Zempin - Schulchroniken der Schule zu Zempin: Unterschied zwischen den Versionen

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==Schulchronik der Schule zu Zempin - angelegt von Lehrer Ballmann==
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* [[Zempin]]
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[[Kategorie:Schulchronik]]
  
==A. Schulverband:==
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==Schulchronik der Schule zu Zempin - angelegt vom Lehrer Ballmann==
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[[Datei:Zempin Schulchronik Titel.jpg|thumb|150px|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/06/Zempin_Schulchronik_Ballmann_.pdf|Schulchronik von Lehrer Ballmann - Original]]
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Diese Schulchronik von der Zempiner Schule wurde vom '''Lehrer Ballmann''' angelegt. Das genaue Datum der Niederschrift ist nicht übermittelt. Da Lehrer Ballmann die Zempiner Schule 1914 verließ, datieren seine letzten Einträge auf das Jahr 1913. '''Nach 1914''' wurden Ergänzungen in einer anderen Handschrift vergenommen. Es ist anzunehmen, dass diese weiterführenden Chronikeinträge '''durch Ernst Lüdke''' (in Zempin von 1915 – 1932) erfolgten.
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- '''Anmerkung des Verfassers dieser Transkription - [[Benutzer:DirkHerrmann|Dirk Herrmann]] - 2025'''
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===A. Schulverband:===
 
Die Gemeinde Zempin bildet auf Grund des Volks-
 
Die Gemeinde Zempin bildet auf Grund des Volks-
  
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Aufschwung. Aufgemuntert durch das schnell aufblühende Bad
 
Aufschwung. Aufgemuntert durch das schnell aufblühende Bad
  
Zinnowitz, auch wohl angeregt durch Freunde, welche die vorzüg-
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Zinnowitz, auch wohl angeregt durch Fremde, welche die vorzüg-
  
 
liche Lage unseres Ortes rühmten, bauten sich eine Anzahl Fischer
 
liche Lage unseres Ortes rühmten, bauten sich eine Anzahl Fischer
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3.) Büdner u. Fischer Gottlieb Krüger
 
3.) Büdner u. Fischer Gottlieb Krüger
  
4.) Büdner u. Fischer Johann Florin
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4.) Büdner u. Fuhrmann Johann Florin
  
 
5. Halbbauer Heinrich Lüder
 
5. Halbbauer Heinrich Lüder
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5. Fischer Wilh. Wallenstein
 
5. Fischer Wilh. Wallenstein
  
==B. die Schule.==
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===B. die Schule.===
  
 
Die Zempiner Schule ist zum Ende des 18ten
 
Die Zempiner Schule ist zum Ende des 18ten
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stube der Lehrer=Dienstwohnung.
 
stube der Lehrer=Dienstwohnung.
  
===1. Äußeres:===
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====1. Äußeres:====
  
 
Das Schulgrundstück besteht außer einem kleinen Hofraum
 
Das Schulgrundstück besteht außer einem kleinen Hofraum
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umgesetzt.
 
umgesetzt.
  
===2. Innere Einrichtung:===
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====2. Innere Einrichtung:====
  
 
Die Schule ist einklassig. Im Winterhalbjahr werden alle
 
Die Schule ist einklassig. Im Winterhalbjahr werden alle
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vorgelegten Lehrplanes ein neuer Lehrplan für die Schule ausgear=
 
vorgelegten Lehrplanes ein neuer Lehrplan für die Schule ausgear=
  
beitet, dergl neue Rechenverteilungen.
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beitet, dergl neue Pensenverteilungen.
  
 
;Änderungen in der Schuleinrichtung:
 
;Änderungen in der Schuleinrichtung:
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neuer Lehrpläne verbunden.
 
neuer Lehrpläne verbunden.
  
===3. Die Schulkinder:===
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====3. Die Schulkinder:====
  
 
Die Zahl der Schulkinder ist vom Jahre 1851 bis 1897
 
Die Zahl der Schulkinder ist vom Jahre 1851 bis 1897
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säumnis sind nicht vorgekommen.
 
säumnis sind nicht vorgekommen.
  
===4. Der Lehrer:===
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====4. Der Lehrer:====
  
 
Die Schule wurde seit Bestehen von einen alleinstehenden
 
Die Schule wurde seit Bestehen von einen alleinstehenden
  
Lehrer verwaltet. '''Vor 1832 war Lehrer Ballwig''' in dem jetzigen
+
Lehrer verwaltet. '''Vor 1832 war Lehrer Bollwig''' in dem jetzigen
  
 
Armenhaus als Lehrer Zempins tätig, nachdem er vom
 
Armenhaus als Lehrer Zempins tätig, nachdem er vom
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<hr>
 
<hr>
  
 
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====5. Schulrevisionen:====
===5. Schulrevisionen:===
 
  
 
Von einem Vertreter der königlichen Regierung
 
Von einem Vertreter der königlichen Regierung
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<hr>
 
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===4. Der Lehrer: Fortsetzung.===
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====4. Der Lehrer: Fortsetzung.====
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''(Die Fortsetzung der Chronik bei "'''4. Der Lehrer:'''" wurde mit einer anderen Handschrift erstellt. Es ist anzunehmen das entweder Lehrer E.Lüdke oder Max Zubke diese Fortsetzung vornahmen. - Anmerkung des Verfassers dieser Transkription - [[Benutzer:DirkHerrmann|Dirk Herrmann]])''
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Lehrer Ballmann wurde Ostern 1914 nach Linde bei Balm
 
Lehrer Ballmann wurde Ostern 1914 nach Linde bei Balm
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2. Lehrer in Belitz Krs. Pyritz. Bis zum 20. Okt. 1912.
 
2. Lehrer in Belitz Krs. Pyritz. Bis zum 20. Okt. 1912.
  
Darauf war 2. Lehrer in Heinrichswalde bis Ücker-
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Darauf war 2. Lehrer in Heinrichswalde bei Ücker-
  
 
münde. Als solcher mußte er vom 4. Febr. 1913 bis
 
münde. Als solcher mußte er vom 4. Febr. 1913 bis
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stellt.
 
