Ortschronik Häschendorf
Kenndaten der Ortschronik | |
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Ort | Häschendorf |
Zeitlicher Schwerpunkt | bis 2002 |
Urheberrechte | Inge Kummer; Gemeinde Mönchhagen |
Erstellungszeitraum | 21. Juni 2002 |
Publikationsdatum | unveröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Geschichte des Ortes Häschendorf |
Status (Ampelsystem) | unveröffentlicht |
Die Chronik des Ortes Häschendorf wurde im Jahre 2002 von Dr. Inge Kummer erstellt, anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der erstmaligen Erwähnung des Ortes.
Im Sinne einer konsistenten zeitlichen und thematischen Gliederung habe ich einige Abschnitte an andere Stellen verschoben und Zwischenüberschriften eingefügt. Im Laufe der Zeit wurde und wird der Text auch um zusätzliche Angaben und Informationen ergänzt.
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:
ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de
700 Jahre Häschendorf: Zwischen 1302 und 2002 – Mosaiksteine aus der Geschichte
Eine Reihe von Dörfern und Städten Norddeutschlands begehen in diesem Jahrzehnt das 700-, 750- oder auch 800-jährige Jubiläum ihrer ersten urkundlich nachweisbaren Erwähnung.
So auch das kleine, nunmehr 700-jährige Häschendorf, das inmitten der südlichen Ausläufer der nordöstlichen Heide Mecklenburgs liegt. Über Jahrhunderte war es einst mit dem Toitenwinkler Rittersitz verknüpft.
Häschendorf, eine kleine Ansiedlung in Mecklenburg-Vorpommern, liegt wenige hundert Meter nördlich der Bundesstraße 105 – zwischen den Gemeinden Bentwisch und Mönchhagen. Seit 1958 ist es ein Ortsteil der Gemeinde Mönchhagen.
Ur- und Frühgeschichte / Vorgeschichte
Auswirkungen der Eiszeit
Doch die Siedlungsgeschichte vieler Dörfer und Städte auch in Mecklenburg-Vorpommern reicht viel weiter zurück in die Vergangenheit. Meeresküsten und Flussuferzonen wurden offenbar schon vor Jahrtausenden von Menschen bevorzugt besiedelt. In engem Zusammenhang damit standen – und stehen – nicht zuletzt auch geologische und klimatische Lebensbedingungen und deren Veränderungen. So reicht die Entstehungsgeschichte der nordöstlichen Heide Mecklenburgs tief zurück in die klimatisch-geologischen Veränderungen der jüngsten Eiszeit.
Die Wissenschaftler datieren diese Eiszeit auf 20.000 bis etwa 8000 Jahre v. u. Z. Im Gefolge der Eiszeit entstand unter anderem die Pommersche Endmoränenlandschaft (im slaw.: po more: am Meer). Auch das Mündungsgebiet der Warnow wurde davon beeinflusst, aber auch weiter südlich erinnern die steinreichen und doch sanften Hügellandschaften und die vielen kleinen Seen Mecklenburgs an die Gletschertätigkeit jener Eiszeit.
Von der Steinzeit bis zu den Römern
Im März dieses Jahres wurde in der 769-jährigen Stadt Stralsund bei Ausgrabungen nahe des Strelasundes eine für Norddeutschland bisher einmalige archäologische Entdeckung gemacht: Ein 12 m langer und etwa 6000 Jahre alter Einbaum aus Lindenholz wurde freigelegt – ein stummer Zeuge aus dem Mesolithikum (Steinzeit). Vor 6000 Jahren siedelten offenbar hier an der Küste schon Menschen, die Jagd und Fischfang befrieben und sich auf die hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen einstellen konnten.
Im September 1995 wurden in Rostock-Toitenwinkel – auf dem Gelände des ehemaligen Gutshofes Toitenwinkel – archäologische Untersuchungen gezielt durchgeführt (Vgl.: Geheimnisse unter dem Gutshaus, a. a. O.). Einzelne archäologische Funde gab es durch landwirtschaftliche Tätigkeiten und Bauarbeiten in der Umgebung dort auch schon vorher. Die verschiedenen Funde von 1995 belegen jedoch eine Besiedlung die, nach Aussagen der Archäologen, mindestens zurückreicht bis ins 3. Jahrtausend v. u. Z. Daraus wurde geschlussfolgert, dass dieses Gebiet lange vor der slawischen Besiedlung bereits von den Menschen der Jungsteinzeit (Neolithikum) bewohnt wurde.
Schaut man nach Süden, zum Mittelmeer beispielsweise, so gab es dort vor mehr als 3000 Jahren bereits Hochkulturen antiker Völker. Auf dem Territorium des zerfallenden größten und letzten Sklavenhalterstaates, dem Imperium Romanum, entstanden im 4./5. Jahrhundert u. Z. neue Staatengebilde, Vorläufer des heutigen Europa. Germanische Volksstämme, wie die Römer die verschiedenen Volksstämme nördlich des Limes nannten, hatten letztlich mit zum Niedergang des Römischen Reiches beigetragen. Die römische Kultur hatte umgekehrt offenbar aber auch Auswirkungen bis in den Norden Europas. Auch in Toitenwinkel waren bereits im März 1989, bei Bauarbeiten in der Nähe der Kirche, Funde (in einer Siedlungsgrube) aus römischer Kaiserzeit gemacht worden.
Vorchristliche Zeit (Slavenzeit/Wendenzeit) (von den Anfängen bis um 1200)
Zurück nach Europa: Nordöstlich der Oder bis an die Elbe siedelten dort zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert (unserer Zeitrechnung) westslawische Volksstämme, also am Ende der großen Völkerwanderung des 4. bis 6. Jahrhunderts. Auch die Ursachen dieser Völkerwanderung liegen zum Teil noch im Dunkel der Geschichte.
Zwischen 900 und 1300 dringen immer wieder vor allem von Südwesten sächsische Kriegsheere in den Nordosten vor und stoßen dort auf slawische Siedlungsgebiete.
spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)
12. und 13. Jahrhundert
1147, im großen Kreuzzug sächsischer Feudalherren gegen die westslawischen Volksstämme, siegen noch die slawischen Fürsten und die ersten christlichen Missionierungsversuche deutscher Bischöfe und Herzöge scheiterten noch an ihnen.
1152 wird Friedrich I. Barbarossa zum deutschen König gewählt und gekrönt. Zur gleichen Zeit streben in seinem Reich Bischöfe, Herzöge, Markgrafen und Grafen selbst nach größerer Autonomie. Der König und Kaiser Barbarossa betrieb vor allem seine militärische Machterweiterung im Süden, besonders in Italien, zumeist in Auseinandersetzung mit der wachsenden Macht derPapstkirche in Rom.
Im Nordosten dagegen versuchte der wenig kaisertreue Herzog Heinrich der Löwe, ein Vetter Kaiser Barbarossas, seine Herrschaftsansprüche zu erweitern. Von Barbarossa hatte er die Herzogtümer Sachsen (1139) und Bayern (1156) verliehen bekommen. Das Heer des sächsisch-bayrischen Herzogs Heinrich der Löwe überfällt im Sommer 1160 im Bündnis mit dem dänischen König Waldemar I. (der regierte von 1157 bis 1182) die in Mecklenburg siedelnden slawischen Obotriten unter Fürst Niclot. Die nordwestslawischen Stämme werden vernichtend geschlagen. Ihr Fürst Niclot wird bei den Verteidigungskämpfen um seine Burg Werle getötet. Die Niclotsche Burg Schwerin (auf der Schweriner Schlossinsel) verbrannte.
Herzog Heinrich der Löwe ließ nun unmittelbar neben der ehemaligen Burg seine Stadt Schwerin als Stützpunkt im Nordosten errichten.
Fürst Niclots Sohn Pribislaw suchte indessen Verbündete unter den Gegnern des sächsischen Herzogs.
1167 sieht sich Heinrich der Löwe nach heftigen Kämpfen gezwungen, dem Slawenfürsten Pribislaw das Erbe seines Vaters als Lehen zurückzugeben.
Pribislaw hatte sich mit papsttreuen christlichen Fürsten im Norden und Südosten verbündet, die aus eigenen Interessen gegen Heinrichs Machtzuwachs waren. Nun trat der slawische Fürstensohn dem christlichen Glauben bei – er ließ sich taufen und förderte auf seine Weise verstärkt von da an die christliche Missionierung der heidnischen westslawischen Bevölkerung und trug so zur Verbreitung des Christentums und der Macht der Papstkirche in seinem Herrschaftsgebiet bei.
1171: Fürst Pribislaw, nun getaufter Christ, schenkt Zisterziensermönchen aus dem Kloster Amelungsborn (bei Hildesheim im Herzogtum Heinrich des Löwen) Land nahe dem heutigen Bad Doberan (Althof) zum Bau eines Klosters.
1180 wird Herzog Heinrich der Löwe wegen seiner fehlenden Kaiserunterstützung von Barbarossa geächtet. Er verliert alle Macht. Erneut brechen nun im Raum zwischen Elbe und Oder heftige Machtkämpfe aus.
Um 1200 fördert Fürst Heinrich Borwin I. (Sohn des Fürsten Pribislaw und Schwiegersohn Heinrich des Löwen) die weitere Ansiedlung deutscher Bauern aus Niedersachsen und Westfalen, die auch den christlichen Glauben mit in den Norden brachten. Oft wurden dann bald kleine Feldsteinkirchen von der neuen Dorfgemeinschaft als ihr Gotteshaus errichtet. Vor allem durch Rodungstätigkeit entstanden in den wald- und sumpfreichen Gebieten Mecklenburgs viele neue Dörfer, zumeist sogenannte Hagenhufendörfer und auch Rundlinge.
Locatoren waren von den Fürsten oder Städten beauftragt, die Niederlassung der neuen Siedler zu beaufsichtigen. Sie besaßen häufig das Locatoren- bzw. Schulzenamt verbunden mit einfacher Gerichtsbarkeit. Die angesiedelten Bauern waren zu dieser Zeit noch keine Leibeigenen, sondern persönlich frei und hatten in den ersten Jahren nach der Ansiedlung kaum oder keine Abgaben zu leisten.
Die Hagenhufendörfer hatten zumeist eine bestimmte Anzahl von Hufen (1 Hufe ca. 20 ha), zum Bauernhof gehörten etwa zwei Hufen. Typisch war das Niedersächsische Hallenhaus als Fachwerkhaus (Zweiständerhaus) mit Strohdach und einem großen Raum für Wohnung, Stall und Scheune; auch die viel ertragreichere Dreifelderwirtschaft, den Scharpflug und andere Ackergeräte brachten die Siedler mit in die neuen Dörfer des bislang westslawischen Siedlungsgebietes. Die Anpassung zwischen den alteingesessenen und den neuangesiedelten Bewohnern war sicher nicht immer problemlos vor sich gegangen.
1218 bestätigte bereits Fürst Heinrich Borwin I. (er starb 1227) seiner Rostocker Stadt, rund um die Petrikirche, den Gebrauch des Lübischen Stadtrechtes.
1229: Das Fürstentum Heinrich Borwin II., Sohn des Füsten Heinrich Borwin I., wird unter seinen Söhnen Johann, Nicolaus, Pribislaw und Heinrich Borwin III. in vier Herrschaftsgebiete geteilt. Nicolaus erhält die Herrschaft Werle, Johann den südlichen und westlichen Teil, Pribislaw erhält Parchim und Heinrich Borwin III. Rostock und das umliegende Land.
25. März 1252: Der nun Rostocker Fürst, Heinrich Borwin III. (sein Großvater Heinrich Borwin I. hatte Rostock 1218 Stadtrecht verliehen), bestätigte in einer (heute noch erhaltenen) Urkunde den Verkauf eines Teiles seines nordöstlichen Heide, Wiesen-, Wasser- und Waldgebietes an die Bürgerschaft der Stadt Rostock für 450 Mark Pfennige.
In eben dieser Urkunde werden bereits unter anderen Hinrichsdorf mit 20 Hufen, Mönchhagen mit 20 Hufen und Volckenshagen mit 11 Hufen genannt.
1257 wird Rostock Mitglied im Bund der Hansestädte. Acht Jahre später, im Jahre 1265, vereinigen sich alle drei Rostocker Teilstädte mit den dazugehörigen Kirchen St. Petri, St. Marien und St. Jacobi. Die Stadt wächst weiter und damit auch ihr Machteinfluss.
Erstmalige Erwähnung Häschendorfs
Mönchhagens urkundliche Ersterwähnung liegt im Jahre 1252, im Zusammenhang mit dem beurkundeten Verkauf der „Rostocker Heide“ durch Fürst Borwin III. wurde es ja erstmals erwähnt.
Häschendorf und Mönchhagen lagen damals offenbar in völlig verschiedenen Grundbesitzbereichen. Häschendorf gehörte einst Jahrhunderte zum Grundbesitz eines wohl schon damals recht einflussreichen Rittergeschlechtes im Toitenwinkel bei Rostock. Erst etwa 120 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte es dann zum Landesbesitz (Domanium) des Schweriner Herzogs, der den meisten Grundbesitz, noch vor dem Adelsgeschlecht derer von Hahn, hatte.
Vor 700 Jahren, im Jahre 1302, wird Häschendorf erstmals urkundlich erwähnt.
