Chronologie und fortlaufende Ortschronik von Warnemünde: Unterschied zwischen den Versionen

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==='''Kinkel, (Johann) Gottfried, Theologe, Kunstwissenschaftler, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller'''===
 
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geb. 11.8.1815 Oberkassel (Bonn)
 
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gest. 13.11.1882 Zürich (Schweiz)
 
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Version vom 10. November 2019, 00:32 Uhr

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Kenndaten der Ortschronik
OrtWarnemünde
Zeitlicher Schwerpunktab 1160 fortlaufend
UrheberrechteAutor Wilfried Steinmüller
Erstellungszeitraumseit 2017
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungChronologie und Geschichte von Warnemünde
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht


Der Küstenort Warnemünde

Autor Wilfried Steinmüller (interim)

Verwendete Quellen-Kürzel:

MUB = Mecklenburgisches Urkundenbuch

AHR = Archiv der Hansestadt Rostock

LHA = Landeshauptarchiv Schwerin

BGR R = Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock; Register zu Band 1 - 20 mit einer Zeittafel

KFC = Krausesche Fundchronik

HA WS = Heidearchiv Steinmüller

RA = Rostocker Anzeiger

Ur- und Frühgeschichte

Mittelalter bis zur Christianisierung

1160 Der dänische Chronist Saxo Grammaticus beschreibt die Seeschlacht auf dem Gudacra (Breitling) zwischen den Wenden und der dänischen Flotte unter König Waldemar und Bischof Absalon von Roskilde. (BGR R)

spätes Mittelalter 1200 bis zur Reformation 1517

  • 1252, 25. März Borwin III., Fürst von Rostock, bestätigt der Stadt Rostock das Privilegium Borwin´s I. betreffend die Bewidmung der neu angelegten Stadt Rostock mit dem Lübischen Rechte vom 24. Juni 1218 und verkauft der Stadt die Rostocker Heide für 450 Mark wendischer Pfennige, verzichtet auf seine Rechte an den im Hafen der Rostocker gestrandeten Schiffen, verheißt den freien Verkehr vorbehaltlich des fürstlichen Zolles nicht zu stören, verleiht die Fischereigerechtigkeit für die Unterwarnow und das Stadtrecht für die Markscheide der Rostocker.

In dieser Kaufurkunde erfolgt auch Warnemündes Ersterwähnung. Die Stadt Rostock erhält das Strandrecht in ihrem Hafen Warnemünde am rechten Warnow-Ufer, beim Taterhörn. (BGR R)

1257/58 Ältester Beweis für das Vorhandensein des Ortes Warnemünde durch Erwähnung eines Hauses daselbst. (KFC)

1262, 17.Dez. die Herzöge Albrecht und Johann von Braunschweig urkunden in Warnemünde. (KFC)

1264, 12. Oktober Fürst Heinrich Borwin III. verleiht den Rostockern das städtische Recht in ihrem (!!) Hafen Warnemünde. (BGR R)

1278, 21.Dez. Fürst Woldemar verspricht daß bis nach Warnemünde und bis ans Meer hinunter überall in einer Meile Entfernung vom Fluss keine Festung errichtet werden soll. (HA)

1283 Erwähnung von Steinen für den Hafenbau in Warnemünde in einer Kämmereirechnung. (KFC)

1286, 27. Februar Die Stadt Rostock erwirbt aus fürstlichem Besitz den Pagenwerder. (BGR R)

1288 Der Rat läßt durch Rötger Horn den Rostocker Hafen Warnemünde ("von der Tonne bis ins offene Meer hinaus") auf eine Tiefe von 6 Ellen (12 Fuß) bringen. (MUB Nr.1977)

1300-1314 Warnemünde ist Hauptschauplatz der Kämpfe Rostocks gegen König Erich von Dänemark, Markgraf Albrecht von Brandenburg, Fürst Heinrich von Mecklenburg u.A.. (KFC)

1300 April Die mecklenburgischen Fürsten Heinrich I. der Pilger und Heinrich II. der Löwe in Warnemünde. (KFC)

1301, 28.Juli König Erich von Dänemark in Warnemünde. (KFC)

1304, 2.Mai König Erich von Dänemark wiederum in Warnemünde. (KFC)

1304 1. November (nach anderen Quellen 1307) Die Allerheiligen-Flut überflutet die gesamte Dünen-Nehrung von Diedrichshagen bis zur Rostocker Heide. Ihr Scheitelwert soll 14 Fuß (ca. 4,6 m) über dem normalen Wasserstand betragen haben. (BGR R)

1309, 14.Aug. Heinrich der Löwe in Warnemünde. (KFC)

1311 König Erich von Dänemark in Warnemünde. (BGR R)

1311 nach dem 16. Sept. Der von König Erich zum Hauptmann (capitaneus) des Landes Rostock ernannte Fürst Heinrich der Löwe sperrt den Warnemünder Hafen, indem er auf jeder Seite des Stromes einen hölzernen Turm errichtet und zwischen den Türmen eine Brücke erbaut. (KFC)

1311/12 Die Rostocker zerstören die beiden Befestigungen (BGR R)

- Die Rostocker brennen das fürstliche Dorf Warnemünde nieder. (BGR R)

- bis Mai; Die Rostocker bauen einen neuen Turm auf der Ostseite ihres (!!) Stromes aus den Steinen des Turmes der abgebrannten Pfarrkirche und des im Bau befindlichen Petriturmes in Rostock. (BGR R)

1312 23.Juni König Erik klagt darüber das nicht nur die Kirche, sondern auch der Ort und besonders das Haus, das er für sich und die Markgrafen gebaut habe, zerstört sei. (BGR R)

- 30.Juli Belagerung Rostocks und des Turmes in ihrem(!!) Hafen Warnemünde durch Dänenkönig Erik Menved. (BGR R)

- Juli; Heinrich von Mecklenburg sperrt das Tief unterhalb des Turmes. (BGR R)

- 9.September Übergabe nach der Belagerung. (BGR R)

- September/Oktober Die Verbündeten bauen den eroberten Turm durch Hinzufügung von 4 kleinen Türmen einer Mauer und eines Grabens zu einer Festung aus und halten sie gemeinsam besetzt (später Dänscheburg/ dän. Danskeborg) (BGR R)(KFC) In den Beschwerden des dänischen Königs heißt es das diese (Die Rostocker) vor der Übergabe von Warnemünde den Ort und die Kirche verbrannt und das Haus, das der König für sich und den Markgrafen erbaut, niedergebrochen hätten. (KFC)

1312, 9.Okt. König Erich verabredet mit dem Markgrafen Waldemar, daß die Summe, die sie dafür durch Verhandlung von den Rostockern bekommen würden, daß der vor Warnemünde erbaute Turm wieder abgebrochen und nie wieder aufgebaut werden dürfe, gleichmäßig zwischen ihnen geteilt werden solle. (KFC)

1312, 15. Dez. Die Stadt Rostock unterwirft sich dem König Erich und dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg und verspricht u.A. in Warnemünde eine schöne hölzerne Kirche zu bauen. (KFC)

1313, 20. Febr. Der Markgraf von Brandenburg verkauft seine Hälfte des Warnemünder Turms an den König von Dänemark, der damit in den Besitz des ganzen Turms gelangt. (KFC)

1314, 25. Nov. Tod des Fürsten Nikolaus von Rostock, des letzten aus der Rostocker Linie. (KFC)

1317 7.Januar König Erich von Dänemark vereleiht dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg unjd seinen Erben das Land Rostock mit Ausnahme des Schlosses Danskeborrig zu Warnemünde, das sich in Pfandbesitz des Marschalls Niels Olaffson befindet. Dieses dänische Schloß wird noch wiederholt erwähnt. Auf ihm saß jedenfalls auch der Capitaneus Eskil Grüp von dem wir einen undatierten Brief an den Rostocker Rat besitzen. (KFC)

- 25.November Friede von Templin mit dem brandenburgischen Markgrafen. Laut Friedensvertrag belehnt Erik von Dänemark Heinrich (II.) von Mecklenburg mit der Herrschaft Rostock, außer Warnemünde und der Dänscheburg. (BGR R)

1319, 9.Okt. König Erik von Dänemark stirbt und Fürst Heinrich (II.) besetzt die Dänenburg. (BGR R)

1322 24.September Fürst Heinrich II. von Mecklenburg verkauft das "Haus und den Turm" an die Stadt zum Abbruch. (BGR R)

1323 11.März Die Stadt erwirbt von Heinrich II. von Mecklenburg das fürstliche Dorf (villa) Warnemünde mit dem ganzen westlichen Warnowufer (das damals am Taterhörn auf der hohen Düne lag, bis an die Grenze von Diedrichshagen, mit Eigentumsrecht, voller Gerichtsbarkeit, mit Gestattung der Anwendung des Lübischen Rechts, Fischereigerechtigkeit bis in die See hinaus, behält sich aber das Patronatsrecht vor. (KFC) Das heutige Warnemünde wird damit Rostocker Stadtbesitz. (BGR R)

1325, 7. April In einem Rostocker Stadtbuch findet sich die Notiz, daß Warnemünde freies Eigentum der Stadt sei, die daselbst die volle Gerichtsbarkeit ausübe und ihr die Abgaben und einnahmen zukämen. Die Warnemünder Renterverhältnisse (?) würde der Rat in Ordnung bringen. Obwohl somit Warnemünde ganz zu Rostock gehörte, finden wir auch in der Folgezeit die Mecklenburgischen Fürsten häufig dort. Auch bleibt es noch längere Zeit der Versammlungsort für die Truppen, die dem dänenkönig zu Hilfe gesandt werden.

1337 Verfestung des Knappen Vicke Valkenhagen, weil er Strandgut bei Warnemünde geraubt, also in das Strandrecht Rostocks eingegriffen. (KFC)

1339, 5.Nov. Anlegung eines eigenen Stadtbuchs für Warnemünde, Kassebohm und Barnstorf.(KFC)

1348, 19. Sept. Erwähnung eines (verstorbenen) Dieners des Warnemünder Vogts und einer von ihm benutzten Wiese. (KFC)

1348 "Lucerna" (Laterne) von Warnemünde erwähnt. (BGR R)

1349, 22. Febr. - 1350, 22. Febr. Die Kämmereirechnung erwähnt den Bau von Befestigungswerken in Warnemünde, die, wie aus der Kämmereirechnung von 1363/64 hervorgeht, zum Schutz der Leuchte dienten. Auch wird der Baum in Warnemünde genannt. (KFC)

1350, 24. Aug. ff Bruchstück einer Rechnung in dem als Einnahme u.A. 7 Mark de collecta in Warnemünde vorkommen. Daß die Gesamtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes jährlich 7 Mark betrug. (zeigt der Vertrag von 1359, 18.Dec. (KFC)

1359 18.Dezember Vertrag des Rostocker Rats mit den Warnemündern ("burgenses in Warnemunde") über Dienste und Schoß. Die Warnemünder sollen jederzeit unentgeltlich zu den städtischen Bauten in Warnemünde helfen und andere notwendige Dienste leisten. Der Rat sagt ihnen dafür zu, daß die von altersher auf 7 Mark festgesetzte Gesammtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes nicht erhöht werden soll. (KFC)

1381, 22. Febr. bis 1882, 22. Febr. Erste erehaltene Gewettsrechnung, in der die bisher in den Kämmereirechnungen vorkommenden Ausgaben für Warnemünde erscheinen. (KFC)

1430 Während der Streitigkeiten zwischen dem alten und neuen Rat zu Rostock sperrte die Herzogin Katharina von Mecklenburg den Warnemünder Hafen durch Verfestung von Schiffen und brennt den Ort nieder. (KFC)

1475 Erwähnung von Blockhaus und Burg zu Warnemünde. (KFC)

1475, 23. April Kaiser Friedrich III. bewilligt den Meckl. Herzögen einen Zoll zwischen Rostock und Warnemünde, doch verzichtet Herzog Heinrich mit seinen Söhnen 1476, am 23. April auf die Erhebung, weil sie den Rechten und Freiheiten der Stadt zuwiderläuft. (KFC)

1485 1.Februar Der Rat läßt den Hafen auf eine Tiefe von 6 Ellen bringen und verbreitern. (BGR R)

1487 Während der Domfehde nehmen die Meckl. Herzöge am 24. Juli 1487 den Ort. Am 1. August der befestigte Leuchtturm vom Herzog genommen, Warnemünde und die dortigen Befestigungen zerstört, die Dachziegel als Beute hinweggeführt. (KFC)und(BGR R)

1494 Erwähnung der Warnemünder Fitte (Fischerlager) in Falsterbo, neben der Rostocker Fitte. (KFC)

1495, 17. März Die Herzöge nehmen Warnemünde ein, arretieren die Rostocker Schiffe und verbieten Ein- und Ausfuhr. Bau von Befestigungswerken zur Sperrung des Hafens. (KFC)und (BGR R)

- 10. April Waffenstillstand; die Herzöge verpflichten sich Warnemünde nicht wieder zu befestigen. (BGR R)

- 7.Dezember Vergleich zwischen den Herzögen und der Stadt. Die Herzöge behalten sich vor, die Befestigung um den Leuchtturm zu zerstören. Sie betrachten es seitdem als ihr Recht, daß ohne ihre Genehmigung keine Befestigung in Warnemünde angelegt werden darf, geben aber Warnemünde an Rostock zurück. (BGR R)

1496, 28. Februar Die Herzöge geben der Stadt die Erlaubnis zur Erhebung einer Bieraccise. Als Grund wird u.A. aufgeführt, daß Mittel zur Instandsetzung des Hafens und des Neuen Tiefs gebraucht würden. (KFC)

1510 27.Juli/2.August Die Herzöge protestieren gegen den Bau eines Blockhauses, der durch den Krieg mit Dänemark veranlaßt ist. (BGR R)

- 9.August Der Krieg der Städte gegen König Johann von Dänemark hat die Herzöge von Mecklenburg veranlaßt, den Rostockern die Errichtung eines Block- und Korbhauses zu Warnemünde zu gestatten, unter der Bedingung, daß diese Befestigungen nach Beendigung der Fehde wieder abgebrochen werde. (KFC)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1519 23.Mai Ausbesserung des "Neuen Tiefs" (= alter Strom; zwischen 1487 und 1519 entstanden) (BGR R)

1522 27.August Auch als Rostock gemeinsam mit Lübeck Gustav Wasa eine Flotte zu Hülfe sandte wird in Warnemünde ein Korbhaus eingerichtet. (in 14 Tagen vollendet). (BGR R) (KFC)

1535 Neue Verhandlungen mit den Herzögen wegen Errichtung einer Schanze oder eines Korbhauses zum Schutz des Warnemünder Hafens. (KFC)

1535 10.Juni Die Stadt soll sich dem Herzog verpflichten, das Korbhaus, das sie bauen will, nach Beendigung des Krieges der wendischen Städte gegen den Herzog von Holstein wieder zu zerstören. (BGR R)

1560 Vogtseid für Warnemünde. (KFC)

1573 Die Dänen unter König Friedrich von Dänemark sperren den Hafen. (BGR R)

1573, 21.März "Senatus beschweret sich bei den Beamten zu Dobberan, daß die Doberanschen Bäcker ihr Brodt nach Warnemünde brächten und daselbst zum praejudice der hiesigen Bäcker, denen Warnemündernin ihren Häusern feil böte; bitten, solches abzustellen." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)

1573, 8.August "Senatus an den auf der Rhede von Waremünde mit vier Schiffen liegeden dänischen Admiral Jürgen Appelgarde, darin sich Senatus beschweret, daß das dänische Schiffsvolk die Schwäne auf der Warnow schösse." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)

1573 gegen Ende des Jahres zerstörte ein Sturm die vor Warnemünde liegenden Dänischen Blockade Schiffe. (Becker Kirchspielchronik Röv.)

1577 Zerstörte ein heftiger Sturm 200 Schiffe und trieb sie ans Gestade des Meers. (KFC)

1577, 20. Febr. Ratsverordnung, wonach hinfürder kein Warnemünder Schiffahrt treiben soll, ohne besondee Erlaubnis des Gewetts. Diejenigen Warnemünder, die zur Zeit die Schiffahrt betrieben, durften dabei bleiben, mußten aber einen Knecht halten, der während ihrer Abwesenheit die Fischerei und die Wache zu besorgen hatte. (KFC) - ebenso Gewettsordnung, wonach in Warnemünde außer dem Vogt und dem Barbier nicht mehr als 8 Krüge sein sollen. (KFC)

1579 Warnemünde brennt bis auf wenige Häuser ab. (KFC)

1580 Festsetzung des Bürgereides für Warnemünde

1582 4.Juli Herstellung des neuen Tiefs (= alter Strom) beendet. (BGR R)

Warnemünde 1586 Ausschnitt Vicke Schorler Rolle (AHR)

1583 Erneute Sperrung des Warnemünder Hafens durch dänische Kriegsschiffe. (KFC)

1585 Hochzeitsordnung für Warnemünde (KFC)

1586 Juni-Juli Verhandlungen mit Herzog Ulrich, aus denen ersichtlich ist, daß die Landesherrn in Warnemünde ein Absteigequartier besaßen. Es wird die Einrichtung eines Kellers und die vom Herzog gewünschte Verlegung der Küche erwähnt. (KFC)

1593, 7.März Wiederholung der Verordnung wegen der Schiffahrt vom 20. Februar 1577. Wer sich nicht fügen will, soll bis zum nächsten Ostern mit allem seinem Gut nach Rostock ziehen. (KFC)

1603, 29. Sept. Bestallung des Vogtes Peter Lange. (KFC)

1606 1.Februar Den Warnemündern wird durch Ratsbeschluß den Warnemündern der Schiffbau verboten (1610 wird Bootsbau gestattet). (BGR R)

1606, 18. Mai Anordnung einer Schonzeit für Vögel und Wild. (KFC)

1609, 16.Jan. Ratsbeschluß, wonach zu Warnemünde der Wadenzug einem jeden freistehen soll und "niemandt einigen Ordt der fischerey in der Sehe für sein eigenthumb zu vortheidigen gestattet sein soll." die Weddeherren sollen die Anlegung neuer Wadenzüge begünstigen, da im Vorjahre nur 3 Heringswaden auf 2 Zügen in Betrieb gewesen. (KFC)

1613, 6.Febr. Jochhim Evers in Warnemünde wird der Bootsbau in seinem Hause gestattet. Auch soll er in Notfällen Schiffsreparaturen vornehmen dürfen, wenn keine Rostocker Schiffszimmerleute anwesend sind. (KFC)

1619, 11./12. Febr. Die Verlöbnis-, Hochzeits- Kindtaufs- und Feuerordnung für Warnemünde vom 13. Januar wird in Warnemünde in der Vogtei den sämtlichen Warnemündern vorgelesen, resp. von der Kanzel publiciert. Nach der Feuerordnnung sollen die Feuerstallen jährlich besichtigt werden. (KFC)

1621, 10.Febr. Die Bestrafung Fite Kempes zeigt, daß den Warnemündern das Fischen im Strom verboten war. (KFC)

1625, 12. Febr. Große Sturmflut, die in Warnemünde 74 Häuser zerstörte. vorhanden waren damals über 150 durchweg aus Lehm gebaute Häuser. (KFC)

1628 15.Februar Warnemünde durch den wallensteinschen Oberst St. Julian besetzt. Bau einer Schanze. (BGR R)

1628, 9.März Warnemünde wird durch dänische Kriegsschiffe blockiert und bombardiert. (KFC)

1631 Juli/August Angriff der kaiserlichen und der herzoglichen Truppen. (BGR R)

- 27.August Eroberung der Schanze durch Herzog Johann Albrecht und Oberst Lohausen. Abzug der Kaiserlichen. (BGR R)

- 28.August Die Schweden besetzen die Schanze allein. (BGR R)

- 30.August Der schwedische Generalkommissar Erik Anderssen richtet im Einverständnis mit den aus der Verbannung zurückgekehrten Herzögen eine Zollstelle in Warnemünde ein. Sie bestand mit Unterbrechungen bis ins 18. Jahrhundert. (KFC) (BGR R)

1632 29.Februar Durch Vertrag zwischen Gustav Adolf und den mecklenburgischen Herzögen bleibt der schwedische Zoll in Warnemünde bestehen. Schweden halten die Schanze besetzt. (BGR R)

1634, 3.Nov. Die Vernehmung einiger Warnemünder Fischer durch die Gewettsherren beweist, daß man noch damals nach Falsterbo zum Heringsfang zog und daß die Warnemünder verpflichtet waren, ihn mitzumachen. (KFC)

1637 29.April Ausbesserung der Schwedenschanze (BGR R)

1638 11.März Die Schwedenschanze den Kaiserlichen übergeben. (BGR R)

1639 26.Oktober Die Schwedenschanze den Rostockern demoliert, aber gleich darauf von den Schweden zurückerobert und wieder hergestellt. (BGR R)

1646, 1. und 7. März, sowie 1647,7.Jan. Mandate gegen das Karpfen und Hecht angeln. (KFC)

1648 Westphälischer Friede. Vergebliches Bemühen der Stadt Rostock, den Warnemünder Schwedenzoll zu beseitigen. (KFC)

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1660 8.März Im schwedisch-polnischen Krieg Besatzung der Schwedenschanze von kaiserlichen Truppen zur Übergabe gezwungen. (BGR R)

- 23./24.März Die Schwedenschanze von den Kaiserlichen unter Montecuculi zerstört. (BGR R)

- 19.April Die kaiserlichen Truppen ziehen aus Warnemünde ab. (BGR R)

1661 Juni Die Schweden bauen eine neue Schanze auf der Ostseite von Warnemünde beim Zimmerhof. (BGR R)

Warnemünde 1661 (LHA)

1664, 12. Febr. "Verbot, daß aus der See kommende Schiffe in Warnemünde liegen bleiben, dort löschen und laden und Zimmern laßen, ohne mit ihren Waaren an die Stadt zu kommen." (KFC)

1665 25.März Die Schweden vertreiben die Rostocker Stadtsoldaten aus der Vogtei. (BGR R)

1665, 23. Sept. "Verbot der Leinenweberei in Warnemünde" (KFC)

1666, 31. März "Wiederholung des Mandats vom 12. Febr. 1664 mit Zusatz über die dem Vogt von den Schiffen zu zahlenden Gebühren." (KFC)

1667, 20. Aug. Die Warnemünder werden an die alte Observanz (1359, 18. Dez.) erinnert, wonach sie jederzeit Fuhren und Hülfe bei den notwendigen Bauten zu leisten haben. Wenn sie sich darin willig zeigen, wird ihnen das Aalstechen auf dem Breitling bis nach Großen Klein (mit gewissen Einschränkungen) sowie das Obstverfahren mit kleinen Böten gestattet, falls sie das Obst in Rostock einkaufen. Auch soll ihnen erlaubt sein, Rostocker Bier und Gartengewächse über die See in einige Klipphäfen zu bringen. (KFC)

1667, 19. Dezember Feststellung, wieviel Bootsschiffer in Warnemünde wären und wieviel Lotsen ihre Böte tragen könnten. (KFC)

1668, 13. April Wiederholung des Verbots der Leinenweberei in Warnemünde. (KFC)

1668, 14.April "Mandat betreff die Schonzeit für Wild und Vögel" (vgl. 1606, 18. Mai); "Verbot des Brachens (Kalfaterns), Bauens und Klopfens an den Schiffen während Barsche, Brachsen und andere Fische einziehen."; "Verbot Schweine frei umherlaufen zu lassen" (KFC)

1669, 7.Nov. Erneutes Verbot des Fischharkens. (KFC)

1669, 7. und 20. Nov. "Verbot die Krüge bis in die Nacht offen zu halten." (KFC)

1672, 9. Okt. "Verbot für die Warnemünder, Mehl von fremden Müllern zu kaufen. Das Mehl soll in der Stadt gemahlen und in der Stadt die Accise davon entrichtet sein." (KFC)

1673, 11. Febr. Auf E.E. Rats Dekret ermahnen die Gewettsherrn den Vogt, auf das Brotbacken beßer Obacht zu geben. Er erklärt, sein Bestes zu tun aber nicht verhindern zu können, wenn die Leute in der Stadt backten. Es soll offenbar in Warnemünde in den dortigen Backstuben gebacken werden. (Vgl. 1679, 29.März) (KFC)

1673, 29. März Ratsdekret, wonach die Fuhren nach Dänemark und andern Orten von den Warnemündern der Reihe nach besorgt werden sollen. (KFC)

1675 16./17.Juli Die neue Schwedenschanze von den Brandenburgern besetzt. Die Gewettsherren ergreifen vom Vogtei-Gebäude wieder Besitz. (BGR R)

1676 Januar Warnemünde geht durch Vertrag an die Dänen über; die Schanze im Osten wird geschleift. (BGR R)

1677, 26. Januar E.E.Ratsordnung für Warnemünde; sie enthält mehrere Paragraphen über anständiges Benehmen auf der Vogtei, Bestimmungen über die Nachtwache, das Verbot, Vieh auf die Hegewiesen zu treiben, die Mahnung zur Ordnung beim Lotsen- und Bergungsdienst sowie beim übersetzten von Reisenden nach Dänemark u. A. . (KFC)

1679, 7. Januar Festsetzung über Fracht- und Fuhrlohn für Überfahrten nach Dänemark (Gjedser). (KFC)

1679, 29. Mai Gewettsdekret, das u.A. einschärft, "das Brod nach altem Herkommen in Warnemünde im Vogteibackhause und nicht in Rostock backen zu laßen." (KFC)

1679, 25. Juni Revision der Gewichte der Warnemünder Händler durch den Gewettsdiener. (KFC)

