Karstorf

Aus Ortschroniken
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Kenndaten des Orts
Name (heute)Karstorf OT der Gemeinde Hohen Demzin
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl17166
VerwaltungsamtAmt Mecklenburgische Schweiz
LandkreisRostock
Zahlen
Einwohner..?.. (2015)
KoordinatenBreite: 53.6969 / Länge: 12.5411

Frank Herholz

Das Dorf Karstorf liegt in der Mecklenburgischen Schweiz an der Bundesstraße B 108 9 km südlich der Stadt Teterow. Aus Teilen des Dorfes entstanden die Orte Burg Schlitz und Görzhausen.

Geographische Lage



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Kurztext zum Ort

Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade" 1896:

Seite 1104 ff "Burg Schlitz bei Hohen Demzin, 1 Meile südlich von Teterow unweit der Waren-Teterower-Chaussee. Hof, Schmiede mit Krug. 39 (15) Einw. Burg Schlitz ist ein durch seinen Park und seine Gartenanlagen, sowie durch die Schönheit und Großartigkeit der bergigen Landschaft bekanntes Schloß, welches auf einer hohen, gebirgsähnlichen, meilenweit sichtbaren, natürlichen Terrasse liegt und hoch über das ganze Malchiner Seebecken hervorragt. Der Schöpfer von Burg Schlitz war der Baron von Labes, der von dem preußischen Minister Grafen v. Schlitz genannt Görz, an Sohnes Statt angenommen wurde und darauf den Namen Graf v. Schlitz führte, welchen Namen auch sein Schwiegersohn, der zweite Besitzer, zu seinem Namen mit annahm. Burg Schlitz liegt auf der Feldmark von Karstorf, dem früheren Hauptgute, statt dessen 1817 Burg Schlitz als das Hauptgut anerkannt wurde, so daß Karstof nun eine Pertinenz von Burg Schlitz ist. Das Schloß, zu dem schon 1806 der Grundstein gelegt worden, wurde in Folge der Kriegszeiten erst 1823 ganz vollendet. Es ist dasselbe über 60 m lang, 17 m tief, 15 m hoch und aus drei mit einander durch Gallerien verbundenen Theilen bestehend, auf deren mittlerem sich ein Obelisk von nahezu 12 m Höhe erhebt, zu dessen Spitze von innen eine Treppe hinaufführt und von wo man eine der reizendsten Landschaften mit dem Malchiner und Kummerower See und einem Theil von Pommern übersieht. Mit einem guten Fernrohr erblickt man von hier über 70 Ortschaften. Im Schlosse selbst sind der im Geschmack des Mittelalters reich decorirte Rittersaal, die Bibliothek und verschiedene Kunst- und naturhistorische Sammlungen zu bemerken. In geringer Entfernung zur Seite des Schlosses findet man eine sehr schöne, dem Andenken der Adoptivmutter des Erbauers, der Gräfin Caroline von Schlitz-Görz geweihte Kapelle. Die Vorderseite der Bergterrasse, auf der das Schloß sich erhebt, ist mit Gehölz bestanden und von Luftwegen durchschnitten, die Rückseite des Schlosses wird durch einen schönen, parkartig zugerichteten Buchenwald, der 6 1/2 ha einnimmt und aus dem das blendend weiße Schloß sich scharf abhebt, begrenzt. Die ganze Umgegend des Schlosses besteht überhaupt aus schönen, großartig angelegten Partien, welche die größte Mannigfaltigkeit zeigen und worin außer den einheimischen über 50 Arten von ausländischen Bäumen und Gesträuchen vorhanden sind; auch die Landwege schmücken Alleen, Ruhestellen und kleine Denkmäler. Der letzteren sind überhaupt 36 und sie stören sowohl durch ihre Menge als auch durch die Selbstgefälligkeit, die der Erbauer - selbst sein Alpenstock ist in der Nische eines Monuments zu schauen -, durch sehr viele derselben an den Tag legt. Am Fuß des Schloßberges liegt das ansehnliche Gasthaus "Zum goldenen Frieden". Hinter diesem Gasthause erstreckt sich ein zu Karlshof, der Meierei von Schorssow gehörendes Lustgehölz. Der vorbenannte zweite Besitzer der Burg Schlitz, der Graf Heinrich v. Bassewitz, genannt von Schlitz, starb 1861. Seinem Willen gemäß sollte der älteste Sohn seines Bruders sein Erbe sein und in den Besitz einer von ihm intendirten Stiftung kommen, welche den Burg Schlitzer Güter-Complex und den Allodial-Nachlaß umfaßte. Doch da die Consense der zur Nachfolge im Lehn Berechtigten nicht erwirkt waren, so konnte die Stiftung nicht in Kraft treten. Die Lehngüter wurden von dem noch lebenden älteren Bruder und Senior der Familie, dem Grafen v. Bassewitz auf Perlin, Worensdorff ec. angenommen (Johannis 1862) und die übrigen Erben ausbezahlt. - Nach seinem bereits im Mai 1863 erfolgten Ableben kam sein einziger Sohn, der Graf Rudolph v. Bassewitz auf Raguth, dem auch Perlin zufiel, in den Besitz und es begann nun für die Burg Schlitzer Begüterung eine neue Zeit. Die Güter wurden nicht allein in landwirthschaftlicher Beziehung außerordentlich gehoben, es wurden auch auf sämmtlichen Höfen großartige Neubauten aufgeführt, darunter die große schöne Wassermühle zu Ziddorf; es erfolgte der Neubau des Hofes Karstorf mit prachtvollen Gewächshäusern, die Wiederaufrichtung der abgebrannten großen Hohen-Demziner Ziegelei u. A. Auch der Kirche zu Hohen-Demzin wandte der neue Besitzer sein Interesse zu. Im Jahre 1857 hatte dieselbe bereits einen sehr hübschen, ganz in Felsen aufgeführten Thurm erhalten, dessen schlanke, schiefergedeckte Spitze weithin über`s Land sichtbar ist. Im Jahr 1871 wurde nun auch die Kirche selbst von Grund auf neu erbaut und von der gräflichen Familie mit reichem Schmuck versehen, zu welchem der jetzige Besitzer, der Graf F. v. Bassewitz, im Jahre 1885 eine schöne neue Orgel hinzufügte. Letzterer übernahm die Güter nach dem im Jahr 1877 erfolgten Ableben seines Vaters. - Ein kostbares Denkmal des Verstorbenen aus carrarischem Mamor mit dem Medaillon-Bildniß desselben ist von seiner Wittwe, der Gräfin von Bassewitz, geb. Gräfin v. Bülow, in der oben erwähnten sog. Carolinen-Kapelle aufgestellt worden.

