Fortlaufende Ortschronik Gnoien: Unterschied zwischen den Versionen
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===Herkunft und erste Erwähnung von Gnoien=== | ===Herkunft und erste Erwähnung von Gnoien=== | ||
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+ | ====Auszug aus: Karl Hoffmann "Die Gründung der Stadt Gnoien" (Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 94 (1930), S. 78-80) | ||
+ | 5. Die Gründung der Stadt Gnoien | ||
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+ | (W. H. Wiggers, Geschichte und Urkunden der Stadt Gnoien, Gnoien 1855; Schlie a. a. O. I, S. 499 ff..; Bachmann a. a. O. S. 411.) | ||
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+ | Die Stadt Gnoien an der pommerschen Grenze war im Mittelalter eine der größeren Städte Mecklenburgs. Die wichtige Landstraße von Demmin nach Rostock führte durch die Stadt hindurch. 1276 erfahren wir zum erstenmal, daß eine Stadt Gnoien besteht ( M.U.B. II, 1413.). Wahrscheinlich wurde die Stadt aber schon einige Jahrzehnte früher gegründet. Eine Untersuchung der Siedlungselemente, die vor der Stadtgründung in Gnoien schon vorhanden waren, läßt diese Vermutung als berechtigt erscheinen. In diesem Zusammenhange muß insbesondere die Frage beantwortet werden, wie es kam, daß Gnoien, das in wendischer Zeit nicht der Mittelpunkt des erst später so genannten Landes Gnoien war (M.U.B. II, 826.), in deutscher Zeit dessen Mittelpunkt geworden ist. In der Wendenzeit war Gnoien noch kein bedeutender Ort. Nur so erklärt es sich, daß uns der Name Gnoien erst verhältnismäßig spät, 1257 zuerst, begegnet (M.U.B. II, 799.). Jedoch wird es schon in der Wendenzeit ein Dorf Gnoien gegeben haben, da sonst der wendische Name der späteren deutschen Stadt schwer erklärlich wäre (In Gnoien wurde ein wendischer Schläfenring gefunden. Beltz, Altertümer, a. a. O. S. 369.). Vermutlich hat die deutsche Stadt ihren Namen von einem wendischen Dorf übernommen, das uns heute nicht mehr bekannt ist. Ob eine wendische Burg bei Gnoien gelegen hat, wissen wir nicht, es ist aber wenig wahrscheinlich; und wenn sie doch vorhanden gewesen sein sollte, würde sie jedenfalls von nur geringer Bedeutung gewesen sein. Denn die Hauptburg des späteren Landes Gnoien war mindestens bis 1238 Lübchin, das damals "an der großen geraden Straße von Stralsund nach Güstrow, an dem Durchgang durch die Trebelmoore bei Triebsees" eine besonders günstige Lage hatte (M.U.B. I, 479; vgl. Lisch, M.J.B. 23, S. 302.). 1238 werden uns noch der Vogt und die Burgmänner in Lübchin genannt. Nach 1238 begegnet uns Lübchin als Sitz einer Vogtei nicht wieder. Wir müssen daraus schließen, daß in Lübchin nach dem Jahre 1238 die Vogtei aufgegeben wurde. Wann dies geschah, wissen wir nicht. Später gehört Lübchin zur Vogtei Gnoien. Der Name Gnoien wird uns aber erst 1257 genannt, ohne daß wir erkennen können, ob damals hier eine Stadt bestand und ein Vogt sich hier aufhielt, und erst ein Jahr später (1258) begegnet uns das Land "Gnoien" (M.U.B. II, 799, 826.). In diesem Jahr ist bereits Gnoien der Sitz der Vogtei, der früher Lübchin gewesen war. Die Verlegung der Vogtei von Lübchin nach Gnoien muß also innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren erfolgt sein, nach 1238 und vor 1258. Welches war nun der Grund, der den Landesherrn zu dieser Verlegung veranlaßte? Wahrscheinlich war dies die Gründung einer Stadt in Gnoien. Denn die Verlegung der Vogtei von Lübchin nach Gnoien könnte man sich kaum erklären, wenn Gnoien wie Lübchin gleichfalls nur ein Dorf war. Die Verlegung wird nur dann verständlich, wenn man annimmt, daß in Gnoien 1258 schon eine Stadt bestand, die durch die Zahl und die Bedeutung ihrer Bevölkerung Lübchin bald überflügelte und so zum eigentlichen Mittelpunkt des Landes wurde. Die Vermutung liegt also nahe, daß die Stadt Gnoien bereits vor 1258 gegründet ist. | ||