1680, 5. Febr. Regelung der Warnemünder Bootfahrt mit Passagieren nach Dänemark und Schonen. (KFC)

1681, 12. Febr. Besichtigung von Warnemünde durch den schwedischen Generalfeldmarschall Graf Königsmarck wegen Wiedereinrichtung des Zolls. Protest der Stadt Rostock. (KFC)

1681, 5. März Ein schwedisches Kriegsschiff erscheint in Warnemünde, um den Zoll wieder zu erheben. Die Stadt Rostock verweigert die Öffnung des Hafenbaumes. (KFC)

1681, 12. April Verhandlungen des Gewetts mit dem schwedischen Kapitän und dem Licentmeister. Der Kapitän erklärt, er bleibe solange vor Warnemünde liegen um den Zoll zu erheben, bis dafür andere Vorkehr getroffen sei. Der Licentmeister erklärt, er habe den Zoll in derselben Weise zu erheben wie bis 1671 geschehen. (KFC)

1681, 3.Mai Auf die Klagen der Rostocker Fischer, daß der Brachsenfang von Warnemünde sehr gestört würde, weist das Gewett den Vogt an, den Warnemündern das Fischen "Vor der See" und im Strom und die Zimmerei an Schiffen zu untersagen. (KFC)

1682, 12. Januar Hochzeitsordnung für Warnemünde. (KFC)

1682,21. Febr. Verordnung des Gewetts wonach, wer in Warnemünde Bier "einlegen2 will, es beim Vogt anmelden und der Stadt die Accise entrichten muß. (KFC)

dto. Jürgen Knutsen wird in Warnemünde als Frei-Leinenweber zugelassen. (KFC)

1686, 4.Mai Befehl an den Vogt, seiner Instruktion gemäß darauf zu achten, daß die Schiffe den Ballast ein Stück Weges von den Dünen und dem Bollwerk entfernt auswerfen lassen. (KFC)

1686, 18. Juni Ratsdekret, wonach die Schiffer in Warnemünde, deren Böte mehr als 2 Last Güter fahren können, solche sofort "hinweg thun" oder aber nach Rostock ziehen sollen. (KFC)

1686, 29.Juni Unter dem Vorsitz des Gewetts vergleichen sich die Warnemünder Fischer und Schiffer mit den Deputierten des Schonenfahrergelags und sämtliche Rostocker Kaufleuten und Seefahrern wegen der beim Aus- und Einbringen von Schiffen und Leichtern durch die Warnemünder zu erhebenden Gebühren. (KFC)

1686, Oktober Wird in Warnemünde ein Bürger und Krämer erwähnt, woraus hervorgeht, das damals in unserem Hafenorte nicht bloß Haken (von Höker = Händler, der auf der Straße oder in einer Bude Waren mit geringem Umsatz verkauft, Kleinhändler) sondern mindestens auch ein Krämer geduldet wurde. Die "Freyhakerey", d.h. der Handel mit allerhand "Hakenwaaaren" wie Hering, Butter, Käse, Fischwerk, Talglichten und dergleichen wurde vom Gewett häufig in Warnemünde vergeben und zwar meist auf Lebenszeit nicht nur für de Antragsteller, sondern auch für dessen Frau. Grade über die vielen Höker klagt obiger Krämer, daß sie ihm das Geschäft verderben. Er hat deshalb den Thranverkauf mit aufgenommen. Dies aber wollen die Rostocker Schuster wieder nicht leiden, und so bekommt die Sache zur Entscheidung vor das Gewett. Letzteres entscheidet für den Krämer (Johann Jörcke) und verleiht ihm "die freyheit mit thran zu handelen" da Jörcke einmal "ein fast abgelebter alter Mann", ferner der Thranhandel in Warnemünde nicht der Schusterrrolle wiederspreche und endlich Warnemünde zwei Meilen von der Stadt entfernt sei, so daß Jörckes Handel mit "Thran wahren" dem Schusteramte nicht schaden könne. (KFC)

1686, 16. Nov. wird der Wismarsche Barbiergeselle Hinrich Roth "in betracht desselben wohl erlernten und geübten Chirurgiekunst auf Fürbitte seines Stiefvaters," eines Warnemünder Bürgers, vom Gewett als "Frey Barbier" in Warnemünde zugelassen. (Ein Barbier kommt in Warnemünde schon 1577 vor. 1819 wird später darüber geklagt, daß in Warnemünde kein Chirurg sei.) (KFC)

1700, vor dem 20. Sept. Brand in Warnemünde bei dessen Dämpfung Rostocker Stadtsoldaten mitgeholfen haben, weshalb ihnen durch Ratsdekret vom 20. September eine Belohnung zugesprochen wird. (KFC)

1716 Peter der Große mit einer Flotte vor Warnemünde. (KFC)

1718,26.Februar Brand in Warnemünde durch den 20 Häuser zerstört werden. (KFC)

1729, 21.April E.E. Raths-Verordnung "Wie es zu Warnemünde mit Ein- und Ausbringung frembder Schiffe und Fahr-Zeuge, im gleichen mit Lösch- und Beladung der auff der Rhede liegenden, und dann auch mit gestrandeten Schiffen, deren Waaren und Gütern gehalten werden soll." (KFC)

1735, Mai Während der Wirren unter Karl Leopold und Christian Ludwig ließ letzterer als Kaiserlicher Kommissar Warnemünde von Schwarzburger Kommissionstruppen besetzen, mußte dieselben aber auf Beschwerde der Stadt wegen Verletzung ihres Garnisonsrechtes wieder zurückziehen. (KFC)

1740 ging der Schwedenzoll zu Warnemünde in den Pfandbesitz des Herzogs Carl Leopold über. (KFC)

1755 Vermessung Warnemündes und Aufstellung eines Feldregisters durch den Stadtkassen Sekretär Tarnow. (KFC)

1756, 27.Januar Gewettsverordnung : Fremde Schiffe müssen während der Winterlage in Warnemünde vom Bollwerk abbleiben. (KFC)

1767 Durchbruch der See auf der Ostseite. (BGR R)

1769, 27.Febr. Die Warnemünder Bürgerschaft erehält vom Rat die Erlaubnis, eine neue Schule einzurichten, da der Küster im Rechnen und Schreiben nicht gehörig unterrichten kann. (KFC)

1779, 18. Febr. Gesuch der Warnemünder, die neu zu erbauenden Häuser nicht zwischen Vorder- und Hinterreihe setzen zulassen. (KFC)

1781, 25.Mai "E.E.Raths der Stadt Rostock Lotsen-Ordnung für den Hafen Warnemünde." (KFC)

1782, 17. Juli Ratsverordnung wegen des von den kleinen Schiffen zu erlegenden Lotsengeldes. (KFC)

1784 Vorschlag des Warnemünders Joh.Lange zwischen der Vorderreihe und dem Bollwerk eine Reihe von Querhäusern errichten zu lassen, da sich sonst keine geeigneten Bauplätze fänden. - Abschlägiger Bescheid trotz mehrfacher Wiedereholung. (KFC)

1784, seit 19. Januar Verbote, die neu zun erbauenden Häuser in Warnemünde mit Stroh zu decken. (KFC)

1784, 6. Okt. Verordnung, daß die fremden Schiffe nur in Rostock Winterlager halten dürfen. (KFC)

1796, 15.Jan. E.E.Rat schlägt der Bürgerschaft die Anstellung eines Dünenwächters zur Bewachung der Warnemünder Dünen vor. (KFC)

1797, seit wurden besonders auf den Rat des Prof. Dr. Franz Christian Lorenz Karsten, Anpflanzungsversuche auf den Dünen zwischen Warnemünde und Diedrichshagen gemacht. (KFC)

1799, Ende April, Anfang Mai Forstinspektor Becker schickt seine Waldarbeiter aus der Rostocker Heide nach Warnemünde um 4000 Akazien ("Scheinakazien"= Robinien) sowie eine ungezählte Anzahl an Weiden und Pappeln zu pflanzen. (KFC)

1799, 24.Juli "Instruktion für den Dünenwärter" (KFC)

1800 Johann Christian Friedrich Wundemann erwähnt Warnemünde in dem 1800 erschienenen 1.Teil seines Buches "Mecklenburg in Hinsicht auf Kultur, Kunst und Geschmack" nur als Ausflugsort der Rostocker, ohne des Seebades zu gedenken. Warnemünde wurde demnach damals noch nicht als Badeort benutzt.


1801 lag die englische Flotte unter Admiral Nelson während des dänischen Feldzuges zur Verproviantierung vor Warnemünde. (KFC)

1802 Verhandlungen über die Bebauung des Ostufers, weil es auf dem Westufer an Bauplätzen mangele. - Der Rat beschließt laut Decret vom 3. November 1802, die Sache vorläufig auf sich beruhen zu lassen. (KFC)

1802, 30. Nov. Der Rat erläßt eine revidierte Lotsenordnung für den Hafen Warnemünde nebst Erläuterungen dazu. (KFC)

1803, 26.Juni Schweden verzichtet endgültig auf den Warnemünder Zoll. (KFC)

1806, 2.Januar Ratsordnung betr. des Ballastgeldes für Warnemünde und die Rhede. (KFC)

1806 21.November/19. Dezember Einführung der Kontinentalsperre, Sperrung der mecklenburgischen Häfen. (Warnemünde ist dann abwechselnd bis 1812 von französischen und mecklenburgischen Truppen besetzt, um die Sperre durchzuführen.) (KFC) (BGR R)

1809 25.Mai Alle in Warnemünde befindlichen Schiffe werden durch das Schillsche Corps beschlagnahmt. (BGR R)

- 26.Mai Holländische Truppen als Verfolger der Schillschen Truppen in Warnemünde. (BGR R)

1811 5.April Der französische Kommandant läßt in Warnemünde ein Blockhaus und Redoute errichten. (BGR R)

1811/12 Auf Verlangen der Franzosen muß die Stadt in Warnemünde eine Warmbadeanstalt für französisches Militär einrichten. (KFC)

1812 2.März Die Batterien in Warnemünde von den französischen Truppen den mecklenburgischen Truppen übergeben. (BGR R)

- Juli Für das französische Militär muß eine Warmbadeanstalt errichtet werden. (BGR R)

1813 23.März Aufhebung der Kontinentalsperre; Öffnung der Häfen. (BGR R)

- August Die englische Flotte auf der Warnemünder Reede. (BGR R)

- 26.August die Engländer zerstören und sprengen Blockhaus und Redoute. (BGR R)

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1817 Das Warnemünde von den Einheimischen bereits als Seebad benutzt ward, eregiebt sich aus denErinnerungen des Forstinspectors Becker. dieser schreibt 1817: "Im Junius hielten wir uns vier Wochen zu Warnemünde auf und badeten." (das Baden in der Ostsee betrieb Becker bereits nachweislich spätestens ab 1798, als er dazu Baderegeln veröffentlichte. Ob da bereits in Warnemünde bleibt bislang offen.)(BFC)

1819 War Warnemünde nach einem Aufsatze des Prof. G.H. Masius ohne alle ärztliche und wundärztliche Hilfe. (KFC)

1822, 24.Mai Verordnung Betreffs die Anmeldung der Fremden, auch diejenigen, die als Badegäste kommen. - Es waren in Warnemünde in diesem Jahre schon über 100 Badegäste (Formey, "Die Seebäder und Heilquellen zu Doberan und Warnemünde im Sommer 1822" in Hufelands "Journal der praktischen Arzneykunde" Bd.55, DStück 4.) Über die Badeeinrichtung heißt es ebenda: "Weder Badewagen, noch irgend eine zur Bequemlichkeit der Badenden gereichende Vorkehrung ist vorhanden. Jeder Badelustige eilt in den Fluten des offenen Meeres um Erquickung oder Heilung zu finden. Der Ort ist ein Eigenthum der Stadt Rostock, dessen Magistrat, um alle Rivalität mit dem fürstlichen Doberan zu vermeiden, jede dahin lockende Einrichtung absichtlich unterläßt. Dessen ohngeachtet nimmt die Frequenz der Badegäste mit einem jeden Jahre zu." "Dieser Badeort ziehet durch seine Lieblichkeit und die Ruhe, die dort herrscht, alle diejenigen hin, welche entfernt vom prachtvollen Geräusche Doberans die Seebäder im Genusse der schönen Natur gebrauchen wollen." (KFC)

1823 Erscheint zu Ehren von Prof. F.C.L. Karsten ein Kupferstich mit Rostocker Landschaftsbildern, auf dem auch der Entwicklungsstand der 1799 in Warnemünde gepflanzten Robinien-Bestände dargestellt ist. (KFC)

1825 Stiftung des Gewettssekretärs Karsten für Wittwen und Waisen verunglückter Warnemünder. (KFC)

1827 14.Juni Besuch des Großherzogs Friedrich-Franz I. (BGR R)

1828 Errichtung eines Damenbades "aus zwei geräumigen Badehäuschen bestehend" auf den sogenannten Kisten an der Ostseite edes Hafens, und zwar als Privatunternehmen. (KFC)

1830-1850 In den Jahren 1830 bis Anfang 1850 wurden die Dünen in Warnemünde geebnet, die Täler ausgefüllt, wuchsen ganz neue Häuserreihen zweistöckig, "modern", empor, und wurden die neuen Gasthäuser, der Pavillion, das Gesellschaftshaus und Hübners-Hotel, angelegt. (KFC)

1831, 23. Febr. weist das Gewett in einem Bericht noch auf das Fehlen ärztlicher Hilfe hin. - Seit ca. 1831 war dann Friedrich Wilhelm Schütz praktischer Wundarzt und Geburtshelfer daselbst. (KFC)

1833 wird die Dünen-Pflege durch das Bauamt übernommen. (KFC)

1834 24.Juni Eröffnung der Dampfschiffahrt zwischen Rostock und Warnemünde. Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten. Die Zahl der Badegäste steigt infolgedessen in diesem Jahre schon auf über 100 Personen.(KFC)

1835, 22.April Der Rat publiziert eine neue Lotsenordnung für Warnemünde. (KFC)

1835 Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen. (BGR R)

1837 8.Oktober Durchstich des Pagenwerders vom Breitling zum Warnemünder Strom vollendet. (BGR R)

1843 In den letzten Jahren waren durchschnittlich 1400 Badegäste in Warnemünde. (KFC)

1853, 14.März "E.E. Raths der Stadt Rostock Hafen-Ordnung" (KFC)

1859, seit besteht die Chaussee-Verbindung Rostocks mit Warnemünde. (KFC)

1860 Der Jurist Moritz Wiggers veröffentlicht seine Verteidigungsschrift "Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde - Eine Verteidigung der Rechte der Warnemünder Bürgerschaft vom geschichtlichen, staatsrechtlichen und volkswirtschaftlichen Standpunkte"

1863 Warnemünde erhält eine Telegraphenstation. (KFC)

1865 Einführung der Straßenbeleuchtung in Warnemünde. (KFC)

1866 Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels "Neptun"). (BGR R)

1866-1871 Bau der neuen Kirche. (KFC)

1867 Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stationiert in Warnemünde 2 Rettungsboote nebst Raketenapparat. (KFC)

1867, seit Wird wegen der Erbauung eines neuen Leuchtturmes verhandelt und die Platzfrage erwogen. (KFC)

1870/71 Während des Deutsch-französischen Krieges wird der Warnemünder Hafen zeitweilig von einer französischen Panzerflotte blockiert. (KFC)

Deutsches Reich bis 1918

1872 Abbruch der alten Kirche.

1872, 12./13. November Große Sturmflut, die viel Schaden anrichtet, u.a. Zerstörung aller Bäder. (KFC)

1873 Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten. (BGR R)

1874 Abbruch der alten Kirche. (KFC)

1875 Beim Kaisermanöver war Flottenparade vor Kaiser Wilhelm I. auf der Warnemünder Reede. (KFC)

1887 Eröffnung des neuen Hafenbassins beim Bahnhof. (BGR R)

1903 Das alte Tief (ostwärts bei der Hohen-Düne) wird bei den Hafenbauten zugeschüttet. (BGR R)

1918, 5.November Torpedoboote der aufständischen Kieler Schul-Halbflottille laufen unter roter Flagge in den Waremünder Hafen ein. Deren Obermaats berufen in den Warnemünder Marineeinrichtungen Versammlungen ein.

6.November Auf die Kieler Initiative hin gründet sich ein Soldatenrat, die Matrosen der Flugzeugstation, der Vorpostenhalbflottille "West" und der 7. Halbflottille weigern sich in See zu gehen und noch länger Dienst zu tun. (RA 8.11.1918)

Deutsches Reich bis 1945

US-Airforce Aufklärung des Bombardements vom 23.7.1943 (Quelle: Heidearchiv)


1940, 3.Juli Erster allierter Bombenangriff auf Warnemünde. (HA WS)

1942, April Bombardement auf Rostock und Warnemünde. Brände, Zerstörung und Verwüstung am Güterbahnhof, Hotel Reichshof und den Arado- sowie Heinkel-Flugzeugwerken. Eine Brandbombe trifft die Kirche und es kommt zu Brandschäden am Kircheninventar. Im Ergebnis werden der Christophorus und der Danziger Flügelaltar nach Hanstorf ausgelagert. (HA WS)

1943 23. Juli Die US-Airforce bombardiert Warnemünde zum wiederholten Male (HA WS)

SBZ und DDR bis 1990

1947, 13. Mai Der ausgelagerte Altar und die Christophorus-Plastik werden vom Auslagerungsort Hanstorf geholt und wieder in die Kirche gebracht. (HA WS)

Warnemünde seit der Wiedervereinigung

2018, 22.10. Der Umbau des Warnemünder Bahnhofs wird begonnen (HA WS)

2019, 17.1. Die RoRo-Fähre der Reederei Transfennica gerät beim Einlaufen in der Hafeneinfahrt auf Grund und legt sich quer zwischen Ost- und Westmole, so das der gesammte Schiffsverkehr unterbrochen ist.

Einigen wichtigen inhaltlichen Komplexen sind eigene Artikel gewidmet:

Vörreeg, Achterreeg und die Vogtei

Hafenanlagen, Molen und der Leuchtturm

Rostocker Bürger unterdrückten die Warnemünder Einwohner (Text: Hans Bernitt 1953/1956)

Die mittelalterlichen Zünfte Rostocks rechneten zu ihren Vorrechten, daß im Bannkreis ihrer Stadt weder Handwerk noch Handel betrieben werden durfte. Sie suchten die dadurch gewonnene Monopolstellung unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Zum Bannkreis Rostocks zählte auch der Hafenort Warnemünde sowie die städtischen Dörfer in der Rostocker Heide.

Als im hanseatischen Rostock die Schiffahrt blühte, fanden auch Warnemünder Einwohner darin ihren Verdienst. Sie besaßen in der Hauptsache kleine Boote, doch führten sie in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts bereits Fahrten nach Schweden durch . Das läßt schon auf größere Ausmaße der Schiffe schließen. Um die Mitte des Jahrhunderts wird von Schiffern berichtet, die in Warnemünde ansässig und aus der dortigen Bevölkerung hervorgegangen waren. Ihre Zahl vermehrte sich schnell. Damals war in den Seefahrt treibenden Kreisen des Hafenortes ein gewisser Wohlstand anzutreffen, was aus dem reichen Besitz der Warnemünder Kirche an Silbergerät und Bargeld ersichtlich ist.

Der Rostocker Handel war damals im Absinken begriffen. Bis dahin hatten die Rostocker Kaufleute und Schiffer wenig gegen die Entwicklung Warnemündes einzuwenden. Bei den geringeren Verdienstmöglichkeiten wurde das anders. Man sah in der Warnemünder Schiffahrt nunmehr eine Konkurrenz, die manbeseitigen wollte. Die Möglichkeit dazu war gegeben; denn der Rostocker, von den Besitzbürgern gebildete Rat herrschte auch über Warnemünde. Die Einwohner des Hafenortes konnten wohl das Rostocker Bürgerrecht erwerben, waren abere ohne Mitbestimmungsrecht.

Im Jahre 1565 vereinigten sich in Rostock die beiden Kompanien der Schonen- und Bergenfahrer, deren Bedeutung stark gefallen war, zur Schiffergesellschaft. Die neue Berugsorganisation strebte sofort danach, die Schiffahrt und den Handel der Warnemünder zu unterbinden. Ihre dahin gehenden Wünsche wurden in einem Statutenentwurf festgelggt und damit begründet, daß Warnemünde lediglich ein Fischerlager darstelle. Bald darauf reichte die Schiffergesellschaft beim Rostocker Rat eine Klage gegen die Warnemünder Einwohner ein, daß sie den Rostocker Schiffern ihre Nahrung entziehen. Obgleich die Warnemünder auf ihr Gewohnheitsrecht hinweisen konnten, daß sie schon seit langem ungehindert ausgeübt hatten, bestimmte das Urteil des Rates vom 14. April 1567, daß sie für Seefahrtzwecke nur kleine Boote mit Dollbord benutzen durften. Jegliche Schiffahrt mit Schuten oder "verbauten" Booten sollte ihnen untersagt, jedoch auf den Kleinschiffen die Verfrachtung von Kaufmannsgütern gestattet sein.

Im Jahre 1574 reichten die Rostocker Schiffer zwei weitere Beschwerdeschriften gegen die Warnemünder ein. Am 20. Februar 1577 beschränkte der Rat die Anzahl der für Warnemünde zugelassenen Schiffer. Außer 33 namentlich genannten, die bis dahin schon als Schiffer tätig gewesen waren, sollte sich niemand "Schuten edder böthe mehr tholegen, kopen edder buwen, ane der ersamenweddeherrn ... vorweten und willen". Den Zugelassenen wurden noch besondere Bedingungen auferlegt: sie sollten jederzeit im Hafen drei Boote segelfertig halten, "damit frombde lüde mögen awergeföret", d.h. nach Dänemark gebracht werden könnten. Weiter sollten sie Knechte halten, die in ihrer Abwesenheit zu fischen und den Rostockern Fische auf den Markt zu liefern hatten. Eine Besetzung frei werdender Schifferstellen sollte nur mit Genehmigung der Gewettsherren erfolgen dürfen.

Warnemünder durften nicht Kapitän, Reeder oder Schiffseigner sein

Am 20. November 1581 unternahmen die Rostocker Schiffer einen neuen Vorstoß. Sie forderten in einer Eingabe, daß in Warnemünde weder Seefahrt noch Handel getrieben werden dürfe; wer sich weiterhin samit befassen wolle, müsse nach Rostock ziehen. Das 100-Männer-Kollegium trat am 6. März 1584 dem Verlangen bei. Es erklärte sogar, als der Rat mit seiner Entscheidung zögerte, im Januar 1585, keine Steuern bewilligen zu wollen. Die Rostocker Schiffer wandten sich außerdem am 2. März 1585 an Herzog Ulrich, der sich auf ihre Seite stellte. Nun erließ der Rat am 15. März ein völliges Schiffahrtsverbot für die Warnemünder Einwohner. Sie sollten bei einer Strafe von 40 Talern innerhalb von 14 Tagen ihre sämtlichen Schuten und Boote verkaufen. Zur Ausführung des Entscheids kam es vorerst noch nicht. Die Warnemünder gingen an das Land- und Hofgericht in Güstrow, jedoch ohne Erfolg. Es bestätigte das Verbot des Rates. Dann wandten sie sich am 18. Oktober 1586 an das Reichskammergericht in Speyer. dort blieb der Fall lange liegen. Die Zahl der konzessionierten Warnemünder Schiffer war bis 1590 auf 20 zurückgegangen. Da beschloß der Rat, jeden, der sich außer ihnen mit der Führung eines Schiffes befasse, mit 50 Talern Strafe zu belegen. Er mußte im Jahre 1597 jedoch feststellen, daß trotz seiner Einschränkungsbestimmungen die Anzahl der Schiffer in Warnemünde auf 54 gestiegen war. Darauf ordnete er am 25. Februar an, daß neue Schiffe nur mit seiner Genehmigung gebaut werden dürften. Die Erlaubnis der Weddeherren genügte nicht mehr. Die ledigen Schiffer sollten nach Rostock ziehen und die verbleibenden alten sich nicht mehr mit Warenhandel abgeben. Da der Rat aber den Warnemünder Schiffern nicht traute, so ließ er jeden von ihnen in jedem Jahre erklären und mit einem Eide bekräftigen, daß er nicht den ihm verbotenen Warenhandel betrieben habe. Am 31. Dezember 1604 schränkte der Rat die Schiffahrt der zugelassenen Warnemünder nochmals ein. Sie durften fortan nur ein einziges Boot besitzen, nicht mehr als 30 Last laden und nicht über den Sund hinaus fahren. Die jungen Schiffer sollten nach Rostock ziehen. Da der Prozeß vor dem Reichskammergericht nicht aus der Stelle kam und nur Kosten verursachte, auch wenig Aussicht auf einen guten Ausgang vorhanden war, so nahmen schließlich am 1. Februar 1606 die Warnemündere ihre Klage zurück, zwanzig Jahre nachdem sie sie eingereicht hatten. Sie erklärten, sich dem Willen des Rates zu fügen, das heißt, in die Stadt zu ziehen. Der größte Teil der Schiffer zog nun aus Warnemünde fort. Einige blieben. Im Juli 1622 erhielten auf ihre Bitte endlich 5 Schiffer die jederzeit widerrufliche Genehmigung, in Warnemünde wohnen und Schiffahrt treiben zu dürfen. Die Wirkung der einschneidenden Handels- und Schiffahrtsbeschränkung machte sich bald in Warnemünde bemerkbar. Das Steuerregister von 1623 berichtet in dem kleinen Ort von 12 wüsten Hausstellen. Die ehemaligen Besitzer waren fortgezogen. Die Warnemünder versuchten im Laufe der Zeit immer wieder, das Verbot des Rates zu umgehen. Während des Siebenjährigen Krieges beschwerten sich Rostocker Bürger, daß in Warnemünde schon wieder Warenhandel bettrieben worden sei. Daraufhin untersagte der Rat am 27. April 1764 den Warnemündern nochmals jegliche Schiffahrt. Der Vogt wurde angewiesen dort keinerlei Handel zuzulassen. Im Jahre 1768 wurde das Verbot erneuert und den Einwohnern strengstens befohlen, den Ankauf und die Verladung von Backobst, Wolle, Flachs und anderen ländlichen Erzeugnissen hionfort zu unterlassen. Aber schon 1777 gab es wieder ein paar Schiffer in Warnemünde. Die Schiffergesellschaft ruhte indessen nicht und erreichte, daß der Rat in seiner Verordnung vom 26. Oktober 1785 ihnen die Ausübung ihres Gewerbes in Warnemünde unmöglich machte. Wiederum wurde verfügt, daß die Warnemünder Bevölkerung nur fischen, auf fremden Schiffen als Matrosen fahren und Lotsendienste verrichten durfte. Auf eigenen Schiffen zu fahren blieb ihnen verboten. Im folgenden Jahre unterband der Rat den Warnemündern auch den Frachtverkehr auf der Unterwarnow zwischen Warnemünde und Rostock. Wiederum gab es Abwanderung aus dem Hafenort, zum Teil sogar nach dem Fischland, während andere Einwohner dem Rat ein Schnippchen schlugen, indem sie das Ribnitzer Bürgerrecht erwarben, aber in Warnemünde wohnen blieben.

