Über Güstrower Bürgermeister: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[Güstrow|Güstrow]]
  
*Die Bürgermeister von Güstrow von 1270 bis 2018
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==Bürgermeister der Stadt Güstrow ==
  
*Über die Ehrenbürger
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'''Die Bürgermeister, Ratsherren und Sekretäre der Stadt Güstrow von 1270 bis 2018'''
  
**Dr. Georg Bernhard Johann BRANDT, Kanzlei-Direktor geboren am: 18. August 1772 in Polow. Ernennung 10. März 1844 zum 50-jährigen Berufsjubiläum. Er lebte lt. Volkszählungsliste1819 bereits seit 25 Jahren in Güstrow. Er ist mit Louisa Georgina Juliana geb. Schroeder bereits seit 25 Jahren verheiratet und Vater von 4 Kindern. Zu diesem Zeitpunkt ist er lt. Liste Direktor der hiesigen Justiz-Canzley.
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* [[medium:G%C3%BCstrow_Ratsherren_ab_1270_pdf.pdf | Bürgermeister der Stadt Güstrow ab 1270 pdf]]
  
**Prof. Dr. Johann Friedrich BESSER, Direktor der Domschule, Oberschulrat geboren am: 4. Dezember 1771 in Halberstadt gestorben am: 27. Juni 1846 in Güstrow Ernennung 20. April 1843 zum 50-jährigen Berufsjubiläum Studierter Theologie in Halle; 1793 Lehrer in Halle; 08.07.1796 Lehrer an der Domschule Güstrow; 23.01.1810 Direktor der Domschule; erarbeitete Lehrpläne und neue Schulordnung; führte 1820 die Abiturprüfung ein; veröffentlichte 1825 "Verzeichnis der Bibliothek der Güstrowschen Domschule"; Verfasser der "Beiträge zur Geschichte der Vorderstadt Güstrow" in 3 Heften /1819 bis 1823).
 
  
**Wilhelm Friedrich Christian Ludwig VON MEDING, Kanzlei-Sekretär, Geheimer Hofrat geboren am: 1. Juli 1785 in Lüneburg (lt. Volkszählung 1819); gestorben am: 15. Februar 1868 in Güstrow. Ernennung 17. Dezember 1858 zum 50-jährigen Dienstjubiläum. Er ist verheiratet mit Magdalena Dorothea geb. von Pressentin, die am 27.02.1800 in Rostock geboren wurde. Von Medin lebte lt. Volkszählungsliste 1819 bereits 11 Jahre in Güstrow. Stiftete das Freimaurer-Logenhaus am Domplatz.
 
  
**Adolf TÜRK, Domprediger geboren am: 18. November 1795, gestorben am: 1. April 1880 in Rostock. Ernennung 10. April 1874 bei seinem Scheiden aus dem Pfarramte 22.11.1826 - 10.04.1874 Domprediger. Mitbegründer der Sonntags-, späteren Gewerbeschule, begründete den Güstrower Gewerbeverein und förderte auch sonst das Aufblühen der Gewerbe in Mecklenburg. Verheiratet seit 24.11.1826 mit Franziska Wiese, geb. zu Rostock am 11.02.1804.
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Datei:Güstrow Bürgermeister Aufzählung 1.PNG|1270 - 1452
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Datei:Güstrow Bürgermeister Aufzählung 2.PNG|1452 - 1612
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Datei:Güstrow Bürgermeister Aufzählung 4.PNG|1598 - 1782
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Datei:Güstrow Bürgermeister Aufzählung 3.PNG|1782 - 1961
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Datei:Güstrow Bürgermeister Aufzählung 5.PNG|1961 - 2004
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**Dr. Carl Reinhold VON MONROY, Justizkanzlei-Direktor, Obergerichtspräsident geboren am: 23. oder 25. Januar 1808 in Güstrow, gestorben am: 15. April 1894 in Güstrow. Ernennung 30. September 1879 bei seinem Scheiden aus dem Justizdienste infolge der neuen Gerichtsverfassung. Geburtsort Güstrow. Sohn des Justizrats von Monroy. Er war Groß-Komthur des Großherzoglichen Ordens der Wendischen Krone.
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==Ratssilberschatz==
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[[Datei:Pokal Silber 1.jpg| thumb|200px|rechts|Ratsilberschatz Güstrow]]
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==Suche nach dem Ratssilberschatz==
  
**Dr. Gustav Carl Heinrich RASPE, Gymnasial-Direktor geboren am: 2. August 1811 in Sülze, gestorben am: 5. Juni 1887 in Güstrow. Ernennung 11. April 1883 zu seinem 50-jährigen Amtsjubiläum. 1829 Studium der Theologie und Philologie an der Universität Rostock. 11.04.1833 erster Kollaborator und Kantor der Domschule Güstrow. 26.09.1840 Prorektor, 23.11.1843 Konrektor; 06.10.1846 bis Michaelis 1886 Direktor der Domschule, danach Ruhestand; erhielt 1879 das Ritterkreuz des Hausordens der Wendischen Krone; leitete die Jubelfeier des 300-jährigen Bestehens der Domschule und lieferte 1853 die Festschrift "Zur Geschichte der Güstrower Domschule".
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Vor Jahren waren mein Freund und ich (GM DK) auf Bitte des Museums mit Recherchen zur Güstrower Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert helfend tätig, indem wir Mikrofilme von Zeitungen im Güstrower Stadtarchiv sichteten. Dabei wurden wir durch eine Notiz in der Mecklenburgischen Tageszeitung -/Güstrower Zeitung-, (Amtlicher Anzeiger für Stadt u. Kreisbehörden) auf die Existenz eines '''Silberschatzes im Güstrower Rathaus''' aufmerksam.
  
