Teterow - über die Jahrhunderte im Spiegel von Zeitgenossen

Aus Ortschroniken
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1962 Heinrich Alexander Stoll

Auszüge aus "Noch lebt der Hecht"
"Es läßt sich nicht recht ausmachen, warum und wieso Teterow, diese hübsche und freundliche Stadt im östlichen Mecklenburg, in den Ruf geraten ist, das mecklenburgische Schilda zu sein.
Vor diesem Problem hat das Wissen auch der Heimatforscher versagt.
Teterow ist eine Stadt wie jede andere niederdeutsche Landstadt, und ihre Einwohner sind gewiß niemals dümmer oder mehr aufs Streichemachen versessen gewesen als die Leute in einer beliebigen andereen Stadt.
Wie konnte es also angehen, daß sie in einen so schlechten und schildbürgerlichen Ruf gekommen ist?
Ich könnte mir denken, daß sie sich irgendwann einmal, vor langen Jahrhunderten, wirklich einen Schildbürgerstreich geleistet haben - und warscheinlich ist gerade dieser erste und echteste Streich vergessen worden!
Er genügte aber dazu, daß man fortan den Teterowern zwei oder drei Dutzend andere anhängte und zuschreib, mit denen sie in der geschichtlichen Wirklichkeit nie etwas zu tun gehabt haben.
Denn bekanntlich wandern nach der Volkskunde die Sagen- und Schwankstoffe, so wie es Wanderwitze giebt, die sich durch Jahrhunderte am Leben erhalten, immer wieder neuen Persönlichkeiten angedichtet. Wer sie hört, lacht, und wer lacht, hat nicht nur mehr vom Leben, sondern steht auch über den Dingen.
Es tut gar nichts, daß einzelne der Stoffe schon im Lalebuch der Schildbürger von 1597, andere im holsteinischen Büsum, noch andere im oldenburgischen Wilsen ihre Heimat haben, und in diesen Orten vielleicht mit mehr historischem Recht als in Teterow.
Aber in Teterow sind sie auch zu Hause, sind durch Wahlverwandschaft zu echten "Teterowerd" geworden.
Wenn ich nundiese alten Geschichten sammelte ... so geschah das aus drei Gründen.
Erstens war ein Vorfahre väterlicherseits, Nikolaus Stoll, Anno 1376 Bürgermeister der Stadt Teterow, so daß ich mich dieser Gegend des mecklenburgischen Landes stets verpflichtet und verbunden gefühlt habe.
Zweitens habe ich viel Spaß am Spaß.
Drittens bemühe ich mich ... auch um die Volkskunde.
Denn ich meine das Sagen nicht nur "olle Kamellen" sind, gleichsam Museumsstücke, die das Aufbewahren verdienen, sondern daß sie auch für die Gegenwart Bedeutung und Wert haben.
so sind auch die Teterower Schwänke keineswegs nur zum Lachen über die Dummheit längst vergangener Zeiten und Menschen da.
...Einige der Geschichten erzählte mir schon meine Großmutter, einige fand ich in alten Sagenbänden von Niederhöffer und Bartsch, andere in Richard Wossidlos Sammlungen mecklenburgischer Sagen, Bräuche, Überlieferungen, weitere in den plattdeutschen Versen Gerhard Böhmers. ..."