Niendorf bei Neuhaus(Elbe) Festschrift (Dieter Greve) 3. DDR-Zeiten

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen

3. Die Gemeinde Niendorf zwischen 1945 und 1990

Am 1. Mai 1945 wurde das Gebiet zunächst von amerikanischen, dann britischen und ab dem 1. Juli 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. In dem sowjetischen besetzten Gebiet wurde ab September 1945 eine Bodenreform in der Landwirtschaft durchgeführt. Dabei wurden alle Betriebe mit mehr als 100 ha Größe und Betriebe aktiver Nationalsozialisten enteignet. Betriebe der ersten Kategorie gab es in Niendorf nicht. Als Betriebe aktiver Nationalsozialisten wurden diejenigen der Miteigentümer Karl Greve, Nr.4 (Kreisbauernführer), Rudolf Vogeler, Nr. 10 und Wilhelm Greve, Nr. 17 (Ortsbauernführer) der Bodenreform zugeführt. Es wurden jeweils drei Neubauernstellen aus den Hufen geschaffen:

  • Hufe 4: Hagen, Heinrich; Singe, Gustav und Peldczus, Heinrich,
  • Hufe 10: Herbst, Gustav; Kraft, Helmut und Ränicke, Karl,
  • Hufe 17: Eggert, Wilhelm; Nitsch, Hermann und Waack, Hermann

eingerichtet. Außerdem erhielten Land:

  • Greve, Adolf, B 2
  • Buck, Friedrich, B 6
  • Fritz Rautenberg.

Bei der Besetzung der Neubauernstellen gab es im Laufe der Jahre noch Veränderungen:

  • 1949 Wilhelm Eggerts Stelle geht an Siegfried Hübner
  • 1950 ging die Stelle vo Heinrich Peldczus an seine Tochter Hildegard Jurkat
  • 1952 Emil Schattner erhält die Stelle von Helmut Kraft, Schattner geht jedoch bereits nach einem halben Jahr Februar 1953 in die Bundesrepublik, dann erhält
  • 1953 Erich Herbst, der vorher bei Waack gearbeitet hat, diese Stelle.

Der sogenannte Niendorfer Hof, der aus der Zusammenlegung dreier Hufen am Anfang des Jahrhunderts mit einer Größe von 96 ha entstanden war, fiel zunächst nicht unter die Bodenreform, bis der Sekretär der SED-Gebietsparteiorganisation Neuhaus feststellte, dass der Eigentümer von Hörsten in der Göhrde bei Hitzacker einen weiteren größeren Landwirtschaftsbetrieb hatte. Das entsprach jedoch nicht den Tatsachen, denn Karl von Hörsten, der 1942 [Anm. HM: 1944? Bei den Gefallenen des II. WK wird Hans von Hörsten mit 1942 und Karl von Hörsten mit 1944 genannt] verstorben war, hatte testamentarisch verfügt, dass zwei seiner Söhne jeweils einen Hof erben sollten. Der Niendorfer Hof war auch im Frühjahr 1949 bereits auf den jüngsten Sohn Siegried von Hörsten im Grundbuch umgeschrieben. Dann wurde er 1949 widerrechtlich der Bodenreform zugeführt. Der Hof wurde zu einem volkseigenen Betrieb, der später dem Volkseigenen Gut Pritzier als Betriebsteil zugelegt wurde.