**Wilhelm, Johann, Friedrich Otto SCHULTETUS, Oberlanddrost geboren am: 18. Februar 1810 in Güstrow, gestorben am: 2. Januar 1892 in Güstrow Ernennung 30. September 1886 bei seinem Scheiden aus dem Amte nach 56-jähriger ununterbrochener Tätigkeit in Güstrow.
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Am 19.07.1928 wurde anlässlich der damals bevorstehenden 700-Jahrfeier Güstrows Interessantes darüber berichtet. Wir hatten zuvor niemals von einem solchen Schatz gehört oder gelesen und kopierten uns den Beitrag in der Absicht, uns später einmal gründlich mit diesem Thema zu befassen. Da wir uns dem Sachverhalt nicht kurzfristig widmen konnten, geriet dieser Artikel irgendwann bei uns wieder in Vergessenheit. Im Frühjahr 2016 fiel mir dieser Artikel nun wieder in die Hände und ich habe daraufhin über den Brinckmanschen Silberschatz als Besonderheit der Güstrower Stadtgeschichte recherchiert. Über die Erkenntnisse werde ich zunächst im Güstrower Jahrbuch 2018 berichten.
  
**Martin Heinrich SEEGER, Direktor des Realgymnasiums und der Realschule geboren am: 10. April 1825 in Lüneburg, gestorben am: 29. Mai 1902 in Güstrow. Ernennung 8. April 1901 zu seinem 40-jährigen Direktor-Jubiläum. 01.01.1853 Lehrer: 08.04.1861 bis 01.04.1902 Direktor der Realschule, danach Ruhestand; errichtete die erste Realschule in Mecklenburg; schrieb 1862 im Schulprogramm über die Aufgaben einer Realschule.
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Meine Erwartungen, auf diesem Wege von Besuchern unserer Internetseite und durch die zu diesem Thema mit Frau Julia Brinckman, der Ur-Ur-Ur-Enkelin von John Brinckman, geführten Korrespondenz etwas über die Beschaffenheit und den Verbleib des Schatzes zu erfahren, erfüllten sich bisher nicht.
  
**Otto Friedrich Wilhelm DAHSE, Bürgermeister; Geheimer Hofrat, geboren: 30. September 1839 in Güstrow, gestorben am: 13. Juli 1921 in Güstrow. Ernennung 09. Mai 1919 bei seinem Scheiden aus dem Rate nach 53-jähriger Wirksamkeit. 09.05.1866 Senator im Magistratskollegium und 04.07.1870 Bürgermeister. Der Landesfürst ernennt ihn am 19.03.1892 zum Geheimen Rat.
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Wie dem Zeitungsartikel von damals zu entnehmen war, war schon seinerzeit die Existenz dieses Schatzes der Allgemeinheit kaum bekannt, den der älteste Sohn des Dichters, Max Brinckman und seine Ehefrau Helma, zu Ehren John Brinckmans schon 1905 gestiftet hatten.
  
**Klaus SORGENICHT, Mitglied des Staatsrates der DDR geboren am: 24. August 1923 in Wuppertal-Elberfeld, gestorben am: 22. Oktober 1999 in Berlin. Ernennung 8. Mai 1965 "für seine kluge und umsichtige Tätigkeit als erster Bürgermeister der Stadt nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus..." 06.05.1945 Oberbürgermeister und 02.10.1946 Landrat von Güstrow.
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Zufällig kam ich kürzlich in den Besitz eines kleinen grünen, leinengebundenen Büchleins, welches von dem Namensgeber des Güstrower Stadtarchivs, Heinrich Benox, in seiner Funktion als Stadtsekretär mit einem Vorwort versehen wurde. Dieses Buch enthält unter der Bezeichnung „Die Verwaltung und Verwaltungsbestimmungen der Stadt Güstrow 1930“ auch ein Verzeichnis der städtischen Milden Stiftungen seiner Zeit. Unter der Position bb) auf der Seite 26 steht dort folgender Text:
  
**Bernhard QUANDT geboren am: 14. April 1903 in Rostock, gestorben am: 6. August 1999 in Schwerin. Ernennung 8. Mai 1965 anlässlich des 20. Jahrestages der Befreiung unseres Volkes vom Faschismus Mitglied des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und 1. Sekretär der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in Schwerin, vorbildlicher Revolutionär der deutschen Arbeiterklasse; besondere Verdienste bei der Vorbereitung und Durchführung der demokratischen Bodenreform; untrennbar mit der Bauernbewegung in Mecklenburg verbunden, Auszeichnung: Banner der Arbeit.
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:;Brinckmanscher Ratssilberschatz.
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:;Geschenk des Kommerzienrats Max Brinckman -Harburg- und seiner Gattin zum Andenken an seinen Vater John Brinckman.
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:;Verwalter - Der Rat
  