Regelmäßige Böhnhasenjagden

Weiter durften in Warnemünde weder Schlachter, noch Müller oder Bäcker wohnen. Das Verhältnis zwischen den Rostocker Stadtbehörden und den Warnemündern blieb gespannt. Immer wieder suchte man sich über die auferlegten Beschränkungen hinwegzusetzen. Die Rostocker Zünfte übernahmen mit Vorliebe in Warnemünde die Verfolgung heimlich arbeitender Handwerker. Es kam oft zu sogenannten Böhnhasenjagden (auf illegale Handwerker, die nicht Zunft-Mitglied waren). Noch als Warnemünde Badeort wurde, sträubten sich die Rostocker Zünfte, dort Handwerker zuzulassen.

Der Rat bezeichnete im Jahre 1854 den Hafenort Warnemünde als "eine zum Vorteile der Stadt Rostock, weil dieser untertänige, in Unterordnung gehaltene Kommüne". Erst 1861 wurde das Schiffahrtsverbot aufgehoben. Bis ein Bäcker in Warnemünde sein Handwerk ausüben durfte, wurde es 1865. Und 1866 ließen die Rostocker Handwerksämter endlich zu, daß dort eine Mühle erbaut werden konnte und erstmalig ein Schlachter seinen Betrieb eröffnen durfte. Durch das Notgewerbegesetz des Norddeutschen Bundes von 1867 fielen dann die letzten Beschränkungen für Warnemünde. Damit war die jahrhundertelange Unterdrückung der Bevölkerung des Hafenortes beendet.

Erst mit der Reichseinigung 1871 fielen die Beschränkungen denen die Warnemünder unterlagen

Sie hatte dazu geführt, daß die Warnemünder auf manchen Verdienst der möglich gewesen wäre, verzichten mußten, daß sie in manchen Dingen geradezu ausgebeutet wurden und zu Einkaufen in Rostock weite und nicht immer gefahrlose Fahrten zu unternehmen gezwungen waren. Die Kehrseite war, daß sich in den Warnemünder Familien eine vielseitige Handgeschicklichkeit entwickelte. Gerade weil manche Dinge des täglichen Gebrauchs am Orte nicht zu haben waren, fertigte man sie selbst an. Der Haß gegen die Rostocker machte sich noch lange bemerkbar. Er kam auch in der vielgebrauchten Redensart zum Ausdruck: "Schmiet´n Diewel in´n Strom! Lat´n driwen, is´n Rostocker!"

Die Schwedenschanze und der schwedische Zoll

Die Fischerei und das Lotsenwesen

(u.a. Warnemünder Jolle)

Die Kirchen und die Friedhöfe in Warnemünde

Das Heimatmuseum/das Warnemünder Haus

Eröffnung des Heimatmuseums am 1. Juli 1933

In der Alexandrinenstraße 31 befindet sich seit 1933 das Heimatmuseum Warnemünde. Das Museum ist in einem typischen Warnemünder Haus untergebracht. Man geht davon aus, dass es sich bei der Urform des Warnemünder Fischerhauses um ein abseitenloses Niedersachsenhaus handelt. Da Baugrund im Ort rar war, bekamen Haus und Grundstück ein selbständiges Gepräge. Die Grundstücke waren in der Regel 26 bis 28 Fuß breit (ca. 7,50 m).

Das Warnemünder Haus bestand ursprünglich aus einem Raum mit offener Herdstelle, in dem später eine "Vörstuw", eine "Koek" und eine "Achterstuw" neben einer seitlichen Diele eingefügt wurden. Zur Erweiterung des Hauses entstanden hinten schmale Anbauten als Unterkunft für die Eltern (Altenteil) sowie einiges Vieh (häufig eine Kuh).

Letzte Besitzerin des Hauses in der Alexandrinenstraße 31 war Fräulein Christine Jungmann. Da sie unverheiratet und ohne Erben war, verkaufte sie das Haus an die Stadt Rostock zum Zweck der Einrichtung des Heimatmuseums. Den Anstoß zur Einrichtung eines Museums hatte es bereits 1914 gegeben. Auf einer Sitzung des Plattdeutschen Vereins für Warnemünde und Umgebung am 12. Februar wurde beschlossen: "Der Verein möge die Sammlung aller geschichtlich und kulturgeschichtlich wichtigen Sachen betreiben. Es ist hohe Zeit, daß man jetzt damit anfängt. Von Händlern wird ungemein viel weggeschleppt."

Einem Sammlungsaufruf folgten zahlreiche Warnemünder. Innerhalb kürzester Zeit kamen hunderte von Objekten zusammen. Erster Bewahrer der Sammlung wurde Adolph Ahrens, Lehrer und Direktor an der Fritz-Reuter-Schule. Ihm war es auch zu verdanken, dass die Sammlung von Anfang an der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Auf dem Boden der Fritz-Reuter-Schule dienten ab 1915 ein Zimmer und ein kleiner Vorraum als Museum.

Zu den aktivsten Förderern des Museums zählten außerdem Friedrich Barnewitz, Ernst Strübing, Johannes Gosselck und der Fischer Heinrich Holtfreter. Wissenschaftliche Unterstützung erhielten die Warnemünder Museumsgründer auch vom mecklenburgischen Volkskundler Richard Wossidlo.

Warnemünder Denkmalgeschichten

Das Denkmal für John Brinckman

Der Bismark-Stein

Das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges

Der Geinitz-Stein an der Stoltera

Traditionspflege, Kultur und Vereinsleben

(in Bearbeitung)

Warnemünder Ümgang

Die Klaashahns

Im Jahre 1963 waren es acht junge Segler aus der Betriebssportgemeinschaft der Warnowwerft, die zusammen kamen, um die Abende gemeinsam mit dem Singen von Seemannsliedern und Shantys zu verbringen. Sie selbst fanden Gefallen daran und auch zufällige Zuhörer.

Der erste Auftritt der Sänger fand am 7. Mai 1964 im Warnemünder Veteranenclub mit großem Erfolg statt. Erst danach beschloss man, eine Shantygruppe zu bilden und sich den Namen „De Klaashahns“ zu geben.

Gründungsmitglieder der Shantygruppe waren:

Edwin Lenz, Uwe Jahnke, Kurt Jahnke, Dietrich Zager Siegfried May, Helmut May, Christian Rösler, Lutz Buchmann

Die Warnemünder Trachtengruppe

Der Leuchtturmverein

Die Fritz Reuter-Schule

Die Mühle

Die Warnemünder Mühle

Vom Lotsen- und Fischerort zum Ostseebad - Tourismus in Warnemünde

Über die Anfänge des Badewesens in Warnemünde

Im Sommer des Jahres 1885 führt der Weg rund 5000 Erholung suchende „Berliners“, also Badegäste nach Warnemünde. Das Badewesen hatte in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Veränderung und Entwicklung des Küstenortes zur Folge gehabt. Einige ;Meilensteine bis dahin seien hier genannt:

1828 Hinter der Ostmole wird ein Damenbad mit zwei Zellen geschaffen
1834 Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten
1835 Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen
1866 Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels Neptun)
1872 Zerstörung aller Bäder bei der Novemberflut
1873 Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten

Der Badetourismus ist zum bedeutenden Wirtschaftszweig Warnemündes geworden, als der hier ansässige Kaufmann A. Bruger mit seinem Pressebeitrag „Badeplauderei“ im „Anzeiger für die Ostseebäder Warnemünde, Heiligendamm, Groß-Müritz, Wustrow“ am 6.Juli 1885 für Aufregung und lebhafte Diskussion im Ort sorgt. Übrigens weisen die Diskussionsinhalte bemerkenswerte Parallelen zu unseren Tagen auf und eine unterhaltsame Beschreibung des Lokalkolorits jener Tage in Warnemünde ist es in jedem Falle.

Er schreibt: „Das Seebad Warnemünde, dessen Besuch von Jahr zu Jahr mehr zunimmt, gehört jetzt schon, und mit Recht, zu den besuchtesten Ostseebädern. In der That findet man selbst in den viel genannten und fashionabelsten Ostseebädern Misdroy, Häringsdorf und Colberg nicht eine solche Anzahl hübsch und anmuthig gelegener und mit so vielem Comfort eingerichteter Privatwohnungen wie in Warnemünde, und gar die großen Hotels dieses Badeortes können nicht nur wegen ihrer schönen Lage in unmittelbarer Nähe der See, sondern auch wegen ihrer vortrefflichen Einrichtung und Leitung, den gelobtesten Hotels in den sogenannten großen Bädern an die Seite gestellt werden. …“ Bruger stellt Vergleiche mit den in damaliger Zeit etabliertesten Ostseebädern und ihren Angeboten an und kommt zu dem Schluß: „Nur an Einem fehlt es in Warnemünde, und dieser Mangel macht sich von Jahr zu Jahr mehr fühlbar, das ist eine Badedirection, welche die Aufgabe hat, dem Fremden in Bezug auf die Wohnungen Auskunft zu geben und für das Amusement der Badegäste zu sorgen. Seitens der Stadtverwaltung, welcher zugleich auch die Verwaltung des Fleckens Warnemünde unterstellt ist, geschieht sehr wenig für die Hebung des Bades als solches und gar nichts für die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der Gäste. Insbesondere könnte man füglich die Anforderung stellen, daß in einem so frequenten Bade die Badeeinrichtungen besser wären. …“ Seine im Beitrag folgenden Beschreibungen über den praktischen Ablauf des Badelebens und den damit verbundenen Dienstleistungen jener Zeit lassen uns heute an freies Baden gewöhnte Strandbesucher schmunzeln: „Die Zellen im Damenbade , deren Anzahl in der Hauptsaison nicht im Entferntesten dem Bedürfniß entspricht, sind zum größten Theil völlig dunkel und besitzen mit Ausnahme der wenigen gemauerten, anstatt des Fensters nur eine etwa 1 Fuß (28 cm) große Öffnung in der Rückwand , welche, wie in den Hühnerställen (Legeställen) auf dem Lande mit einem hölzernen Schieber geschlossen wird. Will der Badegast sich nun nicht im Finstern anziehen, was immerhin seine Schwierigkeiten hat, so muß er jenen Schieber öffnen und erhält nun durch diese Öffnung und das gegenüber in gleicher Höhe befindliche Loch in der Thür , dessen einstiger Zweck nicht erfindlich ist, die intensivste Zugluft, die man sich wünschen kann. Die Kleider, welche man an der weißgetünchten Wand der Zelle aufzuhängen hat, zieht man mit Kalk beschmutzt wieder an. Handgroße Spiegel sind allerdings in den Zellen vorhanden, sie hängen aber entweder zu hoch oder zu niedrig, wenn man von „hängen“ überhaupt sprechen kann, da sie fest genagelt sind. Im Uebrigen ist das Glas völlig fleckig und blind, und zeigt dem Hineinschauenden entweder nichts oder ein völlig verzerrtes Antlitz. Eine Wanne zum Abspülen der Füße ist nicht vorhanden, und doch wäre diese um so mehr am Platz, als der auf der Brücke und auf den ins Wasser führenden Treppen befindliche Leinwandläufer stets beschmutzt mit dickem grünem Schlamm. …“ Auch an dem betreuenden Personal der beiden Bäder hat der Kaufmann mancherlei zu kritisieren: „Die Bedienung der Badenden ist ebenso mangelhaft wie die Einrichtung der Zellen. Allerdings umdrängen im Herren- wie im Damenbade eine Menge Menschen den neu hinzugekommenen Badegast und bieten ihre Dienste an. Es beschränken sich aber die Dienstleistungen in der Regel ausschließlich auf das Trocknen und Aufbewahren der Badewäsche. Das sorgfältigste der Gesundheit und dem Wohlbefinden so notwendige Frottieren der Haut unterbleibt entweder ganz oder es wird von dem Badediener (respective der Badedienerin ) gewissermaßen im Vorübergehen auf dem Badesteg vorgenommen. Die Bedienenden haben in der Regel so vielen Badegästen ihre Dienste verdingt, daß es für sie eine Unmöglichkeit ist, jeden Einzelnen in die Zelle zu begleiten und ihm dort beim Ankleiden behilflich zu sein. Dies und noch vieles Andere, sind Übelstände, welche jeder Badegast unangenehm empfindet. …“ Alle Kritik an der Situation im „Baderegiment“ von Warnemünde führt Bremer schließlich zu der Forderung: „Von Seiten der Stadt müßte in Bezug auf die Einrichtung der Zellen, der Bedienung der Badegäste etc. , ein festes Reglement aufgestellt werden, dessen Innehaltung zu überwachen und zu controllieren Sache des Bade-Direktors wäre, der in jedem größeren Seebade für die Sommermonate angestellt ist, und dessen Abwesenheit sich in Warnemünde , auch in Bezug auf das Miethen der Wohnungen , das Arrangement der Vergnügungen etc. von Jahr zu Jahr mehr fühlbar macht.“ Schon wenige Tage darauf reagiert der Hotelbesitzer C. Hübner, gleichzeitiger Betreiber von Damen- und Herrenbad mit unverhohlener Wut: „Wenn ich beipflichte, daß wenn in unserem Orte für die Dauer der Saison eine Badedirektion existirte, es in vielen Dingen besser stehen würde wie zur Zeit, so ist es doch sehr zu bedauern, daß eine Einrichtung, die nicht besser, einfacher und reinlicher sein kann, wie unsere Badeanstalt, einer Kritik unterworfen wird. Was den Punkt anbetrifft, daß eine Badedirektion fehle, um Fremden betreffend Auskunft zu geben, so findet auch jetzt jedes an die nicht existierende Badedirektion gerichtete Schreiben sofortige Beantwortung und wird ihm gerne Rath ertheilt.“ Es hatte sich in der Vergangenheit eingebürgert, daß der Postbote Briefschaften, die an die Badedirektion adressiert waren zur Auskunft und Bearbeitung an das Hotel Hübner, eben das größte Haus am Platze gab, wo sie dann bearbeitet wurden. Waren im eigenen Haus keine Unterkünfte frei hatte, leitete man sie dann an die anderen Hoteliers des Ortes weiter. Was verständlicherweise deren Unmut weckte. Hübner führt weiter aus: „…daß Amusements bis jetzt ohne eine Badedirektion stattfanden, so z.B. die Stromfahrten, welche doch nur von Privatpersonen (auf Hübners Rechnung) angeregt wurden und in jeder Weise rege Beteiligung fand.“ „Was nun die Einrichtung unserer Badeanstalten betrifft, so fehlt es in denselben durchaus nicht an Luft und Licht, denn jedem , der sich in denselben seiner Kleider entledigen respective sich ankleiden will, ist es gestattet, die Thüre der Zelle offen zu stellen, so oft er entweder des Lichtes oder der Luft entbehrt, doch thun wohl solche, die sich vor einem Luftzuge scheuen besser, wenn sie im Hause bleiben und ein warmes Bad von 30 bis 40 Grad nehmen. …“ Was die angebotenen Dienstleistungen angeht bemerkt Hübner: „…Zum Abtrocknen und Frottiren der Badenden befinden sich in der Badeanstalt 2 kräftige junge Männer, auf jeder Seite einer, die gewiß ihrer Aufgabe gewachsen sind und willig tun, was von ihnen der Badende verlangt.“ Als Resümé schließt der Hotelier an: „Fragen wir uns nun zum Schlusse, zu welchem Preise ist ein Bad in Warnemünde, und zu welchem Preise ist ein Bad in Häringsdorf oder Colberg zu haben: ein Bad kostet in Warnemünde 20 Pf., in Colberg 40 Pf. Und in Häringsdorf sogar 75 Pf., so gelangen wir zu der Einsicht, daß Warnemünde bei solchen niedrigen Preisen stolz darauf sein kann, eine solche Badeanstalt zu besitzen, und gewiß in dieser Hinsicht den anderen Seebädern ebenbürtig dasteht.“ Auch Kaufmann Bruger fühlt sich nun noch zu einer Erwiderung bemüßigt: „Freilich geht es auch ohne Badedirektion, wie Herr „C.H.“ zu beweisen sich bemüht. Es kommt hier wie überall im Leben nur auf die Ansprüche, die man erhebt, und auf den Platz den man einnehmen und behaupten will. Warnemünde gehört zu den besuchtesten Ostseebädern, es stellt sich mit Recht „Häriungsdorf und Colberg“ gleich, da darf es auch bezüglich seiner Badeeinrichtungen nicht so weit hinter den genannten Bädern zurückstehen, wie dies doch in Wahrheit der Fall ist. Wem die Bade-Einrichtungen als die „besten“ erscheinen und er sogar „stolz“ darauf ist, dem zeugt dies von einer nachahmungswürdigen Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, welche leider das die Bäder besuchende, größtentheils wohlhabende Publikum nicht zu besitzen pflegt. Wem es nichts ausmacht bei offener Zellenthür vor zahllosen Zuschauern aus- und anzukleiden,wem die fleckigen blinden Spiegel genügen, wem es nicht unangenehm ist, die mkit Sand und Schlamm beschmutzten Füße ohne vorherige Reinigung in dem Badelaken abzutrocknen, wer endlich die Bedienung bei dem Verlassen des Bades nicht entbehrt, der könnte sich füglich auch ganz ohne Zelle behelfen und hätte dabei die Freude, an jedem Bade 20 Pf. Zu sparen. Die Badegäste, vorzugsweise die Damen, sind indessen leider so verwöhnt, daß sie es vorziehen sich bei geschlossener Tür und nicht im Finstern anzuziehen. …und sie haben sogar das Bedürfnis in ihrer Zelle von einer Dienerin abgerieben zu werden. … es ist mir unverständlich, weshalb man solche Mängel nicht rügen soll, weil die Badeanstalt sich in den Händen einer Privatperson befindet. Die letztere würde jedenfalls in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sie hier gründliche Abhülfe schafft. … Wenn de Besitzer der Badeanstalt, an welcher er die genannten Verbesserungen vorgenommen hat, dagegen einen etwas höheren Preis für die Bäder verlangt, so wird das Publikum dies nur billig finden. Wer sich den Luxus einer Badereise gestatten und für eine Wohnung täglich 5 – 12 Mark Miethe zahlen kann, dem wird es wahrlich auf die 20 Pf. nicht ankommen, um welche er vielleicht das tägliche Bad theurer bezahlen muß; und Warnemünde wird durch Verbesserung seiner Badeeinrichtungen wesentlich gewinnen.“ Es läßt sich heute nicht mehr aufklären, ob dieser öffentlich ausgetragene Disput mit dazu beigetragen hat, daß drei Jahre darauf auf Initiative und unter Leitung des Rostocker Bürgermeisters Dr. Paschen im Jahre 1888 für Warnemünde eine amtliche Badeverwaltung eingerichtet wurde. Ein Denkanstoß dazu war es gewiß.

Die Fährverbindungen und die Eisenbahn

Die Werften

Fliegerei und Flugzeugbau in Warnemünde

(Seehase, Heinkel, Arado)

Seehydrographischer Dienst der DDR

Das Institut für Meereskunde/ Institut für Ostseeforschung

In den "Meereskundlichen Berichten" (Nr. 111 2019) ist unter der Autorenschaft von Dr. Wolfgang Matthäus nachfolgender Aufsatz erschienen. Wir danken dem Autor für seine Erlaubnis diesen Beitrag an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen. Bitte beachten sie die Wahrung der zu Beginn des Beirages angegebenen Veröffentlichungs- und Autorenrechte!

Sturmfluten und Küstenschutz in Warnemünde

Warnemünde als Tourismusort

Das Hotel Neptun

* Warnemünde im Spiegel von Zeitgenossen

Bedeutende Persönlichkeiten aus Warnemünde

Ahrens, Adolf (August), Pädagoge

Adolph Ahrens

geb. 18.10.1869 Schwaan gest. 27.10.1932 Warnemünde (Rostock)

Vater: Adolf A., Pädagoge

Zwillingsbruder: Rudolf (Wilhelm) A., Pädagoge

1884-1887 und 1890-1892 Lehrerseminar Neukloster; 1892 Lehrer in Waren; 1893 Lehrer (1919-1932 Rektor) an der Schule in Warnemünde; 1902 Mitbegründer des Plattdeutschen Vereins für Warnemünde und Umgebung; 1909 Rostocker Bürgerrecht; seit 1906 Mitglied des Heimatbundes Mecklenburg; gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Rudolf »Bilderatlas zur Mecklenburgischen Heimatkunde« (1911) und »Die Rostocker Heide, das Kleinod der Stadt Rostock« (1919); heimatkundliche Aufsätze über Hausmarken, Brautkronen, Totenkronen, Pfingstfest und Hägerort in »Niedersachsen« (1899-1919), »Die Heimat« (1907- 1911) und den »Mecklenburgischen Monatsheften« (1925-1932).

Ahrens, Anna (Julia Henriette Johanna Wilhelmine), Pädagogin, niederdeutsche Schriftstellerin

(geb.: Seemann; verh.: Sues; Pseud.: Anna Pilot)

geb. 30.4.1865 Schwerin, gest. 10.1.1946 Warnemünde

Vater: Wilhelm Seemann, Rittergutspächter

Entstammte väterlicherseits einem schwedischen Geschlecht, das nach Mecklenburg kam und vor allem in der Landwirtschaft beschäftigt war; Kindheit und Jugend in Rostock; die Mutter betrieb als Erzieherin eine Privatschule und bereitete sie ebenfalls auf den Lehrerinnenberuf vor; viele Jahre in der Erziehung tätig; Heirat mit dem Augenarzt Ahrens in Lübeck; zog nach dem Tod ihres Mannes nach Warnemünde, wo sie ein Töchterpensionat gründete, das sie nach einigen Jahren in eine Fremdenpension umwandelte; lebte 1911 mit ihrem zweiten Ehemann, einem Herrn Sues, in Warnemünde; »Warnemünder Geschichten« (1899); »Woans Fru Kiehrdianniks vör 60 Johr ’ne feine Dam as Badgast kreeg. Scherzspiel« (1906); »Seedorn. Gedichte« (1908); »Windmöhlnsang un Heimatklang« (1939); »Vergäten Sang ut Kinnerdagen« in »Stader Archiv« (1939).

Avé-Lallemant, (Georg) Friedrich (Ludwig), Theologe, Pädagoge, Schriftsteller

geb. 27.7.1807 Lübeck gest. 26.12.1876 Lübeck

Vater: Jacob (Heinrich Dionysius Philipp) A.-L., Harfenist, Musiklehrer

Schule in Lübeck; 1829-1834 Theologiestudium in Jena und Berlin; Hauslehrer; 1837 Lehrer an der Mädchenschule Lübeck; 1843-1848 Prediger der deutschen Gemeinde in Rio de Janeiro; kehrte 1849 nach Lübeck zurück; richtete hier ein Knabenpensionat ein und war zeitweise in der Stadtbibliothek Lübeck beschäftigt; 1857-1869 Pastor in Warnemünde; 1869 wieder in Lübeck; 1865 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; der Musiker Theodor (1806-1890), der Jurist und Schriftsteller Friedrich Christian Benedikt (1809-1892) und der Arzt und Forschungsreisende Robert Christian Benedikt (1812-1884) waren seine Brüder; »Erinnerungen an Brasilien« (1854); 1864 erschienen in Ludwigslust »Das Gesangbuch« und »Warnemünder Geschichte«.