Zu Beginn der Fünfziger Jahre verschärften sich in allen Dörfern die Tendenzen, durch wirtschaftliche Maßnahmen die größeren Bauern, die ab einer Betriebsgröße von 20 ha unabhängig von der Bodenqualität als Großbauern bezeichnet wurden, zur Aufgabe ihrer Betriebe zu zwingen. Ein wesentliches Element dazu war die Verschärfung der Pflichtablieferung, die nun Anfang der Fünfziger Jahre durch die Möglichkeit „Freie Spitzen“ zu liefern ergänzt wurde. Als „Freie Spitzen“ wurden die überschüssigen Produkte bezeichnet, die nicht für die Pflichtablieferung und auch nicht für den betrieblichen Kreislauf benötigt wurden. Für diese wurde ein wesentlich höherer Preis gezahlt. Dadurch konnten gerade die kleineren und die mittleren Betriebe durch intensive Ausnutzung ihrer Flächen höhere Gewinne erzielen. In einzelnen Fällen konnten auch die größeren Bauern durch intensive Viehwirtschaft daran teilhaben. In Niendorf waren es vor allem die Rinderzucht und auch die Pferdezucht, bei denen Erfolge erzielt werden konnten. So konnte Wilhelm Jammer mit einer Hannoveraner-Stute auf der Landwirtschaftsausstellung in Markkleeberg 1950 einen 1. Preis erringen. Auch in der Rinderherdbuchzucht gab es bis in die jüngste Zeit hinein Auszeichnungen. Der größere Teil der „Großbauern“ hatte nun aber mit der hohen Sollveranlagung zu kämpfen.

Die Repressalien gegen die „Großbauern“ nahmen immer mehr zu:

  1. Es wurden Hauskontrollen durchgeführt, wenn beispielsweise das Ablieferungssoll für Getreide nicht erfüllt war. Diese Kontrollen konnten innerhalb der Gemeinde angeordnet werden, aber auch von den staatlichen Erfassungsorganen vorgenommen werden.
  2. Zur Überprüfung der staatlichen Anbaupläne und Viehhaltungspläne, die den Bauern die Art und den Umfang des Feldkulturenanbaus und der Viehhaltung im Detail vorschrieben, wurden Feld- und Hofbegehungen durchgeführt.
  3. Die Verweigerung der Hausschlachtung an Betriebe, die ihr Soll in der Ablieferung von Schlachtvieh nicht erfüllt hatten, war gang und gäbe. Dazu muss man wissen, dass das Schlachten für den Eigenbedarf bereits in der Kriegszeit und dann auch danach der Genehmigung durch die Gemeinde bedurfte. Diese durfte die Genehmigung an Betriebe mit Ablieferungsschulden nicht erteilen. Da andererseits die Landwirte als Selbstversorger auch keine Fleischversorgung auf der Lebensmittelkarte erhielten, waren sie gezwungen Schwarzschlachtungen durchzuführen. Wurden diese entdeckt, so wurden sie wegen Wirtschaftsverbrechen angeklagt.
  4. Die Gemeinde musste sich zunehmend in die Belange der Landwirte einmischen. Nicht nur Anbau- und Viehhaltungspläne waren aufzustellen, sondern in der Erntezeit auch Druschpläne (wegen der niedrigen Stromspannungen) zu erarbeiten und Nachtdruschkolonnen aufzustellen. Auch die Erfüllung der Ablieferungspflicht war zu überwachen.
Gehöft der Hufe 10 im Jahre 1999 mit erhaltenem Bauernhaus und Scheune (Quelle: Dieter Greve)

All diese Maßnahmen dienten außer klassenkämpferischen Zielen auch der Vorbereitung der Kollektivierung der Landwirtschaft. In vielen Dörfern wurden aus enteigneten sogenannten „devastierten“ Betrieben die „Örtlichen Landwirtschaftsbetriebe (ÖLB)“ unter Führung der Gemeinde gebildet. Diese waren dann oft die Keimzellen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). In Niendorf war das allerdings nicht der Fall. Hier wurde die LPG „Grüne Aue“ im Jahre 1953 von einigen Bauern unmittelbar gebildet (Heinrich Hagen, Gustav Herbst, Otto Wilken u.a.). Vorsitzender wurde Heinrich Hagen.

1955 sind laut Viehzählungsliste Mitglieder der LPG:

  • Wilhelm Bannöhr (Vorsitzender?),
  • Hedwig Plischke,
  • Erich Bittner,
  • Heinrich Hagen,
  • Lisa Beuthner,
  • Gustav Herbst und
  • Otto Wilken.