**Hans WARNKE geboren am: 15. August 1896 in Hamburg, gestorben am: 9. Januar 1984 in Berlin-Buch. Ernennung 8. Mai 1965 anlässlich des 20. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus. Nahm 1920 an Kämpfen zur Niederschlagung des Kapp-Putsches teil; 1926 Sekretär der Bezirksleitung der KPD und 1928 Mitglied des Zentralkomitees; auf Vereinigungsparteitag 1946 wurde er zum Mitglied des Zentralkomitees der SED gewählt; war viele Jahre Abgeordneter unserer obersten Volksvertretung; hohen Anteil daran, dass unser Güstrow nicht zerstört wurde; Auszeichnungen: "Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold".
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Die Stadt Güstrow hatte diese Schenkung seinerzeit als „Milde Stiftung“ durch den Bürgermeister Dahse entgegengenommen und in den städtischen Verwaltungsunterlagen als solche registriert.
  
**Helmut SCHMIDT, Bundeskanzler a. D. geboren am: 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek. Ernennung 29. September 1995. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Helmut Schmid ist Ausdruck der Anerkennung und Würdigung seines Einsatzes für die Stadt und Ihrer Bürger. Mit seinem Besuch in Güstrow im Jahre 1981 wurde er für viele Menschen in der DDR und unserer Stadt zu einem Hoffnungsträger. Er setzte Zeichen für die deutsche Einheit. Die Güstrower Bürger sind Helmut zu Dank verpflichtet, da sein Eintreten maßgeblich dazu beitrug, dass der Nachlass Marga Böhmers der Stadt erhalten blieb.
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Dies war die '''erste „amtliche“ Erwähnung des Brinckmanschen Ratssilberschatzes''', die mir vor Augen kam. Gezielte Nachfragen auf dieser Grundlage beim Stadtarchiv ergaben, dass Frau Gisela Scheithauer vor langer Zeit in gleicher Sache recherchiert hatte und eine Akte (Brinckmanscher Ratssilberschatz) existiere. Diese Akte, die ich inzwischen aufmerksam sichtete, diente bereits Frau Gisela Scheithauer vor über 25 Jahren als Quelle für ihre umfangreichen Ausführungen zum Ratssilberschatz. Unter der Überschrift
  
**Slata KOWALEWSKAJA, geboren am: 8. Januar 1924 in Charkow, Ukraine. Ernennung 31. Oktober 1997. Die Stadt Güstrow verleiht Frau Slata Kowalewskaja in Dankbarkeit und Anerkennung ihres mutigen Einsatzes als Dolmetscherin bei der kampflosen Übergabe der Stadt Güstrow im Jahre 1945 die Ehrenbürgerschaft. Durch das Handeln von Frau Kowalewskaja unter Einsatz ihres Lebens konnte der Stadt unsagbares menschliches Leid und Zerstörung erspart bleiben. Frau Kowalewskaja hatte in ihrer Dolmetscherfunktion in den ersten Nachkriegsjahren auch erheblichen Anteil bei der Rettung der Kunstwerke Ernst Barlachs.
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'''„Güstrower Stadt-Sachen aus dem Stadt-Archiv“''', Heute: Der Ratssilberschatz, veröffentlichte die Autorin in der Ausgabe Nr. 5 der Güstrower Nachrichten vom im Mai 1991 auf Seite 9 einen Beitrag, der mir nun ebenfalls durch das Stadtarchiv zugänglich gemacht wurde.
  
**Oskar August Wilhelm BELTZ, geboren am: 22. März 1890 in Mainz, gestorben am: 2. November 1961 in Langenberg im Rheinland. Ernennung 28. November 2003 postum für seinen Einsatz bei der kampflosen Übergabe der Stadt Güstrow an die Rote Armee.
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Frau Scheithauer setzte damals an den Anfang ihres Beitrages in dieser lokalen Zeitung den Aufruf an die Leser, Ausschau nach dem Silberschatz zu halten, selbst wenn es nur gelänge, ein einzelnes Schaustück der prächtigen Gerätschaften aufzufinden. Diese mir bisher unbekannten damaligen Bemühungen der Autorin entsprechen auch meinem Anliegen, seitdem ich mich mit dem Silberschatz beschäftige. Wenngleich die Hoffnung des Auffindens dieses Schatzes mit Unterstützung der älteren Leser und der Autoren des Güstrower Jahrbuches 2018 äußerst gering ist, ist es m. E. dennoch sinnvoll, besonders jüngeren Lesern des neuen Jahrbuches die Beschaffenheit und die Geschichte des wertvollen Ratssilberschatzes an dieser Stelle zu vermitteln.
Ernst BARLACH, geboren am: 2. Januar 1870 in Wedel/Holstein, gestorben am: 24. Oktober 1938 in Rostock. Ernennung 1. Oktober 2010 postum, mit seinem Werk von Weltrang hat er die Stadt über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht
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Hierzu zitiere ich nachstehend mehrfach Frau Gisela Scheithauer:
  