Babst, Diederich Georg, Jurist, Dichter, niederdeutscher Schriftsteller

geb. 24.7.1741 Schwerin gest. 21.4.1800 Rostock

Vater: Johann Gerhard B., Kanzlist

Domschule in Schwerin und Gymnasium in Lübeck; dichtete bereits in seiner Jugend hochdeutsche Gelegenheitsverse, bildete seine musikalischen Kenntnisse aus und sang im Chor; Hauslehrer; 1765 Jurastudium in Rostock; seit 1781 Notar, dann Prokurator am Städtischen Niedergericht Rostock; seit 1793 auch Sekretär des zweiten bürgerschaftlichen Quartiers des Hundert-Männer-Kollegiums; Carl Friedrich von Both sandte seine Gedichte an Goethe, der sich (wie aus dessen Tagebüchern hervorgeht) damit beschäftigte, Babst einen »Natur- und National-Dichter« nannte und seine »höchst schätzbaren Gelegenheitsgedichte« lobte; erster bedeutender niederdeutscher Lyriker; Werke zur Kulturgeschichte, vor allem der Stadt Rostock; anonym erschienen »De Intog, den unser Herr Herzog Friederich Franz mit sine lewe Fru Gemahlin Louise to Rostock gehollen, in dree Schriewels von ehnem Recruten an sine Greth up den Lande« (1788), »Noch söss Schriewels to de annern dree, wo dat to Rostock mit dem Intog toletzt aflopen, van dem sülbigen Recruten an sine noch jümmer lewe Greth up den Lande« (1788) und »Ehn beeten Naschrapels van dem rostockschen Intog mit dem Afscheht un Testament by dem hollänschen Marsch van unsern ollen Recruten an sine Greth up den Lande« (1788); »Repertorium des Grundgesetzlichen neuen Rostocker Erbvertrages vom 13. May 1788« (1789); »Die Studenten-Schlittenfahrt zu Rostock« (1792; anonym); »Allerhand snacksche Saken taun Tiedverdriew. Afers Wahrheten un sick meeto to spegeln in unse Moderspraak« (3 Bde.; 1788-1790; 86 Gedichte); »Dat grote Fest van Peter un Pagel. Ass de vier Mecklenbörger Prinzen de Brook-Fischers besöchten, beschreeven van so ehn Fischer, de in sienem Leewen woll nicks fängt« (1793); »De herrliche König-Schuß to Rostock, ass de vier lewen Landes-Prinzen mit schöten un de Arw-Prinz König wurt, van ehnen latienschen Börger«« (1793); »De fürstliche Peter un Pagel ass de lewe Herzog Friederich Franz sülfst de Fischers up den Brook besöcht. In dre Schnack un ehn Togift« (1797); »Uhterlesene Pladdütsche Gedichte« (1812; mit Schilderungen des Lebens der Warnemünder und der Rostocker Fischer, des Rostocker Königsschusses und Versen wie »De Schwahnsche Koken«, »De Rostockschen Drägers« und »Wer waß de Klökst?«; hrsg. von seinem Sohn Johann Ludwig Daniel).

Bachmann, Walther, Unternehmer, Flugzeugbauer

Walter Bachmann

geb. 9.6.1889 Stettin (Pommern; Szczecin/Polen) gest. 16.6.1966 St. Goar (Rhein)

Frontflieger im Ersten Weltkrieg, 1916 Offizier; 1917-1919 Einflieger und technischer Referent beim Seeflugzeug-Versuchskommando Warnemünde; von Ernst Heinkel als Einflieger zu den Hansa-Brandenburgischen Flugzeugwerken geholt; gründete 1923 in Warnemünde die erste Land- und Seeflugschule Aero-Sport GmbH, wo man sich ab 1926 auf den Bau und die Reparatur von Land und Seeflugzeugen konzentrierte; in den Walther-Bachmann-Werken wurden Generalreparaturen an den Heinkel-Segelflugzeugtypen und Heinkel-Mehrzweckflugzeugen ausgeführt; Bau von Flugzeugschwimmern und Schuldoppeldeckern; baute 1934 (nachdem der Warnemünder Flugplatz der Wehrmacht unterstellt war) in Ribnitz ein Flugzeugwerk auf; schuf für seine Mitarbeiter soziale Sicherheiten, Wasch- und Duschräume, Betriebskantinen, Schmutz-, Kleider-, Lärmzulage, Fahrgeldzuschüsse, werkeigene Wohnungen und Ferienheime; 1942 arbeiteten dort 2375 Beschäftigte; der 1. Mai 1945 bedeutete das Ende des Betriebes; flüchtete nach Westdeutschland.

Baggêl, Bernhard, Verwaltungsbeamter

geb. ? gest. nach 1317

Befehligte die Besatzung des Rostocker Turms bei Warnemünde, der nach dem Rosengarten-Turnier mit den Steinen des abgebrochenen Turmes der Petrikirche im Kampf gegen Erich Menved von Dänemark und Fürst Heinrich II. von Mecklenburg errichtet war; am 23. Juni 1312 griffen auch Markgraf Woldemar, Johann von Brandenburg und Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg in den Streit ein; die Besatzung hielt sich elf Wochen lang, dann zwang der Hunger sie zur Übergabe; wurde bei der folgenden Verratsbezichtigung und Absetzung des Rates und in den Vertragsurkunden nicht genannt; kam aber 1317 als Ratsherr in Rostock vor.

Barck, Heinrich, Mediziner

geb. 6.3.1823 Rostock gest. 25.11.1897 Rehna

Vater: Joachim Peter B., Schiffszimmermann

Medizinstudium; 1858 Promotion in Rostock; 1859 praktischer Arzt in Warnemünde; 1861 Arzt in Rehna; 1877 Sanitätsrat; 1872 Kreisphysikus, 1884 Medizinalrat; 1897 Obermedizinalrat; 1897 Ruhestand; »Scoliosis habitualis. Aetiologie, Symptomatologie und Therapie« (Diss., 1858).

Barnewitz, Friedrich (Paul Karl), Jurist, Heimatforscher

Friedrich Barnewitz

geb. 28.3.1889 Neudeck (Langenbreitach/Schlesien; Ogrodzieniec/Polen) gest. 7.2.1948 Berlin

Vater: Generaldirektor

1895-1898 Privatunterricht; 1898-1902 Bismarck-Gymnasium Wilmersdorf; 1903-1906 Ausbildung am Pädagogium Lankwitz und am Königlichen Gymnasium in Weilburg (Lahn); 1906-1910 Jurastudium in Berlin und Lausanne; 1911 Promotion in Leipzig; Reisen nach Skandinavien, Belgien und Holland; historische, geographische und volkskundliche Studien; 1916 Promotion in Gießen; bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin als Sachbearbeiter und Archivar der Reichsstelle Chemie; Gründungsmitglied des Heimatmuseums Warnemünde und Vorstandsmitglied des Museumsvereins; hielt 1914 in Warnemünde den Vortrag »Zum Besten des Warnemünder Museums«; spendete Gegenstände und beteiligte sich 1932/33 an der Einrichtung des neuen Museumsgebäudes; bei der feierlichen Eröffnung des Heimatmuseums Warnemünde 1933 anwesend; 1919 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; Ehrenmitglied des Plattdeutschen Vereins Warnemünde; »Das Wesen der schwedischnorwegischen Union und ihre Auflösung im Jahre 1905« (Diss., 1911); »Beiträge zur Geschichte des Hafenorts Warnemünde« (Diss., 1916); »Die Geschichte des Hafenortes Warnemünde« (1919).

Bartelmann, (Ludolph) Wilhelm (Eduard) - Handwerker, Erfinder

Wilhelm Bartelmann

geb. 7.10.1845 Bergedorf (Hamburg) gest. 25.7.1930 Rostock

Kam 1870 nach Rostock, wo er sich eine Werkstatt einrichtete; baute 1882 mit Markisenstoff überzogene Korbsstrandstühle aus Rohr und Weide zum Schutz vor dem Ostseewind und Überdachung; 1883 eröffnete seine Frau eine Galanterie- und Luxuswarenhandlung, wo sie Strandkörbe vermietete; hatte 1900 etwa 550 Strandkörbe (Ein- und Zweisitzer mit Markisen als Sonnenschutz, Armlehnen und Seitentischen) gebaut; seit 1887 Schriftführer der neu gegründeten Korbmacherinnung Rostock, die sich bald auf ganz Mecklenburg ausdehnte; 1892 Bronzemedaille auf der Mecklenburgischen Landes- Gewerbe- und Industrieausstellung in Rostock; 1905 übernahm sein Sohn Albert die Rostocker Werkstatt.

Bartelmann, Wilhelm, Kaufmann

geb. 12.8.1871 Rostock gest. 10.3.1953 Schwerin

Vater: Wilhelm B., Handwerker, Erfinder

1886 Lehre als Messerschmied, danach Ausbildung zum Kaufmann; zwei Jahre Handlungsgehilfe in Kiel; eröffnete 1894 im Holzpavillon in (Graal-) Müritz ein eigenes Geschäft, das er bald erweitern konnte; in den Wintermonaten Verkäufer in Hamburg; erwarb in Müritz 1903 ein Grundstück und ließ ein größeres Geschäftshaus darauf errichten; eröffnete Zweiggeschäfte in Graal und Dierhagen; richtete sich auch eine Bernsteinschleiferei ein; verkaufte Ende der 1930er Jahre sein Geschäft und zog 1942 nach Warnemünde; später in der Heilanstalt Sachsenberg bei Schwerin, wo er starb; Herausgeber einer »Wanderkarte von Warnemünde und Zingst« (1925).

Hermann Fried(e)rich Becker, Forstbeamter, Kameralist, Kartograph; erster namentlich bekannter Badegast von Warnemünde

Hermann Friedrich Becker

. geb. 21.4.1766 Rostock, gest. 5.10.1852, ev. Vater: Heinrich Valentin Becker, Prof. geb. 1732 gest. 1796 Theologe, Mathematiker an der Universität Rostock 1765-1792 Rektor der Universität,

Hermann Friedrich Becker wirkte ein halbes Jahrhundert in der Rostocker Heide. Versuche, eine geregelte Waldbewirtschaftung in Mecklenburg insgesamt und so auch in den Rostocker Waldungen einzuführen, blieben bis zum Beginn der Tätigkeit Beckers im Jahre 1792, im Dienste der Hansestadt Rostock, erfolglos. Mit seinem Amtsantritt wurde in der Rostocker Heide mit nachhaltiger Forstwirtschaft schlechthin begonnen.

Bernitt, Hans (Pseud.: Ludwig Rathsack, Erich Puls)- Pädagoge, (niederdeutscher) Schriftsteller

geb. 26.4.1899 Schwaan gest. 12.3.1954 Rostock

Vater: Maler

1913-1916 und 1919/20 Lehrerseminar Neukloster; 1917/18 Soldat im Ersten Weltkrieg; 1921 Lehrer in Rostock; wegen Zugehörigkeit zur Arbeiterpartei als Strafe Schulstelle in Teschendorf; nach 1933 aus dem Schuldienst entlassen; 1945/46 Kreisschulrat; 1946/47 Lehrbeauftragter für Geschichte in Rostock; 1947 Oberregierungsrat als Referent für Geschichte im Ministerium für Bildung der mecklenburgischen Landesregierung; hielt 1949 Vorlesungen zur neueren Geschichte an der Universität Rostock; Vorsitzender des Schriftstellerverbandes des Bezirkes Rostock; beschäftigte sich mit der mecklenburgischen und besonders der Rostocker Geschichte; schrieb unter seinen Pseudonymen Romane und Erzählungen in niederdeutscher Sprache; Aufsätze im »Rostocker Anzeiger«; Abhandlungen zum Schulwesen in Mecklenburg in der »Mecklenburgischen Volkszeitung«; »Vom alten und neuen Mecklenburg« (1954); »Zur Geschichte der Stadt Rostock« (1956, hierin erschien sein Beitrag "Rostocker Bürger unterdrückten die Warnemünder Einwohner"); »Sägelslädens« (1927) und »Mecklenburgischer Tabak« (1936) in »Mecklenburgische Monatshefte«; »Was alte Straßennamen unserer Seestädte erzählen« und »Der Darß – Land an der Ostsee« in »Natur und Heimat« (1952); Nachlass im Stadtarchiv Rostock.

Bernitt, Johann Joachim, Fotograf, Kunstwissenschaftler, Museologe

Johann Joachim Bernitt

geb. 29.10.1925 Rostock gest. 31.5.1992 Rostock

Vater: Hans Bernitt, Pädagoge, niederdeutscher Schriftsteller

Fotografenlehre; Studium der Kunstgeschichte und der Geschichte in Rostock; 1953 Diplom in Rostock; seit 1955 Tätigkeit im Museumswesen in Rostock; Direktor des Kulturhistorischen Museums Rostock; 1969 Ausstellung zur Stadtgeschichte im Kröpeliner Tor; Ordnung und Katalogisierung der Zinnsammlung; Anlegung einer Sammlung der Werke aus den Künstlerkolonien Ahrenshoop und Schwaan; zuletzt Leiter des Heimatmuseums Warnemünde; »Mecklenburgische Künstlerkolonien. Ein Beitrag zur Soziologie des Künstlers im 19. und 20. Jahrhundert« (Diplomarbeit; 1953); Herausgeber von Bestands- und Ausstellungskatalogen des Kunsthistorischen (später Kulturhistorischen) Museums Rostock »Junge Generation in Mecklenburg. Ausstellung Malerei, Grafik, Plastik« (1957); »Niederländische Malerei, Grafik und Kunsthandwerk« (1966); »Hedwig Holtz-Sommer. Malerei und Grafik« (1967); »Heinrich Engel, Rostock« (1970); »Rostocker Zinnsammlung« (1982); »Malerei aus den Künstlerkolonien Ahrenshoop und Schwaan« (1987); »Bad Doberan, Kühlungsborn mit Warnemünde« (1991); »Norddeutsche Künstlerkolonien – Ahrenshoop und Schwaan« (1992).

Berringer, Gustav Wilhelm, Architekt

Ludwig Berringer

geb. 17.2.1880 Rostock gest. 17.8.1953 Berlin

Vater: Ludwig B., Maurer

Große Stadtschule Rostock; 1899 Hochbaustudium in München, Dresden und Berlin; 1905 Königlich preußischer Regierungsbauführer; 1906 Ausbildung in der Kreisbauinspektion Berlin; 1910 Staatsexamen und Königlich preußischer Regierungsbaumeister; einjährige Studienreise nach Italien; 1910-1912 im Atelier der Architekten Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann in Berlin; 1913-1934 Stadtbaumeister in Rostock, seit 1923 Stadtbaudirektor; seit 1924 Museumswart im Vorstand des Vereins für Rostocks Altertümer; 1934 Ruhestand; freischaffender Architekt; entwarf den Doppelschulbau am Goetheplatz in Rostock, das Warnemünder Kurhaus und das Landhaus in AltBartelsdorf; 1943 Umzug nach Göttingen; ab 1952 in Berlin (West); »Deutschlands Städtebau. Rostock« (1922); »Der Kurhausneubau in Warnemünde« in »Mecklenburgische Monatshefte« (1927).

Beyer, Albrecht (Otto Heinrich), Theologe

geb. 23.10.1902 Perlin gest. 3.2.1972 Bad Doberan

Vater: Albrecht (Johann Nikolaus) B., Theologe

1921-1925 Theologiestudium in Rostock, Erlangen und Zürich; 1931 Promotion und 1932 Habilitation in Rostock; 1932-1939 Privatdozent für Systematische Theologie; 1934 Pastor in Warnemünde; 1940-1945 Marinepfarrer in Warnemünde und Norwegen; 1945-1947 französische Gefangenschaft; 1948-1968 Pastor in Warnemünde; 1948 Dozent, 1951 Professor mit Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock; »Offenbarung und Geschichte. Zur Auseinandersetzung mit der Theologie von Paul Althaus« (Diss., 1932).

Brehmer, Karl, Parteifunktionär, Parlamentarier

geb. 18.12.1875 Lümzow (Kreis Neustettin) gest. 17.10.1929 Rostock

Volksschule; Schmiedelehre; Wanderschaft; bis 1908 Schmied; 1899-1906 Vertrauensmann und 1906-1908 Vorsitzender der Filiale des Metallarbeiterverbandes in Rostock, zugleich Vorsitzender des Gewerkschaftskartells; 1904-1908 Aufsichtsratsmitglied; 1908-1919 Lagerhalter im Konsumverein Rostock und Umgebung, zunächst in Warnemünde, seit 1912 in Ribnitz und seit 1913 in Rostock; 1908-1912 Vorsitzender der SPD in Warnemünde, 1914-1929 in Rostock; 1926-1929 Mitglied des Landtages von Mecklenburg-Schwerin (SPD, Schriftführer); 1928 Vorsitzender des Bezirksvorstandes der Arbeiterwohlfahrt.

Bruns, Erich, Biologe

Erich Bruns

geb. 8.4.1900 St. Petersburg (Russland) gest. 31.10.1978 Berlin

Zunächst Hafenarbeiter; 1922 Studium für Wasserbau an der Polytechnischen Hochschule Leningrad; 1930-1933 Mitarbeiter der Abteilung Meereskunde des Hydrologischen Instituts Leningrad; geriet wegen seiner deutschen Herkunft in Spionageverdacht und Haft; 1938 des Landes verwiesen; Übersiedlung nach Berlin; arbeitete in der Wasserstraßendirektion Potsdam und erwarb sein Diplom an der TH Berlin-Charlottenburg; 1945 in der Generaldirektion Schiffbau Berlin (Ost); 1950 Gründer und Leiter des Seehydrographischen Dienstes, ab 1953 Dienststelle in Stralsund, ab 1960 in Rostock; gründete in Stralsund die Expedition Seevermessung zur Neuaufnahme der Küsten- und Boddengewässer; 1957 Beendung der topographischen Neuaufnahme der mecklenburgvorpommerschen Küste; Umwandlung der Abteilung Meereskunde in Hydrologisch-Meteorologisches Institut des Seehydrographischen Dienstes mit Sitz in Warnemünde; 1958 Umbenennung der Einrichtung in Institut für Meereskunde (bis 1991, dann Institut für Ostseeforschung); erreichte 1960 mit der Angliederung des Instituts an die Deutsche Akademie der Wissenschaften erweiterte Möglichkeiten zur Meeresforschung; 1955 Dozent, 1960-1965 Professor der Ozeanologie in Leipzig; »Ozeanologie« (3 Bde.; 1958-1968).

Butzek, Walter, Architekt

geb. 10.2.1886 Laurahütte (Schlesien; Semianowice Ślaskie/Polen) gest. 23.3.1965 Rostock

Vater: Pädagoge

Maurerlehre; Besuch der Baugewerkschule in Kattowitz; 1904 Bautechniker in Laurahütte, später in Charlottenburg; 1908/09 Studium an der TH Stuttgart; 1909 Architekt in den Saalecker Werkstätten bei Bad Kösen; seit 1912 freischaffender Architekt in Güstrow; 1915-1918 Soldat im Ersten Weltkrieg; 1919-1922 in der Bauberatungsstelle der Landwirtschaftskammer Mecklenburg-Schwerin; ab 1922 freischaffender Architekt in Rostock; 1940-1942 dienstverpflichtet im besetzten Polen; danach Gutachter für kriegsbedingte Bauschäden in Rostock; 1950-1955 Brigadeleiter im Entwurfsbüro für Hoch- und Industriebau Rostock; bis 1958 Stellvertreter des Chefarchitekten der Stadt Rostock; Vorsitzender des Rostocker Künstlerbundes; baute sich 1908 ein Haus in Ahrenshoop (Dorfstraße 50); nach seinen Entwürfen wurden die Bunte Stube und das Blaue Haus in Ahrenshoop errichtet sowie das Hotel Erbgroßherzog in Güstrow und das Palast-Theater in Rostock; Wohnbauten in Rostock (Neubebauung Hansaviertel, Siedlung am Kosegarten, Adolf-Becker-Straße); Industriebauten (Erweiterungsbau der Brauerei Mahn & Ohlerich Rostock, Schiffbauhalle Warnowwerft Warnemünde); entwarf den Alten Teepott, Häuser in der Dorfstraße und Am Strom 7/8 sowie die Inneneinrichtung für das Kurhaus in Warnemünde; architektonische Entwürfe in der Kunstausstellung Schwerin (1938); Straßenbenennung Walter-Butzek-Straße in Rostock-Dierkow; Gedenktafel.

Curschmann, Hans (Heinrich), Mediziner

geb. 14.8.1875 Berlin gest. 10.3.1950 Rostock

Vater: Heinrich C., Mediziner

Bruder: Fritz C., Historiker, Geograph

Gymnasium in Hamburg und Leipzig; 1895-1900 Medizinstudium in Freiburg (Breisgau), München und Leipzig; 1900 Promotion in Leipzig; 1904 Assistent bei Ernst von Romberg in Tübingen; 1906 Habilitation in Tübingen; 1907 Leitung des Rochus-Hospitals in Mainz; 1916-1941 außerordentlicher, 1921 ordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik und Klinischen Propädeutik in Rostock; hielt nach 1945 noch drei Jahre Vorlesungen; 1916 Direktor der Medizinischen Poliklinik; 1921 ordentlicher Professor der Inneren Medizin und Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Rostock; schuf 1930 in Warnemünde die Heilklimatische Forschungsstation; 1925 Mitgründer und 1948 Ehrenvorsitzender der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin; 1948 Ehrenmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Innere Medizin und Kinderheilkunde an der Universität Rostock; Mitglied des Ausschusses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin; Mitglied und Zweiter Vorsitzender der Gesellschaft deutscher Nervenärzte; 1962 Namensgebung des Instituts für Meeresheilkunde in Timmendorfer Strand (bei Lübeck) und 1970 mit der Curschmann-Klinik vereint; über 400 Publikationen (mit Handbucheinträgen und Zeitschriftenaufsätzen); »Über Cystitis typhosa« (Diss., 1900); »Beiträge zur Physiologie und Pathologie der kontralateralen Mitbewegungen« (Habil., 1906); »Lehrbuch der Nervenkrankheiten« (1909); »Lehrbuch der Differentialdiagnose innerer Krankheiten« (1924; 13. Aufl., 1950); Herausgeber der Märchenbücher »Märchen für Große und Kleine« (1920) und »Neue Märchen« (1926); »Die Geige Amadei« (1925; Operntext); »Dem Friedrich-Franz-Hospiz im Ostseebad Müritz i. M. zum fünfzigsten Geburtstag« (1930), »Über den Heilwert der Ostsee (1931) und »Medizinisches über Bad Sülze« (1933) in »Mecklenburgische Monatshefte«.

Detharding, Georg Gustav, Mediziner, Botaniker

Georg Gustav Detharding

geb. 22.6.1765 Rostock gest. 3.2.1838 Rostock

Vater: Georg Christoph D. (d. J.), Mediziner

Enkel des Anatomieprofessors Georg D. (I.); Schulbildung an der Stadtschule Rostock; Medizinstudium in Jena; 1787 Promotion in Jena; 1789/90 Vorlesungen in Jena; praktischer Arzt in Rostock; botanische Forschungen, besaß eine Insektensammlung, ein Herbarium vivum, ein Konchylien- und Mineralienkabinett; gehörte zu den Stiftern der Mecklenburgischen Naturforschenden Gesellschaft; eigentlicher Gründer des Seebades Warnemünde; schriftstellerische Arbeiten zur Botanik und auf medizinischem Gebiet (vor allem zur Entbindungskunst); Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften und Akademien; seit 1800 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina; »De determinandis finibus et recto modo applicandae forcipis et feciendae versionis« (Diss., 1788); »Verzeichnis der mecklenburgischen Konchylien« (1794); »Verzeichniss einer Sammlung von getrockneten Mecklenburgischen Gewächsen. 1. Phanerogamische Gewächse« (1809); »Conspectus plantarum magniducatuum Megalopolitanorum phanerogamarum« (1828).

Ellmer, Sepp, Bildhauer

geb. 21.6.1906 Radstadt gest. ?

Vater: Zimmermann

Lehre beim Bildhauer Leo Miller in Radstadt; Studium an der Lehranstalt für Holzbearbeitung in Hallstadt (Salzkammergut); in Teterow bei Drechselmeister Paul Renzel; ab 1936 Bildhauerwerkstatt für Holz in Warnemünde; Krippenfiguren; Wegweiser mit Tiersymbolen in Rostock und Warnemünde (Igel-Weg, Swölkenweg); fertigte Figuren aus Fritz Reuters Werken (Unkel Bräsig, Jochen Nüßler, Bauschan).

Eschenburg, Karl, Fotograf

Karl Eschenburg

geb. 20.5.1900 Rostock gest. 7.11.1947 Warnemünde (Rostock)

Vater: August E., Schiffbauer

St.-Georg-Schule Rostock; ab 1914 Schiffbauerlehre auf der Neptun-Werft; gegen Ende des Ersten Weltkriegs Kriegsfreiwilliger beim Marine-Seeflug-Versuchs-Kommando in Warnemünde; nach Kriegsende technischer Assistent bei der Deutschen Luftreederei; 1922-1925 Schiffbaustudium an den Technischen Lehranstalten in Hamburg; Ingenieur in den Arado-Flugzeugwerken in Warnemünde; erwarb eine Fotoausrüstung; 1928 Mitgründer und Teilhaber der Firma Handwerkskunst Rostock (HAKURO) für Grafik, Kunstgewerbe und Fotografie; schied wenige Monate später aus und übernahm die Geschäftsstelle Fotografie und Kunstgewerbe in der Roten Veranda Rostock; freier Fotograf in Warnemünde; bereiste 1928-1932 mit seinem Wagen Mecklenburg, um Landschaften, Kulturdenkmale und Menschen zu fotografieren; arbeitete im Auftrag des Fremdenverkehrsverbandes, des Hinstorff Verlags sowie für Zeitungen und Verlage; 1933 Ausstellung »275 Großphotos – Baudenkmale, Landschaften und Volkstum in Mecklenburg«; Ausstellungen in Schwerin, Berlin, Leipzig, Kopenhagen; 1939 Kriegsberichterstatter der Marine-Propaganda-Kompanie Ostsee; kehrte unheilbar krank aus dem Zweiten Weltkrieg zurück; sein Sohn Hartwig veröffentlichte seit 1995 mehrere Bild-Textbände mit Aufnahmen des Vaters aus dem Photo-Eschenburg-Archiv Warnemünde; Teilnachlass im Volkskundemuseum Schwerin-Mueß; Bildsammlung im Archiv der Universität Rostock.