In dieser Zeit (1952) wurden Maßnahmen zur „Sicherung der Staatsgrenze“ durchgeführt. Dabei wurde ein Sperrgebiet eingerichtet, in dem man sich nur mit besonderer Genehmigung aufhalten durfte. Das Sperrgebiet bestand aus zwei Zonen, dem „Fünf-Kilometer-Sperrgebiet“ und der „Schutzzone“, die etwa 500 bis 1000 Meter breit war. In dieser galten verschärfte Maßnahmen. Gleichzeitig wurde an der Landgrenze ein gepflügter und geharkter Zehnmeterstreifen angelegt, auf dem die Spuren von Flüchtlingen zu erkennen sein sollten. Auch Niendorf befand sich nun im Sperrgebiet. Im gleichen Jahr wurde die sogenannte „Aktion Ungeziefer“ durchgeführt, bei der politisch missliebige Personen aus den Dörfern des Sperrgebietes in andere Kreise zwangsweise umgesiedelt wurden. Hiervon war Niendorf nicht betroffen – wohl aber die Nachbardörfer Krusendorf und Sumte.

Am 3.12.1959 führt die Viehzählungsliste folgende landwirtschaftliche Betriebe auf:

Größe 1 bis 20 ha:

  • Döscher, Wilhelm
  • Pink, Emmi
  • Greve, Adolf
  • Schröder, Johann
  • Brusch, Betty
  • Greßmann, Friedrich
  • Bötger, Theodor
  • Greve, Anna
  • Karstens, Adolf

Größe über 20 ha:

  • Bonatz, Herbert
  • Lütgens, Heinrich
  • Döscher, Otto
  • Jammer, Wilhelm
  • Greve, Ernst
  • Brusch, Anneliese

Die Betriebe Bötger, Karstens und Anna Greve hatten zwischen 1955 und 1959 Land an den Niendorfer Hof verpachtet. Zuvor lagen auch sie über 20 ha.

Im Frühjahr des Jahres 1960 wurde durch die SED eine Kampagne zur Vollendung der Kollektivierung der Landwirtschaft durchgeführt, die später die Bezeichnung „Sozialistischer Frühling“ erhielt. Mit massivem Druck wurden die wirtschaftsstärksten Bauern, die der Kollektivierung bisher widerstanden hatten, in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gedrängt. In Niendorf wurde nun die LPG Typ I „Krainke“ gebildet. In dieser Form der LPG wurde zunächst nur der Acker gemeinsam bewirtschaftet. Die Viehwirtschaft sowie auch deren Grundlage, die Weiden und Wiesen, blieben individuell bei den Bauern. Dieser Genossenschaft schlossen sich die Bauern Friedrich Greßmann, Pächter auf Nr. 18 (Vorsitzender), Schröder B 4 (Mühle), Wilhelm Jammer, Nr. 5 Ernst Greve, Nr. 6, Anna Greve, Nr. 8, Heinrich Lütgens, Nr. 9 und Herbert Bonatz, Nr. 15 an. Die übrigen Bauern waren wie Döscher, Nr. 2, Bötger, Nr. 12 und Adolf Greve, B 2 nun 1960 oder bereits zuvor in die LPG vom Typ III eingetreten, in der außer einer kleinen Hauswirtschaft alles Land und Vieh genossenschaftlich bewirtschaftet wurde. Einige Betriebe wurden auch zuvor durch Landverpachtungen (Wolter, Hufe Nr. 3 und Lamp, Hufe Nr. 11) aufgelöst. Aus der Windmühle der Familie Schröder, die bereits über Jahrzehnte zunächst kombiniert als Wind- und Motormühle, nach dem Verlust des Flügelkreuzes bei einem Sturm im Jahre 1949 nur noch als Motormühle betrieben wurde, wurde im Zuge dieser Entwicklung im Jahre 1960 eine zwischenbetriebliche Einrichtung mehrerer LPG, die der Futtermittelproduktion diente.

In der Viehzählungsliste vom 15.12.1960 werden als Viehhaltungen der Mitglieder der LPG Typ III aufgeführt:

  • Bötger,
  • Nitsch,
  • Müsch,
  • O. Greve,
  • Herzog,
  • Karwinski,
  • Bittner,
  • Wilken,
  • Köhler,
  • Hagen,
  • Schmidt,
  • K. Döscher,
  • W. Singe,
  • Ad. Greve,
  • K. Greve,
  • Hübner,
  • Herbst und
  • Köhler.