Karstorf bei Burg Schlitz, liegt am Fuße des Berges von Burg Schlitz südlich von diesem Ort an der Teterow-Warener-Chaussee. Hof mit 47 (83) Einw. Auf der Stelle eines späteren Herrenhauses, welches auch noch mit einem tiefen Wallgraben, über den eine Zugbrücke führte, umgeben war, stand eine alte Burg. In dem noch vorhandenen Gemäuer derselben sind jetzt Glashäuser mit französischer Obstbaumtreiberei eingerichtet. In der Nähe derselben liegen ausgedehnte Gewächshäuser, und am Rande der die Burg umgebenden Wiesen steht eine REihe schöner uralter Eichen, die nächst den Eichen im Ivenacker Thiergarten die größten in Mecklenburg sein dürften.

Görzhausen bei Burg Schlitz nahe (westlich) von Burg Schlitz zwischen dem 95 1/2 m hohen Alexanderberg und dem Nienhäger Forst in anmuthiger Lage. Rechts am Wege, der von Görzhausen nach Karstorf hinunterführt, befindet sich der 97 m hohe Röthelberg. Hof mit 89 (96) Einw. Der Röthelberg ist die bedeutendste Anhöhe der ganzen Burg Schlitzer Hügelkette, ein vielbesuchter Aussichtspunkt mit einem Birkenwäldchen, von dem aus sich ein entzückendes Panorama darbietet, eins der anziehendsten der norddeutschen Tiefebene. Görzhausen, Mitte dieses Jahrhunderts angelegt, hat seinen Namen vom Erbauer zu Ehren des Adoptivvaters des letzteren erhalten."