**John Frederic BRINCKMAN, geboren am: 03. Juli 1814 in Rostock, gestorben am: 20. September 1870 in Güstrow. Ernennung 27.März 2014 postum. Den 200. Geburtstag zum Anlass nehmend, wird Herrn John Frederic Brinckman, dem großen niederdeutschen Schriftsteller und angesehenen Güstrower Bürger die Ehrenbürgerwürde der Barlachstadt Güstrow verliehen.
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„Am '''17. Oktober des Jahres 1904''' erscheint im Güstrower Rat der dänische Konsul Max Brinckman, ältester Sohn des niederdeutschen Dichters, Seniorchef der Firma Harburger Ölwerke Brinckman & Mergel, und teilt mit, dass es seine Absicht sei, der Stadt eine silberne künstlerisch ausgestattete Kanne mit einer Anzahl dazugehöriger Becher und silbernen Tabletts zu schenken. Die Becher sollen nach des Stifters Vorstellungen mit einem Bildnis bedeutender Mecklenburger bzw. verstorbenen Bürgermeistern, welche sich um die Stadtverdient gemacht hätten geschmückt werden. Alle 5 Jahre sollte ein neuer silberner Becher angeschafft werden. Max Brinckman stellte auch ein Kapital von 1000 Mark bereit, aus dessen Zinsen die Ergänzung und Pflege des fortan als Silberschatz bezeichneten Geschirrs zu bezahlen war. Versteht sich, dass der Rat erfreut, zugreift bei einem so noblen Angebot, zumal der Konsul gleich Vorschläge mitbrachte, wen er solcher Ehrung für würdig hält: Franz I und II, den Fürsten Blücher, den Grafen Moltke, J. H. Voß, Fritz Reuter und als Bürgermeister Sibeth und Spalding. Die Ratsherrn ergänzten ihrerseits diese Liste mit dem Vorschlag, auch seinen Herrn Vater aufzunehmen, der neben Fritz Reuter nicht fehlen dürfe“.
  