Vorsitzender war Erhard Herzog.

Die LPG „Grüne Aue“ errichtete Mitte der 1950er Jahre mit staatlicher Hilfe einen Rinder-Offenstall auf den Flächen der Hufe 1. Im Jahre 1959 wurde nahebei ein Kälberstall errichtet, dazu später ein Futterbergeraum und eine Siloanlage. Anfang der 1960er Jahre wurde auf der Hofstelle der ehemaligen Hufe 17 ein Schweinestall gebaut.

Im Jahr 1961 gab es eine Verschärfung der Grenzsicherungsmaßnahmen, die in Berlin zum Bau der Mauer und an der „Staatsgrenze West“ zur Errichtung immer weiter ausgebauter Grenzzaunanlagen mit Minenstreifen führte. Erst am 1.9.1972 wurde das Sperrgebiet eingeschränkt, so dass Niendorf, wie auch Boizenburg und die Teldau außerhalb des Sperrgebiets lagen. Ebenfalls im Jahr 1961 führte man mit der „Aktion Kornblume“ eine zweite Welle von Zwangsumsiedlungen aus dem Sperrgebiet durch. Dabei wurden in vielen Dörfern diejenigen Bauern ausgewiesen und in andere Kreise umgesiedelt, die sich am stärksten gegen den Eintritt in die LPG gewehrt hatten. In Niendorf traf es die Familie Bötger, Nr. 12. Der Hof wurde nun in das Volkseigentum überführt. Zwangsumgesiedelte Eigentümer erhielten eine geringe Entschädigung, die sie in die Lage versetzte, eine kleine Wirtschaft – meist aus der Bodenreform – zu erwerben.

In beiden LPG gab es im Lauf der Jahre personelle Veränderungen. 1964 wurde Werner Gappisch Vorsitzender der LPG „Grüne Aue“. Auch in der LPG „Krainke“ wechselte Anfang 1965 der Vorsitz von Friedrich Greßmann auf Heinrich Lütgens. Im Jahre 1967 wurde ein Zusammenschluss der LPG Typ III in Niendorf und Dellien in Erwägung gezogen. Er wurde verworfen, weil kein mit Kraftfahrzeugen befahrbarer Übergang über die Krainke vorhanden war und zum anderen Niendorf im und Dellien außerhalb des Sperrgebiets belegen war. 1968 war auch bereits die Rede vom Zusammenschluss der LPG Typ III in Krusendorf und Niendorf mit der Perspektive des Zusammenschlusses auch der Gemeinden. Das stieß in der Gemeindevertretersitzung am 25.7.1968 auf große Ablehnung. Anfang des Jahres 1968 verließ Werner Gappisch die LPG „Grüne Aue“ und wurde Vorsitzender in Dellien. Kommissarisch wurde deshalb Dietrich Greve aus Lübtheen vom Rat des Kreises als Vorsitzender abgeordnet. Er blieb nur ein Jahr.

Die Durchführung der Hochwasserschutzmaßnahmen „Untere Elbe“ zwischen 1958 und 1963, die zum Bau des Schöpfwerkes an der Krainke in Niendorf führten, hatten auch den Ausbau des Gewässernetzes zur Folge. Die beiden Hauptvorfluter zum Schöpfwerk „Krainke“ und zum ebenfalls neu errichteten Schöpfwerk „Niendorf-Teschenbrügge“ am Burgsee verbesserten insgesamt die Entwässerung der Flächen. Jedoch konnten sie den Einfluss des Qualwassers durch den Krainkedeich mit der Folge der Vernässung insbesondere am Kamp, Huhrland und Stedergarten nicht verhindern.