stellt.
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===C.===
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Sonstige Nachrichten über bedeutsame
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mit der Schule im Zusammenhang ste-
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hende Vorkommnisse.
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==Schul-Chronik Zempin a.U. - angelegt vom Lehrer Lüdke==
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Die zweite hier vorliegende Schulchronik von Zempin, befindet sich im Original im Landesarchiv Greifswald. Diese umfasst den Zeitraum bis 1932. Die Anfänge dieser Chronik, sind von der Chronik vom Lehrer '''Ballmann''' weitestgehend übernommen worden. Es ist anzunehmen, dass diese komplett vom Lehrer '''Ernst Lüdke''' geschrieben wurde, da sie mit dem Weggang von Lüdke endet und durchgehend dieselbe Handschrift zeigt. - Anmerkung des Verfassers dieser Transkription - [[Benutzer:DirkHerrmann|Dirk Herrmann]] - im Jahr 2025
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===Schulchronik===
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Die Gemeinde Zempin bildet auf Grund des Schulunterhal-
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tungsgesetzes vom 28.7.1906 einen Einzelschulverband. Zempin
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ist ein neuer Ort, der noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur aus
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vier Bauernhöfen bestand: Lüders-, Steffens- Heydens- und Schütts-
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hof, letzterer wurde von den anderen Höfen angekauft.
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Heydens Hof wurde zum Teil parzelliert. Infolgedessen siedel=
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ten sich in Zempin mehrere "kleine Leute" an. Von den um=
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liegenden Ortschaften, auch vom Haff, kommend, bauten sie sich
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am Achterwasser an. Sie trieben Fischerei auf dem Achterwasser
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und der Ostsee. Landwirtschaft wurde nur so nebenbei, meistens nur
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von den Frauen getrieben. Im letzten Jahrzehnt des Jahrh. nahm
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der Ort einen zwar langsamen, aber doch stetigen Aufschwung.
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Aufgemundert durch das schnell aufblühende Bad Zinnowitz, auch
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wohl angeregt durch Fremde, welche die vergnügliche Lage des
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Ortes rühmten, bauten sich einige Fischer am Walde Villen
 +
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zum Vermieten an Badegäste. Dadurch hat Zempin ein an=
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deres Gepräge erhalten. Es ist jetzt ein Fischer= und angehender Bade=
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ort. Der am 1.April 1909 begonnene Bahnbau Heringsdorf-Wolgaster-
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fähre wird am 1. Mai 1911 fertiggestellt sein und gibt berechtigte
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Hoffnung auf weitere günstige Entwicklung des Ortes.
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Die Bevölkerung ist durchgehend ev. luth. mit Ausnahme einer
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Familie, die seit etwa 5 Jahren der Sekte der Adventisten angehört.
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Einwohnerzahl seit der letzten Volkszählung im Jahre 1910: 420.
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Der nachstehend aufgeführte Schulvorstand wurde auf Grund des
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V.-Sch.=U.=G. v. 28.7.06 neu gebildet.
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:1. Pastor Dr. Uhlig - Koserow, Verbandsvorsteher.
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:2. Johann Steffen, Gemeindevorsteher
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:3. Gottlieb Krüger, Büdner u Fischer
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:4. Johann Florin, Büdner u Fuhrmann
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:5. Heinrich Lüder, Halbbauer
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:6. Ballmann, Lehrer.
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In November 1909 starb Gemeindevorsteher Steffen, welcher der Gemein=
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de über 25 Jahre vorgestanden. An seine Stelle trat Halbbauer
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Heinrich Lüder. An Stelle des verstorbenen Steffen kam nun
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Halbbauer Ludwig Lüder in den Schulvorstand. Seit dem 1. Okt.
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1910 hat der bisherige Ortsschulinspektor und Vorsitzende des
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Schulverbandes Pastor Dr. Uhlig - Koserow sein Amt nieder=
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gelegt und ist zum Vertreter Pastor Lorenz - Netzelkow er=
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nannt.
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Die Zempiner Schule gehörte bis zum 1. Dezember 1909 zur Kreis=
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schulinspektion Usedom I. Kreisschulinspektor war Super=
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intentant Splittgerber - Usedom. Vom Dezember 1909
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ist die Schule der Kreisschulinspektion Usedom II zugeteilt,
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Kreisschulinspektor z.Zeit Pastor Fischer in Crummin.
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Die Ortsschulinspektion befand sich seit Gründung der Schule
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in den Händen der Ortsgeistlichen des Kirchspiels Koserow.
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:: Lokalschulinspektoren waren seit 1851:
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:1. Pastor Bernhard
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:2. Pastor Wandel von 1854-1870
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:3. Pastor Kopp von 1870-1882
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:4. Pastor von Gaza von 1882-1895
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:5. Pastor Trapp von 1895-1902
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:6. Pastor Dr. Uhlig von 1902-1.10.1910
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:7. Pastor Lorenz-Netzelkow 1.10.1910-1.4.1911
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:8. Pastor Dilloo vom 1.4.1911-1918
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Seit Oktober 1913 ist die Kreisschulinspektion Usedom II aufgelöst und
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eine Kreisschulinspektion im Hauptamte unter der Bezeich=
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nung "Swinemünde" eingeführt.
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Die Schule Zempin ist zu Ende des 18. Jahrhunderts
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gegründet worden. Die ältesten Leute des Ortes erzählen,
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daß ihre Eltern noch nach Koserow zur Küsterschule gegan=
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gen sind. Der zur Zeit älteste Einwohner, Altsitzer Friedrich
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Walter ist 1832 als achtjähriger Junge in dem jetzigen Ar=
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menhause zur Schule gegangen. 1833 wurde das jetzige Schulhaus
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gebaut. Als Schulzimmer war das östliche jetzige Wohnzimmer
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der Lehrerdienstwohnung eingerichtet. Die jetzige Kammer im N.O.
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war der Eingangsflur, wo jetzt das Fenster ist, die Haustür. Der jetzige
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Klassenraum ist später ausgebaut worden.
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Das Schulgrundstück besteht außer einem kleinen Hofraum
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aus einem hinter dem Hause gelegen Garten von 8a Größe,
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einem neben dem Garten gelegenen Acker (0,8268 ha)
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und einer am Riek gelegenen Wiese 0,7548 ha groß.
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Von der Lehrerstelle ist eine in Zinnowitz gelegene Wiese unter
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der Bedingung des Wiederankaufs von 0,7609 ha Größe für 920 M.
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verkauft worden, wovon der Lehrer zur Zeit die Zinsen bezieht.
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Das Schulhaus, aus Lehmfachwerk (mit Ausnhame des südlichen Giebels)
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und Rohrdach, besteht aus dem Schulraum und der Lehrerdienstwohnung.
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Die Klasse hat 9x t5,20m Bodenfläche und 2,75m Höhe an der Innenwand,
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während die Höhe an der massiven Giebelwand 2,64-66 beträgt.
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Die Lehrerdienstwohnung besteht aus 2 heizbaren Wohnräumen,
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((4,35 x 4,15 u 4,25 x 4,80) die beiden Zimmer sind 2,75 m hoch)
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einer beheizbaren Bodenkammer mit stark abschüssigem Fuß=
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boden und einer Küche 4,55 x 2,65 und 2 daneben liegenden
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Kammern. Die Wirtschaftsgebäude bestehen aus einem
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massiven Stalle mit Rohrdach (7,90 m l 4,50 m breit und 5m hoch.)
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Zum Turnplatz ist von der Gemeinde im Jahre 1900 eine kleiner
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Platz neben dem Spritzenhause an der Dorfstraße eingeebnet,
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welcher mit Barren und Reck versehen, sich zur Aufstellung der
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Schüler bis Ausführung der Freiübungen eignet.
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:Im Herbst 1910 wurde der alte Glockenschornstein herausge=
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nommen, ein neuer aufgemauert und die Küche mit
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einem neuem Pflaster ausgelegt. Die neuen Kochma=
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schinen im Wert von 87 M hat sich Lehrer Ballmann auf
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eigne Rechnung setzen lassen, die Gemeinde hat ihm
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20 M Beihilfe gegeben. Im Jahre 1911 sind 5 neue
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Schulbänke und ein Lehrtisch angefertigt.
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Die Schule ist einklassig. Im Winterhalbjahr wurden alle Kinder
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gemeinsam unterrichtet. Vom 1. Mai bis 1. Nov. ist die Sommer=
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schule eingerichtet. Die Unterstufe bekommt im Winterhalbjahr
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20 Unterrichtsstunden, die Mittel= und Oberstufe 30, die Mädchen
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außerdem noch 2 Std. Handarbeitsunterricht. Die Unterrichtsstunden
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fallen im Winter von 8 - 11 vorm. u. an 4 Wochentagen von 1 - 4 nachm. Im
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Sommerhalbjahr wird die 1. Abteilung (Ober u Mittelstufe) von 7 - 10 u.
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die 2. Abt. (1-III Schuljahr) von 1/2 11 - 1 Uhr und am Mittwoch u Sonnabend von
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1/2 11 - 1/2 1 Uhr unterrichtet. Im Winter 1911 ist auf Grund eines von der
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kgl. Regierung vorgelegten Lehrplanes ein neuer Lehrplan für die Schule
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ausgearbeitet, desgl neue Pensenverteilungen.
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Weil die Schülerzahl stetig gewachsen und die Klasse für alle
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Schüler zu klein ist, mußte seit Winter 1912 Halbtagsschule ein=
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gerichtet werden.
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Die Zahl der Schulkinder ist vom Jahre 1851 bis 1897 von 35 auf 79 ge=
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stiegen. Seit 14 Jahren schwankt die Schülerzahl zwischen 60 - 73.
 +
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Am 1. Mai 1910 betrug die Zahl der Knaben 39 und die der Mädchen
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31 = 70, samtlich ev. luth. Konfession. Im März 1911 ist ein Dienstkind
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aufgenommen. Es befindet sich im Dienst des Halbbauern Karl Lüder
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hierselbst. Der Schulbesuch war sehr regelmäßig, daß keine Bestra=
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fungen wegen unerlaubter Schulversäumnisse vorkamen. Anstek=
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kende Krankheiten kamen in diesem Schuljahr nicht vor. Durch
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vorrübergehende Krankheiten und sonstigen entschuldbaren
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Fällen fehlten im Sommerhalbjahr 1910 die 39 Knaben zusammen
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an 105 Schultagen, also durchschn. ein Knabe 2 9/13 Tg, die 31 Mädchen
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fehlten zusammen an 75 Tagen, ein Mädchen durchschn. 2 11/31 Tg.
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Konfirmiert wurden zu Michaelis 2 Kinder, ein Knabe u 1 Mädchen.
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Im Winterhalbjahr wurde ein Schulmädchen vom Arzt wegen
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Körperschwäche vom 11. Januar bis 1. Mai vom Unterricht entbun=
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dem. Am 2. Apr. 1911 wurden 9 Kinder, darunter 5 Kn. u 4 Mädch.
 +
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konfirmiert. Ein anderer Schulwechsel fand innerhalb des Schuljahres
 +
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nicht statt.
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Ein Drittel aller Schulkinder kommt von Neu-Zempin, das am Walde
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gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhause entfernt ist. Da die
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sogenannte "Promenade" aus Lehm aufgeführt ist, ist der
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Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.
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Im Sommerhalbjahr wurden unsere Fischerkinder vielfach
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bei der Angelei beschäftigt, oft suchen sie bis spät in die
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Nacht Regenwürmer, daß sie dann übermüdet zur Schule
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kommen. Größere Kinder wurden vielfach zur gelegent=
 +
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lichen Bedienung der Badegäste benutzt. Am meisten
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wurden jedoch die Schulkinder bei der Blaubeerenernte be=
 +
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schäftigt. Hütekinder sind fast nicht vorhanden, im letzten
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Schuljahr nur ein Knabe.
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1911.: die Schülerzahl betrug im Sommer 77 darunter 43 Kn. u.
 +
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34 Mädchen. Konfirm. wurden im Herbste 3 Kn. u 1 Mädchen, daß zum
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Winterhalbjahr 73 Kinder die Schule besuchten. Ein Knabe meldete
 +
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sich im Winter nach Zinnowitz u 2 nach Wolgast ab. Dagegen ka=
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men 2 Schüler von Zinnowitz u. konfirmiert wurden zu Ostern 1912
 +
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5 Kinder, 2 Kn. u 3 Mädchen.
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1912. Die Sommerschule wurde von 44 Knaben und 41 Mädchen
 +
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zus 85 Kindern besucht, darunter am 1. Mai neu aufgenommen 12 Kind.
 +
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3 Knaben 9 Mädchen. Der Schulbesuch war normal. Konfirmiert
 +
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wurden Michaelis 4 Knaben u. 1 Mädchen.
 +
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Im Schuljahr 1913 betrug die Höchstzahl der Schulkinder 91. Davon sind
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neu aufgenommen 15. Der Schulbesuch war regelmäßig. Bestrafun=
 +
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gen wegen Schulversäumnis sind nicht vorgekommen.
 +
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Die Schule wurde seit Bestehen von einem allein stehenden Lehrer ver=
 +
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waltet. Vor 1832 war Lehrer Bollwig in dem jetzigen Armenhaus
 +
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als Lehrer Zempins tätig, nachdem er vom Steuermann zu diesem
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Amt avanciert war. In das neu erbaute Schulhaus zu Lehrer
 +
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Dinse, der in seinen Jünglingsjahren Schreiber beim Landrats-
 +
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amt Swinemünde gewesen war.  Herr Dinse hat sein Amt bis
 +
 +
zu seinem Tode im Jahre 1877 verwaltet. Nach dieser Zeit tritt
 +
 +
unter den Lehrern Zempins ein steter Wechsel ein.
 +
 +
Von 1877-1883 Lehrer Böttcher. Später in Nerdin bei Anklam, wo er in einem
 +
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Torfloch in der Dunkelheit seinen Tod fand.
 +
 +
 +
<hr>
 +
 +
 +
Von 1883-1886 Lehrer Suckow, versetzt nach Zinnowitz und
 +
 +
von da nach Ahlbeck, wo er Jan 1922 verstarb.
 +
 +
Von 1886-1888 Lehrer Redepenning nach der Prov. Posen versetzt.
 +
 +
Von 1888-1897 Lehrer Wenzel nach Schilde versetzt.
 +
 +
Von 1897-1900 Lehrer Lübke, jetzt in Greifenberg in Pom.
 +
 +
Von 1900-1.4.1903 Lehrer Ramm, nach Jägersfelde bei Balm, von dort
 +
 +
::::nach Fiddichow a/O vers.
 +
 +
Von 1.4.1903-1.9.1903 Schulamtskandidat Strehlow, nach Cammin i P
 +
 +
Von 1.9.1903-1.4.1914 Lehrer Ballmann, nach Linde bei Balm versetzt.
 +
 +
Von 1.4.1914-15.7.1915 Lehrer Hack, gefallen am 15.7.1915 im Osten.
 +
 +
Das Diensteinkommen bestand vor 1908 in einem Grundgeh.
 +
 +
von 1000 M u 9x120 Alterszulage nebst freier Dienstwohnung
 +
 +
und Hausgarten (Geregelt nach dem Gesetze betreffend Lehrer-
 +
 +
besoldung von 1897.) Nach dem Lehrerbesoldungsgesetz vom
 +
 +
26.5.1908 bezieht der jetzige Stelleninhaber ein Grundgehalt
 +
 +
von 1400 M, Amtszulage von 100 M und die gesetzlichen Alters-
 +
 +
zulagen (2x200 M, 2x250, 5x200 M) dazu Dienstwohnung und
 +
 +
Hausgarten. Auf das Grundgehalt wurden 80 M Nut=
 +
 +
zungswert für Dienstländereien angerechnet, Feuerung
 +
 +
in Natura wird nicht gewährt. Der Lehrer hat die Schulheizung
 +
 +
für 75 M bar übernommen.
 +
 +
 +
<hr>
 +
 +
 +
Am 18.8.1896 revidierte der Reg. u Schulrat Hauffe die Schule.
 +
 +
Revisionen durch die Herren Kreisschulinspektoren haben fast
 +
 +
regelmäßig alle Jahre stattgefunden, zum letzten Male
 +
 +
von Herrn Kreisschulinspektor Pastor Fischer, Crummin.
 +
 +
Am 18.4.1910 ferner am 2.7.1911, am 9.5.1912. Am 10.11.13
 +
 +
revidierte der Herr Superintendant aus Usedom den Religions=
 +
 +
unterricht.
 +
 +
====Während des Weltkrieges 1914-18 !====
 +
 +
Am 1. Oktober 1915 wurde Lehrer E.Lüdke mit der Verwaltung der
 +
 +
Schulstelle beauftragt. Da der gefallene Lehrer Hack nach dem Sommerferien
 +
 +
1914 nicht wieder kam, da er eingezogen war, war die Zemp. Schule zunächst
 +
 +
verweist. Einige Eltern schickten ihre Kinder nach Zinnowitz. Die meisten
 +
 +
aber freuten sich, daß kein Unterricht war. Dann übernahm Zinno=
 +
 +
witz die Vertretung. Das ging aber nicht lange, weil in Zinnowitz
 +
 +
die meisten Lehrkräfte auch eingezogen waren. Da wurde nun Lehrer
 +
 +
Grimm-Bannemin und Leopold-Loddin zu Vertretern bestellt.
 +
 +
Nun unterrichtete Grimm 3 Tage und dann Leopold 3 Tage. Das ging
 +
 +
bis zu den Herbstferien 1915. Lehrer Lüdke kam aus Stargard, er war
 +
 +
hier an der Rosenbergschule Kriegsvertreter gewesen u zwar
 +
 +
ab 20 Juni 1915. Ab 1. Okt 1913 war er aus dem Amt entlassen, nachdem
 +
 +
er vorher vom 4. Febr. bis 26. Aug. 13 im Krankenhaus Bethanien-Stettin
 +
 +
 +
<hr>
 +
 +
 +
wegen einer Rückenmarklähmung, die durch einen Autounfall
 +
 +
hervorgerufen war, sich aufhalten mußte. Von 1905 bis 1908 hat
 +
 +
er das Anklamer Seminar besucht. Seine 1. Stelle war die
 +
 +
Lehrerstelle in Zedlitzfelde Kr. Randow vom 1. Juli 08 bis 1.4.09.
 +
 +
Darauf wurde er nach Mölschow, Kreis Usedom-Wollin ver=
 +
 +
setzt, wo er bis 1.11.1910 amtierte. Darauf wurde er 2. Lehrer
 +
 +
in Beelitz Kreis Pyritz bis zum 20.10.1912. Vom 20.10.1912 -
 +
 +
1.10.1913 war er 2. Lehrer in Heinrichswalde Kreis Uekermünde.
 +
 +
Als solcher mußte er sich wegen der oben angeführten Rücken=
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marklähmung im Krankenhaus aufhalten.
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Am 1. November wurde er hier einstweilig angestellt.
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Am 30. März 1917 verheiratete er sich mit Erna Meier aus Anklam.
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Beim Amtsantritt hier war der Kreisschulinspektor Dr. Stabenow,
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Swinemünde eingezogen und der Kreisschulinspektor Schmidt -
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Ückermünde hatte die Vertretung. Der Ortsschulinspektor
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war der Pastor Dillow aus Koserow. Dieser Geistliche gehörte der
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reformierten Kirche an, was aber der hiesigen ganze Kirchen-
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gemeinde gar nicht aufgefallen war. Man schüttelte nur die
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Köpfe über seine naturgemäße Lebensweise. Er bewegte sich gern
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im Laufschritt fort, ging selbst bei ziemlich vorgerückter Jahreszeit
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barfuß in Sandalen, trug selten einen Hut und schlief während
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des Krieges in einem im Garten aufgestellten Zelt.
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Im Frühjahr 1915 hatte Gemeindevorsteher Heinrich Lüder
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sein Amt niedergelegt, weil er seine Wirtschaft als alter
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Mann allein besorgen mußte, sein Sohn war auch im
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Felde, und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung
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und sonstigen Kriegsarbeiten des Gemeindeoberhäuptes
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machten ihm zuviel Arbeit. Die Gemeinde wählte sich den
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Eigenbüdner und Fischer Wilhelm Heyden zum Gemein=
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devorsteher. Der Schulvorstand war bis auf Gottlieb Krüger
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noch der alte. An Stelle des verstorbenen G.Krüger war sein
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Bruder Friedrich getreten. Es waren alles Leute, die keine
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Kinder in der Schule hatten und daher auch kein Interesse
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für die Schule und ihre Angelegenheiten aufbrachten.
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Das war auch in dem Schulhause auf jd Schritt und Tritt
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zu bemerken. Lehrmittel waren fast keine vorhanden.
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Die Wandkarten waren von Motten und Mäusen an=
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gefressen. Geld für Ersatz und Neuanschaffungen wurden
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trotz wiederholter Anträge des Lehrers nicht bewilligt.
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Die Dielen der Schulstube waren 7 morsch und wiesen
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Locher auf. Die Banke waren alt und wackelig, die Fen=
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sterrahmen hatten jahrelang keine Ölfarbe mehr bekom=
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men. Daher waren sie auch nur morsch. Wie sah die Lehrer=
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wohnung aus! An der Gartenfront war eine Lade zugenagelt,
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weile keine Fensterscheiben vorhanden waren. Das Dach war
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auf der Westseite schon äußerst schadhaft, daß der Regen über=
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all seinen Zutritt zum Dachboden hatte. Daher war
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ein Balken der Küchendecke vollständig verfault und
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die Decke hing bedenklich herab. Schließlich stürzte sie dann
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mit vielem Krach und Staub herunter, dem in der Küche
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weilenden Lehrer beinahe auf den Kopf. Der Tritt vor
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der Haustür war in einem Zustand, daß er eine Gefahr
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für die Kinder bildete. Im Sommer 1916 wurde endlich
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die Ausbesserung der Schäden in Angriff genommen. Trotz dem
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der bauliche Zustand des Schulhauses ein öffentliches Ärgernis
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war, äußerte das Schulvorstandsmitglied Johann Florin:
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"Wot au is dat nörich, dat hätt all so lang so göhn, und dat
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kann ok noch wider so göhn!"
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Die Schule war ziemlich stark bevölkert 97 Kinder waren
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vorhanden. Die Kinder litten sehr stark unter der Staubent=
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wicklung in dem Schulraum wegen der morschen Dielen und
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der mangelhaften Reinigung.
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Es wurden die Kinder veranlaßt, sich an der Zeichnung
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von Kriegsanleihen zu beteiligen. 600 M wurden von
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den Kindern gezeichnet in 3 Anleihen. Es wurden auch
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von den Kindern Pflaumen und Kirschensteine gesammelt.
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1918 sammelten die Kinder Laub und machten Laubheu. Zuerst
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wurde die Schule benutzt und dann der Schulhausbodenraum.
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Im Oktober wurden Bucheckern gesammelt. Es konnte nachher auch
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Speiseöl an die Sammler verteilt werden.
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Am 14 Dez. 1916 erhielt die Lehrerwohnung eine elektr. Lichtanlage.
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Der Winter 1916/17 war äußerst streng. Trotz des vielen Schnees drang
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der Frost tief in das Erdreich ein. Es machte sich überall ein
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empfindlicher Kohlenmangel bemerkbar. Daher wurden die
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Weihnachtsferien bis zum 16. Jan. verlangert. Vom 11.-25.
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Februar waren noch einmal Kalteferien. Ab Januar 1917
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war der freie Handel mit Fischen unterbunden durch die Fischbe=
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schlagnahme. Die Verteilung hatte die Fischhandelsgesellschaft in
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Stettin übernommen. Hier in Zempin durften von den Fischern
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kein Fisch verkauft werden. Die Fischhandelsgesellschaft hatte
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hier aber auch keine Verkaufsstelle eingerichtet. Daher konnten
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die nicht fischenden Bewohner Zempins keinen Fisch bekommen.
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Die 1. Abnehmerstelle hatte allein W. Höpfner. Es kamen aber
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im Laufe der Zeit noch andere hinzu. Einige Händler waren
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zunächst brotlos. -
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Am 23 Aug 1917 erschien die Prüfungskommission zur 2. Pr.
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des Lehrers. Der Erfolg war negativ.
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Am 9. Nov 1918 machte die Revolution dem Krieg ein Ende.
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Wir mußten die schmachvollen Waffenstillstandsbedingungen
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und den Schmachfrieden von Versailles annehmen.
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1918 wurde auch Pastor Dillow versetzt. Ortsschulinspektor wurde
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Hauptlehrer Zastrow-Zinnowitz. Nach der Revolution
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wurde die Ortsschulinspektion aufgehoben. Im Frühjahr 1920
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wurde der Schulvorstand neu gewählt.
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::1. Gem. Vorst. Heyden Vorsitzende
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::2. Fischer Bernhard Schütt
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::3. Fischer Fried Krüger
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::4. Eisenbahner Albert Labahn
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::5. Bäcker Albert Jannott
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::6. Fischer Wilhelm Schätzchen
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::7. Fischer Richard Knuth
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::8. Lehrer Lüdke.
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Nach Einrichtung der 2. Lehrerstelle ist auch der an=
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gestellte 2. Lehrer organisches Mitglied des Schulvorstandes.
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Um die Zusammenarbeit zwischen Schule und
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Haus zu pflegen, wurde auf Grund eines Ministerial=
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erlasses Ostern 1920 ein Elternbeirat ins Leben gerufen.
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Nach aufklärenden Versammlungen, die Lehrer Lüdke
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einberief, wurden folgende Personen als Mitglieder
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des Elternbeirates gewählt.
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::1. Schlossermeister Otto Kagemann
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::2. Briefträger Friedrich Graumann
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::3. Fleischbeschauer Wilh Hausschild
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::4. Fischer Max Krüger
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::5. Fischer Wilh. Vallenthin.
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Am 6.3.1919 bestand Lehrer Lüdke seine 2. Lehrerprüfung und
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wurde dann ab 1. Okt. 1918 endgiltig angestellt.
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Vor dem Kriege war auch schon der Neubau des Schulhauses
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mit 2 Klassen und 2 Lehrerwohnungen beschlossen und stand
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der Bau vor der Ausführung. Durch den Krieg war der Bau
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unterblieben. Nun im Jahre 1919 kam eine Kommission aus
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Stettin, um das baufällige Schulhaus zu besichtigen. Wegen
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zu großer Kosten wurde der Gemeinde anheim gestellt, die
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vorhandenen baulichen Schäden zu beseitigen, dann
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könnte der Neubau noch hinausgeschoben werden. Die
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Gemeinde baute nur zwei Ventilatoren ein. Die anderen
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baulichen Schäden wurden vollständig unbeachtet gelassen
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weil kein Geld angeblich vorhanden war.
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Durch die Kriegsernährung war die Nervenkraft des Lehrers
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erschöpft, daß er von der Regierung vor den großen Ferien
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bis zu den Herbstferien beurlaubt wurde. Die Vertretung
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übernahm Lehrer Bernsee, Zinnowitz.
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Am 1. Apr. 1921 wurde hier die 2. Lehrerstelle eingerichtet.
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Ab 15. Apr. wurde Lehrer Max Zubke mit der Verwaltung der
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2. Stelle beauftragt. Er war Ostern 1914 ins Lehrerseminar Pölitz
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eingetreten. Seit Ausbruch nahm er als Kriegsfreiwilliger
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am Weltkriege teil. Nach dem Kriege vollendete er seine
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==Schriften und Dokumente==
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<center><gallery widths="150px" heights="200px">
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Datei:Zempin Schulchronik Titel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/06/Zempin_Schulchronik_Ballmann_.pdf |[[medium:Zempin Schulchronik Ballmann .pdf|Schulchronik vom Lehrer Ballmann - pdf]]
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Datei:Zempin Schule Titel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/0/0a/Zempin_Sch%C3%BClerverzeichnis_1892-1911.pdf |[[medium:Zempin Schülerverzeichnis 1892-1911.pdf|Zempin Schülerverzeichnis 1892-1911 - pdf]]
 +
Datei:Zempin Stundenplan Sommer.jpg|Stundenplan Sommer
 +
Datei:Zempin Stundenplan Winter.jpg|Stundenplan Winter
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Datei:Zempin Polizeiverordnung 1860.jpg|Polizeiverordnung 1860
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</gallery></center>
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==Weiterführende Informationen zur Zempiner Schule==
 +
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* [[Zempin - Ortschronik/en#Schule Zempin|Zempiner Schule]]
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==Anmerkung==
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Die hier vorliegenden Schulchroniken der Schule zu Zempin wurden von [[Benutzer:DirkHerrmann|Dirk Herrmann]] aus der Kurrentschrift transkribiert. Die Transkriptionen erfolgten buchstabengetreu. Fehler in Grammatik und Rechtschreibung wurden originalgetreu übernommen.