Chronik

1427 - 1787 von der Osten

Die von der Osten sind ein Uradelsgeschlecht, das in Pommern, im Baltikum und in Mecklenburg ansässig war. 1427 wurde Henneke von der Osten aus dem Haus Basepohl - Arenshagen als erster seiner Familie Besitzer von Karstorf. 1463 besaß ein weiterer Henneke das Dorf. Er war ein Wohltäter des Klosters Dargun und wurde auf der Denktafel von 1479 für den Ausbau der Klosterkirche als Besitzer "tho karstorpe" erwähnt, sein Wappen schmückte auch ein Glasfenster der Klosterkirche. 1653 stiftete Georg Wilhelm von der Osten aus dem Haus Schildberg der Kirche zu Hohen Demzin einen Kelch. Seit 1750 war Johann Dietrich von der Osten auf Karstorf Provisor des Klosters Dobbertin, 1762 wurde er Klosterhauptmann. 1768 waren seine persönlichen Finanzen so zerrüttet, dass er wegen betrügerischen Konkurses steckbrieflich gesucht wurde. 1771 wurde er inhaftiert und verurteilt, nach zwei Jahren Festungshaft in Dömitz 1773 zu Landesverweisung begnadigt. Er starb 1782 auf Rügen. 1787/88 verkauften die Gläubiger die Güter an Joachim Johann Heinrich von Müller auf Detershagen.

1788 - 1791 Joachim Johann Heinrich von Müller

Joachim Johann Heinrich von Müller auf Detershagen wurde zusammen mit seinem Vater Joachim Christoph 1753 geadelt, die Anerkennung in Mecklenburg erlangte er 1794. 1787/88 kaufte er aus der Konkursmasse des Johann Dietrich von der Osten die Güter Hohen Demzin und Karstorf. 1789 legte er den Lehnseid gegenüber dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin ab. Bereits 1791 verkaufte er die Güter an den Freiherrn Hans von Labes für 90.000 Taler weiter.

1791 - 1831 Hans Graf von Schlitz

1831 - 1931 von Bassewitz

1931 - 1945 Emil Georg von Stauß

Stauß wurde 6. Oktober 1877 in Friedrichstal (Württemberg) als Sohn des Hauptlehrers Georg Stauß und der Emma Rosine, geb. Müller geboren. Seine Mutter starb 1887, noch im gleichen Jahr heiratete sein Vater Lina Hanselmann. Er hatte 6 Geschwister und besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart bis 1893. Nach der schulischen Ausbildung absolvierte er eine 3jährige Banklehre bei der Königlich Württembergischen Hofbank in Stuttgart und blieb anschließend noch ein Jahr als Kommis (Kontorist, Handlungsgehilfe, kaufmännischer Angestellter). Anschließend leistete er seinen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger im Württembergischen Grenadier-Regiment Königin Olga. 1898 ließ er sich zum Stenographielehrer ausbilden.

1898 erhielt Stauß eine Anstellung bei der Deutschen Bank und arbeitete zunächst ein Jahr in der Kontokorrent- und der Ausrechnungsabteilung. Danach wechselte er als Buchhalter in das Sekretariat der Abteilung für das Kapitalmarktgeschäft. 1901 wurde er Privatsekretär von Georg von Siemens, der noch im gleichen Jahr verstarb. Mit dem Erwerb der rumänischen Erdölgesellschaft Steaua Romana 1903 stieg die Deutsche Bank in das lukrative Ölgeschäft ein. Dazu wurde die Deutsche Petroleum-AG (DPAG) gegründet, deren erster Direktor Stauß 1904 wurde. Als Transporteur des Öls diente die Shell Transport and Trading Company, an der unter anderem Sir Henry Deterding beteiligt war. Wahrscheinlich ist hier die Freundschaft zwischen beiden entstanden. 1915 wurde Stauß Vorstand der Deutschen Bank, Verwalter der Anatolischen Eisenbahngesellschaft – damit auch mit dem Ausbau der Bagdad-Bahn beschäftigt. In diese Zeit fällt auch der Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern und die Verstrickung der Eisenbahngesellschaft darin.