Falckenberg, Günther, Physiker

geb. 4.7.1879 Lagardesmühlen (Küstrin; Kostrzyn Kłosnica/ Polen) gest. 19.7.1963 Rostock

Vater: Albert F., Fabrik- und Gutsbesitzer

Realgymnasien in Berlin und Perleberg; 1902 Studium der Mathematik, Physik und Chemie in Zürich und Berlin; 1906 Promotion in Berlin; 1906-1910 Vorlesungsassistent am Physikalischen Institut der Universität Greifswald; 1911/12 Hilfsassistent, 1912-1920 wissenschaftlicher Assistent am Physikalischen Institut der Universität Rostock; 1914-1918 Kriegsfreiwilliger auf dem Flugplatz Warnemünde; 1919 Habilitation und Privatdozent für Angewandte Physik; 1920-1922 Oberassistent am Physikalischen Institut Rostock; 1922-1945 Leiter der Luftwarte der Rostocker Universität in Friedrichshöhe, 1923 außerordentlicher Professor der Geophysik und 1940 der Angewandten Physik in Rostock; 1946 Leiter des meteorologischen Netzes Mecklenburg-Vorpommern; 1946-1951 Direktor des Mecklenburgischen Observatoriums Warnemünde; Herausgeber der »Wissenschaftlichen Abhandlungen der Luftwarte der Universität Rostock« (1926 ff.); Mitherausgeber der »Zeitschrift für Meteorologie« (1947 ff.); »Über die Bildung und Zersetzung von Ammoniak durch stille elektrische Entladung aus metallenen Spitzen« (Diss., 1906).

Flach, Hermann, Widerstandskämpfer

geb. 13.4.1891 Apolda gest. 9.9.1942 Bützow

Vater: Arbeiter

Lernte den Beruf des Eisendrehers; 1914 SPD-Mitglied; 1919-1934 Dreher in den Arado-Flugzeugwerken Warnemünde; im Metallarbeiterverband aktiv; aus dem Betrieb entlassen; in der Neptunwerft in einer antifaschistischen Widerstandsgruppe; 1941 verhaftet und in der Strafanstalt Dreibergen 1942 ermordet.

Geertz, Arno, Flugzeugbauer

geb. 30.5.1908 (13.6.1908) Riga (Lettland) gest. 28.8.1974 Buxtehude

1927 Abitur in Riga; 1927-1929 Ingenieurstudium des Flugzeugbaus in Graz, 1929-1932 in Stuttgart; 1930 Diplomingenieur; 1936-1939 Statiker bei der Leichtflugzeugbau Klemm GmbH in Böblingen; 1939-1945 in den Ernst-Heinkel-Flugzeugwerken Rostock; 1944 Promotion beim Flugtechnischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart mit einer Arbeit zur Entwicklung von Sitzkatapulten und medizinische Forschungen zur Belastbarkeit der Piloten wegen der Kriegsereignisse nicht mehr möglich; maßgeblich beteiligt am ersten Pilotrettungssystem; 1946 Chefingenieur bei der Demontage der Heinkel-Werke; Oktober 1946-1953 in der sowjetischen Rüstungsindustrie tätig (Zentrallabor des Versuchswerkes Nr. 1 in Podberesje); 1953 Rückkehr nach Warnemünde; 1954 Promotion in Rostock mit der unveränderten Dissertation von 1944; 1954 Professor mit Lehrauftrag für das Fach Maschinenelemente an der Schiffbautechnischen Fakultät der Universität Rostock, 1955 Professor mit vollem Lehrauftrag für das Fach Mechanik und Festigkeitslehre und Direktor des Instituts für Technische Mechanik der Schiffbautechnischen Fakultät Rostock; 1958 Vorlesungsverbot und Beurlaubung als Hochschullehrer; politisch motiviertes Disziplinarverfahren mit Entzug des Professorentitels von der Fakultät mehrheitlich abgelehnt; 1958 Leiter des Labors in der Flugzeugbau GmbH Hamburg; »Grenzen und Sonderprobleme bei der Anwendung von Sitzkatapulten« (Diss., 1954).

Gosselck, Johannes (Rudolf Friedrich), Pädagoge, Heimatforscher, niederdeutscher Schriftsteller

Johannes Gosselck

geb. 6.7.1881 Stresendorf gest. 6.10.1948 Rostock

Vater: Hugo G., Pädagoge

Ältestes von zehn Kindern; Schulen in Stresendorf und Botelsdorf; 1897 Präparandum Neukloster; 1900/01 Schulassistent in Dütschow (bei Spornitz); 1901-1903 Lehrerseminar Neukloster; Einjährig-Freiwilliger beim Militär; 1904 Lehrer in Steffenshagen (bei Kröpelin); 1905-1948 Lehrer für Biologie und Heimatkunde in Rostock, zunächst an der Friedrich-Franz-Mädchenschule, dann am Realgymnasium; unterrichtete auch an der Gewerbeschule; 1914-1918 Kriegsdienst; 1932 Mit-, 1945 Wiederbegründer und 1932-1946 ehrenamtlicher Leiter des Heimatmuseums Warnemünde; der niederdeutschen Sprache verbunden, vor allem der Mundart der ›Warminner Fischer und Seelüd‹; Vorstandsmitglied und Leiter der Arbeitsgruppe Flurnamensammlung sowie Technische Kulturdenkmale im Heimatbund Mecklenburg; 1912 Vorstandsmitglied, 1922-1927 Vorsitzender des Plattdeutschen Landesverbandes Meckelborg; Vorsitzender der 1928 gegründeten Mecklenburgischen Volksliedkommission und Leiter des Mecklenburgischen Volksliedarchivs; Leiter der Ortsgruppe Rostock des Reichsverbandes für Vogelschutz; nach 1945 Mitglied der Landesleitung des Kulturbundes von Mecklenburg-Vorpommern und Aufbau des Kulturbundes in Rostock; 1947/48 Kreisnaturschutzbeauftragter Rostock-Stadt; auch Beauftragter für Volkstumspflege und Heimatschutz der Stadt Rostock; Beiträge für die »Mecklenburgische Schulzeitung«; Mitarbeiter am »Mecklenburgischen Wörterbuch« (1926 ff.) und am »Vagel-Grip-Kalender«; »Was mein einst war. Niederdeutsche Heimatbilder« (1911); »Mecklenburger Realienbuch« (1914); »Erdkunde für mecklenburgische Schulen« (1914); »Geschichte für mecklenburgische Schulen« (1914); »Bürgerkunde für die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz« (1914); »Fibel« (1918); »Atlas zur Heimatkunde von Rostock« (3. Aufl., 1920); »Rostocker Fibel. Erstes Lesebuch für Rostocker Kinder« (1922; Nachauflagen unter dem Titel »Heini und Lene«, 14. Aufl., 1942); mit Richard Wossidlo Herausgeber der »Bökerie von’n Plattdütschen Landsverband Meckelborg« (1923-1925); »Das Rostocker Wanderbuch« (1925); »Wanderbuch. Südost-Mecklenburg und die Oberen Seen« (1931); mit Friedrich Siems Herausgeber der »Volkslieder aus beiden Mecklenburg« (1933); »Unsere mecklenburgischen Flurnamen« (1938); »Pfingstmarkt« (1926), »Vom singenden Mecklenburger« (1929), »Das Drehorgellied auf seiner Wanderung durch Mecklenburg« (1930), »Glaserleben, wie es sich in Handwerksliedern und Sprüchen des 18. Jahrhunderts widerspiegelt« (1930), »Volkstum und Volkssprache in Mecklenburg« (1931), »Austköst in Olldörp« (1932), »Deutsches Bauerntum« (1934), »Vertellers ut de Grabowsch Gegend« (1934) und »Aus dem Tagebuch eines ehemaligen Dorfschülers« (1939) in »Mecklenburgische Monatshefte«.

Grothmann, Manfred, Ornithologe

geb. 6.1.1941 Warnemünde (Rostock) gest. 23.1.1999 Rostock

Eisenbahner, bis 1997 als Fahrdienstleiter im Stellwerk Warnemünde tätig; seit 1960 in den Fachgruppen Ornithologie Warnemünde und Rostock; jahrzehntelange Mitarbeit bei der Wasservogelund der Winterverlustzählungen an großen Strandabschnitten sowie der Rasterkartierung der Brutvögel; seit 1969 ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Hiddensee; seit 1974 als Vogelwart mit der Beringung auf der Vogelschutzinsel Langenwerder betraut; Beringung von 41 000 Vögeln in fast 30-jähriger Beringertätigkeit; Mitglied der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg- Vorpommern; 1996 Gründungsmitglied des Vereins Langenwerder zum Schutze der Watt- und Wasservögel.

Hanmann, (Heinrich Friedrich) Karl, Mediziner

geb. 14.6.1806 Rostock gest. 24.9.1846 Rostock

Vater: Christian Erdmann H., Mediziner

Medizinstudium in Berlin, Würzburg und Rostock; 1831 Promotion in Rostock; seit 1831 praktischer Arzt in Rostock, auch Privatdozent; seit 1830 regelmäßiger Sommergast in Warnemünde; beschrieb den Badealltag mit getrenntem Herren- und Damenbad und Umkleidebuden in »Warnemünde, dessen Seebad und die Wirkung der dortigen Luft« (1843); preisgekrönte Schrift »Zur Lehre vom Zahnen der Kinder« (1845).

Havemann, Klaus, Agrarwissenschaftler, Heimatforscher

geb. 21.1.1935 Warnemünde (Rostock) gest. 30.10.2007 Bad Doberan

Landwirtschaftslehre; bis 1955 Fachschule für Landwirtschaft in Bad Doberan; bis 1964 Studium der Agrarwissenschaften in Rostock; 1969 Promotion in Rostock; bis 1992 Forschungs- und Lehraufgaben zur landwirtschaftlichen Betriebslehre und Agrarökonomie in Rostock; Kreisvorsitzender der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund; Neugründung und bis 1996 Vorsitzender des Kreisverbandes Bad Doberan des Kulturbundes; »Die Anwendung mathematisch-statistischer Methoden bei der kurzund mittelfristigen Vorausberechnung des staatlichen Aufkommens an Milch« (Diss., 1968); »Bad Doberan – Heiligendamm« (1993); »Unterhaltsame Chronik der Stadt Bad Doberan nebst einiger Städte und Orte der Region« (1993); »Ernst Voß. Ein Leben in Mecklenburg« (1995); Redakteur des »Doberaner Jahrbuchs« (1995-1997); Aufsätze über Persönlichkeiten, Denkmale und historische Ereignisse in Mecklenburg im »Norddeutschen Leuchtturm« (1978-1990) und in der »Ostsee-Zeitung« (2000- 2006).

Heinkel, Ernst, Flugzeugbauer, Unternehmer

Ernst Heinkel

geb. 24.1.1888 Grunbach (Baden-Württemberg) gest. 30.1.1958 Stuttgart

Vater: Flaschnermeister

Oberrealschule in Cannstatt; Maschinenbaustudium an der TH Stuttgart; bereits 1911 Flüge mit selbstgebauten Flugzeugen; Konstrukteur bei der Luftverkehrsgesellschaft in Johannisthal (bei Berlin) bei den Albatros-Werken; erhielt einen Konstruktionspreis; 1914-1919 Chefkonstrukteur und Technischer Direktor in den Hansa- und Brandenburgischen Flugzeugwerken; baute während des Ersten Weltkriegs etwa 30 verschiedene Flugzeugmodelle; leitete gleichzeitig die österreichische Flugzeugfabrik Phönix in Wien und die ungarische Flugzeug-AG in Budapest; nach dem Krieg Autoreparatur-Unternehmer in Grunbach; 1921 bei den Caspar-Werken in Travemünde; 1922 eigenes Konstruktionsbüro, die Ernst-Heinkel-Flugzeugwerke Warnemünde; baute nach 1935 den größten Teil seiner Maschinen für die Luftwaffe; 1939 in Rostock Vorführung eines Flugzeugs mit Turbinenstrahltriebwerk; baute nach dem Krieg zunächst in der Ernst-Heinkel-AG Stuttgart Motoren für Lastwagen, ab 1954 wieder Flugzeuge; entwickelte mehr als 150 Flugzeugmuster, mit denen 37 Weltrekorde erzielt wurden; 1932 Dr. h. c. der Universität Rostock; Mitglied des Technischen Beirates der Deutschen Lufthansa; Vorstandsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt; Ehrenmitglied des Ringes der Flieger; »Stürmisches Leben« (1953; Autobiographie); »Kameradschaft der Luft. Festschrift anlässlich des 50. Geburtstages von Ernst Heinkel« (1938).

Hübner, (Friedrich) Gustav, Kaufmann, Reeder, Hotelier

geb. 7.3.1805 Saal gest. 7.10.1879 Rostock

Vater: Schwedisch-vorpommerscher Fahnenschmied

Kaufmannslehre in Rostock; 1833 dort Bürgerrecht; Salz- und Teerhändler, Materialienhandel und Schiffsausrüster am Burgwall; Import- und Exporthandel von Baumaterialien, Getreide, Bier und Tierhäuten; 1843-1854 Eigner von fünf Galeassen, Briggs und Schonern; erbaute 1853 in Warnemünde das Neue Warmbadehaus für Seetang-, Sturz- und Schwefelbäder und begründete damit die dortigen Anfänge der kurmedizinischen Betreuung; seit 1857 als Hotel Hübner konzessioniert (1953 enteignet, von den Nachkommen in vierter Generation wieder hergerichtet); bis 1867 auch Pächter und Betreiber der Seebadeanstalten am Strand von Warnemünde.

Jantzen, Stephan (Jakob Heinrich), Seemann

Stephan Jantzen

geb. 20.7.1827 Warnemünde (Rostock) gest. 19.7.1913 Warnemünde (Rostock)

Vater: Lotsenbote

Erste Reise 1842 als Schiffsjunge auf der Rostocker Galeasse Argo nach St. Petersburg; 1848 Steuermannsprüfung für Große Fahrt; sieben Jahre Erster Steuermann; 1856 Kapitänsprüfung für Schiffe auf Großer Fahrt; 1856-1866 zwei Weltumsegelungen als Kapitän der Bark Johannes Kepler; 1866 zum Warnemünder Lotsenkommandant gewählt und Ausübung des Amtes für 30 Jahre; rettete in dieser Zeit 80 Menschenleben; 1863 für die Rettung der Mannschaft eines portugiesischen Schiffes vor der Küste Nordamerikas mit dem portugiesischen Jesus-Christus-Orden ausgezeichnet; 1873 für die Rettung zweier Seeleute vor Warnemünde Goldene Medaille für Edeltat; Rettungsmedaillen von Mecklenburg-Schwerin, Schweden und Russland; Große Goldene Medaille der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger; Hausorden der Wendischen Krone; Preußischer Kronenorden; Wasa-Orden; Vorsitzender des Fischereivereins von Warnemünde; 1889-1909 Verwalter der Stiftung für Witwen und Waisen zur See verunglückter Warnemünder; 1890-1913 Beisitzer am Reichsoberseeamt Berlin; Straßenbenennung in Warnemünde; der größte Eisbrecher der DDR und ein Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger wurden auf seinen Namen getauft; Plastik »Lotsenehrung« (Reinhard Dietrich) am Warnemünder Leuchtturm erinnert an seine Rettungstaten; Grabstelle auf dem Alten Friedhof (Stephan-Jantzen-Park) in Warnemünde.

Karsten, (Franz Christian) Lorenz, Ökonom, Agrarwissenschaftler

Franz Christian Lorenz Karsten

geb. 3.4.1751 Pohnstorf (Güstrow) gest. 28.2.1829 Rostock

Vater: Johann Christoph K., Apotheker Bruder: Wenceslaus Johann Gustav K., Mathematiker, Physiker Bruder: Christian Heinrich K., Jurist, Zollbeamter Pädagogium Bützow und Domschule Güstrow; kaufmännische und landwirtschaftliche Praxis; 1770-1773 Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an der Akademie Bützow; 1773 Lehrer am Pädagogium Bützow; 1778 Promotion und 1780 außerordentlicher, 1783 ordentlicher Professor der Ökonomie und Kameralwissenschaften an der Akademie Bützow; ab 1789 (nach Wiedervereinigung der Universitäten Bützow und Rostock) Lehrstuhl für Kameralistik in Rostock; legte 1793 auf dem Neuenwerder (bei Rostock) die erste landwirtschaftliche Lehranstalt und Versuchsstation in Deutschland an; 1798 zusammen mit Graf Görtz von Schlitz Begründer der Mecklenburgischen Landwirtschafts-Gesellschaft (seit 1813 Mecklenburgischer Patriotischer Verein); Herausgeber der Vereinszeitschrift »Annalen der mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft« (1803 ff.) und »Neue Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft« (1813 ff.); trug zur Schaffung eines landwirtschaftlichen Kreditsystems bei; forderte die Verbesserung der Dorfschulen und der kleinen Bauernwirtschaften; 1823 Geheimer Hofrat; »Die Rechenkunst« (1775); »Europens Handel mit beyden Indien. Ein Auszug aus Raynals Geschichte« (1780); »Thomas Nugent’s Reisen durch Deutschland und vorzüglich durch Mecklenburg« (1781/82; Übers. aus dem Engl. und Kommentar); »Abhandlung über den Zustand der gegenwärtigen Aufklärung in der Oeconomie und deren Nutzen für den praktischen Landwirth« (1785); »Die ersten Gründe der Landwirthschaft, sofern sie in Deutschland und vorzüglich in Mecklenburg anwendbar sind« (1795); »Geschichte der auf den Dünen zu Warnemünde seit dem Jahre 1797 unternommenen Anpflanzungs-Versuche« (1801); »Beschreibung einer höchst einfachen Methode wie Landgebäude mit Ersparung aller Sohl-, Stender- und Riegel-Hölzer erbaut werden können« (1811); »Neuenwerder. Familienbriefe aus Jahren 1808-1818« (1911).

Kerner, Karl (Friedrich), Baumeister

Karl Friedrich Kerner

geb. 12.3.1847 Cuxhaven gest. 7.3.1920 Rostock

Vater: Wasserbauinspektor

Gymnasium in Hamburg; 1866 Polytechnikum Hannover; 1867 Studium an der Bauakademie Berlin; 1870 Unterbrechung des Studiums und Einjährig-Freiwilliger im Feldzug gegen Frankreich; danach Freiwilliger beim Ersatz-Bataillon des Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiments; 1871 wieder in Deutschland; Fortsetzung seines Studiums; beim Hafenumbau in Hamburg beschäftigt; leitete bei der Bauinspektion Altona die Uferbefestigungsarbeiten des Elbwerders zwischen Altona und Stade; 1874 zur Elbstrom-Baudirektion versetzt; 1872 zweite preußische Staats- und Baumeisterprüfung; Mitwirkung an Kanal- und Schleusenarbeiten im mittelemsischen Moorgebiet, Umbau des großen Emswehrs in Listrup; Königliche Wasserbauinspektion in Lingen; 1877 erste Staatsprüfung als Baumeister; 1885 Hafenbaudirektor der Stadt Rostock; leitete den Umbau der Warnowschleuse; 1886 Leitung des ersten großen Umbaus des Warnemünder Hafens für den Dampfschiffsverkehr nach Gedser; Uferund Hafenbauten in Rostock und Warnemünde; Projektierung und Leitung der Rostocker Wasserwerke; Direktor der Feuerwehr; Übernahme der städtischen Straßen- und Sielbauten; 1897/98 Bau des Warnemünder Leuchtturms: 1900-1903 Leitung des zweiten Umbaus des Warnemünder Hafens zur Einführung der Eisenbahnfährschiffe; 1907 Beginn der Arbeiten zur Schwemmkanalisation in Rostock; bis 1913 Neubau und Verlegung der Rostocker Petribrücke als Klappbrücke für Eisenbahn und Straßenverkehr; 1915 wegen Krankheit in den Ruhestand versetzt; Geheimer Baurat; 1909 Greifenorden; Dannebrogorden; »Dampffähr-Verbindung Warnemünde-Gjedser. Werdegang und Ausführung der deutsch-dänischen Verkehrs-Verbindung« (1903); »Der Umbau des Warnemünder Seehafens« in »Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure« (1902); »Der Leuchtturm bei Warnemünde« in »Zentralblatt der Bauverwaltung« (1906).

Kinkel, (Johann) Gottfried, Theologe, Kunstwissenschaftler, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller

Gottfried Kinkel (links) und Carl Schurz (rechts)

geb. 11.8.1815 Oberkassel (Bonn) gest. 13.11.1882 Zürich (Schweiz)

Vater: Johann Gottfried K., Theologe

1831 Theologiestudium in Bonn, 1834 in Berlin; 1836 theologische Prüfung in Koblenz, 1838 in Bonn; 1837 Privatdozent für Kirchengeschichte, 1846 außerordentlicher Professor der Kunst- und Literaturgeschichte in Bonn; 1848 Redakteur der »Bonner Zeitung«; 1849 Abgeordneter der DDP in der Zweiten preußischen Kammer; 1849 im badischen Aufstand gefangen genommen und vom preußischen Kriegsgericht zu Festungshaft und durch Kabinettsorder zu Zuchthaus verurteilt, zunächst in Naugard (Pommern), dann in Spandau; 1850 von Carl Schurz aus dem Zuchthaus Spandau befreit und durch Mecklenburg über Rostock nach England gebracht; die Flucht mit Unterstützung der Mecklenburger Carl Petermann, Hans Theodor Hückstädt, Carl Lingnau und Vollrath Zingelmann verlief über Fürstenberg, Strelitz, Neustrelitz, Neubrandenburg und Teterow; Begegnung mit Moritz Wiggers in Rostock; eine Woche versteckter Aufenthalt in Rostock und Warnemünde; am 17. November 1850 Überfahrt auf Ernst Brockelmanns Schoner Anna von Rostock nach Edinburgh (Schottland) und von dort nach London; Untersuchungen der Fluchtumstände und Verhöre vermutlicher Fluchthelfer in Mecklenburg; seine erste Frau, die Dichterin, Schriftstellerin und Komponistin Johanna K. (geb. Möckel, geschiedene Mathieux, 1810-1858), folgte ihm 1851 mit den vier Kindern nach London; 1852-1866 Privatgelehrter und Dozent in London; gründete 1953 in London die deutschsprachige Zeitung »Hermann«; 1864 Mitgründer des Vereins für Wissenschaft und Kunst in London; 1866-1882 Professor der Archäologie und Kunstgeschichte in Zürich; gründete das Kupferstichkabinett in Zürich; neben Berichten in der Tagespresse auch literarische Behandlung der Befreiung und Flucht durch Mecklenburg: Moritz Wiggers’ »Gottfried Kinkels Befreiung« in »Die Gartenlaube« (1863), Carl August Endlers »Kinkels Flucht durch Mecklenburg« in »Mecklenburgische Monatshefte« (1926) und Walter Heynens »Kinkels Flucht« in »Preußische Jahrbücher« (1934); Gottfried-und-Johanna-Kinkel-Nachlass in der Universitätsbibliothek Bonn.

Kirchner, Eduard Christian, Jurist

Eduard Kirchner

geb. 14.7.1839 Schwerin gest. 2.12.1917 Warnemünde (Rostock)

Realschule und Gymnasium in Schwerin; Jurastudium in Jena, Göttingen, Berlin und Rostock; 1860 Mitglied der Burschenschaft Teutonia in Jena; seit 1868 Advokat in Rostock; stellvertretender Vorsitzender der Repräsentierenden Bürgerschaft von Rostock; 1888- 1905 Vogt in Warnemünde; seit 1905 im Ruhestand.

Kolp, Otto, Geograph, Pädagoge

Otto Kolp 1946

geb. 4.5.1918 Rostock gest. 13.3.1990 Rostock

Lehrer für Geographie an der Großen Stadtschule Rostock; 1953 Promotion in Rostock; 1965 Habilitation in Leipzig; beim Seehydrographischen Dienst Rostock; später Leiter der Abteilung Meeresgrund am Institut für Meereskunde Warnemünde; 1953-1955 Kreisnaturschutzbeauftragter Rostock-Stadt; »Die Küstenwaldlandschaft der nordöstlichen Heide Mecklenburgs unter besonderer Berücksichtigung des Küstenrückgangs« (Diss., 1953); »Sturmflutgefährdung der deutschen Ostseeküste zwischen Trave und Swine« (1955); »Die Sedimente der westlichen und südlichen Ostsee und ihre Darstellung« (Habil., 1965); »Paläogeographische Ergebnisse der Kartierung des Meeresgrundes der westlichen Ostsee zwischen Fehmarn und Arkona« (1965) und »Die submarinen Terrassen der südlichen Ost- und Nordsee und ihre Beziehung zum eustatischen Meeresanstieg« (1976) in »Beiträge zur Meereskunde«; »Das Wachstum der Landspitze Darßer Ort« (1978) und »Entwicklung und Chronologie des Vor- und Neudarß« (1982) in »Petermanns geographische Mitteilungen«.