Aktuelle Version vom 7. Juli 2025, 16:38 Uhr

Schulchronik der Schule zu Zempin - angelegt vom Lehrer Ballmann

Schulchronik von Lehrer Ballmann - Original

Diese Schulchronik von der Zempiner Schule wurde vom Lehrer Ballmann angelegt. Das genaue Datum der Niederschrift ist nicht übermittelt. Da Lehrer Ballmann die Zempiner Schule 1914 verließ, datieren seine letzten Einträge auf das Jahr 1913. Nach 1914 wurden Ergänzungen in einer anderen Handschrift vergenommen. Es ist anzunehmen, dass diese weiterführenden Chronikeinträge durch Ernst Lüdke (in Zempin von 1915 – 1932) erfolgten. - Anmerkung des Verfassers dieser Transkription - Dirk Herrmann - 2025

A. Schulverband:

Die Gemeinde Zempin bildet auf Grund des Volks-

schulunterhaltungsgesetzes vom 28.7.1906 einen Einzel-

Schulverband. Zempin ist ein neuer Ort, der noch zu

Anfang des 19. Jahrhundert nur aus vier Höfen bestand: Lüders, Steffen

u. Schütts u. Heydens Hof; letzterer wurde von den übrigen Höfen angekauft.

Heydens Hof wurde zum Teil parzelliert.

Infolgedessen siedelten sich in Zempin mehrere "kleine Leute"

an. Von den umwohnenden Ortschaften, auch vom Haff kom-

mend, bauten sie sich am Achterwasser an. Sie

trieben Fischerei auf dem Achterwasser und der Ostsee. Landwirtschaft

wurde von Zempiner Fischern nur im Nebenerwerb (meistens

von den Frauen) getrieben. In dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahr-

hunderts nahm der Ort einen zwar langsamen, aber doch stetigen

Aufschwung. Aufgemuntert durch das schnell aufblühende Bad

Zinnowitz, auch wohl angeregt durch Fremde, welche die vorzüg-

liche Lage unseres Ortes rühmten, bauten sich eine Anzahl Fischer

am Walde villenartige Häuser zum Vermieten an Badegäste.

Dadurch hat Zempin ein anderes Gepräge erhalten. Es ist jetzt

ein Fischer- und angehender Badeort. Der am 1. April 1909

begonnene Bahnbau Heringsdorf-Wolgasterfähre wird am

1. Mai 1911 fertig gestellt sein und gibt berechtigte Hoffnung

auf weitere günstige Entwicklung unseres Ortes.

Die Bevölkerung ist durchgehend evangelisch lutherisch mit

Ausnahme einer Familie, welche seit etwa fünf Jahren der

Sekte der Adventisten angehört. Einwohnerzahl seit der letzten

Volkszählung im Jahr 1910: 420.


Der Schulvorstand wurde auf Grund des V.-Sch.=U.=G. v. 28.7.06

neu gebildet: 1)Pastor Dr. Uhlig-Koserow Verbandsvor-

sitzender, 2. Gemeindevorsteher Johann Steffen,

3.) Büdner u. Fischer Gottlieb Krüger

4.) Büdner u. Fuhrmann Johann Florin

5. Halbbauer Heinrich Lüder

6. Lehrer Ballmann


Im November starb Gemeindevorsteher Steffen,

welcher der Gemeinde über 25 Jahre vorgestanden, und an

seine Stelle trat Halbbauer Heinrich Lüder als Ge-

meindevorsteher. An Stelle des verstorbenen Herrn Steffen

trat nun als neues Mitglied des Schulvorstandes Herr

Halbbauer Ludwig Lüder. Seit dem 1. Oktober 1910 hat

der bisherige Ortsschulinspektor u. Vorsitzende des Schulvorstandes

Herr Pastor Dr. Uhlig-Koserow sein Amt niedergelegt und ist zum

Vertreter Herr Pastor Lorenz-Netzelkow ernannt.


Die Zempiner Schule gehörte bis zum 1. Dezember 1909

zur Kreisschulinspektion Usedom I. , Kreisschulinspektor

Herr Superintendant Splittgerber-Usedom. Vom Dezember

1909 ist die Schule der Kreisschulinspektion Usedom II zugeteilt,

Kreisschulinspektor zur Zeit Herr Pastor Fischer in Crummin

Die Ortsschulinspektion befand sich seit Gründung der Schule in den

Händen der Herrn Ortsgeistlichen in Koserow.

Lokalschulinspektoren seit 1851 waren:


1) Pastor Bernhard
2.) Pastor Wandel von 1854 bis 1870
3.) Pastor Kopp von 1870 bis 1882
4) Pastor von Gaza von 1882 bis 1895
5) Pastor Trapp von 1895 bis 1902
6. Pastor Dr. Uhlig von 1902 bis 1. Oktober 1910
7) Pastor Lorenz-Netzelkow 1. Oktober 1910 bis 1. April 1911
8. Pastor Dilloo vom 1. April 1911


Seit Oktober 1913 ist die Kreisschulinspektion

Usedom II. aufgelöst und eine Kreisschulinspektion

im Hauptamte unter der Bezeichnung "Swinemünde"

eingeführt.


Da Pastor Dillow 1918 versetzt wurde, kam die Oberschulinspektion

an Hauptlehrer Zastrow in Zinnowitz. Nach der Revolution

im Nov. 1918 wurde die Ortsschulinspektion aufgehoben.


Im Frühjahr 1920 wurde der Schulvorstand neu

gewählt. Dazu gehören:


1. Gem.Vorst. Heyden, 2. Fischer Bernhard Schütt, 3. Fischer Fr. Krüger,

4. Eisenb. Aushelfsweichensteller Alb. Labahn, 5. Bäcker Alb. Janott,

6. Fischer Wilhelm Schätzchen, 7. Fischer R. Knuth,

8. Lehrer E. Lüdke.

Nach Einrichtung der 2. Lehrerstelle ist auch der angestellte

2. Lehrer organisches Mitglied des Schulvorstandes.


Um die Zusammenarbeit zwischen Schule und

Haus zu pflegen wurde auf Grund eines Ministerial=

erlasses Ostern 1920 ein Elternbeirat ins Leben

gerufen. Nach aufklärenden Versammlungen,

die Lehrer Lüdke einberief, wurden folgende Personen

als Mitglieder des Elternbeirates gewählt:

1. Schlossermeister Otto Kagemann

2. Briefträger Friedrich Graumann

3. Fleischbeschauer Wilh. Hauschild

4. Fischer Max Krüger

5. Fischer Wilh. Wallenstein

B. die Schule.

Die Zempiner Schule ist zum Ende des 18ten

Jahrhunderts gegründet worden. Die älteren Leute Zempins

erzählen, daß ihre Eltern noch nach Koserow zur Küster-

schule gegangen sind. Der zur Zeit älteste Einwohner

Zempins, Altsitzer Friedrich Walter ist 1832 als 8jähri-

ger Junge in dem jetzigen Armenhause zur Schule gegangen.

1833 wurde das jetzige Schulhaus gebaut, das Schulzimmer

war das östlich gelegene kleine Zimmer, jetzige Vorder-

stube der Lehrer=Dienstwohnung.

1. Äußeres:

Das Schulgrundstück besteht außer einem kleinen Hofraum

aus einem hinter dem Hause gelegenen Garten, 8 a Größe

einem neben dem Garten gelegenen Acker 0,8568 ha

und einer am Riek gelegenen Wiese 0,7548 ha groß.

Von der Lehrerstelle ist eine in Zinnowitz gelegene Wiese unter der Bedingung

des Wiederankaufs 0,7609 ha Größe für 920 M ver-

kauft, wovon der Lehrer zur Zeit die Zinsen bezieht.

Die Gebäude sind folgende:

A. 1. Schulhaus, aus Lehmfachwerk (mit Ausnahme des südlichen

Giebels) und Rohrdach, besteht 1.) aus dem Schulzimmer
9 m l, 5 m br. u. 2,66 m hoch, welches im Jahr 1860 an
das alte Schulhaus angebaut ist, 2.) aus der Lehrerdienstwohnung.
Letztere besteht aus einer heizbaren Wohnstube 4,35m l., 4,38m br.
u. 2,75m hoch.
2. einer heizbaren Wohnstube 4,25 l. 4,88m br. 2,75 m hoch.
3. einer heizbaren Oberstube
4. einer Speisekammer 2,60 m l. 2,70 m breit u.2,75 m hoch.
5. einer nicht heizbaren Kammer 2,70 l, 2,60 br. u. 2,75 m hoch.
6. einer einer Küche 4,53 m l. 2,65 m br. u. 2,70 hoch.
Die Wirtschaftsräume bestehen aus
a) einem massiven Stalle mit Rohrdach 7,50 m l. 4,50m breit
u. 5 m hoch, enthaltend 4 Räume,
b. aus einem massiven mit Rohrdach gedeckten Keller 2,35 l, 1,60 m
breit u. 1,95 m hoch.

Zum Turnplatz ist von der Gemeinde im Jahre 1900 ein

kleiner Platz neben dem Spritzenhause an der Dorfstraße

eingeebnet, welcher mit Bare und Reck versehen, sich zur

Aufstellung der Schüler zur Ausführung der Freiübungen eignet.

Verbesserungen

Im Herbste 1910 wurde der alte Glockenschornstein herausgenom-


men, ein neuer gemauert und die Küche mit einem neuen

Pflaster ausgelegt. Die neue Kochmaschine im Wert von 87 M hat sich

Lehrer Ballmann auf eigene Rechnung setzen lassen, die Gemeinde hat

ihm 20 M Beihülfe gegeben. Im Jahre 1911 sind 5 neue Schulbänke

u. ein Lehrtisch angefertigt. Im Juni 1916 wurde vor dem Eingang

zur Schule eon neuer Tritt zementiert, die schadhaften Wände ober-

flächlich ausgebessert und neu gestrichen. Im November 1916 wurde

wurde die Lehrerwohnung mit einer elektrischen Leuchtanlage versehen.

Die Lampen mußte sich Lehrer Lüdke selbst beschaffen.

Im Herbst 1919 wurde das schadhafte Schulhaus durch den Regierungsbaurat und

den Kreisbaumeister besichtigt. Schulvorstand und Gem. Vertretung waren

zugegen. Der 1914 von der Regierung geplante Schulumbau für

2 Klassen war durch Krieg unterbrochen. Diese Besichtigung sollte

ergeben, ob ein Neubau unbedingt notwendig oder ob durch durch

geeignete Reparaturen der alte Bau noch lebensfähig erhalten

werden könnte. Die hohen Baukosten veranlaßten die Regierung

von einem Neubau abzusehen. Die Gem. mußte sich verpflichten,

die schadhafte Seite des Daches neuzudecken, den Schulraum

mit Ventilation zu versehen und etwa auftauchende Schäden

sofort zu reparieren. Das schadhafte Dach wurde 1910 nur mit

einem neuen First versehen. Im Frühjahr 1920 sank an der

Westseite infolge Unterspülung das Fundament heraus.

Im Sommer 1920 wurde dieser Schaden notdürftig beseitigt und

der wacklige Nordgiebel wurde neu verschalt. Die Schulstube

wurde mit elektrischer Lichtanlage versehen. Sommer 1921 wurden

der Schulofen und der Ofen in der Hinterstube der Lehrerwohnung

umgesetzt.

2. Innere Einrichtung:

Die Schule ist einklassig. Im Winterhalbjahr werden alle

Schulkinder gemeinsam unterrichtet. Vom 1. Mai bis 1. November,

ist die Sommerschule eingerichtet. Die Unterstufe bekommt im

Winterhalbjahr 20 Unterrichtsstunden, die Mittel= u. Oberstufe 30.

Die Mädchen außerdem 2 Stunden Handarbeitsunterricht. Die

Unterrichtsstunden fallen im Winter von 8 bis 11 vormittags u. an

Wochentagen von 1 bis 4 Nachmittags. Im Sommerhalbjahr wird die

I. Abteilung (Ober= u. Mittelstufe) von 7 bis 10 u. die II: Abteilung (I - III Schul=

jahr) von 1/2 11 - 1 Uhr u. am Mittwoch u. Sonnabend von 1/2 11 bis 1/2 1 un=

terrichtet.

Im Winter 1911 ist auf Grund eines von der Königlichen Regierung

vorgelegten Lehrplanes ein neuer Lehrplan für die Schule ausgear=

beitet, dergl neue Pensenverteilungen.

Änderungen in der Schuleinrichtung

Weil die Schülerzahl stetig gewachsen und die Klasse für

alle Schüler zu klein ist, mußte seit Winter 1912 Halbtags-

schule eingerichtet werden.


Da die Schülerzahl ständig stieg, wurde am 1. April 1921

die 2 Lehrerstelle eingerichtet. Durch die neuen Richtlinien wurde

die Volksschule neugegliedert in Grund= u. Bürgerschule.

Die 4 oberen Jahrgänge der Volksschule jetzt im Sommerhalbjahr

von 7 - 12 Unterricht, die 4 Jahrgänge der Grundschule von

1 - 5 mit Ausnahme des Sonnabendnachmittags. Im

Winterhalbjahr haben die 4 oberen Jahrgänge von 8 - 12 1/2 und

die Grundschule ja nach ausreichender Beleuchtung von 1 -5.

Mit dieser Neugliederung der Schule war auch die Aufstellung

neuer Lehrpläne verbunden.

3. Die Schulkinder:

Die Zahl der Schulkinder ist vom Jahre 1851 bis 1897

von 35 auf 79 gestiegen. Seit 14 Jahren schwankt die

Schülerzahl zwischen 60 und 73.

Am 1. Mai 1910 betrug die Zahl der Knaben 39 und

die der Mädchen 31, Summa 70, sämtlich ev. lutherischer

Konfession. Im März 1911 ist ein Dienstkind aufgenommen.

Es befindet sich als Hütejunge im Dienste des Halbbauer Karl

Lüder hierselbst. Der Schulbesuch war sehr regelmäßig, sodaß

keine Bestrafungen wegen unerlaubter Schulversäumnisse vorkamen.

Ansteckende Krankheiten kamen in diesem Schuljahre nicht vor.

Durch vorübergehende Krankheiten und in sonstigen entschuldbaren Fällen

fehlten im Sommerhalbjahr 1910 die 39 Knaben zusammen

an 105 Schultagen, also durchschnittlich ein Knabe 2 9/13 Tag,

die Mädchen fehlten zusammen an 73 Tagen, ein Mädchen durchschnitt-

lich 2 11/31 Schultag. Konfirmiert wurden zu Michaelis 2 Kinder, 1 Knabe u. 1 Mädchen.


Winter Halbjahr 1910/11. Schulversäumnisse: Unentschuldigte: Keine.

Wegen Krankheit u. häuslicher Verhältnisse entschuldigt; versäumte Schul-

tage der 39 Knaben: 246 Tage, durchschnittlich 1 Knabe 6 4/13 Tag.

Der 30 Mädchen: 1 Mädchen 104 Tage, die 29 zusammen 194 Tg, durchschnittlich 6 20/29 Tg.

Ein Schulmädchen wurde vom Arzt wegen Körperschwäche am 11. Januar

bis 1. Mai vom Unterricht entbunden.

Am 2. April 1911 wurden 9 Kinder, darunter 5 Knaben und 4 Mädchen

konfirmiert. Ein anderer Schülerwechsel fand innerhalb des Schuljahres

nicht statt.



Ein Drittel der Schulkinder kommt von Neu-Zempin, welches

am Walde gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhause entfernt

liegt. Da die sogenannte "Promenade" aus Lehm aufgeführt ist,

ist der Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.

Im Sommerhalbjahr werden unsere Fischerkinder vielfach bei der Angelei

beschäftigt, oft suchen sie bis spät in die Nacht Regenwürmer, sodaß sie

dann ermüdet zur Schule kommen. Größere Kinder werden vielfach zur

gelegentlichen Bedienung der Badegäste benutzt. Am meisten werden

jedoch die Schulkinder bei der Blaubeerenernte beschäftigt. Hütekinder

sind fast gar nicht vorhanden, im letzten Schuljahre nur 1 Knabe.

Konfirmiert wurden zu Ostern 5 Knaben u. 4 Mädchen.

Sommer Schuljahr 1911:

Die Schülerzahl betrug im Sommer 77, darunter 43 Knaben

u. 34 Mädchen. Konfirmiert wurden im Herbste 3 Knaben

u. 1 Mädchen, sodaß zum Winterhalbjahr 1911/12 73 Schulkinder

die Schule besuchen. Ein Knabe meldete sich im Laufe des Winter=

halbjahres nach Zinnowitz u. 2 nach Wolgast ab, dagegen kamen

zwei Schüler von Zinnowitz zu. Konfirmiert wurden zu

Ostern 1912 5 Kinder, 2 Knaben u. 3 Mädchen

Schuljahr 1912

A. Sommer: Die Sommerschule wurde von 44 Knaben

u. 41 Mädchen zusammen 85 Kinder besucht, darunter seid

1. Mai neu aufgenommen: 12 Kinder, 3 Knaben u. 9 Mädchen.

Der Schulbesuch war normal. Konfirmiert wurden

zu Michaelis 4 Knaben u. 1 Mädchen.

Im Schuljahr 1913 betrug die höchste Zahl der Schulkinder

91. Davon sind neu aufgenommen 15. Der Schulbe-

such war regelmäßig. Bestrafungen wegen Schulver=

säumnis sind nicht vorgekommen.

4. Der Lehrer:

Die Schule wurde seit Bestehen von einen alleinstehenden

Lehrer verwaltet. Vor 1832 war Lehrer Bollwig in dem jetzigen

Armenhaus als Lehrer Zempins tätig, nachdem er vom

Steuermann zu diesem Amte avanciert war.

In das neu erbaute Schulhaus zog dann Lehrer Dinse

ein, der in seinen Jünglingsjahren ein Schreiber beim Landrats-

amte zu Swinemünde gewesen war. Herr Dinse hat sein

Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1877 verwaltet.

Nach dieser Zeit tritt unter den Lehrern Zempins ein steter

Wechsel ein.

Von 1877-1883 Lehrer Böttcher, im Jahre
.... in einem Torfgraben bei seinem Wirkungs=
kreis Nerdin verunglückt.
Von 1883-1886 Lehrer Suckow, versetzt nach Zinnowitz u. von da
nach Ahlbeck. Im Jan. 1922 daselbst verstorben.
Von 1886 bis 1888 Lehrer Redepennig, nach der Provinz Posen
versetzt.
Von 1888 bis 1897 Lehrer Wenzel nach Schilde versetzt.
Von 1897 bis 1900 Lehrer Lübke, jetzt in Greifenberg in Pommern
tätig.
1900 bis 1.4.1903 Lehrer Ramm, nach Jägersfelde bei Balm,
von da nach Vorwerk Fiddichow a/O.
versetzt.
1.4.1903 bis 1.9.1903 Schulamtskandidat Strehlow, nach
Camin i.P. versetzt.
Vom 1.9.1903 bis Ostern 1914 verwaltet der aus Luisenhof, Kreis
Anklam gekommene Lehrer
Ballmann hiesige Schule, welche ohne Kirchenamt, mit keinem
Nebenamt verbunden ist.

Diensteinkommen: Das Diensteinkommen bestand vor 1908 in

einem Grundgehalt von 1000 M u. 9 x 120 M Alterszulage nebst freier

Dienstwohnung u. Hausgarten (Geregelt nach dem Gesetze, betreffend Lehrer-

besoldung von 1897). Nach dem Lehrerbesoldungsgesetz vom 26.5.1908. bezieht

der jetzige Stelleninhaber ein Grundgehalt von 1400 M, Amtszulagen von

100 M. u. die gesetzliche Alterszulagen (2 x 200 M, 2 x 250 M, 5 x 200 M),

dazu Dienstwohnung und Hausgarten. Auf das Grundgehalt werden

80 M Nutzungswert für Dienstländereien angerechnet. Feuerung in

Natura wird nicht gewährt. Der Lehrer hat die Schulhei-

zung für 75 M bar übernommen.


5. Schulrevisionen:

Von einem Vertreter der königlichen Regierung

zu Stettin wurde die Schule zum letzten Male von

Herrn Regierungs= u. Schulrat Hauffe am 18.

August 1806 revidiert.

Revisionen durch die Herrn Kreisschulinspektoren

haben fast regelmäßig alle Jahre stattgefunden, zum

letzten Male von Herrn Kreisschulinspektor Pastor Fischer

Krummin am 18. April 1910.

Schulrevision am 2. Jui 1911 durch Herrn Pastor Fischer
Schulrevision am 9. Mai 1912 durch Herrn Pastor Fischer
Am 10. November 1913 wurde die Schule in Religion
durch den Herrn Superintendanten aus Usedom geprüft.

4. Der Lehrer: Fortsetzung.

(Die Fortsetzung der Chronik bei "4. Der Lehrer:" wurde mit einer anderen Handschrift erstellt. Es ist anzunehmen das entweder Lehrer E.Lüdke oder Max Zubke diese Fortsetzung vornahmen. - Anmerkung des Verfassers dieser Transkription - Dirk Herrmann)


Lehrer Ballmann wurde Ostern 1914 nach Linde bei Balm

versetzt.

Vom 1. April 1914 ab verwaltete Lehrer Nack die hiesige Stelle.

Er verließ Ostern 1913 das Anklamer Lehrerseminar und hatte

in Greifswald seiner Militärpflicht genügt. Bei Aus-

bruch des Krieges trat er ins Heer ein und ist am 15. Juli 1915

auf dem Felde der Ehre auf dem östl. Kriegsschauplatz gefallen.

Sein Andenken wurde in der Schule durch Aufhängen einer

photographischen Vergrößerung verewigt.

Vom Juli 1914 bis Okt 1915 wurde der Unterricht notdürftig

durch Vertretungen der Lehrer aus den Nachbarorten

aufrechterhalten.

Ab 1. Okt. 1915 verwaltete Lehrer E. Lüdke die

hiesige Stelle. Er kam aus Stargard, wo er seit

20. Juni 1915 an der Rahnbergschule amtierte.

Vom 1905 bis 1908 hatte er das Anklamer Seminar besucht.

Seine 1. Stelle war die alleinige in Zedlitzfelde

Krs. Randow vom 1. Juli 1908 bis 1. April 1909 darauf

wurde er nach Möllchow Krs. Usedom-Wollin versetzt,

wo er bis 1. Nov. 1910 amtierte. Darauf wurde er

2. Lehrer in Belitz Krs. Pyritz. Bis zum 20. Okt. 1912.

Darauf war 2. Lehrer in Heinrichswalde bei Ücker-

münde. Als solcher mußte er vom 4. Febr. 1913 bis

26. Aug. dieses Jr. wegen einer durch Automobilunfall

hervorgerufenen Rückenmarklähmung im Kranken-

haus Bethanien Stettin sich aufhalten. Am 1. Okt. 13

aus dem Amt entlassen infolge dieser Krankheit.

Ab 1. Nov. 1915 wurde Lehrer Lüdke für diese Stelle

einstweilig angestellt. Am 30. März 1917 ehelichte

er die Jungfrau Erna Meier aus Anklam.

Nach abgelegter 2. Prüfung wurde Lehrer Lüdke ab 1. Okt 1918

endgültig angestellt.

Am 1. April 1921 wurde hier 2. Lehrerstelle eingerichtet.

Ab 15. April 1921 wurde Lehrer Max Zubke mit der Verwaltung

der 2. Stelle beauftragt. Er war Ostern 1914 ins Lehrerseminar

Pölitz eingetragen. Bei Ausbruch nahm er als Kriegsfreiwilliger

am Weltkriege teil. Nach dem vollendete er seine Aus-

bildung in einem Kriegskursus und legte am Lehrer-

seminar in Anklam im Juli 1920 die 1. Lehrerprüfung

ab. Darauf verwaltete er vertretungsweise unsere Stellen.

Ab 1. Dez 1921 wurde er für diese Stelle einstweilig ange-

stellt.


C.

Sonstige Nachrichten über bedeutsame

mit der Schule im Zusammenhang ste-

hende Vorkommnisse.




Schul-Chronik Zempin a.U. - angelegt vom Lehrer Lüdke

Die zweite hier vorliegende Schulchronik von Zempin, befindet sich im Original im Landesarchiv Greifswald. Diese umfasst den Zeitraum bis 1932. Die Anfänge dieser Chronik, sind von der Chronik vom Lehrer Ballmann weitestgehend übernommen worden. Es ist anzunehmen, dass diese komplett vom Lehrer Ernst Lüdke geschrieben wurde, da sie mit dem Weggang von Lüdke endet und durchgehend dieselbe Handschrift zeigt. - Anmerkung des Verfassers dieser Transkription - Dirk Herrmann - im Jahr 2025

Schulchronik

Die Gemeinde Zempin bildet auf Grund des Schulunterhal-

tungsgesetzes vom 28.7.1906 einen Einzelschulverband. Zempin

ist ein neuer Ort, der noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur aus

vier Bauernhöfen bestand: Lüders-, Steffens- Heydens- und Schütts-

hof, letzterer wurde von den anderen Höfen angekauft.

Heydens Hof wurde zum Teil parzelliert. Infolgedessen siedel=

ten sich in Zempin mehrere "kleine Leute" an. Von den um=

liegenden Ortschaften, auch vom Haff, kommend, bauten sie sich

am Achterwasser an. Sie trieben Fischerei auf dem Achterwasser

und der Ostsee. Landwirtschaft wurde nur so nebenbei, meistens nur

von den Frauen getrieben. Im letzten Jahrzehnt des Jahrh. nahm

der Ort einen zwar langsamen, aber doch stetigen Aufschwung.

Aufgemundert durch das schnell aufblühende Bad Zinnowitz, auch

wohl angeregt durch Fremde, welche die vergnügliche Lage des

Ortes rühmten, bauten sich einige Fischer am Walde Villen

zum Vermieten an Badegäste. Dadurch hat Zempin ein an=

deres Gepräge erhalten. Es ist jetzt ein Fischer= und angehender Bade=

ort. Der am 1.April 1909 begonnene Bahnbau Heringsdorf-Wolgaster-

fähre wird am 1. Mai 1911 fertiggestellt sein und gibt berechtigte

Hoffnung auf weitere günstige Entwicklung des Ortes.

Die Bevölkerung ist durchgehend ev. luth. mit Ausnahme einer

Familie, die seit etwa 5 Jahren der Sekte der Adventisten angehört.




Einwohnerzahl seit der letzten Volkszählung im Jahre 1910: 420.

Der nachstehend aufgeführte Schulvorstand wurde auf Grund des

V.-Sch.=U.=G. v. 28.7.06 neu gebildet.

1. Pastor Dr. Uhlig - Koserow, Verbandsvorsteher.
2. Johann Steffen, Gemeindevorsteher
3. Gottlieb Krüger, Büdner u Fischer
4. Johann Florin, Büdner u Fuhrmann
5. Heinrich Lüder, Halbbauer
6. Ballmann, Lehrer.

In November 1909 starb Gemeindevorsteher Steffen, welcher der Gemein=

de über 25 Jahre vorgestanden. An seine Stelle trat Halbbauer

Heinrich Lüder. An Stelle des verstorbenen Steffen kam nun

Halbbauer Ludwig Lüder in den Schulvorstand. Seit dem 1. Okt.

1910 hat der bisherige Ortsschulinspektor und Vorsitzende des

Schulverbandes Pastor Dr. Uhlig - Koserow sein Amt nieder=

gelegt und ist zum Vertreter Pastor Lorenz - Netzelkow er=

nannt.

Die Zempiner Schule gehörte bis zum 1. Dezember 1909 zur Kreis=

schulinspektion Usedom I. Kreisschulinspektor war Super=

intentant Splittgerber - Usedom. Vom Dezember 1909

ist die Schule der Kreisschulinspektion Usedom II zugeteilt,

Kreisschulinspektor z.Zeit Pastor Fischer in Crummin.

Die Ortsschulinspektion befand sich seit Gründung der Schule




in den Händen der Ortsgeistlichen des Kirchspiels Koserow.

Lokalschulinspektoren waren seit 1851:
1. Pastor Bernhard
2. Pastor Wandel von 1854-1870
3. Pastor Kopp von 1870-1882
4. Pastor von Gaza von 1882-1895
5. Pastor Trapp von 1895-1902
6. Pastor Dr. Uhlig von 1902-1.10.1910
7. Pastor Lorenz-Netzelkow 1.10.1910-1.4.1911
8. Pastor Dilloo vom 1.4.1911-1918

Seit Oktober 1913 ist die Kreisschulinspektion Usedom II aufgelöst und

eine Kreisschulinspektion im Hauptamte unter der Bezeich=

nung "Swinemünde" eingeführt.




Die Schule Zempin ist zu Ende des 18. Jahrhunderts

gegründet worden. Die ältesten Leute des Ortes erzählen,

daß ihre Eltern noch nach Koserow zur Küsterschule gegan=

gen sind. Der zur Zeit älteste Einwohner, Altsitzer Friedrich

Walter ist 1832 als achtjähriger Junge in dem jetzigen Ar=

menhause zur Schule gegangen. 1833 wurde das jetzige Schulhaus

gebaut. Als Schulzimmer war das östliche jetzige Wohnzimmer

der Lehrerdienstwohnung eingerichtet. Die jetzige Kammer im N.O.

war der Eingangsflur, wo jetzt das Fenster ist, die Haustür. Der jetzige

Klassenraum ist später ausgebaut worden.

Das Schulgrundstück besteht außer einem kleinen Hofraum

aus einem hinter dem Hause gelegen Garten von 8a Größe,

einem neben dem Garten gelegenen Acker (0,8268 ha)

und einer am Riek gelegenen Wiese 0,7548 ha groß.

Von der Lehrerstelle ist eine in Zinnowitz gelegene Wiese unter

der Bedingung des Wiederankaufs von 0,7609 ha Größe für 920 M.

verkauft worden, wovon der Lehrer zur Zeit die Zinsen bezieht.

Das Schulhaus, aus Lehmfachwerk (mit Ausnhame des südlichen Giebels)

und Rohrdach, besteht aus dem Schulraum und der Lehrerdienstwohnung.

Die Klasse hat 9x t5,20m Bodenfläche und 2,75m Höhe an der Innenwand,




während die Höhe an der massiven Giebelwand 2,64-66 beträgt.

Die Lehrerdienstwohnung besteht aus 2 heizbaren Wohnräumen,

((4,35 x 4,15 u 4,25 x 4,80) die beiden Zimmer sind 2,75 m hoch)

einer beheizbaren Bodenkammer mit stark abschüssigem Fuß=

boden und einer Küche 4,55 x 2,65 und 2 daneben liegenden

Kammern. Die Wirtschaftsgebäude bestehen aus einem

massiven Stalle mit Rohrdach (7,90 m l 4,50 m breit und 5m hoch.)

Zum Turnplatz ist von der Gemeinde im Jahre 1900 eine kleiner

Platz neben dem Spritzenhause an der Dorfstraße eingeebnet,

welcher mit Barren und Reck versehen, sich zur Aufstellung der

Schüler bis Ausführung der Freiübungen eignet.

Im Herbst 1910 wurde der alte Glockenschornstein herausge=

nommen, ein neuer aufgemauert und die Küche mit

einem neuem Pflaster ausgelegt. Die neuen Kochma=

schinen im Wert von 87 M hat sich Lehrer Ballmann auf

eigne Rechnung setzen lassen, die Gemeinde hat ihm

20 M Beihilfe gegeben. Im Jahre 1911 sind 5 neue

Schulbänke und ein Lehrtisch angefertigt.

Die Schule ist einklassig. Im Winterhalbjahr wurden alle Kinder




gemeinsam unterrichtet. Vom 1. Mai bis 1. Nov. ist die Sommer=

schule eingerichtet. Die Unterstufe bekommt im Winterhalbjahr

20 Unterrichtsstunden, die Mittel= und Oberstufe 30, die Mädchen

außerdem noch 2 Std. Handarbeitsunterricht. Die Unterrichtsstunden

fallen im Winter von 8 - 11 vorm. u. an 4 Wochentagen von 1 - 4 nachm. Im

Sommerhalbjahr wird die 1. Abteilung (Ober u Mittelstufe) von 7 - 10 u.

die 2. Abt. (1-III Schuljahr) von 1/2 11 - 1 Uhr und am Mittwoch u Sonnabend von

1/2 11 - 1/2 1 Uhr unterrichtet. Im Winter 1911 ist auf Grund eines von der

kgl. Regierung vorgelegten Lehrplanes ein neuer Lehrplan für die Schule

ausgearbeitet, desgl neue Pensenverteilungen.

Weil die Schülerzahl stetig gewachsen und die Klasse für alle

Schüler zu klein ist, mußte seit Winter 1912 Halbtagsschule ein=

gerichtet werden.

Die Zahl der Schulkinder ist vom Jahre 1851 bis 1897 von 35 auf 79 ge=

stiegen. Seit 14 Jahren schwankt die Schülerzahl zwischen 60 - 73.

Am 1. Mai 1910 betrug die Zahl der Knaben 39 und die der Mädchen

31 = 70, samtlich ev. luth. Konfession. Im März 1911 ist ein Dienstkind

aufgenommen. Es befindet sich im Dienst des Halbbauern Karl Lüder

hierselbst. Der Schulbesuch war sehr regelmäßig, daß keine Bestra=

fungen wegen unerlaubter Schulversäumnisse vorkamen. Anstek=

kende Krankheiten kamen in diesem Schuljahr nicht vor. Durch

vorrübergehende Krankheiten und sonstigen entschuldbaren




Fällen fehlten im Sommerhalbjahr 1910 die 39 Knaben zusammen

an 105 Schultagen, also durchschn. ein Knabe 2 9/13 Tg, die 31 Mädchen

fehlten zusammen an 75 Tagen, ein Mädchen durchschn. 2 11/31 Tg.

Konfirmiert wurden zu Michaelis 2 Kinder, ein Knabe u 1 Mädchen.

Im Winterhalbjahr wurde ein Schulmädchen vom Arzt wegen

Körperschwäche vom 11. Januar bis 1. Mai vom Unterricht entbun=

dem. Am 2. Apr. 1911 wurden 9 Kinder, darunter 5 Kn. u 4 Mädch.

konfirmiert. Ein anderer Schulwechsel fand innerhalb des Schuljahres

nicht statt.

Ein Drittel aller Schulkinder kommt von Neu-Zempin, das am Walde

gelegen, etwa 10 Minuten vom Schulhause entfernt ist. Da die

sogenannte "Promenade" aus Lehm aufgeführt ist, ist der

Schulweg für diese Kinder bei Regenwetter fast unpassierbar.

Im Sommerhalbjahr wurden unsere Fischerkinder vielfach

bei der Angelei beschäftigt, oft suchen sie bis spät in die

Nacht Regenwürmer, daß sie dann übermüdet zur Schule

kommen. Größere Kinder wurden vielfach zur gelegent=

lichen Bedienung der Badegäste benutzt. Am meisten

wurden jedoch die Schulkinder bei der Blaubeerenernte be=

schäftigt. Hütekinder sind fast nicht vorhanden, im letzten

Schuljahr nur ein Knabe.

1911.: die Schülerzahl betrug im Sommer 77 darunter 43 Kn. u.




34 Mädchen. Konfirm. wurden im Herbste 3 Kn. u 1 Mädchen, daß zum

Winterhalbjahr 73 Kinder die Schule besuchten. Ein Knabe meldete

sich im Winter nach Zinnowitz u 2 nach Wolgast ab. Dagegen ka=

men 2 Schüler von Zinnowitz u. konfirmiert wurden zu Ostern 1912

5 Kinder, 2 Kn. u 3 Mädchen.

1912. Die Sommerschule wurde von 44 Knaben und 41 Mädchen

zus 85 Kindern besucht, darunter am 1. Mai neu aufgenommen 12 Kind.

3 Knaben 9 Mädchen. Der Schulbesuch war normal. Konfirmiert

wurden Michaelis 4 Knaben u. 1 Mädchen.

Im Schuljahr 1913 betrug die Höchstzahl der Schulkinder 91. Davon sind

neu aufgenommen 15. Der Schulbesuch war regelmäßig. Bestrafun=

gen wegen Schulversäumnis sind nicht vorgekommen.

Die Schule wurde seit Bestehen von einem allein stehenden Lehrer ver=

waltet. Vor 1832 war Lehrer Bollwig in dem jetzigen Armenhaus

als Lehrer Zempins tätig, nachdem er vom Steuermann zu diesem

Amt avanciert war. In das neu erbaute Schulhaus zu Lehrer

Dinse, der in seinen Jünglingsjahren Schreiber beim Landrats-

amt Swinemünde gewesen war. Herr Dinse hat sein Amt bis

zu seinem Tode im Jahre 1877 verwaltet. Nach dieser Zeit tritt

unter den Lehrern Zempins ein steter Wechsel ein.

Von 1877-1883 Lehrer Böttcher. Später in Nerdin bei Anklam, wo er in einem

Torfloch in der Dunkelheit seinen Tod fand.




Von 1883-1886 Lehrer Suckow, versetzt nach Zinnowitz und

von da nach Ahlbeck, wo er Jan 1922 verstarb.

Von 1886-1888 Lehrer Redepenning nach der Prov. Posen versetzt.

Von 1888-1897 Lehrer Wenzel nach Schilde versetzt.

Von 1897-1900 Lehrer Lübke, jetzt in Greifenberg in Pom.

Von 1900-1.4.1903 Lehrer Ramm, nach Jägersfelde bei Balm, von dort

nach Fiddichow a/O vers.

Von 1.4.1903-1.9.1903 Schulamtskandidat Strehlow, nach Cammin i P

Von 1.9.1903-1.4.1914 Lehrer Ballmann, nach Linde bei Balm versetzt.

Von 1.4.1914-15.7.1915 Lehrer Hack, gefallen am 15.7.1915 im Osten.

Das Diensteinkommen bestand vor 1908 in einem Grundgeh.

von 1000 M u 9x120 Alterszulage nebst freier Dienstwohnung

und Hausgarten (Geregelt nach dem Gesetze betreffend Lehrer-

besoldung von 1897.) Nach dem Lehrerbesoldungsgesetz vom

26.5.1908 bezieht der jetzige Stelleninhaber ein Grundgehalt

von 1400 M, Amtszulage von 100 M und die gesetzlichen Alters-

zulagen (2x200 M, 2x250, 5x200 M) dazu Dienstwohnung und

Hausgarten. Auf das Grundgehalt wurden 80 M Nut=

zungswert für Dienstländereien angerechnet, Feuerung

in Natura wird nicht gewährt. Der Lehrer hat die Schulheizung

für 75 M bar übernommen.




Am 18.8.1896 revidierte der Reg. u Schulrat Hauffe die Schule.

Revisionen durch die Herren Kreisschulinspektoren haben fast

regelmäßig alle Jahre stattgefunden, zum letzten Male

von Herrn Kreisschulinspektor Pastor Fischer, Crummin.

Am 18.4.1910 ferner am 2.7.1911, am 9.5.1912. Am 10.11.13

revidierte der Herr Superintendant aus Usedom den Religions=

unterricht.

Während des Weltkrieges 1914-18 !