Es existiert eine Beurkundung darüber, dass der damalige König Erik von Dänemark, dem Ritter Johann Moltke Eigentum und das damit verbundene höchste Gericht sowie die Bede (Steuerrecht) verlieh. Dieses Eigentum umfasste folgende Ansiedlungen: Toitendorf, Geelsdorf, Alt- und Neu-Krummendorf, Hinrichsdorf, Peez, Lübbersdorf, Nienhagen, Goorstorf und Häschendorf.
Ort und Datum der Urkunde: Rostock, 15. September 1302. (Nach der Confirmation, also Bestätigurg, durch Herzog Albrecht vom 12. Dezember 1359, aus einem Transsumpt des Rates zu Rostock vom 19. Dezember 1415 im hezoglichen Geheim- und Hauptarchiv Schwerin.) (Vgl.: Mecklenburgisches Urkundenbuch, V. Band, Hrsg.: Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Schwerin, 1869.)
Herkunft des Ortsnamens Häschendorf
In der Beurkundung von 1302 schrieb man „Hesekendorpe“ und vermutlich wurde es auch so ausgesprochen. Diese Ortsbezeichnung aus dem Jahre 1302 weist auf eine niederdeutsche Ansiedlung hin. Ob der Name auf eine Flurbezeichnung oder auf einen Locator bzw. auf den Namen vielleicht des ersten Siedlers zurückgeht, kann heute wohl kaum noch genau nachvollzogen werden. Vielleicht war der Namensgeber ja sogar Hesekiel, ein biblischer Prophet. Möglich ist aber auch die einfache Erklärung des Dorfnamens aufgrund der vielen Hasen, die in der Wald- und Heidelandschaft rund um Hesekendorpe zu Hause waren. Allerdings wurde im mittelniederdeutschen Sprachraum das Wort Hase vermutlich ähnlich wie Hoas gesprochen.
Denkbar ist aber auch ein Zusammenhang mit dem plattdeutschen Wort für Eiche, also vielleicht Hes Ekendorpe, später zusammengeschrieben als Hesekendorpe: „Hier ist das kleine Dorf im Eichenwald“.
Damals waren ja die wenigsten Menschen in den Dörfern und Städten einer Schriftsprache mächtig. Auch die Nachnamen der Dorf- und Stadtbewohner entstanden erst allmählich und konnten von den Menschen des frühen Mittelalters kaum geschrieben oder gelesen werden. Sie wurden von Generation zu Generation meistens mündlich weitergegeben. So sind die schriftlich erhaltenen Quellen über Familien-, Orts- oder Flurnamen (und damit auch ihr Schreibgebrauch) beispielsweise oft nur in Kirchenvisitationsprotokollen, Klosteraufzeichnungen oder ähnlichen Dokumenten überliefert.
Im 18. Jahrhundert richtet sich offenbar die lateinische Schreibweise nach der hochdeutschen Lautierung und so wird z. B. in dem später genannten Pachtvertrag der Mandelslohs im Jahre 1736 „Haeschendorff“ geschrieben.Vielleicht ist in den Jahrhunderten zuvor aus ...sek... im Dorfnamen ein ...sch... geworden. Auf alten Landkarten Mecklenburgs ist das kleine Dorf erst im 19. Jahrhundert unter Haeschendorf zu finden.
Häschendorf und die Moltkes
Zunächst bis 1361 gehörte Häschendorf den Moltkes, die im Toitenwinkel, östlich der Unterwarnow, vor den Toren der Stadt Rostock ihren Sitz genommen hatten. Am 2. 1361 verkauft Ritter Johann Moltke zu Toitendorf der Stadt Rostock den Toitenwinkel mit den Dörfern Toitendorf, Gehlsdorf, Alt und Neu Krummendorf, Ludbersdorf, Peez, Nienhagen, Hinrichsdorf, Häschendorf, Goorstorf, Petersdorf und Dierkow für 9.000 Mark Rostocker Pfennige [Mecklenburger Urkundenbuch XV, Nr. 8875].
Der Ritter Johann Moltke soll schon damals, im Jahre 1301, das Patronat der Kirche von Toitenwinkel und Bentwisch ausgeübt haben. Vermutlich gingen die wenigen damaligen Häschendorfer Siedlerfamilien in die kleine Bentwischer Kirche zum Gottesdienst. Diese gotische Backsteinkirche in Bentwisch mit ihrem Feldsteinsockel ist bereits über 600 Jahre alt. Ihre ursprüngliche Bauform aus der Zeit der urkundlichen Ersterwähnung von Bentwisch im Jahre l235 ist offenbar leider verschollen.
Interessant ist auch, dass Hinrichsdorf und Nienhagen ja bereits in der oben genannten Verkaufsurkunde über die Rostocker Heide 1252 genannt werden. Vermutlich gingen auch ihre Bewohner damals wohl nach Bentwisch in die kleine Kirche zum Gottesdienst.
Die Geschichte der Dörfer des Toitenwinkels und wohl auch damit ihrer Kirchgemeinden ist vielfältig mit der Geschichte des alten mecklenburgischen Adelsgeschlechts der Moltkes verbunden.
Der Toitenwinkel gilt als eines der ältesten und größten Adelsgüter in Mecklenburg. Mehrfach hatte das später weitverzweigte Adelsgeschlecht der Moltkes vom Mittelalter bis in die Neuzeit Einfluss auf Rostocker Stadtgeschichte, auf Landesgeschichte wie auch auf nordeuropäische Geschichte. (Vgl.: Ernst Münch, Toitenwinkel Rostock - Mecklenburg ...a.a.O.)
Der Ritter Johann Moltke und auch sein Bruder Friedrich hatten offenbar enge beratende Beziehungen zum letzten Fürsten von Land und Stadt Rostock. Dieser Fürst wird in der Geschichtsschreibung Nicolaus das Kind genannt. Der Rostocker Fürst hatte wohl eine Heirat mit einer brandenburgischen Prinzessin abgelehnt, stattdessen eine andere aus pommerschem Adelsgeschlecht geheiratet.
Das führte wohl letztlich zum Krieg der Brandenburger Markgrafen um 1298 gegen Fürst Nicolaus. In den familiären und machtpolitischen Kämpfen jener Zeit um Stadt und Land Rostock verbündete sich Fürst Nicolaus mit dem Dänenkönig Erik, der die Präsenz Dänemarks an der südlichen Ostseeküste so zeitweilig ausbauen konnte. Hier ist wohl auch der Zusammenhang zum beurkundeten Ritterbesitz Johann Moltkes zu suchen. Mit dem Erlöschen des Rostocker Fürstenhauses 1314 geht der fürstliche Besitz (Land und Stadt Rostock) in den Besitz Heinrichs II. dem Löwen von Mecklenburg über. Aber der Toitenwinkel, und damit auch das Gut Häschendorf, blieben weiter im Besitz des Ritters Johann Moltke. Das sollte sich erst 47 Jahre später ändern.
14. bis 16. Jahrhundert
1314 erlischt das Fürstenhaus Rostock. Erneut setzen macht- und familienpolitische Auseinandersetzungen um das Erbe dieser Rostocker Fürstenherrschaft ein, Land und Stadt Rostock gelangen dann in den Besitz Heinrich II., genannt der Löwe von Mecklenburg.
Zwischen dem 13. /14. Jahrhundert, vor allem unter Papst Bonifatius VIII. (1294–1303) war das Christentum erneut zu großem Einfluss gelangt und die Macht der Papstkirche weiter gestärkt worden. Klostergründungen und christliche Missionierung eroberter Gebiete waren eine wesentliche Seite dieses Einflusszuwachses.
Aber in dieser Zeit wuchs auch die Ausbreitung weltlicher Bildung rasch. Bischöfe, Äbte, weltliche Grundherren und auch die Städte brauchten Dienstpersonal, das lesen und schreiben konnte (vorwiegend damals lateinisch, aber auch schon frühmittelhochdeutsch), rechtskundig war und die zunehmenden Streitigkeiten aber auch Vertragsabschlüsse oder das damalige Steuerrecht usw. bearbeiten konnte.
Der reiche Städtebund der Hanse, deutsche Bischöfe und Herzöge, die Ritter vom Deutschen Orden, das dänische Königshaus, brandenburgische Markgrafen und andere nach wachsendem Herrschaftseinfluss im südlichen Ostseeküstenraum strebende Kräfte agierten damals im Mittelalter mit- und gegeneinander, inmitten dieser wechselvollen Zeiten mag wohl auch die kleine Dorfsiedlung Hesekendorpe nahe Toitenwinkel entstanden sein.
2. Mai 1361: An diesem Tage bestätigte der Schweriner Herzog Albrecht von Mecklenburg den Verkauf des Lehens Toitenwinkel durch den Ritter Moltke an die Stadt Rostock. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Der Stammsitz der Moltkes war das Gutsdorf Toitendorf im Toitenwinkel.
Um 1506: Rückerwerbung des Gutshofes in Toitenwinkel durch die Moltkes; das Gut war vorher etliche Jahre an die Rostocker Bürger- und Ratsherrenfamilie Kerkhoff verpfändet worden. Geldschwierigkeiten mögen eine entscheidende Ursache dafür gewesen sein. Ob damit auch noch andere zur Grundherrschaft Toitenwinkel gehörende Dörfer – wie eben auch Häschendorf – verpfändet worden waren, ist unklar. Nun waren wohl, neben dem rückerworbenen Eigentum, auch wieder das Gerichtsrecht und das Steuerrecht in den Händen derer von Moltke.
Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)
1518: In der von Häschendorf gerade mal 10 km entfernten Stadt Rostock wütete die Pest. Es ist anzunehmen, dass sie auch rund um in den Dörfern der Stadt viele Opfer forderte.
1537 übernimmt nach dem Tode des Grundherren Johann Moltke sein Sohn Karin die Moltkesche Grundherrschaft Toitenwinkel. (Die beiden Söhne Johann Moltkes Gebhard und Karin hatten ihren Stammsitz offenbar in Drüsewitz-Wesselsdorf und Toitenwinkel.)
1542 wird im sog. Türkensteuerregister des Landes Rostock (vgl.: Ernst Münch, Toitenwinkel-Rostock-Mecklenburg. Ergebnisse eines Buchprojektes, a. a. O.) im Zusammenhang mit der umfangreichen Grundherrschaft des Junkers Karin Moltke u. a. auch Häschendorf erwähnt. Bei der Türkensteuer entrichteten die Grundbesitzer Steuern für ihren eigenen Gutshof (Hauptsitz) einschließlich der Dienstboten sowie für ihre Bauern in der Grundherrschaft und für ihre Pertinenzdörfer. Häschendorf war ein solches Pertinenzdorf (Pertinenz: Zugehörigkeit) mit etwa 5 Hufenbauern.
1544: Im Zusammenhang mit der damaligen Rechtssprechung und ihren Urteilen ist z. B. folgende Notiz, in der ein Häschendorfer Bewohner eine Rolle spielte, aufschlussreich: 1544 (Freitag vor O.): An diesem Tage wurde Lucius Gowe von der Insel Hiddensee zum Tode durch den Galgen verurteilt. Als Grund wird angegeben, er habe auf Rügen ein Pferd gestohlen und dieses an „Clawes Gowen tho Heshekendorpe“ verkauft.
1549: Auch für Mecklenburg wird nun die Einführung der Refomation vom Ständischen Landtag in Sternberg beschlossen. Damit verbunden ist unter anderem das Ende der bisherigen Klosterstrukturen; ihr umfangreicher Besitz geht in landesherrschaftlichen Besitz über (Säkularisierung). Dazu gehörten u. a. die Klöster Dargun, Doberan und Marienehe bei Rostock, zu denen eine Reihe von Dörfern der Umgebung gehörten wie z. B. Mönchhagen zum Kloster Marienehe.
Am 15.3.1552 ließ der Schweriner Herzog Johann Albrecht unter anderen das Kloster Marienehe erstürmen und enteignen, so kam auch das Dorf Mönchhagen in den Besitz des mecklenburger Herzogs. Häschendorf jedoch gehörte wohl erst gut 200 Jahre später zum Domanium des Schweriner Herzogs.
Um 1565 besaß das Adelsgeschlecht der Moltkes auch repräsentative Eckwohnhäuser in der Stadt Rostock, so am Alten Markt Ecke Lohgerberstraße und Ecke Steinstraße/Johanniskloster. (Vgl. E. Münch, in: Beiträge zur Geschichte d. Stadt ... a.a.O.)
1585 soll Georg Moltke das Erbgut Toitenwinkel übernommen haben. Immer weniger Spuren finden sich nun über die Geschichte des zum Toitenwinkler Rittergutsbesitz gehörenden kleinen Häschendorf. Sicher ist aber, dass es nach wie vor damals zur Kirchgemeinde Bentwisch gehörte.
