Zinnowitz Schulchronik: Unterschied zwischen den Versionen

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In Bearbeitung
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[[Zinnowitz]]
  
=Einleitende Erklärung=
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==Einleitende Erklärung==
  
<center><big>'''Schulchronik Zinnowitz'''</big>
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Es existieren zwei verschiedene Chroniken der Zinnowitzer Schule.
  
Angefangen am 1. April 1889
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:* Die '''''[[medium:Schulchronik Zinnowitz Von R. Zastrow%2BCover.pdf|erste Chronik]]''''' wurde vom Lehrer '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Zastrow.2C_Robert|Robert Zastrow]]''' am '''1.April 1889''' begonnen und bis '''Anfang 1946''' fortgeführt.
  
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:::Diese wurde transkripiert und übertragen von '''Ute Spohler, Dr. Ruth Menzel, Margot Marziniak, Ursula Vahl''' und unter Mithilfe von '''Dorothea Hamann'''. Fertiggestellt in Zinnowitz, d. 20.04.2005 durch die "''Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.''".
  
<big>Schulnachrichten</big>
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<gallery mode=packed heights=200px>
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Datei:Zinnowitz Lehrer Robert Zastrow 1898.jpg||Lehrer Robert Zastrow 1898
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Datei:Zinnowitz Schulchronik Deckel.jpg|link=https://www.ortschroniken-mv.de/images/2/28/Schulchronik_Zinnowitz_Von_R._Zastrow%2BCover.pdf |[[medium:Schulchronik Zinnowitz Von R. Zastrow+Cover.pdf|'''Schulchronik Zinnowitz von Robert Zastrow''']] - transkripierte Version als pdf
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Datei:Zinnowitz Schulchronik S 1.jpg|Seite 3 aus Original
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Datei:Zinnowitz Schulchronik Stundenplan.jpg|Stundenplan von 1909
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</gallery>
  
Aus den Schulakten zusammengestellt  
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:* Die '''''[[Zinnowitz Schulchronik#Aus der Geschichte der Schule in Zinnowitz|zweite Chronik]]''''' wurde durch die "''Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.''" zusammengestellt und wird hier nachfolgend dargeboten.
  
Von '''R. Zastrow'''.
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==Aus der Geschichte der Schule in Zinnowitz==
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;Bis zum Jahre '''1762'''
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:ist noch nichts vom einem gemeinsamen Unterricht der Kinder in Zinnowitz festzustellen. In diesem Jahre wird zuerst ein Schulhalter '''Meyer''' erwähnt. :Das war kein vorgebildeter Lehrer, sondern ein Schneider, der einige Kenntnisse im Lesen, Schreiben, Rechnen und Katechismus besaß.
  
=Älteste Nachrichten=
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:Diese Schulhalter wurden von den Geistlichen der Parochie <ref>* Pfarrei</ref> geprüft. Wenn derselbe den künftigen Schulhalter für würdig hielt, Kinder zu unterrichten, erteilte er demselben die Genehmigung, in seinem Wohnorte seines Amtes zu walten. Er übte sein Handwerk im Umerziehen aus und erteilte dabei den Kindern Unterricht. Oft war der Schulhalter nicht in der Lage, seinen Kindern das Lesen schwieriger Wörter beizubringen. Dann klang aus seinem Munde: “''Hüpp öwer''“ (Hüpf über). Das war das Zeichen dafür, dass seine Weisheit hier auch zu Ende war. So ist zu verstehen, dass in einer Urkunde von '''1818''' von 32 Einwohnern von Zinnowitz nur 16 ihre Namen schreiben konnten. Die anderen machten drei Kreuze.
  
:Bis zum '''November 1845''' fehlen jegliche Nachrichten über hiesige Schulverhältnisse. Von dieser Zeit ab ist regelmäßig ein Schultagebuch geführt worden.
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:Dieser Schulhalter '''Meyer''' wird noch '''1779''' erwähnt.
  
==Erster Lehrer von 1820 - 1850==
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:Bis zum Ende des 18. Jahrhundert sind urkundlich keine weiteren Schulhalter genannt.
  
:Der damalige '''Lehrer Siewert''' soll aus '''Wolgast''' gekommen sein und ist verheiratet gewesen.
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;Erst '''1818'''  
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:wird ein neuer Schulhalter '''Friedrich Meincke''' genannt, der nebenbei auch bevollmächtigter Vertreter der Einwohner von Zinnowitz war (das entspricht dem heutigen Bürgermeister).
  
:Schülerzahl
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;Wie sah es nun mit der Besoldung der Schulhalter aus?
:Im Monat '''November 1845''' haben 49 Schüler, davon 22 Knaben und 27 Mädchen die Schule ziemlich unregelmäßig besucht.
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:Die Eltern mussten ein Schulgeld zahlen, dass ihrem Stande entsprechend festgelegt wurde. Die Eltern der Kinder waren damals Bauern, Kossäthen <ref>* Kossäthen = Gruppe der Dorfbewohner, die in der Regel eine Hütte und etwas Gartenland besaßen (Quelle Wikipedia) </ref> und Fischer. Sie waren oft nicht in der Lage das Schulgeld zu zahlen, damit konnten  Kinder nicht am Unterricht teilnehmen.
:Siewert ist ungefähr '''seit 1820''' hier Lehrer gewesen und hat bei seinem Abgange von der Gemeinde 32 Thaler Pension erhalten.
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:Andere Eltern behielten ihre Kinder deshalb zu Hause, weil sie in der Wirtschaft helfen mussten.
  
:Im '''November 1849''' sind sogar nur 39 Schüler hier gewesen.
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;Im Jahre '''1810'''
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:standen die Finanzen Preußens so schlecht, dass der Staat die wenig einbringenden Staatsgüter verkaufen musste.
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:Hierzu gehörte auch Zinnowitz. Am '''16.09.1811''' bewirbt sich der Geheime Kommerzienrat '''Friedrich Wilhelm Krause''' aus Swinemünde um die Domäne Zinnowitz. Er erwirbt sie am '''7. August 1812''' (Auflassung <ref>* Früher bezeichnete man als Auflassung auch das Ende der Nutzung oder die Aufgabe einer Sache, wobei diese oft der Verwahrlosung preisgegeben wird (Quelle Wikipedia) </ref>  im Grundbuch). Seine Erben teilen das Gut in 32 Teile auf.
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:Bauern, Kolonisten, Fischer und Handwerker aus Preußen, Frankreich, Holland, Schweden u.s.w. siedelten sich hier an. Sie bewirtschafteten das gesamte Gut gemeinschaftlich (ähnlich der heutigen LPG <ref>* Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft</ref>).
  
==Zweiter Lehrer (1850 – 1861) ==
+
:Die neuen Siedler verlangten nun auch Unterricht für ihre Kinder. Dafür reichte aber eine Schneiderstube nicht aus.
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:Es wurde ein Bau geplant, welchen wir erstmals als Schulhaus bezeichnen können.
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:Der Schulhalter '''Friedrich Meincke''', von Beruf Weber, musste die Vorarbeiten dazu erledigen. Das war eine umfangreiche und zeitraubende Arbeit.
  
:Am '''6. November 1850''' hat der '''Lehrer Werth''' in der hiesigen Schule seine Probelektion gehalten und am nächsten Tage den Schulunterricht hierselbst angefangen.
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:In einem Schreiben des Königl. Preuß. Domänenamtes vom '''16.06.1818''' lesen wir:
  
;Lehrbericht
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:„''Die Einwohner zu Zinnowitz werden hiermit erinnert, die Zeichnung von der Schulstelle binnen 14 Tagen hier einzureichen und binnen gleicher Frist hier anzuzeigen, wie viel Landung (Land) und Wiesen sie für die Schulstelle bestimmt und freigelassen haben."''
:Derselbe hat zuerst einen Lehrbericht, wenn auch nur in primitiver Form angelegt, und zwar in der Weise, daß auf der linken Seite des Buches die Versäumnisliste und auf der rechten Seite der Lehrbericht für jeden Monat gestanden hat.
 
  
;Disziplinen
+
;Am 31.Juli 1818
:Lehrgegenstände waren:
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:schickte die Oberförsterei Pudagla einen Kostenanschlag über das erforderliche Bauholz mit einer Zeichnung des Schulhauses an die Gemeinde Zinnowitz.
:::1. Religion (Katechismus, Bibl. Geschichte)
 
:::2. Lesen,
 
:::3. Rechnen,
 
:::4. Singen,
 
:::5. Gemeinnützige Kenntnisse,
 
:::6. Erlerntes (Memorierstoffe)
 
:Im '''Jahre 1851''' kommen noch dazu
 
:::7. Deutsche Sprache
 
:::8. Orthographie
 
:Vom '''12. Februar 1859''' ab ist auch in wöchentlich 1 Stunde
 
:::9. in vaterländischer Geschichte unterrichtet worden.
 
  
;Unterrichtszeit
+
;Unter dem 7. Mai 1819
:Über die Unterrichtszeit findet sich folgende Bemerkung vor:
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:erlässt das Königl. Preuß. Domänenamt folgende Aufforderung an die Dorfschaft Zinnowitz:  
:„''Mit dem '''1. Mai 1853''' begann die Sommerschule, die in den Stunden von 6-7 für die I. Abtl. und von 7-9 für die II. Abtl. vormittags abgehalten wird. Die kurze Unterrichtszeit namentlich der I. Abteilg. gestattet nur die Repitition der im Winter durchgenommenen Lektionen.''" '''Werth'''.
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::„''Die Königliche Regierung hat auf unseren Antrag genehmigt, dass die Überlassung der 2 Morgen 65 Quadratruthen Forstgrund an die Dorfschaft Zinnowitz, welche dieselbe betreffs der Anlage eines Schulhauses in Vorschlag gebracht ist, stattfinden könne, jedoch gegen Entrichtung eines jährlichen Grundzinses an die Forstkasse.''  
:In der Winterschule wurde vormittags von 8-11 und nachmittags von 1- 4 unterrichtet.
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::'' Nach der angelegten Berechnung beträgt der Grundzins für die 2 Morgen 65 Quadratruthen jährlich 18 Silbergroschen 10 2/3 Pfennig. Wir fordern die Gemeinde zu Zinnowitz hiermit auf, sich schriftlich oder mündlich bindend zu erklären, ob sie gegen die Entrichtung desselben überhaupt etwas einzuwenden habe, oder ob sie den Canon auf immerwährende Zeit und solange das Grundstück in ihrem Besitze bleibt an sich übernehmen wolle.''  
;Subsellien
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::'' Es wird der Gemeinde aber bemerklich gemacht, dass es ratsam sei, gegen diese Forderung, welche an sich billig ist, keine Einwendungen zu machen, weil die Königliche Regierung sonst Veranlassung haben möchte, die Freiholzbewilligung zu verweigern, welche sich dieselbe noch vorbehalten hat. Die Abgabe der Erklärung erwarten wir binnen 8 Tagen.
:In den Weihnachtsferien des Jahres '''1851''' sind die ersten Subsellien von der Gemeinde angeschafft worden, solange haben die Schüler an gewöhnlichen Tischen, wahrscheinlich langen Tafel, wie es früher üblich gewesen ist, gesessen.
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''
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;Unter dem 7.02.1820
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:schreibt das Königliche Domänenamt Pudagla an die Gemeinde Zinnowitz:
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::„''Da es nun mehr die höchste Zeit ist, dass das Holz zum neuen Schulhause zu Zinnowitz angefahren werde, so wird hiermit im allgemeinen den Interessenten zur Regel die Anweisung erteilt, dass bei der Anfuhr selbst die sämtlichen Besitzer von Grundstücken, welche zu Zinnowitz gehören, herangezogen werden müssen.''  
 +
::''Es müssen daher also auch diejenigen Grundbesitzer die Fuhren mitleisten, welche zur Zeit nicht in Zinnowitz wohnen.''  
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::''Die andern Einwohner werden dagegen hierdurch an den Handarbeiten wieder mehr angezogen werden.''  
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::''Wer sich den Fuhren entzieht, ungerechtet der ihn nach vorstehenden Bestimmungen obliegenden Verpflichtung, hat kostspielige Vorladungen zu erwarten.“''
  
:Interessant ist folgende Nachricht: ''Am '''2. März 1853''' war Lehrer mit einigen Schülern zur Passionspredigt nach Crummin und mußten wegen des eingetretenen sehr schlechten Wetters daselbst übernachten, weshalb am Vormittag des 3. auch keine Schule war''.“
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;Am 6.02.1821
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:erlässt das Königliche Domänenamt eine Verfügung wegen Nichtzahlung des Schulgeldes. Sie lautet:
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::''„Da die Eigentümer und Einwohner zu Zinnowitz namens '''Bollwig, Baunier, Langhoff, Bugge, Uecker''', teils deshalb, weil sie selbst schulpflichtige Kinder haben, teils deshalb, weil sie Eigentümer und zum Mitbeitrage bei den Kosten der Wohnungsmiete für den Lehrer sowohl als fürnächst auch bei den Kosten des Schulhausbaues selbst gesetzlich verpflichtet sind, so werden die genannten Einwohner hierdurch allen Ernstes befehligt, die ihnen in gleichem Verhältnis gegen die übrigen Einwohner ihrer Klasse auferlegten Beiträge spätestens binnen 3 Tagen an den Schulzen '''Meincke''' zu bezahlen, widrigenfalls dessen exekutorische Einziehung erfolgen muß.''
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::'' Übrigens erfahren wir auch, dass mehrere Einwohner ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehalten haben und dieserhalb sich der Bezahlung des Schulgeldes weigern.''
 +
::'' Da nun das Ausbleiben der Kinder erhöhte Strafen verdienen, so werden die betreffenden Einwohner zuvörderst angewiesen, sofort und bei Vermeidung der unangenehmsten Maßregel das Schulgeld an den Lehrer zu bezahlen''.“
  
;Umbau des Schulhauses
+
:Das Schulgeld war in der damaligen Zeit die einzige Barzahlung an den Schulhalter.
:Im Jahre '''1853''' ist das Schulhaus durch einem Anbau erweitert worden, Richtung der Straße hin.. Mit dem Stallgebäude und 2 Stuben. Auch ist in diesem Jahre die Scheune gebaut worden.
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:Durch das Fernbleiben vieler Kinder wurde dieser geringe Betrag noch kleiner.
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:Nach dem '''6.02.1821''' scheint es, dass der Schulbau begonnen wurde, denn am '''8.04.1821''' forderte das Domänenamt in Pudagla von der Dorfschaft Zinnowitz einen Bericht über den Stand des Schulhausbaues.
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:Aber Zinnowitz rührte sich nicht.
  
;'''1854'''  
+
;Eine weitere Verfügung des Domänenamtes vom '''15.06.1821'''  
;Revision
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:lautet:
:Im Jahre '''1854''' wurde die Schule schon von 64 Schülern besucht
 
  
:Am '''7. Juli''' d. J. in den Stunden von ½ 8- ½ 12 wurde die hiesige Schule durch den Seminardirektor '''Dr. Wangemann''' aus Cammin revidiert. Auch Herr Pastor Zietlow war zugegen.
+
::„'' Unterm '''8. April 1821''' ist dem Schulzen und der Dorfschaft Zinnowitz aufgegeben worden, binnen 4 Wochen anzuzeigen, wie weit der Bau des dortigen Schulhauses gediehen. Da bis jetzt noch keine feste Erklärung von der Dorfschaft eingegangen ist, so weisen wir dieselbe hierauf an, nunmehr ganz zuverlässig anzuzeigen, wann das neue Schulhaus fertig und bewohnbar sein werde.''
  
;Hochwasser
+
:Diese Mahnung scheint geholfen zu haben, denn eine Rechnung vom '''1.08.1821''' der Schmiedemeisters '''Reinert''' zu Krummin zeigt uns, dass er für den Bau des Schulhauses am '''29.07.1821''' verschiedene Eisenartikel geliefert und schon am '''1.08.1821''' bezahlt bekommen hat.
:''Schon seit mehr als 8 Tagen war von dem Hochwasser fast die ganze niedrieger gelegene Feldmark, besonders die Wiesen und Weiden überflossen. Das selbe Loos hatte auch die niedrig gelegenen Ackertheile getroffen. Die Einwohner mußten daher zur Rettung ihrer Ernte schleunigst ihre auf diesen Strichen stehenden Kartoffeln aufnehmen, daher der schlechte Schulbesuch und daher die frühen Michaelisferien.''
+
:Man kann annehmen, dass das Schulhaus '''Ende 1821''' bezogen wurde.
:Zinnowitz, den '''15. Sept. 1854. Werth'''.
 
  
;Geographie
+
:Dieses Schulhaus befand sich auf dem Grundstück des Klempnermeisters '''Gutsch''', Alte Strandstraße.
;'''1855'''
 
:Im '''Oktober''' dieses Jahres wird zuerst der Unterricht in der Geographie erwähnt.
 
  
:'''1855'''
+
;Nun eine kurze Beschreibung dieses Hauses:
:Auch im '''Januar''' dies Jahres wird ein hoher Wasserstand gemeldet, wodurch Kinder vom Schulbesuch abgehalten wurden.
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:Es war ein rohrgedecktes Fachwerkgebäude aus Lehmsteinen. In demselben war ein Schulzimmer und eine Lehrerwohnung.
:Die diesjährige Schulprüfung wurden am '''27. März''' in den Vormittagsstunden von 8-10 abgehalten.
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:Im Nachstehenden gebe ich einige Maße des Schulhauses an, aus denen man ersehen kann, wie klein die Schulstube war. Auf der Bauzeichnung sind die Maße in Fuß- unserem früheren Längenmaß- angegeben.
:Am '''12. April''' war so hoher Wasserstand, daß viele Schüler dadurch von der Schule zurückgehalten wurden.
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:::1 Fuß= 12 Zoll,
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:::1 Fuß= 31,4,cm,
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:::1 Zoll= 2,6 cm.
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:Größe des Schulzimmers:
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:::Länge 5,97 m
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:::Breite 4,08 m = 24,36 m²
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:In diesem Raum standen 5 Bänke mit je 8 Sitzplätzen für 40 Schüler. Diese Bänke wanderten mit ins nächste Schulhaus, Alte Strandstraße 62.
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:Vergleichen wir diesen Raum mit einem Klassenraum im Pavillon (etwa 60m²), so sehen wir, dass früher 40 Schüler in einem Raum unterrichtet wurden, der noch nicht halb so groß war, wie unsere modernen Klassenräume in den Pavillons.
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:Die Lehrerwohnung bestand aus einem heizbaren Raum, 2 Kammern und 2 Ställen für eine Kuh und Schweine. Zwischen den Ställen und der Lehrerwohnung waren 2 Flure, einer für die Kinder, der andere für den Lehrer. Zwischen beiden Fluren lag die dunkle Küche des Lehrers. In der Küche war ein gemauerter Herd, darunter der Backofen. Gekocht wurde in kleinen Töpfen auf dem Dreifuß oder in dem größeren, dreibeinigen Grapen <ref>* Kochkessel in Form einer leicht gedrückten Kugel mit schräg nach außen gezogenem Rand und drei Standfüßen. Zwei Henkel erlauben die Aufhängung an einem Bügel.</ref> oder im Kessel, der an einer Kette hing, die am Wiem-Balken in der Schornsteinglocke befestigt war.
 +
:Die Schornsteinglocke war gleichzeitig Räucherkammer, in der die schönen Schinken und dicken Mettwürste geräuchert werden konnten.
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:Außerdem waren im Hause noch 2 Ställe, nach der Alten Strandstraße zu, für Schweine und eine Kuh. Der Bodenraum diente zur Aufbewahrung von Heu und Stroh für das Vieh.
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:Die Lehrerwohnung hatte folgende Maße:
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:::1 Stube (heizbar) 15,38 qm
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:::1 Kammer 8,11 qm
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:::1 Kammer 5,78 qm
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:::1 Küche 7,37 qm
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:::Gesamt: 36,64 qm
  
;Taktschreiben
+
:Die Familie des letzten Lehrers in dieser Wohnung zählte 9 Personen. Etwas besser wurde es, als eine Scheune mit Ställen gebaut wurde. Dadurch konnten die beiden Ställe im Wohnhaus als Kammern zur Wohnung des Lehrers geschlagen werden, das waren 13,67 qm, so daß nun die Lehrerwohnung insgesamt 50,51 qm groß war.
:Im '''Juni''' d.J. ist zuerst das Taktschreiben in der Schule geübt worden.
+
:Man überlege, dass 9 Personen im Winter auf einen heizbaren Raum angewiesen waren. Und wie ist es heute?
:Revision durch Hf.? Schulrat '''Grahsmann'''
 
:Montag den '''10.Septbr'''. wurde die hiesige Schule von dem Schulrat '''Grahsmann''' aus Stettin während der Nachmittagsstunden von ½ 2 - 3 Uhr revidiert.
 
:Der weite und sandige Weg von Usedom war Schuld daran gewesen, daß der Herr Schulrat nicht, wie früher anberaumt war, zu 8 Uhr Vormittags hier eingetroffen war.
 
  
;Revision
+
;1889
:Am '''18. Oktober''' nachmittags vom 3-1/2 5 Uhr wurde die Schule durch den Herrn Superintendenten '''Sondermann''' aus Usedom in Gegenwart des Hf. '''Pastors Zietlow''' revidiert.
+
:Dadurch nun, dass Zinnowitz im Jahre '''1851''' Badeort wurde, stieg auch die Zahl der Einwohner und somit auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Da die Kinder nicht alle in der vorhandenen Schulstube unterzubringen waren, musste der Lehrer vor- und nachmittags unterrichten. Das war ein Zustand, der nicht tragbar war.
  
;'''1856'''
+
:Aber in der damaligen Zeit('''1889''') waren die Mittel für den Bau eines größeren Schulhauses von der Gemeinde Zinnowitz nicht aufzubringen. Nur mit einem angemessenen Zuschuß der Regierung zu Stettin konnte für Abhilfe gesorgt werden.
:Im Mai d.J. ist die Schülerzahl schon auf 74 gewachsen.
+
:Die Gemeinde Zinnowitz kaufte im Jahre '''1889''' von dem Villenbesitzer '''Carl Mentzel''' das Grundstück Alte Strandstraße 63.
:Einweihung des Rettungshauses
 
:Am '''11. Juni''' d. J. fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer mit den größeren Schülern bei der Einweihung des Rettungshauses zugegen war.
 
  
;Kirchenbesuch
 
:Vom '''Juni''' d.J. ab werden in einer besonderen Rubrik im Unterrichtsbuch diejenigen Schüler genannt, welche am Sonntage die Kirche besucht haben.
 
  
;'''1857'''
+
[[Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-34.jpg|400px|center|frühere Menzel´sche Badevilla - ab 1889 zum Schulhaus ausgebaut]]
;Lautieren....
 
:Mit dem Beginn der Winterschule wurde der Anfang im Lautieren, .... des bisherigen Buchstabierens gemacht.
 
:Am '''18.2.''' ist die Schule zum erstenmale von Hf. Pastor Gadow revidiert worden.
 
:Am '''15. Oktr'''. Also am Geburtstag Sr. Majestät des Königs waren die Schüler sämtlicher Schulen der Parochie zum gemeinsamen Gottesdienst nach Crummin gegangen, um für das Leben des erkrankten Königs zu beten.
 
  
;'''1858'''
 
;Botanik
 
:In „''Weltkunde''„ soll während des Sommers besonders das Pflanzenreich und aus diesem die wichtigsten Gift- u. Arzneipflanzen behandelt werden.
 
  
;1861
+
:Dieses Haus war etwa '''1878''' gebaut, und zwar als Villa zum Vermieten an Badegäste. Die Außenwände wurden verstärkt und die seitlichen Veranden abgerissen. In der unteren Etage wurden die Zwischenwände herausgerissen und die oberen Wände durch starke Träger abgefangen. So entstanden 2 Klassenräume von 9 x 6 m.
:Zahl der Schüler schon 86.
+
:In der oberen Etage richtete man für den ersten Lehrer eine Wohnung her, bestehend aus 2 heizbaren Zimmern, 2 Kammern und 1 Küche nebst Speisekammer. Für den nun einzustellenden 2. Lehrer blieb ein heizbares Zimmer und eine Kammer übrig.
:Am '''24. Januar''' hielt Lehrer '''Hoth''' aus Neppermin in hiesiger Schule eine Kurzlektion.
 
:Am '''18. März''' wurde die Schule von dem bisherigen Lehrer '''Werth''' geschlossen und am '''4. April''' von dem neuerwählten Lehrer '''Hoth''' wieder eröffent.
 
:'''Werth''' zog von hier nach Benz bei Usedom u. ist dort auch pensioniert worden.
 
  
==3. Lehrer (1861-1867)==
+
:Die Schülerzahl stieg weiter. 10 Jahre später, '''1899''' zählte die Schule schon etwa 200 Kinder, so dass man mit 2 Lehrern nicht mehr auskam. Ein dritter Lehrer musste eingestellt werden.
  
;Revision
+
:Man half sich wieder, da nur 2 Schulräume vorhanden waren, mit Nachmittagsunterricht. Dies ging natürlich so nicht mehr weiter.
:Am '''22. Juni''' Schulrevision durch Herrn Superintendenten '''Hildebrandt'''.
 
  
;Rettungshaus
+
;Im Jahre 1901
:Im Monat '''September''' wurden 10 Schüler in der Liste aufgeführt, welche im Rettungshaus , in dem sogen. Heidekraut nahe bei Hammelstall. untergebracht gewesen sind. Dies ist lange Zeit hierdurch ein Pensionat für verwahrloste Kinder gewesen.
+
:waren die Verhandlungen mit der Regierung in Stettin soweit gediehen, dass noch im Laufe des Sommers mit dem Bau einer neuen Schule begonnen werden konnte.
:Im '''April 1865''' desselben Jahres scheint dasselbe aufgehoben zu sein, denn im '''Mai''' desselben Jahres werden die Schüler nicht mehr in der Liste aufgeführt.
 
:?.........
 
  
;1863
 
:Im '''Juli''' dieses Jahres wird zuerst der Turnunterricht in dem Schulbericht erwähnt.
 
  
;1864
+
[[Datei:Zinnowitz Schule 1902.jpg|300px|center]]
:Vom '''11. Juli bis 1. September''' ist die Schule wegen Umbau des Schulhauses geschlossen gewesen. H.
+
<center>Bauzeichnung Zinnowitzer Schule 1902 - Alte Strandstr. 62</center>
:Die Schulstube und auch die Lehrerwohnungen wurden durch einen Anbau nach der Straße hin vergrößert.
 
  
;1865
 
:Am '''5. Dez.''' Revision durch den ...Hf. Superint. '''Hildebrandt'''. H.
 
  
;1866
+
:Von dem Landwirt '''Fritz Graumann''' wurde eine Bauparzelle neben dem alten Schulgrundstück gekauft. Die Bauausführung wurde dem Maurermeister '''Carl Sadewasser''' -Zinnowitz- übertragen.
:Im '''April''' d.J. hat unter einigen Schülern die ...... geherrscht. '''Hoth'''.
+
:Die Gesamtkosten beliefen sich auf nur 21500 Mark. In dem neuen Schulhaus, das im '''Juni 1902''' bezogen werden konnte und am '''4. August 1902''' feierlich in Gegenwart Kokalschulinspektor und Gemeindevertreter eingeweiht. Alte Strandstr. 62, waren in der unteren Etage 2 Klassenräume von je 9,00 x 6,00 m und 2 Garderobenzimmer von 3,00 x 6,30 m. In der zweiten Etage befanden sich 2 Lehrerwohnungen von je 3 gleichen Zimmern und nur einer Küche. Da sich nun der zweite Lehrer verheiraten wollte, musste eine Küche eingerichtet werden.
 +
::„''Aber mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten!''
  
;1867
+
:Die Schülerzahl stieg so sehr, dass im 3. und 4. Schuljahr längere Zeit 80-90 Kinder unterrichtet werden mussten. Der Lehrer dieser beiden Jahrgänge war recht froh, wenn mal einige Kinder fehlten, damit die anwesenden Schüler einen Sitzplatz bekamen.
:Am '''24. April 1867''' wurde die Schule von dem bisherigen Lehrer '''Hoth''' geschlossen, Derselbe verzog von hier als Küster und Lehrer nach Crummin, woselbst er auch amtiert.
+
:Es wurde dann noch in der 3. Etage des neuen Schulhauses eine Wohnung von 2 Stuben und einer Küche ausgebaut.
  
==4. Lehrer==
+
;Im Jahre 1904
 +
:konnte eine Lehrerin eingestellt werden, die auch den Handarbeits -und Kochunterricht übernehmen musste. Die Schulküche fand in dem einen Garderobenraum ihren Platz und wurde später ausgebaut.
 +
:Einige Jahre später sandte die Regierung von Stettin eine geprüfte Handarbeitslehrerin nach Zinnowitz, die nun den Handarbeits- und Kochunterricht übernahm.
 +
:Dieselbe gab noch einige Stunden in den unteren Klassen. Dies wurde durchgehalten bis zur Beendigung des 2. Weltkrieges.
  
:Am '''2. Mai''' hat der Lehrer '''C. Wolff''' den Unterricht .....wieder angefangen.
+
:Jetzt waren 5 Lehrkräfte da, aber nur 4 Klassenräume. Man versuchte es zunächst mit einer Aushilfsklasse im Hause Alte Strandstr. 52. Aber das war auch nur ein Notbehelf. Deshalb entschloß sich die Gemeinde aus der nach hinten gelegenen Klasse und dem anschließenden Garderobenraum zwei Klassenräume auszubauen.
:Zahl der Schüler nur 67.
+
:Die Zwischenwand wurde versetzt und die 1 ½ Stein starke Wand durch 2 schwere Träger abgefangen. Dadurch entstanden 2 neue Klassenräume von 26,54 und 39,69 qm Fläche, so daß in diesen beiden Räumen 47-53 Schüler untergebracht werden konnten.
  
;1868
+
==Bildergalerie==
:Am '''23 Okt.''' Schulrevision durch Hf. Superint. '''Hildebrandt'''.
 