**Folker Hachtmann, geboren am:07. August 19333 in Berlin Ernennung 05. März 2018 für sein Engagement bei der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Güstrows und deren Vermittlung an die jüngere Generation.
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(„…“)
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„Der Hofbuchhändler Emil Opitz, Sohn des Friedrich Opitz und der tüchtigen Emilie, geb. Lorange, beschafft die nötigen Fotografien für die Dekoration und schickte alles an den Spender nach Harburg, darunter eine Generalansicht von Güstrow, Portraits von Kaiser Wilhelm und Fürst Bismark, die inzwischen auch in Vorschlag gebracht worden waren, und bietet weitere Bildnisse an , „etwa von den beiden Schulmännern Raspe und Direktor Seeger“, (…so halte ich auch von diesen gute Portraits zu Ihren Diensten…).
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Schon ein Jahr später '''(1905)''', nachdem das Angebot gemacht worden war, wird die erste Garnitur von Max Brinckman feierlich überreicht: eine silberne Platte, eine silberne Kanne mit Untersatzteller und 12 silberne Becher“.
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(„…“)
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„Der Stadtsekretär Benox schreibt ins Protokoll:  Die Silbergeräte sind mit folgender Widmung versehen: Seiner lieben Vaterstadt Güstrow zum Andenken an John Brinckman, gewidmet von dessen Sohn Max Brinckman, Harburg a/E 1905“.
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(„…“)
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„Im '''Dezember 1926''' ist die Reihe an ihm selbst, sich entsprechend dem Vorschlag des Rates auf eine Abbildung in Silber vorzubereiten. (… und bitten Sie, hochverehrter Herr Kommerzienrat, um Ihr diesbezügliches Einverständnis…). Der Dichter schickt sein Porträt und formuliert eine schlichte Inschrift, schlägt vor, den Auftrag einem Güstrower Juwelier zu übergeben und bittet schließlich um die Rechnung. Am Ende ist er sehr zufrieden mit der Arbeit des Güstrower Juweliers Georg Commentz, Markt 4“.
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(„…“)
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Ende des Zitats Gisela Scheithauer.
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=== Ratssilberschatz Bestand ===
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In Jahre 1928 bestand der Silberschatz des Rates aus folgenden Teilen:
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(Aus der Zusammenstellung ist zu erkennen, dass nicht alle vorgeschlagenen Personen auf den Bechern abgebildet wurden).
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;Bestandteile des Silberschatzes:
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'''1. Eine Silberplatte:''' in je zwei Ecken das mecklenburgische und das Stadtwappen, an den 4 Seiten Abbildungen von Rathaus, Gerichtsgebäude, "altem Haus" (Brauerei Frederik Hansen), Schloss;
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'''2.Eine Kann'''e: auf der einen Seite Ansicht von "Güstrow Anno 1665", auf der anderen Seite Ansicht von "Güstrow Anno 1905", auf dem Deckel das Stadtwappen;
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'''3. Auf den 12 Bechern: je ein Bildnis mit Inschrift'''
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:-„Herzog Ulrich, geb. 5. März 1527, gest. 14. März 1603",
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:-„Großherzog Friedrich Franz I., von Mecklenburg, geb. 10. Dezember 1756, gest. 1. Februar 1837",
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:- „Großherzog Friedrich Franz II., geb. 28. Februar 1823, gest. 15. April 1883",
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:-„ Fürst Blücher, Feldmarschall, geb. 16. Dezember 1742, gest. 12. September 1819",
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:-„Graf Moltke, Feldmarschall geb. 15. November 1800, gest. 24. April 1892",
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:-„v. Thünen, Tellow, geb. 24. Juni 1783, gest. 22. September 1850",
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:-„Fritz Reuter, geb. 7. November 1810, gest.12. Juli 1874",
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:-„John Brinckman, geb. 3. Juli 1814, gest. 20. September 1870",
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:-„Medizinalrat Dr. A. Vogel, geb. 26. September 1825, gest. 24. März 1886,
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:-„Bürgermeister Peter Tornow, amt. 1689 -1709",
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:-„Bürgermeister Carl Sibeth, geb. 18. Oktober 1756, gest. 3. Dezember 1823",
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:-„Bürgermeister Heinrich Tschierpe, amt. 1823-1830";
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'''4. Von den 1000 Mark als Stiftungskapital''' und deren Zinsen, das zweckgebunden für Ergänzung und Pflege des Silberschatzes durch den Stifter bestimmt waren, wurden die nachstehend genannten Becher mit folgenden Inschriften gefertigt:
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:-„Schuldirektor Heinrich Seeger, geb. 10. April 1825, gest. 29. Mai 1902",
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:-„Bürgermeister Otto Dahse, geb.30. September 1839, gest. 13. Juli 1921",
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:-„Bürgermeister Phil. Süsserott, geb. 9. Juli 1839, gest. 11. August 1913",
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:-„Kommerzienrat Max Brinckman, geb. 18. Dezember 1846, gest. 22. Mai 1927".
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:(Anmerkung: Die Kosten für den Max-Brinckman-Becher beglich der Stifter persönlich)
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'''5. 1928 erfolgte eine Ergänzung''' des Silberschatzes durch den Sohn des Stifters, John-Max Brinckman. Der in Hamburg lebende Sohn des 1927 verstorbenen Kommerzienrates Max Brinckman hat einen silbernen Becher gestiftet, der dem Brauch zufolge dem besonderen Andenken eines verdienstvollen Sohnes der Stadt Güstrow geweiht ist.
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Ihn schmückt das Bildnis des Musikdirektors Schondorf, der in Güstrow für die Förderung und Entfaltung der Tonkunst außergewöhnlich tätig war. Das nebenstehende Foto zeigt den Schondorf-Becher, der von dem Güstrower Juwelier Eichholz gefertigt wurde.
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'''6. Ebenfalls 1928 anlässlich der 700-Jahrfeier Güstrows''' wurde der Silberschatz durch die Vorderstädte Parchim und Neubrandenburg um einen 5-armigen Silber-Leuchter erweitert. Eine entsprechende Widmung wurde auf dem Leuchter graviert.
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Weiterhin wurde 1928 zur Erinnerung an den ehemaligen Güstrower Bürgermeister Erich Langfeldt (1831-1867) der sogenannte Langfeldt-Pokal durch Wilhelmine Langfeldt, Konventualin des Klosters Dobbertin, gestiftet und dem Silberschatz hinzugefügt
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'''7. Im Jahre 1933''' wird Reichsstadthalter Hildebrandt auf einem Becher abgebildet.
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Der Nationalsozialist war mecklenburgischer Gauleiter und Ehrenbürger der Stadt Güstrow geworden. (Die Güstrower Stadtvertretung hatte durch Appellation, bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten, der Verleihung der Ehrenbürgerschaft zugestimmt, die nach der Wende aufgrund einer entsprechenden Initiative von uns, durch die Stadtvertretung widerrufen wurde.
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In den Jahren der Führung der Stadt durch die Nationalsozialisten erfolgte eine Nutzung des Stiftungskapitals entgegen der Vorgaben des Stifters, z. B. zur Herstellung einer Schreibtischuhr für den NS-Oberbürgermeister Lemm.
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Der Verbleib der unter der Position 23. der Verwaltungsbestimmungen der Stadt Güstrow von 1930 aufgeführten Gegenstände
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;„Brinckmanscher Ratssilberschatz.
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Geschenk des Kommerzienrats Max Brinckman-Harburg und seiner Gattin zum Andenken an seinen Vater John Brinckman“,
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und der weiteren Silber-Sachen ist seit Kriegsende komplett unbekannt.
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Es ist also kein einzelnes Stück dieses umfangreichen und auffälligen Schatzes je irgendwo aufgetaucht.
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Der Schatz wurde durch den Rat der Stadt verwaltet und in einem Geldschrank verwahrt, dessen Feuerfestigkeit und Einbruchsicherheit durch die Herstellerfirma, Geldschrank-Fabrik Julius Schüler in Hamburg-Altona-Ottensen, versichert wurde.
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Der Geldschrank wurde im Auftrage des Stifters exklusiv für die Stadtverwaltung in Güstrow beauftragt, hergestellt und geliefert (Maße 88 cm hoch, 69 cm breit und 70 cm tief). Es wurden 2x zwei Schüssel an die Stadt übergeben. Oberhalb der Tür des Geldschrankes gab es eine eiserne Krönung, in der sich zur Zierde ein in Silber getriebenes Güstrower Stadtwappen befand.
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Die Auffälligkeiten aller Silbergegenstände und des Geldschrankes selbst bestärken die Vermutung, dass der Schmuck, der nun schon über 70 Jahre verschollen blieb, in den Wirren des Kriegsendes 1945 außer Landes verbracht wurde.
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Frau Gisela Scheithauer schloss 1991 ihren Artikel in den Güstrower Nachrichten mit dem Satz, den ich hier heute gleichfalls, immer noch hoffnungsvoll, wiederhole.
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'''„…UND WENN SIE NUN DOCH EINE SPUR FÄNDEN, LIEBE LESER?“'''
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''Dieter Kölpien''

