Zinnowitzer Ärzte

Aus Ortschroniken
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Hier finden Sie Lebensläufe verschiedener Ärzte die in Zinnowitz gewirkt haben. Die Informationen wurden durch die Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V. für eine vergangene Ausstellung im Zinnowitzer Museum zusammengetragen.

Braune, Gustav

  • geb. 15.09.1868 Witoldowo, †28.08.1921 Zinnowitz
Leben
Gustav Braune wurde in „Witoldowo in Russland“ geboren. Wie er nach Zinnowitz kam, ist noch unklar. Gustav Braune war Zahnheilkundiger ohne akademische Ausbildung, welcher nach Besuch einer Dentistenschule Patienten behandeln durfte. Er betrieb ein Atelier für Zahntechnik in Zinnowitz, indem die Anfertigung von Goldplomben, Porzellanfüllungen und die Reparatur und Umarbeitung von Gebissen angeboten wurden.
In seinem Bazar in der Waldstraße 29 verkaufte er Bade-Artikel, Andenken, Fischerei-Artikel, Muschel- und Bernsteinwaren. Auch Dienstleistungen wie eine Annoncen-Annahmestelle und eine Leihbibliothek waren hier zu finden. Gustav Braune war Schriftführer in der am 14. Februar 1902 gegründeten freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz und Gründungs- und Vorstandsmitglied des Insel-Clubs Usedom dessen 1. Vorsitzender er war. Erste Aufgabe des am 18. Dezember 1910 gegründeten Clubs war die Errichtung von Wegweisern und Wegschildern sowie die Kennzeichnung von Wegen, die Anlegung von neuen Wegen und Ruheplätzen mit Bänken, die Bekanntmachung von Aussichtspunkten sowie die Herausgabe von Karten und Reiseführern mit nummerierten Wegen sowie die Förderung aller Maßnahmen zum Schutze der Naturschönheiten, der Tier- und Pflanzenwelt.
Die Benennung dieser Orte durch Schilder geht auf den Insel-Club Usedom, namentlich auf den Zinnowitzer Friseur und Dentisten Gustav Braune zurück. Dieser verfasste in 11 Auflagen den „Illustrierten Führer durch die Ostseebäder Zinnowitz, Trassenheide, Kalshagen, Zempin, Koserow, Kölpinsee, Ückeritz und Bansin“. Schon 1919 veranstaltete der Inselklub Lichtbildervorträge im deutschen Haus.

Quellen: Ortsprospekte der Badeverwaltung versch. Jahrgänge, Illustrierter Führer durch die Ostseebäder Zinnowitz, Trassenheide, Karlshagen, Zempin, Koserow, Kölpinsee, Ueckeritz und Bansin, Herausgeber für den Insel-Club Usedom, bearbeitet von Gustav Braune, Zinnowitz, Gerald Christopeit

Friedel, Fritz

  • geb. 24. Oktober 1863 in Weißenfels an der Saale, † 31. Oktober 1912 in Wernigerode
Leben
Fritz Friedel wurde als Sohn Bäckermeisters Friedrich August Friedel und dessen Ehefrau Alwine geb. Kaempf in Weißenfels geboren. Er absolvierte sein Medizinstudium in Leipzig, München und Greifswald und promovierte 1889 in Greifswald mit dem Thema: „Ein Fall von symmetrischer Gangrän“ (Gewebszerfall).
1890 wurde er als erster moderierender Badearzt von der Kurverwaltung des Ostseebades Zinnowitz bestallt. Er praktizierte zunächst in der Villa Köpke, Waldstraße 1a. Er wurde auch in die Gemeindevertretung gewählt. Dr. Friedel setzte durch, dass die Gemeinde für erkrankte Kinder, die in die Greifswalder Universitätsklinik überwiesen wurden, die Kosten übernahm.
Im Jahre 1895 erwarb Dr. Friedel für 4500 Goldmark die Parzelle XXIX, später Neue Strandstraße 10 vom Forstfiskus und erbaute darauf die Villa Friedel, das spätere Dreyfuß-Heim, heute Villa Gruner, Pier 14. Im April 1899 heiratete er Catharina Ehricke-Schur in Groß-Lichterfelde.
1901 zum Kreisarztvertreter nach Swinemünde berufen, ging er später als königlicher Kreisarzt nach Wernigerode. Hier erfreute er sich bald allgemeiner Beliebtheit und erwarb sich eine große Privatpraxis, die er allerdings aus Krankheitsgründen bald aufgeben musste. Er wurde nur 49 Jahre alt. Zu seiner Zeit trat er bereits mit Forderungen für den Umweltschutz auf. So forderte er zum Beispiel gesetzliche Vorschriften zum Schutz vor Manganvergiftungen in Braunsteinmühlen (Braunsteinmüllerkrankheit) im Südharz. Weiterhin trat er für den Schutz von Heilquellen in Kurorten ein (Quellenschutzgesetz).
Er verfasste 1898 einen „Führer durch Zinnowitz und Umgebung“, Greifswald 1898, bei Julius Abel. 1901 erfolgte eine erweiterte Nachauflage. Er veröffentlichte ebenfalls Artikel über die Hygiene in Kurorten und Sommerfrischen bei Seuchen wie Keuchhusten und Cholera.