  
;1869
+
<gallery mode=packed heights=200px>
:Am '''1. Juni 1869''' wurden die Schule durch Herrn Schulrat '''Stiehle''' revidiert.
+
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-33.jpg|Volksschulklasse von 1898
 +
Datei:Zinnowitz-Schulfoto.jpg|Herr Zastrow rechts hinten
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-34.jpg|Schulgebäude von 1889
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-35.jpg|Hauptlehrer Paul Menzel feiert seinen Geburtstag 1935
 +
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-36.jpg||Hinter dem alten Schulgebäude ist das neue Schulgbäude zu sehen
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-37.jpg|Schulalltag in den 1920er Jahre
 +
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-38.jpg|Berta-Luise kommt 1933 in die Schule
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-39.jpg|Ihre Freundin kommt erst ein Jahr später in die Schule
 +
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-40.jpg|Aufnahme vom Schuljahr 1940/41 mit "reaktiviertem" Lehrer Berndt
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-42.jpg|1934 Assessor Gottlieb Knuf
 +
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-41.jpg|Im Hintergrund Lehrer Knuf
 +
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-43.jpg|1940 Privatschule - Oberrealschule
 +
Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-75-Klasse 1935 mit Frau Bahlke.jpg|Klasse 1935 mit Frau Bahlke
  
;1871
+
</gallery>
  
==5. Lehrer==
+
==Aus dem Rechenschaftsbericht der Gemeindeverwaltung Zinnowitz vom 1. Berichtsjahr in der Zeit vom 7.05.1945 – 17.05.1946==
  
:Am '''29. März''' wurde die Schule von dem bisherigen Lehrer '''Wolff''' geschlossen und am '''17. April''' von dem neuen Lehrer '''R. Voegler''' wieder eröffnet.
+
:Nach dem Zusammenbruch der Hitler-Regierung wurde im Lande Mecklenburg-Vorpommern die Schule mit Genehmigung der SMA <ref>* Sowjetische Militäradministration in Deutschland</ref> am '''1.10.1945''' eröffnet.
:Am '''ersten u. zweiten September''' besuchte ich die Schule, es hat mir Freude gemacht.
+
:Leider konnte in Zinnowitz zu diesem Termin nicht mit dem Unterricht begonnen werden, da im Ort eine starke Typhusepidemie herrschte. Erst am '''1.12.1945''' konnte der Unterricht beginnen.
:..... '''Hagemann, Pölitz'''
 
  
;1872
+
:Das Hitler-Regime hinterließ bei seinem Zusammenbruch, wie überall so auch in Zinnowitz auf dem Gebiet der Schule ein Trümmerfeld.
:Am '''27. April''' trat ein abermaliger Lehrerwechsel ein, an Stell des ausscheidenden Lehrers '''Voegler''', trat der Lehrer '''Lohwanz''', der nach Verlauf eines halben Jahres am '''19. September''' die Schule wieder verließ, und dann Lehrer '''Roloff''' Platz machte..
+
:Die Schule von Zinnowitz war ohne Lehrer und Lehrbücher, da fast alle Lehrpersonen in Zinnowitz Parteigänger '''Hitlers''' waren.
:Der ständige Lehrerwechsel kann nur dadurch erklärt werden, daß Zinnowitz inzwischen ziemlich rasch zu einem Badeort herangewachsen war, der Lebensunterhalt wurde kostspieliger, das geringe Gehalt der Lehrer blieb leider bis zur heutigen Stunde dasselbe.
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:Auch die vorhandenen Schulbücher waren durchweg für einen Unterricht im Geiste der Freiheit und Völkerversöhnung völlig unbrauchbar. So stand die Schulleitung vor der Aufgabe, einen Schulbetrieb ohne Lehrer und Lehrbücher einzurichten.
:Die Schülerzahl kann die Kollegen damals noch nicht zu dem ständigen Wechsel veranlaßt haben, weil dieselbe durchschnittlich nur 80 betrug. Hierbei mag gleich erwähnt werden, daß es Leute im Ort gibt, die 5-6 verschiedene Lehrer ?... gehabt haben. Daß dann ihr Schulunterricht nicht zum großen Seegen gereichen konnte, liegt auf der Hand.
 
  
;Forts. folgt
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:Das durch Beschuss beschädigte Schulgebäude wurde inzwischen repariert und ein neues Klassenzimmer ausgebaut.
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:Zunächst wurden 26 Schulhelfer- und –helferinnen vom Schulleiter ausgebildet. Mit 6 Lehrkräften und 322 Schülern in 7 Klassen begann der Unterricht. Leider musste die Schule wegen Wiederaufflackerns der Kriegsseuchen, zu denen sich noch Flecktyphus gesellte, bald wieder geschlossen werden.
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:Kurze Unterrichtszeiten wurden durch die Seuchengefahr immer wieder durch Schulverbote abgelöst.
  
==Das Ostseebad Zinnowitz==
+
;Erst am 3.04.1946
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:konnte mit dem regelmäßigen Unterricht begonnen werden.
  
;Historischer Rückblick
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:Zu Ostern 1946 verließen 28 Schüler nach Beendigung ihrer Schulzeit die Schule, sie konnten fast alle in Lehrstellen untergebracht werden.
  
:Zinnowitz liegt auf der Nordwestecke der Insel Usedom, auf dem sogen. Wolgaster Ort, welcher von der Ostsee, der Peene und dem Achterwasser begrenzt und mit dem übrigen Teil der Insel nur durch einen schmalen Streifen im Osten bei dem Dorfe Zempin verbunden ist.
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:Das Schuljahr schloß am '''13.07.1946''' mit einer Feierstunde im Bahnhofshotel. Die von Darbietungen des Schulchores und einzelner Klassen festlich umrahmt wurde. Der Schulleiter gab den erschienenen Vertretern der antifaschistischen Parteien und der Elternschaft einen Rückblick auf das Schuljahr '''1946''' und würdigte insbesondere die Bedeutung der neuen Schulgesetze für unseren sozial. Volksstaat.
:Die Insel Usedom hat ihren Namen von der Stadt Usedom, welcher sich gebildet hat aus der alten Form von Uznoim und soviel bedeutet als „die sehr berühmte“ (la très renommée). Schon der alte Geograph Alexandrien Ptolomäus (140 v. Chr.) beschreibt eine Stadt, welche nach Angabe der Längen- u. Breitengrade keine andere als Usedom gewesen sein kann.
 
:Dann hat sich die Stadt in der Geschichte der pommerschen Herzöge einen Namen gemacht. Im Jahre 1127 nahm Wratislaw I. auf dem Landtage zu Usedom mit seinen Baronen das Christentum an.
 
:Obwohl die Insel Usedom im Oderdelta liegt, verdankt sie ihre Entstehung wohl kaum dem Fluße selbst, denn nur sehr wenig ist hier angeschwemmtes Marschland. Früher scheinen die Inseln Usedom, Wollin, Rügen und Oie ein zusammenhängendes Hochland gewesen zu sein, welches sich später gesenkt hat, dann von der Oder u. der Peene auf den verschiedensten Stellen durchbrochen und vom Meere teilweise überschwemmt ist. Späterhin hat sich das Land wieder allmählich gehoben, mehrere Ausflüsse sind versandet z. B. der Strummin in Zinnowitz u. der alte Ausfluß der Peene bei Damerow, große mit Wasser bedeckte Strecken sind allmählich in Moorland verwandelt, die weiten hochgelegenen Wiesenflächen bei Zinnowitz sind zu fruchtbarem Ackerland umgewandelt worden u. werden es heute noch.
 
  
;1285
+
:In naher Zukunft kann eine Schulspeisung erfolgen, die durch Spenden des irischen Volkes (''Anmerkung d. Chronisten'': durch das Internationale Rote Kreuz) ermöglicht wird.
:Einen bedeutenden Aufschwung nahm die ganze Gegend, als im Jahre 1285 von Wollin aus ein Zisterzenser Nonnen Kloster zu Crummin errichtet wurde. Von ihm aus ist Kultur u. Gesittung in der ganzen Gegend verbreitet worden.
 
  
;1305
+
==Einige Fakten aus der Entwicklung der Schule in Zinnowitz seit 1945==
:Als 1305 sich das Kloster mit seinem Mutterhause auseinandersetzte, erhielt es laut Schenkungsurkunde vom Herzog Bogislaw die Güter Crummin, Mölschow u. Tzys; letzterer Ort gilt nämlich als das heutige Zinnowitz, u. was soviel als Heuort bedeutet. Den alten Namen Tzys findet man heute noch im Zißberge wieder, nahe beim Friedhofe. Hier am Zißberge hat das alte Tzyst gelegen, das durch seinen Heringsfang nicht unbedeutend war. In dem alten Tzyst hat schon eine Kapelle gestanden, ob dort, wo das heutige Schulhaus steht, wie behauptet wird, oder am Zißberge ist unbestimmt.
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:Nach dem Ende des 2. Weltkrieges bestanden im Jahre '''1945''' in Zinnowitz 2 Schulgebäude.  
  
:Die Reformation schnitt auch hier tief in alle Verhältnisse ein. Das Kloster Crummin wurde aufgehoben, dessen Güter herzoglich und kamen unter die Verwaltung des Domainenamtes*  Pudagla, unter welcher es die schweren Zeiten des 30jährigen Krieges durchgemacht hat.-
+
;Das alte Schulhaus
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:in der Alten Strandstraße 63 war ursprünglich als Fremdenpension gebaut worden und später als Schule eingerichtet worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume und die Hausmeisterwohnung. Später zog der Hausmeister in ein vorhandenes Hofgebäude um, und die beiden Wohnräume wurden Klassenräume. Diese Räume im ersten Stockwerk waren sehr klein, 2 von ihnen hatten schräge Wände und einer durch eine vorgebaute Veranda kein direktes Tageslicht, so dass nur bei künstlicher Beleuchtung gearbeitet werden konnte. Dieser Raum wurde später vor allem als Werkraum genutzt. Alle drei Räume entsprachen keinesfalls den Anforderungen, die schon damals an Klassenräume gestellt wurden.
  
:'''*''' staatlicher Landbesitz
+
;Das 2. Gebäude
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:war im Jahre 1902 als Schulhaus erbaut worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume, einen Werkraum und eine Schulküche. Der Werkraum wurde, als die Schülerzahl wuchs, als Klassenraum eingerichtet.
 +
:Die Schulküche, in der zunächst die Schulspeisung zubereitet wurde, diente später als Lehrerzimmer. Im 1. Stockwerk befanden sich 2 Lehrerwohnungen und das Sekretariat. Eine dritte Wohnung war im Dachgeschoß ausgebaut.
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:Die Toilettenanlagen aus dem Jahre 1902 (Grubenklosetts) befanden sich auf dem Hof.
  
;1751
+
:Die Einrichtung aller 7 Unterrichtsräume war veraltet und gehörte zum Teil noch zur Erstausstattung der Schule. Es gab 3- und 4-sitzige Schulbänke, in einem Raum sogar 7-Sitzer.
:Im Jahre1751 wurde das Dorf von Friedrich II. angekauft. Damit trat für dasselbe eine wichtige Veränderung ein. Die 5 ansässigen Bauern wurden auf wüste Höfe nach benachbarten Dörfern versetzt, 2 nach Bannemin, 2 nach Neeberg, u. 1 nach Mahlzow. Die ganze Feldmark aber, zu der noch 885 Morgen urbargemachten Forstlandes gelegt wurden, wurde zu einem Vorwerk eingerichtet u. mit 8 ausländischen Kolonisten besetzt. Das Dorf erhielt seinen heutigen Namen Es stand unter der Verwaltung von Pudagla. Der Ertrag der Güter blieb aber ein geringer.
+
:Als Tafeln dienten auf die Wände geklebte Linoleumflächen.
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:Die Schüler der damals sehr starken Klassen saßen dicht gedrängt auf den nicht ausreichenden Sitzplätzen.
  
;1810
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:Die Schülerzahlen in den Klassen der 1. Jahre lagen sehr hoch. Es gab anfangs noch keine Parallelklassen und Klassenfrequenzen zwischen 60 – 70 Schülern war die Regel.
:Als daher 1810 alle landesfürstlichen Güter Staatseigentum wurden, sah man sich genötigt Zinnowitz zu verkaufen, um die fast unerschwinglichen Kriegskosten aufbringen zu können. :Der Senator F.W. Krause aus Swinemünde erstand es für 14300 Thaler, und wurde es zu einem Rittergute erhoben mit dem Rechte, auf Kreistagen zu erscheinen. Doch auch in dieser Eigenschaft hat es sich nicht lange gehalten. Die Erben des Hr. Krause verkauften es bereits in 32 Parzellen an Kolonisten. Durch diese Parzellierung, die erste auf Usedom, kam das Gut in die Hände kleiner Grundbesitzer, welche alsbald eine zahlreiche Gemeinde bildeten und ihren Acker noch besser bestellten u. ausnutzten. Die unnutzbaren Brüche haben sich seitdem von Jahr zu Jahr vermindert, an Stelle der flüchtigen Sandschollen u. unergründlichen Moore sind immer mehr Wiesen und Koppeln getreten. Groß sind die Umwandlungen, die Zinnowitz erfahren hat, denn vor etwa 150 Jahren glich dasselbe noch einer schwarzen, schlammigen Wildnis, die menschenarm, freudlos ohne Frucht u. Leben war.
+
:Die Schuljahre 1 bis 6 wurden einzeln unterrichtet, die Klassen 7 und 8 waren kombiniert.
:„Nun aber blühte Zinnowitz schnell auf; bald wurden auch die ersten Anfänge gemacht Z. zu einem Seebad zu erheben. Der zunehmende Fremdenbesuch brachte auch ein frisches reges Leben u. hob den Wohlstand der Einwohner. Einige Fremde kauften sich an u. erbauten dort Landhäuser, diese besuchten regelmäßig alle Sommer das Bad, und führten demselben aus dem Kreise ihrer Freunde u. Bekannten manche Gäste zu. - Saubere Häuschen wurden erbaut, Villen entstanden mit Obstbäumen u. Blumenbeeten umgeben. Jetzt bietet Z. ein Bild des Segens mit seinen Wiesen, seinen Äckern, wie es die Düne mit dem dahinter liegendem Walde nicht erquicklicher zu bieten vermag.  
 
  
;Frequenz des Bades
+
;Im Schuljahr 1945/46
:Ende der 60er Jahre wechselte die Frequenz des Bades zwischen 200-300 Badegästen; im Jahre 1880 betrug sie schon 1200; 1884 über 1800; 1886 über 2200 u. 1888 sogar 2600.
+
:arbeiteten 7 Lehrer an der Zinnowitzer Schule. Die Ausstattung der Schule mit Lehrmitteln war sehr dürftig. Im alten Schulhaus befanden sich im ersten Stock zwei schmale Kammern unter der Dachschräge, in einer befand sich die Schülerbücherei und in der anderen die Lehrmittelsammlung, die aus einigen zum Teil veralteten Wandkarten, Anschauungsobjekten für den Biologieunterricht und wenigen, zum Teil nicht mehr einsatzfähigen, Lehrmitteln für den naturwissenschaftlichen Unterricht bestand.
  
;Sturmflut
+
:Sehr bald schon reichten die Räume in diesen beiden Häusern für den Unterricht nicht mehr aus, so dass eine Anzahl Klassen außerhalb der Schulhäuser unterrichtet wurden und zwar in 2 Räumen im ''Elli-Voigt-Heim'' und in einem Raum im ''Erich-Steinfurth-Heim''.
:Leider hat im Frühjahr und Herbst die Flachlandschaft nicht selten von Überschwemmungen zu leiden, die dann zuweilen arge Verheerungen anrichten. Bei harten Seestürmen wird nämlich soviel Wasser durch die Peene in das Achterwasser getrieben, daß es hier über die niedrigen Ufer steigt, die Wiesen überschwemmt und selbst bis ins Dorf dringt. So geschah es, daß im November 1872 und Februar 1874 die unbändige Flut Dämme durchbrach, Brücken zerstörte, Bäume ausriß und Koppelbewährungen fortschwemmte. Sie ergoß sich über die ganze Niederung und bildete einen mächtigen Busen des Achterwassers. Der Personen u. Güterverkehr zwischen Bannemin u. Z. war äußerst beschwerlich und musste stellenweise auf Boten geschehen. Das Wasser war bis in einzelne Straßen von Z. fußhoch gedrungen u. zeichnete sich später, als es verlaufen war, durch Risse u. Schmutzstreifen an den Mauern der Häuser ab. Gärten u. Äcker standen teilweise unter Wasser, aus denen nur Zaunspfähle u. Bäume hervorragten, andere waren mit Schlamm u. Sand bedeckt u. fast bis zur Unkenntlichkeit aufgewühlt und verwüstet. Häuser u. Äcker hatten gleich sehr von diesen Elementarereignis gelitten.“
 
:('''Hugo Reinecke. Das Ostseebad Zinnowitz''')
 
  
=Fortsetzung der Schulchronik=
+
;1949/50
 +
:wurden 2 Schulpavillons mit insgesamt 8 Klassenräumen und Nebenräumen (Lehrmittelzimmer, Lehrerzimmer, 2 Wohnungen und je 3 Durchgangsräumen über den Fluren) errichtet.
 +
:Dadurch war für kurze Zeit die Zahl der Klassenräume ausreichend. In den schmalen Räumen über den Fluren wurde Werkunterricht erteilt.
  
;1874
+
:Sehr bald jedoch, etwa ab '''1953''', stieg die Schülerzahl so an, dass der Unterricht vor- und nachmittags durchgeführt werden musste und im Winterhalbjahr zusätzlicher Schulraum in der Berufsschule (ein Raum), im Heim „''Berlin''“ (Saal und Veranda), im Heim „''Ernst Schneller''“ (ein Raum), im Heim „''Ter Morsche''“ (Klubraum) als Klassenräume genutzt wurden, die uns jeweils für das Winterhalbjahr vom ''Feriendienst der IG Wismut'' zur Verfügung gestellt wurden.
:In diesem Jahre trat ein abermaliger Lehrerwechsel ein. Am '''28. März''' verließ der Lehrer '''Roloff''' nach nur 1 ½ jähriger Thätigkeit die hiesige Stelle, welche am '''1. Mai''' durch den Lehrer '''Wrensin''' bezogen wurde.
 
  
==8. Lehrer (1874-1880)==
+
;Im Jahre 1961
 +
:wurde der NAW-Bau mit 4 Klassenräumen fertig und Jahre '''1964''' wurde der Bau der neuen Schule mit dem Fachklassengebäude und insgesamt 16 Unterrichtsräumen und einem Werkraum fertiggestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Vor- und Nachmittagsunterricht an der Tagesordnung.
 +
:Die Entwicklung der Schülerzahlen von '''1945 bis heute''' ist für die ersten Jahre nicht mehr genau in Erinnerung, es müssen jedoch '''1945''' etwa 350 Schüler unterrichtet worden sein. Die Zahl stieg von Jahr zu Jahr, so dass '''1960''' ca. 700 Schüler, '''1969''' rund 850 Schüler in Zinnowitz unterrichtet werden.
  
:Im '''Februar''' dieses Jahres war die II. große Sturmflut, welche große Verheerungen anrichtete.
+
:Die Besetzung der Schule mit Lehrern war in den vergangenen 24 Jahren recht unterschiedlich, viele Kollegen blieben nur kurze Zeit an der Schule. Von denen, die '''1945''' die Arbeit in Zinnowitz begonnen haben, sind z.Zt. noch 2 Kolleginnen in Zinnowitz als Lehrerinnen tätig, Kollegin '''Anneliese Nicolai''' (damals Frl. '''Dreesen''') und Kollegin '''Inge Appell''' (damals Frl. '''Schulz-Kledeen'''), die heute in der Sonderschulklasse tätig ist.
  
;'''1877-1880'''
+
;In den ersten Jahren arbeiteten folgende Lehrer an der Zinnowitzer Schule:
:Am '''15. Nov.''' Revision der Schule durch den Superintendenten Herrn '''Gehrke''' aus Usedom
 
:Am '''20. September''' verließ Lehrer '''Wrensin''' die hiesige Schulstelle, weil er als Lehrer in Zecherin bei Usedom gewählt war. '''Wrensin''' war unverheiratet, er ist während seines hiesigen Aufenthaltes, 6 ½ Jahre, bei dem Schulzen '''Kirchberg''' in Kost gewesen. :Er war aus Zimmerhausen bei Greifenberg i. Pom. gebürtig, wo selbst sein Vater Schneidermeister war. Vorgebildet ist er auf dem Pölitzer Seminar. Bald nach seinem Fortgang von hier verheiratete er sich mit der Tochter einer Lehrerwitwe in Sauzien.
 
  
==9. Lehrer (1880-1885)==
+
::* Koll. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Hohenhaus.2C_Friedrich_Wilhelm_Moritz|Hohenhaus, Wilhelm]]''' verstorben
 +
::* Kolln. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Leopold.2C_Anna_Marie_Helene|Leopold, Anna]]''' Ruhestand Loddin
 +
::* Kolln. '''Dreesen, Anneliese''' (jetzt '''Nicolai''')
 +
::* Kolln. '''Schulz-Kledeen, Inge''' (jetzt '''Appell''') Sonderschule
 +
::* Koll. '''Schult, Siegfried''' verzogen
 +
::* Kolln. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Bork.2C_Else_Gertrude|Bork, Else]]''' Ruhestand- Zinnowitz
 +
::* Kolln. '''Kochan, Inge''' (jetzt '''Schmelzer''') Rostock
 +
::* Kolln. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Hegelow.2C_Ilse|Mademann, Ilse]]''' (jetzt '''Hegelow''')
 +
::* Koll. '''Kesten, Karl-Heinz''' (vorübergehend Trassenheide)
 +
::* Kolln. '''Barfknecht, Margarete''' verstorben
 +
::* Kolln. '''Lawerenz, Charlotte''' (jetzt '''Freitag''') Greifswald
 +
::* Kolln. '''Jülich, Editha''' (jetzt '''Jand''') Mölschow
 +
::* Koll. '''Schulmeister, Willi'''
 +
::* Kolln. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Uebe.2C_Marie_Johanna_Elisabeth|Uebe, Marie]]''' Ruhestand- Zinnowitz
 +
::* Koll. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Sontag.2C_Hermann_Karl_Wilhelm|Sontag, Hermann]]''' Ruhestand- Zinnowitz
 +
::* Kolln. '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Lucas.2C_Helene|Lucas, Helene]]''' verstorben
  
:Am '''4. Oktober''' wurde die Schule von dem Lehrer '''L. Pfannenberker''' wieder eröffnet. Er war der Sohn eines Schuhmachers aus Daber. Er kam hier als Junggeselle her, verheiratete sich aber später hier mit der Tochter des ersten Lehrers aus Kasebu. Er war der Gründer eines gemischten Sängerchores. Von hier zog derselbe nach Grünhof bei Stettin, woselbst er später das Mittelschulexamen bestanden hat. Vorgebildet war L. Pf. auf dem Seminar zu Pyritz.
+
:Die Leitung der Schule hatte vom Beginn des Unterrichtes im Jahre '''1945 bis zum 1.1.0.1954''' der Kollege '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Hohenhaus.2C_Friedrich_Wilhelm_Moritz|Wilhelm Hohenhaus]]''', der in der damaligen Zeit über die Schule Zinnowitz hinaus bei der Aus- und Weiterbildung vieler junger Lehramtsbewerber wirksam wurde.
  
==10. Lehrer (1885-1886)==
+
::* Vom 1.10.1954- 1960 leitete die Schule der Kollege '''Otto Sack''',
 +
::* von 1960 -1962 Kollege '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Behlke.2C_Otto|Otto Behlke]]''',
 +
::* von 1962-1963 Kollege '''Eberhard Vogel''',
 +
::* von 1963- 1968 Kollege '''Otto Sack''',
 +
::* von 1968- jetzt Kollege '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Behlke.2C_Otto|Otto Behlke]]'''.
  
:Sein Nachfolger war '''Giese''', welcher den Schulunterricht am '''12. Oktober 1885''' hierselbst anfing. Er war ebenfalls in Cammin vorgebildet, war hierselbst verheiratet u. war der Sohn des Reife (Seife)fahrers G. in Usedom. Er gründete hier einen Männergesangvereins. u. verließ die Stelle schon wieder am '''21. April 1886'''. Von hier zog er nach Magdeburg.
+
:Diese Erinnerungen an den Schulbeginn '''1945''' und die ersten Jahre wurden zusammengetragen von den Kolleginnen '''Anneliese Nicolai, Ilse Hegelow''' und den Kollegen '''Karl-Heinz Kesten''' und '''Martin Skottky'''.
  
==11. Lehrer (1886-1889)==
+
===Innerhalb eines Jahres wurden durch die beispielhafte Arbeit der Zinnowitzer Bevölkerung, der Lehrer und Schüler 4 Unterrichtsräume geschaffen.===
  
:Ihm folgte am '''3. Mai 1886''' der Lehrer '''Ferdinand Luccow''' aus Zempin. Er kommt aus der Gegend von Gollnow; ist auf dem Camminer Seminar vorbereitet u. war vorher schon in Kaseburg u. Zempin tätig gewesen.
+
:Als ich, Oberlehrer '''Otto Behlke''', am '''1.10.1960''' die Leitung der Oberschule Zinnowitz übernahm, wurden rund 700 Schüler in 22 Klassen unterrichtet.
 +
:Es standen an Unterrichtsräumen zur Verfügung:
 +
::8 Klassenräume in den jetzigen Häusern A und B
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::3 Klassenräume in der alten Schule (jetzt Kindergarten)
  
;Vertreter
+
:In den 11 Klassenräumen mussten alle 22 Klassen unterrichtet werden, das bedeutete eine Unterrichtszeit von 7.00 - 18.00 Uhr.
:Er war häufig halsleidend, weshalb er sich im '''Winter 86/87''' vertreten lassen musste durch Lehrer '''Brust''' aus…. Derselbe wurde für einen Monat von '''Luccow''' und für 3 Monate von der Königl. Regierung besoldet. '''Luccow''' war während dieser Zeit in der Klinik zu Greifswald u. bei seinem Bruder in Kaseburg. Lehrer '''Brust''' ist im verflossenem Winter ('''88/89''') gestorben. Er war schwächlich u. hatte 108 Schüler zu unterrichten.
 
:Lehrer '''Luccow''', der sich im '''Mai 1888''' hier verheiratete, unterrichtete bis zum '''2. April 1889''' u. kam dann als II. Lehrer nach Caseburg, dem Geburtsort seiner Frau, woselbst er früher schon als III. Lehrer gewesen war. Er rückte in die Stelle seines Bruders, der die dortige I. Lehrerestelle angenommen hatte.
 
  
==Lehrer R. Zastrow (1889-)==
+
:In den Wintermonaten, also von '''Oktober bis März''', standen uns Behelfsräume in einigen Heimen des Feriendienstes der ''IG-Wismut'' und im ''Elli-Voigt-Heim'' zur Verfügung.
:Nach ihm hat Schreiber dieses, der Lehrer '''R. Zastrow''' aus Wietstock. die hiesige Schulstelle übernommen.
+
:Diese Unterrichtsräume waren im Heim „''Schneller'', ''Stachanov''“ und im Heim „''Berlin''.  
::Am '''6. Juni 1861''' bin ich in Benz Kreis Cammin in Hinterpommern geboren, woselbst mein Vater über 30 Jahre unter dem jetzigen '''Grafen v. Flemming''' Schäfer war.
+
:Obwohl dadurch eine spürbare Erleichterung in der Organisation des Unterrichts eintrat, gab es durch die Zersplitterung große Schwierigkeiten in der Leitung der Schule.
::Von 1879 -1882 besuchte ich das Seminar zu Cöslin. Mit 7 Klassengenossen wurde ich der Königl. Regierung zu Breslau überwiesen, worauf meine erste Anstellung als Adjuvant in Reichau Kreis Nimptsch in Mittelschlesien am '''18. Dezember 1882''' erfolgte, an welchem Tage ich auch meinen Amtseid leistete. Auf meine Bewerbung wurde ich nach fast 2 jähriger Thätigkeit nach Wietstock Kr. Cammin i. Pom. am '''1. Oktober 1884''' versetzt, nachdem ich im '''Sommer 1884''' meiner Militärpflicht in Breslau beim II. Schles. Grenad. Reg. No 11 genügt hatte. Nachdem ich im '''Juni 1885''' die II. Prüfung in Pölitz bestanden hatte, wurde ich in Wietstock definitiv angestellt. Am '''5. Oktober 1886''' verheiratete ich mich mit '''Marena Gentz''', Tochter des Schafmeisters '''Gentz''' aus Succowshof bei Treptow a. R. Am '''15. Juli 1887''' wurde unsere älteste Tochter Namens '''Frieda''' u. am '''11. Oktober 1888''' unsere zweite Tochter Namens '''Käthe''' geboren.
 
::3. Carl geb. 27.4.90.
 
::4. Gertrud g. 27.10.91.
 
::5. Martin geb.10.11.93.
 
  
:Tausch u. Verkauf des alten Schulackers
+
:Aus der Sorge um die Verbesserung der Arbeit in der Schule, machten wir uns Gedanken zur Schaffung von Unterrichtsräumen.
:Im Jahre '''1889''' ist eine bedeutsame Veränderung auf dem Gebiete hiesigen Schulwesens eingetreten. Der am Villenteil des Dorfes gelegene alte Schulacker wurde von der Gemeinde mit Erlaubnis der Königl. Regierung gegen besseren Acker in der Nähe des alten Dorfes vertauscht. Dieser Tausch ist für die Schule sowohl als für die Gemeinde von großem Segen gewesen. Die Gemeinde verkaufte dieses ca 3 Morgen große Ackerstück zu Baustellen für den ungeheuren Preis von 33 350 M. Käufer waren: '''Jückstock, Köpke, Schmidt u. Schlächtermeister Schulz'''. Von dieser Kaufsumme sollen 12 000 M zu der hier zu errichtenten Kirche gegeben werden. Für das übrige Geld ist die frühere Mentzel’sche Badevilla von der Gemeinde angekauft und im Sommer 1889 zum Schulhause ausgebaut worden. Dieses neue Schulhaus enthält unten 2 geräumige Klassenzimmer u. oben 2 Lehrerwohnungen, eine für den verheirateten ersten Lehrer u. eine für den II. Lehrer.
 