+ | Die Stadt selbst ist eine Anlage aus frischer Wurzel, denn der Stadtplan zeigt ganz deutlich, daß die Stadt nicht aus einem Dorf entstanden, sondern neu erbaut worden ist ("Situation von dem Hertzogl. Ambt Gnoyen auch die Hege genannt und der Stadt Gnoyen. Aus der Zeit von 1710 - 1767", im Besitz der Stadt Gnoien). Der Stadtplan ist dem Ribnitzer ungefähr gleich. Der Marktplatz ist fast quadratisch. An diesem führt in gerader Richtung die Hauptstraße, die einzige Straße, die die ganze Stadt durchzieht, vorbei. Eine andere Längsstraße, die der Hauptstraße parallel läuft, zieht sich an der anderen Seite des Marktes entlang; sie geht jedoch nicht durch die ganze Stadt hindurch, sondern hört mit ihrer einen Richtung schon am Markt auf. Genau rechtwinklig führen von diesen Längsstraßen die Querstraßen ab. Bedeutsam ist die Lage der Kirche in Gnoien. Sie liegt nicht in der Mitte der Stadt, sondern ganz am Rande. Aus dieser Lage der Kirche ließe sich vielleicht vermuten, daß hier bei der Kirche früher ein Dorf gelegen hat. Zur Zeit der Stadtgründung bestand wahrscheinlich noch das Dorf, in dem die Kirche stand; nach der Stadtgründung ging dieses unter. Die Kirche blieb aber bestehen und wurde zur Stadtkirche; nur ihre Lage neben der Stadt deutet noch auf den früheren Zustand, als Dorf und Stadt nebeneinander bestanden. Die Frage, ob es sich bei diesem Dorf um das alte slawische Gnoien handelt oder um eine Neuanlage der Kolonisationszeit, muß offen bleiben. | ||
===Die Kirche=== | ===Die Kirche=== |
Version vom 8. Dezember 2020, 12:41 Uhr
Autor ?
Kenndaten der Ortschronik | |
---|---|
Ort | Stadt Gnoien |
Zeitlicher Schwerpunkt | fortlaufend |
Urheberrechte | |
Erstellungszeitraum | seit 2020 |
Publikationsdatum | unveröffentlicht |
Inhaltliche Kategorisierung | Geschichte der Stadt Gnoien |
Status (Ampelsystem) | in fortlaufender Bearbeitung |
Die Geschichte von Gnoien
Die Gnoiener Stadtgeschichte in chronologischen Stichworten
Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.
Quellenangaben
Kürzel am Ende des Ereignisses sind Quellenverweise:
RQ 94 = Mecklenburgische Volkskunde von Raabe/Quade Ausgabe 1894
Ur- und Frühgeschichte in der Region Gnoien
Gnoien im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)
- 1287
- - Fürst Nikolaus von Werle erhebt Gnoien zur Stadt (RQ 94)
- 1294, unmittelbar vor oder im Jahre
- - Gnoien kommt an die Herrschaft Rostock (RQ 94)
- 1323
- - Gnoien kommt mit der Herrschaft Rostock als dänisches Lehen an die Herrschaft Mecklenburg (RQ 94)
- 1481
- Großer Stadtbrand (RQ 94)
Reformation und Nach-Reformationszeit in Gnoien(1517 bis 1648)
- 1522
- Großer Stadtbrand (RQ 94)
- 1551
- Großer Stadtbrand (RQ 94)
Gnoien bis zur napoleonischen Zeit (1649 bis 1813)
- 1648
- - Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges hat Gnoien noch 800 Einwohner (RQ 94)
- 1659
- Großer Stadtbrand (RQ 94)
- 1710
- - Bei der großen Feuersbrunst wird Gnoien mit Ausnahme der Kirche und des Rektorenhauses ganz eingeäschert. (RQ 94)
Gnoien bis zur Reichseinigung (bis 1871)
Gnoien im Kaiserreich (1871-1918)
- 1907
- 3. März - Eisenbahnunglück auf dem Gnoiener Bahnhof.