Der Dreißigjährige Krieg
1618–1648: Der Dreißigjährige Krieg zieht seine Verwüstungsspuren auch durch Mecklenburg. Vor allem sind die Küstenregionen stark umkämpft. Raubend, plündernd und mordend; voller Greueltaten gegenüber Männern, Frauen und Kindern, so werden die am Kriegsgeschehen beteiligten Seiten in Darstellungen jener Zeit beschrieben. Die Menschen in den Dörfern, so auch wahrscheinlich die kleine Schar der Häschendorfer Bauernfamilien, versuchten, sich in den Wäldern der Umgebung vor Raub, Plünderung und Mord zu retten. Gegen Ende des Krieges war das Land Mecklenburg, wie viele andere Gebiete in Deutschen Landen, völlig ausgeblutet, die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr am Leben. Schwedische Truppen hatten die kaiserlichen Truppen Wallensteins im Herbst 1631 endgültig geschlagen. Wallenstein, der 3 Jahre zuvor in Rostock und auch Güstrow eingezogen war und nicht zuletzt auch eine Reihe fortschrittlicher Reformen für die Städte und das Land Mecklenburg eingeführt hatte, er kapitulierte am 6. 10. 1631 in Rostock. Doch die kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa, verschleiert als Konfessionskriege, zogen sich noch 17 Jahre hin.
1643: Noch immer herrschte Kriegszustand, auch in Mecklenburg. Aber in einem Pfandvertrag vom 14. Juli 1643 zwischen dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin und dem Marschall Andreas Buggenhagen wird in Bezug auf die Jagdrechte u. a. folgendes erwähnt: Bei der Verpfändung von Roggentin „samt den dazugehörenden Dörfern und darin vorhandenen Untertanen, also Pastow, Kösterbeck, Frehsendorf und halben Mönkehagen, ... verbleiben die Jagden anlangende ... Ihm, Andreas Buggenhagen, ausgenommen das Wir“ (der Herzog) „uns um der Wildbahn willen, die in diesem Ambt (Ribnitz) ist, die Hirsche, Rehe und Wilden Schweine auf dem Monnekenheger Felde zu unseres Pflege-Sohns (Herzog Gustav Adolf) Hofstaat vorbehalten“. (Vgl.:Chronik, Ludwig Krause, a. a. O.).
1648: Der Westfälische Friedensvertrag zu Münster beendete den 30 Jahre wütenden Krieg. Die Schweden unter ihrem König Gustav Adolf hatten Pommern und Mecklenburg erobert. Wismar, Rügen und Stralsund werden nach 1648 zeitweilig schwedischer Besitz, Wismar bis 1803. Die Ortschaften des Toitenwinkel bei Rostock waren nach den 30 Jahren Krieg, wie so viele andere Dörfer auch, wüst oder zum Großteil unbewohnt. Das Land wurde nicht mehr bestellt – es herrschte offenbar akuter Arbeitskräftenotstand. In der „Geschichte der Kirchgemeinde Bentwisch“ ist nachlesbar, dass vor Beginn des Dreißigiährigen Krieges in Hesekendorp sieben Familien gewohnt haben sollen, nach 30 Jahren Krieg jedoch niemand mehr.
Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)
17. Jahrhundert
Erst Jahrzehnte nach dem 30-jährigen Krieg entstanden neue Bauhöfe, auch Holländereien wie beispielsweise in Häschendorf, Peetz und Nienhagen.
1677: Joachim Friedrich Moltke gilt als letzter Moltkescher Grundherr auf dem Gut Toitenwinkel und damit wohl auch von der „Pertinenz Häschendorf“.
In den folgenden 60 Jahren verliert sich die Spur der Überlieferungen über das Pachtgut Häschendorf und taucht erst mit der Adelsfamilie von Zülow und dem Adelsbesitz der Gebrüder von Mandelsloh wieder auf. Die Geschichte der Besitzverhältnisse der Ritterguts Pertinenz Haeschendorff ist nun in den nächsten 40 Jahren mit dem Adelsgeschlecht derer von Mandelsloh indirekt verbunden.
18. Jahrhundert
Ab 1715 ist 20 Jahre lang, bis 1735, zunächst Hans Bartold von Zülow Erbherr des Toitenwinkels und damit auch der Pertinenz Haeschendoff. Er hatte die Witwe des verstorbenen letzten Grundbesitzers Joachim Friedrich Moltke auf Toitenwinkel geheiratet; seine Erben wurden die Gebrüder von Mandelsloh. Das Adelsgeschlecht derer von Moltke war jedoch inzwischen in Mecklenburg weit verzweigt. Darauf weist nicht zuletzt das Wappen der Amalia Eleonora von Moltke (1702–1777) im Kloster Ribnitz hin, die als wohlhabende Landadelstochter seit ihrem 38. Lebensjahr dort im damaligen Damenstift als Stiftsdame wohnte. Sie war eine Tochter Joachim von Moltkes und dessen Ehefrau Magdalena von Cothmann, die ihren Hauptsitz offenbar in Strietfeld bei Gnoien hatten (Vgl.: Archiv im Kloster Ribnitz). Über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Häschendorfer Bewohner in jener Zeit ist kaum etwas schriftlich überliefert.
16. Dez. 1742: Gebhard Leberecht von Blücher wird in Rostock geboren. Der Mecklenburger Adelssohn G. L. von Blücher kämpfte später als preußischer Generalfeldmarschall gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Ein Denkmal steht ihm zu Ehren seit 1819 in Rostock auf dem Universitätsplatz. Die Bronzestatue ist das Werk des Berliner Bildhauers Johann Gottfried Schadow. (Die Vers-Inschrift ist von Johann Wolfgang Goethe, der in engem Kontakt mit J. G. Schadow gestanden hat: „In Harren und Krieg / In Sturz und Sieg / Bewußt und groß / So riß er uns / Von Feinden los.“) Blücher wurde in jenem Jahr geboren, als seine Verwandten in Toitenwinkel, die Mandelslohs, nach 6-jähriger Verpachtung Häschendorfs erneut einen Pächter für ihr Pertinenz-Gut suchten.
Blüchers Großvater mütterlicherseits war der vorhergehende Erbherr auf Toitenwinkel, Hans Bartold von Zülow, der auch im Pacht-Contract mit dem ausgewählten neuen Häschendorfer Pensionair J. F. Müller von 1742 erwähnt wurde.
August Lebrecht von Mandelsloh (und seine Brüder) waren also nun nach H. B. von Zülow Erbherren auf Toitenwinkel.
1736–1742: In dem „PensionsContract“ von 1736 über die Neuverpachtung ihres Häschendorfer Gutes (Pachtvertrag der Gebrüder von Mandelsloh), den sie mit dem künftigen „Pensionario“ (Pächter) J. F. Müller abschlossen, wird das Gut Häschendorf für 366 Reichsthaler Pacht pro Jahr insgesamt auf 6 Jahre an den „Hochfellen Herrn Johann Friedrich Müller“ zur Nutzung verpachtet.
Von Trinitatis 1736 bis Trinitatis 1742 (Trinitatis: Sonntag nach Pfingsten) hatte der Pächter des Gutes Häschendorf zweimal im Jahr, jeweils zu Weihnachten und zu Trinitatis, die halbe Summe direkt dem Erbherren von Toitenwinkel, August Lebrecht von Mandelsloh (sowie seinen Brüdern) zu bringen. Diese Summe umfasste auch die sogenannte „Kopf- und Cammer-Steuer“. Was konkret zum verpachteten Gut damals gehörte, wird genau aufgelistet:
In dem Pensions-Contract heißt es dazu: „...verpensionieren die Herrn Gebrüdere von Mandelsloh an Hln. Müllern vorgedachtes Gut Haeschendorf … und als daß er dasselbe, wie es in seinen Grenzen, Enden und Bescheiden belegen, samt allen gehörigen Äckern, Wiesen, Weiden, Koppel, Teichen, Schäferei, Jagd auf dem Häschendorfer Felde und dasige Hölzung, wie auch Mastung, nebst deren beiden Voll-Bauern und Corfatendiensten aus Heinrichsdorf, die gedachten sechs Jahre über nach seiner besten Gelegenheit und guter Hauswirthsmanier genießen und gebrauchen ...“ (vgl.: Pensions-Contract der Gebrüder Mandelsloh ... von 1736, Landeshauptarchiv Schwerin; vgl. auch: Kopie in der Familienchronik Lau, a. a. O.)
1766 endet erneut ein Pacht-Contract über den Gutshof Häschendorf zwischen der Adelsfamilie Gebhard Julius von Mandelsloh und dem Pensionär Herrn von Neulich. Inzwischen beträgt der jährliche Pachtpreis laut Vertrag 850 Reichsthaler. (Vgl.: ebd.)
Vier Jahre zuvor endete der von Preußen ausgelöste Siebenjährige Krieg im Frühjahr 1762 endgültig im Hamburger Friedensvertrag. Die Leidtragenden waren wieder vor allem die arbeitenden Bevölkerungsschichten in Stadt und Land. Mecklenburg war in diesem Krieg zeitweilig von preußischen Truppen besetzt; die Abgabenlasten für das preußische Militär waren erdrückend. Hinzu kamen jene 3000 Soldaten, die das Land Mecklenburg für die Kriegführung der Preußischen Armee bereitzustellen hatte. Die Preußische Armee hatte auch die Stadt Rostock zeitweilig völlig besetzt; ob nun auch Häschendorfer in preußische Uniform gesteckt wurden, ist nur zu vermuten.
Häschendorf im Besitz des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin
Vermutlich sind zwischen 1766 und 1778 – wenige Jahre nach dem Siebenjährigen Krieg – aus welchen Gründen auch immer die Ritterschaftlichen Gutsbesitzungen des Toitenwinkel an den Herzog yon Mecklenburg-Schwerin gekommen. So wurde nun also auch das Gut Häschendorf vom Herzoglichen Amt Toitenwinket verpachtet. (Dieses Amt befand sich viele Jahre in der Nähe des Doberaner Platzes in Rostock.)
1778: In der Kirchgemeinde Bentwisch wurden in diesem Jahr für den Bau des Pfarrhausdaches aus jedem Dorf der Kirchgemeinde Bauleistungen der Bauern, Handwerker und Tagelöhner festgelegt. Die Arbeiten wurden unter den Fienstorfern, Alberstorfern, Harmstorfern, Gr. und L. (Lütt) Kussewitzern, Bartelstorfern, Gohrstorfern, Häschendorfern und Bentwischern aufgeteilt. (Vgl.: Richard Scherer, a. a. O.)
1782–1806: Erstmals findet sich nun ein Herzogliches Pacht-Dokument aus Schwerin, in dem die neuen Besitzverhältnisse deutlich werden :
„...herzoglicher Contract über den Hof Häschendorf mit der Meyerei Goorsforf, Amt Toitenwinkel auf 24 Jahre ... Schwerin am 10. Januar 1782.“
1783–1787: Bereits 1778, so die Kirchenchronik Bentwisch, war das Gut Haeschendorff Teil des Landbesitzes des Schweriner Herzogs. In vielen Dörfern Mecklenburgs wurden immer noch Bauernwirtschaften gelegt. Dieses war schon 1755 im Gesetz zum Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich als Privileg dem Adel zugestanden worden. Damit hatte der Adel das Recht zum „Verlegen und Niederlegen“ der Bauern erhalten. So war es offenbar auch in Häschendorf geschehen:
Der damalige Gutspächter Briest wohnte mit seiner Familie in Häschendorf. Er hatte Häschendorfer Bauern „gelegt“ (ihre Zahl ist nicht genau bekannt), statt ihrer hatte er Käthner – leibeigene Tagelöhner – mit ihren Familien in Häschendorf „angesetzt“, wie es damals hieß. So erhöhte sich die Einwohnerzohl des Ortes und damit auch die der Kirchgemeinde zu Bentwisch, zu der ja auch Häschendorf gehörte. Dorthin, zur Kirche also, gingen nach wie vor die Häschendorfer, sowohl die Gutspächter-Familie als auch die Familien der Bauern und der Leibeigenen. Die Sitzordnung in der Kirche spiegelte indirekt auch zugleich die soziale Schichtung in der Kirchgemeine. Jedes Dorf hatte seinen Chorstuhl in der Kirche sowie getrennte Plätze für Männer und Frauen und deren Kinder. Nun reichten im Jahre 1783 die Plätze für die Häschendorfer Männer nicht mehr aus, zumal der Gatspächter Briest mit seiner Familie für sich den Chorstuhl für Hüschendorf in Beschlag genommen hatte. Die Frauen und Kinder mußten sich im Chorstuhl der Goorsdorfer Frauen Platz suchen, für die Häschendorfer Männer musste letztendlich ein neuer Chorstuhl gebaut und in der Bentwischer Kirche aufgestellt werden. So geschah es dann auch. Jedoch zog sich die Kostenfrage noch fünf Jahre, bis 1787, hin. Der damalige Pastor Crull verlangte ein „Stuhlgeld“ von 2 Reichsthalern jährlich, die die leibeigenen Tagelöhner aus Häschendorf zu Michaelis (29. Sept.) zu entrichten hatten. Über die Höhe gab es Streit. Das Toitenwinkler Herzogliche Amt hatte nur ein Zehntel der Summe vorgeschlagen, aber der Pastor setzte sich letztlich dann doch durch. (Vgl.: Geschichte der Kirchgemeinde Bentwisch, a.a. O.)
19. Jahrhundert
Im Staatskalender Mecklenburg-Schwerin wird Häschendorf als Pachthof im Großherzoglichen Hausgut aufgeführt.
