Volkskunde, Brauchtum, Sagen und plattdeutsche Geschichten aus der Rostocker Heide
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"Werner Kröplins Trauma von´n Wulf in de Rostocker Heid" (nahvertellt von Kurt Kaiser)
NHG
- 1944 wier min ierst Wihnachten, dat ick nich tohus fieern künn.
- Ick wier 18 un as Kriegsfriewilliger mit 17 tau´n Frontinsatz intreckt un poor Maand later in Kriegsgefangenschaft geraden.
- Nu beläwte ick twei Johr in de USA un noch mal twei Johr in Englande.
- Alle Wihnachten wier´n dor vuller Heimweh, man gaud, dat ick dunn Werner Kröplin ut Rövershagen drapen heff.
- Hei künn so wunnerbore Geschichten von tohus, in´ne Rostocker Heid vertellen.
- Ein dorvon, Wihnachten ´44 in Virginia, is mi unvergätlich.
- Ick rekonstruier se nu mal, as se mien Gedächtnis mi bewohrt hett:
- "Wenn an´n Harwst un Winterdach de Storm üm uns Hus üm den Rövershäger Forsthoff hulte, knarrten un klagten de Böm un Strüker.
- In´n Aben knackte dat Füerholt, ein Petroliumfunzel blökerte. Dat rök na Bratappel un frischbacken Brot.
- Uns Ollen vertellten sick wat gruglichet oewer Blitz un Dunner, Dod un Düwel, oft ok von´n König un Krieg.
- Wie Kinner luschten.
- Dor hett dat ok mal heiten, dat in den strengen Winter ´28, as de Ostsee taufroren wier, von Finnland her, ein Wulf oewwer dat Ies kamen un in uns Holt afdückert wier.
- Dat süll ´n mächtig Diert sien un nu dor rumströpern.
- Manke Lüd wull´n em all seihn hemm., keiner künn´t bewiesen.
- Sei vertellten grugelichtet oewer den "Finnenwulf", as se em nennten.
- Oewwer denn wür einet Dachs de Köhler näben sien Kohlenmieler dot upfunn´.
- De Förster künn nich faststell´n ob de all stark verfuulte un anfrätene Köhler von´n Wulf orrer von ne Rott Swien so tauricht worden wier,
- Un einet Dachs bröchte dat Schicksal mi in´t Spill.
- Mien Vadde har acht Pierd mit de ick all mien Schaultied Holtslöpen lierte.
- Wiel dat ick em den Knecht ersetten künn, dörfte ick mit Vadders Rietpierd af un an mal utrieden.
- Mit den jungen Hingst galoppierte ick giern mal dörch de Heid.
- An einen Nahmiddach in´n Harwst, de Sünn stünn all tämlich deip un blend´te, as ick mit Vadders "Swatten" oewer den Holtslöp-Damm dörch dat "Naturschutzgebiet Hütelmoor" galoppierte.
- Dor stünn mit´n mal de Finn vör uns.
- Dor liggen woll blots twindig bet dörtig Meter twischen uns.
- As ick all säd: de Sünn stünn deip un mi keem dat Diert sihr grot vör.
- Min Vadder sien Pierd woll ok, denn dat schuchte un bremste, dat ick in´n Boen vörnoewer runnerföll un ahnmächtig liggen bleef. De Hingst brök in´n hogen Bagen vörnoewer runnerföhl un ahnmächtig liggen bleef.
- De Hingst brök siedwarts ut dörch dat Unnerholt un stör´te int Muur, wo he nich wedder rut keem.
- As ick denn ut mien Koma upwakte wier dat dodenstill: Kein Wulf un ok kein Pierd!
- Ick dacht, dat et allein in Panik nahus lopen wier.
- Ick slöpte mi denn de Kilometers nah Hus.
- Intwischen wier´t düster wor´n, so dat ierst an´n näksten Morgen de Säukerie na Vadders Rietperd los gahn künn.
- Oewer ick leeg mit Brägenerschütterung all up de Krankenstation.
- Dit wier ein grot Katastroph in mie´n Läben.
- Ein Droma makte mi depressiv un ok aggressiv. Ic künn unsen Schäperhund nich mier lieden, de einen Wulf so ähnlich seech.
- Ick wier froh dat ick twei Maand dorna Soldat wür.
- Mit rieden har ick nix mihr an´n Haut un wull dat Heidbeläwnis mit den´n Finnwulf vergäten.
- Oewer dat mien dat mien Vadder mi de Schuld an´n Dod von sien Pierd geef un nich verteien künn, un mien Beläwnis mit den´n Finnwulf nich gloewen wull, quälte mi sihr.
- Wi künn´n uns nich wedder verdrägen, denn as ick up Fronturlaub keem, wier hei all storben.
- Sonne posttraumatischen Qualen ward man woll nie mihr los un man möt lier´n, dormit ümtaugahn.
- Mank ein hier in´n Lager leed dorünner, dat de Krieg verlur´n güng.
- Wi har´n em nich von´n Tun bräken süllt!
- Ick leed, dat mien Vadder mi nich mihr verteihn künn und du Kurt, littst dat du nich Wihnachten tohus fieer´n kannst.
- Oewer dat vergeiht:
- Wenn du näkst Johr werrer tohus büst, is dit Leed vergäten!"
- Dat säd to mi 1944 Werner Kröpelin ut Rövershagen.
- Gans hett he nich recht behollen, denn noch drei Wihnachten möst ick in´ne Fröm´fier´n, oewer nu beläw ick all 67 Johr dat Fest mit mien Familie in Fräden.
- So ein Glück wünsch ick alle Minschen up uns Ierd.
- Juch all, leiw´Frünn´:
- Frohe Wihnachten un´n gauden Rutsch in´t niege Johr.
- Kurt Kaiser