Quellen: Gerald Christopeit

Helwig, Otto

  • geb. 22.September 1876 in Obertopfstedt (Provinz Sachsen), † 24.01.1965 in Gütersloh
Leben
Otto Helwig wurde am 22. September 1876 als Sohn des evangelischen Volksschullehrers Hermann Helwig im (heutigen) thüringischen Obertopfstedt geboren. Nach dem Besuch der heimatlichen Schule wechselte er mit 9 Jahren auf das Thomasgymnasium zu Leipzig und danach auf das Gymnasium Sondershausen, wo er 1896 das Abitur ablegte. Im gleichen Jahr begann er das Studium der Medizin an den Universitäten München, Jena und Leipzig. 1900 wechselte er an die Universität Gießen, wo er 1901 die ärztliche Approbationsprüfung bestand. 1902 promovierte er mit einer Dissertation „Über einen Fall von osteogenesis imperfecta“ (Glasknochenkrankheit).
Er kam 1908 von Wirges über die Insel Föhr nach Zinnowitz. Seine Frau Hedwig war eine geborene Langemak, deren Mutter Anna zuvor die Hubertusburg als Pension in Zinnowitz betrieben hatte. So kam es, dass er 1908 im Ostseebad Zinnowitz. Dr. med. Helwigs Ärztliches Privatheim Hubertusburg für Frauen und Kinder der gebildeten Stände, Neue Strandstraße 10 (später Dreyfus-Heim) einrichtete. Er war ein international bekannter Kinderarzt und Balneologe. Durch ihn, gemeinsam mit Franz Müller und Bernhard Berliner, wurde Zinnowitz in kurzer Zeit zu einem international bekannten Forschungsstandort zum Einfluss des Seeklimas auf Kinderkrankheiten. Er plante 1910 auf Usedom eine Keuchhustenstation für Kinder, scheiterte jedoch am Widerstand der Usedomer Badeverwaltungen. Deshalb verließ er 1914 die Insel und ging nach Dresden. Später wirkte er auch in Swinemünde und Stettin.
So fanden 1912 Untersuchungen zum Einfluss des Seeklimas von Berliner und Fr. Müller in Zinnowitz an der Ostsee an Kindern der Friedenauer Vereins für Ferienkolonien statt und ebenfalls in Zinnowitz von Otto Helwig und Fr. Müller an Kindern angestellten Versuche über Hydrotherapie. Helwig, Otto - Das kranke Kind und das Seeklima; Wolgast Hofmann 1910, und viele andere Publikationen. Das Ostseebad Zinnowitz wurde durch Fachvorträge zu diesem Thema international bekannt. Mehrfach reiste Dr. Helwig zu Vorträgen in das europäische Ausland und die USA und wurde Mitglied internationaler Gremien. So nahm er am „Fourth International Congress on School Hygiene, Buffalo, New York, U.S.A., August 25-30 1913 “ teil. Der Bekanntheitsgrad des Zinnowitzer Heimes in den Vereinigten Staaten mag dazu beigetragen haben, dass es 1922 von der „Bertha und Louis Dreyfus Stiftung“ aus den USA übernommen wurde.

