Hospiz um 1900
Von Mettenheimer koppelte das Müritzer Hospiz vom Schweriner Kinderhospital ab und gab ihm den Namen "Friedrich-Franz-Hospiz". Hier wurden die Skrufolose, einige Formen der Rachitis, Blutarmut, Schwächezustände, Asthma und Bronchialkatarrh behandelt; es wurden aber auch Kinder nach schweren Krankheiten oder Operationen zur Erholung aufgenommen. Das Alter der kleinen Patienten lag in der Regel zwischen 5 und 15 Jahren, die Dauer der Kur bei jeweils sechs Wochen.
Im Jahre 1990 beging das Kindesanatorium "Tannenhof" - wie es später als Teil des Richard-Aßmann-Sanatoriums Graal-Müritz genannt wurde - seinen 110. Gründungstag. Nenen dem (allerdings aus- und umgebauten) Hauptgebäude stammen noch zwei weitere Häuser aus der Zeit vor der Jahrhundertwende. Sie sollen als historisch-architektonische Denkmale erhalten bleiben. Eine Reliefplatte mit der Abbildung spielender Kinder am Meer schmückt den Haupteingang zum "Tannenhof": Der Bildhauer W. Schaper, dessen Tochter hier zur Genesung weilte, stiftete sie im Jahre 1926 dem Kindersanatorium.
Gedenkstein für Carl von Mettenheimer
Auf einer Anhöhe inmitten der Sanatoriumsanlage erinnert ein Gedenkstein an den Begründer und ersten Curator des "Friedrich-Franz-Hospizes", Dr. Carl von Mettenheimer, der geachtet, geschätzt, hochdekoriert und geadelt 1898 in Schwerin Starb.
Friedrich Schulz 1995

"Das erste deutsche Kindererholungsheim an der Ostsee in Groß-Müritz"

Auszug aus der Gedenkrede zu Carl von Mettenheimers hundertsten Todestag von Rita Dankert 1999

gerade in Bearbeitung

"Die Kinderheilstätte in Groß-Müritz (heute Graal-Müritz) eingerichtet zu haben, war ein besonderes Verdienst des Großherzoglichen Leibarztes Dr. von Mettenheimer.
Bei seiner Reise nach Petersburg überzeugte er sich in Oranienbaum am Finnischen Meerbusen von der Eignung der Ostsee für derartige Heilstätten.
Hier gab es seit 1870 ein Heim für "convalescente" Kinder, gefördert durch die Großfürstin Katharina von Rußland.
Außer der heilenden Wirkung der Seeluft wurden hier kalte Seebäder, warme Salz- und arzneiliche Bäder genutzt.
(...)
Literatur über das Friedrich Franz Hospiz: