Der Glockenstuhl und seine Bedeutung für das Dorf und Altenheim: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. April 2024, 18:01 Uhr


  • Der Glockenstuhl von Bömitz

Der Glockenstuhl steht auf dem Gelände des Romantisch gelegene Rittergut Bömitz.

Er befindet sich , wenn man zwischen Hauptgebäude und Wirtschaftsgebäude durchgeht am Rande des ca. 2 Hektar großen Park und der Wiese die dort anfängt.

Der freistehende Glockenstuhles wurde so platziert, das er in das damalige Bild passte und nicht zu dicht an das Kreisaltenheim errichtet wurde.

Denn wenn die Glocken gingen und heute gehen , ist es doch recht laut. (Dazu gibt es ganz unten eine Anekdote)

Warum es zum Bau eines Glockenstuhls kam, kann nicht mehr genau gesagt werden.

Es wird mehrere Gründe gegeben haben.

Der Hauptgrund war vielleicht, (da die Diakonie Bethel eine Evangelische Einrichtung war /noch ist und zum Verbund mit der v. Bodelschwinghschen Stiftungen mit Sitz in Bielefeld gehörte), ein Kirchlicher Gedanke.

Und da der Diakon Herr Julius Bröckel (als Leiter des Kreisaltenheim) zur Diakonie gehörte , hatte er großen Anteil zur Durchsetzung und gab sicherlich den Anstoß hierzu.


Wie war es um 1936 etwa.


Nach dem was bekannt ist , gab es zu Trauerfeiern, Hochzeiten und anderen kirchlichen Anlässen, nur den Glockenstuhl von Rubkow.

Obwohl , das Kreisaltenheim hatte eine Kapelle , die auch vom Dorf genutzt wurde und es regelmäßige Gottesdienste im großen Esszimmer des Kreisaltenheim gab,fehlte aber eben das Kirchengeläut.

So kam es, das man um 1936 begann den Gedanken in Taten um zu setzen.

Da aber die finanziellen Möglichkeiten des Kreisaltenheimes (der Diakonie Bethel ) nicht ausreichend waren, wurden die Bauern des Dorfes, mit

Erfolg um eine finanzielle Beteiligung gebeten. An der Finanzierung beteiligten sich alle Bauern.

Aber auch die damaligen Heimbewohner sammelten Geld für die Glocken.

Wer wieviel zur Finanzierung des Glockenstuhles beitrug und wie hoch die Kosten letztlich gesamt waren, ist nicht bekannt.

Da auch das Archiv in Bielefeld keine Unterlagen dazu hat und die Bauern von damals nicht mehr leben, kann hier keine Aussage getroffen werden.

Leider ist auch zu den ganzen Vorbereitungen nichts mehr bis jetzt weiter bekannt.

Laut der Jahreszahl 1937 auf den Glocken, sind Sie 1937 gegossen worden und dann auch bald nach Bömitz gelangt, in den Glockenstuhl gesetzt und Geweiht worden.

Auf dem Bild Ende der 1930ziger ist weiter hinten links im Hintergrund sehr gut das Dach des Wirtschaftsgebäude zu erkennen .

Links hinter dem Glockenstuhl vor dem Wirtschaftsgebäude sieht man noch den einen Schuppen.

Davor wiederum ist die Holzumrandung derTerasse zu erkennen.

Rechts von dem Glockenstuhl sieht man sehr schön Pergola,Parkbänke und die Treppe zum Glockenstuhl ist dazwischen.

Man kann auch sehen das er ganz auf einen Holzaufbau und gemauerten Unterbau steht, während er heute auf Eisenbahnschienen und Mauerwerk ruht.


Auf meine suche nach Hinweisen, über die mögliche Gießerei usw., kam ich nach Apolda.

Nach dem jetzigen Stand des Wissen, hatte mit größter Wahrscheinlichkeit die Glockengießerei Schilling & Lattermann OHG die Glocken gegossen,

die Ihren Sitz in Apolda und Morgenröthe-Rautenkranz hatte.

Um in der Nachkriegszeit , nach dem ersten Weltkrieg den Glockenbestand wieder aufzufüllen,

gründeten der Glockengießereimeister Otto Schilling und der Hammerwerkbesitzer Gottfried Lattermann 1918 die Glockengießerei Schilling & Lattermann OHG,

zum Zwecke des Gusses und Vertriebs von Stahl und Eisenhartgussglocken.

Warum Eisenguss? Auf Grund des 1.Weltkriegs wurden viele Bronzeglocken eingeschmolzen für Rüstungszwecke oder als Materialreserve.

Damit kam 1917 das große Glockensterben. Es verblieben nur wenige Glocken. Da Materialmangel war, mussten sich die Gießereien andere Möglichkeiten erschaffen.

Es wurden viele Glocken dort im Eisenguss gefertigt und nach Mecklenburg, Brandenburg, Schlesien, Pommern usw. geliefert.

Auch über die folgenden Jahre des Glockenstuhls ist wenig bekannt.

Auf meine Nachfrage , konnte man dort alle Jahrgänge nachvoll ziehen,nur die Glockenbücher der Jahrgänge von 1935-1939 sind nicht mehr vorhanden.