Quellen: Gerald Christopeit


Kleiner, Berthold

Dr. med. Berthold Kleiner
  • geb. 09.06.1902 in Trautenau – Sudeten, †20.04.1983 in Zinnowitz)
Leben
Sanitätsrat Dr. med Berthold Alois Kleiner stammt aus dem Sudetenland. Franz Kleiner, sein Vater, war Immobilienmakler. Berthold Kleiner besuchte dort die Volksschule und das Gymnasium und studierte in Prag in den zwanziger Jahren Medizin und anschließend Zahnmedizin. 1928 heiratete er die Braunerin Anni Tietze und eröffnete in Braunau am Ringplatz (Haus-Unionsbank) eine Zahnarztpraxis, in der er bis 1945 recht erfolgreich wirkte.
Unmittelbar nach Kriegsende - im Mai 1945 - wurde er nach dem Osten gebracht, von wo er 1947 aus der Sowjetunion kommend nach Stralsund entlassen wurde. Hier erst hat er vom tragischen Tod seiner Familie erfahren, die sich gleich nach seiner 1945 erfolgten Festnahme aus einer verzweifelten Situation heraus das Leben nahm. In dieser furchtbaren Lebenslage mobilisierte Dr. Kleiner alle seine noch vorhandenen Kräfte und schaffte nach und nach den Neubeginn.
Er ließ sich ab 1.6.1947 als Facharzt in Zinnowitz nieder. Durch seinen unbändigen Fleiß, sein ärztliches Können und sein freundliches, menschliches Wesen genoss er recht bald hohes Ansehen.
Anfang der sechziger Jahre heiratete Dr. Berthold Kleiner ein zweites Mal, die Zinnowitzerin Elfriede Kleiner (gesch. Wegner, gebn. Springwald, *19.3.1910, †18.4.1992), die ihm bis zu seinem Tode zur Seite stand. Er kümmerte sich um ihre beiden Kinder.
Bis an sein Lebensende, also über sein 80. Lebensjahr hinaus, übte er seine Praxis aus, widmete sich neben seiner ärztlichen Tätigkeit über Jahrzehnte geistig - wissenschaftlichen Themen und beschäftigte sich voller Hingabe mit der Naturheilkunde. Auch seine alte Heimat hat er nie vergessen.
Was ihn besonders auszeichnete war neben seiner treuen Pflichterfüllung, neben seinem vielseitigen Wissen, seine große Bescheidenheit. Seine Arbeit, sein Bestreben immer mehr Wissen anzueignen waren ihm stets Lebensinhalt. An seinem Grabe brachte der katholische Pfarrer von Wolgast die Meinung der Zinnowitzer wie folgt zum Ausdruck: ” Wenn man heute von seinem Tode spricht, so hört man sie sagen, ja, der Sanitätsrat Dr. Berthold Kleiner das war noch ein Mann, zu dem konnte man zu jeder Tages - und Nachtzeit kommen. Er war stets für alle da.”

Quelle: Nachruf für den Heimatfreund Dr. Berthold Kleiner von Seff Tietze (Schwager)


Kochs, Max

  • geb. 01. Januar 1871 in Jarmshagen bei Greifswald, † 29. Juli 1933 im Ostseebad Zinnowitz
Leben
Der Vater von Dr. Max Johann Karl Kochs war Hegemeister (Förster) Ludwig Kochs in Jarmshagen Kreis Greifswald. Max Kochs besuchte die Schule ab 1880 und erwarb 1889 das Reifezeugnis am Städtischen Gymnasium in Greifswald. Er studierte Medizin in Greifswald und promovierte 1893 an der dortigen Universität mit dem Thema: „Ein Fall von Struma congenita“ (angeborener Kropf). Anschließend praktizierte er als praktischer Arzt in der Stadt Usedom.
Seit 1901 war er in Zinnowitz Badearzt als Nachfolger von Dr. Fritz Friedel tätig, welcher als Kreisassistenzarzt des Kreises Usedom-Wollin in die Kreisstadt Swinemünde ging. Als dirigierender Badearzt war er gegenüber den anderen Badeärzten im Ostseebad weisungsberechtigt.
Max Kochs heiratete am 28.11.1906 in Charlottenburg Johanne Ferdinande Nienborg. In fachlichen Gremien widmete sich der Zinnowitzer Badearzt der Hydrotherapie. Dr. Kochs war zudem Mitbegründer des Insel-Clubs Usedom (West), der am 18. Dezember 1910 gegründete wurde. Dieser Club war ein Zinnowitzer Gewächs und förderte die Entwicklung des Tourismus.
Dr. Max Kochs gehörte neben den Bauunternehmern Carl Sadewasser und Johann Hoppach 1909 zu den ersten Besitzern eines Kraftfahrzeuges in Zinnowitz. Alle drei besaßen Motorräder. Zunächst praktizierte er in der Villa Johanna, Wilhelmstrasse 5, dann in der 1. Etage der Badedirektion Neue Strandstraße 7a.
Aus der Schulchronik konnten wir entnehmen, dass er zu den Gründern des Ortsausschusses für Jugendpflege, der am 19. Oktober 1911 gegründet wurde, gehörte. Er übernahm auch die medizinische Ausbildung in der freiwilligen Sanitätskolonne 1911. Als Schularzt wurde er am 1. April 1930 eingesetzt.
Um 1930 ließ er seinen Alterssitz im Dannweg 2 im zu der Zeit angesagten, aber für den Ort seltenen Bauhausstil erbauen. 1938 lebte dort seine Witwe Nanni (Johanne) Kochs. Das Ehepaar Kochs hatte 4 Kinder, alle wurden zwischen 1907 und 1913 in Zinnowitz geboren.

Quelle: Gerald Christopeit

Laux, Hedwig

  • geb. 09. August 1910 in Cochem an der Mosel, †20. Januar 2007 in Berlin
Leben
Der Vater von Hedwig Laux war Weingutsbesitzer und Weinhändler Josef Laux in Cochem/Mosel. Sie besuchte dort die Volksschule und die höhere Mädchenschule. 1926/27 besuchte sie die Höhere Handelsschule der Marienschule in Limburg an der Lahn und anschließend 3 Jahre das Oberlyzeum. Dort legte sie ihr Abitur ab.
Ab 1930 studierte sie Medizin in Bonn, Köln und Berlin. Dort legte sie 1937 ihr Staatsexamen ab. Danach arbeitete sie in der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung am Virchowkrankenhaus in Berlin.
1939, bei Kriegsbeginn, erhielt sie eine Landviertelassistenz und wurde als Hilfskassenärztin in die Praxis des Dr. Erich Schumann, Ostseebad Zinnowitz notdienstverpflichtet. Sie war auch als Ärztin in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde tätig.
Sie promovierte 1942 in Greifswald bei dem berühmten Diabetologen und Internisten Prof. Dr. Gerhardt Katsch mit der Arbeit: „Über klinische und ambulante Behandlung der Gastritis, des Ulcus ventriculi und duodeni mit Sexualhormon.“
1947 Verhaftung und Versuch nach Westberlin zu flüchten, kurzzeitig in Haft im Lager Fünfeichen. Noch 1951 war sie als Ärztin in den Kindererholungsheimen Dreyfusheim, Ottoheim und Gottestreue in Zinnowitz tätig. Nach ihrem Wegzug von Zinnowitz arbeitete sie als Ärztin in Westberlin.

Quelle: Gerald Christopeit


Mahnke, Horst

  • geb. 22. März 1901 in Kodersdorf, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien; † 4. Januar 1979 in Zinnowitz
Leben
Horst Werner Reinhold Günter Mahnke stammt aus einer Ingenieursfamilie. Sein Vater Carl Mahnke, aus Dömitz gebürtig, war ein weitgereister Mann. Vor dem 1.Weltkrieg ging die Familie nach Borowitschi (Боровичи) in Russland. 1910 wurde die Ehe der Eltern geschieden und seine Mutter Adina geb. Staberow (Gastwirtstochter aus Greifenberg i.P.) ging mit ihren Söhnen zurück nach Deutschland.
In Swinemünde besuchte Horst Mahnke die Tirpitz-Schule und legte 1921 sein Abitur ab. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten - nach der Internierung des Vaters 1914 in Russland blieben die Unterhaltszahlungen aus - war an ein Studium nicht zu denken, so dass Horst Mahnke zunächst den Beruf des Mühlenkaufmannes erlernte. Im Sommersemester 1927 begann er schließlich das Studium der Medizin in Rostock und fand Aufnahme und Unterstützung in der studentischen Verbindung "Skaldia". Nach Abschluss des Studiums 1933 und Tätigkeit als Medizinalpraktikant in Rostock, arbeitete Horst Mahnke als Vertretungsarzt auf Pellworm, in Güstrow, Gnoien, Wittenberg, Weißwasser, Lübbenau und schließlich in Mohrungen (Ostpreußen). „Weil es mir in Ostpreußen so gefiel, habe ich mich dann da 1936 niedergelassen.“ Sagte er später.
Zunächst heiratete er am 04. Januar 1936 Lydia Haenel (*1905 in Greifenberg i.P., †1992 in Wolgast) in der St. Johanniskirche zu Greifenberg. In Brandenburg, Kreis Heiligenbeil, lebte die Familie dann bis zur Flucht im Januar 1945, wo er die Belegschaft der Heeresmunitionsanstalt Ludwigsort betreute. Horst Mahnke kam zum Volkssturm und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Oktober 1945, erfuhr Horst Mahnke durch Verwandte in Berlin von Schicksal und Verbleib seiner Familie. Seine Tochter Dörte war auf der Flucht gestorben.
In Usedom trafen sich Mahnkes dann im Spätherbst 1945 wieder. Durch die örtliche Verwaltung wurde Horst Mahnke nach Zinnowitz beordert und eröffnete dort unter schwierigen Bedingungen eine Arztpraxis. Er leistete Beachtliches bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Manchem Spezialisten der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde ersparte er den Zwangsaufenthalt auf einem Raketengelände in der Sowjetunion, durch das Ausstellen entsprechender medizinischer Atteste. Mit 70 Jahren begab er sich in den Ruhestand. Er starb nach schwerer Krankheit am 4. Januar 1979 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Zinnowitzer Friedhof.

Quellen: Familienarchiv Rahlfs; Georg (Hg): 48. Rundschreiben der AHV der Skaldia-Rostock im Sonderhäuser Verband, 1979. Bode, Volkhard; Thiel; Christian: Raketenspuren Waffenschmiede und Militärstandort. Peenemünde, eine historische Reportage. Berlin 2008, S. 161. Christoph Bär

Nogalski, Hans

  • geb. 08. Juli 1892 in Danzig, † ?)
Leben
Dr. Hans Nogalski ist in Danzig-Pfefferstadt als Sohn des Hilfsbriefträgers Anton Nogalski, katholischer Religion und der Luise, geb. Kastaun, evangelischer Religion geboren.
Er begann sein Studium der Medizin im Semester 1911/12 in Greifswald. Von 1914 bis 1919 leistete er seinen Kriegsdienst als Feldarzt im Feldartillerierregiment Nr. 36. 1920 machte er sein Staatsexamen und erlangte die Approbation. 1920 promovierte er an der Universität in Greifswald zum Thema: Histologische Untersuchungen des Amnionepithels bei ausgetragener Schwangerschaft Von 1920 bis 1921war er als Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik in Greifswald tätig.
Ab 1921 praktizierte er in der Villa Behrendt, Waldstraße 1 in Zinnowitz. Dr. Nogalski war nach Dr. Kochs Vorsitzender des Inselclubs (West) und nebenamtlich 11 Jahre lang als Tuberkulosefürsorgearzt in Zinnowitz tätig. Zur Aufstellung der 258 Infanteriedivision der Wehrmacht in Stettin im Jahre 1939 wurde Dr. Nogalski als Oberstabsarzt (Major) und Kompaniechef der 2. Sanitätskompanie 258 einberufen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges ging er an das Tuberkulosekrankenhaus Glückstadt. Dort wurde er nach 3-jährige Tätigkeit als Lungenfacharzt anerkannt. Seinen Lebensabend verbrachte Dr. Hans Nogalski in Hohenlockstedt bei Itzehoe.