Krause, Ludwig (Johann Eduard), Archivar, Bibliothekar

Ludwig Krause

geb. 9.3.1863 Stade (Niedersachsen) gest. 1.4.1924 Rostock

Vater: (Karl Ernst) Hermann K., Philologe, Pädagoge

Bruder: Ernst (Hans Ludwig) K., Mediziner, Botaniker

Bruder: Hermann (August) K., Jurist, Verwaltungsbeamter

1872-1882 Gymnasium in Rostock; 1882-1885 Jurastudium (ohne Examen) in Göttingen und Rostock (Korps Visigothia); 1985-1906 Volontär, dann stellvertretender Direktor bei der Feuer- Versicherungs-Sozietät Rostock; 1888/89 Einjährig-Freiwilliger; 1907-1917 Zweiter Stadtarchivar im Ratsarchiv Rostock; 1917-1924 Landesarchivar und Direktor der Bibliothek der Ritter und Landschaft in Rostock; 1919 Dr. h. c. der Universität Rostock; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde und des Heimatbundes Mecklenburg; 1899 Mitglied, 1924 Ehrenmitglied des Vereins für Rostocks Altertümer; Mitglied des Plattdeutschen Verbandes und der Plattdeutschen Gilde; »Der älteste Baum unserer Flora. Taxus baccata L. in Mönkhagen« (1883); »Rostocker Weinbuch von 1382-1391« (1908); »Alterthümer in der Umgegend von Rostock, östlich der Warnow« in »Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde« (1894); »In Rostock im 17. Jahrhundert vorkommende Obstsorten und Küchenkräuter« in »Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg« (1895); »Aus Peter Laurembergs Tagebuch. Beitrag zur Geschichte des Garten-, namentlich Obstbaus zu Rostock während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges«(1895), »Zur Geschichte des Gaunerwesens und Verbrecheraberglaubens in Norddeutschland im 16. Jahrhundert« (1912), »Kulturgeschichtliches aus Warnemünde« (1915), »Die alte Warnow-Mündung und der ursprüngliche Hafen in Warnemünde (1924), »Zur Rostocker Topographie« (1925) und »Die Rostocker Heide im Spiegel ihrer Orts-, Forst- und Flurnamen« (1926) in »Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock«; Gedenkstein in der Rostocker Heide; Nachlass (Krausesche Fundchronik) in Rostock; Wissenschaftliche Tagebücher (1876-1923) im Stadtarchiv Rostock; blieb unverheiratet und lebte nach dem Tod der Mutter (1906) allein mit seiner Schwester Johanna (1865-1924) in Rostock; Selbstmord (wie auch die Schwester).

Mahn, (Georg) Eduard (Adolph), Mediziner

geb. 28.5.1830 Rostock gest. 18.6.1906 Warnemünde (Rostock)

Vater: Johann Friedrich August M., Pädagoge

Medizinstudium und 1858 Promotion in Rostock; hielt sich bis 1860 in Prag, Wien und Berlin auf; 1860/61 praktischer Arzt in Rostock, 1861 in Ribnitz und ab 1862 in Warnemünde; »Ueber Haematocele retrouterina« (Diss., 1858); »Warnemünde, Fremdenführer für Badegäste nebst einigen Winken über die Benutzung des Bades« (1888).

Masius, Georg Heinrich, Mediziner

geb. 3.12.1771 Schwerin gest. 24.8.1823 Rostock

Vater: Gustav Christian M., Mediziner

Domschule in Schwerin; ab 1789 Theologie- und Medizinstudium in Rostock, Jena und Göttingen; 1795 Promotion; 1796 Hofmedikus in Gnoien und Kreisphysikus von Laage, Sülze, Tessin und Gnoien; 1806 Professor der Medizin in Rostock; 1811 und 1823 Rektor der Universität; 1821 Obermedizinalrat; Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft Göttingen und des Deutschen Ärztlichen Kunstvereins; 1807 Herausgeber der Zeitschriften »Journal für populäre Thierarzneikunde, insbesondere für niedersächsische Landwirthe« (1807) und »Medizinischer Kalender für Ärzte und Nichtärzte« (1813-1818); »Die Hundetollheit und Wasserscheu« (1815); »Handbuch der Volksarzneywissenschaft für Theologen« (3 Bde., 1817); »Handbuch der Medicinal-Polizey-Gesetzgebung im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin« (6 Bde.; 1818); »Handbuch der gerichtlichen Arzneiwissenschaft« (1821-1832); »Der Flecken Warnemünde ohne alle ärztliche und wundärztliche Hülfe« in »Vandalia. Eine Zeitschrift« (1819).

Müther, Ulrich, Architekt

geb. 21.7.1934 Binz gest. 28.8.2007 Binz

Vater: Willy M., Bauunternehmer

Zimmermannslehre; 1951-1954 Studium an der Ingenieurschule Neustrelitz; Tätigkeit im Entwurfsbüro für Industriebau Berlin; 1956-1963 Bauingenieur-Fernstudium an der TU Dresden; 1963 Diplomarbeit zur Berechnung hyperbolischer Paraboloide (Hyparschalen); 1958 Technischer Leiter des familieneigenen Bauunternehmens, ab 1960 Produktionsgenossenschaft Handwerk, 1972 VEB Spezialbau Rügen; 1990 Rückübertragung des volkseigenen Betriebes, 2000 Konkurs; für das In- und Ausland Entwürfe von mehr als 50 Schalen-Bauwerken (doppelt gekrümmte Schalentragwerke), deren besondere Kennzeichen geschwungene Dächer aus dünnem Beton sind; Messehalle für Bauwesen und Erdöl Rostock (1966), Restaurant Teepott Rostock-Warnemünde (1968), Rettungsstation Binz (1968), Ausstellungshalle Hyparschale Magdeburg (1969), Stadthalle Neubrandenburg (1969), Rennschlittenbahn Oberhof (1972), Großgaststätte Ahornblatt in Berlin (1972/73, 2000 abgerissen), Planetarium Wolfsburg (1981-1983), Musikpavillon (Kurmuschel) Sassnitz (1985), Zeiss-Planetarium Berlin (1985-1987); plante Zeiss-Planetarien in Kuweit, Tripolis und Helsinki und eine Moschee in Jordanien; Nachlass in der Hochschule Wismar.

Munch, Edvard, Maler, Grafiker

Edvard Munch

geb. 12.12.1863 Løten (Hedmark/Norwegen) gest. 23.1.1944 auf Ekely (bei Oslo/Norwegen)

Vater: Christian M., Militärarzt

Seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt war; seine ältere Schwester Sophie starb bald darauf an Schwindsucht; die jüngere Schwester Laura war wegen Depressionen in ständiger ärztlicher Behandlung und er selbst von schwacher Gesundheit und manisch-depressiv; von den fünf Geschwistern heiratete nur sein Bruder Andreas, der wenige Monate nach der Hochzeit starb; die Eindrücke von Krankheit, Tod und Trauer spiegeln sich in seinem Werk wieder; wuchs in Christiania (Oslo) auf; auf Wunsch des Vaters ein Jahr Ingenieurstudium; Studium der Alten Meister, Unterricht im Aktzeichnen an der Königlichen Zeichenschule in Christiania; 1885 Studienaufenthalt in Paris; verarbeitete Sophies Tod in »Das kranke Kind«; 1889 Ausstellung in Christiania; mit einem Stipendium drei Jahre in Paris, Schüler von Léon Bonnat; nach dem Tod des Vaters »Nacht in St. Cloed« (1890); 1891 Ausstellung in Christiania (u. a. »Melancholie«); 1892 Ausstellung mit seinen Frankreich-Bildern in Christiania; 1892 endete die erste Ausstellung des Berliner Künstlervereins mit 55 Bildern mit einem Skandal (seine Kunst wurde als geschmacklos und brutal abgelehnt) und wurde unter Protest nach wenigen Tagen geschlossen; traf in Berlin im Kreis von Künstlern und Literaten mit August Strindberg, Stanisław Przybyszewski, Gustav Vigeland, Holger Drachmann und Julius Meier-Graefe zusammen; 1898 in Norwegen; eine tragische Liebesbeziehung zu Tulla Larssen endete 1902 nach einer Auseinandersetzung mit einer Schussverletzung seiner linken Hand; 1902 und 1908 überwiegend in Deutschland (Berlin, Lübeck, Weimar, Chemnitz, Elgersburg, Weimar, Ilmenau, Bad Kösen); 1907/08 Erholungsaufenthalt in Warnemünde; wohnte hier als Gast des Lotsen Carl Nielsen Am Strom 53; mietete für seine Frauenakte ein Zimmer im Hotel Rohn; achtmonatiger Klinikaufenthalt in Kopenhagen; letzter Aufenthalt in Warnemünde im Haus von Peter Voß Am Strom 30; 1909 bis zu seinem Tod in Norwegen, anfangs in der Küstenstadt Kragerø; erwarb 1916 den Besitz Ekely (bei Christiania); Illustrationen zu Texten August Strindbergs; Landschaftsbilder vom Christiania-Fjord am Åsgårdstrand; Porträtmalerei und Gruppenporträts; »Der Schrei« (1893), »Der Sturm« (1893), »Madonna« (1894); »Pubertät« (1895); 1895 erste Mappe mit Lithographien zum »Lebensfries«; 1896 in Paris erste Grafiken und Holzschnitte, Fries »Der Spiegel«; »Der Kuß« (1898); »Das Mädchen auf der Brücke (1901); »Die vier Söhne des Dr. Max Linde« (1904); »Amor und Psyche« (1907), »Lübecker Hafen mit Holstentor« (1907) »Badende Männer« (um 1908), »Alter Mann in Warnemünde« (um 1908); 1909 Abschluss der Arbeiten zur »Alpha & Omega-Mappe«; 1908 St.-Olav-Orden; 1963 Eröffnung des Munch-museet Oslo; Munch-Sammlung auch in der Nasjonalgalleriet Oslo und in der Billedgalleri Bergen; seit 1994 Förderverein Munch-Haus in Warnemünde; 1996 Einweihung des Edvard-Munch-Hauses Am Alten Strom 53 als Begegnungsstätte zwischen Norwegen und Deutschland.

Petersson, Hans von, Seemann, Meteorologe

geb. 10.1.1906 Born (Darß) gest. 3.11.1992 Born (Darß)

Vater: Ehrenfried von P., Seemann

Verlor seinen Vater mit elf Jahren; fuhr 1922-1935 zur See; heuerte auf dem Segelschiff "Landkirchen" in Hamburg an; Lehrzeit auf den Segelschiffen "Pamir" und "Priwall"; dann Quartiermeister auf dem Passagierdampfer "Bayern"; Studium an der Seefahrtschule in Wustrow; erhielt mit 24 Jahren das Kapitänspatent; musste seinen Beruf wegen Malaria aufgeben; Praktikant beim Flugwetterdienst; 1945 Aufbau neuer Beobachtungsstationen beim Landeswetterdienst Mecklenburg; Leiter der Station Warnemünde im Observatorium des Meteorologischen Dienstes; 1949 beim Seehydrographischen Dienst der DDR; Aufbau des Ostsee-Observatoriums (später Institut für Meereskunde); entwickelte als Eisbeobachter ein neues Wetterprognoseverfahren; 1973 Leibnitz-Medaille; »Mit vollen Segeln um die Welt. Die erste Reise eines Schiffsjungen« (1984).

Podeus, Heinrich (Wilhelm Joachim Jacob), Seemann, Kaufmann, Unternehmer

geb. 9.11.1832 Warnemünde (Rostock) gest. 21.7.1905 Wismar

Vater: Hans P., Seemann

Entstammte einer seit 1640 in Warnemünde ansässigen Seefahrerfamilie; 1853 Steuermanns- und 1857 Kapitänsprüfung in Wustrow; ließ 1858 bei Otto Ludewig in Rostock sein erstes Schiff bauen, die Bark Hans Georg, die er 13 Jahre auf Frachttouren führte; 1870 Niederlassung in Wismar als Kohlenimporteur, später auch Holzgroßhändler, Dampfschiffsreeder und Industrieunternehmer; übernahm 1879 die Eisengießerei und Maschinenfabrik Crull; schuf eine Abteilung zum Bau landwirtschaftlicher Maschinen und einen Produktionsbereich für Schiffshilfsmaschinen; eröffnete 1887 eine Handelsfiliale in Schwerin und erwarb 1888 die Eisengießerei und Maschinenfabrik C. Voigt; gründete 1894 eine Waggonfabrik; 1932 Schließung des Betriebs infolge der Weltwirtschaftskrise (Gelände und Immobilien wurden später von den Dornier-Werken übernommen); 1885 Kommerzienrat; seit 1891 im mecklenburgischen Landeseisenbahnrat; 1892 Mitbegründer und Vorsitzender des Wismarer Kanalbauvereins; 1894 Vorsitzender der Wismarer Kaufmanns-Kompanie; 1895 Geheimer Kommerzienrat; 1899 Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Deutschen Flotten- und des Kolonialvereins; Britischer Konsularagent in Wismar; Mitglied des Seeamtes und des Bürgerausschusses; verdient um die wirtschaftliche Entwicklung Wismars und der Region; Straßenbenennung in Wismar; Familiengrab auf dem denkmalgeschützten Friedhof in Wismar.

Quittenbaum, Friedrich, Theologe

geb. 9.5.1777 Goslar gest. 1.5.1856 Warnemünde (Rostock)

Vater: Goldarbeiter

Schule in Goslar; drei Jahre Studium in Helmstedt; Hauslehrer in Lübeck und in Mecklenburg; 1809 Hilfsprediger in Boizenburg (Elbe); 1819 Prediger in Warnemünde.

Riedel, Karl, Pädagoge, (niederdeutscher) Schriftsteller

geb. 31.7.1901 Neukloster gest. 23.1.1973 Warnemünde (Rostock)

Vater: Eisenwarenhändler

1908-1916 Seminarübungsschule; 1916-1919 Präparandenanstalt; 1920-1922 Lehrerseminar Neukloster; gründete in Mecklenburg Orts- und Schulgruppen des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA) und baute eine Pressestelle des VDA-Landesverbandes Mecklenburg auf, die er von Plau, dann von Warnemünde aus leitete; 1935 Angliederung der Forschungsstelle Mecklenburger in aller Welt; 1946 als Mitglied des Kulturbundes Natur- und Heimatarbeit in Warnemünde; legte Lehrpfade an und sorgte für die Anpflanzung selten gewordener Strandpflanzen; organisierte Sanddornbeerensammlungen zur Vitamin-C-Gewinnung; stellte 1949 Lichtbildserien von Rügen, Hiddensee und der Ostseeküste zu Vorträgen zusammen; verwaltete 1945-1949 die Volkshochschule Warnemünde; 1949-1952 Fachlehrer für Fischerei, Meeresbiologie und Fischereikunde an der Landesberufsschule für Seeund Küstenfischer Warnemünde, 1953-1959 an der Betriebsberufsschule John Schehr des Fischkombinats Rostock-Warnemünde, dann Lehrer an der Oberschule Warnemünde; Herausgeber der Zeitschrift »Buten un binnen« (1937/38); »Weltwanderbuch der Mecklenburger« (1937); »Warnemünde von einst und von heute« und »Über Warnemünder Hausmarken als Familien- und Sippensymbole« in »Kommunalpolitische Schriftenreihe Rostock« (1938).

Ringelnatz, Joachim (eigentl.: Hans Bötticher; Pseud.: Pinko Meyer, Fritz Dörry, Gustav Hester), Schriftsteller, Rezitator, Maler

geb. 7.8.1883 Wurzen gest. 17.11.1934 Berlin

Vater: Georg Bötticher, Grafiker, Schriftsteller

Seit 1886 in Leipzig, wo sein Vater ein erfolgreicher Schriftsteller war; erhielt als Schulrüpel einen Verweis vom Gymnasium; beendete eine Privat-Realschule 1901 nach der Obersekunda; wegen seiner äußeren Erscheinung (lange Vogelnase, kleine Statur, mager) gehänselt; neben Tätigkeiten als Gelegenheitsarbeiter, Jahrmarkthelfer, Handelsreisender, Fremdenführer, Kunstmaler und Tabaksladenbesitzer immer wieder arbeitslos und in materieller Bedrängnis; heuerte 1901 als Schiffsjunge in Hamburg an; seit 1904 bei der Kaiserlichen Marine in Kiel, kam 1905 erstmals auf dem Seeweg mit dem Kreuzer Nymphe von Kiel nach Warnemünde; arbeitete 1907/08 beim Kommis in Leipzig und Frankfurt (Main); 1909 erste Auftritte in Münchens Künstlerkneipe Simplicissimus und Gedichte in der Zeitschrift »Simplicissimus«; ging 1911 nach Tirol und Riga; kam 1914 als Marinesoldat im Ersten Weltkrieg ein weiteres Mal nach Warnemünde; nahm Privatquartier bei Frau Dethloff (John-Brinckman-Straße 3) und verkehrte im Café Bechlin (Am Alten Strom 107/108); erlebte die Generalprobe von Wagners »Rheingold« im Stadttheater Rostock; erfand die Figur des ständig betrunkenen Seemanns Kuttel Daddeldu (erste Verse entstanden in Warnemünde); lebte seit 1929 in Berlin; ab 1933 verfemter Autor und Auftrittsverbot; starb an Tuberkulose; mit seinen Seemannsversen und seinen Auftritten als Komiker in Kabaretts sehr populär; mit Paul Wegener und Asta Nielsen befreundet, die er in ihrem Sommerhaus Das Karussell auf Hiddensee besuchte; Verfasser humoristischer Verse und Kinderbücher; »Landpartie der Tiere« (1892; Tierakrostichon); Gedichte: »Die Schnupftabakdose« (1912), »Joachim Ringelnatzens Turngedichte« (1920), »Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid« (1920) und »Die gebatikte Schusterpaste« (1921); Prosa: »Ein jeder lebt’s«(1913), »Die Woge« (1922), »… liner Roma …« (1924; mit 10 Bildern von ihm selbst) und »Nervosipopel« (1924); autobiographische Bücher: »Was ein Schiffsjungen-Tagebuch erzählt« (1911); »Matrosen. Erinnerungen« (1928), »Als Mariner im Krieg« (1928), »Mein Leben bis zum Kriege« (1931) und »Die Flasche und mit ihr auf Reisen« (1932); seit 1948 Ringelnatz-Sammlung im Städtischen Museum Wurzen; 1983, zum 100. Geburtstag, Umbenennung des Geburtshauses in Ringelnatzhaus; 1986-1991 und ab 2000 Joachim-Ringelnatz-Preises für Lyrik in Cuxhaven; 2000 Nachlassverwaltung von der Joachim-Ringelnatz-Stiftung.

Rogge, Theodor, Maler

geb. 21.1.1854 Rostock gest. ?

Akademie und Polytechnikum in München; 1889 Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Lissabon, 1891 Professor; lebte in Berlin-Friedenau; seit 1893 Mitglied der Allgemeinen Deutschen Künstlergenossenschaft; Zeichnungen für die Leipziger »Illustrirte Zeitung« (1843 ff.); »Album von Rostock und Warnemünde« (1884); »Rostocks Profanbauten im Mittelalter« in »Zeitschrift für bildende Kunst« (1888); »Die St. Marienkirche in Rostock« in »Allgemeine Bauzeitung« (1890).

Ross, Heinrich (gen.: Hein), Seemann, Schiffbauer, Maler

Hein Ross

geb. 4.12.1877 Berlin gest. 29.4.1969 Warnemünde (Rostock)

Vater: Goldschmied

Sein Vater musste nach dem Sozialistengesetz mit der Familie nach Kopenhagen auswandern; fuhr nach der Schulzeit zur See; 1896-1900 Lehre als Schiffszimmermann in Kopenhagen; Mitbegründer des ersten skandinavischen Arbeiter-Sportvereins in Kopenhagen; ausgezeichneter Schwimmer und Langstreckenläufer; fuhr nach seiner Lehre wieder zur See; Militärdienst bei der Kaiserlichen Marine in Kiel; 1914-1918 Kriegsdienst; 1919 Kunstakademie in Königsberg, später an der Berliner Akademie; Abbruch seines Kunststudiums wegen der Weltwirtschaftskrise; arbeitete auf dänischen, amerikanischen und deutschen Schiffen und Werften; ließ sich 1936 in Warnemünde nieder, wo er im technischen Dienst des Fliegerhorstes arbeitete; 1951 Betreuung des Warnemünder Heimatmuseums; zu seinem 125. Geburtstag Gedenkausstellung des Rostocker Kunstvereins im Mönchentor.

Sager, Günther, Biologe

geb. 4.6.1923 Rostock gest. 27.12.1991 Warnemünde (Rostock)

Oberrealschule Rostock; 1942 Studium für Bauingenieurwesen an der TH Stuttgart (durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen); 1946 Mathematikund Physikstudium an der Universität Rostock; 1950 Staatsexamen für das höhere Lehramt; Lehraufträge in Greifswald und Warnemünde; 1952 am Ostsee- Observatorium des Seehydrographischen Dienstes und 1958 am Institut für Meereskunde in Warnemünde tätig; 1961 Promotion, 1964 Habilitation in Leipzig; internationale Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Meeresgezeiten (Gezeitenatlanten); Forschungen zur Meeresakustik und Biometrie; etwa 450 Publikationen; »Gezeitenvoraussagen und Gezeitenrechenmaschinen« (1955); »Gezeiten und Schiffahrt« (1959); »Ebbe und Flut« (1959); »Atlas der Elemente des Tidenhubs und der Gezeitenströme für die Nordsee, den Kanal und die Irische See« (1963); »Naturgewalt Meer« (1972); »Mensch und Gezeiten« (1987); »Schiffe, Schlachten und Gezeiten« (1990); »Untersuchungen über die Abhängigkeit des Wasserstandes in Warnemünde von der Windverteilung über der Ostsee« in »Annalen für Hydrographie« (1956).

Schäfer, Erhard, Fotograf

Erhard Schäfer

geb. 31.5.1897 (Tetschen-)Bodenbach (Böhmen; Děčin/ Tschechien) gest. 6.12.1987 Warnemünde (Rostock)

Fotografenlehre im Hannoverschen; nach dem Ersten Weltkrieg Strandfotograf im Seebad Binz; im Winter Fotoarbeiten in Davos (Schweiz); übernahm 1929 ein Ladengeschäft in Warnemünde am Alten Strom; fotografierte Schiffe, maritime Motive und die heimische Industrie; Aufträge von der Verkehrsfliegerschule, den Ernst-Heinkel- Flugzeugwerken und den Arado-Werken; seit 1945 ist der größte Teil seiner Aufnahmen verschollen; in den 1950er Jahren enteignet; weiterhin als Fotograf tätig; fertigte Ansichtskarten von Warnemünde; Fotosammlung zur lokalen Schifffahrt, der Deutschen Seereederei und des Fischkombinats Rostock; Nachlass (Glasplattenarchiv) im Stadtarchiv Rostock.

Scharnow, Ulrich, Seemann

geb. 4.10.1926 Küstrin gest. 20.5.1999 Warnemünde (Rostock)

1940 an der Schiffsjungenschule Stettin; Matrose; Seefahrtsschule Elsfleth; Studium und 1967 Promotion an der Pädagogischen Hochschule Potsdam; Ausbildungsoffizier; Kapitänspatent; Lehrer, ab 1965 stellvertretender Direktor der Seefahrtschule Wustrow, dann Prorektor der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde-Wustrow, 1991 Emeritierung; begründete das Warnemünder Modell der Seefahrtsausbildung; an der Entwicklung der Laderaummeteorologie beteiligt; 1990 Gründer und bis 1995 Leiter des Nautischen Vereins in Rostock; 1992-1998 stellvertretender Vorsitzender des Ständigen Fachausschusses des Deutschen Nautischen Vereins; »Ozeanographie für Nautiker« (1961); »Seekarte, Kompass und Radarschirm« (1962); »Die meteorologische Navigation als eine Methode zur optimalen Nutzung physischgeographischer Gegebenheiten im Seeverkehr« (Diss., 1967); »Seemannschaft« (3 Bde.; 1975- 1984); »Lexikon Seefahrt« (1976; 5. Aufl., 1988); »Grundlagen der Ozeanologie« (1978); »Maritime Wetterkunde« (1990); »Die Verwendung morphologischer Kleinformen am winterlichen Ostseestrand für den Geographieunterricht« in »Zeitschrift für den Erdkundeunterricht« (1957); »Die Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/ Wustrow« in »Seewirtschaft« (1970).