Am 1. Oktober 1915 wurde Lehrer E.Lüdke mit der Verwaltung der

Schulstelle beauftragt. Da der gefallene Lehrer Hack nach dem Sommerferien

1914 nicht wieder kam, da er eingezogen war, war die Zemp. Schule zunächst

verweist. Einige Eltern schickten ihre Kinder nach Zinnowitz. Die meisten

aber freuten sich, daß kein Unterricht war. Dann übernahm Zinno=

witz die Vertretung. Das ging aber nicht lange, weil in Zinnowitz

die meisten Lehrkräfte auch eingezogen waren. Da wurde nun Lehrer

Grimm-Bannemin und Leopold-Loddin zu Vertretern bestellt.

Nun unterrichtete Grimm 3 Tage und dann Leopold 3 Tage. Das ging

bis zu den Herbstferien 1915. Lehrer Lüdke kam aus Stargard, er war

hier an der Rosenbergschule Kriegsvertreter gewesen u zwar

ab 20 Juni 1915. Ab 1. Okt 1913 war er aus dem Amt entlassen, nachdem

er vorher vom 4. Febr. bis 26. Aug. 13 im Krankenhaus Bethanien-Stettin




wegen einer Rückenmarklähmung, die durch einen Autounfall

hervorgerufen war, sich aufhalten mußte. Von 1905 bis 1908 hat

er das Anklamer Seminar besucht. Seine 1. Stelle war die

Lehrerstelle in Zedlitzfelde Kr. Randow vom 1. Juli 08 bis 1.4.09.

Darauf wurde er nach Mölschow, Kreis Usedom-Wollin ver=

setzt, wo er bis 1.11.1910 amtierte. Darauf wurde er 2. Lehrer

in Beelitz Kreis Pyritz bis zum 20.10.1912. Vom 20.10.1912 -

1.10.1913 war er 2. Lehrer in Heinrichswalde Kreis Uekermünde.

Als solcher mußte er sich wegen der oben angeführten Rücken=

marklähmung im Krankenhaus aufhalten.

Am 1. November wurde er hier einstweilig angestellt.

Am 30. März 1917 verheiratete er sich mit Erna Meier aus Anklam.

Beim Amtsantritt hier war der Kreisschulinspektor Dr. Stabenow,

Swinemünde eingezogen und der Kreisschulinspektor Schmidt -

Ückermünde hatte die Vertretung. Der Ortsschulinspektor

war der Pastor Dillow aus Koserow. Dieser Geistliche gehörte der

reformierten Kirche an, was aber der hiesigen ganze Kirchen-

gemeinde gar nicht aufgefallen war. Man schüttelte nur die

Köpfe über seine naturgemäße Lebensweise. Er bewegte sich gern

im Laufschritt fort, ging selbst bei ziemlich vorgerückter Jahreszeit

barfuß in Sandalen, trug selten einen Hut und schlief während

des Krieges in einem im Garten aufgestellten Zelt.




Im Frühjahr 1915 hatte Gemeindevorsteher Heinrich Lüder

sein Amt niedergelegt, weil er seine Wirtschaft als alter

Mann allein besorgen mußte, sein Sohn war auch im

Felde, und die Brotmarkenausgabe mit Listenführung

und sonstigen Kriegsarbeiten des Gemeindeoberhäuptes

machten ihm zuviel Arbeit. Die Gemeinde wählte sich den

Eigenbüdner und Fischer Wilhelm Heyden zum Gemein=

devorsteher. Der Schulvorstand war bis auf Gottlieb Krüger

noch der alte. An Stelle des verstorbenen G.Krüger war sein

Bruder Friedrich getreten. Es waren alles Leute, die keine

Kinder in der Schule hatten und daher auch kein Interesse

für die Schule und ihre Angelegenheiten aufbrachten.

Das war auch in dem Schulhause auf jd Schritt und Tritt

zu bemerken. Lehrmittel waren fast keine vorhanden.

Die Wandkarten waren von Motten und Mäusen an=

gefressen. Geld für Ersatz und Neuanschaffungen wurden

trotz wiederholter Anträge des Lehrers nicht bewilligt.

Die Dielen der Schulstube waren 7 morsch und wiesen

Locher auf. Die Banke waren alt und wackelig, die Fen=

sterrahmen hatten jahrelang keine Ölfarbe mehr bekom=

men. Daher waren sie auch nur morsch. Wie sah die Lehrer=

wohnung aus! An der Gartenfront war eine Lade zugenagelt,

weile keine Fensterscheiben vorhanden waren. Das Dach war




auf der Westseite schon äußerst schadhaft, daß der Regen über=

all seinen Zutritt zum Dachboden hatte. Daher war

ein Balken der Küchendecke vollständig verfault und

die Decke hing bedenklich herab. Schließlich stürzte sie dann

mit vielem Krach und Staub herunter, dem in der Küche

weilenden Lehrer beinahe auf den Kopf. Der Tritt vor

der Haustür war in einem Zustand, daß er eine Gefahr

für die Kinder bildete. Im Sommer 1916 wurde endlich

die Ausbesserung der Schäden in Angriff genommen. Trotz dem

der bauliche Zustand des Schulhauses ein öffentliches Ärgernis

war, äußerte das Schulvorstandsmitglied Johann Florin:

"Wot au is dat nörich, dat hätt all so lang so göhn, und dat

kann ok noch wider so göhn!"

Die Schule war ziemlich stark bevölkert 97 Kinder waren

vorhanden. Die Kinder litten sehr stark unter der Staubent=

wicklung in dem Schulraum wegen der morschen Dielen und

der mangelhaften Reinigung.

Es wurden die Kinder veranlaßt, sich an der Zeichnung

von Kriegsanleihen zu beteiligen. 600 M wurden von

den Kindern gezeichnet in 3 Anleihen. Es wurden auch

von den Kindern Pflaumen und Kirschensteine gesammelt.

1918 sammelten die Kinder Laub und machten Laubheu. Zuerst

wurde die Schule benutzt und dann der Schulhausbodenraum.

Im Oktober wurden Bucheckern gesammelt. Es konnte nachher auch




Speiseöl an die Sammler verteilt werden.

Am 14 Dez. 1916 erhielt die Lehrerwohnung eine elektr. Lichtanlage.

Der Winter 1916/17 war äußerst streng. Trotz des vielen Schnees drang

der Frost tief in das Erdreich ein. Es machte sich überall ein

empfindlicher Kohlenmangel bemerkbar. Daher wurden die

Weihnachtsferien bis zum 16. Jan. verlangert. Vom 11.-25.

Februar waren noch einmal Kalteferien. Ab Januar 1917

war der freie Handel mit Fischen unterbunden durch die Fischbe=

schlagnahme. Die Verteilung hatte die Fischhandelsgesellschaft in

Stettin übernommen. Hier in Zempin durften von den Fischern

kein Fisch verkauft werden. Die Fischhandelsgesellschaft hatte

hier aber auch keine Verkaufsstelle eingerichtet. Daher konnten

die nicht fischenden Bewohner Zempins keinen Fisch bekommen.

Die 1. Abnehmerstelle hatte allein W. Höpfner. Es kamen aber

im Laufe der Zeit noch andere hinzu. Einige Händler waren

zunächst brotlos. -

Am 23 Aug 1917 erschien die Prüfungskommission zur 2. Pr.

des Lehrers. Der Erfolg war negativ.

Am 9. Nov 1918 machte die Revolution dem Krieg ein Ende.

Wir mußten die schmachvollen Waffenstillstandsbedingungen

und den Schmachfrieden von Versailles annehmen.

1918 wurde auch Pastor Dillow versetzt. Ortsschulinspektor wurde

Hauptlehrer Zastrow-Zinnowitz. Nach der Revolution




wurde die Ortsschulinspektion aufgehoben. Im Frühjahr 1920

wurde der Schulvorstand neu gewählt.

1. Gem. Vorst. Heyden Vorsitzende
2. Fischer Bernhard Schütt
3. Fischer Fried Krüger
4. Eisenbahner Albert Labahn
5. Bäcker Albert Jannott
6. Fischer Wilhelm Schätzchen
7. Fischer Richard Knuth
8. Lehrer Lüdke.

Nach Einrichtung der 2. Lehrerstelle ist auch der an=

gestellte 2. Lehrer organisches Mitglied des Schulvorstandes.

Um die Zusammenarbeit zwischen Schule und

Haus zu pflegen, wurde auf Grund eines Ministerial=

erlasses Ostern 1920 ein Elternbeirat ins Leben gerufen.

Nach aufklärenden Versammlungen, die Lehrer Lüdke

einberief, wurden folgende Personen als Mitglieder

des Elternbeirates gewählt.

1. Schlossermeister Otto Kagemann
2. Briefträger Friedrich Graumann
3. Fleischbeschauer Wilh Hausschild
4. Fischer Max Krüger
5. Fischer Wilh. Vallenthin.




Am 6.3.1919 bestand Lehrer Lüdke seine 2. Lehrerprüfung und

wurde dann ab 1. Okt. 1918 endgiltig angestellt.

Vor dem Kriege war auch schon der Neubau des Schulhauses

mit 2 Klassen und 2 Lehrerwohnungen beschlossen und stand

der Bau vor der Ausführung. Durch den Krieg war der Bau

unterblieben. Nun im Jahre 1919 kam eine Kommission aus

Stettin, um das baufällige Schulhaus zu besichtigen. Wegen

zu großer Kosten wurde der Gemeinde anheim gestellt, die

vorhandenen baulichen Schäden zu beseitigen, dann

könnte der Neubau noch hinausgeschoben werden. Die

Gemeinde baute nur zwei Ventilatoren ein. Die anderen

baulichen Schäden wurden vollständig unbeachtet gelassen

weil kein Geld angeblich vorhanden war.

Durch die Kriegsernährung war die Nervenkraft des Lehrers

erschöpft, daß er von der Regierung vor den großen Ferien

bis zu den Herbstferien beurlaubt wurde. Die Vertretung

übernahm Lehrer Bernsee, Zinnowitz.

Am 1. Apr. 1921 wurde hier die 2. Lehrerstelle eingerichtet.

Ab 15. Apr. wurde Lehrer Max Zubke mit der Verwaltung der

2. Stelle beauftragt. Er war Ostern 1914 ins Lehrerseminar Pölitz

eingetreten. Seit Ausbruch nahm er als Kriegsfreiwilliger

am Weltkriege teil. Nach dem Kriege vollendete er seine



Schriften und Dokumente

Weiterführende Informationen zur Zempiner Schule


Anmerkung

Die hier vorliegenden Schulchroniken der Schule zu Zempin wurden von Dirk Herrmann aus der Kurrentschrift transkribiert. Die Transkriptionen erfolgten buchstabengetreu. Fehler in Grammatik und Rechtschreibung wurden originalgetreu übernommen.