Quellen: Gerald Christopeit

Sachse, Wilhelm

  • geb. 27. April 1839 Charlottenburg, † am 28. Dezember 1892 in Berlin
Leben
Dr. Wilhelm Franz Martin Sachse hat das Friedrich-Werdersche-Gymnasium in Berlin besucht, anschließend hat er von 1856-1860 auf der Medizinisch-chirurgischen Akademie für das Militär in Berlin Medizin studiert. Danach hat er bis 1865 in der Königlichen Armee als Arzt gedient. Er promovierte 1860 in Berlin und approbierte 1862. Von 1865-1868 war er als praktischer Arzt in Ritschenwalde (Kreis Obornik) und anschließend bis 1870 in Baruth (Kreis Jüterbog-Luckenwalde) tätig.
Ab 1870 ließ sich Dr. med. Wilhelm Sachse als praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer in Berlin nieder. Er kaufte 1873 ein Mietshaus in der Körnerstraße 4, wo er auch eine Wohnung hatte. Seit diesem Jahr trat er auch als Badearzt in Zinnowitz auf, wo er sich in der Badesaison aufhielt.
Dr. Sachse war kein offiziell von der Badedirektion angestellter Badearzt in Zinnowitz. 1875 kaufte er eine Parzelle auf dem Glienberg in Zinnowitz und ließ sich dort eine Villa errichten. Diese Villa wurde schon 1880 in das Hotel und Pensionat Belvedere umgewandelt. 1882 ließ er das östliche Damenbad in Zinnowitz erbauen, ein Jahr später verkaufte er dieses an die Gemeinde.
Sachse machte das Ostseebad in Fachzeitschriften bekannt. In der Berliner Klinische Wochenschrift. Nr. 27,5. Juli 1880,17. Jahrgang, S. 395f. erschien der Artikel: Sachse; Wilhelm: Zinnowitz, ein neues Seebad. In dieser Schrift lobt er besonders das gesundheitsfördernde Mikroklima auf dem Zinnowitzer Glienberg, woselbst sich sein Hotel "Belvedere" befand. Der Vater Dr. Wilhelm Sachse war der bekannte Berliner Philologe und Pädagoge, der Oberlehrer Dr. Ernst Franz Arnold Sachse, geb. am 20. Mai 1808, gest. 1882. Seine Mutter war Pauline Theodora, geborene Hanius. Das Paar hatte 7 Kinder. Wilhelms Bruder, Sanitätsrat Dr. Paul Sachse, war ebenfalls praktischer Arzt in der Matthäikirchstraße 14 in Berlin. Wilhelm war mit war Marie Luise, geb. Lendel verheiratet. Der Sohn Paul Sachse war Kapellmeister in Berlin.

Quellen: Gerald Christopeit, Stefan Lepiorz

Schumann, Erich

  • geb. 5. Mai 1905 in Dörnfeld/Ilm, † 22. Dezember 1970 im Meinigen /Thüringen
Leben
Wilhelm Afred Max Erich Schumann wurde am 5. Mai 1905 in Dörnfeld/Ilm als 3. Kind des evangelischen Pfarrers Hermann Walter Johanns Schumann und Pauline Senta Laue geboren. Er besuchte ab 1911 die Volksschule Allstedt/Helme, ab 1912 das Pädagogikum Allstedt, ab 1915 das Gymnasium Sangerhausen Thüringen. 1917 begann er eine Offiziersausbildung in Küstrin, welche durch den verlorenen I. Weltkrieg abgebrochenwerden musste. Danach verdingte sich Erich Schumann im Kupferschieferbergbau.
1924 begann er ein Medizinstudium in Heidelberg, Berlin, Wien und Innsbruck. 1930 erfolgten die Ablegung des Staatsexamens in Heidelberg und die Promotion zum Dr. med. mit dem Thema: „Über Neuritis retrobulbaris mit besonderer Berücksichtigung der Aetiologie, behandelt an den Fällen der Heidelberger Augenklinik vom Jahre 1922 – 1929.“ Es folgten ein praktisches Jahr in Beelitz, dann eine Assistenz in Torgau, Kehl und Swinemünde.
Ab 1933 wirkte er als Praktischer Arzt im Ostseebad Zinnowitz und auch bei der gesundheitlichen Versorgung des Personals der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Zuerst praktizierte er in den Räumen der Kurverwaltung. Später unterhielt er seine Praxis in der Alten Strandstraße 81. Er war verheiratet mit der Sportlehrerin Marianne Schumann geb. Heuer. Das Ehepaar Schumann hatte fünf Kinder, die alle in Zinnowitz geboren wurden.
Ab 1939 wurde er als Stabsarzt der Reserve bei der Luftwaffe zur Wehrmacht eingezogen. An seiner Stelle übernahm die junge Ärztin Hedwig Laux als notdienstverpflichtete Hilfskassenärztin die Praxis. Über deren Führung kam es zu Zerwürfnissen. Kurz nach seiner Rückkehr nach Zinnowitz im Juni 1945 war die Praxis immer noch belegt und Dr. Schumann wurde als ehemaliger Wehrmachtsoffizier ohne weitere Begründung im Speziallager Fünfeichen bei Neubrandenburg bis zum 14. Februar 1947 interniert. Wohnhaus und Praxis in Zinnowitz wurden enteignet. Ein Antrag auf Rückgabe der Immobilien wurde vom Amt für Vermögensfragen im Jahre 2005 abgelehnt.
1947 billigte man Dr. Schumann zunächst eine ärztliche Vertretung in Thüringen zu. Es folgte 1948 eine Tätigkeit als Beratungsarzt der SVK Schmalkalden. Nach einem Entnazifizierungsverfahren 1949 ließ er sich als Praktischer Arzt in Bad Salzungen nieder. Ab 1950 wirkte er als Betriebsarzt der Sowjetisch-Deutschen-Aktiengesellschaft (SDAG) Kaliwerk Unterbreizbach, Rhön. Von 1954 –1970 war er Betriebsarzt des VEB Simson Suhl. Ihm wurde der Titel eines Medizinalrates verliehen.

Quellen: Dr. Peter Schumann (Sohn) und Unterlagen des BStU

Segebrecht, Gerlinde

Dr. Gerlinde Segebrecht
  • geb. 25.November 1912 in Vitte (Hiddensee), † Juni 1984 Huntsville, Madison County, Alabama, USA
Leben
Gerlinde Herta Erika Segebrecht, wurde am 25. November 1912 in Vitte auf der Insel Hiddensee als Tochter des dortigen Lehrers und Heimatforschers Friedrich Wilhelm Segebrecht geboren. Dieser ging 1913 als Geschäftsführer nach Anklam. Nachdem dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Anklam immatrikulierte Gerlinde Segebrecht sich im Herbst 1932 an der Greifswalder Universität im Fach Zahnmedizin. Das Wintersemester 1934/35 und das darauffolgende Sommersemester verbrachte sie in Leipzig.
Im Mai 1936 erlangte sie in Greifswald die Approbation als Zahnärztin. 1939 erfolgte die Promotion in Greifswald zum Thema: „Ein Beitrag zur Amputation der erkrankten Pulpa der Zähne“.
In den Räumen der Pension San Remo hatte der Zinnowitzer Zahnarzt Dr. Heinrich Oesterreich seine Praxis. Als dieser 1938 zum Dienst in der Wehrmacht einberufen wurde, übernahm die junge Zahnärztin Gerlinde Seegebrecht seine Vertretung. Sie wurde als Hilfskassenärztin notdienstverpflichtet. Dr. Oesterreich wurde am 11. November 1940 als Pilot eines Sturzkampfbombers über der Themsemündung abgeschossen.
Dr. Gerlinde Segebrecht behandelte im Ostseebad Zinnowitz auch Mitarbeiter der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Um diese Zeit ranken sich etliche Mythen. 1943 lernte sie auch den Stellvertreter Wernher von Brauns, Eberhard Rees, kennen und die beiden wurden ein Paar. In den Wirren der Nachkriegszeit wurden sie getrennt, denn Eberhard Rees ging mit der Mannschaft Wernher von Brauns in die USA. Erst 1947 heirateten beide in Landshut/Bayern. Die Einreise von Dr. Gerlinde Rees in die USA erwies sich jedoch aufgrund der Einwanderungsbestimmungen, wie bei allen Peenemündern, als kompliziert. Sie erfolgte zweimal über Mexiko, El Paso und New York. Im Jahre 1984 starb Dr. Gerlinde Rees als US-Bürgerin in Huntsville nach schwerer Krankheit.