Gnoien während der Weimarer Republik (1918-1933)
Drittes Reich (1933-1945)
SBZ und DDR (1945-1990)
Die heutige Zeit
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:
z.B.
Herkunft und erste Erwähnung von Gnoien
====Auszug aus: Karl Hoffmann "Die Gründung der Stadt Gnoien" (Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 94 (1930), S. 78-80) 5. Die Gründung der Stadt Gnoien
(W. H. Wiggers, Geschichte und Urkunden der Stadt Gnoien, Gnoien 1855; Schlie a. a. O. I, S. 499 ff..; Bachmann a. a. O. S. 411.)
Die Stadt Gnoien an der pommerschen Grenze war im Mittelalter eine der größeren Städte Mecklenburgs. Die wichtige Landstraße von Demmin nach Rostock führte durch die Stadt hindurch. 1276 erfahren wir zum erstenmal, daß eine Stadt Gnoien besteht ( M.U.B. II, 1413.). Wahrscheinlich wurde die Stadt aber schon einige Jahrzehnte früher gegründet. Eine Untersuchung der Siedlungselemente, die vor der Stadtgründung in Gnoien schon vorhanden waren, läßt diese Vermutung als berechtigt erscheinen. In diesem Zusammenhange muß insbesondere die Frage beantwortet werden, wie es kam, daß Gnoien, das in wendischer Zeit nicht der Mittelpunkt des erst später so genannten Landes Gnoien war (M.U.B. II, 826.), in deutscher Zeit dessen Mittelpunkt geworden ist. In der Wendenzeit war Gnoien noch kein bedeutender Ort. Nur so erklärt es sich, daß uns der Name Gnoien erst verhältnismäßig spät, 1257 zuerst, begegnet (M.U.B. II, 799.). Jedoch wird es schon in der Wendenzeit ein Dorf Gnoien gegeben haben, da sonst der wendische Name der späteren deutschen Stadt schwer erklärlich wäre (In Gnoien wurde ein wendischer Schläfenring gefunden. Beltz, Altertümer, a. a. O. S. 369.). Vermutlich hat die deutsche Stadt ihren Namen von einem wendischen Dorf übernommen, das uns heute nicht mehr bekannt ist. Ob eine wendische Burg bei Gnoien gelegen hat, wissen wir nicht, es ist aber wenig wahrscheinlich; und wenn sie doch vorhanden gewesen sein sollte, würde sie jedenfalls von nur geringer Bedeutung gewesen sein. Denn die Hauptburg des späteren Landes Gnoien war mindestens bis 1238 Lübchin, das damals "an der großen geraden Straße von Stralsund nach Güstrow, an dem Durchgang durch die Trebelmoore bei Triebsees" eine besonders günstige Lage hatte (M.U.B. I, 479; vgl. Lisch, M.J.B. 23, S. 302.). 1238 werden uns noch der Vogt und die Burgmänner in Lübchin genannt. Nach 1238 begegnet uns Lübchin als Sitz einer Vogtei nicht wieder. Wir müssen daraus schließen, daß in Lübchin nach dem Jahre 1238 die Vogtei aufgegeben wurde. Wann dies geschah, wissen wir nicht. Später gehört Lübchin zur Vogtei Gnoien. Der Name Gnoien wird uns aber erst 1257 genannt, ohne daß wir erkennen können, ob damals hier eine Stadt bestand und ein Vogt sich hier aufhielt, und erst ein Jahr später (1258) begegnet uns das Land "Gnoien" (M.U.B. II, 799, 826.). In diesem Jahr ist bereits Gnoien der Sitz der Vogtei, der früher Lübchin gewesen war. Die Verlegung der Vogtei von Lübchin nach Gnoien muß also innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren erfolgt sein, nach 1238 und vor 1258. Welches war nun der Grund, der den Landesherrn zu dieser Verlegung veranlaßte? Wahrscheinlich war dies die Gründung einer Stadt in Gnoien. Denn die Verlegung der Vogtei von Lübchin nach Gnoien