Bereits 1913/14 ließ Stauß sich eine Villa in Berlin-Dahlem errichten, heiratete 1915 Karin Elisabeth geborene von Müller (geb. 1895). Das Paar hatte 4 Kinder: Georg Ferdinand, Sven Eugen, Karin Maria und Ulf Emil. Schwiegervater war der Admiral Georg Alexander von MÜller, Chef des Marinekabinetts und Generaladjutant des Kaisers. Von Müller pflegte Verbindungen zur Kaiserfamilie und zu Prinz Heinrich von Preußen. 1918 wurde Stauß in den württembergischen erblichen Adelsstand erhoben.

1918 wurde von Stauß Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP), 1919 war er als Wirtschaftsfachmann Mitglied der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versaille und Spa. 1925 erfolgte die Berufung in den Zentralausschuss der Reichsbank. Von 1930 - 32 saß er für die DVP im Reichstag, ab 1933 für die NSDAP, ohne deren Mitglied zu sein. 1934 wurde er zum Vizepräsidenten des Reichstags gewählt und erhielt die Ernennung zum preußischen Staatsrat. Er war Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP und seit 1931 (trotz Mitgliedschaft in der DVP) in der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP tätig.

Als Vorstand der Deutschen Bank war er der Hauptakteur bei der Fusion von Daimler und Benz zur Daimler-Benz AG, er blieb lange Jahre Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft, ebenso hatte er diese Funktion bei BMW, der Lufthansa AG, der Ufa oder beim Bayrischen Lloyd inne. 1932 wechselte er auch bei der Deutschen Bank vom Vorstand in den Aufsichtsrat. In diesen Funktionen unterstützte er den Aufstieg der NSDAP.

Nach dem Konkurs der Familie von Bassewitz auf Burg Schlitz erwarb die Mecklenburgische Landgesellschaft GmbH auf einer Auktion das Gut, um es zu parzellieren und aufzusiedeln. Durch die Wirtschaftskrise war das Deutsche Reich nicht mehr in der Lage, die dafür notwendigen Kredite bereitzustellen. Daher erbot sich die Landgesellschaft am 17. August 1931 gegenüber dem Justizministerium Mecklenburg-Schwerins einen zahlungsfähigen Käufer zu finden, der in die Rechte aus dem Meistgebot eintritt und dann den Zuschlag erhält. Das gelang sehr schnell, schon am 25. September 1931 beurkundete das Amtsgericht Teterow die Abtretung des Meistgebotes an von Stauß. Schon am 3. Juni 1932 vermeldeten die Teterower Nachrichten: "Adolf Hitler fuhr gestern durch Teterow und verweilte etwa eine Stunde in Burg Schlitz zu einer Besprechung." Ernst Heinkel schreibt in seiner Autobiographie "Stürmisches Leben" „Einer meiner „Nachbarn“ in Mecklenburg war der … Herr von Stauß. Er besaß etwa 70 km von Warnemünde entfernt ein 7000 Morgen großes Gut, Burg Schlitz, mit wunderbaren, über 500 Jahre alten, riesigen Eichen und einem an sich herrlich großen und trotzdem irgendwie gräulichen Schloss, in dem es keine Wasserleitung gab und in dem man ununterbrochen fror, weil nur ein Zimmer heizbar war und die Kälte eines Jahrhunderts in den Mauern nistete. In Warnemünde lag Stauß` Boot „Ulf II“ vor Anker. Stauß hielt fleißig Verbindung mit der Prominenz und versäumte es selten, mit seinen Gästen zu mir herüberzukommen, Flugzeuge zu besichtigen und möglichst schwäbische Maultaschen und Spätzle zu probieren. Im Übrigen war Stauß … ein munterer Jagdgenosse. Ich … verleitete Herrn von Stauß … (zu Jagdausflügen), der trotz modernster, für jede Modenschau geeigneter Jagdausrüstung bei unseren großen Hasentreibjagden in Teterow zwar selten einen Hasen traf, aber sonst der unverzagteste Jagdgenosse in jenen stürmischen Jahren war.“