3. Febr. 1809: Der Zimmemeister Joachim Goetze legt dem Herzoglichen Amt Toitenwinkel laut Auftrag seinen „Grundriß zu dem neuen Holländer-Haus zu Haeschendorff im herzoglichen Amt Toitenwinkel für den Pensionär (Pächter) Wrampe“ ... vor:
Länge = 58 Fuß, Breite = 36 Fuß, die Höhe = 9 Fuß. Darin befinden sich 2 Stuben, 4 Kammern, 1 Küche, 1 Diele und 1 Abort. Wagenremise, Pferdestall, ein Schweinestall
In einem späteren Schreiben der Herzoglichen Kammer zu Schwerin wird bestätigt, dass dieses Holländer-Haus der Gutshofpächter Wrampe mit Genehmigung und Unterstützung der Schweriner Herzoglichen Cammer bauen lassen durfte. Dafür wurde ihm von der Cammer Bauholzankauf im Forstamt Gelbensande gestattet.
Per 26. Oktober 1810 wird Pensionär Wrampe als Administrator für die Höfe Haeschendorff und Gohrstorf von der Herzoglichen Cammer (in einem Scheiben an den Amtsrath Crumbiegel in Toitenwinkel) bestellt.
1810: Aus der Geschichte der Bentwischer Kirchgemeinde geht hervor, dass Häschendorf um diese Zeit 30 Einwohner zählte. Zur Kirchgemeinde gehörten um die Zeit mehr als 10 Ortschaften, so neben Häschendorf auch Kussewitz, Öftenhäven, Goorstorf, Fienstorf, Albertstorf und Neubartelstorf.
Bis zur Reichseinigung (bis 1871)
1816: Auf den Gütern des Freiherrn von Maltzan (Burg Penzlin) hebt dieser als erster in Mecklenburg die Leibeigenschaft auf.
1819 hat Häschendorf bereits insgesamt 53 Einwohner: Es werden dort die Familien Waak, Krüger, Hamann, Hoeft, Sengbusch, Wulff, Albrecht, Lübbe, Meyer, Giraß, Pinnow, Bull, Düwel, Prillnitz, Aul, Plath, Schaening und Paap genannt.
1819/20 wird endlich auch gesetzlich in Mecklenburg die Leibeigenschaft aufgehoben. Zunächst wurde allerdings nur das Arbeits- und Wohnverhältnis der Tagelöhner gelockert. Erst 1862 wurden mit der Verordnung des Großherzogs Friedrich Franz II. zur „Regulierung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhaltnisse“ eben diese Verhältnisse neu geordnet Der Gutsherr wurde zum Vererbpächter, an ihn zahlten die nun zu Erbpachtbauern Gewordenen ihre jährliche Pacht, den Kanon, der fixiert war. In Mecklenburg waren damals ca. 86 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in junkerlichem Großgrundbesitz, die Bauern bewirtschafteten selbst etwa 14 % des Bodens. In Häschendorf gab es um 1820 vorwiegend Tagelöhnerfamilien und wohl zwei oder drei kleine Bauernstellen.
1821 endet der Gutshof-Pachtvertrag für den Häschendorfer bürgerlichen Gutsherren, dem Pensionair Georg Scheffler.
Noch im Sommer 1821 wird das Gut Häschendorf an Johann David Hauck durch die Herzogliche Cammer Schwerin in Übereinkunft mit dem Amt Toitenwinkel neu verpachtet.
1843 brannte ein großer Teil des Häschendorfer Hofes. Die Ursachen liegen im Dunkeln. Vor dem Brand sollen mindestens zwei Häuser auf der gegenüberliegenden Dorfteich-Seite gestanden haben.
1848/49: Die Niederlage der bürgerlich-demokratischen Kräfte in den Revolutionstagen der Jahre 1848 und 49 veranlasste viele von ihnen, nach Frankreich oder England zu fliehen oder aber für immer in die „neue Welt“, nach Nordamerika auszuwandern. Viele Gründe der Unfreiheit waren es auch in den folgenden Jahrzehnten, weshalb u. a. Handwerker, Bauern, aber auch viele Tagelöhner aus Mecklenburg, über die Nordseehäfen Hamburg oder Bremen, nach Amerika auswanderten. Vor allem die Rückständigkeit, die Armut, die schwere Arbeit, die vielfältigen Abhängigkeiten und die Chancenlosigkeit der auf dem Lande lebenden „Untertanen“ waren damals Hauptbeweggründe fortzugehen und endlich sich eine eigene „Hüsung“ aufzubauen. Doch bevor die Tagelöhner beispielsweise überhaupt ihr Dorf für immer verlassen durften, benötigten sie eine schriftliche Genehmigung ihres Gutsherren.
Allein zwischen 1850 und 1900 wanderten etwa 110.000 Menschen aus Mecklenburg nach Nordamerika aus. Ob Tagelöhnerfamilien auch aus Häschendorf damals nach Amerika auswanderten, bleibt im Ungewissen.
1850 leben laut Kirchgemeindechronik in Häschendorf 37 Einwohner.
1858 wird im Visitationsprotokoll der Volkenshagener Kirche vermeldet, dass in Mönchhagen eine Erbpächterstelle zeitweilig nicht bewohnt war und von Häschendorf aus bewirtschaftet wurde. Dies geschah wohl mehr recht als schlecht. Es ist dann später zeitweilig die Bauernstelle des Erbpächters F. Harten geworden. (Vgl.: Norbert Grosser, a. a. O.)
1859: In Häschendorf und den umliegenden Dörfern, wie überhaupt in vielen Orten Mecklenburgs, geht die Angst vor der Choleraepidemie um. So waren in Volkenshagen zwischen dem 8. August und dem 8. September 1859 23 Menschen an Cholera gestorben. (Vgl.: Norbert Grosser, ebd.)
1867 gehörten zum Domanium des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin insgesamt 33 Amtssitze mit 45 Ämtern: so u. a. Wismar-Poel-Mecklenburg-Redentin im Fürstenhof Wismar, Amt Toitenwinkel in Rostock (das als ein kleines Amt bis dahin galt), Dargun-Gnoien-Neukalen in Dargun.
1870/71: Deutsch-französischer Krieg; Gründung des deutschen Kaiserreiches, ausgerufen im Königschloss zu Versaille. Bismarck wird Reichskanzler. Der preußische König wird deutscher Kaiser.
Bau der Chaussee Rostock–Ribnitz
1840/41 wird die Chaussee Rostock–Ribnitz, die „neue Kunststraße“, wie es damals hieß, von der Stadt Rostock, der Rostock-Stralsunder Eisenbahngesellschaft und der Stadt Ribnitz, nach langwierigen Verhandlungen über die Kostenfragen, gebaut.
Die Chronik der Chaussee-Verwaltung Stralsund vermerkt zu den Fakten, die neue Kunststraße sei 29.855,85 Meter (Rostock–Ribnitz) lang und mit einem 1,90 m breiten Fußgängerbankett, mit einem 5,95 m breiten Kleinsteinpflaster und einem 3,15 m breiten Sommerweg angelegt worden.
Noch bis 1888 wurde u. a. auch in Bentwisch Chaussee-Geld kassiert (z. B. ein beladener Pferdewagen pro Pferd und Meile 3 Schillinge). In der Chronik der Chaussee-Verwaltung Stralsund weist Helmut Bliemeister aus Bentwisch darauf hin, dass sein Großvater, Joachim Eckhard Bliemeister, geb. 1814 in Thulendorf, gest. 1900 in Rostock, Wärter und später Oberwärter an der Chaussee von 1843 bis 1899 war. Dessen Vater habe seinerzeit extra den Schultaler bezahlt, damit sein Sohn (Joachim Eckhard B.) nicht nur lesen, sondern auch schreiben und rechnen lernte. (Vgl.: Chronikmaterial Bentwisch, Chronist Dieter Hundt.)
Auf den beiden alten Landstraßen Hamburg–Stralsund und Rostock–Marlow fuhr bis zur Übergabe der „neuen Kunststraße“ 1841 zweimal pro Woche die Postkutsche in beiden Richtungen. (Auf der Landstraße von Rostock nach Marlow brauchte die Postkutsche z. B. sieben Stunden.)
Deutsches Reich bis 1918
In den Folgejahren gab es eine rasante industrielle Entwicklung nun auch in Deutschland. Gleichzeitig entstehen aber auch neue politische, wirtschaftliche und soziale Abhängigkeiten in Stadt und Land. Die Lebensbedingungen der Industriearbeiterinnen und -arbeiter waren äußerst schwer. Kinderarbeit war an der Tagesordnung.
14. Juni 1899: Die strohgedeckte Pfarrscheune in Bentwisch geriet durch ein schweres Gewitter in Brand, das eingesperrte Vieh konnte gerettet werden. Auch Häschendorfer Männer waren beim Löschen des Großbrandes dabei. Obwohl mehrere Feuerwehren aus der Umgebung versuchten, gemeinsam das Feuer zu löschen, gelang es nicht, die Scheune zu retten. (Vgl.: Festschrift 40 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bentwisch, a. a. O.)
Um 1900 werden in den Amtsgerichten Grund- und Flurbücher angelegt.
14. Januar 1914: „Bei der am 14. Januar auf den Feldmarken Mönkhagen, Haeschendorf und Niendorf abgehaltenen Treibjagd wurden 152 Hasen erlegt.“ Dies geschah im kalten Januar des Jahres 1914 (Vgl.: Chronik des Rostocker Archivars Ludwig Krause).
Der erste Weltkrieg
1914: Die Kriegsvorbereitungen der europäischen Großmächte jener Zeit und die des Deutschen Kaiserreiches werden immer umfangreicher. Der deutsche Reichstag billigte beinahe einstimmig am 4. August 1914 die Annahme der Kriegskredite, nur der linke Sozialdemokrat Karl Liebknecht stimmte dagegen.
Der erste Weltkrieg beginnt unter maßgeblicher Federführung des Deutschen Kaiserreiches, das nach Weltmacht strebte. Eine extreme Vaterlandseuphorie wird geschürt; selbst die Mode der Kinderkleidung wird von der Marineuniform jener Zeit geprägt. Deutschland wollte nicht zuletzt auch noch größte Seemacht werden.
1915 ist am 27. Oktober im „Rostocker Anzeiger“ zu lesen, dass ein Bataillon mit Jugendtruppen vom Rostocker Kasernenhof am Sonntag eine militärische Marschübung machte, die über Bentwisch bis auf die Feldflur des Häschendorfer Gutspächters Schäfer (mit seiner freundlichen Unterstützung) führte. Dort war gerade Kartoffelernte. Die romantisch-verklärte Darstellung dieser militärischen Übung der jungen Freiwilligen verbunden mit Kartoffelrösten am Feuer auf freiem Feld war am folgenden Tage in der Zeitung zu lesen. Und doch warfen die blutigen Schlachtfelder des Weltkrieges schon ihre Schatten voraus.
Der erste Weltkrieg (1914–1918), der vom Deutschen Kaiserreich ausging und dessen Niederlage im Versailler Friedensvertrag der Siegermächte 1919 besiegelt wurde, hinterließ wieder einmal auch seine Todesspuren in den Familien der Häschendorfer.
Zwischen 1915 und 1918 starben K. Jenderze, P. Borgwardt, F. Diews und W. Diews – nachlesbar in der Kirche zu Bentwisch.
Der Kieler Matrosenaufstand, die revolutionären Ereignisse im November 1918 in Deutschland, tragen mit zum Ende des Krieges bei und nicht zuletzt auch zum Ende der Monarchie. Der deutsche Kaiser flieht nach Holland. In Deutschland entsteht die erste bürgerliche Republik,die Weimarer Republik. Das Russische Zarenreich, Kriegsgegner des Deutschen Kaiserreiches, bricht im Februar 1917 und dann im Oktober/November auch die bürgerliche Übergangsregierung völlig zusammen; der Sowjet der Volkskommissare unter Vorsitz W. I. Lenins bildete im Ergebnis der Oktoberrevolution 1917 die neue Regierungsmacht im bisherigen Russischen Zarenreich. Sie wollte von nun an im Interesse der Mehrheit der arbeitenden Menschen die innen- und außenpolitischen Weichen nach dem Konzept der russischen Bolschewiki, der späteren KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) stellen.
Diese revolutionären Wandlungen hatten europaweite Wirkungen, auch auf die nationale und internationale Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung. In Deutschland spalten sich 1918/19 die Sozialdemokraten und Bolschewiki-Anhänger erneut in linke und rechte Parteiflügel. 1918 wird die KPD gegründet, wenig später werden Karl Liebknecht rurd Rosa Luxemburg von Landwehroffizieren in geheimem Auftrag ermordet.
Schulbesuch
Die Kinder der Tagelöhnerfamilien auf dem Lande dürfen nach der Reichsgründung nun endlich auch lesen und schreiben lernen, die Schule besuchen; bislang hatten dieses Recht nur die Bauernkinder in den Dörfern Mecklenburgs. Nun entstehen auch hier die ersten sogenannten Volksschulen.
Kinder der Häschendorfer Tagelöhner gehen nach 1871 in die Winterschule in das Domanial-Dorf nach Bentwisch. Und das war damals noch zunächst eine Schule, in der der Küster auch noch Lehrer war. Religionsunterricht war ein wichtiger Teil des Schulunterrichtes.
Die Schulklassen saßen in einem Raum zusammen; in der ersten Reihe, vor dem Küster, saß die erste Klasse usw.; saß man im nächsten Jahr in der 2. Reihe, war man also in die 2. Klasse „versetzt“ worden.