Schomburg, Wilhelm, Gartenarchitekt

geb. 16.4.1870 Holte (Bissendorf/Niedersachsen) gest. 14.12.1940 Rostock

Vater: Heinrich Wilhelm S., Köhlermeister

1885-1888 Gärtnerlehre in Osnabrück und Köstritz; Gärtnergehilfe in Gera, Saalfeld und Madlitz (bei Frankfurt/Oder); Pflanzenkultivator und später Obergehilfe in der Königlichen Hofgärtnerei am Neuen Palais bei Potsdam; 1904 Stadtgärtner in Rostock; unter seiner Leitung erfolgte 1910 die Umgestaltung des Wildgartens zum Wild- und Dendrologischen Garten (heute Zoologischer Garten) in den Barnstorfer Anlagen; schuf 1911 die Anlagen des Neuen und des Alten Friedhofs Rostock; nach seinen Plänen Umgestaltung des Kurparks und Kurhausgartens Warnemünde; 1913 Stadtgartendirektor; übernahm entgegen den Dienstvorschriften zahlreiche Privataufträge, deshalb Gerichtsverfahren und 1924-1926 seines Dienstes enthoben; 1928 Eröffnung des Kurhauses und des neu gestalteten Kurgartens in Warnemünde; Ehrenfriedhof auf dem Neuen Friedhof Rostock; wegen eigenmächtiger Etatüberschreitungen 1931 erneut Disziplinarverfahren und 1933 Entlassung; 1919-1932 Vorsitzender der Landesgruppe Pommern-Mecklenburg der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Schurz, Carl, Journalist, Diplomat, Minister

Gottfried Kinkel (links) und Carl Schurz (rechts)

geb. 2.3.1829 auf einer Burg bei Liblar (Rheinland) gest. 14.5.1906 New York (USA)

Vater: Eisenwarenhändler

Dorfschule Liblar, Elementarschule Brühl, 1839-1846 Gymnasium in Köln (bis zur Unterprima); Gasthörer an der Universität in Bonn und Selbststudium; 1846/47 Oberprima und Abitur in Köln; 1847/48 Philologie- und Geschichtsstudium in Bonn (hörte Vorlesungen bei Gottfried Kinkel); 1848 Mitgründer und Redakteur der »Bonner Zeitung« und gemeinsam mit Kinkel im Demokratischen Club; 1848 Vertreter der Bonner Studentenschaft beim Studentenkongress in Eisenach; an bewaffneten Kämpfen in der Pfalz und in Baden beteiligt; Flucht aus der Festung Rastatt; 1849 politischer Flüchtling in der Schweiz; wurde durch die spektakuläre Befreiungsaktion Kinkels aus der Festung Spandau (5./6. November 1850) populär; gelungene gemeinsame Flucht durch Mecklenburg mit Hilfe gleich gesinnter Freunde in Fürstenberg, Strelitz, Teterow und Rostock; Rast im Gasthof Zum Weißen Kreuz vor Rostock, Aufenthalt im Haus des Reeders Ernst Brockelmann in der Mühlentorvorstadt Rostock, Quartier im Gasthaus Wöhlert in Warnemünde; am 17. November 1850 Überfahrt nach England; 1852 Auswanderung nach Amerika per Schiff von Portsmouth nach New York; 1954 Farmer in Watertown (Wisconsin/USA); in den 1860er Jahren steile politische Karriere; 1861 Gesandter der Vereinigten Staaten in Spanien; im Bürgerkrieg 1862-1865 Generalmajor einer Division; 1865/66 Washingtoner Korrespondent des New Yorker »Tribune«; 1869-1875 Bundessenator von Missouri in Washington; 1877-1881 amerikanischer Innenminister unter Präsident Rutherford B. Hayes; setzte die Reform des öffentlichen Dienstes durch, vertrat eine gerechte Indianerpolitik und den Ausgleich zwischen Nord- und Südstaaten; viele Jahre Journalist; 1881-1883 Redakteur der »New York Evening Post« und der »Nation«; 1892-1898 Kolumnist von »Harper’s Weekly«; 1901-1906 literarisch tätig; schrieb seine »Lebenserinnerungen« (3 Bde.; 1906-1923); »Gottfried Kinkels Befreiung aus dem Zuchthause zu Spandau. Aus den Lebenserinnerungen von Karl Schurz« (1920); »Flucht in die Enttäuschung. Aus den Lebenserinnerungen des Deutschamerikaners Carl Schurz« (1952; hrsg. von Franz Fühmann); »Die Briefe von Carl Schurz an Gottfried Kinkel« (1965).

Seehase, Charlotte (geb.: Grüber) Dichterin

geb. 28.1.1907 Schalksmühle gest. 6.12.1993 Warnemünde (Rostock)

Ehemann: Hans (Heinrich Friedrich) S., Flugzeugbauer, Erfinder

1938 Heirat; lebte in Warnemünde, dann wieder in Schalksmühle; Verfasserin von Gedichten, Liedern und Mundarterzählungen; »Ein Jahresring« mit zwei Bänden »Zweisames Naturerleben in Liedern« (1941) und »Junge Mutter. Lieder und Gedichte. 37 Lieder und Gedichte für die junge Mutter« (1943); »Menschen, Gedanken, Gedichte, Gesänge« (1955); Herausgeberin von »Kräutlein Glück. Naturlieder« (1990).

Seehase, Hans (Heinrich Friedrich), Flugzeugbauer, Erfinder

geb. 5.3.1887 Warnemünde (Rostock) gest. 19.9.1974 Schalksmühle

Vater: Johann Joachim Friedrich S., Gastwirt

Ehefrau: Charlotte S., Dichterin

Volksschule in Warnemünde und Realgymnasium in Rostock, 1907 Abitur; Praktikum auf der Neptunwerft Rostock; fuhr dann zur See; bis 1912 Maschinenbaustudium an der TH Berlin; 1912-1914 Assistent, 1914 Promotion und Privatdozent an der TH Berlin; 1916 Technischer Leiter der Sablatnig-Flugzeugwerke Berlin; entwickelte 1919 das erste in Deutschland konzipierte Passagierflugzeug; konstruierte 1921 ein Kleinauto mit 10 PS; gründete 1923 in Berlin eine eigene Firma, wo über 200 Patente entstanden (u. a. ein zerlegbares Motorrad, ein Drachenfallschirm und eine Schablone zum Durchzeichnen technischer Konstruktionen); produzierte 1944 in seiner Firma Dr. Seehase Leichtbau in Warnemünde Rechenschieber und Zeichenschablonen; 1970 Übersiedlung in die BRD; »Die experimentelle Ermittlung des Verlaufes der Stoßkraft und die Bestimmung der Deformationsarbeit beim Stauchversuch« (Diss., 1914); Nachlass im Stadtarchiv Rostock; technischer Nachlass im Archiv des Deutschen Technikmuseums Berlin, rechentechnischer Nachlass im Technischen Landesmuseum Wismar.

Siemssen, Adolf Christian, Naturwissenschaftler

geb. 2.5.1768 Strelitz Alt (Neustrelitz) gest. 17.6.1833 Rostock

Vater: Justiz- und Amtsrat

Gymnasium in Friedland; Theologie- und Naturwissenschaftsstudium in Bützow und Göttingen; 1789 Hauslehrer in Kritzow (bei Schwerin); 1792 Promotion und Privatdozent für Philosophie an der Universität Rostock; 1796-1828 Kollaborator an der Großen Stadtschule Rostock; Magister der freien Künste; umfangreiche naturwissenschaftliche Sammlung mit Konchylien, Vögeln, Petrefakten und Herbarien (nach seinem Tod im Besitz der Universität Rostock); zeichnete die erste physiographische Karte von Mecklenburg; machte floristische Entdeckungen; Begründer der heimischen Ornithologie, Ichthyologie, Konchyliologie und Mineralogie; 1800 Mitbegründer der Mecklenburgischen Naturforschenden Gesellschaft, später ihr ständiger Sekretär; 1819 Mitglied der Philomathischen Gesellschaft in Rostock; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; Ehrenmitglied der Physikalischen Privatgesellschaft in Göttingen, der Mineralogischen Gesellschaft in Jena sowie der Sozietät der Forst- und Jagdkunde in Waltershausen; Herausgeber des »Magazins für die Naturkunde und Ökonomie Mecklenburgs« (2 Bde.; 1791/92) und darin Autor der Aufsätze »Ueber den Wolf, dessen Jagd und gänzliche Ausrottung in Mecklenburg«, »Die natürliche Geschichte des Luchses und seine Ausrottung im Vaterlande« und »Beitrag zur Lebensgeschichte des Herrn Gottlieb Burchard Genzmer«; leitender Redakteur der »Neuen Monatschrift von und für Mecklenburg« (1792-1801) und darin Autor der Beiträge »Verzeichniß der gesammten Mecklenburgischen Schulschriften« und »Verzeichniß der in Kupfer gestochenen Bildnisse eingeborener und recipirter Mecklenburger« (1792); Herausgeber der »Gemeinnützigen Aufsätze für den Stadt- und Landmann« (1796-1799); »Vorläufige Nachricht von den Mineralien Mecklenburgs« (1792); »Die Fische Mecklenburgs« (1794); »Handbuch zur systematischen Kenntniß der Meklenburgischen Land- und Wasservögel« (1794); »Naturgeschichte der großen Tannenraupe nebst Anweisung zu deren Vertilgung« (1794); »Systematisches Verzeichniß der Mecklenburgischen Conchylien« (1794); »Über die sicherste Befestigung und nutzbarste Bepflanzung der Dünen zu Warnemünde« (1803); »Systematische Uebersicht der Mineralogisch einfachen Mecklenburgischen Fossilien« (1804); Beiträge im »Freimüthigen Abendblatt« (1818-1829).

Stein, Karl (Heinrich Julius Friedrich) von (Pseud.: Karl Julius), Soldat, Schriftsteller

geb. 24.8.1831 Rostock gest. 28.11.1916 Leipzig

Vater: Soldat

Dom-Gymnasium in Ratzeburg; 1849 Kadett, 1850 Offizier; später bei der Steuer- und Zollverwaltung; Vorstand des Seezollamtes Warnemünde; 1870/71 Adjutant der 34. Infanteriebrigade; bis 1882 Vortragender Rat im Militärdepartement Schwerin; danach Schriftsteller in Leipzig; »Vom kleinen Graal. Eine Erinnerung aus Warnemünde« (1872); »Grabstätten und Denkmäler mecklenburgischer Krieger aus den Jahren 1870-71« (1874); »Auch ein Offizier. Roman« (1905); »Ein Glücksflicker. Roman« (1906).

Stenglin, Viktor (Friedrich Hartwig Wilhelm) von, (Freiherr), Soldat

geb. 3.7.1825 Gelbensande gest. 29.8.1897 Warnemünde (Rostock), begr. Schwerin

Vater: Philipp (Heinrich Louis)von S., Forstwirt

Im Großherzoglichen Pagenkorps erzogen; 1842 im 2. Mecklenburgischen Musketierbataillon; 1842 Sekondeleutnant; 1849 ins Grenadier-Gardebataillon versetzt; 1850 Premierleutnant; 1857 Hauptmann und Kompaniechef des leichten Infanteriebataillons; 1866 Major und Stabsoffizier beim 1. Infanterie-Regiment; 1867 Bezirkskommandeur des 1. Bataillons des 1. Großherzoglichen Landwehr-Regiments Nr. 89; 1871 Oberstleutnant; 1881 Oberst; 1881 Kommandant der Residenzstadt Schwerin; 1886 Generalmajor; 1892 Generalleutnant; Ritter des Johanniterordens; 1884 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.

Trojan, Johannes, Redakteur, Dichter

geb. 14.8.1837 Danzig (Gdànsk/Polen) gest. 21.11.1915 Rostock

Vater: Carl Gottfried T., Kaufmann

Gymnasium in Danzig; 1856-1858 Medizin- und Naturwissenschaftsstudium in Göttingen, 1858/59 in Berlin; 1859/60 Philologiestudium in Berlin und Bonn; 1862 Feuilletonredakteur, 1886-1909 Chefredakteur der Zeitschrift »Kladderadatsch«; 1898 wegen Majestätsbeleidigung in seinen Satiren angeklagt und zu zwei Monaten Festungshaft auf der Festung Weichselmünde verurteilt; lebte ab 1909 in Warnemünde im Hause Ilion; Mitglied des Literaturkreises Tunnel über der Spree; lebenslange Freundschaft und Briefwechsel mit Heinrich Seidel (später auch mit dessen Sohn Heinrich Wolfgang); schrieb den Nekrolog auf Heinrich Seidel im »Biographischen Jahrbuch« (1908); Freundschaft mit Paul Konewka, dessen Schwester Marie († 1873) er 1866 heiratete; nach dem Tod seiner Frau 1874 zweite Ehe mit der Hausdame Clara Bartsch (Tochter des Medizinialrats Carl Bartsch aus Warin); unternahm 1900 und 1907 mit seiner Frau Schiffsreisen nach Amerika; 1912 Dr. h. c. der Universität Rostock; schrieb humoristische Erzählungen, Gedichte und Kinderlieder; »Durch Feld und Wald durch Haus und Hof. Eine komische Kinderschrift« (1863); »Der schwarze Peter. Ein Bilderbuch für artige Kinder« (1869; mit Silhouetten von Konewka); »Beim Onkel auf dem Lande. Ein lustiges Bilderbuch für die Kleinen« (1870); »Scherzgedichte (1883); »Von drinnen und draußen. Gedichte« (1888); »Von Strand und Heide und andere Skizzen« (1888); »Ein Kriegsgedenkbuch aus dem Kladderadatsch in Ernst und Humor aus den Jahren 1870-71« (1890); »Für gewöhnliche Leute« (1893); »Das Wustrower Königsschießen und andere Humoresken« (1894); »Zwei Monate Festung« (1899); »Hundert Kinderlieder (1899); »Der Sängerkrieg zu Trarbach. Beiträge zur Geschichte des Wettbewerbs um den Preis für das beste Moselweinlied« (1899); »Aus dem Reich der Flora« (1910); »Erinnerungen« (1912).

Wiggers, Moritz (Karl Georg) Jurist, Parlamentarier

geb. 17.10.1816 Rostock gest. 30.7.1894 Rostock

Vater: Gustav (Adam) Friedrich W., Theologe

Bruder: Julius (Otto August) W., Theologe, Parlamentarier

Gymnasium in Rostock; 1835 Jurastudium in Rostock, Heidelberg und Göttingen; in Rostock 1836 Mitglied im Corps Vandalia, 1837 im Corps Hanseatica; in Heidelberg Mitglied des Corps Guestphalia; 1843 Advokat und Notar in Rostock; im Rostocker Reformverein aktiv; stand 1848 an der Spitze der DDP; 1848/49 in der Konstituierenden Versammlung beider Mecklenburg (Linke, Präsident), 1850 im Landtag Mecklenburg-Schwerin (Präsident); 1850 wegen Begünstigung der Flucht Gottfried Kinkels aus dem Gefängnis Spandau (bei Berlin) über Mecklenburg nach England angeklagt; 1853 in den Rostocker Hochverratsprozess verwickelt; von Mai 1853 bis Oktober 1857 gemeinsam mit seinem Bruder Julius in Bützow in Untersuchungshaft, 1857 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, begnadigt, Berufsverbot und aus Mecklenburg ausgewiesen; nach kurzem Aufenthalt in Berlin wieder in Mecklenburg, wurde aber von der Advokatenliste gestrichen; blieb unverheiratet und lebte im Haus seines Bruders in Rostock; 1859 Mitglied des Ausschusses des Deutschen National-Vereins und Mitbegründer des Abgeordnetentages in Frankfurt (Main); 1867 Mitglied des Konstituierenden Reichstages, 1867-1870 des Reichstages des Norddeutschen Bundes, 1871-1881 des Deutschen Reichstages (DFP, Wahlkreis Berlin); widmete sich im Alter dem Projekt des Schifffahrtkanals von Rostock nach Berlin; 1869 Gründer des Mecklenburgischen Kanalvereins in Rostock; 1869 Mitbegründer und Mitglied des Zentralvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanal-Schiffahrt Berlin; schrieb mit seinem Bruder die »Geschichte der drei mecklenburgischen Landesklöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz« (1848) und »Grammatik der italienischen Sprache« (1859); »Die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde« (1860); »Volkswirtschaftliche Blätter« (1861); »Die mecklenburgische Steuerreform, Preußen und der Zollverein« (1862); »Die Wiederherstellung der Leibeigenschaft in Mecklenburg« (1864); »Der Vernichtungskampf wider die Bauern in Mecklenburg« (1864); »Die Finanzverhältnisse des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin« (1866); »Die Vererbpachtung der Domanial-Bauerngehöfte in Mecklenburg-Schwerin« (1868); »Die Reform der bäuerlichen Verhältnisse im Domanium des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin« (1869); »Der Rostock-Berliner-Canal« (1869); »Die Rostock-Warnemünder Hafenbaufrage« (1884).

Witte, Friedrich Carl; Chemiker

Geb. 6. Juli 1864 in Rostock gest. 24. Mai 1938 in Fürstenberg

in Bearbeitung

Zehender, (Carl) Wilhelm von, Mediziner

geb. 1.7.1819 Bremen gest. 19.12.1916 Warnemünde (Rostock)

Vater: Ferdinand Rudolf von Z., Legationsrat

Gymnasium in Eutin; 1840 Medizinstudium in Halle und Göttingen; 1845 Promotion in Göttingen; Arzt im Oldenburgischen; Militärarzt im Schleswig-Holsteinischen Krieg gegen Dänemark; Assistenzarzt in Wien und Berlin; 1856 Augenarzt des Erbgroßherzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Neustrelitz; Medizinalrat und Mitglied des Mecklenburg-Strelitzer Medizinal-Kollegiums; 1862 ordentlicher Professor der Augenheilkunde in Bern; 1863 Begründer und bis 1899 Herausgeber der »Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde«; 1866 Honorarprofessor, als erster selbständiger Ophthalmologe in Rostock; 1869-1889 ordentlicher Professor in Rostock; 1872-1873, 1881-1882, 1883-1888/89 Dekan der Medizinischen Fakultät; 1875/76 Rektor; 1889 Obermedizinalrat; legte nach gescheiterten Bemühungen um den Bau einer eigenen Klinik 1889 sein Lehramt nieder, ging nach München und widmete sich ausschließlich der Redaktion der »Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde»; 1907 Rückkehr nach Warnemünde; 1884 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; Hausorden der Wendischen Krone; Redakteur des »Correspondenz-Blattes für die Ärzte im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz« (1860); Herausgeber der »Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde« (1863-1869); »Handbuch der gesamten Augenheilkunde« (2 Bde.; 1869); »Die Blinden in den Großherzogthümern Mecklenburg« (1871); »Die Hetzerei gegen Mecklenburg aus Anlaß der beabsichtigten Erbauung einer katholischen Kirche in Rostock« (1883); Grabstätte (ohne Stein) im Landschaftspark Stephan Jantzen in Warnemünde.

Sagen, Geschichten, Legenden und Anekdoten zu Warnemünde

Wilhelm Dabelstein, ein vergessener Autor und die „Schlacht im Breitling“

In der Vergangenheit immer wieder haben bekannte und unbekannte Autoren Warnemünder Leben literarisch verarbeitet. Einiges davon, so z.B. aus der Feder von Erich Kästner, Heinrich Seidel oder Kurt Tucholsky, gereicht hier fast zu einem Stück Weltliteratur. Anderes geriet der Vergessenheit anheim und harrt der Wiederentdeckung. Vergessen und doch oft unbemerkt bis in unsere Tage nachwirkend. Ein Beispiel dafür ist der Warnemünder Wilhelm Dabelstein, der vor gut einem Jahrhundert die hier Lebenden mit seinem, in typischem Warnemünder Platt verfassten, Erzählungen zum schmunzeln brachte. Über die Person Dabelsteins sind auf uns kaum noch Informationen gekommen. Selbst ein Foto o.ä. ließ sich von ihm bislang nicht finden. Nur vereinzelte Anmerkungen in seinen Erzählungen lassen Rückschlüsse auf sein Warnemünder Dasein zu. Der Name Dabelstein taucht gelegentlich als Signatur bei Gemälden mit Warnemünder Sujets auf (Eines davon im Heimatmuseum), die aber mit hoher Warscheinlichkeit von einem anderen Familienmitglied gleichen Nachnamens stammen. Einer der Gründe dafür, das Dabelsteins kleine Literaturkabinettstückchen heute weitgehend vergessen sind, nennt uns Richard Wossidlo: „.. man führt gewisse Eigentümlichkeiten der vom übrigen Plattdeutschen stark abweichenden Mundart der Warnemünder, der „Warneminner Liet“ auf vermutete skandinavische Ursprungsbesiedlung und deren Mischung mit dem niederdeutschen zurück.“ Die Eigentümlichkeit des hiesigen Dialektes war oft selbst für die „Plattdeutschen“ aus der Nachbarregion schwer verständlich. So widmeten sich seine unterhaltsamen Satiren eben fast ausschließlich einer Warnemünder Leserschaft. Unter ihnen wirken sie jedoch unbewußt bis in unsere Tage nach. Nachfolgendes Dabelsteinsches Zitat mag das unterstreichen: „Wat´n richtigen Warminner is, de is up de Rostocker in´n Allgemeinen nich alltau god tau spräken, un wenn dit etwa´n Rostocker unner de Ogen kümmt, so kann ick em nich helpen. Nich blot , dat se uns in de letzt Tid up dat ganze Nurden- und Nurdwesten–Enn´ de Swin verbaden hewwen, so dat de Urt nu indelt ward in en „feines Viertel“ un en „Schweineviertel“ (wo tom bispill ik de Ehr heww in tau wahnen), ne dat is ok all in olle un öllste Tiden so west, dat se ümmer versöcht hemmen uns tau dükern.“ Und so beschreibt er das Warnemünder Leben das er selbst tagtäglich erlebt. Nachfolgendes Beispiel soll davon zeugen. Zunächst versucht, die folgende Erzählung hier im Original-Dialekt anzufügen, habe ich mich schließlich dazu entschlossen sie für „Berliners“ und sonstige Zugereiste lieber hochdeutsch nachzuerzählen, da selbst ältest eingesessene Warnemünder diesen seit knapp hundert Jahren ausgestorbenen prägnant eigenen Dialekt nicht mehr schreiben, sprechen oder lesen können.

Die Seeschlacht auf dem Breitling

Wilhelm Dabelstein 1909 (hochdeutsch nacherzählt)

Es sind noch eine ganze Reihe Leute hier, die sich an die Ereignisse aus ihrer Jugendzeit erinnern. Da durfte in Warnemünde kein Bäcker und kein Schlachter sein, um den Rostocker Bäckern und Schlachtern ihren Verdienst nicht streitig zu machen. Manche der Alten entsinnen sich, das sie im Winter mit Schlitten oft über das Eis der Warnow das Brot für die Einwohner aus Rostock geholt haben um sich einen Schilling zu verdienen. Und das jetzige Geschäft des Schlachters G. von seinem Vater begründet worden ist, indem der damals jeden Sonnabend mit einem Wagen voll Fleisch aus Kröpelin kam und am Rostocker Ende anhielt, wo sich die Warnemünder Frauen heimlich Fleisch holten. Selbst backen durften sie. Der Gemeindebackofen stand am Rostocker Ende. Das Backen ging umschichtig und vorher musste das sogenannte „Backelgeld“ bezahlt werden, was mit dem „Schulholzgeld“, „Wach- und Leuchtegeld“ und ich weiß nicht noch was, die Warnemünder Steuern ausmachte. Was auch heutigentags noch Einwohner die zu den „Eximierten“ („von Lasten Befreiten“) gehören, bezahlen müssen. Auch wenn inzwischen die Backerei aufgehört hat und jeder sein Brot kaufen kann wo er will. So wie mit den Bäckern und Schlachtern war es auch noch mit anderen Sachen. So zum Beispiel durfte kein Warnemünder Schiffer ein Schiff fahren, das in Rostock vom Stapel gelaufen war, ausgenommen er war Rostocker Bürger geworden und bezahlte Rostocker Steuern. Einmal soll es doch vorgekommen sein, das ein Warnemünder Kapitän, ohne diese Bedingung zu erfüllen, mit einem neuen Rostocker Schiff ausgelaufen ist, das auch noch in Rostock gebaut worden war. Als er dann von großer Reise mit einer Ladung Bordeaux-Wein wieder hier angekommen war, und mit seinem Schiff im Pinnengraben lag, wo damals eben die großen Schiffe lagen. Die Warnow wie heute war zu jener Zeit noch nicht vorhanden. Da wollten ihm die Rostocker das Ruder von seinem Schiff abnehmen, damit er nicht wieder auslaufen könne. Beim ersten Versuch ließen die Warnemünder sie nicht an Bord. Aber als dann in den folgenden Tagen ein steifer Südost wehte, kamen dann die Rostocker mit ihren flachen Leichtern gesegelt, mit denen sie sonst das Korn von Rostock zu den großen Schiffen auf der Warnemünder Reede brachten. Sie hatten so viele Mannschaften an Bord, das der Warnemünder Kapitän nun nicht mehr entkommen konnte und aufgab. So verlor er schließlich sein Ruder. Nach derartigem Ärger siedelte er sich nun in Ribnitz an und handelte zukünftig von dort aus. Es muß aber auch erwähnt werden, das die Warnemünde sich oft nicht an die „Rostocker Ordnung“ hielten. So zum Beispiel konnten sie es immer nicht lassen, auf dem Breitling wo doch einzig das Revier der Rostocker Fischer war, nicht blos im Winter Aal zu stechen, sondern auch, was noch schlimmer ist mit der Aalharke zu segeln. Einmal sind sie gerade bei dieser Fischräuberei, da sehen sie wie ein halbes dutzend Rostocker Fischer die Warnow herunter gesegelt kommt. Die Rostocker waren bereits an der Eck von Groß-Klein der „Pogg“ (Frosch) genannt wurde, wegen der großen Steine die dort dicht am Ufer im Schilf lagen. Viel Zeit war also nicht mehr, aber den meisten Warnemündern gelang es doch noch durch den Pinnengraben zu rutschen und den Rostockern auszureißen. Nur Einer war so weit flussaufwärts, dass er vor den Rostockern nicht mehr wegsegeln konnte. Er schmiss also sein verbotenes Fanggeschirr über Bord und segelt was die Jolle hergiebt an das hinterste nordöstliche Ende des Breitlings, und zum Ort „ful Water“ (faules Wasser) an Land. Mit einem großen Ballaststein den er im Boot hatte schlug er ein Loch in den Boden der Jolle, so dass sie kein Wasser mehr halten konnte. Seine Sachen zusammenraffend flieht er unerkannt über die Düne gen Heimat.Eine Nummer wie heute brauchten die Jollen damals nicht zu haben, und als die Rostocker herankamen, war von ihnen nicht heraus zu finden wem das Boot gehört. Mitnehmen konnten sie Sie wegen des Loches im Boden aber auch nicht. Am anderen Morgen kamen sie wieder, hatten sich Säcke und anderes Material mitgebracht, womit sie die Jolle abdichteten. Das Bemühen war nun, die Jolle ins Schlepptau zu nehmen und sie nach Rostock zu bringen. Der heutige Damm auf der Ostseite des Stromes existierte damals noch nicht und man konnte von Warnemünde über den ganzen Breitling hinwegschauen. Die Warnemünder hatten natürlich mit dem Fernrohr das ganze Treiben der Rostocker mit angesehen. Als nun die Rostocker absegeln wollten, hieß es hier:“ Was Jungs, wollen wir uns die Jolle wegnehmen lassen ? Nee, das lassen wir uns nicht gefallen, schnell in die Boote und den Rostockern nach !“ Nun wurden flink zwei Jollen, in jeder sieben Mann, parat gestellt und „full Stiem“ hinter den Rostockern her, die mit einer Jolle im Schlepptau nicht so flink vorwärts kamen. Sie hatten sie, noch auf dem Breitling, auch bald eingeholt. Nun an jeder Seite der Rostocker Jolle ein Warnemünder Boot längsseits, rufen sie den Rostockern zu: „Gebt die Jolle raus ! Wollt ihr wohl die Jolle rausgeben? Gebt sie gutwillig raus!“ Die Rostocker sagten gar nichts. Die Warnemünder, die sich die Gesichter mit Schlick eingeschmiert hatten und die Jacken verkehrt herum angezogen hatten, gingen nun mit den Riemen auf die Rostocker los. Die Rostocker, unter denen auch zwei Polizisten waren, verkrochen sich vor Angst unter den Duchten. Einer der Warnemünder schnitt während des Gefechtes den Schlepptampen womit die Jolle fest war, mit dem Messer ab und stracks hauten sie mit ihrer Jolle ab. Das war nun eine böse Geschichte und von Rostocker Seite musste das ein Nachspiel haben. Aber als man die Warnemünder Fischer in die Stadt vor Richter und Rat vorlud verriet keiner den Anderen. Die Rostocker Fischer, konnten keinen der vorgeladenen Fischer wieder erkennen. Sie antworteten immer wenn sie gefragt wurden ob es Dieser oder Jener gewesen sei: „Mag sein.“ Bis zuletzt die Rostocker Beamten die Kerls laufen ließen. Es wäre wohl auch nicht rausgekommen, wenn nicht zuletzt die Geschwätzigkeit des weiblichen Geschlechtes dazu gekommen wäre. Die Warnemünder Fischfrauen fuhren damals jeden Morgen, mit einer Jolle zum Markt. Sie ruderten sich selbst und segelten ebenso forsch wie die Männer. So kamen sie einmal Mittags mit ihrer Jolle von Rostock zurück und ruderten immer am Schilf des westlichen Ufers entlang. Die Rostocker Fischer hatten aber nun die Gewohnheit zur Mittagszeit ihren Kahn ins Schilf zu ziehen, ihr Butterbrot zu verzehren und ein Auge voll zu nehmen. So ein Rostocker liegt nun auch im Schilf als die Frauen vorbeiziehen. Und weil die Frauen nun einmal den Mund nicht halten können, so hört er, wie sie sich über diese Geschichte erzählen: „Und das ist doch noch einmal gut gegangen, das sie Karl S. und Heiner B. nicht gekriegt haben ! Und Albert H. ist auch dabei gewesen !“ Und so weiter und so weiter. Na, das war nun was für den Fischer, er schreibt sich die Namen mit Kreide auf die Planken des Bootes, und so mussten die, deren Namen offenbar geworden waren am Ende doch noch dran glauben. Ich meine sie mussten sogar noch einsitzen. Das war das Ende der Seeschlacht im Breitling, zwischen den Warnemündern und den Rostockern. Darum sind sie den Rostockern heut noch nicht ganz grün, und sollte ein Rostocker in den Strom fallen, dann will ich hoffen das sie ihn wieder heraus fischen und nicht etwa rufen: Schmeiß den Teufel in den Strom! Er ist ein Rostocker! Lass ihn treiben!“