Wie ein Teil seiner Vorgänger auf Burg Schlitz ließ von Stauß sein Wappen in der Kirche von Hohen Demzin anbringen. Die Feldscheune an der Straße nach Waren und Teterow trägt noch heute seine Initialen. Zentrale Erntedankfeste von Hohen Demzin, Karstorf und Görzhausen wurden in Burg Schlitz gefeiert. Außerdem soll er zur Sonnenwende 1933 ein Wehrkreuz auf dem Röthelberg - errichtet durch das F. A. D. Stahlhelmlager Görzhausen - eingeweiht haben. In Karstorf ist der Pferdestall zum Kinosaal umgebaut worden. Ufa-Filme sollen hier uraufgeführt worden sein. Der Schwanenteich soll mit elektrischen Anlagen versehen worden sein, mit denen der Teich in wechselnde Farben getaucht wurde. Die Wege unterhalb des Schlossen wurden regelmäßig mit Sand von Stränden am Malchiner See bestreut. Der besonders für seine Tiermotive bekannte Münchner Bildhauer Emil Manz schuf 1933 die Bronzeplastik der Spielenden Bären. Diese ließ von Stauß anstelle einer Sonnenuhr vor dem Herrenhaus aufstellen. Ob sie tatsächlich ein Bezug zur Wahlheimat Berlin ist, dessen Wappentier ein Bär ist, bleibt fraglich. Ebenfalls auf Initiative von von Stauß gehen die Kolonaden auf den beiden Verbindungstrakten der drei Hausflügel zurück. Die bedeutendste Veränderung ist sicher die Aufstellung des „Brunnens der drei tanzenden Mädchen“ von Walter Schott.

Emil Georg von Stauß verstarb am 11. Dezember 1942 in Berlin-Schmargendorf im Martin-Luther-Krankenhaus nach kurzer, schwerer Krankheit. Adolf Hitler ordnete für den 16. Dezember einen Staatsakt an, der im Haus der Flieger („Görings kleiner Reichskanzlei“ – dem heutigen Berliner Abgeordnetenhaus“) stattfand. Die Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident Walther Funk hielt die Trauerrede. Die Trauerfeier fand am 18. Dezember im Krematorium Berlin-Wilmersdorf statt.

Harry Graf Kessler in seinem Tagebuch vom 30. Januar 1933: „Ich saß an einem kleinen Tisch zwischen ihm und dem berühmten Herrn von Stauß, früher von der Deutschen Bank, der sich dicke tat mit seinen intimen Beziehungen zu Hitler. Dieser habe ihm versprochen, er werde ihm den Wunsch, den er ihm zur Kenntnis bringt, erfüllen.“ Ulrich von Hassel in seinem Tagebuch vom 29. September 1938: „Vor dem Frühstück sah ich Stauß, der einer der ersten Wirtschaftler war, die zu Hitler gingen, jetzt in höchster Sorge und Angewidertheit.“

1945 - 1992 Enteignung und öffentliche Nutzung

Privatisierung und Eigentümer seit 1992

Gebäude

Park und Denkmale

Ein Werk aus der Zeit der Empfindsamkeit

Der Park gehört zu den größten und schönsten in Mecklenburg-Vorpommern, umfasst rund 60 ha und wurde in der Zeit von 1800 bis 1830 durch Hans Graf von Schlitz angelegt. Nachfolgende Besitzer nahmen Ergänzungen und Änderungen vor. Die Gestaltung erfolgte als englischer Landschaftspark und umfasst den Teil unmittelbar um das Herrenhaus, den dahinter liegenden Teil um den Buchenberg mit dem Weg am Waldrand, an dem die Denkmale wie eine Perlenkette aufgereiht sind, die Anlagen um die ehemalige Wasserburg in Karstorf und läuft in Denkmalen an Wegen und Straßen aus. Die Steinsetzungen sind durchweg aus Granit und umfassen Themen philosophischen, vaterländischen und familiären Inhalts. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Reihe seltener Bäume und Pflanzen.