Auch um 1898 gingen die Häschendorfer Kinder noch in die 4 km entfernte Schule nach Bentwisch, so auch die Kinder von August Schiffer, der von 1890 bis 1925 in Hitschendorf auf dem herzoglichen Gutspachthof als Schweizer arbeitete.
1903 bekommt das Domanial-Kirchdorf Bentwisch ein neues massives Schulgebäude mit Steindach. Auch ein neuer massiver Holzstall mit Pappdach gehörte nun dazu. Die neue Schule hatte ebenfalls Kachelofenheizung. Laut „Jahrbuch mecklenburgischer Volksschullehrer“ (vgl.: a. a. O.) waren dort zwei Lehrer angestellt. Die neue Acht-Klassen-Volksschule in Bentwisch wird als „zweiklassig mit 3 Abteilungen und 62 bis 78 Schülern; Industrieschule“, beschrieben. (Vgl.: ebd.)
Lehrer F. Stahl hatte bereits 1875/76 das Lehrerseminar in Neukloster absolviert und übernahm ab 1900 die „Domanial-Schulstelle“ in Bentwisch. Der zweite Lehrer, Lehrer K. Suhr (Soldat), besuchte das Lehrerseminar in Neukloster 1902/1904. (Vgl.: ebd.)
Die künftigen Volksschullehrer und ab etwa 1900 auch die -lehrerinnen der Domanium-Schulstellen in Mecklenburg wurden auf dem Lehrerseminar in Neukloster ausgebildet. Jene Lehrer, die in den Schulen der Dörfer, die zum „Ritterschaftlichen“ in Mecklenburg gehörten, ihre Arbeitsstelle bekamen, wurden auf dem Lehrerseminar in Lübtheen ausgebildet.
1908 lehnte die Gemeindevertretung Mönchhagen den Antrag ab, die Häschendorfer Kinder in die Schulen nach Mönchhagen gehen zu lassen. Die Mönchhager Schule hatte damals nur einen Lehrer (Herr Burmeister), aber 90 Schüler. Bereits am 6. Februar 1903 war ein Bauauftrag für den großen Schulanbau in Mönchhagen ausgelöst worden; allerdings wurde die Schule erst 1911 fertig; im Sommer 1922 erhielt sie Anschluss an das elektrische Stomnetz des Ortes. (Vgl.: Norbert Grosser, a. a. O.) Die Häschendorfer Kinder gingen also weiter nach Bentwisch zur Schule.
1912 zählte die Bentwischer Schule insgesamt 180 Schülerinnen und Schüler, darunter auch die Häschendorfer Kinder. Der zweite Lehrer hieß nun Lehrer Seedorf. (Vgl.: Jahrbuch mecklenburgischer Volksschullehrer, a. a. O.)
Abitur und Universitätsstudium waren damals vorwiegend jenen Kindern möglich, deren Eltern finanziell in der Lage waren, entsprechende Wohn-, Logier-, Fahrt- und Schulgeldkosten auf sich zu nehmen, damit ihre Kinder am Gymnasium bzw. Lyzeum in Schwerin, Rostock, Stralsund oder anderen größeren Stadten Abitur und Studium absolvieren konnten.
Bahnanbindung
1889: In diesem Jahr erhält auch Mönchhagen mit dem Bau eines Bahnhofes direkten Anschluss an das immer schneller wachsende Eisenbahnnetz in Deutschland und Europa. Die Postkutsche war zuvor das hauptsächliche Fahrzeug der Reisenden. Ganz bestimmt war der nahe Mönchhäger Bahnhof nun auch für die Häschendorfer von Bedeutung. (Anmerkung: Tatsächlich wurde der Mönchhäger Bahnhof erst am 1. 1. 1891 eröffnet.)
Auch Bentwisch erhielt im Jahre 1889 eine Eisenbahnstation, kurz nach der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke zwischen Ribnitz und Rostock am 1. Juni 1889. (Ein Jahr vorher, am 1. Juli 1888, war gerade die Eisenbahnstrecke Stralsund–Ribnitz eröffnet worden.)
Der Löwe ist los
1884: Es ist nicht nur die Zeit der industriellen Revolution, es ist auch die Zeit der aufkommenden Tierparks in Deutschland. Besondere Attraktionen sind offenbar immer wieder die Raubtiere.
Die Rostocker hatten um diese Zeit zwar noch keinen großen Zoo, jedoch gab es auf Jahrmärkten immer wieder Schausteller, die auch Raubtiere „zur Schau stellten“. So auch auf dem Rostocker Pfingstmarkt (seit 1390) des Jahres 1884. Kaum war jedoch der Pfingstmarkt am 16. Juni 1884 zu Ende gegangen, war plötzlich in Norddeutschland der Ort Häschendorf in aller Munde. War es doch in den Zeitungen dieser Tage nachlesbar, dass ein Raubtier, eine Löwin, am frühen Morgen einem Schausteller aus Stralsund (Menageriebesitzer Weidauer) während seiner Rückfahrt (per Pferdefuhrwerk) entfliehen konnte und sich im Häschendorfer Osterholz versteckt hielt. (Vgl u. a.: Rostocker Zeitung Nr. 140 vom 18. 6. 1884; Weser-Zeitung, Morgenausg., 21. 06. 1884.) Die Löwin konnte wegen eines Auffahrunfalls, durch den ihr Käfig beschädigt wurde, ins Freie gelangen. „Die ganze Gegend ist in furchtbarer Aufregung. Die Bauern bringen ihr Vieh in die Ställe in Sicherheit.“ Angst, Unruhe aber auch Neugierde verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Einige Schützen aus der Umgebung und auch einige Häschendorfer machten sich auf die Suche. Auch immer mehr Schaulustige kamen. Die Löwin hatte sich jedoch bislang im Häschenbusch nicht aufspüren lassen. Endlich wurde am Mittag auf Ersuchen des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel Jagdhilfe durch in Rostock stationiertes Militär angefordert. 80 Mann vom ersten Bataillon des 90. Füsilier-Regiments wurden am Nachmittag zur Löwenjagd ins Häschendorfer Holz beordert. Der Unteroffizier d. Res. Friedrich Tüchsen aus Malchin erlegte dann das Tier, nachdem wohl mehrere Versuche gescheitert waren, es einzufangen. (vgl.: Rostocker Zeitung, ebd.)
Deutsches Reich bis 1945
1921–1923 brachen schwere Inflationsjahre insbesondere auch in Deutschland an. Vor allem die Mittelschichten und die besitzlosen arbeitenden Schichten der Bevölkerung in Stadt und Land traf die Inflation am schlimmsten. (1923 waren 1 Billion Mark: 1 Rentenmark; 4,2 Billionen Mark: 1 Dollar und das entsprach 4,2 alte Goldmark von 1914.)
Ein enormer Währungsverfall ging einher mit gewaltigem Geldvermögensverfall. Profitieren konnte vor allem der Sach- und Grundbesitz. Den besaßen allerdings auch die meisten Häschendorfer nicht; stattdessen waren sie Millionäre von wertlosem Papiergeld geworden. Das wenige gesparte Geld war über Nacht nichts mehr wert.
12. 12. 1920: Pastor Reebs in Bentwisch beruft den Kirchgemeinderat ein; Carl Lau, Landarbeiter (er war dort Schäfer) auf dem Gut Häschendorf, und Carl Schäfer, Gutshof-Pächter in Häschendorf, werden beide erneut in den Kirchgemeinderat gewählt. (Vgl.: Geschichte der Kirchgemeinde, a. a. O.)
1927 wird im Landwirtschaftlichen Güteradressbuch die Domäne Häschendorf im Freistaat Mecklenburg mit insgesamt 190 ha ausgewiesen. Pächter des Domanialgutes ist bis 1945 weiterhin Karl Schäfer. Zum Pachtgut gehörten damals 168 ha Acker- und Gartenland, 6 ha Wiesen, 1 ha Weideland, 15 ha Unland, Hofraum und Wege, insgesamt 25 Pferde, 75 Rinder (davon 65 Kühe), 32 Schweine und 344 Schafe. Nicht genannt wird die Anzahl der Landarbeiter und des Dienstpersonals.
Außerdem werden aufgeführt: Büdnerei Nr. 1 von Karl Giese mit 8 ha Ackerland, 2 Pferden, 2 Kühen und 4 Schweinen sowie die Büdnerei Nr. 2 von Bruno Sefzat mit 8 ha Acker und 1 Kuh.
Aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatshandbuch
1927 und 1930 Häschendorf bei Bentwisch wird als Pachthof mit 191,5 ha aufgeführt. Dort leben 2 Büdner. Pächter und auch Schulze ist Karl Schäfer.
1937
- 70 Einwohner
- 307 ha
- staatliche Domäne
- 2 Büdner
- Domänenpächter: Karl Schäfer
- Schulze: Karl Schäfer
1939
- 70 Einwohner
- 310 ha
- Pächter Karl Schäfer
Post, Pfarramt und Standesamt waren in Bentwisch.
30. Januar 1933 – 8. Mai 1945
Nationalsozialismus bis Kriegsausbruch
30. 1. 1933: Machtübernahme durch die faschistische NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) Adolf Hitlers in Deutschland. Er wird Reichskanzler. Im faschistischen Deutschland werden verschleiert, aber gezielt, der weltweite Eroberungskrieg, die Vernichtung aller politischen Gegner des Regimes und die Auslöschung des jüdischen Volkes vorbereitet und zur schrecklichen Wirklichkeit.
Zwischen 1933 und 1939 werden systematisch sogenannten Reichsstrukturen auf allen staatlichen Ebenen im NS-Staat gebildet, von der Rüstungswirtschaft bis zur breiten Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen in die rassistischen, antijüdischen und antikommunistischen sowie militärisch ideologischen Kriegsvorbereitungen.
1935: Zwischen Rostock und Mönchhagen wird eine Funkschaltstation links der Straße, im Häschenbusch errichtet. Später wird sie von der deutschen Wehrmacht übernommen.
Schulbesuch
In den 20er und Anfang 30er Jahren unterrichtete an der 8-Klassen-Volksschule in Bentwisch Köster Klockmann die Fächer Religion, Mathematik, Deutsch, Naturkunde und Chemie. SeineFrau unterrichtete im Fach Handarbeit. Musikunterricht gab Lehrer Steußloff. Nach Klockmanns Pensionierung kam für ihn Lehrer Hansen. Noch bis in die 50er Jahre hatte die Schule Ofenheizung. In den letzten beiden Kriegsjahren war sie oft ungeheizt. Ab Januar 1945 – in den letzten Kriegsmonaten – war die Schule geschlossen. (Vgl.: Familienchronik Lau a. a. O.)
Schuljahr 1938/39: Es ist das letzte Schuljahr vor Kriegsbeginn. Noch ahnen es die Schüler aus Bentwisch und Häschendorf wohl nicht. Beide Lehrer werden gleich im ersten Kriegsjahr zur Wehrmacht eingezogen. Lehrerinnen unterrichten nun die Schüler in Bentwisch.
Geologische Bohrungen
Zwischen 1912 und 1938 erfolgen eine Reihe von geologischen Bohrungen im Bereich der nordöstlichen Heide Mecklenburgs.
1937 werden auch am Südrand der Heide, direkt im „Häschenbusch-Schaltstation“ (vgl.: Otto Kolp, a. a. O.), solche Bohrungen vorgenommen.
Die geologischen Befunde der Bohrungen an der Häschendorf-Schaltstation brachten folgendes zu Tage:
Bis 0,50 m Tiefe = Mutterboden bis 1,40 m = gelber Sand bis 2,00 m = Kies wasserhaltig bis 3,50 m = grauer steiniger Geschiebemergel bis 49,50 m = grauer, sehr harter steiniger Geschiebemergel bis 50,20 m = reiner feinkömiger Kies bis 55,20 m = grauer feiner Sand bis 80,00 m = grauer harter Geschiebemergel bis 104,50 m = grünlich schimmemder sehr harter Ton (Vgl.: Otto Kolp, a. a. O.)
Häschendorf gehörte nie zu den Dörfern der „Rostocker Heide“. Aber geologisch liegt die Häschendorfer Flur noch auf den südlichen Ausläufern der eiszeitlichen nordöstlichen Heidesandplatte Mecklenburgs.
Der zweite Weltkrieg
1. September 1939: Das faschistische Deutschland überfiel Polen. Der zweite Weltkrieg hatte begonnen.
Er dauerte über fünfeinhalb Jahre, bis zum 8. Mai 1945. Not und Elend,Tod, Verfolgung, ein Netz von Konzentrationslagern erstreckten sich über halb Europa; Unmenschliches geschah im Auftrag vor allem des deutschen Faschismus. Aus den von Deutschland überfallenen und besetzten Ländern wurden Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Sie wurden in den verschiedensten Wirtschaftsbereichen als billigste Arbeitskrafte eingesetzt.
Auch auf dem Gutshof in Häschendorf arbeiteten mehr als zehn Kriegsgefangene.
Über 50 Millionen Tote, Hunger, Seuchen, zerstörte Städte und Dörfer, Millionen Menschen ohne Heimat – eine endlose Bilanz des Schreckens, der Trauer und des unfassbaren Entsetzens hinterließ der von Deutschland ausgegangene und nun zu ihm selbst zurückkommende zweite Weltkrieg.