  
;Lehrer
+
;Am 10.02.1961
:Am '''14. Oktober 1889''' wurde die neuerrichtete II. Lehrerstelle durch den vom Camminer Seminar abgegangenen Lehrer '''Ernst Lawin''' besetzt; derselbe ist geboren am '''22. September 1869''' zu Johannsberg Kreis Belgard Regenwalde; woselbst sein Vater ist Inspektor zu Aalkist ist auf der Präperandenanstalt zu Drambarg vorbereitet bezog er im '''Herbst 1886''' das Seminar zu Cammin, das er Ende '''September 1889''' nach bestandener Abgangsprüfung wieder verließ. Eingeführt und vereidigt wurde derselbe am '''11. November''' durch den Lokalschulinspektor Herrn '''Pastor Zinzow''' in Crummin.
+
:erfolgte durch mich eine Aussprache mit der Genossin Oberlehrerin '''Edith Wilke''', damals Stellvertreter des Kreisschulrates, mit Genossen des Kreisbauamtes und der Kreisplankommission. Nach Darlegung der Situation wurde die Initiative begrüßt, aber ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass weder Geld noch Material aus zentralen Mitteln zur Verfügung gestellt werden kann.
  
;Einweihung des neuen Schulhauses
+
:Wenige Tage später, am '''22.02.1961''' stimmte der Rat meiner Vorlage zu und sagte die Unterstützung zu.
:Am '''5. November''' vorm. 10 Uhr wurde das neue Schulhaus durch den Lokalschulinspektor im Beisein vieler Gemeindemitglieder feierlichst eingeweiht. Am folgenden Tage begann der Unterricht in der neuen Schule in 3 gesonderten Klassen. Klasse I. zählte 37 Schüler, Klasse II. 47, Klasse III. 38 Schüler.
+
:Eine Baukommission wurde eingesetzt, die am '''5.03.1961''' ihre erste Beratung durchführte. Dieser Baukommission gehörten an die Kollegen '''Behlke, Skottky, Sack, Schimmel''' (damals Elternbeiratsvorsitzender), '''Voß''' und '''Klöpfer''' (Komm. Wirtschaft des Rates der Gemeinde), '''Prellwitz''' (Bauleiter beim damaligen BMK Nord), '''Schmidt''' (damals Leiter des Betonwerkes), '''Futter''' (Mitarbeiter beim damaligen BMK Nord), '''Dinse''' (Ingenieur bei der Wasserwirtschaft) und '''Küffner''' (Mitglied des Elternbeirates).
:Das Sommerhalbjahr '''1890''' beginnt mit einer Schülerzahl von 134 und zwar hat Klasse I. 44, Klasse II. 42 u. Kl. III 48 Schüler, zusammen also 122 Schüler.
 
  
:Am '''21. April 1890''' wurde die Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Sup. '''Gehrke''' aus Usedom von nachmittags 2 - 5 1/2. Uhr im Beisein des Herrn Pastors revidiert. Vom Schulvorstand war außerdem Schulvorsteher '''Fahl''' anwesend. Diesem legte der Herr Sup. ans Herz, dafür Sorge tragen zu wollen, daß das Gehalt der Lehrer aufgebessert werde, da es den hiesigen Verhältnissen nicht entsprechend sei. Auf den Antrag des Schulvorstehers '''Fahl''' in der Gemeindevertretung, hat diese den Beschluß gefasst, das Gehalt der beiden Lehrer vom '''1. Juli 1890''' ab um eine persönliche Zulage von 100 M zu erhöhen.
+
:Dieses Bauaktiv –unter meiner Leitung- hatte von der Vorbereitung bis zur Übergabe den Bau fest in der Hand.
 +
:In regelmäßigen Beratungen wurde der Fortgang festgelegt. Die Vorbereitungen, d. h. das Planieren des Geländes, das Anfahren der Großblöcke und weiterer Baumaterialien konnte so schnell durchgeführt werden, dass wir am Vorabend des '''1. Mai 1961''', anlässlich eines Aufbausonntags, den Grundstein legen konnten.
  
 +
:Zuvor war das Projekt erarbeitet worden. Herr '''Prellwitz''' hat die Erarbeitung des Projektes, die gesamte Vermessung und die Bauaufsicht als seinen Beitrag zum Nationalen Aufbauwerk übernommen.
  
===Stundenplan für die 3 klassige Schule mit 2 Lehrern (Seite 13)===
+
:Noch im Monat '''Mai''' konnten die Fundamentgruben ausgehoben, die Bankette konnten gegossen werden. Diese Arbeiten erledigten Lehrer und Schüler mit Hilfe des Betonwerkes Zinnowitz.
:Oberklasse 28 Stunden
+
:Schon einen Monat später begannen wir mit dem Setzen der Großblöcke. Hier ist der vorbildliche Einsatz eines Kranfahrers der ''LPG Neuendorf'', die uns in selbstloser Weise half, und vieler Kollegen unserer Schule, so z.B. '''Koll. Kesten, Klauber, Scottky, Geisler''', Schulmeister und '''Guse''' zu erwähnen.
:Anmerkung: Wo keine Minutenzahl angegeben ist, dauert der Unterricht eine Stunde
 
  
:{| class="wikitable center"
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;In den Monaten '''Mai-Juli'''
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:wurde der Rohbau mit allen Außen- und Innenwänden soweit fertiggestellt, dass wir nach einer Bauzeit von 3 Monaten Richtfest feiern konnten.
! Lektion !! Montag !! Dienstag !! Mittwoch !! Donnerstag !! Freitag !! Sonnabend
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:Durch die vorbildliche Weiterarbeit vieler Eltern und Lehrer und mit Hilfe örtlicher Betriebe waren wir soweit, dass bereits am '''10.9'''. die Klempnerarbeiten beendet waren und das Dach konnte eingedeckt werden.
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:Es folgte nun der schwierige Innenausbau. Mit dem Verlegen der Lichtanlage, der Be- und Entwässerung begannen Anfang '''Oktober''' Elektriker und Installateure des Fernsehgerätewerkes Staßfurth.
| 1. 40 Minuten || Biblische Geschichte || Katechismus || Bibellesen || Biblische Geschichte || Katechismus || Perikoge* und Lied
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:Das ging wiederum zügig voran, dass bereits Mitte '''Oktober''' mit dem Putzen begonnen werden konnte. Am '''16. November''' schaufelten und mauerten die Lehrer der Schule den Heizkanal zum neuen Gebäude, damit mit der Installation der zentralen Heizanlage begonnen werden konnte.
|-
 
| 2. || Rechnen || Rechnen || Geschichte || Rechnen || Rechnen || Geschichte
 
|-
 
| 3. 40 Minuten || Aufsatz || Lesen und Erklären von Lesestücken || Lesen und Erklären von Lesestücken || Lesen und Erklären von Lesestücken || Lesen und Erklären von Lesestücken || Lesen und Erklären von Lesestücken
 
|-
 
| 4. 40 Minuten || Schönschreiben || Übungen in Ortographie u. Interpunktion || Raumlehre || Schönschreiben || Lesen und Erklären von Lesestücken || Raumlehre
 
|-
 
| 5. || Naturkunde || Geographie || Zeichnen || Naturkunde || Geographie || Zeichnen
 
|-
 
| 6. || Lesen mit Sprachlehre || Singen ||  || Lesen mit Sprachlehre || Singen ||
 
|}
 
:''*'' Perikope = Abschnitte aus Evangelien und Episteln im Gottesdienst
 
  
===Stundenplan für die 3 klassige Schule mit 2 Lehrern (Seite 14)===
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:Unsere Schüler waren am Nachmittag, als wir mit der Arbeit begannen, noch skeptisch, am nächsten Morgen bei Schulbeginn jedoch erstaunt, dass ihre Lehrer nicht nur guten Unterricht erteilen konnten, sondern in körperlicher Arbeit auch Werte erarbeiteten.
  
:Mittel Klasse 28 Stunden
+
;Anfang Dezember
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:war das Innenputzen abgeschlossen, die Heizung verlegt, so dass am '''20.12.1961''' der Probelauf der Heizung durchgeführt werden konnte.
 +
:Ein Beispiel der Arbeit sei hier weiterhin erwähnt. Als uns am '''23.12'''. vom Bahnhof Zinnowitz mitgeteilt wurde, dass ein Waggon mit 15 to Material für den Fußboden zu entladen sei, dauerte es keine Stunde, bis 40 Eltern, Lehrer und Schüler mit den notwendigen Fahrzeugen bereit standen.
 +
:In 2 ½ Stunden waren diese 15 to Material entladen, abgefahren und im Neubau gelagert. Mit Hilfe aller Kräfte wurde der Innenbau so forciert, dass wiederum zu Ehren des '''1. Mai 1962''' die Übergabe der Schule erfolgen konnte.
  
:Anmerkung: Wo keine Minutenzahl angegeben ist, dauert der Unterricht eine Stunde
+
:Diese Übergabe gestalteten wir in Zinnowitz zu einem Volksfest. Wir hatten Grund zum Feiern, denn innerhalb eines Jahres wurden 4 Unterrichtsräume mit Nebenräumen, Toiletten und Flur geschaffen.
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:Am Anfang sagte ich, dass unsere Initiative begrüßt wurde, aber Geld und Material aus zentralen Mitteln nicht zur Verfügung gestellt werden konnten.
  
:{| class="wikitable center"
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;Ich möchte einiges zur Finanzierung zum Ausdruck bringen.
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:Die 4 geschaffenen Klassenräume haben lt. Projektierung einen Wert von 141.0 TM, davon erhielten wir aus dem Volksvertreterfonds der Gemeinde, aus Einsparungen und aus Lottomitteln rund 60.0 TM, so dass über 80.0 TM innerhalb eines Jahres im NAW <ref>* Nationale Aufbauwerk</ref> erarbeitet wurden. In der Hauptsache konnte dieser Wert durch Arbeitsleistungen geschaffen werden, aber auch durch Spenden unserer Eltern, Schüler und Betriebe.
! Lektion !! Montag !! Dienstag !! Mittwoch !! Donnerstag !! Freitag !! Sonnabend
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:So sammelte die damalige stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates, Frau '''Peters''', allein in Peenemünde als Spenden der Eltern (die Schüler aus Peenemünde besuchten damals die 5. Klasse unserer Schule) über 800.-Mark.
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:80.0TM im NAW zu erarbeiten, 80.0 TM zusätzlich für unseren Staat ist eine hervorragende Leistung.
| 1. 40 Minuten|| Biblische Geschichte|| Biblische Geschichte || Katechismus || Biblische Geschichte || Biblische Geschichte || Katechismus und Lied
 
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| 2. || Rechnen || Rechnen || Geschichte || Rechnen || Rechnen || Geschichte
 
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| 3. 40 Minuten || Lesen und Erklären von Lesestücken || Lesen und Erklären von Lesestücken || (40 Minuten) Ortographische Übungen || Lesen und Erklären von Lesestücken || Lesen und Erklären von Lesestücken || (40 Minuten) Ortographische Übungen
 
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| 4. || Aufsatz || Schönschreiben ||  || Lesen und Erklären von Lesestücken || Schönschreiben ||
 
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| 5. || Geschichte|| Geographie Naturbeschreibung ||  || Geschichte Naturbeschreibung || Geographie ||
 
|-
 
| 6. || Zeichnen || Singen || || Zeichnen || Singen ||
 
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:Die Schüler dieser Klasse müssen in drei, spätestens in vier Jahren die Reife zur Versetzung in die Oberklasse erlangen.
 
  
===Stundenplan für die 3 klassige Schule mit 2 Lehrern (Seite 15)===
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:Natürlich kann man nur bauen, wenn auch Material zur Verfügung steht.
:Mittel Klasse 28 Stunden
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:Die Arbeiter des Betonwerkes verpflichteten sich z.B. über den Plan und unter Verzicht der Lohnkosten die Großblöcke herzustellen, so stellte uns die LPG Neuendorf zusätzlich einen Kran zur Verfügung, so führt unser Patenbetrieb, die IG Wismut Zinnowitz, alle Fahrten unentgeltlich durch, die LPG Zinnowitz stellte uns Holz zur Verfügung, um nur einige Beispiele zu nennen.
:Anmerkung: Wo keine Minutenzahl angegeben ist, dauert der Unterricht eine Stunde
 
  
:{| class="wikitable center"
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:Ich habe bisher in der Hauptsache den ökonomischen Wert, der durch beispielhafte Masseninitiative geschaffen wurde, berichtet. Selbstverständlich hatte die Schaffung der 4 Unterrichtsräume auch einen großen erzieherischen Wert. Nur dadurch, dass Eltern, Lehrer, Schüler und darüber hinaus die gesamte Bevölkerung von Zinnowitz ein gut arbeitendes, ein großes Kollektiv bildeten, konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Nur dadurch, dass Lehrer und Schüler immer wieder beispielhaft vorangingen, wurde gezeigt, welchen Nutzen echte Gemeinschaftsarbeit bringen kann. Nur dadurch, dass sich Einzelpersönlichkeiten für ganze Komplexe verantwortlich fühlten und die NAW-Arbeit zu ihrer eigenen Arbeit machten, waren diese Leistungen möglich.
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! Lektion !! Montag !! Dienstag !! Mittwoch !! Donnerstag !! Freitag !! Sonnabend
 
|-
 
| 1. 30 Minuten|| Biblische Geschichte || Biblische Geschichte || Rechnen || Biblische Geschichte || Biblische Geschichte || Biblische Geschichte
 
|-
 
| 2. || Schreiblesen || Schreiblesen || Schreiblesen || Schreiblesen || Schreiblesen || Schreiblesen
 
|-
 
| 3. 30 Minuten || Rechen || Rechen || Singen || Rechen || Rechen || Singen
 
|}
 
  
:Die Schüler dieser Klasse müssen in einem, spätestens in zwei Jahren die Reife zur Versetzung in die Mittel Klasse erlangen.
+
:Ich darf hier anführen:
 +
:::* die Projektierung und Bauaufsicht durch den Bau-Ing. '''Prellwitz''',
 +
:::* die Projektierung und Ausführung der gesamten Elektro-Installation durch den Bau-Ing. '''Ludwig''',
 +
:::* die Projektierung und Bauaufsicht für die Heizung durch den Heizungs-Ing. '''Schul''',
 +
:::* die Projektierung und Aufsicht für die gesamten Fragen der Be-und Entwässerung durch den Ing. '''Dinse''',
 +
:::* oder die gesamten Kostenabrechnungen durch den Kollegen '''Futter'''.
  
 +
:Allein für die angeführten Beispiele konnten 12.0 TM NAW-Leistungen erbracht werden.
  
==Abschrift . Königl. Reg. zu Stettin, 19. Dezember 1899==
+
:Ich darf auch weiterhin anführen:
:'''Journal: N K. A: VIII 3148.'''
+
:::* die mustergültige Unterstützung durch unseren Patenbetrieb,
:;Pr. 24.12.89.
+
:::* durch den Dienstleistungsbetrieb der Gemeinde,
:;N. 1369
+
:::* durch das Sägewerk Sadewasser (hier wurden sämtliche Bretter und Balken geschnitten).
:;Gehrke Supr.
 
:;Auf den Bericht vom 29.d. Mts. J. M. 233/II
 
  
:Betreffend Festsetzung des Brennmaterial für die Schulstube und die Lehrer in Zinnowitz erwidern wir Ew. Hochgeb. Nachstehendes.
+
:Auch muß erwähnt werden, dass zur Durchführung eines solchen Vorhabens die kollektive Leistung- wie hier durch das Bauaktiv- maßgeblich dazu beigetragen hat, solche Leistungen zu vollbringen.
  
:Die erste Schulstube hat 9,65 5,65 3,08 =
+
:Wenn am Tage der Einweihung der damals 83-jährige ehemalige Lehrer aus Zinnowitz, '''Hans Schütze''', das Band durchschnitt und den Weg in die neuen Räume freigab und ihm dabei die Tränen in den Augen standen, dann mag das ein Zeichen dafür sein, dass in unserem Staat der Arbeiter- und Bauern- Macht das vollendet werden konnte, was er sein ganzes Leben erträumte: ''Einsatz der gesamten Bevölkerung für die Schule''.
  
:Inhalt. Da zur Erwärmung von je 31 cbm Raum ein Klafter weiches Klobenholz erforderlich ist, so sind zur Erwärmung der Schulstube 5,5 Klafter weiches Klobenholz oder 5 rm weiches Klobenholz und 8000 Stück guter trockner Torf erforderlich.
+
:Daß zur Übergabe der Gebäude der damalige Bezirksschulrat anwesend war und uns die Glückwünsche überbrachte, dass uns eine Grußadresse der Parteileitung übersandt wurde, dass uns Glückwünsche durch den damaligen Minister für Volksbildung und dass wir Glückwünsche durch die Deutsche Lehrerzeitung erhielten, bringt die Wertschätzung unserer Leistungen zum Ausdruck.
:Die heizbaren Wohnräume des ersten Lehrers haben 5,13 5,05 2,96 = 76,68 cbm
 
4,83 4,42 2,94 = 63,05 ’’
 
Zusammen 139,73 cbm
 
Nebenrechnung:2 heizbare Stuben
 
5,13 5,05 2,96
 
4,83 4,41 2,96
 
2 nichtheizbare Stuben
 
4,70 2,66 2,57
 
1 Küche 3,80 2,67 2,57
 
1 Keller 3,86 1,80 1,2
 
Hausgarten 2 a
 
Stuben und Kammern 60 qm Fläche
 
Inhalt.
 
Zur Erwärmung derselben sind erforderlich
 
Zum allgemeinen Wirtschaftsbedarf 4,51
 
3,33
 
7,84
 
Klafter weiches Klobenholz oder 10 rm weiches Klobenholz und 10000 Stück guten trockenen Torf.
 
Die zweite Schulstube in Zinnowitz hat die gleiche Größe wie die erste, mithin sind zur Erwärmung derselben erforderlich
 
5 rm weiches Klobenholz und 5000 guter trockener Torf.
 
Der zu heizende Wohnraum für den zweiten Lehrer hat 4,83 4,41 2,96 = 63,05 cbm
 
Rauminhalt.
 
17
 
Zur Erwärmung derselben sind erforderlich 2 Klafter weiches Klobenholz oder 2 rm weiches Klobenholz und 2000 Stück guter trockener Torf.
 
Im Ganzen sind also erforderlich
 
Schulstube Wohnräume
 
1. Lehrer 5 rm weiches Klobenh. 8000 St. T. 10 rm w. Kl. 10 000 St. Tl
 
2. Lehrer 5 “ “ “ 8000 “ “ 2 “ “ “ 3 000 “ “
 
10 “ 16 000 “ “ 12 “ “ “ 13 000 “ “
 
22 rm weiches Klobenholz
 
29 000 Stück guter Torf.
 
Wir setzen daher hierdurch fest, daß die Schulgemeinde Zinnowitz verbunden ist fortan ihren Lehrern bis spätestens anfangs Oktober jeden Jahres zusammen
 
22 rm weiches Klobenholz
 
29 000 Stück guten trockenen Torf kostenfrei
 
angefahren zu liefern.
 
Es empfiehlt sich, dass der Schulvorstand Ankauf und Anfuhr in die Hand nimmt, auch dafür sorgt, daß das Brennmaterial, soweit es zur Heizung der Schulstuben dient zerkleinert und in dem zur Aufnahme des Brennmateriales bestimmten Raum ordnungsmäßig aufgeschichtet wird.
 
Die hierdurch entstehenden Kosten sind, sofern keine andere Vereinbarung zustande kommt, von den Hausvätern der Schulgemeinde durch Umlage einzuziehen.
 
Daß die Schulgemeinde für den Torf Steinkohle liefert, dagegen ist von Schulaufsichtswegen nichts zu erinnern. Sofern die betreffenden Öfen zur Heizung mit Steinkohlen eingerichtet sind. Wieviel Steinkohlen für Torf zu liefern sein werden, darüber hat in
 
18
 
erster Hand der zuständige Kreisbauinspektor sein Gutachten abzugeben.
 
Vorstehende Entscheidungen sind den Beteiligten bekannt zu machen und zur Ausführung zu bringen.
 
Wegen Abnahme des Schulhausbaues durch den Kreisbauinspektor wird besondere Verfügung ergehen.
 
Königliche Regierung pp.*
 
Gez. Schreiber.
 
An den königl. Landrath Herren Grafen
 
v. Schwerin Hochgeboren
 
Swinemünde
 
Einkommens- Verzeichnis
 
Für die Lehrerstelle in Zinnowitz Parochie* Crummin, Synode Usedom , Kreis Usedom- Wollin.
 
Alte Schule
 
A. Dienstwohnung. Wert v. 75 M
 
Die Dienstwohnung besteht aus:
 
1. einer heizbaren Wohnstube 5 m lg 4,15 m br 2,50 hoch,
 
2. einer heizbaren Wohnstube 3,70 2,42 2,40
 
3. einer Kammer 2,40 hoch 5,80 m lg 4,10 m br
 
und aus 2 kleinen Kammern
 
Die Wirtschaftsräume bestehen aus einer Stallscheune, enthaltend den nötigen Raum zum Futter in Fachwerk 4,70 m lg 3,20 m br., sowie einem Kuh-, Schweine-, Holz-, und Torfstall.
 
B. Brennmaterial
 
Wert für den eigenen Bedarf 50 M
 
Das Brennmaterial ist laut Verfügung des Königl. Landratsamtes vom 11. Febr. 1889 I N***134/2 festgesetzt auf:
 
93/6 Klafter oder 11 rm weiches Klobenholz u. 13 000 Stück Torf.
 
Auf den Wirtschaftsbedarf sind davon 3 1/3 Klafter gerechnet.
 
* pp. per procura = unterzeichnungsberechtigt
 
** Pfarrei
 
*** =???
 
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Dieses Quantum ist alljährlich bis zum 1. Oktober in gutem trockenem Zustande zu liefern. Die Gemeinde bringt das Brennmaterial nach Maßgabe der Statssteuern auf. Das Holz für die Schulstube wird auf Kosten der Gemeinde zerkleinert; letztere sorgt auch für die Heizung des Schulzimmers oder zahlt dem Lehrer dafür 15 M.
 
C. Landnutzung abgeschätzt zu 120 M
 
1. Garten und
 
2. Acker 69 ar 44 qm
 
3. Wiese 3 ha 46 ar 83 qm
 
D. Baarbezüge
 
I. Aus der Ortscommunalkasse auf Grund des Gesetzes vom 14. Juni 1888 zahlbar in vierteljährlichen Raten 368 M
 
und zwar
 
a) für das fixierte Schulgeld 278 M
 
b) für den bis dahin gezahlten Gemeindezuschuß 90 M
 
Sa 368 M
 
II. Staatsbeihilfe und zwar
 
a) Stellenzulage Infolge Verf. v. 2. April 1889 k.A. VI. 316 216 M
 
Jedoch vorbehaltlich des Widerrufs und ohne jede rechtliche Verpflichtung des Staates in Viertel jährl. Teilzahlung am Anfang jedes Quartalmonats gewährt.
 
b) aus dem Provinzial- Gnadenbeihilfsschulfonds 60 M
 
dito wie a) Sa a) u. b) 276 M
 
Gesamteinkommen der Lehrerstelle
 
C. u. D. 764 M
 
mit Ausschluß von Wohnung u. Feuerung
 
Zinnowitz Der Schulvorstand
 
den 22.April 1889 gez. Steffen
 
Gemeinde- und Schulvorsteher
 
gez. Fahl Schulvorsteher
 
gez. Zinzow, Pastor
 
Stettin
 
20
 
Stettin, den 24. Mai 1889
 
Vorstehendes Einkommensverzeichnis ist von uns geprüft und richtig befunden:
 
Zu demselden wird bemerkt:
 
1. Das pensionsanrechnungsfähige Stelleneinkommen des Zastrow ist folgendes:
 
a) Stelleneinkommen 764 M
 
b) Mietswert der freien Wohnung 100 M
 
c) Wert der freien Feuerung 90 M
 
Zus. 954 M
 
Königliche Regierung
 
Abteilung für Kirchen u. Schulwesen
 
gez. Schreiber
 
K. A. IX 1309
 
X . . .
 
Einkommensverzeichnis
 
für die II. Lehrerstelle in Zinnowitz, Parochie* Crummin, Synode Usedom, Kreis Usedom- Wollin
 
A. Dienstwohnung ca 75 M
 
Die Dienstwohnung besteht aus:
 
1. einer Wohnstube, heizbar, 4,83 m lang, 4,41 m br. 2,96 hoch
 
2. einer nicht heizbaren Kammer 4,83 “ 2,66 “ 2,57 “
 
An Wirtschaftsräumen ist nur ein Stall vorhanden zur Aufnahme des Brennmaterials.
 
B. Brennmaterial
 
1. für den eigenen Bedarf.
 
Auf 31 cbm Rauminhalt 3 ½ rm ( 1Klafter) Klobenholz
 
*Pfarrei
 
21
 
Da das heizbare Zimmer 63 cbm Rauminhalt hat, beträgt
 
die Menge des Holzes 7 ¼ rm a 5,50 M
 
C. Barbezüge
 
1. Aus der Ortscommunalkasse auf Grund des Gesetzes vom 14. Juni 1888,
 
Zahlbar in vierteljährlichen Raten = 300 M
 
2. Gemeindebeiträge in vierteljährlichen Raten in der Mitte des betreffenden
 
I. Monats zahlbar, durch Gemeindesteuer einzuziehen, jährlich 360 M
 
Gesamteinkommen der zweiten Lehrerstelle mit Ausschluß der für freue Wohnung und Feuerung berechneten Geldrente 660 M
 
Zinnowitz, den 11. November 1889
 
Gelesen Der Schulvorstand
 
Lawin, Lehrer Steffen, Gemeinde- u. Schulvorsteher
 
Fahl, Schulvorsteher
 
Zinzow, Pastor
 
Stettin, den 28. November1889
 
Vorstehendes Einkommensverzeichnis ist von uns geprüft und richtigbefunden.
 
Zu demselben wird bemerkt:
 
Das pensionsanrechnungsfähige Einkommen des Lawin ist folgendes
 
a. Stelleneinkommen 660 M
 
b. Mietswert der freien Wohnung 75 M
 
c. Wert der freien Feuerung 40 M
 
zusammen 775 M
 
Königl. Regierung
 
Abteilung für Kirchen u. Schulwesen
 
K.A. VIII/X.3018
 
Marbe
 
B
 
22
 
Inventar
 
Der I. Klasse
 
1. Lehrerpult 49. Biblische Bilder
 
2. 10 Subsellien* 50. 4 alte Tagebücher.
 
3. 1 Schulspind 51. Amtliches Schulblatt
 
4. 1 Gestell mit einer Wandtafel v.d. Reichardt (Anf. 1. April 1889)
 
5. 2 Wandtafeln 52. Kommunizierende Röhren
 
6. 5 Schulfahnen 53. 1 Stundenplan u. 1Inventarienverzeich.
 
7. 1 Lutherbild 54. 14 ? Bände der Schülerbibliothek
 
8. 4 Fensterkasten 55. 1 Versäumnisliste für die
 
9. 1 Fensterschwamm Handarbeitslehrerin
 
10. 2 Schülertrommeln und 4 Schülerflöten 56. 1 Schulbesen
 
11. 1 Karte von Pommern
 
12. 1 Karte von Deutschland
 
13. 1 Karte von Europa
 
14. 1 Karte von Palästina
 
15. 1 Globus
 
16. 1 Zirkel
 
17. 1 Transporteur
 
18. 1 Metermaß
 
19. 1 Zeigestab und 1 Rohrstock
 
20. 1 Kohlenkasten
 
21. 1 Feuerschippe
 
22. 4 Fensterkasten
 
23. 1 Feuerhaken
 
24. 1 Haken zum Öffnen des Ventilators
 
25. 1 Schulbesen
 
26. 1 Ascheneimer
 
27. 4 neue Holz- Rouleaux
 
28. 1 Kaiserbild ( v. Fr. Neumann)
 
29. 2naturgesch. Anschauungsbilder
 
30. 1 Tagebuch
 
31. 1 Lehrbericht
 
32. 1 Schulchronik
 
33. 1 Schulbibel
 
34. 1 Kahle, Reich Gottes
 
35. 1 Schulz & Triebel, Kirchenlied * Subsellien =
 
36. 1 Seeliger, Katechismus Schulbänke (Pult u. Sitze
 
37. 1 Nissen, Unterredungen fest verbunden)
 
38. 1 Preiß & Vetter, Musik. Kinderfreund
 
39. 1 Hering, Liederheft
 
40. Büttner, 3. u. 4. Heft nebst Fazitheften
 
41. 1 Bork, Lesebuch
 
42. Nowack, Unterricht in Deutsch 3. u. 4.Teil
 
43. Hahnemeyer & Schulze 2 Hefte Sprechunterr.
 
44. Mehrere alte Zeichenvorlagen.
 
45. 1 Neue Zeichenschule von Willig, 6 Hefte
 
46. 1 Hedemann, Pausenverteilung.
 
47. 1 Goltzsch, Rechenheft
 
48. Schulakten (Verfügung)
 
23
 
Inventar
 
der II. Klasse:
 
1. 10 Subsellien *
 
2. 1 Lehrerpult
 
3. 1 Gestell mit Wandtafel
 
4. 1 Rechenmaschine
 
5. 1 Kasten mit Rechenstäben
 
6. Buchstaben für den Schreib-Leseunterricht
 
7. 9 Lesetafeln
 
8. 1 Zeigestab
 
9. 4 Fensterkasten
 
10. 1 Tagebuch
 
11. 1 Lehrbericht
 
12. 1 Gesangbuch
 
13. 1 Lesebuch von Bock
 
14. 2 Fibeln von Bock
 
15. 1 Bild Kaiser Friedrichs III.
 
16. 1 amtl. Leitfaden
 
17. 2 Anleitungen zum Rechnen von Goltzsch und Thiel
 
18. Grundzüge der Lehrordnung
 
19. 1 Wendel, bibl. Gesch.
 