"De Seeslacht up´n Breitling" von Wilhelm Dabelstein im Original Warnemünder Platt 1909

Wat´n richtigen Warminner (die ortsübliche Aussprache; lautet fast wie „Wärminner“) is, de is up de Rostocker in´n Allgemeinen nich alltau god tau spräken, un wenn dit etwa´n Rostocker unner de Ogen kümmt, so kann ick em nich helpen - nich blot, dat se uns in de letzt Tid up dat ganze Nurden- und Nurdwesten-Enn´de Swin verbaden hewwen, so dat de Urt nu indelt ward in en „feines Viertel“ und in en „Schweineviertel“ (wo tom Bispill ik de Ehr heww in tau wahnen), ne dat is ok all in olle un öllste Tiden so west, dat se ümmer versöcht hemmen uns tau dükern. So is dat noch gornich so lang her , - t´sünd noch nooch oll Lüd hier, de sik dat ut ehr Jugendtid tau erinnern weten - dat hir in Warminn keen Bäcker un keen Slachter sin dörft, üm dormit de Rostocker Slachters un Bäckers de Verdeinst nich verdragen würd, un männigein von de ollen Lüd weit sik noch recht gaud tau entsinnen, dat he in´n Winter männigmal mit´n Släden up dat Is von de Warnow för de Inwahners Brot von Rostock halt hett, üm sik dormit n´Schilling tau verdeinen , un den jetzigen Slachter G. sin Geschäft is von sin´n Vadder begrünnt worn, de dunnmals jeden Sünnabend mit´n Wagen vull Fleesch von Kröplin na Warminn´keem un an´n Rostocker Enn´n´, stillhöll, wo denn de Warminner frugens so gewissermaßen heemlich sick ehr Fleesch halen deden. Sülwst backen dürften sei. Dei Gemeinde-Backaben stünn up dat Rostocker Enn´, dat Backen güng üm un dorvör müsst denn dat sogenannte Backelgeld betalt warden, wat mit dat „Schulholzgeld“, „Wach- und Leuchtegeld“, un ik weit nich wat noch all süs, de Warminneer Stüern utmaken ded un wat noch hütigendachs, wenn ik mi irren dauh, noch von weck Inwahners , de tau de sogenannten „Eximierten“ gehüren, betalt warden möt, obglik natürlich dese öffentliche Backeri uphürt hett un sick jeder sin Brot köpen kann wo hei will. So as mit de Bäckers un Slachters wir dat uk mit anner Saken. So taum Bispill dörwte keen Warminner Schipper een Schipp fohren, wat in Rostock von´n Stapel lapen wir, utgenamen hei wir Rostocker Börger worden un betalte sin Rostocker Stüern. Na eenmal sall dat doch vörkamen sin, dat een Warminner Kaptein, ahn disse Bedingungen tau erfüllen, mit een niges Schipp utlopen is, wat in Rostock bugt wir, un as hei dunn wedder binnen keem mit ne Ladung Wien von Burdeaux, un mit sin Schipp in´n Pinnengraben leeg, wo dunntaumals de groten Schäpen liggen deden, denn de Warnow was dunn noch nich vörhanden, dunn wullen em de Rostocker dat Rauder von sin Schipp wegnehmen, dat hei nich wedder utlopen künn. Na, dat irste Mal leeten de Warminner sei nich an Burd, äver as dunn in de negsten Dag n´stieven Südost weigen ded, dunn kemen de Rostocker mit de flachen Leichters, wo se dunn dat Kurn von Rostock mit up dei Warminner Reid bröchten för de groten Schäpen,vör de Wind den Strom dal un hadden soveel Mannschaften ünner Deck von ehr Fohrtüge, dat de Warminner Kaptein , de sick sowat nich vermauden was, ehr nich mihr utwutschen künn un nolens volens sin Rauder hergäwen müsst. Na tau verwunnern is dat nich, wenn ünner sönne Molesten wecke Kapteins dat vörtröken, sik in Ribnitz indragen tau laten un von dor ut as Heimathaben tau fohren. Nal up dei anner Sid möt äwerst uk seggt warden, dat de Warminner sick mänigmal nich in son´n Ordnung fügen wullen, de sin möt. So taum Bispill künnen sei dat ümmer nich laten, up´n Breitling, wat doch de Rostocker Fischers ehr Rabeit wir, nich blot Winters Aal tau stäken - ick weit nich ob´t nich hütigendags noch vörkümmt - sondern ok, wat noch slimmer is, mit de Aalhark Aal tau segeln. Na eenmal sünd sei ok wedder grad bi disse Fischröwerie, dunn seihnsei mit eenmal, wi ´ne ganze Haud Rostocker Fischers de Warnow dal up sei los gesegelt kamen. De Rostocker wirn all bi de Eck grad gegenäwer Groten-klein , wat se de „Pogg“ näumen dohnvon wegen den groten Stehen, de dor dicht an´t Aeuwer in dat Reid liggen deiht un wo dei Grotenkleiner, wenn sei äwer de Warnow segeln, anleggen dauhn - vel Tid wihr also nich mihr, äwer dei meisten von de Warminner gelüng dat doch noch , dörch den Pinnengraben tau wutschen un dei Rostocker uttariten. Blot de ein - un von den sin Sähn sinen Swiegersähn heww ik mi dat vertellen laten - wir so wid ruppe, dat hei nich mihr vör de Rostocker vörweg segeln kunn. Hei smet also sin verbaden Geschirr äwer Burd un segelt, all wat de Smack hollen wull, vör´n Wind up dat büdelste En´n von´n Breitling tau, wat sei „ful Wader“ näumen dauhn, löpt hier in de Rönn, wo eben noch Wader naug is för´ne Jöll, so hoch as´t geiht, up Land, smit mit einen von de groten Ballaststeen, de hei in sin Jöll hett, ein grotes lock in den Bodden, sodat de Jöll keen Wader mir hollen kann, nimmt sin Säbensacken un makt sick äwer de Wisch un äwer de Dün ut´n Stow na Hus. Na, ne Nummer as hüt brukten de Jöllen dunnmals noch nich tau hemmen un as de Rostocker rannekemen, künnen sei nich weiten, wen de Jöll tauhüren deid, un mitnehmen künnen sei se ok nich wegen dat Lock in´n Bodden. Se kemen äwern annern Morgen wedder un hadden sik Säck un anner Material mitbröcht, womit sei de Jöll dicht´ten un sei dunn in Släptau nehmen, üm sei nah Rostock tau bringen. Die Damm up die Ostsied vo´n Strom, die dor jetzt is, wir dunnmals noch nich, un man künn von Warminn äwer´n ganzen Breitling wegkiken. De Warnminner hadden natürlich mit´n Kieker de ganzen Marjenzen von de Rostocker mit anseihn. As nu de Rostocker mit de Jöll awsegeln, dunn heit dat : „Wat Jungs ! will´w uns de Jöll wegnehmen laten ?“ „Ne, dat lat´w uns nich gefallen, flink in´ne Boot un de Rostocker nah !“ - Na, also ok flink twei Jöllen prat, in jeder 7 Mann un full Stiem achter de Rostocker her, de man in een Jöll wir´n un mit de anner in´n Släptau nich so flink vörwarts kemen. Se hadden sei ok bald up´n Breitling tau faten un an jeder Sid von de Rostocker en Warminner Jöll raupen sei de Rostocker tau: “Gewt de Jöll rut ! Willt Ji de Jöll rutgeben ? Wi fragen Jug, ob Ji de Jöll gaudwillig rutgäben willt ?“ De Rostocker seggen gornix, äwer dunn de Warminner, de sick de Gesichter mit Mad, de se mit de Reems ut´n Grund halt hemmen, insmeert un sick de Jacken verkihrt antreckt hadden, up de Rostocker los mit de Reems, dat de Rostocker, wo twei Polizisten mit bi wirn, sik vör Angst ünner de Duchten verkrepen. Een von de Warneminner snidd in dat Gefecht dat Enn´, womit de Jöll fast wir, mit´n Metz af un heidi gahn sei mit ehr Jöll. Na, dit was ja nu ne böse Geschicht un dor müsst wat na kamen, äwer as sei dunn de Warminner Bootslüd un Fischers vör Richter un Rat vörladen deden na Rostock, hadd keener denn annen verraden, un de Roxstocker Fischers, de tügen süllen, künnen ok die richtigen nich rutfinnen un antwurten ümmer, wenn sei fragt würden, ob´t dirs´ode de west wir: „magt woll“, bet´t tauletzt de Rostocker Snaters, de uk woll ihren Spaß doran hadden, äwer wür un sei de uk woll ihren Spaß doran hadden, äwer wür un sei de Kirls lopen leten. T´wir ok woll nich rutkamen, wenn nich tauletz de „Geschwätzigkeit“ von dat weibliche Geslecht dortau kamen wir. De Warminner Fischfrugens föhrten dunn jeden Morgen - né Iserbahn un regelmäßige Dampers na Rostock gewt dunn noch nich - mit ne Jöll na Rostock tau Markt - Sei reuderten sick sülwst un segelten uk forsch as de Kirls. So kamen sei uk mal s´Middags mit ehr Jöll von Rostock trügg un raudern an dat Reid an westlichen Aeuwer entlang. De Rostocker Fischers hemmen nu äwers de Gewohnheit, tau de Middagstid ehren Kahn in dat Reid tau trecken, ihr Bodderbrot tau verteren un denn ´n Og full tau nehmen. Na, sön´n Rostocker liggt dunn uk in dat Reid, as de Frugens dor vörbi rudern - un as de Frugenslüd nu enmal dat Mul nich hollen können, dunn hürt hei, wie sei sik von disse Geschicht vertellen: „undat is doch man gaud, dat sei dunn Korl S. un Heine B. nich krägen hemmen ! un Albert H. is ok dorbi west“ usw. Na, dit was nu wat för den Fischer: hei schriwwt sick flink de Nams mit Krid up de Planken von sin Boot un so müssten de, von de sei de Nams nu wüssten, doch noch dran glöwen. Ick glöw, sei hemmen sogor sitten müßt. Dat wir dat En´n von de seeslacht up´n Breitling twischen de Warminner un de Rostocker. Na dorüm sünd sei dei Rostocker noch jetzt nich ganz grön, un süll dor mal een Rostocker in´n Strom fallen, denn will ick hoffen, dat sei em wedder rutehalen un nich etwa raupen: „Smit´n Düvel in´ Strom ! Is´n Rostocker ! Lat´n driwen !”

"De Bidelklut" von Wilhelm Dabelstein im Original Warnemünder Platt 1909

As ik hürt heww, hemmen mi dat nu doch weck äwel namen, as ick nülich dorvon vertellt heww, dat de Warminner, wenn se up´n Rostocker tau spräken kamen, mal dat wurd inne Mund kamen kann: „Smit´n Diwel in´n Strom, lat´n driwen !“ as wenn wi Warminner ´n ganz besonders blauddöstigen Minschenschlag wiren un alle Rostocker vesupen laten wullen. Na, denn ward dat nich anners, denn möt ik Juch man de Geschicht von den „Bidelklut“ vertellen, von den dit Wurd hirkamen deiht. Wweit Ji, wat´n Bidelklut is ? Ne ! na, dat is dormit so, as ümmer in de Kaakböker steiht: Man nehme sechs Eier ! usw. Eier hüren dor ok an, uterdem ´n groten Hümpel Mehl, Krinten, Rosinen, Plummen un ik weit nich, wat süß noch all. Wenn Ji´t genau weiten willt, möt Ji ´n oll Warminnersch fragen. Na disse ganze Kram ward tausamenrührt un´n groten Klut ut makt, de Klut kümmt in´n Büdel un dees ward in´t Water hängt un kakt. - dorüm de Nam Büdelklut oder as wi seggen - Bidelklut. Ob de Warminner dit noch öfters maken weit ik nich, wenigstens min Frau, obglik ik ehr dat all öftersen seggt heww, hett mi ümmer noch keenen makt. Na früher , as noch keen Badegäst hierher kemen un Warminn blot ut twee Reegen Hüser bestünn, de Vörreeg un de Achterreeg, wer dat ´n Warminner Nationalgericht un en Frau up´n Rostocker Enn´harr dunn up ´n Sünndag mal sönn Bidelklut farig kakt un will em up´n Töller uté Kök äwer de Deel inne vörrerstuw rinne drägen, üm sick nahsten mit ehren Mann doran tau delekteren, as de Dör upgeiht un ´n Handwarksburß rinnekümmt un üm ne Gaw för´n armen Reisenden biddt. Up de Deel achter de Dör stünn ne Lad, as man sei up´n Lann noch öfter süht un wo Linnentüg un sönn Saken in upbewohrt warden. Up disse Lad stellt de Frau nu den Töller mit den heeten Bidelklut un geiht na achter in de Kök, un halt sik ehr „Biß“, dat heit ´n lütte Büß, so as ne Klock, wo de Lüd ehr lütt Geld in opbewohrten, un giwwt den Handwarksburßen sin´n Dreiling. De Handwarksburß bedankt sik un geiht. In den sülben Ogenblick kümmt ok de Mann tau Hus, un as sei sik nu tau´n Eten dalsetten un de Fru den Bidelklut voné Deel halen will, dunn is de Bidelklut weg. „Den hett de verfluchtige Kirl von Handwarksburß mitnahmen !“ Je ja, je ja , de wir äwerst äwer alle Barg un de Bidelklut was weg un blew weg. Hei wir äwerst achter den Kuffer rullt, denn wil de Deckel von de Lad rund wir, harr de Bidelklut dat Aewergewicht krägen, as de Fru em inne Il up de Lad sett´t hadd, un wir von den Töller tründelt un, wiel de Kuffer von´e Wand affstahn möt, dat sick de Deckel upklappen laten deht, so hadd de Bidelklut Platz un leg nu achter den Kuffert. „Klas Peter ! Klas Peter ! kumm flink her ! De Divel sitt achter´e Lad !“ Na, de Mann rückt ok mit´e Stakfork an un so gahn sei beid den Divel tau Liw un smiten em in´ Strom - un dorvon heit dat noch hüdigendags: „Smit ´n Divel in´Strom ! Lat´n driwen!

Auszüge Warnemünder Anekdoten aus: "Lustig Vertellers von Richard Wossidlo und Johannes Gosselck 1924

Gefahrenquelle

Ein Pastor aus Warnemünde begegnete einmal einem etwa zwölf Jahre alten Jungen aus seinem Kirchspiel und fragte ihn, was er einmal werden wollte. Die Antwort lautete voller Stolz: "Seemann!" Alle Hinweise des Pfarrers, daß ja schließlich sein Vater und sein Großvater auf See geblieben wären, nützten nichts. Der Junge blieb bei seinem Entschluß. Schließlich brachte der Geistliche noch das Argument vor: "Mien Jüng, mien Vadder un mien Grotvadder sünd ook Pastur west...un in´n Bedd starwt!" Nach kurzem Nachdenken gab der künftige Seemann die Antwort: "Je, Herr Pastur, denn würr ick mi an ehr Stell gor nich miehr trugen, tau Bedd tau gahn."

Plietsch

Derselbe Pfarrer gab sich die allergrößte Mühe, seinen Schäflein das Saufen abzugewöhnen. Immer wieder predigte er über dieses Thema, beschwor den "Teufel Alkohol" mit blumenreichen und kräftigen Ausdrücken, erziehlte jedoch nur geringe Erfolge. Eines Tages traf der Pastor auf der Dorfstraße einen betrunkenen alten Fischer seines Kirchspiels, hielt ihn fest und redete auf ihn ein: "Mann - Sie hat ja der Alkohol schon richtig düsig gemacht! Das kommt vom vielen Saufen!" Aber der Alte ließ sich durch diese Strafpredigt nicht beeindrucken und gab seelenruhig zurück: "Oh nu Pasting - dat stimmt nich ! So bün ick all ümmer wäst!"

Netzestricker

Nicht jeder der auf hoher See fährt und Fische fängt, ist nach Warnemünder Begriffen ein Fischer. Viele Matrosen auf den Fangbooten zählen nur als Decksmänner. Als Fischer gilt nach altem Herkommen nur derjenige, der ein großes Fischernetz ohne fremde Hilfe zu stricken versteht. Wer als Decksmann tätig war, mußte von jeher neben anderer schwerer Arbeit auch die gefüllten Fischkisten transportieren. Davon bekommt man bekanntlich "lange Arme". Mancher der von Natur aus lange Gliedmaßen besitzt, muß es sich gefallen lassen, nur für einen Decksmann gehalten zu werden.

Markierungsboje

Nach einem alten Warnemünder Aberglauben schwimmen weibliche Leichen im Seewasser mit dem Bauch nach oben, während bei männlichen Wasserleichen der Rücken nach oben zeigt, wobei die Arme und Beine tief im Wasser hängen, so daß nur ihr Gesäß "wie eine Boje" im Wasser sichtbar bleibt. Großherzog Paul Friedrich wollte in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts einmal eine Bootsfahrt unternehmen. Doch dem Fischer, mit dessen Kahn er segeln wollte, erschien das Wetter zu gefährlich . Als der hohe Gast auf seinem Wunsch bestand, erklärte der Warnemünder ganz entschieden: "Tja, wenn Sei will´n, Königliche Hoheit! Ick mücht min Noors nich tau ne Boje maken!"

Heiratsantrag

Ein älterer Fahrensmann aus Warnemünde, der wegen seiner Trunksucht berüchtigt war und schon mehrfach vollkommen bezecht auf der Straße herumgelegen hatte, machte einer älteren alleinstehenden Frau seines Heimatortes einen Antrag: "Ick harr woll Lust, di tau friegen! Wat meinst du dortau?" Die Frau überlegte nicht lange und erwiederte ohne zu zögern: "Süh mol:Ick heff all een Swien in´n Stall, un an een Swien heff ick naug!"

Karfreitag

Eine ältere Bürgerin Warnemündes bekam am Karfreitag unverhofft Besuch, als sie gerade ihre Strümpfe stopfte. Die Verwandschaft wunderte sich natürlich, daß die Frau ausgerechnet an einem so hohen kirchlichen Feiertag eine derart grobe Arbeit vorgenommen hatte. Die Alte hörte sich alle Belehrungen geduldig an und gab dan zu verstehen, daß ihr der Feiertag gar nicht bewußt geworden war: "Ick wahn achter ut - un tau mi kümmt keener!" Dieses Wort machte bald die Runde und wurde noch oft zitiert, wenn ein Mensch fern vom Getriebe des Alltags im Ort vor sich hinlebte...

Angewohnheit

Kapitäne im Ruhestand (in Mecklenburg lautet die Bezeichnung für diesen Beruf allgemein "Schipper") gingen oftmals am Alte Strom in Warnemünde, wie seit Jahrzehnten gewohnt, eine Schiffslänge auf und ab. Sie wiederholten damit gewissermaßen jene Spaziergänge, die sie in früheren Zeiten auf dem Deck ihres Fahrzeugs unternommen hatten. Schon an der Zahl der Schritte zwischen den Umkehrpunkten vermochte jeder Zuschauer leicht zu erkennen, wer früher ei größeres und wer ein kleineres Schiff geführt hatte.

Anstand

Ein Warnemünder Schulmeister besaß ein wenig Ahnung von der Jägerei, weil er selbst oftmals als Treiber mitgewirkt hatte und daher mancherlei Fachausdrücke des Waidwerkes kannte. Seiner Schulklasse erklärte er sehr genau die verschiedenen Arten der Jagd und ließ dann seine Schäflein einen Aufsatz darüber schreiben. Das Ergebnis entsprach allerdings nicht ganz den Erwartungen. So las er etwa: "Der Jäger besitzt eine Flinte. Damit geht er in den Wald, klettert die Leiter hoch und legt sich flach auf den Bauch. Das nennt man Anstand!"

Gasparis Warnowreise (um 1790)

Der in Rostock ansässige italienische Konditor Gaspari fuhr einmal mit einem anderen Italiener, dem Consul Laurino, von Warnemünde im Boot nach Rostock. Unterwegs hatte der Consul das Unglück in´s Wasser zu fallen, und Gaspari rief in großer Erregung den Schiffern zu: "rett´meine beste Freund Laurino! Meine álbe Vermögen für meine beste Freund!" - Ein Matrose sprang in´s Wasser und kam gleich darauf wieder empor, statt des schwarzlockigen einen Kahlkopf im Arm hoch hebend. Gaspari seinen Freund ohne Perrücke nicht kennend, schrie mit echt italienischer Rücksichtslosigkeit: "Tauch´ weg! Tauch´ weg! Das nicht sein meine Freund Laurino!"

Stephan Jantzens gefährlichstes Abenteuer

Der Warnemünder Lootsencommandeur Jantzen wurde einmal nach Schwerin gerufen, um als Sachverständiger einen Dampfer zu prüfen, der den dortigen See befahren sollte. Nach der Wasserfahrt gab man ihm zu Ehren ein Diner, bei welchem die Herren ihn animierten, von seinem Leben und seinen Fahrten, die er gemacht, zu erzählen. Schließlich wurde er gefragt, welches wohl das gefährlichste Abenteuer gewesen sei, das er erlebt habe, und zum Entsetzen der Gesellschaft erwiderte er lakonisch: "Das war die Fahrt heute, denn das kleine Schiff war dermaßen überladen, daß wir mit Mann und Maus ertrunken wären, wenn die Herren ein bishen unruhig wurden, oder wenn das Wetter nicht so still geblieben wäre!"

Flurnamen in Warnemünde und Umgebung

Chronistenkontakt

Wilfried Steinmüller

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