Rostock wurde schon im April 1942 von englischen Flugzeugen bombardiert, vor allem wegen der Rüstungsindustrie-Standorte, besonders der Heinkel Flugzeug-Fabrikanlagen. Auch die Häschendorfer Funkstelle soll mehrmals Angriffsziel gewesen sein. In Mönchhagen und Peetz waren ihretwegen Fliegerabwehr-Soldaten stationiert.
1. Mai 1945: Truppenteile der Roten Armee kamen über Ribnitz, Mönchhagen in Richtung Rostock voran. Viele Flüchtlingstrecks waren vorher schon, aus Osten kommend, unterwegs auch durch Häschendorf gezogen. Kälte, Hunger und die Angst vor Tieffliegern waren ihre stäindigen Begleiter. Hinzu kam die schon über viele Jahre in Nazi-Deutschland geschürte Angst vor den „Russen“, die als „brutale Untermenschen“ bezeichnet wurden.
Am Morgen des 1. Mai 1945 konnten nahe des Häschendorfer Gehölzes mehrere Hundert gefangene Frauen und Männer aus dem Barther Konzentrations-Außenlagers, das zu den Heinkel-Flugzeugwerken auf dem Barther Flughafengelände gehörte, von Panzerbesatzungen der Roten Armee befreit werden. Die KZ-Häftlinge, die aus verschiedenen Ländern Europas in die deutschen „Stamm-Konzentrationslager“ verschleppt worden waren, hatten einen nächtlichen Eilmarsch hinter sich, auf dem noch viele von ihnen den Tod fanden, weil sie kraftlos und ausgemergelt nicht Schritt halten konnten und deshalb von SS-Maschinenpistolenschützen, die den „Evakuierungsmarsch“ mit Hunden bewachten, einfach erschossen wurden. (Vgl. auch: Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zwischen Warnow und Barthe, a. a. O.)
8. Mai 1945: Die deutsche Wehrmacht kapitulierte vor den Allierten, den Militärverbündeten: Sowjetunion, England, Frankreich und den USA.
Der zweite Weltkrieg war zu Ende. Auch die Deutschen wurden vom Terror des Nazi-Systems befreit. Mit Gründung der DDR wurde dieser Tag zum „Tag der Befreiung vom Faschismus“ und damit zu einem jährlichen Gedenktag erklärt.
Kriegsende
5. Juni 1945: Bildung des Alliierten Kontrollrates für ganz Deutschland mit Sitz in Berlin.
Im Juli 1945 einigten sich die Allierten über die weitere Zukunft Deutschlands mit Blick auf die nächsten 50 Jahre und beschlossen das Potsdamer Abkommen. Entgegen Stalins bisheriger Auffassung wurde Deutschland danach in vier Besatzungszonen gegliedert und Berlin erhielt den sogenannten Vier-Mächte-Status. Entnazifizierung, Bestrafung und Enteignung der Verantwortlichen für die Kriegsverbrechen waren Festlegungen des Abkommens, aber auch Reparationsleistungen und vieles mehr. So auch die Festlegungen des Artikel XIII zur „Überführung der deutschen Bevölkerung … aus Polen, Tschechoslowakei und Ungarn nach Deutschland. ....“. Das hatte unter anderem zur Folge, dass aus diesen Ländern die Deutschen zurück in das nun in Besatzungszonen der Alliierten aufgeteilte Deutschland ausgesiedelt wurden.
Auch in Deutschland grassierten 1945 Hunger und Seuchen, Menschen starben an Typhus, Diphterie, Ruhr oder Fleckfieber, so auch in Häschendorf.
Eine Vielzahl von Städten war durch Bombenangriffe aber auch durch sinnlose Kampftrandlungen bis „5 nach 12“ stark zerstört. Zahllose Menschen waren obdachlos geworden. Gleichzeitig kamen immer mehr Flüchtlinge und Ausgesiedelte auch nach Mecklenburg.
SBZ und DDR bis 1990
Nachkriegszeit bis 1949
Die Militärregierungen bauten bis Sommer 1946 deutsche Länderverwaltungen in den Besatzungszonen auf. Häschendorf gehörte nun zur Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Politische Parteien (CDU, in Bayern die CSU, FDP, KPD, SPD, Zentrum und LDP) und Gewerkschaften wurden in allen Zonen zugelassen.
Herbst 1945: Vorwiegend in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wird von Antifaschisten, insbesondere Kommunisten und Sozialdemokraten, ein Volksentscheid zur Durchsetzung einer demokratischen Bodenreform, in Anlehnung an das Potsdamer Abkommen, durchgeführt.
Im Ergebnis dessen wird noch im Herbst 1945 die Bodenreform im Osten Deutschlands Realität. Großgrundbesitz über 100 ha wurde enteignet und aufgeteilt. Auch 30.000 ausgesiedelte Deutsche erhalten nun unter anderen in der SBZ Bodenreform-Land. Hoffnung wächst bei den einen, Angst bei den anderen.
Der letzte Gutspächter, Carl Schäfer und seine Frau, müssen das Gutshaus und dann auch das Ausbauhaus verlassen; später werden sie vom Pastor in Bentwisch aufgenommen.
Auch in Häschendorf wird das Domanial-Gut „aufgesiedelt“, wie es damals hieß. Insgesamt entstehen dort durch die Bodenreform 27 Neubauern-Wirtschaften mit jeweils 5–6 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (ca. 20 Morgen).
Die Neubauern waren sowohl ehemalige Landarbeiterfamilien, die auf dem Häschendorfer Gut gearbeitet hatten, als auch Familien, die Füchtlinge, Umsiedler oder Opfer des Nazi-Terrors geworden waren. Das Bodenreformland wurde zusammen mit einer Bodenreform-Urkunde übergeben. Bei der Bestellung des Bodens half man sich zunächst, so gut es eben ging. Später gab es dann auch eine MAS (Maschinen-Ausleih-Station). Die war allerdings in Kussewitz.
10. Oktober 1945: Gesetz des Alliierten-Kontrollrats zum endgültigen Verbot der NSDAP; die sogenannte Entnazifizierung des öffentlichen Lebens wird in den Besatzungszonen von den Militärregierungen eingeleitet (Fragebogen, Einstufung der faschistischen Organisationen in 5 Kategorien).
20. November 1945: Beginn des Prozesses des Internationalen Militärtribunals in Nürnberg gegen die Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges. Die Berichterstattungen per Rundfunk werden auch in Häschendorf gehört.
April 1946: Etwa eine Million Flüchtlinge und Ausgesiedelte gibt das statistische Jahrbuch für April 1946 in Mecklenburg an.
Die Flüchtlings- und Umsiedlerfamilien, die von der Rostocker Kommandantur der SMAD nach Häschendorf eingewiesen wurden, kamen aus Schlesien, Ostpreußen und Vorpommern. Für viele von ihnen sollte dieses Dorf nun eine zweite Heimat werden. Auf engstem Raum musste in der ersten Zeit gewohnt, gekocht und geschlafen werden. Auch in der Häschendorfer Funkstation waren um die Zeit Flüchtlinge untergebracht worden. Nahezu 240 Menschen lebten 1945/46 zeitweilig in Häschendorf, beinahe das Zehnfache der bisherigen Einwohnerzahl.
Am 21. April 1946: Nach vielfältigen Diskussionen und Auseinandersetzungen vereinigen sich auf dem Parteitag in Berlin KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). In den 3 westlichen Besatzungszonen und in den 3 Westsektoren Berlins wird die Vereinigung abgelehnt.
Im September 1946 finden erstmals Gemeindewahlen in der SBZ und im Oktober erste Kreis- und Landtagswahlen statt.
September 1946: Der erste Bürgermeister in Häschendorf nach dem zweiten Wettkrieg wird Friedrich Lau. Friedrich Lau war früher Landarbeiter beim Gutspächter im Dorf. Sein Vater, Carl Lau, ist einst Schäfer auf dem Gutshof in Häschendorf gewesen.
Der Gutspächter und sein Schäfer waren 1920 beide in den Kirchgemeinderat von Bentwisch berufen worden. Später erhielt der Sohn, Friedrich Lau, neben dem Gutspächter im Kirchgemeinderat Sitz und Stimme. Auf dem Gutshof lernte Friedrich Lau die Landarbeit von der „Pike auf“. Ihm wurde auf dem Gut bereits vor dem Krieg auch die Verantwortung für die Feuerverhütung und Brandlöschung übertragen.
Er wird vom Gutspächter während des Krieges für unabkömmlich erklärt und hat so das Glück, nicht zur Wehrmacht eingezogen zu werden. 1945 erhält auch seine Familie Bodenreform-Land und er als Bürgermeister soll nun die Interessen der Häschendorfer vertreten. Noch bis zur Eingemeindung Ende 1958 bleibt er Bürgermeister von Häschendorf.
1946: Erstes Erntefest in Häschendorf nach Kriegsende
Die Menschen im Dorf sind froh über die erfolgreich eingebrachte Ernte im ersten Friedensjahr 1946. Und so fanden sie sich das erstemal nach dem schrecklichen Krieg und den vielen offenen Fragen über die Vergangenheit und Zukunft gemeinsam zum Erntefest zusammen. Das wurde zu einem guten Brauch in den folgenden Jahren. Auf dem Kornboden vom Gutshof wurde noch oft gefeiert.
Die schwere Arbeit in der Landwirtschaft machte den Menschen das Leben nicht leicht. Alle Hände wurden gebraucht. Noch immer herrschte der Hunger, vor allem in den Städten.
Der Schwarzmarkt blühte, oft wurde das letzte Hab und Gut gegen Lebensmittel getauscht. Die Abgaben der Bauern waren hoch, aber sie wurden dringend gebraucht, um die Bevölkerung, insbesondere in den Städten, wenigstens mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen.
1947: Häschendorf hat nun etwa 75 Einwohner, darunter viele durch den Krieg heimatlos Gewordene, die hier und später aber auch anderswo in den verschiedenen Besatzungszonen Deutschlands nach dem Krieg einen Neubeginn versuchen.
20. Juni 1948: Mit der im Juni durchgeführten Währungsreform wird in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands (mit Unterstützung ihrer Besatzungsmächte) und auch in West-Berlin die D-Mark eingeführt, unter Ausschluss der SBZ und entgegen dem Potsdamer Vertrag der Alliierten. In der SBZ erfolgt deshalb bald darauf ebenfalls ein Geldumtausch.
Persönliche Erinnerung an Kriegsende und Nachkriegszeit
Frau B., heute achtzig Jahre alt, war damals im Juli 1945 eine von jenen, die in Rostock von der sowjetischen Kommandantur in der St.-Georg-Straße nach Häschendorf eingewiesen wurde. Sie, ihre jüngere Schwester und ihre Eltern waren zusammen bereits das zweite MaI „auf der Flucht“ gewesen, wie man damals sagte. Im Februar 1945 wurden sie vor der herannahenden Front zusammen mit vielen anderen Liegnitzern per Eisenbahn Richtung Westen evakuiert. In der Lausitz waren Verwandte, dort wollten sie das Kriegsende abwarten. Ihr Mann galt als vemisst. Trotzdem hoffte sie, dass er lebend aus dem Krieg zurückkommen würde. Am 8. Mai 1945, gleich nach dem Waffenstillstand, machten sich alle vier zu Fuß zurück auf den Weg bis in ihre Heimatstadt Liegnitz in Niederschlesien.
Einen Monat später war es endgültig: Sie und viele andere Deutsche hatten Niederschlesien zu verlassen, sie wurden auf Befehl der Alliierten ausgesiedelt. Emeut ging es nun zu Fuß, nur das Allernötigste mitnehmend, in Richtung Berlin. Dort waren sie zeitweilig in einem Flüchtlingslager untergebracht; dann kamen sie, zusammen mit vielen anderen, mit einem Eisenbahntransport nach Mecklenburg.
In Rostock mussten sie sich auf der Kommandantur melden. Sie wurden nach Häschendorf eingewiesen. Dort waren schon viele vor ihnen angekommen, Flüchtlinge, Soldaten der Wehrmacht, die auf dem Weg zurück in ihre Heimat oder zu ihren Angehörigen waren und ausgesiedelte Familien wie sie selbst. Sie alle wohnten in der ersten Zeit auf engstem Raum, im Gutshaus, in der alten Scheune, bei den alteingesessenen Häschendorn und eben auch im Gebäude der Funkstation.
Frau B. hatte vor dem Krieg Konfektionsschneiderin gelernt, ihr vemisster Mann war gelernter Lederhandschuhmacher und ihr Vater Glasbläser und gelemter Dreher. Damals im Sommer 1945 waren sie alle glücklich, als wenige Wochen später ihr Mann aus dem Lazarett aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen zu ihnen stieß. Er hatte durch Verwandte erfahren, dass sie nach Rostock ausgesiedelt worden waren. Nun waren sie zu fünft.
Irgendwo verband alle die Hoffnung auf dauerhaften Frieden und einen Neubeginn. Sie entschieden sich, in Häschendorf zu bleiben. Es war zunächst immer noch besser, als in der Stadt. Wrucken gehörten damals zur täglichen Hauptmahlzeit. Zum Tauschen für notwendige Mittel zum Leben hatten sie wenig.