Erfolgte die Pflege durch die Besitzer, änderte sich dies mit der Bodenreform 1945. Die Bewohner des 1955 im Herrenhaus eingerichteten Seniorenheimes pflegten das unmittelbare Umfeld, weite Teile des Parks verwilderten dabei. 1963 erarbeitete der Gartenarchitekt Alfred Niendorf aus Ludwigslust im Auftrag des Rates des Kreises Planungen zur Sanierung des Parks und eine Bestandsliste der Bäume, aus Kostengründen unterblieb eine Sanierung des Parks. Zahlreiche Denkmale im Park waren zwischenzeitlich beschädigt, zerstört oder gestohlen. In den 1980er Jahren begannen Pflegearbeiten durch Genossenschaftsbauern der umliegenden LPGen und durch Schüler aus Schorssow. Von 1988 bis 1990 wurde der Park unter fachlicher Begleitung von Dipl. Garten- und Landschaftsarchitektin Charlotte Schmid und dem ehrenamtlichen Kreisdenkmalpfleger Architekt Dipl.-Ingenieur Anselm Wolter wiederhergestellt.

Der Gaststein oder Begrüßungsobelisk empfängt die Besucher an der Auffahrt zur Burg. Graf Schlitz ließ das 7 m hohe Monument 1816 errichten. An der Spitze ist das Motto des Grafen: WWWV - Wünsche wenig wirke viel - verewigt. Die Begrüßungsworte lauten: SKANDENS HOSPES GRATE URNAE HUIC CURAM TRADAS EXPORTAT H. COMES SCHLITZ MDCCCXVI - GAST DER DU HINAUFSTEIGST ÜBERGIB DIESER FREUNDLICHEN URNE DEINE SORGEN DAS WÜNSCHT H. GRAF SCHLITZ 1816. Die eiserne Urne ist gestohlen worden. 2017 wurde der Obelisk durch eine Linde zerstört und wieder aufgebaut.

Auf der anderen Seite des Weges steht ein Wegweiser mit den Angaben zu den nächsten Orten, nordwärts: H.DEMZIN KOETHEL TETEROW, südwärts: KARSTORF ZIDDORF WAHREN und westwärts: BURG SCHLITZ.

Das Eingangstor ist von 1993 nach dem Vorbild der Zäune um das Herrenhaus gefertigt worden.

Folgt man der Lindenalle und biegt an ihrem Ende links ab, gelangt man zur Magdalenenlaube, eine Steinsetzung erinnert noch an den einstigen Lieblingsplatz von Magdalene Gräfin von Bassewitz.

Biegt man dann rechts ab, gelangt man zum Blücher-Wellington-Denkmal. Die 5 m hohe Anlage besteht aus zwei Teilen. Der hintere verewigt auf der Säule die Namen der beiden Sieger in der Schlacht von Waterloo, darunter wird in einer Nische Napoleon durch gekreuzte Dreizacke - Symbole für Neptun, somit der Atlantische Ozean um Napoleons Verbannungsort St. Helena - gefangen gehalten. Die Inschrift erläutert dies: DEN DAEMON DER NOCH JUENGST TEUTONIENS FESSEL HIELT EIN FERNES FELSENEILAND BIRGT IHN GEKETTET ZERSPLITTERT IST DES TRUGES MACHT UND RECHT UND WAHRHEIT SIEGTEN AM XVIII JUNIUS UND XX NOVEMBER MLCCCXV. (Die beiden Daten beziehen sich auf die Schlacht von Waterloo am 18.Juni 1815 und auf den "Zweiten Pariser Frieden" vom 20. November 1815.) Die ursprüngliche Büste Napoleons war aus Marmor, die Büste von Gebhard Leberecht von Blücher, die im vorderen Teil des Denkmals stand, hingegen aus Eisen. Sie wurde 1945 in einer Abfallgrube entsorgt und erst 1999 wieder gefunden. Hinter der Büste war ein Caduceus oder Hermesstab angebracht, an den Seiten Siegerkränze. Die Inschrift lautet: VICTORIAE ET PACIS H COMES SCHLITZ EX VOTO MDCCCXVI - SIEG UND FRIEDEN H GRAF SCHLITZ EINGEWEIHT 1816. Es ist das erste Denkmal, das den beiden Feldherren errichtet wurde. Blücher bedankte sich 1818 in der Schlosschronik für die Errichtung des Denkmals.