20. Die Preußischen Regulativen
 
21. Goltzsch, Pommersches Schul- u. Hausbuch
 
22. 1 Kohlenkasten
 
23. 1 Feuerhaken
 
24. 1 Fensterschwamm 1 Lehrplan
 
25. 1 Schulspind
 
26. 1 Schulbesen
 
* Subsellien = Schülerbänke (Pult u. Sitze fest verbunden)
 
24
 
Die Schülerbibliothek
 
Am Weihnachts-Heiligenabend 1890 fand im neuerbauten Fr. Niemann’ schen Saale eine Schulfeier statt, bei welcher auch der hiesige Männergesangverein mitwirkte. Die Schüler brachten mehrere dramat. Festspiele, die Hirten, die Weisen, Schneewittchen u. Rotkäppchen zur Aufführung.
 
Zum Schluß forderte der leitende Lehrer Zastrow die zahlreichen Gäste auf, einen Beitrag zur Begründung einer Schülerbibliothek zu geben. Die darauf stattfindende Kollekte ergab 20 M, wofür aus der Ernst Wunderlich’schen Buchhandlung in Leipzig folgende Bücher angeschafft wurden.
 
Nr. 1. Dramatische Weihnachtsspiele von Kusserow Preis 1 M
 
“ 2 “ “ D Reinicke “ 0,75 -
 
“ 3. Ausgewählte Erz. v. Chr. v. Schmidt 0,75
 
“ 4. Aschenbrödel v. Nieritz 0,75
 
“ 5. Volksmärchen Muhäus v. Werther
 
“ 6. Die Nibelungen v. Ferd. Schmidt 0,75
 
“ 7. Cooper, der rote Freibeuter v. Trautmann
 
“ 8. Der Schulmeister u. sein Sohn v. Caspari 1,00 -
 
“ 9. Derfflinger v. O. v. Horn 0,75
 
“ 10. Gudrun v. Ferd. Schmidt 0,75
 
“ 11. Die Türken vor Wien v. G. Nieritz 0,75
 
“ 12. Friedrich der Große v. Ferd. Schmidt 0,75
 
“ 13. Joachim Hans v. Zieten v. W. O. v. Horn 0,75
 
“ 14. 1001 Nacht v. Werner
 
“ 15. Die Hussiten vor Naumburg v. Nieritz 0,75
 
“ 16. Auswanderer “ 0,75
 
“ 17. Das Geheimnis des Schreibtisches v. Isab. Braun
 
“ 18. Lederstrumpf II. v. Höcker
 
“ 19. Der Große Kurfürst v. Ferd. Schmidt 0,75
 
“ 20. Robinson Crusoe v. Mensch
 
“ 21. Lederstrumpf I. v. Höcker
 
“ 22. Die Goldmühle v. Glaubrecht 0,50
 
“ 23. Anna die Blutegelhändlerin 0,50
 
“ 24. Der Edelstein etc. v. Chr. v. Schmidt 1,00
 
25
 
25. Hermann u. Thusnelda v. Ferd. Schmidt
 
26. Heinrich Pestalozzi “ “
 
27. Friedrich I. Barbarossa v. Oertel
 
28. Luise v. Ottokar Schupp
 
29. Otto I. v. Oertel
 
30. Benjamin Franklin. W. O. v. Horn.
 
31. Der Walfischfänger
 
32. Die Frithjofsage v. Ferd. Schmidt.
 
33. Das Alters- Invaliditätsgesetz
 
34. Götter u. Helden v. Ferd. Schmidt
 
35. Heroengeschichten “ “
 
36. Das Erdbeben von Lissabon v. W. O. Horn
 
37. Ein Kongo Neger “ “
 
38. Durch die Wüste “ “
 
39. Ein Mulatte “ “
 
40. Der Admiral de Ruiter “ “
 
41. Der Kaffernhäuptling “ “
 
42. Der Schiffsjunge “ “
 
43. Wilhelm Tell v. Ferd. Schmidt.
 
44. Der gute Fridolin v. Christ.v. Schmidt
 
45. Deutsche Helden in Kamerun v. Karl Zastrow
 
46. In der Ansiedlung Gerstäcker
 
47. Heideblumen v. Twiehausen
 
48. Der Kalendermann v. Glaubrecht
 
49. Der Turmbau auf den Halligen v. O. Schupp
 
50. Die Lebensversicherung. Hoffmann
 
51. Der Zigeunerbub. Bönnet
 
52. Galeerensklave. Gust. Nieritz
 
53. Ein …? Seelenverkäufer “
 
54. Der Schulmeister in Tannenrode. Baron
 
55. Jakob Ehrlich )
 
56. Ritter u, Bauer ) Franz Hoffmann
 
57. Das große Loos )
 
58. Die sizilianische Vesper v. Fern
 
59. Unter deutscher Flagge. Palm
 
60. Der Zigeuner. Glaubrecht
 
61. Überwunden. Paulsen
 
62. Weihnachtsglocken
 
63.
 
64. Ebbe u. Flut
 
26
 
Die Seite 12 erwähnten 100 M widerrufliche Zulage wurde dem II. Lehrer am 1. Juli 1892 wieder von der Gemeinde entzogen. Der II. Lehrer Lawin verließ Zinnowitz am 1. Oktober 1892 und siedelte nach Greifswald über. Es wurde nun der Schulamtskandidat Paul Schulz vom Pyritzer Seminar aus Brallentin bei Dölitz von der Königl. Reg. für diese Stelle bestimmt, da derselbe aber plötzlich erkrankte u. nun vorläufig keine Lehrerstelle übernehmen konnte, so wurde der Lehramtskandidat Hermann Mademann aus Zizow bei Rügenwalde hierhergeschickt. Derselbe ist geboren am 21. August 1872 zu Zizow bei Rügenwalde, woselbst sein Vater Mühlenbesitzer ist. Auf den Lehrerberuf hat ihn Lehrer Vilwork in Palzwitz bei Rügenwalde vorbereitet. Michaelis 1889 bezog derselbe das Seminar zu Cöslin, welches er am 31. August 1892 nach bestandener I. Lehrerprüfung wieder verließ. Angetreten hat er seine hiesige Lehrerstelle am 15. Oktober und wurde am Donnerstag den 20 Oktober von Herrn Pastor Zinzow in Gegenwart des Gemeinden u. und Schulvorstehers Herrn O. Steffen vereidigt.
 
Im Schuljahre 1891 wurde die Schule besucht:
 
I. Kl. 22 Kn. 27 Mädch. zus. 49 Schüler
 
II. Kl. 22 " 19 " 44 "
 
III. Kl. 26 " 19 " 45 "
 
_______________________________
 
1891 = 135 Schüler
 
Im Schuljahre 1892 betrug die Schülerzahl in
 
I. Kl. 18 Kn. 31 Md. zus. 49 Schüler
 
II. Kl. 26 " 19 " " 45 "
 
III. Kl. 34 " 29 " " 63 "
 
__________________________________
 
157 Schüler
 
Im Schuljahre 1893 betrug die Schülerzahl in
 
I. Kl. 26 Knaben 30 Mädchen zus. 56 Schüler
 
II. Kl. 29 " 23 " zus. 51? "
 
III. Kl. 29 " 32 " zus. 61 "
 
______________________________
 
168 Schüler
 
Im Schuljahre 1894 betrug die Schülerzahl in
 
I. Kl. 22 Knaben 22 Mädchen zus. 44 Schüler
 
II. Kl. 27 " 28 " zus. 55 "
 
III. Kl. 25 " 37 " . " 62 "
 
______________________________
 
zus. 161 Schüler
 
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Im März 1894 wurde der Schule durch Herrn Pastor Zinzow die erfreuliche Nachricht zuteil, daß der Kreisausschuß 120 M zur Erweiterung der hiesigen Schülerbibliothek bewilligt habe. Dafür sind 111 Bücher nach dem von der Königl. Regierung im Amtlichen Schulblatt Nr. 10 u.11. Jahrg. 1893 aufgestellten Verzeichnis ausgewählt u. bestellt worden, welche aber bis jetzt noch nicht eingetroffen sind. Am 16. April 1894 hat man mit den Erdarbeiten zum hiesigen Kirchenbau begonnen. Die Bauleitung hat der Architekt Hohsfeldt – Charlottenburg übernommen, welcher auch den Entwurf angefertigt hat. Die Kirche ist auf 56 000 M veranschlagt u. soll am 1. Juli 1895 vollendet sein. Sn. Majestät hat ein Allerhöchstes Gnadengeschenk von 8000 M zum hiesigen Kirchbau bewilligt. Ein Geschenk von 2000 M ist auch von der Provinzial. Synode dazu gegeben worden.
 
Am 15. Juli 1894 wurde der –Grundstein zu hiesiger Kirche gelegt, an welcher Feier sich die beiden hiesigen Vereine, der Kriegerverein und der Verein „Eintracht“, sowie auch die Schuljugend beteiligte. Die Kirche ist inzwischen so weit hergestellt, daß sie am 17. Juli dieses Jahres eingeweiht werden soll.
 
Am 1. April 1895 d. J. beteiligte sich die Schuljugend anläßlich des 80jährigen Geburtstages des Fürsten Bismarck an der Pflanzung einer Bismarckeiche in der Nähe der Kirche. Am 17. Mai vormittags von 7 – 12 Uhr wurde die hiesige Schule durch Herrn Schul u. Regierungsrat Hauffe revidiert. Am 1. Juli 1895 wurde hier von mehreren Gemeindegliedern eine Privatschule unter Leitung eines Predigtamtskandidaten ins Leben gerufen, dieselbe wird von 14 Schülern besucht.
 
Am 18. Januar 1896 wurde das 25jährige Bestehen des Deutschen Reiches in der Schule festlich gefeiert.
 
Am 8. Juni wurde die Schule durch den Kreisschulinspektor Hf. Superint.Gercke revidiert.
 
Am 22. u. 23. März 1897 fiel der Unterricht aus, weil sich die Schule an der Lentenarfeier beteiligte.
 
  
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:Ich habe zum 20. Jahrestag unserer Deutschen Demokratischen Republik über diese hervorragenden Leistungen von Eltern, Lehrern, Schülern, Betrieben und Zinnowitzer Bürgern geschrieben, weil ich der Meinung bin, dass solche Beispiele nicht alltäglich sind und dass sie den Beweis erbringen, dass in unserem Staat die sozialistische Menschengemeinschaft zu großen Taten bereit und fähig ist.
Am 1. Oktober 1897 wurde der bisherige Lehrer Mademann nach Werder bei Swinemünde versetzt, an seine Stelle wurde der bisherige Schulamtskandidat Hugo Stüber aus Nemitz, Kreis Cammin berufen. Derselbe ist am 18. November 1876 in vorgenanntem Orte geboren, woselbst sein Vater Kaufmann ist. Auf den Lehrerberuf ist derselbe auf der Privat-Präparandenanstalt* zu Cammin von 1891 – 1893 vorgebildet und hat darauf das Lehrerseminar zu Cammin von 1893 – 96 besucht. Vertretungsweise ist derselbe schon ½ Jahr in Garz a/O. u. ½ Jahr in Jarmen gewesen. Am 1. April 1899 verließ Herr Stüber wieder den hiesigen Schuldienst, da er zum Präparandenlehrer* in Cammin gewählt war. An seine Stelle wurde der Schulamtskandidat Herr Emil Berndt aus Plötz bei Jarmen berufen. Derselbe ist am 29. September 1878 zu Plötz geboren, woselbst sein Vater Stellmacher ist. Für den Lehrerberuf ist derselbe auf der Königl. Präparandenanstalt zu Triebsees von 1893 – 96 vorgebildet u. hat danach das Lehrerseminar in Pölitz von 1896 – 99 besucht, woselbst er am 16. 3. 99 die I. Lehrerprüfung bestanden hat. Für die neugegründete III. Lehrerstelle ist der Schulamtskandidat Herr Hans Schütze aus Greifswald berufen worden. Derselbe ist am 1. März 1879 als Sohn des früheren Schlächtermeisters Schütze zu Greifswald geboren u. hat seine Vorbildung auf der Privat-Präparandenanstalt* zu Greifswald von 1893 -96 erhalten, worauf er das Seminar zu Franzburg von 1896 – 99 besucht hat. Die I. Lehrerprüfung hat derselbe am 9. 3. 99. bestanden.
 
Die Vereidigung beider neuangestellten Lehrer fand am Freitag, den 7. April d. J. in Gegenwart des Gemeindevorstehers u. des I. Lehrers durch den Ortsschulinspektor im hiesigen II. Klassenzimmer statt. Am 11. August wurden die beiden jungen Lehrer zum 129. Inf. Reg. zu Bromberg einberufen, um in einer 10wöchentlichen Übung ihrer Militärpflicht zu genügen. In den ersten 4 Wochen wurden die beiden ersten Klassen vom I. Lehrer, sowie Mittwochs u. Sonnabends auch noch die III. Klasse von demselben mitvertreten, an den
 
*Präparand = der auf das Lehrerseminar vorbereitet wird
 
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übrigen 4 Wochentagen kamen die Nachbarkollegen des Nachmittags zur Vertretung in der III. Klasse. Vertreter waren Gallaus- Crummin , Grimm- Bannemin, Butzlaff- Hammelstall u. Sievert- Mölschow. Am 8. September wurde der Schulamtskandidat Rudolf Lüttcher aus Pyritz als Vertreter geschickt. Derselbe ist am 22. Okt. 1879 zu Pyritz geboren, wo sein Vater Schmiedemeister ist. Seine Ausbildung hat derselbe auf der Privat-Präparandenanstalt * zu Pyritz sowie auf dem Lehrer-Seminar eben daselbst von 1896 - 99 erhalten.
 
Im Jahre 1900 überstieg die Schülerzahl zum ersten Male die Zahl 200, es waren im Sommer d. J. 208 Schüler.
 
Störungen des Unterrichts traten dadurch ein, daß der I. Lehrer am 19. Mai an schwerem Darmkatarrh erkrankte, so daß derselbe von den beiden anderen Lehrern bis zu den Sommerferien vertreten werden mußte. Außerdem wurde der III. Lehrer zu einer 6wöchentlichen militärischen Übung eingezogen und mußte in dieser Zeit ebenfalls von den anderen beiden Lehrern vertreten werden.
 
Am 1. April 1899 wurde der einstimmige Beschluß von der Gemeinde-Vertretung gefaßt, ein II. Gemeindeschulhaus zu bauen. Die Vorarbeiten hierzu zogen sich indes zwei Jahre hin. Am 15. September 1901 fand endlich die feierliche Grundsteinlegung statt. Nachdem der Platz schon am Morgen mit Fahnen festlich dekoriert war, versammelten sich um 10 Uhr Vormittags Vertreter der Ortsbehörde, Gemeindemitglieder und Schulkinder beim alten Schulhause. In feierlichem Zuge ging es dann zum Festplatz. Mit dem Gesange der Strophe:
 
„Eine feste Burg ist unser Gott“ wurde die Feier eingeleitet. Danach hielt der I. Lehrer Zastrow folgende Ansprache:
 
Hochgeehrte Anwesende, lieben Kinder!
 
Ein feierlicher Anlaß hat uns heute hier zusammengeführt. Wir stehen am ersten Abschluß
 
*Präparand = der auf das Lehrerseminar vorbereitet wird
 
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eines Werkes, das für die Zukunft unseres Ortes von der größten Bedeutung sein wird. Der Grundstein zu einem zweiten Gemeindeschulhause soll heute hier geschlossen werden.
 
„Eine feste Burg ist unser Gott, eine gute Wehr und Waffen“, haben wir soeben gesungen. Eine Burg Gottes soll auch dieses Haus werden, das hier gebaut wird., So wie die Bewohner einer Burg sich sicher fühlten vor den Angriffen des Feindes, so soll auch in einem Schulhause die Jugend vor allem Bösen und Schlechten behütet und bewahrt werden. Denn was kann es Heiligeres und Besseres in einer Gemeinde geben, als wenn die Jugend zu allem Guten, Wahren und Schönem erzogen wird, so daß Gott und alle guten Menschen ihr Wohlgefallen daran haben? Eine Schule soll aber auch ferner eine Burg und ein Bollwerk sein, gegenüber den finsteren Mächten des Unglaubens und des Aberglaubens, und Ströme lebendigen Wassers sollen von hier aus in das Elternhaus und in die Gemeinde eindringen. Wenn nun aber die Schule solche hohe Aufgabe erfüllen soll, nämlich eine Pflanzstätte der Gottesfurcht und wahren Frömmigkeit, der Bildung und des Wissens zu sein, so muß sie im Inneren und Äußeren auch zweckentsprechend eingerichtet werden. Wir haben nun das feste Vertrauen zu der eingesetzten Baukommission, daß sie das angefangene Werk in allen seinen Teilen herrlich vollenden wird, damit der vollendete Bau auch eine Zierde für den ganzen Ort werde.
 
  
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+
:('''Otto Behlke, Schuldirektor, 1969''')
Ihr aber, lieben Kinder, sollt durch Euren Lebenswandel Euch Eurer Väter würdig zeigen. Ihr sollt dankbar anerkennen, was Eure Väter hier für Euch thun. In Euren Händen ruht einst die Zukunft unseres idyllischen Badeortes, strebt allezeit danach, daß Zinnowitz immer mehr fortschreite im Wachstum und der Entwicklung, damit sein Name in Zukunft in der vordersten Reihe der Großbäder genannt werde und immer weitere Kreise unseres Vaterlandes als das erkennen, was es in Wirklichkeit schon ist, als eine Perle an der Ostsee.
 
Es drängt mich nun noch Dank auszusprechen am heutigen Tage der vorgesetzten Schulbehörde und der durch einige Vertreter anwesenden Ortsbehörde, die durch ihre Bereitwilligkeit und ihr allezeit der Schule bewiesenes Interesse das Werk so weit gefördert haben, daß es nun bald als ein solider und formvollendeter Bau sich unsern Blicken zeigen wird,. Daß dies ohne Unfall und Hindernisse geschehen möge - das walte Gott.
 
Du aber o Herr, Du Baumeister Himmels und der Erden, fördere auch dieses Werk unserer Hände bei uns, ja das Werk unserer Hände wollest Du fördern. Amen.
 
Hierauf wurde die vom Herrn Lehrer Zastrow verfaßte und vom Herrn Lehrer Schütze in Rundschrift auf Pergamentpapier geschriebene Urkunde verlesen, sie hatte folgenden Wortlaut:
 
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Urkunde
 
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
 
„Wenn der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Ps. 127,1.
 
Dieses zweite Schulhaus wurde von der politischen Gemeinde Zinnowitz im Jahre 1901. (Eintausendneunhundertundeins) erbaut. Bauleiter war der Bauunternehmer K. Sadewasser. Zur Baukommission gehörten die Gemeindeschöffen J. Saldsieder und C. Steffen, der Kaufmann Gustav Neumann und die Villenbesitzer W. Fubel und H. Schmidt. Der derzeitige Lokalschulinspektor ist der Pastor Fischer - Krummin. Die Schule war bis zum Jahre 1890 einklassig mit einem Lehrer. Am 1. Nov. 1890 wurde ein zweiter und am 1. April 1899 ein dritter Lehrer angestellt. Die jetzigen drei Lehrer sind: 1. Robert Zastrow, 40 Jahre alt, 19 Dienstjahre, davon 12 ½ in Zinnowitz; 2. Emil Berndt, 23 Jahre alt, seit dem 1. 4. 1899 im Amt und zwar in Zinnowitz; 3. Hans Schütze, 22 Jahre alt, ebenfalls seit dem 1. 4. 1899 angestellt und zwar hierselbst. Die I. Klasse zählt 22 Knaben und 26 Mädchen, die II. Klasse 35 Knaben und 39 Mädchen, die III. Klasse 38 Knaben und 42 Mädchen, zusammen 209 Schüler. Zinnowitz zählt in diesem Jahre 7300 Badegäste und hat 1200 (Badeg) Einwohner. Auch ist Z. in diesem Jahre Amtsbezirk geworden. Amtsvorsteher ist der Gemeindevorsteher und Badedirektor Sternberg. Zur Gemeindevertretung gehören außer dem Gemeindevorsteher und den beiden Gemeindeschöffen die unterzeichneten 12 Ge
 
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meindevertreter. Seit 1895 besitzt Zinnowitz eine eigene Kirche, die eine Schwesterkirche der Krumminer ist. Z. hat ein Postamt 3. Kl.
 
Du Menschenkind, das du vielleicht im nächsten Säculum* dieses Schriftstück entdeckst, nachdem wir schon alle Staub und Asche geworden sind, bedenke, daß auch du nur ein Pilgrim hier auf Erden bist und suche dir deshalb rechtzeitig Heimatrechte dort oben zu erwerben. Dieses Schriftstück bitten wir, der Ortsbehörde übergeben zu wollen; auch bitten wir über unsere Zeit mit ihren Einrichtungen nicht die Nase zu rümpfen, denn wir strebten auch nach Wahrheit, wenn wir auch fortwährend irrten.
 
Seebad Zinnowitz, den 12. Sept. 1901
 
Die Gemeindevertretung: )
 
Der Lokalschulinspektor: ) Unterschriften
 
Die Lehrer des Orts:
 
Der Badleiter.
 
Außer dieser Urkunde wurden in eine angefertigte Kupferbüchse noch verschiedene Zeitungen vom 12. September, die diesjährige Badeliste, verschiedene Ansichtskarten, Pläne und Führer von Zinnowitz etc. gesteckt, welche darauf vom Klempnermeister Ranft verlötet wurde. Während dies geschah, wurde von Lehrer Zastrow ein Hoch auf Sn. Majestät den Kaiser, Als Schirmherr des Friedens und Freund und Förderer der Jugenderziehung ausgebracht, woran sich die Nationalhymne anschloß; darauf versenkte der Gemeindeschöffe J. Saldsieder die Urkunde und that die üblichen drei Hammerschläge unter dem Worte:
 
„ Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
 
Lehrer Zastrow begleitete die drei Hammerschläge mit dem Worte:
 
Der Wahlspruch Josuas und des frommen Preußenkönigs, dem auch ich zu dem meinigen mache, ist: „ Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“
 
* Jahrhundert
 
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Lehrer Schütze sprach: „ Wo der Herr nicht das Haus bauet, da arbeiten vergebens, die daran bauen. „
 
Lehrer em. Hagemeister: „ Der Eckstein, auf dem dieses Haus gebaut werden soll, ist: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“
 
Kaufmann Gustav Neumann: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“
 
Mit dem Gesange der Strophen: „Ach bleib mit deinem Segen und „Ach bleib mit deiner Treue“ schloß die erhebende Feier.
 
Am 19. November 1901 wurde von der hiesigen freien Handwerker-Innung eine gewerbliche
 
Fortbildungsschule ins Leben gerufen, welche z. Z. von 25 Schülern besucht wird. Der Unterricht beträgt für Deutsch und Rechnen je 2 Stunden, für Zeichnen 1 Stunde.
 
Am Montag dem 4. August 1902 wurde das neue Schulhaus vorm. 10 Uhr vom Lokalschulinspektor in Gegenwart vieler Gemeindevertreter feierlichst eingeweiht.
 
Am 9. Juni 1902 wurde von der hiesigen Gemeindevertretung der Beschluß gefaßt, das Grundgehalt der hiesigen Lehrer auf 1100 M und den Alterszulagesatz auf 130 M zu erhöhen. Dieser Beschluß hat die Genehmigung der Königl. Regierung gefunden u. soll vom 1. April 1903 ab in Kraft treten.
 
Am 1. April 1903 wurde der erste Lehrer Zastrow zum Hauptlehrer an der hies. Schule von der Königl. Reg ernannt. Als Funktionszulage erhält derselbe von der Königl. Reg. 75 M.
 
Seit Ostern d. J. also mit dem Anfang des neuen Schuljahres (16. 4. 03) ist die hiesige Schule aus einer dreiklassigen in eine vierklassige umgewandelt worden. Aufgenommen wurden 43 Schüler, die einzelnen Klassen haben folgende Schülerzahl:
 
Kl. I 30 Knaben )
 
28 Mädchen ) 58 Schüler
 
“ II 31 Kn. )
 
29 Mädchen ) 60 Schüler
 
“ III 32 Knaben )
 
34 Mädchen ) 66 Schüler
 
“ IV 24 Knaben )
 
31 Mädchen ) 55 Schüler
 
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Am 19. April 1903 wurde unsere Küste von einer furchtbaren Sturmflut heimgesucht. Es herrschte Nordweststurm, ein Schoner strandete am neuen Damenbad, 1 Schiffsjunge wurde gerettet (Karl Steinort), die übrigen 3 Mann mussten vor unseren Augen ertrinken, ohne daß wir Hilfe bringen konnten.
 
Am 31. Dezember 1904 war abermals eine große Sturmflut, welche einen Dammbruch bei Damerow verursachte und die Chaussee auf 2 Stellen durchriß.
 
4. Lehrerstelle 1905
 
Am 1. April 1905 wurde die 4. Lehrerstelle eingerichtet. Der Schulamtskandidat Otto Wegener aus Anklam wurde als 4. Lehrer von der Königl. Reg. berufen. Derselbe ist am 17. April 1885 als Sohn des Küsters Friedrich Wegener zu Anklam geboren. Für den Lehrerberuf wurde er auf der Präparandenanstalt zu Ducherow u. auf dem Lehrer-Seminar zu Anklam vorbereitet, welches er am 2. März verlassen hatte.
 
Am 1. April 1906 wurde Herr Wegener als Präparandenlehrer nach Bütow berufen. An seine Stelle trat der Schulamtskandidat Georg Sternberg aus Pribbernow Kr. Cammin. Derselbe ist am 26. September 1883 als Sohn des Lehrers Sternberg zu Karlsthal Kr. Saatzig geboren. Er wurde für den Lehrerberuf auf der Königl. Präparandenanstalt zu Massow von 1900-1902 vorbereitet. Danach besuchte er das Lehrer Seminar zu Pölitz von 1902 – 1905. Er hat sein Amt am 2. April 1906 an, nachdem er vorher sein Militärjahr absolviert hatte, und wurde am 3. April in Gegenwart des Schulvorstandes vereidet.
 
Ostern 1907 wurde die bisherige vierklassige Schule in eine fünfklassige verwandelt. Die 5. Lehrkraft sowohl als auch das 5. Klassenzimmer fehlen bis jetzt noch. Es folgten Verhandlungen über die Anstellung eines 5. Lehrers mit der Gemeinde und mit der Königl. Regierung . Die Gemeinde bat in Anbetracht der schlechten finanziellen Verhältnisse um Aufschub. Dieser wurde gewährt, da verschiedene kinderreiche Familien fortgezogen waren, weshalb die Schülerfrequenz zurückgegangen ist. Am 1. April 1908 wurde der IV. Lehrer Sternberg nach Züssow versetzt. An seine Stelle trat der Schulamtskandidat Helmut Ernst Albert Thode.
 
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Herr Thode, Sohn des in Levenhagen Kr. Greifswald verstorbenen Lehrers Thode , ist am 11. Febr. 1887 in Levenhagen geboren. Er besuchte die Präparandenanstalt zu Ducherow von 1901 – 1904, das Seminar zu Anklam von 1904 – 1907. Vom 1. April 1907 – 31. März 1908 genügte er seiner Militärpflicht in Greifswald.
 
Am 26. Mai 1909 wurde das neue Lehrerbesoldungsgesetz angenommen, wodurch die Gehälter der Lehrerschaft ganz wesentlich erhöht worden sind.
 
Am 1. Oktober 1909 wurde Fräulein Margarete Sternberg hierselbst gegen ein Gehalt von 150 M als Handarbeitslehrerin eingestellt. 201/2 Jahre hatte dieser Unterricht in den Händen der Frau des Hauptlehrers gelegen, die dafür nur eine Entschädigung von 50 M erhielt.
 
Am 1. April 1910 wurde der 4. Lehrer H. Thode im Interesse des Dienstes nach Tribsow Kr. Cammin i. Pom. versetzt. Die erledigte 1. Stelle wurde durch den Schulamtskandidaten Rudolf Zilm vom Pölitzer Seminar verwaltet, am 1. August jedoch durch den Lehrer Georg Weber aus Neuendorf bei Borkenfriede besetzt. Johannes Karl Rudolf Adolf Weber geb. am 1. Nov. 1888 zu Staffelde Kr. Soldin N./m.* Derselbe besuchte die Knabenoberschule in Pyritz, darauf die dortige Präparandenanstalt, von 1905 – 1908 das Lehrerseminar in Pyritz; absolvierte sein Militärjahr 1908/09 beim Füs. Reg. Nr. 34 in Stettin, war vom 1. Okt 1909 bis 1. Aug. 1911 als Küsterlehre in Neuendorf, a Kreisschulinsp. Anklam IV. angestellt u. siedelte mit dem 1. Aug. 1910 nach Zinnowitz über.
 
Am 10. März 1911 wurde die hiesige Schule in Gegenwart des Schulvorstandes durch den Kreisschulinspektor Herrn Pastor Fischer revidiert und zwar Kl. I von ½ 92 – ½ 11; Kl. II von ½ 11 – ½ 12; Kl. III. von ½ 12 – ½ 1 Uhr. Nachmittags von 3 – ½ 5 Uhr fand eine Revision der IV. und V. Klasse statt.
 
* Neumarck(?)
 
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Durch das Amtliche Schulblatt vom 1. August 1910 wurden von der Königl., Regierung in Stettin folgende Gesichtspunkte bei der Anlage einer Schulchronik empfohlen:
 
.
 
A. Schulverband, Schulort, Ausbauten, Vorwerk, Konfession, und Haupterwerbszweige der Bewohner. Schulvorstand, Schuldeputation*, Schulkommissionen.
 
Kreis u. Ortsschulinspektion
 
B. Die Schule
 
Gründung, spätere Abzweigungen.
 
1 Äußeres: Schulgrundstück, Haupt- und Nebengebäude, Turn- und Spielplatz.
 
Verbesserungen.
 
2 Innere Einrichtungen: Zahl der aufsteigenden Klassen
 
(Parallel Knaben u. Mädchen – gemischte Klassen)
 
Änderungen in der Schuleinrichtung.
 
Unterrichtszeit, Lehrplan.
 
3 Die Schulkinder.
 
Zahl der Knaben, Mädchen. Konfession
 
Gastschüler, Dienstkinder.
 