In den 1960er Jahren wurde auf die Bauern der LPG Typ I scharfer Druck ausgeübt, der sie zum Übergang in die LPG Typ III bewegen sollte. Im Jahre 1969 erfolgte später als in vielen Dörfern auch in Niendorf die Vereinigung der LPG Typ I und Typ III in der LPG „Grüne Aue“. Dabei spielte auch eine Rolle, dass die LPG Typ III niemals über den Status einer wirtschaftsschwachen LPG hinauskam. In Niendorf konnte der Eindruck entstehen, dass die LPG Typ I die LPG Typ III übernommen hatte. Vorsitzender der LPG wurde nun nämlich der bisherige Vorsitzende der LPG Typ I Heinrich Lütgens. Parallel zu den Entwicklungen in der Landwirtschaft gab es auch Veränderungen in der Gemeinde. Bis 1945 war der frühere Lehnschulze Friedrich Greve (seit 1906) zunächst Schulze, dann Bürgermeister gewesen. Er durfte diese Funktion dann nicht weiter ausführen und zog sich 1951 auch aus seinem landwirtschaftlichen Betrieb, der Hufe 15, zurück, die er an eine Verwandte Anneliese Schasse übergab. Bürgermeister wurde nun für wenige Monate Otto Döscher aus Hufe Nr. 2, dann Wilhelm Eggert aus Häuslerei Nr.4. Nun gab es einen häufigen Wechsel, beginnend mit einem Herrn Habakuk, Heinrich Hagen, einem Herrn Sehlcke, einem Herrn Klemmer, Fritz Lindemann und Joachim Brockmöller.

Niendorf 1999. Deichpromenade mit Häusern der Büdnereien B 2 und B 6 sowie der Hufe 10 (Quelle: Dieter Greve)

Zum Zeitpunkt des Beginns der Archivierung von Gemeindeakten im damaligen Kreisarchiv Hagenow im Jahre 1964 ist Bruno Jurkat Bürgermeister in Niendorf. Gemeindevertreter sind Lehrer Wilhelm Jammer, Werner Singe, Otto Greve, Eckhard Greve, Otto Wilken, Heinz Müsch, Herbert Bonatz, Elisabeth Lange, Paul Koch, Joachim Brockmöller, Siegfried Hübner, Friedrich Greßmann, Margot Bittner, Herbert Michel und Bruno Jurkat.

Im Jahre 1965 wird Horst Ebert aus Kuhlenfeld vom Rat des Kreises als neuer Bürgermeister vorgeschlagen und durch die neue Gemeindevertretung (S. Hübner, Eckhard Greve, O. Greve, H. Banse, Kurt Piffl, Marianne Meyer [geb. Lamp], Hanna Matuschek, W. Singe, Heinrich Lütgens, H. Michel, H. Bonatz, A. Karstens) gewählt.

Ebert verlässt Niendorf bald wieder. Anfang 1967 wir Karl Kasper, der Bürgermeister aus Sumte kommissarisch auch Bürgermeister in Niendorf. Nach der Wahl am 15.9.1970 wird Hanna Matuschek, die Tochter des Schmieds Karl Greve Bürgermeisterin (GV sind: Matuschek, Lütgens, Michel, O.Greve, E.Greve, F. Greve, Karstens, Banse, Foltien, Döscher, Matzig, Bonatz, M. Brockmöller).

Am 1.1.1974 wird die Zentralgemeinde Sumte mit den Orsteilen Krusendorf, Neu Garge, Niendorf und Viehle/Gülstorf gebildet. Nun wird Karl Kasper wieder Bürgermeister.

In der Gemeinde Niendorf hat es im 20. Jahrhundert immer zwei Gaststätten gegeben, Beckmann (dann Pink, später Fritz) und Adolf Greve. Die Gaststätte Fritz hat bis zum Jahre 2003 bestanden. Mit beiden Gaststätten verbunden war auch jeweils ein Ladengeschäft für Waren des täglichen Bedarfs. Im Hause Pink richtete die Konsum-Genossenschaft eine Verkaufsstelle ein. Diese bestand bis 1964 in diesem Hause, 1964 bis 1975 im Hause Adolf Greve und 1975 bis 1990 in der ehemaligen Schule. Zu der Mühle gehörte bis zum Jahre 1973 eine Bäckerei, die von Joachim Schröder ab 1960 unabhängig vom Mischfutterbetrieb geführt wurde.

Zur Betreuung der Kinder wurde im Jahre 1960 in der ehemaligen Schule ein Kindergarten eingerichtet, der zunächst nur im Sommer als Erntekindergarten diente. Dieser hat bis 1973 bestanden. Dann wurden die Kinder zunächst in Neu Garge, dann in Sumte betreut.