Folgt man dem Weg weiter, gelangt man zum Regensburgdenkmal. 1809 standen sich bei Regensburg zwei Verwandte in den Armeen Österreichs und Frankreichs gegenüber, in den anschließenden Gefechten töteten sie sich im Kampf gegenseitig. Dies berührte Hans Graf Schlitz und er ließ die Rüstungen der beiden in dem 4 m hohen Denkmal unterbringen. Auf der einen Seite des neogotischen Baues ist das Wappen des Grafen dargestellt: zwei schräge, dreigezinnte Balken für von Schlitz und darunter die Lilie für Labes. Auf der anderen Seite steht: DIE VORSEHUNG SCHUETZTE DIE MEINIGEN EISEN DIE KAEMPFENDEN NICHT H. GRAF SCHLITZ MDCCCXIV (1814) IM STURM VOR REGENSBURG WO MIR DIE THEUERSTEN LEBTEN LIESSEN SINKEND IM KAMPFE GEGENEINANDER ZWEI GEHARNISCHTE DIESE RÜSTUNG ZURUECK AM XXII APRIL MDCCCIX (22. April 1809). Auf der einen Seite des Denkmals steht eine Libanonzeder und auf der anderen ein Ginkgobaum.

Glashütte

Görzhausen

Skulpturenweg

Ortschroniken und Schriften zu Karstorf, Burg Schlitz und Görzhausen

-Adamiak, Josef "Schlösser und Gärten in Mecklenburg"
VEB E. A. Seemann Verlag Leipzig 1975
-Böhmer, Gerhard "Das Lebenslied des Grafen Hans von Schlitz"
Verlag der Buchdruckerei H. Müschen, Teterow
-Boroock, Willi "Chronik - Historische Betrachtung über die Burg Schlitz 1427 - 1945 Kreis Teterow"
erarbeitet 1985 - 1990
-Brandt, Jürgen "Alt-Mecklenburgische Schlösser und Herrensitze"
Verlag Ernst Wasmuth A. G. Berlin 1925
-Burkhardt, Albert "Mitten in Mecklenburg"
VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig 1983
-Hermann, Anne und Anke "Burg Schlitz"
Eigenverlag 1992/93
-Hippauf, Renate und Luttmann, Jürgen "Spaziergänge in der Landschaft von Burg Schlitz - Ein Parkführer in 62 Denkmalen und 13 Skizzen"
Grafik, Druck & Verlag GmbH Stavenhagen 2011
-Luttmann, Jürgen und Wolter, Anselm "1801 - 2001 200 Jahre Görzhausen - Ein kleiner Rückblick auf die Geschichte des Dorfes"
Eigenverlag 2001
-Luttmann, Jürgen "100 Jahre Bassewitz auf Burg Schlitz"
Eigenverlag 2002
-Luttmann, Jürgen "Wappenbuch von Burg Schitz und Umgebung"
Eigenverlag 2003
-Ossenberg-Engels GmbH Architekten und Ingenieure "Burg Schlitz - Dokumentation über die Gebäude und den Park der Burg Schlitz"
Eigenverlag 1992
-Rolf, Albert "Denkwürdigkeiten des Grafen Hans von Schlitz von den letzten Lebensjahren Josephs des II. bis zum Sturze Napoleon`s I."
G. U. Rudolph`s Verlags-Buchhandlung Hamburg 1898
-Schlitz, Hans Graf von (ergänzt von Rudolph Graf von Bassewitz) "Chronik von Burg Schlitz"
erarbeitet 1816 - 1890
-Steinhausen, Claus "Die historische Kulturlandschaft um Burg Schlitz in der Mecklenburgischen Schweiz - Geschichte, Zustand und Entwicklungskonzept eines Beispiels der Landesverschönerung"
Eigenverlag 1994
-Wagner, Annalise "Burg Schlitz"
in Carolinum 48. Jg. Nr. 91 Hrsg. Altschülerschaft des ehemaligen Carolinum Neustrelitz
-Wolter, Anselm "Der Park Burg Schlitz- Rekonstruktion des Parkes in den Jahren 1988 bis 1990"
Eigenverlag 1998
-Zippel, Kathrin und Maßmann, Wolfgang "Inventarisierung und Vorschläge zur Erhaltung der Steindenkmäler im Park Schlitz"
Eigenverlag 1989

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