Aktuelle Version vom 22. Januar 2024, 14:15 Uhr

Bürgermeister der Stadt Güstrow

Die Bürgermeister, Ratsherren und Sekretäre der Stadt Güstrow von 1270 bis 2018


Ratssilberschatz

Ratsilberschatz Güstrow

Suche nach dem Ratssilberschatz

Vor Jahren waren mein Freund und ich (GM DK) auf Bitte des Museums mit Recherchen zur Güstrower Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert helfend tätig, indem wir Mikrofilme von Zeitungen im Güstrower Stadtarchiv sichteten. Dabei wurden wir durch eine Notiz in der Mecklenburgischen Tageszeitung -/Güstrower Zeitung-, (Amtlicher Anzeiger für Stadt u. Kreisbehörden) auf die Existenz eines Silberschatzes im Güstrower Rathaus aufmerksam.

Am 19.07.1928 wurde anlässlich der damals bevorstehenden 700-Jahrfeier Güstrows Interessantes darüber berichtet. Wir hatten zuvor niemals von einem solchen Schatz gehört oder gelesen und kopierten uns den Beitrag in der Absicht, uns später einmal gründlich mit diesem Thema zu befassen. Da wir uns dem Sachverhalt nicht kurzfristig widmen konnten, geriet dieser Artikel irgendwann bei uns wieder in Vergessenheit. Im Frühjahr 2016 fiel mir dieser Artikel nun wieder in die Hände und ich habe daraufhin über den Brinckmanschen Silberschatz als Besonderheit der Güstrower Stadtgeschichte recherchiert. Über die Erkenntnisse werde ich zunächst im Güstrower Jahrbuch 2018 berichten.

Meine Erwartungen, auf diesem Wege von Besuchern unserer Internetseite und durch die zu diesem Thema mit Frau Julia Brinckman, der Ur-Ur-Ur-Enkelin von John Brinckman, geführten Korrespondenz etwas über die Beschaffenheit und den Verbleib des Schatzes zu erfahren, erfüllten sich bisher nicht.

Wie dem Zeitungsartikel von damals zu entnehmen war, war schon seinerzeit die Existenz dieses Schatzes der Allgemeinheit kaum bekannt, den der älteste Sohn des Dichters, Max Brinckman und seine Ehefrau Helma, zu Ehren John Brinckmans schon 1905 gestiftet hatten.

Zufällig kam ich kürzlich in den Besitz eines kleinen grünen, leinengebundenen Büchleins, welches von dem Namensgeber des Güstrower Stadtarchivs, Heinrich Benox, in seiner Funktion als Stadtsekretär mit einem Vorwort versehen wurde. Dieses Buch enthält unter der Bezeichnung „Die Verwaltung und Verwaltungsbestimmungen der Stadt Güstrow 1930“ auch ein Verzeichnis der städtischen Milden Stiftungen seiner Zeit. Unter der Position bb) auf der Seite 26 steht dort folgender Text:

Brinckmanscher Ratssilberschatz.
Geschenk des Kommerzienrats Max Brinckman -Harburg- und seiner Gattin zum Andenken an seinen Vater John Brinckman.
Verwalter - Der Rat

Die Stadt Güstrow hatte diese Schenkung seinerzeit als „Milde Stiftung“ durch den Bürgermeister Dahse entgegengenommen und in den städtischen Verwaltungsunterlagen als solche registriert.

Dies war die erste „amtliche“ Erwähnung des Brinckmanschen Ratssilberschatzes, die mir vor Augen kam. Gezielte Nachfragen auf dieser Grundlage beim Stadtarchiv ergaben, dass Frau Gisela Scheithauer vor langer Zeit in gleicher Sache recherchiert hatte und eine Akte (Brinckmanscher Ratssilberschatz) existiere. Diese Akte, die ich inzwischen aufmerksam sichtete, diente bereits Frau Gisela Scheithauer vor über 25 Jahren als Quelle für ihre umfangreichen Ausführungen zum Ratssilberschatz. Unter der Überschrift

„Güstrower Stadt-Sachen aus dem Stadt-Archiv“, Heute: Der Ratssilberschatz, veröffentlichte die Autorin in der Ausgabe Nr. 5 der Güstrower Nachrichten vom im Mai 1991 auf Seite 9 einen Beitrag, der mir nun ebenfalls durch das Stadtarchiv zugänglich gemacht wurde.

Frau Scheithauer setzte damals an den Anfang ihres Beitrages in dieser lokalen Zeitung den Aufruf an die Leser, Ausschau nach dem Silberschatz zu halten, selbst wenn es nur gelänge, ein einzelnes Schaustück der prächtigen Gerätschaften aufzufinden. Diese mir bisher unbekannten damaligen Bemühungen der Autorin entsprechen auch meinem Anliegen, seitdem ich mich mit dem Silberschatz beschäftige. Wenngleich die Hoffnung des Auffindens dieses Schatzes mit Unterstützung der älteren Leser und der Autoren des Güstrower Jahrbuches 2018 äußerst gering ist, ist es m. E. dennoch sinnvoll, besonders jüngeren Lesern des neuen Jahrbuches die Beschaffenheit und die Geschichte des wertvollen Ratssilberschatzes an dieser Stelle zu vermitteln. Hierzu zitiere ich nachstehend mehrfach Frau Gisela Scheithauer:

„Am 17. Oktober des Jahres 1904 erscheint im Güstrower Rat der dänische Konsul Max Brinckman, ältester Sohn des niederdeutschen Dichters, Seniorchef der Firma Harburger Ölwerke Brinckman & Mergel, und teilt mit, dass es seine Absicht sei, der Stadt eine silberne künstlerisch ausgestattete Kanne mit einer Anzahl dazugehöriger Becher und silbernen Tabletts zu schenken. Die Becher sollen nach des Stifters Vorstellungen mit einem Bildnis bedeutender Mecklenburger bzw. verstorbenen Bürgermeistern, welche sich um die Stadtverdient gemacht hätten geschmückt werden. Alle 5 Jahre sollte ein neuer silberner Becher angeschafft werden. Max Brinckman stellte auch ein Kapital von 1000 Mark bereit, aus dessen Zinsen die Ergänzung und Pflege des fortan als Silberschatz bezeichneten Geschirrs zu bezahlen war. Versteht sich, dass der Rat erfreut, zugreift bei einem so noblen Angebot, zumal der Konsul gleich Vorschläge mitbrachte, wen er solcher Ehrung für würdig hält: Franz I und II, den Fürsten Blücher, den Grafen Moltke, J. H. Voß, Fritz Reuter und als Bürgermeister Sibeth und Spalding. Die Ratsherrn ergänzten ihrerseits diese Liste mit dem Vorschlag, auch seinen Herrn Vater aufzunehmen, der neben Fritz Reuter nicht fehlen dürfe“.

(„…“) „Der Hofbuchhändler Emil Opitz, Sohn des Friedrich Opitz und der tüchtigen Emilie, geb. Lorange, beschafft die nötigen Fotografien für die Dekoration und schickte alles an den Spender nach Harburg, darunter eine Generalansicht von Güstrow, Portraits von Kaiser Wilhelm und Fürst Bismark, die inzwischen auch in Vorschlag gebracht worden waren, und bietet weitere Bildnisse an , „etwa von den beiden Schulmännern Raspe und Direktor Seeger“, (…so halte ich auch von diesen gute Portraits zu Ihren Diensten…).

Schon ein Jahr später (1905), nachdem das Angebot gemacht worden war, wird die erste Garnitur von Max Brinckman feierlich überreicht: eine silberne Platte, eine silberne Kanne mit Untersatzteller und 12 silberne Becher“.

(„…“) „Der Stadtsekretär Benox schreibt ins Protokoll: Die Silbergeräte sind mit folgender Widmung versehen: Seiner lieben Vaterstadt Güstrow zum Andenken an John Brinckman, gewidmet von dessen Sohn Max Brinckman, Harburg a/E 1905“.

(„…“) „Im Dezember 1926 ist die Reihe an ihm selbst, sich entsprechend dem Vorschlag des Rates auf eine Abbildung in Silber vorzubereiten. (… und bitten Sie, hochverehrter Herr Kommerzienrat, um Ihr diesbezügliches Einverständnis…). Der Dichter schickt sein Porträt und formuliert eine schlichte Inschrift, schlägt vor, den Auftrag einem Güstrower Juwelier zu übergeben und bittet schließlich um die Rechnung. Am Ende ist er sehr zufrieden mit der Arbeit des Güstrower Juweliers Georg Commentz, Markt 4“.

(„…“) Ende des Zitats Gisela Scheithauer.

Ratssilberschatz Bestand

In Jahre 1928 bestand der Silberschatz des Rates aus folgenden Teilen:

(Aus der Zusammenstellung ist zu erkennen, dass nicht alle vorgeschlagenen Personen auf den Bechern abgebildet wurden).

Bestandteile des Silberschatzes

1. Eine Silberplatte: in je zwei Ecken das mecklenburgische und das Stadtwappen, an den 4 Seiten Abbildungen von Rathaus, Gerichtsgebäude, "altem Haus" (Brauerei Frederik Hansen), Schloss;

2.Eine Kanne: auf der einen Seite Ansicht von "Güstrow Anno 1665", auf der anderen Seite Ansicht von "Güstrow Anno 1905", auf dem Deckel das Stadtwappen;

3. Auf den 12 Bechern: je ein Bildnis mit Inschrift

-„Herzog Ulrich, geb. 5. März 1527, gest. 14. März 1603",
-„Großherzog Friedrich Franz I., von Mecklenburg, geb. 10. Dezember 1756, gest. 1. Februar 1837",
- „Großherzog Friedrich Franz II., geb. 28. Februar 1823, gest. 15. April 1883",
-„ Fürst Blücher, Feldmarschall, geb. 16. Dezember 1742, gest. 12. September 1819",
-„Graf Moltke, Feldmarschall geb. 15. November 1800, gest. 24. April 1892",
-„v. Thünen, Tellow, geb. 24. Juni 1783, gest. 22. September 1850",
-„Fritz Reuter, geb. 7. November 1810, gest.12. Juli 1874",
-„John Brinckman, geb. 3. Juli 1814, gest. 20. September 1870",
-„Medizinalrat Dr. A. Vogel, geb. 26. September 1825, gest. 24. März 1886,
-„Bürgermeister Peter Tornow, amt. 1689 -1709",
-„Bürgermeister Carl Sibeth, geb. 18. Oktober 1756, gest. 3. Dezember 1823",
-„Bürgermeister Heinrich Tschierpe, amt. 1823-1830";

4. Von den 1000 Mark als Stiftungskapital und deren Zinsen, das zweckgebunden für Ergänzung und Pflege des Silberschatzes durch den Stifter bestimmt waren, wurden die nachstehend genannten Becher mit folgenden Inschriften gefertigt:

-„Schuldirektor Heinrich Seeger, geb. 10. April 1825, gest. 29. Mai 1902",
-„Bürgermeister Otto Dahse, geb.30. September 1839, gest. 13. Juli 1921",
-„Bürgermeister Phil. Süsserott, geb. 9. Juli 1839, gest. 11. August 1913",
-„Kommerzienrat Max Brinckman, geb. 18. Dezember 1846, gest. 22. Mai 1927".
(Anmerkung: Die Kosten für den Max-Brinckman-Becher beglich der Stifter persönlich)


5. 1928 erfolgte eine Ergänzung des Silberschatzes durch den Sohn des Stifters, John-Max Brinckman. Der in Hamburg lebende Sohn des 1927 verstorbenen Kommerzienrates Max Brinckman hat einen silbernen Becher gestiftet, der dem Brauch zufolge dem besonderen Andenken eines verdienstvollen Sohnes der Stadt Güstrow geweiht ist. Ihn schmückt das Bildnis des Musikdirektors Schondorf, der in Güstrow für die Förderung und Entfaltung der Tonkunst außergewöhnlich tätig war. Das nebenstehende Foto zeigt den Schondorf-Becher, der von dem Güstrower Juwelier Eichholz gefertigt wurde.

6. Ebenfalls 1928 anlässlich der 700-Jahrfeier Güstrows wurde der Silberschatz durch die Vorderstädte Parchim und Neubrandenburg um einen 5-armigen Silber-Leuchter erweitert. Eine entsprechende Widmung wurde auf dem Leuchter graviert.

Weiterhin wurde 1928 zur Erinnerung an den ehemaligen Güstrower Bürgermeister Erich Langfeldt (1831-1867) der sogenannte Langfeldt-Pokal durch Wilhelmine Langfeldt, Konventualin des Klosters Dobbertin, gestiftet und dem Silberschatz hinzugefügt

7. Im Jahre 1933 wird Reichsstadthalter Hildebrandt auf einem Becher abgebildet.

Der Nationalsozialist war mecklenburgischer Gauleiter und Ehrenbürger der Stadt Güstrow geworden. (Die Güstrower Stadtvertretung hatte durch Appellation, bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten, der Verleihung der Ehrenbürgerschaft zugestimmt, die nach der Wende aufgrund einer entsprechenden Initiative von uns, durch die Stadtvertretung widerrufen wurde.

In den Jahren der Führung der Stadt durch die Nationalsozialisten erfolgte eine Nutzung des Stiftungskapitals entgegen der Vorgaben des Stifters, z. B. zur Herstellung einer Schreibtischuhr für den NS-Oberbürgermeister Lemm. Der Verbleib der unter der Position 23. der Verwaltungsbestimmungen der Stadt Güstrow von 1930 aufgeführten Gegenstände

„Brinckmanscher Ratssilberschatz.

Geschenk des Kommerzienrats Max Brinckman-Harburg und seiner Gattin zum Andenken an seinen Vater John Brinckman“, und der weiteren Silber-Sachen ist seit Kriegsende komplett unbekannt.

Es ist also kein einzelnes Stück dieses umfangreichen und auffälligen Schatzes je irgendwo aufgetaucht.

Der Schatz wurde durch den Rat der Stadt verwaltet und in einem Geldschrank verwahrt, dessen Feuerfestigkeit und Einbruchsicherheit durch die Herstellerfirma, Geldschrank-Fabrik Julius Schüler in Hamburg-Altona-Ottensen, versichert wurde.

Der Geldschrank wurde im Auftrage des Stifters exklusiv für die Stadtverwaltung in Güstrow beauftragt, hergestellt und geliefert (Maße 88 cm hoch, 69 cm breit und 70 cm tief). Es wurden 2x zwei Schüssel an die Stadt übergeben. Oberhalb der Tür des Geldschrankes gab es eine eiserne Krönung, in der sich zur Zierde ein in Silber getriebenes Güstrower Stadtwappen befand.

Die Auffälligkeiten aller Silbergegenstände und des Geldschrankes selbst bestärken die Vermutung, dass der Schmuck, der nun schon über 70 Jahre verschollen blieb, in den Wirren des Kriegsendes 1945 außer Landes verbracht wurde.

Frau Gisela Scheithauer schloss 1991 ihren Artikel in den Güstrower Nachrichten mit dem Satz, den ich hier heute gleichfalls, immer noch hoffnungsvoll, wiederhole.

„…UND WENN SIE NUN DOCH EINE SPUR FÄNDEN, LIEBE LESER?“

Dieter Kölpien