Mit der Vereinigung beider LPG des Dorfes war aber die Entwicklung in der Landwirtschaft bei weitem noch nicht abgeschlossen. Die Entwicklung der technischen Basis zu immer größeren und leistungsfähigeren Einheiten erforderte wirtschaftlichere Betriebsgrößen. Zunächst begann man mit der kooperativen Zusammenarbeit der LPG mehrere Orte zu bestimmten Arbeitsschwerpunkten. So ist im Protokoll der Sitzung des Niendorfer Gemeinderates am 28.7.1970 die Rede von der Kooperation der LPG in Niendorf und Krusendorf bei der Getreideernte. Mit der Schaffung größerer Betriebe in der Pflanzenproduktion wurde diese Entwicklung fortgesetzt. Diese wurden 1973 mit den Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP) gegründet. Die LPG „Grüne Aue“ Niendorf gehörte nun der KAP Krusendorf an, deren Leiter der Krusendorfer LPG-Vorsitzende Adam Nazarkewitz wurde.

In diese Zeit fällt auch der Abbruch und Neubau der Kapelle in Niendorf. Die alte Kapelle wurde 1534 erstmals erwähnt. Sie war ein einfacher Fachwerkbau mit flachbogigem Chorschluss. In dieser Bauweise war sie um 1650 entstanden, nachdem die Schäden aus dem Dreißigjährigen Krieg beseitigt waren. Damals erhielt sie einen barocken Altar, in dem sieben gotische Schnitzfiguren verarbeitet worden sind, und eine ebenfalls barocke Kanzel. Die Schnitzfiguren sind in dem 1975 errichteten einfachen Flachbau noch vorhanden. Die Kapelle gehörte zum Sprengel der Blücherschen Pfarre, die jedoch bis 1702 vom Pastor aus Zahrensdorf bedient wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Kapelle zusehends. In der Gemeindevertretung ist dann im Februar 1967 die Rede vom Bau einer Leichenhalle. In einer Sitzung des Gemeinderats im August 1969 wurde die Frage gestellt, was aus der Kapelle werden soll. Die Ratsmitglieder sprachen sich kategorisch gegen einen Abbruch aus. Es sollte eine schrittweise Erneuerung der Außenwände erfolgen. 1975 erfolgte dann doch der Abbruch und Neubau in der Form eines Flachbaus.

Die weitere Konzentration in der landwirtschaftlichen Produktion wurde im Jahre 1977 durch die Vereinigung der LPG Niendorf mit LPG Krusendorf fortgesetzt. Damit war nun auch die Tierproduktion unter einem größeren Dach vereinigt, obwohl sich hinsichtlich der Produktions- und Arbeitsbedingungen nicht viel änderte. In der Pflanzenproduktion erfolgte 1978 eine Vereinigung der KAP Krusendorf und Neuhaus unter dem Dach der KAP Neuhaus, aus der 1979 die LPG Pflanzenproduktion Neuhaus unter dem Vorsitz von Werner Gappisch gebildet wurde.

Bauernhaus auf dem Gehöft 8 im Jahre 1999 (Quelle: Dieter Greve)

Die Meliorationen in der Folge der Hochwasserschutzmaßnahmen „Untere Elbe“ in den Jahren 1958/63 wurden in den 1970er Jahren durch Flurmeliorationen ergänzt, die durch Fällung und Rodung von annähernd 1000 Eichen, Buschrodung, Planierung und weitergehender Entwässerung größere Flächeneinheiten unabhängig vom Eigentum der Flächen geschaffen haben. In diese Zeit fiel auch der Bau landwirtschaftlicher Wirtschaftswege zur Verbesserung der Bewirtschaftung der vergrößerten Flächen. Schon beim Bau des Schöpfwerkes wurde Anfang der Sechziger Jahre der Brinkweg bis zum Schöpfwerk befestigt. Dann war der Kampweg Ende der Sechziger Jahre mit Filterasche stabilisiert worden. Nun wurde ein durchgängiger Wirtschaftsweg von der Neuhäuser Gülze über den Knickgraben und Binschenholt an den Brinkweg heran und über die B 195 hinweg, über die Schweineweide bis an den Krusendorfer Kirchweg herangeführt.