Schulbesuch, Schulwechsel innerhalb des Schuljahres? Unterbrechungen des Schulbesuchs. (Krankheiten)
 
Schulwege, Schulentlassung
 
Beschäftigung in der Landwirtschaft, in Gewerben Hausindustrie.
 
4 Lehrer und Lehrerinnen.
 
Alleinstehende, erster Lehrer, Hauptlehrer, Rektor. Konfession
 
Zahl und Konfession der Klassenlehrer und Klassenlehrerinnen.
 
Vermehrung der Stellen, Umwandlung, Einziehung von Stellen.
 
Beurlaubungen und Vertretungen (Krankheiten.)
 
Fortbildung durch Teilnahme an Kursen
 
Verbindung von Lehrerstellen mit kirchlichen Ämtern.
 
Niedere Küsterdienste.
 
Nebenbeschäftigungen.
 
Diensteinkommen.
 
Nachrichten über dienstliche Verhältnisse verstorbener oder versetzter Lehrer und Lehrerinnen
 
5 Schulrevisionen.
 
C. Sonstige Nachrichten über bedeutsame mit der Schule in Zusammenhang stehende Vorkommnisse.
 
* Schulabordnung
 
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Zum Gesamt Schulverbande Zinnowitz gehört außer der Gemeinde Zinnowitz noch der Gutsverband Pudagla II. Die Bewohner sind fast durchweg evangelisch, zur katholischen Kirche bekennen sich nur 2 Familien. Alte Bewohner ernähren sich der Hauptsache nach von der Einnahme in der Badesaison, die vom 1. Juni bis 15. September dauert.
 
Der Verbandsvorsteher und Ortsschulinspektor ist der Pastor Fischer Krummin, der seit dem 1. Oktober 1909 auch zum Kreisschulinspektor ernannt ist. Zum Schulvorstande gehören außer dem Vorsitzenden : Bürgermeister a. D. Oesan, Hegemeister Erdmann, Hotelbesitzer Schweigert (zugleich Schulkassenrendant*), Pensionsinhaber Albert Häfke, Maurermeister H. de Sombré und Hauptlehrer Zastrow, die zuletzt genannten drei Mitglieder bilden die ständige Baukommission.
 
Die Schule besteht aus dem alten und neuen Schulhause, jedes mit 2 Klassenzimmern. Im alten Schulhause befindet sich außerdem die Wohnung des Hauptlehrers; im neuen Schulhause wohnen die Lehrer Berndt und Schütze im ersten Stock und der Lehrer Weber im zweiten Stockwerk. Außerdem enthält das neue Schulhaus noch ein Garderobenzimmer für die Schüler und ein Bibliothekszimmer für die Volksbibliothek. Zum alten Schulhause gehört noch ein Wirtschaftsgebäude für den Hauptlehrer und ein Abortschuppen für die Schüler; zum neuen Schulhause gehört ein Abortgebäude und eine Waschküche für die Lehrer, welche 1910 gebaut ist. Die Schulhöfe werden zugleich auch als Turnplätze benutzt; außerdem liegt ein besonderer Turnplatz etwa 400 m von der Schule entfernt bei der Hoppach’schen Windmühle**, der aber wenig als Turnplatz geeignet ist, da er nicht eingeebnet und auch meistens zu feucht ist.
 
Unsere Schule ist zur Zeit fünfklassig mit 4 Klassenzimmern und 4 Lehrern. Laut Beschluß des Schulvorstandes soll im Laufe dieses Jahres noch eine Klasse und eine Lehrerwohnung an das neue Schulhaus angebaut werden. Die Zeichnung dazu hat das Schulvorstandsmitglied H. de Sombré angefertigt und zur Zeit dem Kreisbaumeister zur Begutachtung eingereicht. Am 1. Oktober soll nach Fertigstellung des Baues die fünfte Lehrkraft, eine Lehrerin eingestellt werden.
 
* Rendant = Rechnungsführer
 
** Besitzer: v. Lepel
 
  
=Anmerkungen=
+
==Ergänzungen==
:;Ute Spohler, Zinnowitz, den 20.04.2005
 
  
:Entziffert und übertragen von:
+
*Lehrer '''[[Zinnowitz_Schulchronik#Berndt.2C_Emil_August_Otto|Emil Berndt]]''' ist in Fünfeichen umgekommen. Er haute gerne die Kinder und oft. Am Wandertag war er fröhlich und umgänglich, dann genehmigte er sich einen guten Schluck, er hat auch die Orgel in der Kirche gespielt.
::::::;* Ute Spohler
 
::::::;* Dr. Ruth Menzel
 
::::::;* Margot Marziniak
 
::::::;* Ursula Vahl
 
  
:Unter Mithilfe von:
+
*'''[[Zinnowitz_Schulchronik#Mentzel.2C_Paul_Willy_Reinhold|Paul Mentzel]]''' war ein engagierter Nazi, er verließ Zinnowitz mit seiner Familie nach dem Krieg und ging in den Westen. Ein angenommenes Kind ließ er hier zurück. Wer war es?
::::::;* Dorothea Hamann
 
  
:;Alle Rechte bei der Historischen Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.
+
*Im Trauregister aus den ältesten Kirchenbüchern '''1705-1750''', 340 Band 9 ('''Franz Schubert''') Greifswald/ Usedom ist erwähnt: am '''14.11.1749''' heiratete '''Otto Matthias Wiedemann''', Schulmeister/ Zitz eine '''Anna Surbeer''' (Ww. '''Greene''')
  
:;Bemerkungen:
+
:'''Archiv Anklam Sign. 29-18, Allgemeine gesellsch. Entwicklung 1945-54'''
:''"Es war doch ganz schön viel Arbeit, mehr als ursprünglich angenommen. Deshalb hat es so lange gedauert. Die im Original verwendete Rechtschreibung und die Schreibfehler wurden übernommen. An Stelle der = setzte ich -. Stundenpläne von den Seiten [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zinnowitz_Schulchronik#Stundenplan_f.C3.BCr_die_3_klassige_Schule_mit_2_Lehrern_.28Seite_13.29 13], [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zinnowitz_Schulchronik#Stundenplan_f.C3.BCr_die_3_klassige_Schule_mit_2_Lehrern_.28Seite_14.29 14] und [https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Zinnowitz_Schulchronik#Stundenplan_f.C3.BCr_die_3_klassige_Schule_mit_2_Lehrern_.28Seite_15.29 15] sind extra geschrieben. 13 Stellen konnten wir nicht entziffern.''"
 
  
:Ruth Menzel
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==Abschließende Bemerkung==
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:Mit den Aufzeichnungen von '''Otto Behlke''' endet '''1969''' die Schulchronik von Zinnowitz.
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:Danach wurde diese bis heute nicht fortgeführt.
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==Bildergalerie==
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<gallery mode=packed heights=150px>
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-131.jpg
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Datei:Zinnowitz-Historische Bilder-129.jpg
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Datei:Zinnowitz-Adrion-Schule-1.jpg
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Datei:Zinnowitz-Adrion-Schule-2.jpg
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Datei:Zinnowitz-Adrion-Schule-3.jpg
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Datei:Zinnowitz-Adrion-Schule-4.jpg
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</gallery>
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==Lebensläufe Zinnowitzer Lehrkräfte==
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Hier befinden sich die Lebensläufe einiger Lehrerinnen und Lehrer, die in Zinnowitz gewirkt haben. Diese Informationen wurden durch die Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V. für eine vergangene Ausstellung im Zinnowitzer Museum zusammengetragen.
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===Balcke, Johanna===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Balcke, Johanna.jpg|thumb|150px|Johanna Balcke]]
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* geb. 23.September 1886 in Roggow, Kreis Regenwalde, † in der Diakonie Züssow am 1.12.1963
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;Leben:
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:Aus unserer Schulchronik haben wir einige Angaben über die Lehrerin Johanna Balcke entnehmen können. Sie ist am 23. September 1886 in Roggow Kreis Regenwalde geboren. Im Hause ihres Vaters des Pastors Balcke wurde sie privat auf ihren Beruf vorbereitet, kam dann auf das Lehrerinnen-Seminar Friedenshof bei Stettin, wo sie nach 2 1/2-jährigem Besuch zu Ostern 1906 die Prüfung für mittlere und höhere Mädchenschulen bestand.
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:Johanna Balcke war dann 1 ½ Jahre im elterlichen Hause tätig, um jüngere Geschwister zu unterrichten, war dann von Michaelis 1907 bis 1910 an einer Familienschule in Jakobshagen tätig, unterrichtete von Ostern 1911 bis Herbst 1912 vertretungsweise am Oberlyzeum in Stargard, danach an der Mädchen-Bürgerschule.
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:Am 15. Okt. 1912 wurde in der Schule Zinnowitz als 5. Lehrkraft Fräulein Johanna Balcke angestellt. Sie bekam im Bartel’schen Haus gegenüber dem damaligen Schulhaus eine Wohnung. Zeitzeugen berichteten, dass sie auch im Winter baden ging.
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:Am 4. 9. 1939 erlitt Frl. Balcke einen Schlaganfall, der sie völlig dienstuntauglich machte. Am 1. Juni 1941 wurde die Planstelle von Fräulein Balcke durch Fräulein Leopold besetzt. Sie wohnte noch eine Zeitlang in der Mentzel’schen Villa in der Waldstraße und lebte dann bis zu ihrem Tode in der Diakonie in Züssow, Haus Emmaus. Sie starb am 1.12.1963.
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''Quellen: Historische Gesellschaft; Schulchronik, Ute Spohler
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===Behlke, Otto===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Behlke, Otto.jpg |thumb|150px|Otto Behlke]]
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* geb. 01. September 1918 in Koserow, † 20. August 1992 in Koserow
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;Leben
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:Otto Hermann Johannes Behlke ist am 1. September 1918 in Koserow auf Usedom als Sohn des Reichsbahn-Weichenwärters Hermann Behlke und dessen Ehefrau Erna, geb. Krüger geboren. Seine Grundschulzeit verbrachte er in Koserow, dann ging er bis zur mittleren Reife auf das Reform-Real-Gymnasium in Swinemünde.
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:Er begann in einer Großhandelsfirma in Swinemünde eine kaufmännische Lehre und arbeitete bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im August 1939 in dieser Firma. Er diente in verschiedene Artillerie-Regimentern. Am 1.9.1942 erlitt er durch mehrere Granatsplitter bleibende Verletzungen. Otto Behlke heiratete am 1.4.1943. Die Familie bekam einen Sohn und eine Tochter.
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:Seit dem 2.5.1945 befand sich Otto Behlke in englischer Kriegsgefangenschaft und wurde Ende November 1945 nach Zeitz entlassen. Dort wohnte damals die Familie. Anfang 1946 besuchte er dann 4 Monate lang einen Neulehrerkursus in Zeitz. Er erhielt anschließend eine Lehrer-Planstelle in Zipsendorf. Die 1. Lehrerprüfung legte er 1948 in Zeitz ab. Er war Fachlehrer für Mathematik und Physik. Die 2. Lehrerprüfung legte er am 16.5.1950 ab.
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:Er bekleidete viele gesellschaftliche Funktionen in der Schule und der Gemeinde. Mit Wirkung von 1.2.1950 wurde er als stellv. Schulrat des Kreises Zeitz eingesetzt.
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:Oberlehrer Otto Behlke hat am 1.10.1960 bis 1962 die Leitung der Oberschule Zinnowitz übernommen. Hier hat er sich große Verdienste beim Bau eines neuen Schulgebäudes im NAW (Nationalen Aufbauwerk) erworben. Er war dann 1964 bis 1965 als stellvertretender Leiter der Abteilung Volksbildung und als stellvertretender Kreisschulrat des Kreises Wolgast tätig. Ab 1968 bis 1973 war Otto Behlke dann abermals als Schuldirektor in Zinnowitz eingesetzt.
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:1976 war Oberlehrer Otto Behlke 30 Jahr in Schuldienst und erhielt die Pestalozzimedaille in Gold, er war zu dieser Zeit pädagogischer Mitarbeiter in der Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises Wolgast.
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''Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Siegfried Behlke aus Koserow, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353, Ute Spohler
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===Berndt, Emil August Otto===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Berndt, Emil.jpg|thumb|150px|Emil Berndt]]
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* geb. 29. September 1878 in Plötz bei Jarmen, † 12.5.1946 in Fünfeichen
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;Leben:
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:Emil Berndt wurde am 29. September 1878 in Plötz geboren, wo sein Vater Stellmacher war. Um Lehrer zu werden ging er auf die Königl. Präparandenanstalt Triebsees von 1893 – 96 und hat danach das Lehrerseminar in Pölitz von 1896 – 99 besucht, wo er am 16.3.1899 die I. Lehrerprüfung bestanden hat. Die Zweite Lehrerprüfung bestand er dann am 19.6.1903 ebenfalls in Pölitz.
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:Seit dem 1.4.1899 war er an der Volksschule in Zinnowitz angestellt. Er nahm am 1. Weltkrieg vom Oktober 1914 bis zum Februar 1916 teil und war in Stettin stationiert. Emil Bernd heiratete 1906 Frieda Zastrow, die älteste Tochter von Robert Zastrow. Sie bekamen zwei Söhne. Leider verstarb Frieda Berndt im Dezember 1918 mit 32 Jahren. Emil Berndt heirate danach Anni Miedbrodt, Tochter des Kaufmanns Herrn Friedrich Miedbrodt in Barth. Die Ehe wurde geschieden. Er war dann ab Dezember 1929 mit Anna Jürgens verheiratet.
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:Zur Weiterbildung nahm Lehrer Berndt 1904 an einem 4-wöchentlichen Orgelkursus in Köslin teil. Er übernahm fortan das Orgelspiel in der Kirche und leitete den Zinnowitzer Chor. Im Oktober 1919 bekam er vom Evangelischen Oberkirchenrat im Einverständnis mit dem Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berücksichtigung der Verdienste, welcher er sich um die Hebung des kirchlichen Gesanges erworben hat, der Titel „Kantor“ verliehen. Ab 1930 war die Lehrerstelle nicht mehr mit der Organistenstelle verbunden. Der Lehrer Berndt war fortan Organist der Kirchengemeinde auf Grund eines Privatvertrages.
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:Emil Berndt war in vielen Vereinen gesellschaftlich tätig. So wurde er im Januar 1919 zum Vorsitzenden des Kriegervereins gewählt, war auch im Bürgerverein und im Kaninchenzuchtverein tätig. Er war Mitglied in der NSDAP und als Kassierer der Ortsgruppe tätig. Lehrer Emil Berndt ging am 1. 10. 1938 in Pension. Auf Grund einer Verordnung mussten ab 1939 alle im Ruhestand lebenden noch nicht 70 Jahre alten Beamten wieder Dienst tun. So musste auch der Lehrer Berndt wieder mit 18 Wochenstunden Unterricht geben.
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:Im April 1944 wurde die Schule geschlossen und ab 1. März 1944 die Lehrkräfte in den benachbarten Schulen beschäftigt. Lehrer Berndt kam nach Bannemin. Nach dem Kriegsende wurde er in das Lager Fünfeichen bei Neubrandenburg verbracht. Ohne für irgendetwas verurteilt zu werden, ist er dort an den schlimmen Haftbedingungen am 12.5.1946 verstorben.
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''Quellen: Histor. Gesellschaft; Schulchronik, „Die Opfer von Fünfeichen“, Herausgeber: Sprecherrat der Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Bork, Else Gertrude===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Bork, Else.jpg|thumb|150px|Else Bork]]
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* geb. 09. Oktober 1892 in Danzig, †???? in ????
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;Leben:
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:Else Bork, geb. Schneider wurde am 9.10.1892 in Danzig als Tochter des Bäckermeisters Carl Schneider und seiner Ehefrau Auguste, geb. Preuß geboren. Ihre schulische Ausbildung begann an der Ebert‘schen Höheren Mädchenschule in Danzig von 1898-1908. Dann besuchte sie ein Seminar, dass sie 1911 als ausgebildete Kindergärtnerin I. Klasse mit Unterrichtserlaubnis verließ. Eine erste Anstellung erhielt sie im Forsthaus zu Jonasdorf, Westpreußen, von 1911-1913, wo sie Kinder unterrichtete.
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:Ihr Eintritt in den Schuldienst erfolgte 1.4.1913. Sie war bis 1916 als Hilfslehrerin an der Knaben-Vorschule der Frau Maladinski in Danzig-Neufahrwasser angestellt. 1917 erfolgte ihre Verpflichtung zur Reichspost nach Danzig-Langfuhr.
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:1922 heiratete sie Georg Bork, (geb. 5.3.1881, Bäckermeister). Zu dieser Zeit schied sie bis 1945 aus dem Schuldienst aus.
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:Als die Familie 1945 die Heimat verlassen musste, hat sie ab 1. Mai 1946 eine Tätigkeit als Lehrerin an der Grundschule Zinnowitz angenommen. Sie war als Klassenlehrerin eingesetzt, erteilte Grundschulunterricht, auch Musik bis Klasse 5. Ihre erste Lehrerprüfung hat sie am 4.4.1949 abgelegt. Am 1. Januar 1954 erhielt sie die Zuerkennung der Lehrerprüfung als vollausgebildete Lehrerin mit Lehrbefähigung für die Unterstufe. Die Lehrerin Else Bork ging zum Ende des Schuljahres 1959 in Rente.
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''Quellen: Historische Gesellschaft, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-35; Ute Spohler''
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===Hegelow, Ilse===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Hegelow, Ilse.jpg|thumb|150px|Ilse Hegelow]]
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* geb. 21. Februar 1918 in Pritter, † 14. März 2003 in Zinnowitz
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;Leben:
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:Ilse Mademann ist am 21.2.1918 in Pritter, Kreis Usedom-Wollin, geboren. Ihr Vater, Hermann Mademann, war ebenfalls Lehrer. Ihre Mutter Betty Mademann, war Hausfrau. Ilse Mademann besuchte die Grundschule in Pritter und wurde Ostern 1928 nach Swinemünde auf das Lyceum umgeschult. Ab 1931 ging sie nach Misdroy. Nach dem dreijährigen Besuch der Baltenschule, kehrte sie nach Swinemünde zurück. An der dortigen Frauenoberschule legte sie 1937 die Reifeprüfung ab.
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:Es folgte eine praktische Berufsausbildung zur Gewerbelehrerin (Kochen, Schneidern, Weißnähen, Krankenpflege, Säuglingspflege, Fabrik- und soziale Tätigkeiten) in Berlin, Stettin, Greifswald und Swinemünde. Zur Berufsausbildung gehörte auch der Nachweis der Arbeitsdienstpflicht (RAD), der sie in der Zeit vom Okt. 1938 bis März 1939 In Treuenfelde, Kreis Bütow nachkam. Sie unterbrach diese Berufsausbildung 1940 und ging Ostern 1941 nach Schneidemühl an die Hochschule für Lehrerbildung, um Volkschullehrerin zu werden. Sie legte die 1. Lehrerprüfung für das Lehramt an Volksschulen 1942 ab. Im April desselben Jahres bekam sie ihre erste Lehrerstelle in Grunewald, Kreis Templin. Dort arbeitete sie fast 6 Jahre als Lehrerin.
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:1946 hat sich Ilse Mademann dann in Zinnowitz beworben, da ihre Eltern, die hier wohnten, pflegebedürftig wurden. Am 15. September wurde sie hier angestellt. 1947 hat sie die 2. Lehrerprüfung abgelegt. Sie heiratete 1950 Helmut Hegelow und bekam einen Sohn. Ihr Mann war Hauptbuchhalter bei der ZBO Zinnowitz. Zeitweise arbeitete sie aus familiären Gründen nur stundenweise an der Schule.
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:Sie unterrichtete Deutsch und Schulgartenunterricht in der Unterstufe. Ilse Hegelow bekam 1963 die Pestalozzi-Medaille in Bronze, 1972 die Pestalozzi-Medaille in Silber (für 20 Jahre im Dienst) verliehen. Ilse Hegelow war bis zu ihrem Renteneintritt am 31.8.1979 an der nun „Karol-Swierczewski“ genannten Oberschule in Zinnowitz tätig.
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''Quellen: Historische Gesellschaft, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Hohenhaus, Friedrich Wilhelm Moritz===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Hohenhaus.jpg |thumb|150px|Friedrich Wilhelm Moritz Hohenhaus]]
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* geb. 24. Oktober 1885 in Wedelsdorf, Kr. Saatzig † 18. Dezember 1961 in Leuna
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;Leben:
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:Friedrich Wilhelm Moritz Hohenhaus wurde am 24.10.1885 In Wedelsdorf, Kreis Saatzig geboren. Sein Vater war Lehrer Hermann Hohenhaus. Wilhelm Hohenhaus heiratete 1910 in Swinemünde seine Frau Hertha, Tochter des Lokomotivführers Hermann Stöss und dessen Ehefrau Auguste, die in Swinemünde wohnten. Sie bekamen 1912 eine Tochter. Seine Ausbildung begann er als Präparand am Lehrerseminar in Pyritz, dort legte er auch sein 1. und 2. Lehrerprüfung ab. Die erste Anstellung erhielt er im Seebad Heringsdorf, dann folgte eine Tätigkeit in Pasewalk, anschließend ab 1913 bis 1945 in Stettin als Lehrer bzw. Akademielehrer.
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:Seine beiden Brüder fielen im 1. Weltkrieg, er selbst wurde 1916 eingezogen. Trotz seines Hohen Alters, vermutlich, weil er nicht in die NSDAP eintreten wollte, wurde er 1939 noch mal zum Kriegsdienst eingezogen, erlebte die Bombardierung Stettins mit und verlor seine ganze Habe. Die Landesregierung Mecklenburg hat ihn 1945 zum kommissarischen Rektor und ab 1948 wurde er auch offiziell zum Rektor der Schulen Karlshagen, Koserow, Peenemünde, Trassenheide, Zempin, Zinnowitz berufen.
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:Er hatte die Lehrgenehmigung für die Fächer Geschichte und Sport. Seine Begeisterung für den Segelsport hatte er aus Stettin mitgebracht und setzte sich für den Aufbau dieses Sportes in Zinnowitz ein. Er leitete von 1952-1954 die Sektion Segeln. Zur DDR-Zeit fand jährlich die „Wilhelm-Hohenhaus-Gedächtnis-Regatta" statt.
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:Im gesellschaftlichen Leben des Kreises spielte Hohenhaus eine sehr aktive Rolle als Fraktionsführer der SED, im Gemeindeparlament Zinnowitz und als Vorsitzender des Vorstandes der Gewerkschaft Lehrer und Erzieher. Er war ab 1946 als Beauftragter für den Naturschutz des Kreises Usedom und als Kreisobmann des Landesamtes für Kultur- und Denkmalpflege tätig.
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:Er ging ab 1. Juli 1951 in den Ruhestand. Seine Frau verstarb 1952, er zog dann vermutlich zu seiner Tochter nach Leuna, wo er 1961 verstarb.
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''Quellen: Histor. Gesellschaft, Schulchronik, Chronik Zinnowitzer Yachtclub e.V., Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Leopold, Anna Marie Helene===
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[[Datei:Zinnowitz - Lehrer-Leopold Anna.jpg |thumb|150px|Anna Marie Helene Leopold]]
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* geb. 16. Oktober 1894 in Loddin, † 19.12.1987 in Loddin
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;Leben:
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:Anna Marie Helene Leopold wurde als Tochter des Lehrers Hermann und seiner Frau Auguste Leopold am 16.10.1894 in Loddin geboren. Sie hatte noch 3 Schwestern. Sie besuchte die Volksschule in Loddin, ging dann auf das Lyceum in Swinemünde und anschließend auf das Ober-Lyceum in Greifswald.
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:Sie erwarb die Lehrbefähigung für Lyceen, die Mittel- und Volksschulen. Von 1917 bis 1941 war sie an den Volksschulen, Ahrenshoop, Cröslin, Wieck und Gützkow als Lehrerin tätig. An der Volksschule Gützkow war sie vom Februar 1920 bis zum Juni 1941 angestellt und wohnte in Gützkow in der Langen Str. 119.
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:Während der NS-Zeit hat sie sich nicht politisch betätigt.
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:Im Juni 1941 kam sie an die Grundschule nach Zinnowitz und war hier bis 1950 tätig. Sie wohnte in der Alten Strandstr. 62, im Schulhaus. Anna Leopold ist aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch zum 31.12.1950 aus dem Schuldienst ausgeschieden. Anna Leopold war ledig und hatte keine Kinder.
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''Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Lucas, Helene===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Lucas Helene.jpg |thumb|150px|Helene Lucas]]
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* geb. 04. Juni 1907 in Loschen (Kurland), † 1961 in Zinnowitz
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;Leben:
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:Helene Lucas wurde am 4.6.1907 in Loschen (Kurland) geboren. Ihr Vater war Kaufmann Gustav Lucas, seine Ehefrau Lina Lucas, geb. Walter. Von 1914-1919 besuchte Helene Lucas die Mittelschule in Windau. Durch Kriegseinwirkungen konnte sie die Schule nicht beenden. Die Familie zog 1920 nach Swinemünde. Ab Frühjahr 1920 bis 1926 hat sie das Lyceum in Swinemünde besucht.
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:Anschließend wurde sie im Geschäftshaushalt der Eltern tätig. Im März 1945 wurde das Haus der Familie in Swinemünde zerstört, daher siedelte die Familie im April 1945 nach Zinnowitz über. Im Oktober 1945 besuchte Helene Lucas einen Schulhelferkurs. Sie wurde ab 1. Januar 1946 in Trassenheide an der Schule angestellt. Von Juni 1946 bis April 1947 besuchte sie ein Lehrerseminar in Schwerin, um Russisch-Lehrerin zu werden. Ihre russischen Sprachkenntnisse erwarb sie sich zum Teil in ihrer baltischen Heimat. Sie besaß eine ausgezeichnete Aussprache und umfangreiche Kenntnisse der russischen Sprache.
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:Es folgten 2 Jahre als Wanderlehrerin zwischen den Schulen in Zinnowitz, Zempin und Trassenheide. Anfang 1952 nahm sie an einem Qualifikationslehrgang am Institut für Lehrerbildung im Fach Russisch in Zwickau teil. Sie absolviert ihre erste Lehrerprüfung. Ab 1957 war sie dann ausschließlich an der Grundschule in Zinnowitz tätig. Sie hatte die Lehrbefähigung für Russisch bis Klasse 6, unterrichtete aber die Klassen 5-8 in Russisch.
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:Ab 20.1.69 erteilte die Kollegin Lucas nur noch 16 Wochenstunden. Wahrscheinlich ist sie 1969 verstorben. Sie war ledig und hatte keine Kinder.
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''Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Mademann, Hermann===
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* geb. 21. August 1872 in Zizow Kr. Schlawe, † ??? in ????
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;Leben:
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:Hermann Mademann wurde am 21. August 1872 in Zizow Kr. Schlawe, Provinz Pommern geboren. Sein Vater war Mühlenbesitzer. Ab Herbst 1889 besuchte Hermann Mademann das Lehrerseminar in Köslin und legte seine erste Lehrerprüfung am 31.8.92 in Köslin ab. Die 2. Prüfung bestand er am 16.6.97 in Pölitz.
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:Seine erste Lehrerstelle erhielt er im Oktober 1892 in Zinnowitz, hier unterrichtete er 5 Jahre und wohnte in der Wilhelmstraße 7. Am 1. Oktober 1897 wurde er an die einklassige Schule in Werder bei Swinemünde versetzt, wo er bis zum 1.Mai 1913 unterrichtete.
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:Er schloss am 29.9.1899 die Ehe mit seiner Frau Betty, geb. Michaelis. Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter Ilse war später auch Lehrerin in Zinnowitz. Am 1. Mai 1913 wurde er als Hauptlehrer an die fünfklassige Schule nach Pritter versetzt, mit der Stelle verbunden war auch das Küster- und Organistenamt.
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:Hermann Mademann diente als Soldat vom 1.10.1914-15.10.1915. Wegen Erreichen der Altersgrenze ist er am 1.10.1934 aus dem Lehrerdienst ausgeschieden. Er war Mitglied in der Deutschen Volkspartei, kurzzeitig war er Mitglied in der SA, dann notgedrungenerweise im NS-Lehrerbund. Er hat sich aber politisch nicht betätigt.
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:Für seinen Ruhestand wählte er dann Zinnowitz als Wohnort. Am 15.6.1940 wurde er auf Grund einer Verfügung der Regierung Stettin wieder in den Schuldienst zurückgerufen. Er musste dann aushilfsweise für zum Kriegsdienst eingezogene Lehrer in Karlshagen, dann in Peenemünde und anschließen in Trassenheide unterrichten. Seit Juni 1945 wurde er noch an die Schule nach Zempin versetzt.
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''Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Mentzel, Paul Willy Reinhold===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Menzel Paul.jpg |thumb|150px|Paul Menzel]]
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* geb. 27. September 1984 in Zinnowitz, † ???? in ???
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;Leben:
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:Paul Willy Mentzel wurde am 27.9.1884, in Zinnowitz Kreis Usedom-Wollin geboren. Er war der Sohn des Mühlenbesitzers Carl Mentzel und dessen Ehefrau Caroline, geb. Bartels, die in Zinnowitz wohnten. Nach dem Besuch der Volksschule in Zinnowitz besuchte er das Königliche Schullehrerseminar in Cammin von 1901-1904 und legte dort die erste und zweite Lehrerprüfung ab. Danach fand er Anstellungen als Lehrer in Strohsdorf, Hoppenwalde, Ueckermünde und Berlin.
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:Seinen Militärdienst leistete er 1915 im Ausbildungs- und Garnisonsdienst in Döberitz ab. In Berlin legte er 1919 die Rektorenprüfung ab und kam im Oktober 1920 als Lehrer nach Zinnowitz.
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:Ab 1.6.1925 war er, als Robert Zastrow in den Ruhestand gegangen war, als Hauptlehrer in Zinnowitz angestellt. Auch wurde er zum Vorsitzenden des Gesamtschulverbandes Zinnowitz ernannt. Im Nebenamt war er an der gewerblichen Berufsschule in Zinnowitz beschäftigt.
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:Paul Mentzel war zweimal verheiratet und hatte 3 Kinder. Die Mentzelsche Villa in der Alten Strandstraße wurde 1889 von der Gemeinde gekauft und als Schulhaus ausgebaut. Hier waren auch 2 Dienstwohnungen für Lehrer eingerichtet. Eine der Dienstwohnungen wurde 1923 zur Jugendherberge umgestaltet, die Lehrer Schütze zu verwalten hatte. Lehrer Mentzel wohnte in der Waldstraße 22. Paul Mentzel war Mitglied in der NSDAP und im NS-Lehrerbundes, war Förderer der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes.
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:Mit dem 1. März 1944 wurde die Schule wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Peenemünde geschlossen. Die Lehrkräfte mussten in den benachbarten Schulen unterrichten, der Schulleiter Mentzel in Zempin. Aufgrund seiner politischen Vergangenheit stellte ihm der Antifa-Block 1947 keine Unbedenklichkeitsbescheinigung aus, obwohl einige Zinnowitzer für ihn sprachen. Somit wurden ihm keine Pensionsansprüche angerechnet und er verließ mit seiner Familie Zinnowitz.
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''Quellen: Historische Gesellschaft, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler''
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===Schütze, Johann Friedrich Wilhelm (gen. Hans)===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Schütze.jpg |thumb|150px|Hans Schütze]]
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* geb. 01. März 1879 in Greifswald, † 27. Juli 1962 in Zinnowitz
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;Leben:
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:Johann Friedrich Wilhelm Schütze, der von allen nur Hans genannt wurde, ist am 1. März 1879 als Sohn des Schlächtermeisters Hermann Schütze und seiner Frau Anna (geb.Hass) in Greifswald geboren. Seine Lehrerausbildung hat er an der Präparandenanstalt in Greifswald auf dem Seminar in Franzburg erhalten. Die I. Lehrerprüfung hat er am 9. 3. 99. bestanden. Am 1.4.1899 trat er seinen Dienst an der Zinnowitzer Schule an. Er und zwei weitere jungen Kollegen hatten im neu gebauten Schulhaus eine Wohnung.
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:Am 20. Oktober 1911 wurde in Zinnowitz eine freiwillige Sanitätskolonne gebildet, der 16 Mitglieder angehören. Die Ausbildung hatte Dr. Kochs übernommen; Kolonnenführer waren Lehrer Schütze und Friseur Schröder. Den Vorsitz übernahm Hauptlehrer Zastrow. Am 5. Mobilmachungstage 1914 wurde Lehrer Schütze, der sich am Tage vorher hatte kriegstrauen lassen, einberufen und machte den 1.Weltkrieg bis zum Ende mit.
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:Hans Schütze war Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz, er trat der Wehr am 14.02.1902 bei und wurde im Laufe seiner Tätigkeit auch Wehrführer und bis zum Oberbrandmeister befördert. Wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP musste Lehrer Schütze nach dem 2. Weltkrieg in verschiedenen Betrieben arbeiten. So war er im Baugeschäft Hermann Dinse, beim Kohlenhändler Gustav Wolff und im Gartenbaubetrieb von Alfred Köpke tätig.
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:Einen Arbeitsvertrag als Lehrer erhielt er erst 1952 wieder. Er unterrichtete Werken, Zeichnen, Rechnen und Schreiben in verschiedenen Klassenstufen und an der Hilfsschule. Er leitete die Arbeitsgemeinschaft für Flug- und Schiffsmodellbau an der Grundschule Zinnowitz und schied 1959 aus dem Schuldienst aus.
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:Als Zeichen der Anerkennung für 40jährige treue und gewissenhafte Pflichterfüllung in der Freiwilligen Feuerwehr wurde im Oktober 1959 dem Kameraden Hans Schütze die "Medaille für treuen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr" verliehen. Eine Holzskulptur, die an ihn erinnert, steht vor dem Feuerwehrgebäude in der Alten Strandstraße.
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''Quellen: Histor. Gesellschaft, Schulchronik, Feuerwehrchronik, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler
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===Sievert, Gustav Adolph===
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* geb. 22. Juli 1792 in Wolgast, † ??? in ?????
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;Leben:
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:Gustav Adolph Sievert wurde am 22. April 1792 in Wolgast geboren. Seine Eltern gehörten zu den wohlhabendsten Familien der Stadt. Sein Vater war Kaufmann, bekleidete mehrere Ehrenämter in der Stadt und war Kirchenältester. Der Vater ließ die Kinder standesgemäß unterrichten und erzog sie religiös.
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:Gustav Adolf Sievert erlernte erst einen landwirtschaftlichen Beruf und wurde aber später Lehrer. Unter Aufsicht des Prediger Grünwald zu Cröslin bekleidete er die Lehrerstelle in Rubenow, später in Lodmannshagen und unter Leitung von Pastor Titel eine Stelle in in Böttenhagen. Anschließend arbeitete er als Hauslehrer.
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:Unter Superintendent Vogel bekam er die Lehrerstelle in Zinnowitz, wo er von etwa 1820 bis 1850 als Lehrer arbeitete.
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''Quellen: Histor. Gesellschaft; Schulchronik und handschriftlicher Lebenslauf aus dem Archiv Stettin;  Ute Spohler
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===Sontag, Hermann Karl Wilhelm===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Sontag Hermann.jpg |thumb|150px|Hermann Sontag]]
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* geb. 08. Februar 1900 in Wolgast, † 02. Dezember 1978 in Zinnowitz
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;Leben:
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:Hermann Karl Wilhelm Sontag wurde am 8. Februar 1900 in Wolgast geboren. Er besuchte die Volksschule in Wolgast bis zum 11. Lebensjahr. Ab Ostern 1911 besuchte er die Sexta (5. Klasse) der Wilhelmsschule in Wolgast und wurde 1914 konfirmiert.
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:Sein Vater war Fotograf und hatte ein photographisches Atelier in Wolgast, Breite Straße 4 und später auch ein Geschäft in Zinnowitz, Neue Strandstraße 1a. Dieses Haus wurde später als „Haus der Geschenke“ bekannt. Hier wohnte Hermann Sontag später auch. Seine Mutter, seine Schwester Anna und ihr Mann Edmund Schultz führten die Geschäfte nach dem Tode der Eltern weiter.
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:Seine Ausbildung begann 1917 in Pölitz, dann absolvierte er das Lehrerseminar in Anklam von 1919 bis 1921. Im ersten Weltkrieg musste er noch ein halbes Jahr als Soldat dienen. Die erste Lehrerstelle trat er 1926 in Spandowerhagen an. Er war Lehrer für Biologie und Chemie und unterrichtete 1932 bis 1945 in Lühmannsdorf. Er unternahm viele Reisen durch europäische Länder, Nordafrika und Skandinavien. Seine Erkenntnisse wertete er in Vortragsreihen und in biologischen Arbeitsgemeinschaften aus.
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:Hermann Sontag heiratete in Schwerin am 17. April 1933 Gerda Kleeberg. Die Ehe überlebte den Krieg nicht. Im 2. Weltkrieg wurde er mehrmals als Unteroffizier eingezogen. In einer Sanitätskolonne war er u.a. in Polen und Frankreich eingesetzt. Zum Kriegsende gelangte er in englische Gefangenschaft. Wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP konnte er erst ab 1948 wieder in den Schuldienst eintreten. Deshalb hat er nach dem Krieg beim Landessender Schwerin gearbeitet und zum Teil selbst verfasste Geschichten vorgelesen. Er schrieb später auch Beiträge für den Schulfunk: z.B. über Spinne, Kristalle, Kreide, Gesteine, die Weberin, Leben in einem Blatt u.a.
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:Seine 2. Frau Erna heiratete er in den 50ger Jahren, sie war Physiotherapeutin, kam aus Thüringen und arbeitete ab 1956 in der Massageabteilung des Landambulatoriums in Zinnowitz. Seit 1949 war Hermann Sontag als Naturschutzbeauftragter der Kreises Wolgast tätig. Auf dem Gnitz betrieb er oft Naturstudien. Er war allseitig interessiert, sammelte Münzen, Medaillen, Gesteine. Verfasste naturkundliche Skizzen, Gedichte, Aphorismen und widmete sich als Rentner der Holzbearbeitung. Hermann Sontag starb am 2. Dezember 1978 in Zinnowitz.
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''Quellen: Histor. Gesellschaft; Buch „Hermann Sontag, Was wäre ein Himmel ohne Wolken“ von Johann Braasch und Jürgen Behnke, 2013, Brigadebuch Landambulatorium Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler
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===Uebe, Marie Johanna Elisabeth===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Uebe Marie.jpg |thumb|150px|Marie Johanna Uebe]]
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* geb. 29. Mai 1900 in Kiel, † ??? in ????
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;Leben:
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:Marie Johanna Uebe wurde am 29.5.1900 in Kiel geboren. Ihr Vater Ernst Uebe, war Reichsbahnangestellter, Mutter Anna war Hausfrau. Sie hat ihre Kindheit zum größten Teil in Wittenberge verbracht, wo sie das städtische Lyzeum 10 Jahre lang besuchte. Anschließend folgte ein Jahr Ausbildung an der Frauenschule. Daraufhin gab sie schulpflichtigen Kindern Nachhilfestunden und ging 1920 als Kindergärtnerin in einen Haushalt nach Berlin. 1921 war sie auf einem Gut in der Altmark für den Haushalt zuständig. 1922 arbeitete sie als Erzieherin und Stütze in einem Haushalt mit 4 Kindern in Berlin.
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:Ab 1922 bis 1923 besuchte sie in Hamburg die Handelsschule. Von 1923-1932 arbeitete sie in Hamburg bei der Firma Woermann, Brock & Co. Afrika- Ex- und Import. Sie arbeitete sich von der Telefonistin bis zur Chefsekretärin auf, 1932 schied sie aus der Firma aus.
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:Von 1932- 1945 betrieb sie mit ihrer Mutter eine Pension/ Fremdenheim in Zinnowitz, das Haus „Uebe“. Marie Uebe besuchte einen Schulhelferkurs im Oktober 1945 am Institut für Lehrerbildung. Sie bewarb sich danach als Lehrerin, wurde auf Grund ihres Alters aber nicht eingestellt. Deshalb bewarb sie sich im November 1945 bei den damaligen Elektromechanischen Werken (später, Arbeitsgemeinschaft und Zentralwerke Peenemünde) für den Bürodienst und wurde als Sekretärin eingestellt. Diese Tätigkeit übte sie bis zum 20. Januar 1947 aus.
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:Sie fing am 1. Februar 1947 als Schulamtsbewerberin an der Grundschule in Zinnowitz an und legte am 27. Juli 1949 die 1. Lehrerprüfung ab. Ende des Schuljahres 1950/51 schied sie wegen Krankheit der Mutter aus der Vollbeschäftigung aus, arbeitete aber nebenamtlich als Lehrkraft stundenweise weiter.
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:Die Pädagogischen Grundausbildung als Unterstufenlehrerin wir ihr 1957 attestiert. Sie unterrichtete in den Fächern Deutsch, Geschichte und Erdkunde für 10 Wochenstunden an der Oberschule Zinnowitz. Bis 1964 arbeitete sie noch stundenweise als Vertretung für verschiedene Lehrer an der Schule. Marie Uebe war ledig und hatte keine Kinder,
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''Quellen: Histor. Gesellschaft, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler
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===Zastrow, Robert===
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[[Datei:Zinnowitz-Lehrer-Zastrow Robert.jpg|thumb|150px|Robert Zastrow]]
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* geb. 06. Juni 1861 in Benz Kreis Cammin, † 25. November 1933 in Zinnowitz
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;Leben:
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:Robert Zastrow ist am 6.Juni 1861 in Benz Kreis Cammin in Hinterpommern geboren. Sein Vater war Schäfer beim Grafen von Flemming. Von 1879 - 1882 besuchte er das Lehrer-Seminar in Cöslin. Seine erste Anstellung fand er in Reichau Kreis Nimptsch in Mittelschlesien 1882. Am 1. Oktober 1884 wurde er nach Wietstock Kreis Cammin in Pommern versetzt. Seine Militärpflicht leistete er im Sommer 1884 in Breslau beim II. Schlesischen Grenadier Regiment Nr. 11 ab. Nachdem er im Juni 1885 die II. Lehrerprüfung in Pölitz bestanden hatte, wurde er in Wietstock fest angestellt. Am 5. Oktober 1886 heiratete er Marena Gentz, Tochter des Schafmeisters Gentz aus Succowshof bei Treptow an der Rega. Sie bekamen 6 Kinder.
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:Im April 1889 hat Robert Zastrow seine Tätigkeit an der Volksschule in Zinnowitz aufgenommen. Vom 16. Mai 1918 bis 17. Oktober 1919 wurde ihm die Ortsschulaufsicht über die Schulen der Parochie Koserow und am 5. Juli 1918 über die Schulen der Parochie Crummin übertragen. Es gab in Zinnowitz eine Gewerbliche Fortbildungsschule in der Robert Zastrow als Leiter ebenfalls verantwortlich war. Am 31. Mai 1924 wurde der bisherige Schulleiter Hauptlehrer Zastrow auf seinen Antrag hin in den Ruhestand versetzt.
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:Robert Zastrow erarbeitete 1902 das Adressbuch und den Wohnungsanzeiger für Zinnowitz, Provinz Pommern, worin er auch als Küster in der Kirche genannt wird. Er war erster Vorsitzender der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr 1902.
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:Nach dem 1. Weltkrieg war er im Lehrerverein, im Kriegerverein, im Bürgerverein, in der Beamtenvereinigung und in der Sanitätskolonne tätig. Sein Sohn Karl Zastrow wird auf dem Kriegerdenkmal geehrt. Er fiel 1917. Der Kriegerverein setzte sich für die Errichtung dieses Denkmals ein, das 1920 aufgestellt wurde.
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:Lehrer Zastrow sammelte und verteilte die Spenden für die Opfer der Brandkatastrophe im Mai 1919 im Unterdorf in Zinnowitz. Er wohnte 1902 Strandstraße 20 in Zinnowitz, als Hauptlehrer in Rente bewohnte er sein Haus „Zastrows Ruh“ im Glienbergweg 2a.
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''Quellen: Historische Gesellschaft; Schulchronik; Ute Spohler''
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==weitere Informationen==
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* [[medium:Artikel_-_Die_Lehrerschaft_auf_der_Insel_Usedom.pdf|Die Lehrerschaft auf der Insel Usedom 1888 - 1932 nach Orten - pdf]]
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==Begriffserklärung==
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[[Kategorie:Schulchronik]]

