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Heinrich Lange (1863 – 1938)

Lehrer, Küster und Organist, Reuter-Forscher und Schriftsteller


Heinrich Lange

Heinrich Lange wurde am 23. Juli 1863, in Tessin/Mecklenburg geboren. Wir wissen nichts über seine Eltern, wir wissen nur daß er in Tessin die Schule besuchte, also dort auch seine Kindheit verbrachte. 1884/85 absolvierte Heinrich Lange das Lehrerseminar in Neukloster und wurde 1885 zweiter Lehrer in Bad Sülze. In gleicher Stellung war er von 1886 bis 1890 in Dierhagen tätig. Michaelis 1890 (29. September) begann Heinrich Lange seinen Dienst als 1. Lehrer in Hohenfelde bei Doberan, er war gleichzeitig Küster und Organist in Althof, dem Kirchdorf, zu dem Hohenfelde damals gehörte. 1899 erschien im Verlag Otto Lenz in Leipzig als Band 1 einer Reihe mit dem Sammeltitel „Aus Mecklenburg – Erzählungen in plattdeutscher Mundart“ der Titel „Kaptän Peiter Pott´s Abenteuer tau Water un tau Land“, der Verfasser war Heinrich Lange Hohenfelde. Die Schrift wurde begeistert aufgenommen. In der „Güstrower Zeitung“ hieß es : „Die Erzählungen in Mecklenburger Mundart, mit welchem Verfasser sich in die Literatur heimischen Idioms einführt, haben wir mit Vergnügen gelesen. Herr Lange, welcher unsere niederdeutsche Mundart vorzüglich beherrscht, besitzt ein ungewöhnliches Erzähltalent. „ Im „Mecklenburger Tageblatt“ war zu lesen: Die Erzählungen „...fesseln den Leser von Anfang bis Ende ihres wirklichen Humors wegen, der sich weit über das Mittelgut erhebt, das einem gemeiniglich in plattdeutschen Döntjes vorgesetzt wird.“ Als Band 2 der genannten Reihe erschien 1901 von Heinrich Lange „Dörch Nacht tau´m Licht“ mit den Erzählungen „In´t Armenhus“ und „Up´t Wrack“, 1907 folgte als Band 3 vom Gleichen Autor „Twei Geschichten uté Franzosentid“. In diese bezog Heinrich Lange ein Ereignis aus der näheren Umgebung seines Wirkungskreises ein. Das Gefecht bei Retschow im August 1813 zwischen einer französischen Nachhut und Mecklenburger freiwilligen Jägern, von denen drei fielen, ist in beiden Geschichten von einer gewissen, die Handlung beeinflussenden Bedeutung. Die kurze Erzählung „De Kriegskass“ ist im übrigen in Langes Geburtsstadt Tessin angesiedelt. Zwischen der Herausgabe der plattdeutschen Geschichten erfolgte die Veröffentlichung verschiedener hochdeutscher Erzählungen, so „Heinrich der Schwarze“ und „Unter dem Banner des Löwen“, volkstümliche Darstellungen der Kämpfe der mecklenburgischen Herzöge mit der Stadt Rostock. Ein Lustspiel „De Wendenkron“, erschien 1905, und in diesem Jahr trat Heinrich Lange auch als Herausgeber einer achtbändigen Ausgabe der Werke Fritz Reuters bei Berthold Sturm in Dresden hervor. Er verfaßte dazu auch eine umfängliche Biographie, die bezeugt. Daß er seinen Reuter gut kannte. Er belegte viele Fakten aus Reuters Leben anschaulich mit Zitaten aus dessen Werken und Briefen. Am 1. April 1907 wurde Heinrich Lange erster Lehrer, Küster und Organist in Wustrow auf dem Fischland. Auch hier setzte er seine schriftstellerische Tätigkeit fort, bis zum ersten Weltkrieg erschienen von ihm fast jährlich , manchmal häufiger, Werke unterschiedlicher Art und in verschiedenen Verlagen. Häufig wendet er sich maritimen Themen zu, und er schrieb auch viele historische Erzählungen für die Jugend, so daß er in „Kürschners Deutschem Literaturkalender“ als „Dialekt-, Volks- und Jugendschriftsteller geführt wird. Unter Heinrich Lange sind hier 27 Titel genannt, manche erschienen in mehreren Auflagen, auch vier Lustspiele sind angeführt, außerdem die Fritz Reuter-Ausgabe und die Herausgabe der 3. und 4. Auflage des in erster Auflage 1862 erschienenen Buches „Das Land Swante Wustrow oder das Fischland“ von C.J.F. Peters, das Lange neu bearbeitete und damit ein beachtenswertes Heimatbuch über das Fischland schuf. Unter seinen Werken findet sich auch die Erzählung „Der Generalreeder“, eine hochdeutsche Fassung der gleichnamigen Erzählung von John Brinkman. In einem Vorwort dazu schrieb Heinrich Lange, daß er durch Übertragung der besten Werke Brinkmans ins Hochdeutsche diese einem breiteren Publikum zugänglich machen wolle. Er war offensichtlich nicht nur ein Lehrer, der der Moder frönte zu schreiben, sondern sah in seiner nebenberuflichen Tätigkeit eine kulturpolitische Aufgabe.

Heinrich Lange schriftstellerte nicht nur. Er leitete in Wustrow einen Kinderchor und den Gesangverein. Der ihm verliehene Titel „Kantor“ weist auf die Leitung eines Kirchenchores hin, vielleicht war der aber auch mit dem in einer anderen Quelle genannten Gesangverein identisch. Seine Vorgesetzten äußerten sich 1927 sehr anerkennend über Langes Tätigkeit, und auch in der Gemeinde muß er hohes Ansehen genossen haben, sie ernannte ihn während der „Mecklenburger Dorftage“ im Jahr 1928 zum Ehrenbürger. Das war schon nach seiner Versetzung in den Ruhestand als Schulleiter i.R., die am 1. Oktober 1927 erfolgte. Heinrich Lange wechselte nun nochmals seinen Wohnsitz, er zog nach Rostock, wir wissen jedoch nicht, in welchem Jahr. 1929 erschien er zum ersten Mal im Rostocker Adreßbuch. Seine am 14. März 1927 gestorbene Frau wurde bereits auf dem Rostocker Neuen Friedhof beigesetzt, also trug er sich wohl damals schon mit dem Gedanken, nach Rostock zu ziehen. Wir kennen leider nur die äußeren Daten des Lebens von Heinrich Lange, keine Mitteilung aus seinem Leben, kein Brief war uns bisher zugänglich. Von seinem Grabstein auf dem Neuen Friedhof in Rostock lasen wir ab, daß Heinrich Lange am 6. Oktober 1938 starb. … Rudolf Eckart schrieb 1911 im „Handbuch der Geschichte der plattdeutschen Literatur“, daß die von Heinrich Lange veröffentlichten Geschichten „ein beachtenswertes Talent bekunden“. Dieses Talent sollte wiederentdeckt werden.

Dr. Joachim Lehmann