Auch die ehemalige Mühle als Kooperativer Mischfutterbetrieb nahm eine positive Entwicklung. Im übrigen verfielen große Teile des Dorfes, weil zum einen viele Höfe nicht mehr mit Eigentümern besetzt waren und zum anderen die großen Scheunen und Stallungen der Bauerngehöften keine adäquate Nutzung mehr hatten. Jedoch wurden die Bauernhäuser selbst im Allgemeinen gepflegt.

Das gesellige Leben in Niendorf – die Niendorfer haben, wie auch Graf von Oeynhausen schon feststellte, immer gern gefeiert – war immer sehr rege. Einen Höhepunkt des bäuerlichen Lebens stellten von jeher die Erntefeste dar. In Niendorf gibt es mindestens seit 1946 Umzüge mit der Erntekrone, die am Vorabend in der Gaststätte gebunden wurde. Eine Niendorfer Besonderheit war es, dass die vor dem Gehöft den Umzug begrüßenden Bauern einen Tusch erhielten und sich mit einem Umtrunk revanchierten. Seit 1994 ist es üblich, zusätzlich eine Kinder-Erntekrone zu binden, die vor dem Umzug getragen wird.

Das kleine Feuerwehrhaus (Quelle: Dieter Greve)

Ein Träger des geselligen Lebens ist in Niendorf, wie in anderen Dörfern, die Freiwillige Feuerwehr. Diese bereits 1897 gegründete Einrichtung der Gemeinde wurde nachweisbar geführt durch die Wehrleiter Paul Greve, Schmied Karl Greve, Bruno Jurkat, Herbert Bonatz, Erich Zaschke, Wilhelm Jammer, Jürgen Oehlke und gegenwärtig von Edmund Greve. Im Jahre 1971 errichtete die Gemeinde ein neues Gerätehaus, das im Jahre 1981 noch einen Anbau erhielt. Die Niendorfer Feuerwehr war bei Ausscheiden häufig erfolgreich.

In Ausscheiden zwischen den Feuerwehren der Dörfer Sumte, Neu Garge, Stiepelse und Niendorf erzielte Niendorf erste Plätze in den Jahren 1964, 1970 und 1979.

Dann kamen zu dem sogenannten Wirkungsbereich die Wehren der Dörfer Haar, Neuhaus und Dellien hinzu. Bei den nun folgenden Ausscheiden im Wirkungsbereich erzielte die Niendorfer Wehr die Plätze:

  • 1981 1. Platz, gleichzeitig 1. Platz im Kreis Hagenow
  • 1983 1. Platz
  • 1985 1. Platz
  • 1986 1. Platz
  • 1988 1. Platz

Am 24.12.1989 nahm die Niedorfer Freiwillige Feuerwehr partnerschaftliche Beziehungen zur Wehr von Garlstorf bei Bleckede auf, die auch gegenwärtig gepflegt werden.

Später im Landkreis Lüneburg erzielte insbesondere die Jugendfeuerwehr aus Niendorf fast immer vordere Plätze:

  • 1998 1. Platz im Amt Neuhaus
  • 2000 1. Platz -"-
  • 2002 3. Platz im Landkreis Lüneburg
  • 2004 3. Platz im Landkreis und im Regierungsbezirk Lüneburg und 1. Platz im Amt Neuhaus
  • 2004 Landesmeister im „Spiel ohne Grenzen“
  • 2005 6. Platz im Landkreis

Im aktiven Einsatz hatte die Freiwillige Feuerwehr seit 1945 vier Brände zu bekämpfen:

  • 1949 Scheune auf Hufe 13 (Brusch)
  • 1971 Schweinestall auf Hufe 9 (Lütgens)
  • 1990 Schweinestall auf Hufe 10
  • 1994 Bergeraum

Darüber hinaus waren Einsätze im Hochwasserschutz u. a. erforderlich.


zurück zur Festschrift