Aktuelle Version vom 27. August 2025, 15:22 Uhr

Zinnowitz

Einleitende Erklärung

Es existieren zwei verschiedene Chroniken der Zinnowitzer Schule.

Diese wurde transkripiert und übertragen von Ute Spohler, Dr. Ruth Menzel, Margot Marziniak, Ursula Vahl und unter Mithilfe von Dorothea Hamann. Fertiggestellt in Zinnowitz, d. 20.04.2005 durch die "Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V.".
  • Die zweite Chronik wurde durch die "Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V." zusammengestellt und wird hier nachfolgend dargeboten.

Aus der Geschichte der Schule in Zinnowitz

Bis zum Jahre 1762
ist noch nichts vom einem gemeinsamen Unterricht der Kinder in Zinnowitz festzustellen. In diesem Jahre wird zuerst ein Schulhalter Meyer erwähnt. :Das war kein vorgebildeter Lehrer, sondern ein Schneider, der einige Kenntnisse im Lesen, Schreiben, Rechnen und Katechismus besaß.
Diese Schulhalter wurden von den Geistlichen der Parochie [1] geprüft. Wenn derselbe den künftigen Schulhalter für würdig hielt, Kinder zu unterrichten, erteilte er demselben die Genehmigung, in seinem Wohnorte seines Amtes zu walten. Er übte sein Handwerk im Umerziehen aus und erteilte dabei den Kindern Unterricht. Oft war der Schulhalter nicht in der Lage, seinen Kindern das Lesen schwieriger Wörter beizubringen. Dann klang aus seinem Munde: “Hüpp öwer“ (Hüpf über). Das war das Zeichen dafür, dass seine Weisheit hier auch zu Ende war. So ist zu verstehen, dass in einer Urkunde von 1818 von 32 Einwohnern von Zinnowitz nur 16 ihre Namen schreiben konnten. Die anderen machten drei Kreuze.
Dieser Schulhalter Meyer wird noch 1779 erwähnt.
Bis zum Ende des 18. Jahrhundert sind urkundlich keine weiteren Schulhalter genannt.
Erst 1818
wird ein neuer Schulhalter Friedrich Meincke genannt, der nebenbei auch bevollmächtigter Vertreter der Einwohner von Zinnowitz war (das entspricht dem heutigen Bürgermeister).
Wie sah es nun mit der Besoldung der Schulhalter aus?
Die Eltern mussten ein Schulgeld zahlen, dass ihrem Stande entsprechend festgelegt wurde. Die Eltern der Kinder waren damals Bauern, Kossäthen [2] und Fischer. Sie waren oft nicht in der Lage das Schulgeld zu zahlen, damit konnten Kinder nicht am Unterricht teilnehmen.
Andere Eltern behielten ihre Kinder deshalb zu Hause, weil sie in der Wirtschaft helfen mussten.
Im Jahre 1810
standen die Finanzen Preußens so schlecht, dass der Staat die wenig einbringenden Staatsgüter verkaufen musste.
Hierzu gehörte auch Zinnowitz. Am 16.09.1811 bewirbt sich der Geheime Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Krause aus Swinemünde um die Domäne Zinnowitz. Er erwirbt sie am 7. August 1812 (Auflassung [3] im Grundbuch). Seine Erben teilen das Gut in 32 Teile auf.
Bauern, Kolonisten, Fischer und Handwerker aus Preußen, Frankreich, Holland, Schweden u.s.w. siedelten sich hier an. Sie bewirtschafteten das gesamte Gut gemeinschaftlich (ähnlich der heutigen LPG [4]).
Die neuen Siedler verlangten nun auch Unterricht für ihre Kinder. Dafür reichte aber eine Schneiderstube nicht aus.
Es wurde ein Bau geplant, welchen wir erstmals als Schulhaus bezeichnen können.
Der Schulhalter Friedrich Meincke, von Beruf Weber, musste die Vorarbeiten dazu erledigen. Das war eine umfangreiche und zeitraubende Arbeit.
In einem Schreiben des Königl. Preuß. Domänenamtes vom 16.06.1818 lesen wir:
Die Einwohner zu Zinnowitz werden hiermit erinnert, die Zeichnung von der Schulstelle binnen 14 Tagen hier einzureichen und binnen gleicher Frist hier anzuzeigen, wie viel Landung (Land) und Wiesen sie für die Schulstelle bestimmt und freigelassen haben."
Am 31.Juli 1818
schickte die Oberförsterei Pudagla einen Kostenanschlag über das erforderliche Bauholz mit einer Zeichnung des Schulhauses an die Gemeinde Zinnowitz.
Unter dem 7. Mai 1819
erlässt das Königl. Preuß. Domänenamt folgende Aufforderung an die Dorfschaft Zinnowitz:
Die Königliche Regierung hat auf unseren Antrag genehmigt, dass die Überlassung der 2 Morgen 65 Quadratruthen Forstgrund an die Dorfschaft Zinnowitz, welche dieselbe betreffs der Anlage eines Schulhauses in Vorschlag gebracht ist, stattfinden könne, jedoch gegen Entrichtung eines jährlichen Grundzinses an die Forstkasse.
Nach der angelegten Berechnung beträgt der Grundzins für die 2 Morgen 65 Quadratruthen jährlich 18 Silbergroschen 10 2/3 Pfennig. Wir fordern die Gemeinde zu Zinnowitz hiermit auf, sich schriftlich oder mündlich bindend zu erklären, ob sie gegen die Entrichtung desselben überhaupt etwas einzuwenden habe, oder ob sie den Canon auf immerwährende Zeit und solange das Grundstück in ihrem Besitze bleibt an sich übernehmen wolle.
Es wird der Gemeinde aber bemerklich gemacht, dass es ratsam sei, gegen diese Forderung, welche an sich billig ist, keine Einwendungen zu machen, weil die Königliche Regierung sonst Veranlassung haben möchte, die Freiholzbewilligung zu verweigern, welche sich dieselbe noch vorbehalten hat. Die Abgabe der Erklärung erwarten wir binnen 8 Tagen.“

Unter dem 7.02.1820
schreibt das Königliche Domänenamt Pudagla an die Gemeinde Zinnowitz:
Da es nun mehr die höchste Zeit ist, dass das Holz zum neuen Schulhause zu Zinnowitz angefahren werde, so wird hiermit im allgemeinen den Interessenten zur Regel die Anweisung erteilt, dass bei der Anfuhr selbst die sämtlichen Besitzer von Grundstücken, welche zu Zinnowitz gehören, herangezogen werden müssen.
Es müssen daher also auch diejenigen Grundbesitzer die Fuhren mitleisten, welche zur Zeit nicht in Zinnowitz wohnen.
Die andern Einwohner werden dagegen hierdurch an den Handarbeiten wieder mehr angezogen werden.
Wer sich den Fuhren entzieht, ungerechtet der ihn nach vorstehenden Bestimmungen obliegenden Verpflichtung, hat kostspielige Vorladungen zu erwarten.“
Am 6.02.1821
erlässt das Königliche Domänenamt eine Verfügung wegen Nichtzahlung des Schulgeldes. Sie lautet:
„Da die Eigentümer und Einwohner zu Zinnowitz namens Bollwig, Baunier, Langhoff, Bugge, Uecker, teils deshalb, weil sie selbst schulpflichtige Kinder haben, teils deshalb, weil sie Eigentümer und zum Mitbeitrage bei den Kosten der Wohnungsmiete für den Lehrer sowohl als fürnächst auch bei den Kosten des Schulhausbaues selbst gesetzlich verpflichtet sind, so werden die genannten Einwohner hierdurch allen Ernstes befehligt, die ihnen in gleichem Verhältnis gegen die übrigen Einwohner ihrer Klasse auferlegten Beiträge spätestens binnen 3 Tagen an den Schulzen Meincke zu bezahlen, widrigenfalls dessen exekutorische Einziehung erfolgen muß.
Übrigens erfahren wir auch, dass mehrere Einwohner ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehalten haben und dieserhalb sich der Bezahlung des Schulgeldes weigern.
Da nun das Ausbleiben der Kinder erhöhte Strafen verdienen, so werden die betreffenden Einwohner zuvörderst angewiesen, sofort und bei Vermeidung der unangenehmsten Maßregel das Schulgeld an den Lehrer zu bezahlen.“
Das Schulgeld war in der damaligen Zeit die einzige Barzahlung an den Schulhalter.
Durch das Fernbleiben vieler Kinder wurde dieser geringe Betrag noch kleiner.
Nach dem 6.02.1821 scheint es, dass der Schulbau begonnen wurde, denn am 8.04.1821 forderte das Domänenamt in Pudagla von der Dorfschaft Zinnowitz einen Bericht über den Stand des Schulhausbaues.
Aber Zinnowitz rührte sich nicht.
Eine weitere Verfügung des Domänenamtes vom 15.06.1821
lautet:
Unterm 8. April 1821 ist dem Schulzen und der Dorfschaft Zinnowitz aufgegeben worden, binnen 4 Wochen anzuzeigen, wie weit der Bau des dortigen Schulhauses gediehen. Da bis jetzt noch keine feste Erklärung von der Dorfschaft eingegangen ist, so weisen wir dieselbe hierauf an, nunmehr ganz zuverlässig anzuzeigen, wann das neue Schulhaus fertig und bewohnbar sein werde.
Diese Mahnung scheint geholfen zu haben, denn eine Rechnung vom 1.08.1821 der Schmiedemeisters Reinert zu Krummin zeigt uns, dass er für den Bau des Schulhauses am 29.07.1821 verschiedene Eisenartikel geliefert und schon am 1.08.1821 bezahlt bekommen hat.
Man kann annehmen, dass das Schulhaus Ende 1821 bezogen wurde.
Dieses Schulhaus befand sich auf dem Grundstück des Klempnermeisters Gutsch, Alte Strandstraße.
Nun eine kurze Beschreibung dieses Hauses
Es war ein rohrgedecktes Fachwerkgebäude aus Lehmsteinen. In demselben war ein Schulzimmer und eine Lehrerwohnung.
Im Nachstehenden gebe ich einige Maße des Schulhauses an, aus denen man ersehen kann, wie klein die Schulstube war. Auf der Bauzeichnung sind die Maße in Fuß- unserem früheren Längenmaß- angegeben.
1 Fuß= 12 Zoll,
1 Fuß= 31,4,cm,
1 Zoll= 2,6 cm.
Größe des Schulzimmers:
Länge 5,97 m
Breite 4,08 m = 24,36 m²
In diesem Raum standen 5 Bänke mit je 8 Sitzplätzen für 40 Schüler. Diese Bänke wanderten mit ins nächste Schulhaus, Alte Strandstraße 62.
Vergleichen wir diesen Raum mit einem Klassenraum im Pavillon (etwa 60m²), so sehen wir, dass früher 40 Schüler in einem Raum unterrichtet wurden, der noch nicht halb so groß war, wie unsere modernen Klassenräume in den Pavillons.
Die Lehrerwohnung bestand aus einem heizbaren Raum, 2 Kammern und 2 Ställen für eine Kuh und Schweine. Zwischen den Ställen und der Lehrerwohnung waren 2 Flure, einer für die Kinder, der andere für den Lehrer. Zwischen beiden Fluren lag die dunkle Küche des Lehrers. In der Küche war ein gemauerter Herd, darunter der Backofen. Gekocht wurde in kleinen Töpfen auf dem Dreifuß oder in dem größeren, dreibeinigen Grapen [5] oder im Kessel, der an einer Kette hing, die am Wiem-Balken in der Schornsteinglocke befestigt war.
Die Schornsteinglocke war gleichzeitig Räucherkammer, in der die schönen Schinken und dicken Mettwürste geräuchert werden konnten.
Außerdem waren im Hause noch 2 Ställe, nach der Alten Strandstraße zu, für Schweine und eine Kuh. Der Bodenraum diente zur Aufbewahrung von Heu und Stroh für das Vieh.
Die Lehrerwohnung hatte folgende Maße:
1 Stube (heizbar) 15,38 qm
1 Kammer 8,11 qm
1 Kammer 5,78 qm
1 Küche 7,37 qm
Gesamt: 36,64 qm
Die Familie des letzten Lehrers in dieser Wohnung zählte 9 Personen. Etwas besser wurde es, als eine Scheune mit Ställen gebaut wurde. Dadurch konnten die beiden Ställe im Wohnhaus als Kammern zur Wohnung des Lehrers geschlagen werden, das waren 13,67 qm, so daß nun die Lehrerwohnung insgesamt 50,51 qm groß war.
Man überlege, dass 9 Personen im Winter auf einen heizbaren Raum angewiesen waren. Und wie ist es heute?
1889
Dadurch nun, dass Zinnowitz im Jahre 1851 Badeort wurde, stieg auch die Zahl der Einwohner und somit auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Da die Kinder nicht alle in der vorhandenen Schulstube unterzubringen waren, musste der Lehrer vor- und nachmittags unterrichten. Das war ein Zustand, der nicht tragbar war.
Aber in der damaligen Zeit(1889) waren die Mittel für den Bau eines größeren Schulhauses von der Gemeinde Zinnowitz nicht aufzubringen. Nur mit einem angemessenen Zuschuß der Regierung zu Stettin konnte für Abhilfe gesorgt werden.
Die Gemeinde Zinnowitz kaufte im Jahre 1889 von dem Villenbesitzer Carl Mentzel das Grundstück Alte Strandstraße 63.


frühere Menzel´sche Badevilla - ab 1889 zum Schulhaus ausgebaut


Dieses Haus war etwa 1878 gebaut, und zwar als Villa zum Vermieten an Badegäste. Die Außenwände wurden verstärkt und die seitlichen Veranden abgerissen. In der unteren Etage wurden die Zwischenwände herausgerissen und die oberen Wände durch starke Träger abgefangen. So entstanden 2 Klassenräume von 9 x 6 m.
In der oberen Etage richtete man für den ersten Lehrer eine Wohnung her, bestehend aus 2 heizbaren Zimmern, 2 Kammern und 1 Küche nebst Speisekammer. Für den nun einzustellenden 2. Lehrer blieb ein heizbares Zimmer und eine Kammer übrig.
Die Schülerzahl stieg weiter. 10 Jahre später, 1899 zählte die Schule schon etwa 200 Kinder, so dass man mit 2 Lehrern nicht mehr auskam. Ein dritter Lehrer musste eingestellt werden.
Man half sich wieder, da nur 2 Schulräume vorhanden waren, mit Nachmittagsunterricht. Dies ging natürlich so nicht mehr weiter.
Im Jahre 1901
waren die Verhandlungen mit der Regierung in Stettin soweit gediehen, dass noch im Laufe des Sommers mit dem Bau einer neuen Schule begonnen werden konnte.


Zinnowitz Schule 1902.jpg
Bauzeichnung Zinnowitzer Schule 1902 - Alte Strandstr. 62


Von dem Landwirt Fritz Graumann wurde eine Bauparzelle neben dem alten Schulgrundstück gekauft. Die Bauausführung wurde dem Maurermeister Carl Sadewasser -Zinnowitz- übertragen.
Die Gesamtkosten beliefen sich auf nur 21500 Mark. In dem neuen Schulhaus, das im Juni 1902 bezogen werden konnte und am 4. August 1902 feierlich in Gegenwart Kokalschulinspektor und Gemeindevertreter eingeweiht. Alte Strandstr. 62, waren in der unteren Etage 2 Klassenräume von je 9,00 x 6,00 m und 2 Garderobenzimmer von 3,00 x 6,30 m. In der zweiten Etage befanden sich 2 Lehrerwohnungen von je 3 gleichen Zimmern und nur einer Küche. Da sich nun der zweite Lehrer verheiraten wollte, musste eine Küche eingerichtet werden.
Aber mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten!
Die Schülerzahl stieg so sehr, dass im 3. und 4. Schuljahr längere Zeit 80-90 Kinder unterrichtet werden mussten. Der Lehrer dieser beiden Jahrgänge war recht froh, wenn mal einige Kinder fehlten, damit die anwesenden Schüler einen Sitzplatz bekamen.
Es wurde dann noch in der 3. Etage des neuen Schulhauses eine Wohnung von 2 Stuben und einer Küche ausgebaut.
Im Jahre 1904
konnte eine Lehrerin eingestellt werden, die auch den Handarbeits -und Kochunterricht übernehmen musste. Die Schulküche fand in dem einen Garderobenraum ihren Platz und wurde später ausgebaut.
Einige Jahre später sandte die Regierung von Stettin eine geprüfte Handarbeitslehrerin nach Zinnowitz, die nun den Handarbeits- und Kochunterricht übernahm.
Dieselbe gab noch einige Stunden in den unteren Klassen. Dies wurde durchgehalten bis zur Beendigung des 2. Weltkrieges.
Jetzt waren 5 Lehrkräfte da, aber nur 4 Klassenräume. Man versuchte es zunächst mit einer Aushilfsklasse im Hause Alte Strandstr. 52. Aber das war auch nur ein Notbehelf. Deshalb entschloß sich die Gemeinde aus der nach hinten gelegenen Klasse und dem anschließenden Garderobenraum zwei Klassenräume auszubauen.
Die Zwischenwand wurde versetzt und die 1 ½ Stein starke Wand durch 2 schwere Träger abgefangen. Dadurch entstanden 2 neue Klassenräume von 26,54 und 39,69 qm Fläche, so daß in diesen beiden Räumen 47-53 Schüler untergebracht werden konnten.