Im Spätsommer 1945 gehörten auch sie zu den neuen Siedlem der Bodenrefom, die eine Siedlung übemahmen. 20 Morgen Ackerland ( 5 ha ) und später eine Kuh gehörten ihnen. Endlich hatten sie nun auch wieder ein eigenes Dach über dem Kopf, wenn es auch zuerst nur ein kleiner Katen neben dem Gutshaus war. Die schwere körperliche Arbeit auf dem Feld, keine Lebensmittelkarten für die Bauern und mittlerweile drei Kinder sowie das Milch- und KartoffelabgabesolI waren allerdings eine hohe Belastung in den Folgejahren.
Später haben sie die Siedlung abgegeben, ihr Mann ging noch einmal in die Lehre als Zimmernann und machte seinen Meisterabschluss, während die Kinder inzwischen nach Bentwisch zur Schule gingen. Frau B. suchte sich zunächst Arbeit im Dorf und später in der Stadt. Ihr Vater arbeitete noch bis zu seinem 65. Lebensjahr als Dreher im Rostocker Dieselmotorenwerk. Nun fuhren sie alle täglich von Häschendorf aus zur Arbeit in die Stadt. Alle drei Kinder erlemten später einen Beruf. Der Neuanfang damals nach 1945, so sagt sie, war eine schwere, erinnerungsbeladene aber zugleich auch eine hoffnungsvolle Zeit, vor allem weil nun Frieden und ihre Familie wieder zusammen war.
Von der Gründung der DDR bis 1970
7. September 1949: Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD); erster Bundeskanzler wird Konrad Adenauer.
7. Oktober 1949: Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR); erster Präsident wird Wilhelm Pieck.
Viele Diskussionen um die deutsche Schuld und Verantwortung für die Schrecken der Vergangenheit, Versammlungen, Demonstrationen für ein demokratisches Deutschland, aber auch Aufbau- und Wiedergutmachungswille machten die verschiedensten Stimmungen und Interessen der Menschen in der SBZ-DDR sichtbar. So auch in Häschendorf.
Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre entstehen in Häschendorf 6 Neubauern-Gehöfte; das erste Neubauernhaus wurde dort aufgebaut, wo ehemals die alte Scheune des Gutshofes stand. Auch in Nienhagen-Ausbau entstehen zwei Neubauernhäuser. In den 70er Jahren gab es sie allerdings nicht mehr. Auch die Häuser in Neu-Häschendorf entstanden damals Anfang der 50er Jahre.
1952 werden durch die Kreis- und Länderreform die Länderstrukturen aufgehoben. Häschendorf gehört verwaltungsmäßig jetzt zum Kreis Rostock (später Rostock-Land). Auf dem Territorium der Länder entstehen Bezirke. Häschendorf gehört nun zum Bezirk Rostock. Durch den Aufbauwillen und die tagtäglichen Anstrengungen der Bäuerinnen und Bauern wurde das Leben nach dem Krieg allmählich wieder lebenswert.
1952–1960: In der DDR wurden die ersten Volkswirtschaftspläne zum Aufbau der Grundlagen des Sozialismus beschlossen. Inspirator war vor allem die SED, die ein Bündnis mit den demokratischen Parteien und Organisationen – die Nationale Front des demokratischen Deutschland – aufgebaut hatte. Zu den Parteien gehörten die LDPD, die NDPD, die DBD und die CDU (Blockparteien); zu den Organisationen der FDGB, die DSF, der DFD, die Volkssolidaritat u. a.
11. 9. 1958: Auf Beschluss des Kreistages bilden Häschendorf und Mönchhagen die neue Gemeinde Mönchhagen (vgl.: Beschluß des Kreistages Nr. K 18 / 13 / 58). Damit wurde Häschendorf ein Ortsteil von Mönchhagen, obgleich die Mehrheit der Häschendorfer lieber ein Ortsteil von Bentwisch geworden wäre. 1960 wird auch Heidekrug ein Ortsteil von Mönchhagen.
Zur Kirchgemeinde Bentwisch gehört Häschendorf auch weiterhin.
1961: Am 13. August 1961 wird mitten im „Kalten Krieg“ zwischen den politischen Fronten von NATO und Warschauer Vertragsstaaten von der DDR in Abstimmung mit der Sowjetunion ein neues Grenzregime eingeführt; die Grenze zu Westberlin wird geschlossen. Es entsteht die „Mauer“ in Berlin. Auch für manche Häschendorfer Familie beginnt nun ein neues Kapitel deutsch-deutscher Familienbeziehungen.
1958 bis 1962: In Mönchhagen entsteht durch kostenlose Gemeinschaftsarbeit ein Dorfclub. 1969 erhält Mönchhagen eine Kommunale Küche. Beides bewirkt eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Dorf.
Am 8. Mai 1970, es ist der 25. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, wird an der damaligen Fernverkehrsstraße 105, am Abzweig Häschendorf, ein Gedenkstein eingeweiht mit folgender Inschrift:
„HIER ENDETE DER TODESMARSCH DER KZ-HÄFTLINGE AUS BARTH AM 1. MAI 1945 / NIE WIEDER FASCHISMUS UND TERROR.“
Die DFD-Gruppe in Häschendorf übernimmt die Pflege dieses Mahnmals.
1970 bis zum Mauerfall
1972: Die Häschendorfer LPG „Neuer Weg“ wurde Teil der LPG „Motor“ Mönchhagen (Typ III seit 1953).
Erneut deuteten sich Strukturveränderungen in der Landwirtschaft an. Die landwirtschaftlichen Erträge waren weiter angestiegen.
Die schwere körperliche Arbeit der Genossenschaftsbäuerinnen und -bauern wurde allmählich, durch verbesserte Gerätetechnik und den Einsatz wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Landwirtschaft, gemildert. Dennoch gab es ständige Versorgungsengpässe in der Materialwirtschaft und in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens.
Allerdings waren inzwischen auch einige soziale und kulturelle Möglichkeiten geschaffen, um die Lebensbedingungen auf dem Lande den Menschen weiter zu erleichtern.
Kinderfeste in Häschendorf wurden seit Bildung der neuen großen LPG Typ III nun nicht mehr im Dorf, sondern zentral in der Gemeinde gefeiert.
September 1974: Brand in der Häschendorfer Schaltstation. Das gesamte schilfrohrgedeckte Dach wurde ein Opfer der Flammen. (Heute tragen die Gebäude ein Ziegelflachdach.)
Die Funkstation war nach dem 8. Mai 1945 vom Funkamt Schwerin übernommen worden und diente als Außenstelle für Funkkontrolle („Radio Con.“). Ab Mitte der 70er Jahre war es eine Außenstelle der Deutschen Post der DDR für Funkkontrolle und Messdienst. Auch ein Hausmeister und eine Köchin waren dort beschäftigt; die Köchin kam aus Häschendorf.
1975 lebten in Häschendorf 89 Einwohner.
1975 wurde in freiwilligen, unbezahlten NAW-Stunden die Mönchhäger Konsum-Verkaufsstelle gebaut.
Ebenfalls 1975 erhielten Mönchhagen und Häschendorf einen Schwarzdeckenbelag ihrer Verbindungsstraße.
In der Gemeinde Mönchhagen wirkten außer den verschiedenen politischen Parteien eine Reihe von Organisationen, Vereinen und Genossenschaften, so die Volkssolidarität, die Freiwillige Feuerwehr, der Jagdverein, der VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter), der DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands), die FDJ (Freie Deutsche Jugend), der Kulturbund u. a.; in Häschendorf der DFD. Viele Dorf- und Kinderfeste wurden vor allem durch die Frauen der DFD-Gruppe in Häschendorf organisiert.
1976: Kindergartenerweiterungsbau in Mönchhagen sowie Einbau einer Zentralheizung für Kinderkrippe und Schule.
1976 erhält auch Häschendorf endlich Anschluss an die zentrale Wasserleitung von Mönchhagen.
1976 wird das Gerätehaus der FFw Mönchhagen in kostenloser Gemeinschaftsarbeit ausgebaut.
1982 Auszeichnung der FFw Mönchhagen als „Vorbildliche Feuerwehr“. Die Häschendorfer hatten seit Beginn der 30er Jahre bis Mitte der 50er Jahre noch ihre eigene kleine Feuerwehr, ausgestattet auch mit einer eigenen Feuerwehrmotorspritze. Seit der Eingemeindung gehörten sie nun auch zur FFw Mönchhagen.
1982 war die Einwohnerzahl der Gemeinde Mönchhagen auf 668 Menschen angestiegen – einschließlich der Ortsteile Heidekrug und Häschendorf.
1983 wurden eine Poststelle, eine neue Gemeindeschwesternstation und eine Sparkassenfiliale der Sparkasse Rostock in Mönchhagen eröffnet.
Die LPG
In diesem Zeitraum wurden erneut grundlegende eigentumsrechtliche Veränderungen in der Landwirtschaft der DDR eingeführt: Die ersten LPG (Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaften) werden aufgebaut, anfangs auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, später mit politischem Druck und besonderer einseitiger Unterstützung vor allem der LPG gegenüber den Einzelbauern.
Durch die gemeinsame großflächige Bearbeitung des Bodens und den Einsatz neuer technischer und chemischer Maschinen und Mittel wurden höhere Erträge der Landwirtschaft erwartet, die nicht zuletzt dringend für die Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung der DDR gebraucht wurden. Gleichzeitig ging damit aber auch eine relative Arbeitserleichterung für die Bäuerinnen und Bauern einher.
1958 wird nun auch in Häschendorf eine LPG Typ I gegründet, sechs Bauern gehörten zunächst dazu.
Typ I bedeutete die gemeinsame Bodenbearbeitung, da der Boden nun in die Genossenschaft eingebracht worden war. Beim Typ II kamen die Zugkräfte (Pferde und Maschinen) hinzu und bei der LPG Typ III auch das Vieh.
1960 werden alle Häschendorfer Bauern Mitglied in der LPG „Neuer Weg“ Häschendorf.
1960: Die Nachbar-LPG in Behnkenhagen und Oberhagen schließen sich im April zur LPG Typ III zusammen.
1975: Die LPG in Mönchhagen soll sich künftig auf die Tierproduktion und die LPG in Klein Kussewitz auf die Pflanzenproduktion spezialisieren.
Zur LPG (T) Mönchhagen gehörten die Tierbestände der LPG Mönchhagen – also auch Häschendorf, Groß und Klein Kussewitz, Volkenshagen, Behnkenhagen, Oberhagen und Purkshof. Später wird die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) gebildet, wozu auch die landwirtschaftliche Nutzfläche des VEG Rövershagen gehörte. (Anmerkung: VEG bedeutet „Volkseigenes Gut“. Im Gegensatz zu LPG war ein VEG ein landwirtschaftlicher Betrieb in Staatseigentum.)
Große Flächen und große Tierbestände, Spezialisierung und Kooperation und eine entsprechende Arbeitsorganisation brachten zwar weitere landwirtschaftliche Ertragssteigerungen. Zugleich entstanden aber auch neue Engpässe in der Materialversorgung, intensive Viehhaltung und große Transportwege waren täglich zn bewältigen; die Aus- und Weiterbildung der Genossenschaftsbauern wurden neu strukturiert. Nicht zuletzt veränderte sich auch das soziale Gefüge in den Dörfern.
Schulbesuch
Noch bis Anfang der 50er Jahre gingen die Häschendorfer Kinder auch noch nach Bentwisch zur Schule.
Im September 1945 gingen die Häschendorfer Kinder – erstmals wieder nach dem Krieg – zur Schule nach Bentwisch. Der Bentwischer Feldweg könnte viele Geschichten auch darüber erzählen.
1959 wurde die Polytechnische Oberschule (POS) mit 10-jähriger Schulpflicht in der DDR eingeführt. Damit verbunden war die Möglichkeit für leistungsstarke und gesellschaftlich engagierte Schüler, das Abitur (nach 12 Schuljahren) ab der 9. Klasse an der EOS (Erweiterte Oberschule) oder ab 1962 auch über die Berufsausbildung mit Abitur zu erwerben. Allerdings wurden dabei Kinder aus Arbeiter- und Bauernfamilien zunächst bevorzugt.
Ab 1962 gehen erstmals auch die Häschendorfer Kinder nach Mönchhagen zur Schule. Als Unterstufen- und später auch als Deutschlehrerin und letzte Direktorin unterrichtete hier unter anderen Frau Kratzaat. Die POS in Mönchhagen gab es noch bis 1969/70. Danach erfolgte die schrittweise Umstrukturierung der Mönchhäger Schule.
Ab dem Schuljahr 1970/71 blieben nur noch die 71 Schüler der damaligen 1. bis 4. Klassen in Mönchhagen. Die Klassen 5 bis 10 gingen nun in die neue POS nach Rövershagen. Dafür wurde auch das für die Schüler kostenlose Schulbussystem weiter im damaligen Kreis Rostock-Land ausgebaut.
Am 1. September 1972/73 gingen noch 51 Schüler der 1. bis 4. Klasse in Mönchhagen zur Schule. Am 1. September 1975 waren es noch 39 Schüler in Mönchhagen, die die Unterstufe, wie es damals genannt wurde (1. bis 4. Klasse), besuchten.
Ab 1976/77 werden nunmehr alle Schüler aus den Dörfern der Umgebung in Rövershagen an der POS unterrichtet; die EOS kann entweder in Sanitz oder in Bad Doberan besucht werden.