könnte man sich kaum erklären, wenn Gnoien wie Lübchin gleichfalls nur ein Dorf war. Die Verlegung wird nur dann verständlich, wenn man annimmt, daß in Gnoien 1258 schon eine Stadt bestand, die durch die Zahl und die Bedeutung ihrer Bevölkerung Lübchin bald überflügelte und so zum eigentlichen Mittelpunkt des Landes wurde. Die Vermutung liegt also nahe, daß die Stadt Gnoien bereits vor 1258 gegründet ist. Die Stadt selbst ist eine Anlage aus frischer Wurzel, denn der Stadtplan zeigt ganz deutlich, daß die Stadt nicht aus einem Dorf entstanden, sondern neu erbaut worden ist ("Situation von dem Hertzogl. Ambt Gnoyen auch die Hege genannt und der Stadt Gnoyen. Aus der Zeit von 1710 - 1767", im Besitz der Stadt Gnoien). Der Stadtplan ist dem Ribnitzer ungefähr gleich. Der Marktplatz ist fast quadratisch. An diesem führt in gerader Richtung die Hauptstraße, die einzige Straße, die die ganze Stadt durchzieht, vorbei. Eine andere Längsstraße, die der Hauptstraße parallel läuft, zieht sich an der anderen Seite des Marktes entlang; sie geht jedoch nicht durch die ganze Stadt hindurch, sondern hört mit ihrer einen Richtung schon am Markt auf. Genau rechtwinklig führen von diesen Längsstraßen die Querstraßen ab. Bedeutsam ist die Lage der Kirche in Gnoien. Sie liegt nicht in der Mitte der Stadt, sondern ganz am Rande. Aus dieser Lage der Kirche ließe sich vielleicht vermuten, daß hier bei der Kirche früher ein Dorf gelegen hat. Zur Zeit der Stadtgründung bestand wahrscheinlich noch das Dorf, in dem die Kirche stand; nach der Stadtgründung ging dieses unter. Die Kirche blieb aber bestehen und wurde zur Stadtkirche; nur ihre Lage neben der Stadt deutet noch auf den früheren Zustand, als Dorf und Stadt nebeneinander bestanden. Die Frage, ob es sich bei diesem Dorf um das alte slawische Gnoien handelt oder um eine Neuanlage der Kolonisationszeit, muß offen bleiben.
Die Kirche
Die Schule
Die Mühlen
Die Stadtmühle
Die Stadtmühle liegt in der Demminer Straße, vor der Altstadt an der Warbel. Urkundlich wird sie erstmals 12889 erwähnt, ab 1895 als "Stadtmühle-Helm" bezeichnet. Sie besteht damals aus mehreren Ziegelbauten verschiedenen Alters quer zur Straße. Der älteste Teil ist durch ein Satteldach und einen verzierten Giebel gekennzeichnet, er wurde 1823 erbaut. Die nördlich daneben gelegene "Industriemühle" wurde 1855 erbaut und 1896 erweitert. Der große Silo stammt aus dem Jahr 1937. Die Mühle wurde bis 1920 durch ein unterschlächtiges Wasserrad betrieben. 1923 wurde eine Francis-Turbine (35 PS = 26 kW) dazu gebaut, die bis 1953 im Betrieb war. Das Aufschlagwasser für das Wasserrad kam aus dem nicht mehr vorhandenen Mühlenteich westlich der Straße. 1892 bis 1946 wurde die Stadtmühle als Dampfmühle betrieben.
Die Holländer-Windmühle
Westlich der Bundesstraße nach Demmin steht die Sockelgeschoßholländer-Mühle. Sie wurde 1894 erbaut und 1950 stillgelegt, worauf schnell gravierender Verfall einsetzte. 1960 erfolgte eine Sanierung zur Weiternutzung als Gaststätte. Dabei wurden viele der Konstruktionshölzer des Gebäudes im Inneren sichtbar erhalten.
Die Motormühle
Die Motormühle wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und im 20. Jahrhundert stillgelegt. 1990 wird die Technik der Mühle als komplett erhalten bezeichnet.