Bildergalerie

Aus dem Rechenschaftsbericht der Gemeindeverwaltung Zinnowitz vom 1. Berichtsjahr in der Zeit vom 7.05.1945 – 17.05.1946

Nach dem Zusammenbruch der Hitler-Regierung wurde im Lande Mecklenburg-Vorpommern die Schule mit Genehmigung der SMA [6] am 1.10.1945 eröffnet.
Leider konnte in Zinnowitz zu diesem Termin nicht mit dem Unterricht begonnen werden, da im Ort eine starke Typhusepidemie herrschte. Erst am 1.12.1945 konnte der Unterricht beginnen.
Das Hitler-Regime hinterließ bei seinem Zusammenbruch, wie überall so auch in Zinnowitz auf dem Gebiet der Schule ein Trümmerfeld.
Die Schule von Zinnowitz war ohne Lehrer und Lehrbücher, da fast alle Lehrpersonen in Zinnowitz Parteigänger Hitlers waren.
Auch die vorhandenen Schulbücher waren durchweg für einen Unterricht im Geiste der Freiheit und Völkerversöhnung völlig unbrauchbar. So stand die Schulleitung vor der Aufgabe, einen Schulbetrieb ohne Lehrer und Lehrbücher einzurichten.
Das durch Beschuss beschädigte Schulgebäude wurde inzwischen repariert und ein neues Klassenzimmer ausgebaut.
Zunächst wurden 26 Schulhelfer- und –helferinnen vom Schulleiter ausgebildet. Mit 6 Lehrkräften und 322 Schülern in 7 Klassen begann der Unterricht. Leider musste die Schule wegen Wiederaufflackerns der Kriegsseuchen, zu denen sich noch Flecktyphus gesellte, bald wieder geschlossen werden.
Kurze Unterrichtszeiten wurden durch die Seuchengefahr immer wieder durch Schulverbote abgelöst.
Erst am 3.04.1946
konnte mit dem regelmäßigen Unterricht begonnen werden.
Zu Ostern 1946 verließen 28 Schüler nach Beendigung ihrer Schulzeit die Schule, sie konnten fast alle in Lehrstellen untergebracht werden.
Das Schuljahr schloß am 13.07.1946 mit einer Feierstunde im Bahnhofshotel. Die von Darbietungen des Schulchores und einzelner Klassen festlich umrahmt wurde. Der Schulleiter gab den erschienenen Vertretern der antifaschistischen Parteien und der Elternschaft einen Rückblick auf das Schuljahr 1946 und würdigte insbesondere die Bedeutung der neuen Schulgesetze für unseren sozial. Volksstaat.
In naher Zukunft kann eine Schulspeisung erfolgen, die durch Spenden des irischen Volkes (Anmerkung d. Chronisten: durch das Internationale Rote Kreuz) ermöglicht wird.

Einige Fakten aus der Entwicklung der Schule in Zinnowitz seit 1945

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges bestanden im Jahre 1945 in Zinnowitz 2 Schulgebäude.
Das alte Schulhaus
in der Alten Strandstraße 63 war ursprünglich als Fremdenpension gebaut worden und später als Schule eingerichtet worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume und die Hausmeisterwohnung. Später zog der Hausmeister in ein vorhandenes Hofgebäude um, und die beiden Wohnräume wurden Klassenräume. Diese Räume im ersten Stockwerk waren sehr klein, 2 von ihnen hatten schräge Wände und einer durch eine vorgebaute Veranda kein direktes Tageslicht, so dass nur bei künstlicher Beleuchtung gearbeitet werden konnte. Dieser Raum wurde später vor allem als Werkraum genutzt. Alle drei Räume entsprachen keinesfalls den Anforderungen, die schon damals an Klassenräume gestellt wurden.
Das 2. Gebäude
war im Jahre 1902 als Schulhaus erbaut worden. Im Erdgeschoß gab es 2 Klassenräume, einen Werkraum und eine Schulküche. Der Werkraum wurde, als die Schülerzahl wuchs, als Klassenraum eingerichtet.
Die Schulküche, in der zunächst die Schulspeisung zubereitet wurde, diente später als Lehrerzimmer. Im 1. Stockwerk befanden sich 2 Lehrerwohnungen und das Sekretariat. Eine dritte Wohnung war im Dachgeschoß ausgebaut.
Die Toilettenanlagen aus dem Jahre 1902 (Grubenklosetts) befanden sich auf dem Hof.
Die Einrichtung aller 7 Unterrichtsräume war veraltet und gehörte zum Teil noch zur Erstausstattung der Schule. Es gab 3- und 4-sitzige Schulbänke, in einem Raum sogar 7-Sitzer.
Als Tafeln dienten auf die Wände geklebte Linoleumflächen.
Die Schüler der damals sehr starken Klassen saßen dicht gedrängt auf den nicht ausreichenden Sitzplätzen.
Die Schülerzahlen in den Klassen der 1. Jahre lagen sehr hoch. Es gab anfangs noch keine Parallelklassen und Klassenfrequenzen zwischen 60 – 70 Schülern war die Regel.
Die Schuljahre 1 bis 6 wurden einzeln unterrichtet, die Klassen 7 und 8 waren kombiniert.
Im Schuljahr 1945/46
arbeiteten 7 Lehrer an der Zinnowitzer Schule. Die Ausstattung der Schule mit Lehrmitteln war sehr dürftig. Im alten Schulhaus befanden sich im ersten Stock zwei schmale Kammern unter der Dachschräge, in einer befand sich die Schülerbücherei und in der anderen die Lehrmittelsammlung, die aus einigen zum Teil veralteten Wandkarten, Anschauungsobjekten für den Biologieunterricht und wenigen, zum Teil nicht mehr einsatzfähigen, Lehrmitteln für den naturwissenschaftlichen Unterricht bestand.
Sehr bald schon reichten die Räume in diesen beiden Häusern für den Unterricht nicht mehr aus, so dass eine Anzahl Klassen außerhalb der Schulhäuser unterrichtet wurden und zwar in 2 Räumen im Elli-Voigt-Heim und in einem Raum im Erich-Steinfurth-Heim.
1949/50
wurden 2 Schulpavillons mit insgesamt 8 Klassenräumen und Nebenräumen (Lehrmittelzimmer, Lehrerzimmer, 2 Wohnungen und je 3 Durchgangsräumen über den Fluren) errichtet.
Dadurch war für kurze Zeit die Zahl der Klassenräume ausreichend. In den schmalen Räumen über den Fluren wurde Werkunterricht erteilt.
Sehr bald jedoch, etwa ab 1953, stieg die Schülerzahl so an, dass der Unterricht vor- und nachmittags durchgeführt werden musste und im Winterhalbjahr zusätzlicher Schulraum in der Berufsschule (ein Raum), im Heim „Berlin“ (Saal und Veranda), im Heim „Ernst Schneller“ (ein Raum), im Heim „Ter Morsche“ (Klubraum) als Klassenräume genutzt wurden, die uns jeweils für das Winterhalbjahr vom Feriendienst der IG Wismut zur Verfügung gestellt wurden.
Im Jahre 1961
wurde der NAW-Bau mit 4 Klassenräumen fertig und Jahre 1964 wurde der Bau der neuen Schule mit dem Fachklassengebäude und insgesamt 16 Unterrichtsräumen und einem Werkraum fertiggestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Vor- und Nachmittagsunterricht an der Tagesordnung.
Die Entwicklung der Schülerzahlen von 1945 bis heute ist für die ersten Jahre nicht mehr genau in Erinnerung, es müssen jedoch 1945 etwa 350 Schüler unterrichtet worden sein. Die Zahl stieg von Jahr zu Jahr, so dass 1960 ca. 700 Schüler, 1969 rund 850 Schüler in Zinnowitz unterrichtet werden.
Die Besetzung der Schule mit Lehrern war in den vergangenen 24 Jahren recht unterschiedlich, viele Kollegen blieben nur kurze Zeit an der Schule. Von denen, die 1945 die Arbeit in Zinnowitz begonnen haben, sind z.Zt. noch 2 Kolleginnen in Zinnowitz als Lehrerinnen tätig, Kollegin Anneliese Nicolai (damals Frl. Dreesen) und Kollegin Inge Appell (damals Frl. Schulz-Kledeen), die heute in der Sonderschulklasse tätig ist.
In den ersten Jahren arbeiteten folgende Lehrer an der Zinnowitzer Schule
  • Koll. Hohenhaus, Wilhelm verstorben
  • Kolln. Leopold, Anna Ruhestand Loddin
  • Kolln. Dreesen, Anneliese (jetzt Nicolai)
  • Kolln. Schulz-Kledeen, Inge (jetzt Appell) Sonderschule
  • Koll. Schult, Siegfried verzogen
  • Kolln. Bork, Else Ruhestand- Zinnowitz
  • Kolln. Kochan, Inge (jetzt Schmelzer) Rostock
  • Kolln. Mademann, Ilse (jetzt Hegelow)
  • Koll. Kesten, Karl-Heinz (vorübergehend Trassenheide)
  • Kolln. Barfknecht, Margarete verstorben
  • Kolln. Lawerenz, Charlotte (jetzt Freitag) Greifswald
  • Kolln. Jülich, Editha (jetzt Jand) Mölschow
  • Koll. Schulmeister, Willi
  • Kolln. Uebe, Marie Ruhestand- Zinnowitz
  • Koll. Sontag, Hermann Ruhestand- Zinnowitz
  • Kolln. Lucas, Helene verstorben
Die Leitung der Schule hatte vom Beginn des Unterrichtes im Jahre 1945 bis zum 1.1.0.1954 der Kollege Wilhelm Hohenhaus, der in der damaligen Zeit über die Schule Zinnowitz hinaus bei der Aus- und Weiterbildung vieler junger Lehramtsbewerber wirksam wurde.
  • Vom 1.10.1954- 1960 leitete die Schule der Kollege Otto Sack,
  • von 1960 -1962 Kollege Otto Behlke,
  • von 1962-1963 Kollege Eberhard Vogel,
  • von 1963- 1968 Kollege Otto Sack,
  • von 1968- jetzt Kollege Otto Behlke.
Diese Erinnerungen an den Schulbeginn 1945 und die ersten Jahre wurden zusammengetragen von den Kolleginnen Anneliese Nicolai, Ilse Hegelow und den Kollegen Karl-Heinz Kesten und Martin Skottky.

Innerhalb eines Jahres wurden durch die beispielhafte Arbeit der Zinnowitzer Bevölkerung, der Lehrer und Schüler 4 Unterrichtsräume geschaffen.

Als ich, Oberlehrer Otto Behlke, am 1.10.1960 die Leitung der Oberschule Zinnowitz übernahm, wurden rund 700 Schüler in 22 Klassen unterrichtet.
Es standen an Unterrichtsräumen zur Verfügung:
8 Klassenräume in den jetzigen Häusern A und B
3 Klassenräume in der alten Schule (jetzt Kindergarten)
In den 11 Klassenräumen mussten alle 22 Klassen unterrichtet werden, das bedeutete eine Unterrichtszeit von 7.00 - 18.00 Uhr.
In den Wintermonaten, also von Oktober bis März, standen uns Behelfsräume in einigen Heimen des Feriendienstes der IG-Wismut und im Elli-Voigt-Heim zur Verfügung.
Diese Unterrichtsräume waren im Heim „Schneller“, „Stachanov“ und im Heim „Berlin“.
Obwohl dadurch eine spürbare Erleichterung in der Organisation des Unterrichts eintrat, gab es durch die Zersplitterung große Schwierigkeiten in der Leitung der Schule.
Aus der Sorge um die Verbesserung der Arbeit in der Schule, machten wir uns Gedanken zur Schaffung von Unterrichtsräumen.
Am 10.02.1961
erfolgte durch mich eine Aussprache mit der Genossin Oberlehrerin Edith Wilke, damals Stellvertreter des Kreisschulrates, mit Genossen des Kreisbauamtes und der Kreisplankommission. Nach Darlegung der Situation wurde die Initiative begrüßt, aber ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass weder Geld noch Material aus zentralen Mitteln zur Verfügung gestellt werden kann.
Wenige Tage später, am 22.02.1961 stimmte der Rat meiner Vorlage zu und sagte die Unterstützung zu.
Eine Baukommission wurde eingesetzt, die am 5.03.1961 ihre erste Beratung durchführte. Dieser Baukommission gehörten an die Kollegen Behlke, Skottky, Sack, Schimmel (damals Elternbeiratsvorsitzender), Voß und Klöpfer (Komm. Wirtschaft des Rates der Gemeinde), Prellwitz (Bauleiter beim damaligen BMK Nord), Schmidt (damals Leiter des Betonwerkes), Futter (Mitarbeiter beim damaligen BMK Nord), Dinse (Ingenieur bei der Wasserwirtschaft) und Küffner (Mitglied des Elternbeirates).
Dieses Bauaktiv –unter meiner Leitung- hatte von der Vorbereitung bis zur Übergabe den Bau fest in der Hand.
In regelmäßigen Beratungen wurde der Fortgang festgelegt. Die Vorbereitungen, d. h. das Planieren des Geländes, das Anfahren der Großblöcke und weiterer Baumaterialien konnte so schnell durchgeführt werden, dass wir am Vorabend des 1. Mai 1961, anlässlich eines Aufbausonntags, den Grundstein legen konnten.
Zuvor war das Projekt erarbeitet worden. Herr Prellwitz hat die Erarbeitung des Projektes, die gesamte Vermessung und die Bauaufsicht als seinen Beitrag zum Nationalen Aufbauwerk übernommen.
Noch im Monat Mai konnten die Fundamentgruben ausgehoben, die Bankette konnten gegossen werden. Diese Arbeiten erledigten Lehrer und Schüler mit Hilfe des Betonwerkes Zinnowitz.
Schon einen Monat später begannen wir mit dem Setzen der Großblöcke. Hier ist der vorbildliche Einsatz eines Kranfahrers der LPG Neuendorf, die uns in selbstloser Weise half, und vieler Kollegen unserer Schule, so z.B. Koll. Kesten, Klauber, Scottky, Geisler, Schulmeister und Guse zu erwähnen.
In den Monaten Mai-Juli
wurde der Rohbau mit allen Außen- und Innenwänden soweit fertiggestellt, dass wir nach einer Bauzeit von 3 Monaten Richtfest feiern konnten.
Durch die vorbildliche Weiterarbeit vieler Eltern und Lehrer und mit Hilfe örtlicher Betriebe waren wir soweit, dass bereits am 10.9. die Klempnerarbeiten beendet waren und das Dach konnte eingedeckt werden.
Es folgte nun der schwierige Innenausbau. Mit dem Verlegen der Lichtanlage, der Be- und Entwässerung begannen Anfang Oktober Elektriker und Installateure des Fernsehgerätewerkes Staßfurth.
Das ging wiederum zügig voran, dass bereits Mitte Oktober mit dem Putzen begonnen werden konnte. Am 16. November schaufelten und mauerten die Lehrer der Schule den Heizkanal zum neuen Gebäude, damit mit der Installation der zentralen Heizanlage begonnen werden konnte.
Unsere Schüler waren am Nachmittag, als wir mit der Arbeit begannen, noch skeptisch, am nächsten Morgen bei Schulbeginn jedoch erstaunt, dass ihre Lehrer nicht nur guten Unterricht erteilen konnten, sondern in körperlicher Arbeit auch Werte erarbeiteten.
Anfang Dezember
war das Innenputzen abgeschlossen, die Heizung verlegt, so dass am 20.12.1961 der Probelauf der Heizung durchgeführt werden konnte.
Ein Beispiel der Arbeit sei hier weiterhin erwähnt. Als uns am 23.12. vom Bahnhof Zinnowitz mitgeteilt wurde, dass ein Waggon mit 15 to Material für den Fußboden zu entladen sei, dauerte es keine Stunde, bis 40 Eltern, Lehrer und Schüler mit den notwendigen Fahrzeugen bereit standen.
In 2 ½ Stunden waren diese 15 to Material entladen, abgefahren und im Neubau gelagert. Mit Hilfe aller Kräfte wurde der Innenbau so forciert, dass wiederum zu Ehren des 1. Mai 1962 die Übergabe der Schule erfolgen konnte.
Diese Übergabe gestalteten wir in Zinnowitz zu einem Volksfest. Wir hatten Grund zum Feiern, denn innerhalb eines Jahres wurden 4 Unterrichtsräume mit Nebenräumen, Toiletten und Flur geschaffen.
Am Anfang sagte ich, dass unsere Initiative begrüßt wurde, aber Geld und Material aus zentralen Mitteln nicht zur Verfügung gestellt werden konnten.
Ich möchte einiges zur Finanzierung zum Ausdruck bringen.
Die 4 geschaffenen Klassenräume haben lt. Projektierung einen Wert von 141.0 TM, davon erhielten wir aus dem Volksvertreterfonds der Gemeinde, aus Einsparungen und aus Lottomitteln rund 60.0 TM, so dass über 80.0 TM innerhalb eines Jahres im NAW [7] erarbeitet wurden. In der Hauptsache konnte dieser Wert durch Arbeitsleistungen geschaffen werden, aber auch durch Spenden unserer Eltern, Schüler und Betriebe.
So sammelte die damalige stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates, Frau Peters, allein in Peenemünde als Spenden der Eltern (die Schüler aus Peenemünde besuchten damals die 5. Klasse unserer Schule) über 800.-Mark.
80.0TM im NAW zu erarbeiten, 80.0 TM zusätzlich für unseren Staat ist eine hervorragende Leistung.
Natürlich kann man nur bauen, wenn auch Material zur Verfügung steht.
Die Arbeiter des Betonwerkes verpflichteten sich z.B. über den Plan und unter Verzicht der Lohnkosten die Großblöcke herzustellen, so stellte uns die LPG Neuendorf zusätzlich einen Kran zur Verfügung, so führt unser Patenbetrieb, die IG Wismut Zinnowitz, alle Fahrten unentgeltlich durch, die LPG Zinnowitz stellte uns Holz zur Verfügung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ich habe bisher in der Hauptsache den ökonomischen Wert, der durch beispielhafte Masseninitiative geschaffen wurde, berichtet. Selbstverständlich hatte die Schaffung der 4 Unterrichtsräume auch einen großen erzieherischen Wert. Nur dadurch, dass Eltern, Lehrer, Schüler und darüber hinaus die gesamte Bevölkerung von Zinnowitz ein gut arbeitendes, ein großes Kollektiv bildeten, konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Nur dadurch, dass Lehrer und Schüler immer wieder beispielhaft vorangingen, wurde gezeigt, welchen Nutzen echte Gemeinschaftsarbeit bringen kann. Nur dadurch, dass sich Einzelpersönlichkeiten für ganze Komplexe verantwortlich fühlten und die NAW-Arbeit zu ihrer eigenen Arbeit machten, waren diese Leistungen möglich.
Ich darf hier anführen:
  • die Projektierung und Bauaufsicht durch den Bau-Ing. Prellwitz,
  • die Projektierung und Ausführung der gesamten Elektro-Installation durch den Bau-Ing. Ludwig,
  • die Projektierung und Bauaufsicht für die Heizung durch den Heizungs-Ing. Schul,
  • die Projektierung und Aufsicht für die gesamten Fragen der Be-und Entwässerung durch den Ing. Dinse,
  • oder die gesamten Kostenabrechnungen durch den Kollegen Futter.
Allein für die angeführten Beispiele konnten 12.0 TM NAW-Leistungen erbracht werden.
Ich darf auch weiterhin anführen:
  • die mustergültige Unterstützung durch unseren Patenbetrieb,
  • durch den Dienstleistungsbetrieb der Gemeinde,
  • durch das Sägewerk Sadewasser (hier wurden sämtliche Bretter und Balken geschnitten).
Auch muß erwähnt werden, dass zur Durchführung eines solchen Vorhabens die kollektive Leistung- wie hier durch das Bauaktiv- maßgeblich dazu beigetragen hat, solche Leistungen zu vollbringen.
Wenn am Tage der Einweihung der damals 83-jährige ehemalige Lehrer aus Zinnowitz, Hans Schütze, das Band durchschnitt und den Weg in die neuen Räume freigab und ihm dabei die Tränen in den Augen standen, dann mag das ein Zeichen dafür sein, dass in unserem Staat der Arbeiter- und Bauern- Macht das vollendet werden konnte, was er sein ganzes Leben erträumte: Einsatz der gesamten Bevölkerung für die Schule.
Daß zur Übergabe der Gebäude der damalige Bezirksschulrat anwesend war und uns die Glückwünsche überbrachte, dass uns eine Grußadresse der Parteileitung übersandt wurde, dass uns Glückwünsche durch den damaligen Minister für Volksbildung und dass wir Glückwünsche durch die Deutsche Lehrerzeitung erhielten, bringt die Wertschätzung unserer Leistungen zum Ausdruck.
Ich habe zum 20. Jahrestag unserer Deutschen Demokratischen Republik über diese hervorragenden Leistungen von Eltern, Lehrern, Schülern, Betrieben und Zinnowitzer Bürgern geschrieben, weil ich der Meinung bin, dass solche Beispiele nicht alltäglich sind und dass sie den Beweis erbringen, dass in unserem Staat die sozialistische Menschengemeinschaft zu großen Taten bereit und fähig ist.
(Otto Behlke, Schuldirektor, 1969)

Ergänzungen

  • Lehrer Emil Berndt ist in Fünfeichen umgekommen. Er haute gerne die Kinder und oft. Am Wandertag war er fröhlich und umgänglich, dann genehmigte er sich einen guten Schluck, er hat auch die Orgel in der Kirche gespielt.
  • Paul Mentzel war ein engagierter Nazi, er verließ Zinnowitz mit seiner Familie nach dem Krieg und ging in den Westen. Ein angenommenes Kind ließ er hier zurück. Wer war es?
  • Im Trauregister aus den ältesten Kirchenbüchern 1705-1750, 340 Band 9 (Franz Schubert) Greifswald/ Usedom ist erwähnt: am 14.11.1749 heiratete Otto Matthias Wiedemann, Schulmeister/ Zitz eine Anna Surbeer (Ww. Greene)
Archiv Anklam Sign. 29-18, Allgemeine gesellsch. Entwicklung 1945-54

Abschließende Bemerkung

Mit den Aufzeichnungen von Otto Behlke endet 1969 die Schulchronik von Zinnowitz.
Danach wurde diese bis heute nicht fortgeführt.


Bildergalerie

Lebensläufe Zinnowitzer Lehrkräfte

Hier befinden sich die Lebensläufe einiger Lehrerinnen und Lehrer, die in Zinnowitz gewirkt haben. Diese Informationen wurden durch die Historische Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e.V. für eine vergangene Ausstellung im Zinnowitzer Museum zusammengetragen.

Balcke, Johanna

Johanna Balcke
  • geb. 23.September 1886 in Roggow, Kreis Regenwalde, † in der Diakonie Züssow am 1.12.1963
Leben
Aus unserer Schulchronik haben wir einige Angaben über die Lehrerin Johanna Balcke entnehmen können. Sie ist am 23. September 1886 in Roggow Kreis Regenwalde geboren. Im Hause ihres Vaters des Pastors Balcke wurde sie privat auf ihren Beruf vorbereitet, kam dann auf das Lehrerinnen-Seminar Friedenshof bei Stettin, wo sie nach 2 1/2-jährigem Besuch zu Ostern 1906 die Prüfung für mittlere und höhere Mädchenschulen bestand.
Johanna Balcke war dann 1 ½ Jahre im elterlichen Hause tätig, um jüngere Geschwister zu unterrichten, war dann von Michaelis 1907 bis 1910 an einer Familienschule in Jakobshagen tätig, unterrichtete von Ostern 1911 bis Herbst 1912 vertretungsweise am Oberlyzeum in Stargard, danach an der Mädchen-Bürgerschule.
Am 15. Okt. 1912 wurde in der Schule Zinnowitz als 5. Lehrkraft Fräulein Johanna Balcke angestellt. Sie bekam im Bartel’schen Haus gegenüber dem damaligen Schulhaus eine Wohnung. Zeitzeugen berichteten, dass sie auch im Winter baden ging.
Am 4. 9. 1939 erlitt Frl. Balcke einen Schlaganfall, der sie völlig dienstuntauglich machte. Am 1. Juni 1941 wurde die Planstelle von Fräulein Balcke durch Fräulein Leopold besetzt. Sie wohnte noch eine Zeitlang in der Mentzel’schen Villa in der Waldstraße und lebte dann bis zu ihrem Tode in der Diakonie in Züssow, Haus Emmaus. Sie starb am 1.12.1963.

Quellen: Historische Gesellschaft; Schulchronik, Ute Spohler

Behlke, Otto

Otto Behlke
  • geb. 01. September 1918 in Koserow, † 20. August 1992 in Koserow
Leben
Otto Hermann Johannes Behlke ist am 1. September 1918 in Koserow auf Usedom als Sohn des Reichsbahn-Weichenwärters Hermann Behlke und dessen Ehefrau Erna, geb. Krüger geboren. Seine Grundschulzeit verbrachte er in Koserow, dann ging er bis zur mittleren Reife auf das Reform-Real-Gymnasium in Swinemünde.
Er begann in einer Großhandelsfirma in Swinemünde eine kaufmännische Lehre und arbeitete bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im August 1939 in dieser Firma. Er diente in verschiedene Artillerie-Regimentern. Am 1.9.1942 erlitt er durch mehrere Granatsplitter bleibende Verletzungen. Otto Behlke heiratete am 1.4.1943. Die Familie bekam einen Sohn und eine Tochter.
Seit dem 2.5.1945 befand sich Otto Behlke in englischer Kriegsgefangenschaft und wurde Ende November 1945 nach Zeitz entlassen. Dort wohnte damals die Familie. Anfang 1946 besuchte er dann 4 Monate lang einen Neulehrerkursus in Zeitz. Er erhielt anschließend eine Lehrer-Planstelle in Zipsendorf. Die 1. Lehrerprüfung legte er 1948 in Zeitz ab. Er war Fachlehrer für Mathematik und Physik. Die 2. Lehrerprüfung legte er am 16.5.1950 ab.
Er bekleidete viele gesellschaftliche Funktionen in der Schule und der Gemeinde. Mit Wirkung von 1.2.1950 wurde er als stellv. Schulrat des Kreises Zeitz eingesetzt.
Oberlehrer Otto Behlke hat am 1.10.1960 bis 1962 die Leitung der Oberschule Zinnowitz übernommen. Hier hat er sich große Verdienste beim Bau eines neuen Schulgebäudes im NAW (Nationalen Aufbauwerk) erworben. Er war dann 1964 bis 1965 als stellvertretender Leiter der Abteilung Volksbildung und als stellvertretender Kreisschulrat des Kreises Wolgast tätig. Ab 1968 bis 1973 war Otto Behlke dann abermals als Schuldirektor in Zinnowitz eingesetzt.
1976 war Oberlehrer Otto Behlke 30 Jahr in Schuldienst und erhielt die Pestalozzimedaille in Gold, er war zu dieser Zeit pädagogischer Mitarbeiter in der Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises Wolgast.

Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Siegfried Behlke aus Koserow, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353, Ute Spohler

Berndt, Emil August Otto

Emil Berndt
  • geb. 29. September 1878 in Plötz bei Jarmen, † 12.5.1946 in Fünfeichen
Leben
Emil Berndt wurde am 29. September 1878 in Plötz geboren, wo sein Vater Stellmacher war. Um Lehrer zu werden ging er auf die Königl. Präparandenanstalt Triebsees von 1893 – 96 und hat danach das Lehrerseminar in Pölitz von 1896 – 99 besucht, wo er am 16.3.1899 die I. Lehrerprüfung bestanden hat. Die Zweite Lehrerprüfung bestand er dann am 19.6.1903 ebenfalls in Pölitz.
Seit dem 1.4.1899 war er an der Volksschule in Zinnowitz angestellt. Er nahm am 1. Weltkrieg vom Oktober 1914 bis zum Februar 1916 teil und war in Stettin stationiert. Emil Bernd heiratete 1906 Frieda Zastrow, die älteste Tochter von Robert Zastrow. Sie bekamen zwei Söhne. Leider verstarb Frieda Berndt im Dezember 1918 mit 32 Jahren. Emil Berndt heirate danach Anni Miedbrodt, Tochter des Kaufmanns Herrn Friedrich Miedbrodt in Barth. Die Ehe wurde geschieden. Er war dann ab Dezember 1929 mit Anna Jürgens verheiratet.
Zur Weiterbildung nahm Lehrer Berndt 1904 an einem 4-wöchentlichen Orgelkursus in Köslin teil. Er übernahm fortan das Orgelspiel in der Kirche und leitete den Zinnowitzer Chor. Im Oktober 1919 bekam er vom Evangelischen Oberkirchenrat im Einverständnis mit dem Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berücksichtigung der Verdienste, welcher er sich um die Hebung des kirchlichen Gesanges erworben hat, der Titel „Kantor“ verliehen. Ab 1930 war die Lehrerstelle nicht mehr mit der Organistenstelle verbunden. Der Lehrer Berndt war fortan Organist der Kirchengemeinde auf Grund eines Privatvertrages.
Emil Berndt war in vielen Vereinen gesellschaftlich tätig. So wurde er im Januar 1919 zum Vorsitzenden des Kriegervereins gewählt, war auch im Bürgerverein und im Kaninchenzuchtverein tätig. Er war Mitglied in der NSDAP und als Kassierer der Ortsgruppe tätig. Lehrer Emil Berndt ging am 1. 10. 1938 in Pension. Auf Grund einer Verordnung mussten ab 1939 alle im Ruhestand lebenden noch nicht 70 Jahre alten Beamten wieder Dienst tun. So musste auch der Lehrer Berndt wieder mit 18 Wochenstunden Unterricht geben.
Im April 1944 wurde die Schule geschlossen und ab 1. März 1944 die Lehrkräfte in den benachbarten Schulen beschäftigt. Lehrer Berndt kam nach Bannemin. Nach dem Kriegsende wurde er in das Lager Fünfeichen bei Neubrandenburg verbracht. Ohne für irgendetwas verurteilt zu werden, ist er dort an den schlimmen Haftbedingungen am 12.5.1946 verstorben.