Medizinische Versorgung
Seit Ende des Krieges, von 1945 bis Anfang der 70er Jahre war der Arzt Dr. Rüther für alle Häschendorfer der zuständige Hausarzt. In den ersten Nachkriegsjahren, das einzige Telefon war beim Bürgermeister, holte ihn dieser, wenn der Arzt gebraucht wurde, bei Tage wie bei Nacht, von Rostock ab und fuhr ihn mit dem alten Motorrad auch wieder zurück nach Rostock. Diphterie, Thyphus, Ruhr, Scharlach, Pocken, Lungenkrankheiten und vieles andere musste er damals nach dem Krieg behandeln. Der Landarzt betreute mehr als 20 Jahre hindurch die Einwohner Häschendorfs und auch die der Gemeinde Bentwisch.
Anfang der 70er Jahre entstand auch in Rövershagen eine staatliche Arztpraxis; in der Gemeindeschwesternstation von Mönchhagen hielt nun zweimal pro Woche ein Arzt aus Rövershagen seine Sprechstunde für die Einwohner der Gemeinde Mönchhagen ab – und damit auch für die Häschendorfer.
Die heutige Zeit
Von der „Wende“ bis 2002
1989/90: Nach dem 40. Jahrestag der Gründung der DDR im Oktober 1989 wurden die gesellschaftspolitischen Reformforderungen in der Republik immer deutlicher.
9. November 1989: In Berlin wurde die Mauer, im politischen offiziellen Sprachgebrauch als Antifaschistischer Schutzwall bezeichnet, geöffnet.
In schnellem Tempo traten zwischen Oktober 1989 und März 1990 nun völlig neue deutsch-deutsche und internationale politische Probleme und Aufgaben ins Licht.
18. März 1990: Bei den Wahlen zur Volkskammer präsentierte sich bereits eine Reihe neuer politischer Parteien und Gruppierungen. Die CDU gewann den offenen Wahlkampf in der DDR. Neuer Regierungschef wurde Lothar de Maizière.
3. Oktober 1990: Die neu gewählte Volkskammer der DDR beschloss den Beitritt der DDR zur BRD (nach $23 Grundgesetz der BRD).
Der Einigungsvertrag (Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands) und das Gesetz vom 22. 7. 1990 zur Bildung der 5 neuen Bundesländer (Ländereinführungsgesetz) waren Grundlage für den 3. Oktober 1990.
Völlige Auflösung, Neustrukturierungen und Neugründungen von politischen Parteien, Vereinen, Organisationen vollzogen sich ebenfalls in dieser Zeit in schneller Folge. Auch in der Gemeinde Mönchhagen vollzogen sich diese Umbrüche.
Neue Landes- und Kommunalverfassungen entstanden.
Auf Länderebene, so auch in Mecklenburg, entstanden zwischen 1990 und 1994 viele neue Gesetze, die z. T. noch immer sehr unterschiedlich in der Bevölkerung diskutiert werden, so u. a. Hochschul- und Schulreformgesetze.
29. Juni 1990: Landwirtschaftsanpassungsgesetz (Neufassung vom 3. 7. 1991). Dementsprechend waren die LPG bis 31. Dezember 1991 aufzulösen und jedem Mitglied stand Anspruch aus seiner Beteiligung an der Genossenschaft zu. Die Bodeneigentümer und Inventareigentümer erhielten ihr Eigentum an diesen Produktionsmitteln zurück. Neue Eigentums,- Produktions- und Vermarktungsstrukturen mussten gefunden werden.
Die ehemaligen Häschendorfer Genossenschaftsbauern verpachten nun ihre Bodenflächen. Einige Flurstücke sind zurück in Landeseigentum (ehemalige frei gewordene Siedlungen) und ebenfalls verpachtet. Die Forstflächen gehören weiterhin dem Land Mecklenburg/Vorpommern.
1992: Die Agrarpreisreform wurde eingeleitet. Die EU-Normen gelten nun auch in allen anderen Bereichen der Landwirtschaft. Flächen wurden stillgelegt. Die großen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften waren einst neben den staatlichen VEG (Volkseigene Güter), ACZ (Agrochemischen Zentren) und den Kreisbetrieben für Landtechnik (KfL) Hauptarbeitgeber in den Dörfern. Nun entsteht erstmals nach 1945 wieder massive Arbeitslosigkeit in den Dörfern. Auch in Häschendorf verändem sich die Arbeitsmöglichkeiten gravierend.
Nach 1989/90 wurde die Funkstelle im Häschenbusch zunächst eine „Außenstelle des Bundesamtes für Post- und Telekommunikation“. Im Zusammenhang mit den Eigentumsveränderungen bei der Deutschen Post war sie ab dem 1. 1. 1996 eine „Außenstelle der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post“ und so Teil einer Bundesbehörde.
Auch die Schulstrukturen haben sich grundlegend geändert. Nach der politischen Wende von 1989 wurde in Rövershagen ab Schuljahr 1990/91 das Gymnasium eröffnet, zuerst noch in den Räumen der alten Schule.
Anfang der 90er Jahre erfolgte dann der Neubau des Gymnasiums in Rövershagen. Erneut setzen inhaltliche und Standortveränderungen an den Schulen ein. Inzwischen trägt das Gymnasium auch den Titel „Europa-Schule“. Die Häschendorfer Kinder gehen nun in die Grundschule Rövershagen und danach zu weiterführenden Schulen (Gymnasium, Real- oder Hauptschule). Die Häschendorfer Bushaltestelle an der B 105 ist zugleich auch Schulbushaltepunkt.
28. August 1993: In der großen Halle feierten 140 Erwachsene und 20 Kinder ein lange vorbereitetes „Großes Häschendorffest“, viele ehmalige Einwohner kamen von nah und fern, aus ost und west, feierten und tauschten Erinnerungen, Bilder und Gedanken über Vergangenheit und Gegenwart aus.
1994 und 1995 werden die Haushalte des Dorfes Mönchhagen an die neu gebaute zentrale Abwasseranlage angeschlossen.
Am 7. Mai 1994 sind die ersten Kommunalwahlen nach der gesellschaftspolitischen Wende von 1989.
1996 entsteht in Mönchhagen ein neues Feuerwehrgebäude mit Eigenbeteiligung seitens der Gemeinde. In diesem Gebäude finden nun auch die Gemeinde-Sprechstunden des Bürgermeisters statt. Die damalige amtierende Bürgermeisterin der Gemeinde Mönchhagen, Helga Kentzler, kommt aus Häschendorf.
Im Jahre 2001 wird die Kindertagesstätte Mönchhagen für die über 90 Kinder umfangreich modernisiert.
Zwischen 1990 und 2002 wuchs die Gemeinde Mönchhagen enorm, über 40 Einzelunternehmen und Firmen siedelten sich zu der Zeit hier an, so dass insgesamt die Arbeitslosigkeit weiter zurückgedrängt werden konnte. Über 170 neue Wohnhäuser wurden in der Gemeinde in diesem Zeitraum gebaut. In Häschendorf entstanden in dieser Zeit 9 neue Ein- und Mehrfamilienhäuser.
Insgesamt stieg in der Gemeinde Mönchhagen die Einwohnerzahl auf 1030 an, was nicht zuletzt wohl auch zusammenhängt mit dem frühzeitig erarbeiteten Flächennutzungsplan der Gemeinde und den günstigen Angeboten für das „Wohnen auf dem Lande“ und das Arbeiten in der Stadt.
Alte Flurnamen rund um Häschendorf
Bereits im Jahre 1766 wird vom Bentwischer Weg bzw. Kirchweg gesprochen.
Auch der Fischländer Weg bzw. Mönkhäger Weg werden genannt. Das ist offenbar die Alte Landstraße von der Hansestsdt Rostock über Mönchhagen nach Wustrow, wo in früher Zeit Rostock seinen Hafen hatte.
Die Osten-Wiese sowie die Süden- oder auch Süder-Wiese (südlich vom Gutshof) und der Teich sind ebenfalls bereits um die Zeit verwendete Flurnamen. Das Waldstück an der Ostgrenze der Häschendorfer Feldbegrenzung wurde um 1766 Osten Holtz geschrieben. Die Bezeichnung Häschenbusch wird im Volksmund bereits um 1777 so genannt, wie der Rostocker Archivar Ludwig Krause in seiner Sammlung Mecklenburgicher Flurnamen schrieb.
Um 1842 existieren bereits die Namen Mittelwaldschneise, Lehmschneise, (die Waldschneisen bezeichnen) und 1847 der Name Kirchweg-Schneise. 1842 schrieb man wohl für den Namen Häschenbusch auch Ostenholz. Der Rostocker Archivar Dr. Ludwig Krause nutzte für seine Flurnamensammlung in Bezug auf Häschendod u. a. das Meßtischblatt Bentwisch der Kgl. Preuss. Landesaufnahme von 1777/79, die Directorialkarte und das dazugehörige Feldregister von Häschendorf aus dem Jahr 1766 und die Forstwirtschaftskarte des Haushaltsforstes Hinrichsdorf von 1842.
Pensionäre bw. Gutspächter des Gutshofes Häschendorf
(Unvollständige Übersicht; Schreibweise entsprechend der Zeitdokumente)
- Von 1736 bis 1742: Pensionär J. F. Müller
- Bis 1766: Pensionarius Herr von Neulich
- Um 1783: Gutspächter Briest
- Um 1809 (?): Pensionär Wrampe
- 1806 bis 1820: Caspar Heinrich Seeckt (*7. Juni 1752; †17 Juli 1837 in Bentwisch)
- Bis 1821: Pensionär Georg Scheffler
- Ab 1821: Pensionär Johann David Hauck
- Um 1850: Adolph Ludwig Hane (lt. Mecklenburg-Schwerinschem Staatskalender von 1850)
- Um 1912 bis 1945 (Ende des Zweiten Weltkriegs): Gutspächter Karl Schäfer
Die Angaben zu C. H. Seeckt beruhen auf Informationen einer Nachfahrin; die anderen Daten stammen aus der Chronik von . Die bestehenden Inkonsistenzen konnten noch nicht aufgeklärt werden.
Literatur- und Quellennachweis
(nicht alle Quellen sind öffentlich zugänglich.)
Nikolaus Werz, Jochen Schmidt (Hrsg.) : Mecklenburg-Vorpommern im Wandel: Bilanz und Ausblick. München, Olzog-Verlag, 1998.
W. Karge, E. Münch, H. Schmied: Die Geschichte Mecklenburgs, Rostock, 1996.
Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock. Bd. 24, Hrsg.: Verein für Rostocker Geschichte e. V., Rostock, 2001.
Ernst Münch: Toitenwinkel – Rostock – Mecklenburg. Ergebnisse eines Buchprojektes, in: Rostocker landes- und agrargeschichtliche Forschungen nach 1990. Bilanz – Einblick – Ausblick, Ilona Bechsteiner (Hrsg.), Rostock, 2001.
Geheimnisse unterm Gutshaus – Archäologie in Toitenwinkel. Schriften der Geschichtswerkstatt Toitenwinkel, Heft 4, Verlag Redieck & Schade, Rostock, 1998.
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zwischen Warnow und Barthe. Schriften der Geschichtswerkstatt Toitenwinkel, Heft 5,Verlag Redieck & Schade, Rostock, 1998.
Otto Kolp: Die nordöstliche Heide Mecklenburgs. Berlin, 1957.
Richard Scherer: Geschichte der Kirchgemeinde Bentwisch. Bentwisch 1991 .
Norbert Grosser: Dorfchronik Mönchhagen. Mönchhagen, 1983.
Selma Kleinfeldt: Ein Stadtrundgang unter den Symbolen von Stier und Greif. Klatschmohn Verlag, Bentwisch bei Rostock , 1997 .
Hans-Joachim Hallier: Das Dorf. Eine mecklenburgische Chronik. Altstadt Verlag, Rostock, 2001.
Friedrich Mager: Geschichte des Bauerntums und der Bodenkultur im Lande Mecklenburg. Akademie der Wissenschaften. Berlin, l955.
Uwe Heck: Stände und frühe ständische Aktivitäten in Mecklenburg. Von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (Dissertation). Neuer Hochschulschriftenverlag, Rostock, 1999 .
Fritz Reuter: Urgeschicht von Meckelnborg, in: Original-Ausgabe in 8 Bdn., Erster Band, Reuter-Verlag E. Weißenturn.
Ludwig Krause: Fundsammlung Rostocker Orte. Archiv der Hansestadt Rostock.
Jahrbuch mecklenburgischer Volksschullehrer 1906. Hrsg.: Landeslehrerverein Wismar, 1906.
Landwirtschaftliches Güteradreßbuch im Freistaat Mecklenburg.
Pachtcontracte über die Pertinenz Häschendorf sowie Schriftstücke der Großherzoglichen Cammer an das Herzogliche Amt Toitenwinkel in Rostock. Landeshauptarchiv Schwerin.
Kreistagsbeschlüsse. Archiv der Kreisverwaltung Bad Doberan.
Stadtarchiv Ribnitz-Damgmten, im Kloster.
Christiane Freuck: Festschrift 750 Jahre Behnkenhagen. Klatschmohn Verlag, Bentwisch/Rostock, im Mai 2000.
Familienchronik der Familie Karl Lau aus Häschendorf.
Dieter Hundt: Festschrift 40 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bentwisch. Bentwisch, 2001.
Mündliche Befragungen des Chronisten der Gemeinde Bentwisch, Dieter Hundt, sowie von Einwohnem der Gemeinde Mönchhagen.