Quelle: Gerald Christopeit

Voigt, Felix

  • geb. 2. März 1877 in Spandau bei Berlin, † 28. Dezember 1936 in Swinemünde
Leben
Dr. Felix Voigt war approbierter Arzt aus Spandau. Er schrieb seine Dissertation über die Entwicklung und den feineren Bau des ligamentum spirale in der Gehörschnecke. Er arbeitete als Assistenzarzt am orthopädischen Ambulatorium der Universität München und als Praktischer Arzt in Gleichenwiesen/Thüringen.
Ab 1913 leitete als Nachfolger von Dr. Otto Helwig das Privatkindersanatorium Hubertusburg im Ostseebad Zinnowitz. In der Kriegszeit wurde das Kinderheim dann zum Sanatorium für Kriegsversehrte. Nach dem Ende des Krieges zog Dr. Voigt mit seiner Familie, er hatte 5 Kinder, nach Swinemünde. Dort eröffnete er eine Praxis für Allgemeinmedizin, die bis zu seinem Tode 1936 bestand.
Am 25. April 1908 wurde, Waltraut Voigt, als Tochter des prakt. Arztes Dr. med. Felix Voigt und seiner Ehefrau Else, geb. Bäumler, in Gleicherwiesen in Thüringen geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Swinemünde. Waltraud Voigt promovierte 1935 in Jena. Die Romanistik-Professorin Waltraut Voigt, hat von 1948 bis in die 1990er Jahre an der Freien Universität Berlin unterrichtet und wurde 102 Jahre alt.

Quellen: München, Med. Fak., Ref. Mollier, Diss. v. 31. Jan. 1905 Brief von Dr. Klaus Voigt, Giesebrechtstr. 2, 10629 Berlin (Enkel), Gerald Christopeit

Wendschuh, Günther

Dr. med. Günther Wendschuh
  • geb. 09. Juli 1928 in Schmölln/Oberlausitz, † 29. Dezember 2013 in Zinnowitz
Leben
Dr. med. Walter Günther Wendschuh wurde am 9.Juli 1928 in Schmölln/ Oberlausitz als Sohn des Schneidermeisters Walter Wendschuh und seiner Ehefrau Lisa , geb. Erbert, geboren. Von 1935-1939 besuchte er die Volksschule in Schmölln, anschließend von1939-1944 die Oberschule in Bischofswerda. Im Januar 1944 wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen später zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht einberufen. Vom Oktober 1945-1947 besuchte er wieder die Oberschule in Bischofswerda und legte am 8. Juli 1947 die Reifeprüfung ab. Vom August 1947 bis September 1948 arbeitete er als Praktikant im Stadtkrankenhaus Bautzen. Von 1948 bis 1951 studierte er an der Universität Greifswald Medizin und bestand im Februar 1951 das Physikum mit der Note "Sehr gut". Im April 1951 setzte er das Medizinstudium an der Universität Jena fort und legte am 14.4.1954 das medizinische Staatsexamen ab.
Vom 1.5.1954 bis 30.6.1954 arbeitete er als Pflichtassistent an der Universitäts-Frauenklinik in Jena und vom 1.7.1954 bis zum 30.6.1955 im Pharmakologischen Institut der Universität Jena. Vom 1.7.1955 bis 31.12.1955 arbeitete er in der Medizinischen-Universitäts-Poliklinik Jena, danach in der ChirurgischenUniversitätsklinik Jena.
Dr. Günther Wendschuh übernahm am 7.1.1957 die Leitung des Landambulatoriums in Zinnowitz. Zum Ambulatorium gehörten die Arztpraxis, die Zahnärztliche Abteilung mit Zahntechnik und Kiefernorthopädie, die Labor- und Röntgenabteilung, die Massageabteilung, die Gemeindeschwesternstationen, sowie die Betriebssanitätsstellen in größeren Betrieben der Umgebung, Wendschuhs Frau Ursula war im Ambulatorium als leitende Schwester tätig (geb. Grohmann, 1928 - 2010). In den Anfangsjahren wurden durch ihn auch die Grenzsoldaten, das Marineobjekt Peenemünde, die Kinderheime, die Sportschule, die Wismutmitarbeiter mit betreut sowie die Schwangerenberatung durchgeführt.
Seine große Leidenschaft war die Fliegerei. So war er als GST-Motorfluglehrer tätig und führte flugmedizinische Tauglichkeitsuntersuchungen durch. Er war für die ärztliche Betreuung von flugsportlichen Veranstaltungen verantwortlich. Nach der Wende war er im Fliegerclub Flughafen Heringsdorf e.V. engagiert und führte eine Hausarztpraxis in seinem Haus im Glienbergweg.

Quellen: Histor. Gesellschaft; Brigadebücher Landambulatorium Zinnowitz, Archiv Greifswald, Gerald Christopeit/ Ute Spohler