Quellen: Histor. Gesellschaft; Schulchronik, „Die Opfer von Fünfeichen“, Herausgeber: Sprecherrat der Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Bork, Else Gertrude

Else Bork
  • geb. 09. Oktober 1892 in Danzig, †???? in ????
Leben
Else Bork, geb. Schneider wurde am 9.10.1892 in Danzig als Tochter des Bäckermeisters Carl Schneider und seiner Ehefrau Auguste, geb. Preuß geboren. Ihre schulische Ausbildung begann an der Ebert‘schen Höheren Mädchenschule in Danzig von 1898-1908. Dann besuchte sie ein Seminar, dass sie 1911 als ausgebildete Kindergärtnerin I. Klasse mit Unterrichtserlaubnis verließ. Eine erste Anstellung erhielt sie im Forsthaus zu Jonasdorf, Westpreußen, von 1911-1913, wo sie Kinder unterrichtete.
Ihr Eintritt in den Schuldienst erfolgte 1.4.1913. Sie war bis 1916 als Hilfslehrerin an der Knaben-Vorschule der Frau Maladinski in Danzig-Neufahrwasser angestellt. 1917 erfolgte ihre Verpflichtung zur Reichspost nach Danzig-Langfuhr.
1922 heiratete sie Georg Bork, (geb. 5.3.1881, Bäckermeister). Zu dieser Zeit schied sie bis 1945 aus dem Schuldienst aus.
Als die Familie 1945 die Heimat verlassen musste, hat sie ab 1. Mai 1946 eine Tätigkeit als Lehrerin an der Grundschule Zinnowitz angenommen. Sie war als Klassenlehrerin eingesetzt, erteilte Grundschulunterricht, auch Musik bis Klasse 5. Ihre erste Lehrerprüfung hat sie am 4.4.1949 abgelegt. Am 1. Januar 1954 erhielt sie die Zuerkennung der Lehrerprüfung als vollausgebildete Lehrerin mit Lehrbefähigung für die Unterstufe. Die Lehrerin Else Bork ging zum Ende des Schuljahres 1959 in Rente.

Quellen: Historische Gesellschaft, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-35; Ute Spohler

Hegelow, Ilse

Ilse Hegelow
  • geb. 21. Februar 1918 in Pritter, † 14. März 2003 in Zinnowitz
Leben
Ilse Mademann ist am 21.2.1918 in Pritter, Kreis Usedom-Wollin, geboren. Ihr Vater, Hermann Mademann, war ebenfalls Lehrer. Ihre Mutter Betty Mademann, war Hausfrau. Ilse Mademann besuchte die Grundschule in Pritter und wurde Ostern 1928 nach Swinemünde auf das Lyceum umgeschult. Ab 1931 ging sie nach Misdroy. Nach dem dreijährigen Besuch der Baltenschule, kehrte sie nach Swinemünde zurück. An der dortigen Frauenoberschule legte sie 1937 die Reifeprüfung ab.
Es folgte eine praktische Berufsausbildung zur Gewerbelehrerin (Kochen, Schneidern, Weißnähen, Krankenpflege, Säuglingspflege, Fabrik- und soziale Tätigkeiten) in Berlin, Stettin, Greifswald und Swinemünde. Zur Berufsausbildung gehörte auch der Nachweis der Arbeitsdienstpflicht (RAD), der sie in der Zeit vom Okt. 1938 bis März 1939 In Treuenfelde, Kreis Bütow nachkam. Sie unterbrach diese Berufsausbildung 1940 und ging Ostern 1941 nach Schneidemühl an die Hochschule für Lehrerbildung, um Volkschullehrerin zu werden. Sie legte die 1. Lehrerprüfung für das Lehramt an Volksschulen 1942 ab. Im April desselben Jahres bekam sie ihre erste Lehrerstelle in Grunewald, Kreis Templin. Dort arbeitete sie fast 6 Jahre als Lehrerin.
1946 hat sich Ilse Mademann dann in Zinnowitz beworben, da ihre Eltern, die hier wohnten, pflegebedürftig wurden. Am 15. September wurde sie hier angestellt. 1947 hat sie die 2. Lehrerprüfung abgelegt. Sie heiratete 1950 Helmut Hegelow und bekam einen Sohn. Ihr Mann war Hauptbuchhalter bei der ZBO Zinnowitz. Zeitweise arbeitete sie aus familiären Gründen nur stundenweise an der Schule.
Sie unterrichtete Deutsch und Schulgartenunterricht in der Unterstufe. Ilse Hegelow bekam 1963 die Pestalozzi-Medaille in Bronze, 1972 die Pestalozzi-Medaille in Silber (für 20 Jahre im Dienst) verliehen. Ilse Hegelow war bis zu ihrem Renteneintritt am 31.8.1979 an der nun „Karol-Swierczewski“ genannten Oberschule in Zinnowitz tätig.

Quellen: Historische Gesellschaft, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Hohenhaus, Friedrich Wilhelm Moritz

Friedrich Wilhelm Moritz Hohenhaus
  • geb. 24. Oktober 1885 in Wedelsdorf, Kr. Saatzig † 18. Dezember 1961 in Leuna
Leben
Friedrich Wilhelm Moritz Hohenhaus wurde am 24.10.1885 In Wedelsdorf, Kreis Saatzig geboren. Sein Vater war Lehrer Hermann Hohenhaus. Wilhelm Hohenhaus heiratete 1910 in Swinemünde seine Frau Hertha, Tochter des Lokomotivführers Hermann Stöss und dessen Ehefrau Auguste, die in Swinemünde wohnten. Sie bekamen 1912 eine Tochter. Seine Ausbildung begann er als Präparand am Lehrerseminar in Pyritz, dort legte er auch sein 1. und 2. Lehrerprüfung ab. Die erste Anstellung erhielt er im Seebad Heringsdorf, dann folgte eine Tätigkeit in Pasewalk, anschließend ab 1913 bis 1945 in Stettin als Lehrer bzw. Akademielehrer.
Seine beiden Brüder fielen im 1. Weltkrieg, er selbst wurde 1916 eingezogen. Trotz seines Hohen Alters, vermutlich, weil er nicht in die NSDAP eintreten wollte, wurde er 1939 noch mal zum Kriegsdienst eingezogen, erlebte die Bombardierung Stettins mit und verlor seine ganze Habe. Die Landesregierung Mecklenburg hat ihn 1945 zum kommissarischen Rektor und ab 1948 wurde er auch offiziell zum Rektor der Schulen Karlshagen, Koserow, Peenemünde, Trassenheide, Zempin, Zinnowitz berufen.
Er hatte die Lehrgenehmigung für die Fächer Geschichte und Sport. Seine Begeisterung für den Segelsport hatte er aus Stettin mitgebracht und setzte sich für den Aufbau dieses Sportes in Zinnowitz ein. Er leitete von 1952-1954 die Sektion Segeln. Zur DDR-Zeit fand jährlich die „Wilhelm-Hohenhaus-Gedächtnis-Regatta" statt.
Im gesellschaftlichen Leben des Kreises spielte Hohenhaus eine sehr aktive Rolle als Fraktionsführer der SED, im Gemeindeparlament Zinnowitz und als Vorsitzender des Vorstandes der Gewerkschaft Lehrer und Erzieher. Er war ab 1946 als Beauftragter für den Naturschutz des Kreises Usedom und als Kreisobmann des Landesamtes für Kultur- und Denkmalpflege tätig.
Er ging ab 1. Juli 1951 in den Ruhestand. Seine Frau verstarb 1952, er zog dann vermutlich zu seiner Tochter nach Leuna, wo er 1961 verstarb.

Quellen: Histor. Gesellschaft, Schulchronik, Chronik Zinnowitzer Yachtclub e.V., Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Leopold, Anna Marie Helene

Anna Marie Helene Leopold
  • geb. 16. Oktober 1894 in Loddin, † 19.12.1987 in Loddin
Leben
Anna Marie Helene Leopold wurde als Tochter des Lehrers Hermann und seiner Frau Auguste Leopold am 16.10.1894 in Loddin geboren. Sie hatte noch 3 Schwestern. Sie besuchte die Volksschule in Loddin, ging dann auf das Lyceum in Swinemünde und anschließend auf das Ober-Lyceum in Greifswald.
Sie erwarb die Lehrbefähigung für Lyceen, die Mittel- und Volksschulen. Von 1917 bis 1941 war sie an den Volksschulen, Ahrenshoop, Cröslin, Wieck und Gützkow als Lehrerin tätig. An der Volksschule Gützkow war sie vom Februar 1920 bis zum Juni 1941 angestellt und wohnte in Gützkow in der Langen Str. 119.
Während der NS-Zeit hat sie sich nicht politisch betätigt.
Im Juni 1941 kam sie an die Grundschule nach Zinnowitz und war hier bis 1950 tätig. Sie wohnte in der Alten Strandstr. 62, im Schulhaus. Anna Leopold ist aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch zum 31.12.1950 aus dem Schuldienst ausgeschieden. Anna Leopold war ledig und hatte keine Kinder.

Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Lucas, Helene

Helene Lucas
  • geb. 04. Juni 1907 in Loschen (Kurland), † 1961 in Zinnowitz
Leben
Helene Lucas wurde am 4.6.1907 in Loschen (Kurland) geboren. Ihr Vater war Kaufmann Gustav Lucas, seine Ehefrau Lina Lucas, geb. Walter. Von 1914-1919 besuchte Helene Lucas die Mittelschule in Windau. Durch Kriegseinwirkungen konnte sie die Schule nicht beenden. Die Familie zog 1920 nach Swinemünde. Ab Frühjahr 1920 bis 1926 hat sie das Lyceum in Swinemünde besucht.
Anschließend wurde sie im Geschäftshaushalt der Eltern tätig. Im März 1945 wurde das Haus der Familie in Swinemünde zerstört, daher siedelte die Familie im April 1945 nach Zinnowitz über. Im Oktober 1945 besuchte Helene Lucas einen Schulhelferkurs. Sie wurde ab 1. Januar 1946 in Trassenheide an der Schule angestellt. Von Juni 1946 bis April 1947 besuchte sie ein Lehrerseminar in Schwerin, um Russisch-Lehrerin zu werden. Ihre russischen Sprachkenntnisse erwarb sie sich zum Teil in ihrer baltischen Heimat. Sie besaß eine ausgezeichnete Aussprache und umfangreiche Kenntnisse der russischen Sprache.
Es folgten 2 Jahre als Wanderlehrerin zwischen den Schulen in Zinnowitz, Zempin und Trassenheide. Anfang 1952 nahm sie an einem Qualifikationslehrgang am Institut für Lehrerbildung im Fach Russisch in Zwickau teil. Sie absolviert ihre erste Lehrerprüfung. Ab 1957 war sie dann ausschließlich an der Grundschule in Zinnowitz tätig. Sie hatte die Lehrbefähigung für Russisch bis Klasse 6, unterrichtete aber die Klassen 5-8 in Russisch.
Ab 20.1.69 erteilte die Kollegin Lucas nur noch 16 Wochenstunden. Wahrscheinlich ist sie 1969 verstorben. Sie war ledig und hatte keine Kinder.

Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Mademann, Hermann

  • geb. 21. August 1872 in Zizow Kr. Schlawe, † ??? in ????
Leben
Hermann Mademann wurde am 21. August 1872 in Zizow Kr. Schlawe, Provinz Pommern geboren. Sein Vater war Mühlenbesitzer. Ab Herbst 1889 besuchte Hermann Mademann das Lehrerseminar in Köslin und legte seine erste Lehrerprüfung am 31.8.92 in Köslin ab. Die 2. Prüfung bestand er am 16.6.97 in Pölitz.
Seine erste Lehrerstelle erhielt er im Oktober 1892 in Zinnowitz, hier unterrichtete er 5 Jahre und wohnte in der Wilhelmstraße 7. Am 1. Oktober 1897 wurde er an die einklassige Schule in Werder bei Swinemünde versetzt, wo er bis zum 1.Mai 1913 unterrichtete.
Er schloss am 29.9.1899 die Ehe mit seiner Frau Betty, geb. Michaelis. Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter Ilse war später auch Lehrerin in Zinnowitz. Am 1. Mai 1913 wurde er als Hauptlehrer an die fünfklassige Schule nach Pritter versetzt, mit der Stelle verbunden war auch das Küster- und Organistenamt.
Hermann Mademann diente als Soldat vom 1.10.1914-15.10.1915. Wegen Erreichen der Altersgrenze ist er am 1.10.1934 aus dem Lehrerdienst ausgeschieden. Er war Mitglied in der Deutschen Volkspartei, kurzzeitig war er Mitglied in der SA, dann notgedrungenerweise im NS-Lehrerbund. Er hat sich aber politisch nicht betätigt.
Für seinen Ruhestand wählte er dann Zinnowitz als Wohnort. Am 15.6.1940 wurde er auf Grund einer Verfügung der Regierung Stettin wieder in den Schuldienst zurückgerufen. Er musste dann aushilfsweise für zum Kriegsdienst eingezogene Lehrer in Karlshagen, dann in Peenemünde und anschließen in Trassenheide unterrichten. Seit Juni 1945 wurde er noch an die Schule nach Zempin versetzt.

Quellen: Historische Gesellschaft Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Mentzel, Paul Willy Reinhold

Paul Menzel
  • geb. 27. September 1984 in Zinnowitz, † ???? in ???
Leben
Paul Willy Mentzel wurde am 27.9.1884, in Zinnowitz Kreis Usedom-Wollin geboren. Er war der Sohn des Mühlenbesitzers Carl Mentzel und dessen Ehefrau Caroline, geb. Bartels, die in Zinnowitz wohnten. Nach dem Besuch der Volksschule in Zinnowitz besuchte er das Königliche Schullehrerseminar in Cammin von 1901-1904 und legte dort die erste und zweite Lehrerprüfung ab. Danach fand er Anstellungen als Lehrer in Strohsdorf, Hoppenwalde, Ueckermünde und Berlin.
Seinen Militärdienst leistete er 1915 im Ausbildungs- und Garnisonsdienst in Döberitz ab. In Berlin legte er 1919 die Rektorenprüfung ab und kam im Oktober 1920 als Lehrer nach Zinnowitz.
Ab 1.6.1925 war er, als Robert Zastrow in den Ruhestand gegangen war, als Hauptlehrer in Zinnowitz angestellt. Auch wurde er zum Vorsitzenden des Gesamtschulverbandes Zinnowitz ernannt. Im Nebenamt war er an der gewerblichen Berufsschule in Zinnowitz beschäftigt.
Paul Mentzel war zweimal verheiratet und hatte 3 Kinder. Die Mentzelsche Villa in der Alten Strandstraße wurde 1889 von der Gemeinde gekauft und als Schulhaus ausgebaut. Hier waren auch 2 Dienstwohnungen für Lehrer eingerichtet. Eine der Dienstwohnungen wurde 1923 zur Jugendherberge umgestaltet, die Lehrer Schütze zu verwalten hatte. Lehrer Mentzel wohnte in der Waldstraße 22. Paul Mentzel war Mitglied in der NSDAP und im NS-Lehrerbundes, war Förderer der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes.
Mit dem 1. März 1944 wurde die Schule wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Peenemünde geschlossen. Die Lehrkräfte mussten in den benachbarten Schulen unterrichten, der Schulleiter Mentzel in Zempin. Aufgrund seiner politischen Vergangenheit stellte ihm der Antifa-Block 1947 keine Unbedenklichkeitsbescheinigung aus, obwohl einige Zinnowitzer für ihn sprachen. Somit wurden ihm keine Pensionsansprüche angerechnet und er verließ mit seiner Familie Zinnowitz.

Quellen: Historische Gesellschaft, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Schütze, Johann Friedrich Wilhelm (gen. Hans)

Hans Schütze
  • geb. 01. März 1879 in Greifswald, † 27. Juli 1962 in Zinnowitz
Leben
Johann Friedrich Wilhelm Schütze, der von allen nur Hans genannt wurde, ist am 1. März 1879 als Sohn des Schlächtermeisters Hermann Schütze und seiner Frau Anna (geb.Hass) in Greifswald geboren. Seine Lehrerausbildung hat er an der Präparandenanstalt in Greifswald auf dem Seminar in Franzburg erhalten. Die I. Lehrerprüfung hat er am 9. 3. 99. bestanden. Am 1.4.1899 trat er seinen Dienst an der Zinnowitzer Schule an. Er und zwei weitere jungen Kollegen hatten im neu gebauten Schulhaus eine Wohnung.
Am 20. Oktober 1911 wurde in Zinnowitz eine freiwillige Sanitätskolonne gebildet, der 16 Mitglieder angehören. Die Ausbildung hatte Dr. Kochs übernommen; Kolonnenführer waren Lehrer Schütze und Friseur Schröder. Den Vorsitz übernahm Hauptlehrer Zastrow. Am 5. Mobilmachungstage 1914 wurde Lehrer Schütze, der sich am Tage vorher hatte kriegstrauen lassen, einberufen und machte den 1.Weltkrieg bis zum Ende mit.
Hans Schütze war Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz, er trat der Wehr am 14.02.1902 bei und wurde im Laufe seiner Tätigkeit auch Wehrführer und bis zum Oberbrandmeister befördert. Wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP musste Lehrer Schütze nach dem 2. Weltkrieg in verschiedenen Betrieben arbeiten. So war er im Baugeschäft Hermann Dinse, beim Kohlenhändler Gustav Wolff und im Gartenbaubetrieb von Alfred Köpke tätig.
Einen Arbeitsvertrag als Lehrer erhielt er erst 1952 wieder. Er unterrichtete Werken, Zeichnen, Rechnen und Schreiben in verschiedenen Klassenstufen und an der Hilfsschule. Er leitete die Arbeitsgemeinschaft für Flug- und Schiffsmodellbau an der Grundschule Zinnowitz und schied 1959 aus dem Schuldienst aus.
Als Zeichen der Anerkennung für 40jährige treue und gewissenhafte Pflichterfüllung in der Freiwilligen Feuerwehr wurde im Oktober 1959 dem Kameraden Hans Schütze die "Medaille für treuen Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr" verliehen. Eine Holzskulptur, die an ihn erinnert, steht vor dem Feuerwehrgebäude in der Alten Strandstraße.

Quellen: Histor. Gesellschaft, Schulchronik, Feuerwehrchronik, Kreisarchiv Anklam Lehrerakten Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Sievert, Gustav Adolph

  • geb. 22. Juli 1792 in Wolgast, † ??? in ?????
Leben
Gustav Adolph Sievert wurde am 22. April 1792 in Wolgast geboren. Seine Eltern gehörten zu den wohlhabendsten Familien der Stadt. Sein Vater war Kaufmann, bekleidete mehrere Ehrenämter in der Stadt und war Kirchenältester. Der Vater ließ die Kinder standesgemäß unterrichten und erzog sie religiös.
Gustav Adolf Sievert erlernte erst einen landwirtschaftlichen Beruf und wurde aber später Lehrer. Unter Aufsicht des Prediger Grünwald zu Cröslin bekleidete er die Lehrerstelle in Rubenow, später in Lodmannshagen und unter Leitung von Pastor Titel eine Stelle in in Böttenhagen. Anschließend arbeitete er als Hauslehrer.
Unter Superintendent Vogel bekam er die Lehrerstelle in Zinnowitz, wo er von etwa 1820 bis 1850 als Lehrer arbeitete.

Quellen: Histor. Gesellschaft; Schulchronik und handschriftlicher Lebenslauf aus dem Archiv Stettin; Ute Spohler

Sontag, Hermann Karl Wilhelm

Hermann Sontag
  • geb. 08. Februar 1900 in Wolgast, † 02. Dezember 1978 in Zinnowitz
Leben
Hermann Karl Wilhelm Sontag wurde am 8. Februar 1900 in Wolgast geboren. Er besuchte die Volksschule in Wolgast bis zum 11. Lebensjahr. Ab Ostern 1911 besuchte er die Sexta (5. Klasse) der Wilhelmsschule in Wolgast und wurde 1914 konfirmiert.
Sein Vater war Fotograf und hatte ein photographisches Atelier in Wolgast, Breite Straße 4 und später auch ein Geschäft in Zinnowitz, Neue Strandstraße 1a. Dieses Haus wurde später als „Haus der Geschenke“ bekannt. Hier wohnte Hermann Sontag später auch. Seine Mutter, seine Schwester Anna und ihr Mann Edmund Schultz führten die Geschäfte nach dem Tode der Eltern weiter.
Seine Ausbildung begann 1917 in Pölitz, dann absolvierte er das Lehrerseminar in Anklam von 1919 bis 1921. Im ersten Weltkrieg musste er noch ein halbes Jahr als Soldat dienen. Die erste Lehrerstelle trat er 1926 in Spandowerhagen an. Er war Lehrer für Biologie und Chemie und unterrichtete 1932 bis 1945 in Lühmannsdorf. Er unternahm viele Reisen durch europäische Länder, Nordafrika und Skandinavien. Seine Erkenntnisse wertete er in Vortragsreihen und in biologischen Arbeitsgemeinschaften aus.
Hermann Sontag heiratete in Schwerin am 17. April 1933 Gerda Kleeberg. Die Ehe überlebte den Krieg nicht. Im 2. Weltkrieg wurde er mehrmals als Unteroffizier eingezogen. In einer Sanitätskolonne war er u.a. in Polen und Frankreich eingesetzt. Zum Kriegsende gelangte er in englische Gefangenschaft. Wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP konnte er erst ab 1948 wieder in den Schuldienst eintreten. Deshalb hat er nach dem Krieg beim Landessender Schwerin gearbeitet und zum Teil selbst verfasste Geschichten vorgelesen. Er schrieb später auch Beiträge für den Schulfunk: z.B. über Spinne, Kristalle, Kreide, Gesteine, die Weberin, Leben in einem Blatt u.a.
Seine 2. Frau Erna heiratete er in den 50ger Jahren, sie war Physiotherapeutin, kam aus Thüringen und arbeitete ab 1956 in der Massageabteilung des Landambulatoriums in Zinnowitz. Seit 1949 war Hermann Sontag als Naturschutzbeauftragter der Kreises Wolgast tätig. Auf dem Gnitz betrieb er oft Naturstudien. Er war allseitig interessiert, sammelte Münzen, Medaillen, Gesteine. Verfasste naturkundliche Skizzen, Gedichte, Aphorismen und widmete sich als Rentner der Holzbearbeitung. Hermann Sontag starb am 2. Dezember 1978 in Zinnowitz.

Quellen: Histor. Gesellschaft; Buch „Hermann Sontag, Was wäre ein Himmel ohne Wolken“ von Johann Braasch und Jürgen Behnke, 2013, Brigadebuch Landambulatorium Zinnowitz, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Uebe, Marie Johanna Elisabeth

Marie Johanna Uebe
  • geb. 29. Mai 1900 in Kiel, † ??? in ????
Leben
Marie Johanna Uebe wurde am 29.5.1900 in Kiel geboren. Ihr Vater Ernst Uebe, war Reichsbahnangestellter, Mutter Anna war Hausfrau. Sie hat ihre Kindheit zum größten Teil in Wittenberge verbracht, wo sie das städtische Lyzeum 10 Jahre lang besuchte. Anschließend folgte ein Jahr Ausbildung an der Frauenschule. Daraufhin gab sie schulpflichtigen Kindern Nachhilfestunden und ging 1920 als Kindergärtnerin in einen Haushalt nach Berlin. 1921 war sie auf einem Gut in der Altmark für den Haushalt zuständig. 1922 arbeitete sie als Erzieherin und Stütze in einem Haushalt mit 4 Kindern in Berlin.
Ab 1922 bis 1923 besuchte sie in Hamburg die Handelsschule. Von 1923-1932 arbeitete sie in Hamburg bei der Firma Woermann, Brock & Co. Afrika- Ex- und Import. Sie arbeitete sich von der Telefonistin bis zur Chefsekretärin auf, 1932 schied sie aus der Firma aus.
Von 1932- 1945 betrieb sie mit ihrer Mutter eine Pension/ Fremdenheim in Zinnowitz, das Haus „Uebe“. Marie Uebe besuchte einen Schulhelferkurs im Oktober 1945 am Institut für Lehrerbildung. Sie bewarb sich danach als Lehrerin, wurde auf Grund ihres Alters aber nicht eingestellt. Deshalb bewarb sie sich im November 1945 bei den damaligen Elektromechanischen Werken (später, Arbeitsgemeinschaft und Zentralwerke Peenemünde) für den Bürodienst und wurde als Sekretärin eingestellt. Diese Tätigkeit übte sie bis zum 20. Januar 1947 aus.
Sie fing am 1. Februar 1947 als Schulamtsbewerberin an der Grundschule in Zinnowitz an und legte am 27. Juli 1949 die 1. Lehrerprüfung ab. Ende des Schuljahres 1950/51 schied sie wegen Krankheit der Mutter aus der Vollbeschäftigung aus, arbeitete aber nebenamtlich als Lehrkraft stundenweise weiter.
Die Pädagogischen Grundausbildung als Unterstufenlehrerin wir ihr 1957 attestiert. Sie unterrichtete in den Fächern Deutsch, Geschichte und Erdkunde für 10 Wochenstunden an der Oberschule Zinnowitz. Bis 1964 arbeitete sie noch stundenweise als Vertretung für verschiedene Lehrer an der Schule. Marie Uebe war ledig und hatte keine Kinder,

Quellen: Histor. Gesellschaft, Lehrerakten Kreisarchiv Anklam Sign. 17-1-353; Ute Spohler

Zastrow, Robert

Robert Zastrow
  • geb. 06. Juni 1861 in Benz Kreis Cammin, † 25. November 1933 in Zinnowitz
Leben
Robert Zastrow ist am 6.Juni 1861 in Benz Kreis Cammin in Hinterpommern geboren. Sein Vater war Schäfer beim Grafen von Flemming. Von 1879 - 1882 besuchte er das Lehrer-Seminar in Cöslin. Seine erste Anstellung fand er in Reichau Kreis Nimptsch in Mittelschlesien 1882. Am 1. Oktober 1884 wurde er nach Wietstock Kreis Cammin in Pommern versetzt. Seine Militärpflicht leistete er im Sommer 1884 in Breslau beim II. Schlesischen Grenadier Regiment Nr. 11 ab. Nachdem er im Juni 1885 die II. Lehrerprüfung in Pölitz bestanden hatte, wurde er in Wietstock fest angestellt. Am 5. Oktober 1886 heiratete er Marena Gentz, Tochter des Schafmeisters Gentz aus Succowshof bei Treptow an der Rega. Sie bekamen 6 Kinder.
Im April 1889 hat Robert Zastrow seine Tätigkeit an der Volksschule in Zinnowitz aufgenommen. Vom 16. Mai 1918 bis 17. Oktober 1919 wurde ihm die Ortsschulaufsicht über die Schulen der Parochie Koserow und am 5. Juli 1918 über die Schulen der Parochie Crummin übertragen. Es gab in Zinnowitz eine Gewerbliche Fortbildungsschule in der Robert Zastrow als Leiter ebenfalls verantwortlich war. Am 31. Mai 1924 wurde der bisherige Schulleiter Hauptlehrer Zastrow auf seinen Antrag hin in den Ruhestand versetzt.
Robert Zastrow erarbeitete 1902 das Adressbuch und den Wohnungsanzeiger für Zinnowitz, Provinz Pommern, worin er auch als Küster in der Kirche genannt wird. Er war erster Vorsitzender der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr 1902.
Nach dem 1. Weltkrieg war er im Lehrerverein, im Kriegerverein, im Bürgerverein, in der Beamtenvereinigung und in der Sanitätskolonne tätig. Sein Sohn Karl Zastrow wird auf dem Kriegerdenkmal geehrt. Er fiel 1917. Der Kriegerverein setzte sich für die Errichtung dieses Denkmals ein, das 1920 aufgestellt wurde.
Lehrer Zastrow sammelte und verteilte die Spenden für die Opfer der Brandkatastrophe im Mai 1919 im Unterdorf in Zinnowitz. Er wohnte 1902 Strandstraße 20 in Zinnowitz, als Hauptlehrer in Rente bewohnte er sein Haus „Zastrows Ruh“ im Glienbergweg 2a.

Quellen: Historische Gesellschaft; Schulchronik; Ute Spohler

weitere Informationen

Begriffserklärung

  1. * Pfarrei
  2. * Kossäthen = Gruppe der Dorfbewohner, die in der Regel eine Hütte und etwas Gartenland besaßen (Quelle Wikipedia)
  3. * Früher bezeichnete man als Auflassung auch das Ende der Nutzung oder die Aufgabe einer Sache, wobei diese oft der Verwahrlosung preisgegeben wird (Quelle Wikipedia)
  4. * Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
  5. * Kochkessel in Form einer leicht gedrückten Kugel mit schräg nach außen gezogenem Rand und drei Standfüßen. Zwei Henkel erlauben die Aufhängung an einem Bügel.
  6. * Sowjetische Militäradministration in Deutschland
  7. * Nationale Aufbauwerk