In den Glockenbücher waren Listen, wo aufgeführt wurde :

Ort / Kreis-Kirche / Jahr / Tonfolge / Gewicht / Durchmesser und Z ( Z sagt was zur Tonfolge der Glocke aus).

Was für eine Tonfolge die Bömitzer Glocken haben ? Es könnte gut das Motiv Te Deum sein(wenn man bei Wikipedia unter Kirchenglocken rein hört).


Den 2. Weltkrieg konnte der Glockenstuhl glücklicherweise unbeschadet überstehen. Da sich die Glocken zu Waffenproduktion nicht eigneten.

Von 1937 bis Bis 1952 wurde die Glocken dann regelmäßig zu allen Anlässen , auch zu Gottesdienste im Haus, genutzt.

Auf diesem Bild ist leider nicht mehr viel von dem Flair um den Glockenstuhl geblieben, wie zu sehen ist.


Ende 1952-Anfang 1953 musste die Familie Bröckel Bömitz bei Nacht und Nebel verlassen, damit der Diakon Bröckel nicht unter einem falschen Vorwand Verhaftet werden konnte.

Und so fand das Lebenswerk von Diakon Julius Bröckel zum Wohle der Ihm anvertrauten Menschen im Kreisaltenheim Bömitz ein Ende.


Ich kann mich erinnern das die Glocken auch zu meiner Kindheit zu bestimmten Anlässen geläutet wurden.


Die Gottesdienste im Hause, wurden immer mehr und mehr vernachlässig.

Nach und nach riefen die Glocken weder die Dorf- noch die Altenheimbewohner zum Gottesdienst, noch läuteten sie zur Beendigung jedes Wochentages und der der Woche ein.


1961/62 wurde zur Stabilisierung des Glockenstuhles von der Schlosserwerkstatt der LPG Typ 3 (Herrn Franz Rieck †) und (Manfred Kopka †)

einige Eisenbahnschienen als Unterzug eingefügt, so dass die Glocken noch heute halt haben und erklingen können.

Bis 1984 wurden die Glocken mit Hilfe der Heimbewohner und des Dorfes in Ordnung gehalten, soweit es ging.

Als aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurde das bei alten Menschen beliebte Kreisaltenheim geschlossen,

meistens wurden dann nur noch die Scheideglocke (wenn ein Bewohner des Altenheimes oder des Dorfes verstorben war) und zu Beerdigungen alle drei Glocken geläutet..


Aber es gab auch auch Begehrlichkeiten, seitens des ehemaligen Kreises Anklam.

1989 sollten auf Anweisung des damaligen Kreisverantwortlichen, Dr. Sack, Handwerker den Bömitzer Glockenstuhl still und heimlich abbauen

und an anderer Stelle des Kreises Anklam (in Ducherow -so der Buschfunk) wieder errichten.

Das bekamen aber drei Bömitzer, Frau Ursula Pagel (†), Frau Hannelore Klagge (†) und Herrn Franz Rieck (†) mit

und durch deren mutigen persönlichen Einsatz , konnte dieses Vorhaben verhindert werden.

Ein Brief von Herren Franz Rieck bestätigte dieses.


Dann kamen Jahre, wo der Glockenstuhl leider ein trauriges dasein fristete.

Über die Gründe kann man sich heute streiten. Es fehlte an Interesse, Zeit, Geld, Material und Motivation. So wie es eben für vieles in dieser Zeit war.


Dann kamen Adelheid Neumann und Sean Backmann

Beide gefiel das doch sehr runter gekommene Rittergut Bömitz , so das Sie es kauften und (unter großen Auflagen durch den Denkmalschutz) anfingen es wieder auf zu bauen.

Adelheid Neumann und Sean Backmann muss man Respekt und Achtung zollen, den Ihrem Verdienst ist es zu verdanken, das ein Teil von Bömitz wieder erwachte und weiterlebt.


Und dann war es wieder soweit

Am 16.07.1996 um 16.00 Uhr,Unter der Anteilnahme von 20 Einheimischen und Gästen erklangen die Glocken nach langer Zeit wieder.

Seitdem werden die Glocken, wie es früher war, wieder regelmäßig geläutet.

Seit 2001 sind aktive Bömitzer(der Bömitzer Stammtisch) bemüht, wieder etwas von der alten Tradition zu erhalten und das dörfliche Miteinander zu vertiefen.

Dazu gehörte auch, soweit wie es geht, den Glockenstuhls und das Geläuten der Glocken zu erhalten.

Und so wurden 2003 und 2004 mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von Frau Neumann ,

von Dorfbewohnern und Glöcknern, Wartung und Renovierungsarbeiten ehrenamtlich durchgeführt.




Der Park und der Glockenstuhl haben auch einen gewissen Reiz auf Hochzeitspaare gehabt.

Nach einigen Jahren war eine Farbliche Erneuerung des Glockenstuhles notwendig.

Und so fand mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung der damaligen Eigentümer des Romantik Hotels Rittergut Bömitz, am 09.06.-10.06.2012 ein nächster Einsatz statt.